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leben - Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e.V.

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che) verabreicht werden (man spricht<br />

von „fraktionieren“). Für jeden Patienten<br />

muss ein eigener Bestrahlungsplan<br />

erstellt werden. Dies ist eine aufwändige<br />

Behandlungsform, die ambulant<br />

durchgeführt wird.<br />

Bei Patienten mit „Mittlerem“ und<br />

„Hoch-Risiko“-Prostatakrebs wird begleitend<br />

zur Strahlentherapie eine unterstützendeHormonentzugsbehandlung<br />

für mindestens 2, besser 3 Jahre<br />

empfohlen, da dies die Heilungschancen<br />

nachweislich verbessert.<br />

Die Heilungschancen der perkutanen<br />

Strahlentherapie sind vergleichbar mit<br />

denen nach radikaler Prostataoperation<br />

zumindest für die Dauer von 10 Jahren.<br />

Davon abzugrenzen sind die Formen der<br />

inneren Strahlentherapie „Brachythe-<br />

rapie“. Es gibt zum einen die Niedrig-Do-<br />

sis LDR-Brachytherpie. Hier werden<br />

nach Planung mittels Ultraschalluntersuchung<br />

kleine strahlende „Körner“<br />

(engl. „seeds“, Samenkörner) mit Hilfe<br />

von Hohlnadelpunktionen direkt in die<br />

Prostata eingebracht und verbleiben<br />

dort <strong>leben</strong>slang. Bei der seltener durchgeführten<br />

Hochdosis HDR-Brachytherapie<br />

(engl. „Afterloading“) werden die<br />

Strahler unmittelbar nach der Behandlung<br />

wieder entfernt.<br />

Die innere Strahlentherapie kann mit<br />

einer äußeren (perkutanen) Strahlenbehandlung<br />

kombiniert werden. Diese<br />

Behandlungsformen sind bisher weniger<br />

gut erprobt, sodass sie entsprechend<br />

der Leitlinie nur für Patienten<br />

mit NIEDRIG-Risiko-Prostatakrebs und<br />

kleiner Prostata als weitere Alternative<br />

angeboten werden können: Bei diesen<br />

Patienten zeigte insbesondere die LDR-<br />

Brachytherapie bislang gute Heilungsergebnisse.<br />

Auftretende Nebenwirkungen aller Bestrahlungstherapieformen<br />

sind zum<br />

Beispiel: Harnverhalt durch Prostataschwellung,<br />

Prostataentzündung (Prostatitis),<br />

strahlenbedingte Entzündung<br />

der Harnblase und des Enddarmes mit<br />

Drangbeschwerden und möglicher Inkontinenz<br />

sowie zunehmender Impotenz.<br />

Diskutiert wird auch das Auftreten<br />

von Zweittumoren an anderen Organen<br />

viele Jahre nach einer Bestrahlung.<br />

Die alleinige Hormonentzugstherapie<br />

Hier wird der Testosteronspiegel durch<br />

<strong>leben</strong> 03/2012 · Forum Onkologie<br />

Medikamente oder durch eine Entfernung<br />

der Hoden (Kastration) künstlich<br />

herabgesenkt.<br />

Diese Behandlung erfolgt bei nicht<br />

mehr heilbarem, d. h. örtlich über die<br />

Organgrenzen hinausgehendem bzw.<br />

Tochtergeschwülste bildendem (metastasiertem)<br />

Prostatakrebs. Diese Therapie<br />

erfolgt ausnahmsweise auch bei<br />

lokal begrenztem Prostatakrebs bei<br />

Männern mit schweren allgemeinen<br />

Begleiterkrankungen, die eine nur noch<br />

kurze Lebenswartung haben, aber beispielsweise<br />

große Beschwerden beim<br />

Wasserlassen. Durch die Hormonentzugtherapie<br />

kann das Fortschreiten der<br />

Krankheit verlangsamt oder aufgehalten,<br />

jedoch keine Heilung erzielt werden!<br />

Neben der Hodenentfernung, bei der<br />

der Hodensack erhalten bleibt (plastische<br />

Orchiektomie), gibt es auch die<br />

Möglichkeit der „Kastration“ durch Medikamente,<br />

die in den Hormonstoffwechsel<br />

eingreifen und dadurch die<br />

Produktion des Testosterons in den Hoden<br />

stark reduzieren. Neuere Medikamente,<br />

die direkt hemmend auf die<br />

Hormonproduktion wirken, senken den<br />

Testosteronspiegel deutlich schneller<br />

und sehr effektiv.<br />

Eine spezielle Therapie ist die „antiandrogene“<br />

Behandlung, die nur direkt an<br />

der Prostata oder verstreuten Prostatakarzinomzellen<br />

die Wirkung des Testosterons<br />

verhindert, jedoch den Hormonspiegel<br />

nicht allgemein im Körper senkt.<br />

Dadurch ist diese Therapieform nebenwirkungsärmer,<br />

aber nur bei speziellen<br />

Patientengruppen ausreichend. Diese<br />

Therapie wird oft mit einer Bestrahlung<br />

kombiniert.<br />

Jegliche Art der Hormonentzugstherapie<br />

vor einer geplanten radikalen Prostataoperation<br />

wird nach den Leitlinien<br />

nicht empfohlen. Es gibt dadurch<br />

keinen nachweisbaren Vorteil, jedoch<br />

können dadurch die Operationsbedingungen<br />

erheblich verschlechtert werden<br />

(Folge: evtl. mehr Nebenwirkungen<br />

durch die Operation).<br />

Die auftretenden Nebenwirkungen der<br />

Hormonentzugstherapien sind zum<br />

Beispiel: Hitzewallungen, Brustdrüsenschwellungen,<br />

Schrumpfen der Hoden,<br />

erhöhte Thromboseneigung, Gefahr der<br />

Verschlechterung einer Herzkranzgefäß-<br />

erkrankung und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko.<br />

Die Chemotherapie<br />

Die Chemotherapie wird beim metastasiertem<br />

Prostatakrebs erst dann durchgeführt,<br />

wenn andere Behandlungsformen<br />

das Tumorwachstum nicht weiter<br />

aufhalten können.<br />

Die Chemotherapie ist in der Lage Beschwerden<br />

zu lindern und das Leben<br />

mit dem Tumor deutlich zu verlängern.<br />

Die Nebenwirkungen der neuen Chemotherapeutika<br />

(Übelkeit, Erbrechen,<br />

Stuhlgangsbeschwerden) sind moderat<br />

und gut mit zusätzlichen, die Therapie<br />

begleitenden Medikamenten zu unterdrücken.<br />

Nebenwirkungen wie Verlust<br />

der Körperbehaarung, Blutbildveränderungen,<br />

Haut- und Nagelveränderungen,<br />

Immunschwäche kommen in unterschiedlichem<br />

Ausmaß vor.<br />

Die Immuntherapie<br />

Wird derzeit im Rahmen von Studien<br />

und Anwendungsbeobachtungen getestet.<br />

Sie bietet für die Zukunft möglicherweise<br />

eine neue Therapieoption für<br />

eine nebenwirkungsarme Lebensverlängerung<br />

bei fortgeschrittenem Krebs.<br />

Weitere Therapieformen wie Hyperthermie<br />

(Überhitzung der Tumorzellen<br />

auf über 42° C), Kryotherapie (Vereisung)<br />

oder Hochintensiver fokussierter<br />

Ultraschall sind wenig erprobt und<br />

die Wirkungen insbesondere auf lange<br />

Zeit sind nicht ausreichend geklärt, sodass<br />

sie gegenwärtig nicht von der Leitlinie<br />

als Behandlungsformen empfohlen<br />

werden.<br />

/Prof. Dr. med. Udo Rebmann/Dr. med. Diana Wießner<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. med. Udo Rebmann<br />

Dr. med. Diana Wießner<br />

Diakonissenkrankenhaus Dessau gGmbH<br />

Klinik für Urologie, Kinderurologie und<br />

urologische Onkologie<br />

Gropiusallee 3<br />

06846 Dessau-Roßlau<br />

Tel. 0340 65022130<br />

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