01.05.2015 Aufrufe

Technik für das Leben - Homeland Security

Technik für das Leben - Homeland Security

Technik für das Leben - Homeland Security

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ISSN 1614-3523, 2013<br />

Training<br />

<strong>Technik</strong><br />

Katastrophenschutz<br />

Feuerwehrausbildungszentrum<br />

am Flughafen Leipzig/Halle<br />

S. 12<br />

Wenn es darauf ankommt:<br />

Lösungen für die Feuerwehr<br />

S. 22<br />

Volle Funktionalität und<br />

Einsatzfähigkeit bei minimaler<br />

Fahrzeuggröße<br />

S. 34<br />

www.homeland-sec.de<br />

Nationale Sicherheit - Bevölkerungsschutz - Katastrophenhilfe


Themenplan<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 1-2013 (Veröffentlichung: Ende Quartal I)<br />

--Vernetzte Sicherheit (Katastrophenmanagement)<br />

--Weltraum: Sicherheit und Zivilschutz aus dem All<br />

--Schwere Katastrophen: Auswirkungen und Handlungsbedarf<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2-2013<br />

--Vernetzte Sicherheit (Krisenmanagement)<br />

--Katastrophenmedizin<br />

--Krisenmanagement im Bevölkerungsschutz<br />

(Veröffentlichung: Ende Quartal II)<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 3-2013<br />

--Vernetzte Sicherheit (Kritische Infrastrukturen)<br />

--Feuerwehren an Flughäfen, Häfen und Industriestandorten<br />

--Geschützte Fahrzeuge<br />

(Veröffentlichung: Ende Quartal III)<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 4-2013<br />

--Vernetzte Sicherheit (Organisierte Kriminalität)<br />

--Maritime Sicherheit und Piraterie<br />

--Kidnap and Ransom<br />

(Veröffentlichung: Anfang Dezember)<br />

Global <strong>Security</strong> 1-2013<br />

(Veröffentlichung: Mitte Juli)<br />

--Comprehensive Approach (Critical Infrastructures)<br />

--Equipment, Uniforms, and Protective Clothing for <strong>Security</strong> Personnel<br />

--Logistics for Disaster Management and Medical Support in Disaster Scenarios<br />

Global <strong>Security</strong> 2-2013<br />

--Comprehensive Approach (New Technology)<br />

--New Trends for Protected Vehicles<br />

--Biometrics<br />

(Veröffentlichung: Mitte Dezember)


Editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

die so genannte Rundumkennleuchte, auch Rundumleuchte genannt,<br />

ist eine Warnleuchte, die Licht über einen Bereich von 360° ausstrahlt.<br />

Mit dieser Ausgabe des Magazins HOMELAND SECURITY beleuchten<br />

wir von mehreren Seiten <strong>das</strong> Thema „Blaulicht“. Was ein „Blaulicht“<br />

heute alles können muss, lesen Sie in unserer Reportage. Es ist eben<br />

nicht nur blau und blinkt, sondern „spricht“ mittlerweile viele verschiedene<br />

Sprachen.<br />

Wer von uns wollte nicht als Kind Feuerwehrmann werden? Im Feuerwehrausbildungszentrum<br />

am Flughafen Leipzig/Halle kann es Ihnen<br />

passieren, <strong>das</strong>s Sie Ihren Kindheitstraum doch noch ausleben können.<br />

Das Ausbildungszentrum wurde am 7. Juni 2010 als hochmodernes Feuerwehrausbildungszentrum<br />

eröffnet. Wir waren sehr beeindruckt von<br />

dem hohen Niveau der Ausbildung und der überwältigenden Übungsinfrastruktur;<br />

auch und insbesondere von der Boeing 747-Brandsimulationsanlage<br />

– wobei uns nach der Besichtigung schwer fällt, hierfür den<br />

Begriff „Attrappe“ zu verwenden. Zu einem richtigen Trainingszentrum<br />

gehören aber eben nicht nur Simulation und Attrappe, sondern auch<br />

schweres Gerät, wie z. B. ein Hightech Feuerwehrfahrzeug. Der heutige<br />

Feuerwehrmann ist nicht nur top ausgebildet, sondern auch „umhüllt“<br />

von Hightech. Nicht nur <strong>das</strong> große „Feuerwehrauto“ und sein Können<br />

imponieren, sondern auch <strong>das</strong> Equipment der Zulieferer. Ohne dieses<br />

Zusammenwirken von hochspezialisierten Unternehmen ist eine moderne<br />

Brandbekämpfung heute nicht mehr möglich.<br />

Nicht nur ein Brand muss gelöscht werden, sondern unsere Einsatzkräfte<br />

müssen optimal geschützt werden. Dies gilt für die Feuerwehrkräfte<br />

genauso wie auch für unsere Soldaten und Polizisten. Wir zeigen<br />

Ihnen exemplarisch, wie unsere Helferinnen und Helfer optimalen<br />

Schutz für ihre einsatznahe Arbeit erhalten. Bei Übungen kann man<br />

aber auch auf lebensnahe Puppen zurückgreifen: So werden Dummies<br />

eingesetzt, damit auch gefährliche Lagen trainiert werden können,<br />

um nicht in Gänze auf derartige einsatznahe Übungen verzichten zu<br />

müssen.<br />

Das Team von HOMELAND SECURITY wünscht Ihnen eine spannende<br />

Lektüre und alles Gute für 2013!<br />

Ihre<br />

Dr. Nadine Seumenicht<br />

Welche Szenarien bei der Brandbekämpfung auf<br />

Flughäfen beübt werden können, erfahren Sie ab<br />

Seite 12.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 1


Inhalt<br />

1<br />

Editorial<br />

Vernetzte Sicherheit<br />

4 Beitrag der Sicherheitswirtschaft zur<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

Bevölkerungsschutz<br />

8 Zukunft gestalten<br />

Sicherheit ist unsere Kompetenz<br />

Training<br />

12 Feuerwehrausbildungszentrum am<br />

Flughafen Leipzig/Halle<br />

Industrie<br />

4<br />

19 Der PANTHER auf dem Sprung<br />

<strong>Technik</strong><br />

22 Wenn es darauf ankommt:<br />

Lösungen für die Feuerwehr<br />

Sicherheitstechnik<br />

29 Schicht für Schicht mehr Sicherheit<br />

Katastrophenschutz<br />

34 Volle Funktionalität und Einsatzfähigkeit<br />

bei minimaler Fahrzeuggröße<br />

37 Kritische Infrastrukturen<br />

Schutz mit Druckluftschaum<br />

29<br />

Logistik<br />

39 Sicherheit in der Lieferkette<br />

Informationssicherheit<br />

50 Integrierte Konzepte mit Mehrwert<br />

Geschützte Fahrzeuge<br />

57 Ein Eagle und sein Revier<br />

Industrie<br />

59 Übungspuppen im Einsatz<br />

61 Impressum<br />

39<br />

2 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Inhalt<br />

12<br />

34<br />

50 57<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 3


Vernetzte Sicherheit<br />

Beitrag der Sicherheitswirtschaft<br />

Manfred Buhl,<br />

CEO Securitas Deutschland,<br />

Vizepräsident des BDSW<br />

zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

Die Securitas Division<br />

Aviation betreut mehr<br />

als 70 Flughäfen, davon<br />

30 in Europa. Wichtigster<br />

Baustein sind die<br />

Personen- und Gepäckkontrollen.<br />

Cargo <strong>Security</strong><br />

1. Zum Begriff<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

Mit <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

wird ein bestimmtes<br />

Spektrum von Bedrohungen<br />

angedeutet. Darüber<br />

hinaus wird der Begriff<br />

zur Begründung von politischen<br />

Zielen und Konzeptionen<br />

verwendet. Es<br />

gibt eine Fülle unterschiedlicher<br />

Definitionen<br />

des in keiner Rechtsnorm festgeschriebenen<br />

Begriffs. Sinnvoll ist nur eine Definition,<br />

die geeignet ist, <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> von<br />

den überlagernden Begriffen der Inneren<br />

und der Äußeren Sicherheit abzugrenzen.<br />

Deren rein geographische Unterscheidung<br />

hat sich nicht durchgesetzt. Vielmehr wird<br />

Innere Sicherheit verstanden als eine Sicherheitslage,<br />

die möglichst frei ist von kriminellen<br />

und terroristischen Angriffen und<br />

bedrohlichen Naturkatastrophen, sei es,<br />

<strong>das</strong>s diese Bedrohungen im Inland entstehen<br />

oder grenzüberschreitend auf den Staat<br />

und seine Bürger einwirken. Im Gegensatz<br />

dazu wird Äußere Sicherheit verstanden als<br />

Schutz des Staates und seiner Bürger vor<br />

militärischen Angriffen. Diese nicht primär<br />

geographische, sondern instrumentale Abgrenzung<br />

führt dazu, Innere Sicherheit als<br />

zivile Sicherheit und Äußere Sicherheit als<br />

militärische Sicherheit zu verstehen. Setzt<br />

man diese Bedrohungslagen in Beziehung<br />

zum Begriff <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, dann beschreibt<br />

letzterer einen Teilbereich der Inneren,<br />

der zivilen Sicherheit. Dabei handelt<br />

es sich um terroristische und kriminelle Angriffe<br />

oder auch Katastrophen, die ihren Ursprung<br />

außerhalb der Grenzen des Landes<br />

haben. Dass <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> nicht den<br />

Schutz vor militärischen Angriffen umfasst,<br />

zeigt nicht zuletzt die funktionale Abgrenzung<br />

innerhalb des Federal Government der<br />

USA: Für die Verteidigungspolitik und militärische<br />

Einsätze ist nicht <strong>das</strong> Department<br />

of <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, sondern <strong>das</strong> Department<br />

of Defence zuständig.<br />

2. Phänomene, die <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

aktuell besonders bedrohen<br />

Ein breites Spektrum von Delikten wird<br />

grenzüberschreitend begangen und importiert.<br />

Im Vordergrund der Bedrohungsanalyse<br />

stehen aber Bedrohungsszenarien, die<br />

besonders schwerwiegend sind und eine<br />

strategische Reaktion der betroffenen Staaten<br />

mit einem hohen Abwehrpotenzial an<br />

personellen und finanziellen Ressourcen,<br />

strategischer Intelligenz und technischem<br />

Know-how verlangen: Internationaler Terrorismus<br />

und grenzüberschreitende organisierte<br />

Kriminalität, Wirtschafts- und Konkurrenzspionage<br />

sowie Cyberkriminalität.<br />

Internationaler Terrorismus<br />

Deutschland liegt weiterhin im Fokus islamistisch-terroristischer<br />

Bestrebungen, stellt<br />

der Verfassungsschutzbericht 2011 fest.<br />

Das Spektrum islamistischer Terrorstrukturen<br />

in Deutschland reicht von Netzwerken<br />

gewaltbereiter Islamisten, die in enger Beziehung<br />

zu „jihadistischen“ Organisationen<br />

im Ausland stehen, über weitgehend autonom<br />

operierende Kleinstgruppen bis hin zu<br />

Einzeltätern.<br />

4 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Vernetzte Sicherheit<br />

Organisierte Kriminalität<br />

Organisierte Kriminalität (OK) ist ganz ausgeprägt<br />

transnationale Kriminalität. In fast<br />

85 Prozent der (2010) in Deutschland geführten<br />

OK-Verfahren gab es internationale<br />

Bezüge, die sich auf insgesamt 130 Staaten<br />

erstreckten. In der Mehrzahl der Gruppierungen<br />

wird <strong>das</strong> kriminelle Geschehen<br />

durch nichtdeutsche Staatsangehörige bestimmt.<br />

Rauschgiftkriminalität, Wirtschaftsund<br />

Eigentumskriminalität dominieren die<br />

OK-Verfahren.<br />

Wirtschaftsspionage<br />

Die Bundesrepublik Deutschland ist aufgrund<br />

ihrer geopolitischen Lage, ihrer Rolle<br />

in der EU und in der NATO sowie als Standort<br />

zahlreicher Unternehmen der Spitzentechnologie<br />

für fremde Nachrichtendienste<br />

sehr attraktiv. Hauptträger der Spionageaktivitäten<br />

sind weiterhin die Russische Föderation<br />

und die Volksrepublik China. Einige<br />

Länder bemühen sich darum, in den Besitz<br />

von Technologien für atomare, biologische<br />

oder chemische Massenvernichtungswaffen<br />

und den erforderlichen Trägersystemen<br />

zu gelangen. Eine besondere Gefahr stellen<br />

„elektronische Angriffe“ auf Computersysteme<br />

von Wirtschaftsunternehmen dar.<br />

Produkt- und Markenpiraterie<br />

Bedroht wird unsere <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

auch durch Produkt- und Markenpiraterie.<br />

Der Großteil der gefälschten Waren wird<br />

im Ausland – insbesondere in China, Hongkong<br />

und Thailand – produziert und nach<br />

Deutschland importiert. Die Zollbehörden<br />

verzeichneten 2010 gegenüber dem Jahr<br />

2009 einen starken Anstieg der Fallzahlen<br />

(um ca. 145 Prozent).<br />

Bedrohung der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

durch IuK-Kriminalität<br />

Wie <strong>das</strong> Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI) in seinem Lagebericht<br />

2011 ausführt, werden die Methoden,<br />

mit denen Organisierte Kriminelle aber auch<br />

Nachrichtendienste hoch professionelle IT-<br />

Angriffe auf Firmen und Behörden durchführen,<br />

immer raffinierter. Staatsgrenzen<br />

spielen für solche Angriffe keine Rolle. Die<br />

Anzahl neuer Schadprogramme nimmt weiterhin<br />

sehr stark zu.<br />

3. Wie kann die<br />

Sicherheitswirtschaft<br />

zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

beitragen?<br />

Angesichts der massiven<br />

und zunehmenden Bedrohung<br />

unserer <strong>Homeland</strong><br />

<strong>Security</strong> durch terroristische<br />

Bedrohung und kriminelle<br />

Angriffe aus dem<br />

Ausland stellt sich auch<br />

für die Sicherheitswirtschaft,<br />

also die sicherheitstechnische<br />

Industrie<br />

und <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe,<br />

die Frage, inwieweit<br />

sie einen Beitrag<br />

zur Gewährleistung der<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> leisten<br />

kann.<br />

Primäre Bekämpfungszuständigkeit<br />

von Polizei,<br />

Verfassungsschutz und BSI<br />

Auf den ersten Blick scheint der Beitrag der<br />

Sicherheitswirtschaft zur Aufrechterhaltung<br />

von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> unbeachtlich<br />

zu sein. Die Grenzüberwachung ist Aufgabe<br />

des Militärs und der Bundespolizei. Sie<br />

wirksam auszuüben, ist ohne hoheitliche Befugnisse<br />

nicht möglich und <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe<br />

wird – von gesetzlich bestimmten<br />

Ausnahmen abgesehen – nur aufgrund<br />

der so genannten Jedermannrechte tätig.<br />

Auch zur wirksamen Bekämpfung der<br />

oben beschriebenen Bedrohungsphänomene<br />

des Terrorismus, der OK und der Spionage<br />

sind hoheitliche Befugnisse unabdingbar.<br />

Das Bürgerliche Recht reicht dazu nicht<br />

aus. Der Verfassungsschutz hat die Aufgabe,<br />

extremistische Organisationen, auch<br />

Ausländerorganisationen, und insbesondere<br />

aus dem Ausland kommende Terroristen<br />

– z. B. in Al Qaida-Camps ausgebildete,<br />

nach Deutschland zurückkehrende Islamisten<br />

– zu überwachen und im Falle der Gefahrenkonkretisierung<br />

die Polizei und/oder<br />

die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die<br />

Beobachtung der OK ist nur in Bayern Aufgabe<br />

des Verfassungsschutzes. Ob er diese<br />

Aufgabe mit den ihm zustehenden Kompetenzen<br />

wirksam erfüllen kann, ist auf politischer<br />

Ebene umstritten. Für die Beobachtung<br />

der grenzüberschreitenden OK spricht<br />

jedenfalls, <strong>das</strong>s in einigen anderen Staaten<br />

Sicherheit in der Luftfahrt:<br />

Gepäckkontrollen<br />

- Einsatz von Spürhunden<br />

und allgemeine<br />

Kontrolle<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 5


Vernetzte Sicherheit<br />

der IuK-Kriminalität wie des Cyberterrorismus<br />

möglich. Auch wenn sich die Sicherheitstechnik<br />

im Allgemeinen auf einem hohen<br />

Entwicklungsstand befindet, bedarf es<br />

ständiger Anstrengungen der sicherheitstechnischen<br />

Industrie ebenso wie der Politik,<br />

um Innovationen voranzutreiben und<br />

die Nutzungsmöglichkeiten wie den Wirkungsgrad<br />

der Sicherheitstechnik zu optimieren.<br />

Erwähnt seien etwa notwendige<br />

Verbesserungen<br />

Securitas sichert u. a.<br />

Container- und Kreuzfahrtterminals<br />

an<br />

Nord- und Ostsee. In<br />

diesen Aufgabenbereich<br />

fallen Risikoanalysen,<br />

Entwicklung von Gefahrenabwehrplänen,<br />

der<br />

Schutz der Terminalgelände<br />

und die Sicherheitsabfertigung<br />

der<br />

Passagiere.<br />

Die Division Alert Services<br />

bietet Alarmüberwachung<br />

für Unternehmen,<br />

KMUs, Eigenheime und<br />

Privatpersonen an. Die<br />

Dienstleistungen umfassen<br />

Alarmmonitoring,<br />

-bearbeitung und Intervention.<br />

der Inlands-Nachrichtendienst dafür zuständig<br />

ist, Informationen im Rahmen der internationalen<br />

Zusammenarbeit aber nicht der<br />

ausländischen Polizei und Justiz überlassen<br />

will, weil er nicht verhindern kann, <strong>das</strong>s<br />

ohne Rücksichtnahme auf die Geheimhaltungs-<br />

und Vertraulichkeitsinteressen des<br />

Dienstes aufgrund des Legalitätsprinzips ermittelt<br />

und eingeschritten wird. Für die Beobachtung<br />

von Spionageaktivitäten ist der<br />

Verfassungsschutz in Deutschland nur zuständig,<br />

wenn diese Aktivitäten von einem<br />

ausländischen Nachrichtendienst ausgehen.<br />

Die von einem ausländischen Unternehmen<br />

betriebene „Konkurrenzspionage“ zu ermitteln<br />

und zu bekämpfen, ist Aufgabe der<br />

Strafverfolgungsorgane einschließlich der<br />

Polizei. Und die Bekämpfung von Cyberkriminalität,<br />

deren Quellen im Ausland liegen,<br />

obliegt präventiv vor allem dem BSI, repressiv<br />

Spezialdienststellen der Polizei und der<br />

Justiz.<br />

Der Einsatz der Organe der<br />

öffentlichen Sicherheit bedarf der<br />

Sicherheitstechnik<br />

Dass die Sicherheitswirtschaft durch Entwicklung,<br />

Produktion und Anwendung von<br />

Sicherheitstechnik einen<br />

erheblichen Beitrag<br />

zur Gewährleistung der<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> leistet,<br />

versteht sich von<br />

selbst. Ohne moderne<br />

Sicherheitstechnik sind<br />

weder Beobachtungsmaßnahmen<br />

noch die<br />

Detektion verborgener<br />

gefährlicher Gegenstände<br />

und Stoffe und erst<br />

recht die Bekämpfung<br />

--der brand- und explosionshemmenden<br />

Wirkung von Werkstoffen,<br />

--der Fehlalarmresistenz und Multisensorik<br />

in Gefahrenmeldeanlagen,<br />

--der intelligenten automatisierten Bildanalyse<br />

bei der Videoüberwachung,<br />

--der Sensorik für die Detektion gefährlicher<br />

Stoffe und Gegenstände,<br />

--der Geländegängigkeit und Detektionssensorik<br />

von Robotern,<br />

--der Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit<br />

und Benutzerfreundlichkeit biometrischer<br />

Verfahren,<br />

--der Implementierbarkeit und Senderleistung<br />

von Radio Frequency Identification.<br />

Auch die Politik ist gefordert, die sicherheitstechnische<br />

Forschung zu fördern. Dazu<br />

hat die Bundesregierung ein mehrjähriges<br />

Programm zur Forschung für die zivile Sicherheit<br />

entwickelt und die zur Durchführung<br />

erforderlichen Haushaltsmittel bereitgestellt.<br />

Auch die EU-Kommission hat<br />

im Rahmen ihres Forschungsrahmenprogramms<br />

ein eigenes <strong>Security</strong> Research-Programm<br />

aufgelegt. Sie hat 2012 eine <strong>Security</strong><br />

Industrial Policy [COM(2012)417 final] entwickelt,<br />

um die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

europäischen sicherheitstechnischen Industrie<br />

durch ein Bündel langfristiger Maßnahmen<br />

zu stabilisieren. Vorgesehen ist in dem<br />

Action Plan<br />

--die Marktfragmentation durch EU-weite<br />

und internationale Standards, Harmonisierung<br />

der Zertifizierungsverfahren für<br />

Sicherheitstechnologien und durch eine<br />

bessere Ausschöpfung von Synergien zwischen<br />

Sicherheits- und Rüstungstechnologien<br />

zu überwinden,<br />

--die Lücke zwischen Forschung und Markt<br />

u. a. durch Ausrichtung der Förderprogramme<br />

zu vermindern und<br />

--die gesellschaftliche Dimension besser<br />

6 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Vernetzte Sicherheit<br />

zu integrieren, vor allem durch Schaffung<br />

von Mechanismen zum Test sozialer<br />

Betroffenheit schon während der Forschungs-<br />

und Entwicklungsphase.<br />

Aufgabe der Wirtschaft, sich vor grenzüberschreitender<br />

Kriminalität zu<br />

schützen<br />

Die Wirtschaft insgesamt leistet ihren Beitrag<br />

zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> durch den<br />

Schutz ihrer Mitarbeiter, Anlagen und Produkte<br />

vor kriminellen Angriffen. Die oben<br />

skizzierten Bedrohungsphänomene belasten<br />

die Wirtschaft in besonderem Maße und beeinträchtigen<br />

ihre Geschäftsergebnisse. Es<br />

ist wichtig, <strong>das</strong>s die Unternehmensführung<br />

die notwendigen personellen und technischen<br />

Schutzmaßnahmen nicht als lästige<br />

Kostenfaktoren bewerten, sondern den „added<br />

value“ für ihr Image und ihren geschäftlichen<br />

Erfolg begreifen.<br />

Sicherheitsdienstleistungen für<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

Auch <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe trägt zur Gewährleistung<br />

von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> bei.<br />

Durch die Wahrnehmung von Aufträgen zum<br />

Objektschutz und Unternehmensschutz,<br />

zum Veranstaltungsschutz und zum Schutz<br />

öffentlich zugänglicher Hausrechtsbereiche<br />

entlastet es die Polizei, die ihre Ressourcen<br />

umso besser auf die massiven Bedrohungen<br />

durch internationale und grenzüberschreitende<br />

Kriminalität sowie terroristische Gefährdungen<br />

fokussieren kann. Das Sicherheitsgewerbe<br />

arbeitet in vielen Bereichen<br />

zum Schutz von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> eng mit<br />

der Polizei zusammen. Es schützt z. B. kritische<br />

Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs<br />

der Deutschen Bahn, der Kommunen<br />

und Verkehrsverbünde, des Luft- und des<br />

Seeverkehrs. Die Personen- und Gepäckkontrolle<br />

der Flugpassagiere etwa dient unmittelbar<br />

der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, denn der<br />

grenzüberschreitende Verkehr bildet eine<br />

Eingangsschleuse für den Import von Kriminalität<br />

und Terrorismus.<br />

4. Voraussetzungen für einen wirksamen<br />

Beitrag des Sicherheitsgewerbes<br />

Das Sicherheitsgewerbe kann nur dann einen<br />

wirksamen Beitrag zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />

leisten, wenn es die vom Gesetz verlangten<br />

und von der Sache her gebotenen Voraussetzungen<br />

erfüllt. Diese Voraussetzungen<br />

betreffen die Qualifizierung<br />

des Unternehmers<br />

und des übrigen Managements<br />

des Sicherheitsunternehmens<br />

sowie die<br />

aufgabengerechte Qualifizierung<br />

der einzusetzenden<br />

Kräfte; sie betreffen<br />

die Zuverlässigkeit<br />

des Unternehmers und<br />

seiner Mitarbeiter, die<br />

Leistungsfähigkeit des<br />

Unternehmens, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

der notwendigen<br />

personellen und finanziellen<br />

Ressourcen.<br />

Die Innenministerkonferenz<br />

hat bei der Aktualisierung<br />

des Programms<br />

Innere Sicherheit im Jahr<br />

2009 „Unternehmen aus<br />

dem Dienstleistungsspektrum<br />

der privaten Sicherheit“<br />

erstmals als „wichtigen Bestandteil<br />

der Sicherheitsarchitektur in Deutschland“<br />

bezeichnet und fordert, <strong>das</strong>s „zur Erreichung<br />

und Optimierung einheitlicher Standards<br />

eine Zertifizierung von Unternehmen<br />

im privaten Sicherheitsgewerbe verbindlich<br />

vorgeschrieben“ wird. Weiter heißt es<br />

im 2009 neu gefassten Programm Innere Sicherheit:<br />

„Im Rahmen der komplexen Aufgabenwahrnehmung<br />

ergeben sich für die<br />

staatlichen Sicherheitsbehörden Schnittstellen<br />

zu privaten Sicherheitsdienstleistern“.<br />

Die Polizei arbeitet konstruktiv mit<br />

ihnen zusammen, soweit insbesondere polizeitaktische<br />

oder rechtliche Hinderungsgründe<br />

nicht bestehen. Dafür sind Seriosität,<br />

die fachliche Qualifikation und <strong>das</strong> Vorhandensein<br />

angemessener Ressourcen bei den<br />

Sicheitsdienstleistern Voraussetzung. Inzwischen<br />

hat eine vom Arbeitskreis II der IMK<br />

eingesetzte Projektgruppe für <strong>das</strong> geforderte<br />

Zertifizierungsverfahren einen Kriterienkatalog<br />

entwickelt und Vorschläge für <strong>das</strong><br />

weitere Vorgehen erarbeitet. Die IMK hat<br />

diese Kriterien als geeignete Grundlage für<br />

eine verbindlich vorgeschriebene Zertifizierung<br />

bewertet. Es ist zu erwarten, <strong>das</strong>s<br />

sich die Kooperation der Polizei mit den so<br />

zertifizierten Sicherheitsunternehmen zum<br />

Schutz der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> noch enger,<br />

vertrauensvoller und effektiver entwickelt.<br />

Bahn- und Verkehrssicherheit<br />

- Überprüfung<br />

eines herrenlosen Gepäckstückes<br />

Vermittlung von Sicherheit<br />

- Streifendienst mit<br />

Hund<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 7


Bevölkerungsschutz<br />

Zukunft gestalten<br />

Sicherheit ist unsere Kompetenz<br />

Maßgeschneiderte Signale für den Einsatz<br />

Bei Einsätzen aller Art ist entscheidend,<br />

<strong>das</strong>s die Einsatzfahrzeuge früh erkannt<br />

werden. Optische und akustische Signale<br />

in Erstausrüsterqualität – maßgeschneidert<br />

auf die Anforderungen von<br />

Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsorganisationen<br />

im In- und Ausland – unterstützen<br />

dabei. Ebenso ist eine hohe<br />

Warnwirksamkeit auch für die eigene<br />

Absicherung der Rettungskräfte elementar<br />

– und kann <strong>Leben</strong> retten. LED-<br />

<strong>Technik</strong> für alle optischen Anwendungen<br />

und energieeffiziente Akustik in<br />

minimaler Größe bietet Vorteile, auf die<br />

sich die Kunden von HELLA verlassen<br />

können. Mit Peter Wagner, Zielgruppenmanager,<br />

Kundenzielgruppe Spezielle<br />

Erstausrüstung (Special OE) von<br />

Einsatzfahrzeugen, sprachen Dr. Nadine<br />

Seumenicht und Michael Zacher.<br />

Erstausrüstungssegment umfasst die Bereiche<br />

Licht und Elektronik. Zu unserem Kundenkreis<br />

gehören hier Fahrzeughersteller<br />

wie auch andere Automobilzulieferer. Dem<br />

zweiten Segment, dem Aftermarket, ist der<br />

unabhängige Teilehandel zugeordnet. Darüber<br />

hinaus ist HELLA Service-Partner der<br />

freien Werkstätten und beliefert die Ersatzteilorganisationen<br />

großer Automobilhersteller.<br />

Das Geschäft mit Spezialausrüstern<br />

wie Herstellern von Bussen, Caravans,<br />

Bau- und Landmaschinen sowie Einsatzfahrzeugen<br />

ist Teil des dritten Segments<br />

Special Applications sowie der Bereich Industries.<br />

Hier bietet HELLA Lösungen für<br />

Kundenzielgruppen außerhalb des Erstausrüstungsgeschäfts<br />

und überträgt so die unternehmenseigenen<br />

Kompetenzen aus den<br />

Bereichen Licht und Elektronik auf weitere<br />

Anwendungsbereiche.<br />

Europas größter<br />

Lichtkanal<br />

Bei Forschung und Entwicklung<br />

setzt HELLA<br />

nicht nur auf Simulationen<br />

und Berechnungen.<br />

In Europas größtem<br />

Lichtkanal werden<br />

Streubreite, Lichtfarbe,<br />

Lichtverteilung und die<br />

Homogenität des Lichtes<br />

auch in der Praxis<br />

erprobt. Statische Versuche<br />

und dynamische<br />

Testfahrten können hier<br />

durchgeführt werden.<br />

Der 140 Meter lange<br />

und elf Meter breite Kanal<br />

steht in Lippstadt,<br />

nahe dem Stammwerk<br />

des Konzerns.<br />

<strong>Homeland</strong>: Herr Wagner, <strong>das</strong> Unternehmen<br />

HELLA steht allgemein für Fahrzeugbeleuchtungen.<br />

Welche Geschäftsbereiche<br />

deckt HELLA insgesamt ab?<br />

Wagner: Der HELLA Konzern ist ein global<br />

aufgestelltes Familienunternehmen<br />

mit 70 Standorten in mehr als 30 Ländern.<br />

Über 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

davon über 4.800 in Forschung<br />

und Entwicklung, haben im Geschäftsjahr<br />

2011/2012 einen Konzernumsatz von 4,8<br />

Mrd. Euro erwirtschaftet. Damit gehört unser<br />

Unternehmen zu den 100 größten Industrieunternehmen<br />

in Deutschland sowie zu<br />

den 50 weltweit führenden Automobilzulieferern.<br />

Im Bereich Licht decken wir 15 Prozent<br />

Weltmarktanteile ab und sind in Europa<br />

TOP 3.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie verteilen sich die einzelnen<br />

Geschäftsbereiche bei HELLA?<br />

Wagner: Unser Portfolio gliedert sich in drei<br />

Segmente: Automotive (Erstausrüstung),<br />

Aftermarket und Special Applications. Das<br />

<strong>Homeland</strong>: Welches war <strong>das</strong> erste Produkt,<br />

<strong>das</strong> HELLA hergestellt hat?<br />

Wagner: Das waren Beleuchtungen für Kutschen;<br />

sprich seit der Unternehmensgründung<br />

im Jahr 1899 setzte HELLA auf Fahrzeugbeleuchtungen.<br />

Im Jahre 1908 wurde<br />

HELLA Markenzeichen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Heute gehört auch der Bereich<br />

„Bevölkerungsschutz“ zu Ihren Entwicklungs-<br />

und Produktionslinien? Unsere Leser<br />

interessiert in dem Zusammenhang <strong>das</strong> Thema<br />

Sondersignalanlagen.<br />

Wagner: Die Sicherheit unserer Kunden<br />

ist unsere Kompetenz. Wir liefern maßgeschneiderte<br />

Signale für den Einsatz. Bei<br />

Einsätzen aller Art ist entscheidend, <strong>das</strong>s<br />

die Einsatzfahrzeuge früh erkannt werden.<br />

Optische und akustische Signale liefern wir<br />

in Erstausrüsterqualität – maßgeschneidert<br />

auf die Anforderungen von Polizei-, Feuerwehr-<br />

und Rettungsorganisationen und<br />

dies sowohl im In- als auch im Ausland. Sie<br />

entlasten die Einsatzkräfte bei der oftmals<br />

8 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Bevölkerungsschutz<br />

riskanten Anfahrt. Damit der Kopf frei bleibt<br />

für den Einsatzauftrag. LED-<strong>Technik</strong> für alle<br />

optischen Anwendungen und energieeffiziente<br />

Akustik in minimaler Größe sind die<br />

Vorteile, auf die sich unsere Kunden verlassen<br />

können.<br />

<strong>Homeland</strong>: Welchen Bereich betreuen Sie?<br />

Wagner: Ich bin im Marketing tätig und betreue<br />

unsere Aktivitäten für die Hersteller<br />

von Einsatzfahrzeugen – Polizei, Feuerwehr,<br />

Rettung, Katastrophenschutz, Zoll, Militärpolizei<br />

und artverwandte Einsatzbereiche.<br />

Dabei sind wir in allen Bereichen global aufgestellt;<br />

die Leitentwicklung in Deutschland<br />

hat ihren Standort hier in Lippstadt.<br />

Detailaufnahme<br />

RTK 7<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie verlief die Entwicklung von<br />

Sondersignalgeräten/-anlagen, bei denen<br />

HELLA heute einer der Marktführer ist?<br />

Wagner: Das „Blaue Kennlicht“, wie es<br />

amtlich heißt, ist Nachfolger des Kennlichtscheinwerfers,<br />

also des Suchscheinwerfers<br />

auf der Beifahrerseite von Feuerwehrfahrzeugen.<br />

Sie wurden in der Vergangenheit auf<br />

der Fahrt zum Schadensort mit einer blauen<br />

Vorsteckscheibe versehen, um sich damit<br />

bei der Fahrt <strong>das</strong> Wegerecht zu „erarbeiten“.<br />

Natürlich nur in Verbindung mit dem Tonsignal.<br />

Ab Mitte der fünfziger Jahre des letzten<br />

Jahrhunderts wurden Einsatzfahrzeuge<br />

auf Rundum-Kennleuchten umgestellt. Ab<br />

1971 gab es die RTK 1 (Rundum-Tonkombination).<br />

Bis zur Entwicklung der RTK 6 handelte<br />

es sich ausschließlich um Entwicklungen<br />

für den deutschen Markt inklusive der<br />

Schweiz. Die RTK 7 – einschließlich der Peripheriegeräte<br />

– erfüllt als Hauptprodukt die<br />

Anforderungen an internationale Standards.<br />

Die Bestückung mit unterschiedlichen akustischen<br />

und optischen Modulen führte bei<br />

der RTK 7 zu bisher 350 verschiedenen Varianten,<br />

und <strong>das</strong> ist erst der Anfang. Schon<br />

<strong>das</strong> Vorgängermodell RTK 6 wurde zuletzt<br />

in 650 verschiedenen Versionen angeboten.<br />

<strong>Homeland</strong>: Und auf internationalem<br />

Parkett?<br />

Wagner: Derzeit konzentrieren wir uns<br />

auf Frankreich und Belgien. In einem Modulbaukasten<br />

bieten wir verschiedene Konfigurationen<br />

an. Das bedeutet, <strong>das</strong>s unterschiedliche<br />

Funktionen in unterschiedlichen<br />

Hardwaremodulen in unterschiedlichen Arbeitsmodi<br />

miteinander kombiniert werden<br />

können, was in jedem Einzelfall eine Softwareanpassung<br />

zur Folge hat. Neben den<br />

Anlagen für PKW fertigen wir mit der Baureihe<br />

RTK 7 auch Systeme für Transporter<br />

und LKW. Am Beispiel Spanien, kann ich Ihnen<br />

deutlich machen, welche landesspezifischen<br />

Anforderungen in den verschiedenen<br />

Ländern an unsere Produkte gestellt werden.<br />

Der spanische „Sound“ alleine ist nicht<br />

<strong>das</strong> Problem. Spanische Einsatzorganisationen<br />

benötigen jedoch ein kontinuierliches<br />

Blaulicht. Der Polizeiwagen soll auch dann,<br />

wenn er nicht auf Alarmfahrt ist, als solcher<br />

kenntlich sein. Bei Tage ist er es durch<br />

die Farbe der Lichthauben, bei Nacht aber<br />

nicht mehr. Also benötigt er ein statisches<br />

Signal, <strong>das</strong> weder Drehlicht noch Blitzlicht<br />

verwendet. Für Blaulicht allgemein gilt,<br />

<strong>das</strong>s Tag- und Nachtlichtpegel vorgeschrieben<br />

sind. Seit etwa einem Jahr schreibt eine<br />

ECE-Norm-Novelle vor, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Taglicht<br />

noch intensiver als <strong>das</strong> Nachtlicht arbeitet.<br />

Wir haben ein neues Optikmodul entwickelt,<br />

<strong>das</strong> über einen Fotosensor<br />

im Anhaltesignalgeber<br />

<strong>das</strong> Licht automatisch<br />

umschaltet, je nach<br />

Lichtsituation.<br />

<strong>Homeland</strong>: Bitte sagen<br />

Sie uns etwas zur<br />

Anlagenmodularität.<br />

Wagner: Die RTK 7<br />

ist ein aerodynamisch<br />

Peter Wagner im Gespräch<br />

mit Dr. Nadine<br />

Seumenicht<br />

RTK 7 im Einsatz<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 9


Bevölkerungsschutz<br />

RTK 7<br />

Infrarotlicht-Module<br />

Hubschrauber Nachtsichtgeräte<br />

nehmen<br />

nicht nur <strong>das</strong> Restlicht,<br />

sondern auch Wärmequellen<br />

auf. Durch die<br />

Umstellung moderner<br />

Einsatzfahrzeuge von<br />

Halogen-Kennleuchten<br />

auf LED-Technologie,<br />

entfällt die Möglichkeit<br />

diese aus der Luft eindeutig<br />

zu identifizieren.<br />

Die Infrarotlichtmodule<br />

erzeugen mit Infrarot-LEDs<br />

ein für Menschen<br />

unsichtbares Licht,<br />

mit großen Reichweiten<br />

und intensiven Reflektionen.<br />

Damit wird eine<br />

eindeutige Erkennung<br />

der Einsatzkräfte aus<br />

der Luft mittels FLIR /<br />

DLIR Nachtsichtgeräten<br />

ermöglicht.<br />

RTK 7 Modulsystem<br />

optimierter LED-Dachbalken und besteht<br />

aus einem Aluminiumprofil mit einer zentralen<br />

Steuereinheit (ZSE) als Gehirn. Der<br />

Grad der Modularität, den der Dachbalken<br />

aufweist, kann als revolutionär bezeichnet<br />

werden. Alles andere kann nach den individuellen<br />

Wünschen unserer Kunden konfiguriert<br />

werden. Dazu gehört immer ein Optikmodul,<br />

wie z. B. ein Parabolreflektor mit<br />

LED-Bestückung als Basis oder als Alternative<br />

ein konventioneller Drehspiegel. Weiter<br />

gehört eine ganze Baureihe neuer LED-Module<br />

dazu, um die 2-Pegel-Thematik zu bedienen,<br />

Tagpegel und Nachtpegel. Mit den<br />

neuen Modulen können zwei Pegel sowohl<br />

blitzend oder rotierend dargestellt werden.<br />

<strong>Homeland</strong>: Sie arbeiten intensiv mit den<br />

Fahrzeugherstellern zusammen?<br />

Wagner: Ja, denn Einsatzfahrzeuge beispielsweise<br />

der Polizei werden heute zum<br />

Teil geleast, d. h. beim Fahrzeughersteller<br />

liegen die wesentlichen Entscheidungen<br />

als Komplettanbieter. Die Automobilindustrie<br />

hat einen erheblichen Adaptionsaufwand<br />

zu leisten. Das reicht von einer einfachen<br />

analogen Ein-/Ausschaltung jeweils<br />

für Akustik und Blaulicht bis hin zur Steuerung<br />

beispielsweise bei einem BMW-Polizei-<br />

oder Notarztfahrzeug per I-Drive mit<br />

Anzeige aller RTK-Applikationen auf dem<br />

Navigationsbildschirm. Eine solche Bandbreite<br />

hat es nie zuvor gegeben. Als Nutzer<br />

können Sie sich also für eine Einzelschalterlösung<br />

entscheiden oder ein standardisiertes<br />

HELLA-Bediengerät oder für die ganz<br />

große Lösung mit fahrzeugintegrierter Bedienung.<br />

Der Kunde kann sich entscheiden<br />

zwischen analoger und digitaler Bedienung.<br />

Über einen Bestellleitfaden kann er die für<br />

Infrarot Flugsichtmarkierung von modernen<br />

RTK 7-Einsatzfahrzeugen: 360° blitzendes<br />

Signal<br />

ihn notwendigen Konfigurationen wählen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Werden Sie bereits bei Fahrzeugentwicklungen<br />

der Automobilhersteller<br />

beteiligt?<br />

Wagner: Ja, ab einem bestimmten Entwicklungsstand<br />

sind wir eingebunden. Stehen<br />

die Vorserienmodelle der Automobilhersteller<br />

zur Verfügung, werden von uns Anlagen<br />

vorinstalliert. Einsatzfahrzeuge (PKW) werden<br />

zum Beispiel mit Schiebedach bestellt,<br />

aber ohne Schiebedach geliefert. An Stelle<br />

des Schiebedaches werden die benötigten<br />

Anlagenmodule eingebaut und bei Rückbau<br />

des Einsatzfahrzeuges zur zivilen Nutzung<br />

durch ein neues Schiebdach ersetzt. Wir sehen<br />

uns als Entwicklungs- und Servicepartner<br />

unserer Kunden, damit wir unsere Produkte<br />

den sich ändernden Anforderungen<br />

und Bedürfnissen zeitnah entsprechen können.<br />

Im Bereich Aerodynamik arbeiten wir<br />

mit Hochschulen zusammen, indem wir z. B.<br />

unsere Anlagen im Windkanal testen lassen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wenn nach drei Jahren beispielsweise<br />

bei Polizei-Einsatzfahrzeugen<br />

die Anlagen ausgemustert werden: Was geschieht<br />

damit?<br />

Wagner: Wir „refabrizieren“ unsere Anlagen;<br />

nehmen sie bei Ausmusterung des Einsatzfahrzeuges<br />

zurück, erneuern alle dekorativen<br />

Teile, prüfen die Elektronik und<br />

bieten sie als Gebrauchtanlagen den Kunden<br />

an.<br />

<strong>Homeland</strong>: Herr Wagner, wir bedanken<br />

uns für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

10 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Bevölkerungsschutz<br />

Sonderrechte im Einsatz:<br />

§ 35 StVO Sonderrechte (Auszug):<br />

(1) Von den Vorschriften dieser Verordnung<br />

sind die Bundeswehr, die Bundespolizei,<br />

die Feuerwehr, der Katastrophenschutz,<br />

die Polizei und der Zolldienst befreit, soweit<br />

<strong>das</strong> zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben<br />

dringend geboten ist.<br />

(5a) Fahrzeuge des Rettungsdienstes sind<br />

von den Vorschriften dieser Verordnung<br />

befreit, wenn höchste Eile geboten ist, um<br />

Menschenleben zu retten oder schwere<br />

gesundheitliche Schäden abzuwenden.<br />

(8) Die Sonderrechte dürfen nur unter<br />

gebührender Berücksichtigung der öffentlichen<br />

Sicherheit und Ordnung ausgeübt<br />

werden.<br />

§ 36 StVO Zeichen und Weisungen der<br />

Polizeibeamten (Auszug):<br />

(5) Polizeibeamte dürfen Verkehrsteilnehmer<br />

zur Verkehrskontrolle einschließlich<br />

der Kontrolle der Verkehrstüchtigkeit und<br />

zu Verkehrserhebungen anhalten. Das Zeichen<br />

zum Anhalten kann der Beamte auch<br />

durch geeignete technische Einrichtungen<br />

am Einsatzfahrzeug, eine Winkerkelle<br />

oder eine rote Leuchte geben. Mit diesen<br />

Zeichen kann auch ein vorausfahrender<br />

Verkehrsteilnehmer angehalten werden.<br />

Die Verkehrsteilnehmer haben die Anweisungen<br />

der Polizeibeamten zu befolgen.<br />

§ 38 StVO Blaues Blinklicht und Gelbes<br />

Blinklicht<br />

(1) Blaues Blinklicht zusammen mit dem<br />

Einsatzhorn darf nur verwendet werden,<br />

wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben<br />

zu retten oder schwere gesundheitliche<br />

Schäden abzuwenden, eine<br />

Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder<br />

Ordnung abzuwenden, flüchtige Personen<br />

zu verfolgen oder bedeutende Sachwerte<br />

zu erhalten. Es ordnet an: "Alle übrigen<br />

Verkehrsteilnehmer haben sofort freie<br />

Bahn zu schaffen".<br />

(2) Blaues Blinklicht allein darf nur von<br />

den damit ausgerüsteten Fahrzeugen und<br />

nur zur Warnung an Unfall- oder sonstigen<br />

Einsatzstellen, bei Einsatzfahrten oder<br />

bei der Begleitung von Fahrzeugen oder<br />

von geschlossenen Verbänden verwendet<br />

werden.<br />

(3) Gelbes Blinklicht warnt vor Gefahren.<br />

Es kann ortsfest oder von Fahrzeugen aus<br />

verwendet werden. Die Verwendung von<br />

Fahrzeugen aus ist nur zulässig, um vor<br />

Arbeits- oder Unfallstellen, vor ungewöhnlich<br />

langsam fahrenden Fahrzeugen oder<br />

vor Fahrzeugen mit ungewöhnlicher Breite<br />

oder Länge oder mit ungewöhnlich breiter<br />

oder langer Ladung zu warnen.


Training<br />

Feuerwehrausbildungszentrum<br />

am Flughafen Leipzig/Halle<br />

Realitätsnah üben mit der Boeing<br />

747-Brandsimulationsanlage<br />

Fire Training<br />

Flughafen Leipzig/Halle<br />

Am 7. Juni 2010 wurde am Flughafen<br />

Leipzig/Halle ein hochmodernes Feuerwehrausbildungszentrum<br />

eröffnet. Als<br />

derzeit einziges in Deutschland verfügt<br />

es über eine gasbefeuerte Boeing<br />

747-Simulationsanlage zur Ausbildung<br />

der Brandbekämpfung an Luftfahrzeugen.<br />

Darüber hinaus bietet <strong>das</strong> Zentrum<br />

ein großes Spektrum an theoretischen<br />

und praktischen Schulungen. Die gasbefeuerte,<br />

35 m lange Attrappe (zweigeschossig<br />

mit Laderaumeinheit), bietet<br />

mit ca. 100 m² Spillfeuer die Möglichkeit,<br />

Brände an Flugzeugen, wie Flächen-,<br />

Triebwerks-, Fahrwerks- und<br />

Kabinenbrand, zu bekämpfen. Spezielle<br />

Ausstattungen der Anlage sind die<br />

Flashover-Brandstelle an der Decke im<br />

backbordseitigen Gangbereich der Kabine<br />

und <strong>das</strong> Piercingtool. Mit Florian<br />

Funke, Leiter Werkfeuerwehr Flughafen<br />

Leipzig/Halle, und Swen Mastalirsch,<br />

Werkfeuerwehr Leitungsdienst Flughafen<br />

Leipzig/Halle, sprach Dr. Nadine<br />

Seumenicht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was gab den Anstoß zu diesem<br />

Ausbildungszentrum?<br />

(ICAO) durchführen. Laut ICAO gehört der<br />

Flughafen Leipzig/Halle der Brandschutzkategorie<br />

10 an. Daher stellt die ICAO folgende<br />

Forderungen:<br />

--Mobile Wassermenge: 32.200 l;<br />

Auswurfrate pro Minute: 11.200 l;<br />

davon erstes Fahrzeug 50 Prozent der<br />

Auswurfrate<br />

--Zusatzlöschmittel Pulver: 450 kg<br />

--Mindestens drei Hauptlöschfahrzeuge;<br />

Reaktionszeit: maximal drei Minuten<br />

Das setzt ICAO voraus und zusätzlich bestimmt<br />

<strong>das</strong> Schreiben vom Bundesminister<br />

für Verkehr aus dem Jahre 1993, <strong>das</strong>s jeder<br />

Feuerwehrmann mindestens zwei Übungen<br />

im Jahr durchführen muss. Daraufhin<br />

wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt.<br />

Ist es kostengünstiger, alle 150 Mitarbeiter<br />

zur Schulung zu schicken, oder eine eigene<br />

Attrappe zu bauen? Durch die Optimierung<br />

der Feuerwachenkonzepte – vom<br />

Dreiwachenkonzept zum Zweiwachenkonzept<br />

– wurde <strong>das</strong> Ausbildungszentrum bzw.<br />

die Attrappe mit einer Ausbildungswache<br />

geschaffen. Und zu Beginn war dieses Ausbildungszentrum<br />

auch nur für den internen<br />

Gebrauch bestimmt.<br />

Funke: Eine Kosten-Nutzen-Analyse. Jeder<br />

Flughafen muss pro Jahr mindestens zwei<br />

Übungen an Luftfahrzeugen gemäß der<br />

International Civil Aviation Organization<br />

Mastalirsch: Der Flughafen Leipzig/Halle<br />

und der Flughafen Dresden sind unter<br />

dem Dach der Miteldeutschen Airport Holding<br />

zusammengefasst.Seit ihrer Gründung<br />

12 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Training<br />

im Jahr 2000 ist die Mitteldeutsche Airport<br />

Holding ein erfolgreiches Beispiel für <strong>das</strong><br />

Zusammenwirken von Politik, Verwaltung<br />

und Wirtschaft in Mitteldeutschland – sowohl<br />

auf Landes- als auch auf kommunaler<br />

Ebene. Der starke Verbund der mitteldeutschen<br />

Flughäfen Leipzig/Halle Airport und<br />

Dresden International ist ein maßgebliches<br />

Entscheidungskriterium für die gezielte Ansiedlung<br />

von internationalen Unternehmen<br />

und Stärkung der regionalen Wirtschaft.<br />

Die dortigen Flughafenfeuerwehrleute wurden<br />

„mit eingerechnet“; sie müssen denselben<br />

Ausbildungsstand haben wie Leipzig.<br />

Da kommt eine große Anzahl von Einsatzkräften<br />

zusammen. Dann entschied sich die<br />

Holding für etwas Eigenes.<br />

<strong>Homeland</strong>: Das Zentrum wird nicht nur intern<br />

genutzt, sondern Sie vermieten auch<br />

für die Ausbildung Externer?<br />

Funke: 2010 waren es<br />

ca. 80 Teilnehmer aus<br />

anderen Ländern. 2011<br />

war eine Pause, da wurde<br />

noch einmal nachgebessert.<br />

Es wurden<br />

Schulungsräume klimatisiert<br />

und nachgerüstet.<br />

Der Hygienetrakt wurde<br />

angebaut. Dieses Jahr<br />

sind es ebenfalls ca. 80<br />

Teilnehmer.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie lange hospitieren die Teilnehmer<br />

vor Ort?<br />

Mastalirsch: Das ist unterschiedlich und<br />

hängt davon ab, was gebucht wurde. Es können<br />

drei Tage bis zu zwei Wochen sein.<br />

Ausbildungsmodule<br />

Swen Mastalirsch und<br />

Florian Funke von der<br />

Werkfeuerwehr Flughafen<br />

Leipzig/Halle<br />

Funke: Eröffnet worden ist <strong>das</strong> Ausbildungszentrum<br />

im Jahr 2010. Durch einen<br />

glücklichen Umstand war gleichzeitig zu<br />

Beginn eine große Anfrage aus dem Mittleren<br />

Osten da. Seitdem versucht <strong>das</strong> Ausbildungszentrum,<br />

seine einmalige Infrastruktur<br />

auch extern zu vermarkten. Ich bin seit<br />

März 2012 hier. Meine Aufgabe ist es, auf<br />

betriebswirtschaftlicher Basis <strong>das</strong> Ganze zu<br />

betreiben und die Umsätze zu liefern, die<br />

man sich am Ende wünscht.<br />

Teilnehmer<br />

<strong>Homeland</strong>: Wer entwickelt die einzelnen<br />

Ausbildungsmodule?<br />

Funke: Unsere Instruktoren entwickeln<br />

diese. Wir achten natürlich darauf, <strong>das</strong>s wir<br />

etwas Eigenes haben. Es wird Wert darauf<br />

gelegt, im Training mehrere Varianten zu<br />

zeigen. Dem Kursteilnehmer möchten wir<br />

ein breitgefächertes Leistungsportfolio mitgeben.<br />

Nach dem Motto: Mehrere Wege führen<br />

nach Rom. Am Ende kann er entscheiden,<br />

was besser und was schlechter ist. Das<br />

ist ein Ziel in der praktischen Ausbildung.<br />

Attrappe von außen<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie ist <strong>das</strong> Verhältnis von interner<br />

zu externer Schulung?<br />

Funke: Derzeit schulen wir intern mehr als<br />

extern; <strong>das</strong> Verhältnis liegt bei 80:20. Es ist<br />

schon die Erwartung da, dieses Verhältnis<br />

auf der externen Seite weiter auszubauen.<br />

Die Anlage ist Deutschlands einziger feststehender<br />

Simulator. Jedoch weiß <strong>das</strong> noch<br />

nicht jeder. Es muss weltweit vermarktet<br />

werden, denn wir wollen unser Geschäft<br />

international ausrichten, nicht nur national.<br />

Die Infrastruktur ist optimal: Flughafen,<br />

Nord-Süd- und Ost-West-Autobahnen kreuzen<br />

sich direkt vor uns und die ICE-Strecke<br />

liegt vor der Tür.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie viele Teilnehmer haben Sie<br />

bislang verzeichnen können?<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 13


Training<br />

Attrappe von innen<br />

Die Rechtskunde können wir natürlich nicht<br />

ändern. Und die Flugzeugkonstruktionskunde<br />

natürlich auch nicht. Aber in der Praxis<br />

versuchen wir, mehrere Felder aufzugreifen,<br />

um zu zeigen, <strong>das</strong>s es mehrere Varianten<br />

gibt und nicht nur eine Variante richtig ist.<br />

Mastalirsch: Wenn sich ein Teilnehmer angemeldet<br />

hat, versuchen wir uns über den<br />

Flughafen, von dem er kommt, zu informieren.<br />

Welches Equipment steht dort zur<br />

Verfügung? Wir versuchen uns darauf einzustellen,<br />

so<strong>das</strong>s die Ausbildung nicht „leipziglastig“<br />

ist. Die Teilnehmer sollen erkennen,<br />

<strong>das</strong>s sie einen Lehrgang speziell für<br />

ihren Flughafen absolvieren.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was zeichnet die Boeing<br />

747-Brandsimulationsanlage aus?<br />

Brandsimulationsanlage<br />

Funke: Die Attrappe ist eine gasbefeuerte,<br />

35 m lange Simulationsanlage, zweigeschossig<br />

mit Laderaumeinheit. Sie bietet mit ca.<br />

100 m² Spillfeuer die Trainingsmöglichkeit,<br />

Brände an Flugzeugen, wie Flächen-, Triebwerks-,<br />

Fahrwerks- und Kabinenbrand zu<br />

bekämpfen. Spezielle Ausstattungen der Anlage<br />

sind die Flashover-Brandstelle an der<br />

Decke im backbordseitigen Gangbereich<br />

der Kabine und <strong>das</strong> Piercingtool. Die Attrappe<br />

ist aus speziellem Stahl gebaut, der<br />

hitzebeständig ist. Trotzdem muss die Anlage<br />

mit Wasser gekühlt werden, wenn ein<br />

Feuer angezündet wird, um sie nicht zu sehr<br />

zu beschädigen.<br />

Die Anlage hat einen gewissen Gasverbrauch<br />

und kostet dementsprechend. Es ist<br />

schwierig für Freiwillige Feuerwehren <strong>das</strong><br />

in ihren Gemeinderäten zu argumentieren.<br />

Ein Lehrgang kostet ca. 2.000 Euro plus ca.<br />

800 Euro Gaskosten zusätzlich pro Tag.<br />

Aber Ausbildungszentrum heißt ja auch,<br />

<strong>das</strong>s wir mehreres anbieten: Flugzeugbrandbekämpfung<br />

einerseits und Heißausbildung<br />

andererseits. Wir haben einen Flashover-<br />

Container und wollen in Zukunft auch noch<br />

eine Heißhitzegewöhnungsstrecke in Containerform<br />

aufbauen. Ein weiteres Standbein<br />

ist der Rettungsdienst bzw. die Rettungssanitäterausbildung.<br />

Zusätzlich kann<br />

man unseren Bereich als Eventlocation nutzen.<br />

So hatten wir z. B. unlängst Silbermond<br />

mit einem Konzert zu Gast. Dann gibt es<br />

noch den Bereich für technische Rettungsmöglichkeiten<br />

oder allgemeine Tätigkeiten.<br />

Die Attrappe für ein Training zu nutzen, ist<br />

für eine Freiwillige Feuerwehr schon absoluter<br />

Luxus. Die Landespolizei Sachsen trainiert<br />

ebenfalls bei uns; sie nutzt die Atemschutzstrecke<br />

und den Simulator vernebelt.<br />

Von der Bundespolizei trainieren hier die<br />

Sprengstoffkommandos.<br />

Mastalirsch: Die Grundidee war, drei gängige<br />

Flugzeugtypen in der Simulationsanlage<br />

einzubinden: Boeing 747, MD-11/DC-10<br />

und Airbus 320.<br />

Funke: In dieser Boeing-Attrappe sind Elemente<br />

der beiden anderen Flugzeugtypen<br />

integriert. Hinten ist ein Triebwerk der MD-<br />

11 aufgesetzt worden und die Türen wurden<br />

in der Höhe unterschiedlich angepasst. Es<br />

gibt verschiedene Möglichkeiten, die Rosenbauer<br />

Rettungstreppe anzuleitern. Aber:<br />

Wenn jemand davor steht, sagt er, es ist eine<br />

747.<br />

Das Rettungstreppenfahrzeug dient zur<br />

schnellen Evakuierung von havarierten Luftfahrzeugen.<br />

Im Unterschied zu einer normalen<br />

Gangway verfügt die Rettungstreppe<br />

über eine feuerwehrtechnische Beladung.<br />

Diese dient zur Notöffnung der Flugzeughaut<br />

sowie zur Durchführung der Brandbekämpfung<br />

im Flugzeuginneren. Die maximale<br />

Rettungshöhe beträgt 8,3 m.<br />

14 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Training<br />

Rettungsmethodik<br />

<strong>Homeland</strong>: Was ist ein „Piercingtool“?<br />

<strong>Homeland</strong>: Evakuierung von Personenströmen.<br />

Wie funktioniert <strong>das</strong> im Flugzeug?<br />

Funke: In der Attrappe simulieren wir <strong>das</strong><br />

nicht. Die Sitzreihen sind weit auseinander.<br />

Das ist eine Attrappe für die Brandbekämpfung.<br />

Die Polizei übt darin die Rettung<br />

von verletzten Personen, aber eine Evakuierungsübung<br />

aus dem Flugzeug kann man<br />

dort nicht üben. Geübt wird die Evakuierung<br />

bei den Fluggesellschaften in Trainingscentern<br />

oder mithilfe von Kabinen-Mockups<br />

(Kabinenattrappe). Die Evakuierung<br />

des Flugzeugs ist nicht Aufgabe der Flughafenfeuerwehr,<br />

sondern der Airline. Diese<br />

ist verpflichtet, in 90 Sekunden über die<br />

Notausgänge zu evakuieren. Für uns als<br />

Flughafenfeuerwehr ist nur die Information<br />

wichtig, <strong>das</strong>s alle Passagiere draußen sind<br />

oder ob noch jemand zu retten ist.<br />

Mastalirsch: Für <strong>das</strong>, was die Stewards<br />

und Stewardessen nicht geschafft haben,<br />

kommt die Flughafenfeuerwehr.<br />

<strong>Homeland</strong>: Trainingsinhalte „Fahrwerksbrand“,<br />

„Triebwerksbrand“, „Hecktriebwerksbrand“,<br />

„Module: Küche, Sitzreihe,<br />

Gepäckfach, Frachtraum“, „Piercingtool“.<br />

Buche ich ein Modul oder ein Paket?<br />

Funke: Das Löschfahrzeug hat eine Piercingnadel<br />

in der größeren Form eines Ohrringstechers.<br />

Die setzt man auf die Flugzeughaut<br />

und entweder schießt oder drückt man<br />

die Nadel hinein. Dahinter sind Sprühdüsen,<br />

mit denen ein Wassernebel zum Löschen gebildet<br />

wird. Die Nadel ist umstritten: Wer<br />

sticht schon freiwillig in ein Passagierflugzeug?<br />

Aber da wir zum Großteil ein Frachtflughafen<br />

sind, ist <strong>das</strong> weniger problematisch.<br />

Wenn ein Frachtcontainer irgendwo<br />

im Flieger brennt, dauert es bis sie den<br />

draußen haben; da haben sie besser durchgeschossen<br />

und den Container gelöscht. Mit<br />

dem Wassernebel versucht man, den Brand<br />

herunter zu kühlen.<br />

Mastalirsch: Bezogen<br />

auf die Trainingsinhalte<br />

im Bereich der Innenbrandbekämpfung<br />

ist<br />

der Flashover-Simulator<br />

sehr wichtig. Flashover<br />

ist eine Art Durchzündung,<br />

eine Feuerwand,<br />

die von oben kommt. Das<br />

sind unverbrannte Gase,<br />

die im Raum schweben –<br />

meistens oben. Die können<br />

explosionsartig zünden.<br />

Piercingtool<br />

Fuhrpark<br />

Funke: Hier sind wir gerade in der Neuausrichtung.<br />

Wir bieten in Zukunft einen<br />

Zweitageslehrgang an: zwei Tage reines<br />

Praxistraining am Flugzeug. Das beinhaltet<br />

die Außenbrandbekämpfung: Fahrwerk,<br />

Triebwerk und Spillfläche, <strong>das</strong> ist die größte<br />

Brandfläche mit Hecktriebwerksbrand. Am<br />

zweiten Tag wird die Innenbrandbekämpfung<br />

und Spezialbrandbekämpfung, wie z. B.<br />

Piercingtool, trainiert. Das erfüllt die Anforderung<br />

des Verkehrsministeriums aus dem<br />

Jahre 1993, zwei Übungen im Jahr durchzuführen.<br />

Der zweite Lehrgang, den wir anbieten<br />

werden, ist ein Fünftageslehrgang. Das<br />

bezieht sich auf <strong>das</strong> Schreiben für Nachrichtentechniker<br />

und Luftfahrer. An zwei Tagen<br />

wird Theorie gelehrt, an drei Tagen Praxis.<br />

Dieser Lehrgang bezieht sich auf Regionalflughäfen.<br />

Der dritte Lehrgang orientiert<br />

sich an dem ADV-Rahmenplan und wird ein<br />

Zehntageslehrgang sein mit einer Hälfte<br />

Theorie und einer Hälfte Praxis.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie ist ihre Atemschutzübungsstrecke<br />

gestaltet?<br />

Funke: Die Atemschutzstrecke hat eine Länge<br />

von 50 m und befindet sich in der ehemaligen<br />

Feuerwache Nord. Sie verfügt über einen<br />

Vorbereitungsraum und einen Leitstand<br />

mit Aufzeichnungstechnik. Die Atemschutzübungsstrecke<br />

halten wir vor wie jede Werkund<br />

Berufsfeuerwehr. Wir müssen eine<br />

gewisse Anzahl an Atemschutzübungen<br />

nach der<br />

Feuerwehrdienstordnung<br />

durchführen. Etwas abgeändert<br />

haben wir sie,<br />

indem wir im Vorraumbereich<br />

noch acht Sitzreihen<br />

aus dem Flugzeug<br />

eingebaut haben, so<strong>das</strong>s<br />

die Teilnehmer eine Person<br />

dort herausnehmen<br />

und sich dort durchkämpfen<br />

müssen. Die<br />

Rettungstreppenfahrzeug<br />

Rosenbauer<br />

E8000/E3000<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 15


Training<br />

von links nach rechts:<br />

Werner Glowa, Swen<br />

Mastalirsch, Henry<br />

Schneider und<br />

Dr. Nadine Seumenicht<br />

Brandschutzcontainer<br />

Administratives<br />

Strecke bildet der Gitterkäfig,<br />

den jede Feuerwehr<br />

kennt. Wir arbeiten<br />

mit einem Trägersystem<br />

und haben auch die persönliche<br />

Überwachung<br />

mit Brustkorb, damit die<br />

körperlichen Daten überwacht<br />

werden. Die Strecke<br />

wird auch von der Polizei<br />

genutzt; sie führt ein<br />

Maskentraining durch.<br />

<strong>Homeland</strong>: Warum werden die physischen<br />

Daten protokolliert?<br />

Funke: Das ist immer ein Streitpunkt zwischen<br />

mehreren Stellen. Im Endeffekt ist<br />

es als Schutz für den Mitarbeiter zu sehen,<br />

ob er an sein Limit kommt oder nicht – rein<br />

körperlich. Wenn er ans Limit kommt, muss<br />

man abbrechen. Man gefährdet ihn. Es sind<br />

in den letzten Jahren einige tödliche Unfälle<br />

passiert in den Atemschutzstrecken. Das ist<br />

eine persönliche Registrierung, die der Mitarbeiter<br />

am Ende bekommt und sonst keine<br />

Bewertung findet. Es zeigt uns, ob er fit ist<br />

für die Anstrengung oder ob man unter Umständen<br />

abbrechen muss.<br />

<strong>Homeland</strong>: Im Einsatzfall am Flughafen<br />

entscheidet jeder Mitarbeiter eigenständig,<br />

ob er fit ist oder nicht?<br />

Funke: Ja, ich erwarte schon von jedem am<br />

Morgen, <strong>das</strong>s er mir mitteilt, ob er fit ist<br />

oder nicht.<br />

Mastalirsch: Auf dieser Atemschutzübungsstrecke<br />

werden<br />

bestimmte Elemente eingespielt,<br />

die sehr schwer<br />

sein können; da kommt<br />

man wirklich an <strong>das</strong> Limit<br />

seiner Kräfte. Die<br />

Überwachung hilft sowohl<br />

unerfahrenen als<br />

auch erfahrenen Feuerwehrleuten,<br />

Schwachstellen<br />

zu dokumentieren<br />

und Grenzen kennenzulernen.<br />

Auch Feuerwehrleute<br />

sind nur Menschen.<br />

Brandcontainer<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie sieht der Brandcontainer<br />

aus?<br />

Funke: Das ist ein mobiler Flashover-Container,<br />

wo die Flashoverszenarien durchgeführt<br />

werden. Der Feuerwehrmann lernt<br />

<strong>das</strong> Lesen des Brandrauches: Wann kommt<br />

es zu der Situation des Flashovers? Das können<br />

wir in diesem Container simulieren. Bis<br />

wohin kann ich mich überhaupt in der Höhe<br />

bewegen? Man redet immer von der Türklinkenhöhe;<br />

ab der Türklinke nach oben<br />

wird es so heiß, <strong>das</strong>s man sich stehend nicht<br />

mehr bewegen kann. Deswegen bewegen<br />

sich Feuerwehrleute im unteren Bereich.<br />

Das kann man ziemlich realitätsnah trainieren<br />

– in einem sicheren Umfeld. Einen Flashover<br />

im Flugzeug sollte er zu lesen bzw. zu<br />

bekämpfen wissen.<br />

Mastalirsch: Im Ernstfall ist <strong>das</strong> eine wahnsinnige<br />

Stresssituation. Man muss eine gewisse<br />

Routine haben bzw. einen Automatismus<br />

aufbauen, um eine solche Situation<br />

erkennen und richtig reagieren zu können.<br />

Wenn man <strong>das</strong> im Container ein paar Mal<br />

gesehen und trainiert hat, dann bekommt<br />

man ein gewisses Gespür dafür.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was kann im Flugzeug brennen?<br />

Funke: Alles und leider auch ziemlich<br />

schnell. Deswegen hat die Flughafenfeuerwehr<br />

auch am Boden bei einem Flugzeugbrand<br />

eine Eingreifzeit von 180 Sekunden<br />

Maximum. Das heißt, bis dahin müssen wir<br />

den ersten Löschangriff schon vornehmen.<br />

In einer Zeitspanne von 180 Sekunden –<br />

von null bis acht Minuten – besteht die reelle<br />

Chance, ein Flugzeug zu löschen. Von<br />

jeder Flugbetriebsfläche aus haben wir 180<br />

Sekunden Eingreifzeit, am Start- und Landebahnsystem<br />

120 Sekunden Eingreifzeit.<br />

Dann muss <strong>das</strong> Feuer auch gelöscht sein.<br />

Wenn man realistisch ist, haben die Fahrzeuge<br />

nur für zwei bis allerhöchstens vier<br />

Minuten Wasser dabei. Das rechnen wir<br />

hoch: Drei plus vier Minuten, dann sind wir<br />

bei sieben Minuten. Nach sieben Minuten<br />

hat ein Flugzeug mindestens 36.000 l Wasser-Schaumgemisch<br />

über sich, hier in Leipzig/Halle<br />

hat es den Vorteil, es bekommt die<br />

gleiche Menge noch einmal, weil wir eine<br />

16 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Training<br />

zweite Flugzeugbrandschutzeinheit haben.<br />

Ich sage spaßeshalber: Wenn die Passagiere<br />

dann mit Schwimmwesten herauskommen,<br />

haben wir etwas falsch gemacht. Innerhalb<br />

der ersten zehn Minuten besteht eine realistische<br />

Chance zu löschen.<br />

Trendsetter<br />

<strong>Homeland</strong>: Gibt es neue Trends im Bereich<br />

der Brandschutzbekämpfung an Flughäfen<br />

und welche Denkanstöße kommen seitens<br />

der Seminarteilnehmer?<br />

Funke: Wir sind jederzeit offen für neue<br />

Ideen. Deswegen hatten wir kürzlich auch<br />

die Firma ZIKUN hier mit dem Turbolöscher,<br />

der aus der Industriebrandbekämpfung<br />

kommt. Wir haben zwei Tage lang Versuche<br />

durchgeführt, um zu ermitteln, ob dieses<br />

System auch für die Flugzeugbrandbekämpfung<br />

geeignet wäre. Die Entwicklungsabteilung<br />

von Rosenbauer war auch dabei. Die<br />

Industrie kommt auf uns zu und stellt uns<br />

Produkte zum Testen vor. In der Flugzeugbrandbekämpfung<br />

hat sich lange Zeit nichts<br />

getan. Es dauert, bis ein Trend entsteht und<br />

dann auch übernommen wird. Bei der Piercingtechnologie<br />

z. B. musste jeder für sich<br />

entscheiden, ob er sie nimmt oder nicht.<br />

Für unseren Flughafen ist sie natürlich sehr<br />

vorteilhaft. Für Frachtflugzeuge ist sie ideal.<br />

Bei Passagierflugzeugen ist man zweigespalten.<br />

Es ist ein Risiko, ein Loch in ein Passagierflugzeug<br />

zu bohren; <strong>das</strong> geht gleich in<br />

die Millionen und dann hat nur die Kaffeemaschine<br />

gebrannt. Dann kommen sie in<br />

Erklärungsnot.<br />

Mastalirsch: Bei einem brennenden Passagierflugzeug<br />

rennen die Passagiere heraus<br />

– sofern sie noch in der Lage dazu sind.<br />

Die Container in einem Frachtflugzeug sind<br />

sehr eng aneinander gestellt. Die bekommen<br />

sie einzeln nicht schnell genug heraus.<br />

Und sie kommen links und rechts nicht daran<br />

vorbei. Man müsste <strong>das</strong> Flugzeug erst<br />

entladen, um eine effektive Brandbekämpfung<br />

durchführen zu können. Mit dem Piercingtool<br />

hingegen können sie viel schneller<br />

löschen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Tauschen Sie sich hinsichtlich<br />

der Ausbildung mit anderen nationalen und<br />

internationalen Flughäfen aus?<br />

Funke: Es gibt die Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher<br />

Verkehrsflughäfen<br />

ADV. Dort diskutieren wir<br />

u. a. den Rahmenausbildungsplan<br />

für Flughafenfeuerwehren.<br />

Im Endeffekt<br />

macht es dann jeder<br />

aber ortsüblich; Feuerwehr<br />

ist immer noch Ländersache.<br />

Dieses Ausbildungszentrum<br />

steht<br />

natürlich in Konkurrenz<br />

zum Flughafen Frankfurt.<br />

Jeder Flughafen ist ein wirtschaftliches Unternehmen<br />

und will auch so betrieben werden.<br />

Den Anspruch hat jeder an sich. Es gibt<br />

einen gewissen Konkurrenzstatus: Wer hat<br />

die bessere Ausbildung? Es gibt nur „0 und<br />

1“ – Feuer aus oder Feuer nicht aus! Und<br />

wenn ich <strong>das</strong> Feuer nicht ausbekommen<br />

habe, sollte ich mir überlegen, wie ich es<br />

ausbekomme.<br />

Kooperationen<br />

<strong>Homeland</strong>: Gibt es Kooperationen?<br />

Funke: Ja, wir kooperieren mit Rosenbauer.<br />

Die Entwicklungsabteilung besucht uns<br />

und trainiert hier. Dies ist von großem Vorteil,<br />

denn wir haben alle drei Panther-Generationen<br />

von der ersten bis zur modernsten<br />

Generation hier vor Ort. Wir bieten Rosenbauer<br />

an, <strong>das</strong>s sie ihre Fahrzeuge auch bei<br />

uns ausliefern können und die Nutzer auch<br />

gleich ein Training absolvieren können. Zukünftig<br />

soll es eine Kooperation mit dem<br />

System „Training for Fire“ bzw. „Training at<br />

Fire“ von Rosenbauer geben.<br />

Dräger ist der oberste Planer für <strong>das</strong> Ausbildungszentrum<br />

gewesen. Wir arbeiten eng<br />

mit Dräger zusammen. Nächstes Jahr werden<br />

wir die Abendveranstaltung des Tunnelforums<br />

von Dräger hier organisieren und die<br />

Siegerreise des Internetwettbewerbs „Dräger-Feuerwehr-Website-Wettbewerb<br />

2013“<br />

wird zu uns gehen in Form eines Trainings<br />

und einer Flughafenbesichtigung.<br />

Weitere Kooperationen planen wir mit<br />

Weber Rescue bzw. WEBER-HYDRAULIK<br />

und Feurex, um die technische Hilfeleistung<br />

und Heißbrandausbildung zu verstärken.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was waren die prägendsten<br />

Momente im Zentrum?<br />

Dr. Seumenicht und<br />

Swen Mastalirsch an<br />

der Atemschutzübungsstrecke<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 17


Training<br />

Mastalirsch: Das positivste Ereignis war,<br />

<strong>das</strong>s der Lehrgang Katar bei uns stattfand,<br />

also ein internationaler Lehrgang. Es war<br />

interessant zu sehen, wie die Teilnehmer<br />

aus Katar trainiert haben. Es gab andere<br />

Methoden, so z. B. drillmäßig.<br />

Ein negatives Erlebnis ereignete sich am<br />

21. Dezember 1993, als eine Maschine über<br />

die Piste gerutscht war. Außer Sachschaden<br />

ist zum Glück nichts passiert, aber <strong>das</strong> weiß<br />

man im ersten Moment ja nicht. Da kam ich<br />

ins Grübeln: Du arbeitest bei der Feuerwehr.<br />

Das ist so ein Moment, wo man lange wartet,<br />

<strong>das</strong>s etwas passiert, aber wenn etwas passiert,<br />

kann es richtig zur Sache gehen.<br />

großes Flughafenfest. Dort hatte sich ein<br />

kleiner Junge an der Bockwurst verschluckt,<br />

so<strong>das</strong>s er medizinische Hilfe brauchte, weil<br />

er keine Luft mehr bekam. Er wurde vom<br />

Rettungsdienst gerettet und die Mutter hat<br />

im Nachhinein einen wunderschönen Brief<br />

verfasst mit dem Kleinen. Das war sehr rührend.<br />

Ich muss ganz ehrlich sagen, <strong>das</strong> war<br />

der Einzige, den ich bis jetzt gesehen habe.<br />

Und es sind schon Einige gerettet worden.<br />

Rosenbauer<br />

"Panther 8x8" im Einsatz<br />

(1.250 PS, Vmax =<br />

135 km/h, Tankvolumen<br />

Wasser: bis zu 16.800 l,<br />

Tankvolumen Schaummittel:<br />

bis zu 2.200 l,<br />

Tankvolumen Trockenlöschpulver:<br />

250 kg)<br />

Weitere Informationen<br />

gibt es hier:<br />

und über<br />

fire.training@leipzig.aero<br />

Funke: Positiv ist mein Start hier am Flughafen.<br />

Ich war vorher Zugführer und Stellvertretender<br />

Wachabteilungsleiter in<br />

München. Jetzt bin ich Leiter der Flughafenfeuerwehr.<br />

Negative Eindrücke, <strong>das</strong> ist<br />

schwierig; ich habe vieles erlebt. Seit meinem<br />

16. <strong>Leben</strong>sjahr bin ich Freiwilliger Feuerwehrmann.<br />

Ich habe vieles mitgemacht in<br />

meinem <strong>Leben</strong>, aber gehe am Ende eines<br />

Ereignisses immer positiv heraus. Nach jedem<br />

Tief kommt ein Hoch. Ein wirklich negatives<br />

Erlebnis fällt mir nicht ein. Bei negativen<br />

Erfahrungen versuche ich immer, noch<br />

etwas Positives daraus zu ziehen.<br />

Feedback<br />

<strong>Homeland</strong>: Bekommen Sie als Feuerwehrmann<br />

nach einem geglückten Einsatz auch<br />

ein Feedback von den Geretteten?<br />

Mastalirsch: Ehrlich gesagt, ganz, ganz<br />

selten. Vor zwei Jahren gab es hier ein<br />

Funke: Eher weniger. Seit meinem 16. <strong>Leben</strong>sjahr<br />

habe ich vielleicht vier oder fünf<br />

Briefe für die Feuerwehr überhaupt gelesen.<br />

Derzeit gibt es eher den Trend, <strong>das</strong>s die Leute<br />

nach Gründen suchen, um noch klagen zu<br />

können. Wo sind Fehler gemacht worden von<br />

Seiten der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes?<br />

Vielleicht bekomme ich da ja auch<br />

noch etwas mit. Schaut man über die Feuerwehrwelt<br />

allgemein, ist es schon erstaunlich,<br />

wo welche Klagen kommen. Eine Freiwillige<br />

Feuerwehr muss keinen Keller auspumpen.<br />

Ob ein Keller einen halben Tag länger unter<br />

Wasser steht oder nicht, ist eigentlich egal.<br />

Das kann auch eine Fachfirma machen. Derjenige,<br />

der den Keller unter Wasser hat, meldet<br />

<strong>das</strong> der Versicherung. Was macht der<br />

Feuerwehreinsatzleiter – wenn überhaupt?<br />

Stellt eine Rechnung. Dann beschwert er<br />

sich schon, <strong>das</strong>s er eine Rechnung hat, anstatt<br />

die einfach weiterzugeben an die Versicherung.<br />

Beim Flughafen ist <strong>das</strong> anders. Da<br />

schaue ich, ob der Betrieb sicher läuft.<br />

<strong>Homeland</strong>: Vielen Dank für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

18 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Industrie<br />

Der PANTHER auf dem Sprung<br />

Große Krallen, extrem schnell und leistungsfähig<br />

Das Erscheinungsbild der Großkatze<br />

Panther ist stämmig und kräftig, aber<br />

eben auch schnell, agil und geschmeidig.<br />

Der PANTHER von Rosenbauer<br />

kommt seinem tierischem Pendant sehr<br />

nahe. Zunächst die harten Fakten: Die<br />

PANTHER-Baureihe umfasst Flughafenlöschfahrzeuge<br />

(FLF) auf 2-, 3- und<br />

4-achsigen Fahrgestellen mit permanentem<br />

Allradantrieb, Motorleistungen<br />

zwischen 500 und 1.250 PS sowie Tankinhalten<br />

von 6.000 bis 19.000 Liter. Zwischen<br />

der kleinsten Variante, dem lufttransportfähigen<br />

PANTHER 4x4 ATA,<br />

und der größten, dem PANTHER 8x8<br />

CA7 mit langem Radstand, liegen vier<br />

Meter bzw. über 30 Tonnen Unterschied.<br />

Jede Variante, egal in welcher Spezifikation,<br />

erfüllt die international wichtigsten<br />

Normen und Sicherheitsvorschriften<br />

für Flughafenlöschfahrzeuge, allen<br />

voran die der ICAO (International), FAA<br />

(USA), ADV (Deutschland) und NFPA<br />

(USA und US-beeinflusste Staaten).<br />

Mit seinen Leistungsdaten bildet der<br />

PANTHER die Benchmark für FLF und spielt<br />

vor allem auf den größeren Verkehrsflughäfen<br />

seine Stärken aus: großer Löschmittelvorrat,<br />

hohe Löschleistung und Löscheffizienz,<br />

optimierte Fahreigenschaften. Das<br />

prädestiniert den PANTHER für die weltweite<br />

Vermarktung: 81 Länder hat <strong>das</strong> Flaggschiff<br />

der Rosenbauer FLF-Flotte bereits<br />

erobert und ist mit über 1.000 verkauften<br />

Einheiten <strong>das</strong> mit Abstand meist verwendete<br />

FLF auf internationalen Flughäfen. Die<br />

Top-Ten-Länder des PANTHER sind Indien,<br />

die USA, Australien, Brasilien, Saudi-Arabien,<br />

Deutschland, China, Großbritannien,<br />

Japan und Spanien. Die unterschiedlichen<br />

Anforderungen der Kunden werden mittels<br />

weltweit geltender Richtlinie ICAO realisiert.<br />

Sie beschreibt die Leistungsparameter<br />

bzw. die Anforderungen der Flughafenfeuerwehren.<br />

„Natürlich gibt es darüber hinausgehende<br />

länderspezifische Anforderungen,<br />

die einerseits von den lokalen Zivilluftfahrtbehörden<br />

präzisiert werden, andererseits<br />

von den im Einsatzland vorhandenen Gegebenheiten<br />

wie klimatische Bedingungen,<br />

gesetzliche Anforderungen der Strassenverkehrsbehörde,<br />

Umweltbestimmungen und<br />

anderen beeinflusst werden. Rosenbauer<br />

hat über die vergangenen Jahrzehnte entsprechendes<br />

Know-how aufgebaut, um die<br />

Fahrzeuge perfekt auf diese lokalen Anforderungen<br />

abzustimmen“, ergänzt Herbert<br />

Poellinger, Product Manager Flughafenprodukte,<br />

Rosenbauer International AG.<br />

Außergewöhnliches Design<br />

Der PANTHER ist <strong>das</strong> erste Feuerwehrfahrzeug<br />

der Welt, <strong>das</strong> gemeinsam mit Designern<br />

entwickelt und mit zahlreichen<br />

Preisen ausgezeichnet wurde. 1 „Die große<br />

Im Einsatz am<br />

Flughafen Leipzig/Halle<br />

1<br />

Österreichischer Staatspreis für<br />

Design 1991, iF product design<br />

award in der Kategorie „Transportation“<br />

2006, reddot product design<br />

award 2006, Focus Energy Gold<br />

2006, Designpreis der Bundesrepublik<br />

Deutschland in Silber 2007<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 19


Industrie<br />

extrem wichtig, da <strong>das</strong> Fahrzeug für den<br />

Betrieb des Flughafens essentiell ist. Hier<br />

bietet Rosenbauer eine Komplettlösung<br />

an, welche die Fahrgestelltechnologie, die<br />

Löschtechnik, <strong>das</strong> Steuerungssystem sowie<br />

die Bedienelemente zu einer ganzen Einheit<br />

integriert und damit höchstmögliche Verfügbarkeit<br />

garantiert.“<br />

Neuentwicklungen<br />

Positionierung des<br />

Löscharms an der<br />

Boeing 747-Brandsimulationsanlage<br />

Herausforderung ist immer die Umsetzung<br />

der kreativen Designansätze in kosteneffiziente<br />

und funktionale Produkte. Hier hat<br />

Rosenbauer entsprechendes Know-how in<br />

den eigenen Entwicklungsabteilungen. Die<br />

Hauptfunktionen der Fahrzeug-, Löschund<br />

Kommunikationstechnik sind z. B. über<br />

ein elektronisches Steuerungssystem verknüpft,<br />

welches einfache Bedienung und<br />

hohe Funktionssicherheit sicherstellt. Der<br />

Bediener soll sich im Einsatzfall voll auf den<br />

Lösch- und Rettungseinsatz konzentrieren<br />

können, die Interaktion mit der Maschine<br />

PANTHER soll dabei auf ein Minimum reduziert<br />

sein, um möglichst wenig abzulenken“,<br />

beschreibt Poellinger.<br />

Besonderheiten<br />

Das FLF zeichnet sich durch jene Eigenschaften<br />

aus, die den Anforderungen der<br />

Flughafenfeuerwehren gerecht werden.<br />

Dazu zählen großer Löschmittelvorrat, hohe<br />

Löschleistung und Löschmitteleffizienz,<br />

hohe Fahrleistungen und sichere Fahreigenschaften.<br />

Poellinger: „Mit dem niedrigen<br />

Schwerpunkt und der nahezu gleichmäßigen<br />

Achslastverteilung kann eine entsprechend<br />

rasche Einsatzfahrt gewährleistet<br />

werden. Für den Aufbau verwendet Rosenbauer<br />

modernste Materialien – Leichtmetall<br />

und Kunststoff. Damit können höchste<br />

Strapazierfähigkeit, Langlebigkeit, Korrosionsbeständigkeit<br />

und ein optimales Einsatzgewicht<br />

gewährleistet werden. Auch<br />

die Einsatzbereitschaft bzw. Verfügbarkeit<br />

des Fahrzeuges ist speziell auf Flughäfen<br />

Die Basis für die permanente Entwicklungstätigkeit<br />

bei Rosenbauer bildet ein strukturiertes<br />

Innovationsmanagement. Poellinger:<br />

„Unterstützt wird die Innativationstätigkeit<br />

durch die Mitarbeiter, die in Feuerwehren<br />

tätig sind. Sie bringen ihre praktischen Erfahrungen<br />

unmittelbar in die Entwicklungsarbeit<br />

ein. Damit können wir gewährleisten,<br />

<strong>das</strong>s jedes neue Produkt nicht nur dem neuen<br />

Stand der <strong>Technik</strong>, sondern auch praxisgerecht<br />

den spezifischen Anforderungen der<br />

Feuerwehren entspricht.“ Die Entwicklungstätigkeit<br />

findet nicht nur firmenintern statt:<br />

Die Kunden werden in die Entwicklungsvorhaben<br />

einbezogen und in besonderen Fällen<br />

werden externe Spezialisten engagiert; in<br />

vielen Fällen wird mit Universitäten zusammengearbeitet.<br />

Anschließend finden diverse<br />

Prüfungen statt: „Jede Baureihe durchläuft<br />

eine Prototypenphase. Hier wird bis ins<br />

kleinste Detail getestet und die Fahrzeuge<br />

durchlaufen neben einer <strong>Leben</strong>sdauersimulation<br />

und einem statischen Kipp-Test auch<br />

dynamische Fahrtests, um die bestmögliche<br />

Fahrsicherheit zu gewährleisten. Gemäß<br />

der Qualitätsphilosophie werden nur komplett<br />

getestete Fahrzeuge in die Hände des<br />

Kunden übergeben“, erklärt Poellinger.<br />

Spezifische Trainingsmaßnahmen für<br />

die Anwender<br />

Rosenbauer liefert kein Fahrzeug aus,<br />

ohne den Kunden gründlich mit dem Produkt<br />

vertraut zu machen: „Wir wollen sicherstellen,<br />

<strong>das</strong>s der Kunde von Beginn<br />

an die Leistungsfähigkeit des Fahrzeuges<br />

voll nutzen kann. Vor der Übergabe werden<br />

die Feuerwehrleute gründlich in die<br />

Bedienung von Fahrzeug und Löschtechnik<br />

eingeführt; <strong>das</strong> kann je nach Fahrzeugtyp<br />

und Ausstattung von einem Tag bis zu einer<br />

Woche dauern“, so Poellinger. Darüber<br />

hinaus bietet der Kundendienst neben einem<br />

umfangreichen Schulungspaket auch<br />

20 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Industrie<br />

Effiziente<br />

Löschtechnik - der<br />

Grundstein für besten<br />

Löschangriff<br />

Service- und Reparaturschulungen an. Auf<br />

Wunsch können diese Trainings vor Ort<br />

durchgeführt werden. „Die Fahrsicherheitstrainings<br />

für den PANTHER werden gut angenommen.<br />

Man muss sich vorstellen, in<br />

manchen Schwellen- oder Entwicklungsländern<br />

kommen die Feuerwehrleute mit dem<br />

Fahrad oder Moped zur Arbeit, weil sie sich<br />

privat nicht einmal ein Auto leisten können,<br />

und bedienen dann ein Schwerfahrzeug mit<br />

mehr als 1.000 PS“, berichtet Poellinger.<br />

Zukunft & Umwelt<br />

In Zukunft wird dem Umweltgedanken auch<br />

bei den FLF Rechnung getragen: Rosenbauer<br />

hat mit Volvo Penta, einem schwedischen<br />

Lkw-Hersteller, einen Zuliefervertrag für<br />

Motoren für die PANTHER-Baureihe unterzeichnet.<br />

„Die 16-Liter-Dieselaggregate erfüllen<br />

u. a. auch die Abgasnorm Euro-5. Die<br />

Zukunftsperspektive für weiteres Marktwachstum<br />

ist natürlich auch an die Entwicklung<br />

des Zivilflugmarktes gekoppelt. Echtes<br />

Wachstum wird dort passieren, wo es noch<br />

entsprechende Ausweitung der Zivilluftfahrt<br />

gibt“, sagt Poellinger.<br />

Bei der weltweit größten Feuerwehrmesse<br />

„Interschutz“ präsentieren die Hersteller<br />

der Branche alle fünf Jahre ihre Neuentwicklungen.<br />

Rosenbauer hat hier 2005<br />

mit der Vorstellung des PANTHER bzw.<br />

2010 mit dem neuen AT <strong>das</strong> Fachpublikum<br />

überrascht. Poellinger verrät: „Auch im Jahr<br />

2015 wird Rosenbauer mit vielen neuen Entwicklungen<br />

aufwarten. Was ich heute schon<br />

dazu sagen kann, auch zum Thema PAN-<br />

THER darf man gespannt sein.“<br />

Dipl.-Ing. Herbert<br />

Poellinger, Jahrgang<br />

1966, 1985 – 1991<br />

Montanuniversität Leoben,<br />

Dipl.-Ing., Montanmaschinenwesen.<br />

Seit 1992 bei Rosenbauer<br />

International<br />

AG tätig, u. a. in folgenden<br />

Bereichen:<br />

1994 – 1995 Entwicklung/Konstruktion von<br />

Feuerlöschkomponenten, 1996 – 2001 in<br />

Minnesota/USA – General Safety: Markteinführung<br />

sowie Produktanpassungen von Rosenbauer<br />

Produkten für den US Markt, Production<br />

Manager, Marketing und Vertrieb<br />

von Feuerwehrfahrzeugen und Löschtechnologie,<br />

Technical Director, Sales Manager<br />

Airport Products. Seit 2001 in Leonding, Österreich:<br />

Internationaler Vertrieb, Regional<br />

Vice President Sales – Middle East/South<br />

Asia/France und Zusatztätigkeit als Product<br />

Manager Flughafenprodukte.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 21


<strong>Technik</strong><br />

Wenn es darauf ankommt:<br />

Lösungen für die Feuerwehr<br />

<strong>Technik</strong> für <strong>das</strong> <strong>Leben</strong><br />

Dräger UCF 9000<br />

Kein Feuerwehreinsatz ist wie der andere.<br />

Eines jedoch bleibt gleich: Um <strong>Leben</strong><br />

zu retten, müssen Feuerwehrmänner<br />

und -frauen zuerst ihr eigenes <strong>Leben</strong><br />

schützen. Aus diesem Grund muss ihre<br />

Ausrüstung robust, zuverlässig und sicher<br />

sein – auch unter schwierigsten<br />

Bedingungen. Zudem müssen Feuerwehrmänner<br />

und -frauen mit ihrer Ausrüstung<br />

absolut vertraut sein. Dräger<br />

entwickelt Geräte und Lösungen in den<br />

Bereichen Medizin- und Sicherheitstechnik,<br />

die sowohl in der klinischen<br />

Anwendung als auch in Industrie, Bergbau<br />

und Rettungsdienst schützen, unterstützen<br />

und <strong>Leben</strong> retten.<br />

Mit Nicolai Gäding, Marktspezialist<br />

Feuerwehr bei Dräger für die Länder<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz und<br />

Polen und Gruppenführer Gefahrguterkundung<br />

im Amt Itzstedt mit elf Jahren<br />

Einsatzerfahrung, sprach Dr. Nadine<br />

Seumenicht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Herr Gäding, Sie sind bei Dräger<br />

Geschäftsentwickler für den Bereich<br />

Feuerwehr. Welche Erfahrungen bringen Sie<br />

aus Ihrer Tätigkeit als Feuerwehrmann hier<br />

ein?<br />

Gäding: Ich bin in meiner Feuerwehr u. a.<br />

auch Atemschutzgeräteträger und Atemschutz-Gerätewart.<br />

Aus eigener Erfahrung<br />

kann ich im Hinblick auf die Ergonomie und<br />

Funktionalität von persönlicher Schutzausrüstung<br />

– z. B. Pressluftatmer, Feuerwehrhelme,<br />

Wärmebildkameras – sagen, wie<br />

diese beschaffen sein muss, um im Einsatz<br />

vernünftig damit arbeiten zu können. Für<br />

die tägliche Arbeit bei Dräger ist in meiner<br />

Rolle sehr von Vorteil, <strong>das</strong>s ich ein gewisses<br />

Gespür für den Feuerwehrmarkt habe: Wo<br />

gehen die Trends hin? Welche Sorgen haben<br />

die Feuerwehren? Wie sieht die Nachwuchsgewinnung<br />

für die Feuerwehren aus? Wie<br />

ist es z. B. um die Tagesalarmverfügbarkeit<br />

bestellt: Sind ausreichend Feuerwehrleute<br />

tagsüber erreichbar, wenn eigentlich alle in<br />

die Stadt fahren zum Arbeiten, so wie ich?<br />

Und wie jede Kundengruppe hat auch die<br />

Feuerwehr ihre eigenen Fachbegriffe und<br />

gewisse Besonderheiten; da hilft es ungemein,<br />

wenn man die gleiche Sprache spricht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Welches Produkt erachten Sie<br />

als besonders innovativ?<br />

Gäding: Besonders innovativ sind z. B. unsere<br />

UCF-Wärmebildkameras, die speziell<br />

für die Anforderungen der Feuerwehren<br />

entwickelt wurden. Während des Entwicklungsprozesses<br />

haben wir mit vielen Feuerwehren<br />

gesprochen und gefragt: Wie muss<br />

eine Wärmebildkamera beschaffen sein? So<br />

haben sich viele kleine Details ergeben, die<br />

einen sehr großen Nutzen im Einsatz darstellen.<br />

Die äußere Form der Kamera ist z. B.<br />

darauf ausgelegt, <strong>das</strong>s man sich mit der Kamera<br />

abstützen kann, wenn man sie in der<br />

Hand hält und sich auf dem Boden kriechend<br />

fortbewegt – im so genannten „Seitenkriechgang“.<br />

Und so gibt es viele Details,<br />

die den großen Unterschied ausmachen. Die<br />

Wärmebildkamera wird sich als „<strong>das</strong>“ Einsatzmittel<br />

der Feuerwehren durchsetzen.<br />

Das größte Problem bei der Hauptaufgabe<br />

der Feuerwehren, der Brandbekämpfung in<br />

Gebäuden, ist die schlechte Sicht, hervorgerufen<br />

durch Feuer und Rauch. Die Kamera<br />

gibt mir einen Teil der verlorenen Sinne,<br />

<strong>das</strong> Sehen, wieder zurück, weil sie mir hilft,<br />

durch den Rauch hindurchsehen zu können.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie läuft der Entwicklungsprozess<br />

der Schutzsysteme ab und wie werden<br />

die Anwender in diesen Prozess mit einbezogen?<br />

Gibt es Dummies, die Sie im Einsatz<br />

testen können?<br />

Gäding: Der Entwicklungsprozess bei<br />

Dräger beinhaltet ganz viele verschiedene<br />

Phasen. Generell – gerade bei komplexen<br />

Produkten – ist es so, <strong>das</strong>s wir mit dem<br />

so genannten „CPM“, Customer Process<br />

22 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


<strong>Technik</strong><br />

Monitoring, starten. Wir fahren zu Kunden<br />

weltweit und schauen uns die Nutzung unserer<br />

Produkte im Detail an. Hier geht es<br />

nicht nur darum, wie der Feuerwehrmann<br />

mit der Kamera in der Hand in den Brandeinsatz<br />

geht, sondern wie sie auf dem Fahrzeug<br />

gelagert, wie sie eingesetzt und wie<br />

<strong>das</strong> Equipment anschließend aufbereitet<br />

wird. Das macht z. B. bei Atemschutzgeräten<br />

einen großen Teil der Arbeit aus. Und<br />

so fallen viele Details auf; Details, die man<br />

vielleicht vergessen würde, wenn man sich<br />

nur einen Baustein davon anschauen würde,<br />

und die ganz essentiell sind. Aufbauend<br />

auf <strong>das</strong> „CPM“ probieren wir in verschiedenen<br />

Phasen von Kundenbesuchen immer<br />

mehr, <strong>das</strong> Konzept, <strong>das</strong> entsteht, weiter zu<br />

konkretisieren. Wir haben z. B. Produktdummies<br />

oder erste Demomodelle dabei, so<strong>das</strong>s<br />

wir die Feuerwehr gezielt fragen können:<br />

Gefällt euch Variante A oder Variante B? Je<br />

nach Produkt kann <strong>das</strong> auch ausprobiert<br />

werden, z. B. in Schulungseinrichtungen. So<br />

nähern wir uns immer mehr einem praxistauglichen<br />

Produkt.<br />

<strong>Homeland</strong>: Ein Dummy wird nicht im Einsatz<br />

getestet, sondern nur im Rahmen von<br />

z. B. Schulungen?<br />

Gäding: Das hängt vom Produkt ab. Wenn<br />

es darum geht, ein relativ weit fortgeschrittenes<br />

Funktionsmodell einer Wärmebildkamera<br />

zu testen, kann ich dieses in einer<br />

Feuerwehrschule mit in einen Brandübungscontainer<br />

nehmen, um die Bildqualität und<br />

die Funktionalität der Kamera zu testen. Andere<br />

Produkte erfordern andere Maßnahmen.<br />

Vor kurzem haben wir beispielsweise<br />

ein neues Atemschutzsüberwachungssystem<br />

eingeführt. Das basiert auf einer Computersoftware<br />

und ist für einen Tablet-PC geeignet.<br />

Hier ging es darum, <strong>das</strong> Programm<br />

darzustellen. Mit einem so genannten Klickdummy<br />

klicke ich mich durch verschiedene<br />

Menüs und Anwendungsmodi. So kann ich<br />

erkennen, ob die Bedienbarkeit den Vorstellungen<br />

der Benutzer entspricht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Das, was praktisch passiert,<br />

und <strong>das</strong>, was Sie an Rückmeldungen von<br />

den Feuerwehren bekommen, lassen Sie extern<br />

noch durch Zertifizierungen prüfen?<br />

Gäding: Ja. Das Prozedere bei uns gibt vor,<br />

sehr aufwendige interne Tests mit unserem<br />

Equipment durchzuführen. Nahezu alle Produkte,<br />

die wir für die Feuerwehren bereitstellen,<br />

sind sicherheitsrelevant. Dementsprechend<br />

müssen zuerst unsere eigenen,<br />

hohen Anforderungen erfüllt werden, bevor<br />

wir gesetzlich gefordert auf Zulassungsstellen<br />

zugehen und dort z. B. unsere Atemschutzgeräte<br />

nach den jeweils geforderten<br />

Normen zulassen. Andere Gerätschaften<br />

werden z. B. nach den Erfordernissen des<br />

Explosionsschutzes zugelassen. Darüber hinaus<br />

gibt es Prüfungen, die über <strong>das</strong> gesetzliche<br />

Mindestmaß hinaus von uns gemacht<br />

werden. Wir haben unsere Chemikalienschutzanzüge<br />

z. B. auch nach den Richtlinien<br />

des Explosionsschutzes und der Flammbeständigkeit<br />

prüfen lassen. Wir gehen<br />

immer einen Schritt über <strong>das</strong> hinaus, was<br />

<strong>das</strong> Mindestmaß verlangt. Das ist gute Tradition:<br />

Wir tun alles, um die Produkte so sicher<br />

zu machen, wie es geht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Findet Ihre Entwicklungsarbeit<br />

nur firmenintern statt oder gibt es auch Kooperationen<br />

mit externen Partnern?<br />

Gäding: Es gibt Kooperationen mit Partnern.<br />

Dräger ist ein weltweit agierendes<br />

Unternehmen; wir gehen nicht nur zu deutschen<br />

bzw. europäischen Feuerwehren, sondern<br />

auch in die USA, nach Südamerika,<br />

nach Asien, nach Osteuropa, um ein sehr<br />

breites und vielschichtiges Bild zu bekommen.<br />

Darüber hinaus gehen wir auf externe<br />

Partner zu. Ein gutes Beispiel ist die Neuentwicklung<br />

unseres Feuerwehrhelms. Dort<br />

sind wir gezielt auf Biologen zugegangen,<br />

die uns geholfen haben, anthropometrische<br />

Daten zu erheben; wie sich die Form und<br />

Größe von Köpfen gestaltet usw.<br />

Feuerwehrhelm<br />

HPS 6200<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 23


<strong>Technik</strong><br />

Pressluftatmer<br />

PSS ® 7000 (EN 137)<br />

<strong>Homeland</strong>: Sie kooperieren auch mit<br />

Hochschulen?<br />

Gäding: Ja. Die Entwicklung unserer aktuellen<br />

Pressluftatmerbaureihe wurde mit<br />

der Universität in Newcastle vorangetrieben.<br />

Sie hat sich um die Ergonomie unserer<br />

Pressluftatmer gekümmert und eine Art<br />

Matte entwickelt, die zwischen den Feuerwehrmann<br />

und den Pressluftatmer gelegt<br />

wird, z. B. im Bereich der Schulter und der<br />

Beckengurte des Pressluftatmers. Diese<br />

Sensormatte zeigt die Lastverteilung bzw.<br />

die Druckpunkte des Pressluftatmers auf<br />

dem Geräteträger. Wir können damit ermitteln,<br />

wie eine optimale Gewichtsverteilung<br />

beim Geräteträger erzielt werden kann.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wir haben über Produkte gesprochen,<br />

die Sie als innovativ bezeichnen.<br />

Welches Produkt ist denn bei Männern und<br />

Frauen am beliebtesten?<br />

Gäding: Auf jeden Fall der Pressluftatmer.<br />

Das ist <strong>das</strong> Produkt, für <strong>das</strong> Dräger weltweit<br />

bekannt ist. Ganz interessant ist auch<br />

<strong>das</strong> Thema „Prüfröhrchen“. Das sind Glasröhrchen,<br />

die mit bestimmten Chemikalien<br />

gefüllt sind. Über ein ausgeklügeltes Reaktionsprinzip<br />

kann man über die Verfärbung<br />

dieser Chemikalien in den Röhrchen Gefahrstoffe<br />

in der Luft nachweisen. Diese Röhrchen<br />

gibt es schon seit über 80 Jahren und<br />

theoretisch müssten sie schon längst von einem<br />

moderneren Messverfahren überholt<br />

worden sein; in der Praxis erfreuen sie sich<br />

jedoch sowohl bei Feuerwehren als auch<br />

in der chemischen Industrie allergrößter<br />

Beliebtheit.<br />

<strong>Homeland</strong>: Die Feuerwehr setzt die Röhrchen<br />

ein, um bei einem Einsatz ermitteln zu<br />

können, mit welchen möglichen Gefahren zu<br />

rechnen ist?<br />

Gäding: Ein klassisches Beispiel für die<br />

Röhrchen im Feuerwehreinsatz ist die so<br />

genannte Rauchgasmessung. Stellen Sie<br />

sich vor, ein Fabrikgebäude brennt: dicke,<br />

schwarze Rauchwolke und die Feuerwehr<br />

wird nicht nur zum Löschen gerufen, sondern<br />

auch, um die Frage zu beantworten,<br />

ob die Wolke gefährlich ist. Ein spezielles<br />

Röhrchenprodukt kommt zum Einsatz, <strong>das</strong><br />

nennt sich Simultantestset. Mehrere Röhrchen<br />

sind gleichzeitig im Einsatz. Vier Gase<br />

lassen sich gleichzeitig messen. Mit einer<br />

Pumpe zieht man die Rauchgase durch die<br />

Röhrchen. Die reagieren dann z. B. auf Kohlenmonoxid<br />

oder Blausäure. Anhand von gesetzlich<br />

vorgegebenen Grenzwerten kann<br />

man bewerten, ob der Brandrauch gefährlich<br />

ist oder nicht.<br />

„Alles, was wir tun, tun wir mit Begeisterung<br />

– und wir tun es für <strong>das</strong> <strong>Leben</strong>!“<br />

(Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender)<br />

<strong>Homeland</strong>: Welche Eigenschaften zeichnen<br />

Ihrer Meinung nach ein gutes Schutzsystem<br />

aus? Welche Schnittstellenprobleme galt/<br />

gilt es zu lösen?<br />

Gäding: Der Begriff „System“ als solcher<br />

impliziert schon, <strong>das</strong>s es wichtig ist, <strong>das</strong>s<br />

die vielfältigen Einzelkomponenten zusammen<br />

passen und aufeinander abgestimmt<br />

sind. Ein gutes Beispiel ist der Chemikalienschutzanzugträger.<br />

Es beginnt mit der<br />

Schnittstelle des Gesichtes im weitesten<br />

Sinne, d. h. die Maske muss auf <strong>das</strong> Gesicht<br />

passen, dann muss der Lungenautomat zur<br />

Maske passen, der Lungenautomat muss<br />

wiederum auch zum Pressluftatmer passen.<br />

Dazu gehört wiederum die Flasche. Bezogen<br />

auf den Chemikalienschutzanzugträger<br />

muss die Ausrüstung in den Anzug hineinpassen.<br />

Der Anzug bekommt von außen<br />

vielleicht noch eine externe Luftversorgung<br />

über einen Schlauch und zu guter Letzt<br />

muss man sich durch diesen Anzug hindurch<br />

unterhalten können mit seiner Außenwelt.<br />

D. h. ich habe noch meine Schnittstelle Sprache<br />

mit einem Mikrofon, <strong>das</strong> in der Maske<br />

sitzt und über ein Funkgerät nach außen<br />

geht. Das alles muss nicht irgendwie aneinander<br />

„gebastelt“ sein, sondern so aufeinander<br />

abgestimmt sein, <strong>das</strong>s es den Geräteträger<br />

möglichst wenig bei seiner Arbeit<br />

belastet, aber unterstützt. Das ist die große<br />

Herausforderung.<br />

<strong>Homeland</strong>: Ein Modul kann nicht als einzelne<br />

Lösung gesehen werden, sondern ist Teil<br />

einer Gesamtlösung?<br />

Gäding: Ganz genau. Natürlich wünschen<br />

sich die Kunden oft, alle Komponenten flexibel<br />

modular zusammenbauen zu können.<br />

Das ist nur möglich, wenn Komponenten, die<br />

lebenswichtigen Schutz bieten, aus einer<br />

Hand kommen und aufeinander abgestimmt<br />

24 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


<strong>Technik</strong><br />

sind. Bei einer Kombination von Elementen<br />

unterschiedlicher Hersteller trägt der Kunde<br />

die Verantwortung. Wenn der Kunde alle<br />

Komponenten bei uns kauft, hat er zurecht<br />

den Anspruch, <strong>das</strong>s die Komponenten im<br />

Dräger-System aufeinander perfekt abgestimmt<br />

und miteinander zugelassen sind.<br />

V12 AN V24:<br />

„WILLKOMMEN IN<br />

DER KÖNIGSKLASSE!“<br />

<strong>Homeland</strong>: Welche Kampagnen und Fortbildungsmaßnahmen<br />

bieten Sie speziell für<br />

Feuerwehren?<br />

Gäding: 2009 haben wir angefangen mit<br />

der Ausbildungskampagne „<strong>Leben</strong>srettung<br />

für <strong>Leben</strong>sretter“. An über 40 Standorten in<br />

Deutschland haben wir bis Mitte 2010 die<br />

Feuerwehren zu einem ganz bestimmten<br />

Thema, Notfallrettung im Atemschutzeinsatz,<br />

ausgebildet. Wir haben die Feuerwehren<br />

jeweils für einen Tag eingeladen und ihnen<br />

die Thematik sowohl in der Theorie als<br />

auch Praxis näher gebracht: Was tue ich,<br />

wenn ich im Atemschutzeinsatz verunglücke?<br />

Natürlich gibt es auch Hinweise, wie<br />

die Dräger-Produkte für solche Anwendungen<br />

richtig eingesetzt werden. Mit der Sicherheitstrupptasche<br />

z. B. habe ich einen<br />

Ersatz, wenn mein Pressluftatmer im Einsatz<br />

versagt. Die Feuerwehren wussten oft<br />

nicht, wie die Produkte zusammenspielen.<br />

Mit den kostenfreien Informationsveranstaltungen<br />

haben wir probiert, den Feuerwehren<br />

neben guten Produkten auch Fachwissen<br />

mit an die Hand zu geben – immer in<br />

enger Abstimmung mit Fachreferenten aus<br />

der Feuerwehr. Ähnlich verlief es 2011 mit<br />

dem Thema „Technische Hilfeleistung bei<br />

Lkw- und Gefahrgutunfällen“.<br />

Oftmals ist ein Thema nach einer gewissen<br />

Zeit bei den Feuerwehren „angekommen“<br />

und entwickelt eine gewisse<br />

Eigendynamik; dann haben die Informationsveranstaltungen<br />

ihren Nutzen erfüllt und<br />

wir suchen nach neuen Themen. Aktuell bieten<br />

wir Informationen zu Kohlenstoffmonoxidunfällen<br />

an und klären über die Gefahren<br />

auf, die Feuerwehren und Rettungsdienste<br />

zu erwarten haben. Die Feuerwehren erwarten<br />

von uns, <strong>das</strong>s wir unsere Fachkompetenz<br />

an sie weitergeben. Während in der<br />

Vergangenheit vorrangig Vor-Ort-Veranstaltungen<br />

bei den Feuerwehren durchgeführt<br />

wurden, bedienen wir uns bei diesem Thema<br />

eines Webinars. Das haben wir gewählt, um<br />

mehr Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten,<br />

an unsere Informationen zu gelangen.<br />

Zuerst die gute Nachricht: Das Optische und<br />

Akustische Warnsystem HELLA RTK 7 gibt es nun<br />

auch in der 24 Volt Ausführung. Endlich können alle<br />

Fahrzeugklassen von der perfekten Modularität<br />

profi tieren.<br />

Jetzt die noch bessere Nachricht: Kein 24 Volt<br />

Maschinist muss zukünig neidvoll auf 12 Volt<br />

Fahrzeuge herunter schielen. Sozialer Frieden<br />

im Fuhrpark.<br />

Und die allerbeste Nachricht: Freie Hand bei<br />

<strong>Technik</strong>komponenten und fahrzeug indi vidueller<br />

Ausstattung – bei absolut harmonischem<br />

Erscheinungsbild.<br />

www.hella.com /emergency<br />

HELLA KGaA Hueck & Co.<br />

Rixbecker Straße 75<br />

59552 Lippstadt/Germany<br />

Tel.: 0 29 41 - 38 -6084


<strong>Technik</strong><br />

Simultantestset<br />

<strong>Homeland</strong>: Finden auch praktische Übungen<br />

statt?<br />

Gäding: Beim Webinar ist <strong>das</strong> schwierig.<br />

Bei den Vor-Ort-Veranstaltungen gab es mindestens<br />

immer eine praktische Vorführung,<br />

an der auch teilgenommen werden konnte.<br />

Es ist schwierig, ein praktisches Training<br />

für alle Teilnehmer einer Tagesveranstaltung<br />

zu organisieren. Wir haben zwischen<br />

60 und 80 Teilnehmer pro Veranstaltung<br />

gehabt. Aber wir ermutigen die Teilnehmer<br />

dazu, <strong>das</strong> neu gewonnene Wissen bei sich<br />

zu vertiefen und in ein Ausbildungskonzept<br />

zu übernehmen. Darüber hinaus können unsere<br />

Kunden ihre praktischen Kenntnisse in<br />

der Dräger Academy vertiefen. Hier können<br />

spezielle Seminare zu verschiedenen Themen<br />

wie Gasmesstechnik, Atemschutz, Wartung,<br />

Instandhaltung, Chemikalienschutzanzüge<br />

gebucht werden. Dieses Programm<br />

findet ganzjährig und unabhängig von Kampagnen<br />

statt.<br />

<strong>Homeland</strong>: Ist es für Sie als Hersteller<br />

spürbar, <strong>das</strong>s in Zeiten knapper öffentlicher<br />

Haushalte auch im Bereich Schutzsysteme<br />

gespart wird?<br />

Gäding: Ja. Es wird nicht unbedingt gespart,<br />

aber man überlegt genau, für was<br />

man sein Geld ausgibt. Wir sehen bei den<br />

deutschen Feuerwehren, <strong>das</strong>s insbesondere<br />

bei der persönlichen Schutzausrüstung, z. B.<br />

Atemschutztechnik, keine Kompromisse gemacht<br />

werden. Aber wir merken auch, <strong>das</strong>s<br />

die Budgets nicht wachsen. So versuchen<br />

wir in Abstimmung mit den Feuerwehren,<br />

Lösungsansätze zu finden. Die Wärmebildkameras<br />

sind ein gutes Beispiel: Der Nutzen<br />

der Wärmebildkameras durch neue Funktionen,<br />

bessere Handhabung und kleinere<br />

Geräte wird immer größer und gleichzeitig<br />

verringert sich der Preis. Vor zehn Jahren<br />

kostete eine Wärmebildkamera durchschnittlich<br />

zwischen 16.000 und 25.000<br />

Euro. Heute liegt der durchschnittliche<br />

Preis bei ca. 7.000 bis 9.000 Euro. Wir haben<br />

innerhalb relativ kurzer Zeit – persönliche<br />

Schutzausrüstung ist vom Produktlebenszyklus<br />

sehr langlebig – eine Halbierung<br />

des durchschnittlichen Marktpreises. Die<br />

technologische Entwicklung schreitet immer<br />

weiter voran und bietet der Feuerwehr<br />

stets neue Möglichkeiten, ihre Schutzausrüstung<br />

zu optimieren.<br />

<strong>Homeland</strong>: Die Feuerwehren müssen mit<br />

der Zeit gehen und zwangsläufig ihre Ausrüstung<br />

an die neuen Technologien anpassen,<br />

oder?<br />

Gäding: Ganz genau. Ein anderes Beispiel,<br />

wo man <strong>das</strong> globaler betrachten muss, sind<br />

unsere aktuellen Pressluftatmer. Sie wurden<br />

zur Interschutz 2010 vorgestellt. Vom<br />

Anschaffungspreis sind sie nicht wesentlich<br />

günstiger als die vorherige Generation, aber<br />

sie bieten an verschiedensten Stellen einen<br />

Mehrwert gegenüber den vorherigen Modellen.<br />

Beispielsweise nimmt <strong>das</strong> Material<br />

der Bänderung, also Tragegurte, kein Wasser<br />

mehr auf. Nach dem Einsatz und der Reinigung<br />

sind die Geräte innerhalb kurzer Zeit<br />

wieder einsatzbereit und müssen nicht stundenlang<br />

in Trockenschränken liegen. Dieser<br />

Vorteil reduziert z. B. die Kosten für die<br />

Feuerwehren.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wir haben einen Teil Ihrer Produkte<br />

am Flughafen Leipzig/Halle gesehen<br />

und dort auch <strong>das</strong> Fire Training Center besichtigt.<br />

Dräger ist Organisator und hat <strong>das</strong><br />

Center gemeinsam mit dem Flughafen konzipiert.<br />

Sehen Sie <strong>das</strong> als Beispiel für weitere<br />

Projekte?<br />

Gäding: Wir sind Lieferant der Übungsanlage<br />

und der persönlichen Schutzausrüstung.<br />

Der Flughafen hat sich konzeptionell sehr<br />

stark damit beschäftigt, wie dieses Ganze<br />

als Ausbildungseinrichtung betrieben werden<br />

kann. Diese Einrichtung ist aus Sicht<br />

von Dräger ein sehr gutes Beispiel dafür, wie<br />

26 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


<strong>Technik</strong><br />

flexibel man immer auf die einzelnen Anforderungen<br />

der Feuerwehren reagieren muss.<br />

Jede Feuerwehr, jede Ausbildungseinrichtung<br />

hat spezielle Wünsche und Vorstellungen.<br />

Dräger kann von der kleinen Feuerlöscherübungsanlage<br />

bis hin zur brennenden<br />

Boeing 747 alle Übungsszenarien ermöglichen.<br />

Das ist <strong>das</strong> Schöne, <strong>das</strong>s wir immer<br />

flexibel auf <strong>das</strong> reagieren können, was die<br />

einzelne Feuerwehr speziell für ihre individuellen<br />

Anforderungen benötigt.<br />

<strong>Homeland</strong>: Welche praktischen Ratschläge<br />

würden Sie den Anwendern ihrer Schutzsysteme<br />

mit auf den Weg geben wollen?<br />

Gäding: Das ist eine spannende Frage. Es<br />

klingt vielleicht erst einmal komisch, aber<br />

mein persönlicher, praktischer Ratschlag ist,<br />

sich immer wieder aufs Neue kontinuierlich<br />

mit seiner Ausrüstung zu beschäftigen. Es<br />

geht schon damit los, sich zu informieren,<br />

was die bestimmungsgemäße Verwendung<br />

meiner Ausrüstung ist: Was darf ich damit<br />

tun, was darf ich nicht damit tun, wie pflege<br />

ich diese Ausrüstung richtig und wie verwende<br />

ich sie im Einsatz richtig? Was kann<br />

ich z. B. mit meiner Feuerwehrschutzbekleidung<br />

– Jacke, Hose, Handschuhe – tun,<br />

was kann ich nicht tun, wie wasche ich sie<br />

oder auch nicht. Je komplexer <strong>das</strong> Produkt<br />

ist, desto mehr muss ich mich immer wieder<br />

aufs Neue damit beschäftigen, um sicher zu<br />

gehen, <strong>das</strong>s z. B. der Anlegevorgang eines<br />

Chemikalienschutzanzuges auch im Einsatzfall<br />

schnell und reibungslos funktioniert.<br />

<strong>Homeland</strong>: Das heißt auch, vor Ort bei den<br />

Feuerwehren zu üben, wenn kein Einsatz<br />

ist?<br />

Gäding: Absolut. Das sind Produkte, die im<br />

schlimmsten Fall über die eigene Gesundheit<br />

und <strong>das</strong> eigene <strong>Leben</strong> entscheiden können.<br />

Es ist ungemein wichtig, <strong>das</strong>s ich mir<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit 100 prozentig<br />

sicher bin, <strong>das</strong>s ich, wenn ich den Pressluftatmer<br />

aufsetze, genau weiß, was ich tue,<br />

wo welcher Handgriff wie zu sitzen hat, damit<br />

alles richtig funktioniert.<br />

<strong>Homeland</strong>: Im Internet berichtet Florian<br />

Büh als Dräger Feuerwehr-Reporter in aktuellen<br />

Videoreportagen über den Alltag<br />

deutscher Feuerwehrleute. Was bewegt die<br />

beruflich oder freiwillig tätigen Frauen und<br />

Männer in den Wehren? Welche Herausforderungen<br />

haben sie zu meistern und welche<br />

Geschichten zu erzählen? Wie kam es zu dieser<br />

Idee?<br />

Gäding: Florian Büh ist selbst Feuerwehrmann<br />

und steht mit einer sehr großen Leidenschaft<br />

hinter der Reportagereihe. Wir<br />

wollten die Feuerwehren dabei unterstützen,<br />

sich mehr der Öffentlichkeit vorzustellen –<br />

mit allen Besonderheiten und tollen Dingen,<br />

die in den Feuerwehren entstehen. Ganz oft<br />

ist es <strong>das</strong> eigene persönliche Engagement,<br />

<strong>das</strong> eine Feuerwehr voranbringt. Wir wollten<br />

diesen Feuerwehren ein Sprachrohr<br />

vermitteln. Florian Büh besucht die Feuerwehren,<br />

hört sich ihre Geschichten an und<br />

macht sie anschließend einer breiten Öffentlichkeit<br />

zugänglich. Mittlerweile erreichen<br />

uns auch Geschichten aus Österreich und<br />

der Schweiz.<br />

<strong>Homeland</strong>: Besteht ein Ziel auch darin,<br />

Nachwuchs für die Arbeit der Feuerwehr zu<br />

begeistern?<br />

Gäding: Absolut. Es ist ganz wichtig, auch<br />

für die Nachwuchsgewinnung in der Öffentlichkeit<br />

<strong>das</strong> richtige Bild der Feuerwehren<br />

zu vermitteln. Das schwankt häufig zwischen<br />

„Die löschen nur <strong>das</strong> Feuer!“ oder<br />

„Auf dem Dorf: Feuerwehr = Feierwehr!“.<br />

Uns war wichtig, die Geschichten drumherum<br />

zu erzählen, <strong>das</strong>s die Feuerwehr professionelle<br />

Arbeit bei der Brandbekämpfung<br />

und der Menschenrettung leistet und sie<br />

eben auch eine Gemeinschaft<br />

ist und daraus tolle<br />

Dinge entstehen. Heute<br />

ist es wichtiger denn je,<br />

den Menschen außerhalb<br />

der Feuerwehren zu zeigen,<br />

welche einzigartigen<br />

Erfahrungen man bei der<br />

Feuerwehr machen kann,<br />

um sie motivieren zu können,<br />

viel freie Zeit – denn<br />

<strong>das</strong> ist bei der Freiwilligen<br />

Feuerwehr der<br />

Fall – zu investieren, um<br />

dieser Gemeinschaft beizutreten<br />

und an diesen<br />

Erfahrungen teilzuhaben.<br />

<strong>Homeland</strong>: Sie sind aktiv<br />

bei der Freiwilligen<br />

Chemikalienschutzanzug<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 27


<strong>Technik</strong><br />

Feuerwehr. Gab es in der Vergangenheit<br />

Schwierigkeiten mit Ihrem Arbeitgeber?<br />

Gäding: Nein, glücklicherweise ist Dräger<br />

natürlich sehr aufgeschlossen gegenüber<br />

der Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr.<br />

Es gab nie Probleme, wenn es um<br />

die Freistellung zu Einsätzen, zu Übungen<br />

aber auch zu Lehrgängen ging. Ich habe dieses<br />

Jahr einen zweiwöchigen Gruppenführerlehrgang<br />

absolviert. So wünscht man es<br />

sich eigentlich von allen Arbeitgebern. Viele<br />

Freiwillige Feuerwehren hätten eine Sorge<br />

weniger, wenn man sich nicht ständig entscheiden<br />

muss zwischen der Freiwilligen<br />

Feuerwehr und dem Arbeitgeber. Erfahrungsgemäß<br />

fällt die Entscheidung für den<br />

Arbeitgeber aus.<br />

Natürlich hat der Arbeitgeber ein Interesse<br />

daran, <strong>das</strong>s der Arbeitnehmer seinen Job<br />

macht, für den er bezahlt wird. Umso wichtiger<br />

ist es, den Feuerwehren ein Sprachrohr<br />

zu geben und damit auch zu verdeutlichen,<br />

welche Rolle die Freiwilligen Feuerwehren<br />

im Gesamtsystem in Deutschland spielen.<br />

Dass sie eben nicht die lustigen Typen vom<br />

Bierwagen auf dem Volksfest sind, sondern<br />

eine tragende Rolle in dem gesamten Rettungs-<br />

und Hilfeleistungssystem in Deutschland<br />

einnehmen. Es gibt über eine Million<br />

Feuerwehrleute in Deutschland. Das sind<br />

25.000 Freiwillige Feuerwehren und lediglich<br />

knapp über 100 Berufsfeuerwehren.<br />

Wenn man dieses Größenverhältnis versteht,<br />

gewinnt man ein Verständnis dafür, wie<br />

wichtig Freiwillige Feuerwehren in Deutschland<br />

sind. Es ist eine der Kernaufgaben, <strong>das</strong><br />

Verständnis dafür zu schärfen und damit Arbeitgebern<br />

ein Signal zu geben: „Das, was<br />

die Leute tun, wird nicht aus Jux und Dollerei<br />

getan“.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wo sehen Sie den Zukunftsmarkt?<br />

Gäding: In Zukunft wird es immer mehr darauf<br />

hinauslaufen, bestehende Gerätschaften<br />

stärker zu integrieren und noch kleiner,<br />

leichter und leistungsfähiger zu machen.<br />

Als Beispiel die Wärmebildkamera: Egal von<br />

welchem Hersteller, es sind immer Kameras,<br />

die handgeführt sind oder mit einem<br />

Trageriemen oder an der Bekleidung getragen<br />

werden. Also immer ein Zusatzinstrument.<br />

Ich kann mir gut vorstellen, <strong>das</strong>s wir<br />

in fünfzehn Jahren darüber sprechen, <strong>das</strong>s<br />

eine Kamera im Helm integriert ist und <strong>das</strong><br />

Bild per Head-Up-Display in die Maske eingespiegelt<br />

wird. Ich glaube, <strong>das</strong>s neue Technologien<br />

wie integrierte Sensoren in der<br />

Bekleidung oder Bewegungssensoren dafür<br />

sorgen werden, noch mehr Kontrolle über<br />

den Einsatz zu bekommen und sich weniger<br />

in Gefahr begeben zu müssen. Das wird allerdings<br />

von den Feuerwehren nur akzeptiert,<br />

wenn dadurch keine Mehrbelastung<br />

im Vergleich zu heute entsteht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was war Ihr schönstes, berührendstes<br />

Erlebnis als Feuerwehrmann?<br />

Gäding: Berührende Erlebnisse hat man<br />

sehr viele – gerade dann, wenn man sehr eng<br />

mit dem Leid von betroffenen Menschen im<br />

Feuerwehreinsatz konfrontiert wird. Schön<br />

ist es dann, wenn man aus diesen eher negativ<br />

und mit Leid behafteten Situationen am<br />

Ende etwas Positives ziehen kann. Es tut gut,<br />

wenn jemand nach einem Einsatz auf die<br />

Feuerwache kommt und sich bedankt. Das<br />

muss keine große Geste sein. Mein schönstes<br />

Erlebnis war dieses: Ein junger Mann,<br />

den wir nach einem Verkehrsunfall aus seinem<br />

Auto gerettet hatten, ist nach einem<br />

längeren Krankenhausaufenthalt abends bei<br />

uns vorbeigekommen und hat sich bei der<br />

Truppe bedankt, <strong>das</strong>s wir ihm geholfen haben.<br />

Diese Reaktion ist sehr selten. Umso<br />

schöner ist es – und <strong>das</strong> macht viele negative<br />

Erfahrungen wieder weg – wenn jemand<br />

vorbeikommt. Man sieht, <strong>das</strong>s alles, was man<br />

getan hat, mit Übungsdiensten und Einsatzvorbereitungen,<br />

was man geleistet hat, die<br />

Gesundheit eines Menschen gerettet hat.<br />

Nicolai Gäding, Jahrgang<br />

1985, Abitur<br />

2005, Wehrdienst<br />

2005-2006, Duales<br />

Studium bei Dräger<br />

zum Wirtschaftsingenieur<br />

(Bsc.) 2006-2010,<br />

Business Development<br />

Manager Fire &<br />

Emergency Services<br />

seit 2010, seit 1996 Jugendfeuerwehr, 2004<br />

Übertritt in die aktive Feuerwehr, heute in<br />

den Funktionen: Stv. Gruppenführer Gefahrguterkundung,<br />

Jugendfeuerwehr-Ausbilder,<br />

Fachwart Atemschutz.<br />

28 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Sicherheitstechnik<br />

Schicht für Schicht<br />

mehr Sicherheit<br />

Das Erfolgsgeheimnis ist <strong>das</strong> Material, aus dem<br />

geschnitzt wird<br />

Die KRD Gruppe ist Hersteller von Sicherheitsverscheibungen<br />

und Kunststoffveredelungen.<br />

Ein Spezialgebiet ist<br />

die Funktionsbeschichtung von transparenten<br />

Kunststoffen: Kunststoffscheiben<br />

und Kunststoffplatten werden<br />

mit speziellen Lacken zum Schutz<br />

vor Abrieb und schädigenden Einflüssen<br />

beschichtet. Aus den beschichteten<br />

Platten werden diverse Produkte wie<br />

Lärmschutzwände, Haltestellenhäuschen,<br />

Verkleidung von Großtransparenten,<br />

Fahrradunterstände, Straßenlampen<br />

oder Bahnsteigüberdachungen und<br />

Sicherheitsscheiben für die Polizeifahrzeuge<br />

hergestellt. Der Bereich Sicherheitstechnik<br />

bildet die stärkste Säule im<br />

Unternehmen. Seit den 1980er Jahren<br />

beliefert die KRD-Sicherheitstechnik<br />

die deutsche Polizei mit ihrem Produkt<br />

KASIGLAS ® , schlagfeste und weitestgehend<br />

unzerbrechliche Scheiben aus<br />

Kunststoff für die Einsatzfahrzeuge.<br />

Mit Denni Hinrichsen, Leiter Forschung<br />

& Entwicklung, Stefan Kindsvater, Produktmanager<br />

Sicherheitsscheiben und<br />

Petra Kröncke, Marketing Manager,<br />

sprachen Dr. Nadine Seumenicht und<br />

Michael Zacher.<br />

Anfänge<br />

Fahrzeuge der Hamburger Polizei noch Gitter<br />

vor den Scheiben. Es wurde nach einer<br />

verbesserten Lösung gesucht und sie wurde<br />

auch in den 1980er Jahren gefunden, die Polycarbonat<br />

(PC) Scheibe. Daraufhin wurde<br />

ein Fahrzeug der Hamburger Polizei bemustert.<br />

Damals geschah <strong>das</strong> mit so genannten<br />

Vorsatzscheiben; vor die Glasscheibe wurde<br />

eine Polycarbonatscheibe montiert.<br />

Das fand großen Zuspruch; die Polizei konnte<br />

auf die Gitter verzichten und hatte erstmalig<br />

eine uneingeschränkte Sicht nach außen.<br />

Das war der Startschuss. Wir waren<br />

damit die Ersten am Markt!<br />

<strong>Homeland</strong>: Wer gehört hauptsächlich zu Ihrem<br />

Kundenkreis?<br />

Petra Kröncke, Denni<br />

Hinrichsen und Stefan<br />

Kindsvater im Gespräch<br />

mit Dr. Nadine<br />

Seumenicht<br />

<strong>Homeland</strong>: Was war <strong>das</strong> erste Produkt?<br />

Hinrichsen: Eine neu entwickelte Polycarbonatscheibe<br />

für die Hamburger Polizei.<br />

KRD war zu Anfangszeiten eine Kfz-<br />

Werkstatt und Bosch Service und später<br />

zusätzlich eine Handelsvertretung für<br />

FIAT-Transporter. Die Hamburger Polizei<br />

hat spezielle Einsatzfahrzeuge bei Familie<br />

Brammer in der Werkstatt aufbauen und<br />

umbauen lassen, z. B. Schutzfahrzeuge für<br />

die Sondereinsatzkomandos.<br />

In den Anfangszeiten hatten die<br />

Kindsvater: Im Bereich der Sicherheitstechnik<br />

ist es die Landes- und die Bereitschaftspolizei;<br />

sie hat Einsätze vor Ort, wie<br />

z. B. Demonstrationen, und benötigt Ersatzlieferungen.<br />

Zum Kundenkreis gehören auch<br />

die Erstausrüster. Wir liefern die Scheiben<br />

an den Erstlieferanten, der die Originalscheiben<br />

entfernt und unsere einsetzt. Wir<br />

liefern aber auch ans Werk. So ist der Auftragnehmer<br />

z. B. ein Automobilhersteller,<br />

der den Bereich „Sonderfahrzeugausstattung“<br />

an einen Unterauftragnehmer, einen<br />

Karosseriebauer, vergibt. Der kauft unsere<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 29


Sicherheitstechnik<br />

Hinrichsen: Am Chassey müssen sie in den<br />

meisten Fällen nichts verändern, aber es<br />

müssen ganz spezielle Klebstoffe eingesetzt<br />

werden. Bei Kunststoff muss man immer die<br />

Längenausdehnung beachten, diese entsteht,<br />

wenn sich die Temperaturen ändern.<br />

<strong>Homeland</strong>: Die Scheibe, die Sie heute einsetzen,<br />

unterscheidet sich erheblich von der<br />

Vorsatzscheibe, die Sie in den 1970er Jahren<br />

eingesetzt haben. Wie ist diese bis heute<br />

weiterentwickelt worden?<br />

Notausstieg in einem<br />

Polizeifahrzeug (Dach)<br />

Scheiben und baut sie ein. So hat jeder seine<br />

eigene Philisophie.<br />

Weiterentwicklung<br />

<strong>Homeland</strong>: Welches Entwicklungspotenzial<br />

weisen die Scheiben auf?<br />

Hinrichsen: Im Rahmen der weiteren Entwicklung<br />

der Kunststoffscheiben für die<br />

Hamburger Polizei kam die Frage auf, wie es<br />

zu vermeiden wäre, <strong>das</strong>s die Scheiben zerkratzten?<br />

Es musste eine Lösung gefunden<br />

werden, die Scheiben mit einer kratzfesten<br />

Oberfläche zu veredeln. Auch diese Lösung<br />

stand kurzfristig zur Verfügung, durch eine<br />

entsprechende abriebfeste Beschichtung.<br />

Es war ab dem Zeitpunkt möglich, gebogene<br />

PC Scheiben inklusive abriebfester Beschichtung<br />

zu verbauen. Dieses war bis dato<br />

nur in planer Ausführung möglich. Daraus<br />

hat sich <strong>das</strong> Kunststoffgeschäft entwickelt.<br />

Und zwar so massiv letztendlich, <strong>das</strong>s die<br />

Kfz-Sparte nicht mehr lukrativ genug war.<br />

Der Kfz-Betrieb wurde geschlossen; man hat<br />

sich komplett auf Kunststoff fixiert. Und natürlich<br />

– <strong>das</strong> ist heute in der Tat immer noch<br />

so – durch neue Aufträge oder Zeitungsartikel<br />

kommt ein ganz neuer Kunde aus einem<br />

ganz anderen Markt auf uns zu und fragt:<br />

„Könnt ihr nicht?“ Ähnlich war es mit den Stadiondächern<br />

und auch den Schiffsverscheibungen.<br />

2004 haben wir die Dachscheiben<br />

für <strong>das</strong> Stadion der 28. Olympischen Sommerspiele<br />

in Athen produziert. Die Basis bildet<br />

immer die Polizeikunststoffscheibe.<br />

<strong>Homeland</strong>: Kann ich die Scheibe 1:1 austauschen<br />

oder muss ich Anpassungen am<br />

Rahmen vornehmen?<br />

Hinrichsen: Die Initialzündung war die Vorsatzscheibe.<br />

Danach folgte die weitere Optimierung.<br />

Das hat uns immer getrieben und<br />

beschäftigt uns auch heute noch; wir reagieren<br />

immer auf neue Kundenanforderungen.<br />

Bei der Polizei kam z. B. die Frage auf: Warum<br />

verzichten wir nicht auf die Glasscheibe<br />

in Kombination mit der Vorsatzscheibe?<br />

KRD hat sich also Gedanken gemacht, wie<br />

die Glasscheibe durch eine Kunststoffscheibe<br />

zu ersetzen wäre, und hat eine Kunsstoffscheibe<br />

entwickelt und gefertigt, die mit<br />

der Glasscheibe 1:1 ausgetauscht werden<br />

konnte.<br />

<strong>Homeland</strong>: Ist die Scheibe beschussfest?<br />

Hinrichsen: Die bei der Polizei im Einsatz<br />

befindlichen Scheiben sind überwiegend<br />

nicht beschusshemmend. Wir haben aber<br />

heute auch eine Scheibenvariante, die beschusshemmend<br />

ist. Es handelt sich hier um<br />

eine reine Kunststoffverbundscheibe. Hier<br />

haben wir den großen Vorteil, <strong>das</strong>s unsere<br />

Kunststoffscheiben ca. 50 % weniger Gewicht<br />

aufweisen gegenüber der beschusshemmenden<br />

Variante aus Silikatglas.<br />

Uns treibt also nicht nur unsere Geschäftsführerin<br />

Korinna Brammer, sondern<br />

auch die Kreativität der Demonstranten<br />

bzw. der Markt. Wir fertigen heute<br />

auch weitere Verbundscheiben, ähnlich wie<br />

die Frontscheiben beim Pkw – zwei dünne<br />

Glasscheiben, die vollflächig mit einer Folie<br />

verbunden sind. Dieses Verfahren aus<br />

der Glasindustrie haben wir adaptiert, optimiert<br />

und weiterentwickelt für Kunststoffscheiben.<br />

Durch diese neue Technologie erreichen<br />

wir eine viel höhere Festigkeit mit<br />

der gleichen Dicke, so<strong>das</strong>s die Scheibe nun<br />

extrem widerstandsfähig ist. Es gibt weitere<br />

Vorteile: In diesem Verbund können<br />

wir jede Menge Funktionen einbinden; <strong>das</strong><br />

30 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Sicherheitstechnik<br />

können Heizsysteme, Antennen oder Folien<br />

mit unterschiedlichen Funktionen sein.<br />

Die Bandbreite ist groß. Heute erkennt ein<br />

Demonstrant nicht mehr, ob er die Scheibe<br />

mit einem Backstein zerschlagen kann oder<br />

nicht. Mittlerweile sind die Scheiben zum<br />

Teil auch tiefdunkel eingefärbt.<br />

Dachausstieg<br />

<strong>Homeland</strong>: Für Fahrzeuge der Polizei und<br />

des Grenzschutzes wurde ein spezieller Notfalldachausstieg<br />

entwickelt. Seit wann gibt<br />

es diesen Dachausstieg? Wie kam es zu dieser<br />

Idee?<br />

Hinrichsen: Den Kasiglas ® Sicherheitsdachausstieg<br />

gibt es seit 2006. Er ist die notwendige<br />

Ergänzung zum Insassenschutz.<br />

Ein Dachausstieg, der es in jeder Situation<br />

ermöglicht, <strong>das</strong> Fahrzeug zu verlassen und<br />

weiterhin den hohen Anforderungen der Polizei<br />

entspricht. Den gab es aber nicht zu<br />

kaufen; wir haben einen entwickelt, getestet<br />

und optimiert. Sowohl die Größe der Luke<br />

als auch die technischen Eigenschaften entsprechen<br />

anerkannten Normen (ECE R36<br />

und TRL-SchGlPolFz). Eine Innenverriegelung<br />

verhindert <strong>das</strong> Öffnen von außen.<br />

Während von innen ungestörter Durchblick<br />

garantiert ist, verhindert ein Rollo Blicke<br />

ins Fahrzeug. Durch ein gutes Belüftungssystem<br />

und Wärmedämmung durch Doppelverglasung<br />

sind auch die klimatischen<br />

Bedingungen im Inneren ideal. Für den Notausstieg<br />

wird ein Teilbereich aus dem Dach<br />

ausgefräst. Dieses führt der Karosseriebauer<br />

aus, der auch die Scheiben einklebt. Er<br />

baut auch den Sicherheitsdachausstieg ein.<br />

Fast in jedem Polizeifahrzeug wird mittlerweile<br />

ein Dachausstieg eingebaut.<br />

Beschusssicheres Helmvisier<br />

<strong>Homeland</strong>: Sie haben auch beschusssichere<br />

Visiere im Portfolio. Wie kam es zu<br />

der Entwicklung eines beschusssicheren<br />

Helmvisiers?<br />

Hinrichsen: Irgendwann haben wir uns gefragt,<br />

ob unsere Scheiben auch „beschussfest“<br />

sind. Wir haben entsprechende Testmuster<br />

zusammengestellt und sind zum<br />

Beschussamt gefahren. Nebenbei gesagt:<br />

Glas konnte hier aufgrund des Gewichts<br />

nicht zum Einsatz kommen. Der Beschuss<br />

war nicht erfolgreich. Wir haben weiterentwickelt,<br />

andere Materialien und Dicken ausprobiert.<br />

Und wir realisierten eine beschussfeste<br />

Scheibe – es kommt natürlich auf die<br />

Beschussklasse an. So haben wir heute z. B.<br />

<strong>das</strong> beschusssichere Helmvisier am Markt.<br />

Das Helmvisier hat einen Mehrschicht-Aufbau.<br />

Die Schichten aus unterschiedlichen<br />

Materialien halten einem 9 mm Para Projektil<br />

stand.<br />

Unsere Kunden sind z. B. Helmanbieter<br />

und wir sind Zulieferer für diese Helmanbieter.<br />

Kunststoff hat viele Vorteile, z. B. ist er<br />

sehr leicht. Man muss wissen, in welchem<br />

Bereich man welche speziellen Vorteile nutzen<br />

kann. Vorteile sind z. B. „Schlagsicherheit“,<br />

„Durchschlagsicherheit“, „breiter<br />

thermischer Einsatzbereich“ und die „sehr<br />

guten optischen Eigenschaften“.<br />

Forschung & Entwicklung<br />

<strong>Homeland</strong>: Herr Hinrichsen, Sie sind für<br />

den Bereich Forschung & Entwicklung zuständig.<br />

Dieser hat einen hohen Stellenwert<br />

bei Ihnen. Welchen Raum nimmt dieser Bereich<br />

bei KRD ein?<br />

Hinrichsen: Wir haben derzeit zehn Mitarbeiter<br />

in der Abteilung Forschung &<br />

Entwicklung. Wenn man KRD als mittelständisches<br />

Unternehmen sieht, ist dieser<br />

Bereich schon recht groß. Frau Brammer<br />

als Geschäftsführerin und Inhaberin<br />

der KRD-Gruppe legt sehr viel Wert auf diesen<br />

Bereich. Das Credo ist: Nur wenn wir<br />

gegenüber dem Mittbewerber mindestens<br />

zwei Schritte voraus sind, können wir weiterhin<br />

so gut sein wie bisher. Wir entwickeln<br />

kundenseitig sehr viel, aber wir entwickeln<br />

auch viel aus Eigeninitiative heraus.<br />

Es gibt den Bereich Optimierung – bezogen<br />

z. B. auf <strong>das</strong> Visier: Je dünner, desto<br />

Mit dem T2 "Bulli"<br />

begann die Erfolgsgeschichte<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 31


Sicherheitstechnik<br />

besser. Je leichter, desto besser, da der Benutzer<br />

weniger belastet wird. In diesem speziellen<br />

Markt gibt es durchaus weitere Anbieter.<br />

Wir sind nicht dünner, aber wir sind<br />

auch nicht dicker, aber unseren optischen<br />

Eigenschaften sind wesentlich besser. Wenn<br />

wir aber nur halb so dick wären wie der<br />

Wettbewerb, hätten wir einen Riesenvorteil.<br />

Die Chance, <strong>das</strong>s dieser kurzfristig nachzieht,<br />

wäre relativ gering.<br />

Die Produktneuentwicklung ist ein anderer<br />

Bereich. In diesem Bereich kümmern<br />

wir uns um neue Innovationen sowohl im<br />

Bereich der Beschichtungslacke als auch in<br />

dem Bereich der Scheibenentwicklungen.<br />

Bitte haben Sie Verständnis, <strong>das</strong> ich ihnen<br />

speziell zu diesem Breich keine Beispiele<br />

nennen kann. Nur soviel kann ich Ihnen sagen,<br />

im Jahr 2013 werden wir eine weitere<br />

neue Technologie vorstellen.<br />

<strong>Homeland</strong>: 2006 ist KRD auch im Brandschutzbereich<br />

für die Luftfahrtindustrie erfolgreich.<br />

Polyphenylensulfon (PPSU) ist<br />

Grundlage für transparente Bauteile bei<br />

Flugzeugen. Diese PPSU-Platten mit Beschichtung<br />

von KRD erfüllen die strenge<br />

Luftfahrt-Norm FAR 25.853. KRD mit dem<br />

Geschäftsbereich Coatings hat die Lackproduktion<br />

kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Was sind <strong>das</strong> für Lacke?<br />

Hinrichsen: Auch hier ist es so, <strong>das</strong>s der<br />

Kunde eine entsprechende Anforderung an<br />

uns stellt und wir überprüfen, ob wir diese<br />

erfüllen können. Wir entwickeln Lacke für<br />

die Anforderungen unserer Kunden. Ein großer<br />

Bereich sind „Kratzfestigkeit“ und „Abriebfestigkeit“.<br />

Polycarbonat zerkratzt sehr<br />

schnell. So schnell, <strong>das</strong>s die Scheibe sogar<br />

zerkratzt, wenn man mit einem Stofflappen<br />

über die Platte wischt. Ein großer Bereich<br />

ist auch der UV-Schutz. Polycarbonatscheiben<br />

vergilben unter Sonneneinstrahlung.<br />

Wir arbeiten verschiedenste UV-Absorber in<br />

unsere Lacke ein, die die Langlebigkeit der<br />

Kunststoffscheiben garantieren. Ganz wichtig<br />

ist, <strong>das</strong>s wir mit unseren Lacken nicht die<br />

Materialeigenschaften ändern. Das ist ein<br />

großer Pluspunkt. So können wir die Lacke<br />

z. B. mit Eigenschaften wie „antistatik“, „antigraffiti“<br />

oder „div. farben“ versehen.<br />

Vernetzte Sicherheit<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie wird <strong>das</strong> Thema „Vernetzte<br />

Sicherheit“ in Ihrem Unternehmen gelebt?<br />

Hinrichsen: Das hat einen ganz großen<br />

Stellenwert bei uns und ist sicher darin begründet,<br />

<strong>das</strong>s wir Mittelständler sind. Die<br />

(Entscheidungs-)Wege sind entsprechend<br />

kurz. Die Zusammenarbeit zwischen Produktion<br />

und Forschung & Entwicklung ist<br />

sehr eng. Wir aus der F & E wollen natürlich<br />

immer ein bisschen bremsen, wenn es um<br />

neue Produkte geht. Da schauen wir, <strong>das</strong>s<br />

wir nicht zu früh kommunizieren; – z. B. herausfinden,<br />

welches Potential die eine odere<br />

andere Produktidee in sich birgt. Das müssen<br />

wir zunächst einschätzen. Dass eine Abteilung<br />

autark arbeitet, gibt es bei uns nicht.<br />

Wir denken durchweg vernetzt. Im Moment<br />

sind wir ca. 110 Mitarbeiter.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft? Wo sehen Sie den Zukunftsmarkt?<br />

Hinrichsen: Das Potential schätzen wir als<br />

sehr hoch ein. Das Thema Schutz bzw. Sicherheit<br />

– nicht nur von Polizeibeamten –<br />

wird zunehmen. Diese Sparte überdauert.<br />

Die schützenden, sicheren Produkte wollen<br />

wir am Markt vertreiben. Dort sehen wir uns<br />

in einer sehr starken Position.<br />

Stefan Kindsvater:<br />

Geboren im Jahre 1979, ist seit April 2012<br />

im Unternehmen und betreut die Landesund<br />

Bundespolizei deutschlandweit. Als<br />

Produktmanager für KASIGLAS ® - Sicherheitsscheiben<br />

ist er Bindeglied zwischen<br />

Produktanfragen der Polizei und der Abteilung<br />

Forschung & Entwicklung.<br />

Petra Kröncke:<br />

Nach ihrer Ausbildung zum Bankkaufmann<br />

hat Frau Kröncke viele Jahre in internationalen<br />

Unternehmen in den verschiedensten<br />

Funktionen gearbeitet. Seit 2011 ist sie als<br />

Marketing Managerin bei KRD tätig. Ihr obliegt<br />

die Organisation von Messen und anderen<br />

Events. Weiterhin ist sie für die Gestaltung<br />

der Broschüren sowie die Darstellung<br />

in der Presse und anderen Medien im Inund<br />

Ausland verantwortlich.<br />

Denni Hinrichsen:<br />

Herr Hinrichsen arbeitet seit vielen Jahren<br />

als Leiter der Abteilung Forschung- und Entwicklung<br />

bei KRD.<br />

32 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Historie<br />

Gerd Brammer, Gründer der KRD-<br />

Firmengruppe, lernte von 1952 bis<br />

1955 <strong>das</strong> Kraftfahrzeugelektrikerhandwerk<br />

und schloss die Ausbildung<br />

als Landessieger ab. In diesem<br />

Beruf blieb er bis 1958 in seinem<br />

Lehrbetrieb als Kraftfahrzeugelektrikergeselle<br />

tätig. Gleichzeitig besuchte<br />

er die staatliche Abendschule<br />

und erwarb die Mittlere Reife.<br />

1958 nahm Brammer eine Stelle in<br />

der Finanzverwaltung der Freien<br />

und Hansestadt Hamburg an. Als<br />

Beamter auf <strong>Leben</strong>szeit entschloss<br />

er sich, in seinen zunächst erlernten<br />

Beruf zurückzukehren. Er trat<br />

seinen Dienst bei einer Autoelektrikund<br />

Schiffselektrikfirma an den Landungsbrücken<br />

in Hamburg an, in der<br />

er Schiffsinstallationen aller Spannungs-<br />

und Stromarten herstellte.<br />

Er setzte auch Großgeneratoren und<br />

Starter instand. 1966 legte Brammer<br />

die Meisterprüfung im Kraftfahrzeugelektrikerhandwerk<br />

vor<br />

der Innung des Kraftfahrzeugelektrikerhandwerks<br />

Hamburg ab; 1976<br />

erfolgte dann die Meisterprüfung im<br />

Kraftfahrzeugmechanikerhandwerk.<br />

1967 machte sich der Firmengründer<br />

mit einem Partner als Kraftfahrzeugelektriker<br />

in Hamburg<br />

selbstständig. Repariert wurden<br />

Fahrzeuge, Motoryachten, Schlepper<br />

und Binnenschiffe. Bald gingen<br />

jedoch beide getrennte Wege und<br />

die Firma bekam den Namen Autoelektrik<br />

Gerd Brammer. Der Betrieb<br />

zog 1973 um. Der Umzug war erforderlich,<br />

um den wachsenden Geschäften<br />

gerecht zu werden. Durch<br />

die Übernahme eines Fahrzeugbaubetriebes<br />

wurde die Firma Handel u.<br />

Service GmbH gegründet.<br />

1987, nach sechs Jahren Entwicklungsarbeit,<br />

wurde die KRD Sicherheitstechnik<br />

GmbH gegründet. Sie<br />

war spezialisiert auf die Produktion<br />

von Verscheibungen für Fahrzeuge<br />

der Polizei und des Grenzschutzes.<br />

Beide Betriebe zogen 1989 erneut<br />

um, um Ausdehnungsmöglichkeiten<br />

zu haben. Im neuen Betrieb<br />

wurden von der Firma KRD Handel<br />

u. Service GmbH Transportfahrzeuge<br />

der Marke Fiat verkauft und von<br />

der KRD Sicherheitstechnik GmbH<br />

Schutzscheiben für Mannschaftsfahrzeuge<br />

hergestellt. Bereits 1992<br />

wurde eine Vergrößerung der KRD<br />

Sicherheitstechnik GmbH erforderlich.<br />

Dieses Unternehmen zog nach<br />

Geesthacht. Die KRD Handel u. Service<br />

GmbH verblieb in Hamburg.<br />

Am 1. April 1994 wurde in Geesthacht<br />

der erste Bauabschnitt fertig<br />

gestellt und bezogen. 1998 und<br />

2003 wurden zwei weitere Produktionshallen<br />

angebaut. Damit ist die<br />

Beschichtung von Platten bis zu einer<br />

Größe von 3.000 mm x 7.000<br />

mm möglich geworden.<br />

2004 wurden die Dachscheiben für<br />

<strong>das</strong> Stadion der 28. Olympischen<br />

Sommerspiele in Athen bei KRD<br />

produziert. Dieser Auftrag umfasste<br />

4.750 Platten für 25.000 m² Polycarbonat-Verscheibungen<br />

mit Sonderbeschichtung.<br />

Die Platten wurden<br />

fertig zugeschnitten einbaufähig<br />

nach Athen geliefert. Das vom spanischen<br />

Architekten Santiago Calatrava<br />

entworfene Dach gilt als<br />

<strong>das</strong> Größte der Welt und hat eine<br />

Spannweite von 304 x 207 m über<br />

eine Höhe von bis zu 72 m.<br />

2005 wurden von KRD beschichtete<br />

meterhohe PMMA-Lärmschutzwände<br />

nach Japan geliefert: Damit<br />

hat sich KRD als Beschichtungsspezialist<br />

gegen weltweite Konkurrenz<br />

durchgesetzt. Ein Teil dieser Platten<br />

wurde auch erstmalig mit einer<br />

selbstreinigenden Beschichtung<br />

gefertigt.<br />

Ende 2011 ist der erste Spatenstich<br />

für eine neue Produktionsstätte in<br />

Bardowick erfolgt.


Katastrophenschutz<br />

Volle Funktionalität und<br />

Einsatzfähigkeit bei minimaler<br />

Fahrzeuggröße<br />

Alles ist machbar!<br />

Miran Percic im<br />

Gespräch mit Dr. Nadine<br />

Seumenicht<br />

Die Weltbevölkerung<br />

wächst. Immer mehr<br />

Menschen drängen<br />

sich in immer dichter<br />

besiedelten Stadtgebieten.<br />

Großveranstaltungen<br />

wie Konzerte,<br />

Stadtfeste oder Weihnachtsmärkte<br />

finden<br />

in den Zentren der<br />

Ballungsräume statt.<br />

Menschenmassen auf<br />

begrenztem Raum bedeuten<br />

ein erhöhtes<br />

Gefahren- und Unfallpotenzial.<br />

Dieser Thematik<br />

widmet sich<br />

C&S und stellt Sonderfahrzeuge<br />

für Feuerwehr und Rettungswesen<br />

her. Ein Notfall in der urbanen<br />

Praxis: Menschenmengen drängen<br />

sich durch die engen Gassen auf einem<br />

Weihnachtsmarkt. Plötzlich benötigt ein<br />

Besucher dringend medizinische Betreuung.<br />

Der Notarzt wird angefordert,<br />

doch mit dem Rettungswagen ist ein<br />

Durchkommen fast unmöglich. Minuten<br />

um Minuten vergehen, <strong>das</strong> Blaulicht ist<br />

in Sichtweite, doch der Rettungswagen<br />

kommt nicht an die hilfsbedürftige Person<br />

heran. Sekunden entscheiden nicht<br />

selten über <strong>Leben</strong> und Tod. <strong>Homeland</strong><br />

<strong>Security</strong> sprach mit Miran Percic, Geschäftsführer<br />

C&S, über die Besonderheiten<br />

seiner Fahrzeuge, die in diesem<br />

Szenario zum Einsatz kommen.<br />

All Terrain Vehicles<br />

Es sind Spezialaufbauten auf All Terrain Vehicles<br />

(ATV), die den Unterschied ausmachen.<br />

Percic erklärt: „Wir ändern alles an<br />

dem Serienfahrzeug, verbessern und passen<br />

an die Anforderungen an ein Rettungsfahrzeug<br />

an. Zunächst haben wir für Bergwachten<br />

im Schwarzwald produziert, dann für<br />

Kunden auf den großen Nordseeinseln – Spezialfahrzeuge<br />

mit Spezialanhängern. Seit<br />

2003 arbeiten wir mit Gimaex-Schmitz zusammen,<br />

Feuerwehraufbauhersteller und<br />

Erfinder der One Seven ® Löschtechnik. Wir<br />

haben <strong>das</strong> erste Feuerwehr-ATV mit dieser<br />

Löschtechnik gebaut. Kurz darauf kamen<br />

größere Aufträge. So haben wir 2004<br />

zehn Fahrzeuge nach Shanghai geliefert<br />

und anschließend die Produkte ausgebaut.<br />

Die Fahrzeugkonzepte wurden etwas vergrößert.<br />

Die so genannten Side-by-side-<br />

Fahrzeuge, bei denen man nebeneinander<br />

sitzt, enstanden, mit etwas mehr Nutzlast,<br />

etwas stabiler, etwas größer. Darauf folgte<br />

<strong>das</strong> Produkt CS FORESTER, ursprünglich<br />

konzipiert für eine schnelle Waldbrandbekämpfung.<br />

Danach wurden die Autos größer.<br />

Mit einem VW Tiguan haben wir erstmalig<br />

eine neue Idee umgesetzt: einen Hydraulikantrieb<br />

konzipiert, der 40 PS leistet. Dieser<br />

Antrieb sollte die benötigten Aggregate antreiben.<br />

Es funktionierte. Es folgte der VW<br />

Amarok, unser Wunschfahrzeug. Mit diesem<br />

haben wir <strong>das</strong> Konzept verbessert, einen<br />

neuen Aufbau entwickelt und die Hydraulik<br />

optimiert. Die ist der Dreh- und Angelpunkt<br />

der Entwicklung, denn ohne diesen hydraulischen<br />

Nebenantrieb wäre ein Aufbau in<br />

dieser Leistungsklasse mit diesem Gewicht<br />

nicht möglich.“<br />

Dieser Nebenantrieb ist eine Eigenentwicklung<br />

von C&S und als Patent angemeldet.<br />

Mit ihm lassen sich u. a. Löschanlage<br />

und Hydraulik-Trafos bei den Feuerwehrfahrzeugen<br />

bedienen. Er ist nicht nur für<br />

den Feuerwehreinsatz konzipiert, sondern<br />

kann auch gewerblich genutzt werden. „Jeder,<br />

der ein hydraulisches Werkzeug zu betreiben<br />

hat – ob Erdbohrer, Schneeschild<br />

34 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Katastrophenschutz<br />

oder Zapfwellenantrieb in der Landwirtschaft<br />

– kann diese Hydraulik nutzen“ ergänzt<br />

Percic.<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

Die Sonderfahrzeuge werden in den Bereichen<br />

Feuerwehr, Rettungswesen und Transport<br />

eingesetzt. „Es war eine Riesenfreude<br />

für uns, zu sehen, <strong>das</strong>s ein deutscher Hersteller<br />

den Mut gefasst hat und trotz der<br />

übermächtigen asiatischen Konkurrenz gesagt<br />

hat: Ich baue einen Pick-Up. Das Basisfahrzeug<br />

Amarok ist hervorragend. Es ist<br />

sehr stabil, verfügt über die neuesten technischen<br />

Möglichkeiten und hat einen sehr<br />

leistungsstarken 2,0-l-Bi-Turbo-Dieselmotor.<br />

Das Auto braucht zwei bis drei Liter weniger<br />

Diesel als die Wettbewerber. Ganz wichtig<br />

für uns als Aufbauhersteller ist, <strong>das</strong>s es<br />

der europäische Pick-Up mit dem größten<br />

Platzangebot ist. Baut man dieses Fahrzeug<br />

für eine Feuerwehr um, ist der Nebenantrieb<br />

enorm wichtig. Wir können hinten auf<br />

dem Aufbau die wichtigen Zubehöre unterbringen<br />

wie Wassertank, Pumpe, Kompressor,<br />

Antrieb für hydraulische Werkzeuge und<br />

Antrieb für einen Stromgenerator. Wir können<br />

bis zu neun kVA Strom erzeugen. Zwei<br />

Feuerwehrmänner können gleichzeitig löschen<br />

und <strong>das</strong> Fahrzeug kommt überall hin:<br />

Es ist voll geländegängig mit Allradantrieb,<br />

mit Sperren, hat sämtliche Assistenten an<br />

Bord, Anfahr- und Bergabfahrhilfe. Zudem<br />

ist es sehr sicher im Umgang – <strong>das</strong> ist wichtig<br />

für die Rettungskräfte“, erklärt Percic.<br />

Neben der Waldbrandbekämpfung ist <strong>das</strong><br />

Fahrzeug auch für die Brandbekämpfung<br />

im Straßenverkehr einsetzbar, in Altstädten,<br />

engen Gassen und auf Autobahnen. Es kann<br />

Treppen herauf- und herunterfahren. Als Vorauslöschfahrzeug<br />

führt es die erste Brandbekämpfung<br />

durch bis der nachfolgende<br />

Zug eintrifft. Mit der integrierten One Seven<br />

Löschtechnik wird eine Wurfweite von 20<br />

Metern erreicht mit 1.400 Litern Löschmittel<br />

pro Minute. Von Vorteil bei einem Unfall<br />

auf Autobahnen mit Stau ist, <strong>das</strong>s der Amarok<br />

neben der Autobahn fahren kann und<br />

über die Böschung schnell an die Unfallstelle<br />

gelangt. Integrierte Rettungsgeräte<br />

wie Spreizer, Scheere und Notfallrucksack<br />

unterstützen die Hilfe vor Ort. Die Bauhöhe<br />

des Fahrzeugs ist niedriger als zwei Meter;<br />

so kann auch in Tiefgaragen gelöscht<br />

werden. „Es geht immer um <strong>das</strong> Thema: Je<br />

schneller, desto besser. Und vor Ort zählt<br />

die Effektivität“, ergänzt Percic.<br />

Ein umgebautes ATV ist auch für die Rettung<br />

und den Transport von Personen nutzbar.<br />

Das von C&S optimierte und verstärkte<br />

Offroad-Fahrwerk unterstützt in schwer<br />

zugänglichem Gelände, <strong>das</strong> herkömmliche<br />

Rettungswagen nicht passieren können.<br />

Bergwachten kommt diese Eigenschaft zugute.<br />

„Wie komme ich hin? Wie schnell komme<br />

ich hin? Komme ich überhaupt hin?“ sind<br />

Fragen, die sich viele Rettungskräfte stellen.<br />

Percic fügt hinzu: „Durch einen intelligenten<br />

Aufbau kann ich aus einem Patiententransportfahrzeug<br />

ein Materialtransportfahrzeug<br />

mit einem großen Laderaum machen.<br />

Das ist wichtig, wenn schnell Personen bei<br />

CS GECCO: Im Patientenraum<br />

ist ausreichend<br />

Platz für den Patienten,<br />

eine Begleitperson und<br />

die Ausstattung.<br />

CS AMAROK: Optimierter<br />

Platzbedarf ohne<br />

Zusatzaggregate, von<br />

drei Seiten schnell<br />

zugänglich.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 35


Katastrophenschutz<br />

einem Lawinenunglück z. B. zu bergen und<br />

zu retten sind. Bis zu zehn Personen finden<br />

dort Platz“.<br />

Fahrertraining<br />

Bevor ein ATV in der Praxis genutzt werden<br />

kann, ist ein Fahrertraining zu absolvieren<br />

– auch wenn <strong>das</strong> Fahren nur einen üblichen<br />

Pkw-Führerschein voraussetzt. Ein Rettungs-ATV<br />

erreicht eine Leistung von 1.000<br />

Kubik bis fast 100 PS. Beschleunigungen<br />

von Null auf 100 sind in vier Sekunden möglich.<br />

„Das muss man lernen und üben. Ohne<br />

Training wäre die Gefahr für die Rettungskräfte<br />

zu groß, <strong>das</strong>s sie unter Umständen<br />

auf dem Weg zum Unfallort selbst verünglücken<br />

könnten, weil sie <strong>das</strong> Fahrzeug nicht<br />

im Griff haben“, erklärt Percic. Auf einem<br />

Übungsgelände in Bad Kissingen wird daher<br />

Folgendes trainiert: Wie starte ich ein<br />

Fahrzeug? Wie stelle ich es ordnungsgemäß<br />

ab, damit es schnell wieder einsatzfähig ist?<br />

Wie funktioniert sicheres Kurvenfahren? Wie<br />

bremse ich sicher und gezielt? „Danach geht<br />

es ins Gelände mit steilen Bergauffahrten.<br />

Nachdem die Fahrer unterschiedliche Situationen<br />

durchfahren haben, werden sie in<br />

die Bedienung des Fahrzeugs und der eingebauten<br />

Gerätschaften eingewiesen. Bei den<br />

Feuerwehrfahrzeugen werden Löschübungen<br />

durchgeführt: Wie setze ich One Seven ®<br />

ein? Wie befülle und betanke ich richtig?<br />

Wie bekämpfe ich ein Feuer? Die Teilnehmer<br />

erfahren, was es bedeutet, es richtig zu machen<br />

oder eben nicht“, betont Percic.<br />

Die Sonderlösungen schließen Lücken<br />

zwischen bereits vorhandenen Einsatzfahrzeugen,<br />

modernster Rettungstechnologie<br />

und neuen Herausforderungen auf engem<br />

Raum und in jeder Situation. Percic: „Wir<br />

sagen: Alles ist machbar. Mit ständigen Verbesserungen,<br />

Weiter- und Neuentwicklungen<br />

werden wir auch in Zukunft alles tun,<br />

um die Wünsche und Anforderungen unserer<br />

Kunden zu erfüllen.“<br />

Sicherheit in der Lieferkette<br />

Unsere Leistungen<br />

■ Bestandsaufnahmen<br />

■ Erstellen von Sicherheitskonzepten<br />

■ Begleitung bei Zertifizierungen und<br />

Zulassungen<br />

■ Begleitung bei der Ausschreibung von<br />

Sicherheitsdienstleistungen<br />

■ Risikoanalysen<br />

■ jährliche Überwachungsaudits<br />

■ Penetrationstests<br />

■ Notfallkonzepte<br />

Unsere Themen<br />

■ Sicherheit in der Lieferkette<br />

■ Luftfrachtsicherheit<br />

■ Außenhandel<br />

■ TAPA (FSR, TSR & TACSS)<br />

■ ISO 28000:2007<br />

■ Unternehmenssicherheit<br />

AOB GmbH | Opmünder Weg 50 | DE 59494 Soest | Tel.: +49-2921-350995-0 | info@aob-consulting.de | www.aob-consulting.de<br />

AOB-2012-0161 Anzeige <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>_RZ.indd 1 22.11.12 10:31


Katastrophenschutz<br />

Kritische Infrastrukturen<br />

Udo Vallender<br />

Schutz mit Druckluftschaum<br />

Vorbeugend – Abwehrend – Nachhaltig<br />

Besonders in kritischen Infrastrukturen gilt<br />

es Unterbrechungen im Betrieb zu verhindern<br />

oder bei deren Eintreten, diese möglichst<br />

schnell zu beseitigen. Andernfalls<br />

können erhebliche Schäden resultieren. Daher<br />

ist in diesen Strukturen ein besonderer<br />

Schutz erforderlich – der auch den Brandschutz<br />

sowie die Brandbekämpfung betrifft.<br />

Die One Seven ® Druckluftschaum-Löschsysteme<br />

sind nicht nur als eine Investition<br />

in den abwehrenden Brandschutz, sondern<br />

auch in den vorbeugenden Brandschutz zu<br />

sehen. Vorbeugend sind stationäre Löschanlagen<br />

aus folgenden Beweggründen: Im<br />

Brandfall muss den bedrohten Menschen<br />

der Weg zur Selbstrettung ermöglicht werden,<br />

bis zum Eintreffen der Feuerwehr muss<br />

eine Brandausbreitung verhindert werden<br />

und die Bauwerke müssen geschützt<br />

werden.<br />

Als Vorreiter im Straßenverkehr für den<br />

anlagentechnischen Brandschutz in einem<br />

Straßentunnel kann <strong>das</strong> Land Thüringen<br />

genannt werden. Dieses hat den Straßentunnel<br />

Pörzberg mit einer stationären One<br />

Seven ® Druckluftschaum-Löschanlage ausgestattet.<br />

Zudem ist bei der ortsansässigen<br />

Feuerwehr ein Löschfahrzeug mit dieser<br />

Löschtechnik im Einsatz.<br />

Aber auch zahlreiche andere Installationen<br />

in Kraftwerken, Recyclingbetrieben,<br />

Stadtwerken oder auf Hubschrauberlandeplätzen<br />

in Kliniken sowie Löschfahrzeuge<br />

mit diesen Löschsystemen stellen lohnenswerte<br />

Investitionen für einen nachhaltigen<br />

Brandschutz dar.<br />

Das Druckluftschaum-Löschsystem ermöglicht<br />

eine schnelle und effektive Brandbekämpfung.<br />

Damit ist es im Krisenmanagement<br />

ein starker Partner bei abwehrenden<br />

Maßnahmen zur Brandbekämpfung.<br />

Nachhaltige Investition<br />

Die Löschtechnik ist für den Schutz vieler<br />

kritischer Infrastrukturen gut geeignet.<br />

Da sich der Druckluftschaum bei fast allen<br />

Bränden einsetzen lässt und so bei Bränden<br />

wie beispielweise Fahrzeugbränden, Kohlenwasserstoffbränden,<br />

Ethanolbränden,<br />

Metallbränden oder Bränden an elektrischen<br />

Anlagen effektiv einsetzbar ist.<br />

Der Druckluftschaum ist eine sichere,<br />

kostensparende und umweltschonende<br />

Möglichkeit der Brandbekämpfung. Die<br />

Vorteile in der Sicherheit von Druckluftschaum-Löschsystemen<br />

sind, <strong>das</strong>s beim Innenangriff<br />

eine schnelle Abkühlung des<br />

Brandguts erlangt wird und somit ein Flash-<br />

Over verhindert werden kann, wodurch sich<br />

die Sicherheit für die Einsatzkräfte erhöht.<br />

Zudem können die Einsatzkräfte durch große<br />

Wurfweiten, einfache<br />

Bedienbarkeit sowie<br />

ein gutes Handling des<br />

Löschsystems genügend<br />

Abstand zum Brand einhalten.<br />

Auch wenn die<br />

Anschaffungskosten für<br />

ein Löschsystem dieser<br />

Art eine hohe Investition<br />

darstellen, können damit<br />

Brände schnell unter<br />

Kontrolle gebracht<br />

werden und somit die<br />

Schäden gering gehalten<br />

Straßentunnel Pörzberg<br />

Installation Hubschrauberlandeplatz<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 37


Katastrophenschutz<br />

Einsatz mobiles<br />

Löschsystem<br />

HLF 10 mit One Seven ®<br />

werden. Dieses erlaubt in der nachhaltigen<br />

Betrachtungsweise eine Kostenersparnis.<br />

Es handelt sich bei diesen Systemen um ein<br />

umweltfreundliches Löschverfahren, da für<br />

den Einsatz nur geringe Mengen Schaummittel<br />

und Wasser benötigt werden. Somit<br />

können große Anteile an Rauchemissionen<br />

und kontaminiertes Löschwasser vermieden<br />

werden.<br />

Besonderheiten<br />

Ausschlaggebend für die Effektivität des<br />

Druckluftschaums ist die einzigartige<br />

Schaumstruktur. Der homogene Schaum mit<br />

reproduzierbaren Eigenschaften bewirkt<br />

die besonderen Löscheffekte: besonders guter<br />

Kühleffekt, sehr gute Durchfeuchtungsfähigkeit<br />

und sehr gute Hafteigenschaften<br />

sowie hohe Wurfweiten mit bis zu 25 m.<br />

Für die Erzeugung von Druckluftschaum<br />

wird unter fest eingestellten Durchflüssen<br />

und Druckverhältnissen dem Wasser <strong>das</strong><br />

One Seven ® Schaummittel beigemischt. Die<br />

sehr geringen Zumischraten des Schaummittels<br />

liegen zwischen 0,3 % und 0,6 %.<br />

Dann erfolgen die Injektion der Luft und<br />

die Verschäumung des Wasser-Schaummittel-Gemisches<br />

in den Kompaktschaumerzeugern.<br />

Damit erfolgt die Erzeugung des<br />

Druckluftschaums bereits im Löschsystem<br />

und nicht erst beim Ausbringen des Löschmittels.<br />

Die Mischkammern sind damit für<br />

die besondere Schaumqualität verantwortlich<br />

und daher eine wesentliche Komponente<br />

des Löschsystems.<br />

Einsatzgebiete im Überblick:<br />

--Mobile Systeme<br />

Kommunal, Flughafen, Industrie,<br />

Waldbrand<br />

--Stationäre Systeme<br />

Straßentunnel, Hubschrauberlandeplätze,<br />

Industriebetriebe, Recyclingbetriebe,<br />

technische Anlagen und weitere<br />

Unternehmensvorstellung<br />

Das One Seven ® System wurde bereits Mitte<br />

der 1990er Jahre entwickelt. In den letzten<br />

Jahren wurden bereits über 1.500 mobile<br />

Systeme im internationalen Markt<br />

vertrieben sowie zahlreiche stationäre Systeme<br />

installiert. Die Produktion der Systeme<br />

erfolgt in der One Seven of Germany<br />

GmbH in Luckenwalde. Die One Seven of<br />

Germany GmbH gehört zu dem international<br />

tätigen Konzern Gimaex. In Deutschland<br />

wird Gimaex weiterhin durch die<br />

Gimaex-Schmitz GmbH in Wilnsdorf vertreten.<br />

Die Gimaex-Schmitz GmbH bietet mit<br />

den Produkten für Brandbekämpfung, Umweltschutz,<br />

Rettung, Kommunikation und<br />

Hubrettung <strong>das</strong> komplette Sortiment mobiler<br />

Feuerwehrtechnik an.


Logistik<br />

Sicherheit in der Lieferkette<br />

Marcus<br />

Hellmann<br />

Ein Thema der Zukunft für die Logistik und Unternehmen<br />

Das Thema Sicherheit in der Lieferkette<br />

wird künftig neben Themen wie Umweltund<br />

Energiemanagement ein zentrales<br />

Thema in der Logistik. Vorkommnisse<br />

wie die so genannte „Jemen Bombe“<br />

im Oktober 2010 zeigen, <strong>das</strong>s die Terroristen<br />

erkannt haben, welch labiles<br />

Konstrukt die Lieferkette ist und <strong>das</strong>s<br />

sie leicht und mit wenig Aufwand manipulierbar<br />

ist. Der weit verbreitete Glaube<br />

bzw. die Hoffnung darauf, <strong>das</strong>s die<br />

Bekämpfung des Terrorismus ein Thema<br />

der Regierungen sei, ist nicht mehr<br />

haltbar. Viele Standards, teils behördlich,<br />

teils durch die Wirtschaft, wurden<br />

geschaffen, aber wie passen sie zusammen?<br />

Wie stehen sie zueinander? Welcher<br />

Status ist für ein Unternehmen der<br />

richtige?<br />

Aktuelle Situation<br />

Auf Grund verschiedenster Ereignisse aus<br />

Politik und Wirtschaft sowie zum Schutz<br />

vor weltweitem Terrorismus wurden in den<br />

vergangenen zehn Jahren eine ganze Reihe<br />

von Gesetzen und Verordnungen erlassen,<br />

Sicherheitsstandards und neue Zertifizierungen<br />

definiert, die zu teils gravierenden<br />

Änderungen in der Lieferkette führen. Die<br />

verschiedenen globalen und regionalen Sicherheitsinitiativen<br />

z. B. seitens der Zollbehörden<br />

(AEO oder C-TPAT), in der Luftfracht<br />

(der bekannte Versender und reglementierte<br />

Beauftragte), allgemein in der Logistik<br />

(TAPA oder ISO 28000) oder in der maritimen<br />

Welt (ISPS, CSI) belegen den eindeutigen<br />

und nicht mehr weg zu diskutierenden<br />

Trend hin zu mehr Sicherheit in der<br />

Lieferkette.<br />

Warum Sicherheit in der Lieferkette?<br />

Die globale Lieferkette ist die <strong>Leben</strong>sader<br />

der Wirtschaft und aus heutiger Sicht betrachtet,<br />

ein sehr labiles Konstrukt mit<br />

Millionen offener Zugänge. Wie labil die<br />

Lieferkette ist, zeigte der Ausbruch des isländischen<br />

Vulkans „Eyjafjallajökull“ im<br />

Frühjahr 2010. In diesem Fall zwar „nur“<br />

ein natürliches Ereignis, aber eines, dessen<br />

Resultate durchaus auch durch einen terroristischen<br />

Anschlag verursacht werden<br />

könnten.<br />

Es ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Terroristen<br />

nicht mehr nur die großen, medienwirksamen<br />

Anschläge wie 9/11 planen,<br />

sondern viel mehr die Politik der „1.000-Nadelstiche“<br />

verfolgen. Eines der kommunizierten<br />

Ziele von Terrororganisationen wie<br />

Al Kaida ist es, die westliche Welt in ihren<br />

Prozessen zu lähmen und somit „auszubluten“.<br />

Die Lieferkette ist ein geeignetes Element,<br />

dieses Ziel zu erreichen.<br />

In den Gremien der EU-Kommission sowie<br />

in anderen Staaten und der Wirtschaft<br />

selbst werden daher permanent Konzepte<br />

zur Umsetzung sicherer Lieferketten im internationalen<br />

Handel diskutiert und vorbereitet.<br />

Diese zielen sowohl auf die vollständige<br />

Sicherung aller Landverkehre als auch<br />

auf die Sicherung der Vor- und Nachläufe aller<br />

Seeverkehre hin.<br />

Daraus lässt sich ableiten, <strong>das</strong>s Unternehmen,<br />

die sich nicht mit den vorhandenen<br />

und künftigen Sicherheitsanforderungen internationaler<br />

Lieferketten beschäftigen und<br />

die zur Teilnahme erforderlichen Zertifikate,<br />

Sicherheitsprogramme und -einrichtungen<br />

nicht nachweisen können, künftig als unsichere<br />

Partner in der internationalen Lieferkette<br />

angesehen werden.<br />

Ihre Waren müssen zusätzlichen Kontrollen<br />

unterzogen werden, was immer mit<br />

zusätzlichen Kosten und möglicherweise<br />

Zeitverlust verbunden sein wird. Zudem<br />

droht die Gefahr, <strong>das</strong>s die Waren beim Öffnen<br />

durch Dritte beschädigt oder qualitativ<br />

beeinträchtigt werden können, was bis<br />

zum Totalverlust führen kann. Solche Schäden<br />

hat dann ausschließlich <strong>das</strong> versendende<br />

Unternehmen zu tragen, was sich aktuell<br />

z. B. dadurch äußert, <strong>das</strong>s Unternehmen,<br />

die nicht als bekannter Versender für Luftfracht<br />

zugelassen sind, ihre Ware nur dann<br />

an einen Spediteur/Transporteur übergeben<br />

können, wenn sie diesem eine Enthaftungserklärung<br />

unterschreiben und damit von allen<br />

Schadensersatzansprüchen aufgrund<br />

von Kontrollen freistellen.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 39


Logistik<br />

Versicherungskonzerne und Ministerien<br />

weisen darauf hin (www.hdi-gerling.de),<br />

<strong>das</strong>s jährlich rund 200.000 Transporte von<br />

Frachtdiebstählen betroffen sind, Tendenz<br />

steigend. Zugleich werden bis zum Jahr<br />

2025 die Transportmengen um 27 % steigen<br />

und der Durchschnittswert je transportierter<br />

Ware pro Tonne um 53 % zunehmen.<br />

Es fehlt an sicheren Parkplätzen und Fahrzeugen,<br />

geschulten Fahrern und umfassenden<br />

Sicherheitskonzepten. Zudem werden<br />

Frachten immer häufiger auf anonymen<br />

Plattformen angeboten und innerhalb der<br />

Lieferkette an völlig unbekannte Transporteure<br />

zu Dumpingpreisen weitergereicht.<br />

Konsequenzen sind immer häufiger gestohlene<br />

Ladungen, entführte oder verletzte<br />

Fahrer bis hin zu gestohlenen Fahrzeugen.<br />

Sicherheit wird global<br />

Die im Jahr 2009 gestarteten Gespräche<br />

zwischen der EU und den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika hinsichtlich der gegenseitigen<br />

Anerkennungen der jeweiligen Zoll-<br />

Sicherheitsinitiativen auf Basis des WCO<br />

SAFE-Frameworks sind erfolgreich abgeschlossen<br />

worden. Mit Wirkung zum 1. Juli<br />

2012 erkennen die USA den europäischen<br />

Status AEO F (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter)<br />

als Gegenstück zum US C-TPAT-<br />

Verfahren an.<br />

Mit anderen Ländern wie z. B. Japan oder<br />

Schweiz gelten diese Anerkennungen des<br />

AEO schon seit längerem.<br />

Ebenfalls anerkannt wurden die Sicherheitsinitiativen<br />

in der Luftfracht zwischen<br />

der TSA und der EU-Kommission (in<br />

Deutschland der bekannte Versender). Unternehmen,<br />

die aktiv und erfolgreich an den<br />

Sicherheitsprogrammen teilnehmen, werden<br />

zukünftig die gewohnten Vereinfachungen<br />

beim Handel mit den USA aufrechterhalten<br />

können.<br />

Generell kann <strong>das</strong> Ziel einer sicheren Lieferkette<br />

nur erreicht werden, wenn es international<br />

möglichst vieler solcher Anerkennungen<br />

für alle Verkehrsträger geben wird.<br />

In Zeiten der Globalisierung ist dies unumgänglich,<br />

denn wie bereits erwähnt, sind die<br />

Lieferketten schon lange nicht mehr national<br />

begrenzt. Es wäre also fahrlässig, in diesem<br />

Umfeld die Internationalität außenvorzulassen.<br />

Die Anerkennungen des AEO und des<br />

bekannten Versenders werden vermutlich<br />

dazu führen, <strong>das</strong>s weitere Anerkennungen,<br />

z. B. mit asiatischen Ländern folgen werden.<br />

Die Gespräche dazu laufen.<br />

Die Standards/Programme im Überblick<br />

und Vergleich<br />

Im Folgenden werden einige für Europa/<br />

Deutschland wichtige Standards genauer<br />

vorgestellt, erläutert und in Verhältnis zueinander<br />

gesetzt.<br />

WCO SAFE-Framework of Standards<br />

Viele Sicherheitsprogramme, die im Umfeld<br />

von Zollaktivitäten umgesetzt wurden,<br />

basieren auf dem Grundlagenwerk der<br />

Weltzollorganisation (WCO). Es ist ein freiwilliger<br />

Sicherheitsstandard für Zoll und<br />

Wirtschaft.<br />

Das von der WCO herausgegebene SAFE Package<br />

enthält:<br />

--SAFE Framework<br />

--Integrated Supply Chain Management<br />

Guidelines<br />

--AEO Implementation Guide<br />

--AEO Compendium<br />

--Model AEO Appeal Procedures<br />

--AEO Benefits<br />

--Guidelines for Purchase<br />

--Deployment of Scanning/Imaging<br />

Equipment<br />

--SAFE Data Element Maintenance<br />

Mechanism<br />

--Trade Recovery Guidelines<br />

--FAQ für Small an Medium Enterprises<br />

Das SAFE-Framework enthält vier<br />

Kernelemente:<br />

--Elektronische Vorabinformation (advance<br />

electronic cargo information)<br />

--Risikomanagement (risk management)<br />

--Inspektionen im Abgangsland (outbound<br />

inspection of containers and cargo)<br />

--Unternehmenspartner-schaft und best<br />

practice (business partnership and best<br />

practices)<br />

die in 17 Standards zwischen<br />

--Zoll und Zoll<br />

--Zoll und Unternehmen<br />

aufgeteilt sind. Die Aufteilung soll die Anwendbarkeit<br />

erleichtern und eine schnellere<br />

Implementierung ermöglichen.<br />

Das Konzept der Zusammenarbeit<br />

40 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Logistik<br />

zwischen Zollorganisationen unterschiedlicher<br />

Länder enthält folgende Standards:<br />

--Integriertes Supply Chain Management<br />

--Ladungsinspektionen<br />

--Moderne Technologien bei Inspektionen<br />

--Risikomanagement-Systeme<br />

--Risiko-Fracht oder Container<br />

--Elektronische Vorabinformation<br />

--Kommunikation<br />

--Gemeinsame Bewertungsmaße<br />

--Sicherheitsbewertungen<br />

--Mitarbeiterintegrität<br />

--Export Sicherheitsinspektionen<br />

Die Maßnahmen zwischen Zoll und Unternehmen<br />

umfassen die Standards:<br />

--Partnerschaft<br />

--Sicherheit<br />

--Administrative Vorteile<br />

--Technologie<br />

--Kommunikation<br />

--Erleichterungen<br />

Entscheidend sind bei der Umsetzung des<br />

SAFE-Frameworks, wie bei anderen Normen<br />

und Standards auch, die Best Practices.<br />

Dabei schließt <strong>das</strong> Programm neben den<br />

in der EU bekannten AEO-Elementen auch<br />

Teile der amerikanischen Programme CSI<br />

(Container <strong>Security</strong> Initiative) und C-TPAT<br />

ein. Als Best Practises haben sich etabliert:<br />

--Eine ordnungsgemäße Führung der<br />

Geschäftsbücher<br />

--Ausreichende Liquidität<br />

--Korrekte Zusammenarbeite/Kommunikation<br />

mit den Behörden (z. B. Zoll)<br />

--SCM-Sicherheitsmaßnahmen innerhalb<br />

der Lieferkette<br />

--Einfache und überschaubare Verfahren<br />

und Abläufe<br />

--Gezielte Personalauswahl, -überprüfung<br />

und -schulung<br />

--Elektronischer und sicherer Datenaustausch<br />

mit Behörden und Partnern<br />

--Sicherheit der Liegenschaften, Waren<br />

und Fracht<br />

--Transportsicherheit<br />

--Integration der Handelspartner in die<br />

Sicherheitskonzeption<br />

Der Authorised Economic Operator<br />

(AEO)<br />

Der AEO basiert in seinen Grundlagen auf<br />

der VO (EG) Nr. 648/2005 sowie der Durchführungsverordnung<br />

(ZK DVO) VO (EG) Nr.<br />

1875/2006. Ziel ist es, die Sicherheit in der<br />

internationalen Lieferkette, insbesondere in<br />

Bezug auf zollrelevante Aspekte, zu gewährleisten.<br />

Integriert wurden aber auch physische<br />

Sicherheitsaspekte.<br />

„Die zunehmende Globalisierung und<br />

die veränderte internationale Sicherheitslage<br />

haben die Weltzollorganisation (WZO)<br />

veranlasst, mit einem „Framework of Standard<br />

to Secure and Facilitate Global Trade“<br />

(SAFE) weltweite Rahmenbedingungen für<br />

ein modernes effektives Risikomanagement<br />

in den Zollverwaltungen zu schaffen.“ (Quelle:<br />

TAXUD 2006/1450, Leitlinie Zugelassene<br />

Wirtschaftsbeteiligte, Seite 8)<br />

Dazu sollen vorhandene andere Programme<br />

zur Sicherheit in der Lieferkette berücksichtigt<br />

werden.<br />

„Weitere Standards, die bei der Ausarbeitung<br />

der AEO-Sicherheitsanforderungen<br />

geprüft und nach Möglichkeit berücksichtigt<br />

wurden, sind <strong>das</strong> Rahmenabkommen,<br />

<strong>das</strong> die Weltzollorganisation zur Sicherung<br />

des Welthandels (WCO-SAFE) geschlossen<br />

hat, sowie vorhandene Sicherheitsstandards<br />

für den See- und Luftverkehr und<br />

der ISO/PAS Standard 28001.“ (Quelle: TA-<br />

XUD 2006/1450, Leitlinie Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte,<br />

Seite 8)<br />

Der AEO zielt darauf ab, möglichst die<br />

gesamte Supply Chain inkl. aller am Prozess<br />

beteiligten Partner als sicher einstufen<br />

zu können. Das kann entweder dadurch geschehen,<br />

<strong>das</strong>s alle Prozessbeteiligten über<br />

eine eigene Zertifizierung verfügen oder<br />

Frachtröntgenanlage<br />

(Quelle: a.hartrodt<br />

(GmbH & Co) KG)<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 41


Logistik<br />

solche Partner, die nicht eigenständig zertifiziert<br />

sind, von sicheren AEO-Partnern über<br />

Sicherheitserklärungen anerkannt und regelmäßig<br />

überprüft werden.<br />

Der AEO selbst wird in die drei Varianten<br />

unterteilt:<br />

C = zollrechtliche Vereinfachungen<br />

S = Sicherheit<br />

F = zollrechtliche Vereinfachungen/Sicher<br />

heit (Full).<br />

Problematik des AEO-C<br />

Es ist insbesondere zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s<br />

der Status C ausschließlich die zollrelevanten<br />

Prozesse betrachtet und bewertet und<br />

somit als Sicherheitsstatus im Hinblick auf<br />

physische Sicherheit keinerlei Relevanz hat.<br />

Er erleichtert den Unternehmen ausschließlich<br />

den Umgang mit der zuständigen Zollverwaltung<br />

(und andersherum) und wird,<br />

auch weil die Umsetzung für die meisten<br />

Unternehmen am leichtesten realisierbar ist,<br />

gern als „AEO light“ bezeichnet. In jedem<br />

Fall spielt der AEO-C bei internationalen Sicherheitsbetrachtungen<br />

keinerlei Rolle.<br />

Internationale Betrachtung<br />

Im Umfeld von übergreifenden Sicherheitsinitiativen<br />

wird, wenn überhaupt, nur der<br />

Status AEO F (ggf. S) anerkannt. Bezeichnend<br />

ist, <strong>das</strong>s in den Hinweisen der Leitlinien<br />

im Kapitel 5 unter dem Punkt „Verweis<br />

auf international anerkannte Normen“ häufig<br />

auf die Sicherheitsstandards der ISO<br />

28000/28001, 9001, 27001 sowie spezieller<br />

Sicherheitsprogramme, wie CSI, ISPS oder<br />

TAPA, verwiesen wird.<br />

Hieran wird deutlich, <strong>das</strong>s dem EU-Arbeitskreis<br />

bei der Entwicklung der Verordnung<br />

durchaus daran gelegen war, vorhandene<br />

Normen und Sicherheitsinitiativen<br />

aufzugreifen und zu integrieren. Dies hätte<br />

auch eine EU-Verordnung zur Sicherheit<br />

in der Lieferkette sein können, welche dem<br />

Rat als Vorschlag der Kommission unter der<br />

Kennzeichnung KOM(2006)79 vorlag. Ziel<br />

der Verordnung war die „Verbesserung der<br />

Sicherheit des gewerblichen Güterverkehrs<br />

zu Land und in der Binnenschifffahrt innerhalb<br />

der EU zum Schutz vor terroristischen<br />

Anschlägen“. Diese Verordnung kam letztlich<br />

nicht zur Umsetzung, weil sie zwei wesentliche<br />

Schwachstellen im Konzept hatte:<br />

1. Die EU besitzt keine Regelungskompetenz<br />

für die VO.<br />

2. Die Umsetzung der Maßnahmen beruhte<br />

auf Freiwilligkeit und war damit nicht wirklich<br />

geeignet, die Sicherheit in der Lieferkette<br />

zu erhöhen.<br />

In seinen Grundsätzen hatte der Entwurf<br />

viele Elemente zum Inhalt, die auch in der<br />

2006 veröffentlichten ISO 28000 und 28001<br />

zum Tragen kommen.<br />

Bestehende Anerkennungen des AEO<br />

mit Sicherheitsprogrammen auf Basis des<br />

WCO-SAFE-Frameworks anderer Länder,<br />

z. B. dem der Schweiz, Japans oder der USA,<br />

können hinsichtlich der Sicherheitsstandards<br />

nur auf den Status S oder F aufbauen.<br />

Sicherheitsanforderungen des AEO-S<br />

Betrachtet man nun die Sicherheitsanforderungen<br />

des Kapitels 5 des Selbstbewertungsfragebogens<br />

zum AEO, werden<br />

diese in folgende Bereiche aufgeteilt:<br />

--Allgemeine Anforderungen zur Organisation<br />

und den Kontrollverfahren (2 Fragen)<br />

--Zutritt zum Firmengelände (5 Fragen)<br />

--Physische Sicherheit auf dem Firmengelände<br />

und bei den Gebäuden (Tore,<br />

Schließsysteme, Beleuchtung, Zäune,<br />

etc.) – (8 Fragen)<br />

--Ladeeinheiten (5 Fragen)<br />

--Beförderungsmittel (1 Frage)<br />

--Nichtfiskalische Anforderungen (2<br />

Fragen)<br />

--Eingehende Waren (6 Fragen)<br />

--Lagerung von Waren (4 Fragen)<br />

--Fertigung (4 Fragen)<br />

--Verladung von Waren (6 Fragen)<br />

--Sicherheitsanforderungen an die Handelspartner<br />

(3 Fragen)<br />

--Personalbezogene Sicherheitsaspekte (3<br />

Fragen)<br />

--Externe Dienstleistungen (1 Frage)<br />

Insgesamt muss <strong>das</strong> Unternehmen nachweisen,<br />

<strong>das</strong>s und wie es die o. g. Punkte umsetzt<br />

und die zugehörigen Verfahren dokumentiert<br />

hat und überprüft. Vieles davon<br />

ähnelt oder gleicht den Inhalten der ISO<br />

28001, und auch die Dokumentation und die<br />

Validierungspflichten sind ähnlich.<br />

Insofern kann man viel eher den Schluss<br />

ziehen, <strong>das</strong>s die Umsetzung des AEO F eine<br />

gute Vorbereitung auf die ISO 28001 ist<br />

oder <strong>das</strong>s Unternehmen, die im Besitz der<br />

ISO 28001 sind, im Bereich des Kapitels<br />

5 des AEO-Fragebogens mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

keine Defizite oder zusätzliche<br />

Anforderungen haben werden.<br />

42 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Logistik<br />

Customs Trade Partnership against Terrorism<br />

(C-TPAT)<br />

Customs Trade Partnership Against Terrorism<br />

(C-TPAT) ist ein freiwilliges Partnerschaftsprogramm<br />

zwischen dem US-Zoll<br />

(Customs and Border Protection, CBP) und<br />

der privaten Wirtschaft. Dabei haben die<br />

Unternehmen auf freiwilliger Basis die Möglichkeit,<br />

ihre unternehmensinternen Sicherheitsmaßnahmen<br />

durch CBP prüfen und bewerten<br />

zu lassen. C-TPAT ist also in erster<br />

Linie ein Sicherheitsprogramm für amerikanische<br />

Unternehmen.<br />

Grundlage der Überprüfung ist eine<br />

Selbstvalidierung der Unternehmen. Dazu<br />

hält CBP unterschiedliche Validierungschecklisten<br />

für Hersteller, Lagerhalter, Spediteure<br />

oder Importeure bereit.<br />

Antrieb zur Selbstvalidierung und damit<br />

Teilnahme am Verfahren sind auf der einen<br />

Seite erhoffte Vereinfachungen (insbesondere<br />

schnellere Abwicklung) bei der Einfuhr<br />

von Waren in die und auf der anderen Seite<br />

Anfragen oder Vorgaben durch Geschäftspartner<br />

innerhalb der sicheren Lieferkette.<br />

Firmen außerhalb der USA sind nur in<br />

seltenen Fällen eigenständige Teilnehmer<br />

des Verfahrens. Sie wurden und werden<br />

aber noch immer als ausländische Hersteller<br />

oder Transporteure in <strong>das</strong> Programm<br />

einbezogen („business partner requirement“).<br />

Insofern werden sie jährlich aufgefordert,<br />

ein „self assessment“ bzw. „annual<br />

security profile review“ durchzuführen.<br />

Seit dem 1. Juli 2012 besteht die gegenseitige<br />

Anerkennung (http://eur-lex.europa.<br />

eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:201<br />

2:144:0044:0047:DE:PDF) der Status AEO<br />

S/F und C-TPAT zwischen den USA und der<br />

EU. Die EU-Firmen müssen sich, wenn sie<br />

von der Anerkennung profitieren wollen,<br />

in den USA registrieren, damit die amerikanische<br />

Risikoanalyse, welche auf Basis<br />

der „Manufacturer’s Identification Number“<br />

(MID) arbeitet, mit der „Economic Operators’<br />

Registration and Identification Number“<br />

(EORI-Nummer) verknüpft wird. Zur<br />

Registrierung hat CBP eine entsprechende<br />

Webseite eingerichtet:<br />

https://mrctpat.cbp.dhs.gov<br />

Was enthält nun ein solcher Selbstbewertungsfragebogen?<br />

Am Beispiel des Fragebogens für<br />

Hersteller kann dies verdeutlicht werden:<br />

--<strong>Security</strong> Management System (13 Fragen)<br />

--Physical <strong>Security</strong> and Access Controls (27<br />

Fragen)<br />

--Human Ressources, Education & Awareness<br />

(10 Fragen)<br />

--Container <strong>Security</strong> (9 Fragen)<br />

--Procedural, Documentation Processing,<br />

Manifest and Information <strong>Security</strong> (9<br />

Fragen)<br />

--Shipping and Receiving (14 Fragen)<br />

Viele der abverlangten Informationen haben<br />

eine hohe Übereinstimmung mit den<br />

Anforderungen und Fragen aus dem Teil 5<br />

der AEO-Selbstbewertung. Allerdings werden<br />

im Rahmen der C-TPAT-Selbstbewertung<br />

zahlreiche Details genauer erfragt und<br />

vorgegeben. Zudem wird eine Dokumentation<br />

nahezu aller Prozesse erfragt und<br />

abgefordert.<br />

Die Praxis zeigt, <strong>das</strong>s Unternehmen, die<br />

bereits mehrfach an einer C-TPAT-Selbstvalidierung<br />

teilgenommen haben, die meisten<br />

Anforderungen des Kapitels 5 des deutschen<br />

AEO-Selbstbewertungsfragebogens<br />

bereits erfüllen. Insofern ergeben sich hohe<br />

Synergien bei der Teilnahme an beiden Verfahren,<br />

sofern die Dokumentation entsprechend<br />

aufbereitet wurde.<br />

Erschwerend kommt bei C-TPAT allerdings<br />

hinzu, <strong>das</strong>s eine Beantwortung und<br />

Dokumentation in englischer Sprache erforderlich<br />

ist. Diese liegt in vielen deutschen<br />

Unternehmen nicht vor und muss ggf. erst<br />

erstellt/übersetzt werden. In diesen Fällen<br />

ist besonderes Augenmerk darauf zu legen,<br />

<strong>das</strong>s auch die kontinuierliche Pflege und<br />

Weiterentwicklung der betroffenen Dokumente<br />

zweisprachig erfolgt.<br />

Der bekannte Versender (bV)<br />

Der bV basiert auf der VO (EG) Nr. 300/2008<br />

sowie der Durchführungsverordnung VO<br />

(EU) Nr. 185/2010 und mehreren Ergänzungsverordnungen.<br />

Abgelöst wird damit<br />

die Vorgängerverordnung VO (EG) Nr.<br />

2320/2002, welche nach den Anschlägen<br />

des 11. September 2001 zur Schaffung von<br />

mehr Sicherheit ins <strong>Leben</strong> gerufen wurde.<br />

Das Anliegen der Verordnung wird in<br />

deren Erläuterung/Einleitung beschrieben:<br />

„zum Schutz von Personen und Gütern in<br />

der Europäischen Union sollten unrechtmäßige<br />

Eingriffe im Zusammenhang mit<br />

Zivilluftfahrzeugen, die die Sicherheit der<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 43


Logistik<br />

Warenumschlag<br />

Zivilluftfahrt gefährden, durch die Festlegung<br />

gemeinsamer Vorschriften für die Gefahrenabwehr<br />

in der Zivilluftfahrt verhindert<br />

werden“ (Quelle: VO (EG) Nr. 300/2008).<br />

Beim AEO, Teil 5, ist die allgemeine<br />

Grundsicherheit des Unternehmens ein<br />

wichtiger Punkt. Es soll niemand unkontrolliert<br />

ins Unternehmen gelangen, Ware soll<br />

nicht allgemein zugänglich im Freien gelagert<br />

werden, Handwerker und Dienstleister<br />

sind zu begleiten und zu beaufsichtigen,<br />

und die Mitarbeiter gegen die EU-Sanktionslisten<br />

zu prüfen. Die einzelnen Prozesse<br />

sollen so dokumentiert und abgesichert sein,<br />

<strong>das</strong>s Manipulation und Fehler ausgeschlossen<br />

werden können.<br />

Tiefergehende Details zur Verpackung<br />

und Lagerung von Waren regelt der AEO<br />

allerdings nicht. Er stellt auch keine erhöhten<br />

Zuverlässigkeitsanforderungen an einzelne<br />

Mitarbeiter und macht keine Schulungsvorgaben<br />

in Bezug auf <strong>Security</strong> für <strong>das</strong><br />

Personal. Zudem wird beim AEO keine Unterscheidung<br />

in der Behandlung von Waren<br />

unterschiedlicher Versandarten gemacht.<br />

Sicherheitsanforderungen des bV<br />

In genau diesen Punkten liegt der wesentliche<br />

Unterschied zum bV. Dieser fordert<br />

ausschließlich bezogen auf die Abfertigung<br />

von Luftfracht deutlich höhere Sicherheitsanforderungen<br />

als der AEO. Dies greift ab<br />

dem Punkt, an dem Luftfracht zum ersten<br />

Mal im Unternehmen identifiziert wird, z. B.<br />

durch die Festlegung der Versandart auf der<br />

Kundenauftragsbestätigung, dem Lieferschein<br />

oder der Rechnung.<br />

Von dem Moment an müssen alle Personen,<br />

die Kenntnis von der Luftfrachtbestimmung<br />

und Zugang zur Ware haben zuverlässigkeitsüberprüft<br />

und vier Stunden<br />

geschult sein (nach Kap. 11.2.3.9. VO (EU)<br />

Nr. 185/2010).<br />

Alle anderen Personen des Unternehmens<br />

sowie alle Betriebsfremden dürfen<br />

sich nur in Begleitung und unter Aufsicht<br />

von zuverlässigem und geschultem Personal<br />

im Umfeld der Ware aufhalten.<br />

Luftfracht muss so verpackt werden, <strong>das</strong>s<br />

eine spätere Manipulation ausgeschlossen<br />

bzw. erkannt werden kann. Dazu zählt z. B.<br />

<strong>das</strong> „flachenbündige Verkleben“ von Kartons,<br />

<strong>das</strong> Einschrumpfen in Folie, der Einsatz<br />

von Siegeln, Plomben oder spezieller<br />

Sicherheitsklebebänder. Identifizierte und<br />

verpackte Luftfracht muss bis zur Abholung<br />

separat gelagert und gegen unbefugten Zugriff<br />

wirksam verschlossen werden, z. B.<br />

durch einen Gitterverschlag oder einen separaten,<br />

verschlossenen Lagerraum.<br />

Die Abholung der Luftfracht darf nur<br />

von sicheren Spediteuren/Transporteuren<br />

durchgeführt werden. Dies ist vom Versender<br />

vor der Beauftragung zu prüfen und<br />

zu dokumentieren. Die Abholung ist ebenfalls<br />

zu dokumentieren. Dabei müssen der<br />

Fahrer und <strong>das</strong> Fahrzeug eindeutig identifiziert<br />

werden und der Versender hat sicherzustellen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Fahrzeug verschlossen<br />

(Schloss, Siegel, Plombe) <strong>das</strong> Gelände<br />

verlässt.<br />

Ausnahme: „Nur-Fracht-Flugzeuge“<br />

beim AEO S/F<br />

Einzige Ausnahme derzeit ist die Versendung<br />

von Fracht auf Nur-Fracht-Flugzeugen<br />

als geschäftlicher Versender. Hier reicht ein<br />

AEO S/F-Zertifikat als Sicherheitsnachweis<br />

aus, und die Fracht darf ohne weitere Kontrollen<br />

in <strong>das</strong> Luftfahrzeug verladen werden.<br />

Damit entspricht die Umsetzung des<br />

geschäftlichen Versenders weitgehend der<br />

bisherigen Praxis der bV gem. VO (EG) Nr.<br />

2320/2002.<br />

In der Praxis wird dieser Zustand derzeit<br />

nur von wenigen Firmen angestrebt, da zum<br />

einen nur begrenzt Kapazitäten auf reinen<br />

Frachtflugzeugen zur Verfügung stehen und<br />

zum anderen die Disposition für die Luftfrachtspediteure<br />

weniger flexibel ist, was<br />

zu längeren Wartezeiten und ggf. höheren<br />

44 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Logistik<br />

Kosten führen kann. Zudem können nicht<br />

alle Destinationen über reine Frachtflugzeuge<br />

erreicht werden.<br />

Alle Prozesse müssen in einem Sicherheitsplan<br />

dokumentiert werden. Dazu gehören<br />

auch Notfallpläne und Abstimmungen<br />

mit den lokalen Behörden. Im Rahmen eines<br />

internen Audits ist <strong>das</strong> gesamte Sicherheitsprogramm<br />

mit allen Prozessen mindestens<br />

einmal jährlich intern zu auditieren, ähnlich<br />

wie bei einem ISO-Audit.<br />

Dokumentation des<br />

Sicherheitsprogramms<br />

Ein Sicherheitsprogramm enthält mindestens:<br />

--Beschreibung der Unternehmensstruktur,<br />

Betriebsstätten und Kontaktdaten sowie<br />

der Verantwortlichkeiten<br />

--Beschreibung der Tätigkeit des<br />

Unternehmens<br />

--Beschreibung der internen Qualitätskontrollen,<br />

der baulichen Gegebenheiten<br />

sowie der Zutritts- und Sicherungs-/<br />

Alarmmaßnahmen<br />

--Darstellung der Personalpolitik (Personalauswahl,<br />

Personalüberprüfung und<br />

-schulung)<br />

--Beschreibung des Umgangs mit<br />

Dienstleistern<br />

--Beschreibung der Luftfrachtabwicklung<br />

von der Entstehung über die Lagerung<br />

bis zum Versand inkl. der getroffenen<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

--Beschreibung der Kontrollmechanismen<br />

und -maßnahmen<br />

--Darstellung des Ablaufs bei Pro-blemen<br />

--Darstellung der Dokumentation und Anlagen<br />

des Antrags<br />

Es kann sehr hilfreich sein, ein solches Sicherheitsprogramm<br />

mit geeigneten EDV-<br />

Tools zu erstellen und zu verwalten, die<br />

dann auch <strong>das</strong> kontinuierliche Monitoring<br />

erleichtern.<br />

Warum die Detailtiefe beim bV?<br />

Vergleicht man die Sicherheitsanforderungen<br />

des AEO mit denen des bV wird deutlich,<br />

<strong>das</strong>s der bV erheblich mehr in der Tiefe,<br />

aber weniger in der Breite, der Sicherheitsanforderungen<br />

verlangt. Damit kann ein Unternehmen,<br />

<strong>das</strong>s AEO F zertifiziert ist, nicht<br />

automatisch als bV zugelassen werden und<br />

umgekehrt. Unternehmen, die AEO F zertifiziert<br />

sind, erfüllen aber viele grundsätzliche<br />

Sicherheitsanforderungen und tun sich<br />

i. d. R. mit der bV-Zulassung erheblich leichter,<br />

da bei ihnen <strong>das</strong> Sicherheitsempfinden<br />

schon deutlich besser ausgeprägt ist.<br />

Hintergrund der erheblich höheren Sicherheitsanforderungen<br />

in der Luftfracht<br />

ist die Tatsache, <strong>das</strong>s bis zu 80 % der Fracht<br />

in Passagiermaschinen geflogen wird. Um<br />

ein Flugzeug zu gefährden oder abstürzen<br />

zu lassen, genügt die Menge von 100-150<br />

Gramm modernen Sprengstoffs, was ungefähr<br />

der Größe eines Handys entspricht.<br />

Ziel ist zu verhindern, <strong>das</strong>s solche und ähnliche<br />

Gegenstände verbotenerweise in die<br />

Luftfracht und damit an Bord von Luftfahrzeugen<br />

gebracht werden.<br />

Eine bV-Zulassung reicht andersherum<br />

für die AEO F-Zulassung nicht aus, da viele<br />

allgemeine Aspekte beim bV nicht zwingend<br />

berücksichtig werden müssen.<br />

Beiden Programmen gemeinsam ist allerdings,<br />

<strong>das</strong>s die dokumentierten Maßnahmen<br />

regelmäßig überprüft werden<br />

müssen (Audit/Monitoring) und<br />

<strong>das</strong>s die Mitarbeiter und Partner zuverlässig<br />

sein müssen (Sanktionslisten/<br />

Zuverlässigkeitsüberprüfung).<br />

Transported Asset Protection Association<br />

(TAPA)<br />

Transported Asset Protection Association<br />

(TAPA) ist ein einzigartiger Zusammenschluss<br />

von internationalen Herstellern, Logistikdienstleistern,<br />

Frachtunternehmen,<br />

Strafverfolgungsbehörden und anderen Beteiligten<br />

mit dem gemeinsamen Ziel, Verluste<br />

in der internationalen Lieferkette zu reduzieren.<br />

(vgl. www.tapaemea.com).<br />

Das TAPA-Netzwerk vereint derzeit rund<br />

600 Mitglieder (Hersteller, Lagerhalter und<br />

Transporteure) in den Regionen EMEA, USA<br />

und ASIA mit einem jährlichen Umsatz von<br />

rund 900 Mrd. US-Dollar.<br />

Existierende Sicherheitsstandards reichten<br />

den Gründungsmitgliedern nicht aus.<br />

Hinzu kam, <strong>das</strong>s Standards in ihrer Auslegung<br />

oft unterschiedlich interpretiert wurden<br />

und damit sehr oft erst im Schadensfall<br />

die unterschiedlichen Erwartungen deutlich<br />

wurden. Neben klaren Sicherheitsanforderungen<br />

versucht TAPA auch eine klare<br />

Vertragsgrundlage zu schaffen – jeder Beteiligte<br />

soll eindeutig wissen, was von ihm<br />

gefordert wird bzw. was er erwarten kann.<br />

TAPA unterscheidet derzeit drei verschiedene<br />

aktive Standards:<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 45


Logistik<br />

--FSR (Freight <strong>Security</strong> Requirements)<br />

(seit 2006 zertifizierbar)<br />

--TSR (Truck oder Trucking <strong>Security</strong> Requirements)<br />

(seit 2012 zertifizierbar)<br />

--TACSS (TAPA Air Cargo <strong>Security</strong> Standards)<br />

(seit 2012 zertifizierbar)<br />

Damit können die Lieferkettenelemente<br />

Herstellung und Lagerhaltung, Transport<br />

und Umschlag am Flughafen sicher abgedeckt<br />

werden. Was derzeit noch fehlt, sind<br />

Rastplätze, auf denen die LKW-Fahrer in absolut<br />

sicherer Umgebung übernachten können.<br />

Derzeit sind nach Auskunft von Versicherungskonzernen<br />

und Ministerien jährlich<br />

rund 200.000 Transporte von Frachtdiebstählen<br />

betroffen – die meisten wurden verübt,<br />

während die LKW-Fahrer ihre Ruhezeiten<br />

auf völlig überfüllten und ungesicherten<br />

Parkplätzen einhielten.<br />

TAPA reagiert derzeit darauf und bereitet<br />

den vierten Standard PSR (Parking <strong>Security</strong><br />

Requirements) vor. Eine Umsetzung wird<br />

aber frühestens in 2013 erfolgen können.<br />

TAPA arbeitet mit ESPORG (European Secure<br />

Parking Organisation, www.esporg.eu)<br />

zusammen, die bereits in der Umsetzung sicherer<br />

Parkplatzkonzepte in Europa ist. 33<br />

Parkplätze wurden bereits als sichere Parkplätze<br />

in Europa zertifiziert, vier davon in<br />

Deutschland.<br />

Die Umsetzung eines TAPA-Standards<br />

basiert auf einer Selbstbewertung, die dann<br />

durch einen der unabhängigen und zugelassenen<br />

Zertifizierer Lloyd‘s Register Quality<br />

Assurance, SGS TAPA EMEA Centre, TÜV<br />

Rheinland Cert GmbH, Germanischer Lloyd<br />

SE, DNV Certification B.V. oder Bureau Veritas<br />

Head Office vor Ort überprüft und bestätigt<br />

wird. Ein TAPA-Status ist jährlich<br />

in Form einer Selbstbewertung zu validieren<br />

und die Ergebnisse sind dem Zertifizierer<br />

mitzuteilen. Dieser entscheidet, ob ggf.<br />

eine zusätzliche Validierung vor Ort zur Aufrechterhaltung<br />

des Zertifikates erforderlich<br />

ist. Im Turnus von drei Jahren erfolgt die<br />

generelle Überprüfung und Neubewertung<br />

durch den Zertifizierer.<br />

Der Standard TAPA FSR hat die größte<br />

Übereinstimmung mit den AEO-, bV- und<br />

C-TPAT-Anforderungen. Er existiert in drei<br />

Qualitätsstufen (A, B, C). Zur Umsetzung<br />

gehört ein Kriterien-/Fragenkatalog mit folgenden<br />

Inhalten:<br />

--Perimeter <strong>Security</strong> (14 Fragen)<br />

--Access Control Office Areas (3 Fragen)<br />

--Facility Dock/Warehouse (8 Fragen)<br />

--<strong>Security</strong> Systems (11 Fragen)<br />

--<strong>Security</strong> Procedures (26 Fragen)<br />

--Standard Truck <strong>Security</strong> Requirements (9<br />

Fragen)<br />

--Pre-Alerts (2 Fragen)<br />

--Enhanced <strong>Security</strong> Requirements (5<br />

Fragen)<br />

Jede Anforderung wird mit 0-2 Punkten bewertet.<br />

Um die Stufe A erreichen zu können,<br />

müssen 100 % der möglichen Punkte<br />

erreicht und 25 Mindestanforderungen erfüllt<br />

werden. Für die Stufe B müssen 80 %<br />

erreicht und 22 Mindestanforderungen erfüllt<br />

werden. Für die Stufe C müssen 60 %<br />

erreicht und neun Mindestanforderungen<br />

erfüllt sein.<br />

Die TAPA-Anforderungen decken sich,<br />

bezogen auf die Stufe A, in hohem Maße<br />

mit den Sicherheitsanforderungen von AEO,<br />

bV und C-TPAT; sie gehen in einigen Fällen<br />

noch deutlich darüber hinaus und definieren<br />

viele Anforderungen und Details exakt<br />

(z. B. die Höhe des äußeren Zaunes oder die<br />

Anzahl der Bilder/Sekunde, die eine Kameraüberwachung<br />

mindestens haben muss,<br />

damit die Bilder später auch tatsächlich ausgewertet<br />

werden können. Insofern ist die<br />

Erfüllung der Anforderungen für Unternehmen<br />

nicht leicht – eine Vergleichbarkeit der<br />

Ergebnisse und damit eine sichere Vertragsgrundlage<br />

ist in jedem Fall gegeben. Zudem<br />

wird ein größtmögliches Maß an Schutz vor<br />

Diebstahl, Manipulation und Beschädigung<br />

erreicht.<br />

ISO 28000 und 28001 – der Standard<br />

zur Sicherheit in der Lieferkette<br />

Ziel dieser ISO-Norm ist es, den Sicherheitsstandard<br />

der Unternehmen und damit die Sicherheit<br />

in den Lieferketten zu verbessern.<br />

Die Norm lässt sich auf alle Organisationsgrößen<br />

anwenden, von kleinen bis zu multinationalen,<br />

in der Produktion, in Dienstleistung,<br />

Lagerung oder Transport, und dies auf<br />

jeder Stufe der Produktion oder der Lieferkette,<br />

wenn Folgendes angestrebt wird:<br />

a) ein Sicherheitssystem aufbauen, umsetzen,<br />

aufrecht erhalten oder verbessern;<br />

b) die Konformität mit einem festgelegten<br />

Sicherheits-Management gewährleisten;<br />

c) diese Konformität nach außen<br />

nachweisen;<br />

d) <strong>das</strong> Sicherheits-Management durch<br />

einen akkreditierten Zertifizierer<br />

46 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Logistik<br />

zertifizieren lassen oder<br />

e) die Konformität mit diesem internationalen<br />

Standard selbst festlegen und erklären.<br />

(vgl. 1. Scope, der Norm)<br />

Die Organisation muss also ein wirksames<br />

Sicherheits-System einrichten, dokumentieren,<br />

umsetzen, aufrecht erhalten und ständig<br />

verbessern, um Sicherheits-Bedrohungen<br />

zu identifizieren, Risiken einzuschätzen<br />

und deren Konsequenzen zu kontrollieren<br />

und abzuschwächen.<br />

Inhalte der ISO 28001:<br />

4 Anwendungsbereich<br />

4.1 Anwendungsbericht<br />

4.2 Geschäftspartner<br />

4.3 International akzeptierte Zertifikate<br />

oder Bewilligungen<br />

4.4 von der Sicherheitserklärung befreite<br />

Geschäftspartner<br />

4.5 Sicherheitsbeurteilung von<br />

Geschäftspartnern<br />

5 Sicherheitsprozess der Lieferkette<br />

5.1 Allgemein<br />

5.2 Identifizierung des Umfangs der<br />

Sicherheitsbewertung<br />

5.3 Durchführung der<br />

Sicherheitsbewertung<br />

5.3.1 Beurteilung des Personals<br />

5.3.2 Bewertungsprozess<br />

5.4 Entwicklung des Plans zur<br />

Gefahrenabwehr<br />

5.5 Umsetzung des Gefahrenabwehrplans<br />

5.6 Dokumentation und Überwachung des<br />

Sicherheitsprozesses für die Lieferkette<br />

5.6.1 Allgemein<br />

5.6.2 Kontinuierliche Verbesserung<br />

5.7 Notwendige Maßnahmen nach einem<br />

Zwischenfall<br />

5.8 Schutz der Sicherheitsinformationen<br />

Outputs, die sich aus dieser Internationalen<br />

Norm ergeben, sind u. a.:<br />

--Definition/Erklärung zum Abdeckungsbereich,<br />

der durch den Plan zur Gefahrenabwehr<br />

abgedeckten Grenzen der Supply<br />

Chain.<br />

--Eine Sicherheitsbewertung, in der die<br />

Schwachstellen in der Lieferkette zu definierten<br />

Bedrohungsszenarien dokumentiert<br />

sind. Sie beschreibt auch die Auswirkungen,<br />

mit denen realerweise von jedem<br />

der potentiellen Bedrohungsszenarien<br />

auszugehen ist.<br />

--Einen Plan zur Gefahrenabwehr, der die<br />

vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen beschreibt,<br />

um die in der Sicherheitsbewertung<br />

identifizierten Bedrohungsszenarien<br />

zu kontrollieren.<br />

--Ein Trainingsprogramm, welches darlegt,<br />

wie Sicherheitskräfte geschult werden,<br />

damit sie ihre zugewiesenen sicherheitsrelevanten<br />

Aufgaben durchführen<br />

können.<br />

Risiko- und Kontinuitätsmanagement<br />

Die erforderliche Risikobewertung stellt<br />

den wesentlichen Unterschied zu allen anderen<br />

Sicherheitsprogrammen dar. Zur Erstellung<br />

eines Plans zur Gefahrenabwehr ist<br />

sie zwingend notwendig. Ein Unternehmen,<br />

<strong>das</strong>s diese Norm anwendet, muss<br />

--die Bedrohungen ermitteln (Bedrohungsszenarien)<br />

und<br />

--bestimmen, wie wahrscheinlich es ist,<br />

<strong>das</strong>s jedes durch die Sicherheitsbewertung<br />

identifizierte Bedrohungsszenario<br />

sich durch Zutun von Personen zu einem<br />

Sicherheitsvorfall entwickeln kann.<br />

Quelle: AOB GmbH<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 47


Logistik<br />

Einher mit dem Themenkomplex Risikomanagement<br />

geht immer auch <strong>das</strong> Thema<br />

Kontinuitätsmanagement. In der Vergangenheit<br />

wurden beide Bereiche im Hinblick<br />

auf Forderungen aus der Finanzwelt (Kon-<br />

TraG, BilMoG, Basel II, Solvency II oder Ma-<br />

RISK) sehr stark auf finanzielle Risiken und<br />

Sicherheitskriterien oder aber bezogen auf<br />

IT-Kontinuitätsmanagement (BS25999) im<br />

Hinblick auf IT-technische Notwendigkeiten<br />

bewertet.<br />

Ein erster Ansatz, diese Themen ineinander<br />

zu überführen und einen größer gewählten<br />

Rahmen des Risikomanagements umzusetzen,<br />

bildet die ONR 49000, die auch als<br />

Leitfaden zur Umsetzung der ISO 31000<br />

verstanden werden kann. Beide beschäftigen<br />

sich mit dem Risikomanagement als<br />

Kernthema. Die Frage, ob Kontinuitätsmanagement<br />

Teil des Risikomanagements ist<br />

oder eher als eigenständiges Konzept verstanden<br />

werden muss, ist dabei eine eher<br />

philosophische. Risikomanagement ohne<br />

eine Lösung zum Kontinuitätsmanagement<br />

ist in jedem Fall wenig zielführend.<br />

Problem der ISO 31000 ist, <strong>das</strong>s diese<br />

Norm zur internen Organisation und Optimierung<br />

vorgesehen ist, nicht aber zur<br />

neutralen Überprüfung durch eine akkreditierte<br />

Zertifizierungsstelle. Damit fehlt den<br />

anwendenden Firmen die Möglichkeit, die<br />

betriebliche umgesetzte Konformität zur<br />

Norm Kunden und Geschäftspartnern gegenüber<br />

nachzuweisen. Der wirtschaftliche<br />

Nutzen, geprägt durch eine entsprechende<br />

Außenwahrnehmung, ist daher eher gering.<br />

Ein neuer Versuch, die Komplexität des<br />

Risikomanagements in Verbindung mit dem<br />

Kontinuitätsmanagement und der Unternehmenssicherheit<br />

auf Basis einer ISO Norm<br />

abzubilden, ist die ISO 22301:2012. In diesem<br />

Fall eine Norm, die zur Zertifizierung<br />

durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle<br />

ausdrücklich vorgesehen ist.<br />

Inhalte der ISO 22301:2012:<br />

4 Kontext der Organisation<br />

4.1 Verständnis der Organisation und ihres<br />

Kontextes<br />

4.2 Verständnis der Notwendigkeiten und<br />

Erwartungen der Beteiligten<br />

4.3 Festlegen des Rahmens des<br />

Managementsystem<br />

4.4 System des betrieblichen<br />

Kontinuitätsmanagements<br />

5 Führung<br />

5.1 Allgemeines<br />

5.2 Pflicht des Managements<br />

5.3 Richtlinie<br />

5.4 Rollen, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten<br />

im Unternehmen<br />

6 Planung<br />

6.1 Maßnahmen zur Bearbeitung und Nutzung<br />

von Risiken bzw. Chancen<br />

6.2 Ziele des betrieblichen Kontinuitätsmanagements<br />

und Pläne, um diese zu<br />

erreichen<br />

7 Support<br />

7.1 Ressourcen<br />

7.2 Kompetenz<br />

7.3 Bewusstsein<br />

7.4 Kommunikation<br />

7.5 Dokumentierte Information<br />

8 Betrieb<br />

8.1 Betriebliche Planung und Kontrolle<br />

8.2 Geschäftsauswirkungsanalyse und<br />

Risikoeinschätzung<br />

8.3 Strategie für betriebliches<br />

Kontinuitätsmanagement<br />

8.4 Erstellen und Umsetzen von<br />

verfahren des betrieblichen<br />

Kontinuitätsmanagements<br />

8.5 Ausübung und Prüfung<br />

9 Leistungsbewertung<br />

9.1 Überwachung, Messung, Analyse und<br />

Bewertung<br />

9.2 Internes Audit<br />

9.3 Managementprüfung<br />

10 Verbesserung<br />

10.1 Nichteinhaltung und<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

10.2 Kontinuierliche Verbesserung<br />

Die Auflistung der wesentlichen Inhalte dieser<br />

Norm macht deutlich, <strong>das</strong>s ein Schwerpunkt<br />

auf den Komplex des Kontinuitätsmanagements<br />

gelegt wurde.<br />

Integriertes Managementsystem<br />

Betrachtet man nun all diese Anforderungen,<br />

Standards und Normen, stellt sich immer<br />

wieder die Frage, wie soll <strong>das</strong> im Unternehmen<br />

am besten umgesetzt werden. Das<br />

ganze muss einfach genug sein, damit die<br />

Mitarbeiter, von denen jedes System zum<br />

Großteil getragen wird, es auch noch verstehen<br />

und anwenden können.<br />

Auf der anderen Seite muss es vollständig<br />

sein, damit Audits durch Dritte erfolgreich<br />

absolviert werden können.<br />

Und letztlich muss es pflegbar sein und<br />

48 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Logistik<br />

bleiben, damit Doppelarbeit vermieden und<br />

der erforderliche Personal- und Ressourcenaufwand<br />

möglichst knapp gehalten werden<br />

kann.<br />

Sinnvolle Alternative zur separaten Umsetzung<br />

jedes einzelnen der hier beschriebenen<br />

Sicherheitsprogramme kann die<br />

Umsetzung der Anforderungen der ISO<br />

28000/28001 im Rahmen eines integrierten<br />

Managementsystems sein – dies schafft ein<br />

umfassendes und international anerkanntes<br />

Sicherheitsmanagementsystem (SMS), in<br />

<strong>das</strong> alle existierenden Sicherheitsanforderungen<br />

und auch alle künftigen Anforderungen<br />

sauber und mit minimalem Aufwand integriert<br />

werden können.<br />

Gerade Unternehmen, die sowohl AEO<br />

als auch bV werden wollen/müssen, z. B. als<br />

Zulieferer, da dies neuerdings immer häufiger<br />

eine Voraussetzung für die Auftragsvergabe<br />

durch große Unternehmen wird, ist die<br />

Beschäftigung mit der ISO 28000 bzw. ISO<br />

28001 zu empfehlen. Das nachfolgende Bild<br />

verdeutlicht die Zusammenhänge der Normen<br />

und Standards:<br />

Viele Sicherheitsprogramme basieren in<br />

wesentlichen Teilen auf den Standards der<br />

ISO 28001 und des SAFE-Frameworks. Wenig<br />

beachtet ist ebenfalls die Tatsache, <strong>das</strong>s<br />

in dem Standard der ISO 28001 ein QM-<br />

System nach ISO 9001 (Qualität) enthalten<br />

ist und die ISO 14001 (Umwelt) und 18001<br />

(OHSAS, Arbeitssicherheit) integrierbar<br />

sind. Ebenso die Normen zum Risiko- und<br />

Kontinuitäts-management ISO 31000 oder<br />

ISO 22301. Auch sonstige Sicherheitsstandards<br />

und Verordnungen sind relativ einfach<br />

einzubinden.<br />

Ein einheitlicher Managementstandard<br />

hilft, den Aufwand der Pflege verschiedener<br />

Managementsysteme, Handbücher, Fragenkataloge,<br />

Sicherheitsprogramme oder Arbeits-<br />

und Organisationsanweisungen zu minimieren<br />

und <strong>das</strong> Unternehmen optimal für<br />

die Zukunft aufzustellen.<br />

Im Hinblick auf die erforderliche Kostenreduzierung<br />

wird dieser Prozess vor allem<br />

für international agierende Unternehmen<br />

zunehmend interessant sein.<br />

Aus unternehmensinterner Organisationssicht<br />

bildet er einen absolut sinnvollen<br />

Schritt zur ganzheitlichen und damit einheitlichen<br />

Dokumentation und trägt damit auch<br />

zur Risikominimierung bei Personalwechsel<br />

oder Umstrukturierung bei.<br />

Dieses muss nicht in einem Großprojekt<br />

erstellt werden: Ist die Grundausrichtung<br />

klar, kann man jedes Einzelprojekt nutzen<br />

und jede Einzeldokumentation so erstellen,<br />

<strong>das</strong>s sie im Rahmen des Gesamtkonzeptes<br />

wiederverwendbar ist. So entsteht Schritt<br />

für Schritt und ohne Zusatzaufwand ein Gesamtsystem,<br />

<strong>das</strong> dann auch nach ISO-Norm<br />

durch einen Zertifizierer bestätigt werden<br />

kann.<br />

Marcus Hellmann<br />

Seine Erfahrungen beruhen<br />

auf militärischer Sicherheit,<br />

mehr als 20 Jahren Erfahrung<br />

in Außenhandel und IT.<br />

Hellmann ist ausgebildeter<br />

Beauftragter für die Sicherheit,<br />

Strahlenschutzbeauftragter,<br />

Datenschutzbeauftragter (IHK), Risikomanagementbeauftragter<br />

(VdS), TAPA<br />

FSR-LeadAuditor, Auditor ISO 28000:2007<br />

und LBA zugelassener Trainer für die Kapitel<br />

11.2.5, 11.2.7, 11.2.3.9 und 11.2.3.10 der<br />

VO (EU) Nr. 185/2010.<br />

Er arbeitet als Geschäftsführer der AOB<br />

Außenwirtschafts- und Organisationsberatung<br />

GmbH und der EUWISA Europäische<br />

Wirtschafts- und Sicherheitsakademie<br />

GmbH mit Sitz in Soest.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 49


Informationssicherheit<br />

Integrierte Konzepte mit<br />

Mehrwert<br />

360-Grad-Analyse von TÜV Rheinland<br />

Olaf Siemens,<br />

Geschäftsführer TÜV<br />

Rheinland i-sec (Mitte),<br />

Sabine Rieth, Pressesprecherin<br />

Informationssicherheit<br />

(li.) und<br />

Dr. Nadine Seumenicht<br />

(re.)<br />

TÜV Rheinland bietet Unternehmen<br />

ganzheitliche Informationssicherheit<br />

an, von der strategischen Beratung<br />

über Konzeption und Prozessoptimierung<br />

bis zu Implementierung, Betrieb<br />

oder Zertifizierung der Systeme. Exzellente<br />

Technologie-Expertise, umfassendes<br />

Branchen-Know-how und strategische<br />

Partnerschaften mit Marktführen<br />

ermöglichen die Entwicklung standardisierter<br />

und individueller Sicherheitslösungen.<br />

Kerngeschäftsfelder sind die<br />

Strategische Informationssicherheit,<br />

Qualität und Sicherheit für Online-Anwendungen<br />

und Portale, Mobile und<br />

Network <strong>Security</strong> sowie die IT-Sicherheit<br />

in der Produktion. TÜV Rheinland<br />

ist in 65 Ländern an 500 Standorten<br />

vertreten, 220 davon allein in Deutschland.<br />

Mit Olaf Siemens, Geschäftsführer<br />

von TÜV Rheinland i-sec, sprachen Dr.<br />

Nadine Seumenicht und Michael Zacher.<br />

<strong>Homeland</strong>: Den TÜV kennt jeder, aber<br />

nicht ganz so bekannt ist, <strong>das</strong>s TÜV nicht<br />

gleich TÜV ist und was die einzelnen Prüforganisationen<br />

im Einzelnen leisten. Was unterscheidet<br />

TÜV Rheinland in der Informationssicherheit<br />

von den Mitbewerbern und<br />

was persönlich reizt Sie daran?<br />

Siemens: Der klassische Einstieg ist normalerweise:<br />

Ein Geschäftsführer oder der<br />

Leiter einer Behörde möchte sich vergewissern,<br />

wie es um die IT-Sicherheit in seinem<br />

Unternehmen bzw. seiner Verwaltung bestellt<br />

ist. Wir bieten als erstes eine so genannte<br />

360-Grad-Analyse an. Sie betrachtet<br />

die Informationssicherheit aus vier wesentlichen<br />

Blickwinkeln: <strong>Technik</strong>, Organisation,<br />

Mitarbeiter und Prozesse.<br />

Nehmen wir zunächst die <strong>Technik</strong>: Dazu<br />

setzen wir ein Team von eigenen Hackern<br />

und <strong>Security</strong> Spezialisten ein – in einem legalen<br />

Rahmen natürlich. Im Auftrag des<br />

Kunden versuchen wir, von außen in Systeme<br />

einzubrechen und die technischen Sicherheits-Schwachstellen<br />

zu identifizieren.<br />

Daneben haben wir Mitarbeiter, die sich<br />

um die beiden anderen Aspekte kümmern:<br />

Organisation und Prozesse. Wie gut hat ein<br />

Unternehmen oder eine Behörde, vom Management<br />

aus gesehen, <strong>das</strong> Thema IT-Sicherheit<br />

im Griff? Inwieweit ist IT-Sicherheit<br />

in den Köpfen der Mitarbeiter vorhanden?<br />

Man kann nicht alles im Detail anweisen, regeln,<br />

fassen. Deshalb sind Unternehmer und<br />

Führungskräfte darauf angewiesen, <strong>das</strong>s<br />

Mitarbeiter mitentscheiden, mitdenken –<br />

und Informationen auch nicht herausgeben,<br />

sobald ihnen etwas suspekt vorkommt.<br />

Siemens: TÜV Rheinland ist eine von drei<br />

führenden TÜV-Organisationen. TÜV Rheinland<br />

geht im Bereich Informationssicherheit<br />

sehr viel stärker über <strong>das</strong> reine Prüfgeschäft<br />

hinaus und begleitet Kunden aus<br />

den Bereichen Behörden, Banken und Versicherungen<br />

sowie Kommunikation, Transport,<br />

Logistik, Industrie sehr viel früher in<br />

der Beratung zu IT-Sicherheitsthemen. Dieses<br />

Angebot und <strong>das</strong> hohe Maß an unternehmerischer<br />

Freiheit haben mich gereizt. Es<br />

macht großen Spaß.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie sieht eine Beratung für Informationssicherheit<br />

aus?<br />

<strong>Homeland</strong>: Ist der Mitarbeiter <strong>das</strong> Tüpfelchen<br />

auf dem „i“ oder der Wackelkandidat?<br />

Siemens: Es ist häufig so, <strong>das</strong>s unsere Kunden<br />

die Mitarbeiterschulung oft für <strong>das</strong> Tüpfelchen<br />

auf dem „i“ halten, „<strong>das</strong> letzte bisschen,<br />

<strong>das</strong> man dann vielleicht auch noch<br />

machen kann“. Wir glauben: Informationssicherheit<br />

ist nicht nur eine Frage aktueller<br />

Technologien. Im Kampf gegen Schussel<br />

und Schurken kommt dem Faktor Mensch<br />

eine große Bedeutung zu. Meines Erachtens<br />

wird <strong>das</strong> Thema „awareness“, wie wir<br />

<strong>das</strong> nennen, in der Praxis sowohl in Unternehmen<br />

als auch in Behörden noch sehr unterschätzt.<br />

Es ist wichtig, Menschen für die<br />

50 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Informationssicherheit<br />

Gefahren des Social Engineering zu sensibilisieren,<br />

sie darüber aufzuklären, wie sie für<br />

kriminelle Angriffe instrumentalisiert werden<br />

können, um sie zur Preisgabe vertraulicher<br />

Informationen, zum Kauf eines Produkts<br />

oder zur Freigabe von Finanzmitteln<br />

zu bewegen. Parallel zu notwendigen leistungsstarken<br />

technischen Schutz-Lösungen<br />

wird es immer häufiger auch um die Vermittlung<br />

von Bewusstsein für sicheres Verhalten<br />

im Umgang mit sensiblen Daten und<br />

Informationen gehen müssen. Auch auf diesem<br />

Gebiet engagieren wir uns. Bei unseren<br />

Awareness-Kampagnen geht es darum, Mitarbeiter<br />

für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren<br />

und sie darin zu schulen, diese<br />

Risiken zu erkennen und ihnen selbst aktiv<br />

vorzubeugen.<br />

unsere Kunden interne Mitarbeiterschulungen<br />

durchführen können. Solche einmaligen<br />

Anstöße reichen unserer Erfahrung nach<br />

allerdings nicht aus. Wir empfehlen, ein<br />

Jahr später einen erneuten Awareness-Test<br />

durchzuführen, also E-Mails zu verschicken<br />

oder Mitarbeiter telefonisch auf die Probe<br />

zu stellen. Denn tritt in der Belegschaft Routine<br />

ein, fällt <strong>das</strong> Niveau der Aufmerksamkeit<br />

– <strong>das</strong> Risiko für die IT-Sicherheit steigt.<br />

Bevor sich eine echte Attacke ereignet, halten<br />

wir es für besser, im Kundenauftrag lieber<br />

einen Angriff zu simulieren, damit die<br />

Aufmerksamkeit in der Belegschaft wieder<br />

den notwendigen Stand erreicht.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie erstellen Sie ein<br />

IT-Sicherheitskonzept?<br />

Spüren im Auftrag<br />

des Kunden technische<br />

Sicherheits-<br />

Schwachstellen auf:<br />

legale Hackerteams von<br />

TÜV Rheinland.<br />

Routine beeinflusst die<br />

Aufmerksamkeit negativ<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie gehen Sie vor, um den Kunden<br />

davon zu überzeugen, <strong>das</strong>s etwas mehr<br />

„awareness“ gut täte?<br />

Siemens: Viele Kunden sind der Ansicht,<br />

<strong>das</strong>s unter ihren Mitarbeitern bereits ein<br />

sehr ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein<br />

herrscht. Einer unserer Kunden zum Beispiel<br />

hatte sehr klare Richtlinien im Unternehmen<br />

dazu ausgegeben, <strong>das</strong>s E-Mails aus<br />

unbekannter Quelle nicht beantwortet werden<br />

dürfen. Das hatte die Geschäftsführung<br />

den Mitarbeitern sehr deutlich gemacht.<br />

Um zu überprüfen, ob diese Anordnung befolgt<br />

wird und die Mitarbeiter tatsächlich so<br />

sicherheitsbewusst sind, haben wir im Auftrag<br />

des Kunden E-Mails verschickt. Dazu<br />

haben wir E-Mailadressen zur Verfügung<br />

gestellt bekommen und zu einer so genannten<br />

fiktiven Phishing-Konferenz eingeladen,<br />

die sich ausgerechnet damit beschäftigte,<br />

wie mit E-Mailattacken umzugehen ist.<br />

Wenn ich <strong>das</strong> richtig in Erinnerung habe,<br />

haben zehn Prozent der Mitarbeiter ihre Daten<br />

eingetragen. Mit diesem Ergebnis kann<br />

man den Kunden konfrontieren und daraus<br />

Empfehlungen zur Verbesserung seiner Sicherheitslage<br />

ableiten. Natürlich können<br />

wir nicht alle über einen Kamm scheren. Je<br />

nach Zielgruppe ist eine andere Ansprache<br />

erforderlich: Sind es Führungskräfte oder IT-<br />

Mitarbeiter, informieren wir im Rahmen von<br />

Schulungen oder via Webinar? Wir haben<br />

ein Web-based-Training erarbeitet, mit dem<br />

Siemens: Für uns ist es wesentlich, die jeweilige<br />

Organisation und ihren Schutzbedarf<br />

wirklich zu verstehen. Wir befassen<br />

uns mit den strategischen Zielen eines Unternehmens<br />

oder einer Behörde und leiten<br />

daraus die Schutzziele ab. Niemand wird<br />

ein finanzielles Maximum für Sicherheit<br />

ausgeben, sondern es geht immer um <strong>das</strong><br />

Optimum. Das Optimum kann ich aber nur<br />

bestimmen, wenn ich weiß, gegen welchen<br />

Schaden ich mich schützen muss und wie<br />

hoch die Wahrscheinlichkeit ist, <strong>das</strong>s dieser<br />

Schaden auch tatsächlich eintritt. Der<br />

Schutz sollte in der Regel kostengünstiger<br />

sein als der angenommene wahrscheinliche<br />

Schaden, der eintreten kann. Das aus einer<br />

Geschäftsstrategie abzuleiten, ist eine sehr<br />

schwierige Aufgabe. Man identifiziert die<br />

Systeme, die Informationen, die Patente, die<br />

Geschäftsbeziehungen, die eines besonderen<br />

Schutzes bedürfen. Sind diese Schutzziele<br />

definiert, haben wir <strong>das</strong> Soll. Dann<br />

schauen wir uns im Unternehmen oder in<br />

der Verwaltungsorganisation um und überprüfen<br />

den Ist-Zustand. Wo gibt es Abweichungen<br />

zum Soll? Eine Abweichung kann<br />

auch darin bestehen, <strong>das</strong>s an einer Stelle<br />

zu viel Schutz existiert. Dort sehen wir aber<br />

keine Gefahr. In der Regel ist es genau andersherum:<br />

Der Schutz ist zu gering. Diese<br />

Differenzen zum Soll zeigen wir auf. Der<br />

Kunde entscheidet dann über <strong>das</strong> weitere<br />

Vorgehen. Wir geben Empfehlungen ab, wie<br />

Schwachstellen zu schließen sind, kategorisieren<br />

sie nach „besonders kritisch“, „dringlich“<br />

und „weniger dringlich“. Einige orientieren<br />

sich an unserem Bericht und setzen<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 51


Informationssicherheit<br />

die Empfehlungen selbst um, andere bitten<br />

uns, sie bei der Umsetzung zu unterstützen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie sieht die Begleitung konkret<br />

aus?<br />

Siemens: Die ISO 27001 als international<br />

maßgebliche Norm definiert, wie ein Managementsystem<br />

(ISMS) aufzubauen ist, um<br />

dauerhafte Informationssicherheit sicherzustellen.<br />

Unter anderem geht es darum, im<br />

Unternehmen oder in der Behörde bestimmte<br />

Richtlinien und Rollen zu definieren. Wichtig<br />

sind auch Prozesse: Es muss klar sein,<br />

was bei einem Vorfall zu tun ist. Unternehmen<br />

und öffentliche Verwaltungen mit einem<br />

ISMS haben bereits einen wesentlichen<br />

Schritt in die richtige Richtung getan: Sie<br />

sind in der Lage, kontinuierlich zu messen,<br />

wie hoch ihre IT-Sicherheit tatsächlich ist.<br />

Die ISO 27001 schreibt vor, welche Maßnahmen<br />

zu implementieren sind, welche<br />

Dokumente man haben muss, welche Verfahren,<br />

welche Rollen besetzt sein müssen<br />

und – eine der ganz wesentlichen Maßnahmen<br />

– es muss ein Beauftragter für IT-Sicherheit<br />

benannt werden. Dieser IT-Sicherheitsbeauftragte<br />

muss im Unternehmen<br />

bekannt sein und er muss seine Aufgaben<br />

kennen. Er muss unmittelbaren Zugang zur<br />

Geschäftsführung oder der Leitung der Behörde<br />

haben. Wie ein ISO 27001-kompatibles<br />

Managementsystem in einem Unternehmen<br />

oder in einer Verwaltung jeweils<br />

optimal auszugestalten ist, da gibt es einen<br />

großen Spielraum, aber jede Organisation<br />

ist eben individuell – und hier bieten wir den<br />

Mehrwert: Wir begleiten den Kunden bei<br />

der ganzheitlichen Implementierung – aktuell<br />

übrigens bei einer großen Bundesbehörde.<br />

Die Erfahrungen, die wir bei anderen<br />

Kunden gesammelt haben, bringen wir natürlich<br />

bei neuen Projekten mit ein, so <strong>das</strong>s<br />

keiner unserer Mandanten bei Null anfangen<br />

muss.<br />

Kleinere Kunden unterstützen wir übrigens<br />

mit einem so genannten Coaching,<br />

ein im Mittelstand recht beliebter Ansatz.<br />

Um Geld einzusparen, nehmen diese Unternehmen<br />

möglichst viele Dinge selbst in<br />

die Hand. So setzen unsere Coaches gemeinsam<br />

mit den Verantwortlichen den Prozess<br />

zunächst einmal auf und ziehen sich<br />

dann für eine Weile zurück. Sind zuvor definierte<br />

Meilensteine erreicht, stoßen unsere<br />

Experten dann wieder dazu und helfen<br />

dem Projektleiter bei der Optimierung der<br />

Implementierung.<br />

Auf Wunsch übernehmen wir die Implementierung<br />

auch komplett, erstellen die<br />

Gesamtdokumentation und bringen Unternehmen<br />

und Institutionen der öffentlichen<br />

Hand zur Zertifizierungsreife.<br />

<strong>Homeland</strong>: Stichwort „Mobile Device Management“:<br />

Wie löst TÜV Rheinland hier die<br />

aktuellen Sicherheitsfragen?<br />

Siemens: Bei der Sicherheit im klassischen<br />

Büro mit einer PC-Umgebung hat sich mittlerweile<br />

ein gewisser Standard etabliert,<br />

der gut funktioniert. Smartphones und Tablet-PCs<br />

stellen IT-Verantwortliche allerdings<br />

vor eine Herausforderung: Zum einen gibt<br />

es viele Anwendungen und zum anderen ist<br />

es z. B. für Kundenberater angenehmer, einen<br />

kleinen Bildschirm und ein schlankes<br />

Tablet zu nutzen als ein Notebook aufzustellen,<br />

<strong>das</strong> die Sicht zum Kunden verstellt. Bei<br />

der elektronischen Visite in Krankenhäusern<br />

ist ein Tablet-PC mit dem mobilen Zugriff<br />

auf Patientendaten ebenfalls prädestiniert.<br />

Auch ein Teil unserer Auditoren nutzt<br />

bei der Durchführung von Prüfungen einen<br />

Tablet-PC. Überall dort, wo Daten mobil erfasst<br />

werden, wo Menschen unterwegs sind,<br />

kann es sinnvoll sein, Tablets einzusetzen.<br />

Das ist <strong>das</strong> Eine.<br />

Das Andere ist: Tablets werden mehr und<br />

mehr zum Statussymbol, gerade auch bei<br />

Vorständen und Führungskräften. Sobald<br />

der Vorstand ein Tablet nutzt, weckt <strong>das</strong><br />

auch Begehrlichkeiten in den nachfolgenden<br />

Management-Ebenen. So wächst der Druck<br />

auf die IT-Abteilungen, diesem unausweichlichen<br />

Trend auch auf der Sicherheitsseite<br />

zu begegnen, damit die Schutzwälle der Organisation<br />

nicht völlig durchlöchert werden.<br />

Wir unterstützen Unternehmen und Behörden,<br />

indem wir die IT-Sicherheitsverantwortlichen<br />

strategisch rund um <strong>das</strong> Mobile<br />

Device Management beraten, aber wir stellen<br />

auch technologische Lösungen bereit,<br />

um mobile Geräte sicher in <strong>das</strong> Netzwerk<br />

des Unternehmens zu integrieren, ohne<br />

den Benutzer zu sehr in seinem Komfort<br />

einzuschränken.<br />

Das übrigens halte ich für ein ganz wesentliches<br />

Paradigma: IT-<strong>Security</strong> sollte<br />

die Benutzbarkeit von Systemen immer im<br />

Auge behalten und kann kein Selbstzweck<br />

sein. Treibt man die Sicherheit zu weit und<br />

52 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Informationssicherheit<br />

beschränkt den Komfort für den Benutzer zu<br />

sehr, finden Kundige ohnehin immer Wege,<br />

um die Sicherheitsregelungen zu umgehen.<br />

Das gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Ja,<br />

gewisse Kompromisse muss man eingehen,<br />

so ist <strong>das</strong> eben im <strong>Leben</strong>. Allerdings ist eine<br />

80-prozentige Lösung auf dem Tablet PC immer<br />

noch besser als gar keine Lösung.<br />

Anforderungen an<br />

Sicherheitsarchitektur<br />

<strong>Homeland</strong>: Vergleichen wir eine Verwaltung<br />

mit einem Industrieunternehmen – ist<br />

<strong>das</strong> Anforderungsprofil an die komplexe Sicherheitsarchitektur<br />

ähnlich oder gibt es<br />

Unterschiede?<br />

Siemens: Nein, es gibt keine gravierenden<br />

Unterschiede. Überall da, wo Daten erfasst<br />

und verarbeitet werden, sind die Schutzziele<br />

gleichermaßen anspruchsvoll. Und Großindustrieunternehmen<br />

wie der Bund ziehen<br />

auch die Konsequenzen daraus und investieren<br />

sehr stark in ihre IT, erfreulicherweise<br />

auch in die IT-Sicherheit. Etwas anders<br />

sieht es im Handel und im Bereich Logistik<br />

und Transport aus. Dort wird tendenziell etwas<br />

weniger Geld ausgegeben. Ein großes<br />

Gefälle dazu finden wir im Mittelstand und<br />

bei der öffentlichen Hand. Bundesbehörden<br />

beschäftigen sich in vorbildlicher Art<br />

und Weise mit dem Thema IT-Sicherheit. Je<br />

mehr man sich der kommunalen Ebene nähert,<br />

desto rudimentärer werden Lösungen<br />

und Prozesse in der Informationssicherheit.<br />

Und: Wir haben in Deutschland mittelständische<br />

Unternehmen, die auf dem Weltmarkt<br />

eine wichtige Rolle spielen, durchaus<br />

sehr interessante Technologien vertreiben<br />

und ein großes Interesse daran haben sollten,<br />

ihr geistiges Eigentum, ihr sogenanntes<br />

„intellectual property“ zu schützen. Pauschal<br />

lässt sich leider sagen, <strong>das</strong>s viele Unternehmen<br />

diesen Schutzbedarf unterschätzen:<br />

Die Investitionen in <strong>Technik</strong>, aber auch in<br />

Prozesse oder in die Awareness der Mitarbeiter<br />

finden nicht in dem Maße statt, wie es<br />

angesichts der tatsächlichen Bedrohungslage<br />

erforderlich wäre. Zumindest nehmen<br />

wir <strong>das</strong> in unserer laufenden Beratung so<br />

wahr.<br />

<strong>Homeland</strong>: Welche Gründe gibt es dafür?<br />

Siemens: Im Mittelstand gibt es viele<br />

inhabergeführte Unternehmen. Der Inhaber<br />

ist in einer Zeit aufgewachsen und mit seinem<br />

Unternehmen erfolgreich geworden, in<br />

der IT noch keine große Rolle gespielt hat.<br />

Die heutige Bedeutung der Informationssicherheit<br />

für die Zukunft des Betriebs haben<br />

noch nicht alle Unternehmer verinnerlicht.<br />

Deshalb sind auch nicht alle IT-Abteilungen<br />

auf dem professionellen Stand, der im ureigensten<br />

Interesse von Unternehmen und<br />

Unternehmer wäre.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wird sich <strong>das</strong> ändern?<br />

Siemens: Es wird sich herauswachsen. Die<br />

Lösungen werden mittelstandstauglicher<br />

werden, davon bin ich überzeugt. Es gibt immer<br />

mehr Angebote, die auf den Mittelstand<br />

oder auch auf Kommunen zugeschnitten<br />

sind, auch wir richten unser Augenmerk auf<br />

praktikable Lösungen für diese Zielgruppen.<br />

Die Entwicklung wird aber auch durch Vorfälle<br />

getrieben sein. Es ist oftmals so, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> Bewusstsein erst durch Vorkommnisse<br />

geschärft wird. Aktuell etwa sehen sich immer<br />

mehr Unternehmen und Behörden mit<br />

der Gefahr von Advanced Persistent Threats<br />

(APT) konfrontiert. Das sind komplexe, zielgerichtete<br />

Angriffe auf unternehmenskritische<br />

Infrastrukturen und Daten, die in der<br />

Regel einen wirtschaftskriminellen oder<br />

politischen Hintergrund haben. Allein seit<br />

2011 haben sie weltweit um 400 Prozent<br />

zugenommen.<br />

Herkömmliche Virenscanner und<br />

Firewalls sind machtlos gegenüber diesen<br />

mehrstufigen Attacken, weil sie individuell<br />

auf einzelne Unternehmen oder Institutionen<br />

zugeschnitten sind. Leider gibt es noch<br />

Unternehmen, die glauben, sie seien „nicht<br />

interessant genug“ oder „zu klein“ für derlei<br />

Attacken. Ein fataler Irrtum! Viele Organisationen<br />

sind längst kompromittiert<br />

und wissen nichts davon! Allerdings wächst<br />

<strong>das</strong> Bewusstsein für eine wachsende und<br />

sich ständig wandelnde Bedrohungslage.<br />

TÜV Rheinland bietet dafür ein integriertes<br />

Threat-Management: Neben einer performanten<br />

technischen Lösung betreiben wir<br />

eine sorgfältige Schadens-Analyse und empfehlen<br />

dem Kunden auch nachhaltige strategische<br />

Schritte. Nur so können Betriebe<br />

und Behörden Angriffe frühzeitig erkennen<br />

und weitere Offensiven effektiv abwehren,<br />

Einzelmaßnahmen bringen hier meiner Meinung<br />

nach gar nichts.<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 53


Informationssicherheit<br />

Vernetzte Sicherheit<br />

<strong>Homeland</strong>: Sie betrachten <strong>das</strong> Thema Informationssicherheit<br />

ganzheitlich. Wie sehen<br />

Sie <strong>das</strong> Thema „Vernetzte Sicherheit“<br />

allgemein und im Speziellen auf TÜV Rheinland<br />

bezogen?<br />

Siemens: Einen wichtigen Aspekt habe ich<br />

schon genannt. Es geht darum, nicht nur<br />

einen Teilaspekt wie etwa die <strong>Technik</strong> herauszugreifen,<br />

sondern eine Sicht auf die<br />

Gesamtheit der Dinge zu haben. Stellen Sie<br />

sich einen Parkplatz mit einer Schranke vor.<br />

Die Schranke ist unten, aber weil es keinen<br />

Zaun gibt, fahren die Autos rechts und links<br />

um diese Schranke herum. Die Schranke<br />

funktioniert, aber auf die Lücken rechts und<br />

links achtet niemand. Die Schranke wird damit<br />

wirkungslos! Eine solche Lücke kann<br />

eben auch ein Mitarbeiter sein, der einem<br />

Angreifer, der sich als Kollege aus der eigenen<br />

IT-Abteilung ausgibt, arglos sein Passwort<br />

verrät, weil „gerade ein gravierendes<br />

Problem“ in der IT zu beheben sei… Es ist<br />

immer wieder erschreckend, wie einfach es<br />

ist, sich unautorisiert solch sensible Daten<br />

anzueignen. Wir wissen <strong>das</strong> aus der eigenen<br />

Praxis, weil diese „gestellten“ Telefonate bei<br />

Mitarbeitern im Auftrag der Kunden auch<br />

zu unseren Aufgaben gehören. Ziel ist es, zu<br />

überprüfen, wie der Mitarbeiter reagiert…<br />

In solchen Fällen gilt es, Unternehmen und<br />

Behörden klarzumachen, nicht nur in die IT-<br />

<strong>Security</strong> zu investieren, sondern auch <strong>das</strong><br />

Richtige zu tun! Was nützt <strong>das</strong> Investment,<br />

wenn an anderer Stelle offene Flanken bestehen?<br />

Auch Angreifer arbeiten in einer<br />

ökonomischen Art und Weise; sie suchen<br />

immer den für sie einfachsten und billigsten<br />

Weg. Hinzu kommt: Unternehmen können<br />

sich ja heutzutage nicht mehr einfach<br />

abschotten. Die Organisation in der Automobilindustrie<br />

ist beispielhaft für viele andere<br />

Branchen: Bei den Zulieferern besteht ein<br />

hoher Integrationsgrad, aber auch zwischen<br />

eigentlich konkurrierenden Automobilunternehmen<br />

gibt es an vielen Stellen Kooperationen:<br />

Ein Motor wird gemeinsam gebaut<br />

oder ein Bauteil wird gemeinsam entwickelt.<br />

Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit besteht.<br />

Das heißt, bei der Vernetzung muss<br />

man sich u. a. auch <strong>das</strong> Thema Lieferantenaudits<br />

anschauen: Wie kann man mit vernünftigem,<br />

finanziellem Aufwand sicherstellen,<br />

<strong>das</strong>s nicht der Lieferant <strong>das</strong> schwächste<br />

Glied ist, der seine IT nicht im Griff hat und<br />

man sich darüber die Probleme ins Haus<br />

holt? Der dritte Aspekt ist: Der Druck, <strong>das</strong>s<br />

staatliche Stellen und Privatwirtschaft besser<br />

und intensiver zusammenarbeiten müssen,<br />

wird in Zukunft noch steigen. Das zeichnet<br />

sich heute bereits bei den Kritischen<br />

Infrastrukturen ab, wo die gesamtstaatliche<br />

Aufgabe darin besteht, sicherzustellen,<br />

<strong>das</strong>s Wasser-, Strom- und Telefonnetz sowie<br />

Sicherheit, Versorgung, Logistik und Verkehr<br />

funktionieren. All diese Bereiche wachsen<br />

zusammen, durch einen immer höheren<br />

Automatisierungsgrad sowie zunehmende<br />

Durchdringung und Steuerung mit Informationstechnologie.<br />

Das wird meines Erachtens<br />

in Zukunft noch viel weiter reichen – bis<br />

hin zu intensiven Kooperationen zwischen<br />

Staat und Privatwirtschaft, gerade und vor<br />

allem auch in der IT-Sicherheit.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie steht Deutschland im internationalen<br />

Vergleich da, besonders mit Blick<br />

auf den Westen?<br />

Siemens: Derzeit gibt die öffentliche Hand<br />

in den USA, gerade im Hinblick auf <strong>das</strong><br />

Stichwort „<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>“, nach unserem<br />

Dafürhalten sehr viel mehr Geld aus<br />

als Behörden in Deutschland. Das ist signifikant.<br />

Im Bereich der Privatwirtschaft sehe<br />

ich kaum Unterschiede. Einen sehr angenehmen<br />

kulturellen Unterschied, den ich bei<br />

meinen letzten Arbeitgebern immer wieder<br />

bestätigt bekommen habe: Deutsche Unternehmen<br />

nähern sich Sicherheitsthemen aus<br />

einem gesunden Menschenverstand heraus,<br />

weil sie einsehen, <strong>das</strong>s es sinnvoll ist, z. B.<br />

Notebooks zu verschlüsseln, wenn sie Kundendaten<br />

enthalten. In den USA haben wir<br />

dagegen einen sehr starken „Compliance-<br />

Druck“ wahrgenommen. Unternehmer investieren<br />

erst in Sicherheit, wenn sie vom<br />

Gesetzgeber dazu gezwungen werden. Beispielhaft<br />

war hier <strong>das</strong> Thema Festplattenverschlüsselung.<br />

Erst als Unternehmen gesetzlich<br />

gezwungen wurden, darüber zu<br />

informieren, wenn Kundendaten in falsche<br />

Hände geraten sind – was natürlich ein großes<br />

Imageproblem ist – ist der Markt für<br />

Verschlüsselungssysteme in den USA explodiert.<br />

In Deutschland hatten sich zu diesem<br />

Zeitpunkt DAX-Unternehmen, aber auch<br />

größere Mittelständler bereits Jahre zuvor<br />

sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt.<br />

Diese Herangehensweise finde ich gut und<br />

54 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Informationssicherheit<br />

richtig. Im Bereich der öffentlichen Hand<br />

hinken wir im Vergleich zu den USA allerdings<br />

hinterher.<br />

Nachwuchsgewinnung<br />

<strong>Homeland</strong>: Wie werben Sie Nachwuchs an?<br />

Siemens: Es gibt Hochschulen, die sich auf<br />

IT-Sicherheit spezialisiert haben. Dort sind<br />

wir auf entsprechenden Recruitingmessen<br />

vertreten und versuchen zu vermitteln, wie<br />

viel Spaß es machen kann, bei TÜV Rheinland<br />

seinen Instinkt mit Know How und<br />

Kompetenz zu kombinieren und Schwachstellen<br />

zu finden sowie passende Lösungen<br />

zu entwickeln. Wir haben damit auch Erfolg.<br />

Es gibt nicht sehr viele Hochschulen, die in<br />

Richtung IT <strong>Security</strong> Engineering und „Hacking“<br />

ausbilden. Auf diesem Gebiet sind<br />

wir zunehmend gut vernetzt, vergeben Diplomarbeiten<br />

und halten Vorträge. Wir unterscheiden<br />

in unserem Unternehmen übrigens<br />

ganz klar zwischen Beratern und Hackern.<br />

Man muss dieses Interesse und den Drang<br />

haben, den Schwachstellen auf die Spur zu<br />

kommen. Man muss in gewisser Weise wie<br />

ein Hacker vorgehen und nicht wie der herkömmliche<br />

Informatiker, <strong>das</strong> heißt, auch<br />

mal völlig verquere Wege probieren und<br />

die vielleicht erst einmal vermeintlich unlogische<br />

Herangehensweise in den Vordergrund<br />

stellen. Das ist einer unserer großen<br />

Mehrwerte: Unsere Mitarbeiter denken wie<br />

Hacker und finden damit Schwachstellen,<br />

die ein Unternehmen vielleicht nie aufdeckt.<br />

Übrigens, unsere Mitarbeiter sind sicherheitsüberprüft.<br />

Wir sind geheimschutzbetreut.<br />

Das ist auch ein wesentlicher Mehrwert<br />

für Kunden.<br />

<strong>Homeland</strong>: Stichwort „Bring your own device“,<br />

Kamera und Scanner habe ich in Form<br />

meines Mobiltelefons immer bei mir. Wie<br />

wollen Sie einen unerwünschten Datenabfluss<br />

verhindern?<br />

Siemens: Man kann heute sehr gut kontrollieren,<br />

welche Geräte an einen PC angeschlossen<br />

wurden. Sie können mit zusätzlichen<br />

Programmen verhindern, <strong>das</strong>s jemand<br />

ein nicht autorisiertes Gerät über ein USB-<br />

Kabel z. B. an einen PC anschließt, um dann<br />

Daten zu überspielen. Es gibt Kunden, die lösen<br />

<strong>das</strong> auf die harte Tour: Sie füllen die Anschlussbuchsen<br />

mit Epoxidharz. Verhindern<br />

können Sie <strong>das</strong> aber auch mit der weichen<br />

Methode – mit Software. Es gibt mittlerweile<br />

gute Lösungen, die z.B. verhindern, <strong>das</strong>s<br />

sich ein Besucher an einen LAN-Anschluss<br />

anschließt. Das wird vom Netzwerk erkannt.<br />

Das Gerät müsste sich erst authentifizieren,<br />

damit es sich ins Netzwerk einklinken darf.<br />

Schwer in den Griff zu bekommen ist <strong>das</strong> Abfotografieren<br />

irgendwelcher Dinge – es sei<br />

denn, Mobiltelefon und Notebook mit Kamera<br />

werden am Eingang abgegeben. „Bring<br />

your own device“ wird in der Privatwirtschaft<br />

übrigens sehr kontrovers diskutiert,<br />

bei Behörden ist <strong>das</strong> noch kein Thema, wird<br />

aber sicher auch noch kommen. Gemäß der<br />

aktuellen Diskussion soll es Mitarbeitern<br />

erlaubt sein, PCs, Smartphones oder Tablet<br />

PCs aus dem Privatbesitz für dienstliche<br />

Zwecke zu nutzen. Dabei verlangen immer<br />

mehr Chefs auch, <strong>das</strong>s Mitarbeiter zuhause<br />

arbeiten, <strong>das</strong>s sie unterwegs für die Firma<br />

im Einsatz sind, <strong>das</strong>s sie ständig erreichbar<br />

sind. Und: Für junge Hochschulabsolventen<br />

ist <strong>das</strong> oft selbstverständlich. Sie sind mit<br />

dem Internet aufgewachsen, mit Facebook<br />

und Apple. Sie haben ganz andere Ansprüche<br />

an Benutzbarkeit, an Benutzeroberflächen.<br />

Hier schlägt die Stunde von Technologien<br />

wie z. B. den so genannten Sandboxes.<br />

Das sind sichere Bereiche, wo E-Mails und<br />

dienstliche Dokumente gespeichert, aber<br />

auch ausgetauscht werden. Diese sind nicht<br />

zu „knacken“. Drumherum befindet sich sozusagen<br />

der Privatbereich des Nutzers. Das<br />

sind Ansätze, die versöhnen – die Interessen<br />

der Organisation und die des Anwenders.<br />

<strong>Homeland</strong>: Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft?<br />

Siemens: Datensicherheit braucht Datenschutz.<br />

Der Gesetzgeber sollte etwas klarer<br />

die Verantwortung von Behörden und<br />

Unternehmen definieren und die IT-Sicherheit<br />

auf der Prioritätenliste etwas weiter<br />

nach oben setzen. Das würde dem Standort<br />

Deutschland gut tun und natürlich auch den<br />

IT-Sicherheitsunternehmen am Standort<br />

Deutschland. Wir profitieren davon.<br />

<strong>Homeland</strong>: Welche Herausforderungen<br />

kommen noch auf uns zu?<br />

Siemens: Da sehe ich zwei Dinge. Cloud<br />

Computing ist ein großes Thema. Es gibt die<br />

ersten Cloud-Projekte z. B. in öffentlichen<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 55


Informationssicherheit<br />

Firmensitz der<br />

TÜV Rheinland i-sec,<br />

Köln<br />

Verwaltungen, wo immer mehr Anwendungen,<br />

die in jeder Kommune gleich sind, von<br />

lokalen Rechenzentren auch über die Cloud,<br />

d. h. über <strong>das</strong> Internet, zur Verfügung gestellt<br />

werden. Was bedeutet <strong>das</strong> für die Sicherheit?<br />

Was können Unternehmen von<br />

einem Cloud-Anbieter verlangen, um überzeugt<br />

zu sein, <strong>das</strong>s ihre Daten dort gut aufgehoben<br />

sind?<br />

Da noch keine international verbindlichen<br />

Prüfnormen für Cloud <strong>Security</strong> existieren,<br />

haben wir von TÜV Rheinland einen<br />

eigenen Prüfkatalog entwickelt, der<br />

sich sowohl an den hohen Anforderungen<br />

des deutschen Datenschutzrechts als auch<br />

an internationalen Normen orientiert. Als<br />

„Geprüfter Cloud Service Provider“ haben<br />

wir bereits erste Unternehmen zertifiziert.<br />

Grundsätzlich halten wir auch hier eine<br />

strategische Sicherheitsberatung für sinnvoll.<br />

Außerdem unterstützen wir in der Auswahl<br />

von Cloud Providern und erstellen Sicherheitskonzepte<br />

für die Private Cloud von<br />

Unternehmen wie Organisationen.<br />

Das zweite Thema, <strong>das</strong> auch viel mit den<br />

Wurzeln von TÜV Rheinland zu tun hat, ist<br />

die Integration von IT-Technologien in Industrieanlagen.<br />

Wir befinden uns gewissermaßen<br />

bereits mitten in der vierten industriellen<br />

Revolution, bei der Automation<br />

und IT zunehmend miteinander verschmelzen.<br />

Die zunehmende Vernetzung birgt natürlich<br />

Risiken, die sich allerdings nicht so<br />

lösen lassen wie im Büro. Man kann nicht<br />

einfach mitten in der Produktion einen neuen<br />

Virenscanner installieren. Um eine hohe<br />

Verfügbarkeit der Anlagen sicher zu stellen<br />

und wirtschaftlich schwerwiegende Ausfälle<br />

zu vermeiden – und damit sind nicht nur<br />

Fertigungsanlagen, sondern auch Kraftwerke<br />

gemeint –, befassen wir uns bereits heute<br />

mit konkreten IT-Sicherheitslösungen für<br />

Produktionsumgebungen. Die Stichworte<br />

„Sichere Produktionsnetze“ und „Sichere<br />

Kritische Infrastrukturen“ werden uns und<br />

die gesamte IT-Branche in den nächsten<br />

Jahrzehnten ganz sicher noch beschäftigen.<br />

<strong>Homeland</strong>: Wir bedanken uns für <strong>das</strong><br />

Gespräch.<br />

E_210x145_<strong>Homeland</strong>_Sec_20120718:1 18.07.2012 10:14 Uhr Seite 1<br />

EAGLE V<br />

Höchster Schutz und beste Zuverlässigkeit<br />

gdels.com


Geschützte Fahrzeuge<br />

Ein Eagle und sein Revier Benjamin Maiorano<br />

Die neue Geländefahrstrecke des Lazarettregimentes<br />

21 „Westerwald“ für<br />

Militärkraftfahrer wurde auf einem<br />

Teilareal des Standortübungsplatzes<br />

Rennerod erstellt. Unter der Federführung<br />

von Hauptfeldwebel Michael<br />

Hilmes, Schirrmeister der Krankentransportkompanie<br />

des Verbandes,<br />

wurde – in Zusammenarbeit mit der Geländebetreuung<br />

Daaden – die ehemalige<br />

Teststrecke für Krankenkraftwagen<br />

umfangreich aus- und umgebaut. Damit<br />

können die Kraftfahrer des Regimentes<br />

die bisher ausschließlich in Baumholder<br />

verfügbare einsatzvorbereitende<br />

Ausbildung für Militärkraftfahrer<br />

direkt am Heimatstandort absolvieren.<br />

Auch Einweisungs- und Überprüfungsfahrten<br />

sowie Weiterbildungen werden<br />

jetzt in Rennerod angeboten.<br />

„Mit dem Ausbau der Geländefahrstrecke<br />

haben wir nun auch in Rennerod die Möglichkeit,<br />

die Fahrer auf den Einsatz in anspruchsvollstem<br />

Gelände vorzubereiten“, so<br />

Hauptfeldwebel Hilmes.<br />

Die Strecke ist von beiden Seiten befahrbar<br />

und bringt mit extremen Steigungen bis<br />

45 Grad, einer Wasserstellung und robusten<br />

Geröllstrecken Fahrzeug und Fahrer in<br />

Extrembereiche, die sie auch im Auslandseinsatz,<br />

etwa in Afghanistan oder im Kosovo,<br />

erwarten können. Zusammen mit zwei<br />

Wald- und Wiesenwegen decken insgesamt<br />

sechs Abschnitte mit unterschiedlichsten<br />

Bodenbeschaffenheiten und Schwierigkeitsgraden<br />

auf einer Gesamtdistanz von zehn<br />

Kilometern alle aktuell relevanten Einsatzszenarien<br />

für die Einsatzfahrzeuge des Sanitätsdienstes<br />

– sei es <strong>das</strong> gepanzerte Transportfahrzeug<br />

„Boxer“, <strong>das</strong> Fahrzeug für den<br />

geschützten Verwundetentransport „Eagle“<br />

oder auch der in den Einsatzländern häufig<br />

eingesetzte „Dingo“ – ab. Die Geländefahrstrecke<br />

ist aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades<br />

gedacht für Fahrzeuge ab einem<br />

Gewicht von zwei Tonnen. Dazu Hauptfeldwebel<br />

Hilmes: „Die Geländefahrstrecke soll<br />

Fahrer und Fahrzeug fordern, ohne Unfälle<br />

oder gefährliche Situationen zu provozieren.<br />

Der Sicherheitsaspekt stand bereits bei der<br />

Planung immer im Vordergrund.“<br />

Neben dem Training des fahrtechnischen<br />

Könnens ist auch <strong>das</strong> Zusammenspiel zwischen<br />

Fahrer und Beifahrer entscheidend<br />

für <strong>das</strong> Bestehen im Einsatz. Besonders bei<br />

dem in der Regel eingeschränkten Sichtfeld<br />

des Fahrers müssen alle dazu beitragen,<br />

Hindernisse und Bedrohungen rechtzeitig<br />

zu erkennen und sich auch in schwierigem<br />

Gelände sicher zu bewegen. Dementsprechend<br />

soll die Strecke auch bei Ausbildungsabschnitten<br />

außerhalb der Kraftfahrerausbildung<br />

genutzt werden, beispielsweise im<br />

Rahmen des Teamtrainings Taktische Verwundetenversorgung,<br />

bei dem die erste sanitätsdienstliche<br />

Versorgung nach einem<br />

Anschlag in Gefechts- und anderen militärischen<br />

Gefahrensituationen geübt wird.<br />

Der Kommandeur des Verbandes, Oberfeldarzt<br />

Dr. Kai Schmidt, freut sich über die<br />

neuen Möglichkeiten am Standort: „Mit der<br />

neuen Geländefahrstrecke haben wir ein<br />

weiteres Element für die Verbesserung der<br />

einsatzvorbereitenden Ausbildung unserer<br />

Soldatinnen und Soldaten gewonnen. Nur<br />

wer einsatznah übt, kann im Einsatz auch in<br />

Grenzsituationen erfolgreich bestehen.“<br />

Testfahrt - Grollend, mächtig,<br />

beschützend<br />

Eindrucksvoll schauen wir auf den mächtigen<br />

Kühlergrill und lauschen gespannt dem<br />

Grollen des drehmomentstarken Dieselmotors.<br />

EAGLE IV BAT (BAT = Beweglicher Arzttrupp)<br />

nennt sich dieser allradgetriebene<br />

EAGLE IV BAT<br />

(BAT = Beweglicher<br />

Arzttrupp)<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 57


Geschützte Fahrzeuge<br />

Im Härtetest<br />

Teilabschnitt Gefälle<br />

„Sanitätsvogel“. Der EA-<br />

GLE IV nutzt bewährte<br />

Komponenten des Lkw<br />

DURO von der Firma<br />

General Dynamics European<br />

Land Systems, so<strong>das</strong>s<br />

eine schnelle Markteinführung<br />

gewährleistet<br />

werden konnte. Ende November<br />

2012 musste er<br />

sich auf der bereits Anfang<br />

Oktober 2012 eröffneten<br />

Geländefahrstrecke des Lazarettregimentes<br />

21 „Westerwald“ beweisen.<br />

In der Bundeswehrversion kann der<br />

EAGLE IV bis zu vier Personen transportieren<br />

– inklusive des zu rettenden verwundeten<br />

Kameraden. Durch <strong>das</strong> 5-Gang-Automatikgetriebe<br />

ist die Bedienung sehr einfach.<br />

Der permanente Allradantrieb und <strong>das</strong> so<br />

genannte De-Dion-Achssystem mit patentiertem<br />

Wankstabilisator erlauben die Mobilität<br />

im Gelände und hohe Fahrstabilität<br />

auf der Straße. Die kompakte Fahrzeugbreite<br />

von 2,16 m erlaubt <strong>das</strong> Befahren von äußerst<br />

schmalen Wegen sowie engen Gassen.<br />

Und <strong>das</strong>, obwohl der EAGLE die Schutzklasse<br />

4 erfüllt und neben der Fahrzeugkabine<br />

auch der Unterboden und weitere Teile des<br />

Fahrzeug, wie z. B. Türen und Scheiben, gepanzert<br />

sind. Zudem ist der EAGLE mit einem<br />

Bordcomputer, einer Reifendruckregelanlage<br />

und Reifen mit Notlaufeigenlagen,<br />

einer ABC-Schutzbelüftungsanlage, einer<br />

Klimaanlage etc. ausgestattet.<br />

Wie nah kommt die Ausbildung des<br />

EAGLE IV Fahrers an den realen Einsatz<br />

heran? Hauptfeldwebel Hilmes: „Die Geländefahrstrecke<br />

soll Fahrer und Fahrzeug fordern<br />

und diese beiden zusammenschmelzen<br />

zu einer Einheit.“ „Auch der EAGLE IV war<br />

mit ausschlaggebend, die bereits bestehende<br />

Geländefahrstrecke anzupassen und<br />

so einsatznah wie möglich weiterzuentwickeln“,<br />

so der Kommandeur Dr. Kai Schmidt.<br />

Im nächsten Jahr ist <strong>das</strong> Lazarettregiment<br />

21 Leitverband für die deutschen Sanitätskräfte<br />

in Afghanistan und neben der Planung<br />

des Einsatzes kommt hinzu, <strong>das</strong>s auch<br />

verstärkt eigene Kräfte in den Einsatz gehen.<br />

„Da ist es für uns selbstverständlich,<br />

<strong>das</strong>s unsere Kameraden top ausgebildet in<br />

den Einsatz gehen“, so Dr. Schmidt.<br />

Geschützte Fahrzeuge sind insbesondere<br />

im militärischen Bereich stets ein aktuelles<br />

Thema, denn gerade dieser Bereich<br />

wird permanent von der angespannten Sicherheitslage<br />

in den Einsätzen beeinflusst.<br />

So ist es ein gutes Gefühl, <strong>das</strong>s unsere Kameraden<br />

gut geschützt und von Hightech<br />

umgeben sind. Im Inland und in der Einsatzvorbereitung<br />

werden auf diesem Kraftpaket<br />

unsere Kameraden intensiv geschult<br />

und fit für den Einsatz gemacht. Die beiden<br />

Komponenten „Geschütztes Fahrzeug“ und<br />

die richtige Nutzung und Bedienung dieses<br />

Fahrzeug, wie z. B. auf der neuen herausfordernden<br />

Geländefahrstrecke, sind integraler<br />

Bestandteil des Schutzkonzeptes.<br />

Ziel ist <strong>das</strong> Zusammenschmelzen von<br />

Fahrer und Fahrzeug. Dass <strong>das</strong> so ist, wurde<br />

eindrucksvoll bewiesen. Zudem „ist der<br />

EAGLE sehr komfortabel mit viel Equipment“,<br />

so Stabsgefreiter Ohrendorf.<br />

Oberleutnant Benjamin<br />

Maiorano, Jahrgang<br />

1980, ist Stabsabteilungsleiter<br />

der<br />

Abteilung Militärische<br />

Sicherheit des Lazarettregiments<br />

21 „Westerwald“.<br />

Nach seiner<br />

Ausbildung zum Feldjägeroffizier<br />

und dem<br />

Studium der Diplom-Pädagogik an der Helmut-Schmidt-Universität<br />

Hamburg wurde<br />

er zum Offizier Militärisches Nachrichtenwesen,<br />

Sicherheitsbeauftragten und IT-Sicherheitsbeauftragten<br />

ausgebildet. Seit Juni<br />

2012 ist er nebenamtlicher Presseoffizier<br />

des westerwälder Verbandes und berät den<br />

Kommandeur des Verbandes in Fragen der<br />

Presse- und Medienarbeit, koordiniert die<br />

Arbeit mit Medienvertretern und verfasst<br />

die Presseberichte des Regimentes<br />

58 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Industrie<br />

Übungspuppen im Einsatz<br />

Puppen machen Übungsszenarien realistisch<br />

Übungs- und Rettungspuppen werden in<br />

Deutschland in verschiedenen Organisationen<br />

eingesetzt, wie z. B. Feuerwehren,<br />

Feuerwehrschulen, Heißausbildungsstätten,<br />

DLRG, Wasserwacht, THW, Rettungshundestaffeln,<br />

Bundeswehr, US-<br />

Army und Sondereinsatzkommandos<br />

der Polizei. Als Trainingspartner werden<br />

sie verwendet, um „freiwillig Verunglückte“<br />

nicht unnötigen Gefahren oder<br />

Unfallrisiken auszusetzen. <strong>Homeland</strong><br />

<strong>Security</strong> sprach mit Michael Benack,<br />

zuständig für Marketing bei rescue-tec,<br />

über die unterschiedlichen Varianten<br />

und Einsatzszenarien der Puppen.<br />

Die erste Ruth Lee Übungspuppe wurde<br />

vor über 30 Jahren entwickelt. „Schon damals<br />

sahen die Puppen den heutigen sehr<br />

ähnlich; allerdings waren sie ohne haltgebende<br />

Verstärkungen und die korrekte anatomische<br />

Gewichtsverteilung fehlte. Sie waren<br />

mit Stroh gefüllt“, beschreibt Benack.<br />

50, 70 und 100 kg sowie<br />

als adipöse Übungspuppe<br />

mit einem Gewicht von<br />

180 kg. Die Wasserrettungspuppen<br />

als Jugendlicher<br />

und Erwachsener<br />

gibt es in den Gewichtsklassen<br />

20 und 40 kg. Die<br />

Multi Trauma Puppen,<br />

bei denen sich Amputationen<br />

von Arm/Bein oder<br />

Pfählungsverletzungen<br />

simulieren lassen, haben ein Gewicht von 30<br />

und 50 kg. Zusätzlich können hitzebeständige<br />

Übungspuppen aus Spezial-Materialien<br />

bei Temperaturen bis 160° C eingesetzt<br />

werden.“ Mittels einer zusätzlichen Ballastweste<br />

mit z. B. 20 kg Gewicht kann <strong>das</strong> Gewicht<br />

einer Übungspuppe an die jeweilige<br />

Übungssituation angepasst werden.<br />

Unterschiedliche Einsatzszenarien<br />

Wasserrettungspuppe<br />

im Einsatz<br />

Modelltypen<br />

Heute sind die Puppen realistisch in Größe,<br />

Gewicht und Beweglichkeit; sie bestehen<br />

aus einer Außenhaut und einem inneren<br />

Kern. Die Außenhaut ist aus robustem Leinengewebe,<br />

die Nähte sind doppelt gesäumt<br />

und an besonders beanspruchten Stellen<br />

mit Polypropylengewebe verstärkt. Der innere<br />

Kern imitiert <strong>das</strong> menschliche Körpergewicht<br />

und hat eine Granulatfüllung. Die<br />

Gewichtspakete sind auf den ganzen Körper<br />

verteilt und derart befestigt, <strong>das</strong>s sie nicht<br />

verrutschen können und die Puppen während<br />

und nach dem Einsatz in Form halten.<br />

Um Übungen erfolgreich durchführen zu<br />

können, ist es wichtig, <strong>das</strong>s Gewichtsverteilung<br />

und Beweglichkeit der Arme und Beine<br />

dem menschlichen Körper sehr ähnlich sind.<br />

Ruth Lee Ltd ist heute Europas führender<br />

Hersteller von Rettungs- und Trainingspuppen<br />

und seit mehr als 30 Jahren Ausrüster<br />

für den Britischen Rettungsdienst. Benack:<br />

„Es gibt vier verschiedene Modelltypen. Die<br />

Standard-Puppen zur Imitation von Kindern<br />

haben ein Gewicht von 5, 10 und 20 kg. Die<br />

Erwachsenen-Puppen mit einer Größe von<br />

1,83 m gibt es in den Gewichtsklassen 30,<br />

Die Einsatzvielfalt reicht von Brandeinsatz,<br />

technischer Hilfeleistung über Bergung<br />

aus Höhen und Tiefen sowie eingestürzten<br />

Gebäuden bis hin zu räumlich begrenzten<br />

Notlagen. Benack erklärt: „In der Ausbildung<br />

der technischen Hilfeleistung werden<br />

Übungspuppen als eingeklemmte Unfallopfer<br />

in Fahrzeugen eingesetzt. Die Puppen<br />

Übungspuppe im<br />

Einsatz bei der Höhenrettung<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 59


Industrie<br />

Übungspuppe im<br />

Einsatz bei der<br />

Hilfeleistung<br />

Michael Benack mit<br />

einer Übungspuppe<br />

halten einem Überrollen<br />

stand und können auf ein<br />

Sprungpolster herabgestürzt<br />

werden. Nationale<br />

und internationale Bergungsteams<br />

sowie Hunderettungsstaffeln<br />

nutzen<br />

die Trainingspuppen, um<br />

verschüttete Personen in<br />

eingestürzten Gebäuden<br />

zu orten und zu bergen.<br />

Im Bereich der Höhenrettung<br />

sind die Puppen<br />

ideal für Übungen zum<br />

Abseilen vom Kran, von<br />

Gerüsten und Industrieanlagen.<br />

Im Bereich der<br />

Rettung aus Tiefen wird<br />

die Rettung aus Kanalisationen,<br />

Gruben, Tankanlagen,<br />

Schluchten und<br />

Höhlen geübt. Die Wasserrettungspuppen<br />

simulieren<br />

bewusstlos im Wasser<br />

treibende Personen.<br />

Sie sind derart konstruiert,<br />

<strong>das</strong>s sie in annähernd<br />

senkrechter Position im Wasser schwimmen,<br />

so<strong>das</strong>s nur Kopf und Schulter sichtbar sind.<br />

Gefüllt mit Gewichten sind die Puppen auch<br />

für Tauchübungen geeignet. Bei Brandeinsatzübungen<br />

werden Trainingspuppen aller<br />

Gewichtsklassen eingesetzt. Mit ihnen kann<br />

Suchen und Retten aus verrauchten Gebäuden<br />

trainiert werden. Auch für <strong>das</strong> Atemschutz-Notfalltraining<br />

werden sie verwendet.<br />

Die hitzebeständige Übungspuppe kann<br />

in der Heißausbildung näher am Brandherd<br />

positioniert werden. Im Bereich der Nationalen<br />

Sicherheit werden die Puppen bei z. B.<br />

Wie alles begann<br />

Die Übungs- und Rettungspuppen bilden<br />

nur einen Teilbereich des umfangreichen<br />

Produktsortiments von rescue-tec, zu dem<br />

auch persönliche Schutzausrüstung und<br />

Ausbildungsmaterialien gehören. Begonnen<br />

hat rescue-tec mit der Entwicklung von<br />

Holstern für den Feuerwehrhaltegurt. Während<br />

der Löscharbeiten eines Brandes im<br />

Kreiskrankenhaus in Limburg 1997 hatte<br />

Jörg Hergenhahn, Inhaber von rescue-tec,<br />

die Idee, Holster zu entwickeln, die Platz für<br />

ein Rettungsmesser oder ähnliches Equipment<br />

bieten. Die ersten Holster entstanden<br />

und hatten sich in der Praxis gut bewährt.<br />

Bundeswehr und Sondereinsatzkommandos<br />

in Szenarien wie Terroranschlag, Geiselnahme<br />

und Amoklauf eingesetzt.“ Benack unterstreicht:<br />

„Der Phantasie der Übungsleiter<br />

sind hier nur wenig Grenzen gesetzt.“ So<br />

kann der Einsatz einer so genannten Wärmeweste<br />

bei den Übungspuppen z. B. <strong>das</strong><br />

Training im Zusammenhang mit einer Wärmebildkamera<br />

unterstützen.<br />

Weiterentwicklung<br />

Die Weiterentwicklung findet in engem Kontakt<br />

mit den Kunden sowie Behörden und<br />

Organisationen statt. Änderungswünsche<br />

und Verbesserungsvorschläge werden direkt<br />

an Ruth Lee weitergegeben. „So ist z. B.<br />

auch die Kopfform bei den Erwachsenen-<br />

Modellen optimiert worden: Sie ermöglicht<br />

<strong>das</strong> Anbringen einer Halskrause sowie <strong>das</strong><br />

Aufziehen einer Atemschutzmaske“, ergänzt<br />

Benack.<br />

Übungspuppen der Zukunft<br />

In Zukunft könnten die Übungs- und Rettungspuppen<br />

technische Ausstattungen<br />

besitzen. „Denkbar wäre hier eine Integration<br />

von Herz-Lungen-Wiederbelebung,<br />

Pulsschlag und Vitalfunktionen. Somit könnte<br />

bei einer technischen Hilfeleistung die<br />

eingeklemmte Person direkt auch beatmet<br />

werden. Da hier Robustheit und Strapazierfähigkeit<br />

auf feinfühlige <strong>Technik</strong> treffen,<br />

wäre z. B. auch die Reinigung der Puppen<br />

aufwendiger als bisher“, prognostiziert Benack.<br />

Lösungen für eine sprechende Puppe,<br />

die per Funkkontakt mit dem Ausbilder<br />

in Verbindung steht, existieren und werden<br />

derzeit vom Hersteller erprobt.<br />

Die Möglichkeit, Ausrüstung für die eigene<br />

Sicherheit – gerade im Atemschutzeinsatz<br />

– mitzuführen, gefiel den Feuerwehren.<br />

Sie testeten die Produkte in der Praxis<br />

und Ihre Ergebnisse wurden in der weiteren<br />

Entwicklung berücksichtigt. Inzwischen<br />

umfasst <strong>das</strong> Sortiment eine umfangreiche<br />

Kollektion mit Holstern, Taschen und Rucksäcken<br />

für den Brand- und Hilfeleistungseinsatz,<br />

Produkte zur Technischen Hilfeleistung,<br />

Einsatzbekleidung, Messer und<br />

Werkzeuge, Strahlrohre, Fachliteratur und<br />

vieles mehr.<br />

60 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013


Impressum<br />

Chefredakteurin: Dr. Nadine Seumenicht<br />

Herausgeberin: Dr. Nadine Seumenicht<br />

Beirat<br />

Vernetzte Sicherheit: Harald Kujat, General a. D.;<br />

Vernetzter Einsatz: Dr.-Ing. Andreas Groth; Ralph. D.<br />

Thiele, Oberst i. G<br />

Internationales Redaktionsteam<br />

Ressort Vernetzte Sicherheit: Dr. Stefan Queisser,<br />

Fregattenkapitän d. R.; Michael Hartung, Oberleutnant<br />

d. R.<br />

Ressort Zivil-Militärische Zusammenarbeit: Hauke<br />

Muck, Oberstleutnant d. R.; Michael Zacher, Oberstleutnant<br />

d. R.<br />

Ressort Innere Sicherheit: Niels Czajor, Dipl.-Verw-<br />

Wiss., Hauptmann d. R., Polizeifreiwilliger<br />

Ressort IT-<strong>Security</strong>: Georg Wenner, EDS-CSO Germ.<br />

Gov. a. D. Jim Litchko, CISSP-ISSEP, MBCI, MAS<br />

Ressort Robotics Unstructured Environments: Prof.<br />

Dr.-Ing./Univ. Tokio Thomas Bock<br />

Ressort Internationale Kriminalwissenschaften:<br />

Robert F. J. Harnischmacher<br />

Ressort Ausbildung und Training für die Sicherheit<br />

in der Wirtschaft: Klaus-Dieter Jörn; Robert F. J.<br />

Harnischmacher<br />

Ressort Canada: Prof. Dr. Darryl Plecas<br />

Ressort China: Prof. Dr. Gu Minkang<br />

Ressort Japan, Korea: Prof. Dr. Minoru Yokoyama;<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Haruo Nishihara; Prof. Dr.-Ing./<br />

Univ. Tokio Thomas Bock<br />

Ressort Mexiko: Walter M. McKay, M.A.<br />

Ressort Norwegen: Superintendent Prof. Rune Glomseth;<br />

Prof. Dr. Petter Gottschalk<br />

Ressort Österreich: Hofrat Mag. Maximilian<br />

Edelbacher<br />

Ressort Polen: Prof. Dr. Dr. h.c. Brunon Holyst<br />

Ressort Südafrika: Prof. Dr. Cornelis Roelofse<br />

Ressort USA: Prof. Dr. Dilip K. Das; Prof. Dr. Otwin<br />

Marenin; Prof. Dr. Linda Keena<br />

Hauptstadtbüro Berlin: Heike Barnitzke<br />

Ressort Geschichte: M. A. Volker Hollmann<br />

Ressort Politik: Dipl. Verw. Joachim Zacher<br />

Ressort Wissenschaft: Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke,<br />

Dr. Nadine Seumenicht<br />

Design und Layout: Christian Prünte<br />

Verlag:<br />

HOMELAND SECURITY UG<br />

(haftungsbeschränkt)<br />

Deilinghofer Straße 2, D-58675 Hemer<br />

Tel.: 02372-9 35 26 10<br />

Fax: 02372-9 35 26 19<br />

redaktion@homeland-sec.de<br />

www.homeland-sec.de<br />

Einzelbezugspreis:<br />

10,- EURO (inkl. Versand)<br />

Jahresabonnement:<br />

36,- EURO (4 Ausgaben inkl. Versand)<br />

Der Aktion Deutschland Hilft e. V. kommt pro Abo 1,-<br />

EURO zugute.<br />

Auflage:<br />

16.000 Exemplare<br />

ISSN 1614-3523 (Print)<br />

ISSN 2194-4849 (Online)<br />

Bildnachweis:<br />

Titelbild: HELLA<br />

a.hartrodt (GmbH & Co) KG, AOB GmbH, Archiv Flughafen<br />

Leipzig/Halle GmbH, Bundeswehr/Florian Pridöhl,<br />

C&S, Drägerwerk, General Dynamics European Land<br />

Systems, Gimaex-Schmitz Fire and Rescue, HELLA,<br />

<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, KRD Sicherheitstechnik, Narda Safety<br />

Test Solutions, rescue-tec, Rosenbauer International,<br />

Securitas, szenaris, TÜV Rheinland i-sec<br />

Wir übernehmen keine Verantwortung für die Inhalte aller durch Angabe einer<br />

Linkadresse genannten Internetseiten. Dies gilt auch für alle Seiteninhalte, zu<br />

denen Links oder Banner weiterführen. Die Gastbeiträge stellen nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion dar.


62 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!