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Organisierte KriminalitätGaunerzinkenHeike BarnitzkeSo bleibt man unter sichSuchbild: Haustür in Berlin – hier könntesich ein Zinken verstecken.Es braucht ein geschultes Auge, umeinen Zinken von einem Tag zu unterscheiden.Eine alte Tradition wird neu belebt: Immerhäufiger erscheinen so genannteGaunerzinken an Haustüren und -wänden,an Türstöcken, Straßenschildern,an Klingelschildern und Gartenpfosten,in den Großstädten ebenso wie aufkleinen Dörfern. Regelmäßig gehenWarnungen von Behörden und Versicherungenan Hausbesitzer aus, dieseZeichen so schnell wie möglich zu entfernen.Denn es könnten Hinweise sein,dass Einbrecher unterwegs sind. In Zeitenvon Mobiltelefon, SMS und Internetscheint diese archaisch anmutendeForm der Kommunikation eine Renaissancezu erleben. Doch was sind eigentlichZinken? Wer hat sie seit wann wofürverwendet?Das Wort Zinken oder Zink bezeichnetdie geheime Verständigung durch Laute,Gestik oder Mimik, vor allem aber durchgrafische Zeichen, die von Angehörigen des„fahrenden Volks“ benutzt und möglichstnur von ihnen verstanden wurden. Seit dem12., spätestens im 13. Jahrhundert ist dasRotwelsch in Deutschland feststellbar, dieGeheimsprache der Nichtsesshaften. UmMissverständnisse zu vermeiden, mussman betonen, dass der Begriff „Rotwelsch“eine historische Konstruktion ist, die dieGesamtheit verschiedenster Geheimsprachenumfasst. Eine gemeinsame Gaunersprachehat es nie gegeben.Dieses Rotwelsch entwickelte nebenzahlreichen Spezialausdrücken auchZeichen verschiedener Art. Alles dientedazu, die Absichten ihrer Benutzer vorDieses kleine unscheinbare Kreuz aneinem Berliner Klingelschild könnte eineMarkierung von Einbrechern sein.Außenstehenden zu verbergen, erfüllte aberauch den Zweck, sich von den Sesshaftenabzugrenzen und die Identität der eigenenGruppe zu stabilisieren. Zinken waren lautlich,mimisch oder gestisch. Mit dem Imitierenvon Tierlauten verständigte man sichüber Entfernungen oder in der Dunkelheit.Anhand von Grimassen, z. B. dem „Scheinlingszwack“,bei dem ein Auge geschlossenwurde, das andere leicht schielte, erkanntensich Gleichgesinnte. „Jadzinken“, auchGrifflingszinken genannt, benutzten daseinhändige Fingeralphabet, mit dem mansich selbst vor dem Richter noch heimlichverständigen konnte. Auch wurden Wörterin die Luft geschrieben oder bei völligerDunkelheit in einer Zelle z. B. in die Handdes „Gesprächspartners“. Die größte Gruppeder Zinken waren jedoch die grafischenZinken, von denen noch ausführlicher dieRede sein wird.Der Ausdruck Zinken selbst erschienerst im 18. Jahrhundert, und zwar in Zusammensetzungenwie Zinkenplatz (wo sichDiebe treffen), Zinken stechen (Zeichen geben),abzinken (kennzeichnen), Zinkfleppe,der Ausdruck für Steckbrief, oder abgezinktsein (erwischt, erkannt worden sein).Kluges Etymologisches Wörterbuch derDeutschen Sprache gibt die Herkunft desWortes aus dem althochdeutschen „zinko“,die Spitze oder der Zacken, an. Andere leitenes vom lateinischen „signum“, das Zeichen,ab.Wer waren die Benutzer dieser Geheimsprache,die „Sprecher“? Es handelte sichum eine Bevölkerungsgruppe, die ständig<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 53

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