Reportagen - Interviews - Hintergründe - Haller Kreisblatt
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Borgholzhausener Zeitung·<strong>Haller</strong> Anzeiger ·Steinhagener Zeitung·Versmolder Zeitung·WertherscheZeitung<br />
Donnerstag,8.März 2007<br />
Sonderausgabe<br />
125JahreHeimatzeitungimAltkreis Halle<br />
<strong>Reportagen</strong>-<strong>Interviews</strong> -<strong>Hintergründe</strong>
NeueZeiten,neueSeiten<br />
Vom sprechenden Knochen<br />
zum Land der Sendeantennen<br />
Der Siegeszug der Handys oder ein Statussymbol wird Allgemeinbesitz<br />
VONANDREASGROßPIETSCH<br />
¥ Altkreis Halle(HK).VomStatussymboleiniger<br />
weniger zum<br />
fast unverzichtbaren Störenfried<br />
für fast alle Menschen –<br />
auch solässt sichkurz dieEntwicklung<br />
des mobilen Telefonierens<br />
umschreiben.Zwar gab<br />
es auch1982 schondieMöglichkeit,unabhängig<br />
vom Festnetz<br />
zu telefonieren,doch voneinem<br />
Handy hätte angesichts kiloschwerer<br />
Geräte niemand zu<br />
sprechengewagt.<br />
»Autotelefon« lautete die Bezeichnungdamals,als<br />
das <strong>Haller</strong><br />
<strong>Kreisblatt</strong>gerade100 Jahrealt geworden<br />
war. Ein durchaus passender<br />
Name,dennmankonnte<br />
Recycling: Auch längst erloschene<br />
Industrieschornsteine haben wieder<br />
eine sinnvolleAufgabe.<br />
schon ein Automobil brauchen,<br />
um angesichts von Stromverbrauch<br />
undGewicht der Geräte<br />
zummobilenTelefonieren übergehen<br />
zu können.UndbeiGerätepreisen<br />
um die 12000 Mark<br />
waren ohnehin die wenigsten<br />
Menschen in der Lage, dieses<br />
technische Wunder zu nutzen.<br />
Einmonatlicher Grundpreis von<br />
270 Mark undextremhoheGebührenfür<br />
Anrufeebenso wiefür<br />
Anrufer taten das Übrige, um<br />
das mobileTelefonieren zumexklusivenVergnügender<br />
Reichen<br />
undMächtigen zu machen.<br />
Das wurde anders, als 1985<br />
das so genannte C-Netz inBetrieb<br />
ging. Die ersten mobilen<br />
Telefone dieser<br />
Art waren mit<br />
dem Adjektiv<br />
»tragbar« versehen–angesichts<br />
von Größe und<br />
Gewicht eines<br />
Kofferradios einedurchausangemesseneAusdrucksweise.<br />
Zum unverzichtbaren<br />
»Lifestyle-<br />
Accessoire«<br />
taugte so etwas<br />
natürlich nicht.<br />
Was nicht so<br />
schlimm war,<br />
weil sich dieser<br />
Begriff ebenfalls<br />
noch nicht eingebürgert<br />
hatte.<br />
Immerhin war<br />
man mit einem<br />
C-Netz-Telefon<br />
aber (fast) im<br />
ganzenLand unter<br />
einer einheitlichen Telefonnummer<br />
erreichbar geworden.<br />
Ebenfalls noch nicht in den<br />
allgemeinen Sprachgebrauch<br />
eingegangen war der Begriff<br />
»Handy« – übrigens eine zwar<br />
amerikanisch-englischklingende<br />
Wortschöpfung, die aber aus<br />
Deutschland kommt und sich<br />
weltweit durchzusetzen scheint.<br />
Eines der erstenGeräte,das diese<br />
Bezeichnung verdient gehabt<br />
hätte, war das »Motorola International<br />
3200«. Das kam aus<br />
Amerika, wo man übrigens anstatt<br />
von Handys lieber von<br />
»Cell-Phones« spricht, wurde<br />
Armlang:Das Motorola International<br />
3200 markiert denAnfang<br />
einer dynamischenEntwicklung.<br />
74<br />
aber inDeutschland nicht als<br />
Handy bekannt,sondern erhielt<br />
den schönen Spitznamen »Der<br />
Knochen«.<br />
Ein Pfund schwer, fast einen<br />
halbenMeter lang und von seiner<br />
Form her etwas an einenKnochenerinnernd–<br />
solautet dieeine<br />
Erklärung für diesen etwas<br />
seltsamenNamen.Eine vielleicht<br />
nicht wahre,aber hübschereGeschichteist<br />
dieAbleitungdes Namens<br />
von der 70er-Jahre-Fernsehserie<br />
»Catweazle«. Dieser<br />
Catweazle war einZauberer aus<br />
dem Mittelalter, der in der damaligen<br />
Jetztzeit gelandet war.<br />
UndnaturgemäßelektrischeGeräte<br />
als mächtige Zaubereien<br />
identifizierte –<br />
unddas Telefon<br />
als »sprechenden<br />
Knochen«<br />
bezeichnete.<br />
Wo-ran sich einige<br />
erinnerten,<br />
die diesen Namen<br />
für das<br />
Motorola International<br />
3200<br />
prägten.<br />
Doch das legendäre<br />
Gerät<br />
erlitt das Schicksal,<br />
das allen<br />
mobilen Telefonen<br />
quasi am<br />
Tag ihrer Herstellungeingebaut<br />
ist: Es war<br />
mit demTagdes<br />
Verkaufs veraltet.Das<br />
nächste<br />
Modell ist immer<br />
das bessere,<br />
ist leichter,kleiner<br />
und mit mehr Funktionen<br />
ausgestattet.DieneuestenWinzlingehabenInternet-Zugang,spielenMusikab<br />
und sindinder Lage,<br />
noch etwas wackeligeFotos<br />
oder sogar<br />
Videos aufzunehmen<br />
und an<br />
andere zu versenden.<br />
Diese Vorteile<br />
überzeugten immer<br />
mehr Menschen,bis es im<br />
Jahr 2000 erstmals vollbracht<br />
war:Es gabmehr Mobiltelefon-<br />
Anschlüsse als solche fürs Festnetz.NeueGeräte<br />
vereinen sogar<br />
Land der Antennen:EinPlätzchen<br />
findet sich überall– steteErreichbarkeit<br />
hat ihrenPreis.<br />
beides ineinem undauchder Tag<br />
des tragbaren Miniaturfernsehens<br />
mit Live-Verbindunginalle<br />
Winkel dieser Erde dürfte nicht<br />
mehr fern sein.<br />
Doch währenddieGeräteimmer<br />
kleiner und unauffälliger<br />
wurden,haben sichdieBegleiterscheinungen<br />
zu unübersehbaren<br />
Installationen in der Alltagswelt<br />
gemausert.Keinhohes Gebäude<br />
mehr ohne Sendeanlage, selbst<br />
schonlangenicht mehr rauchende<br />
Schornsteine sind plötzlich<br />
wieder nützlich. Woes nicht anders<br />
geht, wird halt ein Sendemast<br />
indieLandschaft gebaut –<br />
die ständige Erreichbarkeit hat<br />
ihrenPreis nicht nur für Handy-<br />
Nutzer.<br />
Zudem gerät der Vorteil der<br />
Handys inzwischen oft auch zu<br />
ihrem Nachteil. Telefonierende<br />
MitmenscheninEisdielen,Nahverkehrszügen<br />
oder gar beim<br />
Konzert nerven ebenso wie die<br />
Klingeltöne ihrer Handys. Die<br />
Bitte umAbschaltungder Geräte<br />
gehört zu den(oft genug<br />
missachteteten) Standardfloskeln<br />
zu Beginn<br />
jeder Rede.<br />
Der wahre Luxus,<br />
so wurde auch<br />
schon propagiert,<br />
sei nicht mehr die<br />
ständigeErreichbarkeit<br />
– sondern der<br />
freiwillige Verzicht darauf.SiehättedasZeug,zumneuen<br />
Statussymbol zu werden –<br />
aber wer kann sichdas schonleisten?
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VONANDREASGROßPIETSCH<br />
¥ Borgholzhausen(HK).Unter<br />
dennicht eben wenigenbemerkenswertenBauwerkenimAltkreis<br />
Halle gibt es eines, das<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht<br />
herausragt:dieRavensburg.Nur<br />
noch 73 Jahrefehlenihr am stolzenAlter<br />
von1000 Jahren und<br />
aufihremTeuto-Berghat sieim<br />
ansonsten eher flachen Land<br />
auch geographisch eine exponierte<br />
Lage. Aufgrund der<br />
jüngstenEreignisseinihrer an<br />
Wechselfällen durchaus nicht<br />
armen Geschichte hat sie jetzt<br />
auchnochden ungewöhnlichen<br />
Status eines privatisierten<br />
Denkmals.Doch vor allemhat<br />
sieihrenfestenPlatz indenHerzender<br />
Menschen,die zu ihren<br />
Füßen wohnen. Das Bemühen<br />
umihreErhaltungfür dieAllgemeinheit<br />
fügteeineloseAllianz,<br />
die in ihrer Zusammensetzung<br />
wahrlich außergewöhnlich –<br />
und außergewöhnlich erfolgreich–ist.<br />
Ein Denkmal wird privatisiert<br />
Der Staat befreit sich von Aufgaben: Sinnvolle Neuerung oder ein Irrweg?<br />
Zwar gabdieRavensburgdem<br />
umliegendenRavensberger Land<br />
seinen Namen und war in den<br />
ersten 266 Jahrenihres Bestehens<br />
der Sitz eines gleichnamigenGrafengeschlechts,<br />
doch militärisch<br />
undpolitischgesehen spielte sie<br />
meist nur eine Nebenrolle. Mit<br />
der militärischenBedeutung war<br />
es spätestens vorbei, als sie von<br />
demals »Bomben-Bernhard«bekannten<br />
Christoph Bernhard<br />
GrafvonGalen,Fürstbischofvon<br />
Münster,im Jahre 1673 zerstört<br />
wurde.<br />
Doch schonJahrhunderte zuvor<br />
war die Grafschaft RavensbergdurchErbschaften<br />
zu einer<br />
weit entferntenProvinz fremder<br />
Adelsgeschlechter wiedemHaus<br />
Jülich-Kleve-Berg oder später<br />
demHaus Hohenzollerngeworden.<br />
1695 wurde der letzte der<br />
dort residierenden VerwaltungsbeamtenausdembaufälligenGemäuer<br />
abgezogen,womit sieauch<br />
politisch ausgedient hatte. Der<br />
Rest der Burg wurdedemVerfall<br />
preisgegeben.FriedrichWilhelm<br />
Anziehungspunkt: Mit dem Ravensberger Klassenzimmer ist die Burg<br />
wieder zumZiel vonSchulklassengeworden. FOTO:FELDKIRCH<br />
76<br />
Romantisch, aber abbruchreif:Das heutigeRavensberger Klassenzimmer<br />
vor seiner Renovierung. FOTO:A.GROßPIETSCH<br />
I.vonPreußen zogdaraus 1733<br />
die eigentlich logische Konsequenz<br />
undgabdie verbliebenen<br />
Bauwerke quasi als Steinbruch<br />
frei.Bis aufdenTurmoder,wieer<br />
korrekt genannt werdenmüsste,<br />
denBergfried,undeinpaar Mauerreste<br />
war dieRavensburgkurz<br />
danach verschwunden. Und so<br />
hättedie stolzeGeschichteenden<br />
können, wenn<br />
nicht knapp100<br />
Jahre später der<br />
Oberpräsident<br />
der Provinz<br />
Westfalen, Ludwig<br />
von Vincke,<br />
seinHerz für die<br />
Ruine entdeckt<br />
hätte.Zumeinen<br />
lebteer imZeitalter<br />
der Romantik,das sich stark<br />
amMittelalter und seinenÜberbleibseln<br />
orientierte,zum anderen<br />
stander ander Spitzeeiner<br />
Provinz,dieerst kurz zuvor aus<br />
vielengrundverschiedenenTeilen<br />
zusammengesetzt worden war.<br />
UmdieIdentifikationder Bevölkerung<br />
mit der neuen Provinz<br />
Westfalen zu stärken, setzte er<br />
auch auf die Symbolkraft von<br />
Bauwerken.<br />
Die Ravensburg war insofern<br />
einidealer Ansatzpunkt,um regionale<br />
Identität zu fördern.<br />
Trotz schwieriger wirtschaftlicher<br />
Verhältnisse sorgteer für Mittel,<br />
den Verfall nachhaltig zu stoppen.<br />
Die Aussichtsplattform auf<br />
dem Turm stammt aus dieser<br />
Zeit und auch das so genannte<br />
Forsthaus, der Bau neben dem<br />
Bergfried,entstand1868mit dem<br />
Ziel,dieBurgdauerhaft als Ausflugsziel<br />
zu etablieren unddamit<br />
zu erhalten.Dieses Ziel wurdeerreicht,ungezählte<br />
Schulklassen<br />
erwandertenden<br />
Gipfel und erfreuten<br />
sich am<br />
weiten Ausblick<br />
über das Land.<br />
Nicht wenige<br />
ehemalige Schüler<br />
kehrten als<br />
Erwachsene immer<br />
wieder einmal zur Ravensburg<br />
zurück. Das Gebäudeensemble<br />
undder umliegendeWald<br />
gehörten dem Staat und überstanden<br />
in dessen Obhut zwei<br />
weitereJahrhundertwenden und<br />
zweiWeltkriegepraktisch wieim<br />
Dornröschenschlaf.<br />
Dochder Aufwandfür denErhalt<br />
der Burgließ stetignach.Ändern<br />
sollte sichdas erst imneuen<br />
Jahrtausend,als dieMenschenim<br />
Ravensberger Land von der<br />
Nachricht,dass »ihre«Burg zum<br />
Verkauf stehe, aufgeschreckt<br />
wurden.
Aus dem Dornröschenschlaf erwacht:Nachdemdas Wahrzeichendes Ravensberger Landes indenBesitz der Stiftung übergegangen war,beganndie<br />
eigentlicheArbeit.Unser Luftbildaus dem vergangenenJahr zeigt deneingerüstetenTurm unddieGrabungen. FOTO:H.GONTEK<br />
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77<br />
NeueZeiten,neueSeiten
NeueZeiten,neueSeiten<br />
Wie sich später zeigte,steckte<br />
dahinter keinfinsterer Plan,sondern<br />
eher eine Verkettung unglücklicher<br />
Zufälle.Alles begann<br />
damit,dass das LandNordhrein-<br />
Westfalen beschloss,dieVerwaltung<br />
seiner Immobilien neu zu<br />
ordnen.Grobgesagt,sollten zum<br />
einen die Besitztümer zusammengefasst<br />
werden, deren<br />
Erhalt als Landesaufgabe dauerhaft<br />
Kosten verursacht,und andererseits<br />
diejenigen, aus denen<br />
einGewinn zu erzielen seinmüsste.AufdieRavensburgtrafbeides<br />
zu.Der umgebendeWaldist<br />
zweifellos ein wirtschaftlicher<br />
Aktivposten, aus dem – wenn<br />
auchgeringe–Erträge zu erzielen<br />
sind.DieBurgals solche wird<br />
allerdings wohl immer mehr<br />
Geldkosten,als damit zu verdienen<br />
wäre.Und so wurdeder Gedanke<br />
geboren, beides zusammen<br />
zu verkaufen – vermutlich<br />
ohne zu ahnen,welcheReaktionendies<br />
auslösen würde.<br />
Dennes zeigte sich rasch,dass<br />
dieAbsicht des Oberpräsidenten<br />
vonVincke,mit demErhalt der<br />
Ruine ein Stück westfälische<br />
Identität zu schaffen, bei den<br />
Menschen in den umliegenden<br />
Ortschaften voll verwirklicht<br />
worden war.Rückblickendkann<br />
mandeshalb sagen,dass der Kreis<br />
Gütersloh die Chance verpasste,<br />
aufdenSpurenVinckes selbst die<br />
Verantwortung für die Ravensburg<br />
zu übernehmen– unddamit<br />
einenBeitrag zur Identifikationder<br />
Menschenmit demgeschichtlich<br />
gesehen ebenso jungen<br />
wie künstlichen Gebilde<br />
»Kreis Gütersloh« zu leisten. In<br />
der Diskussion zeigte sich rasch,<br />
dass die alten Grenzen noch<br />
ziemlich stark vorhanden sind.<br />
Zwischen den Positionen »Ist<br />
dochnicht schade umdenalten<br />
Steinhaufen« und »Auf keinen<br />
FalldarfdieRavensburg<br />
an einenPrivatbesitzer<br />
verkauft werden«<br />
lagen im<br />
Jahr 2002 die scheinbar unvereinbarenStandpunkte.Undletztlich<br />
waren die meisten Beteiligten<br />
froh,dass sichmit der Übergabe<br />
der Burg an eine Stiftung die<br />
Chance zu einer Art »Privatisierunglight«ergab.Vieles<br />
ist seitdem<br />
geschehen und deshalb<br />
scheint jetzt einguter Zeitpunkt<br />
zu sein, ein erstes Resümee zu<br />
ziehen.<br />
ImKerngeht es umdieFrage,<br />
obdas Modell»StiftungBurgRavensburg«<br />
in Zeiten knapper<br />
Kassen ein Ansatzpunkt für<br />
Denkmalschutz seinkann–oder<br />
Der Charme des<br />
schleichenden Verfalls<br />
78<br />
eben nicht. Schließlich hat der<br />
Staat wenig Geld, aber viele<br />
denkmalwürdigeLiegenschaften.<br />
Für dieaber wenigGeldausgegeben<br />
werdendarf – nicht nur in<br />
Nordrhein-Westfalen.DieAusgaben<br />
sämtlicher Bundesländer erreichen<br />
schonjetzt nicht das Volumen,das<br />
dieDeutscheStiftung<br />
Denkmalschutz jährlich aufbringt.<br />
Diese Stiftung finanziert<br />
sichaus Spenden.<br />
Kannangesichts dieser TatsachendieRavensburgeinModellfall<br />
sein,demnoch viele weitere<br />
folgen sollten?<br />
Es gibt einige<br />
Gründe, die dafür<br />
sprechen,<br />
dass diese Form<br />
der Privatisierung vonBau- und<br />
Kulturdenkmälern ein Erfolgsmodellist.SchlagendeArgumente<br />
sinddie vielenVeränderungen,<br />
derenZeugemanals regelmäßiger<br />
Besucher der Ravensburg in<br />
denletztenJahren werdenkonnte.DenndieRuine<br />
war zwar romantisch,<br />
bezog diesen Charme<br />
aber aus einem schleichenden<br />
Verfall,der über kurz oder lang<br />
ihren Untergang bedeutet hätte.<br />
Wo sichheutedas Ravensberger<br />
Klassenzimmer (nicht nur) den<br />
Ravensberger Kindern als spannender<br />
undfunktionaler außer-<br />
schulischer Lernort darbietet,<br />
rottetenoch vor wenigenJahren<br />
einmarodes Fachwerkgebäudein<br />
schlechtestem Zustand vor sich<br />
hin.Die vonEfeu überwucherten<br />
Mauern sahen zwar wildromantischaus,dochdieKletterpflanzen<br />
können auch 1000-jährige,<br />
massive Gemäuer zum Einsturz<br />
bringen. Viele Arbeitsstunden<br />
ehrenamtlicher Helfer warennötig,bis<br />
die Mauern wieder zum<br />
Vorschein kamen und vor dem<br />
vermutlich endgültigen Verfall<br />
gerettet werdenkonnten.<br />
Im so genannten Forsthaus,<br />
das eine zwar einfache, aber<br />
durchaus beliebte Gastronomie<br />
beherbergte,musste vor kurzem<br />
mit einer nicht mehr aufschiebbaren,grundlegendenSanierung<br />
begonnen werden. Angesichts<br />
vonWasserrohrenaus Blei,museumsreifenelektrischenInstallationen,<br />
fehlenden Toiletten und<br />
faulenden Balken war es offensichtlichallerhöchsteZeit,hier<br />
zu<br />
investieren.Am schlimmsten war<br />
jedoch der Zustand des Bergfrieds,<br />
der als erste Amtshandlungder<br />
neuen»Burgherren«erst<br />
einmal aus Sicherheitsgründen<br />
gesperrt werden musste. Durch<br />
dieSanierungkonnte zumindest<br />
verhindert werden,dass das altehrwürdigeGemäuer<br />
einstürzt.<br />
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Insgesamt lässt sich ohne<br />
Übertreibung sagen, dass »der<br />
Staat«mit seinemBesitz –besser<br />
ausgedrückt,mit demBesitz der<br />
Bürger –äußerst nachlässig umgegangen<br />
ist. Das betrifft auch<br />
denStandder historischenErforschungder<br />
Ravensburg.Nur im<br />
Engagement mehr oder weniger<br />
fachkundiger Heimatforscher<br />
gab es eine Beschäftigung mit<br />
diesen Fragestellungen. Erst in<br />
jüngster Zeit wurden ernsthaft<br />
archäologische Untersuchungen<br />
und Grabungen durchgeführt.<br />
DieFunde waren wirklichbeeindruckend,schonjetzt<br />
zeigt sich,<br />
dass die»historischen«Bilder der<br />
Burg mehr der Fantasie der jeweiligenKünstler<br />
als der Realität<br />
entlehnt sind.<br />
Positiv zu betrachtenist sicher<br />
auch die Tatsache, dass sich so<br />
viele Menschen für die Ravensburgeingesetzt<br />
haben.Ellenlang<br />
ist dieListeder Spender aufder<br />
Homepageder Stiftung,noch viel<br />
größer ist dieZahlderjenigen,die<br />
anonym kleine Beträge in die<br />
zeitweiligallgegenwärtigenSammelbüchsen<br />
eingeworfen haben.<br />
Viele Firmen halfen mit Geld<br />
oder mit günstigen Preisen für<br />
Arbeitenander Burg.Der Staat<br />
als Auftraggeber hätte diese Ergebnisseniemals<br />
zu diesemPreis<br />
erzielen können,lässt sich ohne<br />
Übertreibung sagen. Und angesichts<br />
der erfreulichen Tatsache,<br />
dass das Stiftungsvermögen auf<br />
eine Million Euro angewachsen<br />
ist, scheint es auch um die Zukunft<br />
der Ravensburg nicht<br />
schlecht bestellt. Doch all diese<br />
erfreulichen Einzelaspekte sind<br />
ebennur dieeineSeiteder Medaille.<br />
Die andere ist, dass die<br />
Rettungder BurgeinSonderfall<br />
ist,der an anderer Stelle so nur<br />
schwer wiederholbar erscheint.<br />
Daist zumeinendieSpendenflut,diedurchdieNachricht<br />
vom<br />
drohenden Verkauf der Ravensburg<br />
ausgelöst wurde.Über alle<br />
Parteigrenzenhinwegfanden sich<br />
Menschen und Gruppierungen,<br />
die sicheinbrachtenindas große<br />
Abenteuer – mit Arbeitsleistungenoder<br />
mit Geld.Es gab selbst<br />
Beerdigungen,beidenendieVerstorbenendieUnterstützungder<br />
Stiftungals letztenWunschandie<br />
Hinterbliebenen hinterlassen<br />
hatten.RundeinVierteldes Kapitalstocks<br />
der Stiftungfür dieBurg<br />
Ravensburg stammt aus diesen<br />
Quellen. Doch ob sich solches<br />
Engagement beliebigoft wiederholenlässt,ist<br />
sehr fraglich.Zumal,<br />
wenn es einem Denkmal<br />
gelten sollte,das zwar vonhistorischem<br />
Wert sein mag, aber die<br />
Menschenemotional weniger berührt<br />
als es bei der Ravensburg<br />
nuneinmal unstrittigder Fallist.<br />
Noch schwieriger zu finden<br />
seindürfteder passende»Motor«<br />
für ein solches Riesenprojekt.Mit<br />
Wolfhart Kansteiner fand sichin<br />
diesemFalleinpassender Antreiber,der<br />
mehrereVorteilein seiner<br />
Person vereint. Als soeben vom<br />
Berufsleben in den nur so genanntenRuhestandgewechselter<br />
Mannnahmer sichder Aufgabe<br />
an, über die er heute sagt:„Ich<br />
würdees nicht nocheinmalmachen.“<br />
Daraus spricht nicht so<br />
sehr Verbitterung über auch viel<br />
unberechtigteKritik,sonderndie<br />
Erkenntnis:„SoeineBurgist ein<br />
SONDERAUSGABE<br />
Weithin sichtbares Wahrzeichen:Die Ravensburg hat jetzt die Chance,<br />
noch vieleJahrediesemZweckim umgebendenRavensberger Land zu<br />
dienen.Als »Leuchtturmprojekt«für privatisiertenDenkmalschutz ist die<br />
Eignungdes Gemäuers aber eher fraglich. FOTO:HANNEFORTH<br />
79<br />
richtiges kleines Unternehmen.<br />
Nebenberuflich ist das nicht zu<br />
machen.“<br />
EinBeispielist dieAnstellung<br />
von Christoph Amend, der die<br />
Idee des Ravensburger Klassenzimmers<br />
mit Lebenerfüllen soll.<br />
Ohne ein solches Nutzungskonzept<br />
für die Burg hätten andere<br />
StiftungendieBurgnicht unterstützen<br />
können oder wollen.<br />
Dochjetzt ist der PädagogeAngestellter<br />
der StiftungBurgRavensberg.Unddamit<br />
fällt jedeMenge<br />
unvermeidbarer Papierkraman–<br />
Steuern undSozialversicherungs-<br />
NeueZeiten,neueSeiten<br />
beiträge müssen gezahlt werden<br />
und vieles mehr.Zusammenmit<br />
der notwendigenBilanzerstellung<br />
für die Stiftung ergibt sich ein<br />
immenser Aufwand,„der beieinem<br />
Steuerberatungsbüro leicht<br />
ein paar tausend Euro pro Jahr<br />
kosten würde“, wie Kansteiner<br />
feststellt. „Das ist Geld, das die<br />
Stiftungnicht hat undnicht ausgeben<br />
kann“,sagt er.Denn sehr<br />
viele Stifter legten besonderen<br />
Wert darauf,dass ihr Geld ausschließlich<br />
dem Erhalt der Burg<br />
zugutekommen sollte.Und trotz<br />
eines höheren Stiftungskapitals<br />
als ursprünglich geplant stehen<br />
die verfügbaren Summen nicht<br />
im besten Verhältnis zu den<br />
wachsendenAusgaben.<br />
Das zeigt das Beispiel des<br />
Forsthauses, das nach Meinung<br />
des Landes in akzetablem ZustandandieStiftung<br />
übergeben<br />
wurde, sich tatsächlich aber als<br />
Sanierungsfallentpuppte.ErheblicheInvestitionensindnotwendig,umes<br />
aneinenPächter übergeben<br />
zu können.Undauchdie<br />
Ausgrabungen,diegesichert werden<br />
sollen undnicht einfach wieder<br />
zugeschüttet,erfordern weitere<br />
ungeplante Ausgaben. „Ich<br />
tröste mich immer damit, dass<br />
ichmir sage,wenndies oder jenes<br />
fertigist,gibt es weniger Arbeit“,<br />
sagt Wolfhart Kansteiner.Aus Erfahrung<br />
weißer allerdings, dass<br />
es nicht so sein wird.<br />
Soist der Kiosk,der für viele<br />
einfach zur Ravensburg dazugehört,<br />
in großen Teilen marode.<br />
Undauchdas Brunnenhaus wird<br />
eines nicht allzu fernenTages sicherlichweitereInvestitionenerfordern.Außerdemgibt<br />
es noch<br />
vieleStellen,andenen sinnvollerweisearchäologischeGrabungen<br />
durchgeführt werdenkönnen,einenGarten,deraufWiederbelebung<br />
wartet und und und.<br />
Für Kansteiner ist das Fazit<br />
klar:„Mankannnicht sagen,das<br />
läuft alles besser,weiles privatisiert<br />
ist.MeineErfahrungen sind<br />
eher so, dass es nicht angehen<br />
kann,dass sichder Staat aus immer<br />
mehr Bereichen wie Denkmal-<br />
oder Naturschutz einfach<br />
zurückzieht.“ Ein Modell könne<br />
die Ravensburg nicht sein. „Es<br />
waren immer mal wieder Menschenda,die<br />
über ähnlicheProjektenachdachten.Nachdemich<br />
denenerzählt hatte,was alles zu<br />
beachten und zu tunist,habeich<br />
vondenProjektennie wieder etwas<br />
gehört“,sagt Wolfhart Kansteiner.Vonder<br />
Ravensburg wird<br />
man sicher noch viel hören –<br />
doch hoffentlich nicht die Begründung,<br />
dass der Staat sich<br />
nach dem erfolgreichen Testlauf<br />
Ravensburg aus weiterenAufgaben<br />
zurückziehen will.
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80<br />
Wie eine neue<br />
Tradition entsteht<br />
Weihnachtsmärkte – die neuen Volksfeste<br />
VONANKESCHNEIDER<br />
¥ Altkreis Halle (HK). Der<br />
Weihnachtsmarkt ist ein Fest<br />
der Sinne,das mit Glühwein,gerösteten<br />
Esskastanien, Lebkuchen<br />
undMandelndenZauber<br />
von Weihnachten einfängt.<br />
Kaum zu glauben, aber wahr:<br />
Hier im Altkreis Halle hat das<br />
Weihnachtsmarkt-Fieber erst<br />
vor gut 30 Jahren begonnen.<br />
UnddieneuenVolksfeste sind so<br />
beliebt, dass inzwischen jede<br />
Stadt undfast jeder Ort eineneigenen<br />
Weihnachtsmarkt hat –<br />
während Traditionsveranstaltungen<br />
wieKirmes oder Volksfeste<br />
vielfach einen schweren<br />
Standhaben.<br />
Historisch gesehen war der<br />
Weihnachtsmarkt nur einer von<br />
vielen Märkten, die rund ums<br />
Jahr abgehalten<br />
wurden.Beidiesem<br />
so genannten»Wintermarkt«<br />
deckte<br />
man sichmit allemein,was man<br />
für dieWeih-nachtszeit brauchte.<br />
Üblicherweise fand der Markt<br />
rund umdieKirche statt,umdie<br />
Kirchgänger als Laufkundschaft<br />
zum Stöbern zu verleiten. Nur<br />
örtliche Händler durften ihre<br />
Waren anbieten, so dass jeder<br />
Markt unterschiedliche Spezialitätenhatte.<br />
So ist der Aachener Weihnachtsmarkt<br />
nochheutefür seine<br />
Printen bekannt,die Märkte im<br />
Erzgebirgefür ihreHandwerksarbeiten,<br />
der Dresdener für seine<br />
Stollen und der Nürnberger für<br />
seineLebkuchen.Bemüht umdas<br />
Besonderebietet dieStadt Schlitz<br />
diegrößteKerzeder Welt,OsnabrückdiegrößteMusikdose<br />
und<br />
Dortmundbehauptet,dengrößten<br />
Weihnachtsbaum zu haben.<br />
AnderegebenihremMarkt eine<br />
besondere Note durch regionale<br />
Traditionenoder historischeKulissen.<br />
Dresdens Weihnachtsmarkt<br />
gilt als Deutschlands ältester,er<br />
wird urkundlichdas erste<br />
Mal 1434 erwähnt. Über den<br />
Christkindl-Markt in Nürnberg<br />
ist aus dem Jahr 1628 das erste<br />
Mal zu lesen.<br />
Die WeihnachtsmarkttraditionimAltkreis<br />
Halledagegenist<br />
deutlich jünger. Sie nahm in<br />
Steinhagen ihren Anfang. Der<br />
erste Markt verdankt seine Entstehung<br />
der europäischen Festwoche,die1974<br />
vonder GemeindeSteinhagenals<br />
Gewerbeschau<br />
veranstaltet wurde.Dieter Flöttmann<br />
war damals einer der Organisatoren.<br />
„Finanziell wurde<br />
dieFestwocheeinMisserfolg,die<br />
Kosten überstiegen die Einnahmen<br />
bei weitem“, berichtet er.<br />
Daher beschloss die Gemeinde,<br />
die Gewerbeschau nicht zu<br />
wiederholen. „Wir wollten aber<br />
die vielen tollen Ideen, die die<br />
Festwochemit sichgebracht hat,<br />
nicht sterben lassen“, erinnert<br />
sich Dieter Flöttmann. Er<br />
schmiedete den Plan, einen<br />
Weihnachtsmarkt zu veranstalten.Mit<br />
sechs weiteren Mitbürgerngründete<br />
er dieAktionsgemeinschaft<br />
Weihnachtsmarkt,die<br />
den Vorschlag<br />
In 30 Jahren zur beliebesten schließlichindie<br />
Tat umsetzte.<br />
Publikumsveranstaltung Das große Vorbild<br />
des ersten<br />
Steinhagener Weih-nachtsmarktes<br />
war der Nürnberger Christkindlmarkt.<br />
DiePremiere1975 wurdeein<br />
Erfolg, die insgesamt 25 Stände<br />
erwirtschafteten rund 7000 Euro.<br />
Die Aktionsgemeinschaft beschloss,das<br />
Geldgemeinnützigen<br />
Zwecken zukommen zu lassen.<br />
„Damit heben wir uns nochheute<br />
vonallenanderenMärktenin<br />
der Gegend ab“, erklärt Flöttmann.<br />
Aus der Aktionsgemeinschaft<br />
Weihnachtsmarkt wurde<br />
später der eingetragene Verein<br />
Aktionsgemeinschaft Steinhagen,<br />
den Vorsitz übernahm Dieter<br />
Flöttmann.<br />
1977, zwei Jahre nach der<br />
Steinhagener Premiere, fanden<br />
sichinBorgholzhausendieersten<br />
Nachahmer. Begeistert vom<br />
Steinhagener Vorbildhatten sich<br />
die vier Geschäftsleute Harald<br />
Schumacher, Karl Schildmann,<br />
WilhelmNolte undGerdDübber<br />
mit der Steinhagener Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammengesetzt<br />
und Ideen geschmiedet. „Wir<br />
wollten einen Weihnachtsmarkt<br />
von Borgholzhausenern für<br />
Borgholzhausener“, erzählt Harald<br />
Schumacher. Fahrgeschäfte,<br />
so wie sieinSteinhagenanfangs
Heute und gestern:Die jetztige Vorsitzende der AGS, Renate Kampmann,undder<br />
damaligeVorsitzendeDieter Flöttmannmit demPlakat<br />
des erstenWeihnachtsmarktes 1975. FOTO:SCHNEIDER<br />
mit dabei waren,wolltendiePiumer<br />
nicht,sie setztenerfolgreich<br />
auf das idyllische Flair und die<br />
Traditionender Lebkuchenstadt.<br />
Man verabredete,dass der Steinhagener<br />
Weihnachtsmarkt immer<br />
amersten,der Piumer Markt<br />
immer am zweiten Adventswochenende<br />
stattfinden soll,damit<br />
man sich nicht gegenseitig die<br />
Kundschaft wegnehme.Zunächst<br />
in privater Initiative, später unterm<br />
Dach des Verkehrsvereins,<br />
organisierten die Piumer den<br />
Weihnachtsmarkt nach klaren<br />
Grundsätzen.Nochheute werden<br />
Stände, die nicht ins Bild eines<br />
idyllischen und traditionellen<br />
Weihnachtsmarktes passen,abgewiesen.<br />
Nocheinmal zweiJahre später,<br />
zur Vorweihnachtszeit 1979,wurdenauchinHalle<br />
undVersmold<br />
Weihnachtsmärkteaus der Taufe<br />
gehoben.Der Versmolder Markt<br />
hängte sich mit seinem Termin<br />
am dritten Adventswochenende<br />
an die beiden bestehenden an,<br />
der <strong>Haller</strong> Markt findet ebenso<br />
wie der Steinhagener am ersten<br />
Advent statt.Um sichabzuheben,<br />
nannten die <strong>Haller</strong> ihren Markt<br />
»Nikolausmarkt«, die Wertheraner,diedannimJahr<br />
1982 dazu-<br />
kamen,entschieden sichfür den<br />
Begriff»Christkindlmarkt«.<br />
ImLaufeder Zeit veranstalteten<br />
auch Ortsteile eigene Weihnachtsmärkte,<br />
so zum Beispiel<br />
Brockhagen, Bockhorst, Peckeloh,<br />
Hesselteich, Künsebeck,<br />
Hörste undTatenhausen.Alles in<br />
allem finden im Altkreis inzwischen15Weihnachtsmärkte<br />
statt.<br />
Das Schlendern durch die mit<br />
Lichterketten undTannenzweige<br />
geschmücktenBuden,dieGlühwein-<br />
undMandelduft verbreiten,scheint<br />
im Trend zu liegen.<br />
Nach dem Vorbild der Großen<br />
versuchenauchdieKleinen,sich<br />
voneinander abzuheben,um ihren<br />
Besuchern etwas Eigenes,<br />
ganz Besonderes zu bieten.<br />
UndauchdiekleinstenMärkte<br />
ziehen reichlich Besucher an.<br />
Was denalljährlichenBudenzauber<br />
somagnetischmacht,scheint<br />
in der Tat die spezielle Atmosphäremit<br />
ihren typischenDüften,<br />
der Weihnachtsmusik, den<br />
Hunderten von Lämpchen und<br />
dem Sich-treiben-Lassen in der<br />
Menge zu sein.EinFest der Sinne<br />
eben, dass die Menschen dazu<br />
bringt,sichauchbeigrößter Kälte<br />
vomgemütlichenSofa zu erheben.<br />
SONDERAUSGABE<br />
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Stetiger Wandel hält Jugenddorf jung<br />
Was 1962 mit einem Internat begann, hat sich heute zur prägenden Institution entwickelt<br />
VONMARCUTHMANN<br />
¥ Versmold.DieGeschichtedes<br />
CJDinVersmold,sieist aucheine<br />
Geschichte prägender Persönlichkeiten.Es<br />
war der Pfarrer<br />
Arnold Dannenmann, der<br />
1962 denGrundsteinfür einen<br />
bedeutenden Standort des<br />
Christlichen Jugenddorfwerks<br />
Deutschlands legte.Ab1974leiteteJoachimGelfert<br />
aufWunsch<br />
des Pfarrers das CJD in Versmold.1992<br />
übernahmThomas<br />
Reiplinger das Ruder in der<br />
Fleischstadt undlenkte umsichtigdenStrukturwandelaufdem<br />
Weg zu einer modernen Einrichtung<br />
ein.Im Februar 2007<br />
hat nun Heinz van Goer als<br />
CJD-Leiter in Versmold übernommen.Seineebensokomplexe<br />
wie reizvolle Aufgabe: den<br />
Prozess aufdemWeg zummusischen<br />
Zentrum unter wirtschaftlichschwerenRahmenbedingungenfortführen.<br />
Die Erfolgsgeschichte des<br />
Versmolder CJD begann mit einer<br />
bedrohlichenSituation.1962<br />
war das Aus des örtlichen Progymnasiums<br />
sogut wiebesiegelt.<br />
Die Konkurrenz, das <strong>Haller</strong><br />
Kreisgymnasium, war für die<br />
Schüler attraktiver.Indieser SituationkamCJD-Gründer<br />
Arnold<br />
Dannenmann und ebnete den<br />
Wegfür eineneueOberschulein<br />
Versmold.<br />
Internat als Grundstein<br />
für eine Schullandschaft<br />
Er setzte sichmit denVerantwortlichendes<br />
städtischenAmtes<br />
zusammen und schnell war man<br />
sich einig, ein voll ausgebautes<br />
Gymnasium zu errichten. Doch<br />
woher dieSchüler nehmen?Dannenmannhattedie<br />
rettendeIdee,<br />
die zugleich die Tradition des<br />
ChristlichenJugenddorfwerks in<br />
Versmoldbegründete:EinInternat<br />
für die kleine Stadt musste<br />
her. Für dessen Bewohner und<br />
die städtischen Schüler werde<br />
sichder Aufbau eines Gymnasiums<br />
dann lohnen. Dass daraus<br />
einst einegroßeSchullandschaft<br />
mit Realschule undHauptschule<br />
werden würde, ahnten damals<br />
wohl selbst dieVerantwortlichen<br />
der Stadt nicht.<br />
Stabwechsel:Thomas Reiplinger (rechts) übergibt dieCJD-LeitunganHeinz vanGoer (Mitte).Er wirdkünftigmit<br />
demkaufmännischenLeiter Ludger Steinbrede verstärkt aufdieFinanzen werfen. FOTO:UTHMANN<br />
Als Joachim Gelfert 1974 die<br />
Leitung des Versmolder CJD<br />
übernahm, hatte er bereits die<br />
Geschicke jener Einrichtung zu<br />
lenken,diedas Lebender Jugendlichen<br />
in der Fleischstadt entscheidend<br />
prägte. Gelfert versuchte<br />
auch weiterhin,Dannenmanns<br />
Credo umzusetzen:„Eine<br />
Perspektivefür Jugendlicheineiner<br />
perspektivlosenZeit schaffen<br />
–das war kurz nachdemZweiten<br />
WeltkriegArnoldDannenmanns<br />
Antrieb.Er glaubte,dass dies mit<br />
christlichem Gedankengut und<br />
vollem Einsatz möglich sei“, so<br />
der ehemaligeLeiter.InGelferts<br />
Amtszeit fallen zwei weitereMeilensteine<br />
der Versmolder CJD-<br />
Geschichte:Der Umzugder RealschuleanihrenheutigenStandort<br />
ander SchützenstraßeimJahr<br />
1984 unddieGründungder Orchesterschule1991.<br />
DiemusischeAusrichtungder<br />
Einrichtung in Versmold trieb<br />
Thomas Reiplinger ab 1992 mit<br />
strategischem Weitblick weiter<br />
voran. Darüber hinaus übernahmdas<br />
CJDimmer mehr gesellschaftlicheAufgaben–diezudem<br />
als Leistungen honoriert<br />
wurden und die Wirtschaftlich-<br />
82<br />
keit des Standorts sichernhalfen.<br />
So wieetwadieJugendhilfe,die<br />
auch Familien mit einbezieht.<br />
„Wir führen christliche Schulen<br />
undhabeneineneigenenWertekodex.Als<br />
Erzieher sehen wir uns<br />
aber nicht.Wir bietenUnterstützung<br />
an“, erklärt Reiplinger das<br />
Konzept. Unter seiner Führung<br />
wurdedas Gymnasium um sechs<br />
Klassenräume und einen Medienraumausgebaut.Ein<br />
zweiter<br />
Bauabschnitt sollfolgen.Geplant<br />
Der Gründer:Pfarrer ArnoldDannenmann<br />
verankertedas CJDfest<br />
inVersmold. FOTO:HK<br />
ist,weitereFachräumefür Musik,<br />
Werken/Technik undTanz zu errichten.Zudem<br />
solleineAulamit<br />
Theaterbühneentstehen.<br />
Ein Kaufmann lenkt<br />
künftig die Geschicke<br />
EinDrittelder benötigten1,75<br />
MillionenEurohat das CJD zusammen.Auchder<br />
Urspungdes<br />
Versmolder CJD-Standortes –<br />
das Internat – sollfür dieZukunft<br />
fit gemacht werden.ImSommer<br />
zieht einemusischeWohngruppe<br />
ein. Der erste Schritt auf dem<br />
Weg,musische Talente noch intensiver<br />
auf die Hochschulen<br />
vorzubereiten – und Schüler<br />
nachVersmold zu locken.<br />
Seit kurzem muss Heinz van<br />
Goer diese Konzepte in die Tat<br />
umsetzen. Der Kaufmann ist<br />
Reiplingers Nachfolger undbleibt<br />
auch Leiter des CJD Burgsteinfurt.<br />
Bei seiner Doppelaufgabe<br />
muss er nebender Strategie vor<br />
allemdieFinanzenimBlickhaben.Denn:„GeldinrauenMengengibt<br />
es nicht.“Aufbruchstimmungliegt<br />
inder Luft:einbisschen<br />
so wie1962.
Neuland für Schul-Profis<br />
CJD Versmold plant Förderschule in Rheda-Wiedenbrück<br />
¥ Versmold(maut).Mit diesem<br />
Projekt betritt das CJDinVersmoldNeuland.Erstmals<br />
willes<br />
die Trägerschaft für eine EinrichtungaußerhalbderFleischstadt<br />
übernehmen. In Rheda-<br />
Wiedenbrück soll eine sonderpädagogischeFörderschuleentstehen.<br />
Der Schwerpunkt der einzügigen<br />
Förderschule soll auf der<br />
emotionalen und sozialen Entwicklungder<br />
Kinder undJugendlichen<br />
liegen. Nach Plänen des<br />
Kreises Gütersloh solldas Projekt<br />
ineiner Übergangsphasemit den<br />
Klassenfünfbis siebenbeginnen<br />
und schrittweiseaufgestockt werden.<br />
Am Ende sollen etwa 170<br />
Schüler der Klassenfünfbis zehn<br />
dieSchulebesuchen.DiesenBedarf<br />
für spezielle Förderung erwartet<br />
zumindest der Kreis Gütersloh.EigentlichsolltedieEinrichtungbereits<br />
imSommer 2006<br />
ihren Betrieb aufnehmen, doch<br />
da die Beratungen über den<br />
Standort der Schule sich als<br />
schwierig erwiesen, wurde der<br />
Start um ein Jahr verschoben.<br />
3000 Quadratmeter Fläche sind<br />
für die Einrichtung in Rheda-<br />
Wiedenbrück vorgesehen. Ein<br />
Neubau würde zwischen 2,5 und<br />
3 MillionenEurokosten.Obbestehende<br />
Gebäude in der Stadt<br />
genutzt werdenkönnen,ist derzeit<br />
nochnicht klar.<br />
Ein finanzielles Risiko durch<br />
denNeubau entstündedemVersmolder<br />
CJDnicht,daes dieSchuleals<br />
Träger lediglichmieten würde.Für<br />
Jugenddorfleiter Thomas<br />
Reiplinger stellt stellt das Projekt<br />
eine attraktive Möglichkeit dar,<br />
bestehende Kompetenzen zu erweiternundeinenneuenStandort<br />
zu erschließen:„EineFörderschulepasst<br />
gut in unser Gesamtkonzept<br />
der Erziehungshilfe.“<br />
Der CJD-Manager geht davon<br />
aus,dass durchdieneueSchule<br />
indirekt neue Arbeitsplätze geschaffen<br />
und bestehende gesichert<br />
werdenkönnten.<br />
SONDERAUSGABE<br />
83<br />
NeueZeiten,neueSeiten<br />
Hoch die Beine:EineTanzgruppepräsentiert beidenmusischenFesttagenimJahr<br />
1985ihreChoreographie. FOTO:HK
NeueZeiten,neueSeiten<br />
Renommiert:Das Versmolder CJDfördert jungeSänger.Hier eineGruppebeieinemAuftritt imJahr 1987. FOTO:HK<br />
VONMARCUTHMANN<br />
Für Musik und Gesellschaft<br />
Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands prägt Versmolds Jugend seit Jahrzehnten<br />
¥ Versmold. Alles begann am<br />
Versmolder Hohlweg.Dort ließ<br />
sichdas ChristlicheJugenddorfwerk<br />
Deutschlands (CJD) 1962<br />
mit einem Gymnasium nieder.<br />
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.<br />
Heute prägt das CJD<br />
dieStadt entscheidendmit:kulturell,<br />
sozial – und natürlich<br />
nach wie vor schulisch.<br />
Dabei steckt die Institution<br />
ständigimWandel undpasst sich<br />
denErfordernisseneiner modernenGesellschaft<br />
an.Längst greift<br />
man viel zu kurz mit dem<br />
Versuch, die Arbeit des CJD<br />
in Versmold auf schulische<br />
Aspekte zu reduzieren. Auch<br />
wenn die nackten Zahlen<br />
der Jugenddorf-Christophorus-<br />
Schulenbeeindrucken:889Schüler<br />
am Gymnasium (inzwischen<br />
ander Ravensberger Straße),643<br />
an der Realschule, 76 an der<br />
Hauptschule. Das in Versmold<br />
vonThomas Reiplinger geleitete<br />
CJD leistet einen zentralen Beitrag<br />
zum schulischen Leben der<br />
Stadt. Alle Institute haben eine<br />
spezielleAusrichtung.Das Gymnasium<br />
ist zum einen für sein<br />
Internat bekannt, das allerdings<br />
Schüler aller dreiSchulenbewohnen.<br />
1962 wurde es mit dem<br />
Gymnasium in der Fleischstadt<br />
eingerichtet.Jugendlicheaus aller<br />
Welt lebendort.Jetzt,dader Aussiedlerstrom<br />
abnimmt, soll das<br />
Internat eine neue Struktur erhalten,die<br />
mit der gymnasialen<br />
Ausrichtung übereinstimmt: Im<br />
Sommer 2007 wirddieerstemusischeWohngruppeentstehen.<br />
Musik undKunst stehenauch<br />
aufdemLehrplandes Gymnasiums<br />
ganz oben: In den Klassen<br />
fünf bis zehn können sich die<br />
Schüler für einen musischen<br />
Schwerpunkt entscheiden und<br />
sich entweder auf Musik und<br />
Chor/Orchester spezialisieren,<br />
oder auf Kunst/Textilgestaltung.<br />
EinefundierteGrundausbildung,<br />
die auf ein späteres musisches<br />
Studiumgezielt vorbereitet.Ineinem<br />
zweiten Bauabschnitt soll<br />
der musische Bereich am Gymnasium<br />
für etwa 1,75 Millionen<br />
Euroerweitert werden.<br />
84<br />
Ander Realschuleliegt der Fokus<br />
naturgemäß stärker auf der<br />
Berufsorientierung. Industrie<br />
und Wirtschaft werden eingebunden,<br />
um eine hilfreiche Berufswahlorientierung,Bewerbungstrainings<br />
und Berufsberatungenanzubieten.<br />
Jugendhilfe als dritter<br />
Schwerpunkt der CJD-Arbeit<br />
Verschüttetes Potenzial wollen<br />
diePädagogenander Hauptschule<br />
wieder freilegen.JungenMenschen,<br />
die bisher irgendwo in<br />
Deutschland mit Lernen und<br />
Lehrern Probleme hatten, sollen<br />
eineneuePerspektivebekommen.<br />
Aus dieser Arbeit sind gesellschaftliche<br />
Aufgaben des CJD<br />
entstanden.Geht es umdieFörderungvonmusikalischenTalenten,<br />
spricht die CJD-Orchesterschulefür<br />
sich.1991 wurde sie<br />
ins Lebengerufen,heuteerlernen<br />
150 junge Menschen dort Instrumente.AuchimGesangbildet<br />
das CJDdenNachwuchs intensiv<br />
aus.Der Erfolg seit 1980 doku-<br />
mentiert sich im europaweiten<br />
Renommee des Christophorus-<br />
Jugendkammerchores.<br />
Aus seiner Kompetenz imUmgang<br />
mit jungen Menschen hat<br />
das CJDinVersmolddieAmbulante<br />
Flexible Erziehungshilfe<br />
(AFEH) aufgebaut. Sechs<br />
Diplom-Sozialpädagogen und<br />
Diplom-Sozialarbeiter helfen vor<br />
Ort in Familien mit Problemen.<br />
Dabeigehen sienicht nur aufdie<br />
Kinder ein,sondern unterstützen<br />
auchdieElternbeider Erziehung<br />
undder Bewältigungdes oft sorgenreichen<br />
Alltags. Neben der<br />
schulischen »Stammarbeit« und<br />
der Betreuung vonjungenMenschenimInternat<br />
hat sichdieJugendhilfe<br />
auch für CJD-Leiter<br />
Thomas Reiplinger zum„dritten<br />
Schwerpunkt“ seiner Einrichtung<br />
inVersmoldentwickelt.<br />
Langfristig sollen alle drei<br />
Schulen zu musischen Schulen<br />
ausgebaut werden.Um sozialeBelange<br />
wird sich das CJD weiter<br />
kümmern und helfen, Probleme<br />
inder Stadt zu lösen.Wie sichdas<br />
für einen prägenden Partner gehört.
1.April1962:Gründungder<br />
Jugenddorf-Christophorusschule<br />
Versmold. Die NachfolgeeinrichtungdesProgymnasiums<br />
besteht aus dem Gymna-<br />
D I E G E S C H I C H T E D E S C J D I N V E R S M O L D<br />
Aus zwei Häusern wird ein christliches Dorf<br />
sium am Hohlweg und dem<br />
Internat VillaWesterfrölke.<br />
1965: Wechsel des Internats<br />
in das Haus der Deliusstiftung<br />
ander Ravensberger Straße 33.<br />
Jugenddorf-Flagge wird hochgehalten:EineGruppedes Versmolder CJD<br />
beieinemSportfest imJahr 1988. FOTO:HK<br />
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1965: Vollausbau des Gymnasiums,erstes<br />
Abitur.<br />
1966: Gründung der Realschuleander<br />
Berliner Straße.<br />
1972: Umzug des Gymnasiums<br />
indieneueSchuleander<br />
Ravensberger Straße 33.<br />
1972: Gründungder Hauptschule<br />
zur Förderung von Kindern<br />
undJugendlichendeutscher<br />
Übersiedler inHesselteich(Förderschulefür<br />
Spätaussiedler).<br />
1972: Umzug der Realschule<br />
zumHohlweg.<br />
1984:Umzugder Realschule<br />
in die neuen Gebäude an der<br />
Schützenstraße, 1. Bauabschnitt.<br />
1991:Gründungder Orchesterschule.<br />
1991:Turnhallenneubau der<br />
Realschule.<br />
1995: Einrichtung von 27<br />
Internats-Plätzenfür integrative<br />
UnterbringungimRahmender<br />
Erziehungshilfe.<br />
1995:Einrichtungdes sozialpädagogisch<br />
betreuten Wohnens<br />
für Schüler<br />
NeueZeiten,neueSeiten<br />
1995: Errichtung des musischenZweigesamCJD-Gymnasium.<br />
1996:Anerkennung von zwei<br />
Zivildienststellen.<br />
1996:Einrichtungder MotivationsklassefürschulmüdeJugendliche.<br />
1998:Einweihungdes neuen<br />
Realschultraktes.<br />
1998: Kooperation mit dem<br />
DiakonischenWerkHalle.<br />
1999:Gründungdes Fachbereichs<br />
Ambulante Flexible Erziehungshilfen(AFEH).<br />
2000: Umzug des Fachbereichs<br />
AFEH in das alte Pfarrhaus<br />
ander Rothenfelder Straße<br />
mit zusätzlich vier Wohnplätzen<br />
für das betreuteWohnen.<br />
14.November 2003:Grundsteinlegungfür<br />
dieErweiterung<br />
des CJD-Gymnasiums.<br />
6. September 2004: Beginn<br />
der Nutzung nach Fertigstellungdes<br />
erstenBauabschnitts.<br />
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86<br />
D A S I N T E R V I E W<br />
„Landwirtschaft hat<br />
eine Zukunft“<br />
Weßling: „Es wird kommen wie beim Holz“<br />
¥ Halle (HK). Die Landwirtschaftschaft<br />
imKreis hat inden<br />
vergangenen 25 Jahren einen<br />
dramatischen Strukturwandel<br />
erlebt. Allein zwischen 1999<br />
und 2005gabenelfProzent der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe<br />
auf und die Zahl schrumpfte<br />
auf 2635 Unternehmen. Doch<br />
dieseZahl täuscht.Tatsächlich<br />
gibt es heutenur nocheinViertel,also<br />
rund550 Betriebe,auf<br />
denendieFamilie vondemErtragihrer<br />
Hofstellelebenkann.<br />
In einem Gespräch mit dem<br />
Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen<br />
Kreisverbandes,<br />
Arnold Weßling, hat HK-Redakteur<br />
Herbert Gontek Fragen<br />
zur Geschichte und zur Zukunft<br />
der Landwirtschaft gestellt.<br />
Herr Weßling,wennSie vor 125<br />
Jahren Vorsitzender des Landwirtschaftlichen<br />
Kreisverbandes<br />
gewesen wären,für wie vieleProzent<br />
der Bevölkerung wären Sie<br />
Interessenvertreter gewesen?<br />
WEßLING: Mindestens für die<br />
Hälfteder Bevölkerung war die<br />
Landwirtschaft Haupterwerbsquelleoder<br />
Zusatzversorgung.<br />
Kommen wir jetzt indiejüngere<br />
Zeit. Welche Bevölkerunsgquote<br />
vertretenSieheute?<br />
WEßLING: Bei einer Wohnbevölkerung<br />
von gut 357000 haben<br />
wir heutenoch 2635Betriebe.Allerdings<br />
mit einemhohen<br />
Anteil an Nebenerwerbsbetrieben.Rund1300<br />
Menschen verdieneninder<br />
Landwirtschaft ihr<br />
Geld in sozialversicherungspflichtigen<br />
Verhältnissen. In<br />
Prozenten gerechnet, dürften<br />
das nur nochknappdreiProzent<br />
sein.<br />
Wann hat dieser so genannte<br />
Strukturwandelinder Landwirtschaft<br />
begonnen?<br />
WEßLING: Eigentlich mit der<br />
Gründungder EWGinden 60er<br />
Jahren. Damals begann der<br />
Preisdruck auf die Landwirtschaft<br />
undder Slogan»Wachsen<br />
oder Weichen« vom EU-Agrarkommissar<br />
SiccoMansholt heiztedenDruck<br />
unter denBerufs-<br />
kollegenan.Damals hatten wir<br />
im heutigen Kreis noch rund<br />
5500 Betriebe.Mansholt propagierte<br />
seinerzeit Betriebsgrößen<br />
zwischen50 und80 Hektar,40<br />
bis 60 Kühen und150 Rindern<br />
und450 bis 600 Schweinemastplätzen.<br />
Was hat sichbis heuteaus dendamaligenIdealgrößenentwickelt?<br />
WEßLING: Die Zahlen sind<br />
deutlicherreicht,teilweise überschritten.Mit<br />
weiterer Tendenz<br />
zur Größe.<br />
Heißt das, dass das Höfesterben<br />
im Kreis Gütersloh sich auch in<br />
denkommendenJahrenindieser<br />
rasendenGeschwindigkeit fortsetzen<br />
wird?<br />
WEßLING: Ich fürchte ja. Lebensmittel<br />
sind einem totalen<br />
Preisdruckausgesetzt.DiePolitik<br />
will zwar einegepflegteKulturlandschaft,<br />
sauberes Wasser<br />
und sichere Ernährung, aber<br />
gleichzeitig Globalisierung oder<br />
offenen Welthandel bei uns.<br />
Lichtblicke bilden die Energiepreise,<br />
die wachsende Weltbevölkerung<br />
unddieTatsache,dass<br />
Grund und Boden nicht vermehrbar<br />
sind.<br />
Was könnendennaus Ihrer Sicht<br />
die Kollegen tun, um in diesem<br />
Kampfzu überleben?<br />
WEßLING: Dafür gibt es kein<br />
Patentrezept.Es gibt etlicheBetriebe,<br />
die mit ihrer Direktvermarktung,<br />
mit Sonderkulturen<br />
oder nachwachsenden RohstoffenauchbeigeringererFlächenausstattungihreChancehaben.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt wird<br />
in unserem Kreis weiterhin die<br />
Haltung von Schweinen, Rindern<br />
und Geflügel bilden. Auf<br />
diesem Gebiet haben unsere<br />
LandwirtegroßeErfahrungen.<br />
Gilt das auchfür dieMilchbetriebe?<br />
WEßLING: In unserem Kreis<br />
habenMilcherzeugung undRinderzucht<br />
seit vielen GenerationeneinegroßeBedeutung<br />
und<br />
auch hohe Qualität. Trotzdem<br />
macht dieser Betriebszweig am<br />
meisten Sorgen. Viele haben
Optimistisch: Arnold Weßling, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen<br />
Kreisverbandes, warnt vor weiterer Zerstörung landwirtschaftlicher<br />
Strukturen. FOTO:HK<br />
schon aufgegeben und Politik<br />
und Wirtschaft lassen im Moment<br />
einembrutalenPreisdruck<br />
freienLauf.<br />
DielandwirtschaftlicheProduktivität<br />
undauchdiedokumentierte<br />
Qualität sind so hoch wie noch<br />
nie.Wie,glaubenSie,kannman<br />
den Preis und Gewinn für die<br />
Landwirtschaft steigern?Über die<br />
Produktionssteigerung funktioniert<br />
das jaoffenbar nicht?<br />
WEßLING: Die Landwirtschaft<br />
versteht ihr Handwerk, die ErträgeproHektar<br />
undStallplatz<br />
sind erheblich gesteigert worden.<br />
Die Qualität ist hervorragend,aber<br />
der Markt honoriert<br />
es weitgehend nicht. Deshalb<br />
werden sich die Strukturen leider<br />
weiter verändern, aber ich<br />
bin fest davon überzeugt, dass<br />
der Trend sich umkehrt. Nahrung<br />
und Energie werden sich<br />
weltweit verknappen.Nicht nur<br />
wegender wachsendenBevölkerung,<br />
sondern auch wegen klimatischer<br />
Veränderungen.<br />
Das heißt, Nahrungsmittel können<br />
irgendwann nicht mehr für<br />
kleines GeldaufdemWeltmarkt<br />
injeder Mengebezogen werden?<br />
WEßLING: Genau das meine<br />
ich. Wir sehen es jetzt bei der<br />
Energie. Jahrelang ist viel Holz<br />
imWald verrottet,plötzlichist es<br />
kaum zu haben.Das ist einProzess,<br />
der kurzfristig kam. Deshalb<br />
sollten wir uns hüten,landwirtschaftliche<br />
Strukturen, die<br />
wir brauchen,unwiderruflich zu<br />
zerstören.Das schließt den vorundnachgelagertenBereich<br />
von<br />
Lebensmittelindustrie und<br />
Handwerk und natürlich auch<br />
dieZulieferer der Landwirtemit<br />
ein.<br />
Herr Weßling,heißt das,dass IhrerMeinungnachdieLandwirtschaft<br />
inDeutschland undin unseremKreis<br />
inabsehbarer Zeit eineAufwertungerfahrenkann?<br />
WEßLING:Davonbinich überzeugt.<br />
Auch wenn unsere Flächenstruktur<br />
mit manchenGebieten<br />
im Osten oder Mittelwestennicht<br />
vergleichbar ist,haben<br />
wir hier eine Kenntniss in<br />
der Tierhaltung,eine hohe Bodenfruchtbarkeit<br />
und gute klimatische<br />
Voraussetzungen. Das<br />
sollte gerade jungen Menschen<br />
einePerspetivegeben,eineAusbildunginder<br />
Landwirtschaft zu<br />
beginnen.<br />
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VONREMMERTFELDKIRCH<br />
So sicher wie in Abrahams Schoß?<br />
¥ Halle.Das Auto,seit JahrzehntenAusdruck<br />
vonFreiheit und<br />
auch ein beliebtes Statussymbol,spielt<br />
geradeauchin unserem<br />
Verbreitungsgebiet eine<br />
großeRolle.Dennder öffentliche<br />
Personennahverkehr kann<br />
bei uns nur einen Teil der gewünschtenMobilität<br />
abdecken.<br />
SokannkaumeineFamilieauf<br />
das Auto verzichten.Geradean<br />
diesem »Lieblingsspielzeug des<br />
Mannes«kannmandie technischeEntwicklungindiesemBereich<br />
besonders deutlich ablesen.<br />
Inden vergangenen 25Jahren<br />
ging es dabei nicht nur um die<br />
einseitige technische Entwicklung<br />
größer, schneller, schöner<br />
und natürlich auch teurer – die<br />
Sicherheit unserer Autos wurde<br />
immer weiter entwickelt, steht<br />
heute beim Kauf eines neuen<br />
Fahrzeugs immer mehr im<br />
Vordergrund.<br />
Insbesondere die Spitzenmodelleder<br />
Edelmarken wieMercedes,Audi<br />
undBMW werbenbei<br />
ihrenNeuerscheinungenmit der<br />
Sicherheit ihrer Nobelkarossen,<br />
die mit allenerdenklichen technischen<br />
Finessen ausgerüstet<br />
sind,um entweder einen Unfall<br />
zu verhindern,aber aufalleFälle<br />
die Insassen in Watte zu verpacken,<br />
damit ihnen möglichst<br />
nichts passierenkann.<br />
Das sindnicht nur leereVersprechungen,wie<br />
man auch bei<br />
uns im Kreis Gütersloh an der<br />
Zahl der Unfälle mit Personenschaden<br />
in den vergangenen<br />
Jahrzehnten deutlich ablesen<br />
kann.Obwohl in den vergangenen<br />
20 Jahren die Bevölkerung<br />
imKreis um rund 20 Prozent angestiegenist,ist<br />
dieZahlder Getöteten<br />
im Straßenverkehr seit<br />
1986 drastischgesunken.DieStatistik:ImKreis<br />
Gütersloh wurden<br />
1986 noch 63 PersonenimStraßenverkehr<br />
getötet,2006 sindes<br />
37. Bundesweit waren es 1971<br />
rund 21000 Tote, 2004 noch<br />
rund5800.<br />
Das ist impositivenSinne umsoerstaunlicher,weilauchdiegefahrenen<br />
Kilometer proAuto in<br />
den vergangenen Jahren statistischgestiegen<br />
sind.<br />
Gerade in den vergangen 25<br />
Jahren sinddieStraßen,aber in<br />
erster LiniedieAutos immer sicherer<br />
geworden.Der erste tech-<br />
Modernste Technik im Auto verhindert Unfälle und schützt die Insassen<br />
Verhängnisvoller Fahrfehler:Durchdieimmer umfangreicher werdenden<br />
Fahrhilfen werdenUnfälle weniger,durchdenimmer besser werdenden<br />
Schutz der Insassengibt es weniger Verletzte undToteimStraßenverkehr<br />
zu beklagen. FOTO:R.FELDKIRCH<br />
nische Schritt in diese Richtung<br />
war der Sicherheitsgurt.Bereits in<br />
den 30er Jahren gabs ihn als<br />
Beckengurt in Flugzeugen. Ab<br />
1957 wurde dieser Zweipunkt-<br />
Gurt unter der Bezeichnung<br />
»Gurt zum Anschnallen, Flugzeugbauart«<br />
als Sonderausstat-<br />
tung in Serienfahrzeuge<br />
von<br />
Porsche und<br />
Mercedes eingebaut.1976wurdeinDeutschlanddieGurtpflicht<br />
für dieVordersitzeinPkws eingeführt.Ab1984musstedannauch<br />
aufdenRücksitzengegurtet werden.<br />
Für Reisebusse gibt es die<br />
Gurtpflicht erst seit 1999.<br />
Das nächste wichtige Sicherheits-Highlight<br />
beiAutos war die<br />
Einführung des Antiblockiersystems<br />
(ABS). Eine Einrichtung,<br />
die beim Bremsen verhindert,<br />
dass die Räder blockieren. So<br />
kannder Fahrer trotz einer Vollbremsung,<br />
wenn er nicht zu<br />
schnell ist,noch lenken.Bremst<br />
manaufunterschiedlichenBelägen,<br />
links Straße, rechts Wiese,<br />
verhindert das System das Drehendes<br />
Fahrzeugs.<br />
Auch mehr Sicherheitstechnik<br />
macht Autos immer schwerer<br />
88<br />
1978 wurdedas elektronische<br />
ABS vonder FirmaBoschaufden<br />
Markt gebracht.DieS-Klasse von<br />
Mercedes hatte als Erstes diese<br />
Bremsensteuerung. Seit 2004<br />
sind alle Fahrzeuge mit weniger<br />
als 2,5 Tonnen Gesamtgewicht<br />
mit diesem Bremssystem ausge-<br />
stattet.Inzwischen gibt es<br />
ABS für Motorräder<br />
und sogar<br />
für Fahrräder.<br />
Dochdamit war dieEntwicklung<br />
technischer Sicherungen für die<br />
Sicherheit der Fahrzeuginsassen<br />
noch lange nicht beendet. Die<br />
nächste Erfindung war der Airbag,<br />
der »Luftsack«. In Verbindung<br />
mit dem angelegten Gurt<br />
verhindert diese segensreiche<br />
Einrichtung Verletzungen von<br />
Fahrer und Beifahrer bei einem<br />
AufprallaufeinHindernis.<br />
Schon1967 begannMercedes<br />
mit der Entwicklungder Airbags.<br />
Erstes deutsches Automit soeinemBag<br />
war wieder dieS-Klasse<br />
im Jahr 1980.Zuerst hatten die<br />
Fahrzeuge nur einen Fahrerairbag,es<br />
folgte1985der Beifahrer-Airbag.DannkamendieSei-<br />
ten-airbags,dieKopfairbags und<br />
sogar Knieairbags.Window-Bags<br />
gibts auchfür diehintereSitzreihe,so<br />
dass in einem modernen<br />
Auto die Insassen komplett von<br />
diesenLuftsäcken umgeben sind.<br />
Seit 2006 gibt es sogar einenAirbagfür<br />
Motorräder.<br />
DiegutenaltenGurtegehören<br />
immer noch zu den wichtigen<br />
Rückhaltesystemen im Auto,<br />
wurden aber auch weiterentwickelt.Gurtstraffer,teilweisepyrotechnisch<br />
ausgelöst, legen im<br />
Moment des Aufpralls dieGurte<br />
eng an die angeschnallte Person<br />
an,um so eine zu starke Bewegungder<br />
Person zu verhindern.<br />
Die Sicherheit der Fahrzeuge<br />
ist seit Jahrendas ThemaNummer<br />
eins bei den Fahrzeugherstellern.<br />
Auch deswegen werden<br />
die Autos immer schwerer, die<br />
Motorendagegenimmer PS-stärker<br />
und trotzdem sinkt der Verbrauchinsgesamt.<br />
Die Entwicklung geht immer<br />
weiter. Das ESP (Elektronisches<br />
Stabilitätsprogramm) erobert<br />
den Markt, ist bei teuren Fahrzeugen<br />
bereits Serie. Durch das<br />
automatischeAbbremseneinzelner<br />
Räder wirddamit inGefahrensituationen<br />
das Schleudern<br />
des Autos verhindert.<br />
Die neueste Generation von<br />
Fahrhilfen ist der radargestützte<br />
Abstandsregel-Tempomat,der in<br />
kritischer Situation mit 40 Prozent<br />
der Bremsleistung automatischdas<br />
Fahrzeug verzögert.Bei<br />
dengroßenBrummis ist man sogar<br />
nocheinenSchritt weiter,für<br />
denMercedes Actros gibt es seit<br />
dem Herbst als Extra für 4900<br />
Euroeinen»ActiveBrakeAssist«,<br />
der den Lastwagen automatisch<br />
bis zumStillstandabbremst.<br />
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einer Kamerafür Rückwärtsfahrten.<br />
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an.<br />
Der Fantasie wie auch den<br />
technischen Mögkichkeiten sind<br />
kaumnochGrenzengesetzt.Inzwischen<br />
ist es chic, ein besonders<br />
sicheres Auto zu besitzen.<br />
Vielleicht gibt es schonbaldein<br />
Auto,das demFahrer inbrenzligenSituationendas<br />
Fahren und<br />
Bremsen ganz abnimmt. Eine<br />
gute Entwicklung, die auch in<br />
unserem Kreis das Autofahren<br />
schon jetzt und in Zukunft immer<br />
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