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Organisierte Kriminalitätwurden vornehmlich an Weggabelungenangebracht, auf Steinen, an Bäumen oderauf dem Boden. Sie wurden in den Sandgeschrieben, im Winter in den Schnee. EinPfeil gab die Richtung an, ein Datum denTag der Abreise, lange oder kurze Strichebezeichneten Männer und Frauen, kleineKreise oder andere Symbole stellten Kinderund Tiere dar. Wer sich auskannte, fürden ergaben sich in Kombination mit einemErkennungszinken sehr präzise Informationen.Die ersten bekannten grafischenZinken waren übrigens so genannteMordbrennerzinken.Woher man das weiß? Beinahe so altwie das „Rotwelsch“ sind die Bemühungender Strafverfolger, diese Geheimsprache zuverstehen und darüber aufzuklären. Der„Liber Vagatorum“ erschien 1510 erstmalsin Pforzheim und basierte auf dem „BaslerRathsmandat wider die Gilen und Lamen“,das wiederum 1450 verfasst wurde. Der„Liber“ war eine anschauliche Bildsammlungvon Bettlertypen und ihren verschiedenenTechniken, die dazu gedacht war, dieeinfachen Menschen, die nicht lesen konnten,zu informieren und zu warnen. AuchGaunerzinken waren schon „entlarvt“, alsim Jahre 1556 alle Stadtwachen in Württembergdie Order erhielten, auf auffälligeFremde zu achten und insbesondere jedesZeichen an Toren und Wänden unverzüglichzu entfernen. 1755 schließlich erschienerstmals in Frankfurt am Main eine ganze„Rotwelsche Grammatik“. Sie wurde einechter Bestseller, der insbesondere Reisendein den Stand versetzen sollte, Gaunergesprächein Wirtshäusern zu belauschen undentsprechende Vorsichtsmaßnahmen zutreffen. Die „Rotwelsche Grammatik“ enthältneben allen bekannten Ausdrücken übrigensauch eine Aufstellung von etwa 340bekannten Gaunerzinken.Was in einer vorbürgerlichen Gesellschaftals Kommunikation innerhalb desfahrenden Volkes gut funktionierte, erwiessich in den Städten als umso nützlicher,je größer und übersichtlicher diese wurden.Hans Gross (1847–1915), ein Begründerder Kriminalistik, gab 1893 in seinem„Handbuch für Untersuchungsrichter“ einelesenswerte Übersicht über die Entschlüsselungder Gaunerzinken. Noch bis zumErsten Weltkrieg waren Zinken recht weitverbreitet. Ob es daran lag, dass die Weltund die Gesellschaft sich änderte. Oder obes daran lag, dass die Zeichen inzwischenso vereinfacht wurden, dass sie alles andereals geheim waren – sie verschwandenlangsam und gerieten in Vergessenheit.Und nun tauchen sie wieder auf – andeutschen Haustüren und sogar in China:2007 veröffentlichte die Polizei von Chengdu,der Hauptstadt der Provinz Sichuan,eine Liste mit 17 Gaunerzinken, die eine eklatanteÄhnlichkeit aufweisen mit historischeneuropäischen Varianten. Ein erstaunlicherKulturexport: Da zeigen vier Kreisereiche Beute an, eine Wellenlinie warntvor einem bissigen Hund. In China nehmenWohnungseinbrüche massiv zu. Das ist eineFolge der zunehmenden Vereinzelung inden Großstädten, wo die Menschen aus dentraditionellen Hofsiedlungen in anonymeHochhäuser ziehen.<strong>Hier</strong> gibt es Geld Alte Leute Schnell abhauen!<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 55

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