„....und ich halte seine Hand“Als ich mich entschloss, meineDiplomarbeit über „Seelsorge im Hospiz“zu schreiben und dazu ein Hospitationspraktikumim <strong>Franziskus</strong>-Hospiz<strong>Hochdahl</strong> zu absolvieren, musste ichmich zunächst mit den Reaktionenmeiner Umwelt auseinandersetzen unddiese Entscheidung rechtfertigen. Vielemeiner Freunde, aber auch andereGleichaltrige sehen die Arbeit im Hospiznur als eine Belastung, ja sogar alsetwas „Schreckliches“ an und haltenbezüglich dieser Thematik lieber großeDistanz. Wer setzt sich auch schongern mit Ängsten und Vorstellungenüber Tod und <strong>St</strong>erben auseinander? Somusste ich feststellen, dass auch ichÄngste in mir trage, obwohl ich schonErfahrungen machen konnte beim Todmeiner Oma, die ich in der Zeit ihrerschweren Erkrankung ein <strong>St</strong>ück ihresWeges begleitet hatte. Eine klare Vorstellungvon der Arbeit einer Seelsorgerinim Hospiz hatte ich jedenfalls nicht.In den vier Wochen meines Praktikumskonnte ich viele intensive Erfahrungenmachen und Einblick gewinnenin die Arbeit des stationären, aber auchdes ambulanten Hospizes. Ich konnteim ambulanten Hospizdienst feststellen,dass ich durch das Aufsuchen der<strong>St</strong>erbenden in der eigenen Wohnungeine „andere Welt“ betreten habe.Hier begegnete ich dem körperlichenund seelischen Leid eines sterbendenMenschen sowie den mitleidendenFamilienangehörigen, die sich mit dembevorstehenden Verlust eines geliebtenMenschen auseinandersetzen mussten.Die Konfrontation mit dieser Situationbewirkte bei mir in der ersten Zeiteine starke Anspannung. Jedochüberkam mich dann bei demBesuch eines Patienteneine tiefe Ruhe, die michnicht wieder verließ,auch dann nicht, alsich mit ihm alleinewar. Es war allesso selbstverständlich,da war keineAngst mehr. Ich saßihm gegenüber undhielt ihm die Hand.Nach einer Weile hober seinen Kopf, öffnetedie Augen und fragte mich:„Warum halten Sie meineHand?“ „Damit Sie fühlen, dass Sienicht alleine sind“, antwortete ich ihm.Nach dieser Begegnung hatte ichwährend weiterer Begleitungen niemehr das Gefühl, der Weg zum Tod seietwas Schreckliches. Ich weiß, dasser schwer sein kann und manchmalauch schmerzhaft, aber ich durfte dieErfahrung machen, Kraft schenken zukönnen, aber auch Kraft zu erhaltensowie einfach da zu sein und so einenMenschen auf seinem letzten Weg zubegleiten.Auszug aus dem Konzept des <strong>Franziskus</strong>-Hospiz<strong>Hochdahl</strong>:„Das <strong>Franziskus</strong>-Hospiz <strong>Hochdahl</strong>bietet im Rahmen seinerMöglichkeiten Plätzefür Praktikantenan.Es ist eineanerkannteZivildienststelle.Ab2007bestehtauch dieMöglichkeitfür ein„FreiwilligesSoziales Jahr“.Auszubildende andererEinrichtungen (Krankenhäuser, Altenheimeusw.) können die Hospizarbeitdurch zeitlich begrenzte Mitarbeit im<strong>Franziskus</strong>-Hospiz <strong>Hochdahl</strong> kennenlernen.“Agnes Jusinski<strong>St</strong>udentin der Religionspädagogikan der Kath. Fachhochschule Paderborn
Lebendige Liturgie oder Liturgie des Lebendigen?Ein Blick auf die eigene Lebensweisefällt leichter, wenn man sie vergleicht.Er hilft zu verstehen, warum man dieDinge so tut, wie man sie tut. Wer kannsich schon daran erinnern, wann undwarum man sich Marotten angewöhnthat? Ein Vergleich mit den Gewohnheitenanderer erlaubt es, die eigenenals begründet beizubehalten oder aberals „idiotisch“ abzulegen.Ich möchte die Liturgie für so einenVergleich in den Blick nehmen. Dagibt es die eine oder andere Marotte,die man sich in <strong>Hochdahl</strong> angewöhnthat. Aber welche der liebgewonnenenGewohnheiten sind begründet undwelche haben sich im Laufe der Zeitals „idiotisch“ erwiesen? Eine einzelneAntwort dürfte stark von der persönlichenErfahrung abhängen. Jemand,der in <strong>Hochdahl</strong> aufgewachsen ist, wirddie Entwicklung der Gottesdienstfeierin dieser Gemeinde als Maßstab anlegen.Jemand der erst in den letztenJahren nach <strong>Hochdahl</strong> gezogen ist,wird die alte Heimatgemeinde mit ihrenGewohnheiten für einen Vergleichheranziehen. Ein Gespräch – zwischendiesen beiden Positionen – könntedazu beitragen, die jeweils eigenenVorstellungen von der Liturgie und dieErwartungen an ihren Vollzug besserzu verstehen. Allerdings wird ein solchesGespräch scheitern, wenn nichtvorher ein gemeinsamer Ausgangspunktgewählt wird.Ich schlage vor, von der <strong>St</strong>ellungdes Gottesdienstes in unserem Glaubensvollzugauszugehen. Ohne Zweifelsteht die Begegnung mit dem auferstandenenChristus im Zentrum derMessfeier. Denn darin unterscheidetsich die Liturgie ja grundsätzlich vonden Gottesdiensten in anderen Religionen.Das Judentum und der Islamkennen die Anbetung Gottes, denLobpreis und Dank und das Hören derWorte Gottes. Diese Riten bilden jedochnicht den Kern einer Messe, sie sindvielmehr eine Hilfestellung, dem Gottin unserer Mitte zu begegnen. Wennwir glauben, dann tritt Jesus in unsereMitte und wir können ihn sehen undberühren. Und wir empfangen den HeiligenGeist, der uns befähigt, bestärktund ermutigt Jesus Christus zu folgen,Gutes zu tun und die frohe Botschaft(des fleischgewordenen Wortes) zuverkünden. Wenn wir das so glauben,sollten wir eine Basis haben, um überunsere Gottesdienst-Erfahrungen insGespräch zu kommen und unsereGewohnheiten einem prüfenden Blickzu unterziehen.Ich möchte hier einen Schritt weitergehenund überlegen, dass sich Konsequenzenfür die Gottesdienst-Gestaltungergeben, wenn eine Begegnungim Mittelpunkt steht. Dies soll nicht denliturgischen Ablauf in Frage stellen. Vielmehrmöchte ich verdeutlichen, welcheMöglichkeiten bestehen, die Liturgiederart zu vollziehen, dass der Glaubebestärkt wird.Die Festlichkeit.Eine schöne Feier ist erbauend. Isteine festliche Feier erbauender, einpompöses Amt am erbauendsten? DieSchriften des Neuen Testaments sprechenein klare, schlichte Sprache. DieBeschreibung der Abendmahlfeier ist sokurz, dass sie in jeder Messe komplettgelesen wird. Die Begegnung mit Gottbedarf nicht viel Tamtams oder andersausgedrückt: Ist unser Glauben vonZweifeln geprägt, ist das Letzte, waswir benötigen, eine gute Show.Die Musik.Die Begegnung mit Gott setzt„zusammen sein“ voraus – nicht nurbeieinander sein. „Zusammen sein“ kanndurch Gebet (auch stilles) oder durchgemeinsamen Vollzug gefördert werden.Die Musik kann beides auf ideale Weiseverbinden. Zum einen kann ein Text oderGebet formuliert und geäußert werden,zum anderen fordert Musik ganzen Einsatz:Hören, Singen und Bewegung. Ander musikalischen Gestaltung von allenBeteiligten (Musiker und Gemeinde) lässtsich leicht ablesen, wie man „zusammenist“. Mehr noch, es lässt sich ablesen,in welcher Weise und <strong>St</strong>immung man„zusammen ist“: Lahmer SingSang oderenthusiastischer Lobpreis. Die Anforderungenan die musikalische GestaltungFortsetzung auf Seite 10