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voestalpine - Fakten & Zahlen - Bundesministerium für Verkehr ...

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�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />

weisen höhertechnologische Sektoren geringere<br />

Exportmultiplikatoren auf, denn sie verwenden<br />

technologische höherwertige und daher<br />

teurere Vorleistungen, die wiederum in<br />

stärkerem Maß importiert werden. Bei Dienstleistungen<br />

schaut es ganz anders aus: Sie haben<br />

höhere Multiplikatoren, da sie geringere<br />

Vorleistungsanteile aufweisen und da<strong>für</strong> weniger<br />

Importe benötigen und der Anteil inländischer<br />

Wertschöpfung höher ist. Wie sich die<br />

Beschäftigungsauswirkungen je nach Technologieniveau<br />

darstellen, erläutert Studien-Mitautor<br />

Gerhard Streicher: „100.000 Euro mehr<br />

Exportumsatz bringen im Hightech-Bereich<br />

vier zusätzliche Beschäftigte, im Niedrigtechnologiesektor<br />

fünf zusätzliche Jobs. Die Beschäftigungseffekte<br />

im Dienstleistungsbereich<br />

sind höher als in der Sachgüterproduktion, in<br />

den wenigsten wissensintensiven Bereichen<br />

beträgt der Multiplikatoreffekt gar sieben, also<br />

entstehen dort <strong>für</strong> 100.000 Euro an zusätzlichen<br />

Erlösen gar sieben zusätzliche Stellen“.<br />

„Die Branchenklassifikation ist kein Element<br />

mehr, an dem sich die Technologiepolitik und die<br />

Politik im Allgemeinen orientieren sollten.“<br />

WOLFGANG POLT, JOANNEUM RESEARCH<br />

KURZFRISTIGE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE<br />

ÜBERLEGUNGEN (MULTIPLIKATOREN) sind keine<br />

ausreichenden Argumente <strong>für</strong> die langfristig<br />

angelegte Förderung hochtechnologischer Exporte.<br />

„Das Hauptproblem bei der Hochtechnologie<br />

ist, dass die durchschnittliche Vorleistungsquote<br />

50 Prozent beträgt, in manchen<br />

Wirtschaftssektoren gar bis zu 80 Prozent“, so<br />

Polt. Das sei aber dennoch positiv, weil Hochtechnologie<br />

generell eine höhere Exportneigung<br />

aufweise. Eines müsse man aber bedenken:<br />

Hightech-Exporte führen nicht automatisch<br />

zu besseren volkswirtschaftlichen Effekten.<br />

Daraus dürfe man aber keine Trugschlüsse<br />

ziehen, resümiert der Experte: Die Tatsache,<br />

dass Hochtechnologieexporte tendenziell unterdurchschnittliche<br />

Wertschöpfungseffekte<br />

auf die heimische Wirtschaft ausüben, heißt<br />

aber nicht, dass eine Forcierung von höhertechnologischen<br />

Produktion volkswirtschaftlich<br />

sinnlos ist. Auch der Umkehrschluss, dass<br />

das Forcieren von Produkten geringer Technologieintensität<br />

sinnvoll <strong>für</strong> die Volkswirtschaft<br />

wäre, sei nicht richtig. Diese Schlüsse lassen<br />

sich ohnedies nur aus einer statischen Betrachtung<br />

der österreichischen Wirtschaft ziehen. In<br />

einem dynamischen Modell müssen auch die<br />

künftigen Wettbewerbspositionen der jeweiligen<br />

Sektoren mitberücksichtigt werden. Niedriglohnsektoren,<br />

selbst wenn sie wegen niedrigerer<br />

Importe hohe Multiplikatoren aufwei-<br />

sen, sind in Österreich bei gegebenen Standortbedingungen<br />

kaum noch wettbewerbsfähig.<br />

Ein Beispiel da<strong>für</strong> wäre der Bekleidungssektor,<br />

dessen Anteil an der Gesamtwirtschaft<br />

stark gesunken ist. Über die Zeit betrachtet<br />

zeige sich ein langsamer, aber doch stetiger<br />

Strukturwandel in Österreich im Sinne einer<br />

Abnahme des relativen Gewichts des Lowtech-<br />

Sektors zu Gunsten der mittleren und höheren<br />

Technologiesegmente. Im Vergleich zu anderen<br />

Ländern liege die Geschwindigkeit dieses<br />

Strukturwandels im Land der Hämmer im Einklang<br />

mit dem Trend.<br />

FRAGLICHE DEFINITIONEN. Zugleich warnt<br />

Polt davor, dass die Definition der OECD (Klub<br />

der westlichen Industrieländer), was Hochtechnologiesektoren<br />

sind, nicht abbildet, dass<br />

gerade in Österreich auch als „Nicht-Hightech“<br />

kategorisierte Wirtschaftszweige hochqualifizierte<br />

und hochkomplexe Technologien einsetzen<br />

und eine hohe Forschungsintensität aufweisen.<br />

Als Beispiel nennt Polt Erzeuger von<br />

Gleisbaumaschinen, Liftbauer oder Kunststoffmaschinenhersteller,<br />

die zwar laut OECD nur<br />

Mediumtech sind, aber komplexe, hochtechnologische<br />

Produkte entwickeln und in Nischen<br />

erfolgreich tätig sind. Oft wird Technologie<br />

falsch klassifiziert, so das Resümee der<br />

Experten. Als Beispiel da<strong>für</strong> gelte die Firma Lisec,<br />

die den Staatspreis Innovation 2006 erhalten<br />

hat. Das Unternehmen ist zwar absoluter<br />

internationaler Spitzenreiter, aber eben in einer<br />

absolut als Lowtech definierten Branche<br />

tätig. Lisec ist weltgrößter Hersteller von<br />

Hightech-Produktionslinien <strong>für</strong> die Isolierglasindustrie,<br />

prämiert wurde das Unternehmen<br />

<strong>für</strong> eine vollautomatische Härteanlage, die es<br />

erstmals ermöglicht, Flachgläser mit einer<br />

Stärke von unter drei Millimetern vorzuspannen.<br />

Was bei der Bewertung Hoch- oder Niedrigtechnologie<br />

noch dazu kommt: Man müsse<br />

auch die Kategorien Qualifikationsniveau der<br />

Mitarbeiter und die Investitionsintensität eines<br />

Unternehmens heranziehen. Dies gelte besonders<br />

<strong>für</strong> KMUs. „Die Branchenklassifikation ist<br />

kein Element mehr, an dem sich die Technologiepolitik<br />

und die Politik im Allgemeinen orientieren<br />

sollten. Ziel muss es sein, die Forschungs-<br />

und Entwicklungsintensität über alle<br />

Sektoren hinweg zu heben.“ Das sei die beste<br />

Methode, dass Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhalten oder verbessern kann. Investitionen<br />

waren in Österreich in den vergangenen<br />

Jahren der wichtigste Wachstumsmotor, was<br />

auch auf die große Bedeutung des Technologietransfers<br />

im Sinne von „Embodied Technological<br />

Change“ schließen lässt. Darunter versteht<br />

man, dass durch Importe das in Maschinen<br />

und Anlagen enthaltene Wissen nach<br />

Österreich gebracht wird. k

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