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Kirche und Umwelt - Lutherisch in Nordhorn

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12<br />

GESTALTEN DER KIRCHENGESCHICHTE<br />

Franz von Assisi<br />

Das Lied „laudato si, o mi signore”<br />

ist zu e<strong>in</strong>em Erfolgsschlager <strong>in</strong><br />

kirchlichen Jugendgruppen <strong>und</strong> auch<br />

woanders geworden. Jüngere s<strong>in</strong>gen<br />

es häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tempo, dass<br />

schließlich trotz strahlender Augen<br />

<strong>und</strong> roter Backen e<strong>in</strong>e gewisse Erschöpfung<br />

zu erkennen ist. Ich habe<br />

es aber auch schon sehr getragen von<br />

der Orgel begleitet gehört, bei der<br />

die Geme<strong>in</strong>de nach der zweiten Strophe<br />

sicherheitshalber e<strong>in</strong>schlief <strong>und</strong><br />

nach 20 M<strong>in</strong>uten fast aggressiv wieder<br />

aufwachte, weil das Lied noch immer nicht<br />

fertig war. Fortgeschrittene s<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> angemessenes<br />

Tempo, wobei wechselnd e<strong>in</strong>e Gruppe die<br />

Strophen, e<strong>in</strong>e andere den Refra<strong>in</strong> gleichzeitig s<strong>in</strong>gen.<br />

Und das fetzt.<br />

Dieses Lied „laudato si, o mi signore“ ist knapp<br />

800 Jahre alt,<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>form.<br />

Und die<br />

heißt „Sonnengesang“(eigentlich<br />

„Il Cantico<br />

di Frate Sole“).<br />

Der Dichter<br />

heißt Franz<br />

oder auch Franziskus<br />

von Assisi.<br />

Oder mit<br />

ursprünglichem<br />

Namen Giovanni<br />

Battista<br />

Bernardone.<br />

Franz wurde<br />

1181 oder<br />

1182 <strong>in</strong> Assisi<br />

Sonnengesang<br />

<strong>in</strong> der italienischen<br />

Prov<strong>in</strong>z<br />

Umbrien geboren. Se<strong>in</strong> Vater war e<strong>in</strong> reicher<br />

Tuchhändler. Er erhielt e<strong>in</strong>e recht gute Erziehung<br />

<strong>und</strong> Bildung <strong>und</strong> war wohl bei se<strong>in</strong>en Altersgenossen<br />

beliebt, denn er lebte ausschweifend <strong>und</strong> hielt<br />

sie frei. Dieses Leben sollte wohl bereits e<strong>in</strong>e Vorbereitung<br />

zum gewünschten „Beruf“ werden, er<br />

wollte nämlich Ritter werden. Diese E<strong>in</strong>stellung<br />

änderte sich jedoch gr<strong>und</strong>legend durch Kriegserlebnisse,<br />

Gefangenschaft <strong>und</strong> Krankheit.<br />

1205 oder 1206 machte Franz e<strong>in</strong>e Pilgerreise<br />

nach Rom. Er soll mit e<strong>in</strong>em Bettler die Kleidung<br />

getauscht haben, weil er das Leben e<strong>in</strong>es Bettlers<br />

selber kennen lernen wollte. In diese Zeit fällt<br />

wohl auch die Zeit se<strong>in</strong>er Berufung durch Christus,<br />

der ihn bittet: „Franziskus, geh <strong>und</strong> baue me<strong>in</strong><br />

Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz <strong>und</strong> gar<br />

<strong>in</strong> Verfall gerät.“<br />

Franz bezog diese Bitte Christi zunächst auf die<br />

heimische, baufällige <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> verwendete dazu<br />

Geld aus dem Geschäft se<strong>in</strong>es Vaters. Der ließ<br />

sich das natürlich nicht gefallen <strong>und</strong> verklagte<br />

se<strong>in</strong>en Sohn. Franz sagte sich von ihm los <strong>und</strong><br />

verzichtete auf se<strong>in</strong> Erbe.<br />

Franz verpflichtete sich nun zur Armut. Obwohl<br />

er (wie er später schrieb) ke<strong>in</strong>en Orden gründen<br />

wollte, kam es doch zu e<strong>in</strong>er Organisation se<strong>in</strong>er<br />

Anhänger, der Franziskaner, deren Kennzeichen<br />

die Besitzlosigkeit war.<br />

Natürlich wurde das Leben von e<strong>in</strong>em so hervorragenden<br />

Mann schon früh mit Legenden versehen,<br />

die se<strong>in</strong> Verhalten überhöhten. So gilt er als<br />

„Erf<strong>in</strong>der“ der Tradition der Weihnachtsgeschichte<br />

mit lebenden Tieren, von se<strong>in</strong>er legendären<br />

Vogelpredigt hat fast jeder gehört, nicht zuletzt<br />

gilt der oben angeführte „Sonnengesang“ als<br />

die Verherrlichung von Gottes Schöpfung.<br />

Wegen dieser ausgeprägten Bekenntnisse zu Tieren<br />

<strong>und</strong> Gottes unverfälschten Natur wurde er<br />

1980 vom Papst<br />

zum Patron des<br />

<strong>Umwelt</strong>schutzes<br />

<strong>und</strong> der Ökologie<br />

ernannt <strong>und</strong><br />

ist Schutzpatron<br />

der Tierärzte.<br />

Se<strong>in</strong> Sterbetag<br />

(nach katholischer<br />

Rechnung<br />

der 4. Oktober)<br />

ist heute der<br />

Welttierschutztag.<br />

Wir Evangelische<br />

gedenken<br />

se<strong>in</strong>er am 3. Oktober.<br />

Hartmut Schwartz<br />

Franz von Assisi predigt den Vögeln

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