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leben - Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e.V.

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Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphompatienten Halle (Saale)<br />

10 Jahre Selbsthilfegruppe in Halle (Saale)<br />

Die Leiterin Simone Pareigis-Hoppe fei-<br />

ert 10 Jahre Selbsthilfegruppe für Leu-<br />

kämie- und Lymphompatienten Halle<br />

(Saale). Wir gratulieren.<br />

<strong>leben</strong>: Frau Pareigis-Hoppe, zunächst<br />

erstmal Herzlichen Glückwunsch zum<br />

Jubiläum! Vor 10 Jahren hat sich die<br />

Selbsthilfegruppe für Leukämie- und<br />

Lymphompatienten in Halle (Saale) gegründet,<br />

deren Leiterin Sie seit 9 Jahren<br />

sind. Haben Sie ein Erfolgsrezept?<br />

Ich bin einfach eine Kämpfernatur. Von<br />

meinem ersten behandelnden Arzt habe<br />

ich mich während der Therapie im Stich<br />

gelassen gefühlt. Deshalb habe ich mir<br />

die Selbsthilfegruppe gesucht. Ich habe<br />

mir dann selbst so viel Wissen angeeignet,<br />

dass ich mittlerweile auch auf Ärzteveranstaltungen<br />

fahre und mein Wissen<br />

an die Gruppe weitergeben kann.<br />

Davon haben schon einige profitiert,<br />

die dann eine bestimmte Therapie bei<br />

ihrem Arzt erfolgreich eingefordert haben.<br />

Diese Erfolgserlebnisse bauen auf<br />

und motivieren zum Weitermachen. Eigentlich<br />

müsste ich meinem damaligen<br />

Arzt dankbar sein. (lächelt)<br />

<strong>leben</strong>: Wie viele Mitstreiter und Mitstreiterinnen<br />

hat eigentlich Ihre Selbsthilfegruppe<br />

und womit beschäftigen<br />

sich Ihre Mitglieder?<br />

Heute zählen wir insgesamt 18 Mitglieder,<br />

aber wir sind nicht immer vollzählig.<br />

Bei Beruf, Therapie und Mutterschaft<br />

bleibt nicht immer Zeit für die<br />

Gruppe.<br />

<strong>leben</strong> 03/2012 · Selbsthilfe<br />

Wenn wir uns treffen, fragen wir nicht<br />

einfach: „Wie geht’s?“, sondern wir tauschen<br />

als erstes die neuesten Blutwerte<br />

aus. Das sagt uns viel mehr über den<br />

Zustand der anderen. Ansonsten berichten<br />

wir uns gegenseitig von unseren<br />

Kur- bzw. Therapie-Erfahrungen<br />

oder wir berichten von Ärzte- und Patientenveranstaltungen,<br />

die wir besucht<br />

haben. Zweimal im Jahr laden wir uns<br />

auch Fachärzte in die Selbsthilfegruppe<br />

ein und veranstalten dann unsere sehr<br />

gefragte „Frage-Antwort-Stunde“.<br />

<strong>leben</strong>: Wie finden Interessenten denn<br />

zu Ihnen?<br />

In erster Linie über unsere Internetpräsenz<br />

(www.shg-halle.de). Wir sind<br />

außerdem in den Registern vieler Krankenkassen,<br />

der Krebshilfe und <strong>Krebsgesellschaft</strong><br />

zu finden. Auch die regionalen<br />

Fachärzte kennen uns sehr gut und<br />

empfehlen uns an Neuerkrankte. Am<br />

besten ist eine schriftliche oder telefonische<br />

Kontaktaufnahme im Vorfeld.<br />

Man kann aber selbstverständlich auch<br />

ganz spontan zu unseren Treffen, immer<br />

am letzten Mittwoch im Monat, in<br />

den Bürgerladen (Falladaweg 9) kommen.<br />

Wir schicken keinen weg.<br />

<strong>leben</strong>: Was sind, Ihrer Meinung nach,<br />

die größten Herausforderungen, vor<br />

denen Ihre SHG steht? Wo wünschen<br />

Sie sich Unterstützung von außen und<br />

durch wen?<br />

Ich bin mit der Unterstützung eigentlich<br />

ganz zufrieden. Mit den Fördermitteln<br />

kommen wir ganz gut zurecht.<br />

Über die Jahre habe ich deutschlandweit<br />

viele persönliche Kontakte geknüpft<br />

– zu Fachärzten, aber auch zu<br />

einem Autohaus in <strong>Sachsen</strong>, das uns<br />

mit Sachspenden weiterhilft. Psychologisch<br />

unterstützt mich Herr Weise<br />

von der <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhaltische</strong>n <strong>Krebsgesellschaft</strong>.<br />

Vielen Dank an dieser Stelle.<br />

Und seit 2008 gibt es hier in Halle auch<br />

einen Stammtisch für Leiter von Selbsthilfegruppen,<br />

da gibt es auch viele Tipps<br />

und gegenseitige Hilfe.<br />

<strong>leben</strong>: Was raten Sie Menschen, die<br />

mit der Diagnose Blut-/Lymphomkrebs<br />

konfrontiert wurden?<br />

Sucht Euch eine Selbsthilfegruppe in<br />

Eurer Nähe! Sie fängt Euch auf und gibt<br />

wertvolle Erfahrungen weiter. Zweitens:<br />

Holt Euch eine zweite fachärztliche<br />

Meinung ein. Sie gibt Euch mehr Sicherheit<br />

für die Zeit der Therapie. Ganz<br />

wichtig: Seid immer offen und ehrlich<br />

zu Eurem behandelnden Arzt, vor allem<br />

in Bezug auf komplementäre (ergänzende)<br />

Medizin, wie Misteltherapie<br />

oder Vitaminpräparate. Denn manchmal<br />

kommt es zu schädlichen Wechselwirkungen<br />

oder Gegenanzeigen. Und<br />

habt keine Scheu, bestimmte Behandlungen<br />

einzufordern bzw. abzulehnen!<br />

Ganz nach dem Motto unseres Gruppengründers:<br />

„Der Arzt hat das letzte<br />

Wort und der Patient das allerletzte.“<br />

<strong>leben</strong>: Nach 10 Jahren SHG können<br />

Sie sicher auf viele wunderschöne Momente<br />

mit Ihrer Gruppe zurückblicken.<br />

Gibt es etwas, worauf Sie besonders<br />

stolz sind?<br />

Ja, ich habe einem Gruppenmitglied mit<br />

meinem Fachwissen mal das Leben gerettet.<br />

Einer an Lymphomkrebs erkrankten<br />

Patientin sagte ihr behandelnder<br />

Arzt: „Sie werden nicht therapiert.“ Die<br />

Patientin verlor daraufhin alle Hoffnung,<br />

weil sie dachte, ihre Chancen<br />

wären so aussichtslos, dass eine Thera-<br />

pie keinen Zweck mehr hätte. Sie trug<br />

sich schon mit Selbstmordgedanken.<br />

Gott sei Dank offenbarte sie sich in der<br />

Gruppe und ich studierte erst einmal<br />

ihre Unterlagen. Es stellte sich bald heraus,<br />

dass der Arzt meinte, sie müsse<br />

noch nicht therapiert werden, weil ihre<br />

Erkrankung, im Gegenteil, noch gar<br />

nicht so weit fortgeschritten war. Noch<br />

heute dankt sie mir jedes Mal, wenn wir<br />

uns sehen, dass ich sie vor einem grossen<br />

Fehler bewahrt habe.<br />

<strong>leben</strong>: Vielen Dank für das Gespräch<br />

und alles Gute für Ihre weitere Arbeit!<br />

/SAKG<br />

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