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Aktuelle Ergebnisse und Fragen zur Situation der Eiche und ihrer ...

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1.1 Zur taxonomischen Einordnung <strong>der</strong> einheimischen <strong>Eiche</strong>narten<br />

RALF KÄTZEL<br />

Biologische Vielfalt gilt spätestens seit DARWIN (1859) als<br />

ein Wesensmerkmal <strong>der</strong> Biosphäre <strong>und</strong> <strong>ihrer</strong> Ein-zelelemente.<br />

Die internationale Biodiversitätskonvention<br />

des „Erdgipfels“ von Rio de Janeiro im Jahre 1992 hat<br />

die Erhaltung <strong>der</strong> biologischen Vielfalt zu einer zentralen<br />

Leitlinie des politischen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Handelns erklärt.<br />

Vielfalt entsteht zunächst durch immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des genetischen Bauplanes <strong>der</strong> Lebewesen<br />

(Mutation), durch <strong>der</strong>en genetische Mischung (Rekombination)<br />

<strong>und</strong> die damit verän<strong>der</strong>ten Möglichkeiten<br />

<strong>zur</strong> Anpassung <strong>und</strong> Selektion an die sich ebenfalls än<strong>der</strong>nden<br />

Standortsbedingungen. Einzelne Taxa zeichnen<br />

sich dabei durch eine beson<strong>der</strong>s große Variabilität <strong>der</strong><br />

äußerlich sichtbaren Merkmale aus, was die taxonomische<br />

Zuordnung erschwert <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> zu Gr<strong>und</strong>satzdiskussionen<br />

des „biologischen Artbegriffs“ führt.<br />

Die <strong>Eiche</strong>n sind hierfür ein Paradebeispiel.<br />

Der Gattung Quercus, welche <strong>zur</strong> Familie <strong>der</strong> Fagaceae<br />

gehört, werden allein auf <strong>der</strong> nördlichen Erdhalbkugel<br />

schätzungsweise 400 bis 450 Arten zugeordnet, wobei<br />

sich ihre Unterglie<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Literatur unterscheidet<br />

(AAS, 1998). CAMUS (1938) unterteilt die beiden Subgenera<br />

Cyclobalanopsis <strong>und</strong> Euquercus, letztere mit insgesamt<br />

sechs Sektionen <strong>und</strong> mehreren Subsektionen.<br />

In Brandenburg sind, wie in ganz Mitteleuropa, Quercus<br />

robur L. (Stiel-<strong>Eiche</strong>, SEI) <strong>und</strong> Q. petraea (Matt.) Liebl.<br />

(Trauben-<strong>Eiche</strong>, TEI) einheimische waldbildende Arten.<br />

Die Flaum-<strong>Eiche</strong> (Q. pubescens Willd.), die hauptsächlich<br />

in Südeuropa vorkommt, ist in Brandenburg in kleinen<br />

wärmebegünstigten Vorkommen (Nationalpark Unteres<br />

O<strong>der</strong>tal) anzutreffen. Die beiden für Brandenburg<br />

forstlich <strong>und</strong> waldökologisch bedeutenden Arten Q. robur<br />

(Subsektion: Pedunculatae) <strong>und</strong> Q. petraea (Subsektion:<br />

Sessiliflorae) werden <strong>der</strong> Untergattung Euquercus, Sektion<br />

Lepidobalanus zugeordnet.<br />

Beide Arten sind nahe verwandte Sippen, die reproduktiv<br />

nur unvollständig voneinan<strong>der</strong> getrennt sind, so dass<br />

es zum interspezifischen Genaustausch kommen kann.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e treten an Übergangszonen <strong>der</strong> Standortextreme<br />

Stiel- <strong>und</strong> Trauben-<strong>Eiche</strong> gemischt <strong>und</strong> bastardiert<br />

auf. Bei molekulargenetischen Untersuchungen an<br />

schweizerischen Beständen erwiesen sich 10 % <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>ln<br />

als Kreuzungen, <strong>und</strong> zwar ausschließlich in <strong>der</strong><br />

Kombination Trauben-<strong>Eiche</strong>n-Mutter <strong>und</strong> Stiel-<strong>Eiche</strong>n-Va-<br />

Dr. habil. RALF KÄTZEL<br />

Landesforstanstalt Eberswalde<br />

Abb. 1.1: Blattform <strong>und</strong> Früchte <strong>der</strong> Trauben-<strong>Eiche</strong><br />

Abb. 1.2: Blattform <strong>und</strong> Früchte <strong>der</strong> Stiel-<strong>Eiche</strong><br />

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