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voestalpine - Fakten & Zahlen - Bundesministerium für Verkehr ...

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TECHNOLOGIE<br />

TRANSFER<br />

mit Unterstützung durch das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, Innovation und Technologie<br />

6a/2007 • Erscheinungsort Wien • Verlagspostamt 1110 Wien • P.b.b. • 02Z031058M<br />

So will Österreich<br />

international<br />

punkten


Foto: Klobucsar<br />

Foto: Klobucsar<br />

�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

�� INTERVIEW:<br />

Aufsichtsratsvorsitzender Horst<br />

Pöchhacker ist davon überzeugt,<br />

dass das Betreiber-<br />

Know-how der ÖBB zum<br />

Exportschlager wird.<br />

�� GROSSPROJEKTE:<br />

Die Andritz VA TECH HYDRO<br />

spielt eine wichtige Rolle bei<br />

der Erschließung der<br />

Wasserkraft in der Türkei.<br />

�� TÜRÖFFNER: Ein Paradebeispiel <strong>für</strong> erfolgreichen<br />

Technologietransfer war der offizielle Arbeitsbesuch von<br />

Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl Ende Oktober in<br />

Venezuelas Hauptstadt Caracas. Zahlreiche Vertreter österreichischer<br />

Spitzentechnologiebetriebe haben sie begleitet.<br />

Foto: Andritz VA TECH HYDRO


Foto: Photodisc<br />

Foto: Photodisc<br />

�� INNOVATIONSKRAFT: Eine Studie des Joanneum Research bestätigt,<br />

dass Österreichs wirtschaftliche Zukunft in der Hochtechnologie liegt. Allerdings<br />

sollte hierzulande mehr selbst geforscht und weniger Know-how zugekauft<br />

werden.<br />

�� FINANZIELLE BASIS: Oft ist <strong>für</strong> den Vertragsabschluss nicht mehr die<br />

gute politische Beziehung oder das erstklassige Produkt entscheidend, sondern<br />

sehr häufig die passende Risikoabwicklung und die attraktive Finanzierung.<br />

Inhalt<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

�� Vorwort Bundeskanzler Alfred Gusenbauer<br />

�� Vorwort Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl<br />

�� So will Österreich international punkten<br />

�� Über Grenzen gehen: Österreichs Turbo beim<br />

Technologietransfer<br />

�� Auf den richtigen Weg gebracht<br />

�� Wasserkraft <strong>für</strong> die Türkei<br />

�� Vier Kraftwerke <strong>für</strong> Bosnien<br />

�� Heimspiel in Algerien<br />

�� Qualität zu selten berücksichtigt<br />

�� Pöchhacker: Heimisches Betreiber-Know-how als<br />

Exportschlager<br />

�� Topspital in Kuala Lumpur<br />

�� Technologieentwicklung statt Importe<br />

�� Jobmotor Hightech<br />

�� Bestens vernetzt<br />

�� Speerspitzen im Ausland<br />

�� Ein weiterer Tiger ist erwacht<br />

�� Attraktive Finanzierung ausschlaggebend


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Johannes Stuhlpfarrer<br />

Foto: Herwig-Hakan Mader<br />

Editorial<br />

I n<br />

den letzten Monaten gab es allen<br />

Grund zur Freude. Denn das Ziel, ab<br />

2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

<strong>für</strong> Forschung aufzuwenden,<br />

liegt – im Gegensatz zu den meisten anderen<br />

EU-Ländern – <strong>für</strong> Österreich in greifbarer<br />

Nähe. Diese Dynamik wird sich zweifelsfrei<br />

unter anderem auch in zahlreichen<br />

neuen Arbeitsplätzen manifestieren – zeigt<br />

doch die steigende Anzahl an Exporten<br />

österreichischer Hightech-Unternehmen,<br />

dass in der heimischen Forschungs- und<br />

Technologiepolitik die richtigen Maßnahmen<br />

gesetzt wurden und die Forschung<br />

vermehrt marktfähige technologische Produkte<br />

zum Ergebnis hat. Nach jahrelanger<br />

Unsicherheit wegen der Abwanderung von<br />

Betrieben in Niedriglohnländer und den<br />

damit einhergehenden Ängsten der Mitarbeiter<br />

um ihre Arbeitsplätze war das ein<br />

wichtiges Signal, dass höhere Löhne bzw.<br />

Lohnnebenkosten nicht unbedingt ein<br />

Standortnachteil sein müssen. Das gilt allerdings<br />

hauptsächlich <strong>für</strong> Firmen mit innovativen<br />

und technologisch anspruchsvollen<br />

Produkten, da Hightech zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnt.<br />

Unsere Unternehmen sind im Technologiesektor,<br />

insbesondere in den Bereichen<br />

Eisenbahn, Gesundheit, Umwelt und Energie<br />

sowie im Maschinen- und Anlagenbau<br />

international besonders gut positioniert.<br />

Nachdem gerade hier sehr oft staatliche<br />

Stellen als Kunden auftreten, sind ausgezeichnete<br />

Kontakte ein entscheidender<br />

Wettbewerbsfaktor. Lesen Sie ab Seite 7,<br />

wie das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />

Innovation und Technologie (BMVIT) mit<br />

seinem Instrumentarium im Technologietransferbereich<br />

österreichischen Unternehmen<br />

beim Verkauf ihrer Technologie im<br />

Ausland unterstützt. Ab Seite 12 folgen<br />

Berichte aus der Praxis anhand des offiziellen<br />

Arbeitsbesuchs von Staatssekretärin<br />

Christa Kranzl in Venezuelas Hauptstadt<br />

Caracas sowie ausgewählter Best-<br />

Practice-Beispiele, um die unser Land international<br />

beneidet wird.<br />

Die Ausgangslage <strong>für</strong> weiteres Wirtschaftswachstum<br />

durch Hochtechnologie<br />

ist also ausgezeichnet. Allerdings zeigt eine<br />

brandaktuelle Studie von Joanneum Research,<br />

dass derzeit noch (zu) viel Knowhow<br />

aus dem Ausland zugekauft wird (ab<br />

Seite 33) und fordert zu mehr Eigenforschung<br />

auf.<br />

Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen<br />

gilt: Immer öfter entscheiden<br />

nicht nur gute Kontakte und ausgezeichnete<br />

Produkte darüber, ob man einen Auftrag<br />

erhält, sondern ein Gesamtpaket, das neben<br />

der passenden Risikoabsicherung auch<br />

eine attraktive Finanzierung enthält. Was<br />

das in der Praxis bedeutet, erfahren Sie ab<br />

Seite 45.<br />

Lesen Sie weiter und informieren Sie sich<br />

über das spannende und herausfordernde<br />

Thema Technologietransfer.<br />

Impressum: MEDIENINHABER UND VERLEGER: Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co.KG. > A-1110 Wien, Leberstraße 122 > Telefon: +43-1/740 95-0 > Fax: +43-1/740<br />

95-430 > E-Mail: austria-innovativ.zv@bohmann.at > DVR: 0408689 > GESCHÄFTSFÜHRUNG: Dr. Gabriele Ambros – Gerhard Milletich > Herausgeber: KR Dr. Rudolf Bohmann<br />

> Verlagsleitung Redaktion: Dr. Peter Tajmar > Chefredakteur: Christian Klobucsar – DW 435 > Redaktion: Johannes Stuhlpfarrer > Anzeigenleitung: Mag. (FH) Josef Schramm – DW<br />

463 > Layout: Mag. Marion Karasek > Produktion: Markus Frühwirth, Michael Stanek > Druck: Leykam Druck Ges.m.b.H. & Co KG, 8057 Graz, Ankerstraße 4 > Titelfoto:<br />

Photos.com > Erscheinungsweise: 6-mal jährlich > Abonnementpreis: 47,90 Euro > Das Abonnement ist spätestens 30 Tage vor Bezugsjahresende schriftlich kündbar > Mit Promotion<br />

gekennzeichnete Beiträge sind bezahlte Einschaltungen. > Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.


Wohlstandssicherung<br />

Ö sterreich<br />

befindet sich derzeit in<br />

einer ausgezeichneten Situation:<br />

Unser Land gehört zu jenen<br />

Staaten der Welt, die am meisten von der<br />

Ostöffnung, dem internationalen Handel<br />

und der Integration profitieren. Im vergangenen<br />

Jahr sind die Exporte auf einen neuen<br />

Rekordwert gestiegen, und Österreich<br />

liegt derzeit im EU-Vergleich beim Wirtschaftswachstum<br />

im Spitzenfeld. Bis heute<br />

haben sich rund 1.000 Headquarter und internationale<br />

Unternehmen bei uns angesiedelt,<br />

wir sind damit ein starker regionaler<br />

Partner und haben unsere Funktion als<br />

Wirtschaftsdrehscheibe <strong>für</strong> den Osten gefestigt.<br />

Wir dürfen uns allerdings nicht auf diesen<br />

Erfolgen ausruhen, sondern müssen da<strong>für</strong><br />

sorgen, auch in Zukunft wettbewerbsfähig<br />

zu sein, und weiterhin an einer Erhöhung<br />

unseres Exportvolumens wie auch an<br />

einer qualitativen Verbesserung der Produktstruktur<br />

arbeiten. Ich bin in meiner<br />

Funktion als Bundeskanzler gerne dazu bereit,<br />

die österreichischen Unternehmen dabei<br />

zu unterstützen und bei Gesprächen mit<br />

ausländischen Staats- und Regierungschefs<br />

den Boden <strong>für</strong> heimische Betriebe zu bereiten.<br />

Ich habe dabei die Erfahrung gemacht,<br />

dass „Made in Austria“ einen sehr guten<br />

Ruf genießt und auch sehr begehrt ist.<br />

Politische Unterstützung ist aber nur<br />

dann zielführend, wenn unsere Unternehmen<br />

weiterhin erstklassige Produkte zu<br />

wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt<br />

bringen und sich dies auch in hochwertigen<br />

und gut entlohnten Arbeitsplätzen niederschlägt.<br />

In diesem Zusammenhang ist <strong>für</strong><br />

Österreich – wie <strong>für</strong> alle westlichen Industrieländer<br />

– die Globalisierung eine große<br />

Herausforderung. Durch die Verlagerung<br />

der Produktion ganzer Branchen in die<br />

Niedriglohnländer nach Osteuropa oder<br />

China wandert auch die Wertschöpfung ab.<br />

Österreichs Chance besteht darin, die inzwischen<br />

auch international gesehen sehr<br />

gute Quote bei Forschung und Entwicklung<br />

weiter zu erhöhen, um die Innovation in<br />

Betrieben aller Branchen und Größenordnungen<br />

zu stärken, dadurch höher qualifizierte<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern<br />

und einen höheren Technologieanteil<br />

im Export zu erzielen. Denn Hochtechnolo-<br />

gie hat den Vorteil, dass sowohl Forschung<br />

als auch die spätere Produktion im Inland<br />

bleiben, und damit eine hohe österreichische<br />

Wertschöpfung garantiert wird: Eine<br />

Verlagerung in ein Niedriglohnland ist aufgrund<br />

der spezifischen Herstellungsbedingungen<br />

meistens schwer und oft gar nicht<br />

möglich. Damit vermeiden wir auch, in einen<br />

Lohn- und Steuersenkungswettbewerb<br />

mit Schwellenländern einzutreten.<br />

In diesem Sinne ist Innovation nicht als<br />

Selbstzweck zu sehen, sondern als Mittel<br />

zur Sicherung und Erhöhung unseres<br />

Wohlstandsniveaus – und zwar auf einer<br />

möglichst breiten Basis. So gesehen ist der<br />

starke Anstieg beim Export von technologisch<br />

anspruchsvollen Produkten besonders<br />

erfreulich. Er hat sich von 1993 bis<br />

2003 auf einen Anteil von 15,6 Prozent der<br />

gesamten Ausfuhren praktisch verdoppelt.<br />

Mit den aktuellen Programmen <strong>für</strong> den<br />

Wissens- und Technologietransfer stehen<br />

den heimischen Unternehmen wichtige Instrumente<br />

zur Verfügung, dieser Entwicklung<br />

eine zusätzliche Dynamik zu geben.<br />

Ich bin mir sicher, dass Österreich damit in<br />

nicht allzu ferner Zukunft zu einem Paradebeispiel<br />

<strong>für</strong> Hightech-Entwicklung und<br />

-Export wird.<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Bundeskanzler Alfred<br />

Gusenbauer sieht Innovation<br />

nicht als Selbstzweck, sondern<br />

als Mittel zur Erhöhung und<br />

Sicherung des Wohlstandsniveaus<br />

in Österreich.<br />

Foto: BKA


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Forschungsstaatssekretärin<br />

Christa Kranzl hat als oberstes<br />

Ziel, die Forschungsquote auf<br />

drei Prozent des BIP zu heben.<br />

Foto: Klobucsar<br />

Marktorientiertes Forschen<br />

W aren<br />

und Dienstleistungen,<br />

die in andere Länder verkauft<br />

werden, machen inzwischen<br />

mehr als die Hälfte der Einnahmen österreichischer<br />

Firmen aus. Damit ist der Export<br />

wie in den anderen westlichen Industrieländern<br />

auch hierzulande die Stütze der<br />

Wirtschaft. Um im internationalen Wettbewerb<br />

bestehen zu können, benötigen die<br />

heimischen Betriebe aber konkurrenzfähige<br />

Produkte. Der Schlüssel da<strong>für</strong> ist eine zielgerichtete,<br />

marktorientierte Forschung, deren<br />

Ergebnisse rasch in Innovationen umgesetzt<br />

und auf den Markt gebracht werden<br />

können.<br />

Unser oberstes Ziel ist es daher, die Forschungsquote<br />

von derzeit 2,43 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts in den kommenden<br />

Jahren weiter zu steigern. Allein heuer werden<br />

mehr als 6,8 Milliarden Euro in Forschung<br />

und Entwicklung fließen – Österreich<br />

ist damit auf dem besten Weg, als eines<br />

der wenigen EU-Mitgliedsländer das<br />

Barcelona-Ziel zu erreichen, das die Anhebung<br />

der Forschungsquote bis 2010 auf drei<br />

Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)<br />

vorsieht. Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

auch, das die zahlreichen Klein- und<br />

Mittelbetriebe verstärkt in die Forschungsförderung<br />

eingebunden werden. Hier gibt<br />

es noch ein großes Verbesserungspotenzial,<br />

vor allem im Ausbau der Beratung und bei<br />

der Förderung der Humanressourcen.<br />

Eine weitere Herausforderung ist der<br />

drohende Mangel an Forschern. Um dem<br />

vorzubeugen, braucht Österreich sowohl<br />

kurz- als auch mittelfristig Fachkräfte aus<br />

dem Ausland. Es geht jetzt darum, diesen<br />

europaweit begehrten Spezialisten ein attraktives<br />

Arbeits-, aber auch ein attraktives<br />

Lebensumfeld <strong>für</strong> sich und ihre Familien zu<br />

schaffen. Österreich hat diesbezüglich mit<br />

seiner guten Infrastruktur und dem hohen<br />

Lebensstandard ausgezeichnete Voraussetzungen,<br />

die unbedingt genützt werden<br />

müssen.<br />

Um den Forschermangel allerdings langfristig<br />

auszugleichen, müssen wir dieses<br />

Thema verstärkt in der Bildung verankern<br />

und das Interesse der SchülerInnen an<br />

technischen und wissenschaftlichen Berufen<br />

wecken und fördern. Denn schließlich<br />

handelt es sich hier um einen Zukunftsbe-<br />

reich mit einem enormen Beschäftigungspotenzial.<br />

Diese Stärkung von Forschung<br />

und Technik in der gesamten Bildungskette<br />

bis hin zur Matura wird dabei mit dem<br />

Unterrichtsministerium abgestimmt und<br />

gemeinsam umgesetzt werden.<br />

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass<br />

es noch einiger Anstrengung bedarf, bis<br />

Österreich EU-weit endgültig den Sprung<br />

unter die Top drei in der Forschung schafft.<br />

Aber die Marschrichtung stimmt. Besonders<br />

wichtig ist aber, dass eine Brücke zwischen<br />

Forschung und Vermarktung von<br />

Produkten geschlagen wird. Wenn Forschung<br />

sich an den Bedürfnissen des Marktes<br />

orientiert, ist dies eine wichtige Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> den Erfolg der Unternehmen,<br />

aber auch der gesamten österreichischen<br />

Volkswirtschaft – und der Technologietransfer<br />

ist der Ansatz da<strong>für</strong>.


Foto: Photodisc<br />

Z wischen<br />

den Jahren 1993 und 2003<br />

ist der Anteil hochtechnologischer<br />

Waren an den österreichischen Gesamtexporten<br />

von rund acht Prozent auf<br />

15,6 Prozent angestiegen. Obwohl diese Entwicklung<br />

beeindruckend ist – schließlich haben<br />

sich die <strong>Zahlen</strong> nahezu verdoppelt – ist<br />

es erklärtes Ziel des BMVIT, den Technologieanteil<br />

österreichischer Exporte weiter zu<br />

steigern, da vermutet werden kann, dass höherer<br />

Technologieanteil höhere Wertschöpfung<br />

im Inland mit sich bringt. Alle Bemühungen<br />

zur Steigerung des Anteils an (Hochtechnologie-)Exporten<br />

durch kommerziellen<br />

Technologietransfer sind Teil der laufenden<br />

heimischen Infrastrukturoffensive des<br />

BMVIT, die die Fortführung und Ausweitung<br />

bewährter Instrumente bringen soll. Ein weiterer<br />

Ansatz zur Erhöhung des Technologieanteils<br />

an österreichischen Exporten ist die<br />

verstärkte Investition von Kapital in Forschung<br />

und Entwicklung im Technologiebereich,<br />

da es als unbestritten angesehen wird,<br />

dass Investitionen in Forschung, technisches<br />

Wissen und technologische Innovationen in<br />

entwickelten Volkswirtschaften die Basis <strong>für</strong><br />

wirtschaftliches Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit<br />

darstellen und damit einen<br />

wertvollen Beitrag <strong>für</strong> die Erhaltung und<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen leisten.<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

So will Österreich international punkten<br />

WETTBEWERBSVORTEIL. Technologie macht erst Sinn, wenn sie verkaufbar ist. Österreich ist es gelungen, quantitativ<br />

sehr nah an diese Vorgaben heranzukommen. Denn das in Forschung und Technologieentwicklung investierte<br />

Geld erzielt nur dann jene gewünschte volkswirtschaftliche Nachhaltigkeit, wenn es in verkaufbare Produkte<br />

und Dienstleistungen – und damit in Arbeitsplätze umgesetzt werden kann. g


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Experten vertreten in diesem Zusammenhang<br />

die Ansicht, dass heimische Industriebetriebe<br />

zunehmend durch verkaufsbasierte<br />

und prozessorientierte Innovationen im<br />

Technologiebereich punkten könnten, wenn<br />

bei der Erforschung neuer Technologien<br />

„Forschung muss noch näher zu Produkt und<br />

damit Richtung Wirtschaft geerdet werden.“<br />

GERNOT GRIMM, BMVIT<br />

Marktbedürfnisse stärker Berücksichtigung<br />

finden und verkaufsbasierte und prozessorientierte<br />

Innovationen entwickelt werden.<br />

Ökonomen sehen nämlich starke Indizien<br />

da<strong>für</strong>, dass hierzulande ein guter Teil der<br />

anwendungsorientierten Forschung nicht in<br />

den in den Unternehmen eingerichteten<br />

Forschungsstabsabteilungen initiiert wird,<br />

sondern unmittelbar bei Akquisition und<br />

Verkauf „passiert“, da hier die Bedürfnisse<br />

des Marktes direkt auf die produzierenden<br />

Unternehmen treffen.<br />

Bei Betrachtung der Industrie- und Unternehmenspraxis<br />

ergibt sich nämlich folgendes<br />

Bild: Letztlich entscheidend <strong>für</strong> den<br />

wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens<br />

ist nicht seine Forschungsquote, sondern jene<br />

Produkte, die verkauft werden und<br />

somit Umsatz bringen. Der Verkauf<br />

“forscht“ meist<br />

selbst, indem er jene<br />

Forschungsaktivitäten die <strong>für</strong> den Verkaufserfolg<br />

unmittelbar notwendig sind auf seine<br />

Kosten selbst induziert. Die Forschungsabteilungen<br />

selbst haben in den meisten<br />

Unternehmen nur eine vom Verwertungsbereich/Verkauf<br />

losgelöste Stabsfunktion<br />

weit weg vom Markt und seinen Bedürfnissen<br />

oder befinden überhaupt als öffentliche<br />

Institutionen ( in der Art staatlicher „Forschungsstabstellen“)<br />

außerhalb der Unternehmen<br />

in (noch) größerer Distanz zum<br />

Markt.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg dieses Ansatzes<br />

wird es dabei sein, die Anreize zur<br />

Entwicklung von „maßgeschneiderten“,<br />

wirtschaftlich relevanten, das heißt „verkaufbaren“<br />

Technologien (Produkte, Prozesse),<br />

die nicht von der öffentlichen Hand<br />

oder von Forschungsabteilungen, sondern<br />

von Spezifikationen und verkaufsbedingten<br />

Anforderungen der Industrie selbst ausgehen,<br />

zu erkennen und zu nutzen. Nur damit<br />

kann gewährleistet werden, dass Forschung,<br />

Technologie und Innovation so gefördert<br />

werden, dass die Ergebnisse von der Industrie<br />

in Form verkaufbarer/vermarktbarer<br />

Produkte und Verfahren absorbiert werden<br />

können. Ein wichtiges politisches Ziel dabei<br />

ist es, den Gap zwischen „Geld machen“<br />

und „Forschung betreiben“ zu überbrücken<br />

Dies wird nur dann möglich sein, wenn die<br />

Forschung und der Verkauf stärker als bisher<br />

verknüpft<br />

werden.


Forschung muss daher noch näher zum Produkt,<br />

Markt, Verkauf und so in Richtung<br />

Wirtschaft „geerdet“ werden. Es gilt hier, einen<br />

geeigneten und wirksamen Mechanismus<br />

zu finden, um „Entrepreneurial Research“<br />

zu forcieren und die Forschung produktnahe<br />

und organisatorisch im/beim Verkauf<br />

zu positionieren.<br />

Um österreichischen Unternehmen auf<br />

Ihrem Weg zu mehr Erfolg beim Verkauf ihrer<br />

technologischen Produkte unter die Arme<br />

zu greifen, steht ihnen ein Bündel an<br />

Unterstützungs- und Technologieexportförderungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung. Erfolgreiche<br />

Unternehmen setzten offenbar zunehmend<br />

darauf, im Verkaufprozess nicht<br />

nur ihre herausragende Technologie sondern<br />

auch den „Mehrwert Österreich“ in die<br />

Waagschale zu werfen. Am Ende des Tages<br />

nutzt schließlich die Unterstützung des Exportes<br />

österreichischer Produkte und<br />

Dienstleistungen durch kommerziellen<br />

Technologietransfer der gesamten heimischen<br />

Wirtschaft, indem sie hilft, die strukturellen<br />

Anpassungen im Bereich Infrastruktur,<br />

der ein hohes „Trägheitsmoment“<br />

hat, schneller über die Bühne zu bekommen,<br />

indem etwa bei sinkender Nachfrage im Inland<br />

nicht die Produkte, sondern die Technologieproduktionen<br />

wie z. B. Stahlwerke<br />

auf Märkte „exportiert“ werden, wo die<br />

Nachfrage noch ent-<br />

sprechend groß ist - womit gleichzeitig<br />

auch die strukturelle Absatzproblematik<br />

temporär „exportiert“ wird. Um hier Unterstützung<br />

<strong>für</strong> die österreichische Wirtschaft<br />

zu leisten – immerhin sind im Bereich Exportförderung<br />

Projekt mit einem gesamten<br />

Volumen von drei bis fünf Milliarden Euro<br />

pro Jahr im Laufen - bietet die Alpenrepublik<br />

Instrumentarien, die mehr können als<br />

vergleichbare Systeme in anderen Industrieländern.<br />

ZUR STEIGERUNG DES TECHNOLOGIEAN-<br />

TEILS AN ÖSTERREICHISCHEN EXPORTEN<br />

durch kommerziellen Technologietransfer<br />

hat das <strong>für</strong> Infrastruktur und Technologie<br />

zuständige <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />

Innovation und Technologie (BMVIT) nicht<br />

nur eine eigene Organisationseinheit eingerichtet,<br />

sondern setzt zahlreiche Aktivitäten<br />

mit Schwerpunkt auf den Gebieten Eisenbahntechnologie,<br />

Energie- und Umwelttechnologie,<br />

Gesundheitstechnologie – sehr<br />

oft geht es hier um große Infrastrukturprojekte,<br />

wie <strong>Verkehr</strong>sprojekte, Kraftwerksbauten<br />

oder Krankenhäuser. Das BMVIT hatte<br />

in diesen Bereichen immer öfter die Nase<br />

vorn. „Wir verfügen über jene technologiepolitischen<br />

und wirtschaftspolitischen Instrumentarien,<br />

dank derer die österreichischen<br />

Technologieunternehmen komparative<br />

Vorteile herausholen können“,<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Foto: Photodisc


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

sagt Gernot Grimm, der Leiter der Stabstelle<br />

<strong>für</strong> Technologietransfer im BMVIT. Nicht<br />

der besserer Preis und auch nicht das bessere<br />

Produkt entscheiden, sondern die besserer<br />

Technologie und das bessere Service.<br />

Weiters die Flexibiliät sowie Strukturen, die<br />

optimal den Anforderungen des Kunden<br />

entsprechen und <strong>für</strong> jedes einzelne Projekt<br />

maßgeschneiderte Unterstützung leisten<br />

können. Besonders geschätzter Added Value<br />

österreichischer Produkte und Dienstleistungen<br />

im Technologiebereich ist die Integrierung<br />

der Betreiberkomponente, das<br />

heißt die Bereitstellung und zur Verfügung<br />

Stellung des <strong>für</strong> den laufenden Betrieb notwendigen<br />

Betreiber-Know-hows von Betreibern<br />

wie z. B. der ÖBB oder dem AKH <strong>für</strong><br />

den potenziellen Kunden. Warum ist das so<br />

wichtig? Weil ein Kunde, z. B. eine ausländische<br />

Bahnverwaltung, seinem österreichischen<br />

Kollegen von der ÖBB mehr vertraut<br />

als einem Firmenvertreter mit klarem „Verkaufsmotiv“.<br />

„Um so manches Best-Practice-Beispiel werden wir<br />

von anderen Industrieländern beneidet.“<br />

GERNOT GRIMM, BMVIT<br />

NEBEN HERKÖMMLICHEN MASSNAHMEN<br />

wie Unterstützung auch auf politischer Ebene<br />

oder Coaching im Einzelfall, die zwar<br />

ebenfalls möglich sind, aber zuweilen<br />

durchaus die Gefahr bergen, kontraproduktiv<br />

zu wirken, weshalb es hier im Vorfeld<br />

immer das gesamte politischen und wirtschaftliche<br />

Umfeld zu sondieren und die<br />

Zweckmäßigkeit derartiger Schritte sorgfältig<br />

abzuwägen gilt, bietet das BMVIT sehr<br />

effiziente Instrumente an, auf die die österreichische<br />

Industrie zur Unterstützung Ihrer<br />

Technologieexportvorhaben insbesondere<br />

bei Projekten mit strategischem, infrastrukturtechnologischem<br />

Charakter (Flughäfen,<br />

Spitäler, Eisenbahnen, Straßen etc.) zurückgreifen<br />

kann. Um das vorher gesagte umzusetzen,<br />

legt das BMVIT einen bilateralen<br />

Rahmen über diese Aktivitäten.<br />

Ein Kerninstrument, das Technologieunternehmen<br />

gerne in Anspruch nehmen, sind<br />

sogenannte „Infrastrukturkooperationsabkommen“<br />

(früher auch als Sektorabkommen<br />

bezeichnet). Dies sind bilaterale Abkommen,<br />

bei denen eine Zusammenarbeit bei<br />

der Realisierung an konkreten Technologieprojekten<br />

insbesondere in den Bereichen<br />

Eisenbahn, Gesundheit sowie Energie und<br />

Umwelt vereinbart wird. Bei diesen Abkommen<br />

handelt es sich um Verwaltungsübereinkommen,<br />

mit deren Hilfe gemein-<br />

sam auf bilateraler Ebene zwischen Österreich<br />

und einem Zielland Technologieprojekte<br />

identifiziert und deren Realisierung<br />

beschleunigt werden, um so die Erfolgschancen<br />

österreichischer Unternehmen bei<br />

Aufträgen im Rahmen der Umsetzung dieser<br />

Projekte zu erhöhen. Algerien war das<br />

erste Land, mit dem Österreich 1987 ein bilaterales<br />

Kooperationsabkommen im Infrastrukturtechnologiebereich<br />

(Eisenbahn) geschlossen<br />

hat. Im Rahmen dieses Abkommens<br />

wurden in Algerien Projekte im Wert<br />

von über 600 Millionen Euro abgewickelt.<br />

EIN WEITERES ERFOLGSBEISPIEL <strong>für</strong> derartige<br />

bilaterale Aktivitäten ist das Infrastrukturtechnologieabkommen<br />

im Bereich Energie<br />

bzw. Wasserkraft mit der Türkei. Zwei<br />

Drittel der in diesem Land neu installierten<br />

Wasserkraft sind über das Abkommen realisiert<br />

worden. Aktuell gibt es 59 solcher bilateraler<br />

Abkommen oder abkommensähnlicher<br />

Übereinkommen mit insgesamt 38<br />

Ländern im Technologiebereich, wobei der<br />

Schwerpunkt im Bereich des Eisenbahntechnologiesektors<br />

liegt, auf den nahezu die<br />

Hälfte dieser bilateralen Vereinbarungen<br />

entfallen.<br />

Der Vorteil dieses Instrumentes <strong>für</strong> österreichischer<br />

Unternehmen liegt darin, dass<br />

■ sie unter dem Schirm der bilateralen Treffen<br />

von Regierungsvertretern oder Vertretern<br />

von Ministerien „neutralisiert“<br />

mit den ausländischen Kunden an einem<br />

Tisch sitzen,<br />

■ die Akquisitionstätigkeit abgekürzt bzw.<br />

vereinfacht wird, weil im Vorfeld bereits<br />

der politische und wirtschaftliche Hintergrund<br />

des Ziellandes überprüft und sondiert<br />

wird,<br />

■ die Chancen bei der Bewerbung an internationalen<br />

Ausschreibungen durch Einbindung<br />

österreichischer Vertreter in der<br />

Frühphase von Projekten erhöht werden,<br />

■ mehr Sicherheit, was die Projektrealisierung<br />

betrifft, erzielt wird und<br />

■ im Rahmen dieser Abkommen <strong>für</strong> jeden Fall<br />

maßgeschneiderte Maßnahmen und Vorgehensweisen<br />

vereinbart werden können.<br />

ANDERE INDUSTRIESTAATEN haben zwar<br />

begonnen, das österreichische Modell zu<br />

kopieren, sind aber bisher offenbar weniger<br />

erfolgreich. Mit ein Hauptgrund da<strong>für</strong> dürfte<br />

die Größe der österreichischen Volkswirtschaft<br />

sein. Österreich ist gerade groß<br />

genug, dass es einen klar strukturierten Anbietersektor<br />

im Bereich der strategischen Infrastrukturtechnologien<br />

gibt. Zudem kann<br />

Österreich aufgrund seiner Größe flexibler<br />

reagieren als andere, größere Länder.


Als weiteres Unterstützungsinstrument<br />

des BMVIT stehen nachgelagerte sektorale<br />

Industrieplattformen, sogenannte Infrastrukturtechnologiecluster,<br />

zur Verfügung,<br />

die mit dem Ziel eingerichtet wurden, moderne<br />

Projektbegleitung von <strong>für</strong> Österreichs<br />

Wirtschaft strategisch wichtigen Infrastrukturtechnologieprojekten<br />

zu bieten und dabei<br />

den gesamten Tiefgang eines Projekts<br />

abbilden zu können und die Chancen auf einen<br />

Zuschlag zu verbessern. Geburtsstunde<br />

dieser Cluster war 1996/97 die Exportoffensive<br />

der Bundesregierung. Eines der Ergebnisse<br />

dieser Offensive war die Entscheidung,<br />

im Infrastrukturbereich dort, wo österreichische<br />

Unternehmen besonders wettbewerbsfähig<br />

– weil technologisch führend –<br />

sind, das heißt insbesondere in den Technologiebereichen<br />

Gesundheit, Energie und<br />

Umwelt, Infrastruktur-Technologieplattformen,<br />

sogenannte Cluster nach dem Vorbild<br />

eines bereits seit 1979 bestehenden und erfolgreich<br />

aktiven Eisenbahntechnologieclusters,<br />

der Austria Rail Engineering (ARE),<br />

zu bilden.<br />

Bei diesen Clustern im Infrastrukturbereich<br />

handelt es sich um sogenannte sektorale<br />

Betreibercluster, deren Eigentümer<br />

Banken sind und die als Kooperationspartner<br />

Industrieunternehmen und Betreiber<br />

haben. Bei diesem neuen Modell werden die<br />

Synergien zwischen dem Know-how und<br />

der Vernetzung der einschlägigen Unternehmen,<br />

dem Exportfinanzierungs-Knowhow<br />

und dem Informationsvorsprung der<br />

Banken bei Außenbeziehungen sowie den<br />

Betreibern als Referenzträger beim laufenden<br />

Betrieb von Infrastruktur optimal genutzt,<br />

um die Bedürfnisse der exportierenden<br />

österreichischen Industriefirmen bei Infrastrukturprojekten<br />

im Ausland zu befriedigen.<br />

Diese Cluster sind als einziger<br />

Unterschied zu „normalen GmbHs“ <strong>für</strong> alle<br />

Unternehmen offen und werden nicht mit<br />

Steuergeld, sondern ausschließlich über die<br />

Beiträge ihrer Mitglieder finanziert. Diese<br />

derzeit vier Infrastrukturtechnologiecluster,<br />

die alle Infrastuktur- und Technologiebereiche<br />

abdecken - neben der ARE die Austrian<br />

Power and Environment Technology<br />

(APET), Austrian Health Care Systems<br />

(AHC) und die Austrian Technologie Corporation<br />

(ATC) als bereichsübergreifende<br />

Technologie-Leitgesellschaft - haben als<br />

nachgelagerte Organisation eine enge Anbindung<br />

an das BMVIT.<br />

BESONDERS ERFOLGREICH IST TECHNOLO-<br />

GIE IM EXPORT DANN, wenn sie mit einer Infrastruktur-Systementscheidungeinhergehen,<br />

da dann viel eher Folgeaufträge an<br />

Land gezogen werden können. Beispiel da<strong>für</strong><br />

ist Algerien, wo im Zuge der intensiven<br />

Kooperation im Eisenbahnbereich die gesamte<br />

Signaltechnik vom fanzösischen auf<br />

das österreichische System umgestellt wurde,<br />

was heimischen Lieferanten von Anfang<br />

an einen klaren Startvorteil bei weiteren<br />

Beschaffungen der algerischen Staatsbahnen<br />

sicherte.<br />

Grundsätzlich haben alle Unterstützungsleistungen,<br />

die das BMVIT anbietet,<br />

den Zweck, durch Kombination der Instrumente<br />

Unternehmen von der Vorphase eines<br />

Projektes (Projektdesign, Projektentwicklung)<br />

bis zur Nachbetreuung der Projektimplementierung<br />

eine begleitende, von<br />

Fall zu Fall genau angepasste, Unterstützung<br />

auf öffentlicher Ebene zukommen zu<br />

lassen, wobei die Intensität der Begleitung<br />

jeweils abhängig vom Projektstatus stark<br />

schwanken kann und generell im Vorlauf<br />

zur Projektumsetzung und der Akquisitionsphase<br />

stärker ist als während der Realisierung<br />

des Projektes. Selbstverständlich<br />

gibt es <strong>für</strong> Unternehmen neben den vom<br />

BMVIT im Rahmen seines Kompetenzbereiches<br />

Technologietransfer angebotenen Unterstützungsmaßnahme<br />

eine Vielzahl weiterer<br />

Instrumentarien zur Förderung und<br />

Absicherung des Exportes wie z. B. sämtliche<br />

Maßnahmen, die unter dem Titel „Exportförderung“<br />

angeboten werden. Diesbezüglich<br />

darf aber auf die folgenden Beiträge<br />

verwiesen werden.<br />

AM ENDE DES TAGES nutzen die Instrumentarien<br />

zur Unterstützung und Förderung<br />

des Technologietransfers bzw. Exports,<br />

die jedem österreichischen Unternehmen<br />

bei Bedarf zur Verfügung stehen,<br />

der gesamten heimischen Wirtschaft, indem<br />

sie den österreichischen Unternehmen<br />

einen komparativen Wettbewerbsvorteil<br />

am Markt verschaffen und damit ein sehr<br />

effektives und effizientes Tool zur Sicherung<br />

und Schaffung von Arbeitsplätzen im<br />

Inland sind. Bei aller Unterstützung der<br />

heimischen Exporteure durch diverse Instrumente<br />

muss man aber immer eines bedenken:<br />

Die Industrie kann politisch vereinbarte<br />

Geschäftspotenziale nur dann heben,<br />

wenn technologieproduzierende Einrichtungen<br />

im operativen Geschäft die<br />

Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />

schlagen können. „Eines aber ist gewiss:<br />

Österreich braucht beim kommerziellen<br />

Technologietransfer die ausländische<br />

Konkurrenz nicht zu scheuen. Im Gegenteil,<br />

um so manches Best-Practice-Beispiel<br />

werden wir von anderen Industrieländern<br />

beneidet“, betont Grimm. k<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Kontakt:<br />

<strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />

Innovation und Technologie,<br />

Stabstelle Technologietransfer<br />

und Sicherheitsforschung<br />

MR Mag. Dr. Gernot Grimm<br />

Renngasse 5<br />

1010 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1 711 62 – 65 3128<br />

E-Mail: gernot.grimm@bmvit.gv.at


Fotos: Klobucsar<br />

�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Über Grenzen gehen:<br />

Österreichs Turbo beim Technologietransfer<br />

TÜRÖFFNER. Mittels einer eigenen Organisationseinheit will das BMVIT den kommerziellen Technologietransfer aus<br />

Österreich weiter vorantreiben. Diese Task Force rund um Stabstellenleiter Gernot Grimm hat zum Ziel, heimische High-<br />

Tech-Betriebe auf ihrem Weg in schwierige Exportmärkte zu begleiten. Und die technologie- bzw. wirtschaftspolitischen<br />

Handlungsmöglichkeiten sind durchaus vielfältig. Ein Paradebeispiel <strong>für</strong> erfolgreichen Technologietransfer ist<br />

erst vergangenen Oktober zu Ende gegangen, wo Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl bei ihrem offiziellen Arbeitsbesuch<br />

in Venezuela von zahlreichen Vertretern heimischer Spitzentechnologiebetriebe begleitet wurde. AUSTRIA<br />

INNOVATIV war <strong>für</strong> Sie vor Ort. g<br />

Wer die Spielregeln im<br />

Ausland beherrscht, kann<br />

gute Geschäfte machen.<br />

G eier<br />

kreisen über dem Stadtzentrum<br />

von Caracas. Zwangsläufig<br />

ist man versucht, beim Anblick<br />

dieser Aasfresser auf den Zustand Venezuelas<br />

zu schließen. Und in der Tat ist dies nicht<br />

weit hergeholt. Denn bereits auf der Fahrt<br />

vom Flughafen in die Hauptstadt bestätigt<br />

sich diese Schlussfolgerung. Mehr als verdoppelt<br />

hätte sich laut dem Buschauffeur die<br />

Fahrtzeit, als vor einem Jahr eine der Autobahnbrücken<br />

einstürzte … und bis heute<br />

nicht wieder aufgebaut wurde. In das Straßennetz<br />

des Landes wird praktisch kaum investiert.<br />

Besonders fatal wirkt sich das in der<br />

Hauptstadt aus, die <strong>für</strong> maximal zwei Millionen<br />

Menschen ausgerichtet ist, aber Platz <strong>für</strong><br />

mehr als fünf Millionen bieten muss. An ge-


egelten <strong>Verkehr</strong> ist demnach nicht zu denken.<br />

Für sechs Häuserblocks muss man mit<br />

einer Fahrtzeit von zumindest 20 Minuten<br />

rechnen. Das desolate und überlastete Straßennetz<br />

ist aber nicht das einzige Strukturproblem<br />

dieses Landes. Handlungsfelder quer<br />

durch alle Infrastrukturbereiche sind omnipräsent.<br />

Trotz des Ölbooms und der Tatsache,<br />

dass Venezuela zum weltweit fünftgrößten<br />

Ölproduzenten zählt.<br />

TURNAROUND EINGELEITET. Glaubt man<br />

den Ausführungen des linkspopulistischen<br />

Staatschefs Hugo Chávez, ist die Regierung<br />

jedoch nun dabei, die Infrastruktur massiv<br />

auszubauen und da<strong>für</strong> viele Milliarden Euro<br />

zu investieren. Gleichzeitig hat die Chávez-<br />

Regierung ambitionierte Pläne zur Industrialisierung<br />

des Landes, das neben seinen<br />

mächtigen Vorkommen an Erdöl auch über<br />

große Bauxit-, Eisenerz- und Wasserkraftressourcen<br />

verfügt.<br />

Derartige Aussagen ziehen in der Regel<br />

Unternehmer und Investoren rund um den<br />

Erdball an wie der Speck die Mäuse. Dennoch<br />

ist aktuell kaum ein Baukran zu sehen<br />

– von neuen Industrieanlagen oder Fabriken<br />

ganz zu schweigen.<br />

Experten orten den Grund <strong>für</strong> die mangelnde<br />

Investitionswilligkeit in der venezulanischen<br />

Wirtschaftspolitik, die durch<br />

staatlich gelenkten Sozialismus und Dirigismus<br />

dem Unternehmer kaum Spielraum <strong>für</strong><br />

Geschäfte lässt. Und wie stark der Staat<br />

nach Jahren der Liberalisierung jetzt wieder<br />

seine sozialistischen Muskeln spielen lässt,<br />

zeigt sich nicht nur in der Energie- oder Sozialpolitik.<br />

Nirgendwo hat eine Regierung<br />

die private Wirtschaft so stark verdrängt<br />

wie in Venezuela. So stieg der Anteil der<br />

Staatsausgaben an der Wirtschaftsleistung<br />

in den letzten vier Jahren von 15 auf rund<br />

35 Prozent. Zudem sitzen in vielen Ministerien<br />

und staatsnahen Betrieben ehemalige<br />

Helden der Revolution. In kaum einem Ministerlebenslauf<br />

fehlt die Militärakademie<br />

als Ausbildungsstätte.<br />

SPIELREGELN BEHERRSCHEN. Für jene Unternehmer,<br />

die mit den von Chávez diktier-<br />

ten Spielregeln jedoch zurechtkommen, bietet<br />

sich in Venezuela aufgrund des eingeläuteten<br />

Aufholprozesses ein Eldorado an<br />

Projektoptionen. Und diese Spielregeln besagen,<br />

dass sich Venezuela zunehmend in<br />

Richtung eines Staatshandelslandes entwickelt.<br />

Ohne bilaterale, politische Kontakte<br />

wird es somit <strong>für</strong> ausländische Betriebe immer<br />

schwerer, Handelsbeziehungen aufrecht<br />

zu erhalten.<br />

Österreich kennt die Spielregeln. Hat es<br />

doch traditionell einen starken Bezug zu<br />

Südamerika. Schon 1870 hat etwa der k. u. k.<br />

Konteradmiral Anton von Petz mit Lateinamerikanischen<br />

Ländern Handelsverträge<br />

<strong>für</strong> Österreich – samt noch heute gültiger<br />

Meistbegünstigungsklausel – geschlossen.<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Wirtschaftsbeziehungen mit Venezuela<br />

Die österreichischen Exporte nach Venzuela<br />

erreichten im Jahr 2006 einen<br />

neuen Rekord. Mit 74,3 Millionen Euro<br />

überstiegen die Exporte um 35,6 Prozent<br />

den Vorjahreswert und lagen damit<br />

deutlich über dem lateinamerikanischen<br />

Durchschnitt.<br />

Besonders erfreulich ist dabei der Anstieg<br />

der traditionell wichtigsten Gruppe<br />

der Maschinen und der Fahrzeuge<br />

um 61 Prozent, die damit wieder den<br />

Löwenanteil der Gesamtexporte bestreiten.<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> dieses<br />

Ergebnis waren die Lieferung von Kränen,<br />

Rolltreppen <strong>für</strong> U-Bahnen, Feuerwehrfahrzeugen.<br />

Lebensmittel- und<br />

Kunststoffmaschinen, Metallwalzwerken<br />

sowie elektrischen Maschinen und<br />

Geräten.<br />

An zweiter Stelle folgten mit acht Millionen<br />

Euro die chemischen Erzeugnisse<br />

mit Antisera, Antibiotika, Polyethylen<br />

und Kunststofftafeln an der Spitze.<br />

Weiters folgen in der Rangliste bei den<br />

bearbeiteten und sonstigen Fertigwa-<br />

ren die Exporte von Waren aus mineralischen<br />

Stoffen, Papier, Spielautomaten<br />

sowie Mess- und Prüfgeräten. Im Konsumgüterbereich<br />

konnte die österreichische<br />

Marktdominanz bei Energy Drinks<br />

gehalten werden.<br />

2007 kaufte Österreich erstmals auch<br />

in größerem Umfang Erdöl, nämlich <strong>für</strong><br />

45,2 Millionen Euro, aus Venezuela,<br />

der Rest ist zum Großteil unverabeitetes<br />

Aluminium, sodass Österreich in der<br />

ersten Jahreshälfte sogar ein Handelsbilanzpassivum<br />

verzeichnen musste.<br />

Dieser Umstand sollte jedoch <strong>für</strong> das<br />

Projektgeschäft von Vorteil sein. Österreich<br />

liegt bei den Marktanteilen 2006<br />

knapp hinter Schweden, jedoch klar<br />

vor Finnland, Dänemark, Irland oder<br />

Portugal.<br />

Venezuela ist in erster Linie ein Markt<br />

<strong>für</strong> das Projektgeschäft. Die Rekordeinnahmen<br />

aus dem Ölexport, gepaart<br />

mit dem enormen Nachholbedarf des<br />

Landes, eröffnen hier enorme Chancen.<br />

(Quelle: WKO)


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

70 Prozent der in Venezuela benötigten<br />

Energie wird von Wasserkraftwerken<br />

erzeugt. Technologie aus<br />

Österreich inklusive.<br />

Vertieft und erweitert wurde diese langjährige<br />

Geschäftsbeziehung jüngst am Rande<br />

des EU-Lateinamerika-Gipfels im Mai letzten<br />

Jahres, wo Bundespräsident Heinz Fischer<br />

und Hugo Chávez ein Abkommen<br />

über die Zusammenarbeit in den Bereichen<br />

Wirtschaft, Handel Umwelt, Industrie und<br />

Technologie unterzeichnet haben.<br />

Dieses Abkommen, das mit 1. Juni 2007<br />

in Kraft getreten ist, umfasst die Zusammenarbeit<br />

in den Bereichen Energie, Lebensmittel,<br />

Landwirtschaft und Viehzucht,<br />

Infrastruktur, <strong>Verkehr</strong>, Bergbau und Erdölwirtschaft,<br />

petrochemische Industrie, Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie,<br />

Gesundheit, Tourismus, Industrie, Wissenschaft/Technologie<br />

und Umwelt. Es soll die<br />

Zusammenarbeit durch Informations- und<br />

Besucheraustausch, Messe- und Konferenzteilnahme<br />

sowie Diversifizierung der Handelsstruktur<br />

fördern.<br />

100 MILLIONEN EURO EXPORTVOLUMEN<br />

erwartet sich Franz Bachleitner, Österreichs<br />

neuer Handelsdelegierter in Caracas, <strong>für</strong><br />

2007 – mit stark steigender Tendenz im<br />

Technologiebereich. Auch deutlich mehr sei<br />

in den nächsten Jahren möglich – entsprechendes<br />

Engagement und Hartnäckigkeit der<br />

Unternehmer sowie politische Unterstützung<br />

vorausgesetzt.<br />

Die einwöchige Marktsondierungsreise<br />

Mitte Oktober unter der Delegationsleitung<br />

von Forschungsstaatssekretärin Christa<br />

Kranzl kam demzufolge zum richtigen Zeitpunkt<br />

und war ein wichtiger Impuls zur Intensivierung<br />

der Beziehungen zu Venezuela.<br />

Ist doch gerade Hightech in den letzten<br />

Jahren zum Aushängeschild Österreichs geworden.<br />

RESUMEE: Es war eine Woche der Superlative.<br />

Sowohl was das Arbeitspensum betraf,<br />

als auch die Ergebnisse. So traf die Delegation<br />

während der kurzen sechs Tage des<br />

Staatsbesuches auf sämtliche <strong>für</strong> Österreichs<br />

Technologiewirtschaft wichtige Minister<br />

und Führungskräfte, wie etwa die <strong>für</strong><br />

Infrastruktur, Basisindustrie und Bergbau,<br />

Wissenschaft und Technik, Leichtindustrie<br />

und Handel, Umwelt sowie Gesundheit.<br />

Es sei <strong>für</strong> lateinamerikanische Verhältnisse<br />

sehr außergewöhnlich und ein großes<br />

Zeichen der Wertschätzung, so der mitgereiste<br />

Amerika-Regionalmanager der Wirtschaftkammer<br />

Österreich, Andreas Schmid,<br />

dass sich in dieser kurzen Zeit so viele<br />

hochrangige Regierungsvertreter ausführlich<br />

Zeit <strong>für</strong> die Delegation aus Österreich<br />

nahmen. Es zeige, dass die Regierung Venezuelas<br />

nicht nur mit den bereits umgesetzten<br />

gemeinsamen Projekten und dem bisher<br />

erfolgten Technologietransfer zufrieden sei,<br />

sondern auch, dass die Mannschaft rund<br />

um Regierungschef Chavez mit dem neutralen<br />

Österreich besonders freundschaftlich<br />

verbunden ist. Und allfällige Restbedenken<br />

einer intensiveren Zusammenarbeit seitens<br />

der venezulanischen Regierungsmannschaft<br />

wurden spätestens mit dem offiziellen<br />

Besuch der Österreichdelegation ausgeräumt.


Vor allem der Forschungsstaatssekretärin<br />

wurde von den Teilnehmern aus der<br />

Wirtschaft in diesem Zusammenhang<br />

durchwegs Rosen gestreut. Kranzl hätte an<br />

dem bemerkenswerten Erfolg dieser Reise<br />

hohen Anteil, da sie es nicht nur verstand,<br />

in sämtlichen Ministerien mit fachlicher<br />

Kompetenz zu punkten, sondern weil sie<br />

durch ihre offene Gesprächsführung auch<br />

<strong>für</strong> die in diesem Land so wichtige positive<br />

emotionale Stimmung sorgte. Laut José Cabello,<br />

dem Minister <strong>für</strong> Infrastruktur, der<br />

sich beispielsweise <strong>für</strong> das informelle Ge-<br />

spräch mit der Staatssekretärin fast zwei<br />

Stunden Zeit nahm, sei dieser Besuch überhaupt<br />

etwas ganz Besonderes, da er der erste<br />

dieser Art in den letzten sieben Jahren<br />

war. Ein Minister bezeichnete Österreich<br />

gar als „Bruderland“ und versicherte der<br />

Delegation die Bereitschaft zu einer intensiven<br />

Zusammenarbeit auf allen Ebenen.<br />

DEMENTSPRECHEND KONKRET waren<br />

dann auch die Ergebnisse. In Anknüpfung<br />

an das im Vorjahr unterzeichnete Wirtschaftsabkommen<br />

überreichte die Staatsse-<br />

Das sagen Delegationsteilnehmer<br />

Mit welcher Erwartungshaltung haben Sie sich<br />

der Venezuela-Delegation angeschlossen?<br />

Christian Kaltenböck, VAMED Engineering:<br />

Mit der Erwartungshaltung, dass mittels<br />

einer diplomatischen Initiative aus Österreich<br />

die schleppenden Realisierung des Baus von<br />

mehreren schlüsselfertigen Spitälern vorangetrieben<br />

werden kann.<br />

Georg Martischnig, Konsulent u. a. bei<br />

Dauser Industrieanlagen: Information<br />

über die Marktsituation und Marktentwicklungsmöglichkeiten<br />

in der Umwelttechnologie<br />

und erneuerbaren Energie. Kontaktaufnahme<br />

mit möglichen Kooperationspartnern. Besprechung<br />

allgemeiner Anforderungen und aktueller<br />

Problemstellungen. Kontakt bzw. "hochrangiger"<br />

Zugang zu Entscheidungsträgern und<br />

Behörden.<br />

Herbert Utz, M-U-T GmbH: Da wir in dieser<br />

Region bis jetzt keine Vertriebsaktivitäten<br />

haben, gingen wir ohne "große Erwartungen"<br />

auf diese Reise und sondierten die Marktmöglichkeiten<br />

Winfried Brandlhofer, Rosenbauer: Wir<br />

verkaufen schon seit über 25 Jahren Feuerwehrgeräte<br />

in Venezuela und wir verfügen daher<br />

bereits über Kontakte zu den wichtigsten<br />

Kunden.<br />

Welche (konkreten) Ergebnisse konnten Sie<br />

nach Österreich mitbringen bzw. welche Projektpotenziale<br />

sehen Sie <strong>für</strong> Ihr Unternehmen<br />

in Venezuela?<br />

Christian Kaltenböck: Die Erkenntniss,<br />

dass der Bau der Spitäler trotz öffentlicher Ankündigung<br />

durch Präsident Chavez noch immer<br />

nicht in Angriff genommen wurde. Die venezolanische<br />

Regierung bekundet großes Interesse<br />

daran, dass sich venezolanische Ärzte<br />

und Krankenschwestern im Rahmen eines möglichen<br />

Austauschprogramms mit österreichischen<br />

Spitälern (z. B. AKH Wien) oder Universität<br />

Graz zusätzliches medizinisches Know-<br />

How aneignen.<br />

Georg Martischnig: Einladung zur Kooperation<br />

<strong>für</strong> Infrastrukturprojekte – <strong>Verkehr</strong>. Einladung<br />

zur Kooperation in der Umwelttechnologie,<br />

sowie zur Unterstützung in zwei Entwicklungsprojekten<br />

<strong>für</strong> indigene Strukturen. Wasserversorgung,<br />

Energieversorgung. Aufbau<br />

von Kooperation <strong>für</strong> Technologietransfer. Umwelttechnologie,<br />

Infrastruktur, Verkauf von Produktionsanlagen.<br />

Herbert Utz: Venezuela wird auch nach dieser<br />

Reise nicht unser Hauptabsatzmarkt werden,<br />

jedoch sehen wir durchaus Möglichkeiten<br />

unsere Produkte dort abzusetzen. Projektpotenzial<br />

ist vorhanden. Es abzuschöpfen hängt in<br />

erster Linie von einem Vor-Ort-Vertreter, den wir<br />

anstellen müssen, ab. Für uns als Mittelstandsunternehmen<br />

(170 Mitarbeiter) muss sich jedoch<br />

binnen einem Jahr etwas realisieren,<br />

sonst wird es uninteressant. Meine Einschätzung<br />

: Es wird nicht leicht – ist aber möglich.<br />

Winfried Brandlhofer: Derzeit bearbeiten<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

wir Großprojekte beim Zivilschutz, bei CVG<br />

Proforca und bei EDELCA (Betreiber von Kraftwerken<br />

am Orinoco). Zur Realisierung dieser<br />

Projekte müssen die benötigten Mittel von den<br />

übergeordneten politischen Stellen freigegeben<br />

werden. Dazu ist es wichtig, den Venezolanern<br />

zu zeigen, dass auch österr. Regierungsstellen<br />

hinter diesen Projekten stehen.<br />

Wo sehen Sie den größten Bonus dieser Form<br />

des Technologietransfers?<br />

Christian Kaltenböck: Dieser Technologietransfer<br />

kann in dieser Form weder von nationalen<br />

noch von internationalen Konkurrenten<br />

angeboten werden und kann somit einen erheblichen<br />

Value Added <strong>für</strong> VAMED Engineering<br />

darstellen.<br />

Georg Martischnig: Möglicher Aufbau von<br />

erfolgreichen Kooperationen.<br />

Herbert Utz: Absoluter Bonus dieser Reise<br />

war der tolle Einsatz unserer Frau Staatssekretärin,<br />

die auf politischer Ebene <strong>für</strong> uns Unternehmer<br />

alle Türen geöffnet hat. Dies ist die wesentlichste<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die weiteren Schritte.<br />

Winfried Brandlhofer: Für uns ist es wichtig,<br />

dass das Personal der jeweiligen Feuerwehr<br />

unsere Produkte so effizient wie möglich<br />

einsetzen kann. Wir haben deshalb nicht nur<br />

Schulungen im Umgang mit unseren Fahrzeugen<br />

usw. vorgesehen, sondern auch eine Ausbildung<br />

in den Landesfeuerwehrschulen von<br />

OÖ. und NÖ.


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

kretärin in den Ministerien jeweils Textvorschläge<br />

<strong>für</strong> „Memoranda of Understanding“<br />

in Sachen Technologietransfer. Im Namen<br />

der mitgereisten Technologieunternehmen<br />

übergab STS Kranzl aber auch Firmen-Memoranden<br />

von Wagner-Biro, MUT und<br />

VAE. Zwischen Andritz/Voith und Empresa<br />

Social de Producción de Pulpa y Papel,<br />

PULPACA, kam es im Rahmen dieses Besuches<br />

zur Unterzeichnung einer Absichtserklärung<br />

<strong>für</strong> den Aufbau einer Produktionsstätte<br />

<strong>für</strong> Papier und Zellstoff im Bundesstaat<br />

Anzoátegui im Wert von rund 300<br />

Millionen Euro. VAE unterschrieb ihrerseits<br />

einen „Letter of Intent“ mit dem Grundstoffunternehmen<br />

Ferrominera über den<br />

gemeinsamen Aufbau einer Produktion von<br />

Weichen <strong>für</strong> Eisenbahnschienen.<br />

„Absoluter Bonus dieser Reise war<br />

der tolle Einsatz unserer Frau Staatssekretärin,<br />

die auf politischer Ebene <strong>für</strong> uns Unternehmer alle<br />

Türen geöffnet hat. Dies ist die wesentlichste<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die weiteren Schritte.“<br />

HERBERT UTZ, M-U-T GMBH<br />

Im Bereich Zivilschutz steht ein Großprojekt<br />

mit österreichischem Know-how<br />

unmittelbar vor der Finalisierung, weitere<br />

Projekte – etwa im Bereich der Brandbekämpfung<br />

– sind in Vorbereitung. Legitime<br />

Chancen rechnet man sich in Österreich<br />

auch aus, beim Ausbau des venezolanischen<br />

Eisenbahnnetzes zum Zug zu kommen.<br />

Immerhin sollen in den nächsten 20<br />

Jahren dort mehr als 13.000 Kilometer<br />

Schienen verlegt werden. Denn Österreichs<br />

Technologogie- und Betreiber-Know-how<br />

auf diesem Gebiet kann mit der Konkurrenz<br />

aus Frankreich, Italien, Brasilien oder China,<br />

die bereits in Venezuela aktiv sind,<br />

durchaus mithalten.<br />

HOHES POTENZIAL FÜR TECHNOLOGIE<br />

„MADE IN AUSTRIA“ herrscht vor allem <strong>für</strong><br />

den Seilbahnbau, der verstärkt als öffent-<br />

liches Transportmittel herangezogen werden<br />

soll. Aktuell erhielt etwa der österreichische<br />

Seilbahnerzeuger Doppelmayr den<br />

Auftrag <strong>für</strong> zwei koppelbare Achtergondel-Seilbahnen<br />

zur Anbindung des Barrios<br />

San Agustin an das U-Bahnnetz von<br />

Caracas mit einer Kapazität von 1.200<br />

Personen pro Stunde. Laut Doppelmayrs<br />

Vor-Ort-Vertretung seien bis zu 15 weiterer<br />

derartiger Seilbahnen möglich, wenn<br />

dieses <strong>Verkehr</strong>smittel von der Bevölkerung<br />

entsprechend angenommen werde.<br />

Auch die Andritz VATECH HYDRO –<br />

bereits selbst erfolgreich in Venezuela unterwegs<br />

– profitierte von den Gesprächen<br />

auf höchster Ebene. Das Unternehmen erhielt<br />

kürzlich den Zuschlag zur Erneuerung<br />

von fünf Turbinen des drittgrößten<br />

Speicherkraftwerkes der Welt, GURI, das<br />

rund drei Viertel des venezolanischen<br />

Stroms erzeugt.<br />

Ebenfalls fest in Venezuela verankert<br />

ist die oberösterreichische Firma Rosenbauer.<br />

Sie hat in den letzten Jahren 22<br />

Flughafenlöschfahrzeuge an die Zivilluftfahrtbehörde<br />

ausgeliefert und bedient<br />

derzeit den venezolanischen Zivilschutz<br />

mit weiteren Fahrzeugen.<br />

Aber auch im Umweltbereich, wo die<br />

Abfall- und Abwasserentsorgung zu den<br />

wesentlichen Problemstellungen der<br />

Hauptstadt zählen, könnte künftig heimisches<br />

Know-how punkten. Herbert Utz<br />

von der Stockerauer Firma M-U-T ortet<br />

vorhandenes Projektpotenzial: „Venezuela<br />

wird zwar auch nach dieser Sondierungsreise<br />

nicht unser Hauptabsatzmarkt<br />

werden, jedoch sehen wir durchaus Möglichkeiten<br />

unsere Produkte dort abzusetzen”.<br />

Für den Fall, dass es auf diesem Gebiet<br />

dann doch zu keiner Kooperation kommt,<br />

bringt uns das zu den Eingangs erwähnten<br />

Geiern zurück. Denn ihren schlechten<br />

Ruf „genießen“ diese Aasfresser ja zu Unrecht:<br />

In heißen Ländern unterstützen sie<br />

die Abfallentsorger bzw. das Gesundheitssystem.<br />

Und Hilfe kann man in diesen<br />

Bereichen nie genug haben. Auch,<br />

wenn sie dann doch nicht aus Österreich<br />

kommt. k


Foto: Photodisc<br />

D ie<br />

Austria Rail Engineering – Österreichische<br />

Eisenbahn, Transport-,<br />

Planungs- und Beratungs-GmbH<br />

(ARE) unterstützt die österreichischen Eisenbahnindustrie<br />

bei ihren Exportaktivitäten.<br />

Ihre Aufgaben sind Lobbying sowie die Hilfe<br />

bei der Vermarktung des in diesen Betrieben<br />

und den Bahnen gesammelten System-<br />

Know-hows im Ausland. Die ARE verfügt<br />

dabei über besonders gute Kontakte zu Finanzierungsinstituten<br />

und öffentlichen<br />

Dienststellen. Grund da<strong>für</strong> ist einerseits die<br />

Eigentümerstruktur mit den Banken als Besitzer<br />

und andererseits die Funktion als Koordinator<br />

von mehr als 30 internationalen<br />

Eisenbahnkooperationen auf Ministeriumsebene.<br />

Die ARE hat einen international anerkannt<br />

guten Ruf als Bahnspezialist mit um-<br />

fassender Kompetenz. Sie hat ihre Arbeit im<br />

Jahr 1979 begonnen und ist damit der älteste<br />

Cluster in Österreich, der allen Unternehmen<br />

der Eisenbahnindustrie offen steht. Allein<br />

in den vergangenen zwölf Jahren wurde<br />

gemeinsam mit den Partnern ein Exportvolumen<br />

von 3,2 Milliarden Euro induziert und<br />

letztendlich ein von der Oesterreichischen<br />

Kontrollbank garantiertes Projektvolumen<br />

von 930 Millionen Euro umgesetzt.<br />

DIE GESCHICHTE DER AUSLANDSERFOLGE<br />

des österreichischen Eisenbahnsektors beginnt<br />

allerdings schon weit früher, nämlich<br />

mit dem Ende des Ersten Weltkriegs. „Die<br />

Branche war damals in Österreich sehr groß<br />

und stark. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie<br />

ist allerdings nur ein wesentlich ge-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Auf den richtigen Weg gebracht<br />

UNTERSTÜTZUNG. Ohne gute Vorbereitung kein Erfolg. Das BMVIT hat daher im Laufe der Jahre fünf Organisationen<br />

ins Leben gerufen, die Projekten mit den Schwerpunkten Eisenbahn-, Gesundheits-, Energie- und Umwelttechnologie<br />

zu einem guten Start verhelfen sollen. g<br />

schrumpfter Inlandsmarkt zurückgeblieben“,<br />

berichtet Friedrich Pichler, Geschäftsführer<br />

der Austria Rail Engineering. „Daraus ergab<br />

sich zwingend eine sehr frühe und starke<br />

Orientierung auf den Export.“ Um international<br />

erfolgreich zu sein, musste man gleichzeitig<br />

technisch den Mitbewerbern einen<br />

Schritt voraus sein. „So gibt es heute in einigen<br />

Eisenbahnbereichen international bedeutende<br />

Unternehmen und sogar Weltmarktführer<br />

mit überdurchschnittlich hohen<br />

Forschungs- und Entwicklungsquoten wie<br />

etwa die VAE AG mit ihrer Weichentechnologie<br />

oder die <strong>voestalpine</strong> Schienen mit ihren<br />

Hochtechnologieschienen. Die Eisenbahnindustrie<br />

ist damit immer noch einer<br />

der erfolgreichsten und innovativsten Exportsektoren<br />

Österreichs“, erzählt Pichler


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Fotos: Klobucsar<br />

stolz. Weitere renommierte ARE-Mitglieder<br />

sind Siemens Transportation Systems Austria<br />

und die Siemens AG Österreich.<br />

Die ARE ist grundsätzlich <strong>für</strong> alle Unternehmen<br />

der Branche offen und unterstützt<br />

diese bei der Akquisition von Projekten sowie<br />

der Kundensuche in Sektoren und Regionen,<br />

die einvernehmlich ausgewählt werden.<br />

„Durch ihre Drehscheibenfunktion hat sie<br />

ausgezeichnete Kontakte sowohl im Inland<br />

als auch im Ausland aufgebaut. Die Partner-<br />

„Österreichs Eisenbahntechnologie ist einer der<br />

innovativsten und erfolgreichsten Exportsektoren.“<br />

FRIEDRICH PICHLER, ARE<br />

Christian Tino Terraneo,<br />

AHC, APET, ATC<br />

unternehmen erhalten deshalb detaillierte<br />

Informationen über geplante offizielle Aktivitäten<br />

im Ausland, sie können außerdem<br />

leichter spezifisches neues Marktpotenzial<br />

erheben, potenzielle Projekte sondieren und<br />

Details zu Ausschreibungen erarbeiten“, berichtet<br />

Pichler. Zusätzlich wirkt die ARE bei<br />

der Definition und Finanzierung von Projekten<br />

mit und organisiert bei Bedarf den Einsatz<br />

von Bahnexperten. Alle Aktivitäten sind<br />

seit der Gründung komplett eigenfinanziert.<br />

Anstelle von Mitgliedsbeiträgen gibt es mit<br />

den Industriepartnern konkrete Leistungsvereinbarungen.<br />

In diesen werden nicht nur<br />

die von der ARE zu erbringenden Leistungen<br />

und deren Ausmaß definiert, sondern auch<br />

das entsprechende Entgelt.<br />

AHC, APET & ATC. 1996/1997 hat die Bundesregierung<br />

eine Exportoffensive begonnen,<br />

mit der vor allem die exportstarken Infrastrukturbereiche<br />

Österreichs auf den ausländischen<br />

Märkten zusätzlich unterstützt<br />

werden sollten. Das waren und sind Gesundheitstechnik,<br />

Energie- und Umwelttechnik<br />

sowie Hochtechnologie. Mit 1. Jänner 1999<br />

hat die Austrian Health Care Systems & Engineering<br />

GmbH (AHC) als erster von drei<br />

neuen Clustern ihre Tätigkeit aufgenommen;<br />

innerhalb weniger Monate sind dann die<br />

Austrian Power & Environment Technology<br />

GmbH (APET) und die Austrian Technology<br />

Corporation GmbH (ATC) gefolgt. Durch die<br />

gemeinsame Organisationsstruktur können<br />

viele Synergieeffekte genützt und die Kosten<br />

deutlich gesenkt werden. Alle drei Cluster<br />

sind gleich aufgebaut und verfolgen die gleichen<br />

Ziele: Sie arbeiten als Koordinationsstelle<br />

zwischen Unternehmen und potenziellen<br />

Kunden sowie dem öffentlichen Sektor<br />

im In- und Ausland und werden auf österreichischer<br />

Seite auch als Projektkoordinatoren<br />

bei bilateralen Technologie- und Infrastrukturkooperationen<br />

eingesetzt. Diese Cluster-<br />

Leitgesellschaften sind nicht nur eine Informationsplattform,<br />

sie beschäftigen sich darüber<br />

hinaus mit Lobbying, Akquisitionsunterstützung<br />

und Financial Engineering.<br />

Unter dem Dach der Leitgesellschaften<br />

wurden wichtige österreichische Technologieunternehmen<br />

der jeweiligen Branchen,<br />

Exportfinanzierungsbanken und Betreiber<br />

vereint. Bei der AHC sind unter anderem Siemens<br />

und Vamed mit an Bord, bei der APET<br />

Andritz VA TECH HYDRO, Siemens oder Alstom.<br />

Die ATC umfasst ein relativ breites<br />

Spektrum. Sie ist nicht auf einen einzelnen<br />

Sektor ausgerichtet, sondern stellt vielmehr<br />

eine branchenübergreifende Technologieplattform<br />

<strong>für</strong> all jene Unternehmen dar, die<br />

nicht einer der bestehenden Branchen zugeordnet<br />

werden können. Die Bandbreite reicht<br />

von Alpine Mayreder (Bau) über Frequentis<br />

(u. a. Flugsicherung) bis Schiebel (unbemannte<br />

Hubschrauber, Minensuchgeräte).<br />

Mitglied kann jedes Unternehmen werden,<br />

das sich da<strong>für</strong> interessiert. Die teilnehmenden<br />

großen österreichischen Banken wiederum<br />

garantieren die Kompetenz der Cluster in<br />

allen Finanzierungsfragen mit maßgeschneiderten<br />

Paketen, Vor-Ort-Unterstützung und<br />

durch die Zusammenarbeit mit nationalen<br />

und internationalen Finanzierungsinstituten.<br />

Zu diesen zählen unter anderem die Oesterreichische<br />

Kontrollbank, EBRD – European<br />

Bank for Reconstruction and Development,<br />

Weltbank oder die MIGA – Multilateral Investment<br />

Guarantee Agency. Die Betreiber<br />

der Cluster wiederum bringen enormes Spezialwissen<br />

aus den unterschiedlichsten Fachgebieten<br />

mit. Ihre Aufgaben sind Qualitäts-,<br />

Projekt- und Personalmanagement und mitunter<br />

der Betrieb der errichteten Anlagen,<br />

was die Nachhaltigkeit der Investitionen garantiert.<br />

Die Schwerpunktmärkte werden von<br />

den Mitgliedern gemeinsam definiert und regelmäßig<br />

aktualisiert. Derzeit sind es unter<br />

anderem Südostasien, China, Indien, Zentral-<br />

und Osteuropa, Lateinamerika, Teile<br />

Afrikas sowie der Mittlere und Nahe Osten.<br />

STÄNDIGER KONTAKT. „Man muss up to<br />

date sein, welche Projekte laufen“, betont<br />

Christian Tino Terraneo, Direktor der Cluster.<br />

„Wenn bei einem Projekt große Probleme<br />

auftreten, dann fragen die betroffenen Unternehmen<br />

bei uns um Unterstützung an.<br />

Beispielsweise wurden keine oder die falschen<br />

Entscheidungen getroffen und es gilt<br />

jetzt, die Auswirkungen zu mildern und das<br />

Projekt wieder in die richtigen Bahnen zu<br />

lenken. Es kommen aber auch Anfragen <strong>für</strong><br />

Lobbying <strong>für</strong> ein bestimmtes Unternehmen.


Unsere Aufgabe ist es dann, die heimischen<br />

Politiker und Spitzenbeamten vom Sinn einer<br />

Unterstützung <strong>für</strong> ein bestimmtes Projekt<br />

zu überzeugen und die entsprechende Begleitung<br />

im Vorlauf und in der Nachbetreuung<br />

darzustellen.“ Zuvor kläre der Cluster allerdings<br />

ab, ob es durch gegenläufige österreichische<br />

Interessen nicht zu einem unfairen<br />

Wettbewerb kommt, so Terraneo. „Es kann<br />

natürlich nicht sein, dass ein anderes heimisches<br />

Unternehmen ausgehebelt wird, das<br />

gute Chancen auf den Auftrag hat.“<br />

Nachdem das BMVIT seinerzeit die Cluster<br />

gegründet hat, gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Ministerium und<br />

den Plattformen. „Das hat sich seit vielen<br />

Jahren bewährt und wird von der Industrie<br />

gut aufgenommen“, unterstreicht Terraneo.<br />

Der große Vorteil sei, dass durch die enge<br />

Verknüpfung von Politik und Wirtschaft ein<br />

reger Austausch in beide Richtungen erfolge.<br />

„Aufgrund meiner Tätigkeit und der Zusammenarbeit<br />

mit dem BMVIT erhalte ich zum<br />

Beispiel Informationen über Besuche von<br />

ausländischen Staatschefs bzw. Ministern,<br />

die wir den Unternehmen kommunizieren.<br />

Sie haben dann die Chance, ihre Anliegen<br />

vorzubringen und zu intervenieren“, betont<br />

er. Umgekehrt informiere er die politischen<br />

Entscheidungsträger über laufende Auslandsprojekte<br />

und deren aktuellen Stand, so<br />

Terraneo.<br />

DIE AUSTRIATECH – Gesellschaft des<br />

Bundes <strong>für</strong> technologiepolitische Maßnahmen<br />

GmbH wurde 2005 vom BMVIT gegründet.<br />

Ihre Aufgabe ist es, geeignete<br />

Technologien <strong>für</strong> den Transport zu entwickeln<br />

und zu implementieren sowie ihn intermodal<br />

– also kombiniert über Straße,<br />

Schiene, Wasser und Luft – zu organisieren.<br />

Dabei fungiert die AustriaTech als<br />

Plattform <strong>für</strong> Verwaltung, Politik, Infrastrukturbetreiber,<br />

<strong>Verkehr</strong>sdienstleister<br />

und Wirtschaft; in diesem Rahmen organisiert<br />

sie Workshops und erarbeitet Informationsmaterial,<br />

das auch elektronisch zur<br />

Verfügung steht. Außerdem berät sie das<br />

BMVIT und seine Tochterunternehmen bei<br />

strategischen Projekten und berät diese bei<br />

Entwicklung und Umsetzung nationaler<br />

Programme. Mit 1. Jänner 2007 ist der<br />

Technologie- und Know-how-Transfer dazugekommen.<br />

„Wir unterstützen damit das<br />

BMVIT bei der Steigerung des Technologieanteils<br />

österreichischer Waren- und<br />

Dienstleistungsexporte, um Arbeitsplätze<br />

und den Standort Österreich nachhaltig zu<br />

sichern“, erläutert der <strong>für</strong> diesen Geschäftsbereich<br />

zuständige Geschäftsführer<br />

der AustriaTech, Roland Dietrich.<br />

Die Arbeit umfasst die Unterstützung des<br />

BMVIT bei der<br />

■ Initiierung und Durchführung von Technologietransferprojekten<br />

im Sinne der<br />

Technologie- und Innovationspolitik,<br />

■ Umsetzung von Infrastrukturtechnologiekooperationen<br />

und Technologieprojekten<br />

in ausgewählten Zielländern,<br />

■ Planung, inhaltlichen Vorbereitung, Abwicklung<br />

und Nachbereitung relevanter<br />

Aktivitäten,<br />

■ Reaktivierung, Weiterentwicklung und Nachbetreuung<br />

der internationalen Infrastrukturtechnologie-Kooperationsabkommen,<br />

■ inhaltlichen Vorbereitung und Begleitung<br />

von Projekten, die Technologieentwicklung<br />

und (Export-)Wirtschaft vernetzen<br />

sowie das Know-how österreichischer Infrastrukturbetreiber<br />

verknüpfen (auch in<br />

Kooperation mit den Außenhandelsstellen<br />

der WKO) und<br />

■ Bearbeitung und Nachbereitung bestehender<br />

Projekte sowie Koordinieren allfälliger<br />

weiterer Aktivitäten.<br />

ALS BESONDERS WICHTIGES INSTRUMENT<br />

<strong>für</strong> die künftige Arbeit bezeichnet Dietrich<br />

eine Infrastruktur-, Länder- und Firmendatenbank,<br />

in der alle Informationen der betroffenen<br />

Organisationseinheiten des BMVIT<br />

verknüpft sein sollen. „In einem mehrstufigen<br />

Programm wird eine Knowledge Database<br />

entwickelt, wodurch AustriaTech dem gesamten<br />

Ministerium ein wertvolles Werkzeug<br />

<strong>für</strong> seine internationalen Aufgaben zur Verfügung<br />

steht“, erzählt Dietrich. „Ein weiteres<br />

Ziel von AustriaTech ist die bessere Darstellung<br />

des Know-hows der Bundes- und Infrastrukturgesellschaften,<br />

die zum BMVIT gehören.<br />

Gerade die Infrastrukturbetreiber verfügen<br />

über ein enormes Fachwissen, das nicht<br />

oder nicht in vollem Umfang <strong>für</strong> den Transfer<br />

genützt wird.“ Als Gründe nennt er, dass<br />

der Technologietransfer nicht zu den Aufgaben<br />

bzw. dem Kerngeschäft dieser Gesellschaften<br />

gehörten, fehlendes Personal und zu<br />

wenig Information darüber, in welchen Zielländern<br />

es interessante Projekte <strong>für</strong> die Bundesgesellschaften<br />

gäbe. k<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Wir unterstützen das BMVIT bei<br />

der Steigerung des Technologieanteils<br />

österreichischer Waren- und Dienstleistungsexporte,<br />

um Arbeitsplätze und den Standort<br />

Österreich nachhaltig zu sichern.“<br />

Kontakte:<br />

ROLAND DIETRICH, AUSTRIATECH<br />

ARE<br />

Friedrich Pichler<br />

Postfach 54<br />

1072 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1/526 93 31 – 0<br />

E-Mail: are@aon.at<br />

AHT, APET & ATC<br />

Mag. Christian Tino Terraneo<br />

Renngasse 14/38<br />

1010 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1/535 29 92 – 0<br />

E-Mail:<br />

ahc.office@aon.at<br />

apet.office@aon.at<br />

atc.office@aon.at<br />

AustriaTech<br />

Mag. Roland Dietrich<br />

Donau-City-Straße 1<br />

1220 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1/26 33 444 – 30<br />

E-Mail: Roland.Dietrich@austriatech.org


Foto: Andritz VA TECH HYDRO<br />

�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Wasserkraft <strong>für</strong> die Türkei<br />

INFRASTRUKTURPROJEKTE. Seit mehr als zehn Jahren gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Türkei<br />

und Österreich auf dem Wasserkraftsektor. Während dieser Zeit sind im asiatischen Teil des Landes im Rahmen<br />

der beiden bilateralen Energietechnologieabkommen vier Kraftwerke gebaut worden, eines wird gerade errichtet,<br />

vier weitere sind geplant. g<br />

D er<br />

asiatische Teil der Türkei ist wie eine<br />

riesige Halbinsel und daher in die<br />

Netzwerke der internationalen Überlandsleitungen<br />

kaum eingebunden. Nachdem<br />

eine wesentliche Verbesserung der Situation<br />

nicht zu erwarten ist, verfolgt das Land eine<br />

autarke Energiepolitik. Kohle und Gas sind allerdings<br />

nicht vorhanden, alles was <strong>für</strong> die<br />

thermische Energiegewinnung gebraucht wird,<br />

muss importiert werden. Damit begibt sich die<br />

Türkei in eine unerwünschte Abhängigkeit, sowohl<br />

was die Versorgungs- als auch die Preissicherheit<br />

betrifft. Im Land gibt es jedoch zahlreiche<br />

Flüsse und Seen – ideale Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> Stromerzeugung aus Wasserkraft. Derzeit<br />

sind Wasserkraftwerke mit einer Jahresleistung<br />

von etwa 15.000 Megawatt in Betrieb;<br />

das ist etwas weniger als in Österreich. Bei einem<br />

um jährlich sechs bis acht Prozent steigenden<br />

Energieverbrauch liegt es auf der<br />

Hand, dass er künftig nicht allein aus neuen<br />

Wasserkraftwerken gedeckt werden kann. Aus<br />

diesem Grund ist Atomenergie ständig ein<br />

Thema – das allerdings immer wieder nach<br />

hinten verschoben wird, je mehr auf dem Wasserkraftsektor<br />

realisiert werden kann. „Die Türkei<br />

plant bei den Wasserkraftwerken <strong>für</strong> die<br />

kommenden drei bis fünf Jahre mehr als 100<br />

Projekte mit einer Gesamtleistung von über<br />

5.000 Megawatt. Auch wenn nicht mehr sehr<br />

viele Großprojekte möglich sind, so gibt es<br />

noch ein viele Möglichkeiten <strong>für</strong> mittelgroße<br />

und kleinere. Derzeit wird erst ein Drittel bis<br />

maximal die Hälfte dieses Potenzials genützt“,<br />

erzählt Alexander Schwab, Prokurist und Direktor<br />

Market Management and Corporate<br />

Communication der Andritz VA TECH HYDRO.<br />

WASSERKRAFT BEDEUTET massive Investitionen<br />

in die Infrastruktur, weshalb Baubeschlüsse<br />

in der Regel von regierungsnahen Entscheidungsträgern<br />

getroffen werden. Die zur An-<br />

dritz-Gruppe gehörende VA TECH HYDRO<br />

(siehe Kasten auf Seite 22) hatte schon an den<br />

meisten Wasserkraftwerken in der Türkei mitgearbeitet,<br />

als Anfang der 90er-Jahre die Idee<br />

geboren wurde, eine direkte Zusammenarbeit<br />

zwischen der Türkei und Österreich auf politischer<br />

Ebene zu starten. „Wir konnten der türkischen<br />

Regierung zeigen, dass ein bilaterales<br />

Abkommen zwei wesentliche Vorteile bringt:<br />

Der erste ist ein verkürzter Zeitraum <strong>für</strong> die<br />

Realisierung von Kraftwerksprojekten um bis<br />

zu zwei Jahre. Das heißt, die Türkei gewinnt bis<br />

zu zwei Jahresproduktionen an Strom. Und<br />

zweitens ist die Lösung besser und technisch<br />

hochwertiger, wenn die Lieferanten von Anfang<br />

an in die Diskussionen und in die Planung<br />

eingebunden sind. Es ist immer schlechter,<br />

erst Spezifikationen zu fixieren und dann<br />

zu diskutieren, wie und wo etwas abgeändert<br />

werden muss“, berichtet Schwab. Am 31. August<br />

1992 schließlich hat der türkische Minis-


ter for Public Works and Settlement, Prof.<br />

Onur Kumbaracibasi, während eines Österreichbesuchs<br />

das erste bilaterale Energietechnologiekooperationsabkommen<br />

unterzeichnet.<br />

Knapp drei Jahre später wurde mit Karkamis<br />

(Leistung: 180 MW) das erste der Kraftwerke<br />

vertraglich fixiert. Es ist seit 2000 in Betrieb,<br />

im Jahr darauf war mit Birecik (672 MW) das<br />

zweite Kraftwerk fertig. Mitte 1996, bei einem<br />

Türkeibesuch von Bundespräsident Thomas<br />

Klestil und <strong>Verkehr</strong>sminister Rudolf Scholten,<br />

wurde mit dem Minister for Energy and Natural<br />

Resources, Hüsnü Dogan, das zweite Abkommen<br />

unterschrieben, dass die Basis <strong>für</strong> den<br />

Bau der beiden Werke Muratli (118 MW) und<br />

Borcka (306 MW) war. Sie haben 2005 bis<br />

2007 den Betrieb aufgenommen.<br />

Im Jänner 2002 wurde der Vertrag <strong>für</strong> das<br />

Wasserkraftwerk Ermenek (300 MW) unterschrieben,<br />

das derzeit gebaut wird. Bis auf dieses<br />

eine Projekt war die VA Tech (Elin) bei allen<br />

Bauvorhaben Leiter dieser von österreichischen<br />

Firmen dominierten Konsortien. Bereits<br />

im Oktober 1997 wurden die Kraftwerke Doganli,<br />

Cukurca, Beyhani und Kaleköy in die<br />

Liste der potenziellen Projekte aufgenommen.<br />

Sie befinden sich immer noch im Planungsstadium.<br />

„Bei derart langfristigen Bauvorhaben<br />

braucht man Geduld“, meint Schwab. „Von<br />

der Idee bis zur ersten Konzeptfindung vergehen<br />

mitunter fünf, sechs Jahre, die Realisierung<br />

dauert dann nochmals fünf Jahre, die<br />

Bauzeit fünf bis acht Jahre. Die Betriebszeiten<br />

schließlich liegen zwischen 50 und 100 Jahren.“<br />

Erfolg schafft Nachahmer, und so war es<br />

kein Wunder, dass andere Staaten das österreichische<br />

Modell kopiert haben – allerdings<br />

Das Werk Muratli hat 2005 seinen Betrieb aufgenommen.<br />

nicht immer mit einem vergleichbaren Ergebnis.<br />

Laut Schwab gibt es drei Gründe, weshalb<br />

die bilateralen Abkommen zwischen der Türkei<br />

und Österreich besonders gut funktionieren:<br />

„Erstens ist Österreich ein relativ kleines,<br />

neutrales Land. Das hat auf dem internationalen<br />

Parkett gewisse Vorteile, weil damit nicht<br />

automatisch das Ganze mit einem politischen<br />

‚Hauch’ versehen ist wie bei Abkommen zum<br />

Beispiel mit den USA, Russland oder China.<br />

Zweitens hat Österreich eine jahrhundertlange<br />

Tradition auf dem Wasserkraftsektor, die heimische<br />

Technologie und Erfahrung sind international<br />

anerkannt und geschätzt. Und drittens<br />

haben wir einen besonders guten Link<br />

zwischen der Wirtschaft und der Politik, mit<br />

dem die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Gerade in unserem Segment<br />

bekommen wir eine sehr flexible und tatkräftige<br />

Unterstützung etwa durch österreichische<br />

Ministerien und Organisationen, die bereit<br />

sind, mehr zu tun als jene in anderen Staaten.“<br />

Wichtig sei die politische Intervention<br />

vor allem deshalb, weil es bei langjährigen<br />

Projekten wie dem Bau von Wasserkraftwerken<br />

immer wieder kritische Situationen gäbe.<br />

Im richtigen Moment an der richtigen Stelle<br />

könne sie Wunder bewirken, ein Kippen des<br />

Projekts verhindern und es wieder in die rich-<br />

Foto: Andritz VA TECH HYDRO<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Gerade in unserem Segment bekommen wir eine<br />

sehr flexible und tatkräftige Unterstützung durch<br />

österreichische Ministerien und Organisationen.“<br />

ALEXANDER SCHWAB, ANDRITZ VA TECH HYDRO<br />

Foto: Wilke


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

tige Bahn bringen, meint Schwab. Sollten vor<br />

Vertragsabschluss außerdem gleichwertige<br />

Angebote vorliegen, könnten gute bilaterale<br />

Beziehungen mitunter entscheidend <strong>für</strong> den<br />

Zuschlag sein. „Das funktioniert aber nur<br />

dann, wenn die Unternehmen und Politiker<br />

vorher vernünftig miteinander reden, wenn<br />

alle Beteiligten schon vor dem Eintritt von<br />

Problemen über die Thematik Bescheid wissen.“<br />

Die bilateralen Abkommen auf ministerieller<br />

Ebene hätten hier den großen Vorteil,<br />

dass sie nicht auf eine punktuelle Aktion<br />

ausgerichtet seien, sondern dass hier ein mittelfristiger<br />

Prozess laufe mit regelmäßigen<br />

Meetings, betont er.<br />

Eine zentrale Rolle spielt in diesem Fall die<br />

Austrian Power & Environment Technology<br />

GmbH (APET) als Leitgesellschaft österreichischer<br />

Energietechnologieunternehmen:<br />

Vom BMVIT gegründet, unterstützt sie das<br />

Ministerium bei der Vorbereitung der Treffen<br />

der gemeinsamen Energiekommission, der<br />

Turkish-Austrian Joint Energy Commission,<br />

auch inhaltlich. Die APET erhebt die Interessen<br />

der österreichischen Firmen, übernimmt<br />

Abstimmung und Koordination und begleitet<br />

die Projekte bis zum Schluss.<br />

Die Andritz VA TECH HYDRO<br />

ist ein weltweiter Anbieter von elektromechanischen<br />

Ausrüstungen und Serviceleistungen <strong>für</strong><br />

Wasserkraftwerke und einer der größten Anbieter<br />

der Welt <strong>für</strong> hydraulische Stromerzeugung.<br />

Das Unternehmen ist seit Juni 2006 Teil der Andritz-Gruppe<br />

und am 1. Jänner 2000 durch den<br />

Zusammenschluss von drei Unternehmen entstanden:<br />

Die längste Tradition hatten dabei die<br />

Sulzer Escher Wyss, die 1805 gegründet worden<br />

ist und seit 1839 Turbinen baut, und die<br />

Elin, die sich seit 1892 – damals noch unter dem<br />

Namen Pichlerwerke – mit Elektrik beschäftigt.<br />

Dritter im Bunde war die Voest Alpine MCE, die<br />

ebenfalls auf ein Know-how seit 1831 zurückgreifen<br />

kann. Damit wurden praktisch die Unternehmen<br />

vereint, die in alpinen Regionen Wasserkraftwerke<br />

entwickelt und gebaut haben. In<br />

ihrer langen Geschichte haben diese Unternehmen<br />

rund 26.000 Turbinen in die ganze Welt<br />

geliefert und installiert. Deren Gesamtleistung<br />

liegt bei 245.000 MW. Ergänzt wird dieses Trio<br />

durch die 1973 als Schrack Automatisierungstechnik<br />

gegründete SAT Automation, von der<br />

die Andritz VA TECH HYDRO die wasserkraftspezifische<br />

Automatisierung übernommen hat.<br />

Damit steht der Gruppe die gesamte Produktund<br />

Servicepalette der elektromechanischen<br />

Ausrüstung <strong>für</strong> alle Arten von Wasserkraftwerken<br />

zur Verfügung.<br />

AUCH WENN DIESE BILATERALEN ABKOM-<br />

MEN SEHR ERFOLGREICH SIND, so müssen sie<br />

<strong>für</strong> die Zukunft modifiziert werden: Grund<br />

da<strong>für</strong> ist das Privatisierungsgesetz in der<br />

Türkei. „Es ist uns aber wieder gelungen, im<br />

Prinzip das bilaterale Abkommen als Rahmen<br />

<strong>für</strong> die Privatisierungen anzusetzen.<br />

Erst im vergangenen Jahr hat uns das die<br />

Turkish-Austrian Joint Energy Commission<br />

bestätigt“, so Schwab. Seit 1997 trifft sich<br />

die gemeinsame Energiekommission zu Gesprächen<br />

in unregelmäßigen Abständen abwechselnd<br />

in Wien und in Ankara. „Es wird<br />

allerdings eine andere Struktur geben“,<br />

kündigt er an. „Momentan wird in der Türkei<br />

im Rahmen der Privatisierung Lizenzen<br />

<strong>für</strong> Wassernutzungsrechte vergeben, damit<br />

dann private Investoren einsteigen können.<br />

Wir versuchen nun im Rahmen des bilateralen<br />

Abkommens, dass die Österreicher bestimmte<br />

Lizenzen bekommen und dass wir<br />

die Projekte gemeinsam mit privaten Investoren<br />

umsetzen – allerdings sollen die Rahmenbedingungen<br />

weiterhin über die Ministerien<br />

und die Regierungsstellen vorgeschrieben<br />

sein.“ Laut Schwab laufen die Gespräche<br />

sehr zufriedenstellend. k<br />

Neben der Errichtung von neuen Anlagen ist die<br />

Erneuerung von bestehenden Kraftwerken ein<br />

weiterer Schwerpunkt. Dabei beschränkt man<br />

sich nicht nur auf den Austausch der kompletten<br />

Elektronik, die mehr Komfort, Qualität und Ausfallssicherheit<br />

bringt. Mit modernster Technik<br />

analysieren die Mitarbeiter der Andritz VA<br />

TECH HYDRO die gesamte Anlage und prüfen,<br />

wie der Betrieb optimiert werden kann. Schwab<br />

verweist darauf, dass mit dieser Methode zum<br />

Beispiel ein rund 30 Jahre altes rumänisches<br />

Kraftwerk dermaßen modifiziert werden konnte,<br />

dass die Leistung um mehr als 100 MW auf<br />

1.100 MW gestiegen ist, ohne dass da<strong>für</strong> wesentliche<br />

bauliche Veränderung notwendig waren.<br />

Diese Steigerung entspricht fast der Leistung<br />

eines Donaukraftwerks bzw. jener von 20 Kleinkraftwerken.<br />

Die Andritz-Gruppe ist einer der Weltmarktführer<br />

<strong>für</strong> hoch entwickelte Produktionssysteme <strong>für</strong><br />

die Zellstoff- und Papierindustrie, die Stahlindustrie<br />

und andere spezialisierte Industriezweige.<br />

Andritz beschäftigt weltweit rund 11.000 Mitarbeiter<br />

und entwickelt und erzeugt seine<br />

Hightech-Produktionssysteme in 35 Produktionsstätten<br />

in Österreich, Deutschland, Finnland, Dänemark,<br />

Frankreich, den Niederlanden, USA,<br />

Kanada und China.


Vier Kraftwerke <strong>für</strong> Bosnien<br />

D ie<br />

Föderation Bosnien und Herzegowina<br />

– der moslemisch-kroatische<br />

Teil des Landes – plant eine umfassende<br />

Modernisierung und den Ausbau ihres<br />

Energiesektors. Aus diesem Grund hat Vahid<br />

Heco, der Minister <strong>für</strong> Energie, Bergbau und<br />

Industrie, im Juni 2006 eine öffentliche Ausschreibung<br />

gestartet, mit der strategische Partner<br />

da<strong>für</strong> gesucht wurden.<br />

INSGESAMT SOLLEN VIER WASSER- UND VIER<br />

THERMOKRAFTWERKE errichtet werden.„Das<br />

sind natürlich sehr interessante Projekte <strong>für</strong> die<br />

Mitglieder unseres Energie- und Umwelttechnikclusters“,<br />

erzählt APET-Direktor Christian<br />

Tino Terraneo. „Wir haben uns getroffen und<br />

darauf verständigt, dass sich eine möglichst<br />

breit aufgestellte Gruppe österreichischer Unternehmen<br />

daran beteiligen soll samt interessierter<br />

Baufirmen, die in Bosnien präsent sind<br />

und die nötigen Bauarbeiten übernehmen<br />

könnten.“ Für die Wasserkraftwerke sollte<br />

demnach das Engineering- und Consulting-<br />

Unternehmen Pöyry Energy die Projektierung<br />

übernehmen, Porr Technobau und Umwelt sowie<br />

Alpine Mayreder wurden <strong>für</strong> die Bauarbeiten<br />

vorgesehen. Die Kraftwerkstechnik wie<br />

Turbinen oder Generatoren kommen von Andritz<br />

VA TECH HYDRO, Alstom und Voith Siemens<br />

Hydro Power Generation. „Diese Gruppe<br />

hat zwei Vorteile: Sie kann einerseits durch ihre<br />

breite Aufstellung alle geforderten Leistungen<br />

von Planung und Finanzierung bis hin zur<br />

Übergabe des schlüsselfertigen Kraftwerks aus<br />

einer Hand abdecken. Andererseits verfügen<br />

die Mitglieder über eine umfangreiche, langjährige<br />

Erfahrung und haben weltweit erstklassige<br />

Referenzen.“ So war Terraneo sehr zuversichtlich,<br />

als Mitte August die Bewerbung<br />

eingebracht worden ist. Zusätzliche Unterstützung<br />

kam auf politischer Ebene vom damaligen<br />

Vizekanzler und Minister <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, Infrastruktur<br />

und Technologie, Hubert Gorbach.<br />

VON DEN IN SUMME 37 INTERESSENTEN <strong>für</strong><br />

den Bau der Wasserkraftwerke hat die bosnische<br />

Regierung schließlich elf in die engere<br />

Wahl gezogen. Mitte Oktober kam dann die erfreuliche<br />

Nachricht: Die APET-Gruppe wurde<br />

als strategischer Partner ausgewählt, kurz darauf<br />

wurde eine Rahmenvereinbarung <strong>für</strong> fol-<br />

gende Kraftwerksprojekte unterzeichnet: Ustikolina<br />

(Leistung 2x22 Megawatt pro Jahr),<br />

Vranduk (21 MW/Jahr), Rmanj Manastir (2x<br />

35 MW/Jahr) und Vrilo (42 MW/Jahr). „Das<br />

geschätzte Investitionsvolumen wird von bosnischer<br />

Seite mit umgerechnet rund 800 Millionen<br />

Euro angegeben“, berichtet Terraneo.<br />

Die Vereinbarung umfasst neben der Beratung<br />

auch das<br />

■ Einführen neuer Technologien und Erkenntnisse,<br />

■ Mitarbeiten an Untersuchungsarbeiten,<br />

Machbarkeitsstudien und Projektierungen,<br />

■ Ausarbeiten technischer Unterlagen sowie<br />

die Auswahl der Lieferanten <strong>für</strong> die Ausrüstung<br />

und der Bauausführenden,<br />

■ Mitwirken am Bau und am Probelauf,<br />

■ Ausbilden des Personals und<br />

■ Ausforschen und Nutzen günstiger Finanzierungsquellen.<br />

Während <strong>für</strong> die Standorte Ustikolina und<br />

Vranduk bereits Machbarkeitsstudien vorliegen,<br />

gibt es <strong>für</strong> Rmanj Manastir und Vrilo bislang<br />

nur eine Grundsatzplanung. Derzeit arbeitet<br />

die APET-Gruppe intensiv an der Finanzierung<br />

der vier Projekte. Die Kredite könnten<br />

entweder durch die bosnischen Partner oder<br />

durch Stromabnahmeverträge mit einer westeuropäischen<br />

Stromhandelsgesellschaft erfolgen.<br />

Bei den Thermokraftwerken ist noch keine<br />

Entscheidung gefallen, hier ist die APET-Gruppe<br />

neben drei Investoren als einziger Errichter<br />

bzw. Lieferant noch im Rennen. Die Gruppe ist<br />

bei Projektierung und Bau mit der erfolgreichen<br />

ident, die Austrüstung sollen hingegen<br />

Siemens Österreich und die Austrian Energy &<br />

Environment liefern. „Sollten wir nicht zum<br />

Zug kommen, dann werden wir uns als Sublieferanten<br />

<strong>für</strong> das ausgewählte Konsortium<br />

bewerben. Unsere Stärken liegen hier eindeutig<br />

beim Bau, in der Ausrüstung und in der Abgasreinigung“,<br />

so Terraneo. k<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

GROSSAUFTRAG. Eine österreichische Firmengruppe unter dem Dach der Austrian Power & Environment Technology<br />

GmbH (APET) will in Bosnien-Herzegowina vier Wasserkraftwerke errichten. Beim Bau von Thermokraftwerken<br />

hofft man, ebenfalls zum Zug zu kommen. g<br />

Die österreichische Gruppe erbringt<br />

alle geforderten Leistungen aus einer Hand.


Foto: Photodisc<br />

�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Heimspiel in Algerien<br />

ERFOLGSMODELL. Österreichs Eisenbahnindustrie kann auf eine Reihe von erfolgreichen Projekten in Algerien zurückblicken.<br />

Nach einer ruhigen Phase von Mitte der 90er-Jahre bis 2005 eröffnen sich durch die Bildung von Joint<br />

Ventures neue Möglichkeiten. g<br />

A ls<br />

einer der wenigen westlichen<br />

Politiker hatte der damalige österreichische<br />

Bundeskanzler Bruno<br />

Kreisky in den späten 70er-Jahren ein gutes<br />

Verhältnis zu der Palästinensischen Befreiungsorganisation<br />

(PLO) aufgebaut. Die guten<br />

Kontakte der damals in Algerien im Exil<br />

befindlichen Palästinenser nutzte er auch,<br />

um mit algerischen Politikern ins Gespräch<br />

zu kommen. Das Ergebnis war unter anderem<br />

eine umfassende Kooperation zwischen<br />

Algerien und Österreich in der Eisenbahn-<br />

Infrastruktur. Im März 1979 wurde zunächst<br />

das Vereinbarungsprotokoll auf Regierungsebene<br />

unterzeichnet, im November<br />

des selben Jahres das Finanzierungsabkommen<br />

zwischen der Oesterreichischen Kontrollbank<br />

und der Banque Algerienne de Developpement.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte die<br />

staatliche Bahn, die Société Nationale des<br />

Transports Ferroviaires (SNTF), bereits ihr<br />

umfangreiches Entwicklungsprogramm gestartet.<br />

EINES DIESER PROJEKTE war die Gleisverdoppelung<br />

auf der 43,5 Kilometer langen<br />

Strecke zwischen El Harrach und Thénia, die<br />

mit österreichischer Hilfe finanziert, von<br />

1980 bis 1982 geplant und von 1983 bis<br />

1989 realisiert wurde. Auftragnehmer war<br />

eine österreichische Gruppe, bestehend aus<br />

Univerale-Bau als Federführer plus Porr AG,<br />

Hofmann & Maculan, Siemens Österreich,<br />

AEG-Austria, Asea Brown-Boveri Österreich,<br />

Elin sowie Austria Rail Engineering (ARE).<br />

„43,5 Kilometer mag zwar nicht sehr beeindruckend<br />

klingen, aber wir haben dort nicht<br />

einfach nur Gleise verlegt, sondern erstmals<br />

die gesamte benötigte Infrastruktur geschaffen“,<br />

erzählt ARE-Geschäftsführer Friedrich<br />

Pichler. „Wir haben Steinbrüche aufbereitet,<br />

sämtliche Zuschlagsstoffe wie Schotter exploriert,<br />

eine neue Betriebstechnologie sowie<br />

mit dem Fertigteilbau eine dort völlig neue<br />

Bauart eingeführt und die Mitarbeiter geschult.<br />

Diese Anlagen waren der Kern <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung der heutigen Eisenbahnindustrie<br />

in Algerien“, berichtet er stolz. Das Auftragsvolumen<br />

<strong>für</strong> logistische Basis und Produktionseinrichtungen,<br />

Erdbau/Drainagen,


Gleisbau, Kunstbauten, technische Gebäude,<br />

Wohnbauten, Signal- und Telekommunikationseinrichtungen<br />

belief sich auf umgerechnet<br />

454 Millionen Euro.<br />

DAS ERFOLGSREZEPT war ein ganz spezieller<br />

„Kitt“, wie Pichler die Situation beschreibt:<br />

„Ein Bahnhof zum Beispiel ist eine<br />

in sich geschlossene ’Mikrowelt’. Wir<br />

hatten auf der einen Seite unsere österreichischen<br />

Unternehmen, die geplant, Gebäude<br />

errichtet, Gleise, Signale, Lautsprecher<br />

etc. geliefert und verlegt bzw. installiert haben.<br />

Auf der anderen Seite hatten wir die<br />

SNTF, die genaue Vorstellungen von dem<br />

Projekt hatte, aber nicht genau wusste, wie<br />

man es umsetzt. Und hier sind die Österreichischen<br />

Bundesbahnen ins Spiel gekommen.“<br />

Die ÖBB war zwar damals nicht Mitglied<br />

der ARE, ist aber mit ihrem gesamten<br />

Betreiber-Know-how zur Verfügung gestanden.<br />

Ihre Experten haben dann als Projekt-<br />

und Betriebsmanager gearbeitet, die<br />

Baustellenplanung übernommen, die Bauund<br />

Betriebsanweisungen erstellt, waren <strong>für</strong><br />

die Qualitätssicherung zuständig und vieles<br />

mehr. „Dieses Paket aus Bauwirtschaft, System-<br />

und Technologielieferanten und originärem<br />

ÖBB-Know-how war etwas Einzigartiges,<br />

das konnte zu dieser Zeit niemand<br />

bieten. Bis 1993 hat dieses Paket wunderbar<br />

funktioniert, Algerien war schon fast so etwas<br />

wie ein Heimmarkt <strong>für</strong> die österreichische<br />

Eisenbahnindustrie, und wir haben es<br />

geschafft, die österreichischen Standards zu<br />

den algerischen Normen zu machen“,<br />

schwärmt Pichler. Weitere Aufträge <strong>für</strong> die<br />

Österreicher waren die Folge, darunter die<br />

Erneuerung der Signaltechnik auf den insgesamt<br />

50 Kilometer langen Strecken von<br />

Algier nach Thenia und von El Harrach<br />

nach El Affroun. Insgesamt wurden in zehn<br />

Jahren österreichische Projekte mit einem<br />

Gesamtwert von umgerechnet mehr als 600<br />

Millionen Euro verwirklicht.<br />

1993 HAT SICH DAS BLATT DANN GEWENDET:<br />

Die Finanzierungstranchen sind ausgelaufen,<br />

„von algerischer Seite wurde dann sehr<br />

hoch - zu hoch - gepokert“, bedauert der<br />

ARE-Geschäftsführer. „Unsere Finanzierungskonditionen<br />

wurden als unattraktiv<br />

abgelehnt.“ Die OECD-Vorgaben <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

ließen allerdings nur wenig<br />

Spielraum, ein Konsens konnte nicht erreicht<br />

werden. Gleichzeitig hatten die Baufirmen<br />

ihre Arbeiten beendet und sich aus<br />

Algerien und dem Konsortium zurückgezogen,<br />

die Technologielieferanten und die<br />

ÖBB standen nun allein da. Der dritte Grund<br />

waren die bürgerkriegsähnlichen Unruhen<br />

im Land. Für Ausländer wurde es zu gefährlich,<br />

nach dem Mord an zwei Russen wurden<br />

auch die letzten Österreicher abgezogen.<br />

Es folgten <strong>für</strong> die Österreicher mühsa-<br />

me Jahre: Ab 1996/97 wurde versucht, in<br />

Algerien wieder Fuß zu fassen, was aber<br />

neuerlich an der Finanzierung gescheitert<br />

ist. „Wir haben drei Jahre lang auf höchster<br />

Ebene verhandelt, österreichische Minister<br />

sind nach Algerien gereist, und auch der algerische<br />

Botschafter in Österreich hat interveniert.<br />

Gebracht hat es leider nichts“, bedauert<br />

Pichler. „Die ARE war aber trotzdem<br />

ständig präsent. Unsere Strategie war es in<br />

den 90er-Jahren, im Wesentlichen alle Programme<br />

planungstechnisch vorzubereiten ,<br />

die heute umgesetzt werden oder deren Umsetzung<br />

demnächst beginnt.“<br />

2005 – EIN NEUERLICHER WENDEPUNKT:<br />

Zunächst hatte die ARE ein viel beachtetes<br />

Eisenbahnsymposium inklusive Firmenpräsentationen<br />

in Algerien veranstaltet, im<br />

Jahr darauf wurden die algerisch-österreichischen<br />

Gespräche auf Basis des bestehenden<br />

bilateralen Eisenbahnkooperationsabkommens<br />

offiziell wieder aufgenommen. In<br />

der Zwischenzeit hat sich der Markt stark<br />

verändert. Die Mitbewerber, vor allem aus<br />

Frankreich, Italien, Amerika, der Türkei und<br />

China, sind präsenter geworden, und auch<br />

die Gesetzeslage hat sich verändert. Inzwischen<br />

müssen alle großen Projekte international<br />

ausgeschrieben werden. „Das, was<br />

wir gewohnt waren, nämlich sich zusammenzusetzen,<br />

zu verhandeln, zu unterschreiben<br />

und mit der Arbeit zu beginnen,<br />

war nicht mehr möglich. Zusätzlich hatte<br />

sich das persönliche Umfeld geändert. Fast<br />

alle Beamte, die das Wesen der algerischösterreichischen<br />

Zusammenarbeit kannten<br />

und verkörpert haben, sind in Pension“, berichtet<br />

Pichler. „Algerien ist inzwischen ein<br />

Ausschreibungsmarkt, in den man mit echten<br />

Kampfpreisen hineingehen muss.“ Aber<br />

ist Algerien damit nicht uninteressant geworden?<br />

„Nein!“, betont er. Nordafrika, und<br />

hier vor allem Algerien, sei nach wie vor einer<br />

der größten Märkte <strong>für</strong> die Eisenbahnindustrie.<br />

Vor rund zwei Jahren hat die Regierung<br />

des Landes damit begonnen, massi-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Wir haben es geschafft, österreichische<br />

Standards zu algerischen Normen zu machen.“<br />

FRIEDRICH PICHLER, ARE


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

ve Expansionspläne zu schmieden, mit deren<br />

Umsetzung rasch begonnen wurde. „Es gibt<br />

wirklich imponierende Vorhaben bis 2020:<br />

Alle Schmalspurstrecken werden auf Normalspur<br />

umgestellt, alle Hauptstrecken doppelgleisig<br />

ausgebaut. Neue Bahnhöfe werden<br />

„Was uns interessiert, ist die österreichische<br />

Unterstützung beim Aufbau<br />

einer Eisenbahnindustrie vor Ort.“<br />

FRIEDRICH PICHLER, ARE<br />

errichtet, ebenso eine hochmoderne, computergestützte<br />

Signaltechnik und modernste<br />

Telekommunikation. Die Achslasten werden<br />

ebenso erhöht wie die Geschwindigkeiten.<br />

Parallel zur Ost-West-Küstenlinie entsteht<br />

150 Kilometer weiter südlich auf dem Hochplateau<br />

eine Hochgeschwindigkeitsstrecke,<br />

die von der tunesischen bis zur marokkanischen<br />

Grenze reicht, und auf der Züge mit bis<br />

zu 200 km/h fahren können“, so Pichler. Finanziert<br />

würden diese Aktivitäten aus den<br />

hohen Devisenreserven des Landes, die es<br />

aufgrund des hohen Ölpreises in den vergangenen<br />

Jahren ansammeln konnte. Für Investitionen<br />

stünden allein bis 2009 rund sechs<br />

Milliarden US-Dollar zur Verfügung.<br />

„DAMIT ERFÜLLT ALGERIEN ALLE DREI KRITERIEN<br />

<strong>für</strong> Länder, mit denen wir bevorzugt zusammenarbeiten<br />

wollen“, betont Pichler.<br />

■ Die Zusammenarbeit wird auf politischer<br />

Ebene begrüßt, weil durch die knapp eineinhalb<br />

Jahrzehnte dauernde Eisenbahnkooperation<br />

eine lange und stabile Partnerschaft<br />

besteht, der selbst die bürgerkriegsähnlichen<br />

Unruhen nichts anhaben<br />

konnte.<br />

■ Es stehen ausreichend finanzielle Mittel<br />

<strong>für</strong> den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung.<br />

■ Es gibt zahlreiche Projekte, die <strong>für</strong> die österreichische<br />

Industrie von Interesse sind.<br />

Eine Reihe großer Ausschreibungen <strong>für</strong><br />

Gleiserneuerung und zweigleisige Streckenausbauten,<br />

basierend auf österreichischen<br />

Planungen, darunter der zweigleisigen Ausbau<br />

der Strecke Annaba – Ramdane Djamel,<br />

stehen bis 2009 an. Die österreichische Beteiligung<br />

an weiteren Ausschreibungen der<br />

SNTF ist aber derzeit noch eher zurückhaltend.<br />

„Eine österreichische Gruppenbildung<br />

<strong>für</strong> Algerien wäre nur unter der Federführung<br />

von Baumfirmen erfolgversprechend“,<br />

so Pichler. „Das ist durch die gute Auslastung<br />

der heimischen Bauindustrie in Europa<br />

derzeit aber schwer zu bewerkstelligen. Die<br />

österreichischen Komponentenlieferanten<br />

müssen daher im Moment als Zu- oder Sublieferanten<br />

versuchen, Teil internationaler<br />

Projektgruppen zu werden.“ Aus diesem<br />

Grund setzt man jetzt verstärkt auf eine andere<br />

Strategie: „Was uns jetzt mehr interessiert,<br />

ist die Unterstützung im Aufbau einer<br />

eigenen Eisenbahnindustrie im Land. Algerien<br />

will eine Reihe von staatlichen Firmen<br />

privatisieren und ist daher an ausländischen<br />

Unternehmen sehr interessiert, die Geld, Kapazitäten<br />

und Know-how ins Land bringen<br />

und Gemeinschaftsunternehmen aufbauen“,<br />

berichtet Pichler.<br />

EIN SOLCHES ERFOLGSMODELL ist der<br />

Einstieg von Siemens Deutschland bei der<br />

staatlichen Signal- und Telekommunikationsfirma<br />

Estel, einer 100-Prozent-Tochter<br />

der SNTF. Das neue Estel Rail Automation<br />

getaufte Gemeinschaftsunternehmen gehört<br />

mehrheitlich den Europäern und wird von<br />

Siemens Österreich im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrags<br />

geleitet. „Erklärtes<br />

Ziel ist es, Estel zur Nummer eins in Algerien<br />

zu machen – mit entsprechenden<br />

Ausweitungstendenzen auf die Nachbarstaaten.<br />

Derzeit ist dieses Unternehmen<br />

höchst erfolgreich, der Businessplan <strong>für</strong> die<br />

ersten Jahre ist sogar übererfüllt“, erzählt<br />

der ARE-Geschäftsführer. „Und wenn das<br />

mit der Signaltechnik funktioniert, dann<br />

funktioniert das in gleicher Weise bei der<br />

lokalen Fertigung von Eisenbahnmaterial<br />

wie z. B. Weichen und Eisenbahnfahrzeugen.<br />

Die Hochtechnologie-Komponenten<br />

werden dann weiterhin aus Österreich geliefert,<br />

alles Übrige wie Zusammenbau und Inbetriebnahme<br />

übernehmen die lokalen Partner<br />

vor Ort.“<br />

Das habe zwei Vorteile betont er: Einerseits<br />

könnten die Kosten niedrig gehalten<br />

und damit die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert<br />

werden, andererseits werde ein österreichisch-algerisches<br />

Joint Venture als algerisches<br />

Unternehmen gesehen und habe<br />

auch bei Ausschreibungen eine deutlich<br />

bessere Ausgangsbasis.<br />

Derzeit verzeichnet Pichler reges Interesse<br />

von zahlreichen weiteren österreichischer<br />

Unternehmen, die Interesse an diesem potenziellen<br />

„Erfolgsmodell Algerien II“ haben:<br />

„Es gibt entsprechende Überlegungen,<br />

Ansätze und auch erste Gespräche. In erster<br />

Linie betrifft das die Bahninfrastruktur, weniger<br />

den Fahrzeugbereich mit Loks und<br />

Waggons. Leider, denn letzterer wird in den<br />

kommenden 15 Jahren vermutlich die<br />

schönsten Umsätze bringen. Aber vielleicht<br />

kommt das noch“, blickt er zuversichtlich in<br />

die Zukunft. k


Qualität zu selten berücksichtigt<br />

S chiene<br />

ist nicht gleich Schiene, und<br />

vor allem ist sie ein ‚intelligentes’ Produkt“,<br />

betont Josef Mülner, Mitglied<br />

des Vorstandes der <strong>voestalpine</strong> AG und Leiter<br />

der Division Bahnsysteme. „Sie hat einen hohen<br />

Engineering-Grad, angefangen von der<br />

metallurgischen Zusammensetzung bis hin zu<br />

den <strong>für</strong> den jeweiligen Einsatz optimierten Toleranzen<br />

und Kopfradien. Dabei wird auch die<br />

Kontaktgeometrie von Rad und Schiene berücksichtig,<br />

ebenso die Geschwindigkeit, mit<br />

der die Züge später unterwegs sein werden.<br />

Selbstverständlich sind die Anforderungen im<br />

Höchstgeschwindigkeitsbereich komplett andere<br />

als bei einer Nebenstrecke, auf der nur<br />

mit 90 km/h gefahren wird.“<br />

Natürlich gäbe es auch Schienen, die<br />

08/15-Produkte seien, die man als Standard-<br />

produkt entsprechend den europäischen Normen<br />

betrachten könne. „Das ist aber nicht unser<br />

Ansatz.“ Laut Mülner setzt sein Konzern<br />

vor allem auf den Kundennutzen und Service,<br />

auf Produkte, deren Lebenszyklus <strong>für</strong> den jeweiligen<br />

Einsatz optimiert ist. „Wo hohe Belastungen<br />

auftreten, verwenden wir sogenannte<br />

kopfgehärtete Schienen, die eine wesentlich<br />

bessere Liegedauer und Resistenz gegenüber<br />

Rollkontakt-Ermüdungen haben.<br />

Damit wird Schienenbrüchen und Entgleisungen,<br />

wie wir sie beispielsweise in Großbritannien<br />

hatten, vorgebeugt.“ Ultralange Schienen<br />

mit einer Gesamtlänge von 120 Metern, die ab<br />

Werk just in time auf die Baustelle geliefert<br />

werden, wiederum vermeiden Qualitätsunstetigkeiten<br />

und helfen dem Kunden beim Kostensparen:<br />

Das Handling wird reduziert, das<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

LOBBYING. Schienen oder Weichen mögen vielleicht <strong>für</strong> einen Laien keine Hightechprodukte sein, tatsächlich<br />

braucht man <strong>für</strong> deren Entwicklung und Produktion jedoch viel Know-how. Dieses Know-how ist in Österreich vorhanden.<br />

Was hingegen <strong>für</strong> manche Exportregionen wünschenswert wäre, ist eine tatkräftige Unterstützung bei Finanzierung<br />

und Kreditbesicherungen im Zuge von Ausschreibungen im Ausland und unterstützendes Technologiemarketing<br />

durch österreichische Bahnbetreiber. g<br />

Fotos: <strong>voestalpine</strong> AG


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Zwischenlagern in einem Schweißwerk entfällt.<br />

„Wir messen uns auf dem Markt nicht<br />

mit 30-Meter-Billigschienen aus China, wo<br />

wir aus Kostengründen nie konkurrenzfähig<br />

wären“, sagt Mülner.<br />

WAS FÜR DIE SCHIENE GILT, gilt in besonderem<br />

Maß <strong>für</strong> die technologisch anspruchsvollen<br />

Weichen mit ihren systeminhärenten Sicherungs-<br />

und Überwachungseinrichtungen.<br />

Das reicht vom Design über die verschiedenen<br />

Komponenten und Antriebe bis hin zu<br />

Checkpoints, mit denen die Züge überwacht<br />

werden können. „Wenn ein Zug vorbeifährt,<br />

kann ich die Temperatur der Achslager messen,<br />

die Achs- und Radlasten, um Überladung<br />

oder asymmetrische Beladung von Waggons<br />

festzustellen, oder überprüfen, ob die Klötze<br />

der Scheibenbremsen fest sitzen“, erklärt<br />

Mülner. Überlastete Räder verschleißen die<br />

„Schienen und Weichen sind intelligente Produkte.“<br />

JOSEF MÜLNER, VAE<br />

Gleisanlagen wesentlich stärker, ebenso Räder,<br />

die durch Bremsungen nicht mehr rund<br />

sind, sondern abgeflachte Stellen aufweisen.<br />

„Damit könnten die Infrastrukturbetreiber ein<br />

Bonus-Malus-System <strong>für</strong> die Fuhrparkbetreiber<br />

einführen. Wer gute Fahrzeuge einsetzt,<br />

zahlt weniger, wer schlechtes Material verwendet,<br />

mehr.“ Als weiteres Plus der intelligenten<br />

Weichen seines Konzerns bezeichnet<br />

er den integrierten Bordcomputer, der ihre<br />

Funktion überwacht.<br />

Damit ist es nicht mehr notwendig, in regelmäßigen<br />

Abständen Wartungs- und Reparaturteams<br />

im Rahmen vorbeugender In-<br />

<strong>voestalpine</strong> - <strong>Fakten</strong> & <strong>Zahlen</strong><br />

Bei der <strong>voestalpine</strong> sind Schienen- und Weichenbau<br />

in der VAE Eisenbahnsysteme (VAEE) angesiedelt.<br />

In diesem Unternehmen befindet sich<br />

auch der Bereich „Hytronics“, der seit 2002 die<br />

hoch entwickelten Diagnosesysteme und Gefahrenmeldeanlagen<br />

baut. In Österreich hat die<br />

VAEE sechs Tochterunternehmen: Die VAE ist<br />

Weltmarktführer in der Weichentechnologie <strong>für</strong><br />

Eisen-, Straßen- und U-Bahnen und Systemanbieter<br />

von systeminhärenten Überwachungs-, Sicherungs-<br />

und Antriebseinheiten bei Weichen. Die<br />

<strong>voestalpine</strong> Schienen sieht ebenfalls auf eine<br />

über 100 Jahre alte Tradition zurück und ist<br />

Europas wichtigster Schienenproduzent. Sie erzeugt<br />

die umfangreichste Familie von hochwertigen<br />

Schienenstahlgüten und hat umfassende<br />

Systemkompetenz, zum Beispiel bei Lebenszy-<br />

standhaltung loszuschicken, sondern nur<br />

mehr dann, wenn der Computer registriert,<br />

dass die Weiche in ihrer Funktion demnächst<br />

eingeschränkt sein könnte. Auch wenn die<br />

Qualität der Schienen und Weichen <strong>für</strong> sich<br />

spricht, so wünscht sich Mülner Hilfestellung<br />

bei der Überzeugungsarbeit, die neutral nur<br />

von Bahnbetreiber zu Bahnbetreiber oder von<br />

Transportministerium zu Transportministerium<br />

geleistet werden kann.<br />

„Wenn wir als <strong>voestalpine</strong> die Qualität unserer<br />

Produkte und Services herausstreichen,<br />

dann ist das Marketing und Propaganda.<br />

Wenn hingegen die ÖBB oder die Wiener Linien<br />

das machen, die umfangreiche Erfahrung<br />

mit unseren Produkten haben, dann ist das ungleich<br />

glaubwürdiger. Dann ist das neutral und<br />

wäre auch ein Beleben bzw. eine andere Handhabung<br />

der bilateralen Eisenbahn-Kooperationsabkommen.“<br />

Das Ministerium könnte außerdem<br />

im Rahmen der bilateralen Eisenbahnabkommen<br />

bei internationalen Ausschreibungen<br />

darauf drängen, das die Qualität<br />

als ein wichtiges Kriterium mit aufgenommen<br />

werde. Als Beispiel <strong>für</strong> erfolgreiches Lobbying<br />

nennt er die Aktivitäten offizieller Stellen in<br />

Frankreich und Japan – die direkten Konkurrenzländer<br />

Österreichs in diesem Segment.<br />

„Der französische <strong>Verkehr</strong>sminister pusht die<br />

Interessen seiner Industrie sehr gut. Natürlich<br />

hat Österreich als kleines Land nicht die gleichen<br />

Ressourcen, aber ich sehe Möglichkeiten<br />

vor allem in jenen Staaten, zu denen es traditionell<br />

hervorragende Beziehungen gibt. Etwa<br />

die arabischen Länder, den mittleren Osten,<br />

den Balkan oder Nordafrika.“ Er verweist darauf,<br />

dass <strong>für</strong> die deutschen Standorte seines<br />

Konzerns bereits mit Hilfe der Deutschen Bahn<br />

ein Durchbruch in China und zuvor in Taiwan<br />

erzielt werden konnte. k<br />

kluskosten-Strategien. Die benötigten Stahlblöcke<br />

kommen von der <strong>voestalpine</strong> Stahl Donawitz,<br />

Drähte und Spannstahl von der <strong>voestalpine</strong><br />

Austria Draht, die Nahtlosrohre von der <strong>voestalpine</strong><br />

Tubular. Die <strong>voestalpine</strong> Klöckner Bahntechnik<br />

wiederum arbeitet als Vollsortimenter mit<br />

Generalunternehmer-Kompetenz <strong>für</strong> Bahnfahrwege.<br />

Zusätzlich hat die Gruppe noch je ein<br />

Tochterunternehmen in Deutschland (Schienenbau)<br />

und den Niederlanden (zuständig <strong>für</strong> die<br />

niederländische Bahninfrastruktur).<br />

Im Geschäftsjahr 2006/2007 hat die Division<br />

Bahnsysteme der <strong>voestalpine</strong> einen Umsatz von<br />

etwas mehr als zwei Milliarden Euro erzielt. Das<br />

EBIT betrug 337,5 Millionen Euro, insgesamt<br />

wurden 7.523 Mitarbeiter beschäftigt.


Herr Aufsichtsratsvorsitzender, die ÖBB<br />

stellt dem BMVIT zwei Mitarbeiter <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />

von Technologietransfer-Konzepten<br />

zur Verfügung. Warum ist Ihnen dieser<br />

Bereich so wichtig?<br />

Horst Pöchhacker: Die beiden Mitarbeiter<br />

wurden zwar bereits von meinen Vorgängern<br />

dem BMVIT zur Verfügung gestellt.<br />

Aber auch ich unterstütze diese Entscheidung<br />

mit großem Nachdruck. Weil ich im<br />

Wesentlichen nur zwei Wachstumstreiber sehe.<br />

Das eine sind Investitionen, sozusagen<br />

die Hardware, also den Bau von Tunnel & Co,<br />

und das andere wäre Forschung und Entwicklung,<br />

also die „Software“ – die nachhaltig<br />

wirkt. Und das gute daran ist, dass das<br />

BMVIT <strong>für</strong> beide Bereiche zuständig ist. Für<br />

uns ist es also eine logische Partnerschaft.<br />

Technisches Infrastruktur-Know-how aus<br />

Österreich ist begehrt. Weltmarktführer sind<br />

etwa Plasser und Theurer (Linz) VOEST (Zeltweg<br />

und Donawitz) oder Siemens in Wien und<br />

Graz. Wie sind Sie mit diesen Unternehmen<br />

entwicklungstechnisch vernetzt, welche gemeinsamen<br />

(Export-)Ziele verfolgen Sie?<br />

Pöchhacker: Wir werden die heimische<br />

Industrie beim Export auch weiterhin mit<br />

unserem Betriebs-Know-how unterstützen.<br />

Aktuell sind wir dabei, zu lokalisieren, wo es<br />

beim Auslandseinsatz Verbesserungspotenzial<br />

gibt. Besonderes Augenmerk legen wir<br />

bei unseren Überlegungen auch auf PPP-Modelle.<br />

Jetzt, wo sich der Aufsichtsrat der ÖBB<br />

mit der ASFINAG verschränkt hat, eröffnen<br />

sich ganz neue Möglichkeiten. Und sobald<br />

sich der neue ASFINAG-Vorstand konstituiert<br />

hat, können wir auch schon mit unseren<br />

Gesprächen beginnen. Wir – also sowohl die<br />

ÖBB als auch die ASFINAG – haben jedenfalls<br />

jenes Betreiber-Know-how, das diese<br />

Unternehmen brauchen, um weltweit ihre<br />

Pakete anbieten zu können. Die ASINAG<br />

weiß, wie man eine Autobahn betreibt, die<br />

ÖBB hat das Wissen <strong>für</strong> die Schiene. Wir sind<br />

aktuell dabei, Regeln zu erarbeiten, wie derartige<br />

Kooperationen in Zukunft erfolgen<br />

können. Sozusagen ein Pflichtenheft <strong>für</strong><br />

Auslandsaktivitäten. Da warten wir aber<br />

noch auf die definitive Bestellung des neuen<br />

ASFINAG-Vorstandes.<br />

Die Auslandsaktivitäten der ÖBB bzw. die<br />

Zusammenarbeit mit der Austrian Rail Consulting<br />

and Construction (ARCC) waren in letzter<br />

Zeit nicht sonderlich erfolgreich. Was planen<br />

Sie in diesem Bereich <strong>für</strong> Veränderungen?<br />

Pöchhacker: Die Zusammenarbeit mit der<br />

ARCC ist aus rechtlichen und kaufmännischen<br />

Gründen suboptimal gelaufen. Wir<br />

werden – wie schon gesagt – die Kooperationen<br />

im Ausland prüfen, mit der ASFINAG<br />

abstimmen, und fixe Regelwerke erstellen,<br />

wie Auslandsaktivitäten aus unserer Sicht<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Pöchhacker: „Heimisches Betreiber-<br />

Know-how als Exportschlager“<br />

INTERVIEW. Mit der Verschränkung der Aufsichträte von ÖBB und ASFINAG dürfte es nun in Österreich erstmals<br />

gelingen, verkehrsträgerübergreifende Maßnahmen zu setzen. Wie weit sich diese neuen Modelle dann auch <strong>für</strong><br />

den Technologietransfer eignen, hat uns ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzender Horst Pöchhacker verraten. g<br />

Fotos: Klobucsar


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

auszusehen haben. Dann können Pannen wie<br />

in der Vergangenheit nicht mehr passieren.<br />

Spätestens im Frühjahr verfügen wir über einen<br />

derartigen Fahrplan.<br />

Ein Best-Practice-Modell aus der Vergangenheit<br />

wurde beispielsweise mit der Austrian<br />

Rail Engineering (ARE) in Algerien abgewickelt.<br />

Und zwar als Komplettpaket inklusive<br />

sämtlicher Vorarbeiten bis hin zum Betreiber-Know-how<br />

durch die ÖBB. Planen Sie<br />

mit der ARE weitere derartige One-Stop-<br />

Shop-Kooperationen?<br />

Pöchhacker: Die ARE war nicht Projektträger,<br />

sondern die Plattform <strong>für</strong> unsere Arbeitsgemeinschaft,<br />

wo das Know-how aller<br />

Beteiligten gebündelt wurde. Worauf ich<br />

aber besonderen Wert lege, ist die Tatsache,<br />

dass die ÖBB – vom Bauarbeiter bis hin zum<br />

Fahrdienstleiter – bei diesem Projekt hervorragende<br />

Arbeit geleistet hat. Das Algerien-Projekt<br />

ist somit Basis unserer Überlegungen<br />

<strong>für</strong> künftige Modelle unserer Auslandsaktivitäten.<br />

„Es gibt bereits erste Projektansätze<br />

im Bereich Schiene, die als PPP-Modelle umgesetzt<br />

wurden, unter anderem der Klima-Wind-<br />

Kanal Wien oder der Güterterminal Werndorf.“<br />

Letztes Jahr hieß es, dass die nächste Regierung<br />

Betriebe, die Gütertransport auf die<br />

Schiene verlagern, stärker unterstützen solle.<br />

Als Vorbild dient dabei die Schweiz, die zwei<br />

Drittel ihrer Waren auf der Schiene transportiert.<br />

Bereits <strong>Verkehr</strong>sminister Einem hat sich<br />

daran aber schon die Zähne ausgebissen.<br />

Was würden Sie sich als Unterstützung von<br />

der Regierung wünschen? Welche Signale haben<br />

Sie bereits erhalten?<br />

Pöchhacker: Ohne haltungspolitische<br />

Maßnahmen gibt es keinen Lenkungseffekt.<br />

Der <strong>Verkehr</strong> nimmt rasant zu, der Klimawandel<br />

steht im Raum, es ist kaum noch möglich,<br />

Projekte umzusetzen. Daher muss die Politik<br />

eingreifen. Und das ist in jüngster Vergangenheit<br />

teilweise ja auch bereits geschehen - siehe<br />

Mineralölsteuer. Maßgebliche Lenkungseffekte<br />

können immer nur von der Politik kommen.<br />

Denn der Markt liefert nur Möglichkeiten.<br />

Ob die Ware von der Straße auf die<br />

Schiene wechselt, hängt vom Angebot ab. Es<br />

sind somit Maßnahmen zu setzen, um den<br />

<strong>Verkehr</strong> zu ökologisieren bzw. zu entlasten.<br />

Das erwarten wir uns <strong>für</strong> die nächsten Jahre.<br />

Die Schweiz hat hier Maßnahmen getroffen,<br />

die bei uns noch in Diskussion stehen. Sie hat<br />

beispielsweise den <strong>Verkehr</strong> auf der Straße diskriminiert,<br />

nachdem der Schienenausbau vorangetrieben<br />

wurde, um diese Mehrleistung<br />

überhaupt bedienen zu können. Österreich etwa<br />

wäre allein schon in Bezug auf die Infrastruktur<br />

noch gar nicht in der Lage, diese Verlagerung<br />

zu bewältigen. Daher ist der logische<br />

erste Schritt die Investition in die Infrastruktur.<br />

Erst wenn dies umgesetzt ist, sollten die<br />

politischen Lenkungseffekte nach Schweizer<br />

Vorbild erfolgen. Wir sprechen da aber von einem<br />

Umsetzungszeitraum von etwa 15 bis 20<br />

Jahren. Dabei wird es aber nicht zu einer „Verlagerung“<br />

im herkömmlichen Sinn kommen.<br />

Vielmehr wird von jenem <strong>Verkehr</strong>, der künftig<br />

dazukommen wird, ein größerer Anteil von<br />

der Bahn übernommen werden können. Weil<br />

es unrealistisch wäre zu sagen, dass künftig<br />

der Straßenverkehr dadurch signifikant zurückgehen<br />

werde.<br />

Was bringt die Verschränkung der Aufsichtsräte<br />

von ÖBB und ASFINAG?<br />

Pöchhacker: Mit Werner Faymann ist<br />

erstmals ein Minister am Ruder, der es versteht,<br />

verkehrsträgerübergreifende <strong>Verkehr</strong>spolitik<br />

zu machen und auch die Straße auf<br />

die Schiene abzustimmen. Früher stand die<br />

Straße mit der Schiene ja fast in Konkurrenz,<br />

heute kann man dem Spediteur nur ein abgestimmtes<br />

Paket schmackhaft machen. Die<br />

Verschränkung des Aufsichtsrates ist ein erster<br />

Schritt <strong>für</strong> die Koordination der beiden<br />

<strong>Verkehr</strong>sträger, die sich in der Vergangenheit<br />

ja völlig unabhängig entwickelt haben.<br />

Seit kurzem integriert die ÖBB auch Public-Private-Partnership-Konzepte<br />

in ihre<br />

Strategie. Gibt es PPP-Modelle, die auch <strong>für</strong><br />

den Technologietransfer in Frage kommen?<br />

Pöchhacker: Die Integration von PPP-Modellen<br />

in die strategischen Überlegungen der<br />

ÖBB beruht auf der Hoffnung, ähnlich wie in<br />

anderen Infrastrukturbereichen wie Straße,<br />

Energie oder Telekom auch im Bereich Schiene<br />

die Chancen derartiger Modelle zu nützen.<br />

Es gibt hier bereits erste Projektansätze im Bereich<br />

Schiene, die als PPP-Modelle umgesetzt<br />

wurden, u. a. der Klima-Wind-Kanal Wien<br />

oder der Güterterminal Werndorf. Ob und wieweit<br />

sich Public Private Partnerships in diesem<br />

Bereich bewähren und ihre Vorteile wie z. B.<br />

die raschere Realisierung von Projekten, die<br />

Risikoteilung zwischen öffentlichem Sektor<br />

und Privaten und die Nutzbarkeit vielfältiger<br />

Finanzierungsformen im Rahmen der Umsetzung<br />

konkreter Projekte der ÖBB auch im<br />

Rahmen des Technologietransfer ins Ausland<br />

genutzt werden können wird aber letztlich abzuwarten<br />

sein. k


Fotos: VAMED<br />

Topspital in Kuala Lumpur<br />

D er<br />

Gesundheitsdienstleister VA-<br />

MED ist bereits seit 1987 in Malaysia<br />

aktiv und hat hier schon mehrere<br />

Großprojekte erfolgreich umgesetzt.<br />

Der erste große Auftrag war das 1992 fertig<br />

gestellte National Heart Institute, das<br />

wichtigste Herzzentrum des Landes. Das<br />

hat dann auch mit den Ausschlag da<strong>für</strong> gegeben,<br />

dass der Petronas-Konzern dem<br />

österreichischen Unternehmen den Zuschlag<br />

<strong>für</strong> sein Krankenhausprojekt erteilt<br />

hat. „Aufgrund unserer umfangreichen Er-<br />

fahrung auf diesem Gebiet hat man die Fertigstellung,<br />

die komplette medizintechnische<br />

Ausstattung und die Gesamtbetriebsführung<br />

des Prince Court Medical Centers<br />

(PCMC) uns in Partnerschaft mit der Medizinischen<br />

Universität Wien übergeben,“<br />

freut sich VAMED-Geschäftsführer Johann<br />

Strahlhofer. Das neue Krankenhaus wurde<br />

als „Sieben-Stern-Privatspital" mit 330 luxuriös<br />

ausgestatteten Einzelzimmern bzw.<br />

-suiten positioniert, die medizinischen Einrichtungen<br />

und die Fachkompetenz des<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

GESUNDHEITSTECHNOLOGIE. Der malaysische Öl- und Gasriese Petronas hat vor kurzem in der Hauptstadt Kuala<br />

Lumpur ein „Sieben-Stern-Spital“ eröffnet. Für dessen Ausstattung war die VAMED verantwortlich, gemeinsam<br />

mit ihrem Partner, der Medizinischen Universität Wien, hat sie auch den Zuschlag <strong>für</strong> die Gesamtbetriebsführung<br />

des Prince Court Medical Centers erhalten. g<br />

Das Prince Court Medical Center<br />

ist das neue Vorzeigeprojekt von<br />

VAMED und MedUni Wien.


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Personals bewegen sich ebenfalls auf entsprechend<br />

hohem Niveau. Im PCMC befinden<br />

sich fünf „Centers of Excellence“ mit<br />

den Schwerpunkten Herz, Onkologie, Mutter<br />

und Kind, plastische Chirurgie und<br />

Haut- und Verbrennungszentrum sowie<br />

Urologie und Nephrologie inklusive eines<br />

Gesundheitszentrums <strong>für</strong> Männer. „Wir<br />

wollen das Prince Court Medical Center zu<br />

einem der besten Spitäler in Südostasien<br />

machen“, betont Strahlhofer. Als Zielgruppe<br />

nennt er in erster Linie Privatpersonen<br />

und die Mitarbeiter der Petronas. Das dritte<br />

Standbein soll der Gesundheitstourismus<br />

werden. „Malaysia ist im Sommer vor allem<br />

bei Gästen aus dem mittleren Osten sehr<br />

beliebt. Immer mehr verbinden ihren Urlaub<br />

hier mit einem Gesundheitscheck", so<br />

Strahlhofer.<br />

Das Krankenhaus befindet sich in der<br />

Nähe der Petronas-Towers im Zentrum<br />

Kuala Lumpurs. Die Baumaßnahmen waren<br />

schon weit fortgeschritten gewesen, als die<br />

„Wir wollen das Prince Court Medical Center zu<br />

einem der besten Spitäler in Südostasien machen.“<br />

JOHANN STRAHLHOFER, VAMED<br />

VAMED und die Medizinische Universität<br />

Wien hinzugezogen wurden. „Wir haben<br />

bei der Übernahme gesehen, dass planungstechnisch<br />

noch Änderungen notwendig<br />

waren und diese dann soweit als möglich<br />

umgesetzt. Parallel zu den Umbauten<br />

und der medizintechnischen Ausstattung<br />

haben wir damit begonnen, die Gesamtbetriebsführung<br />

aufzubauen“, erzählt Strahlhofer.<br />

Sein Unternehmen stellt den Gesamtspitalsdirektor,<br />

ist <strong>für</strong> die administrative<br />

und technische Betriebsführung sowie <strong>für</strong><br />

das Marketing zuständig. Von der Medizinischen<br />

Universität kommt der medizinische<br />

Direktor, sie ist außerdem <strong>für</strong> die anspruchsvolle<br />

medizinische Versorgung sowie<br />

<strong>für</strong> die Ausbildung der rund 700 Krankenhausmitarbeiter<br />

vor Ort verantwortlich.<br />

Das neue Krankenhaus hat mit Ende September<br />

den Teilbetrieb aufgenommen.<br />

1987 HAT DIE VAMED IN KUALA LUMPUR<br />

ihre erste Auslandsniederlassung gegründet.<br />

Man habe hier großes Potenzial <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung eines Gesundheitsgeschäfts<br />

gesehen, betont Strahlhofer. Von dort ist<br />

anschließend der Sprung in andere südostasiatische<br />

Länder gelungen wie Indonesien,<br />

Philippinen, Vietnam oder China. Der Ge-<br />

schäftsführer betont, dass dabei sehr oft<br />

das BMVIT bzw. die Mitgliedschaft im Gesundheitscluster,<br />

der Austrian Health Care<br />

Systems & Engineering GmbH (AHC), von<br />

großer Bedeutung war. „Vorsorge- und Gesundheitseinrichtungen<br />

sind oft staatliche<br />

Institutionen. Hier ist es immer wichtig,<br />

wenn zwischen Österreich und dem jeweiligen<br />

Land gute politische Beziehungen bestehen,<br />

die dann zum Beispiel in bilaterale<br />

Abkommen über einen Technologietransfer<br />

münden. Diese Abkommen helfen uns aber<br />

auch im Rahmen der Schulungen und Trainings<br />

<strong>für</strong> das medizinische Personal. Wir<br />

haben immer wieder enge Kooperationen<br />

mit dem BMVIT und erhalten aus dieser<br />

Richtung wertvolle Unterstützung <strong>für</strong> unsere<br />

Arbeit.“<br />

DIE VAMED FEIERT heuer nicht nur 20<br />

Jahre Präsenz in Malaysia, sondern auch<br />

ihr 25-jähriges Bestehen. Sie wurde 1982<br />

gegründet und mit der Fertigstellung des<br />

neuen Wiener Allgemeinen Krankenhauses<br />

betraut. Kurze Zeit später wurde ihr auch<br />

die umfassende technische Betriebsführung<br />

übertragen. Mit rund 35 Instituten und Kliniken,<br />

2.200 Betten und umfangreichen<br />

Einrichtungen <strong>für</strong> Lehre und Forschung ist<br />

das Universitätsklinikum heute eine der<br />

wichtigsten Gesundheitseinrichtungen der<br />

Welt. Die VAMED hat in der Folge ihr gesammeltes<br />

Know-how <strong>für</strong> andere Projekte<br />

genützt und mit einer intensiven Marktbearbeitung<br />

im In- und Ausland begonnen.<br />

1984 verzeichnete man mit einem Auftrag<br />

aus dem Irak den ersten Auslandserfolg.<br />

Heute ist das Unternehmen in 50 Ländern<br />

der Welt tätig und hat bislang an die 500<br />

Gesundheitsprojekte umgesetzt.<br />

„Die VAMED ist einzigartig“, betont<br />

Strahlhofer. „Im Gegensatz zu den Mitbewerbern<br />

sind wir ausschließlich auf den<br />

Gesundheitsbereich konzentriert und übernehmen<br />

unter dem Motto ’Alles aus einer<br />

Hand’ die gesamte Abwicklung eines Projektes:<br />

von der Idee über die Projektentwicklung<br />

gemeinsam mit dem Kunden, entsprechender<br />

Planung, Errichtung und Ausstattung,<br />

Trainings und Ausbildung des<br />

Personals sowie die Übernahme der technischen<br />

beziehungsweise der Gesamtbetriebsführung.“<br />

Als großes Plus seines Unternehmens bezeichnet<br />

er die Fähigkeit, sich rasch an die<br />

jeweiligen örtliche Gegebenheiten anzupassen.<br />

„Besonders wichtig ist die Vorort-<br />

Präsenz, mit ausgezeichneten lokalen Mitarbeitern<br />

- nach unserem Motto ‘Think global<br />

- act local‘ haben wir immer die besten<br />

Erfahrungen gemacht." k


Foto: Photodisc<br />

D ie<br />

Produktion und der Export vonhochtechnologischen<br />

Waren und<br />

Dienstleistungen (Technologietransfer)<br />

alleine können nicht ausreichend starke<br />

Impulse <strong>für</strong> den heimischen Arbeitsmarkt und<br />

die österreichische Volkswirtschaft geben. Nur<br />

auf Hightech zu fokussieren ist kein Königsweg<br />

<strong>für</strong> die Lösung der Beschäftigungsprobleme<br />

in Österreich und bringt alleine auch nicht<br />

ausreichende Wachstumseffekte. Das ist eine<br />

der Kernaussagen einer im Auftrag des BMVIT<br />

verfassten Studie der renommierten Forschungsgesellschaft<br />

Joanneum Research. Unter<br />

internationalem Technologietransfer versteht<br />

man den Wissensfluss durch Hochtechnologieexporte,<br />

aber auch durch internationale<br />

Direktinvestitionen oder die Vergabe von<br />

Lizenzen.<br />

„Zwar bringt der technologische Wandel<br />

hin zu Hochtechnologie längerfristig positive<br />

Effekte, allerdings gibt es keinen automatischen<br />

Zusammenhang, manche Branchen<br />

sind von dieser Veränderung gar negativ be-<br />

troffen“, sagt Studienautor Wolfgang Polt<br />

von Joanneum Research. Ein einfacher und<br />

direkter Zusammenhang zwischen dem Anteilswachstum<br />

des Hightech-Sektors und<br />

dem Wirtschaftswachstum lasse sich im<br />

OECD-Vergleich nicht feststellen. Auch die<br />

beiden oft genannten Beispiele eines durch<br />

Technologie ausgelösten wirtschaftlichen<br />

Wachstumsschubs, nämlich Finnland und Irland,<br />

seien <strong>für</strong> Österreich nur bedingt als<br />

Vorbilder tauglich. „Diese beiden Länder stellen<br />

Ausreißer dar. Irland hatte ziemliches<br />

Glück, weil es englischsprachig ist, Finnland<br />

war wegen des Zusammenbruchs der Wirtschaft<br />

– der die Dimension der Weltwirtschaftskrise<br />

der 30er-Jahre hatte – zu raschen<br />

Strukturwandel hin zu Hightech gezwungen.<br />

Es war ein Erfolg unter Qualen<br />

und Risken, so ist die Arbeitslosigkeit in<br />

Finnland auch 15 Jahren nach dem Wandel<br />

deutlich höher als in Österreich“, erläutert<br />

Polt. Nichtsdestotrotz, die Alpenrepublik<br />

müsse an den Anstrengungen festhalten, ih-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Technologieentwicklung statt Importe<br />

INNOVATION. Eine brandaktuelle Studie des Joanneum Research <strong>für</strong> das BMVIT zum Thema Technologietransfer<br />

zeigt: Hightech-Exporte allein bringen nicht automatisch mehr Wachstum und Jobs. Dennoch liegt auch im Hochtechnologie-Export<br />

die wirtschaftliche Zukunft Österreichs. g<br />

re hochtechnologische und wissensbasierte<br />

Wirtschaft in diese Richtung weiter zu entwickeln,<br />

so die Experten der Joanneum Research.<br />

Diesen Trend im Strukturwandel der<br />

entwickelten Industrieländer habe Österreich<br />

im Wesentlichen mitgemacht. Dennoch, die<br />

Aufholphase, die Österreich noch bis in die<br />

80er-Jahre überdurchschnittliche Wachsneuer<br />

Wachstumspfad, der mehr auf eigener<br />

Technologieentwicklung denn auf Technologieimport<br />

fußt, ist jetzt nötig. Dass die F&E-<br />

Quote bereits über den Durchschnittswerten<br />

der EU-15 und der OECD liegt, sei ein erfreuliche<br />

Entwicklung in die richtige Richtung.<br />

WAS ABER GEGEN EINE REINE FOKUSSIE-<br />

RUNG AUF HOCHTECHNOLOGIE SPRICHT: Die<br />

internationale Nachfrage in diesem Bereich ist<br />

nicht stabil, sondern im Konjunkturzyklus<br />

ziemlich volatil, daher ist ausschließliches Setzen<br />

auf den Hightech-Bereich auch mit größeren<br />

ökonomischen Gefahren verbunden. Eine<br />

starke Spezialisierung auf Spitzentechnologie-<br />

Exporte könne größere Profite, aber auch eine<br />

größere Verletzlichkeit bringen, gibt der Experte<br />

zu bedenken. Andererseits würden sich<br />

die Folgen einer daraus resultierenden Technologieführerschaft<br />

positiv auswirken, denn ein<br />

hoher Besatz von Hightech-Industrien sichere<br />

die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, da Imitation<br />

in diesen Branchen schwieriger ist. Zusätzlich<br />

schlage sich die branchenspezifische<br />

Wachstumsdynamik positiv in der Bilanz nieder.<br />

Eines lässt sich feststellen: Es gibt zwischen<br />

den Bereichen Sachgüterproduktion und<br />

Dienstleistungen größere Unterschiede in der<br />

Wertschöpfungs- und Arbeitsmarktrelevanz<br />

als zwischen unterschiedlich technologieintensiven<br />

Branchen. Denn die Dienstleistungsbetriebe<br />

würden viel eher Vorleistungen in<br />

Österreich einkaufen als die Güterproduzenten.<br />

Diese viel niedrigere Importquote des<br />

Dienstleistungssektors bringe im Land deutlich<br />

höhere Wertschöpfung und sichere mehr Arbeitsplätze<br />

als die in hohem Ausmaß international<br />

arbeitsteilige Sachgütererzeugung. Umso<br />

höher ihr Technologieanteil, desto größer<br />

die internationale Arbeitsteilung, was zugleich<br />

eine geringere inländische Wertschöpfung bedeute,<br />

analysieren die Experten. Tendenziell


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

weisen höhertechnologische Sektoren geringere<br />

Exportmultiplikatoren auf, denn sie verwenden<br />

technologische höherwertige und daher<br />

teurere Vorleistungen, die wiederum in<br />

stärkerem Maß importiert werden. Bei Dienstleistungen<br />

schaut es ganz anders aus: Sie haben<br />

höhere Multiplikatoren, da sie geringere<br />

Vorleistungsanteile aufweisen und da<strong>für</strong> weniger<br />

Importe benötigen und der Anteil inländischer<br />

Wertschöpfung höher ist. Wie sich die<br />

Beschäftigungsauswirkungen je nach Technologieniveau<br />

darstellen, erläutert Studien-Mitautor<br />

Gerhard Streicher: „100.000 Euro mehr<br />

Exportumsatz bringen im Hightech-Bereich<br />

vier zusätzliche Beschäftigte, im Niedrigtechnologiesektor<br />

fünf zusätzliche Jobs. Die Beschäftigungseffekte<br />

im Dienstleistungsbereich<br />

sind höher als in der Sachgüterproduktion, in<br />

den wenigsten wissensintensiven Bereichen<br />

beträgt der Multiplikatoreffekt gar sieben, also<br />

entstehen dort <strong>für</strong> 100.000 Euro an zusätzlichen<br />

Erlösen gar sieben zusätzliche Stellen“.<br />

„Die Branchenklassifikation ist kein Element<br />

mehr, an dem sich die Technologiepolitik und die<br />

Politik im Allgemeinen orientieren sollten.“<br />

WOLFGANG POLT, JOANNEUM RESEARCH<br />

KURZFRISTIGE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE<br />

ÜBERLEGUNGEN (MULTIPLIKATOREN) sind keine<br />

ausreichenden Argumente <strong>für</strong> die langfristig<br />

angelegte Förderung hochtechnologischer Exporte.<br />

„Das Hauptproblem bei der Hochtechnologie<br />

ist, dass die durchschnittliche Vorleistungsquote<br />

50 Prozent beträgt, in manchen<br />

Wirtschaftssektoren gar bis zu 80 Prozent“, so<br />

Polt. Das sei aber dennoch positiv, weil Hochtechnologie<br />

generell eine höhere Exportneigung<br />

aufweise. Eines müsse man aber bedenken:<br />

Hightech-Exporte führen nicht automatisch<br />

zu besseren volkswirtschaftlichen Effekten.<br />

Daraus dürfe man aber keine Trugschlüsse<br />

ziehen, resümiert der Experte: Die Tatsache,<br />

dass Hochtechnologieexporte tendenziell unterdurchschnittliche<br />

Wertschöpfungseffekte<br />

auf die heimische Wirtschaft ausüben, heißt<br />

aber nicht, dass eine Forcierung von höhertechnologischen<br />

Produktion volkswirtschaftlich<br />

sinnlos ist. Auch der Umkehrschluss, dass<br />

das Forcieren von Produkten geringer Technologieintensität<br />

sinnvoll <strong>für</strong> die Volkswirtschaft<br />

wäre, sei nicht richtig. Diese Schlüsse lassen<br />

sich ohnedies nur aus einer statischen Betrachtung<br />

der österreichischen Wirtschaft ziehen. In<br />

einem dynamischen Modell müssen auch die<br />

künftigen Wettbewerbspositionen der jeweiligen<br />

Sektoren mitberücksichtigt werden. Niedriglohnsektoren,<br />

selbst wenn sie wegen niedrigerer<br />

Importe hohe Multiplikatoren aufwei-<br />

sen, sind in Österreich bei gegebenen Standortbedingungen<br />

kaum noch wettbewerbsfähig.<br />

Ein Beispiel da<strong>für</strong> wäre der Bekleidungssektor,<br />

dessen Anteil an der Gesamtwirtschaft<br />

stark gesunken ist. Über die Zeit betrachtet<br />

zeige sich ein langsamer, aber doch stetiger<br />

Strukturwandel in Österreich im Sinne einer<br />

Abnahme des relativen Gewichts des Lowtech-<br />

Sektors zu Gunsten der mittleren und höheren<br />

Technologiesegmente. Im Vergleich zu anderen<br />

Ländern liege die Geschwindigkeit dieses<br />

Strukturwandels im Land der Hämmer im Einklang<br />

mit dem Trend.<br />

FRAGLICHE DEFINITIONEN. Zugleich warnt<br />

Polt davor, dass die Definition der OECD (Klub<br />

der westlichen Industrieländer), was Hochtechnologiesektoren<br />

sind, nicht abbildet, dass<br />

gerade in Österreich auch als „Nicht-Hightech“<br />

kategorisierte Wirtschaftszweige hochqualifizierte<br />

und hochkomplexe Technologien einsetzen<br />

und eine hohe Forschungsintensität aufweisen.<br />

Als Beispiel nennt Polt Erzeuger von<br />

Gleisbaumaschinen, Liftbauer oder Kunststoffmaschinenhersteller,<br />

die zwar laut OECD nur<br />

Mediumtech sind, aber komplexe, hochtechnologische<br />

Produkte entwickeln und in Nischen<br />

erfolgreich tätig sind. Oft wird Technologie<br />

falsch klassifiziert, so das Resümee der<br />

Experten. Als Beispiel da<strong>für</strong> gelte die Firma Lisec,<br />

die den Staatspreis Innovation 2006 erhalten<br />

hat. Das Unternehmen ist zwar absoluter<br />

internationaler Spitzenreiter, aber eben in einer<br />

absolut als Lowtech definierten Branche<br />

tätig. Lisec ist weltgrößter Hersteller von<br />

Hightech-Produktionslinien <strong>für</strong> die Isolierglasindustrie,<br />

prämiert wurde das Unternehmen<br />

<strong>für</strong> eine vollautomatische Härteanlage, die es<br />

erstmals ermöglicht, Flachgläser mit einer<br />

Stärke von unter drei Millimetern vorzuspannen.<br />

Was bei der Bewertung Hoch- oder Niedrigtechnologie<br />

noch dazu kommt: Man müsse<br />

auch die Kategorien Qualifikationsniveau der<br />

Mitarbeiter und die Investitionsintensität eines<br />

Unternehmens heranziehen. Dies gelte besonders<br />

<strong>für</strong> KMUs. „Die Branchenklassifikation ist<br />

kein Element mehr, an dem sich die Technologiepolitik<br />

und die Politik im Allgemeinen orientieren<br />

sollten. Ziel muss es sein, die Forschungs-<br />

und Entwicklungsintensität über alle<br />

Sektoren hinweg zu heben.“ Das sei die beste<br />

Methode, dass Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhalten oder verbessern kann. Investitionen<br />

waren in Österreich in den vergangenen<br />

Jahren der wichtigste Wachstumsmotor, was<br />

auch auf die große Bedeutung des Technologietransfers<br />

im Sinne von „Embodied Technological<br />

Change“ schließen lässt. Darunter versteht<br />

man, dass durch Importe das in Maschinen<br />

und Anlagen enthaltene Wissen nach<br />

Österreich gebracht wird. k


Jobmotor Hightech<br />

A ußer<br />

Streit steht, dass Österreich ein<br />

Defizit im Hightechbereich hat. Auch<br />

wenn wir in den letzten Jahrzehnten<br />

etwas aufgeholt haben, so sind wir sowohl was<br />

Wertschöpfung als auch die Dynamik betrifft<br />

unterhalb des OECD-Durchschnitts“, betont<br />

Kubitschek. Allerdings gäbe es Expertendiskussionen,<br />

ob es wirklich sinnvoll sei, sämtliche<br />

Förderungen jetzt in Richtung Hightech<br />

umzuleiten, wie von vielen gewünscht. In<br />

Finnland, das da<strong>für</strong> immer wieder als Vorbild<br />

hergenommen wird, hat das wunderbar funktioniert:<br />

Je höher der Anteil der Hochtechnologie<br />

an der Gesamtwirtschaft geworden ist,<br />

desto stärker ist die Wertschöpfung gestiegen.<br />

Allerdings hätte dieses Land im Vergleich zu<br />

Österreich eine komplett verschiedene Wirtschaftsstruktur,<br />

betont die Bereichsleiterin.<br />

„Man kann die Technologiepolitik nicht losgelöst<br />

von den Wirtschaftsstrukturen oder der<br />

wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung eines<br />

Landes sehen oder betreiben. Es gibt keine all-<br />

gemein gültigen Rezepte, sondern immer nur<br />

sehr spezielle Lösungen, die <strong>für</strong> das jeweilige<br />

Land maßgeschneidert sein müssen.“<br />

Unterstützung erhält sie von einer Studie<br />

des Österreichischen Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung<br />

(WIFO). In Österreich hätten die Erhebungen<br />

gezeigt, dass trotz gestiegenem<br />

Hightech-Anteil die Wertschöpfung deutlich<br />

schwächer gewachsen sei als erwartet, erzählt<br />

Kubitschek. Sie be<strong>für</strong>chtet im Gegenzug, dass<br />

durch eine zu starke Konzentration auf<br />

Hightech jene Bereiche finanziell ausgehungert<br />

werden könnten, in denen Österreich besonders<br />

gut ist: Nischen im Mediumtech, die<br />

vorwiegend von kleinen und mittleren Unternehmen<br />

hervorragend besetzt sind und in denen<br />

einige Weltmarktführer zu finden sind.<br />

„Das sind genau die Unternehmen, die ganz<br />

wichtig <strong>für</strong> die regionale Entwicklung sind.<br />

Das heißt, man muss zwar etwas in Richtung<br />

Hightech machen, weil wir hier Defizite haben,<br />

sollte es aber gleichzeitig nicht überbewerten.<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

ARBEITSPLÄTZE. Produktion und Export von Hochtechnologie stärken die österreichische Wirtschaft und werden<br />

von vielen als Möglichkeit gesehen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Maria Kubitschek, die Leiterin des Bereiches<br />

Wirtschaft in der Arbeiterkammer Wien, will das aber etwas differenzierter betrachtet wissen. g<br />

Foto: Photodisc


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Foto: AK Wien<br />

Es geht darum, eine gut gemischte Strategie zu<br />

finden.“ In diesem Zusammenhang bedauert<br />

sie, dass es keine gemeinsame, abgestimmte<br />

Marschrichtung gäbe, unter anderem deshalb,<br />

weil Forschung und Entwicklung in die Zuständigkeitsbereiche<br />

mehrerer Ministerien fallen.<br />

Auch bezüglich der Auswirkungen auf<br />

den Arbeitsmarkt ist die Technologieförderung<br />

differenziert zu sehen: Wo sie eine wichtige<br />

Rolle spiele, sei die Sicherung des Produktionsstandortes<br />

Österreich, unterstreicht Kubit-<br />

„Je innovativer ein Unternehmen<br />

ist, desto besser kann es sich behaupten.<br />

Das ist jener Effekt, der arbeitsmarktpolitisch<br />

das wesentlichste Argument ist.”<br />

MARIA KUBITSCHEK, ARBEITERKAMMER WIEN<br />

schek: „KMUs müssen unheimlich innovativ<br />

sein, um die Produktion ganz oder zumindest<br />

zum Teil in Österreich zu halten.“ Für sie seien<br />

vor allem die günstigen Kredite des ERP-<br />

Fonds von enormer Bedeutung. Oft könne erst<br />

dadurch ein Innovationsprozess in Gang gesetzt<br />

werden, der die deutlich höheren Lohnkosten<br />

etwa verglichen mit Ungarn wieder<br />

wettmacht. „Je innovativer ein Unternehmen<br />

ist, desto besser kann es sich behaupten. Das<br />

ist jener Effekt, der arbeitsmarktpolitisch das<br />

wesentlichste Argument ist.“<br />

GELEGENTLICH HÖRT MAN DEN EINWAND,<br />

dass durch den Einsatz von Hochtechnologie<br />

ein gegenteiliger Effekt entstünde und dass<br />

Arbeitsplätze wegrationalisiert würden. Als<br />

allgemeine Aussage sei dies absolut unzulässig,<br />

meint sie. Das betreffe eher jene Betriebe<br />

im Mediumtechbereich, wo neue Anlagen implementiert<br />

werden. „Da können natürlich<br />

durch die Rationalisierung Arbeitsplätze wegfallen.<br />

Aber oft genug kann ein Unternehmen<br />

nur durch eine solche Maßnahme weiterhin im<br />

internationalen Konkurrenzkampf bestehen<br />

und damit auch die Produktion in Österreich<br />

aufrechterhalten. So tragisch das auch <strong>für</strong> jeden<br />

Einzelnen ist, der dadurch seinen Arbeitsplatz<br />

verliert: Im Endeffekt profitieren die verbliebenen<br />

Mitarbeiter davon, weil ihre Jobs<br />

längerfristig abgesichert sind.“ Wenn es hingegen<br />

darum geht, neue Stellen zu schaffen,<br />

dann werde die Technologieförderung oft<br />

überschätzt, berichtet Kubitschek. Alle drei<br />

Jahre vergibt die Arbeiterkammer gemeinsam<br />

mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft<br />

(FFG) den Preis „Arbeitsplätze<br />

durch Innovation“. Dieser hat das Ziel, „Be-<br />

triebe, die durch innovative Projekte und Produkte<br />

tatsächlich Arbeitsplätze schaffen, vor<br />

den Vorhang zu bitten und das Thema in der<br />

Öffentlichkeit besser zu positionieren. Aber<br />

selbst bei diesen prämierten Unternehmen<br />

spielt sich das nicht in einem Bereich von Hunderten<br />

neuen Jobs ab. Die Annahme, Technologieförderung<br />

bringt automatisch mehr Arbeitsplätze,<br />

ist einfach überzogen.“<br />

SO WICHTIG die Technologieförderung<br />

prinzipiell auch sei, sie könne immer nur ein<br />

Teil einer umfassenden Beschäftigungsstrategie<br />

sein, meint sie. Um Arbeitsplätze nachhaltig<br />

zu sichern und neue zu schaffen benötige<br />

man ein Bündel von Maßnahmen. Von zentraler<br />

Bedeutung seien hier Aus- und Weiterbildung.<br />

Innovative und wettbewerbsfähige Unternehmen<br />

benötigen qualifiziertes Personal –<br />

ein Thema, dass nicht erst wegen des aktuellen<br />

Facharbeitermangels in Österreich stark in<br />

den Mittelpunkt gerückt ist. „Ich glaube, dieser<br />

Punkt ist extrem wichtig. Bildung ist die<br />

Verbindungsstelle zwischen Technologie- und<br />

Beschäftigungspolitik. Wenn in den technischen<br />

und naturwissenschaftlichen Berufen<br />

die Nachfrage nicht gedeckt werden kann,<br />

dann ist das eine Herausforderung <strong>für</strong> die Bildungspolitik,<br />

hier etwas zu bewegen. Wenn<br />

wir die benötigten Fachkräfte nicht zur Verfügung<br />

stellen können, dann ist das eine Innovationsbremse.“<br />

Zentrale Bedeutung hat laut Kubitschek<br />

auch eine funktionierende Nachfrage im Inland.<br />

„Die private Konsumnachfrage hat sich<br />

in Österreich noch schlechter entwickelt als der<br />

EU-Durchschnitt. Und sogar jetzt, wo die Konjunktur<br />

so gut ist, lässt hinkt der Konsum hinterher.“<br />

Da<strong>für</strong> sieht sie mehrere Gründe: Einerseits<br />

herrscht eine große Verunsicherung wegen<br />

der Angst um den eigenen Arbeitsplatz<br />

bzw. der Ungewissheit, ob man später einmal<br />

eine Pension bekommt, von der man leben<br />

kann. Kein Wunder also, dass die ohnehin traditionell<br />

hohen Sparguthaben der Österreicher<br />

neue Rekordwerte erreicht haben. Andererseits<br />

ist die Einkommenssituation schlecht. „Wir haben<br />

seit zehn Jahren keine Reallohnzuwächse<br />

mehr“, kritisiert Kubitschek. „Außerdem haben<br />

unsere Studien ergeben, dass jemand, der einen<br />

neuen Job antritt, meistens weniger verdient<br />

als vorher. Gleichzeitig explodieren die<br />

Gewinne der Unternehmen. Diese massive<br />

Schieflage in der Verteilung wird ein immer<br />

brisanteres Thema.“ Alles hänge jetzt davon<br />

ab, die private Nachfrage anzukurbeln und zu<br />

stabilisieren, um die derzeit noch gute Konjunktursituation<br />

zu verlängern. Eine der wichtigsten<br />

Maßnahmen wäre <strong>für</strong> sie daher eine<br />

Steuerreform, mit der kleinere und mittlere<br />

Einkommen entlastet werden. k


Bestens vernetzt<br />

W ir<br />

haben 70 große Stützpunkte<br />

zum Beispiel in Prag, Mailand<br />

oder Moskau mit bis zu 20 Mitarbeitern<br />

und 37 Marketingbüros mit zwei<br />

Mitarbeitern etwa in Bozen, Brünn, St. Petersburg<br />

oder Baku. Das hängt immer davon ab,<br />

wie groß und wie wichtig die jeweilige Region<br />

<strong>für</strong> die österreichische Wirtschaft ist“, erzählt<br />

AWO-Abteilungsleiter Walter Koren. Diese<br />

Teams bestehen aus österreichischen und lokalen<br />

Experten, die von einem Handelsdelegierten<br />

geführt werden, und verfügen über umfangreiche<br />

Marktkenntnisse. „Sie sammeln <strong>für</strong><br />

jeden einzelnen österreichischen Exporteur<br />

wichtige Informationen. Das beginnt mit dem<br />

Feststellen der Größe des jeweiligen Marktes<br />

oder Teilmarktes und geht über die Konkurrenzanalyse,<br />

wo man sich die Mitbewerber genau<br />

ansieht, bis hin zur Suche nach geeigneten<br />

Partnern und der Unterstützung bei<br />

Rechtsstreitigkeiten.“ Große Bedeutung misst<br />

die AWO den Zukunftsmärkten zum Beispiel in<br />

China, Indien, Südostasien oder Nordafrika zu.<br />

Hier sei man sehr präsent und arbeite besonders<br />

bei Infrastrukturprojekten und Technologie-Kooperationen<br />

intensiv mit dem BMVIT<br />

bzw. den Clustern zusammen, erzählt Koren.<br />

„Nachdem Politik und Wirtschaft in diesen<br />

Wachstumsmärkten sehr stark miteinander<br />

verzahnt sind, leistet das BMVIT hier wertvolle<br />

Hilfe, indem es mit Zusammenarbeitsverträgen<br />

<strong>für</strong> gute politische Rahmenbedingungen<br />

sorgt und so Leben in die Wirtschaftsbeziehungen<br />

bringt.“ Die Reise nach Venezuela bezeichnet<br />

er als typisches Beispiel da<strong>für</strong>, welche<br />

wichtigen Zeichen dadurch gesetzt werden. Einerseits<br />

sei damit gezeigt worden, dass Österreich<br />

Vertrauen in dieses Land habe und es offiziell<br />

unterstütze, andererseits habe man damit<br />

den österreichischen Unternehmen signalisiert,<br />

dass sie <strong>für</strong> ihre Wirtschaftsprojekte<br />

„Rückenwind“ von offizieller Stelle erhielten.<br />

ALS ZWEITE WICHTIGE FUNKTION öffentlicher<br />

Stellen in Österreich bezeichnet Koren die<br />

„Clusterisierung“ von Unternehmen: „Das ist<br />

schon allein wegen unserer sehr klein- und<br />

mittelständisch strukturieren Firmenlandschaft<br />

notwendig: Immerhin sind 98 Prozent<br />

der österreichischen Unternehmen KMUs, die<br />

als einzelne Firma Großprojekte nie in Angriff<br />

nehmen könnten. Es ist wichtig, sie schon in<br />

Österreich zu vernetzen und <strong>für</strong> sie im einen<br />

oder anderen Fall auch ausländische Partner<br />

zu suchen.“ Es gäbe sehr gute Initiativen, heimische<br />

Unternehmen in Gruppen zusammenzufassen<br />

und dann in die Auslandsmärkte zu<br />

führen, wo große und kleine im Verbund komplette<br />

Krankenhäuser, Kraftwerke oder ähnliches<br />

errichten. „Wir sehen uns hier als komplementären<br />

Partner zu den Clustern. Man kann<br />

solche Vorhaben zwar in Österreich bündeln,<br />

aber man muss auch im Ausland eine Vor-Ort-<br />

Präsenz haben. Und als solche verstehen wir<br />

uns bei der AWO.“ Je nach ihrer Größe haben<br />

die Auslandsbüros zwischen 2.000 und 5.000<br />

Netzwerkpartner. Gemeinsam werden <strong>für</strong> die<br />

Firmen Geschäftspartner speziell im Infrastruktur-,<br />

Gesundheits-, Umwelt- und Hochtechnologiebereich<br />

gesucht – Sektoren, die <strong>für</strong><br />

österreichische Unternehmen und die österreichische<br />

Wirtschaft von Bedeutung sind. Nachdem<br />

in diesen Ländern die Finanzierung eine<br />

große Rolle spielt, baut die AWO ein zusätzliches<br />

Netzwerk auf, das sich projektorientiert<br />

gleichzeitig auch um die notwendigen Mittel<br />

kümmern soll. „Die Bandbreite reicht von rein<br />

kommerzieller Finanzierung bis hin zu Schenkungen.<br />

Wir sehen das als Vorausleistung und<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

WELTHANDEL. Die „Außenwirtschaft Österreich (AWO)“ in der Wirtschaftskammer Österreich unterstützt heimische<br />

Firmen beim Export. Sie betreibt Büros in den wichtigsten Auslandsmärkten und kooperiert eng mit dem BMVIT,<br />

den Clustern und anderen nationalen sowie internationalen Organisationen. g<br />

„Die Welt ist unser Markt.“<br />

Walter Koren, AWO<br />

WKO/AWO


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

nehmen diese Sache sehr ernst, weil es ein sehr<br />

gutes Signal gegenüber diesen Ländern ist“,<br />

betont Koren. Damit werde sichergestellt, dass<br />

sich diese Länder die Hochtechnologie aus<br />

Österreich auch tatsächlich leisten können. Die<br />

Finanzierungsquellen können dabei sehr vielfältig<br />

sein: internationale Finanzinstitutionen<br />

wie die Asian Developement Bank (ADB) oder<br />

die Europäische Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau und<br />

Entwicklung (EBRD) und nationale wie die <strong>für</strong><br />

2008 geplante Österreichische Entwicklungsbank<br />

oder die Oesterreichische Kontrollbank<br />

(OeKB), mit der eine besonders enge Zusammenarbeit<br />

besteht.<br />

Die AWO organisiert rund 800 Informationsveranstaltungen<br />

pro Jahr, davon 500 im Ausland.<br />

Kontakt:<br />

Außenwirtschaft Österreich<br />

Exportinformation<br />

Wiedner Hauptstraße 63<br />

1045 Wien<br />

Tel.: 0800 397 678<br />

Web: www.wko.at/wko<br />

Koren räumt ein, dass vor allem bei den<br />

KMUs noch einiges an Informationsarbeit zu<br />

leisten sei. Aus diesem Grund organisiert die<br />

AWO rund 800 Veranstaltungen im Jahr, davon<br />

500 im Ausland. „Wir bringen dabei Firmen<br />

aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />

zusammen, wobei wir je nach der Größe und<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung des Landes<br />

zunehmend auch branchenorientiert vorgehen.<br />

Ein Beispiel: der Staatsbesuch unseres<br />

Herrn Bundespräsidenten mit Wirtschaftsdelegation<br />

im Oktober in Ägypten mit den Gesprächsschwerpunkten<br />

Gesundheits-, Umwelttechnologie<br />

sowie Infrastruktur.“ Bei den<br />

Veranstaltungen im Ausland handelt es sich<br />

überwiegend um Messebeteiligungen, Wirtschaftsmissionen<br />

sowie um Leistungsschauen,<br />

wo branchenspezifische österreichische Technologie<br />

in einem bestimmten Land präsentiert<br />

wird, und um Zukunftsreisen. „Aufhänger <strong>für</strong><br />

letztere können Veranstaltungen wie der Kongress<br />

‚Grünes Bauen’ Anfang November in<br />

Chicago sein, wo energieeffizientes Bauen im<br />

Vordergrund stand. Die österreichischen Teilnehmer<br />

konnten sich dabei über das weltweite<br />

Angebot, das Know-how und den vorhandenen<br />

Markt in diesem Bereich informieren.<br />

Aber auch zu Nanotechnologie, Mechatronik<br />

oder Biotechnologie gibt und gab es Zukunftsreisen.<br />

Das BMVIT bzw. die Institutionen,<br />

die zu ihm gehören, sind dabei wichtige<br />

Partner – zumal sie die österreichischen Firmen<br />

auch auf diese Veranstaltungen aufmerksam<br />

machen.“ Umgekehrt bringt die AWO<br />

auch ausländisches Wissen nach Österreich.<br />

Ende Oktober beispielsweise informierten das<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT)<br />

sowie das Stanford Research Institute (SRI) im<br />

Tech Gate Vienna österreichische Firmen darüber,<br />

was in ihren Geschäftsfeldern State of<br />

the Art ist. Sie erhielten dabei Zugang zu den<br />

Datenbanken der beiden Institute, eigene „Research<br />

Angels“ halfen ihnen beim Aufspüren<br />

der gewünschten Information. Mit Technologiesachbearbeitern<br />

in New York und in Los<br />

Angeles hat die AWO Ansprechpartner, über<br />

die dann die entsprechenden Kontakte geknüpft<br />

werden konnten. Generell steht die<br />

AWO allen Unternehmen mit Rat und Tat zur<br />

Seite, die in den Export gehen (wollen). Koren<br />

betont, dass <strong>für</strong> Jung- und Kleinunternehmen,<br />

die eine Technologieförderung bekommen,<br />

zusätzlich auch eine finanzielle Unterstützung<br />

möglich ist. Anlaufstellen <strong>für</strong> eine Erstberatung<br />

sind dabei entweder die Zentrale in Wien<br />

oder der/die AWO-ReferentIn im jeweiligen<br />

Bundesland. Wer hingegen schon weiß, wohin<br />

er exportieren will, kann sich auch gleich direkt<br />

an die Außenhandelsstelle <strong>für</strong> das jeweilige<br />

Land wenden.<br />

DIE AUSSENHANDELSSTELLEN HELFEN aber<br />

auch bei Rechtsfragen. Denn sehr oft werden<br />

keine Waren exportiert, sondern Wissen. Gerade<br />

bei Lizenzverträgen ist eine Patentanmeldung<br />

im Ausland oft vorteilhaft. „Wenn<br />

die Patentierung erfolgt, dann hängt das<br />

auch mit dem Monitoring der Rechte zusammen<br />

und in Einzelfällen leider auch mit<br />

Rechtsverletzungen“, so Koren. Es sei schon<br />

mehr als einmal vorgekommen, dass auf einer<br />

Messe in Südostasien Produkte und Maschinen<br />

mit dem Qualitätssiegel „Made in<br />

Austria“ aufgetaucht seien, die in Wirklichkeit<br />

„in irgendwelchen Hinterhöfen kopiert<br />

und zusammengebaut worden sind“. Zwar<br />

seien Urheberrechtsverletzungen nicht nur<br />

in China, sondern im gesamten Südostasien<br />

ein Problem, allerdings habe sich die Situation<br />

schon spürbar verbessert, berichtet Koren.<br />

„Bei Veranstaltungen in China zum Beispiel<br />

haben sowohl der Staatspräsident als<br />

auch der Premierminister dieses Thema offen<br />

angesprochen. Inzwischen gibt es von der<br />

Staatsspitze abwärts eine deutliche Steigerung<br />

bei der Awareness.“ Bis sich dieses Unrechtsbewusstsein<br />

auch bis in die einzelnen<br />

Regionen des Landes verbreitet hat, werde es<br />

allerdings noch eine Weile dauern. Alle<br />

AWO-Büros haben daher Vertrauensanwälte,<br />

die österreichische Unternehmen im Ausland<br />

bei Vertragsaufsetzung und –vollendung<br />

helfen, sie aber auch in Sachen Patent- und<br />

Markenschutz kompetent vertreten. „Es ist<br />

sehr wichtig <strong>für</strong> unsere Firmen zu wissen,<br />

dass es hier von offizieller österreichischer<br />

Seite in jeglicher Hinsicht einen Flankenschutz<br />

gibt. Heimische Unternehmen investieren<br />

daher auch in diesen Ländern und erhöhen<br />

damit ihre eigenen Marktchancen.<br />

Das ist sehr wichtig, denn die Welt ist unser<br />

Markt“, so Koren. k


Foto: Tanja Forsch<br />

Speerspitzen im Ausland<br />

D ie<br />

Außenhandelsstellen helfen<br />

österreichischen Unternehmen<br />

beim Markteintritt, indem sie wichtige<br />

Informationen über ihr Gastland sowie<br />

über Geschäftsmöglichkeiten sammeln, diese<br />

analysieren und im Anschluss detaillierte<br />

Länderberichte, Kurzmeldungen usw. direkt<br />

an die Zentrale in Wien übermitteln. Dieses<br />

Wissen steht in der Folge allen Mitgliedern<br />

der Wirtschaftskammer Österreich (WKO)<br />

gratis zur Verfügung, auch in Form von<br />

Schlagzeilen auf der WKO-Homepage. Parallel<br />

dazu werden all jene österreichischen Unternehmen<br />

informiert, von denen die AWO<br />

weiß, dass sie Interessen im betreffenden<br />

Land haben, sowie die Leitgesellschaften der<br />

Cluster. Sowohl mit den Clustern als auch<br />

dem BMVIT besteht seit vielen Jahren ein reger<br />

Informationsaustausch. Ein- bis zweimal<br />

pro Jahr gibt es anlassbezogene Treffen, bei<br />

denen Projekte bzw. die weitere Vorgangsweise<br />

in einem Land besprochen werden.<br />

Diese Vorabinformation sei deshalb so<br />

wichtig, weil mit dem Beginn einer Ausschreibung<br />

in der Regel „schon alles gelaufen<br />

ist“, erzählt Oskar Andesner, der Handelsdelegierte<br />

in Peking. Auf Anfrage liefern<br />

die Außenhandelsstellen zusätzlich aktuelle<br />

Berichte über ein Land, sondieren Chancen<br />

und Möglichkeiten <strong>für</strong> das österreichische<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

TEAMARBEIT. Die Außenwirtschaft Österreich unterstützt heimische Exporteure nicht nur im Inland mit Rat und Tat,<br />

sondern über ihre Außenhandelsstellen auch im Ausland. Letztere sammeln durch ihre Präsenz vor Ort wichtige<br />

Informationen, sind bei Krisen wertvolle Vermittler und arbeiten bei allen Aktivitäten eng mit den österreichischen<br />

Botschaften zusammen. g<br />

Chinesische Idylle im<br />

Ritan Park in Peking


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Unternehmen und stellen Kontakte mit möglichen<br />

Partnerfirmen oder den zuständigen<br />

Behörden her. Ist der potenzielle Vertragspartner<br />

ein Ministerium oder eine andere offizielle<br />

Stelle, dann hilft die Außenhandelsstelle<br />

auch bei den Verhandlungen. „Wir be-<br />

„Oft werden die kulturellen Unterschiede<br />

nicht ausreichend berücksichtigt.“<br />

OSKAR ANDESNER, HANDELSDELEGIERTER PEKING<br />

gleiten zum Beispiel Topfirmen mit guter<br />

Technologie beim Erstkontakt, aber auch bei<br />

der Vertragsunterzeichnung oder anderen<br />

wichtigen Terminen und geben ihnen damit<br />

ein 'Gesicht'.“ Ist der Vertragspartner hingegen<br />

ein privates Unternehmen, beschränkt<br />

sich die Außenhandelsstelle laut Andesner<br />

auf das Sammeln möglichst vieler und aussagekräftiger<br />

Informationen wie finanzielle<br />

Situation, Zuverlässigkeit, Zahlungsmoral<br />

etc. und stellt den Erstkontakt her.<br />

WER IN ASIEN GESCHÄFTE MACHEN WILL,<br />

muss trotz der regional zum Teil stark unterschiedlichen<br />

Mentalitäten eine gemeinsame<br />

Grundregel beachten. Entscheidend <strong>für</strong> den<br />

Erfolg ist der gute persönliche Kontakt mit<br />

dem potenziellen Kunden. Man müsse bereit<br />

sein, viel Zeit zu investieren, ihn immer wieder<br />

zu besuchen, um Vertrauen aufzubauen,<br />

erzählt Andesner. „Oft werden die kulturellen<br />

Unterschiede nicht ausreichend berück-<br />

sichtigt. Die meisten Unternehmer glauben,<br />

dass es <strong>für</strong> erfolgreiche Vertragsverhandlungen<br />

reicht, hierher zu kommen und Fachgespräche<br />

über Projekte oder Produkte zu führen.<br />

Aber das ist ein Irrglaube.“ Dies sei vor<br />

allem beim Erstgeschäft sehr wichtig, als Paradebeispiel<br />

nennt er den Vertrag zwischen<br />

Plasser & Theurer mit dem vietnamesischen<br />

Transportministerium über die Lieferung von<br />

Gleisbauanlagen: Sieben Jahre mit zum Teil<br />

zähen Verhandlungen hat es gebraucht, bis<br />

das Ministerium von den Vorteilen einer automatischen<br />

Gleisverlegung überzeugt war.<br />

Zuvor hieß es immer wieder, man nehme lieber<br />

die billigen vietnamesischen Arbeitskräfte.<br />

„Plasser & Theurer hatte schließlich nur<br />

deshalb Erfolg, weil das Unternehmen in seinem<br />

Bereich Weltmarktführer ist und weil<br />

man dem Ministerium klar machen konnte,<br />

dass <strong>für</strong> Strecken mit höherer Geschwindigkeit<br />

die Qualität der manuellen Gleisverlegung<br />

nicht ausreicht.“ Inzwischen hätten die<br />

Österreicher zwei Aufträge erhalten, die ursprünglichen<br />

Einwände seien kein Thema<br />

mehr. „Diese Überzeugungsarbeit ist sehr<br />

mühsam, und das können sich nur Firmen ab<br />

einer gewissen Größe leisten“, so Andesner.<br />

Mitunter gelingt Unternehmen auch dann<br />

ein Vertragsabschluss, wenn die Gespräche<br />

nur kurz waren. Das heißt aus den oben erwähnten<br />

Gründen deshalb noch lange nicht,<br />

dass das Geschäft auch tatsächlich zustande<br />

kommt. „Oft werden Verträge nicht erfüllt,<br />

weil sich der asiatische Partner nicht gebunden<br />

fühlt. Ich habe erlebt, dass mitunter Jahre<br />

nach der ersten Unterzeichnung und nach<br />

langwierigen Verhandlungen ein zweiter<br />

Der Handelsdelegierte Oskar Andesner (Mitte, sitzend) und sein Team in Peking.<br />

Foto: Tanja Forsch


Vertrag unterschrieben worden ist, den der<br />

asiatische Partner dann tatsächlich als Abkommen<br />

betrachtet hat. Es gibt in Asien eine<br />

komplett unterschiedliche Auffassung im<br />

Rechtsdenken“, gibt Andesner zu bedenken.<br />

Wichtig <strong>für</strong> Geschäfte in China sei auch, dass<br />

man dazu bereit sei, Wissen zu transferieren.<br />

„Wenn sich ein großes Projekt über mehrere<br />

Jahre erstreckt, dann muss der Lieferanteil<br />

von Jahr zu Jahr kleiner und der Anteil der<br />

lokalen Produktion immer größer werden.<br />

Ähnlich ist es bei Joint Ventures, die im Laufe<br />

der Zeit immer mehr in den Besitz der chinesischen<br />

Partner übergehen.“ Die Finanzierung<br />

spielt <strong>für</strong> China hingegen eine untergeordnete<br />

Rolle. Die Liquidität sei generell sehr<br />

gut, erzählt der Handelsdelegierte. „Es ist<br />

eher so, dass die Chinesen sagen: Habt ihr eine<br />

gute Finanzierung, dann nehmen wir sie.<br />

Andernfalls zahlen wir bar.“<br />

Andesner war bereits 1992 <strong>für</strong> ein Praktikum<br />

<strong>für</strong> Elin in Peking. Stadt und Land hätten<br />

sich seither massiv verändert, das frühere<br />

Staatshandelswesen sei komplett verschwunden.<br />

China sei inzwischen eine sehr<br />

freie Marktwirtschaft, berichtet er. Kontakte<br />

mit Ministerien gäbe es üblicherweise dann,<br />

wenn sie als Kunden auftreten, zum Beispiel<br />

<strong>für</strong> Eisenbahnen oder Spitäler. Auf politischer<br />

Ebene werden die Außenhandelsstellen<br />

sehr stark von den österreichischen Botschaften<br />

unterstützt. „Wir haben ein Mal pro<br />

Woche ein Meeting, bei dem wir alles besprechen.<br />

Bei uns in Peking finden diese Treffen<br />

üblicherweise am Freitag um 10 Uhr statt<br />

und dauern knapp zwei Stunden. Daran nehmen<br />

auch die Kultur-, Militär- und Konsularabteilungen<br />

teil.“ Die Außenhandelsstellen<br />

sind formal zwar bei den Botschaften angesiedelt,<br />

haben aber in der Regel eigene Büros,<br />

in denen sich so wie in Peking oft auch die<br />

Außenstellen der Österreich-Werbung befinden.<br />

„Wir vertreten damit praktisch auch den<br />

Tourismus“, so Andesner.<br />

DÄNEMARK: Erich M. Buttenhauser ist seit<br />

2003 Botschafter in Kopenhagen. Auf dem<br />

EU-Binnenmarkt hat er naturgemäß mit<br />

Technologietransfer nichts zu tun. Zuvor war<br />

er aber unter anderem fünf Jahre lang in Teheran<br />

und von 1999 bis 2003 in Peking. In<br />

China hat er insgesamt 51 Wirtschaftsmissionen<br />

begleitet, wobei die Außenhandelsstelle<br />

die organisatorische Arbeit übernommen<br />

hat. „Gemeinsam haben wir dann österreichische<br />

und chinesische Unternehmen an einen<br />

Tisch gebracht, wo Gespräche über Geschäfte<br />

und Kooperationen stattgefunden<br />

haben, die dann in einige konkrete Projekte<br />

gemündet sind“, berichtet er. Sehr oft hätte<br />

ein chinesischer Bürgermeister oder ein Pro-<br />

vinzgouverneur diese Vorhaben unterstützt<br />

oder sogar eingefädelt. Durch diese politische<br />

Unterstützung ist dann viel bewegt worden,<br />

denn gute persönliche Kontakte sind laut<br />

Buttenhauser das Um und Auf. „Wenn man<br />

in China, aber auch zum Beispiel im Iran Geschäfte<br />

machen will, braucht man einen langen<br />

Atem. In diesen Ländern ist das Geschäft<br />

eher personalisiert und nicht so wie in<br />

Europa, wo die Person des Verhandlungspartners<br />

keine so große Rolle mehr spielt. Es<br />

dauert seine Zeit bis das Gegenüber Vertrauen<br />

aufgebaut hat“, bestätigt er Andesners Erfahrungen.<br />

Was daraus entsteht, sei dann Sache<br />

der Verhandlungspartner. „Wir versuchen<br />

den Leuten auf die Sprünge zu helfen,<br />

schwimmen müssen sie aber selber“, meint<br />

Buttenhauser. Als zum Beispiel die <strong>voestalpine</strong><br />

im Iran Eisenerz-Aufbereitungsanlage<br />

übergeben hat, sei dies auch <strong>für</strong> ihn ein erhebender<br />

Moment gewesen: „Ein fertiges<br />

Projekt hat natürlich viele Geburtshelfer.<br />

Aber jeder muss auch wirklich seinen Teil dazu<br />

beitragen.“ Die Botschaft als solche könne<br />

einem Projekt nicht wirklich zum Erfolg<br />

verhelfen, aber sie sei eine wertvolle Unterstützung,<br />

betont er. „Wir als Botschafter versuchen<br />

dabei, mit unserem lokalen Knowhow<br />

Kanäle zu öffnen, mögliche Projekte<br />

aufspüren und bei laufenden Geschäften<br />

österreichische Interessen zu vertreten. Es ist<br />

dabei immer ein Zusammenspiel der Vertretungen<br />

Österreichs vor Ort mit den Zuständigen<br />

in Wien.“<br />

FASZINATION CHINA. Wie AWO-Abteilungsleiter<br />

Walter Koren schon angeschnitten<br />

hat, gibt es in China ein wachsendes Unrechtsbewusstsein<br />

bezüglich des Urheberrechts<br />

(vgl. Seite 38). Andesner räumt ein,<br />

dass ausländische Unternehmen an der Situation<br />

nicht ganz unschuldig seien: Die<br />

Mehrzahl würde beim Eintritt in den chinesischen<br />

Markt davor zurückscheuen, Informationen<br />

preiszugeben und ihre Errungenschaften<br />

daher auch nicht in China patentieren<br />

lassen. Oftmals wüssten die Firmen aber<br />

auch nicht ausreichend über diese Möglichkeit<br />

bescheid. Wer kein Patent hat, müsse damit<br />

rechnen, dass seine Produkte früher oder<br />

später kopiert werden. Trotz dieser Problematik<br />

ist und bleibt China ein außergewöhnlicher<br />

Markt. Die Devisenreserven des Landes<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Wer in China Geschäfte machen will, braucht<br />

einen langen Atem.“<br />

BOTSCHAFTER ERICH M. BUTTENHAUSER<br />

Foto: BMeiA


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

belaufen sich zurzeit auf knapp 1,43 Trillionen(!)<br />

Dollar, die Aktienkurse in Shanghai<br />

oder Hongkong explodieren förmlich, allein<br />

der H-Share-Index chinesischer Hongkong-<br />

Firmen ist laut Andesner in den vergangenen<br />

zwei Monaten um 70 Prozent gestiegen.<br />

NACH ANGABEN DES CHINESISCHEN<br />

HANDELSMINISTERIUMS (MOFCOM) gab es<br />

Ende 2006 in China insgesamt 801 Investitionsprojekte<br />

aus Österreich mit einem realisierten<br />

Volumen von 770 Millionen US-Dollar.<br />

In den ersten sechs Monaten 2007 haben<br />

heimische Firmen weitere 47,4 Millionen US-<br />

Dollar in 29 Projekte investiert. Damit kommen<br />

insgesamt 0,16 Prozent der ausländischen<br />

Investition aus Östereich, im EU-Ranking<br />

bedeutet das Platz neun. Interessant ist<br />

Erich M. Buttenhauser hat Jus sowie Sinologie<br />

studiert und ist seit 1975 im Außenministerium<br />

beschäftigt. Er war in seiner langen<br />

Karriere Botschaftssekretär in Peking, Botschaftsrat<br />

in Jakarta, Generalkonsul in Strassburg<br />

und gleichzeitig Gesandter beim<br />

Europarat, Botschafter in Teheran sowie Peking<br />

– mitakkreditiert in der Demokratischen<br />

Volksrepublik Korea und der Mongolei – und<br />

dazwischen in Wien Referats- und Abteilungsleiter<br />

im Außenministerium. Seit 2003 arbei-<br />

China <strong>für</strong> österreichische Firmen vor allem in<br />

jenen Nischen, in denen sie Weltruf genießen:<br />

Umwelt, Gesundheit und Ausbildung,<br />

Eisenbahn, Zellstoffanlagen, Stahlwerke inklusive<br />

Entstaubungsanlagen, Wasserkraftwerke<br />

oder Metallurgie. „Für viele Projekte<br />

ist allerdings eine zumindest teilweise lokale<br />

Fertigung Voraussetzung“, betont Andesner.<br />

Zu den größeren österreichischen Engagements<br />

neueren Datums zählen die VAE mit<br />

Hochgeschwindigkeitsweichen, Diamond<br />

Aircraft mit Leichtflugzeugen, Engel mit<br />

Spritzgussmaschinen, Lenzing mit einer Viskosefaserproduktion,<br />

Semperit mit Schläuchen<br />

und industriellen Produkten, Agrana<br />

mit Fruchtsaftkonzentraten, Alpla mit<br />

Kunststoffverpackungen oder Getzner mit<br />

Schienenbefestigungen. k<br />

tet er als Botschafter in Kopenhagen und ist in<br />

Island mitakkreditiert.<br />

Oskar Andesner wiederum ist 1981 nach<br />

Beendigung seines Studiums an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien in die Dienste der<br />

WKO getreten. Er ist seit dem 16. August<br />

Handelsdelegierter in Peking, zuvor war er<br />

sechs Jahre in Bangkok. Weitere Auslandsstationen<br />

waren Teheran, Hongkong, Stockholm,<br />

und Jakarta.<br />

Foto: Tanja Forsch


Ein weiterer Tiger ist erwacht<br />

H anoi.<br />

Seit Anfang des Jahres ist Vietnam<br />

Mitglied der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) und hat sich damit<br />

zur Marktöffnung sowie zu umfangreichen<br />

Reformen, Markttransparenz und zum<br />

Schutz von Rechten geistigen Eigentums<br />

verpflichtet. „Die Regierung hat schon vor<br />

dem Beitritt damit begonnen, die Gesetze<br />

entsprechend zu ändern“, berichtet Johannes<br />

Peterlik, Österreichs Botschafter in Vietnam.<br />

„Aktuelle Schritte betreffen das Urheber-<br />

recht. Nach rund einem Jahr Mitgliedschaft<br />

geht man dieses Problem mit dem nötigen<br />

Ernst an, um es in den Griff zu bekommen.“<br />

Eine weitere große Hürde ist die Korruption:<br />

Laut Peterlik sind ausländische Investoren in<br />

Vietnam nach wie vor mit zeitraubenden<br />

Prozeduren bei Betriebsgründungen, Mängeln<br />

beim lokalen und regionalen Gesetzesvollzug,<br />

Schwierigkeiten bei Neueinstellungen<br />

und Entlassungen von Personal und<br />

mangelnder Auskunft über Kreditmöglich-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

AUFSCHWUNG. In den 80er-Jahren haben die sogenannten „Tigerstaaten“ Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong<br />

den Grundstein <strong>für</strong> den Wirtschaftsaufschwung in Asien gelegt. Seither ist eine Reihe von weiteren Staaten<br />

gefolgt. In den vergangenen Jahren hat sich der Außenhandel Vietnams vervielfacht, und das Land ist inzwischen<br />

auch <strong>für</strong> österreichische Unternehmen ein spannender Markt geworden. g<br />

Die Wirtschaft in Vietnam holt stark<br />

auf und bietet großes Potenzial auch<br />

<strong>für</strong> österreichische Firmen.<br />

Foto: Photodisc


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Foto: BMeiA<br />

keiten konfrontiert. „Für die Regierung ist die<br />

Bekämpfung der Korruption daher DAS<br />

Kernthema <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre,<br />

weil sie weiß, dass potenzielle ausländische<br />

Investoren dadurch abgeschreckt werden“,<br />

erzählt er. 2006 wurden außerdem Investitions-<br />

und Gesellschaftsrecht geändert, „die<br />

Umsetzung der bisher erlassenen Rechtsakte<br />

geht in den Provinzen jedoch vielfach nur<br />

schleppend voran“, sagt Peterlik. Auch die<br />

schwache finanzielle Basis der über 4.200<br />

Staatsunternehmen bereitet der Regierung<br />

Kopfzerbrechen. „Deren Überleben hängt<br />

von praktisch uneinbringlichen Krediten der<br />

– noch – in staatlichem Besitz befindlichen<br />

lokalen Banken ab.“<br />

„Vietnam ist ein sehr lohnender Markt, auf dem<br />

Österreich einen Know-how-Vorsprung hat.“<br />

BOTSCHAFTER JOHANNES PETERLIK<br />

Generell bezeichnet er Vietnam aber als<br />

einen „sehr lohnenden Markt, auf dem wir<br />

einen Know-how-Vorsprung haben, den wir<br />

halten sollten. Vietnam ist das einzige Land<br />

Südostasiens in dem auch Deutsch gesprochen<br />

wird, da viele Fachkräfte in der ehemaligen<br />

DDR ausgebildet wurden“. Für Unternehmen,<br />

die sich dort etablieren können, wäre<br />

das südostasiatische Land außerdem eine<br />

gute Plattform, um den Sprung in die angrenzenden<br />

Staaten zu schaffen, so Peterlik.<br />

Um ausländischen Investoren einen zusätzlichen<br />

Anreiz zu geben, will die Regierung<br />

die Infrastruktur verbessern: Neben geplanten<br />

U-Bahnprojekten in Ho Chi Minh City<br />

und Hanoi sollen in den kommenden Jahren<br />

auch die bestehenden Eisenbahnstrecken,<br />

das Straßennetz sowie Hafenanlagen massiv<br />

ausgebaut werden. Bedingt durch den enorm<br />

gestiegenen Strombedarf wird auch eine Reihe<br />

von neuen Kraftwerken geplant. Für<br />

österreichische Unternehmen in diesem Bereich<br />

ergeben sich dadurch gute Geschäftschancen.<br />

LUKRATIVE ABSATZMÖGLICHKEITEN sieht<br />

der Botschafter auch <strong>für</strong> die heimischen Maschinen-<br />

und Anlagenbauer, weil vor allem<br />

die vietnamesische Stahl-, Chemie- und Papierindustrie<br />

massiv Kapazitäten erweitert.<br />

Von den amerikanischen IT-Unternehmen<br />

haben Microsoft oder Intel bereits Fabriken<br />

gebaut, es gibt daher sehr gute Kontakte in<br />

die USA, aber auch nach Südindien. Zusätzlich<br />

wollen sich einige vietnamesische Unternehmen<br />

innerhalb der nächsten zehn Jahre<br />

als attraktive internationale Dienstleister <strong>für</strong><br />

Softwareentwicklung profilieren. Der Bot-<br />

schafter sieht hier großes und vielfältiges Potenzial<br />

<strong>für</strong> längere Partnerschaften. Es gäbe<br />

bereits die ersten privaten österreichischen<br />

Investoren, die in Vietnam eine Produktion<br />

hochziehen.<br />

BEI VERHANDLUNGEN sei die Mentalität<br />

der chinesischen zwar durchaus ähnlich, dieser<br />

Punkt sollte allerdings nicht überbewertet<br />

werden. „Die Vietnamesen sind große<br />

Pragmatiker“, meint Peterlik. Generell dürfe<br />

man die beiden Länder aber nicht miteinander<br />

vergleichen, weil Vietnam aus den Fehlern<br />

Chinas gelernt habe und bewusst einen<br />

sehr eigenständigen Weg bei den Wirtschaftsreformen<br />

gehe. Zwar keimten bekannte<br />

Probleme wie soziale Unruhen, Unzufriedenheit<br />

mit den Arbeitskräften oder ein<br />

soziales Gefälle auch in Vietnam auf, sie seien<br />

derzeit von der sozialen Sprengkraft her<br />

jedoch nicht mit den Entwicklungen in China<br />

vergleichbar. Nachdem die wenigsten vietnamesischen<br />

Verhandlungspartner in der<br />

Lage sind, mehr als 50 Prozent des Investitionsvolumens<br />

aufzubringen, müssen sich<br />

ausländische Geldgeber darauf einstellen,<br />

zumindest die Hälfte des Kapitals aufzubringen.<br />

„Es ist aber ratsam, sich Investments mit<br />

100 Prozent Eigenkapital zu überlegen und<br />

weniger auf Joint Ventures zu setzen. Aus<br />

meiner Erfahrung wird letzteres mitunter zu<br />

einem wahren Hürdenlauf, weil die Interpretation<br />

eines Joint-Venture-Vertrages nicht<br />

immer einfach ist und der vietnamesische<br />

Partner natürlich die Gesetze des Landes und<br />

damit auch die Schlupfwinkel besser kennt“,<br />

erzählt Peterlik. Weil die Infrastruktur noch<br />

sehr stark staatlich dominiert ist, gehen Aufträgen<br />

oft langwierige Ausschreibungsprozeduren<br />

voraus, „die wiederum einfacher<br />

sind, wenn es sich um Investitionen mit Privatkapital<br />

handelt“, betont der Botschafter.<br />

„Wenn Kredite ins Spiel kommen, Soft Loans<br />

oder auch Kredite durch die Oesterreichische<br />

Kontrollbank, dann können diese Prozeduren<br />

schon einmal drei bis vier Jahre dauern.“<br />

Aber auch hier hat die vietnamesische Regierung<br />

Besserung gelobt. k<br />

Johannes Peterlik ist 1994 in die<br />

Dienste des Außenministeriums getreten;<br />

von 1995 bis 2004 war er Pressesprecher<br />

<strong>für</strong> Benita Ferrero-Waldner, die zunächst<br />

Staatssekretärin und anschließend Bundesministerin<br />

<strong>für</strong> auswärtige Angelegenheiten<br />

war. Seit Juli 2004 ist der 40-<br />

Jährige Botschafter der Republik Österreich<br />

in der Sozialistischen Republik<br />

Vietnam.


Foto: Photodisc<br />

Z wei<br />

Institute, mit denen die Cluster –<br />

und damit die Firmen - eng zusammenarbeiten,<br />

sind die Oesterreichische<br />

Kontrollbank (OeKB) und die zur Volksbank-Gruppe<br />

gehörende Investkredit. „Die<br />

Verknüpfung von Lieferung und Finanzierung<br />

wird immer wichtiger, bei großen Projekten ist<br />

sie bereits üblich“, beschreibt OeKB-Vorstand<br />

Rudolf Scholten die Situation. Bei ihrem Exportservice<br />

hat die Kontrollbank zwei Standbeine,<br />

was sie europaweit einmalig macht:<br />

erstens die Gestionierung des staatlichen Versicherungssystems<br />

– die Exporthaftungen –<br />

im Auftrag und auf Rechnung der Republik<br />

Österreich und zweitens die Refinanzierung<br />

von Liefergeschäften und Auslandsinvestitionen<br />

über die Hausbanken.<br />

Eigentümer des 1946 gegründeten Instituts<br />

sind praktisch alle namhaften österreichischen<br />

Kommerzbanken, die gleichzeitig auch<br />

bewährte Vertriebspartner <strong>für</strong> seinen Exportservice<br />

sind. Ihre Rolle als Exportkreditversicherer<br />

des Bundes erfüllt die Kontrollbank wie<br />

ein kommerzielles Institut mit großer Marktnähe<br />

und raschen Entscheidungen. „Mit unserer<br />

Arbeit ermöglichen wir zwei Dinge: erstens<br />

Exporte in Länder, <strong>für</strong> die das Ausfallsrisiko<br />

<strong>für</strong> ein einzelnes österreichisches Unternehmen<br />

zu hoch wäre, und zweitens, dass der<br />

Exporteur am Tag seiner Lieferung das Geld<br />

bekommt“, so Scholten.<br />

GENERELL IST DIE OeKB <strong>für</strong> alle österreichischen<br />

Unternehmen da, jüngere beziehungsweise<br />

kleinere seien im Kundenkreis jedoch<br />

überproportional vertreten, erzählt er. „Für<br />

diese Unternehmen sind wir eine Unterstützung,<br />

die sie sonst auf dem Markt nicht bekämen<br />

und die ihnen oft erst ermöglicht, Marktchancen<br />

zu nützen.“ Exporte werden praktisch<br />

in alle Länder der Welt versichert, mit<br />

Ausnahme etwa von Kriegsgebieten, Staaten<br />

mit großen Bonitätsproblemen oder solche,<br />

gegen die ein internationales Embargo in<br />

Kraft ist.<br />

Bei der Versicherung ist zwischen der Über-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

Attraktive Finanzierung ausschlaggebend<br />

ABGESICHERT. Oft entscheiden nicht nur Beziehungen zwischen Ländern oder ein erstklassiges Produkt darüber,<br />

ob ein Geschäft zustande kommt, sondern auch die passende Risikoabsicherung und Finanzierung. Aus diesem<br />

Grund spielen Banken beim Technologietransfer eine große Rolle. g<br />

nahme eines wirtschaftlichen und jener eines<br />

politischen Risikos zu unterscheiden. „Noch<br />

nie hat ein Unternehmen jemandem Waren<br />

geliefert, von dem es gewusst hat, dass er Pleite<br />

macht. Immer waren es jene Kunden, die<br />

man schon lange kennt, mit denen man gute<br />

Erfahrungen gemacht hat, die nach außen hin<br />

eine gute Bonität hatten. Und damit wird häufig<br />

das eigene Unternehmen aufs Spiel gesetzt“,<br />

umreißt Scholten die Situation. Was<br />

Exporteure nämlich häufig übersehen: dass<br />

sich in einer Lieferkette unerwartete Entwicklungen<br />

ergeben können. Oft wisse nämlich<br />

ein österreichischer Zulieferer nichts oder wenig<br />

über den tatsächlichen Endabnehmer. Ist<br />

dieser von zentraler Bedeutung <strong>für</strong> seinen<br />

Auslandskunden, könnte dessen Pleite auch<br />

ihn aushebeln und zahlungsunfähig machen,<br />

betont der OeKB-Vorstand. Ähnliches gelte<br />

<strong>für</strong> die Versicherung gegen politische Risiken.<br />

Natürlich sei eine Lieferung aus politischen<br />

Gesichtspunkten beispielsweise in den Sudan<br />

riskanter als eine nach Polen oder Ungarn,


�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

Foto: OeKB/Christina Häusler<br />

weil in diesen beiden Staaten die Gefahr einer<br />

massiven Veränderung im Staat, die das Projekt<br />

kippen könnte, äußerst gering ist. Allerdings<br />

ist man auch bei scheinbar sicheren<br />

Ländern nicht vor Überraschungen gefeit:<br />

„Wir hatten vor ein paar Jahren einen Fall in<br />

Italien: Aufgrund eines Zöllnerstreiks konnte<br />

ein Transport nicht stattfinden und Lebensmittel<br />

sind durch die lange Wartezeit an der<br />

Grenze verdorben. Nachdem die Zöllner in einer<br />

staatlichen Einrichtung arbeiten, war das<br />

automatisch auch ein politischer Schadensfall.“<br />

Aus diesem Grund sichern immer mehr<br />

Unternehmen alle ihre Auslandsgeschäfte gegen<br />

beide Risiken ab. Für die Kontrollbank bedeutet<br />

das, dass sie <strong>für</strong> ihren Auftraggeber, die<br />

Republik Österreich, seit einem Jahrzehnt steigende<br />

Überschüsse erwirtschaftet. Ihren Kunden<br />

kann sie im Gegenzug aufgrund der<br />

höchsten Bonität des Instituts und des hohen<br />

Volumens besonders günstige Finanzierungskonditionen<br />

über die Hausbanken anbieten.<br />

ES SIND ABER NICHT DIE EINZIGEN VORTEILE:<br />

In anderen Ländern seien staatliche Exportversicherung<br />

und die Finanzierung in zwei<br />

verschiedenen Institutionen angesiedelt, betont<br />

Scholten. Das führt dort dazu, dass ein<br />

Unternehmen auf zwei komplett unterschiedliche<br />

Prüfphilosophien stößt – was mitunter<br />

ziemlich langwierige Diskussionen zwischen<br />

den beiden Instituten auslösen kann. In der<br />

OeKB ist das hingegen ein einheitlicher, abgestimmter<br />

Vorgang, bei dem Schnelligkeit im<br />

„Für Unternehmen sind wir<br />

eine Unterstützung, die sie sonst auf<br />

dem Markt nicht bekämen.“<br />

RUDOLF SCHOLTEN, OEKB<br />

Kontakt:<br />

Oesterreichische Kontrollbank<br />

Servicecenter Exportgarantien –<br />

Projektgeschäft<br />

Strauchgasse 3, 1011 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1 531 27 – 2648<br />

E-Mail:<br />

exportgarantien-projektgeschaeft@oekb.at<br />

Vordergrund steht. „Wir sind vermutlich mehr<br />

als doppelt so schnell wie andere“, meint der<br />

Vorstand. Bei einfacheren bzw. kleineren Fällen<br />

erhält ein Unternehmen innerhalb weniger<br />

Tage, spätestens jedoch nach einer Woche die<br />

endgültige Antwort. Beim Ausfüllen des Onlineformulars<br />

wird der Bescheid innerhalb<br />

von 48 Stunden elektronisch zugestellt.<br />

„Je komplexer, je unüblicher eine Transaktion<br />

ist, desto eher gibt es allerdings Nachfragen“,<br />

räumt Scholten ein. Das betreffe allerdings<br />

in der Regel weniger Exporte von kleineren<br />

Unternehmen als vielmehr Großprojekte.<br />

Wenn zum Beispiel eine Herzstation in der<br />

Ukraine eingerichtet werden soll, müssen zuvor<br />

zahlreiche Fragen geklärt werden: Wer ist<br />

Schuldner? Wie ist der Abnehmer in das<br />

ukrainische Gesundheitswesen integriert? Wie<br />

ist die generelle Versorgungssituation im<br />

Land? Welcher Patientenkreis hat Zugang<br />

usw.? In so einem Fall benötigt die Kontrollbank<br />

eine detaillierte Vor-Ort- Analyse, <strong>für</strong> die<br />

entweder eigene Mitarbeiter oder lokale Experten<br />

eingesetzt werden, deren Know-how<br />

zugekauft wird. Auch in diesem Bereich ist<br />

laut Scholten die Zusammenarbeit mit den<br />

Clustern ein großer Vorteil – weil die Kontrollbank<br />

mit bestimmten Produktgruppen Erfahrungen<br />

sammelt, die dann leichter auf vergleichbare<br />

Projekte angewendet werden können<br />

und die die eigene Lernkurve in Gang<br />

bringen. „Wenn wir zehn Spitäler geprüft und<br />

erfolgreich abgewickelt haben, ist das elfte<br />

ungleich leichter abzuwickeln als das erste.“<br />

Die Cluster profitieren noch von einem weiteren<br />

Punkt: Bei Großprojekten mit ausländischer<br />

Beteiligung werden ebenfalls Finanzierung<br />

und Versicherung übernommen. Wenn<br />

der Auslandsanteil gering ist, macht das die<br />

Kontrollbank selbst, bei einem großen Volumen<br />

kümmert sie sich darum, dass die Zulieferungsanteile<br />

in den jeweiligen Ursprungsländern<br />

rückversichert werden. „Damit bringt<br />

ein österreichisches Unternehmen das Zusatzprodukt<br />

Finanzierung und Versicherung <strong>für</strong><br />

alle Zulieferanten mit und wird dadurch sehr<br />

oft Führer von internationalen Konsortien. Es<br />

ist <strong>für</strong> uns schön zu sehen, dass wir nicht nur<br />

einen Dienst am Kunden erbringen, sondern<br />

auch einen Mehrwert Dritten gegenüber“,<br />

freut sich Scholten.<br />

DIE INVESTKREDIT ist das zweite Finanzinstitut,<br />

mit der die Infrastruktur- und<br />

Technologiecluster eng zusammenarbeiten.<br />

„Wir verkaufen keine Produkte, sondern Lösungen“,<br />

beschreibt Claudia Pauls, stellvertretende<br />

Leiterin Strukturierte Auslands- und<br />

Handelsfinanzierungen, die Dienstleistungen<br />

ihrer Bank. „Wir unterstützen unsere Kunden<br />

beginnend bei den Ausschreibungen<br />

und rechtlichen Rahmenbedingungen, helfen<br />

beim Erstellen der Dokumente, besprechen<br />

Kreditraten sowie Zinssätze und stellen sicher,<br />

dass die Transaktionsstruktur mit den<br />

Deckungsrichtlinien der Kontrollbank in<br />

Einklang stehen. Kurz: Wir begleiten unsere<br />

Kunden von Projektbeginn entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette bis zur Kreditrückzahlung.“<br />

Je nachdem, ob das Unternehmen seine ersten<br />

Schritte ins Ausland macht oder über umfangreiche<br />

Exporterfahrung verfügt, stellt die<br />

Investkredit ein Team aus Fachleuten zusammen,<br />

das die Ausgangssituation analysiert und<br />

ein Strukturpaket liefert, das den Bedürfnissen<br />

des Kunden angepasst ist. Als Besonderheit<br />

kann man hier auch auf ein erfahrenes Team<br />

von Technikern zurückgreifen, das insbeson-


dere die verfahrenstechnische Seite eines Projektes<br />

evaluiert. Die Schwerpunkte des Techniker-Teams<br />

sind unter anderem Umwelt und erneuerbare<br />

Energien, vor allem Windkraft und<br />

Biomasse sind bei der Investkredit stark besetzt.<br />

„Es ist wichtig, hier am Puls der Zeit zu<br />

sein und den wahren Wert von Innovationen<br />

rechtzeitig zu erkennen“, so Pauls.<br />

Bei seinem Geschäft unterscheidet das<br />

Institut zwischen Export- und Projektfinanzierung;<br />

beide Geschäftssegmente können<br />

durch Einbindung nationaler und/oder internationaler<br />

Institutionen zumindest teilweise<br />

abgesichert werden. Die Exportfinanzierung<br />

betrifft lediglich die Ausfuhr von Waren oder<br />

Dienstleistungen. Bei einer Projektfinanzierung<br />

handelt es sich meist um die Lieferung,<br />

Errichtung bzw. den Betrieb einer Investitionsanlage,<br />

wobei die Rückzahlung der Kredite<br />

aus dem Cashflow, also aus den Einnahmen<br />

der Betreibergesellschaft erfolgt. Gerade<br />

bei komplexen Großprojekten gilt es immer<br />

wieder, Ruhe zu bewahren: „Im<br />

Projektgeschäft gibt es fast täglich Hiobsbotschaften.<br />

Aber das sind in der Regel eher vorübergehende<br />

Wolkenbrüche und nur selten<br />

Stürme, die den Auftrag massiv beeinträchtigen.<br />

Man wird mit der Zeit gelassener, aber<br />

auch kreativer, weil man sich immer wieder<br />

neu auf die Situation einstellen muss. Wir<br />

ziehen uns dann gemeinsam mit den Projektpartnern<br />

zurück und machen ein Brainstorming,<br />

um alles wieder in die richtige Bahn zu<br />

bringen. Und das ist das, wo<strong>für</strong> man uns<br />

schätzt“, so Pauls.<br />

DIE DIENSTLEISTUNGEN DER INVESTKREDIT<br />

stehen prinzipiell allen Unternehmen offen,<br />

Ausschlusskriterien gibt es praktisch keine.<br />

„Bei Unternehmen mit einem schlechteren Rating<br />

tut man sich natürlich schwerer. Das unterscheidet<br />

uns leider nicht von anderen Banken.<br />

Aber grundsätzlich sind wir <strong>für</strong> alle Unternehmen<br />

da. Wenn eine kleine Firma aus<br />

unserer Sicht mit einem Projekt größentechnisch<br />

überfordert wäre, sagen wir das offen<br />

und versuchen gemeinsam mit dem Kunden,<br />

einen oder mehrere Partner zu finden, mit<br />

dem bzw. denen er den Auftrag gemeinsam<br />

erfüllen kann. Wichtig ist dabei natürlich die<br />

Vertrauensbasis zwischen den Partnern.“<br />

Pauls räumt ein, dass es innerhalb der Cluster<br />

naturgemäß immer wieder „Friendly Competition“<br />

gäbe, gleichzeitig allerdings auch wertvolle<br />

Synergien und Komplementäres. „Wir<br />

haben zum Beispiel schon Unternehmen bewusst<br />

auf die Cluster angesprochen, weil wir<br />

sicher waren, dass sie dort gut aufgehoben<br />

wären. Vor allem können sie dort Teil eines<br />

Großprojektes werden, an das sie unter normalen<br />

Umständen vielleicht nicht so rasch<br />

herangekommen wären“, beschreibt sie die Situation.<br />

Die strategische Partnerschaft mit<br />

dem BMVIT und den Clustern hat vor rund<br />

fünf Jahren begonnen, Mitarbeiter der Investkredit<br />

verstärken seither auch immer wieder<br />

Wirtschaftsdelegationen. „Dadurch wissen wir<br />

schon von Anfang an darüber Bescheid, wo<br />

welche Aufträge umsetzbar sind, was die Kontrollbank<br />

oder ein anderes Finanzinstitut<br />

braucht, damit die Aufträge in weiterer Folge<br />

finanziert und abgesichert werden können.<br />

Das sind wichtige Vorteile <strong>für</strong> weitere Verhandlungen.“<br />

Für ihre Geschäfte im Ausland verfügt die<br />

Investkredit über ein umfangreiches internationales<br />

Netzwerk aus eigenen Repräsentanzen<br />

sowie Auslandstochterbanken der Volksbank-Gruppe.<br />

Darüber hinaus pflegt sie ausgezeichnete<br />

Kontakte zu den nationalen Export<br />

Credit Agencies und supranationalen<br />

Entwicklungsbanken. „Wir waren auch eine<br />

der ersten Banken in Österreich, die mit der<br />

Multilateral Investment Guarantee Agency,<br />

MIGA, im Projektgeschäft zusammengearbeitet<br />

haben“, erzählt Pauls. Primäres Ziel dieser<br />

Tochter der Weltbank ist es, ausländische Direktinvestitionen<br />

in Entwicklungsländern zu<br />

fördern, indem sie Garantien gegen nichtkommerzielle<br />

Risiken wie Transferbeschränkungen,<br />

Vertragsbruch, Krieg, zivile Unruhen oder<br />

Enteignung anbietet. Sie unterstützt außerdem<br />

die Regierungen von Entwicklungsländern<br />

beim Erarbeiten von Programmen, mit<br />

denen ausländische Investitionen gefördert<br />

werden.<br />

„NATÜRLICH KOMMT ES VOR, dass wir zu einem<br />

Projekt von drei, vier Unternehmen<br />

gleichzeitig Anfragen bezüglich eines Finanzierungsofferts<br />

bekommen. In solchen Fällen<br />

sagen wir den betreffenden Unternehmen,<br />

dass wir von anderen Firmen ebenfalls angesprochen<br />

wurden, natürlich ohne Namensnennung.<br />

Es bringt schließlich nichts, wenn<br />

mehrere Unternehmen mit dem gleichen Angebot<br />

kommen. Wir dürfen wegen des Bankgeheimnisses<br />

natürlich keine Daten oder Informationen<br />

bekannt geben, sprechen uns<br />

aber immer mit den Kunden ab, wie wir weiter<br />

vorgehen werden. Bislang hat das immer<br />

gut funktioniert. Und die Beständigkeit und<br />

Langfristigkeit unserer Kundenbeziehungen<br />

zeigt, dass auch die Kunden mit unserem Service<br />

zufrieden sind“, betont Pauls. k<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Wir verkaufen keine Produkte,<br />

sondern Lösungen.“<br />

CLAUDIA PAULS, INVESTKREDIT<br />

Kontakt:<br />

Investkredit Bank AG<br />

Renngasse 10,<br />

1013 Wien<br />

Mag. Nadia Dax<br />

Tel.: +43 (0)1 531 35 – 660<br />

E-Mail: dax@investkredit.at<br />

Mag. Claudia Pauls<br />

Tel.: +43 (0)1 531 35 – 674<br />

E-Mail: pauls@investkredit.at<br />

Foto: Investkredit

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