leben - Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e.V.
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Tumorerkrankung verschlechtert? Das<br />
heißt, diesen Beweis gibt es nicht.<br />
Es sind überhaupt immer noch die wenigsten<br />
Patienten, die mit der Angst, einen<br />
nicht sicher beherrschbaren Krebs<br />
in sich zu tragen, <strong>leben</strong> können, so<br />
dass in diesen Fällen oft der Therapiewunsch<br />
des Patienten an den Arzt getragen<br />
wird. Manchmal hilft alle Überzeugungsarbeit<br />
nicht gegen zu große<br />
Angst – dieses Problem kennt jeder!<br />
Bevor Ärzte, insbesondere wissenschaft-<br />
lich tätige Ärzte, breit öffentlich publizieren<br />
und die Ergebnisse in ihre Behandlungsstrategien<br />
einfließen lassen,<br />
diskutieren sie es in Fachzeitschriften<br />
und auf Kongressen. Das beinhaltet<br />
viele Jahre Forschung, Zweifel und Arbeit.<br />
Sind dann viele relativ sichere Daten<br />
und Erfahrungen zusammengekom-<br />
men, werden Leitlinien für die Behandlung<br />
einer Erkrankung erstellt (z. B. S3-<br />
Leitlinie Prostatakarzinom).<br />
Die Forschungsbestrebungen der Mediziner,<br />
die sich mit dem Prostatakarzinom<br />
befassen, gehen schon lange<br />
zielgerichtet an die Verbesserung der<br />
Diagnostikwerkzeuge – Bluttests, Urintests,<br />
Bildgebung – nämlich schon so<br />
lange, seit sich aus den Erfahrungen<br />
und Forschungen der Urologen herausstellte,<br />
dass nicht alle Männer, die am<br />
Prostatakrebs erkranken, daran auch<br />
versterben sondern an ihren anderen<br />
Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt). Langwierige<br />
Forschungen sind über mehrere<br />
Stufen (von Tierversuch bis zur Anwendung<br />
beim Menschen) erfolgt und<br />
erfolgen weiter. (Befragungsstudien –<br />
wie die hier genannte – mit zu kleinen<br />
Patientenzahlen liefern dabei übrigens<br />
die ungenauesten Aussagen, da sie sehr<br />
beeinflussbar und zu sehr meinungsgefärbt<br />
sind.)<br />
Kongresse sind für alle Fachrichtungen<br />
und Gäste offen. Es ist auch für Kassenvertreter<br />
und Journalisten sehr ratsam,<br />
einige dieser großen bedeutenden Zusammenkünfte<br />
zu besuchen, um sich<br />
über brisante Themen, wie z. B. Prosta-<br />
takrebs, ein Bild zu machen. Die derzei-<br />
tigen Stellungnahmen in den Tageszeitungen<br />
sind einseitig und zynisch. Jahrzehntelang<br />
durch Urologen zusammen-<br />
getragenes und wiederholt aktualisier-<br />
tes Wissen lässt sich nicht einer kleinen<br />
Befragungsstudie gegenüberstellen.<br />
<strong>leben</strong> 03/2012 · Aktuelles<br />
Liebe Patienten, den Fachärzten ist also<br />
durchaus schon sehr lange bewusst,<br />
dass der PSA-Test und die Operation<br />
nicht alles sind. Die Entscheidungen<br />
überhaupt zur Durchführung des Bluttestes<br />
trifft jeder Urologe im Einvernehmen<br />
mit dem Patienten, Dabei beachtet<br />
der Arzt: war die Tastuntersuchung auffällig,<br />
gibt es Beschwerden beim Sexu-<br />
al<strong>leben</strong> oder mit der Kontinenz, gibt<br />
es Schmerzen, sind Körpersekrete verfärbt,<br />
welche Zusatzerkrankungen hat<br />
der Patient, wie alt ist er, wie „fit“ ist er<br />
auch wenn er schon recht alt ist, welche<br />
Erkrankungen gab es in der Familie,<br />
und empfiehlt den Bluttest oder nicht!<br />
Wenn der Patient den PSA-Test wünscht,<br />
wird er eben nicht einfach unbedacht<br />
durchgeführt. Wenn ein Patient allerdings<br />
bemerkt, dass sein Arzt unkritisch<br />
alle seine Wünsche erfüllt, sollte<br />
er vielleicht doch eine zweite Meinung<br />
einholen.<br />
Ist nun bei den ersten Untersuchungen<br />
etwas auffällig, wägen Patient und Arzt<br />
wieder gemeinsam ab, was weiter erfolgen<br />
soll. Der Urologe hat dabei prinzipiell<br />
nicht vor, dem Patienten zu schaden,<br />
sondern empfiehlt nach seinem<br />
besten Wissen und Gewissen das weitere<br />
Vorgehen. Erhärtet sich der Verdacht<br />
auf einen aggressiven aber noch<br />
lokal begrenzten Prostatatumor wird<br />
der Patient dem Arzt sicherlich für eine<br />
frühzeitige Behandlung dankbar sein.<br />
Die Heilung von dem sonst unweigerlich<br />
zur Metastasenbildung und Tod<br />
führenden Prostatakrebs kann z. B. mit<br />
nervschonender mikrochirurgischer OP-<br />
Technik erfolgen. Die Operation hat ihre<br />
Folgewirkungen, sie sind dann jedoch<br />
lange nicht so schwerwiegend (wie „fatal“).<br />
Die Lebenserwartung der Männer<br />
ist stark angestiegen, insofern werden<br />
immer mehr Männer an einem Prostatakarzinom<br />
versterben solange dies unbehandelt<br />
bleibt.<br />
Die Daten aus kontrollierten Studien<br />
zeigen – bei jungen Männern mit aggressiven<br />
Tumoren früh zu therapieren<br />
gegenüber einer zeitlich verzögerten<br />
Therapie mit geringerem Behandlungserfolg<br />
und höheren Risiken. Sinn der<br />
Früherkennung ist, das Herausfinden<br />
der gefährlichen Tumoren. Werden die-<br />
se übersehen, ist dies allerdings für den<br />
betroffenen Patienten fatal und mit<br />
großem Leid verbunden. Blutungen aus<br />
dem Harntrakt, Harnverhaltung und Inkontinenz,<br />
Harnstauung der Nieren und<br />
Nierenversagen, Knochenmetastasen<br />
mit Brüchen und schlimmen Schmerzen,<br />
dauerhafte Schlauchversorgung<br />
von Blase und Nieren bis zum Lebensende.<br />
Der Prozess, an solch einem Tumor<br />
zu sterben, kann dann je nach Ausprägung<br />
ein Jahr und länger dauern.<br />
Eine Therapie in solch einer Situation<br />
kann Symptome lindern, der Krebs ist<br />
in diesem Stadium unheilbar!<br />
Die Heilung des aggressiven Prostatakrebses<br />
ist also nur im Frühstadium<br />
möglich! Wer einen wenig aggressiven<br />
Krebs hat und stirbt, bevor sich dieser<br />
mit Beschwerden bemerkbar gemacht<br />
hat Glück!<br />
Unsere ärztlichen Werkzeuge, die wir<br />
zur Zeit für die Einschätzung des Prosta-<br />
takrebses haben, sind schon sehr gut –<br />
z. B. langjährige Erfahrung, PSA-Verlauf,<br />
sonographiegestützte Prostatabiopsie,<br />
MRT) – aber noch nicht gut genug, um<br />
sicher sagen zu können, dieser Krebs<br />
ist harmlos(?) und jener ist gefährlich.<br />
Sonst würde ja kein Mann mehr am<br />
Prostatakrebs versterben – aber es sind<br />
noch 12.000, jedes Jahr! Und 60.000 die<br />
in Deutschland jedes Jahr neu erkranken.<br />
Vor ca. 7 Jahren war der Prostatakrebs<br />
noch an 1. Stelle der tödlichen<br />
Krebserkrankungen in der Krebsstatistik<br />
des Robert Koch Instituts. Jetzt ist er<br />
nur noch an 3. Stelle.<br />
Hat der Krebs sich verändert oder haben<br />
die Urologen ihre Arbeit getan?<br />
Möglicherweise an mancher Stelle zu<br />
vorsorglich – aber besser als zu spät!<br />
/Prof. Dr. med. Udo Rebmann/Dr. med. Diana Wießner<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. med. Udo Rebmann, Dr. med. Diana Wießner<br />
Diakonissenkrankenhaus Dessau gGmbH, Klinik für<br />
Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie<br />
Gropiusallee 3 · 06846 Dessau-Roßlau<br />
Tel. 0340 65022130<br />
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