voestalpine - Fakten & Zahlen - Bundesministerium für Verkehr ...
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TECHNOLOGIE<br />
TRANSFER<br />
mit Unterstützung durch das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, Innovation und Technologie<br />
6a/2007 • Erscheinungsort Wien • Verlagspostamt 1110 Wien • P.b.b. • 02Z031058M<br />
So will Österreich<br />
international<br />
punkten
Foto: Klobucsar<br />
Foto: Klobucsar<br />
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
�� INTERVIEW:<br />
Aufsichtsratsvorsitzender Horst<br />
Pöchhacker ist davon überzeugt,<br />
dass das Betreiber-<br />
Know-how der ÖBB zum<br />
Exportschlager wird.<br />
�� GROSSPROJEKTE:<br />
Die Andritz VA TECH HYDRO<br />
spielt eine wichtige Rolle bei<br />
der Erschließung der<br />
Wasserkraft in der Türkei.<br />
�� TÜRÖFFNER: Ein Paradebeispiel <strong>für</strong> erfolgreichen<br />
Technologietransfer war der offizielle Arbeitsbesuch von<br />
Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl Ende Oktober in<br />
Venezuelas Hauptstadt Caracas. Zahlreiche Vertreter österreichischer<br />
Spitzentechnologiebetriebe haben sie begleitet.<br />
Foto: Andritz VA TECH HYDRO
Foto: Photodisc<br />
Foto: Photodisc<br />
�� INNOVATIONSKRAFT: Eine Studie des Joanneum Research bestätigt,<br />
dass Österreichs wirtschaftliche Zukunft in der Hochtechnologie liegt. Allerdings<br />
sollte hierzulande mehr selbst geforscht und weniger Know-how zugekauft<br />
werden.<br />
�� FINANZIELLE BASIS: Oft ist <strong>für</strong> den Vertragsabschluss nicht mehr die<br />
gute politische Beziehung oder das erstklassige Produkt entscheidend, sondern<br />
sehr häufig die passende Risikoabwicklung und die attraktive Finanzierung.<br />
Inhalt<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
�� Vorwort Bundeskanzler Alfred Gusenbauer<br />
�� Vorwort Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl<br />
�� So will Österreich international punkten<br />
�� Über Grenzen gehen: Österreichs Turbo beim<br />
Technologietransfer<br />
�� Auf den richtigen Weg gebracht<br />
�� Wasserkraft <strong>für</strong> die Türkei<br />
�� Vier Kraftwerke <strong>für</strong> Bosnien<br />
�� Heimspiel in Algerien<br />
�� Qualität zu selten berücksichtigt<br />
�� Pöchhacker: Heimisches Betreiber-Know-how als<br />
Exportschlager<br />
�� Topspital in Kuala Lumpur<br />
�� Technologieentwicklung statt Importe<br />
�� Jobmotor Hightech<br />
�� Bestens vernetzt<br />
�� Speerspitzen im Ausland<br />
�� Ein weiterer Tiger ist erwacht<br />
�� Attraktive Finanzierung ausschlaggebend
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Johannes Stuhlpfarrer<br />
Foto: Herwig-Hakan Mader<br />
Editorial<br />
I n<br />
den letzten Monaten gab es allen<br />
Grund zur Freude. Denn das Ziel, ab<br />
2010 drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
<strong>für</strong> Forschung aufzuwenden,<br />
liegt – im Gegensatz zu den meisten anderen<br />
EU-Ländern – <strong>für</strong> Österreich in greifbarer<br />
Nähe. Diese Dynamik wird sich zweifelsfrei<br />
unter anderem auch in zahlreichen<br />
neuen Arbeitsplätzen manifestieren – zeigt<br />
doch die steigende Anzahl an Exporten<br />
österreichischer Hightech-Unternehmen,<br />
dass in der heimischen Forschungs- und<br />
Technologiepolitik die richtigen Maßnahmen<br />
gesetzt wurden und die Forschung<br />
vermehrt marktfähige technologische Produkte<br />
zum Ergebnis hat. Nach jahrelanger<br />
Unsicherheit wegen der Abwanderung von<br />
Betrieben in Niedriglohnländer und den<br />
damit einhergehenden Ängsten der Mitarbeiter<br />
um ihre Arbeitsplätze war das ein<br />
wichtiges Signal, dass höhere Löhne bzw.<br />
Lohnnebenkosten nicht unbedingt ein<br />
Standortnachteil sein müssen. Das gilt allerdings<br />
hauptsächlich <strong>für</strong> Firmen mit innovativen<br />
und technologisch anspruchsvollen<br />
Produkten, da Hightech zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnt.<br />
Unsere Unternehmen sind im Technologiesektor,<br />
insbesondere in den Bereichen<br />
Eisenbahn, Gesundheit, Umwelt und Energie<br />
sowie im Maschinen- und Anlagenbau<br />
international besonders gut positioniert.<br />
Nachdem gerade hier sehr oft staatliche<br />
Stellen als Kunden auftreten, sind ausgezeichnete<br />
Kontakte ein entscheidender<br />
Wettbewerbsfaktor. Lesen Sie ab Seite 7,<br />
wie das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />
Innovation und Technologie (BMVIT) mit<br />
seinem Instrumentarium im Technologietransferbereich<br />
österreichischen Unternehmen<br />
beim Verkauf ihrer Technologie im<br />
Ausland unterstützt. Ab Seite 12 folgen<br />
Berichte aus der Praxis anhand des offiziellen<br />
Arbeitsbesuchs von Staatssekretärin<br />
Christa Kranzl in Venezuelas Hauptstadt<br />
Caracas sowie ausgewählter Best-<br />
Practice-Beispiele, um die unser Land international<br />
beneidet wird.<br />
Die Ausgangslage <strong>für</strong> weiteres Wirtschaftswachstum<br />
durch Hochtechnologie<br />
ist also ausgezeichnet. Allerdings zeigt eine<br />
brandaktuelle Studie von Joanneum Research,<br />
dass derzeit noch (zu) viel Knowhow<br />
aus dem Ausland zugekauft wird (ab<br />
Seite 33) und fordert zu mehr Eigenforschung<br />
auf.<br />
Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen<br />
gilt: Immer öfter entscheiden<br />
nicht nur gute Kontakte und ausgezeichnete<br />
Produkte darüber, ob man einen Auftrag<br />
erhält, sondern ein Gesamtpaket, das neben<br />
der passenden Risikoabsicherung auch<br />
eine attraktive Finanzierung enthält. Was<br />
das in der Praxis bedeutet, erfahren Sie ab<br />
Seite 45.<br />
Lesen Sie weiter und informieren Sie sich<br />
über das spannende und herausfordernde<br />
Thema Technologietransfer.<br />
Impressum: MEDIENINHABER UND VERLEGER: Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co.KG. > A-1110 Wien, Leberstraße 122 > Telefon: +43-1/740 95-0 > Fax: +43-1/740<br />
95-430 > E-Mail: austria-innovativ.zv@bohmann.at > DVR: 0408689 > GESCHÄFTSFÜHRUNG: Dr. Gabriele Ambros – Gerhard Milletich > Herausgeber: KR Dr. Rudolf Bohmann<br />
> Verlagsleitung Redaktion: Dr. Peter Tajmar > Chefredakteur: Christian Klobucsar – DW 435 > Redaktion: Johannes Stuhlpfarrer > Anzeigenleitung: Mag. (FH) Josef Schramm – DW<br />
463 > Layout: Mag. Marion Karasek > Produktion: Markus Frühwirth, Michael Stanek > Druck: Leykam Druck Ges.m.b.H. & Co KG, 8057 Graz, Ankerstraße 4 > Titelfoto:<br />
Photos.com > Erscheinungsweise: 6-mal jährlich > Abonnementpreis: 47,90 Euro > Das Abonnement ist spätestens 30 Tage vor Bezugsjahresende schriftlich kündbar > Mit Promotion<br />
gekennzeichnete Beiträge sind bezahlte Einschaltungen. > Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.
Wohlstandssicherung<br />
Ö sterreich<br />
befindet sich derzeit in<br />
einer ausgezeichneten Situation:<br />
Unser Land gehört zu jenen<br />
Staaten der Welt, die am meisten von der<br />
Ostöffnung, dem internationalen Handel<br />
und der Integration profitieren. Im vergangenen<br />
Jahr sind die Exporte auf einen neuen<br />
Rekordwert gestiegen, und Österreich<br />
liegt derzeit im EU-Vergleich beim Wirtschaftswachstum<br />
im Spitzenfeld. Bis heute<br />
haben sich rund 1.000 Headquarter und internationale<br />
Unternehmen bei uns angesiedelt,<br />
wir sind damit ein starker regionaler<br />
Partner und haben unsere Funktion als<br />
Wirtschaftsdrehscheibe <strong>für</strong> den Osten gefestigt.<br />
Wir dürfen uns allerdings nicht auf diesen<br />
Erfolgen ausruhen, sondern müssen da<strong>für</strong><br />
sorgen, auch in Zukunft wettbewerbsfähig<br />
zu sein, und weiterhin an einer Erhöhung<br />
unseres Exportvolumens wie auch an<br />
einer qualitativen Verbesserung der Produktstruktur<br />
arbeiten. Ich bin in meiner<br />
Funktion als Bundeskanzler gerne dazu bereit,<br />
die österreichischen Unternehmen dabei<br />
zu unterstützen und bei Gesprächen mit<br />
ausländischen Staats- und Regierungschefs<br />
den Boden <strong>für</strong> heimische Betriebe zu bereiten.<br />
Ich habe dabei die Erfahrung gemacht,<br />
dass „Made in Austria“ einen sehr guten<br />
Ruf genießt und auch sehr begehrt ist.<br />
Politische Unterstützung ist aber nur<br />
dann zielführend, wenn unsere Unternehmen<br />
weiterhin erstklassige Produkte zu<br />
wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt<br />
bringen und sich dies auch in hochwertigen<br />
und gut entlohnten Arbeitsplätzen niederschlägt.<br />
In diesem Zusammenhang ist <strong>für</strong><br />
Österreich – wie <strong>für</strong> alle westlichen Industrieländer<br />
– die Globalisierung eine große<br />
Herausforderung. Durch die Verlagerung<br />
der Produktion ganzer Branchen in die<br />
Niedriglohnländer nach Osteuropa oder<br />
China wandert auch die Wertschöpfung ab.<br />
Österreichs Chance besteht darin, die inzwischen<br />
auch international gesehen sehr<br />
gute Quote bei Forschung und Entwicklung<br />
weiter zu erhöhen, um die Innovation in<br />
Betrieben aller Branchen und Größenordnungen<br />
zu stärken, dadurch höher qualifizierte<br />
Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern<br />
und einen höheren Technologieanteil<br />
im Export zu erzielen. Denn Hochtechnolo-<br />
gie hat den Vorteil, dass sowohl Forschung<br />
als auch die spätere Produktion im Inland<br />
bleiben, und damit eine hohe österreichische<br />
Wertschöpfung garantiert wird: Eine<br />
Verlagerung in ein Niedriglohnland ist aufgrund<br />
der spezifischen Herstellungsbedingungen<br />
meistens schwer und oft gar nicht<br />
möglich. Damit vermeiden wir auch, in einen<br />
Lohn- und Steuersenkungswettbewerb<br />
mit Schwellenländern einzutreten.<br />
In diesem Sinne ist Innovation nicht als<br />
Selbstzweck zu sehen, sondern als Mittel<br />
zur Sicherung und Erhöhung unseres<br />
Wohlstandsniveaus – und zwar auf einer<br />
möglichst breiten Basis. So gesehen ist der<br />
starke Anstieg beim Export von technologisch<br />
anspruchsvollen Produkten besonders<br />
erfreulich. Er hat sich von 1993 bis<br />
2003 auf einen Anteil von 15,6 Prozent der<br />
gesamten Ausfuhren praktisch verdoppelt.<br />
Mit den aktuellen Programmen <strong>für</strong> den<br />
Wissens- und Technologietransfer stehen<br />
den heimischen Unternehmen wichtige Instrumente<br />
zur Verfügung, dieser Entwicklung<br />
eine zusätzliche Dynamik zu geben.<br />
Ich bin mir sicher, dass Österreich damit in<br />
nicht allzu ferner Zukunft zu einem Paradebeispiel<br />
<strong>für</strong> Hightech-Entwicklung und<br />
-Export wird.<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Bundeskanzler Alfred<br />
Gusenbauer sieht Innovation<br />
nicht als Selbstzweck, sondern<br />
als Mittel zur Erhöhung und<br />
Sicherung des Wohlstandsniveaus<br />
in Österreich.<br />
Foto: BKA
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Forschungsstaatssekretärin<br />
Christa Kranzl hat als oberstes<br />
Ziel, die Forschungsquote auf<br />
drei Prozent des BIP zu heben.<br />
Foto: Klobucsar<br />
Marktorientiertes Forschen<br />
W aren<br />
und Dienstleistungen,<br />
die in andere Länder verkauft<br />
werden, machen inzwischen<br />
mehr als die Hälfte der Einnahmen österreichischer<br />
Firmen aus. Damit ist der Export<br />
wie in den anderen westlichen Industrieländern<br />
auch hierzulande die Stütze der<br />
Wirtschaft. Um im internationalen Wettbewerb<br />
bestehen zu können, benötigen die<br />
heimischen Betriebe aber konkurrenzfähige<br />
Produkte. Der Schlüssel da<strong>für</strong> ist eine zielgerichtete,<br />
marktorientierte Forschung, deren<br />
Ergebnisse rasch in Innovationen umgesetzt<br />
und auf den Markt gebracht werden<br />
können.<br />
Unser oberstes Ziel ist es daher, die Forschungsquote<br />
von derzeit 2,43 Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts in den kommenden<br />
Jahren weiter zu steigern. Allein heuer werden<br />
mehr als 6,8 Milliarden Euro in Forschung<br />
und Entwicklung fließen – Österreich<br />
ist damit auf dem besten Weg, als eines<br />
der wenigen EU-Mitgliedsländer das<br />
Barcelona-Ziel zu erreichen, das die Anhebung<br />
der Forschungsquote bis 2010 auf drei<br />
Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)<br />
vorsieht. Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
auch, das die zahlreichen Klein- und<br />
Mittelbetriebe verstärkt in die Forschungsförderung<br />
eingebunden werden. Hier gibt<br />
es noch ein großes Verbesserungspotenzial,<br />
vor allem im Ausbau der Beratung und bei<br />
der Förderung der Humanressourcen.<br />
Eine weitere Herausforderung ist der<br />
drohende Mangel an Forschern. Um dem<br />
vorzubeugen, braucht Österreich sowohl<br />
kurz- als auch mittelfristig Fachkräfte aus<br />
dem Ausland. Es geht jetzt darum, diesen<br />
europaweit begehrten Spezialisten ein attraktives<br />
Arbeits-, aber auch ein attraktives<br />
Lebensumfeld <strong>für</strong> sich und ihre Familien zu<br />
schaffen. Österreich hat diesbezüglich mit<br />
seiner guten Infrastruktur und dem hohen<br />
Lebensstandard ausgezeichnete Voraussetzungen,<br />
die unbedingt genützt werden<br />
müssen.<br />
Um den Forschermangel allerdings langfristig<br />
auszugleichen, müssen wir dieses<br />
Thema verstärkt in der Bildung verankern<br />
und das Interesse der SchülerInnen an<br />
technischen und wissenschaftlichen Berufen<br />
wecken und fördern. Denn schließlich<br />
handelt es sich hier um einen Zukunftsbe-<br />
reich mit einem enormen Beschäftigungspotenzial.<br />
Diese Stärkung von Forschung<br />
und Technik in der gesamten Bildungskette<br />
bis hin zur Matura wird dabei mit dem<br />
Unterrichtsministerium abgestimmt und<br />
gemeinsam umgesetzt werden.<br />
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass<br />
es noch einiger Anstrengung bedarf, bis<br />
Österreich EU-weit endgültig den Sprung<br />
unter die Top drei in der Forschung schafft.<br />
Aber die Marschrichtung stimmt. Besonders<br />
wichtig ist aber, dass eine Brücke zwischen<br />
Forschung und Vermarktung von<br />
Produkten geschlagen wird. Wenn Forschung<br />
sich an den Bedürfnissen des Marktes<br />
orientiert, ist dies eine wichtige Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> den Erfolg der Unternehmen,<br />
aber auch der gesamten österreichischen<br />
Volkswirtschaft – und der Technologietransfer<br />
ist der Ansatz da<strong>für</strong>.
Foto: Photodisc<br />
Z wischen<br />
den Jahren 1993 und 2003<br />
ist der Anteil hochtechnologischer<br />
Waren an den österreichischen Gesamtexporten<br />
von rund acht Prozent auf<br />
15,6 Prozent angestiegen. Obwohl diese Entwicklung<br />
beeindruckend ist – schließlich haben<br />
sich die <strong>Zahlen</strong> nahezu verdoppelt – ist<br />
es erklärtes Ziel des BMVIT, den Technologieanteil<br />
österreichischer Exporte weiter zu<br />
steigern, da vermutet werden kann, dass höherer<br />
Technologieanteil höhere Wertschöpfung<br />
im Inland mit sich bringt. Alle Bemühungen<br />
zur Steigerung des Anteils an (Hochtechnologie-)Exporten<br />
durch kommerziellen<br />
Technologietransfer sind Teil der laufenden<br />
heimischen Infrastrukturoffensive des<br />
BMVIT, die die Fortführung und Ausweitung<br />
bewährter Instrumente bringen soll. Ein weiterer<br />
Ansatz zur Erhöhung des Technologieanteils<br />
an österreichischen Exporten ist die<br />
verstärkte Investition von Kapital in Forschung<br />
und Entwicklung im Technologiebereich,<br />
da es als unbestritten angesehen wird,<br />
dass Investitionen in Forschung, technisches<br />
Wissen und technologische Innovationen in<br />
entwickelten Volkswirtschaften die Basis <strong>für</strong><br />
wirtschaftliches Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit<br />
darstellen und damit einen<br />
wertvollen Beitrag <strong>für</strong> die Erhaltung und<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen leisten.<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
So will Österreich international punkten<br />
WETTBEWERBSVORTEIL. Technologie macht erst Sinn, wenn sie verkaufbar ist. Österreich ist es gelungen, quantitativ<br />
sehr nah an diese Vorgaben heranzukommen. Denn das in Forschung und Technologieentwicklung investierte<br />
Geld erzielt nur dann jene gewünschte volkswirtschaftliche Nachhaltigkeit, wenn es in verkaufbare Produkte<br />
und Dienstleistungen – und damit in Arbeitsplätze umgesetzt werden kann. g
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Experten vertreten in diesem Zusammenhang<br />
die Ansicht, dass heimische Industriebetriebe<br />
zunehmend durch verkaufsbasierte<br />
und prozessorientierte Innovationen im<br />
Technologiebereich punkten könnten, wenn<br />
bei der Erforschung neuer Technologien<br />
„Forschung muss noch näher zu Produkt und<br />
damit Richtung Wirtschaft geerdet werden.“<br />
GERNOT GRIMM, BMVIT<br />
Marktbedürfnisse stärker Berücksichtigung<br />
finden und verkaufsbasierte und prozessorientierte<br />
Innovationen entwickelt werden.<br />
Ökonomen sehen nämlich starke Indizien<br />
da<strong>für</strong>, dass hierzulande ein guter Teil der<br />
anwendungsorientierten Forschung nicht in<br />
den in den Unternehmen eingerichteten<br />
Forschungsstabsabteilungen initiiert wird,<br />
sondern unmittelbar bei Akquisition und<br />
Verkauf „passiert“, da hier die Bedürfnisse<br />
des Marktes direkt auf die produzierenden<br />
Unternehmen treffen.<br />
Bei Betrachtung der Industrie- und Unternehmenspraxis<br />
ergibt sich nämlich folgendes<br />
Bild: Letztlich entscheidend <strong>für</strong> den<br />
wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens<br />
ist nicht seine Forschungsquote, sondern jene<br />
Produkte, die verkauft werden und<br />
somit Umsatz bringen. Der Verkauf<br />
“forscht“ meist<br />
selbst, indem er jene<br />
Forschungsaktivitäten die <strong>für</strong> den Verkaufserfolg<br />
unmittelbar notwendig sind auf seine<br />
Kosten selbst induziert. Die Forschungsabteilungen<br />
selbst haben in den meisten<br />
Unternehmen nur eine vom Verwertungsbereich/Verkauf<br />
losgelöste Stabsfunktion<br />
weit weg vom Markt und seinen Bedürfnissen<br />
oder befinden überhaupt als öffentliche<br />
Institutionen ( in der Art staatlicher „Forschungsstabstellen“)<br />
außerhalb der Unternehmen<br />
in (noch) größerer Distanz zum<br />
Markt.<br />
Entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg dieses Ansatzes<br />
wird es dabei sein, die Anreize zur<br />
Entwicklung von „maßgeschneiderten“,<br />
wirtschaftlich relevanten, das heißt „verkaufbaren“<br />
Technologien (Produkte, Prozesse),<br />
die nicht von der öffentlichen Hand<br />
oder von Forschungsabteilungen, sondern<br />
von Spezifikationen und verkaufsbedingten<br />
Anforderungen der Industrie selbst ausgehen,<br />
zu erkennen und zu nutzen. Nur damit<br />
kann gewährleistet werden, dass Forschung,<br />
Technologie und Innovation so gefördert<br />
werden, dass die Ergebnisse von der Industrie<br />
in Form verkaufbarer/vermarktbarer<br />
Produkte und Verfahren absorbiert werden<br />
können. Ein wichtiges politisches Ziel dabei<br />
ist es, den Gap zwischen „Geld machen“<br />
und „Forschung betreiben“ zu überbrücken<br />
Dies wird nur dann möglich sein, wenn die<br />
Forschung und der Verkauf stärker als bisher<br />
verknüpft<br />
werden.
Forschung muss daher noch näher zum Produkt,<br />
Markt, Verkauf und so in Richtung<br />
Wirtschaft „geerdet“ werden. Es gilt hier, einen<br />
geeigneten und wirksamen Mechanismus<br />
zu finden, um „Entrepreneurial Research“<br />
zu forcieren und die Forschung produktnahe<br />
und organisatorisch im/beim Verkauf<br />
zu positionieren.<br />
Um österreichischen Unternehmen auf<br />
Ihrem Weg zu mehr Erfolg beim Verkauf ihrer<br />
technologischen Produkte unter die Arme<br />
zu greifen, steht ihnen ein Bündel an<br />
Unterstützungs- und Technologieexportförderungsmaßnahmen<br />
zur Verfügung. Erfolgreiche<br />
Unternehmen setzten offenbar zunehmend<br />
darauf, im Verkaufprozess nicht<br />
nur ihre herausragende Technologie sondern<br />
auch den „Mehrwert Österreich“ in die<br />
Waagschale zu werfen. Am Ende des Tages<br />
nutzt schließlich die Unterstützung des Exportes<br />
österreichischer Produkte und<br />
Dienstleistungen durch kommerziellen<br />
Technologietransfer der gesamten heimischen<br />
Wirtschaft, indem sie hilft, die strukturellen<br />
Anpassungen im Bereich Infrastruktur,<br />
der ein hohes „Trägheitsmoment“<br />
hat, schneller über die Bühne zu bekommen,<br />
indem etwa bei sinkender Nachfrage im Inland<br />
nicht die Produkte, sondern die Technologieproduktionen<br />
wie z. B. Stahlwerke<br />
auf Märkte „exportiert“ werden, wo die<br />
Nachfrage noch ent-<br />
sprechend groß ist - womit gleichzeitig<br />
auch die strukturelle Absatzproblematik<br />
temporär „exportiert“ wird. Um hier Unterstützung<br />
<strong>für</strong> die österreichische Wirtschaft<br />
zu leisten – immerhin sind im Bereich Exportförderung<br />
Projekt mit einem gesamten<br />
Volumen von drei bis fünf Milliarden Euro<br />
pro Jahr im Laufen - bietet die Alpenrepublik<br />
Instrumentarien, die mehr können als<br />
vergleichbare Systeme in anderen Industrieländern.<br />
ZUR STEIGERUNG DES TECHNOLOGIEAN-<br />
TEILS AN ÖSTERREICHISCHEN EXPORTEN<br />
durch kommerziellen Technologietransfer<br />
hat das <strong>für</strong> Infrastruktur und Technologie<br />
zuständige <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />
Innovation und Technologie (BMVIT) nicht<br />
nur eine eigene Organisationseinheit eingerichtet,<br />
sondern setzt zahlreiche Aktivitäten<br />
mit Schwerpunkt auf den Gebieten Eisenbahntechnologie,<br />
Energie- und Umwelttechnologie,<br />
Gesundheitstechnologie – sehr<br />
oft geht es hier um große Infrastrukturprojekte,<br />
wie <strong>Verkehr</strong>sprojekte, Kraftwerksbauten<br />
oder Krankenhäuser. Das BMVIT hatte<br />
in diesen Bereichen immer öfter die Nase<br />
vorn. „Wir verfügen über jene technologiepolitischen<br />
und wirtschaftspolitischen Instrumentarien,<br />
dank derer die österreichischen<br />
Technologieunternehmen komparative<br />
Vorteile herausholen können“,<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Foto: Photodisc
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
sagt Gernot Grimm, der Leiter der Stabstelle<br />
<strong>für</strong> Technologietransfer im BMVIT. Nicht<br />
der besserer Preis und auch nicht das bessere<br />
Produkt entscheiden, sondern die besserer<br />
Technologie und das bessere Service.<br />
Weiters die Flexibiliät sowie Strukturen, die<br />
optimal den Anforderungen des Kunden<br />
entsprechen und <strong>für</strong> jedes einzelne Projekt<br />
maßgeschneiderte Unterstützung leisten<br />
können. Besonders geschätzter Added Value<br />
österreichischer Produkte und Dienstleistungen<br />
im Technologiebereich ist die Integrierung<br />
der Betreiberkomponente, das<br />
heißt die Bereitstellung und zur Verfügung<br />
Stellung des <strong>für</strong> den laufenden Betrieb notwendigen<br />
Betreiber-Know-hows von Betreibern<br />
wie z. B. der ÖBB oder dem AKH <strong>für</strong><br />
den potenziellen Kunden. Warum ist das so<br />
wichtig? Weil ein Kunde, z. B. eine ausländische<br />
Bahnverwaltung, seinem österreichischen<br />
Kollegen von der ÖBB mehr vertraut<br />
als einem Firmenvertreter mit klarem „Verkaufsmotiv“.<br />
„Um so manches Best-Practice-Beispiel werden wir<br />
von anderen Industrieländern beneidet.“<br />
GERNOT GRIMM, BMVIT<br />
NEBEN HERKÖMMLICHEN MASSNAHMEN<br />
wie Unterstützung auch auf politischer Ebene<br />
oder Coaching im Einzelfall, die zwar<br />
ebenfalls möglich sind, aber zuweilen<br />
durchaus die Gefahr bergen, kontraproduktiv<br />
zu wirken, weshalb es hier im Vorfeld<br />
immer das gesamte politischen und wirtschaftliche<br />
Umfeld zu sondieren und die<br />
Zweckmäßigkeit derartiger Schritte sorgfältig<br />
abzuwägen gilt, bietet das BMVIT sehr<br />
effiziente Instrumente an, auf die die österreichische<br />
Industrie zur Unterstützung Ihrer<br />
Technologieexportvorhaben insbesondere<br />
bei Projekten mit strategischem, infrastrukturtechnologischem<br />
Charakter (Flughäfen,<br />
Spitäler, Eisenbahnen, Straßen etc.) zurückgreifen<br />
kann. Um das vorher gesagte umzusetzen,<br />
legt das BMVIT einen bilateralen<br />
Rahmen über diese Aktivitäten.<br />
Ein Kerninstrument, das Technologieunternehmen<br />
gerne in Anspruch nehmen, sind<br />
sogenannte „Infrastrukturkooperationsabkommen“<br />
(früher auch als Sektorabkommen<br />
bezeichnet). Dies sind bilaterale Abkommen,<br />
bei denen eine Zusammenarbeit bei<br />
der Realisierung an konkreten Technologieprojekten<br />
insbesondere in den Bereichen<br />
Eisenbahn, Gesundheit sowie Energie und<br />
Umwelt vereinbart wird. Bei diesen Abkommen<br />
handelt es sich um Verwaltungsübereinkommen,<br />
mit deren Hilfe gemein-<br />
sam auf bilateraler Ebene zwischen Österreich<br />
und einem Zielland Technologieprojekte<br />
identifiziert und deren Realisierung<br />
beschleunigt werden, um so die Erfolgschancen<br />
österreichischer Unternehmen bei<br />
Aufträgen im Rahmen der Umsetzung dieser<br />
Projekte zu erhöhen. Algerien war das<br />
erste Land, mit dem Österreich 1987 ein bilaterales<br />
Kooperationsabkommen im Infrastrukturtechnologiebereich<br />
(Eisenbahn) geschlossen<br />
hat. Im Rahmen dieses Abkommens<br />
wurden in Algerien Projekte im Wert<br />
von über 600 Millionen Euro abgewickelt.<br />
EIN WEITERES ERFOLGSBEISPIEL <strong>für</strong> derartige<br />
bilaterale Aktivitäten ist das Infrastrukturtechnologieabkommen<br />
im Bereich Energie<br />
bzw. Wasserkraft mit der Türkei. Zwei<br />
Drittel der in diesem Land neu installierten<br />
Wasserkraft sind über das Abkommen realisiert<br />
worden. Aktuell gibt es 59 solcher bilateraler<br />
Abkommen oder abkommensähnlicher<br />
Übereinkommen mit insgesamt 38<br />
Ländern im Technologiebereich, wobei der<br />
Schwerpunkt im Bereich des Eisenbahntechnologiesektors<br />
liegt, auf den nahezu die<br />
Hälfte dieser bilateralen Vereinbarungen<br />
entfallen.<br />
Der Vorteil dieses Instrumentes <strong>für</strong> österreichischer<br />
Unternehmen liegt darin, dass<br />
■ sie unter dem Schirm der bilateralen Treffen<br />
von Regierungsvertretern oder Vertretern<br />
von Ministerien „neutralisiert“<br />
mit den ausländischen Kunden an einem<br />
Tisch sitzen,<br />
■ die Akquisitionstätigkeit abgekürzt bzw.<br />
vereinfacht wird, weil im Vorfeld bereits<br />
der politische und wirtschaftliche Hintergrund<br />
des Ziellandes überprüft und sondiert<br />
wird,<br />
■ die Chancen bei der Bewerbung an internationalen<br />
Ausschreibungen durch Einbindung<br />
österreichischer Vertreter in der<br />
Frühphase von Projekten erhöht werden,<br />
■ mehr Sicherheit, was die Projektrealisierung<br />
betrifft, erzielt wird und<br />
■ im Rahmen dieser Abkommen <strong>für</strong> jeden Fall<br />
maßgeschneiderte Maßnahmen und Vorgehensweisen<br />
vereinbart werden können.<br />
ANDERE INDUSTRIESTAATEN haben zwar<br />
begonnen, das österreichische Modell zu<br />
kopieren, sind aber bisher offenbar weniger<br />
erfolgreich. Mit ein Hauptgrund da<strong>für</strong> dürfte<br />
die Größe der österreichischen Volkswirtschaft<br />
sein. Österreich ist gerade groß<br />
genug, dass es einen klar strukturierten Anbietersektor<br />
im Bereich der strategischen Infrastrukturtechnologien<br />
gibt. Zudem kann<br />
Österreich aufgrund seiner Größe flexibler<br />
reagieren als andere, größere Länder.
Als weiteres Unterstützungsinstrument<br />
des BMVIT stehen nachgelagerte sektorale<br />
Industrieplattformen, sogenannte Infrastrukturtechnologiecluster,<br />
zur Verfügung,<br />
die mit dem Ziel eingerichtet wurden, moderne<br />
Projektbegleitung von <strong>für</strong> Österreichs<br />
Wirtschaft strategisch wichtigen Infrastrukturtechnologieprojekten<br />
zu bieten und dabei<br />
den gesamten Tiefgang eines Projekts<br />
abbilden zu können und die Chancen auf einen<br />
Zuschlag zu verbessern. Geburtsstunde<br />
dieser Cluster war 1996/97 die Exportoffensive<br />
der Bundesregierung. Eines der Ergebnisse<br />
dieser Offensive war die Entscheidung,<br />
im Infrastrukturbereich dort, wo österreichische<br />
Unternehmen besonders wettbewerbsfähig<br />
– weil technologisch führend –<br />
sind, das heißt insbesondere in den Technologiebereichen<br />
Gesundheit, Energie und<br />
Umwelt, Infrastruktur-Technologieplattformen,<br />
sogenannte Cluster nach dem Vorbild<br />
eines bereits seit 1979 bestehenden und erfolgreich<br />
aktiven Eisenbahntechnologieclusters,<br />
der Austria Rail Engineering (ARE),<br />
zu bilden.<br />
Bei diesen Clustern im Infrastrukturbereich<br />
handelt es sich um sogenannte sektorale<br />
Betreibercluster, deren Eigentümer<br />
Banken sind und die als Kooperationspartner<br />
Industrieunternehmen und Betreiber<br />
haben. Bei diesem neuen Modell werden die<br />
Synergien zwischen dem Know-how und<br />
der Vernetzung der einschlägigen Unternehmen,<br />
dem Exportfinanzierungs-Knowhow<br />
und dem Informationsvorsprung der<br />
Banken bei Außenbeziehungen sowie den<br />
Betreibern als Referenzträger beim laufenden<br />
Betrieb von Infrastruktur optimal genutzt,<br />
um die Bedürfnisse der exportierenden<br />
österreichischen Industriefirmen bei Infrastrukturprojekten<br />
im Ausland zu befriedigen.<br />
Diese Cluster sind als einziger<br />
Unterschied zu „normalen GmbHs“ <strong>für</strong> alle<br />
Unternehmen offen und werden nicht mit<br />
Steuergeld, sondern ausschließlich über die<br />
Beiträge ihrer Mitglieder finanziert. Diese<br />
derzeit vier Infrastrukturtechnologiecluster,<br />
die alle Infrastuktur- und Technologiebereiche<br />
abdecken - neben der ARE die Austrian<br />
Power and Environment Technology<br />
(APET), Austrian Health Care Systems<br />
(AHC) und die Austrian Technologie Corporation<br />
(ATC) als bereichsübergreifende<br />
Technologie-Leitgesellschaft - haben als<br />
nachgelagerte Organisation eine enge Anbindung<br />
an das BMVIT.<br />
BESONDERS ERFOLGREICH IST TECHNOLO-<br />
GIE IM EXPORT DANN, wenn sie mit einer Infrastruktur-Systementscheidungeinhergehen,<br />
da dann viel eher Folgeaufträge an<br />
Land gezogen werden können. Beispiel da<strong>für</strong><br />
ist Algerien, wo im Zuge der intensiven<br />
Kooperation im Eisenbahnbereich die gesamte<br />
Signaltechnik vom fanzösischen auf<br />
das österreichische System umgestellt wurde,<br />
was heimischen Lieferanten von Anfang<br />
an einen klaren Startvorteil bei weiteren<br />
Beschaffungen der algerischen Staatsbahnen<br />
sicherte.<br />
Grundsätzlich haben alle Unterstützungsleistungen,<br />
die das BMVIT anbietet,<br />
den Zweck, durch Kombination der Instrumente<br />
Unternehmen von der Vorphase eines<br />
Projektes (Projektdesign, Projektentwicklung)<br />
bis zur Nachbetreuung der Projektimplementierung<br />
eine begleitende, von<br />
Fall zu Fall genau angepasste, Unterstützung<br />
auf öffentlicher Ebene zukommen zu<br />
lassen, wobei die Intensität der Begleitung<br />
jeweils abhängig vom Projektstatus stark<br />
schwanken kann und generell im Vorlauf<br />
zur Projektumsetzung und der Akquisitionsphase<br />
stärker ist als während der Realisierung<br />
des Projektes. Selbstverständlich<br />
gibt es <strong>für</strong> Unternehmen neben den vom<br />
BMVIT im Rahmen seines Kompetenzbereiches<br />
Technologietransfer angebotenen Unterstützungsmaßnahme<br />
eine Vielzahl weiterer<br />
Instrumentarien zur Förderung und<br />
Absicherung des Exportes wie z. B. sämtliche<br />
Maßnahmen, die unter dem Titel „Exportförderung“<br />
angeboten werden. Diesbezüglich<br />
darf aber auf die folgenden Beiträge<br />
verwiesen werden.<br />
AM ENDE DES TAGES nutzen die Instrumentarien<br />
zur Unterstützung und Förderung<br />
des Technologietransfers bzw. Exports,<br />
die jedem österreichischen Unternehmen<br />
bei Bedarf zur Verfügung stehen,<br />
der gesamten heimischen Wirtschaft, indem<br />
sie den österreichischen Unternehmen<br />
einen komparativen Wettbewerbsvorteil<br />
am Markt verschaffen und damit ein sehr<br />
effektives und effizientes Tool zur Sicherung<br />
und Schaffung von Arbeitsplätzen im<br />
Inland sind. Bei aller Unterstützung der<br />
heimischen Exporteure durch diverse Instrumente<br />
muss man aber immer eines bedenken:<br />
Die Industrie kann politisch vereinbarte<br />
Geschäftspotenziale nur dann heben,<br />
wenn technologieproduzierende Einrichtungen<br />
im operativen Geschäft die<br />
Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />
schlagen können. „Eines aber ist gewiss:<br />
Österreich braucht beim kommerziellen<br />
Technologietransfer die ausländische<br />
Konkurrenz nicht zu scheuen. Im Gegenteil,<br />
um so manches Best-Practice-Beispiel<br />
werden wir von anderen Industrieländern<br />
beneidet“, betont Grimm. k<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Kontakt:<br />
<strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>,<br />
Innovation und Technologie,<br />
Stabstelle Technologietransfer<br />
und Sicherheitsforschung<br />
MR Mag. Dr. Gernot Grimm<br />
Renngasse 5<br />
1010 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1 711 62 – 65 3128<br />
E-Mail: gernot.grimm@bmvit.gv.at
Fotos: Klobucsar<br />
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Über Grenzen gehen:<br />
Österreichs Turbo beim Technologietransfer<br />
TÜRÖFFNER. Mittels einer eigenen Organisationseinheit will das BMVIT den kommerziellen Technologietransfer aus<br />
Österreich weiter vorantreiben. Diese Task Force rund um Stabstellenleiter Gernot Grimm hat zum Ziel, heimische High-<br />
Tech-Betriebe auf ihrem Weg in schwierige Exportmärkte zu begleiten. Und die technologie- bzw. wirtschaftspolitischen<br />
Handlungsmöglichkeiten sind durchaus vielfältig. Ein Paradebeispiel <strong>für</strong> erfolgreichen Technologietransfer ist<br />
erst vergangenen Oktober zu Ende gegangen, wo Forschungsstaatssekretärin Christa Kranzl bei ihrem offiziellen Arbeitsbesuch<br />
in Venezuela von zahlreichen Vertretern heimischer Spitzentechnologiebetriebe begleitet wurde. AUSTRIA<br />
INNOVATIV war <strong>für</strong> Sie vor Ort. g<br />
Wer die Spielregeln im<br />
Ausland beherrscht, kann<br />
gute Geschäfte machen.<br />
G eier<br />
kreisen über dem Stadtzentrum<br />
von Caracas. Zwangsläufig<br />
ist man versucht, beim Anblick<br />
dieser Aasfresser auf den Zustand Venezuelas<br />
zu schließen. Und in der Tat ist dies nicht<br />
weit hergeholt. Denn bereits auf der Fahrt<br />
vom Flughafen in die Hauptstadt bestätigt<br />
sich diese Schlussfolgerung. Mehr als verdoppelt<br />
hätte sich laut dem Buschauffeur die<br />
Fahrtzeit, als vor einem Jahr eine der Autobahnbrücken<br />
einstürzte … und bis heute<br />
nicht wieder aufgebaut wurde. In das Straßennetz<br />
des Landes wird praktisch kaum investiert.<br />
Besonders fatal wirkt sich das in der<br />
Hauptstadt aus, die <strong>für</strong> maximal zwei Millionen<br />
Menschen ausgerichtet ist, aber Platz <strong>für</strong><br />
mehr als fünf Millionen bieten muss. An ge-
egelten <strong>Verkehr</strong> ist demnach nicht zu denken.<br />
Für sechs Häuserblocks muss man mit<br />
einer Fahrtzeit von zumindest 20 Minuten<br />
rechnen. Das desolate und überlastete Straßennetz<br />
ist aber nicht das einzige Strukturproblem<br />
dieses Landes. Handlungsfelder quer<br />
durch alle Infrastrukturbereiche sind omnipräsent.<br />
Trotz des Ölbooms und der Tatsache,<br />
dass Venezuela zum weltweit fünftgrößten<br />
Ölproduzenten zählt.<br />
TURNAROUND EINGELEITET. Glaubt man<br />
den Ausführungen des linkspopulistischen<br />
Staatschefs Hugo Chávez, ist die Regierung<br />
jedoch nun dabei, die Infrastruktur massiv<br />
auszubauen und da<strong>für</strong> viele Milliarden Euro<br />
zu investieren. Gleichzeitig hat die Chávez-<br />
Regierung ambitionierte Pläne zur Industrialisierung<br />
des Landes, das neben seinen<br />
mächtigen Vorkommen an Erdöl auch über<br />
große Bauxit-, Eisenerz- und Wasserkraftressourcen<br />
verfügt.<br />
Derartige Aussagen ziehen in der Regel<br />
Unternehmer und Investoren rund um den<br />
Erdball an wie der Speck die Mäuse. Dennoch<br />
ist aktuell kaum ein Baukran zu sehen<br />
– von neuen Industrieanlagen oder Fabriken<br />
ganz zu schweigen.<br />
Experten orten den Grund <strong>für</strong> die mangelnde<br />
Investitionswilligkeit in der venezulanischen<br />
Wirtschaftspolitik, die durch<br />
staatlich gelenkten Sozialismus und Dirigismus<br />
dem Unternehmer kaum Spielraum <strong>für</strong><br />
Geschäfte lässt. Und wie stark der Staat<br />
nach Jahren der Liberalisierung jetzt wieder<br />
seine sozialistischen Muskeln spielen lässt,<br />
zeigt sich nicht nur in der Energie- oder Sozialpolitik.<br />
Nirgendwo hat eine Regierung<br />
die private Wirtschaft so stark verdrängt<br />
wie in Venezuela. So stieg der Anteil der<br />
Staatsausgaben an der Wirtschaftsleistung<br />
in den letzten vier Jahren von 15 auf rund<br />
35 Prozent. Zudem sitzen in vielen Ministerien<br />
und staatsnahen Betrieben ehemalige<br />
Helden der Revolution. In kaum einem Ministerlebenslauf<br />
fehlt die Militärakademie<br />
als Ausbildungsstätte.<br />
SPIELREGELN BEHERRSCHEN. Für jene Unternehmer,<br />
die mit den von Chávez diktier-<br />
ten Spielregeln jedoch zurechtkommen, bietet<br />
sich in Venezuela aufgrund des eingeläuteten<br />
Aufholprozesses ein Eldorado an<br />
Projektoptionen. Und diese Spielregeln besagen,<br />
dass sich Venezuela zunehmend in<br />
Richtung eines Staatshandelslandes entwickelt.<br />
Ohne bilaterale, politische Kontakte<br />
wird es somit <strong>für</strong> ausländische Betriebe immer<br />
schwerer, Handelsbeziehungen aufrecht<br />
zu erhalten.<br />
Österreich kennt die Spielregeln. Hat es<br />
doch traditionell einen starken Bezug zu<br />
Südamerika. Schon 1870 hat etwa der k. u. k.<br />
Konteradmiral Anton von Petz mit Lateinamerikanischen<br />
Ländern Handelsverträge<br />
<strong>für</strong> Österreich – samt noch heute gültiger<br />
Meistbegünstigungsklausel – geschlossen.<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Wirtschaftsbeziehungen mit Venezuela<br />
Die österreichischen Exporte nach Venzuela<br />
erreichten im Jahr 2006 einen<br />
neuen Rekord. Mit 74,3 Millionen Euro<br />
überstiegen die Exporte um 35,6 Prozent<br />
den Vorjahreswert und lagen damit<br />
deutlich über dem lateinamerikanischen<br />
Durchschnitt.<br />
Besonders erfreulich ist dabei der Anstieg<br />
der traditionell wichtigsten Gruppe<br />
der Maschinen und der Fahrzeuge<br />
um 61 Prozent, die damit wieder den<br />
Löwenanteil der Gesamtexporte bestreiten.<br />
Ausschlaggebend <strong>für</strong> dieses<br />
Ergebnis waren die Lieferung von Kränen,<br />
Rolltreppen <strong>für</strong> U-Bahnen, Feuerwehrfahrzeugen.<br />
Lebensmittel- und<br />
Kunststoffmaschinen, Metallwalzwerken<br />
sowie elektrischen Maschinen und<br />
Geräten.<br />
An zweiter Stelle folgten mit acht Millionen<br />
Euro die chemischen Erzeugnisse<br />
mit Antisera, Antibiotika, Polyethylen<br />
und Kunststofftafeln an der Spitze.<br />
Weiters folgen in der Rangliste bei den<br />
bearbeiteten und sonstigen Fertigwa-<br />
ren die Exporte von Waren aus mineralischen<br />
Stoffen, Papier, Spielautomaten<br />
sowie Mess- und Prüfgeräten. Im Konsumgüterbereich<br />
konnte die österreichische<br />
Marktdominanz bei Energy Drinks<br />
gehalten werden.<br />
2007 kaufte Österreich erstmals auch<br />
in größerem Umfang Erdöl, nämlich <strong>für</strong><br />
45,2 Millionen Euro, aus Venezuela,<br />
der Rest ist zum Großteil unverabeitetes<br />
Aluminium, sodass Österreich in der<br />
ersten Jahreshälfte sogar ein Handelsbilanzpassivum<br />
verzeichnen musste.<br />
Dieser Umstand sollte jedoch <strong>für</strong> das<br />
Projektgeschäft von Vorteil sein. Österreich<br />
liegt bei den Marktanteilen 2006<br />
knapp hinter Schweden, jedoch klar<br />
vor Finnland, Dänemark, Irland oder<br />
Portugal.<br />
Venezuela ist in erster Linie ein Markt<br />
<strong>für</strong> das Projektgeschäft. Die Rekordeinnahmen<br />
aus dem Ölexport, gepaart<br />
mit dem enormen Nachholbedarf des<br />
Landes, eröffnen hier enorme Chancen.<br />
(Quelle: WKO)
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
70 Prozent der in Venezuela benötigten<br />
Energie wird von Wasserkraftwerken<br />
erzeugt. Technologie aus<br />
Österreich inklusive.<br />
Vertieft und erweitert wurde diese langjährige<br />
Geschäftsbeziehung jüngst am Rande<br />
des EU-Lateinamerika-Gipfels im Mai letzten<br />
Jahres, wo Bundespräsident Heinz Fischer<br />
und Hugo Chávez ein Abkommen<br />
über die Zusammenarbeit in den Bereichen<br />
Wirtschaft, Handel Umwelt, Industrie und<br />
Technologie unterzeichnet haben.<br />
Dieses Abkommen, das mit 1. Juni 2007<br />
in Kraft getreten ist, umfasst die Zusammenarbeit<br />
in den Bereichen Energie, Lebensmittel,<br />
Landwirtschaft und Viehzucht,<br />
Infrastruktur, <strong>Verkehr</strong>, Bergbau und Erdölwirtschaft,<br />
petrochemische Industrie, Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie,<br />
Gesundheit, Tourismus, Industrie, Wissenschaft/Technologie<br />
und Umwelt. Es soll die<br />
Zusammenarbeit durch Informations- und<br />
Besucheraustausch, Messe- und Konferenzteilnahme<br />
sowie Diversifizierung der Handelsstruktur<br />
fördern.<br />
100 MILLIONEN EURO EXPORTVOLUMEN<br />
erwartet sich Franz Bachleitner, Österreichs<br />
neuer Handelsdelegierter in Caracas, <strong>für</strong><br />
2007 – mit stark steigender Tendenz im<br />
Technologiebereich. Auch deutlich mehr sei<br />
in den nächsten Jahren möglich – entsprechendes<br />
Engagement und Hartnäckigkeit der<br />
Unternehmer sowie politische Unterstützung<br />
vorausgesetzt.<br />
Die einwöchige Marktsondierungsreise<br />
Mitte Oktober unter der Delegationsleitung<br />
von Forschungsstaatssekretärin Christa<br />
Kranzl kam demzufolge zum richtigen Zeitpunkt<br />
und war ein wichtiger Impuls zur Intensivierung<br />
der Beziehungen zu Venezuela.<br />
Ist doch gerade Hightech in den letzten<br />
Jahren zum Aushängeschild Österreichs geworden.<br />
RESUMEE: Es war eine Woche der Superlative.<br />
Sowohl was das Arbeitspensum betraf,<br />
als auch die Ergebnisse. So traf die Delegation<br />
während der kurzen sechs Tage des<br />
Staatsbesuches auf sämtliche <strong>für</strong> Österreichs<br />
Technologiewirtschaft wichtige Minister<br />
und Führungskräfte, wie etwa die <strong>für</strong><br />
Infrastruktur, Basisindustrie und Bergbau,<br />
Wissenschaft und Technik, Leichtindustrie<br />
und Handel, Umwelt sowie Gesundheit.<br />
Es sei <strong>für</strong> lateinamerikanische Verhältnisse<br />
sehr außergewöhnlich und ein großes<br />
Zeichen der Wertschätzung, so der mitgereiste<br />
Amerika-Regionalmanager der Wirtschaftkammer<br />
Österreich, Andreas Schmid,<br />
dass sich in dieser kurzen Zeit so viele<br />
hochrangige Regierungsvertreter ausführlich<br />
Zeit <strong>für</strong> die Delegation aus Österreich<br />
nahmen. Es zeige, dass die Regierung Venezuelas<br />
nicht nur mit den bereits umgesetzten<br />
gemeinsamen Projekten und dem bisher<br />
erfolgten Technologietransfer zufrieden sei,<br />
sondern auch, dass die Mannschaft rund<br />
um Regierungschef Chavez mit dem neutralen<br />
Österreich besonders freundschaftlich<br />
verbunden ist. Und allfällige Restbedenken<br />
einer intensiveren Zusammenarbeit seitens<br />
der venezulanischen Regierungsmannschaft<br />
wurden spätestens mit dem offiziellen<br />
Besuch der Österreichdelegation ausgeräumt.
Vor allem der Forschungsstaatssekretärin<br />
wurde von den Teilnehmern aus der<br />
Wirtschaft in diesem Zusammenhang<br />
durchwegs Rosen gestreut. Kranzl hätte an<br />
dem bemerkenswerten Erfolg dieser Reise<br />
hohen Anteil, da sie es nicht nur verstand,<br />
in sämtlichen Ministerien mit fachlicher<br />
Kompetenz zu punkten, sondern weil sie<br />
durch ihre offene Gesprächsführung auch<br />
<strong>für</strong> die in diesem Land so wichtige positive<br />
emotionale Stimmung sorgte. Laut José Cabello,<br />
dem Minister <strong>für</strong> Infrastruktur, der<br />
sich beispielsweise <strong>für</strong> das informelle Ge-<br />
spräch mit der Staatssekretärin fast zwei<br />
Stunden Zeit nahm, sei dieser Besuch überhaupt<br />
etwas ganz Besonderes, da er der erste<br />
dieser Art in den letzten sieben Jahren<br />
war. Ein Minister bezeichnete Österreich<br />
gar als „Bruderland“ und versicherte der<br />
Delegation die Bereitschaft zu einer intensiven<br />
Zusammenarbeit auf allen Ebenen.<br />
DEMENTSPRECHEND KONKRET waren<br />
dann auch die Ergebnisse. In Anknüpfung<br />
an das im Vorjahr unterzeichnete Wirtschaftsabkommen<br />
überreichte die Staatsse-<br />
Das sagen Delegationsteilnehmer<br />
Mit welcher Erwartungshaltung haben Sie sich<br />
der Venezuela-Delegation angeschlossen?<br />
Christian Kaltenböck, VAMED Engineering:<br />
Mit der Erwartungshaltung, dass mittels<br />
einer diplomatischen Initiative aus Österreich<br />
die schleppenden Realisierung des Baus von<br />
mehreren schlüsselfertigen Spitälern vorangetrieben<br />
werden kann.<br />
Georg Martischnig, Konsulent u. a. bei<br />
Dauser Industrieanlagen: Information<br />
über die Marktsituation und Marktentwicklungsmöglichkeiten<br />
in der Umwelttechnologie<br />
und erneuerbaren Energie. Kontaktaufnahme<br />
mit möglichen Kooperationspartnern. Besprechung<br />
allgemeiner Anforderungen und aktueller<br />
Problemstellungen. Kontakt bzw. "hochrangiger"<br />
Zugang zu Entscheidungsträgern und<br />
Behörden.<br />
Herbert Utz, M-U-T GmbH: Da wir in dieser<br />
Region bis jetzt keine Vertriebsaktivitäten<br />
haben, gingen wir ohne "große Erwartungen"<br />
auf diese Reise und sondierten die Marktmöglichkeiten<br />
Winfried Brandlhofer, Rosenbauer: Wir<br />
verkaufen schon seit über 25 Jahren Feuerwehrgeräte<br />
in Venezuela und wir verfügen daher<br />
bereits über Kontakte zu den wichtigsten<br />
Kunden.<br />
Welche (konkreten) Ergebnisse konnten Sie<br />
nach Österreich mitbringen bzw. welche Projektpotenziale<br />
sehen Sie <strong>für</strong> Ihr Unternehmen<br />
in Venezuela?<br />
Christian Kaltenböck: Die Erkenntniss,<br />
dass der Bau der Spitäler trotz öffentlicher Ankündigung<br />
durch Präsident Chavez noch immer<br />
nicht in Angriff genommen wurde. Die venezolanische<br />
Regierung bekundet großes Interesse<br />
daran, dass sich venezolanische Ärzte<br />
und Krankenschwestern im Rahmen eines möglichen<br />
Austauschprogramms mit österreichischen<br />
Spitälern (z. B. AKH Wien) oder Universität<br />
Graz zusätzliches medizinisches Know-<br />
How aneignen.<br />
Georg Martischnig: Einladung zur Kooperation<br />
<strong>für</strong> Infrastrukturprojekte – <strong>Verkehr</strong>. Einladung<br />
zur Kooperation in der Umwelttechnologie,<br />
sowie zur Unterstützung in zwei Entwicklungsprojekten<br />
<strong>für</strong> indigene Strukturen. Wasserversorgung,<br />
Energieversorgung. Aufbau<br />
von Kooperation <strong>für</strong> Technologietransfer. Umwelttechnologie,<br />
Infrastruktur, Verkauf von Produktionsanlagen.<br />
Herbert Utz: Venezuela wird auch nach dieser<br />
Reise nicht unser Hauptabsatzmarkt werden,<br />
jedoch sehen wir durchaus Möglichkeiten<br />
unsere Produkte dort abzusetzen. Projektpotenzial<br />
ist vorhanden. Es abzuschöpfen hängt in<br />
erster Linie von einem Vor-Ort-Vertreter, den wir<br />
anstellen müssen, ab. Für uns als Mittelstandsunternehmen<br />
(170 Mitarbeiter) muss sich jedoch<br />
binnen einem Jahr etwas realisieren,<br />
sonst wird es uninteressant. Meine Einschätzung<br />
: Es wird nicht leicht – ist aber möglich.<br />
Winfried Brandlhofer: Derzeit bearbeiten<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
wir Großprojekte beim Zivilschutz, bei CVG<br />
Proforca und bei EDELCA (Betreiber von Kraftwerken<br />
am Orinoco). Zur Realisierung dieser<br />
Projekte müssen die benötigten Mittel von den<br />
übergeordneten politischen Stellen freigegeben<br />
werden. Dazu ist es wichtig, den Venezolanern<br />
zu zeigen, dass auch österr. Regierungsstellen<br />
hinter diesen Projekten stehen.<br />
Wo sehen Sie den größten Bonus dieser Form<br />
des Technologietransfers?<br />
Christian Kaltenböck: Dieser Technologietransfer<br />
kann in dieser Form weder von nationalen<br />
noch von internationalen Konkurrenten<br />
angeboten werden und kann somit einen erheblichen<br />
Value Added <strong>für</strong> VAMED Engineering<br />
darstellen.<br />
Georg Martischnig: Möglicher Aufbau von<br />
erfolgreichen Kooperationen.<br />
Herbert Utz: Absoluter Bonus dieser Reise<br />
war der tolle Einsatz unserer Frau Staatssekretärin,<br />
die auf politischer Ebene <strong>für</strong> uns Unternehmer<br />
alle Türen geöffnet hat. Dies ist die wesentlichste<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die weiteren Schritte.<br />
Winfried Brandlhofer: Für uns ist es wichtig,<br />
dass das Personal der jeweiligen Feuerwehr<br />
unsere Produkte so effizient wie möglich<br />
einsetzen kann. Wir haben deshalb nicht nur<br />
Schulungen im Umgang mit unseren Fahrzeugen<br />
usw. vorgesehen, sondern auch eine Ausbildung<br />
in den Landesfeuerwehrschulen von<br />
OÖ. und NÖ.
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
kretärin in den Ministerien jeweils Textvorschläge<br />
<strong>für</strong> „Memoranda of Understanding“<br />
in Sachen Technologietransfer. Im Namen<br />
der mitgereisten Technologieunternehmen<br />
übergab STS Kranzl aber auch Firmen-Memoranden<br />
von Wagner-Biro, MUT und<br />
VAE. Zwischen Andritz/Voith und Empresa<br />
Social de Producción de Pulpa y Papel,<br />
PULPACA, kam es im Rahmen dieses Besuches<br />
zur Unterzeichnung einer Absichtserklärung<br />
<strong>für</strong> den Aufbau einer Produktionsstätte<br />
<strong>für</strong> Papier und Zellstoff im Bundesstaat<br />
Anzoátegui im Wert von rund 300<br />
Millionen Euro. VAE unterschrieb ihrerseits<br />
einen „Letter of Intent“ mit dem Grundstoffunternehmen<br />
Ferrominera über den<br />
gemeinsamen Aufbau einer Produktion von<br />
Weichen <strong>für</strong> Eisenbahnschienen.<br />
„Absoluter Bonus dieser Reise war<br />
der tolle Einsatz unserer Frau Staatssekretärin,<br />
die auf politischer Ebene <strong>für</strong> uns Unternehmer alle<br />
Türen geöffnet hat. Dies ist die wesentlichste<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die weiteren Schritte.“<br />
HERBERT UTZ, M-U-T GMBH<br />
Im Bereich Zivilschutz steht ein Großprojekt<br />
mit österreichischem Know-how<br />
unmittelbar vor der Finalisierung, weitere<br />
Projekte – etwa im Bereich der Brandbekämpfung<br />
– sind in Vorbereitung. Legitime<br />
Chancen rechnet man sich in Österreich<br />
auch aus, beim Ausbau des venezolanischen<br />
Eisenbahnnetzes zum Zug zu kommen.<br />
Immerhin sollen in den nächsten 20<br />
Jahren dort mehr als 13.000 Kilometer<br />
Schienen verlegt werden. Denn Österreichs<br />
Technologogie- und Betreiber-Know-how<br />
auf diesem Gebiet kann mit der Konkurrenz<br />
aus Frankreich, Italien, Brasilien oder China,<br />
die bereits in Venezuela aktiv sind,<br />
durchaus mithalten.<br />
HOHES POTENZIAL FÜR TECHNOLOGIE<br />
„MADE IN AUSTRIA“ herrscht vor allem <strong>für</strong><br />
den Seilbahnbau, der verstärkt als öffent-<br />
liches Transportmittel herangezogen werden<br />
soll. Aktuell erhielt etwa der österreichische<br />
Seilbahnerzeuger Doppelmayr den<br />
Auftrag <strong>für</strong> zwei koppelbare Achtergondel-Seilbahnen<br />
zur Anbindung des Barrios<br />
San Agustin an das U-Bahnnetz von<br />
Caracas mit einer Kapazität von 1.200<br />
Personen pro Stunde. Laut Doppelmayrs<br />
Vor-Ort-Vertretung seien bis zu 15 weiterer<br />
derartiger Seilbahnen möglich, wenn<br />
dieses <strong>Verkehr</strong>smittel von der Bevölkerung<br />
entsprechend angenommen werde.<br />
Auch die Andritz VATECH HYDRO –<br />
bereits selbst erfolgreich in Venezuela unterwegs<br />
– profitierte von den Gesprächen<br />
auf höchster Ebene. Das Unternehmen erhielt<br />
kürzlich den Zuschlag zur Erneuerung<br />
von fünf Turbinen des drittgrößten<br />
Speicherkraftwerkes der Welt, GURI, das<br />
rund drei Viertel des venezolanischen<br />
Stroms erzeugt.<br />
Ebenfalls fest in Venezuela verankert<br />
ist die oberösterreichische Firma Rosenbauer.<br />
Sie hat in den letzten Jahren 22<br />
Flughafenlöschfahrzeuge an die Zivilluftfahrtbehörde<br />
ausgeliefert und bedient<br />
derzeit den venezolanischen Zivilschutz<br />
mit weiteren Fahrzeugen.<br />
Aber auch im Umweltbereich, wo die<br />
Abfall- und Abwasserentsorgung zu den<br />
wesentlichen Problemstellungen der<br />
Hauptstadt zählen, könnte künftig heimisches<br />
Know-how punkten. Herbert Utz<br />
von der Stockerauer Firma M-U-T ortet<br />
vorhandenes Projektpotenzial: „Venezuela<br />
wird zwar auch nach dieser Sondierungsreise<br />
nicht unser Hauptabsatzmarkt<br />
werden, jedoch sehen wir durchaus Möglichkeiten<br />
unsere Produkte dort abzusetzen”.<br />
Für den Fall, dass es auf diesem Gebiet<br />
dann doch zu keiner Kooperation kommt,<br />
bringt uns das zu den Eingangs erwähnten<br />
Geiern zurück. Denn ihren schlechten<br />
Ruf „genießen“ diese Aasfresser ja zu Unrecht:<br />
In heißen Ländern unterstützen sie<br />
die Abfallentsorger bzw. das Gesundheitssystem.<br />
Und Hilfe kann man in diesen<br />
Bereichen nie genug haben. Auch,<br />
wenn sie dann doch nicht aus Österreich<br />
kommt. k
Foto: Photodisc<br />
D ie<br />
Austria Rail Engineering – Österreichische<br />
Eisenbahn, Transport-,<br />
Planungs- und Beratungs-GmbH<br />
(ARE) unterstützt die österreichischen Eisenbahnindustrie<br />
bei ihren Exportaktivitäten.<br />
Ihre Aufgaben sind Lobbying sowie die Hilfe<br />
bei der Vermarktung des in diesen Betrieben<br />
und den Bahnen gesammelten System-<br />
Know-hows im Ausland. Die ARE verfügt<br />
dabei über besonders gute Kontakte zu Finanzierungsinstituten<br />
und öffentlichen<br />
Dienststellen. Grund da<strong>für</strong> ist einerseits die<br />
Eigentümerstruktur mit den Banken als Besitzer<br />
und andererseits die Funktion als Koordinator<br />
von mehr als 30 internationalen<br />
Eisenbahnkooperationen auf Ministeriumsebene.<br />
Die ARE hat einen international anerkannt<br />
guten Ruf als Bahnspezialist mit um-<br />
fassender Kompetenz. Sie hat ihre Arbeit im<br />
Jahr 1979 begonnen und ist damit der älteste<br />
Cluster in Österreich, der allen Unternehmen<br />
der Eisenbahnindustrie offen steht. Allein<br />
in den vergangenen zwölf Jahren wurde<br />
gemeinsam mit den Partnern ein Exportvolumen<br />
von 3,2 Milliarden Euro induziert und<br />
letztendlich ein von der Oesterreichischen<br />
Kontrollbank garantiertes Projektvolumen<br />
von 930 Millionen Euro umgesetzt.<br />
DIE GESCHICHTE DER AUSLANDSERFOLGE<br />
des österreichischen Eisenbahnsektors beginnt<br />
allerdings schon weit früher, nämlich<br />
mit dem Ende des Ersten Weltkriegs. „Die<br />
Branche war damals in Österreich sehr groß<br />
und stark. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie<br />
ist allerdings nur ein wesentlich ge-<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Auf den richtigen Weg gebracht<br />
UNTERSTÜTZUNG. Ohne gute Vorbereitung kein Erfolg. Das BMVIT hat daher im Laufe der Jahre fünf Organisationen<br />
ins Leben gerufen, die Projekten mit den Schwerpunkten Eisenbahn-, Gesundheits-, Energie- und Umwelttechnologie<br />
zu einem guten Start verhelfen sollen. g<br />
schrumpfter Inlandsmarkt zurückgeblieben“,<br />
berichtet Friedrich Pichler, Geschäftsführer<br />
der Austria Rail Engineering. „Daraus ergab<br />
sich zwingend eine sehr frühe und starke<br />
Orientierung auf den Export.“ Um international<br />
erfolgreich zu sein, musste man gleichzeitig<br />
technisch den Mitbewerbern einen<br />
Schritt voraus sein. „So gibt es heute in einigen<br />
Eisenbahnbereichen international bedeutende<br />
Unternehmen und sogar Weltmarktführer<br />
mit überdurchschnittlich hohen<br />
Forschungs- und Entwicklungsquoten wie<br />
etwa die VAE AG mit ihrer Weichentechnologie<br />
oder die <strong>voestalpine</strong> Schienen mit ihren<br />
Hochtechnologieschienen. Die Eisenbahnindustrie<br />
ist damit immer noch einer<br />
der erfolgreichsten und innovativsten Exportsektoren<br />
Österreichs“, erzählt Pichler
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Fotos: Klobucsar<br />
stolz. Weitere renommierte ARE-Mitglieder<br />
sind Siemens Transportation Systems Austria<br />
und die Siemens AG Österreich.<br />
Die ARE ist grundsätzlich <strong>für</strong> alle Unternehmen<br />
der Branche offen und unterstützt<br />
diese bei der Akquisition von Projekten sowie<br />
der Kundensuche in Sektoren und Regionen,<br />
die einvernehmlich ausgewählt werden.<br />
„Durch ihre Drehscheibenfunktion hat sie<br />
ausgezeichnete Kontakte sowohl im Inland<br />
als auch im Ausland aufgebaut. Die Partner-<br />
„Österreichs Eisenbahntechnologie ist einer der<br />
innovativsten und erfolgreichsten Exportsektoren.“<br />
FRIEDRICH PICHLER, ARE<br />
Christian Tino Terraneo,<br />
AHC, APET, ATC<br />
unternehmen erhalten deshalb detaillierte<br />
Informationen über geplante offizielle Aktivitäten<br />
im Ausland, sie können außerdem<br />
leichter spezifisches neues Marktpotenzial<br />
erheben, potenzielle Projekte sondieren und<br />
Details zu Ausschreibungen erarbeiten“, berichtet<br />
Pichler. Zusätzlich wirkt die ARE bei<br />
der Definition und Finanzierung von Projekten<br />
mit und organisiert bei Bedarf den Einsatz<br />
von Bahnexperten. Alle Aktivitäten sind<br />
seit der Gründung komplett eigenfinanziert.<br />
Anstelle von Mitgliedsbeiträgen gibt es mit<br />
den Industriepartnern konkrete Leistungsvereinbarungen.<br />
In diesen werden nicht nur<br />
die von der ARE zu erbringenden Leistungen<br />
und deren Ausmaß definiert, sondern auch<br />
das entsprechende Entgelt.<br />
AHC, APET & ATC. 1996/1997 hat die Bundesregierung<br />
eine Exportoffensive begonnen,<br />
mit der vor allem die exportstarken Infrastrukturbereiche<br />
Österreichs auf den ausländischen<br />
Märkten zusätzlich unterstützt<br />
werden sollten. Das waren und sind Gesundheitstechnik,<br />
Energie- und Umwelttechnik<br />
sowie Hochtechnologie. Mit 1. Jänner 1999<br />
hat die Austrian Health Care Systems & Engineering<br />
GmbH (AHC) als erster von drei<br />
neuen Clustern ihre Tätigkeit aufgenommen;<br />
innerhalb weniger Monate sind dann die<br />
Austrian Power & Environment Technology<br />
GmbH (APET) und die Austrian Technology<br />
Corporation GmbH (ATC) gefolgt. Durch die<br />
gemeinsame Organisationsstruktur können<br />
viele Synergieeffekte genützt und die Kosten<br />
deutlich gesenkt werden. Alle drei Cluster<br />
sind gleich aufgebaut und verfolgen die gleichen<br />
Ziele: Sie arbeiten als Koordinationsstelle<br />
zwischen Unternehmen und potenziellen<br />
Kunden sowie dem öffentlichen Sektor<br />
im In- und Ausland und werden auf österreichischer<br />
Seite auch als Projektkoordinatoren<br />
bei bilateralen Technologie- und Infrastrukturkooperationen<br />
eingesetzt. Diese Cluster-<br />
Leitgesellschaften sind nicht nur eine Informationsplattform,<br />
sie beschäftigen sich darüber<br />
hinaus mit Lobbying, Akquisitionsunterstützung<br />
und Financial Engineering.<br />
Unter dem Dach der Leitgesellschaften<br />
wurden wichtige österreichische Technologieunternehmen<br />
der jeweiligen Branchen,<br />
Exportfinanzierungsbanken und Betreiber<br />
vereint. Bei der AHC sind unter anderem Siemens<br />
und Vamed mit an Bord, bei der APET<br />
Andritz VA TECH HYDRO, Siemens oder Alstom.<br />
Die ATC umfasst ein relativ breites<br />
Spektrum. Sie ist nicht auf einen einzelnen<br />
Sektor ausgerichtet, sondern stellt vielmehr<br />
eine branchenübergreifende Technologieplattform<br />
<strong>für</strong> all jene Unternehmen dar, die<br />
nicht einer der bestehenden Branchen zugeordnet<br />
werden können. Die Bandbreite reicht<br />
von Alpine Mayreder (Bau) über Frequentis<br />
(u. a. Flugsicherung) bis Schiebel (unbemannte<br />
Hubschrauber, Minensuchgeräte).<br />
Mitglied kann jedes Unternehmen werden,<br />
das sich da<strong>für</strong> interessiert. Die teilnehmenden<br />
großen österreichischen Banken wiederum<br />
garantieren die Kompetenz der Cluster in<br />
allen Finanzierungsfragen mit maßgeschneiderten<br />
Paketen, Vor-Ort-Unterstützung und<br />
durch die Zusammenarbeit mit nationalen<br />
und internationalen Finanzierungsinstituten.<br />
Zu diesen zählen unter anderem die Oesterreichische<br />
Kontrollbank, EBRD – European<br />
Bank for Reconstruction and Development,<br />
Weltbank oder die MIGA – Multilateral Investment<br />
Guarantee Agency. Die Betreiber<br />
der Cluster wiederum bringen enormes Spezialwissen<br />
aus den unterschiedlichsten Fachgebieten<br />
mit. Ihre Aufgaben sind Qualitäts-,<br />
Projekt- und Personalmanagement und mitunter<br />
der Betrieb der errichteten Anlagen,<br />
was die Nachhaltigkeit der Investitionen garantiert.<br />
Die Schwerpunktmärkte werden von<br />
den Mitgliedern gemeinsam definiert und regelmäßig<br />
aktualisiert. Derzeit sind es unter<br />
anderem Südostasien, China, Indien, Zentral-<br />
und Osteuropa, Lateinamerika, Teile<br />
Afrikas sowie der Mittlere und Nahe Osten.<br />
STÄNDIGER KONTAKT. „Man muss up to<br />
date sein, welche Projekte laufen“, betont<br />
Christian Tino Terraneo, Direktor der Cluster.<br />
„Wenn bei einem Projekt große Probleme<br />
auftreten, dann fragen die betroffenen Unternehmen<br />
bei uns um Unterstützung an.<br />
Beispielsweise wurden keine oder die falschen<br />
Entscheidungen getroffen und es gilt<br />
jetzt, die Auswirkungen zu mildern und das<br />
Projekt wieder in die richtigen Bahnen zu<br />
lenken. Es kommen aber auch Anfragen <strong>für</strong><br />
Lobbying <strong>für</strong> ein bestimmtes Unternehmen.
Unsere Aufgabe ist es dann, die heimischen<br />
Politiker und Spitzenbeamten vom Sinn einer<br />
Unterstützung <strong>für</strong> ein bestimmtes Projekt<br />
zu überzeugen und die entsprechende Begleitung<br />
im Vorlauf und in der Nachbetreuung<br />
darzustellen.“ Zuvor kläre der Cluster allerdings<br />
ab, ob es durch gegenläufige österreichische<br />
Interessen nicht zu einem unfairen<br />
Wettbewerb kommt, so Terraneo. „Es kann<br />
natürlich nicht sein, dass ein anderes heimisches<br />
Unternehmen ausgehebelt wird, das<br />
gute Chancen auf den Auftrag hat.“<br />
Nachdem das BMVIT seinerzeit die Cluster<br />
gegründet hat, gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Ministerium und<br />
den Plattformen. „Das hat sich seit vielen<br />
Jahren bewährt und wird von der Industrie<br />
gut aufgenommen“, unterstreicht Terraneo.<br />
Der große Vorteil sei, dass durch die enge<br />
Verknüpfung von Politik und Wirtschaft ein<br />
reger Austausch in beide Richtungen erfolge.<br />
„Aufgrund meiner Tätigkeit und der Zusammenarbeit<br />
mit dem BMVIT erhalte ich zum<br />
Beispiel Informationen über Besuche von<br />
ausländischen Staatschefs bzw. Ministern,<br />
die wir den Unternehmen kommunizieren.<br />
Sie haben dann die Chance, ihre Anliegen<br />
vorzubringen und zu intervenieren“, betont<br />
er. Umgekehrt informiere er die politischen<br />
Entscheidungsträger über laufende Auslandsprojekte<br />
und deren aktuellen Stand, so<br />
Terraneo.<br />
DIE AUSTRIATECH – Gesellschaft des<br />
Bundes <strong>für</strong> technologiepolitische Maßnahmen<br />
GmbH wurde 2005 vom BMVIT gegründet.<br />
Ihre Aufgabe ist es, geeignete<br />
Technologien <strong>für</strong> den Transport zu entwickeln<br />
und zu implementieren sowie ihn intermodal<br />
– also kombiniert über Straße,<br />
Schiene, Wasser und Luft – zu organisieren.<br />
Dabei fungiert die AustriaTech als<br />
Plattform <strong>für</strong> Verwaltung, Politik, Infrastrukturbetreiber,<br />
<strong>Verkehr</strong>sdienstleister<br />
und Wirtschaft; in diesem Rahmen organisiert<br />
sie Workshops und erarbeitet Informationsmaterial,<br />
das auch elektronisch zur<br />
Verfügung steht. Außerdem berät sie das<br />
BMVIT und seine Tochterunternehmen bei<br />
strategischen Projekten und berät diese bei<br />
Entwicklung und Umsetzung nationaler<br />
Programme. Mit 1. Jänner 2007 ist der<br />
Technologie- und Know-how-Transfer dazugekommen.<br />
„Wir unterstützen damit das<br />
BMVIT bei der Steigerung des Technologieanteils<br />
österreichischer Waren- und<br />
Dienstleistungsexporte, um Arbeitsplätze<br />
und den Standort Österreich nachhaltig zu<br />
sichern“, erläutert der <strong>für</strong> diesen Geschäftsbereich<br />
zuständige Geschäftsführer<br />
der AustriaTech, Roland Dietrich.<br />
Die Arbeit umfasst die Unterstützung des<br />
BMVIT bei der<br />
■ Initiierung und Durchführung von Technologietransferprojekten<br />
im Sinne der<br />
Technologie- und Innovationspolitik,<br />
■ Umsetzung von Infrastrukturtechnologiekooperationen<br />
und Technologieprojekten<br />
in ausgewählten Zielländern,<br />
■ Planung, inhaltlichen Vorbereitung, Abwicklung<br />
und Nachbereitung relevanter<br />
Aktivitäten,<br />
■ Reaktivierung, Weiterentwicklung und Nachbetreuung<br />
der internationalen Infrastrukturtechnologie-Kooperationsabkommen,<br />
■ inhaltlichen Vorbereitung und Begleitung<br />
von Projekten, die Technologieentwicklung<br />
und (Export-)Wirtschaft vernetzen<br />
sowie das Know-how österreichischer Infrastrukturbetreiber<br />
verknüpfen (auch in<br />
Kooperation mit den Außenhandelsstellen<br />
der WKO) und<br />
■ Bearbeitung und Nachbereitung bestehender<br />
Projekte sowie Koordinieren allfälliger<br />
weiterer Aktivitäten.<br />
ALS BESONDERS WICHTIGES INSTRUMENT<br />
<strong>für</strong> die künftige Arbeit bezeichnet Dietrich<br />
eine Infrastruktur-, Länder- und Firmendatenbank,<br />
in der alle Informationen der betroffenen<br />
Organisationseinheiten des BMVIT<br />
verknüpft sein sollen. „In einem mehrstufigen<br />
Programm wird eine Knowledge Database<br />
entwickelt, wodurch AustriaTech dem gesamten<br />
Ministerium ein wertvolles Werkzeug<br />
<strong>für</strong> seine internationalen Aufgaben zur Verfügung<br />
steht“, erzählt Dietrich. „Ein weiteres<br />
Ziel von AustriaTech ist die bessere Darstellung<br />
des Know-hows der Bundes- und Infrastrukturgesellschaften,<br />
die zum BMVIT gehören.<br />
Gerade die Infrastrukturbetreiber verfügen<br />
über ein enormes Fachwissen, das nicht<br />
oder nicht in vollem Umfang <strong>für</strong> den Transfer<br />
genützt wird.“ Als Gründe nennt er, dass<br />
der Technologietransfer nicht zu den Aufgaben<br />
bzw. dem Kerngeschäft dieser Gesellschaften<br />
gehörten, fehlendes Personal und zu<br />
wenig Information darüber, in welchen Zielländern<br />
es interessante Projekte <strong>für</strong> die Bundesgesellschaften<br />
gäbe. k<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
„Wir unterstützen das BMVIT bei<br />
der Steigerung des Technologieanteils<br />
österreichischer Waren- und Dienstleistungsexporte,<br />
um Arbeitsplätze und den Standort<br />
Österreich nachhaltig zu sichern.“<br />
Kontakte:<br />
ROLAND DIETRICH, AUSTRIATECH<br />
ARE<br />
Friedrich Pichler<br />
Postfach 54<br />
1072 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1/526 93 31 – 0<br />
E-Mail: are@aon.at<br />
AHT, APET & ATC<br />
Mag. Christian Tino Terraneo<br />
Renngasse 14/38<br />
1010 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1/535 29 92 – 0<br />
E-Mail:<br />
ahc.office@aon.at<br />
apet.office@aon.at<br />
atc.office@aon.at<br />
AustriaTech<br />
Mag. Roland Dietrich<br />
Donau-City-Straße 1<br />
1220 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1/26 33 444 – 30<br />
E-Mail: Roland.Dietrich@austriatech.org
Foto: Andritz VA TECH HYDRO<br />
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Wasserkraft <strong>für</strong> die Türkei<br />
INFRASTRUKTURPROJEKTE. Seit mehr als zehn Jahren gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Türkei<br />
und Österreich auf dem Wasserkraftsektor. Während dieser Zeit sind im asiatischen Teil des Landes im Rahmen<br />
der beiden bilateralen Energietechnologieabkommen vier Kraftwerke gebaut worden, eines wird gerade errichtet,<br />
vier weitere sind geplant. g<br />
D er<br />
asiatische Teil der Türkei ist wie eine<br />
riesige Halbinsel und daher in die<br />
Netzwerke der internationalen Überlandsleitungen<br />
kaum eingebunden. Nachdem<br />
eine wesentliche Verbesserung der Situation<br />
nicht zu erwarten ist, verfolgt das Land eine<br />
autarke Energiepolitik. Kohle und Gas sind allerdings<br />
nicht vorhanden, alles was <strong>für</strong> die<br />
thermische Energiegewinnung gebraucht wird,<br />
muss importiert werden. Damit begibt sich die<br />
Türkei in eine unerwünschte Abhängigkeit, sowohl<br />
was die Versorgungs- als auch die Preissicherheit<br />
betrifft. Im Land gibt es jedoch zahlreiche<br />
Flüsse und Seen – ideale Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> Stromerzeugung aus Wasserkraft. Derzeit<br />
sind Wasserkraftwerke mit einer Jahresleistung<br />
von etwa 15.000 Megawatt in Betrieb;<br />
das ist etwas weniger als in Österreich. Bei einem<br />
um jährlich sechs bis acht Prozent steigenden<br />
Energieverbrauch liegt es auf der<br />
Hand, dass er künftig nicht allein aus neuen<br />
Wasserkraftwerken gedeckt werden kann. Aus<br />
diesem Grund ist Atomenergie ständig ein<br />
Thema – das allerdings immer wieder nach<br />
hinten verschoben wird, je mehr auf dem Wasserkraftsektor<br />
realisiert werden kann. „Die Türkei<br />
plant bei den Wasserkraftwerken <strong>für</strong> die<br />
kommenden drei bis fünf Jahre mehr als 100<br />
Projekte mit einer Gesamtleistung von über<br />
5.000 Megawatt. Auch wenn nicht mehr sehr<br />
viele Großprojekte möglich sind, so gibt es<br />
noch ein viele Möglichkeiten <strong>für</strong> mittelgroße<br />
und kleinere. Derzeit wird erst ein Drittel bis<br />
maximal die Hälfte dieses Potenzials genützt“,<br />
erzählt Alexander Schwab, Prokurist und Direktor<br />
Market Management and Corporate<br />
Communication der Andritz VA TECH HYDRO.<br />
WASSERKRAFT BEDEUTET massive Investitionen<br />
in die Infrastruktur, weshalb Baubeschlüsse<br />
in der Regel von regierungsnahen Entscheidungsträgern<br />
getroffen werden. Die zur An-<br />
dritz-Gruppe gehörende VA TECH HYDRO<br />
(siehe Kasten auf Seite 22) hatte schon an den<br />
meisten Wasserkraftwerken in der Türkei mitgearbeitet,<br />
als Anfang der 90er-Jahre die Idee<br />
geboren wurde, eine direkte Zusammenarbeit<br />
zwischen der Türkei und Österreich auf politischer<br />
Ebene zu starten. „Wir konnten der türkischen<br />
Regierung zeigen, dass ein bilaterales<br />
Abkommen zwei wesentliche Vorteile bringt:<br />
Der erste ist ein verkürzter Zeitraum <strong>für</strong> die<br />
Realisierung von Kraftwerksprojekten um bis<br />
zu zwei Jahre. Das heißt, die Türkei gewinnt bis<br />
zu zwei Jahresproduktionen an Strom. Und<br />
zweitens ist die Lösung besser und technisch<br />
hochwertiger, wenn die Lieferanten von Anfang<br />
an in die Diskussionen und in die Planung<br />
eingebunden sind. Es ist immer schlechter,<br />
erst Spezifikationen zu fixieren und dann<br />
zu diskutieren, wie und wo etwas abgeändert<br />
werden muss“, berichtet Schwab. Am 31. August<br />
1992 schließlich hat der türkische Minis-
ter for Public Works and Settlement, Prof.<br />
Onur Kumbaracibasi, während eines Österreichbesuchs<br />
das erste bilaterale Energietechnologiekooperationsabkommen<br />
unterzeichnet.<br />
Knapp drei Jahre später wurde mit Karkamis<br />
(Leistung: 180 MW) das erste der Kraftwerke<br />
vertraglich fixiert. Es ist seit 2000 in Betrieb,<br />
im Jahr darauf war mit Birecik (672 MW) das<br />
zweite Kraftwerk fertig. Mitte 1996, bei einem<br />
Türkeibesuch von Bundespräsident Thomas<br />
Klestil und <strong>Verkehr</strong>sminister Rudolf Scholten,<br />
wurde mit dem Minister for Energy and Natural<br />
Resources, Hüsnü Dogan, das zweite Abkommen<br />
unterschrieben, dass die Basis <strong>für</strong> den<br />
Bau der beiden Werke Muratli (118 MW) und<br />
Borcka (306 MW) war. Sie haben 2005 bis<br />
2007 den Betrieb aufgenommen.<br />
Im Jänner 2002 wurde der Vertrag <strong>für</strong> das<br />
Wasserkraftwerk Ermenek (300 MW) unterschrieben,<br />
das derzeit gebaut wird. Bis auf dieses<br />
eine Projekt war die VA Tech (Elin) bei allen<br />
Bauvorhaben Leiter dieser von österreichischen<br />
Firmen dominierten Konsortien. Bereits<br />
im Oktober 1997 wurden die Kraftwerke Doganli,<br />
Cukurca, Beyhani und Kaleköy in die<br />
Liste der potenziellen Projekte aufgenommen.<br />
Sie befinden sich immer noch im Planungsstadium.<br />
„Bei derart langfristigen Bauvorhaben<br />
braucht man Geduld“, meint Schwab. „Von<br />
der Idee bis zur ersten Konzeptfindung vergehen<br />
mitunter fünf, sechs Jahre, die Realisierung<br />
dauert dann nochmals fünf Jahre, die<br />
Bauzeit fünf bis acht Jahre. Die Betriebszeiten<br />
schließlich liegen zwischen 50 und 100 Jahren.“<br />
Erfolg schafft Nachahmer, und so war es<br />
kein Wunder, dass andere Staaten das österreichische<br />
Modell kopiert haben – allerdings<br />
Das Werk Muratli hat 2005 seinen Betrieb aufgenommen.<br />
nicht immer mit einem vergleichbaren Ergebnis.<br />
Laut Schwab gibt es drei Gründe, weshalb<br />
die bilateralen Abkommen zwischen der Türkei<br />
und Österreich besonders gut funktionieren:<br />
„Erstens ist Österreich ein relativ kleines,<br />
neutrales Land. Das hat auf dem internationalen<br />
Parkett gewisse Vorteile, weil damit nicht<br />
automatisch das Ganze mit einem politischen<br />
‚Hauch’ versehen ist wie bei Abkommen zum<br />
Beispiel mit den USA, Russland oder China.<br />
Zweitens hat Österreich eine jahrhundertlange<br />
Tradition auf dem Wasserkraftsektor, die heimische<br />
Technologie und Erfahrung sind international<br />
anerkannt und geschätzt. Und drittens<br />
haben wir einen besonders guten Link<br />
zwischen der Wirtschaft und der Politik, mit<br />
dem die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden. Gerade in unserem Segment<br />
bekommen wir eine sehr flexible und tatkräftige<br />
Unterstützung etwa durch österreichische<br />
Ministerien und Organisationen, die bereit<br />
sind, mehr zu tun als jene in anderen Staaten.“<br />
Wichtig sei die politische Intervention<br />
vor allem deshalb, weil es bei langjährigen<br />
Projekten wie dem Bau von Wasserkraftwerken<br />
immer wieder kritische Situationen gäbe.<br />
Im richtigen Moment an der richtigen Stelle<br />
könne sie Wunder bewirken, ein Kippen des<br />
Projekts verhindern und es wieder in die rich-<br />
Foto: Andritz VA TECH HYDRO<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
„Gerade in unserem Segment bekommen wir eine<br />
sehr flexible und tatkräftige Unterstützung durch<br />
österreichische Ministerien und Organisationen.“<br />
ALEXANDER SCHWAB, ANDRITZ VA TECH HYDRO<br />
Foto: Wilke
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
tige Bahn bringen, meint Schwab. Sollten vor<br />
Vertragsabschluss außerdem gleichwertige<br />
Angebote vorliegen, könnten gute bilaterale<br />
Beziehungen mitunter entscheidend <strong>für</strong> den<br />
Zuschlag sein. „Das funktioniert aber nur<br />
dann, wenn die Unternehmen und Politiker<br />
vorher vernünftig miteinander reden, wenn<br />
alle Beteiligten schon vor dem Eintritt von<br />
Problemen über die Thematik Bescheid wissen.“<br />
Die bilateralen Abkommen auf ministerieller<br />
Ebene hätten hier den großen Vorteil,<br />
dass sie nicht auf eine punktuelle Aktion<br />
ausgerichtet seien, sondern dass hier ein mittelfristiger<br />
Prozess laufe mit regelmäßigen<br />
Meetings, betont er.<br />
Eine zentrale Rolle spielt in diesem Fall die<br />
Austrian Power & Environment Technology<br />
GmbH (APET) als Leitgesellschaft österreichischer<br />
Energietechnologieunternehmen:<br />
Vom BMVIT gegründet, unterstützt sie das<br />
Ministerium bei der Vorbereitung der Treffen<br />
der gemeinsamen Energiekommission, der<br />
Turkish-Austrian Joint Energy Commission,<br />
auch inhaltlich. Die APET erhebt die Interessen<br />
der österreichischen Firmen, übernimmt<br />
Abstimmung und Koordination und begleitet<br />
die Projekte bis zum Schluss.<br />
Die Andritz VA TECH HYDRO<br />
ist ein weltweiter Anbieter von elektromechanischen<br />
Ausrüstungen und Serviceleistungen <strong>für</strong><br />
Wasserkraftwerke und einer der größten Anbieter<br />
der Welt <strong>für</strong> hydraulische Stromerzeugung.<br />
Das Unternehmen ist seit Juni 2006 Teil der Andritz-Gruppe<br />
und am 1. Jänner 2000 durch den<br />
Zusammenschluss von drei Unternehmen entstanden:<br />
Die längste Tradition hatten dabei die<br />
Sulzer Escher Wyss, die 1805 gegründet worden<br />
ist und seit 1839 Turbinen baut, und die<br />
Elin, die sich seit 1892 – damals noch unter dem<br />
Namen Pichlerwerke – mit Elektrik beschäftigt.<br />
Dritter im Bunde war die Voest Alpine MCE, die<br />
ebenfalls auf ein Know-how seit 1831 zurückgreifen<br />
kann. Damit wurden praktisch die Unternehmen<br />
vereint, die in alpinen Regionen Wasserkraftwerke<br />
entwickelt und gebaut haben. In<br />
ihrer langen Geschichte haben diese Unternehmen<br />
rund 26.000 Turbinen in die ganze Welt<br />
geliefert und installiert. Deren Gesamtleistung<br />
liegt bei 245.000 MW. Ergänzt wird dieses Trio<br />
durch die 1973 als Schrack Automatisierungstechnik<br />
gegründete SAT Automation, von der<br />
die Andritz VA TECH HYDRO die wasserkraftspezifische<br />
Automatisierung übernommen hat.<br />
Damit steht der Gruppe die gesamte Produktund<br />
Servicepalette der elektromechanischen<br />
Ausrüstung <strong>für</strong> alle Arten von Wasserkraftwerken<br />
zur Verfügung.<br />
AUCH WENN DIESE BILATERALEN ABKOM-<br />
MEN SEHR ERFOLGREICH SIND, so müssen sie<br />
<strong>für</strong> die Zukunft modifiziert werden: Grund<br />
da<strong>für</strong> ist das Privatisierungsgesetz in der<br />
Türkei. „Es ist uns aber wieder gelungen, im<br />
Prinzip das bilaterale Abkommen als Rahmen<br />
<strong>für</strong> die Privatisierungen anzusetzen.<br />
Erst im vergangenen Jahr hat uns das die<br />
Turkish-Austrian Joint Energy Commission<br />
bestätigt“, so Schwab. Seit 1997 trifft sich<br />
die gemeinsame Energiekommission zu Gesprächen<br />
in unregelmäßigen Abständen abwechselnd<br />
in Wien und in Ankara. „Es wird<br />
allerdings eine andere Struktur geben“,<br />
kündigt er an. „Momentan wird in der Türkei<br />
im Rahmen der Privatisierung Lizenzen<br />
<strong>für</strong> Wassernutzungsrechte vergeben, damit<br />
dann private Investoren einsteigen können.<br />
Wir versuchen nun im Rahmen des bilateralen<br />
Abkommens, dass die Österreicher bestimmte<br />
Lizenzen bekommen und dass wir<br />
die Projekte gemeinsam mit privaten Investoren<br />
umsetzen – allerdings sollen die Rahmenbedingungen<br />
weiterhin über die Ministerien<br />
und die Regierungsstellen vorgeschrieben<br />
sein.“ Laut Schwab laufen die Gespräche<br />
sehr zufriedenstellend. k<br />
Neben der Errichtung von neuen Anlagen ist die<br />
Erneuerung von bestehenden Kraftwerken ein<br />
weiterer Schwerpunkt. Dabei beschränkt man<br />
sich nicht nur auf den Austausch der kompletten<br />
Elektronik, die mehr Komfort, Qualität und Ausfallssicherheit<br />
bringt. Mit modernster Technik<br />
analysieren die Mitarbeiter der Andritz VA<br />
TECH HYDRO die gesamte Anlage und prüfen,<br />
wie der Betrieb optimiert werden kann. Schwab<br />
verweist darauf, dass mit dieser Methode zum<br />
Beispiel ein rund 30 Jahre altes rumänisches<br />
Kraftwerk dermaßen modifiziert werden konnte,<br />
dass die Leistung um mehr als 100 MW auf<br />
1.100 MW gestiegen ist, ohne dass da<strong>für</strong> wesentliche<br />
bauliche Veränderung notwendig waren.<br />
Diese Steigerung entspricht fast der Leistung<br />
eines Donaukraftwerks bzw. jener von 20 Kleinkraftwerken.<br />
Die Andritz-Gruppe ist einer der Weltmarktführer<br />
<strong>für</strong> hoch entwickelte Produktionssysteme <strong>für</strong><br />
die Zellstoff- und Papierindustrie, die Stahlindustrie<br />
und andere spezialisierte Industriezweige.<br />
Andritz beschäftigt weltweit rund 11.000 Mitarbeiter<br />
und entwickelt und erzeugt seine<br />
Hightech-Produktionssysteme in 35 Produktionsstätten<br />
in Österreich, Deutschland, Finnland, Dänemark,<br />
Frankreich, den Niederlanden, USA,<br />
Kanada und China.
Vier Kraftwerke <strong>für</strong> Bosnien<br />
D ie<br />
Föderation Bosnien und Herzegowina<br />
– der moslemisch-kroatische<br />
Teil des Landes – plant eine umfassende<br />
Modernisierung und den Ausbau ihres<br />
Energiesektors. Aus diesem Grund hat Vahid<br />
Heco, der Minister <strong>für</strong> Energie, Bergbau und<br />
Industrie, im Juni 2006 eine öffentliche Ausschreibung<br />
gestartet, mit der strategische Partner<br />
da<strong>für</strong> gesucht wurden.<br />
INSGESAMT SOLLEN VIER WASSER- UND VIER<br />
THERMOKRAFTWERKE errichtet werden.„Das<br />
sind natürlich sehr interessante Projekte <strong>für</strong> die<br />
Mitglieder unseres Energie- und Umwelttechnikclusters“,<br />
erzählt APET-Direktor Christian<br />
Tino Terraneo. „Wir haben uns getroffen und<br />
darauf verständigt, dass sich eine möglichst<br />
breit aufgestellte Gruppe österreichischer Unternehmen<br />
daran beteiligen soll samt interessierter<br />
Baufirmen, die in Bosnien präsent sind<br />
und die nötigen Bauarbeiten übernehmen<br />
könnten.“ Für die Wasserkraftwerke sollte<br />
demnach das Engineering- und Consulting-<br />
Unternehmen Pöyry Energy die Projektierung<br />
übernehmen, Porr Technobau und Umwelt sowie<br />
Alpine Mayreder wurden <strong>für</strong> die Bauarbeiten<br />
vorgesehen. Die Kraftwerkstechnik wie<br />
Turbinen oder Generatoren kommen von Andritz<br />
VA TECH HYDRO, Alstom und Voith Siemens<br />
Hydro Power Generation. „Diese Gruppe<br />
hat zwei Vorteile: Sie kann einerseits durch ihre<br />
breite Aufstellung alle geforderten Leistungen<br />
von Planung und Finanzierung bis hin zur<br />
Übergabe des schlüsselfertigen Kraftwerks aus<br />
einer Hand abdecken. Andererseits verfügen<br />
die Mitglieder über eine umfangreiche, langjährige<br />
Erfahrung und haben weltweit erstklassige<br />
Referenzen.“ So war Terraneo sehr zuversichtlich,<br />
als Mitte August die Bewerbung<br />
eingebracht worden ist. Zusätzliche Unterstützung<br />
kam auf politischer Ebene vom damaligen<br />
Vizekanzler und Minister <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, Infrastruktur<br />
und Technologie, Hubert Gorbach.<br />
VON DEN IN SUMME 37 INTERESSENTEN <strong>für</strong><br />
den Bau der Wasserkraftwerke hat die bosnische<br />
Regierung schließlich elf in die engere<br />
Wahl gezogen. Mitte Oktober kam dann die erfreuliche<br />
Nachricht: Die APET-Gruppe wurde<br />
als strategischer Partner ausgewählt, kurz darauf<br />
wurde eine Rahmenvereinbarung <strong>für</strong> fol-<br />
gende Kraftwerksprojekte unterzeichnet: Ustikolina<br />
(Leistung 2x22 Megawatt pro Jahr),<br />
Vranduk (21 MW/Jahr), Rmanj Manastir (2x<br />
35 MW/Jahr) und Vrilo (42 MW/Jahr). „Das<br />
geschätzte Investitionsvolumen wird von bosnischer<br />
Seite mit umgerechnet rund 800 Millionen<br />
Euro angegeben“, berichtet Terraneo.<br />
Die Vereinbarung umfasst neben der Beratung<br />
auch das<br />
■ Einführen neuer Technologien und Erkenntnisse,<br />
■ Mitarbeiten an Untersuchungsarbeiten,<br />
Machbarkeitsstudien und Projektierungen,<br />
■ Ausarbeiten technischer Unterlagen sowie<br />
die Auswahl der Lieferanten <strong>für</strong> die Ausrüstung<br />
und der Bauausführenden,<br />
■ Mitwirken am Bau und am Probelauf,<br />
■ Ausbilden des Personals und<br />
■ Ausforschen und Nutzen günstiger Finanzierungsquellen.<br />
Während <strong>für</strong> die Standorte Ustikolina und<br />
Vranduk bereits Machbarkeitsstudien vorliegen,<br />
gibt es <strong>für</strong> Rmanj Manastir und Vrilo bislang<br />
nur eine Grundsatzplanung. Derzeit arbeitet<br />
die APET-Gruppe intensiv an der Finanzierung<br />
der vier Projekte. Die Kredite könnten<br />
entweder durch die bosnischen Partner oder<br />
durch Stromabnahmeverträge mit einer westeuropäischen<br />
Stromhandelsgesellschaft erfolgen.<br />
Bei den Thermokraftwerken ist noch keine<br />
Entscheidung gefallen, hier ist die APET-Gruppe<br />
neben drei Investoren als einziger Errichter<br />
bzw. Lieferant noch im Rennen. Die Gruppe ist<br />
bei Projektierung und Bau mit der erfolgreichen<br />
ident, die Austrüstung sollen hingegen<br />
Siemens Österreich und die Austrian Energy &<br />
Environment liefern. „Sollten wir nicht zum<br />
Zug kommen, dann werden wir uns als Sublieferanten<br />
<strong>für</strong> das ausgewählte Konsortium<br />
bewerben. Unsere Stärken liegen hier eindeutig<br />
beim Bau, in der Ausrüstung und in der Abgasreinigung“,<br />
so Terraneo. k<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
GROSSAUFTRAG. Eine österreichische Firmengruppe unter dem Dach der Austrian Power & Environment Technology<br />
GmbH (APET) will in Bosnien-Herzegowina vier Wasserkraftwerke errichten. Beim Bau von Thermokraftwerken<br />
hofft man, ebenfalls zum Zug zu kommen. g<br />
Die österreichische Gruppe erbringt<br />
alle geforderten Leistungen aus einer Hand.
Foto: Photodisc<br />
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Heimspiel in Algerien<br />
ERFOLGSMODELL. Österreichs Eisenbahnindustrie kann auf eine Reihe von erfolgreichen Projekten in Algerien zurückblicken.<br />
Nach einer ruhigen Phase von Mitte der 90er-Jahre bis 2005 eröffnen sich durch die Bildung von Joint<br />
Ventures neue Möglichkeiten. g<br />
A ls<br />
einer der wenigen westlichen<br />
Politiker hatte der damalige österreichische<br />
Bundeskanzler Bruno<br />
Kreisky in den späten 70er-Jahren ein gutes<br />
Verhältnis zu der Palästinensischen Befreiungsorganisation<br />
(PLO) aufgebaut. Die guten<br />
Kontakte der damals in Algerien im Exil<br />
befindlichen Palästinenser nutzte er auch,<br />
um mit algerischen Politikern ins Gespräch<br />
zu kommen. Das Ergebnis war unter anderem<br />
eine umfassende Kooperation zwischen<br />
Algerien und Österreich in der Eisenbahn-<br />
Infrastruktur. Im März 1979 wurde zunächst<br />
das Vereinbarungsprotokoll auf Regierungsebene<br />
unterzeichnet, im November<br />
des selben Jahres das Finanzierungsabkommen<br />
zwischen der Oesterreichischen Kontrollbank<br />
und der Banque Algerienne de Developpement.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte die<br />
staatliche Bahn, die Société Nationale des<br />
Transports Ferroviaires (SNTF), bereits ihr<br />
umfangreiches Entwicklungsprogramm gestartet.<br />
EINES DIESER PROJEKTE war die Gleisverdoppelung<br />
auf der 43,5 Kilometer langen<br />
Strecke zwischen El Harrach und Thénia, die<br />
mit österreichischer Hilfe finanziert, von<br />
1980 bis 1982 geplant und von 1983 bis<br />
1989 realisiert wurde. Auftragnehmer war<br />
eine österreichische Gruppe, bestehend aus<br />
Univerale-Bau als Federführer plus Porr AG,<br />
Hofmann & Maculan, Siemens Österreich,<br />
AEG-Austria, Asea Brown-Boveri Österreich,<br />
Elin sowie Austria Rail Engineering (ARE).<br />
„43,5 Kilometer mag zwar nicht sehr beeindruckend<br />
klingen, aber wir haben dort nicht<br />
einfach nur Gleise verlegt, sondern erstmals<br />
die gesamte benötigte Infrastruktur geschaffen“,<br />
erzählt ARE-Geschäftsführer Friedrich<br />
Pichler. „Wir haben Steinbrüche aufbereitet,<br />
sämtliche Zuschlagsstoffe wie Schotter exploriert,<br />
eine neue Betriebstechnologie sowie<br />
mit dem Fertigteilbau eine dort völlig neue<br />
Bauart eingeführt und die Mitarbeiter geschult.<br />
Diese Anlagen waren der Kern <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung der heutigen Eisenbahnindustrie<br />
in Algerien“, berichtet er stolz. Das Auftragsvolumen<br />
<strong>für</strong> logistische Basis und Produktionseinrichtungen,<br />
Erdbau/Drainagen,
Gleisbau, Kunstbauten, technische Gebäude,<br />
Wohnbauten, Signal- und Telekommunikationseinrichtungen<br />
belief sich auf umgerechnet<br />
454 Millionen Euro.<br />
DAS ERFOLGSREZEPT war ein ganz spezieller<br />
„Kitt“, wie Pichler die Situation beschreibt:<br />
„Ein Bahnhof zum Beispiel ist eine<br />
in sich geschlossene ’Mikrowelt’. Wir<br />
hatten auf der einen Seite unsere österreichischen<br />
Unternehmen, die geplant, Gebäude<br />
errichtet, Gleise, Signale, Lautsprecher<br />
etc. geliefert und verlegt bzw. installiert haben.<br />
Auf der anderen Seite hatten wir die<br />
SNTF, die genaue Vorstellungen von dem<br />
Projekt hatte, aber nicht genau wusste, wie<br />
man es umsetzt. Und hier sind die Österreichischen<br />
Bundesbahnen ins Spiel gekommen.“<br />
Die ÖBB war zwar damals nicht Mitglied<br />
der ARE, ist aber mit ihrem gesamten<br />
Betreiber-Know-how zur Verfügung gestanden.<br />
Ihre Experten haben dann als Projekt-<br />
und Betriebsmanager gearbeitet, die<br />
Baustellenplanung übernommen, die Bauund<br />
Betriebsanweisungen erstellt, waren <strong>für</strong><br />
die Qualitätssicherung zuständig und vieles<br />
mehr. „Dieses Paket aus Bauwirtschaft, System-<br />
und Technologielieferanten und originärem<br />
ÖBB-Know-how war etwas Einzigartiges,<br />
das konnte zu dieser Zeit niemand<br />
bieten. Bis 1993 hat dieses Paket wunderbar<br />
funktioniert, Algerien war schon fast so etwas<br />
wie ein Heimmarkt <strong>für</strong> die österreichische<br />
Eisenbahnindustrie, und wir haben es<br />
geschafft, die österreichischen Standards zu<br />
den algerischen Normen zu machen“,<br />
schwärmt Pichler. Weitere Aufträge <strong>für</strong> die<br />
Österreicher waren die Folge, darunter die<br />
Erneuerung der Signaltechnik auf den insgesamt<br />
50 Kilometer langen Strecken von<br />
Algier nach Thenia und von El Harrach<br />
nach El Affroun. Insgesamt wurden in zehn<br />
Jahren österreichische Projekte mit einem<br />
Gesamtwert von umgerechnet mehr als 600<br />
Millionen Euro verwirklicht.<br />
1993 HAT SICH DAS BLATT DANN GEWENDET:<br />
Die Finanzierungstranchen sind ausgelaufen,<br />
„von algerischer Seite wurde dann sehr<br />
hoch - zu hoch - gepokert“, bedauert der<br />
ARE-Geschäftsführer. „Unsere Finanzierungskonditionen<br />
wurden als unattraktiv<br />
abgelehnt.“ Die OECD-Vorgaben <strong>für</strong> die Finanzierung<br />
ließen allerdings nur wenig<br />
Spielraum, ein Konsens konnte nicht erreicht<br />
werden. Gleichzeitig hatten die Baufirmen<br />
ihre Arbeiten beendet und sich aus<br />
Algerien und dem Konsortium zurückgezogen,<br />
die Technologielieferanten und die<br />
ÖBB standen nun allein da. Der dritte Grund<br />
waren die bürgerkriegsähnlichen Unruhen<br />
im Land. Für Ausländer wurde es zu gefährlich,<br />
nach dem Mord an zwei Russen wurden<br />
auch die letzten Österreicher abgezogen.<br />
Es folgten <strong>für</strong> die Österreicher mühsa-<br />
me Jahre: Ab 1996/97 wurde versucht, in<br />
Algerien wieder Fuß zu fassen, was aber<br />
neuerlich an der Finanzierung gescheitert<br />
ist. „Wir haben drei Jahre lang auf höchster<br />
Ebene verhandelt, österreichische Minister<br />
sind nach Algerien gereist, und auch der algerische<br />
Botschafter in Österreich hat interveniert.<br />
Gebracht hat es leider nichts“, bedauert<br />
Pichler. „Die ARE war aber trotzdem<br />
ständig präsent. Unsere Strategie war es in<br />
den 90er-Jahren, im Wesentlichen alle Programme<br />
planungstechnisch vorzubereiten ,<br />
die heute umgesetzt werden oder deren Umsetzung<br />
demnächst beginnt.“<br />
2005 – EIN NEUERLICHER WENDEPUNKT:<br />
Zunächst hatte die ARE ein viel beachtetes<br />
Eisenbahnsymposium inklusive Firmenpräsentationen<br />
in Algerien veranstaltet, im<br />
Jahr darauf wurden die algerisch-österreichischen<br />
Gespräche auf Basis des bestehenden<br />
bilateralen Eisenbahnkooperationsabkommens<br />
offiziell wieder aufgenommen. In<br />
der Zwischenzeit hat sich der Markt stark<br />
verändert. Die Mitbewerber, vor allem aus<br />
Frankreich, Italien, Amerika, der Türkei und<br />
China, sind präsenter geworden, und auch<br />
die Gesetzeslage hat sich verändert. Inzwischen<br />
müssen alle großen Projekte international<br />
ausgeschrieben werden. „Das, was<br />
wir gewohnt waren, nämlich sich zusammenzusetzen,<br />
zu verhandeln, zu unterschreiben<br />
und mit der Arbeit zu beginnen,<br />
war nicht mehr möglich. Zusätzlich hatte<br />
sich das persönliche Umfeld geändert. Fast<br />
alle Beamte, die das Wesen der algerischösterreichischen<br />
Zusammenarbeit kannten<br />
und verkörpert haben, sind in Pension“, berichtet<br />
Pichler. „Algerien ist inzwischen ein<br />
Ausschreibungsmarkt, in den man mit echten<br />
Kampfpreisen hineingehen muss.“ Aber<br />
ist Algerien damit nicht uninteressant geworden?<br />
„Nein!“, betont er. Nordafrika, und<br />
hier vor allem Algerien, sei nach wie vor einer<br />
der größten Märkte <strong>für</strong> die Eisenbahnindustrie.<br />
Vor rund zwei Jahren hat die Regierung<br />
des Landes damit begonnen, massi-<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
„Wir haben es geschafft, österreichische<br />
Standards zu algerischen Normen zu machen.“<br />
FRIEDRICH PICHLER, ARE
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
ve Expansionspläne zu schmieden, mit deren<br />
Umsetzung rasch begonnen wurde. „Es gibt<br />
wirklich imponierende Vorhaben bis 2020:<br />
Alle Schmalspurstrecken werden auf Normalspur<br />
umgestellt, alle Hauptstrecken doppelgleisig<br />
ausgebaut. Neue Bahnhöfe werden<br />
„Was uns interessiert, ist die österreichische<br />
Unterstützung beim Aufbau<br />
einer Eisenbahnindustrie vor Ort.“<br />
FRIEDRICH PICHLER, ARE<br />
errichtet, ebenso eine hochmoderne, computergestützte<br />
Signaltechnik und modernste<br />
Telekommunikation. Die Achslasten werden<br />
ebenso erhöht wie die Geschwindigkeiten.<br />
Parallel zur Ost-West-Küstenlinie entsteht<br />
150 Kilometer weiter südlich auf dem Hochplateau<br />
eine Hochgeschwindigkeitsstrecke,<br />
die von der tunesischen bis zur marokkanischen<br />
Grenze reicht, und auf der Züge mit bis<br />
zu 200 km/h fahren können“, so Pichler. Finanziert<br />
würden diese Aktivitäten aus den<br />
hohen Devisenreserven des Landes, die es<br />
aufgrund des hohen Ölpreises in den vergangenen<br />
Jahren ansammeln konnte. Für Investitionen<br />
stünden allein bis 2009 rund sechs<br />
Milliarden US-Dollar zur Verfügung.<br />
„DAMIT ERFÜLLT ALGERIEN ALLE DREI KRITERIEN<br />
<strong>für</strong> Länder, mit denen wir bevorzugt zusammenarbeiten<br />
wollen“, betont Pichler.<br />
■ Die Zusammenarbeit wird auf politischer<br />
Ebene begrüßt, weil durch die knapp eineinhalb<br />
Jahrzehnte dauernde Eisenbahnkooperation<br />
eine lange und stabile Partnerschaft<br />
besteht, der selbst die bürgerkriegsähnlichen<br />
Unruhen nichts anhaben<br />
konnte.<br />
■ Es stehen ausreichend finanzielle Mittel<br />
<strong>für</strong> den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung.<br />
■ Es gibt zahlreiche Projekte, die <strong>für</strong> die österreichische<br />
Industrie von Interesse sind.<br />
Eine Reihe großer Ausschreibungen <strong>für</strong><br />
Gleiserneuerung und zweigleisige Streckenausbauten,<br />
basierend auf österreichischen<br />
Planungen, darunter der zweigleisigen Ausbau<br />
der Strecke Annaba – Ramdane Djamel,<br />
stehen bis 2009 an. Die österreichische Beteiligung<br />
an weiteren Ausschreibungen der<br />
SNTF ist aber derzeit noch eher zurückhaltend.<br />
„Eine österreichische Gruppenbildung<br />
<strong>für</strong> Algerien wäre nur unter der Federführung<br />
von Baumfirmen erfolgversprechend“,<br />
so Pichler. „Das ist durch die gute Auslastung<br />
der heimischen Bauindustrie in Europa<br />
derzeit aber schwer zu bewerkstelligen. Die<br />
österreichischen Komponentenlieferanten<br />
müssen daher im Moment als Zu- oder Sublieferanten<br />
versuchen, Teil internationaler<br />
Projektgruppen zu werden.“ Aus diesem<br />
Grund setzt man jetzt verstärkt auf eine andere<br />
Strategie: „Was uns jetzt mehr interessiert,<br />
ist die Unterstützung im Aufbau einer<br />
eigenen Eisenbahnindustrie im Land. Algerien<br />
will eine Reihe von staatlichen Firmen<br />
privatisieren und ist daher an ausländischen<br />
Unternehmen sehr interessiert, die Geld, Kapazitäten<br />
und Know-how ins Land bringen<br />
und Gemeinschaftsunternehmen aufbauen“,<br />
berichtet Pichler.<br />
EIN SOLCHES ERFOLGSMODELL ist der<br />
Einstieg von Siemens Deutschland bei der<br />
staatlichen Signal- und Telekommunikationsfirma<br />
Estel, einer 100-Prozent-Tochter<br />
der SNTF. Das neue Estel Rail Automation<br />
getaufte Gemeinschaftsunternehmen gehört<br />
mehrheitlich den Europäern und wird von<br />
Siemens Österreich im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrags<br />
geleitet. „Erklärtes<br />
Ziel ist es, Estel zur Nummer eins in Algerien<br />
zu machen – mit entsprechenden<br />
Ausweitungstendenzen auf die Nachbarstaaten.<br />
Derzeit ist dieses Unternehmen<br />
höchst erfolgreich, der Businessplan <strong>für</strong> die<br />
ersten Jahre ist sogar übererfüllt“, erzählt<br />
der ARE-Geschäftsführer. „Und wenn das<br />
mit der Signaltechnik funktioniert, dann<br />
funktioniert das in gleicher Weise bei der<br />
lokalen Fertigung von Eisenbahnmaterial<br />
wie z. B. Weichen und Eisenbahnfahrzeugen.<br />
Die Hochtechnologie-Komponenten<br />
werden dann weiterhin aus Österreich geliefert,<br />
alles Übrige wie Zusammenbau und Inbetriebnahme<br />
übernehmen die lokalen Partner<br />
vor Ort.“<br />
Das habe zwei Vorteile betont er: Einerseits<br />
könnten die Kosten niedrig gehalten<br />
und damit die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert<br />
werden, andererseits werde ein österreichisch-algerisches<br />
Joint Venture als algerisches<br />
Unternehmen gesehen und habe<br />
auch bei Ausschreibungen eine deutlich<br />
bessere Ausgangsbasis.<br />
Derzeit verzeichnet Pichler reges Interesse<br />
von zahlreichen weiteren österreichischer<br />
Unternehmen, die Interesse an diesem potenziellen<br />
„Erfolgsmodell Algerien II“ haben:<br />
„Es gibt entsprechende Überlegungen,<br />
Ansätze und auch erste Gespräche. In erster<br />
Linie betrifft das die Bahninfrastruktur, weniger<br />
den Fahrzeugbereich mit Loks und<br />
Waggons. Leider, denn letzterer wird in den<br />
kommenden 15 Jahren vermutlich die<br />
schönsten Umsätze bringen. Aber vielleicht<br />
kommt das noch“, blickt er zuversichtlich in<br />
die Zukunft. k
Qualität zu selten berücksichtigt<br />
S chiene<br />
ist nicht gleich Schiene, und<br />
vor allem ist sie ein ‚intelligentes’ Produkt“,<br />
betont Josef Mülner, Mitglied<br />
des Vorstandes der <strong>voestalpine</strong> AG und Leiter<br />
der Division Bahnsysteme. „Sie hat einen hohen<br />
Engineering-Grad, angefangen von der<br />
metallurgischen Zusammensetzung bis hin zu<br />
den <strong>für</strong> den jeweiligen Einsatz optimierten Toleranzen<br />
und Kopfradien. Dabei wird auch die<br />
Kontaktgeometrie von Rad und Schiene berücksichtig,<br />
ebenso die Geschwindigkeit, mit<br />
der die Züge später unterwegs sein werden.<br />
Selbstverständlich sind die Anforderungen im<br />
Höchstgeschwindigkeitsbereich komplett andere<br />
als bei einer Nebenstrecke, auf der nur<br />
mit 90 km/h gefahren wird.“<br />
Natürlich gäbe es auch Schienen, die<br />
08/15-Produkte seien, die man als Standard-<br />
produkt entsprechend den europäischen Normen<br />
betrachten könne. „Das ist aber nicht unser<br />
Ansatz.“ Laut Mülner setzt sein Konzern<br />
vor allem auf den Kundennutzen und Service,<br />
auf Produkte, deren Lebenszyklus <strong>für</strong> den jeweiligen<br />
Einsatz optimiert ist. „Wo hohe Belastungen<br />
auftreten, verwenden wir sogenannte<br />
kopfgehärtete Schienen, die eine wesentlich<br />
bessere Liegedauer und Resistenz gegenüber<br />
Rollkontakt-Ermüdungen haben.<br />
Damit wird Schienenbrüchen und Entgleisungen,<br />
wie wir sie beispielsweise in Großbritannien<br />
hatten, vorgebeugt.“ Ultralange Schienen<br />
mit einer Gesamtlänge von 120 Metern, die ab<br />
Werk just in time auf die Baustelle geliefert<br />
werden, wiederum vermeiden Qualitätsunstetigkeiten<br />
und helfen dem Kunden beim Kostensparen:<br />
Das Handling wird reduziert, das<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
LOBBYING. Schienen oder Weichen mögen vielleicht <strong>für</strong> einen Laien keine Hightechprodukte sein, tatsächlich<br />
braucht man <strong>für</strong> deren Entwicklung und Produktion jedoch viel Know-how. Dieses Know-how ist in Österreich vorhanden.<br />
Was hingegen <strong>für</strong> manche Exportregionen wünschenswert wäre, ist eine tatkräftige Unterstützung bei Finanzierung<br />
und Kreditbesicherungen im Zuge von Ausschreibungen im Ausland und unterstützendes Technologiemarketing<br />
durch österreichische Bahnbetreiber. g<br />
Fotos: <strong>voestalpine</strong> AG
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Zwischenlagern in einem Schweißwerk entfällt.<br />
„Wir messen uns auf dem Markt nicht<br />
mit 30-Meter-Billigschienen aus China, wo<br />
wir aus Kostengründen nie konkurrenzfähig<br />
wären“, sagt Mülner.<br />
WAS FÜR DIE SCHIENE GILT, gilt in besonderem<br />
Maß <strong>für</strong> die technologisch anspruchsvollen<br />
Weichen mit ihren systeminhärenten Sicherungs-<br />
und Überwachungseinrichtungen.<br />
Das reicht vom Design über die verschiedenen<br />
Komponenten und Antriebe bis hin zu<br />
Checkpoints, mit denen die Züge überwacht<br />
werden können. „Wenn ein Zug vorbeifährt,<br />
kann ich die Temperatur der Achslager messen,<br />
die Achs- und Radlasten, um Überladung<br />
oder asymmetrische Beladung von Waggons<br />
festzustellen, oder überprüfen, ob die Klötze<br />
der Scheibenbremsen fest sitzen“, erklärt<br />
Mülner. Überlastete Räder verschleißen die<br />
„Schienen und Weichen sind intelligente Produkte.“<br />
JOSEF MÜLNER, VAE<br />
Gleisanlagen wesentlich stärker, ebenso Räder,<br />
die durch Bremsungen nicht mehr rund<br />
sind, sondern abgeflachte Stellen aufweisen.<br />
„Damit könnten die Infrastrukturbetreiber ein<br />
Bonus-Malus-System <strong>für</strong> die Fuhrparkbetreiber<br />
einführen. Wer gute Fahrzeuge einsetzt,<br />
zahlt weniger, wer schlechtes Material verwendet,<br />
mehr.“ Als weiteres Plus der intelligenten<br />
Weichen seines Konzerns bezeichnet<br />
er den integrierten Bordcomputer, der ihre<br />
Funktion überwacht.<br />
Damit ist es nicht mehr notwendig, in regelmäßigen<br />
Abständen Wartungs- und Reparaturteams<br />
im Rahmen vorbeugender In-<br />
<strong>voestalpine</strong> - <strong>Fakten</strong> & <strong>Zahlen</strong><br />
Bei der <strong>voestalpine</strong> sind Schienen- und Weichenbau<br />
in der VAE Eisenbahnsysteme (VAEE) angesiedelt.<br />
In diesem Unternehmen befindet sich<br />
auch der Bereich „Hytronics“, der seit 2002 die<br />
hoch entwickelten Diagnosesysteme und Gefahrenmeldeanlagen<br />
baut. In Österreich hat die<br />
VAEE sechs Tochterunternehmen: Die VAE ist<br />
Weltmarktführer in der Weichentechnologie <strong>für</strong><br />
Eisen-, Straßen- und U-Bahnen und Systemanbieter<br />
von systeminhärenten Überwachungs-, Sicherungs-<br />
und Antriebseinheiten bei Weichen. Die<br />
<strong>voestalpine</strong> Schienen sieht ebenfalls auf eine<br />
über 100 Jahre alte Tradition zurück und ist<br />
Europas wichtigster Schienenproduzent. Sie erzeugt<br />
die umfangreichste Familie von hochwertigen<br />
Schienenstahlgüten und hat umfassende<br />
Systemkompetenz, zum Beispiel bei Lebenszy-<br />
standhaltung loszuschicken, sondern nur<br />
mehr dann, wenn der Computer registriert,<br />
dass die Weiche in ihrer Funktion demnächst<br />
eingeschränkt sein könnte. Auch wenn die<br />
Qualität der Schienen und Weichen <strong>für</strong> sich<br />
spricht, so wünscht sich Mülner Hilfestellung<br />
bei der Überzeugungsarbeit, die neutral nur<br />
von Bahnbetreiber zu Bahnbetreiber oder von<br />
Transportministerium zu Transportministerium<br />
geleistet werden kann.<br />
„Wenn wir als <strong>voestalpine</strong> die Qualität unserer<br />
Produkte und Services herausstreichen,<br />
dann ist das Marketing und Propaganda.<br />
Wenn hingegen die ÖBB oder die Wiener Linien<br />
das machen, die umfangreiche Erfahrung<br />
mit unseren Produkten haben, dann ist das ungleich<br />
glaubwürdiger. Dann ist das neutral und<br />
wäre auch ein Beleben bzw. eine andere Handhabung<br />
der bilateralen Eisenbahn-Kooperationsabkommen.“<br />
Das Ministerium könnte außerdem<br />
im Rahmen der bilateralen Eisenbahnabkommen<br />
bei internationalen Ausschreibungen<br />
darauf drängen, das die Qualität<br />
als ein wichtiges Kriterium mit aufgenommen<br />
werde. Als Beispiel <strong>für</strong> erfolgreiches Lobbying<br />
nennt er die Aktivitäten offizieller Stellen in<br />
Frankreich und Japan – die direkten Konkurrenzländer<br />
Österreichs in diesem Segment.<br />
„Der französische <strong>Verkehr</strong>sminister pusht die<br />
Interessen seiner Industrie sehr gut. Natürlich<br />
hat Österreich als kleines Land nicht die gleichen<br />
Ressourcen, aber ich sehe Möglichkeiten<br />
vor allem in jenen Staaten, zu denen es traditionell<br />
hervorragende Beziehungen gibt. Etwa<br />
die arabischen Länder, den mittleren Osten,<br />
den Balkan oder Nordafrika.“ Er verweist darauf,<br />
dass <strong>für</strong> die deutschen Standorte seines<br />
Konzerns bereits mit Hilfe der Deutschen Bahn<br />
ein Durchbruch in China und zuvor in Taiwan<br />
erzielt werden konnte. k<br />
kluskosten-Strategien. Die benötigten Stahlblöcke<br />
kommen von der <strong>voestalpine</strong> Stahl Donawitz,<br />
Drähte und Spannstahl von der <strong>voestalpine</strong><br />
Austria Draht, die Nahtlosrohre von der <strong>voestalpine</strong><br />
Tubular. Die <strong>voestalpine</strong> Klöckner Bahntechnik<br />
wiederum arbeitet als Vollsortimenter mit<br />
Generalunternehmer-Kompetenz <strong>für</strong> Bahnfahrwege.<br />
Zusätzlich hat die Gruppe noch je ein<br />
Tochterunternehmen in Deutschland (Schienenbau)<br />
und den Niederlanden (zuständig <strong>für</strong> die<br />
niederländische Bahninfrastruktur).<br />
Im Geschäftsjahr 2006/2007 hat die Division<br />
Bahnsysteme der <strong>voestalpine</strong> einen Umsatz von<br />
etwas mehr als zwei Milliarden Euro erzielt. Das<br />
EBIT betrug 337,5 Millionen Euro, insgesamt<br />
wurden 7.523 Mitarbeiter beschäftigt.
Herr Aufsichtsratsvorsitzender, die ÖBB<br />
stellt dem BMVIT zwei Mitarbeiter <strong>für</strong> die Erarbeitung<br />
von Technologietransfer-Konzepten<br />
zur Verfügung. Warum ist Ihnen dieser<br />
Bereich so wichtig?<br />
Horst Pöchhacker: Die beiden Mitarbeiter<br />
wurden zwar bereits von meinen Vorgängern<br />
dem BMVIT zur Verfügung gestellt.<br />
Aber auch ich unterstütze diese Entscheidung<br />
mit großem Nachdruck. Weil ich im<br />
Wesentlichen nur zwei Wachstumstreiber sehe.<br />
Das eine sind Investitionen, sozusagen<br />
die Hardware, also den Bau von Tunnel & Co,<br />
und das andere wäre Forschung und Entwicklung,<br />
also die „Software“ – die nachhaltig<br />
wirkt. Und das gute daran ist, dass das<br />
BMVIT <strong>für</strong> beide Bereiche zuständig ist. Für<br />
uns ist es also eine logische Partnerschaft.<br />
Technisches Infrastruktur-Know-how aus<br />
Österreich ist begehrt. Weltmarktführer sind<br />
etwa Plasser und Theurer (Linz) VOEST (Zeltweg<br />
und Donawitz) oder Siemens in Wien und<br />
Graz. Wie sind Sie mit diesen Unternehmen<br />
entwicklungstechnisch vernetzt, welche gemeinsamen<br />
(Export-)Ziele verfolgen Sie?<br />
Pöchhacker: Wir werden die heimische<br />
Industrie beim Export auch weiterhin mit<br />
unserem Betriebs-Know-how unterstützen.<br />
Aktuell sind wir dabei, zu lokalisieren, wo es<br />
beim Auslandseinsatz Verbesserungspotenzial<br />
gibt. Besonderes Augenmerk legen wir<br />
bei unseren Überlegungen auch auf PPP-Modelle.<br />
Jetzt, wo sich der Aufsichtsrat der ÖBB<br />
mit der ASFINAG verschränkt hat, eröffnen<br />
sich ganz neue Möglichkeiten. Und sobald<br />
sich der neue ASFINAG-Vorstand konstituiert<br />
hat, können wir auch schon mit unseren<br />
Gesprächen beginnen. Wir – also sowohl die<br />
ÖBB als auch die ASFINAG – haben jedenfalls<br />
jenes Betreiber-Know-how, das diese<br />
Unternehmen brauchen, um weltweit ihre<br />
Pakete anbieten zu können. Die ASINAG<br />
weiß, wie man eine Autobahn betreibt, die<br />
ÖBB hat das Wissen <strong>für</strong> die Schiene. Wir sind<br />
aktuell dabei, Regeln zu erarbeiten, wie derartige<br />
Kooperationen in Zukunft erfolgen<br />
können. Sozusagen ein Pflichtenheft <strong>für</strong><br />
Auslandsaktivitäten. Da warten wir aber<br />
noch auf die definitive Bestellung des neuen<br />
ASFINAG-Vorstandes.<br />
Die Auslandsaktivitäten der ÖBB bzw. die<br />
Zusammenarbeit mit der Austrian Rail Consulting<br />
and Construction (ARCC) waren in letzter<br />
Zeit nicht sonderlich erfolgreich. Was planen<br />
Sie in diesem Bereich <strong>für</strong> Veränderungen?<br />
Pöchhacker: Die Zusammenarbeit mit der<br />
ARCC ist aus rechtlichen und kaufmännischen<br />
Gründen suboptimal gelaufen. Wir<br />
werden – wie schon gesagt – die Kooperationen<br />
im Ausland prüfen, mit der ASFINAG<br />
abstimmen, und fixe Regelwerke erstellen,<br />
wie Auslandsaktivitäten aus unserer Sicht<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Pöchhacker: „Heimisches Betreiber-<br />
Know-how als Exportschlager“<br />
INTERVIEW. Mit der Verschränkung der Aufsichträte von ÖBB und ASFINAG dürfte es nun in Österreich erstmals<br />
gelingen, verkehrsträgerübergreifende Maßnahmen zu setzen. Wie weit sich diese neuen Modelle dann auch <strong>für</strong><br />
den Technologietransfer eignen, hat uns ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzender Horst Pöchhacker verraten. g<br />
Fotos: Klobucsar
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
auszusehen haben. Dann können Pannen wie<br />
in der Vergangenheit nicht mehr passieren.<br />
Spätestens im Frühjahr verfügen wir über einen<br />
derartigen Fahrplan.<br />
Ein Best-Practice-Modell aus der Vergangenheit<br />
wurde beispielsweise mit der Austrian<br />
Rail Engineering (ARE) in Algerien abgewickelt.<br />
Und zwar als Komplettpaket inklusive<br />
sämtlicher Vorarbeiten bis hin zum Betreiber-Know-how<br />
durch die ÖBB. Planen Sie<br />
mit der ARE weitere derartige One-Stop-<br />
Shop-Kooperationen?<br />
Pöchhacker: Die ARE war nicht Projektträger,<br />
sondern die Plattform <strong>für</strong> unsere Arbeitsgemeinschaft,<br />
wo das Know-how aller<br />
Beteiligten gebündelt wurde. Worauf ich<br />
aber besonderen Wert lege, ist die Tatsache,<br />
dass die ÖBB – vom Bauarbeiter bis hin zum<br />
Fahrdienstleiter – bei diesem Projekt hervorragende<br />
Arbeit geleistet hat. Das Algerien-Projekt<br />
ist somit Basis unserer Überlegungen<br />
<strong>für</strong> künftige Modelle unserer Auslandsaktivitäten.<br />
„Es gibt bereits erste Projektansätze<br />
im Bereich Schiene, die als PPP-Modelle umgesetzt<br />
wurden, unter anderem der Klima-Wind-<br />
Kanal Wien oder der Güterterminal Werndorf.“<br />
Letztes Jahr hieß es, dass die nächste Regierung<br />
Betriebe, die Gütertransport auf die<br />
Schiene verlagern, stärker unterstützen solle.<br />
Als Vorbild dient dabei die Schweiz, die zwei<br />
Drittel ihrer Waren auf der Schiene transportiert.<br />
Bereits <strong>Verkehr</strong>sminister Einem hat sich<br />
daran aber schon die Zähne ausgebissen.<br />
Was würden Sie sich als Unterstützung von<br />
der Regierung wünschen? Welche Signale haben<br />
Sie bereits erhalten?<br />
Pöchhacker: Ohne haltungspolitische<br />
Maßnahmen gibt es keinen Lenkungseffekt.<br />
Der <strong>Verkehr</strong> nimmt rasant zu, der Klimawandel<br />
steht im Raum, es ist kaum noch möglich,<br />
Projekte umzusetzen. Daher muss die Politik<br />
eingreifen. Und das ist in jüngster Vergangenheit<br />
teilweise ja auch bereits geschehen - siehe<br />
Mineralölsteuer. Maßgebliche Lenkungseffekte<br />
können immer nur von der Politik kommen.<br />
Denn der Markt liefert nur Möglichkeiten.<br />
Ob die Ware von der Straße auf die<br />
Schiene wechselt, hängt vom Angebot ab. Es<br />
sind somit Maßnahmen zu setzen, um den<br />
<strong>Verkehr</strong> zu ökologisieren bzw. zu entlasten.<br />
Das erwarten wir uns <strong>für</strong> die nächsten Jahre.<br />
Die Schweiz hat hier Maßnahmen getroffen,<br />
die bei uns noch in Diskussion stehen. Sie hat<br />
beispielsweise den <strong>Verkehr</strong> auf der Straße diskriminiert,<br />
nachdem der Schienenausbau vorangetrieben<br />
wurde, um diese Mehrleistung<br />
überhaupt bedienen zu können. Österreich etwa<br />
wäre allein schon in Bezug auf die Infrastruktur<br />
noch gar nicht in der Lage, diese Verlagerung<br />
zu bewältigen. Daher ist der logische<br />
erste Schritt die Investition in die Infrastruktur.<br />
Erst wenn dies umgesetzt ist, sollten die<br />
politischen Lenkungseffekte nach Schweizer<br />
Vorbild erfolgen. Wir sprechen da aber von einem<br />
Umsetzungszeitraum von etwa 15 bis 20<br />
Jahren. Dabei wird es aber nicht zu einer „Verlagerung“<br />
im herkömmlichen Sinn kommen.<br />
Vielmehr wird von jenem <strong>Verkehr</strong>, der künftig<br />
dazukommen wird, ein größerer Anteil von<br />
der Bahn übernommen werden können. Weil<br />
es unrealistisch wäre zu sagen, dass künftig<br />
der Straßenverkehr dadurch signifikant zurückgehen<br />
werde.<br />
Was bringt die Verschränkung der Aufsichtsräte<br />
von ÖBB und ASFINAG?<br />
Pöchhacker: Mit Werner Faymann ist<br />
erstmals ein Minister am Ruder, der es versteht,<br />
verkehrsträgerübergreifende <strong>Verkehr</strong>spolitik<br />
zu machen und auch die Straße auf<br />
die Schiene abzustimmen. Früher stand die<br />
Straße mit der Schiene ja fast in Konkurrenz,<br />
heute kann man dem Spediteur nur ein abgestimmtes<br />
Paket schmackhaft machen. Die<br />
Verschränkung des Aufsichtsrates ist ein erster<br />
Schritt <strong>für</strong> die Koordination der beiden<br />
<strong>Verkehr</strong>sträger, die sich in der Vergangenheit<br />
ja völlig unabhängig entwickelt haben.<br />
Seit kurzem integriert die ÖBB auch Public-Private-Partnership-Konzepte<br />
in ihre<br />
Strategie. Gibt es PPP-Modelle, die auch <strong>für</strong><br />
den Technologietransfer in Frage kommen?<br />
Pöchhacker: Die Integration von PPP-Modellen<br />
in die strategischen Überlegungen der<br />
ÖBB beruht auf der Hoffnung, ähnlich wie in<br />
anderen Infrastrukturbereichen wie Straße,<br />
Energie oder Telekom auch im Bereich Schiene<br />
die Chancen derartiger Modelle zu nützen.<br />
Es gibt hier bereits erste Projektansätze im Bereich<br />
Schiene, die als PPP-Modelle umgesetzt<br />
wurden, u. a. der Klima-Wind-Kanal Wien<br />
oder der Güterterminal Werndorf. Ob und wieweit<br />
sich Public Private Partnerships in diesem<br />
Bereich bewähren und ihre Vorteile wie z. B.<br />
die raschere Realisierung von Projekten, die<br />
Risikoteilung zwischen öffentlichem Sektor<br />
und Privaten und die Nutzbarkeit vielfältiger<br />
Finanzierungsformen im Rahmen der Umsetzung<br />
konkreter Projekte der ÖBB auch im<br />
Rahmen des Technologietransfer ins Ausland<br />
genutzt werden können wird aber letztlich abzuwarten<br />
sein. k
Fotos: VAMED<br />
Topspital in Kuala Lumpur<br />
D er<br />
Gesundheitsdienstleister VA-<br />
MED ist bereits seit 1987 in Malaysia<br />
aktiv und hat hier schon mehrere<br />
Großprojekte erfolgreich umgesetzt.<br />
Der erste große Auftrag war das 1992 fertig<br />
gestellte National Heart Institute, das<br />
wichtigste Herzzentrum des Landes. Das<br />
hat dann auch mit den Ausschlag da<strong>für</strong> gegeben,<br />
dass der Petronas-Konzern dem<br />
österreichischen Unternehmen den Zuschlag<br />
<strong>für</strong> sein Krankenhausprojekt erteilt<br />
hat. „Aufgrund unserer umfangreichen Er-<br />
fahrung auf diesem Gebiet hat man die Fertigstellung,<br />
die komplette medizintechnische<br />
Ausstattung und die Gesamtbetriebsführung<br />
des Prince Court Medical Centers<br />
(PCMC) uns in Partnerschaft mit der Medizinischen<br />
Universität Wien übergeben,“<br />
freut sich VAMED-Geschäftsführer Johann<br />
Strahlhofer. Das neue Krankenhaus wurde<br />
als „Sieben-Stern-Privatspital" mit 330 luxuriös<br />
ausgestatteten Einzelzimmern bzw.<br />
-suiten positioniert, die medizinischen Einrichtungen<br />
und die Fachkompetenz des<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
GESUNDHEITSTECHNOLOGIE. Der malaysische Öl- und Gasriese Petronas hat vor kurzem in der Hauptstadt Kuala<br />
Lumpur ein „Sieben-Stern-Spital“ eröffnet. Für dessen Ausstattung war die VAMED verantwortlich, gemeinsam<br />
mit ihrem Partner, der Medizinischen Universität Wien, hat sie auch den Zuschlag <strong>für</strong> die Gesamtbetriebsführung<br />
des Prince Court Medical Centers erhalten. g<br />
Das Prince Court Medical Center<br />
ist das neue Vorzeigeprojekt von<br />
VAMED und MedUni Wien.
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Personals bewegen sich ebenfalls auf entsprechend<br />
hohem Niveau. Im PCMC befinden<br />
sich fünf „Centers of Excellence“ mit<br />
den Schwerpunkten Herz, Onkologie, Mutter<br />
und Kind, plastische Chirurgie und<br />
Haut- und Verbrennungszentrum sowie<br />
Urologie und Nephrologie inklusive eines<br />
Gesundheitszentrums <strong>für</strong> Männer. „Wir<br />
wollen das Prince Court Medical Center zu<br />
einem der besten Spitäler in Südostasien<br />
machen“, betont Strahlhofer. Als Zielgruppe<br />
nennt er in erster Linie Privatpersonen<br />
und die Mitarbeiter der Petronas. Das dritte<br />
Standbein soll der Gesundheitstourismus<br />
werden. „Malaysia ist im Sommer vor allem<br />
bei Gästen aus dem mittleren Osten sehr<br />
beliebt. Immer mehr verbinden ihren Urlaub<br />
hier mit einem Gesundheitscheck", so<br />
Strahlhofer.<br />
Das Krankenhaus befindet sich in der<br />
Nähe der Petronas-Towers im Zentrum<br />
Kuala Lumpurs. Die Baumaßnahmen waren<br />
schon weit fortgeschritten gewesen, als die<br />
„Wir wollen das Prince Court Medical Center zu<br />
einem der besten Spitäler in Südostasien machen.“<br />
JOHANN STRAHLHOFER, VAMED<br />
VAMED und die Medizinische Universität<br />
Wien hinzugezogen wurden. „Wir haben<br />
bei der Übernahme gesehen, dass planungstechnisch<br />
noch Änderungen notwendig<br />
waren und diese dann soweit als möglich<br />
umgesetzt. Parallel zu den Umbauten<br />
und der medizintechnischen Ausstattung<br />
haben wir damit begonnen, die Gesamtbetriebsführung<br />
aufzubauen“, erzählt Strahlhofer.<br />
Sein Unternehmen stellt den Gesamtspitalsdirektor,<br />
ist <strong>für</strong> die administrative<br />
und technische Betriebsführung sowie <strong>für</strong><br />
das Marketing zuständig. Von der Medizinischen<br />
Universität kommt der medizinische<br />
Direktor, sie ist außerdem <strong>für</strong> die anspruchsvolle<br />
medizinische Versorgung sowie<br />
<strong>für</strong> die Ausbildung der rund 700 Krankenhausmitarbeiter<br />
vor Ort verantwortlich.<br />
Das neue Krankenhaus hat mit Ende September<br />
den Teilbetrieb aufgenommen.<br />
1987 HAT DIE VAMED IN KUALA LUMPUR<br />
ihre erste Auslandsniederlassung gegründet.<br />
Man habe hier großes Potenzial <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung eines Gesundheitsgeschäfts<br />
gesehen, betont Strahlhofer. Von dort ist<br />
anschließend der Sprung in andere südostasiatische<br />
Länder gelungen wie Indonesien,<br />
Philippinen, Vietnam oder China. Der Ge-<br />
schäftsführer betont, dass dabei sehr oft<br />
das BMVIT bzw. die Mitgliedschaft im Gesundheitscluster,<br />
der Austrian Health Care<br />
Systems & Engineering GmbH (AHC), von<br />
großer Bedeutung war. „Vorsorge- und Gesundheitseinrichtungen<br />
sind oft staatliche<br />
Institutionen. Hier ist es immer wichtig,<br />
wenn zwischen Österreich und dem jeweiligen<br />
Land gute politische Beziehungen bestehen,<br />
die dann zum Beispiel in bilaterale<br />
Abkommen über einen Technologietransfer<br />
münden. Diese Abkommen helfen uns aber<br />
auch im Rahmen der Schulungen und Trainings<br />
<strong>für</strong> das medizinische Personal. Wir<br />
haben immer wieder enge Kooperationen<br />
mit dem BMVIT und erhalten aus dieser<br />
Richtung wertvolle Unterstützung <strong>für</strong> unsere<br />
Arbeit.“<br />
DIE VAMED FEIERT heuer nicht nur 20<br />
Jahre Präsenz in Malaysia, sondern auch<br />
ihr 25-jähriges Bestehen. Sie wurde 1982<br />
gegründet und mit der Fertigstellung des<br />
neuen Wiener Allgemeinen Krankenhauses<br />
betraut. Kurze Zeit später wurde ihr auch<br />
die umfassende technische Betriebsführung<br />
übertragen. Mit rund 35 Instituten und Kliniken,<br />
2.200 Betten und umfangreichen<br />
Einrichtungen <strong>für</strong> Lehre und Forschung ist<br />
das Universitätsklinikum heute eine der<br />
wichtigsten Gesundheitseinrichtungen der<br />
Welt. Die VAMED hat in der Folge ihr gesammeltes<br />
Know-how <strong>für</strong> andere Projekte<br />
genützt und mit einer intensiven Marktbearbeitung<br />
im In- und Ausland begonnen.<br />
1984 verzeichnete man mit einem Auftrag<br />
aus dem Irak den ersten Auslandserfolg.<br />
Heute ist das Unternehmen in 50 Ländern<br />
der Welt tätig und hat bislang an die 500<br />
Gesundheitsprojekte umgesetzt.<br />
„Die VAMED ist einzigartig“, betont<br />
Strahlhofer. „Im Gegensatz zu den Mitbewerbern<br />
sind wir ausschließlich auf den<br />
Gesundheitsbereich konzentriert und übernehmen<br />
unter dem Motto ’Alles aus einer<br />
Hand’ die gesamte Abwicklung eines Projektes:<br />
von der Idee über die Projektentwicklung<br />
gemeinsam mit dem Kunden, entsprechender<br />
Planung, Errichtung und Ausstattung,<br />
Trainings und Ausbildung des<br />
Personals sowie die Übernahme der technischen<br />
beziehungsweise der Gesamtbetriebsführung.“<br />
Als großes Plus seines Unternehmens bezeichnet<br />
er die Fähigkeit, sich rasch an die<br />
jeweiligen örtliche Gegebenheiten anzupassen.<br />
„Besonders wichtig ist die Vorort-<br />
Präsenz, mit ausgezeichneten lokalen Mitarbeitern<br />
- nach unserem Motto ‘Think global<br />
- act local‘ haben wir immer die besten<br />
Erfahrungen gemacht." k
Foto: Photodisc<br />
D ie<br />
Produktion und der Export vonhochtechnologischen<br />
Waren und<br />
Dienstleistungen (Technologietransfer)<br />
alleine können nicht ausreichend starke<br />
Impulse <strong>für</strong> den heimischen Arbeitsmarkt und<br />
die österreichische Volkswirtschaft geben. Nur<br />
auf Hightech zu fokussieren ist kein Königsweg<br />
<strong>für</strong> die Lösung der Beschäftigungsprobleme<br />
in Österreich und bringt alleine auch nicht<br />
ausreichende Wachstumseffekte. Das ist eine<br />
der Kernaussagen einer im Auftrag des BMVIT<br />
verfassten Studie der renommierten Forschungsgesellschaft<br />
Joanneum Research. Unter<br />
internationalem Technologietransfer versteht<br />
man den Wissensfluss durch Hochtechnologieexporte,<br />
aber auch durch internationale<br />
Direktinvestitionen oder die Vergabe von<br />
Lizenzen.<br />
„Zwar bringt der technologische Wandel<br />
hin zu Hochtechnologie längerfristig positive<br />
Effekte, allerdings gibt es keinen automatischen<br />
Zusammenhang, manche Branchen<br />
sind von dieser Veränderung gar negativ be-<br />
troffen“, sagt Studienautor Wolfgang Polt<br />
von Joanneum Research. Ein einfacher und<br />
direkter Zusammenhang zwischen dem Anteilswachstum<br />
des Hightech-Sektors und<br />
dem Wirtschaftswachstum lasse sich im<br />
OECD-Vergleich nicht feststellen. Auch die<br />
beiden oft genannten Beispiele eines durch<br />
Technologie ausgelösten wirtschaftlichen<br />
Wachstumsschubs, nämlich Finnland und Irland,<br />
seien <strong>für</strong> Österreich nur bedingt als<br />
Vorbilder tauglich. „Diese beiden Länder stellen<br />
Ausreißer dar. Irland hatte ziemliches<br />
Glück, weil es englischsprachig ist, Finnland<br />
war wegen des Zusammenbruchs der Wirtschaft<br />
– der die Dimension der Weltwirtschaftskrise<br />
der 30er-Jahre hatte – zu raschen<br />
Strukturwandel hin zu Hightech gezwungen.<br />
Es war ein Erfolg unter Qualen<br />
und Risken, so ist die Arbeitslosigkeit in<br />
Finnland auch 15 Jahren nach dem Wandel<br />
deutlich höher als in Österreich“, erläutert<br />
Polt. Nichtsdestotrotz, die Alpenrepublik<br />
müsse an den Anstrengungen festhalten, ih-<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Technologieentwicklung statt Importe<br />
INNOVATION. Eine brandaktuelle Studie des Joanneum Research <strong>für</strong> das BMVIT zum Thema Technologietransfer<br />
zeigt: Hightech-Exporte allein bringen nicht automatisch mehr Wachstum und Jobs. Dennoch liegt auch im Hochtechnologie-Export<br />
die wirtschaftliche Zukunft Österreichs. g<br />
re hochtechnologische und wissensbasierte<br />
Wirtschaft in diese Richtung weiter zu entwickeln,<br />
so die Experten der Joanneum Research.<br />
Diesen Trend im Strukturwandel der<br />
entwickelten Industrieländer habe Österreich<br />
im Wesentlichen mitgemacht. Dennoch, die<br />
Aufholphase, die Österreich noch bis in die<br />
80er-Jahre überdurchschnittliche Wachsneuer<br />
Wachstumspfad, der mehr auf eigener<br />
Technologieentwicklung denn auf Technologieimport<br />
fußt, ist jetzt nötig. Dass die F&E-<br />
Quote bereits über den Durchschnittswerten<br />
der EU-15 und der OECD liegt, sei ein erfreuliche<br />
Entwicklung in die richtige Richtung.<br />
WAS ABER GEGEN EINE REINE FOKUSSIE-<br />
RUNG AUF HOCHTECHNOLOGIE SPRICHT: Die<br />
internationale Nachfrage in diesem Bereich ist<br />
nicht stabil, sondern im Konjunkturzyklus<br />
ziemlich volatil, daher ist ausschließliches Setzen<br />
auf den Hightech-Bereich auch mit größeren<br />
ökonomischen Gefahren verbunden. Eine<br />
starke Spezialisierung auf Spitzentechnologie-<br />
Exporte könne größere Profite, aber auch eine<br />
größere Verletzlichkeit bringen, gibt der Experte<br />
zu bedenken. Andererseits würden sich<br />
die Folgen einer daraus resultierenden Technologieführerschaft<br />
positiv auswirken, denn ein<br />
hoher Besatz von Hightech-Industrien sichere<br />
die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, da Imitation<br />
in diesen Branchen schwieriger ist. Zusätzlich<br />
schlage sich die branchenspezifische<br />
Wachstumsdynamik positiv in der Bilanz nieder.<br />
Eines lässt sich feststellen: Es gibt zwischen<br />
den Bereichen Sachgüterproduktion und<br />
Dienstleistungen größere Unterschiede in der<br />
Wertschöpfungs- und Arbeitsmarktrelevanz<br />
als zwischen unterschiedlich technologieintensiven<br />
Branchen. Denn die Dienstleistungsbetriebe<br />
würden viel eher Vorleistungen in<br />
Österreich einkaufen als die Güterproduzenten.<br />
Diese viel niedrigere Importquote des<br />
Dienstleistungssektors bringe im Land deutlich<br />
höhere Wertschöpfung und sichere mehr Arbeitsplätze<br />
als die in hohem Ausmaß international<br />
arbeitsteilige Sachgütererzeugung. Umso<br />
höher ihr Technologieanteil, desto größer<br />
die internationale Arbeitsteilung, was zugleich<br />
eine geringere inländische Wertschöpfung bedeute,<br />
analysieren die Experten. Tendenziell
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
weisen höhertechnologische Sektoren geringere<br />
Exportmultiplikatoren auf, denn sie verwenden<br />
technologische höherwertige und daher<br />
teurere Vorleistungen, die wiederum in<br />
stärkerem Maß importiert werden. Bei Dienstleistungen<br />
schaut es ganz anders aus: Sie haben<br />
höhere Multiplikatoren, da sie geringere<br />
Vorleistungsanteile aufweisen und da<strong>für</strong> weniger<br />
Importe benötigen und der Anteil inländischer<br />
Wertschöpfung höher ist. Wie sich die<br />
Beschäftigungsauswirkungen je nach Technologieniveau<br />
darstellen, erläutert Studien-Mitautor<br />
Gerhard Streicher: „100.000 Euro mehr<br />
Exportumsatz bringen im Hightech-Bereich<br />
vier zusätzliche Beschäftigte, im Niedrigtechnologiesektor<br />
fünf zusätzliche Jobs. Die Beschäftigungseffekte<br />
im Dienstleistungsbereich<br />
sind höher als in der Sachgüterproduktion, in<br />
den wenigsten wissensintensiven Bereichen<br />
beträgt der Multiplikatoreffekt gar sieben, also<br />
entstehen dort <strong>für</strong> 100.000 Euro an zusätzlichen<br />
Erlösen gar sieben zusätzliche Stellen“.<br />
„Die Branchenklassifikation ist kein Element<br />
mehr, an dem sich die Technologiepolitik und die<br />
Politik im Allgemeinen orientieren sollten.“<br />
WOLFGANG POLT, JOANNEUM RESEARCH<br />
KURZFRISTIGE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE<br />
ÜBERLEGUNGEN (MULTIPLIKATOREN) sind keine<br />
ausreichenden Argumente <strong>für</strong> die langfristig<br />
angelegte Förderung hochtechnologischer Exporte.<br />
„Das Hauptproblem bei der Hochtechnologie<br />
ist, dass die durchschnittliche Vorleistungsquote<br />
50 Prozent beträgt, in manchen<br />
Wirtschaftssektoren gar bis zu 80 Prozent“, so<br />
Polt. Das sei aber dennoch positiv, weil Hochtechnologie<br />
generell eine höhere Exportneigung<br />
aufweise. Eines müsse man aber bedenken:<br />
Hightech-Exporte führen nicht automatisch<br />
zu besseren volkswirtschaftlichen Effekten.<br />
Daraus dürfe man aber keine Trugschlüsse<br />
ziehen, resümiert der Experte: Die Tatsache,<br />
dass Hochtechnologieexporte tendenziell unterdurchschnittliche<br />
Wertschöpfungseffekte<br />
auf die heimische Wirtschaft ausüben, heißt<br />
aber nicht, dass eine Forcierung von höhertechnologischen<br />
Produktion volkswirtschaftlich<br />
sinnlos ist. Auch der Umkehrschluss, dass<br />
das Forcieren von Produkten geringer Technologieintensität<br />
sinnvoll <strong>für</strong> die Volkswirtschaft<br />
wäre, sei nicht richtig. Diese Schlüsse lassen<br />
sich ohnedies nur aus einer statischen Betrachtung<br />
der österreichischen Wirtschaft ziehen. In<br />
einem dynamischen Modell müssen auch die<br />
künftigen Wettbewerbspositionen der jeweiligen<br />
Sektoren mitberücksichtigt werden. Niedriglohnsektoren,<br />
selbst wenn sie wegen niedrigerer<br />
Importe hohe Multiplikatoren aufwei-<br />
sen, sind in Österreich bei gegebenen Standortbedingungen<br />
kaum noch wettbewerbsfähig.<br />
Ein Beispiel da<strong>für</strong> wäre der Bekleidungssektor,<br />
dessen Anteil an der Gesamtwirtschaft<br />
stark gesunken ist. Über die Zeit betrachtet<br />
zeige sich ein langsamer, aber doch stetiger<br />
Strukturwandel in Österreich im Sinne einer<br />
Abnahme des relativen Gewichts des Lowtech-<br />
Sektors zu Gunsten der mittleren und höheren<br />
Technologiesegmente. Im Vergleich zu anderen<br />
Ländern liege die Geschwindigkeit dieses<br />
Strukturwandels im Land der Hämmer im Einklang<br />
mit dem Trend.<br />
FRAGLICHE DEFINITIONEN. Zugleich warnt<br />
Polt davor, dass die Definition der OECD (Klub<br />
der westlichen Industrieländer), was Hochtechnologiesektoren<br />
sind, nicht abbildet, dass<br />
gerade in Österreich auch als „Nicht-Hightech“<br />
kategorisierte Wirtschaftszweige hochqualifizierte<br />
und hochkomplexe Technologien einsetzen<br />
und eine hohe Forschungsintensität aufweisen.<br />
Als Beispiel nennt Polt Erzeuger von<br />
Gleisbaumaschinen, Liftbauer oder Kunststoffmaschinenhersteller,<br />
die zwar laut OECD nur<br />
Mediumtech sind, aber komplexe, hochtechnologische<br />
Produkte entwickeln und in Nischen<br />
erfolgreich tätig sind. Oft wird Technologie<br />
falsch klassifiziert, so das Resümee der<br />
Experten. Als Beispiel da<strong>für</strong> gelte die Firma Lisec,<br />
die den Staatspreis Innovation 2006 erhalten<br />
hat. Das Unternehmen ist zwar absoluter<br />
internationaler Spitzenreiter, aber eben in einer<br />
absolut als Lowtech definierten Branche<br />
tätig. Lisec ist weltgrößter Hersteller von<br />
Hightech-Produktionslinien <strong>für</strong> die Isolierglasindustrie,<br />
prämiert wurde das Unternehmen<br />
<strong>für</strong> eine vollautomatische Härteanlage, die es<br />
erstmals ermöglicht, Flachgläser mit einer<br />
Stärke von unter drei Millimetern vorzuspannen.<br />
Was bei der Bewertung Hoch- oder Niedrigtechnologie<br />
noch dazu kommt: Man müsse<br />
auch die Kategorien Qualifikationsniveau der<br />
Mitarbeiter und die Investitionsintensität eines<br />
Unternehmens heranziehen. Dies gelte besonders<br />
<strong>für</strong> KMUs. „Die Branchenklassifikation ist<br />
kein Element mehr, an dem sich die Technologiepolitik<br />
und die Politik im Allgemeinen orientieren<br />
sollten. Ziel muss es sein, die Forschungs-<br />
und Entwicklungsintensität über alle<br />
Sektoren hinweg zu heben.“ Das sei die beste<br />
Methode, dass Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit<br />
erhalten oder verbessern kann. Investitionen<br />
waren in Österreich in den vergangenen<br />
Jahren der wichtigste Wachstumsmotor, was<br />
auch auf die große Bedeutung des Technologietransfers<br />
im Sinne von „Embodied Technological<br />
Change“ schließen lässt. Darunter versteht<br />
man, dass durch Importe das in Maschinen<br />
und Anlagen enthaltene Wissen nach<br />
Österreich gebracht wird. k
Jobmotor Hightech<br />
A ußer<br />
Streit steht, dass Österreich ein<br />
Defizit im Hightechbereich hat. Auch<br />
wenn wir in den letzten Jahrzehnten<br />
etwas aufgeholt haben, so sind wir sowohl was<br />
Wertschöpfung als auch die Dynamik betrifft<br />
unterhalb des OECD-Durchschnitts“, betont<br />
Kubitschek. Allerdings gäbe es Expertendiskussionen,<br />
ob es wirklich sinnvoll sei, sämtliche<br />
Förderungen jetzt in Richtung Hightech<br />
umzuleiten, wie von vielen gewünscht. In<br />
Finnland, das da<strong>für</strong> immer wieder als Vorbild<br />
hergenommen wird, hat das wunderbar funktioniert:<br />
Je höher der Anteil der Hochtechnologie<br />
an der Gesamtwirtschaft geworden ist,<br />
desto stärker ist die Wertschöpfung gestiegen.<br />
Allerdings hätte dieses Land im Vergleich zu<br />
Österreich eine komplett verschiedene Wirtschaftsstruktur,<br />
betont die Bereichsleiterin.<br />
„Man kann die Technologiepolitik nicht losgelöst<br />
von den Wirtschaftsstrukturen oder der<br />
wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung eines<br />
Landes sehen oder betreiben. Es gibt keine all-<br />
gemein gültigen Rezepte, sondern immer nur<br />
sehr spezielle Lösungen, die <strong>für</strong> das jeweilige<br />
Land maßgeschneidert sein müssen.“<br />
Unterstützung erhält sie von einer Studie<br />
des Österreichischen Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung<br />
(WIFO). In Österreich hätten die Erhebungen<br />
gezeigt, dass trotz gestiegenem<br />
Hightech-Anteil die Wertschöpfung deutlich<br />
schwächer gewachsen sei als erwartet, erzählt<br />
Kubitschek. Sie be<strong>für</strong>chtet im Gegenzug, dass<br />
durch eine zu starke Konzentration auf<br />
Hightech jene Bereiche finanziell ausgehungert<br />
werden könnten, in denen Österreich besonders<br />
gut ist: Nischen im Mediumtech, die<br />
vorwiegend von kleinen und mittleren Unternehmen<br />
hervorragend besetzt sind und in denen<br />
einige Weltmarktführer zu finden sind.<br />
„Das sind genau die Unternehmen, die ganz<br />
wichtig <strong>für</strong> die regionale Entwicklung sind.<br />
Das heißt, man muss zwar etwas in Richtung<br />
Hightech machen, weil wir hier Defizite haben,<br />
sollte es aber gleichzeitig nicht überbewerten.<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
ARBEITSPLÄTZE. Produktion und Export von Hochtechnologie stärken die österreichische Wirtschaft und werden<br />
von vielen als Möglichkeit gesehen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Maria Kubitschek, die Leiterin des Bereiches<br />
Wirtschaft in der Arbeiterkammer Wien, will das aber etwas differenzierter betrachtet wissen. g<br />
Foto: Photodisc
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Foto: AK Wien<br />
Es geht darum, eine gut gemischte Strategie zu<br />
finden.“ In diesem Zusammenhang bedauert<br />
sie, dass es keine gemeinsame, abgestimmte<br />
Marschrichtung gäbe, unter anderem deshalb,<br />
weil Forschung und Entwicklung in die Zuständigkeitsbereiche<br />
mehrerer Ministerien fallen.<br />
Auch bezüglich der Auswirkungen auf<br />
den Arbeitsmarkt ist die Technologieförderung<br />
differenziert zu sehen: Wo sie eine wichtige<br />
Rolle spiele, sei die Sicherung des Produktionsstandortes<br />
Österreich, unterstreicht Kubit-<br />
„Je innovativer ein Unternehmen<br />
ist, desto besser kann es sich behaupten.<br />
Das ist jener Effekt, der arbeitsmarktpolitisch<br />
das wesentlichste Argument ist.”<br />
MARIA KUBITSCHEK, ARBEITERKAMMER WIEN<br />
schek: „KMUs müssen unheimlich innovativ<br />
sein, um die Produktion ganz oder zumindest<br />
zum Teil in Österreich zu halten.“ Für sie seien<br />
vor allem die günstigen Kredite des ERP-<br />
Fonds von enormer Bedeutung. Oft könne erst<br />
dadurch ein Innovationsprozess in Gang gesetzt<br />
werden, der die deutlich höheren Lohnkosten<br />
etwa verglichen mit Ungarn wieder<br />
wettmacht. „Je innovativer ein Unternehmen<br />
ist, desto besser kann es sich behaupten. Das<br />
ist jener Effekt, der arbeitsmarktpolitisch das<br />
wesentlichste Argument ist.“<br />
GELEGENTLICH HÖRT MAN DEN EINWAND,<br />
dass durch den Einsatz von Hochtechnologie<br />
ein gegenteiliger Effekt entstünde und dass<br />
Arbeitsplätze wegrationalisiert würden. Als<br />
allgemeine Aussage sei dies absolut unzulässig,<br />
meint sie. Das betreffe eher jene Betriebe<br />
im Mediumtechbereich, wo neue Anlagen implementiert<br />
werden. „Da können natürlich<br />
durch die Rationalisierung Arbeitsplätze wegfallen.<br />
Aber oft genug kann ein Unternehmen<br />
nur durch eine solche Maßnahme weiterhin im<br />
internationalen Konkurrenzkampf bestehen<br />
und damit auch die Produktion in Österreich<br />
aufrechterhalten. So tragisch das auch <strong>für</strong> jeden<br />
Einzelnen ist, der dadurch seinen Arbeitsplatz<br />
verliert: Im Endeffekt profitieren die verbliebenen<br />
Mitarbeiter davon, weil ihre Jobs<br />
längerfristig abgesichert sind.“ Wenn es hingegen<br />
darum geht, neue Stellen zu schaffen,<br />
dann werde die Technologieförderung oft<br />
überschätzt, berichtet Kubitschek. Alle drei<br />
Jahre vergibt die Arbeiterkammer gemeinsam<br />
mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft<br />
(FFG) den Preis „Arbeitsplätze<br />
durch Innovation“. Dieser hat das Ziel, „Be-<br />
triebe, die durch innovative Projekte und Produkte<br />
tatsächlich Arbeitsplätze schaffen, vor<br />
den Vorhang zu bitten und das Thema in der<br />
Öffentlichkeit besser zu positionieren. Aber<br />
selbst bei diesen prämierten Unternehmen<br />
spielt sich das nicht in einem Bereich von Hunderten<br />
neuen Jobs ab. Die Annahme, Technologieförderung<br />
bringt automatisch mehr Arbeitsplätze,<br />
ist einfach überzogen.“<br />
SO WICHTIG die Technologieförderung<br />
prinzipiell auch sei, sie könne immer nur ein<br />
Teil einer umfassenden Beschäftigungsstrategie<br />
sein, meint sie. Um Arbeitsplätze nachhaltig<br />
zu sichern und neue zu schaffen benötige<br />
man ein Bündel von Maßnahmen. Von zentraler<br />
Bedeutung seien hier Aus- und Weiterbildung.<br />
Innovative und wettbewerbsfähige Unternehmen<br />
benötigen qualifiziertes Personal –<br />
ein Thema, dass nicht erst wegen des aktuellen<br />
Facharbeitermangels in Österreich stark in<br />
den Mittelpunkt gerückt ist. „Ich glaube, dieser<br />
Punkt ist extrem wichtig. Bildung ist die<br />
Verbindungsstelle zwischen Technologie- und<br />
Beschäftigungspolitik. Wenn in den technischen<br />
und naturwissenschaftlichen Berufen<br />
die Nachfrage nicht gedeckt werden kann,<br />
dann ist das eine Herausforderung <strong>für</strong> die Bildungspolitik,<br />
hier etwas zu bewegen. Wenn<br />
wir die benötigten Fachkräfte nicht zur Verfügung<br />
stellen können, dann ist das eine Innovationsbremse.“<br />
Zentrale Bedeutung hat laut Kubitschek<br />
auch eine funktionierende Nachfrage im Inland.<br />
„Die private Konsumnachfrage hat sich<br />
in Österreich noch schlechter entwickelt als der<br />
EU-Durchschnitt. Und sogar jetzt, wo die Konjunktur<br />
so gut ist, lässt hinkt der Konsum hinterher.“<br />
Da<strong>für</strong> sieht sie mehrere Gründe: Einerseits<br />
herrscht eine große Verunsicherung wegen<br />
der Angst um den eigenen Arbeitsplatz<br />
bzw. der Ungewissheit, ob man später einmal<br />
eine Pension bekommt, von der man leben<br />
kann. Kein Wunder also, dass die ohnehin traditionell<br />
hohen Sparguthaben der Österreicher<br />
neue Rekordwerte erreicht haben. Andererseits<br />
ist die Einkommenssituation schlecht. „Wir haben<br />
seit zehn Jahren keine Reallohnzuwächse<br />
mehr“, kritisiert Kubitschek. „Außerdem haben<br />
unsere Studien ergeben, dass jemand, der einen<br />
neuen Job antritt, meistens weniger verdient<br />
als vorher. Gleichzeitig explodieren die<br />
Gewinne der Unternehmen. Diese massive<br />
Schieflage in der Verteilung wird ein immer<br />
brisanteres Thema.“ Alles hänge jetzt davon<br />
ab, die private Nachfrage anzukurbeln und zu<br />
stabilisieren, um die derzeit noch gute Konjunktursituation<br />
zu verlängern. Eine der wichtigsten<br />
Maßnahmen wäre <strong>für</strong> sie daher eine<br />
Steuerreform, mit der kleinere und mittlere<br />
Einkommen entlastet werden. k
Bestens vernetzt<br />
W ir<br />
haben 70 große Stützpunkte<br />
zum Beispiel in Prag, Mailand<br />
oder Moskau mit bis zu 20 Mitarbeitern<br />
und 37 Marketingbüros mit zwei<br />
Mitarbeitern etwa in Bozen, Brünn, St. Petersburg<br />
oder Baku. Das hängt immer davon ab,<br />
wie groß und wie wichtig die jeweilige Region<br />
<strong>für</strong> die österreichische Wirtschaft ist“, erzählt<br />
AWO-Abteilungsleiter Walter Koren. Diese<br />
Teams bestehen aus österreichischen und lokalen<br />
Experten, die von einem Handelsdelegierten<br />
geführt werden, und verfügen über umfangreiche<br />
Marktkenntnisse. „Sie sammeln <strong>für</strong><br />
jeden einzelnen österreichischen Exporteur<br />
wichtige Informationen. Das beginnt mit dem<br />
Feststellen der Größe des jeweiligen Marktes<br />
oder Teilmarktes und geht über die Konkurrenzanalyse,<br />
wo man sich die Mitbewerber genau<br />
ansieht, bis hin zur Suche nach geeigneten<br />
Partnern und der Unterstützung bei<br />
Rechtsstreitigkeiten.“ Große Bedeutung misst<br />
die AWO den Zukunftsmärkten zum Beispiel in<br />
China, Indien, Südostasien oder Nordafrika zu.<br />
Hier sei man sehr präsent und arbeite besonders<br />
bei Infrastrukturprojekten und Technologie-Kooperationen<br />
intensiv mit dem BMVIT<br />
bzw. den Clustern zusammen, erzählt Koren.<br />
„Nachdem Politik und Wirtschaft in diesen<br />
Wachstumsmärkten sehr stark miteinander<br />
verzahnt sind, leistet das BMVIT hier wertvolle<br />
Hilfe, indem es mit Zusammenarbeitsverträgen<br />
<strong>für</strong> gute politische Rahmenbedingungen<br />
sorgt und so Leben in die Wirtschaftsbeziehungen<br />
bringt.“ Die Reise nach Venezuela bezeichnet<br />
er als typisches Beispiel da<strong>für</strong>, welche<br />
wichtigen Zeichen dadurch gesetzt werden. Einerseits<br />
sei damit gezeigt worden, dass Österreich<br />
Vertrauen in dieses Land habe und es offiziell<br />
unterstütze, andererseits habe man damit<br />
den österreichischen Unternehmen signalisiert,<br />
dass sie <strong>für</strong> ihre Wirtschaftsprojekte<br />
„Rückenwind“ von offizieller Stelle erhielten.<br />
ALS ZWEITE WICHTIGE FUNKTION öffentlicher<br />
Stellen in Österreich bezeichnet Koren die<br />
„Clusterisierung“ von Unternehmen: „Das ist<br />
schon allein wegen unserer sehr klein- und<br />
mittelständisch strukturieren Firmenlandschaft<br />
notwendig: Immerhin sind 98 Prozent<br />
der österreichischen Unternehmen KMUs, die<br />
als einzelne Firma Großprojekte nie in Angriff<br />
nehmen könnten. Es ist wichtig, sie schon in<br />
Österreich zu vernetzen und <strong>für</strong> sie im einen<br />
oder anderen Fall auch ausländische Partner<br />
zu suchen.“ Es gäbe sehr gute Initiativen, heimische<br />
Unternehmen in Gruppen zusammenzufassen<br />
und dann in die Auslandsmärkte zu<br />
führen, wo große und kleine im Verbund komplette<br />
Krankenhäuser, Kraftwerke oder ähnliches<br />
errichten. „Wir sehen uns hier als komplementären<br />
Partner zu den Clustern. Man kann<br />
solche Vorhaben zwar in Österreich bündeln,<br />
aber man muss auch im Ausland eine Vor-Ort-<br />
Präsenz haben. Und als solche verstehen wir<br />
uns bei der AWO.“ Je nach ihrer Größe haben<br />
die Auslandsbüros zwischen 2.000 und 5.000<br />
Netzwerkpartner. Gemeinsam werden <strong>für</strong> die<br />
Firmen Geschäftspartner speziell im Infrastruktur-,<br />
Gesundheits-, Umwelt- und Hochtechnologiebereich<br />
gesucht – Sektoren, die <strong>für</strong><br />
österreichische Unternehmen und die österreichische<br />
Wirtschaft von Bedeutung sind. Nachdem<br />
in diesen Ländern die Finanzierung eine<br />
große Rolle spielt, baut die AWO ein zusätzliches<br />
Netzwerk auf, das sich projektorientiert<br />
gleichzeitig auch um die notwendigen Mittel<br />
kümmern soll. „Die Bandbreite reicht von rein<br />
kommerzieller Finanzierung bis hin zu Schenkungen.<br />
Wir sehen das als Vorausleistung und<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
WELTHANDEL. Die „Außenwirtschaft Österreich (AWO)“ in der Wirtschaftskammer Österreich unterstützt heimische<br />
Firmen beim Export. Sie betreibt Büros in den wichtigsten Auslandsmärkten und kooperiert eng mit dem BMVIT,<br />
den Clustern und anderen nationalen sowie internationalen Organisationen. g<br />
„Die Welt ist unser Markt.“<br />
Walter Koren, AWO<br />
WKO/AWO
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
nehmen diese Sache sehr ernst, weil es ein sehr<br />
gutes Signal gegenüber diesen Ländern ist“,<br />
betont Koren. Damit werde sichergestellt, dass<br />
sich diese Länder die Hochtechnologie aus<br />
Österreich auch tatsächlich leisten können. Die<br />
Finanzierungsquellen können dabei sehr vielfältig<br />
sein: internationale Finanzinstitutionen<br />
wie die Asian Developement Bank (ADB) oder<br />
die Europäische Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau und<br />
Entwicklung (EBRD) und nationale wie die <strong>für</strong><br />
2008 geplante Österreichische Entwicklungsbank<br />
oder die Oesterreichische Kontrollbank<br />
(OeKB), mit der eine besonders enge Zusammenarbeit<br />
besteht.<br />
Die AWO organisiert rund 800 Informationsveranstaltungen<br />
pro Jahr, davon 500 im Ausland.<br />
Kontakt:<br />
Außenwirtschaft Österreich<br />
Exportinformation<br />
Wiedner Hauptstraße 63<br />
1045 Wien<br />
Tel.: 0800 397 678<br />
Web: www.wko.at/wko<br />
Koren räumt ein, dass vor allem bei den<br />
KMUs noch einiges an Informationsarbeit zu<br />
leisten sei. Aus diesem Grund organisiert die<br />
AWO rund 800 Veranstaltungen im Jahr, davon<br />
500 im Ausland. „Wir bringen dabei Firmen<br />
aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />
zusammen, wobei wir je nach der Größe und<br />
der wirtschaftlichen Bedeutung des Landes<br />
zunehmend auch branchenorientiert vorgehen.<br />
Ein Beispiel: der Staatsbesuch unseres<br />
Herrn Bundespräsidenten mit Wirtschaftsdelegation<br />
im Oktober in Ägypten mit den Gesprächsschwerpunkten<br />
Gesundheits-, Umwelttechnologie<br />
sowie Infrastruktur.“ Bei den<br />
Veranstaltungen im Ausland handelt es sich<br />
überwiegend um Messebeteiligungen, Wirtschaftsmissionen<br />
sowie um Leistungsschauen,<br />
wo branchenspezifische österreichische Technologie<br />
in einem bestimmten Land präsentiert<br />
wird, und um Zukunftsreisen. „Aufhänger <strong>für</strong><br />
letztere können Veranstaltungen wie der Kongress<br />
‚Grünes Bauen’ Anfang November in<br />
Chicago sein, wo energieeffizientes Bauen im<br />
Vordergrund stand. Die österreichischen Teilnehmer<br />
konnten sich dabei über das weltweite<br />
Angebot, das Know-how und den vorhandenen<br />
Markt in diesem Bereich informieren.<br />
Aber auch zu Nanotechnologie, Mechatronik<br />
oder Biotechnologie gibt und gab es Zukunftsreisen.<br />
Das BMVIT bzw. die Institutionen,<br />
die zu ihm gehören, sind dabei wichtige<br />
Partner – zumal sie die österreichischen Firmen<br />
auch auf diese Veranstaltungen aufmerksam<br />
machen.“ Umgekehrt bringt die AWO<br />
auch ausländisches Wissen nach Österreich.<br />
Ende Oktober beispielsweise informierten das<br />
Massachusetts Institute of Technology (MIT)<br />
sowie das Stanford Research Institute (SRI) im<br />
Tech Gate Vienna österreichische Firmen darüber,<br />
was in ihren Geschäftsfeldern State of<br />
the Art ist. Sie erhielten dabei Zugang zu den<br />
Datenbanken der beiden Institute, eigene „Research<br />
Angels“ halfen ihnen beim Aufspüren<br />
der gewünschten Information. Mit Technologiesachbearbeitern<br />
in New York und in Los<br />
Angeles hat die AWO Ansprechpartner, über<br />
die dann die entsprechenden Kontakte geknüpft<br />
werden konnten. Generell steht die<br />
AWO allen Unternehmen mit Rat und Tat zur<br />
Seite, die in den Export gehen (wollen). Koren<br />
betont, dass <strong>für</strong> Jung- und Kleinunternehmen,<br />
die eine Technologieförderung bekommen,<br />
zusätzlich auch eine finanzielle Unterstützung<br />
möglich ist. Anlaufstellen <strong>für</strong> eine Erstberatung<br />
sind dabei entweder die Zentrale in Wien<br />
oder der/die AWO-ReferentIn im jeweiligen<br />
Bundesland. Wer hingegen schon weiß, wohin<br />
er exportieren will, kann sich auch gleich direkt<br />
an die Außenhandelsstelle <strong>für</strong> das jeweilige<br />
Land wenden.<br />
DIE AUSSENHANDELSSTELLEN HELFEN aber<br />
auch bei Rechtsfragen. Denn sehr oft werden<br />
keine Waren exportiert, sondern Wissen. Gerade<br />
bei Lizenzverträgen ist eine Patentanmeldung<br />
im Ausland oft vorteilhaft. „Wenn<br />
die Patentierung erfolgt, dann hängt das<br />
auch mit dem Monitoring der Rechte zusammen<br />
und in Einzelfällen leider auch mit<br />
Rechtsverletzungen“, so Koren. Es sei schon<br />
mehr als einmal vorgekommen, dass auf einer<br />
Messe in Südostasien Produkte und Maschinen<br />
mit dem Qualitätssiegel „Made in<br />
Austria“ aufgetaucht seien, die in Wirklichkeit<br />
„in irgendwelchen Hinterhöfen kopiert<br />
und zusammengebaut worden sind“. Zwar<br />
seien Urheberrechtsverletzungen nicht nur<br />
in China, sondern im gesamten Südostasien<br />
ein Problem, allerdings habe sich die Situation<br />
schon spürbar verbessert, berichtet Koren.<br />
„Bei Veranstaltungen in China zum Beispiel<br />
haben sowohl der Staatspräsident als<br />
auch der Premierminister dieses Thema offen<br />
angesprochen. Inzwischen gibt es von der<br />
Staatsspitze abwärts eine deutliche Steigerung<br />
bei der Awareness.“ Bis sich dieses Unrechtsbewusstsein<br />
auch bis in die einzelnen<br />
Regionen des Landes verbreitet hat, werde es<br />
allerdings noch eine Weile dauern. Alle<br />
AWO-Büros haben daher Vertrauensanwälte,<br />
die österreichische Unternehmen im Ausland<br />
bei Vertragsaufsetzung und –vollendung<br />
helfen, sie aber auch in Sachen Patent- und<br />
Markenschutz kompetent vertreten. „Es ist<br />
sehr wichtig <strong>für</strong> unsere Firmen zu wissen,<br />
dass es hier von offizieller österreichischer<br />
Seite in jeglicher Hinsicht einen Flankenschutz<br />
gibt. Heimische Unternehmen investieren<br />
daher auch in diesen Ländern und erhöhen<br />
damit ihre eigenen Marktchancen.<br />
Das ist sehr wichtig, denn die Welt ist unser<br />
Markt“, so Koren. k
Foto: Tanja Forsch<br />
Speerspitzen im Ausland<br />
D ie<br />
Außenhandelsstellen helfen<br />
österreichischen Unternehmen<br />
beim Markteintritt, indem sie wichtige<br />
Informationen über ihr Gastland sowie<br />
über Geschäftsmöglichkeiten sammeln, diese<br />
analysieren und im Anschluss detaillierte<br />
Länderberichte, Kurzmeldungen usw. direkt<br />
an die Zentrale in Wien übermitteln. Dieses<br />
Wissen steht in der Folge allen Mitgliedern<br />
der Wirtschaftskammer Österreich (WKO)<br />
gratis zur Verfügung, auch in Form von<br />
Schlagzeilen auf der WKO-Homepage. Parallel<br />
dazu werden all jene österreichischen Unternehmen<br />
informiert, von denen die AWO<br />
weiß, dass sie Interessen im betreffenden<br />
Land haben, sowie die Leitgesellschaften der<br />
Cluster. Sowohl mit den Clustern als auch<br />
dem BMVIT besteht seit vielen Jahren ein reger<br />
Informationsaustausch. Ein- bis zweimal<br />
pro Jahr gibt es anlassbezogene Treffen, bei<br />
denen Projekte bzw. die weitere Vorgangsweise<br />
in einem Land besprochen werden.<br />
Diese Vorabinformation sei deshalb so<br />
wichtig, weil mit dem Beginn einer Ausschreibung<br />
in der Regel „schon alles gelaufen<br />
ist“, erzählt Oskar Andesner, der Handelsdelegierte<br />
in Peking. Auf Anfrage liefern<br />
die Außenhandelsstellen zusätzlich aktuelle<br />
Berichte über ein Land, sondieren Chancen<br />
und Möglichkeiten <strong>für</strong> das österreichische<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
TEAMARBEIT. Die Außenwirtschaft Österreich unterstützt heimische Exporteure nicht nur im Inland mit Rat und Tat,<br />
sondern über ihre Außenhandelsstellen auch im Ausland. Letztere sammeln durch ihre Präsenz vor Ort wichtige<br />
Informationen, sind bei Krisen wertvolle Vermittler und arbeiten bei allen Aktivitäten eng mit den österreichischen<br />
Botschaften zusammen. g<br />
Chinesische Idylle im<br />
Ritan Park in Peking
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Unternehmen und stellen Kontakte mit möglichen<br />
Partnerfirmen oder den zuständigen<br />
Behörden her. Ist der potenzielle Vertragspartner<br />
ein Ministerium oder eine andere offizielle<br />
Stelle, dann hilft die Außenhandelsstelle<br />
auch bei den Verhandlungen. „Wir be-<br />
„Oft werden die kulturellen Unterschiede<br />
nicht ausreichend berücksichtigt.“<br />
OSKAR ANDESNER, HANDELSDELEGIERTER PEKING<br />
gleiten zum Beispiel Topfirmen mit guter<br />
Technologie beim Erstkontakt, aber auch bei<br />
der Vertragsunterzeichnung oder anderen<br />
wichtigen Terminen und geben ihnen damit<br />
ein 'Gesicht'.“ Ist der Vertragspartner hingegen<br />
ein privates Unternehmen, beschränkt<br />
sich die Außenhandelsstelle laut Andesner<br />
auf das Sammeln möglichst vieler und aussagekräftiger<br />
Informationen wie finanzielle<br />
Situation, Zuverlässigkeit, Zahlungsmoral<br />
etc. und stellt den Erstkontakt her.<br />
WER IN ASIEN GESCHÄFTE MACHEN WILL,<br />
muss trotz der regional zum Teil stark unterschiedlichen<br />
Mentalitäten eine gemeinsame<br />
Grundregel beachten. Entscheidend <strong>für</strong> den<br />
Erfolg ist der gute persönliche Kontakt mit<br />
dem potenziellen Kunden. Man müsse bereit<br />
sein, viel Zeit zu investieren, ihn immer wieder<br />
zu besuchen, um Vertrauen aufzubauen,<br />
erzählt Andesner. „Oft werden die kulturellen<br />
Unterschiede nicht ausreichend berück-<br />
sichtigt. Die meisten Unternehmer glauben,<br />
dass es <strong>für</strong> erfolgreiche Vertragsverhandlungen<br />
reicht, hierher zu kommen und Fachgespräche<br />
über Projekte oder Produkte zu führen.<br />
Aber das ist ein Irrglaube.“ Dies sei vor<br />
allem beim Erstgeschäft sehr wichtig, als Paradebeispiel<br />
nennt er den Vertrag zwischen<br />
Plasser & Theurer mit dem vietnamesischen<br />
Transportministerium über die Lieferung von<br />
Gleisbauanlagen: Sieben Jahre mit zum Teil<br />
zähen Verhandlungen hat es gebraucht, bis<br />
das Ministerium von den Vorteilen einer automatischen<br />
Gleisverlegung überzeugt war.<br />
Zuvor hieß es immer wieder, man nehme lieber<br />
die billigen vietnamesischen Arbeitskräfte.<br />
„Plasser & Theurer hatte schließlich nur<br />
deshalb Erfolg, weil das Unternehmen in seinem<br />
Bereich Weltmarktführer ist und weil<br />
man dem Ministerium klar machen konnte,<br />
dass <strong>für</strong> Strecken mit höherer Geschwindigkeit<br />
die Qualität der manuellen Gleisverlegung<br />
nicht ausreicht.“ Inzwischen hätten die<br />
Österreicher zwei Aufträge erhalten, die ursprünglichen<br />
Einwände seien kein Thema<br />
mehr. „Diese Überzeugungsarbeit ist sehr<br />
mühsam, und das können sich nur Firmen ab<br />
einer gewissen Größe leisten“, so Andesner.<br />
Mitunter gelingt Unternehmen auch dann<br />
ein Vertragsabschluss, wenn die Gespräche<br />
nur kurz waren. Das heißt aus den oben erwähnten<br />
Gründen deshalb noch lange nicht,<br />
dass das Geschäft auch tatsächlich zustande<br />
kommt. „Oft werden Verträge nicht erfüllt,<br />
weil sich der asiatische Partner nicht gebunden<br />
fühlt. Ich habe erlebt, dass mitunter Jahre<br />
nach der ersten Unterzeichnung und nach<br />
langwierigen Verhandlungen ein zweiter<br />
Der Handelsdelegierte Oskar Andesner (Mitte, sitzend) und sein Team in Peking.<br />
Foto: Tanja Forsch
Vertrag unterschrieben worden ist, den der<br />
asiatische Partner dann tatsächlich als Abkommen<br />
betrachtet hat. Es gibt in Asien eine<br />
komplett unterschiedliche Auffassung im<br />
Rechtsdenken“, gibt Andesner zu bedenken.<br />
Wichtig <strong>für</strong> Geschäfte in China sei auch, dass<br />
man dazu bereit sei, Wissen zu transferieren.<br />
„Wenn sich ein großes Projekt über mehrere<br />
Jahre erstreckt, dann muss der Lieferanteil<br />
von Jahr zu Jahr kleiner und der Anteil der<br />
lokalen Produktion immer größer werden.<br />
Ähnlich ist es bei Joint Ventures, die im Laufe<br />
der Zeit immer mehr in den Besitz der chinesischen<br />
Partner übergehen.“ Die Finanzierung<br />
spielt <strong>für</strong> China hingegen eine untergeordnete<br />
Rolle. Die Liquidität sei generell sehr<br />
gut, erzählt der Handelsdelegierte. „Es ist<br />
eher so, dass die Chinesen sagen: Habt ihr eine<br />
gute Finanzierung, dann nehmen wir sie.<br />
Andernfalls zahlen wir bar.“<br />
Andesner war bereits 1992 <strong>für</strong> ein Praktikum<br />
<strong>für</strong> Elin in Peking. Stadt und Land hätten<br />
sich seither massiv verändert, das frühere<br />
Staatshandelswesen sei komplett verschwunden.<br />
China sei inzwischen eine sehr<br />
freie Marktwirtschaft, berichtet er. Kontakte<br />
mit Ministerien gäbe es üblicherweise dann,<br />
wenn sie als Kunden auftreten, zum Beispiel<br />
<strong>für</strong> Eisenbahnen oder Spitäler. Auf politischer<br />
Ebene werden die Außenhandelsstellen<br />
sehr stark von den österreichischen Botschaften<br />
unterstützt. „Wir haben ein Mal pro<br />
Woche ein Meeting, bei dem wir alles besprechen.<br />
Bei uns in Peking finden diese Treffen<br />
üblicherweise am Freitag um 10 Uhr statt<br />
und dauern knapp zwei Stunden. Daran nehmen<br />
auch die Kultur-, Militär- und Konsularabteilungen<br />
teil.“ Die Außenhandelsstellen<br />
sind formal zwar bei den Botschaften angesiedelt,<br />
haben aber in der Regel eigene Büros,<br />
in denen sich so wie in Peking oft auch die<br />
Außenstellen der Österreich-Werbung befinden.<br />
„Wir vertreten damit praktisch auch den<br />
Tourismus“, so Andesner.<br />
DÄNEMARK: Erich M. Buttenhauser ist seit<br />
2003 Botschafter in Kopenhagen. Auf dem<br />
EU-Binnenmarkt hat er naturgemäß mit<br />
Technologietransfer nichts zu tun. Zuvor war<br />
er aber unter anderem fünf Jahre lang in Teheran<br />
und von 1999 bis 2003 in Peking. In<br />
China hat er insgesamt 51 Wirtschaftsmissionen<br />
begleitet, wobei die Außenhandelsstelle<br />
die organisatorische Arbeit übernommen<br />
hat. „Gemeinsam haben wir dann österreichische<br />
und chinesische Unternehmen an einen<br />
Tisch gebracht, wo Gespräche über Geschäfte<br />
und Kooperationen stattgefunden<br />
haben, die dann in einige konkrete Projekte<br />
gemündet sind“, berichtet er. Sehr oft hätte<br />
ein chinesischer Bürgermeister oder ein Pro-<br />
vinzgouverneur diese Vorhaben unterstützt<br />
oder sogar eingefädelt. Durch diese politische<br />
Unterstützung ist dann viel bewegt worden,<br />
denn gute persönliche Kontakte sind laut<br />
Buttenhauser das Um und Auf. „Wenn man<br />
in China, aber auch zum Beispiel im Iran Geschäfte<br />
machen will, braucht man einen langen<br />
Atem. In diesen Ländern ist das Geschäft<br />
eher personalisiert und nicht so wie in<br />
Europa, wo die Person des Verhandlungspartners<br />
keine so große Rolle mehr spielt. Es<br />
dauert seine Zeit bis das Gegenüber Vertrauen<br />
aufgebaut hat“, bestätigt er Andesners Erfahrungen.<br />
Was daraus entsteht, sei dann Sache<br />
der Verhandlungspartner. „Wir versuchen<br />
den Leuten auf die Sprünge zu helfen,<br />
schwimmen müssen sie aber selber“, meint<br />
Buttenhauser. Als zum Beispiel die <strong>voestalpine</strong><br />
im Iran Eisenerz-Aufbereitungsanlage<br />
übergeben hat, sei dies auch <strong>für</strong> ihn ein erhebender<br />
Moment gewesen: „Ein fertiges<br />
Projekt hat natürlich viele Geburtshelfer.<br />
Aber jeder muss auch wirklich seinen Teil dazu<br />
beitragen.“ Die Botschaft als solche könne<br />
einem Projekt nicht wirklich zum Erfolg<br />
verhelfen, aber sie sei eine wertvolle Unterstützung,<br />
betont er. „Wir als Botschafter versuchen<br />
dabei, mit unserem lokalen Knowhow<br />
Kanäle zu öffnen, mögliche Projekte<br />
aufspüren und bei laufenden Geschäften<br />
österreichische Interessen zu vertreten. Es ist<br />
dabei immer ein Zusammenspiel der Vertretungen<br />
Österreichs vor Ort mit den Zuständigen<br />
in Wien.“<br />
FASZINATION CHINA. Wie AWO-Abteilungsleiter<br />
Walter Koren schon angeschnitten<br />
hat, gibt es in China ein wachsendes Unrechtsbewusstsein<br />
bezüglich des Urheberrechts<br />
(vgl. Seite 38). Andesner räumt ein,<br />
dass ausländische Unternehmen an der Situation<br />
nicht ganz unschuldig seien: Die<br />
Mehrzahl würde beim Eintritt in den chinesischen<br />
Markt davor zurückscheuen, Informationen<br />
preiszugeben und ihre Errungenschaften<br />
daher auch nicht in China patentieren<br />
lassen. Oftmals wüssten die Firmen aber<br />
auch nicht ausreichend über diese Möglichkeit<br />
bescheid. Wer kein Patent hat, müsse damit<br />
rechnen, dass seine Produkte früher oder<br />
später kopiert werden. Trotz dieser Problematik<br />
ist und bleibt China ein außergewöhnlicher<br />
Markt. Die Devisenreserven des Landes<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
„Wer in China Geschäfte machen will, braucht<br />
einen langen Atem.“<br />
BOTSCHAFTER ERICH M. BUTTENHAUSER<br />
Foto: BMeiA
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
belaufen sich zurzeit auf knapp 1,43 Trillionen(!)<br />
Dollar, die Aktienkurse in Shanghai<br />
oder Hongkong explodieren förmlich, allein<br />
der H-Share-Index chinesischer Hongkong-<br />
Firmen ist laut Andesner in den vergangenen<br />
zwei Monaten um 70 Prozent gestiegen.<br />
NACH ANGABEN DES CHINESISCHEN<br />
HANDELSMINISTERIUMS (MOFCOM) gab es<br />
Ende 2006 in China insgesamt 801 Investitionsprojekte<br />
aus Österreich mit einem realisierten<br />
Volumen von 770 Millionen US-Dollar.<br />
In den ersten sechs Monaten 2007 haben<br />
heimische Firmen weitere 47,4 Millionen US-<br />
Dollar in 29 Projekte investiert. Damit kommen<br />
insgesamt 0,16 Prozent der ausländischen<br />
Investition aus Östereich, im EU-Ranking<br />
bedeutet das Platz neun. Interessant ist<br />
Erich M. Buttenhauser hat Jus sowie Sinologie<br />
studiert und ist seit 1975 im Außenministerium<br />
beschäftigt. Er war in seiner langen<br />
Karriere Botschaftssekretär in Peking, Botschaftsrat<br />
in Jakarta, Generalkonsul in Strassburg<br />
und gleichzeitig Gesandter beim<br />
Europarat, Botschafter in Teheran sowie Peking<br />
– mitakkreditiert in der Demokratischen<br />
Volksrepublik Korea und der Mongolei – und<br />
dazwischen in Wien Referats- und Abteilungsleiter<br />
im Außenministerium. Seit 2003 arbei-<br />
China <strong>für</strong> österreichische Firmen vor allem in<br />
jenen Nischen, in denen sie Weltruf genießen:<br />
Umwelt, Gesundheit und Ausbildung,<br />
Eisenbahn, Zellstoffanlagen, Stahlwerke inklusive<br />
Entstaubungsanlagen, Wasserkraftwerke<br />
oder Metallurgie. „Für viele Projekte<br />
ist allerdings eine zumindest teilweise lokale<br />
Fertigung Voraussetzung“, betont Andesner.<br />
Zu den größeren österreichischen Engagements<br />
neueren Datums zählen die VAE mit<br />
Hochgeschwindigkeitsweichen, Diamond<br />
Aircraft mit Leichtflugzeugen, Engel mit<br />
Spritzgussmaschinen, Lenzing mit einer Viskosefaserproduktion,<br />
Semperit mit Schläuchen<br />
und industriellen Produkten, Agrana<br />
mit Fruchtsaftkonzentraten, Alpla mit<br />
Kunststoffverpackungen oder Getzner mit<br />
Schienenbefestigungen. k<br />
tet er als Botschafter in Kopenhagen und ist in<br />
Island mitakkreditiert.<br />
Oskar Andesner wiederum ist 1981 nach<br />
Beendigung seines Studiums an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien in die Dienste der<br />
WKO getreten. Er ist seit dem 16. August<br />
Handelsdelegierter in Peking, zuvor war er<br />
sechs Jahre in Bangkok. Weitere Auslandsstationen<br />
waren Teheran, Hongkong, Stockholm,<br />
und Jakarta.<br />
Foto: Tanja Forsch
Ein weiterer Tiger ist erwacht<br />
H anoi.<br />
Seit Anfang des Jahres ist Vietnam<br />
Mitglied der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) und hat sich damit<br />
zur Marktöffnung sowie zu umfangreichen<br />
Reformen, Markttransparenz und zum<br />
Schutz von Rechten geistigen Eigentums<br />
verpflichtet. „Die Regierung hat schon vor<br />
dem Beitritt damit begonnen, die Gesetze<br />
entsprechend zu ändern“, berichtet Johannes<br />
Peterlik, Österreichs Botschafter in Vietnam.<br />
„Aktuelle Schritte betreffen das Urheber-<br />
recht. Nach rund einem Jahr Mitgliedschaft<br />
geht man dieses Problem mit dem nötigen<br />
Ernst an, um es in den Griff zu bekommen.“<br />
Eine weitere große Hürde ist die Korruption:<br />
Laut Peterlik sind ausländische Investoren in<br />
Vietnam nach wie vor mit zeitraubenden<br />
Prozeduren bei Betriebsgründungen, Mängeln<br />
beim lokalen und regionalen Gesetzesvollzug,<br />
Schwierigkeiten bei Neueinstellungen<br />
und Entlassungen von Personal und<br />
mangelnder Auskunft über Kreditmöglich-<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
AUFSCHWUNG. In den 80er-Jahren haben die sogenannten „Tigerstaaten“ Singapur, Taiwan, Südkorea und Hongkong<br />
den Grundstein <strong>für</strong> den Wirtschaftsaufschwung in Asien gelegt. Seither ist eine Reihe von weiteren Staaten<br />
gefolgt. In den vergangenen Jahren hat sich der Außenhandel Vietnams vervielfacht, und das Land ist inzwischen<br />
auch <strong>für</strong> österreichische Unternehmen ein spannender Markt geworden. g<br />
Die Wirtschaft in Vietnam holt stark<br />
auf und bietet großes Potenzial auch<br />
<strong>für</strong> österreichische Firmen.<br />
Foto: Photodisc
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Foto: BMeiA<br />
keiten konfrontiert. „Für die Regierung ist die<br />
Bekämpfung der Korruption daher DAS<br />
Kernthema <strong>für</strong> die kommenden fünf Jahre,<br />
weil sie weiß, dass potenzielle ausländische<br />
Investoren dadurch abgeschreckt werden“,<br />
erzählt er. 2006 wurden außerdem Investitions-<br />
und Gesellschaftsrecht geändert, „die<br />
Umsetzung der bisher erlassenen Rechtsakte<br />
geht in den Provinzen jedoch vielfach nur<br />
schleppend voran“, sagt Peterlik. Auch die<br />
schwache finanzielle Basis der über 4.200<br />
Staatsunternehmen bereitet der Regierung<br />
Kopfzerbrechen. „Deren Überleben hängt<br />
von praktisch uneinbringlichen Krediten der<br />
– noch – in staatlichem Besitz befindlichen<br />
lokalen Banken ab.“<br />
„Vietnam ist ein sehr lohnender Markt, auf dem<br />
Österreich einen Know-how-Vorsprung hat.“<br />
BOTSCHAFTER JOHANNES PETERLIK<br />
Generell bezeichnet er Vietnam aber als<br />
einen „sehr lohnenden Markt, auf dem wir<br />
einen Know-how-Vorsprung haben, den wir<br />
halten sollten. Vietnam ist das einzige Land<br />
Südostasiens in dem auch Deutsch gesprochen<br />
wird, da viele Fachkräfte in der ehemaligen<br />
DDR ausgebildet wurden“. Für Unternehmen,<br />
die sich dort etablieren können, wäre<br />
das südostasiatische Land außerdem eine<br />
gute Plattform, um den Sprung in die angrenzenden<br />
Staaten zu schaffen, so Peterlik.<br />
Um ausländischen Investoren einen zusätzlichen<br />
Anreiz zu geben, will die Regierung<br />
die Infrastruktur verbessern: Neben geplanten<br />
U-Bahnprojekten in Ho Chi Minh City<br />
und Hanoi sollen in den kommenden Jahren<br />
auch die bestehenden Eisenbahnstrecken,<br />
das Straßennetz sowie Hafenanlagen massiv<br />
ausgebaut werden. Bedingt durch den enorm<br />
gestiegenen Strombedarf wird auch eine Reihe<br />
von neuen Kraftwerken geplant. Für<br />
österreichische Unternehmen in diesem Bereich<br />
ergeben sich dadurch gute Geschäftschancen.<br />
LUKRATIVE ABSATZMÖGLICHKEITEN sieht<br />
der Botschafter auch <strong>für</strong> die heimischen Maschinen-<br />
und Anlagenbauer, weil vor allem<br />
die vietnamesische Stahl-, Chemie- und Papierindustrie<br />
massiv Kapazitäten erweitert.<br />
Von den amerikanischen IT-Unternehmen<br />
haben Microsoft oder Intel bereits Fabriken<br />
gebaut, es gibt daher sehr gute Kontakte in<br />
die USA, aber auch nach Südindien. Zusätzlich<br />
wollen sich einige vietnamesische Unternehmen<br />
innerhalb der nächsten zehn Jahre<br />
als attraktive internationale Dienstleister <strong>für</strong><br />
Softwareentwicklung profilieren. Der Bot-<br />
schafter sieht hier großes und vielfältiges Potenzial<br />
<strong>für</strong> längere Partnerschaften. Es gäbe<br />
bereits die ersten privaten österreichischen<br />
Investoren, die in Vietnam eine Produktion<br />
hochziehen.<br />
BEI VERHANDLUNGEN sei die Mentalität<br />
der chinesischen zwar durchaus ähnlich, dieser<br />
Punkt sollte allerdings nicht überbewertet<br />
werden. „Die Vietnamesen sind große<br />
Pragmatiker“, meint Peterlik. Generell dürfe<br />
man die beiden Länder aber nicht miteinander<br />
vergleichen, weil Vietnam aus den Fehlern<br />
Chinas gelernt habe und bewusst einen<br />
sehr eigenständigen Weg bei den Wirtschaftsreformen<br />
gehe. Zwar keimten bekannte<br />
Probleme wie soziale Unruhen, Unzufriedenheit<br />
mit den Arbeitskräften oder ein<br />
soziales Gefälle auch in Vietnam auf, sie seien<br />
derzeit von der sozialen Sprengkraft her<br />
jedoch nicht mit den Entwicklungen in China<br />
vergleichbar. Nachdem die wenigsten vietnamesischen<br />
Verhandlungspartner in der<br />
Lage sind, mehr als 50 Prozent des Investitionsvolumens<br />
aufzubringen, müssen sich<br />
ausländische Geldgeber darauf einstellen,<br />
zumindest die Hälfte des Kapitals aufzubringen.<br />
„Es ist aber ratsam, sich Investments mit<br />
100 Prozent Eigenkapital zu überlegen und<br />
weniger auf Joint Ventures zu setzen. Aus<br />
meiner Erfahrung wird letzteres mitunter zu<br />
einem wahren Hürdenlauf, weil die Interpretation<br />
eines Joint-Venture-Vertrages nicht<br />
immer einfach ist und der vietnamesische<br />
Partner natürlich die Gesetze des Landes und<br />
damit auch die Schlupfwinkel besser kennt“,<br />
erzählt Peterlik. Weil die Infrastruktur noch<br />
sehr stark staatlich dominiert ist, gehen Aufträgen<br />
oft langwierige Ausschreibungsprozeduren<br />
voraus, „die wiederum einfacher<br />
sind, wenn es sich um Investitionen mit Privatkapital<br />
handelt“, betont der Botschafter.<br />
„Wenn Kredite ins Spiel kommen, Soft Loans<br />
oder auch Kredite durch die Oesterreichische<br />
Kontrollbank, dann können diese Prozeduren<br />
schon einmal drei bis vier Jahre dauern.“<br />
Aber auch hier hat die vietnamesische Regierung<br />
Besserung gelobt. k<br />
Johannes Peterlik ist 1994 in die<br />
Dienste des Außenministeriums getreten;<br />
von 1995 bis 2004 war er Pressesprecher<br />
<strong>für</strong> Benita Ferrero-Waldner, die zunächst<br />
Staatssekretärin und anschließend Bundesministerin<br />
<strong>für</strong> auswärtige Angelegenheiten<br />
war. Seit Juli 2004 ist der 40-<br />
Jährige Botschafter der Republik Österreich<br />
in der Sozialistischen Republik<br />
Vietnam.
Foto: Photodisc<br />
Z wei<br />
Institute, mit denen die Cluster –<br />
und damit die Firmen - eng zusammenarbeiten,<br />
sind die Oesterreichische<br />
Kontrollbank (OeKB) und die zur Volksbank-Gruppe<br />
gehörende Investkredit. „Die<br />
Verknüpfung von Lieferung und Finanzierung<br />
wird immer wichtiger, bei großen Projekten ist<br />
sie bereits üblich“, beschreibt OeKB-Vorstand<br />
Rudolf Scholten die Situation. Bei ihrem Exportservice<br />
hat die Kontrollbank zwei Standbeine,<br />
was sie europaweit einmalig macht:<br />
erstens die Gestionierung des staatlichen Versicherungssystems<br />
– die Exporthaftungen –<br />
im Auftrag und auf Rechnung der Republik<br />
Österreich und zweitens die Refinanzierung<br />
von Liefergeschäften und Auslandsinvestitionen<br />
über die Hausbanken.<br />
Eigentümer des 1946 gegründeten Instituts<br />
sind praktisch alle namhaften österreichischen<br />
Kommerzbanken, die gleichzeitig auch<br />
bewährte Vertriebspartner <strong>für</strong> seinen Exportservice<br />
sind. Ihre Rolle als Exportkreditversicherer<br />
des Bundes erfüllt die Kontrollbank wie<br />
ein kommerzielles Institut mit großer Marktnähe<br />
und raschen Entscheidungen. „Mit unserer<br />
Arbeit ermöglichen wir zwei Dinge: erstens<br />
Exporte in Länder, <strong>für</strong> die das Ausfallsrisiko<br />
<strong>für</strong> ein einzelnes österreichisches Unternehmen<br />
zu hoch wäre, und zweitens, dass der<br />
Exporteur am Tag seiner Lieferung das Geld<br />
bekommt“, so Scholten.<br />
GENERELL IST DIE OeKB <strong>für</strong> alle österreichischen<br />
Unternehmen da, jüngere beziehungsweise<br />
kleinere seien im Kundenkreis jedoch<br />
überproportional vertreten, erzählt er. „Für<br />
diese Unternehmen sind wir eine Unterstützung,<br />
die sie sonst auf dem Markt nicht bekämen<br />
und die ihnen oft erst ermöglicht, Marktchancen<br />
zu nützen.“ Exporte werden praktisch<br />
in alle Länder der Welt versichert, mit<br />
Ausnahme etwa von Kriegsgebieten, Staaten<br />
mit großen Bonitätsproblemen oder solche,<br />
gegen die ein internationales Embargo in<br />
Kraft ist.<br />
Bei der Versicherung ist zwischen der Über-<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
Attraktive Finanzierung ausschlaggebend<br />
ABGESICHERT. Oft entscheiden nicht nur Beziehungen zwischen Ländern oder ein erstklassiges Produkt darüber,<br />
ob ein Geschäft zustande kommt, sondern auch die passende Risikoabsicherung und Finanzierung. Aus diesem<br />
Grund spielen Banken beim Technologietransfer eine große Rolle. g<br />
nahme eines wirtschaftlichen und jener eines<br />
politischen Risikos zu unterscheiden. „Noch<br />
nie hat ein Unternehmen jemandem Waren<br />
geliefert, von dem es gewusst hat, dass er Pleite<br />
macht. Immer waren es jene Kunden, die<br />
man schon lange kennt, mit denen man gute<br />
Erfahrungen gemacht hat, die nach außen hin<br />
eine gute Bonität hatten. Und damit wird häufig<br />
das eigene Unternehmen aufs Spiel gesetzt“,<br />
umreißt Scholten die Situation. Was<br />
Exporteure nämlich häufig übersehen: dass<br />
sich in einer Lieferkette unerwartete Entwicklungen<br />
ergeben können. Oft wisse nämlich<br />
ein österreichischer Zulieferer nichts oder wenig<br />
über den tatsächlichen Endabnehmer. Ist<br />
dieser von zentraler Bedeutung <strong>für</strong> seinen<br />
Auslandskunden, könnte dessen Pleite auch<br />
ihn aushebeln und zahlungsunfähig machen,<br />
betont der OeKB-Vorstand. Ähnliches gelte<br />
<strong>für</strong> die Versicherung gegen politische Risiken.<br />
Natürlich sei eine Lieferung aus politischen<br />
Gesichtspunkten beispielsweise in den Sudan<br />
riskanter als eine nach Polen oder Ungarn,
�� TECHNOLOGIETRANSFER<br />
Foto: OeKB/Christina Häusler<br />
weil in diesen beiden Staaten die Gefahr einer<br />
massiven Veränderung im Staat, die das Projekt<br />
kippen könnte, äußerst gering ist. Allerdings<br />
ist man auch bei scheinbar sicheren<br />
Ländern nicht vor Überraschungen gefeit:<br />
„Wir hatten vor ein paar Jahren einen Fall in<br />
Italien: Aufgrund eines Zöllnerstreiks konnte<br />
ein Transport nicht stattfinden und Lebensmittel<br />
sind durch die lange Wartezeit an der<br />
Grenze verdorben. Nachdem die Zöllner in einer<br />
staatlichen Einrichtung arbeiten, war das<br />
automatisch auch ein politischer Schadensfall.“<br />
Aus diesem Grund sichern immer mehr<br />
Unternehmen alle ihre Auslandsgeschäfte gegen<br />
beide Risiken ab. Für die Kontrollbank bedeutet<br />
das, dass sie <strong>für</strong> ihren Auftraggeber, die<br />
Republik Österreich, seit einem Jahrzehnt steigende<br />
Überschüsse erwirtschaftet. Ihren Kunden<br />
kann sie im Gegenzug aufgrund der<br />
höchsten Bonität des Instituts und des hohen<br />
Volumens besonders günstige Finanzierungskonditionen<br />
über die Hausbanken anbieten.<br />
ES SIND ABER NICHT DIE EINZIGEN VORTEILE:<br />
In anderen Ländern seien staatliche Exportversicherung<br />
und die Finanzierung in zwei<br />
verschiedenen Institutionen angesiedelt, betont<br />
Scholten. Das führt dort dazu, dass ein<br />
Unternehmen auf zwei komplett unterschiedliche<br />
Prüfphilosophien stößt – was mitunter<br />
ziemlich langwierige Diskussionen zwischen<br />
den beiden Instituten auslösen kann. In der<br />
OeKB ist das hingegen ein einheitlicher, abgestimmter<br />
Vorgang, bei dem Schnelligkeit im<br />
„Für Unternehmen sind wir<br />
eine Unterstützung, die sie sonst auf<br />
dem Markt nicht bekämen.“<br />
RUDOLF SCHOLTEN, OEKB<br />
Kontakt:<br />
Oesterreichische Kontrollbank<br />
Servicecenter Exportgarantien –<br />
Projektgeschäft<br />
Strauchgasse 3, 1011 Wien<br />
Tel.: +43 (0)1 531 27 – 2648<br />
E-Mail:<br />
exportgarantien-projektgeschaeft@oekb.at<br />
Vordergrund steht. „Wir sind vermutlich mehr<br />
als doppelt so schnell wie andere“, meint der<br />
Vorstand. Bei einfacheren bzw. kleineren Fällen<br />
erhält ein Unternehmen innerhalb weniger<br />
Tage, spätestens jedoch nach einer Woche die<br />
endgültige Antwort. Beim Ausfüllen des Onlineformulars<br />
wird der Bescheid innerhalb<br />
von 48 Stunden elektronisch zugestellt.<br />
„Je komplexer, je unüblicher eine Transaktion<br />
ist, desto eher gibt es allerdings Nachfragen“,<br />
räumt Scholten ein. Das betreffe allerdings<br />
in der Regel weniger Exporte von kleineren<br />
Unternehmen als vielmehr Großprojekte.<br />
Wenn zum Beispiel eine Herzstation in der<br />
Ukraine eingerichtet werden soll, müssen zuvor<br />
zahlreiche Fragen geklärt werden: Wer ist<br />
Schuldner? Wie ist der Abnehmer in das<br />
ukrainische Gesundheitswesen integriert? Wie<br />
ist die generelle Versorgungssituation im<br />
Land? Welcher Patientenkreis hat Zugang<br />
usw.? In so einem Fall benötigt die Kontrollbank<br />
eine detaillierte Vor-Ort- Analyse, <strong>für</strong> die<br />
entweder eigene Mitarbeiter oder lokale Experten<br />
eingesetzt werden, deren Know-how<br />
zugekauft wird. Auch in diesem Bereich ist<br />
laut Scholten die Zusammenarbeit mit den<br />
Clustern ein großer Vorteil – weil die Kontrollbank<br />
mit bestimmten Produktgruppen Erfahrungen<br />
sammelt, die dann leichter auf vergleichbare<br />
Projekte angewendet werden können<br />
und die die eigene Lernkurve in Gang<br />
bringen. „Wenn wir zehn Spitäler geprüft und<br />
erfolgreich abgewickelt haben, ist das elfte<br />
ungleich leichter abzuwickeln als das erste.“<br />
Die Cluster profitieren noch von einem weiteren<br />
Punkt: Bei Großprojekten mit ausländischer<br />
Beteiligung werden ebenfalls Finanzierung<br />
und Versicherung übernommen. Wenn<br />
der Auslandsanteil gering ist, macht das die<br />
Kontrollbank selbst, bei einem großen Volumen<br />
kümmert sie sich darum, dass die Zulieferungsanteile<br />
in den jeweiligen Ursprungsländern<br />
rückversichert werden. „Damit bringt<br />
ein österreichisches Unternehmen das Zusatzprodukt<br />
Finanzierung und Versicherung <strong>für</strong><br />
alle Zulieferanten mit und wird dadurch sehr<br />
oft Führer von internationalen Konsortien. Es<br />
ist <strong>für</strong> uns schön zu sehen, dass wir nicht nur<br />
einen Dienst am Kunden erbringen, sondern<br />
auch einen Mehrwert Dritten gegenüber“,<br />
freut sich Scholten.<br />
DIE INVESTKREDIT ist das zweite Finanzinstitut,<br />
mit der die Infrastruktur- und<br />
Technologiecluster eng zusammenarbeiten.<br />
„Wir verkaufen keine Produkte, sondern Lösungen“,<br />
beschreibt Claudia Pauls, stellvertretende<br />
Leiterin Strukturierte Auslands- und<br />
Handelsfinanzierungen, die Dienstleistungen<br />
ihrer Bank. „Wir unterstützen unsere Kunden<br />
beginnend bei den Ausschreibungen<br />
und rechtlichen Rahmenbedingungen, helfen<br />
beim Erstellen der Dokumente, besprechen<br />
Kreditraten sowie Zinssätze und stellen sicher,<br />
dass die Transaktionsstruktur mit den<br />
Deckungsrichtlinien der Kontrollbank in<br />
Einklang stehen. Kurz: Wir begleiten unsere<br />
Kunden von Projektbeginn entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette bis zur Kreditrückzahlung.“<br />
Je nachdem, ob das Unternehmen seine ersten<br />
Schritte ins Ausland macht oder über umfangreiche<br />
Exporterfahrung verfügt, stellt die<br />
Investkredit ein Team aus Fachleuten zusammen,<br />
das die Ausgangssituation analysiert und<br />
ein Strukturpaket liefert, das den Bedürfnissen<br />
des Kunden angepasst ist. Als Besonderheit<br />
kann man hier auch auf ein erfahrenes Team<br />
von Technikern zurückgreifen, das insbeson-
dere die verfahrenstechnische Seite eines Projektes<br />
evaluiert. Die Schwerpunkte des Techniker-Teams<br />
sind unter anderem Umwelt und erneuerbare<br />
Energien, vor allem Windkraft und<br />
Biomasse sind bei der Investkredit stark besetzt.<br />
„Es ist wichtig, hier am Puls der Zeit zu<br />
sein und den wahren Wert von Innovationen<br />
rechtzeitig zu erkennen“, so Pauls.<br />
Bei seinem Geschäft unterscheidet das<br />
Institut zwischen Export- und Projektfinanzierung;<br />
beide Geschäftssegmente können<br />
durch Einbindung nationaler und/oder internationaler<br />
Institutionen zumindest teilweise<br />
abgesichert werden. Die Exportfinanzierung<br />
betrifft lediglich die Ausfuhr von Waren oder<br />
Dienstleistungen. Bei einer Projektfinanzierung<br />
handelt es sich meist um die Lieferung,<br />
Errichtung bzw. den Betrieb einer Investitionsanlage,<br />
wobei die Rückzahlung der Kredite<br />
aus dem Cashflow, also aus den Einnahmen<br />
der Betreibergesellschaft erfolgt. Gerade<br />
bei komplexen Großprojekten gilt es immer<br />
wieder, Ruhe zu bewahren: „Im<br />
Projektgeschäft gibt es fast täglich Hiobsbotschaften.<br />
Aber das sind in der Regel eher vorübergehende<br />
Wolkenbrüche und nur selten<br />
Stürme, die den Auftrag massiv beeinträchtigen.<br />
Man wird mit der Zeit gelassener, aber<br />
auch kreativer, weil man sich immer wieder<br />
neu auf die Situation einstellen muss. Wir<br />
ziehen uns dann gemeinsam mit den Projektpartnern<br />
zurück und machen ein Brainstorming,<br />
um alles wieder in die richtige Bahn zu<br />
bringen. Und das ist das, wo<strong>für</strong> man uns<br />
schätzt“, so Pauls.<br />
DIE DIENSTLEISTUNGEN DER INVESTKREDIT<br />
stehen prinzipiell allen Unternehmen offen,<br />
Ausschlusskriterien gibt es praktisch keine.<br />
„Bei Unternehmen mit einem schlechteren Rating<br />
tut man sich natürlich schwerer. Das unterscheidet<br />
uns leider nicht von anderen Banken.<br />
Aber grundsätzlich sind wir <strong>für</strong> alle Unternehmen<br />
da. Wenn eine kleine Firma aus<br />
unserer Sicht mit einem Projekt größentechnisch<br />
überfordert wäre, sagen wir das offen<br />
und versuchen gemeinsam mit dem Kunden,<br />
einen oder mehrere Partner zu finden, mit<br />
dem bzw. denen er den Auftrag gemeinsam<br />
erfüllen kann. Wichtig ist dabei natürlich die<br />
Vertrauensbasis zwischen den Partnern.“<br />
Pauls räumt ein, dass es innerhalb der Cluster<br />
naturgemäß immer wieder „Friendly Competition“<br />
gäbe, gleichzeitig allerdings auch wertvolle<br />
Synergien und Komplementäres. „Wir<br />
haben zum Beispiel schon Unternehmen bewusst<br />
auf die Cluster angesprochen, weil wir<br />
sicher waren, dass sie dort gut aufgehoben<br />
wären. Vor allem können sie dort Teil eines<br />
Großprojektes werden, an das sie unter normalen<br />
Umständen vielleicht nicht so rasch<br />
herangekommen wären“, beschreibt sie die Situation.<br />
Die strategische Partnerschaft mit<br />
dem BMVIT und den Clustern hat vor rund<br />
fünf Jahren begonnen, Mitarbeiter der Investkredit<br />
verstärken seither auch immer wieder<br />
Wirtschaftsdelegationen. „Dadurch wissen wir<br />
schon von Anfang an darüber Bescheid, wo<br />
welche Aufträge umsetzbar sind, was die Kontrollbank<br />
oder ein anderes Finanzinstitut<br />
braucht, damit die Aufträge in weiterer Folge<br />
finanziert und abgesichert werden können.<br />
Das sind wichtige Vorteile <strong>für</strong> weitere Verhandlungen.“<br />
Für ihre Geschäfte im Ausland verfügt die<br />
Investkredit über ein umfangreiches internationales<br />
Netzwerk aus eigenen Repräsentanzen<br />
sowie Auslandstochterbanken der Volksbank-Gruppe.<br />
Darüber hinaus pflegt sie ausgezeichnete<br />
Kontakte zu den nationalen Export<br />
Credit Agencies und supranationalen<br />
Entwicklungsbanken. „Wir waren auch eine<br />
der ersten Banken in Österreich, die mit der<br />
Multilateral Investment Guarantee Agency,<br />
MIGA, im Projektgeschäft zusammengearbeitet<br />
haben“, erzählt Pauls. Primäres Ziel dieser<br />
Tochter der Weltbank ist es, ausländische Direktinvestitionen<br />
in Entwicklungsländern zu<br />
fördern, indem sie Garantien gegen nichtkommerzielle<br />
Risiken wie Transferbeschränkungen,<br />
Vertragsbruch, Krieg, zivile Unruhen oder<br />
Enteignung anbietet. Sie unterstützt außerdem<br />
die Regierungen von Entwicklungsländern<br />
beim Erarbeiten von Programmen, mit<br />
denen ausländische Investitionen gefördert<br />
werden.<br />
„NATÜRLICH KOMMT ES VOR, dass wir zu einem<br />
Projekt von drei, vier Unternehmen<br />
gleichzeitig Anfragen bezüglich eines Finanzierungsofferts<br />
bekommen. In solchen Fällen<br />
sagen wir den betreffenden Unternehmen,<br />
dass wir von anderen Firmen ebenfalls angesprochen<br />
wurden, natürlich ohne Namensnennung.<br />
Es bringt schließlich nichts, wenn<br />
mehrere Unternehmen mit dem gleichen Angebot<br />
kommen. Wir dürfen wegen des Bankgeheimnisses<br />
natürlich keine Daten oder Informationen<br />
bekannt geben, sprechen uns<br />
aber immer mit den Kunden ab, wie wir weiter<br />
vorgehen werden. Bislang hat das immer<br />
gut funktioniert. Und die Beständigkeit und<br />
Langfristigkeit unserer Kundenbeziehungen<br />
zeigt, dass auch die Kunden mit unserem Service<br />
zufrieden sind“, betont Pauls. k<br />
TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />
„Wir verkaufen keine Produkte,<br />
sondern Lösungen.“<br />
CLAUDIA PAULS, INVESTKREDIT<br />
Kontakt:<br />
Investkredit Bank AG<br />
Renngasse 10,<br />
1013 Wien<br />
Mag. Nadia Dax<br />
Tel.: +43 (0)1 531 35 – 660<br />
E-Mail: dax@investkredit.at<br />
Mag. Claudia Pauls<br />
Tel.: +43 (0)1 531 35 – 674<br />
E-Mail: pauls@investkredit.at<br />
Foto: Investkredit