Jahresbericht 1983 - Eawag-Empa Library
Jahresbericht 1983 - Eawag-Empa Library
Jahresbericht 1983 - Eawag-Empa Library
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
11<br />
prohibitiven Aufwand (mehrere Stunden pro Objekt). In enger Zusammenarbeit mit einem<br />
Hersteller solcher Geräte wurde daher die erste vollautomatische Druckflaschen-Ultraschall-<br />
Prüfanlage der Welt entwickelt (<strong>Jahresbericht</strong> 1975, Seite 21), die einen Behälter in etwa<br />
fünf Minuten zu prüfen vermag. Die Resultate waren aus sicherheitstechnischer Schau hochbedeutend,<br />
indem an zahlreichen älteren Prüflingen die beginnende Schädigung festgestellt<br />
wurde, die früher oder später eine Katastrophe bewirkt hätte.<br />
Die Leistungsfähigkeit dieser stationären Anlage brachte ein Transportproblem mit sich,<br />
da Tausende von Behältern nach Dübendorf zu bringen waren. Dies führte zu einem zweiten —<br />
nunmehr im Alleingang vollzogenen — Entwicklungsschritt. Die so entstandene Kleinserie<br />
transportabler Anlagen mit einer vollständig neuartigen Schall-Ankoppelungstechnik (<strong>Jahresbericht</strong><br />
1981, Seiten 25 und 34, <strong>Jahresbericht</strong> 1982, Seite 22) hat über die Landesgrenzen<br />
hinaus Interesse geweckt. Bereits ist eine Lieferung ins Ausland erfolgt, und namhafte Firmen<br />
haben ihr Interesse an einem Lizenzbau angemeldet.<br />
Diese erfolgreiche EntwiCklung hat nun eine paradoxe Situation geschaffen: Die mit dem<br />
neuen Verfahren geprüften, also sicherheitstechnisch weit vertrauenswürdigeren Druckbehälter<br />
dürfen die Schweiz nicht verlassen, sofern sie nicht zusätzlich nach der zwar überholten, aber<br />
den internationalen Vorschriften entsprechenden Methode untersucht werden. Damit zeichnet<br />
sich eine dritte Etappe der Entwicklung ab, die sich nicht am Reissbrett und im VersuChslokal,<br />
sondern in Konferenzzimmern abspielen (und zweifellos beträchtliche Zeit in Anspruch<br />
nehmen) wird.<br />
So ist die Schlussfolgerung offensichtlich: Wäre die EMPA nicht mit den Tagesfragen der<br />
Routineprüfung konfrontiert gewesen, wäre die beschriebene Entwicklung nicht erfolgt;<br />
hätte anstelle der EMPA eine auf bescheidenerem Niveau tätige Institution ohne eigene F+E-<br />
Möglichkeiten die besagte Routineprüfung zu bearbeiten gehabt, wäre die Idee eines neuartigen<br />
Gerätes, wenn überhaupt, nur mit weit grösserem Zeitaufwand zu verwirklichen<br />
gewesen. Mit anderen Worten: Wäre die Routinearbeit als unter der Würde einer führenden<br />
Prüfanstalt eingestuft worden, hätte eine anspruchsvolle — und vor allem lebenserhaltende —<br />
Entwicklung (ein Sonderfall also) nicht oder nur mit grosser Verspätung stattgefunden.<br />
Und die Moral von der Geschichte: Auf die eingangs gestellte Frage gibt es keine generell<br />
gültige Antwort, denn auch Routinearbeit kann, abgesehen von Sicherheits- und Neutralitätsüberlegungen,<br />
den fachlich hochstehenden Sonderfall erzeugen. Das Streben nach Optimierung<br />
ist unter solChen Umständen nur bei sorgfältigem Abwägen aller Aspekte aussichtsreich.