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voestalpine - Fakten & Zahlen - Bundesministerium für Verkehr ...

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Gleisbau, Kunstbauten, technische Gebäude,<br />

Wohnbauten, Signal- und Telekommunikationseinrichtungen<br />

belief sich auf umgerechnet<br />

454 Millionen Euro.<br />

DAS ERFOLGSREZEPT war ein ganz spezieller<br />

„Kitt“, wie Pichler die Situation beschreibt:<br />

„Ein Bahnhof zum Beispiel ist eine<br />

in sich geschlossene ’Mikrowelt’. Wir<br />

hatten auf der einen Seite unsere österreichischen<br />

Unternehmen, die geplant, Gebäude<br />

errichtet, Gleise, Signale, Lautsprecher<br />

etc. geliefert und verlegt bzw. installiert haben.<br />

Auf der anderen Seite hatten wir die<br />

SNTF, die genaue Vorstellungen von dem<br />

Projekt hatte, aber nicht genau wusste, wie<br />

man es umsetzt. Und hier sind die Österreichischen<br />

Bundesbahnen ins Spiel gekommen.“<br />

Die ÖBB war zwar damals nicht Mitglied<br />

der ARE, ist aber mit ihrem gesamten<br />

Betreiber-Know-how zur Verfügung gestanden.<br />

Ihre Experten haben dann als Projekt-<br />

und Betriebsmanager gearbeitet, die<br />

Baustellenplanung übernommen, die Bauund<br />

Betriebsanweisungen erstellt, waren <strong>für</strong><br />

die Qualitätssicherung zuständig und vieles<br />

mehr. „Dieses Paket aus Bauwirtschaft, System-<br />

und Technologielieferanten und originärem<br />

ÖBB-Know-how war etwas Einzigartiges,<br />

das konnte zu dieser Zeit niemand<br />

bieten. Bis 1993 hat dieses Paket wunderbar<br />

funktioniert, Algerien war schon fast so etwas<br />

wie ein Heimmarkt <strong>für</strong> die österreichische<br />

Eisenbahnindustrie, und wir haben es<br />

geschafft, die österreichischen Standards zu<br />

den algerischen Normen zu machen“,<br />

schwärmt Pichler. Weitere Aufträge <strong>für</strong> die<br />

Österreicher waren die Folge, darunter die<br />

Erneuerung der Signaltechnik auf den insgesamt<br />

50 Kilometer langen Strecken von<br />

Algier nach Thenia und von El Harrach<br />

nach El Affroun. Insgesamt wurden in zehn<br />

Jahren österreichische Projekte mit einem<br />

Gesamtwert von umgerechnet mehr als 600<br />

Millionen Euro verwirklicht.<br />

1993 HAT SICH DAS BLATT DANN GEWENDET:<br />

Die Finanzierungstranchen sind ausgelaufen,<br />

„von algerischer Seite wurde dann sehr<br />

hoch - zu hoch - gepokert“, bedauert der<br />

ARE-Geschäftsführer. „Unsere Finanzierungskonditionen<br />

wurden als unattraktiv<br />

abgelehnt.“ Die OECD-Vorgaben <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

ließen allerdings nur wenig<br />

Spielraum, ein Konsens konnte nicht erreicht<br />

werden. Gleichzeitig hatten die Baufirmen<br />

ihre Arbeiten beendet und sich aus<br />

Algerien und dem Konsortium zurückgezogen,<br />

die Technologielieferanten und die<br />

ÖBB standen nun allein da. Der dritte Grund<br />

waren die bürgerkriegsähnlichen Unruhen<br />

im Land. Für Ausländer wurde es zu gefährlich,<br />

nach dem Mord an zwei Russen wurden<br />

auch die letzten Österreicher abgezogen.<br />

Es folgten <strong>für</strong> die Österreicher mühsa-<br />

me Jahre: Ab 1996/97 wurde versucht, in<br />

Algerien wieder Fuß zu fassen, was aber<br />

neuerlich an der Finanzierung gescheitert<br />

ist. „Wir haben drei Jahre lang auf höchster<br />

Ebene verhandelt, österreichische Minister<br />

sind nach Algerien gereist, und auch der algerische<br />

Botschafter in Österreich hat interveniert.<br />

Gebracht hat es leider nichts“, bedauert<br />

Pichler. „Die ARE war aber trotzdem<br />

ständig präsent. Unsere Strategie war es in<br />

den 90er-Jahren, im Wesentlichen alle Programme<br />

planungstechnisch vorzubereiten ,<br />

die heute umgesetzt werden oder deren Umsetzung<br />

demnächst beginnt.“<br />

2005 – EIN NEUERLICHER WENDEPUNKT:<br />

Zunächst hatte die ARE ein viel beachtetes<br />

Eisenbahnsymposium inklusive Firmenpräsentationen<br />

in Algerien veranstaltet, im<br />

Jahr darauf wurden die algerisch-österreichischen<br />

Gespräche auf Basis des bestehenden<br />

bilateralen Eisenbahnkooperationsabkommens<br />

offiziell wieder aufgenommen. In<br />

der Zwischenzeit hat sich der Markt stark<br />

verändert. Die Mitbewerber, vor allem aus<br />

Frankreich, Italien, Amerika, der Türkei und<br />

China, sind präsenter geworden, und auch<br />

die Gesetzeslage hat sich verändert. Inzwischen<br />

müssen alle großen Projekte international<br />

ausgeschrieben werden. „Das, was<br />

wir gewohnt waren, nämlich sich zusammenzusetzen,<br />

zu verhandeln, zu unterschreiben<br />

und mit der Arbeit zu beginnen,<br />

war nicht mehr möglich. Zusätzlich hatte<br />

sich das persönliche Umfeld geändert. Fast<br />

alle Beamte, die das Wesen der algerischösterreichischen<br />

Zusammenarbeit kannten<br />

und verkörpert haben, sind in Pension“, berichtet<br />

Pichler. „Algerien ist inzwischen ein<br />

Ausschreibungsmarkt, in den man mit echten<br />

Kampfpreisen hineingehen muss.“ Aber<br />

ist Algerien damit nicht uninteressant geworden?<br />

„Nein!“, betont er. Nordafrika, und<br />

hier vor allem Algerien, sei nach wie vor einer<br />

der größten Märkte <strong>für</strong> die Eisenbahnindustrie.<br />

Vor rund zwei Jahren hat die Regierung<br />

des Landes damit begonnen, massi-<br />

TECHNOLOGIETRANSFER ��<br />

„Wir haben es geschafft, österreichische<br />

Standards zu algerischen Normen zu machen.“<br />

FRIEDRICH PICHLER, ARE

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