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Aktuelle Ergebnisse und Fragen zur Situation der Eiche und ihrer ...

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1.2 Zur Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>nwäl<strong>der</strong> im Nordostdeutschen Tiefland<br />

In <strong>der</strong> letzten Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts kam es durch<br />

den von Friedrich II. massiv geför<strong>der</strong>ten Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

(Alleenanlage, Kanalisation), in Verbindung<br />

mit Bevölkerungszunahmen <strong>und</strong> <strong>der</strong> begonnenen vorindustriellen<br />

Entwicklung sowie dem entstandenen<br />

Holzhandel (Schiffbauhölzer nach England, Bau- <strong>und</strong><br />

Brennholz nach Berlin), zu einem Ausräumen <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> vor allem <strong>der</strong> bis dahin geschonten alten <strong>Eiche</strong>n<br />

(HAUSENDORFF, 1940/41; Abschätzungswerk <strong>der</strong> königlichen<br />

Oberförsterei Menz (1892); PLAZIKOWSKI, 1994).<br />

Darüber hinaus erfroren in dem sehr strengen Winter<br />

1739/40 viele Trauben-<strong>Eiche</strong>n auf den Jungmoränenböden<br />

des Pommerschen Stadiums <strong>der</strong> Weichselvereisung<br />

bzw. starben in <strong>der</strong> Folgezeit ab (HAUSENDORFF,<br />

1940/41; SCAMONI, 1961). Dennoch war die natürliche<br />

Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ausgeräumten Wäl<strong>der</strong> am Ende des<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>erts nach Untersuchungen von OLBERG<br />

(1933), HAUSENDORFF (1940/41), KRAUSCH (1962), PLAZI-<br />

KOWSKI (1994) noch zu erkennen.<br />

Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde die kostspielige<br />

Pflanzung <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>nheister in <strong>der</strong> Mark aufgegeben <strong>und</strong><br />

gleichzeitig verfügt, jede jüngere <strong>Eiche</strong> im Kiefernkahlschlag<br />

zu konservieren. Der sich vereinzelt im Kiefernbestand<br />

einfindende <strong>und</strong> sich entwickelnde <strong>Eiche</strong>nunterstand<br />

blieb im Wachstum <strong>zur</strong>ück <strong>und</strong> hatte nur Brennholzwert<br />

(V. ULRICI, 1889). Die <strong>Eiche</strong> war die Baumart, die<br />

sich an die bestandesweise Bewirtschaftung, wie sie<br />

durch die Forstwissenschaft Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

eingeführt worden war, am schlechtesten anpassen ließ<br />

(HEYDER, 1986). Hinzu kam, dass erst im Jahre 1821 die<br />

Ablösung <strong>der</strong> Weide- <strong>und</strong> Streuberechtigungen in Wäl<strong>der</strong>n<br />

Preußens verfügt wurde, dessen Vollzug sich noch<br />

einige Jahrzehnte hinzog. Erst danach setzte wie<strong>der</strong> die<br />

Humusbildung ein, die für das Wachstum <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong> auf<br />

den sandigen <strong>und</strong> trockenen Böden Brandenburgs so<br />

wichtig ist <strong>und</strong> lange Zeit aus Unkenntnis missachtet<br />

wurde (PFEIL, 1839). Versuche in <strong>der</strong> Mark in <strong>der</strong> 1. Hälfte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, nach landwirtschaftlicher Zwischennutzung<br />

die <strong>Eiche</strong> mit <strong>der</strong> Kiefer in reihenweiser<br />

Mischung zu begründen o<strong>der</strong> sie mit <strong>der</strong> Buche zusammen<br />

zu verjüngen, scheiterten nach anfänglicher Euphorie<br />

an den hohen Pflegeaufwendungen in den Kulturen.<br />

Die <strong>Eiche</strong>n wurden ausgedunkelt <strong>und</strong> verschwanden<br />

(HEYDER, 1986; PLAZIKOWSKI, 1994).<br />

So wurde die <strong>Eiche</strong> zu einem Dauerthema auf den Tagungen<br />

des 1873 gegründeten Märkischen Forstvereins<br />

in Peitz (1883), Prenzlau (1889), Frankfurt/O. (1894) sowie<br />

Angermünde (1899). Die Beiträge dokumentieren<br />

die nunmehr ab 1870 erfolgreich begonnene waldbauliche<br />

Verjüngung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong> in den preußischen<br />

Staatsforsten. Bereits damals standen <strong>Fragen</strong><br />

zu waldbaulichen Verfahren <strong>der</strong> natürlichen <strong>und</strong> künstlichen<br />

Verjüngung <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong> (<strong>Eiche</strong>nvorverjüngungsbetrieb,<br />

Kulissenwirtschaft), <strong>zur</strong> Behandlung vorhandenen<br />

<strong>Eiche</strong>nunterstandes unter Kiefernschirm, zu Verfahren<br />

<strong>zur</strong> gleichaltrigen Erziehung von <strong>Eiche</strong>n- <strong>und</strong> Kiefernmischbeständen<br />

<strong>und</strong> mögliche Wege <strong>zur</strong> Übernahme<br />

<strong>und</strong> Integration vorhandener <strong>Eiche</strong>nnaturverjüngung in<br />

Kiefernstangenhölzern im Mittelpunkt des forstlichen Interesses<br />

(KOHLSTOCK, 1994).<br />

Die Nichtbeachtung, z. T. auch Unkenntnis, <strong>der</strong> standörtlichen<br />

Grenzen <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>nwirtschaft <strong>und</strong> die schematische<br />

Herangehensweise im Vorverjüngungsbetrieb<br />

17<br />

führte zu Übertreibungen, Misserfolgen <strong>und</strong> schließlich,<br />

sicher auch in Verbindung mit <strong>der</strong> insgesamt schwindenden<br />

Bedeutung des <strong>Eiche</strong>nholzes (KRAHL-URBAHN, 1959),<br />

nach 30 Jahren Euphorie zu einer Unterbindung des<br />

<strong>Eiche</strong>nvorverjüngungsbetriebes im Jahre 1904 in Preußen.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>nwäl<strong>der</strong> war bis zum Jahre<br />

1900 in <strong>der</strong> Mark Brandenburg auf 2 % <strong>zur</strong>ückgegangen<br />

(DENGLER, 1944).<br />

1.2.3 Die <strong>Eiche</strong> im heutigen potenziellnatürlichen<br />

Waldbild Brandenburgs<br />

Das nordostdeutsche Tiefland liegt im zentralen europäischen<br />

Verbreitungskern <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>n, wobei das Verbreitungsgebiet<br />

<strong>der</strong> Stiel-<strong>Eiche</strong> das <strong>der</strong> Trauben-<strong>Eiche</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e im Osten weit überragt (Abb. 1.2.2).<br />

Die östliche Verbreitungsgrenze zieht sich von Brest-<br />

Litowsk in Richtung Bukarest <strong>und</strong> das Schwarze Meer.<br />

Dort schließt sie die Krim, das Kaukasusgebiet <strong>und</strong> den<br />

türkischen Westrand Kleinasiens mit ein (KRAHL-URBAN<br />

1959). Unter den Gesichtspunkten des Klimawandels<br />

ist u. a. das Vorkommen von Trauben-<strong>Eiche</strong>n-Provenienzen<br />

im klimatisch trockneren Osten von Interesse.<br />

Der Begriff des (heutigen) potenziell-natürlichen Waldbildes,<br />

im Sinne <strong>der</strong> heutigen potenziell-natürlichen Vegetation<br />

(hpnV), geht <strong>zur</strong>ück auf TÜXEN (1956). Es ist<br />

ein gedankliches Modell über den natürlichen Zustand<br />

<strong>der</strong> (Wald)-Vegetation im Hauptwaldstadium unter Ausschluss<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Einwirkung des Menschen.<br />

Das Modell beantwortet die Frage nach <strong>der</strong> standortsabhängigen<br />

Anbaufähigkeit einer Baumart, jedoch nicht<br />

abschließend die forstwirtschaftlich ebenso bedeutsame<br />

Frage nach <strong>der</strong> standortsabhängigen Anbauwürdigkeit<br />

einer Baumart. Bei <strong>der</strong> Erarbeitung des potenziellnatürlichen<br />

Waldbildes Brandenburgs gingen HOFMANN<br />

<strong>und</strong> POMMER (2004) zudem vom Modell <strong>der</strong> standortsabhängigen<br />

Selbstorganisation von Waldstrukturen aus<br />

(JENSSEN <strong>und</strong> HOFMANN, 1996; JENSSEN et al., 2003), die<br />

sich in einer zyklischen, organisch miteinan<strong>der</strong> verknüpften<br />

Abfolge von Entwicklungsstadien (Lebenszyklus) auf<br />

Zeitskalen von mehreren Jahrh<strong>und</strong>erten bewegen können.<br />

Dabei wird angenommen, dass sich „schlagartig“<br />

unter den gegenwärtigen Standortsbedingungen ein zyklisch<br />

stabiler Zustand (das Hauptwaldstadium) einstellt.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Lage Brandenburgs im Übergangsbereich<br />

verschiedener Klimaeinflüsse hat <strong>zur</strong> Herausbildung<br />

von zwei großen unterschiedlich klimatisch-waldgeographischen<br />

Regionen, dem subatlantischen Buchenwaldgebiet<br />

im Norden (mit Ausnahme <strong>der</strong> O<strong>der</strong>nahen<br />

Region) <strong>und</strong> einem inselartigen Vorkommen im Hohen<br />

Fläming einerseits sowie dem subkontinentalen <strong>Eiche</strong>n-Mischwaldgebiet<br />

in <strong>der</strong> O<strong>der</strong>nahen Region <strong>und</strong> im<br />

Mittel- <strong>und</strong> Südteil Brandenburgs geführt, zwischen denen<br />

sich ein Übergangsgebiet mit <strong>Eiche</strong>n-Hainbuchen-<br />

Buchen-Mischwäl<strong>der</strong>n befindet (HOFMANN <strong>und</strong> POMMER,<br />

2004) (Abb. 1.2.3). Die Stiel- <strong>und</strong> Trauben-<strong>Eiche</strong> kommt<br />

als Baumart im potenziell-natürlichen <strong>Eiche</strong>nmischwaldgebiet<br />

Brandenburgs in drei Vergesellschaftungsformen<br />

vor:<br />

(1) als Mischbaumart im Winterlinden-Trauben-<strong>Eiche</strong>n-<br />

Hainbuchenwaldgebiet auf den besser nährstoffver-

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