Wir loben dich, GottWir loben dich, Gott, im Tanz des Windes, der über das Gras streicht.Wir loben dich, Gott, im Brüllen des Meeres und in der <strong>St</strong>ille der Nacht.Wir loben dich, Gott, mit allen Wesen, mit denen wir die Erde teilen.Du hast sie geschaffen, und siehe es war sehr gut.Du hast deinen Namen und deine Güte gelegt in alles, was du geschaffen hast.Lass uns deinen Namen erkennen,geschrieben im Gesicht eines jeden Menschen,geschrieben auch im Murmeln des Wassers und in der Farbe des Mohns,geschrieben in die Zärtlichkeit unserer Hände und unserer Umarmungen,geschrieben in den Schmerz und in unseren Tod.Lehre uns, deinen Trost zu lesen aus der Reinheit des Wassers,aus der <strong>St</strong>ille des Morgens und aus dem Spiel des Windes!Lehre uns, dass das Wasser, die Erde und die Luft nicht unsere Beute sind!Sie sind für sich da und für dich, den sie preisen.Lehre uns, dass wir nicht die Herren des Lebens sind, denn Herr bist du!Lehre uns, für unsere Kinder und Enkel zu sorgen,dass sie eine Welt haben, in der sie wohnen können;Luft, die sie atmen können; Wasser, das sie trinken können!Lehre uns, dass wir sterben werden, dann werden wir das <strong>St</strong>erbliche ehren!Wir bitten dich durch Jesus Christus, in dem du Mensch und sterblich geworden bist.Aus: Fulbert <strong>St</strong>effensky, Schwarzbrot-Spiritualität,Radius <strong>St</strong>uttgart 2006 S. 161Das TitelbildDer Friedhof in Trills. Im Hintergrund der Kirchturm von <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>.Siehe Artikel auf Seite 6; Foto: Jan Masa
Kardinal Lehmann nimmt <strong>St</strong>ellung zum Embryonenschutz(Auszüge aus: DIE ZEIT Nr. 4 vom 17. Januar 20<strong>08</strong>, S. 10 „Im Zweifel für das Leben“)Im Januar hat Kardinal Lehmann,der 21 Jahre Vorsitzenderder Deutschen Bischofskonferenzwar, in „Die Zeit“ eine <strong>St</strong>ellungnahmezur Debatte um das neue<strong>St</strong>ammzellgesetz veröffentlicht.Seine klare Meinung ist nicht nureine glänzende Leistung, sondernein beispielhafter Beitrag, wie dieKirche ihre Meinung in unsererGesellschaft vertreten kann.Michael Hayden„Der <strong>St</strong>reit ist heftig. ... Was abersteckt wirklich hinter der Auseinandersetzung?... Es geht nämlich um den– wie man sagt – moralischen <strong>St</strong>atusdes Embryos, in der Folge um Menschenwürdeund Lebensrecht im Blickauf ihn. ... Bei der Herstellung von<strong>St</strong>ammzellen wird der Embryo getötet.An dieser Einsicht führt kein Weg vorbei,auch wenn man in Brustton moralischerEmpörung eine »verbrauchendeEmbryonenforschung« ablehnt.Wie immer man sonst argumentiert:Der Embryo wird getötet, umForschung betreiben zu können. Er wird– ganz im Sinne des Kantschen Denkens– nicht als Zweck an sich, sondernnur als bloßes Mittel behandelt.Hier können nicht alle Argumentebis ins Detail dafür vorgelegt werden,dass der Embryo von seiner Entstehungher, also von der Vereinigungvon Ei- und Samenzelle, von Anfangan ein Mensch ist. Es gibt keinenMoment in der Entwicklung, an demman sagen könnte, erst hier werdeder Embryo zum Menschen. Immerwieder wird versucht, das Menschseinerst mit verschiedenen späterenPhasen der Entwicklung, also zumBeispiel der Einnistung, der Reifungdes Gehirns oder gar der Geburt,beginnen zu lassen. Der Mensch wirdnicht zum Menschen, sondern ist vonAnfang an Mensch.Ich möchte jedoch kurz auf dienicht selten in neuerer Zeit vorgetrageneÜberzeugung eingehen, die wahreMenschwerdung des Embryos geschehebei seiner Einnistung in der Gebärmutter.... Die Einnistung ist ein kritischerVorgang, an dem jede zweite früheSchwangerschaft scheitert, noch bevorsie von der Frau bemerkt wird. DerEmbryo ist im Übrigen elementar aufdiese besonderen Umweltbedingungendurch die Mutter angewiesen. Manmuss dies von der ganz besonderenZwei-Einheit von Mutter und Embryobeziehungsweise Kind her verstehen.Aber deswegen darf man das Eigenpotenzialdes Embryos nicht verschweigen.... Es ist eben wirklich eine aktivePotenz zur vollständigen menschlichenEntwicklung festzustellen.Dies sind einige Gründe, warum wirdem Embryo schon von Anfang an Menschenwürdeund darum auch Lebensschutzzuerkennen.Man muss von beiden Seiten, denGeisteswissenschaften und den Humanwissenschaften(einschließlich der Medizinund Biologie), offen auf die Fragezugehen, ob und wann der Embryo einMensch ist.Aber etwas ist auf keinen Fallerlaubt, und zwar um der Redlichkeit,der Differenziertheit und des Ernstes derSache wegen, nämlich das Gewicht derFrage nach dem moralischen <strong>St</strong>atus desEmbryos zu ignorieren oder gar einfachauszuklammern. Hier geht es um eingrundlegendes Datum menschlichenLebens, das man nicht durch Verantwortungsethikoder Güterabwägung, diebeim Prinzip »Leben« nicht angewendetwerden können, relativieren darf. Unddies ist nicht in erster Linie eine Fragedes katholischen Lehramtes, sondernwirklich in elementarer Weise eine derAnthropologie (in Verbindung mit derSchöpfungstheologie) sowie der Ethik undnicht zuletzt eine der gültigen Rechtsordnung,für die wir gute Gründe haben. ...Bei Entscheidungen, die das Lebenbetreffen und bei denen sich möglicherweisemehrere Alternativen anbieten, sollman die sicherere Variante, also in dubio»pro vita« wählen (»Tutiorismus«) – eskönnte ja vielleicht trotz aller Skepsis vonAnfang an doch ein Mensch sein.“