Technik für das Leben - Homeland Security
Technik für das Leben - Homeland Security
Technik für das Leben - Homeland Security
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ISSN 1614-3523, 2013<br />
Training<br />
<strong>Technik</strong><br />
Katastrophenschutz<br />
Feuerwehrausbildungszentrum<br />
am Flughafen Leipzig/Halle<br />
S. 12<br />
Wenn es darauf ankommt:<br />
Lösungen für die Feuerwehr<br />
S. 22<br />
Volle Funktionalität und<br />
Einsatzfähigkeit bei minimaler<br />
Fahrzeuggröße<br />
S. 34<br />
www.homeland-sec.de<br />
Nationale Sicherheit - Bevölkerungsschutz - Katastrophenhilfe
Themenplan<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 1-2013 (Veröffentlichung: Ende Quartal I)<br />
--Vernetzte Sicherheit (Katastrophenmanagement)<br />
--Weltraum: Sicherheit und Zivilschutz aus dem All<br />
--Schwere Katastrophen: Auswirkungen und Handlungsbedarf<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2-2013<br />
--Vernetzte Sicherheit (Krisenmanagement)<br />
--Katastrophenmedizin<br />
--Krisenmanagement im Bevölkerungsschutz<br />
(Veröffentlichung: Ende Quartal II)<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 3-2013<br />
--Vernetzte Sicherheit (Kritische Infrastrukturen)<br />
--Feuerwehren an Flughäfen, Häfen und Industriestandorten<br />
--Geschützte Fahrzeuge<br />
(Veröffentlichung: Ende Quartal III)<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 4-2013<br />
--Vernetzte Sicherheit (Organisierte Kriminalität)<br />
--Maritime Sicherheit und Piraterie<br />
--Kidnap and Ransom<br />
(Veröffentlichung: Anfang Dezember)<br />
Global <strong>Security</strong> 1-2013<br />
(Veröffentlichung: Mitte Juli)<br />
--Comprehensive Approach (Critical Infrastructures)<br />
--Equipment, Uniforms, and Protective Clothing for <strong>Security</strong> Personnel<br />
--Logistics for Disaster Management and Medical Support in Disaster Scenarios<br />
Global <strong>Security</strong> 2-2013<br />
--Comprehensive Approach (New Technology)<br />
--New Trends for Protected Vehicles<br />
--Biometrics<br />
(Veröffentlichung: Mitte Dezember)
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die so genannte Rundumkennleuchte, auch Rundumleuchte genannt,<br />
ist eine Warnleuchte, die Licht über einen Bereich von 360° ausstrahlt.<br />
Mit dieser Ausgabe des Magazins HOMELAND SECURITY beleuchten<br />
wir von mehreren Seiten <strong>das</strong> Thema „Blaulicht“. Was ein „Blaulicht“<br />
heute alles können muss, lesen Sie in unserer Reportage. Es ist eben<br />
nicht nur blau und blinkt, sondern „spricht“ mittlerweile viele verschiedene<br />
Sprachen.<br />
Wer von uns wollte nicht als Kind Feuerwehrmann werden? Im Feuerwehrausbildungszentrum<br />
am Flughafen Leipzig/Halle kann es Ihnen<br />
passieren, <strong>das</strong>s Sie Ihren Kindheitstraum doch noch ausleben können.<br />
Das Ausbildungszentrum wurde am 7. Juni 2010 als hochmodernes Feuerwehrausbildungszentrum<br />
eröffnet. Wir waren sehr beeindruckt von<br />
dem hohen Niveau der Ausbildung und der überwältigenden Übungsinfrastruktur;<br />
auch und insbesondere von der Boeing 747-Brandsimulationsanlage<br />
– wobei uns nach der Besichtigung schwer fällt, hierfür den<br />
Begriff „Attrappe“ zu verwenden. Zu einem richtigen Trainingszentrum<br />
gehören aber eben nicht nur Simulation und Attrappe, sondern auch<br />
schweres Gerät, wie z. B. ein Hightech Feuerwehrfahrzeug. Der heutige<br />
Feuerwehrmann ist nicht nur top ausgebildet, sondern auch „umhüllt“<br />
von Hightech. Nicht nur <strong>das</strong> große „Feuerwehrauto“ und sein Können<br />
imponieren, sondern auch <strong>das</strong> Equipment der Zulieferer. Ohne dieses<br />
Zusammenwirken von hochspezialisierten Unternehmen ist eine moderne<br />
Brandbekämpfung heute nicht mehr möglich.<br />
Nicht nur ein Brand muss gelöscht werden, sondern unsere Einsatzkräfte<br />
müssen optimal geschützt werden. Dies gilt für die Feuerwehrkräfte<br />
genauso wie auch für unsere Soldaten und Polizisten. Wir zeigen<br />
Ihnen exemplarisch, wie unsere Helferinnen und Helfer optimalen<br />
Schutz für ihre einsatznahe Arbeit erhalten. Bei Übungen kann man<br />
aber auch auf lebensnahe Puppen zurückgreifen: So werden Dummies<br />
eingesetzt, damit auch gefährliche Lagen trainiert werden können,<br />
um nicht in Gänze auf derartige einsatznahe Übungen verzichten zu<br />
müssen.<br />
Das Team von HOMELAND SECURITY wünscht Ihnen eine spannende<br />
Lektüre und alles Gute für 2013!<br />
Ihre<br />
Dr. Nadine Seumenicht<br />
Welche Szenarien bei der Brandbekämpfung auf<br />
Flughäfen beübt werden können, erfahren Sie ab<br />
Seite 12.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 1
Inhalt<br />
1<br />
Editorial<br />
Vernetzte Sicherheit<br />
4 Beitrag der Sicherheitswirtschaft zur<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
Bevölkerungsschutz<br />
8 Zukunft gestalten<br />
Sicherheit ist unsere Kompetenz<br />
Training<br />
12 Feuerwehrausbildungszentrum am<br />
Flughafen Leipzig/Halle<br />
Industrie<br />
4<br />
19 Der PANTHER auf dem Sprung<br />
<strong>Technik</strong><br />
22 Wenn es darauf ankommt:<br />
Lösungen für die Feuerwehr<br />
Sicherheitstechnik<br />
29 Schicht für Schicht mehr Sicherheit<br />
Katastrophenschutz<br />
34 Volle Funktionalität und Einsatzfähigkeit<br />
bei minimaler Fahrzeuggröße<br />
37 Kritische Infrastrukturen<br />
Schutz mit Druckluftschaum<br />
29<br />
Logistik<br />
39 Sicherheit in der Lieferkette<br />
Informationssicherheit<br />
50 Integrierte Konzepte mit Mehrwert<br />
Geschützte Fahrzeuge<br />
57 Ein Eagle und sein Revier<br />
Industrie<br />
59 Übungspuppen im Einsatz<br />
61 Impressum<br />
39<br />
2 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Inhalt<br />
12<br />
34<br />
50 57<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 3
Vernetzte Sicherheit<br />
Beitrag der Sicherheitswirtschaft<br />
Manfred Buhl,<br />
CEO Securitas Deutschland,<br />
Vizepräsident des BDSW<br />
zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
Die Securitas Division<br />
Aviation betreut mehr<br />
als 70 Flughäfen, davon<br />
30 in Europa. Wichtigster<br />
Baustein sind die<br />
Personen- und Gepäckkontrollen.<br />
Cargo <strong>Security</strong><br />
1. Zum Begriff<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
Mit <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
wird ein bestimmtes<br />
Spektrum von Bedrohungen<br />
angedeutet. Darüber<br />
hinaus wird der Begriff<br />
zur Begründung von politischen<br />
Zielen und Konzeptionen<br />
verwendet. Es<br />
gibt eine Fülle unterschiedlicher<br />
Definitionen<br />
des in keiner Rechtsnorm festgeschriebenen<br />
Begriffs. Sinnvoll ist nur eine Definition,<br />
die geeignet ist, <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> von<br />
den überlagernden Begriffen der Inneren<br />
und der Äußeren Sicherheit abzugrenzen.<br />
Deren rein geographische Unterscheidung<br />
hat sich nicht durchgesetzt. Vielmehr wird<br />
Innere Sicherheit verstanden als eine Sicherheitslage,<br />
die möglichst frei ist von kriminellen<br />
und terroristischen Angriffen und<br />
bedrohlichen Naturkatastrophen, sei es,<br />
<strong>das</strong>s diese Bedrohungen im Inland entstehen<br />
oder grenzüberschreitend auf den Staat<br />
und seine Bürger einwirken. Im Gegensatz<br />
dazu wird Äußere Sicherheit verstanden als<br />
Schutz des Staates und seiner Bürger vor<br />
militärischen Angriffen. Diese nicht primär<br />
geographische, sondern instrumentale Abgrenzung<br />
führt dazu, Innere Sicherheit als<br />
zivile Sicherheit und Äußere Sicherheit als<br />
militärische Sicherheit zu verstehen. Setzt<br />
man diese Bedrohungslagen in Beziehung<br />
zum Begriff <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, dann beschreibt<br />
letzterer einen Teilbereich der Inneren,<br />
der zivilen Sicherheit. Dabei handelt<br />
es sich um terroristische und kriminelle Angriffe<br />
oder auch Katastrophen, die ihren Ursprung<br />
außerhalb der Grenzen des Landes<br />
haben. Dass <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> nicht den<br />
Schutz vor militärischen Angriffen umfasst,<br />
zeigt nicht zuletzt die funktionale Abgrenzung<br />
innerhalb des Federal Government der<br />
USA: Für die Verteidigungspolitik und militärische<br />
Einsätze ist nicht <strong>das</strong> Department<br />
of <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, sondern <strong>das</strong> Department<br />
of Defence zuständig.<br />
2. Phänomene, die <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
aktuell besonders bedrohen<br />
Ein breites Spektrum von Delikten wird<br />
grenzüberschreitend begangen und importiert.<br />
Im Vordergrund der Bedrohungsanalyse<br />
stehen aber Bedrohungsszenarien, die<br />
besonders schwerwiegend sind und eine<br />
strategische Reaktion der betroffenen Staaten<br />
mit einem hohen Abwehrpotenzial an<br />
personellen und finanziellen Ressourcen,<br />
strategischer Intelligenz und technischem<br />
Know-how verlangen: Internationaler Terrorismus<br />
und grenzüberschreitende organisierte<br />
Kriminalität, Wirtschafts- und Konkurrenzspionage<br />
sowie Cyberkriminalität.<br />
Internationaler Terrorismus<br />
Deutschland liegt weiterhin im Fokus islamistisch-terroristischer<br />
Bestrebungen, stellt<br />
der Verfassungsschutzbericht 2011 fest.<br />
Das Spektrum islamistischer Terrorstrukturen<br />
in Deutschland reicht von Netzwerken<br />
gewaltbereiter Islamisten, die in enger Beziehung<br />
zu „jihadistischen“ Organisationen<br />
im Ausland stehen, über weitgehend autonom<br />
operierende Kleinstgruppen bis hin zu<br />
Einzeltätern.<br />
4 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Vernetzte Sicherheit<br />
Organisierte Kriminalität<br />
Organisierte Kriminalität (OK) ist ganz ausgeprägt<br />
transnationale Kriminalität. In fast<br />
85 Prozent der (2010) in Deutschland geführten<br />
OK-Verfahren gab es internationale<br />
Bezüge, die sich auf insgesamt 130 Staaten<br />
erstreckten. In der Mehrzahl der Gruppierungen<br />
wird <strong>das</strong> kriminelle Geschehen<br />
durch nichtdeutsche Staatsangehörige bestimmt.<br />
Rauschgiftkriminalität, Wirtschaftsund<br />
Eigentumskriminalität dominieren die<br />
OK-Verfahren.<br />
Wirtschaftsspionage<br />
Die Bundesrepublik Deutschland ist aufgrund<br />
ihrer geopolitischen Lage, ihrer Rolle<br />
in der EU und in der NATO sowie als Standort<br />
zahlreicher Unternehmen der Spitzentechnologie<br />
für fremde Nachrichtendienste<br />
sehr attraktiv. Hauptträger der Spionageaktivitäten<br />
sind weiterhin die Russische Föderation<br />
und die Volksrepublik China. Einige<br />
Länder bemühen sich darum, in den Besitz<br />
von Technologien für atomare, biologische<br />
oder chemische Massenvernichtungswaffen<br />
und den erforderlichen Trägersystemen<br />
zu gelangen. Eine besondere Gefahr stellen<br />
„elektronische Angriffe“ auf Computersysteme<br />
von Wirtschaftsunternehmen dar.<br />
Produkt- und Markenpiraterie<br />
Bedroht wird unsere <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
auch durch Produkt- und Markenpiraterie.<br />
Der Großteil der gefälschten Waren wird<br />
im Ausland – insbesondere in China, Hongkong<br />
und Thailand – produziert und nach<br />
Deutschland importiert. Die Zollbehörden<br />
verzeichneten 2010 gegenüber dem Jahr<br />
2009 einen starken Anstieg der Fallzahlen<br />
(um ca. 145 Prozent).<br />
Bedrohung der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
durch IuK-Kriminalität<br />
Wie <strong>das</strong> Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI) in seinem Lagebericht<br />
2011 ausführt, werden die Methoden,<br />
mit denen Organisierte Kriminelle aber auch<br />
Nachrichtendienste hoch professionelle IT-<br />
Angriffe auf Firmen und Behörden durchführen,<br />
immer raffinierter. Staatsgrenzen<br />
spielen für solche Angriffe keine Rolle. Die<br />
Anzahl neuer Schadprogramme nimmt weiterhin<br />
sehr stark zu.<br />
3. Wie kann die<br />
Sicherheitswirtschaft<br />
zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
beitragen?<br />
Angesichts der massiven<br />
und zunehmenden Bedrohung<br />
unserer <strong>Homeland</strong><br />
<strong>Security</strong> durch terroristische<br />
Bedrohung und kriminelle<br />
Angriffe aus dem<br />
Ausland stellt sich auch<br />
für die Sicherheitswirtschaft,<br />
also die sicherheitstechnische<br />
Industrie<br />
und <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe,<br />
die Frage, inwieweit<br />
sie einen Beitrag<br />
zur Gewährleistung der<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> leisten<br />
kann.<br />
Primäre Bekämpfungszuständigkeit<br />
von Polizei,<br />
Verfassungsschutz und BSI<br />
Auf den ersten Blick scheint der Beitrag der<br />
Sicherheitswirtschaft zur Aufrechterhaltung<br />
von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> unbeachtlich<br />
zu sein. Die Grenzüberwachung ist Aufgabe<br />
des Militärs und der Bundespolizei. Sie<br />
wirksam auszuüben, ist ohne hoheitliche Befugnisse<br />
nicht möglich und <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe<br />
wird – von gesetzlich bestimmten<br />
Ausnahmen abgesehen – nur aufgrund<br />
der so genannten Jedermannrechte tätig.<br />
Auch zur wirksamen Bekämpfung der<br />
oben beschriebenen Bedrohungsphänomene<br />
des Terrorismus, der OK und der Spionage<br />
sind hoheitliche Befugnisse unabdingbar.<br />
Das Bürgerliche Recht reicht dazu nicht<br />
aus. Der Verfassungsschutz hat die Aufgabe,<br />
extremistische Organisationen, auch<br />
Ausländerorganisationen, und insbesondere<br />
aus dem Ausland kommende Terroristen<br />
– z. B. in Al Qaida-Camps ausgebildete,<br />
nach Deutschland zurückkehrende Islamisten<br />
– zu überwachen und im Falle der Gefahrenkonkretisierung<br />
die Polizei und/oder<br />
die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die<br />
Beobachtung der OK ist nur in Bayern Aufgabe<br />
des Verfassungsschutzes. Ob er diese<br />
Aufgabe mit den ihm zustehenden Kompetenzen<br />
wirksam erfüllen kann, ist auf politischer<br />
Ebene umstritten. Für die Beobachtung<br />
der grenzüberschreitenden OK spricht<br />
jedenfalls, <strong>das</strong>s in einigen anderen Staaten<br />
Sicherheit in der Luftfahrt:<br />
Gepäckkontrollen<br />
- Einsatz von Spürhunden<br />
und allgemeine<br />
Kontrolle<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 5
Vernetzte Sicherheit<br />
der IuK-Kriminalität wie des Cyberterrorismus<br />
möglich. Auch wenn sich die Sicherheitstechnik<br />
im Allgemeinen auf einem hohen<br />
Entwicklungsstand befindet, bedarf es<br />
ständiger Anstrengungen der sicherheitstechnischen<br />
Industrie ebenso wie der Politik,<br />
um Innovationen voranzutreiben und<br />
die Nutzungsmöglichkeiten wie den Wirkungsgrad<br />
der Sicherheitstechnik zu optimieren.<br />
Erwähnt seien etwa notwendige<br />
Verbesserungen<br />
Securitas sichert u. a.<br />
Container- und Kreuzfahrtterminals<br />
an<br />
Nord- und Ostsee. In<br />
diesen Aufgabenbereich<br />
fallen Risikoanalysen,<br />
Entwicklung von Gefahrenabwehrplänen,<br />
der<br />
Schutz der Terminalgelände<br />
und die Sicherheitsabfertigung<br />
der<br />
Passagiere.<br />
Die Division Alert Services<br />
bietet Alarmüberwachung<br />
für Unternehmen,<br />
KMUs, Eigenheime und<br />
Privatpersonen an. Die<br />
Dienstleistungen umfassen<br />
Alarmmonitoring,<br />
-bearbeitung und Intervention.<br />
der Inlands-Nachrichtendienst dafür zuständig<br />
ist, Informationen im Rahmen der internationalen<br />
Zusammenarbeit aber nicht der<br />
ausländischen Polizei und Justiz überlassen<br />
will, weil er nicht verhindern kann, <strong>das</strong>s<br />
ohne Rücksichtnahme auf die Geheimhaltungs-<br />
und Vertraulichkeitsinteressen des<br />
Dienstes aufgrund des Legalitätsprinzips ermittelt<br />
und eingeschritten wird. Für die Beobachtung<br />
von Spionageaktivitäten ist der<br />
Verfassungsschutz in Deutschland nur zuständig,<br />
wenn diese Aktivitäten von einem<br />
ausländischen Nachrichtendienst ausgehen.<br />
Die von einem ausländischen Unternehmen<br />
betriebene „Konkurrenzspionage“ zu ermitteln<br />
und zu bekämpfen, ist Aufgabe der<br />
Strafverfolgungsorgane einschließlich der<br />
Polizei. Und die Bekämpfung von Cyberkriminalität,<br />
deren Quellen im Ausland liegen,<br />
obliegt präventiv vor allem dem BSI, repressiv<br />
Spezialdienststellen der Polizei und der<br />
Justiz.<br />
Der Einsatz der Organe der<br />
öffentlichen Sicherheit bedarf der<br />
Sicherheitstechnik<br />
Dass die Sicherheitswirtschaft durch Entwicklung,<br />
Produktion und Anwendung von<br />
Sicherheitstechnik einen<br />
erheblichen Beitrag<br />
zur Gewährleistung der<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> leistet,<br />
versteht sich von<br />
selbst. Ohne moderne<br />
Sicherheitstechnik sind<br />
weder Beobachtungsmaßnahmen<br />
noch die<br />
Detektion verborgener<br />
gefährlicher Gegenstände<br />
und Stoffe und erst<br />
recht die Bekämpfung<br />
--der brand- und explosionshemmenden<br />
Wirkung von Werkstoffen,<br />
--der Fehlalarmresistenz und Multisensorik<br />
in Gefahrenmeldeanlagen,<br />
--der intelligenten automatisierten Bildanalyse<br />
bei der Videoüberwachung,<br />
--der Sensorik für die Detektion gefährlicher<br />
Stoffe und Gegenstände,<br />
--der Geländegängigkeit und Detektionssensorik<br />
von Robotern,<br />
--der Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit<br />
und Benutzerfreundlichkeit biometrischer<br />
Verfahren,<br />
--der Implementierbarkeit und Senderleistung<br />
von Radio Frequency Identification.<br />
Auch die Politik ist gefordert, die sicherheitstechnische<br />
Forschung zu fördern. Dazu<br />
hat die Bundesregierung ein mehrjähriges<br />
Programm zur Forschung für die zivile Sicherheit<br />
entwickelt und die zur Durchführung<br />
erforderlichen Haushaltsmittel bereitgestellt.<br />
Auch die EU-Kommission hat<br />
im Rahmen ihres Forschungsrahmenprogramms<br />
ein eigenes <strong>Security</strong> Research-Programm<br />
aufgelegt. Sie hat 2012 eine <strong>Security</strong><br />
Industrial Policy [COM(2012)417 final] entwickelt,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
europäischen sicherheitstechnischen Industrie<br />
durch ein Bündel langfristiger Maßnahmen<br />
zu stabilisieren. Vorgesehen ist in dem<br />
Action Plan<br />
--die Marktfragmentation durch EU-weite<br />
und internationale Standards, Harmonisierung<br />
der Zertifizierungsverfahren für<br />
Sicherheitstechnologien und durch eine<br />
bessere Ausschöpfung von Synergien zwischen<br />
Sicherheits- und Rüstungstechnologien<br />
zu überwinden,<br />
--die Lücke zwischen Forschung und Markt<br />
u. a. durch Ausrichtung der Förderprogramme<br />
zu vermindern und<br />
--die gesellschaftliche Dimension besser<br />
6 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Vernetzte Sicherheit<br />
zu integrieren, vor allem durch Schaffung<br />
von Mechanismen zum Test sozialer<br />
Betroffenheit schon während der Forschungs-<br />
und Entwicklungsphase.<br />
Aufgabe der Wirtschaft, sich vor grenzüberschreitender<br />
Kriminalität zu<br />
schützen<br />
Die Wirtschaft insgesamt leistet ihren Beitrag<br />
zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> durch den<br />
Schutz ihrer Mitarbeiter, Anlagen und Produkte<br />
vor kriminellen Angriffen. Die oben<br />
skizzierten Bedrohungsphänomene belasten<br />
die Wirtschaft in besonderem Maße und beeinträchtigen<br />
ihre Geschäftsergebnisse. Es<br />
ist wichtig, <strong>das</strong>s die Unternehmensführung<br />
die notwendigen personellen und technischen<br />
Schutzmaßnahmen nicht als lästige<br />
Kostenfaktoren bewerten, sondern den „added<br />
value“ für ihr Image und ihren geschäftlichen<br />
Erfolg begreifen.<br />
Sicherheitsdienstleistungen für<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
Auch <strong>das</strong> Sicherheitsgewerbe trägt zur Gewährleistung<br />
von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> bei.<br />
Durch die Wahrnehmung von Aufträgen zum<br />
Objektschutz und Unternehmensschutz,<br />
zum Veranstaltungsschutz und zum Schutz<br />
öffentlich zugänglicher Hausrechtsbereiche<br />
entlastet es die Polizei, die ihre Ressourcen<br />
umso besser auf die massiven Bedrohungen<br />
durch internationale und grenzüberschreitende<br />
Kriminalität sowie terroristische Gefährdungen<br />
fokussieren kann. Das Sicherheitsgewerbe<br />
arbeitet in vielen Bereichen<br />
zum Schutz von <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> eng mit<br />
der Polizei zusammen. Es schützt z. B. kritische<br />
Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs<br />
der Deutschen Bahn, der Kommunen<br />
und Verkehrsverbünde, des Luft- und des<br />
Seeverkehrs. Die Personen- und Gepäckkontrolle<br />
der Flugpassagiere etwa dient unmittelbar<br />
der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, denn der<br />
grenzüberschreitende Verkehr bildet eine<br />
Eingangsschleuse für den Import von Kriminalität<br />
und Terrorismus.<br />
4. Voraussetzungen für einen wirksamen<br />
Beitrag des Sicherheitsgewerbes<br />
Das Sicherheitsgewerbe kann nur dann einen<br />
wirksamen Beitrag zur <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong><br />
leisten, wenn es die vom Gesetz verlangten<br />
und von der Sache her gebotenen Voraussetzungen<br />
erfüllt. Diese Voraussetzungen<br />
betreffen die Qualifizierung<br />
des Unternehmers<br />
und des übrigen Managements<br />
des Sicherheitsunternehmens<br />
sowie die<br />
aufgabengerechte Qualifizierung<br />
der einzusetzenden<br />
Kräfte; sie betreffen<br />
die Zuverlässigkeit<br />
des Unternehmers und<br />
seiner Mitarbeiter, die<br />
Leistungsfähigkeit des<br />
Unternehmens, <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
der notwendigen<br />
personellen und finanziellen<br />
Ressourcen.<br />
Die Innenministerkonferenz<br />
hat bei der Aktualisierung<br />
des Programms<br />
Innere Sicherheit im Jahr<br />
2009 „Unternehmen aus<br />
dem Dienstleistungsspektrum<br />
der privaten Sicherheit“<br />
erstmals als „wichtigen Bestandteil<br />
der Sicherheitsarchitektur in Deutschland“<br />
bezeichnet und fordert, <strong>das</strong>s „zur Erreichung<br />
und Optimierung einheitlicher Standards<br />
eine Zertifizierung von Unternehmen<br />
im privaten Sicherheitsgewerbe verbindlich<br />
vorgeschrieben“ wird. Weiter heißt es<br />
im 2009 neu gefassten Programm Innere Sicherheit:<br />
„Im Rahmen der komplexen Aufgabenwahrnehmung<br />
ergeben sich für die<br />
staatlichen Sicherheitsbehörden Schnittstellen<br />
zu privaten Sicherheitsdienstleistern“.<br />
Die Polizei arbeitet konstruktiv mit<br />
ihnen zusammen, soweit insbesondere polizeitaktische<br />
oder rechtliche Hinderungsgründe<br />
nicht bestehen. Dafür sind Seriosität,<br />
die fachliche Qualifikation und <strong>das</strong> Vorhandensein<br />
angemessener Ressourcen bei den<br />
Sicheitsdienstleistern Voraussetzung. Inzwischen<br />
hat eine vom Arbeitskreis II der IMK<br />
eingesetzte Projektgruppe für <strong>das</strong> geforderte<br />
Zertifizierungsverfahren einen Kriterienkatalog<br />
entwickelt und Vorschläge für <strong>das</strong><br />
weitere Vorgehen erarbeitet. Die IMK hat<br />
diese Kriterien als geeignete Grundlage für<br />
eine verbindlich vorgeschriebene Zertifizierung<br />
bewertet. Es ist zu erwarten, <strong>das</strong>s<br />
sich die Kooperation der Polizei mit den so<br />
zertifizierten Sicherheitsunternehmen zum<br />
Schutz der <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> noch enger,<br />
vertrauensvoller und effektiver entwickelt.<br />
Bahn- und Verkehrssicherheit<br />
- Überprüfung<br />
eines herrenlosen Gepäckstückes<br />
Vermittlung von Sicherheit<br />
- Streifendienst mit<br />
Hund<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 7
Bevölkerungsschutz<br />
Zukunft gestalten<br />
Sicherheit ist unsere Kompetenz<br />
Maßgeschneiderte Signale für den Einsatz<br />
Bei Einsätzen aller Art ist entscheidend,<br />
<strong>das</strong>s die Einsatzfahrzeuge früh erkannt<br />
werden. Optische und akustische Signale<br />
in Erstausrüsterqualität – maßgeschneidert<br />
auf die Anforderungen von<br />
Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsorganisationen<br />
im In- und Ausland – unterstützen<br />
dabei. Ebenso ist eine hohe<br />
Warnwirksamkeit auch für die eigene<br />
Absicherung der Rettungskräfte elementar<br />
– und kann <strong>Leben</strong> retten. LED-<br />
<strong>Technik</strong> für alle optischen Anwendungen<br />
und energieeffiziente Akustik in<br />
minimaler Größe bietet Vorteile, auf die<br />
sich die Kunden von HELLA verlassen<br />
können. Mit Peter Wagner, Zielgruppenmanager,<br />
Kundenzielgruppe Spezielle<br />
Erstausrüstung (Special OE) von<br />
Einsatzfahrzeugen, sprachen Dr. Nadine<br />
Seumenicht und Michael Zacher.<br />
Erstausrüstungssegment umfasst die Bereiche<br />
Licht und Elektronik. Zu unserem Kundenkreis<br />
gehören hier Fahrzeughersteller<br />
wie auch andere Automobilzulieferer. Dem<br />
zweiten Segment, dem Aftermarket, ist der<br />
unabhängige Teilehandel zugeordnet. Darüber<br />
hinaus ist HELLA Service-Partner der<br />
freien Werkstätten und beliefert die Ersatzteilorganisationen<br />
großer Automobilhersteller.<br />
Das Geschäft mit Spezialausrüstern<br />
wie Herstellern von Bussen, Caravans,<br />
Bau- und Landmaschinen sowie Einsatzfahrzeugen<br />
ist Teil des dritten Segments<br />
Special Applications sowie der Bereich Industries.<br />
Hier bietet HELLA Lösungen für<br />
Kundenzielgruppen außerhalb des Erstausrüstungsgeschäfts<br />
und überträgt so die unternehmenseigenen<br />
Kompetenzen aus den<br />
Bereichen Licht und Elektronik auf weitere<br />
Anwendungsbereiche.<br />
Europas größter<br />
Lichtkanal<br />
Bei Forschung und Entwicklung<br />
setzt HELLA<br />
nicht nur auf Simulationen<br />
und Berechnungen.<br />
In Europas größtem<br />
Lichtkanal werden<br />
Streubreite, Lichtfarbe,<br />
Lichtverteilung und die<br />
Homogenität des Lichtes<br />
auch in der Praxis<br />
erprobt. Statische Versuche<br />
und dynamische<br />
Testfahrten können hier<br />
durchgeführt werden.<br />
Der 140 Meter lange<br />
und elf Meter breite Kanal<br />
steht in Lippstadt,<br />
nahe dem Stammwerk<br />
des Konzerns.<br />
<strong>Homeland</strong>: Herr Wagner, <strong>das</strong> Unternehmen<br />
HELLA steht allgemein für Fahrzeugbeleuchtungen.<br />
Welche Geschäftsbereiche<br />
deckt HELLA insgesamt ab?<br />
Wagner: Der HELLA Konzern ist ein global<br />
aufgestelltes Familienunternehmen<br />
mit 70 Standorten in mehr als 30 Ländern.<br />
Über 27.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
davon über 4.800 in Forschung<br />
und Entwicklung, haben im Geschäftsjahr<br />
2011/2012 einen Konzernumsatz von 4,8<br />
Mrd. Euro erwirtschaftet. Damit gehört unser<br />
Unternehmen zu den 100 größten Industrieunternehmen<br />
in Deutschland sowie zu<br />
den 50 weltweit führenden Automobilzulieferern.<br />
Im Bereich Licht decken wir 15 Prozent<br />
Weltmarktanteile ab und sind in Europa<br />
TOP 3.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie verteilen sich die einzelnen<br />
Geschäftsbereiche bei HELLA?<br />
Wagner: Unser Portfolio gliedert sich in drei<br />
Segmente: Automotive (Erstausrüstung),<br />
Aftermarket und Special Applications. Das<br />
<strong>Homeland</strong>: Welches war <strong>das</strong> erste Produkt,<br />
<strong>das</strong> HELLA hergestellt hat?<br />
Wagner: Das waren Beleuchtungen für Kutschen;<br />
sprich seit der Unternehmensgründung<br />
im Jahr 1899 setzte HELLA auf Fahrzeugbeleuchtungen.<br />
Im Jahre 1908 wurde<br />
HELLA Markenzeichen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Heute gehört auch der Bereich<br />
„Bevölkerungsschutz“ zu Ihren Entwicklungs-<br />
und Produktionslinien? Unsere Leser<br />
interessiert in dem Zusammenhang <strong>das</strong> Thema<br />
Sondersignalanlagen.<br />
Wagner: Die Sicherheit unserer Kunden<br />
ist unsere Kompetenz. Wir liefern maßgeschneiderte<br />
Signale für den Einsatz. Bei<br />
Einsätzen aller Art ist entscheidend, <strong>das</strong>s<br />
die Einsatzfahrzeuge früh erkannt werden.<br />
Optische und akustische Signale liefern wir<br />
in Erstausrüsterqualität – maßgeschneidert<br />
auf die Anforderungen von Polizei-, Feuerwehr-<br />
und Rettungsorganisationen und<br />
dies sowohl im In- als auch im Ausland. Sie<br />
entlasten die Einsatzkräfte bei der oftmals<br />
8 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Bevölkerungsschutz<br />
riskanten Anfahrt. Damit der Kopf frei bleibt<br />
für den Einsatzauftrag. LED-<strong>Technik</strong> für alle<br />
optischen Anwendungen und energieeffiziente<br />
Akustik in minimaler Größe sind die<br />
Vorteile, auf die sich unsere Kunden verlassen<br />
können.<br />
<strong>Homeland</strong>: Welchen Bereich betreuen Sie?<br />
Wagner: Ich bin im Marketing tätig und betreue<br />
unsere Aktivitäten für die Hersteller<br />
von Einsatzfahrzeugen – Polizei, Feuerwehr,<br />
Rettung, Katastrophenschutz, Zoll, Militärpolizei<br />
und artverwandte Einsatzbereiche.<br />
Dabei sind wir in allen Bereichen global aufgestellt;<br />
die Leitentwicklung in Deutschland<br />
hat ihren Standort hier in Lippstadt.<br />
Detailaufnahme<br />
RTK 7<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie verlief die Entwicklung von<br />
Sondersignalgeräten/-anlagen, bei denen<br />
HELLA heute einer der Marktführer ist?<br />
Wagner: Das „Blaue Kennlicht“, wie es<br />
amtlich heißt, ist Nachfolger des Kennlichtscheinwerfers,<br />
also des Suchscheinwerfers<br />
auf der Beifahrerseite von Feuerwehrfahrzeugen.<br />
Sie wurden in der Vergangenheit auf<br />
der Fahrt zum Schadensort mit einer blauen<br />
Vorsteckscheibe versehen, um sich damit<br />
bei der Fahrt <strong>das</strong> Wegerecht zu „erarbeiten“.<br />
Natürlich nur in Verbindung mit dem Tonsignal.<br />
Ab Mitte der fünfziger Jahre des letzten<br />
Jahrhunderts wurden Einsatzfahrzeuge<br />
auf Rundum-Kennleuchten umgestellt. Ab<br />
1971 gab es die RTK 1 (Rundum-Tonkombination).<br />
Bis zur Entwicklung der RTK 6 handelte<br />
es sich ausschließlich um Entwicklungen<br />
für den deutschen Markt inklusive der<br />
Schweiz. Die RTK 7 – einschließlich der Peripheriegeräte<br />
– erfüllt als Hauptprodukt die<br />
Anforderungen an internationale Standards.<br />
Die Bestückung mit unterschiedlichen akustischen<br />
und optischen Modulen führte bei<br />
der RTK 7 zu bisher 350 verschiedenen Varianten,<br />
und <strong>das</strong> ist erst der Anfang. Schon<br />
<strong>das</strong> Vorgängermodell RTK 6 wurde zuletzt<br />
in 650 verschiedenen Versionen angeboten.<br />
<strong>Homeland</strong>: Und auf internationalem<br />
Parkett?<br />
Wagner: Derzeit konzentrieren wir uns<br />
auf Frankreich und Belgien. In einem Modulbaukasten<br />
bieten wir verschiedene Konfigurationen<br />
an. Das bedeutet, <strong>das</strong>s unterschiedliche<br />
Funktionen in unterschiedlichen<br />
Hardwaremodulen in unterschiedlichen Arbeitsmodi<br />
miteinander kombiniert werden<br />
können, was in jedem Einzelfall eine Softwareanpassung<br />
zur Folge hat. Neben den<br />
Anlagen für PKW fertigen wir mit der Baureihe<br />
RTK 7 auch Systeme für Transporter<br />
und LKW. Am Beispiel Spanien, kann ich Ihnen<br />
deutlich machen, welche landesspezifischen<br />
Anforderungen in den verschiedenen<br />
Ländern an unsere Produkte gestellt werden.<br />
Der spanische „Sound“ alleine ist nicht<br />
<strong>das</strong> Problem. Spanische Einsatzorganisationen<br />
benötigen jedoch ein kontinuierliches<br />
Blaulicht. Der Polizeiwagen soll auch dann,<br />
wenn er nicht auf Alarmfahrt ist, als solcher<br />
kenntlich sein. Bei Tage ist er es durch<br />
die Farbe der Lichthauben, bei Nacht aber<br />
nicht mehr. Also benötigt er ein statisches<br />
Signal, <strong>das</strong> weder Drehlicht noch Blitzlicht<br />
verwendet. Für Blaulicht allgemein gilt,<br />
<strong>das</strong>s Tag- und Nachtlichtpegel vorgeschrieben<br />
sind. Seit etwa einem Jahr schreibt eine<br />
ECE-Norm-Novelle vor, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Taglicht<br />
noch intensiver als <strong>das</strong> Nachtlicht arbeitet.<br />
Wir haben ein neues Optikmodul entwickelt,<br />
<strong>das</strong> über einen Fotosensor<br />
im Anhaltesignalgeber<br />
<strong>das</strong> Licht automatisch<br />
umschaltet, je nach<br />
Lichtsituation.<br />
<strong>Homeland</strong>: Bitte sagen<br />
Sie uns etwas zur<br />
Anlagenmodularität.<br />
Wagner: Die RTK 7<br />
ist ein aerodynamisch<br />
Peter Wagner im Gespräch<br />
mit Dr. Nadine<br />
Seumenicht<br />
RTK 7 im Einsatz<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 9
Bevölkerungsschutz<br />
RTK 7<br />
Infrarotlicht-Module<br />
Hubschrauber Nachtsichtgeräte<br />
nehmen<br />
nicht nur <strong>das</strong> Restlicht,<br />
sondern auch Wärmequellen<br />
auf. Durch die<br />
Umstellung moderner<br />
Einsatzfahrzeuge von<br />
Halogen-Kennleuchten<br />
auf LED-Technologie,<br />
entfällt die Möglichkeit<br />
diese aus der Luft eindeutig<br />
zu identifizieren.<br />
Die Infrarotlichtmodule<br />
erzeugen mit Infrarot-LEDs<br />
ein für Menschen<br />
unsichtbares Licht,<br />
mit großen Reichweiten<br />
und intensiven Reflektionen.<br />
Damit wird eine<br />
eindeutige Erkennung<br />
der Einsatzkräfte aus<br />
der Luft mittels FLIR /<br />
DLIR Nachtsichtgeräten<br />
ermöglicht.<br />
RTK 7 Modulsystem<br />
optimierter LED-Dachbalken und besteht<br />
aus einem Aluminiumprofil mit einer zentralen<br />
Steuereinheit (ZSE) als Gehirn. Der<br />
Grad der Modularität, den der Dachbalken<br />
aufweist, kann als revolutionär bezeichnet<br />
werden. Alles andere kann nach den individuellen<br />
Wünschen unserer Kunden konfiguriert<br />
werden. Dazu gehört immer ein Optikmodul,<br />
wie z. B. ein Parabolreflektor mit<br />
LED-Bestückung als Basis oder als Alternative<br />
ein konventioneller Drehspiegel. Weiter<br />
gehört eine ganze Baureihe neuer LED-Module<br />
dazu, um die 2-Pegel-Thematik zu bedienen,<br />
Tagpegel und Nachtpegel. Mit den<br />
neuen Modulen können zwei Pegel sowohl<br />
blitzend oder rotierend dargestellt werden.<br />
<strong>Homeland</strong>: Sie arbeiten intensiv mit den<br />
Fahrzeugherstellern zusammen?<br />
Wagner: Ja, denn Einsatzfahrzeuge beispielsweise<br />
der Polizei werden heute zum<br />
Teil geleast, d. h. beim Fahrzeughersteller<br />
liegen die wesentlichen Entscheidungen<br />
als Komplettanbieter. Die Automobilindustrie<br />
hat einen erheblichen Adaptionsaufwand<br />
zu leisten. Das reicht von einer einfachen<br />
analogen Ein-/Ausschaltung jeweils<br />
für Akustik und Blaulicht bis hin zur Steuerung<br />
beispielsweise bei einem BMW-Polizei-<br />
oder Notarztfahrzeug per I-Drive mit<br />
Anzeige aller RTK-Applikationen auf dem<br />
Navigationsbildschirm. Eine solche Bandbreite<br />
hat es nie zuvor gegeben. Als Nutzer<br />
können Sie sich also für eine Einzelschalterlösung<br />
entscheiden oder ein standardisiertes<br />
HELLA-Bediengerät oder für die ganz<br />
große Lösung mit fahrzeugintegrierter Bedienung.<br />
Der Kunde kann sich entscheiden<br />
zwischen analoger und digitaler Bedienung.<br />
Über einen Bestellleitfaden kann er die für<br />
Infrarot Flugsichtmarkierung von modernen<br />
RTK 7-Einsatzfahrzeugen: 360° blitzendes<br />
Signal<br />
ihn notwendigen Konfigurationen wählen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Werden Sie bereits bei Fahrzeugentwicklungen<br />
der Automobilhersteller<br />
beteiligt?<br />
Wagner: Ja, ab einem bestimmten Entwicklungsstand<br />
sind wir eingebunden. Stehen<br />
die Vorserienmodelle der Automobilhersteller<br />
zur Verfügung, werden von uns Anlagen<br />
vorinstalliert. Einsatzfahrzeuge (PKW) werden<br />
zum Beispiel mit Schiebedach bestellt,<br />
aber ohne Schiebedach geliefert. An Stelle<br />
des Schiebedaches werden die benötigten<br />
Anlagenmodule eingebaut und bei Rückbau<br />
des Einsatzfahrzeuges zur zivilen Nutzung<br />
durch ein neues Schiebdach ersetzt. Wir sehen<br />
uns als Entwicklungs- und Servicepartner<br />
unserer Kunden, damit wir unsere Produkte<br />
den sich ändernden Anforderungen<br />
und Bedürfnissen zeitnah entsprechen können.<br />
Im Bereich Aerodynamik arbeiten wir<br />
mit Hochschulen zusammen, indem wir z. B.<br />
unsere Anlagen im Windkanal testen lassen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wenn nach drei Jahren beispielsweise<br />
bei Polizei-Einsatzfahrzeugen<br />
die Anlagen ausgemustert werden: Was geschieht<br />
damit?<br />
Wagner: Wir „refabrizieren“ unsere Anlagen;<br />
nehmen sie bei Ausmusterung des Einsatzfahrzeuges<br />
zurück, erneuern alle dekorativen<br />
Teile, prüfen die Elektronik und<br />
bieten sie als Gebrauchtanlagen den Kunden<br />
an.<br />
<strong>Homeland</strong>: Herr Wagner, wir bedanken<br />
uns für <strong>das</strong> Gespräch.<br />
10 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Bevölkerungsschutz<br />
Sonderrechte im Einsatz:<br />
§ 35 StVO Sonderrechte (Auszug):<br />
(1) Von den Vorschriften dieser Verordnung<br />
sind die Bundeswehr, die Bundespolizei,<br />
die Feuerwehr, der Katastrophenschutz,<br />
die Polizei und der Zolldienst befreit, soweit<br />
<strong>das</strong> zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben<br />
dringend geboten ist.<br />
(5a) Fahrzeuge des Rettungsdienstes sind<br />
von den Vorschriften dieser Verordnung<br />
befreit, wenn höchste Eile geboten ist, um<br />
Menschenleben zu retten oder schwere<br />
gesundheitliche Schäden abzuwenden.<br />
(8) Die Sonderrechte dürfen nur unter<br />
gebührender Berücksichtigung der öffentlichen<br />
Sicherheit und Ordnung ausgeübt<br />
werden.<br />
§ 36 StVO Zeichen und Weisungen der<br />
Polizeibeamten (Auszug):<br />
(5) Polizeibeamte dürfen Verkehrsteilnehmer<br />
zur Verkehrskontrolle einschließlich<br />
der Kontrolle der Verkehrstüchtigkeit und<br />
zu Verkehrserhebungen anhalten. Das Zeichen<br />
zum Anhalten kann der Beamte auch<br />
durch geeignete technische Einrichtungen<br />
am Einsatzfahrzeug, eine Winkerkelle<br />
oder eine rote Leuchte geben. Mit diesen<br />
Zeichen kann auch ein vorausfahrender<br />
Verkehrsteilnehmer angehalten werden.<br />
Die Verkehrsteilnehmer haben die Anweisungen<br />
der Polizeibeamten zu befolgen.<br />
§ 38 StVO Blaues Blinklicht und Gelbes<br />
Blinklicht<br />
(1) Blaues Blinklicht zusammen mit dem<br />
Einsatzhorn darf nur verwendet werden,<br />
wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben<br />
zu retten oder schwere gesundheitliche<br />
Schäden abzuwenden, eine<br />
Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder<br />
Ordnung abzuwenden, flüchtige Personen<br />
zu verfolgen oder bedeutende Sachwerte<br />
zu erhalten. Es ordnet an: "Alle übrigen<br />
Verkehrsteilnehmer haben sofort freie<br />
Bahn zu schaffen".<br />
(2) Blaues Blinklicht allein darf nur von<br />
den damit ausgerüsteten Fahrzeugen und<br />
nur zur Warnung an Unfall- oder sonstigen<br />
Einsatzstellen, bei Einsatzfahrten oder<br />
bei der Begleitung von Fahrzeugen oder<br />
von geschlossenen Verbänden verwendet<br />
werden.<br />
(3) Gelbes Blinklicht warnt vor Gefahren.<br />
Es kann ortsfest oder von Fahrzeugen aus<br />
verwendet werden. Die Verwendung von<br />
Fahrzeugen aus ist nur zulässig, um vor<br />
Arbeits- oder Unfallstellen, vor ungewöhnlich<br />
langsam fahrenden Fahrzeugen oder<br />
vor Fahrzeugen mit ungewöhnlicher Breite<br />
oder Länge oder mit ungewöhnlich breiter<br />
oder langer Ladung zu warnen.
Training<br />
Feuerwehrausbildungszentrum<br />
am Flughafen Leipzig/Halle<br />
Realitätsnah üben mit der Boeing<br />
747-Brandsimulationsanlage<br />
Fire Training<br />
Flughafen Leipzig/Halle<br />
Am 7. Juni 2010 wurde am Flughafen<br />
Leipzig/Halle ein hochmodernes Feuerwehrausbildungszentrum<br />
eröffnet. Als<br />
derzeit einziges in Deutschland verfügt<br />
es über eine gasbefeuerte Boeing<br />
747-Simulationsanlage zur Ausbildung<br />
der Brandbekämpfung an Luftfahrzeugen.<br />
Darüber hinaus bietet <strong>das</strong> Zentrum<br />
ein großes Spektrum an theoretischen<br />
und praktischen Schulungen. Die gasbefeuerte,<br />
35 m lange Attrappe (zweigeschossig<br />
mit Laderaumeinheit), bietet<br />
mit ca. 100 m² Spillfeuer die Möglichkeit,<br />
Brände an Flugzeugen, wie Flächen-,<br />
Triebwerks-, Fahrwerks- und<br />
Kabinenbrand, zu bekämpfen. Spezielle<br />
Ausstattungen der Anlage sind die<br />
Flashover-Brandstelle an der Decke im<br />
backbordseitigen Gangbereich der Kabine<br />
und <strong>das</strong> Piercingtool. Mit Florian<br />
Funke, Leiter Werkfeuerwehr Flughafen<br />
Leipzig/Halle, und Swen Mastalirsch,<br />
Werkfeuerwehr Leitungsdienst Flughafen<br />
Leipzig/Halle, sprach Dr. Nadine<br />
Seumenicht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was gab den Anstoß zu diesem<br />
Ausbildungszentrum?<br />
(ICAO) durchführen. Laut ICAO gehört der<br />
Flughafen Leipzig/Halle der Brandschutzkategorie<br />
10 an. Daher stellt die ICAO folgende<br />
Forderungen:<br />
--Mobile Wassermenge: 32.200 l;<br />
Auswurfrate pro Minute: 11.200 l;<br />
davon erstes Fahrzeug 50 Prozent der<br />
Auswurfrate<br />
--Zusatzlöschmittel Pulver: 450 kg<br />
--Mindestens drei Hauptlöschfahrzeuge;<br />
Reaktionszeit: maximal drei Minuten<br />
Das setzt ICAO voraus und zusätzlich bestimmt<br />
<strong>das</strong> Schreiben vom Bundesminister<br />
für Verkehr aus dem Jahre 1993, <strong>das</strong>s jeder<br />
Feuerwehrmann mindestens zwei Übungen<br />
im Jahr durchführen muss. Daraufhin<br />
wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt.<br />
Ist es kostengünstiger, alle 150 Mitarbeiter<br />
zur Schulung zu schicken, oder eine eigene<br />
Attrappe zu bauen? Durch die Optimierung<br />
der Feuerwachenkonzepte – vom<br />
Dreiwachenkonzept zum Zweiwachenkonzept<br />
– wurde <strong>das</strong> Ausbildungszentrum bzw.<br />
die Attrappe mit einer Ausbildungswache<br />
geschaffen. Und zu Beginn war dieses Ausbildungszentrum<br />
auch nur für den internen<br />
Gebrauch bestimmt.<br />
Funke: Eine Kosten-Nutzen-Analyse. Jeder<br />
Flughafen muss pro Jahr mindestens zwei<br />
Übungen an Luftfahrzeugen gemäß der<br />
International Civil Aviation Organization<br />
Mastalirsch: Der Flughafen Leipzig/Halle<br />
und der Flughafen Dresden sind unter<br />
dem Dach der Miteldeutschen Airport Holding<br />
zusammengefasst.Seit ihrer Gründung<br />
12 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Training<br />
im Jahr 2000 ist die Mitteldeutsche Airport<br />
Holding ein erfolgreiches Beispiel für <strong>das</strong><br />
Zusammenwirken von Politik, Verwaltung<br />
und Wirtschaft in Mitteldeutschland – sowohl<br />
auf Landes- als auch auf kommunaler<br />
Ebene. Der starke Verbund der mitteldeutschen<br />
Flughäfen Leipzig/Halle Airport und<br />
Dresden International ist ein maßgebliches<br />
Entscheidungskriterium für die gezielte Ansiedlung<br />
von internationalen Unternehmen<br />
und Stärkung der regionalen Wirtschaft.<br />
Die dortigen Flughafenfeuerwehrleute wurden<br />
„mit eingerechnet“; sie müssen denselben<br />
Ausbildungsstand haben wie Leipzig.<br />
Da kommt eine große Anzahl von Einsatzkräften<br />
zusammen. Dann entschied sich die<br />
Holding für etwas Eigenes.<br />
<strong>Homeland</strong>: Das Zentrum wird nicht nur intern<br />
genutzt, sondern Sie vermieten auch<br />
für die Ausbildung Externer?<br />
Funke: 2010 waren es<br />
ca. 80 Teilnehmer aus<br />
anderen Ländern. 2011<br />
war eine Pause, da wurde<br />
noch einmal nachgebessert.<br />
Es wurden<br />
Schulungsräume klimatisiert<br />
und nachgerüstet.<br />
Der Hygienetrakt wurde<br />
angebaut. Dieses Jahr<br />
sind es ebenfalls ca. 80<br />
Teilnehmer.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie lange hospitieren die Teilnehmer<br />
vor Ort?<br />
Mastalirsch: Das ist unterschiedlich und<br />
hängt davon ab, was gebucht wurde. Es können<br />
drei Tage bis zu zwei Wochen sein.<br />
Ausbildungsmodule<br />
Swen Mastalirsch und<br />
Florian Funke von der<br />
Werkfeuerwehr Flughafen<br />
Leipzig/Halle<br />
Funke: Eröffnet worden ist <strong>das</strong> Ausbildungszentrum<br />
im Jahr 2010. Durch einen<br />
glücklichen Umstand war gleichzeitig zu<br />
Beginn eine große Anfrage aus dem Mittleren<br />
Osten da. Seitdem versucht <strong>das</strong> Ausbildungszentrum,<br />
seine einmalige Infrastruktur<br />
auch extern zu vermarkten. Ich bin seit<br />
März 2012 hier. Meine Aufgabe ist es, auf<br />
betriebswirtschaftlicher Basis <strong>das</strong> Ganze zu<br />
betreiben und die Umsätze zu liefern, die<br />
man sich am Ende wünscht.<br />
Teilnehmer<br />
<strong>Homeland</strong>: Wer entwickelt die einzelnen<br />
Ausbildungsmodule?<br />
Funke: Unsere Instruktoren entwickeln<br />
diese. Wir achten natürlich darauf, <strong>das</strong>s wir<br />
etwas Eigenes haben. Es wird Wert darauf<br />
gelegt, im Training mehrere Varianten zu<br />
zeigen. Dem Kursteilnehmer möchten wir<br />
ein breitgefächertes Leistungsportfolio mitgeben.<br />
Nach dem Motto: Mehrere Wege führen<br />
nach Rom. Am Ende kann er entscheiden,<br />
was besser und was schlechter ist. Das<br />
ist ein Ziel in der praktischen Ausbildung.<br />
Attrappe von außen<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie ist <strong>das</strong> Verhältnis von interner<br />
zu externer Schulung?<br />
Funke: Derzeit schulen wir intern mehr als<br />
extern; <strong>das</strong> Verhältnis liegt bei 80:20. Es ist<br />
schon die Erwartung da, dieses Verhältnis<br />
auf der externen Seite weiter auszubauen.<br />
Die Anlage ist Deutschlands einziger feststehender<br />
Simulator. Jedoch weiß <strong>das</strong> noch<br />
nicht jeder. Es muss weltweit vermarktet<br />
werden, denn wir wollen unser Geschäft<br />
international ausrichten, nicht nur national.<br />
Die Infrastruktur ist optimal: Flughafen,<br />
Nord-Süd- und Ost-West-Autobahnen kreuzen<br />
sich direkt vor uns und die ICE-Strecke<br />
liegt vor der Tür.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie viele Teilnehmer haben Sie<br />
bislang verzeichnen können?<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 13
Training<br />
Attrappe von innen<br />
Die Rechtskunde können wir natürlich nicht<br />
ändern. Und die Flugzeugkonstruktionskunde<br />
natürlich auch nicht. Aber in der Praxis<br />
versuchen wir, mehrere Felder aufzugreifen,<br />
um zu zeigen, <strong>das</strong>s es mehrere Varianten<br />
gibt und nicht nur eine Variante richtig ist.<br />
Mastalirsch: Wenn sich ein Teilnehmer angemeldet<br />
hat, versuchen wir uns über den<br />
Flughafen, von dem er kommt, zu informieren.<br />
Welches Equipment steht dort zur<br />
Verfügung? Wir versuchen uns darauf einzustellen,<br />
so<strong>das</strong>s die Ausbildung nicht „leipziglastig“<br />
ist. Die Teilnehmer sollen erkennen,<br />
<strong>das</strong>s sie einen Lehrgang speziell für<br />
ihren Flughafen absolvieren.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was zeichnet die Boeing<br />
747-Brandsimulationsanlage aus?<br />
Brandsimulationsanlage<br />
Funke: Die Attrappe ist eine gasbefeuerte,<br />
35 m lange Simulationsanlage, zweigeschossig<br />
mit Laderaumeinheit. Sie bietet mit ca.<br />
100 m² Spillfeuer die Trainingsmöglichkeit,<br />
Brände an Flugzeugen, wie Flächen-, Triebwerks-,<br />
Fahrwerks- und Kabinenbrand zu<br />
bekämpfen. Spezielle Ausstattungen der Anlage<br />
sind die Flashover-Brandstelle an der<br />
Decke im backbordseitigen Gangbereich<br />
der Kabine und <strong>das</strong> Piercingtool. Die Attrappe<br />
ist aus speziellem Stahl gebaut, der<br />
hitzebeständig ist. Trotzdem muss die Anlage<br />
mit Wasser gekühlt werden, wenn ein<br />
Feuer angezündet wird, um sie nicht zu sehr<br />
zu beschädigen.<br />
Die Anlage hat einen gewissen Gasverbrauch<br />
und kostet dementsprechend. Es ist<br />
schwierig für Freiwillige Feuerwehren <strong>das</strong><br />
in ihren Gemeinderäten zu argumentieren.<br />
Ein Lehrgang kostet ca. 2.000 Euro plus ca.<br />
800 Euro Gaskosten zusätzlich pro Tag.<br />
Aber Ausbildungszentrum heißt ja auch,<br />
<strong>das</strong>s wir mehreres anbieten: Flugzeugbrandbekämpfung<br />
einerseits und Heißausbildung<br />
andererseits. Wir haben einen Flashover-<br />
Container und wollen in Zukunft auch noch<br />
eine Heißhitzegewöhnungsstrecke in Containerform<br />
aufbauen. Ein weiteres Standbein<br />
ist der Rettungsdienst bzw. die Rettungssanitäterausbildung.<br />
Zusätzlich kann<br />
man unseren Bereich als Eventlocation nutzen.<br />
So hatten wir z. B. unlängst Silbermond<br />
mit einem Konzert zu Gast. Dann gibt es<br />
noch den Bereich für technische Rettungsmöglichkeiten<br />
oder allgemeine Tätigkeiten.<br />
Die Attrappe für ein Training zu nutzen, ist<br />
für eine Freiwillige Feuerwehr schon absoluter<br />
Luxus. Die Landespolizei Sachsen trainiert<br />
ebenfalls bei uns; sie nutzt die Atemschutzstrecke<br />
und den Simulator vernebelt.<br />
Von der Bundespolizei trainieren hier die<br />
Sprengstoffkommandos.<br />
Mastalirsch: Die Grundidee war, drei gängige<br />
Flugzeugtypen in der Simulationsanlage<br />
einzubinden: Boeing 747, MD-11/DC-10<br />
und Airbus 320.<br />
Funke: In dieser Boeing-Attrappe sind Elemente<br />
der beiden anderen Flugzeugtypen<br />
integriert. Hinten ist ein Triebwerk der MD-<br />
11 aufgesetzt worden und die Türen wurden<br />
in der Höhe unterschiedlich angepasst. Es<br />
gibt verschiedene Möglichkeiten, die Rosenbauer<br />
Rettungstreppe anzuleitern. Aber:<br />
Wenn jemand davor steht, sagt er, es ist eine<br />
747.<br />
Das Rettungstreppenfahrzeug dient zur<br />
schnellen Evakuierung von havarierten Luftfahrzeugen.<br />
Im Unterschied zu einer normalen<br />
Gangway verfügt die Rettungstreppe<br />
über eine feuerwehrtechnische Beladung.<br />
Diese dient zur Notöffnung der Flugzeughaut<br />
sowie zur Durchführung der Brandbekämpfung<br />
im Flugzeuginneren. Die maximale<br />
Rettungshöhe beträgt 8,3 m.<br />
14 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Training<br />
Rettungsmethodik<br />
<strong>Homeland</strong>: Was ist ein „Piercingtool“?<br />
<strong>Homeland</strong>: Evakuierung von Personenströmen.<br />
Wie funktioniert <strong>das</strong> im Flugzeug?<br />
Funke: In der Attrappe simulieren wir <strong>das</strong><br />
nicht. Die Sitzreihen sind weit auseinander.<br />
Das ist eine Attrappe für die Brandbekämpfung.<br />
Die Polizei übt darin die Rettung<br />
von verletzten Personen, aber eine Evakuierungsübung<br />
aus dem Flugzeug kann man<br />
dort nicht üben. Geübt wird die Evakuierung<br />
bei den Fluggesellschaften in Trainingscentern<br />
oder mithilfe von Kabinen-Mockups<br />
(Kabinenattrappe). Die Evakuierung<br />
des Flugzeugs ist nicht Aufgabe der Flughafenfeuerwehr,<br />
sondern der Airline. Diese<br />
ist verpflichtet, in 90 Sekunden über die<br />
Notausgänge zu evakuieren. Für uns als<br />
Flughafenfeuerwehr ist nur die Information<br />
wichtig, <strong>das</strong>s alle Passagiere draußen sind<br />
oder ob noch jemand zu retten ist.<br />
Mastalirsch: Für <strong>das</strong>, was die Stewards<br />
und Stewardessen nicht geschafft haben,<br />
kommt die Flughafenfeuerwehr.<br />
<strong>Homeland</strong>: Trainingsinhalte „Fahrwerksbrand“,<br />
„Triebwerksbrand“, „Hecktriebwerksbrand“,<br />
„Module: Küche, Sitzreihe,<br />
Gepäckfach, Frachtraum“, „Piercingtool“.<br />
Buche ich ein Modul oder ein Paket?<br />
Funke: Das Löschfahrzeug hat eine Piercingnadel<br />
in der größeren Form eines Ohrringstechers.<br />
Die setzt man auf die Flugzeughaut<br />
und entweder schießt oder drückt man<br />
die Nadel hinein. Dahinter sind Sprühdüsen,<br />
mit denen ein Wassernebel zum Löschen gebildet<br />
wird. Die Nadel ist umstritten: Wer<br />
sticht schon freiwillig in ein Passagierflugzeug?<br />
Aber da wir zum Großteil ein Frachtflughafen<br />
sind, ist <strong>das</strong> weniger problematisch.<br />
Wenn ein Frachtcontainer irgendwo<br />
im Flieger brennt, dauert es bis sie den<br />
draußen haben; da haben sie besser durchgeschossen<br />
und den Container gelöscht. Mit<br />
dem Wassernebel versucht man, den Brand<br />
herunter zu kühlen.<br />
Mastalirsch: Bezogen<br />
auf die Trainingsinhalte<br />
im Bereich der Innenbrandbekämpfung<br />
ist<br />
der Flashover-Simulator<br />
sehr wichtig. Flashover<br />
ist eine Art Durchzündung,<br />
eine Feuerwand,<br />
die von oben kommt. Das<br />
sind unverbrannte Gase,<br />
die im Raum schweben –<br />
meistens oben. Die können<br />
explosionsartig zünden.<br />
Piercingtool<br />
Fuhrpark<br />
Funke: Hier sind wir gerade in der Neuausrichtung.<br />
Wir bieten in Zukunft einen<br />
Zweitageslehrgang an: zwei Tage reines<br />
Praxistraining am Flugzeug. Das beinhaltet<br />
die Außenbrandbekämpfung: Fahrwerk,<br />
Triebwerk und Spillfläche, <strong>das</strong> ist die größte<br />
Brandfläche mit Hecktriebwerksbrand. Am<br />
zweiten Tag wird die Innenbrandbekämpfung<br />
und Spezialbrandbekämpfung, wie z. B.<br />
Piercingtool, trainiert. Das erfüllt die Anforderung<br />
des Verkehrsministeriums aus dem<br />
Jahre 1993, zwei Übungen im Jahr durchzuführen.<br />
Der zweite Lehrgang, den wir anbieten<br />
werden, ist ein Fünftageslehrgang. Das<br />
bezieht sich auf <strong>das</strong> Schreiben für Nachrichtentechniker<br />
und Luftfahrer. An zwei Tagen<br />
wird Theorie gelehrt, an drei Tagen Praxis.<br />
Dieser Lehrgang bezieht sich auf Regionalflughäfen.<br />
Der dritte Lehrgang orientiert<br />
sich an dem ADV-Rahmenplan und wird ein<br />
Zehntageslehrgang sein mit einer Hälfte<br />
Theorie und einer Hälfte Praxis.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie ist ihre Atemschutzübungsstrecke<br />
gestaltet?<br />
Funke: Die Atemschutzstrecke hat eine Länge<br />
von 50 m und befindet sich in der ehemaligen<br />
Feuerwache Nord. Sie verfügt über einen<br />
Vorbereitungsraum und einen Leitstand<br />
mit Aufzeichnungstechnik. Die Atemschutzübungsstrecke<br />
halten wir vor wie jede Werkund<br />
Berufsfeuerwehr. Wir müssen eine<br />
gewisse Anzahl an Atemschutzübungen<br />
nach der<br />
Feuerwehrdienstordnung<br />
durchführen. Etwas abgeändert<br />
haben wir sie,<br />
indem wir im Vorraumbereich<br />
noch acht Sitzreihen<br />
aus dem Flugzeug<br />
eingebaut haben, so<strong>das</strong>s<br />
die Teilnehmer eine Person<br />
dort herausnehmen<br />
und sich dort durchkämpfen<br />
müssen. Die<br />
Rettungstreppenfahrzeug<br />
Rosenbauer<br />
E8000/E3000<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 15
Training<br />
von links nach rechts:<br />
Werner Glowa, Swen<br />
Mastalirsch, Henry<br />
Schneider und<br />
Dr. Nadine Seumenicht<br />
Brandschutzcontainer<br />
Administratives<br />
Strecke bildet der Gitterkäfig,<br />
den jede Feuerwehr<br />
kennt. Wir arbeiten<br />
mit einem Trägersystem<br />
und haben auch die persönliche<br />
Überwachung<br />
mit Brustkorb, damit die<br />
körperlichen Daten überwacht<br />
werden. Die Strecke<br />
wird auch von der Polizei<br />
genutzt; sie führt ein<br />
Maskentraining durch.<br />
<strong>Homeland</strong>: Warum werden die physischen<br />
Daten protokolliert?<br />
Funke: Das ist immer ein Streitpunkt zwischen<br />
mehreren Stellen. Im Endeffekt ist<br />
es als Schutz für den Mitarbeiter zu sehen,<br />
ob er an sein Limit kommt oder nicht – rein<br />
körperlich. Wenn er ans Limit kommt, muss<br />
man abbrechen. Man gefährdet ihn. Es sind<br />
in den letzten Jahren einige tödliche Unfälle<br />
passiert in den Atemschutzstrecken. Das ist<br />
eine persönliche Registrierung, die der Mitarbeiter<br />
am Ende bekommt und sonst keine<br />
Bewertung findet. Es zeigt uns, ob er fit ist<br />
für die Anstrengung oder ob man unter Umständen<br />
abbrechen muss.<br />
<strong>Homeland</strong>: Im Einsatzfall am Flughafen<br />
entscheidet jeder Mitarbeiter eigenständig,<br />
ob er fit ist oder nicht?<br />
Funke: Ja, ich erwarte schon von jedem am<br />
Morgen, <strong>das</strong>s er mir mitteilt, ob er fit ist<br />
oder nicht.<br />
Mastalirsch: Auf dieser Atemschutzübungsstrecke<br />
werden<br />
bestimmte Elemente eingespielt,<br />
die sehr schwer<br />
sein können; da kommt<br />
man wirklich an <strong>das</strong> Limit<br />
seiner Kräfte. Die<br />
Überwachung hilft sowohl<br />
unerfahrenen als<br />
auch erfahrenen Feuerwehrleuten,<br />
Schwachstellen<br />
zu dokumentieren<br />
und Grenzen kennenzulernen.<br />
Auch Feuerwehrleute<br />
sind nur Menschen.<br />
Brandcontainer<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie sieht der Brandcontainer<br />
aus?<br />
Funke: Das ist ein mobiler Flashover-Container,<br />
wo die Flashoverszenarien durchgeführt<br />
werden. Der Feuerwehrmann lernt<br />
<strong>das</strong> Lesen des Brandrauches: Wann kommt<br />
es zu der Situation des Flashovers? Das können<br />
wir in diesem Container simulieren. Bis<br />
wohin kann ich mich überhaupt in der Höhe<br />
bewegen? Man redet immer von der Türklinkenhöhe;<br />
ab der Türklinke nach oben<br />
wird es so heiß, <strong>das</strong>s man sich stehend nicht<br />
mehr bewegen kann. Deswegen bewegen<br />
sich Feuerwehrleute im unteren Bereich.<br />
Das kann man ziemlich realitätsnah trainieren<br />
– in einem sicheren Umfeld. Einen Flashover<br />
im Flugzeug sollte er zu lesen bzw. zu<br />
bekämpfen wissen.<br />
Mastalirsch: Im Ernstfall ist <strong>das</strong> eine wahnsinnige<br />
Stresssituation. Man muss eine gewisse<br />
Routine haben bzw. einen Automatismus<br />
aufbauen, um eine solche Situation<br />
erkennen und richtig reagieren zu können.<br />
Wenn man <strong>das</strong> im Container ein paar Mal<br />
gesehen und trainiert hat, dann bekommt<br />
man ein gewisses Gespür dafür.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was kann im Flugzeug brennen?<br />
Funke: Alles und leider auch ziemlich<br />
schnell. Deswegen hat die Flughafenfeuerwehr<br />
auch am Boden bei einem Flugzeugbrand<br />
eine Eingreifzeit von 180 Sekunden<br />
Maximum. Das heißt, bis dahin müssen wir<br />
den ersten Löschangriff schon vornehmen.<br />
In einer Zeitspanne von 180 Sekunden –<br />
von null bis acht Minuten – besteht die reelle<br />
Chance, ein Flugzeug zu löschen. Von<br />
jeder Flugbetriebsfläche aus haben wir 180<br />
Sekunden Eingreifzeit, am Start- und Landebahnsystem<br />
120 Sekunden Eingreifzeit.<br />
Dann muss <strong>das</strong> Feuer auch gelöscht sein.<br />
Wenn man realistisch ist, haben die Fahrzeuge<br />
nur für zwei bis allerhöchstens vier<br />
Minuten Wasser dabei. Das rechnen wir<br />
hoch: Drei plus vier Minuten, dann sind wir<br />
bei sieben Minuten. Nach sieben Minuten<br />
hat ein Flugzeug mindestens 36.000 l Wasser-Schaumgemisch<br />
über sich, hier in Leipzig/Halle<br />
hat es den Vorteil, es bekommt die<br />
gleiche Menge noch einmal, weil wir eine<br />
16 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Training<br />
zweite Flugzeugbrandschutzeinheit haben.<br />
Ich sage spaßeshalber: Wenn die Passagiere<br />
dann mit Schwimmwesten herauskommen,<br />
haben wir etwas falsch gemacht. Innerhalb<br />
der ersten zehn Minuten besteht eine realistische<br />
Chance zu löschen.<br />
Trendsetter<br />
<strong>Homeland</strong>: Gibt es neue Trends im Bereich<br />
der Brandschutzbekämpfung an Flughäfen<br />
und welche Denkanstöße kommen seitens<br />
der Seminarteilnehmer?<br />
Funke: Wir sind jederzeit offen für neue<br />
Ideen. Deswegen hatten wir kürzlich auch<br />
die Firma ZIKUN hier mit dem Turbolöscher,<br />
der aus der Industriebrandbekämpfung<br />
kommt. Wir haben zwei Tage lang Versuche<br />
durchgeführt, um zu ermitteln, ob dieses<br />
System auch für die Flugzeugbrandbekämpfung<br />
geeignet wäre. Die Entwicklungsabteilung<br />
von Rosenbauer war auch dabei. Die<br />
Industrie kommt auf uns zu und stellt uns<br />
Produkte zum Testen vor. In der Flugzeugbrandbekämpfung<br />
hat sich lange Zeit nichts<br />
getan. Es dauert, bis ein Trend entsteht und<br />
dann auch übernommen wird. Bei der Piercingtechnologie<br />
z. B. musste jeder für sich<br />
entscheiden, ob er sie nimmt oder nicht.<br />
Für unseren Flughafen ist sie natürlich sehr<br />
vorteilhaft. Für Frachtflugzeuge ist sie ideal.<br />
Bei Passagierflugzeugen ist man zweigespalten.<br />
Es ist ein Risiko, ein Loch in ein Passagierflugzeug<br />
zu bohren; <strong>das</strong> geht gleich in<br />
die Millionen und dann hat nur die Kaffeemaschine<br />
gebrannt. Dann kommen sie in<br />
Erklärungsnot.<br />
Mastalirsch: Bei einem brennenden Passagierflugzeug<br />
rennen die Passagiere heraus<br />
– sofern sie noch in der Lage dazu sind.<br />
Die Container in einem Frachtflugzeug sind<br />
sehr eng aneinander gestellt. Die bekommen<br />
sie einzeln nicht schnell genug heraus.<br />
Und sie kommen links und rechts nicht daran<br />
vorbei. Man müsste <strong>das</strong> Flugzeug erst<br />
entladen, um eine effektive Brandbekämpfung<br />
durchführen zu können. Mit dem Piercingtool<br />
hingegen können sie viel schneller<br />
löschen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Tauschen Sie sich hinsichtlich<br />
der Ausbildung mit anderen nationalen und<br />
internationalen Flughäfen aus?<br />
Funke: Es gibt die Arbeitsgemeinschaft<br />
Deutscher<br />
Verkehrsflughäfen<br />
ADV. Dort diskutieren wir<br />
u. a. den Rahmenausbildungsplan<br />
für Flughafenfeuerwehren.<br />
Im Endeffekt<br />
macht es dann jeder<br />
aber ortsüblich; Feuerwehr<br />
ist immer noch Ländersache.<br />
Dieses Ausbildungszentrum<br />
steht<br />
natürlich in Konkurrenz<br />
zum Flughafen Frankfurt.<br />
Jeder Flughafen ist ein wirtschaftliches Unternehmen<br />
und will auch so betrieben werden.<br />
Den Anspruch hat jeder an sich. Es gibt<br />
einen gewissen Konkurrenzstatus: Wer hat<br />
die bessere Ausbildung? Es gibt nur „0 und<br />
1“ – Feuer aus oder Feuer nicht aus! Und<br />
wenn ich <strong>das</strong> Feuer nicht ausbekommen<br />
habe, sollte ich mir überlegen, wie ich es<br />
ausbekomme.<br />
Kooperationen<br />
<strong>Homeland</strong>: Gibt es Kooperationen?<br />
Funke: Ja, wir kooperieren mit Rosenbauer.<br />
Die Entwicklungsabteilung besucht uns<br />
und trainiert hier. Dies ist von großem Vorteil,<br />
denn wir haben alle drei Panther-Generationen<br />
von der ersten bis zur modernsten<br />
Generation hier vor Ort. Wir bieten Rosenbauer<br />
an, <strong>das</strong>s sie ihre Fahrzeuge auch bei<br />
uns ausliefern können und die Nutzer auch<br />
gleich ein Training absolvieren können. Zukünftig<br />
soll es eine Kooperation mit dem<br />
System „Training for Fire“ bzw. „Training at<br />
Fire“ von Rosenbauer geben.<br />
Dräger ist der oberste Planer für <strong>das</strong> Ausbildungszentrum<br />
gewesen. Wir arbeiten eng<br />
mit Dräger zusammen. Nächstes Jahr werden<br />
wir die Abendveranstaltung des Tunnelforums<br />
von Dräger hier organisieren und die<br />
Siegerreise des Internetwettbewerbs „Dräger-Feuerwehr-Website-Wettbewerb<br />
2013“<br />
wird zu uns gehen in Form eines Trainings<br />
und einer Flughafenbesichtigung.<br />
Weitere Kooperationen planen wir mit<br />
Weber Rescue bzw. WEBER-HYDRAULIK<br />
und Feurex, um die technische Hilfeleistung<br />
und Heißbrandausbildung zu verstärken.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was waren die prägendsten<br />
Momente im Zentrum?<br />
Dr. Seumenicht und<br />
Swen Mastalirsch an<br />
der Atemschutzübungsstrecke<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 17
Training<br />
Mastalirsch: Das positivste Ereignis war,<br />
<strong>das</strong>s der Lehrgang Katar bei uns stattfand,<br />
also ein internationaler Lehrgang. Es war<br />
interessant zu sehen, wie die Teilnehmer<br />
aus Katar trainiert haben. Es gab andere<br />
Methoden, so z. B. drillmäßig.<br />
Ein negatives Erlebnis ereignete sich am<br />
21. Dezember 1993, als eine Maschine über<br />
die Piste gerutscht war. Außer Sachschaden<br />
ist zum Glück nichts passiert, aber <strong>das</strong> weiß<br />
man im ersten Moment ja nicht. Da kam ich<br />
ins Grübeln: Du arbeitest bei der Feuerwehr.<br />
Das ist so ein Moment, wo man lange wartet,<br />
<strong>das</strong>s etwas passiert, aber wenn etwas passiert,<br />
kann es richtig zur Sache gehen.<br />
großes Flughafenfest. Dort hatte sich ein<br />
kleiner Junge an der Bockwurst verschluckt,<br />
so<strong>das</strong>s er medizinische Hilfe brauchte, weil<br />
er keine Luft mehr bekam. Er wurde vom<br />
Rettungsdienst gerettet und die Mutter hat<br />
im Nachhinein einen wunderschönen Brief<br />
verfasst mit dem Kleinen. Das war sehr rührend.<br />
Ich muss ganz ehrlich sagen, <strong>das</strong> war<br />
der Einzige, den ich bis jetzt gesehen habe.<br />
Und es sind schon Einige gerettet worden.<br />
Rosenbauer<br />
"Panther 8x8" im Einsatz<br />
(1.250 PS, Vmax =<br />
135 km/h, Tankvolumen<br />
Wasser: bis zu 16.800 l,<br />
Tankvolumen Schaummittel:<br />
bis zu 2.200 l,<br />
Tankvolumen Trockenlöschpulver:<br />
250 kg)<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es hier:<br />
und über<br />
fire.training@leipzig.aero<br />
Funke: Positiv ist mein Start hier am Flughafen.<br />
Ich war vorher Zugführer und Stellvertretender<br />
Wachabteilungsleiter in<br />
München. Jetzt bin ich Leiter der Flughafenfeuerwehr.<br />
Negative Eindrücke, <strong>das</strong> ist<br />
schwierig; ich habe vieles erlebt. Seit meinem<br />
16. <strong>Leben</strong>sjahr bin ich Freiwilliger Feuerwehrmann.<br />
Ich habe vieles mitgemacht in<br />
meinem <strong>Leben</strong>, aber gehe am Ende eines<br />
Ereignisses immer positiv heraus. Nach jedem<br />
Tief kommt ein Hoch. Ein wirklich negatives<br />
Erlebnis fällt mir nicht ein. Bei negativen<br />
Erfahrungen versuche ich immer, noch<br />
etwas Positives daraus zu ziehen.<br />
Feedback<br />
<strong>Homeland</strong>: Bekommen Sie als Feuerwehrmann<br />
nach einem geglückten Einsatz auch<br />
ein Feedback von den Geretteten?<br />
Mastalirsch: Ehrlich gesagt, ganz, ganz<br />
selten. Vor zwei Jahren gab es hier ein<br />
Funke: Eher weniger. Seit meinem 16. <strong>Leben</strong>sjahr<br />
habe ich vielleicht vier oder fünf<br />
Briefe für die Feuerwehr überhaupt gelesen.<br />
Derzeit gibt es eher den Trend, <strong>das</strong>s die Leute<br />
nach Gründen suchen, um noch klagen zu<br />
können. Wo sind Fehler gemacht worden von<br />
Seiten der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes?<br />
Vielleicht bekomme ich da ja auch<br />
noch etwas mit. Schaut man über die Feuerwehrwelt<br />
allgemein, ist es schon erstaunlich,<br />
wo welche Klagen kommen. Eine Freiwillige<br />
Feuerwehr muss keinen Keller auspumpen.<br />
Ob ein Keller einen halben Tag länger unter<br />
Wasser steht oder nicht, ist eigentlich egal.<br />
Das kann auch eine Fachfirma machen. Derjenige,<br />
der den Keller unter Wasser hat, meldet<br />
<strong>das</strong> der Versicherung. Was macht der<br />
Feuerwehreinsatzleiter – wenn überhaupt?<br />
Stellt eine Rechnung. Dann beschwert er<br />
sich schon, <strong>das</strong>s er eine Rechnung hat, anstatt<br />
die einfach weiterzugeben an die Versicherung.<br />
Beim Flughafen ist <strong>das</strong> anders. Da<br />
schaue ich, ob der Betrieb sicher läuft.<br />
<strong>Homeland</strong>: Vielen Dank für <strong>das</strong> Gespräch.<br />
18 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Industrie<br />
Der PANTHER auf dem Sprung<br />
Große Krallen, extrem schnell und leistungsfähig<br />
Das Erscheinungsbild der Großkatze<br />
Panther ist stämmig und kräftig, aber<br />
eben auch schnell, agil und geschmeidig.<br />
Der PANTHER von Rosenbauer<br />
kommt seinem tierischem Pendant sehr<br />
nahe. Zunächst die harten Fakten: Die<br />
PANTHER-Baureihe umfasst Flughafenlöschfahrzeuge<br />
(FLF) auf 2-, 3- und<br />
4-achsigen Fahrgestellen mit permanentem<br />
Allradantrieb, Motorleistungen<br />
zwischen 500 und 1.250 PS sowie Tankinhalten<br />
von 6.000 bis 19.000 Liter. Zwischen<br />
der kleinsten Variante, dem lufttransportfähigen<br />
PANTHER 4x4 ATA,<br />
und der größten, dem PANTHER 8x8<br />
CA7 mit langem Radstand, liegen vier<br />
Meter bzw. über 30 Tonnen Unterschied.<br />
Jede Variante, egal in welcher Spezifikation,<br />
erfüllt die international wichtigsten<br />
Normen und Sicherheitsvorschriften<br />
für Flughafenlöschfahrzeuge, allen<br />
voran die der ICAO (International), FAA<br />
(USA), ADV (Deutschland) und NFPA<br />
(USA und US-beeinflusste Staaten).<br />
Mit seinen Leistungsdaten bildet der<br />
PANTHER die Benchmark für FLF und spielt<br />
vor allem auf den größeren Verkehrsflughäfen<br />
seine Stärken aus: großer Löschmittelvorrat,<br />
hohe Löschleistung und Löscheffizienz,<br />
optimierte Fahreigenschaften. Das<br />
prädestiniert den PANTHER für die weltweite<br />
Vermarktung: 81 Länder hat <strong>das</strong> Flaggschiff<br />
der Rosenbauer FLF-Flotte bereits<br />
erobert und ist mit über 1.000 verkauften<br />
Einheiten <strong>das</strong> mit Abstand meist verwendete<br />
FLF auf internationalen Flughäfen. Die<br />
Top-Ten-Länder des PANTHER sind Indien,<br />
die USA, Australien, Brasilien, Saudi-Arabien,<br />
Deutschland, China, Großbritannien,<br />
Japan und Spanien. Die unterschiedlichen<br />
Anforderungen der Kunden werden mittels<br />
weltweit geltender Richtlinie ICAO realisiert.<br />
Sie beschreibt die Leistungsparameter<br />
bzw. die Anforderungen der Flughafenfeuerwehren.<br />
„Natürlich gibt es darüber hinausgehende<br />
länderspezifische Anforderungen,<br />
die einerseits von den lokalen Zivilluftfahrtbehörden<br />
präzisiert werden, andererseits<br />
von den im Einsatzland vorhandenen Gegebenheiten<br />
wie klimatische Bedingungen,<br />
gesetzliche Anforderungen der Strassenverkehrsbehörde,<br />
Umweltbestimmungen und<br />
anderen beeinflusst werden. Rosenbauer<br />
hat über die vergangenen Jahrzehnte entsprechendes<br />
Know-how aufgebaut, um die<br />
Fahrzeuge perfekt auf diese lokalen Anforderungen<br />
abzustimmen“, ergänzt Herbert<br />
Poellinger, Product Manager Flughafenprodukte,<br />
Rosenbauer International AG.<br />
Außergewöhnliches Design<br />
Der PANTHER ist <strong>das</strong> erste Feuerwehrfahrzeug<br />
der Welt, <strong>das</strong> gemeinsam mit Designern<br />
entwickelt und mit zahlreichen<br />
Preisen ausgezeichnet wurde. 1 „Die große<br />
Im Einsatz am<br />
Flughafen Leipzig/Halle<br />
1<br />
Österreichischer Staatspreis für<br />
Design 1991, iF product design<br />
award in der Kategorie „Transportation“<br />
2006, reddot product design<br />
award 2006, Focus Energy Gold<br />
2006, Designpreis der Bundesrepublik<br />
Deutschland in Silber 2007<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 19
Industrie<br />
extrem wichtig, da <strong>das</strong> Fahrzeug für den<br />
Betrieb des Flughafens essentiell ist. Hier<br />
bietet Rosenbauer eine Komplettlösung<br />
an, welche die Fahrgestelltechnologie, die<br />
Löschtechnik, <strong>das</strong> Steuerungssystem sowie<br />
die Bedienelemente zu einer ganzen Einheit<br />
integriert und damit höchstmögliche Verfügbarkeit<br />
garantiert.“<br />
Neuentwicklungen<br />
Positionierung des<br />
Löscharms an der<br />
Boeing 747-Brandsimulationsanlage<br />
Herausforderung ist immer die Umsetzung<br />
der kreativen Designansätze in kosteneffiziente<br />
und funktionale Produkte. Hier hat<br />
Rosenbauer entsprechendes Know-how in<br />
den eigenen Entwicklungsabteilungen. Die<br />
Hauptfunktionen der Fahrzeug-, Löschund<br />
Kommunikationstechnik sind z. B. über<br />
ein elektronisches Steuerungssystem verknüpft,<br />
welches einfache Bedienung und<br />
hohe Funktionssicherheit sicherstellt. Der<br />
Bediener soll sich im Einsatzfall voll auf den<br />
Lösch- und Rettungseinsatz konzentrieren<br />
können, die Interaktion mit der Maschine<br />
PANTHER soll dabei auf ein Minimum reduziert<br />
sein, um möglichst wenig abzulenken“,<br />
beschreibt Poellinger.<br />
Besonderheiten<br />
Das FLF zeichnet sich durch jene Eigenschaften<br />
aus, die den Anforderungen der<br />
Flughafenfeuerwehren gerecht werden.<br />
Dazu zählen großer Löschmittelvorrat, hohe<br />
Löschleistung und Löschmitteleffizienz,<br />
hohe Fahrleistungen und sichere Fahreigenschaften.<br />
Poellinger: „Mit dem niedrigen<br />
Schwerpunkt und der nahezu gleichmäßigen<br />
Achslastverteilung kann eine entsprechend<br />
rasche Einsatzfahrt gewährleistet<br />
werden. Für den Aufbau verwendet Rosenbauer<br />
modernste Materialien – Leichtmetall<br />
und Kunststoff. Damit können höchste<br />
Strapazierfähigkeit, Langlebigkeit, Korrosionsbeständigkeit<br />
und ein optimales Einsatzgewicht<br />
gewährleistet werden. Auch<br />
die Einsatzbereitschaft bzw. Verfügbarkeit<br />
des Fahrzeuges ist speziell auf Flughäfen<br />
Die Basis für die permanente Entwicklungstätigkeit<br />
bei Rosenbauer bildet ein strukturiertes<br />
Innovationsmanagement. Poellinger:<br />
„Unterstützt wird die Innativationstätigkeit<br />
durch die Mitarbeiter, die in Feuerwehren<br />
tätig sind. Sie bringen ihre praktischen Erfahrungen<br />
unmittelbar in die Entwicklungsarbeit<br />
ein. Damit können wir gewährleisten,<br />
<strong>das</strong>s jedes neue Produkt nicht nur dem neuen<br />
Stand der <strong>Technik</strong>, sondern auch praxisgerecht<br />
den spezifischen Anforderungen der<br />
Feuerwehren entspricht.“ Die Entwicklungstätigkeit<br />
findet nicht nur firmenintern statt:<br />
Die Kunden werden in die Entwicklungsvorhaben<br />
einbezogen und in besonderen Fällen<br />
werden externe Spezialisten engagiert; in<br />
vielen Fällen wird mit Universitäten zusammengearbeitet.<br />
Anschließend finden diverse<br />
Prüfungen statt: „Jede Baureihe durchläuft<br />
eine Prototypenphase. Hier wird bis ins<br />
kleinste Detail getestet und die Fahrzeuge<br />
durchlaufen neben einer <strong>Leben</strong>sdauersimulation<br />
und einem statischen Kipp-Test auch<br />
dynamische Fahrtests, um die bestmögliche<br />
Fahrsicherheit zu gewährleisten. Gemäß<br />
der Qualitätsphilosophie werden nur komplett<br />
getestete Fahrzeuge in die Hände des<br />
Kunden übergeben“, erklärt Poellinger.<br />
Spezifische Trainingsmaßnahmen für<br />
die Anwender<br />
Rosenbauer liefert kein Fahrzeug aus,<br />
ohne den Kunden gründlich mit dem Produkt<br />
vertraut zu machen: „Wir wollen sicherstellen,<br />
<strong>das</strong>s der Kunde von Beginn<br />
an die Leistungsfähigkeit des Fahrzeuges<br />
voll nutzen kann. Vor der Übergabe werden<br />
die Feuerwehrleute gründlich in die<br />
Bedienung von Fahrzeug und Löschtechnik<br />
eingeführt; <strong>das</strong> kann je nach Fahrzeugtyp<br />
und Ausstattung von einem Tag bis zu einer<br />
Woche dauern“, so Poellinger. Darüber<br />
hinaus bietet der Kundendienst neben einem<br />
umfangreichen Schulungspaket auch<br />
20 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Industrie<br />
Effiziente<br />
Löschtechnik - der<br />
Grundstein für besten<br />
Löschangriff<br />
Service- und Reparaturschulungen an. Auf<br />
Wunsch können diese Trainings vor Ort<br />
durchgeführt werden. „Die Fahrsicherheitstrainings<br />
für den PANTHER werden gut angenommen.<br />
Man muss sich vorstellen, in<br />
manchen Schwellen- oder Entwicklungsländern<br />
kommen die Feuerwehrleute mit dem<br />
Fahrad oder Moped zur Arbeit, weil sie sich<br />
privat nicht einmal ein Auto leisten können,<br />
und bedienen dann ein Schwerfahrzeug mit<br />
mehr als 1.000 PS“, berichtet Poellinger.<br />
Zukunft & Umwelt<br />
In Zukunft wird dem Umweltgedanken auch<br />
bei den FLF Rechnung getragen: Rosenbauer<br />
hat mit Volvo Penta, einem schwedischen<br />
Lkw-Hersteller, einen Zuliefervertrag für<br />
Motoren für die PANTHER-Baureihe unterzeichnet.<br />
„Die 16-Liter-Dieselaggregate erfüllen<br />
u. a. auch die Abgasnorm Euro-5. Die<br />
Zukunftsperspektive für weiteres Marktwachstum<br />
ist natürlich auch an die Entwicklung<br />
des Zivilflugmarktes gekoppelt. Echtes<br />
Wachstum wird dort passieren, wo es noch<br />
entsprechende Ausweitung der Zivilluftfahrt<br />
gibt“, sagt Poellinger.<br />
Bei der weltweit größten Feuerwehrmesse<br />
„Interschutz“ präsentieren die Hersteller<br />
der Branche alle fünf Jahre ihre Neuentwicklungen.<br />
Rosenbauer hat hier 2005<br />
mit der Vorstellung des PANTHER bzw.<br />
2010 mit dem neuen AT <strong>das</strong> Fachpublikum<br />
überrascht. Poellinger verrät: „Auch im Jahr<br />
2015 wird Rosenbauer mit vielen neuen Entwicklungen<br />
aufwarten. Was ich heute schon<br />
dazu sagen kann, auch zum Thema PAN-<br />
THER darf man gespannt sein.“<br />
Dipl.-Ing. Herbert<br />
Poellinger, Jahrgang<br />
1966, 1985 – 1991<br />
Montanuniversität Leoben,<br />
Dipl.-Ing., Montanmaschinenwesen.<br />
Seit 1992 bei Rosenbauer<br />
International<br />
AG tätig, u. a. in folgenden<br />
Bereichen:<br />
1994 – 1995 Entwicklung/Konstruktion von<br />
Feuerlöschkomponenten, 1996 – 2001 in<br />
Minnesota/USA – General Safety: Markteinführung<br />
sowie Produktanpassungen von Rosenbauer<br />
Produkten für den US Markt, Production<br />
Manager, Marketing und Vertrieb<br />
von Feuerwehrfahrzeugen und Löschtechnologie,<br />
Technical Director, Sales Manager<br />
Airport Products. Seit 2001 in Leonding, Österreich:<br />
Internationaler Vertrieb, Regional<br />
Vice President Sales – Middle East/South<br />
Asia/France und Zusatztätigkeit als Product<br />
Manager Flughafenprodukte.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 21
<strong>Technik</strong><br />
Wenn es darauf ankommt:<br />
Lösungen für die Feuerwehr<br />
<strong>Technik</strong> für <strong>das</strong> <strong>Leben</strong><br />
Dräger UCF 9000<br />
Kein Feuerwehreinsatz ist wie der andere.<br />
Eines jedoch bleibt gleich: Um <strong>Leben</strong><br />
zu retten, müssen Feuerwehrmänner<br />
und -frauen zuerst ihr eigenes <strong>Leben</strong><br />
schützen. Aus diesem Grund muss ihre<br />
Ausrüstung robust, zuverlässig und sicher<br />
sein – auch unter schwierigsten<br />
Bedingungen. Zudem müssen Feuerwehrmänner<br />
und -frauen mit ihrer Ausrüstung<br />
absolut vertraut sein. Dräger<br />
entwickelt Geräte und Lösungen in den<br />
Bereichen Medizin- und Sicherheitstechnik,<br />
die sowohl in der klinischen<br />
Anwendung als auch in Industrie, Bergbau<br />
und Rettungsdienst schützen, unterstützen<br />
und <strong>Leben</strong> retten.<br />
Mit Nicolai Gäding, Marktspezialist<br />
Feuerwehr bei Dräger für die Länder<br />
Deutschland, Österreich, Schweiz und<br />
Polen und Gruppenführer Gefahrguterkundung<br />
im Amt Itzstedt mit elf Jahren<br />
Einsatzerfahrung, sprach Dr. Nadine<br />
Seumenicht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Herr Gäding, Sie sind bei Dräger<br />
Geschäftsentwickler für den Bereich<br />
Feuerwehr. Welche Erfahrungen bringen Sie<br />
aus Ihrer Tätigkeit als Feuerwehrmann hier<br />
ein?<br />
Gäding: Ich bin in meiner Feuerwehr u. a.<br />
auch Atemschutzgeräteträger und Atemschutz-Gerätewart.<br />
Aus eigener Erfahrung<br />
kann ich im Hinblick auf die Ergonomie und<br />
Funktionalität von persönlicher Schutzausrüstung<br />
– z. B. Pressluftatmer, Feuerwehrhelme,<br />
Wärmebildkameras – sagen, wie<br />
diese beschaffen sein muss, um im Einsatz<br />
vernünftig damit arbeiten zu können. Für<br />
die tägliche Arbeit bei Dräger ist in meiner<br />
Rolle sehr von Vorteil, <strong>das</strong>s ich ein gewisses<br />
Gespür für den Feuerwehrmarkt habe: Wo<br />
gehen die Trends hin? Welche Sorgen haben<br />
die Feuerwehren? Wie sieht die Nachwuchsgewinnung<br />
für die Feuerwehren aus? Wie<br />
ist es z. B. um die Tagesalarmverfügbarkeit<br />
bestellt: Sind ausreichend Feuerwehrleute<br />
tagsüber erreichbar, wenn eigentlich alle in<br />
die Stadt fahren zum Arbeiten, so wie ich?<br />
Und wie jede Kundengruppe hat auch die<br />
Feuerwehr ihre eigenen Fachbegriffe und<br />
gewisse Besonderheiten; da hilft es ungemein,<br />
wenn man die gleiche Sprache spricht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Welches Produkt erachten Sie<br />
als besonders innovativ?<br />
Gäding: Besonders innovativ sind z. B. unsere<br />
UCF-Wärmebildkameras, die speziell<br />
für die Anforderungen der Feuerwehren<br />
entwickelt wurden. Während des Entwicklungsprozesses<br />
haben wir mit vielen Feuerwehren<br />
gesprochen und gefragt: Wie muss<br />
eine Wärmebildkamera beschaffen sein? So<br />
haben sich viele kleine Details ergeben, die<br />
einen sehr großen Nutzen im Einsatz darstellen.<br />
Die äußere Form der Kamera ist z. B.<br />
darauf ausgelegt, <strong>das</strong>s man sich mit der Kamera<br />
abstützen kann, wenn man sie in der<br />
Hand hält und sich auf dem Boden kriechend<br />
fortbewegt – im so genannten „Seitenkriechgang“.<br />
Und so gibt es viele Details,<br />
die den großen Unterschied ausmachen. Die<br />
Wärmebildkamera wird sich als „<strong>das</strong>“ Einsatzmittel<br />
der Feuerwehren durchsetzen.<br />
Das größte Problem bei der Hauptaufgabe<br />
der Feuerwehren, der Brandbekämpfung in<br />
Gebäuden, ist die schlechte Sicht, hervorgerufen<br />
durch Feuer und Rauch. Die Kamera<br />
gibt mir einen Teil der verlorenen Sinne,<br />
<strong>das</strong> Sehen, wieder zurück, weil sie mir hilft,<br />
durch den Rauch hindurchsehen zu können.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie läuft der Entwicklungsprozess<br />
der Schutzsysteme ab und wie werden<br />
die Anwender in diesen Prozess mit einbezogen?<br />
Gibt es Dummies, die Sie im Einsatz<br />
testen können?<br />
Gäding: Der Entwicklungsprozess bei<br />
Dräger beinhaltet ganz viele verschiedene<br />
Phasen. Generell – gerade bei komplexen<br />
Produkten – ist es so, <strong>das</strong>s wir mit dem<br />
so genannten „CPM“, Customer Process<br />
22 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
<strong>Technik</strong><br />
Monitoring, starten. Wir fahren zu Kunden<br />
weltweit und schauen uns die Nutzung unserer<br />
Produkte im Detail an. Hier geht es<br />
nicht nur darum, wie der Feuerwehrmann<br />
mit der Kamera in der Hand in den Brandeinsatz<br />
geht, sondern wie sie auf dem Fahrzeug<br />
gelagert, wie sie eingesetzt und wie<br />
<strong>das</strong> Equipment anschließend aufbereitet<br />
wird. Das macht z. B. bei Atemschutzgeräten<br />
einen großen Teil der Arbeit aus. Und<br />
so fallen viele Details auf; Details, die man<br />
vielleicht vergessen würde, wenn man sich<br />
nur einen Baustein davon anschauen würde,<br />
und die ganz essentiell sind. Aufbauend<br />
auf <strong>das</strong> „CPM“ probieren wir in verschiedenen<br />
Phasen von Kundenbesuchen immer<br />
mehr, <strong>das</strong> Konzept, <strong>das</strong> entsteht, weiter zu<br />
konkretisieren. Wir haben z. B. Produktdummies<br />
oder erste Demomodelle dabei, so<strong>das</strong>s<br />
wir die Feuerwehr gezielt fragen können:<br />
Gefällt euch Variante A oder Variante B? Je<br />
nach Produkt kann <strong>das</strong> auch ausprobiert<br />
werden, z. B. in Schulungseinrichtungen. So<br />
nähern wir uns immer mehr einem praxistauglichen<br />
Produkt.<br />
<strong>Homeland</strong>: Ein Dummy wird nicht im Einsatz<br />
getestet, sondern nur im Rahmen von<br />
z. B. Schulungen?<br />
Gäding: Das hängt vom Produkt ab. Wenn<br />
es darum geht, ein relativ weit fortgeschrittenes<br />
Funktionsmodell einer Wärmebildkamera<br />
zu testen, kann ich dieses in einer<br />
Feuerwehrschule mit in einen Brandübungscontainer<br />
nehmen, um die Bildqualität und<br />
die Funktionalität der Kamera zu testen. Andere<br />
Produkte erfordern andere Maßnahmen.<br />
Vor kurzem haben wir beispielsweise<br />
ein neues Atemschutzsüberwachungssystem<br />
eingeführt. Das basiert auf einer Computersoftware<br />
und ist für einen Tablet-PC geeignet.<br />
Hier ging es darum, <strong>das</strong> Programm<br />
darzustellen. Mit einem so genannten Klickdummy<br />
klicke ich mich durch verschiedene<br />
Menüs und Anwendungsmodi. So kann ich<br />
erkennen, ob die Bedienbarkeit den Vorstellungen<br />
der Benutzer entspricht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Das, was praktisch passiert,<br />
und <strong>das</strong>, was Sie an Rückmeldungen von<br />
den Feuerwehren bekommen, lassen Sie extern<br />
noch durch Zertifizierungen prüfen?<br />
Gäding: Ja. Das Prozedere bei uns gibt vor,<br />
sehr aufwendige interne Tests mit unserem<br />
Equipment durchzuführen. Nahezu alle Produkte,<br />
die wir für die Feuerwehren bereitstellen,<br />
sind sicherheitsrelevant. Dementsprechend<br />
müssen zuerst unsere eigenen,<br />
hohen Anforderungen erfüllt werden, bevor<br />
wir gesetzlich gefordert auf Zulassungsstellen<br />
zugehen und dort z. B. unsere Atemschutzgeräte<br />
nach den jeweils geforderten<br />
Normen zulassen. Andere Gerätschaften<br />
werden z. B. nach den Erfordernissen des<br />
Explosionsschutzes zugelassen. Darüber hinaus<br />
gibt es Prüfungen, die über <strong>das</strong> gesetzliche<br />
Mindestmaß hinaus von uns gemacht<br />
werden. Wir haben unsere Chemikalienschutzanzüge<br />
z. B. auch nach den Richtlinien<br />
des Explosionsschutzes und der Flammbeständigkeit<br />
prüfen lassen. Wir gehen<br />
immer einen Schritt über <strong>das</strong> hinaus, was<br />
<strong>das</strong> Mindestmaß verlangt. Das ist gute Tradition:<br />
Wir tun alles, um die Produkte so sicher<br />
zu machen, wie es geht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Findet Ihre Entwicklungsarbeit<br />
nur firmenintern statt oder gibt es auch Kooperationen<br />
mit externen Partnern?<br />
Gäding: Es gibt Kooperationen mit Partnern.<br />
Dräger ist ein weltweit agierendes<br />
Unternehmen; wir gehen nicht nur zu deutschen<br />
bzw. europäischen Feuerwehren, sondern<br />
auch in die USA, nach Südamerika,<br />
nach Asien, nach Osteuropa, um ein sehr<br />
breites und vielschichtiges Bild zu bekommen.<br />
Darüber hinaus gehen wir auf externe<br />
Partner zu. Ein gutes Beispiel ist die Neuentwicklung<br />
unseres Feuerwehrhelms. Dort<br />
sind wir gezielt auf Biologen zugegangen,<br />
die uns geholfen haben, anthropometrische<br />
Daten zu erheben; wie sich die Form und<br />
Größe von Köpfen gestaltet usw.<br />
Feuerwehrhelm<br />
HPS 6200<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 23
<strong>Technik</strong><br />
Pressluftatmer<br />
PSS ® 7000 (EN 137)<br />
<strong>Homeland</strong>: Sie kooperieren auch mit<br />
Hochschulen?<br />
Gäding: Ja. Die Entwicklung unserer aktuellen<br />
Pressluftatmerbaureihe wurde mit<br />
der Universität in Newcastle vorangetrieben.<br />
Sie hat sich um die Ergonomie unserer<br />
Pressluftatmer gekümmert und eine Art<br />
Matte entwickelt, die zwischen den Feuerwehrmann<br />
und den Pressluftatmer gelegt<br />
wird, z. B. im Bereich der Schulter und der<br />
Beckengurte des Pressluftatmers. Diese<br />
Sensormatte zeigt die Lastverteilung bzw.<br />
die Druckpunkte des Pressluftatmers auf<br />
dem Geräteträger. Wir können damit ermitteln,<br />
wie eine optimale Gewichtsverteilung<br />
beim Geräteträger erzielt werden kann.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wir haben über Produkte gesprochen,<br />
die Sie als innovativ bezeichnen.<br />
Welches Produkt ist denn bei Männern und<br />
Frauen am beliebtesten?<br />
Gäding: Auf jeden Fall der Pressluftatmer.<br />
Das ist <strong>das</strong> Produkt, für <strong>das</strong> Dräger weltweit<br />
bekannt ist. Ganz interessant ist auch<br />
<strong>das</strong> Thema „Prüfröhrchen“. Das sind Glasröhrchen,<br />
die mit bestimmten Chemikalien<br />
gefüllt sind. Über ein ausgeklügeltes Reaktionsprinzip<br />
kann man über die Verfärbung<br />
dieser Chemikalien in den Röhrchen Gefahrstoffe<br />
in der Luft nachweisen. Diese Röhrchen<br />
gibt es schon seit über 80 Jahren und<br />
theoretisch müssten sie schon längst von einem<br />
moderneren Messverfahren überholt<br />
worden sein; in der Praxis erfreuen sie sich<br />
jedoch sowohl bei Feuerwehren als auch<br />
in der chemischen Industrie allergrößter<br />
Beliebtheit.<br />
<strong>Homeland</strong>: Die Feuerwehr setzt die Röhrchen<br />
ein, um bei einem Einsatz ermitteln zu<br />
können, mit welchen möglichen Gefahren zu<br />
rechnen ist?<br />
Gäding: Ein klassisches Beispiel für die<br />
Röhrchen im Feuerwehreinsatz ist die so<br />
genannte Rauchgasmessung. Stellen Sie<br />
sich vor, ein Fabrikgebäude brennt: dicke,<br />
schwarze Rauchwolke und die Feuerwehr<br />
wird nicht nur zum Löschen gerufen, sondern<br />
auch, um die Frage zu beantworten,<br />
ob die Wolke gefährlich ist. Ein spezielles<br />
Röhrchenprodukt kommt zum Einsatz, <strong>das</strong><br />
nennt sich Simultantestset. Mehrere Röhrchen<br />
sind gleichzeitig im Einsatz. Vier Gase<br />
lassen sich gleichzeitig messen. Mit einer<br />
Pumpe zieht man die Rauchgase durch die<br />
Röhrchen. Die reagieren dann z. B. auf Kohlenmonoxid<br />
oder Blausäure. Anhand von gesetzlich<br />
vorgegebenen Grenzwerten kann<br />
man bewerten, ob der Brandrauch gefährlich<br />
ist oder nicht.<br />
„Alles, was wir tun, tun wir mit Begeisterung<br />
– und wir tun es für <strong>das</strong> <strong>Leben</strong>!“<br />
(Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender)<br />
<strong>Homeland</strong>: Welche Eigenschaften zeichnen<br />
Ihrer Meinung nach ein gutes Schutzsystem<br />
aus? Welche Schnittstellenprobleme galt/<br />
gilt es zu lösen?<br />
Gäding: Der Begriff „System“ als solcher<br />
impliziert schon, <strong>das</strong>s es wichtig ist, <strong>das</strong>s<br />
die vielfältigen Einzelkomponenten zusammen<br />
passen und aufeinander abgestimmt<br />
sind. Ein gutes Beispiel ist der Chemikalienschutzanzugträger.<br />
Es beginnt mit der<br />
Schnittstelle des Gesichtes im weitesten<br />
Sinne, d. h. die Maske muss auf <strong>das</strong> Gesicht<br />
passen, dann muss der Lungenautomat zur<br />
Maske passen, der Lungenautomat muss<br />
wiederum auch zum Pressluftatmer passen.<br />
Dazu gehört wiederum die Flasche. Bezogen<br />
auf den Chemikalienschutzanzugträger<br />
muss die Ausrüstung in den Anzug hineinpassen.<br />
Der Anzug bekommt von außen<br />
vielleicht noch eine externe Luftversorgung<br />
über einen Schlauch und zu guter Letzt<br />
muss man sich durch diesen Anzug hindurch<br />
unterhalten können mit seiner Außenwelt.<br />
D. h. ich habe noch meine Schnittstelle Sprache<br />
mit einem Mikrofon, <strong>das</strong> in der Maske<br />
sitzt und über ein Funkgerät nach außen<br />
geht. Das alles muss nicht irgendwie aneinander<br />
„gebastelt“ sein, sondern so aufeinander<br />
abgestimmt sein, <strong>das</strong>s es den Geräteträger<br />
möglichst wenig bei seiner Arbeit<br />
belastet, aber unterstützt. Das ist die große<br />
Herausforderung.<br />
<strong>Homeland</strong>: Ein Modul kann nicht als einzelne<br />
Lösung gesehen werden, sondern ist Teil<br />
einer Gesamtlösung?<br />
Gäding: Ganz genau. Natürlich wünschen<br />
sich die Kunden oft, alle Komponenten flexibel<br />
modular zusammenbauen zu können.<br />
Das ist nur möglich, wenn Komponenten, die<br />
lebenswichtigen Schutz bieten, aus einer<br />
Hand kommen und aufeinander abgestimmt<br />
24 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
<strong>Technik</strong><br />
sind. Bei einer Kombination von Elementen<br />
unterschiedlicher Hersteller trägt der Kunde<br />
die Verantwortung. Wenn der Kunde alle<br />
Komponenten bei uns kauft, hat er zurecht<br />
den Anspruch, <strong>das</strong>s die Komponenten im<br />
Dräger-System aufeinander perfekt abgestimmt<br />
und miteinander zugelassen sind.<br />
V12 AN V24:<br />
„WILLKOMMEN IN<br />
DER KÖNIGSKLASSE!“<br />
<strong>Homeland</strong>: Welche Kampagnen und Fortbildungsmaßnahmen<br />
bieten Sie speziell für<br />
Feuerwehren?<br />
Gäding: 2009 haben wir angefangen mit<br />
der Ausbildungskampagne „<strong>Leben</strong>srettung<br />
für <strong>Leben</strong>sretter“. An über 40 Standorten in<br />
Deutschland haben wir bis Mitte 2010 die<br />
Feuerwehren zu einem ganz bestimmten<br />
Thema, Notfallrettung im Atemschutzeinsatz,<br />
ausgebildet. Wir haben die Feuerwehren<br />
jeweils für einen Tag eingeladen und ihnen<br />
die Thematik sowohl in der Theorie als<br />
auch Praxis näher gebracht: Was tue ich,<br />
wenn ich im Atemschutzeinsatz verunglücke?<br />
Natürlich gibt es auch Hinweise, wie<br />
die Dräger-Produkte für solche Anwendungen<br />
richtig eingesetzt werden. Mit der Sicherheitstrupptasche<br />
z. B. habe ich einen<br />
Ersatz, wenn mein Pressluftatmer im Einsatz<br />
versagt. Die Feuerwehren wussten oft<br />
nicht, wie die Produkte zusammenspielen.<br />
Mit den kostenfreien Informationsveranstaltungen<br />
haben wir probiert, den Feuerwehren<br />
neben guten Produkten auch Fachwissen<br />
mit an die Hand zu geben – immer in<br />
enger Abstimmung mit Fachreferenten aus<br />
der Feuerwehr. Ähnlich verlief es 2011 mit<br />
dem Thema „Technische Hilfeleistung bei<br />
Lkw- und Gefahrgutunfällen“.<br />
Oftmals ist ein Thema nach einer gewissen<br />
Zeit bei den Feuerwehren „angekommen“<br />
und entwickelt eine gewisse<br />
Eigendynamik; dann haben die Informationsveranstaltungen<br />
ihren Nutzen erfüllt und<br />
wir suchen nach neuen Themen. Aktuell bieten<br />
wir Informationen zu Kohlenstoffmonoxidunfällen<br />
an und klären über die Gefahren<br />
auf, die Feuerwehren und Rettungsdienste<br />
zu erwarten haben. Die Feuerwehren erwarten<br />
von uns, <strong>das</strong>s wir unsere Fachkompetenz<br />
an sie weitergeben. Während in der<br />
Vergangenheit vorrangig Vor-Ort-Veranstaltungen<br />
bei den Feuerwehren durchgeführt<br />
wurden, bedienen wir uns bei diesem Thema<br />
eines Webinars. Das haben wir gewählt, um<br />
mehr Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten,<br />
an unsere Informationen zu gelangen.<br />
Zuerst die gute Nachricht: Das Optische und<br />
Akustische Warnsystem HELLA RTK 7 gibt es nun<br />
auch in der 24 Volt Ausführung. Endlich können alle<br />
Fahrzeugklassen von der perfekten Modularität<br />
profi tieren.<br />
Jetzt die noch bessere Nachricht: Kein 24 Volt<br />
Maschinist muss zukünig neidvoll auf 12 Volt<br />
Fahrzeuge herunter schielen. Sozialer Frieden<br />
im Fuhrpark.<br />
Und die allerbeste Nachricht: Freie Hand bei<br />
<strong>Technik</strong>komponenten und fahrzeug indi vidueller<br />
Ausstattung – bei absolut harmonischem<br />
Erscheinungsbild.<br />
www.hella.com /emergency<br />
HELLA KGaA Hueck & Co.<br />
Rixbecker Straße 75<br />
59552 Lippstadt/Germany<br />
Tel.: 0 29 41 - 38 -6084
<strong>Technik</strong><br />
Simultantestset<br />
<strong>Homeland</strong>: Finden auch praktische Übungen<br />
statt?<br />
Gäding: Beim Webinar ist <strong>das</strong> schwierig.<br />
Bei den Vor-Ort-Veranstaltungen gab es mindestens<br />
immer eine praktische Vorführung,<br />
an der auch teilgenommen werden konnte.<br />
Es ist schwierig, ein praktisches Training<br />
für alle Teilnehmer einer Tagesveranstaltung<br />
zu organisieren. Wir haben zwischen<br />
60 und 80 Teilnehmer pro Veranstaltung<br />
gehabt. Aber wir ermutigen die Teilnehmer<br />
dazu, <strong>das</strong> neu gewonnene Wissen bei sich<br />
zu vertiefen und in ein Ausbildungskonzept<br />
zu übernehmen. Darüber hinaus können unsere<br />
Kunden ihre praktischen Kenntnisse in<br />
der Dräger Academy vertiefen. Hier können<br />
spezielle Seminare zu verschiedenen Themen<br />
wie Gasmesstechnik, Atemschutz, Wartung,<br />
Instandhaltung, Chemikalienschutzanzüge<br />
gebucht werden. Dieses Programm<br />
findet ganzjährig und unabhängig von Kampagnen<br />
statt.<br />
<strong>Homeland</strong>: Ist es für Sie als Hersteller<br />
spürbar, <strong>das</strong>s in Zeiten knapper öffentlicher<br />
Haushalte auch im Bereich Schutzsysteme<br />
gespart wird?<br />
Gäding: Ja. Es wird nicht unbedingt gespart,<br />
aber man überlegt genau, für was<br />
man sein Geld ausgibt. Wir sehen bei den<br />
deutschen Feuerwehren, <strong>das</strong>s insbesondere<br />
bei der persönlichen Schutzausrüstung, z. B.<br />
Atemschutztechnik, keine Kompromisse gemacht<br />
werden. Aber wir merken auch, <strong>das</strong>s<br />
die Budgets nicht wachsen. So versuchen<br />
wir in Abstimmung mit den Feuerwehren,<br />
Lösungsansätze zu finden. Die Wärmebildkameras<br />
sind ein gutes Beispiel: Der Nutzen<br />
der Wärmebildkameras durch neue Funktionen,<br />
bessere Handhabung und kleinere<br />
Geräte wird immer größer und gleichzeitig<br />
verringert sich der Preis. Vor zehn Jahren<br />
kostete eine Wärmebildkamera durchschnittlich<br />
zwischen 16.000 und 25.000<br />
Euro. Heute liegt der durchschnittliche<br />
Preis bei ca. 7.000 bis 9.000 Euro. Wir haben<br />
innerhalb relativ kurzer Zeit – persönliche<br />
Schutzausrüstung ist vom Produktlebenszyklus<br />
sehr langlebig – eine Halbierung<br />
des durchschnittlichen Marktpreises. Die<br />
technologische Entwicklung schreitet immer<br />
weiter voran und bietet der Feuerwehr<br />
stets neue Möglichkeiten, ihre Schutzausrüstung<br />
zu optimieren.<br />
<strong>Homeland</strong>: Die Feuerwehren müssen mit<br />
der Zeit gehen und zwangsläufig ihre Ausrüstung<br />
an die neuen Technologien anpassen,<br />
oder?<br />
Gäding: Ganz genau. Ein anderes Beispiel,<br />
wo man <strong>das</strong> globaler betrachten muss, sind<br />
unsere aktuellen Pressluftatmer. Sie wurden<br />
zur Interschutz 2010 vorgestellt. Vom<br />
Anschaffungspreis sind sie nicht wesentlich<br />
günstiger als die vorherige Generation, aber<br />
sie bieten an verschiedensten Stellen einen<br />
Mehrwert gegenüber den vorherigen Modellen.<br />
Beispielsweise nimmt <strong>das</strong> Material<br />
der Bänderung, also Tragegurte, kein Wasser<br />
mehr auf. Nach dem Einsatz und der Reinigung<br />
sind die Geräte innerhalb kurzer Zeit<br />
wieder einsatzbereit und müssen nicht stundenlang<br />
in Trockenschränken liegen. Dieser<br />
Vorteil reduziert z. B. die Kosten für die<br />
Feuerwehren.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wir haben einen Teil Ihrer Produkte<br />
am Flughafen Leipzig/Halle gesehen<br />
und dort auch <strong>das</strong> Fire Training Center besichtigt.<br />
Dräger ist Organisator und hat <strong>das</strong><br />
Center gemeinsam mit dem Flughafen konzipiert.<br />
Sehen Sie <strong>das</strong> als Beispiel für weitere<br />
Projekte?<br />
Gäding: Wir sind Lieferant der Übungsanlage<br />
und der persönlichen Schutzausrüstung.<br />
Der Flughafen hat sich konzeptionell sehr<br />
stark damit beschäftigt, wie dieses Ganze<br />
als Ausbildungseinrichtung betrieben werden<br />
kann. Diese Einrichtung ist aus Sicht<br />
von Dräger ein sehr gutes Beispiel dafür, wie<br />
26 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
<strong>Technik</strong><br />
flexibel man immer auf die einzelnen Anforderungen<br />
der Feuerwehren reagieren muss.<br />
Jede Feuerwehr, jede Ausbildungseinrichtung<br />
hat spezielle Wünsche und Vorstellungen.<br />
Dräger kann von der kleinen Feuerlöscherübungsanlage<br />
bis hin zur brennenden<br />
Boeing 747 alle Übungsszenarien ermöglichen.<br />
Das ist <strong>das</strong> Schöne, <strong>das</strong>s wir immer<br />
flexibel auf <strong>das</strong> reagieren können, was die<br />
einzelne Feuerwehr speziell für ihre individuellen<br />
Anforderungen benötigt.<br />
<strong>Homeland</strong>: Welche praktischen Ratschläge<br />
würden Sie den Anwendern ihrer Schutzsysteme<br />
mit auf den Weg geben wollen?<br />
Gäding: Das ist eine spannende Frage. Es<br />
klingt vielleicht erst einmal komisch, aber<br />
mein persönlicher, praktischer Ratschlag ist,<br />
sich immer wieder aufs Neue kontinuierlich<br />
mit seiner Ausrüstung zu beschäftigen. Es<br />
geht schon damit los, sich zu informieren,<br />
was die bestimmungsgemäße Verwendung<br />
meiner Ausrüstung ist: Was darf ich damit<br />
tun, was darf ich nicht damit tun, wie pflege<br />
ich diese Ausrüstung richtig und wie verwende<br />
ich sie im Einsatz richtig? Was kann<br />
ich z. B. mit meiner Feuerwehrschutzbekleidung<br />
– Jacke, Hose, Handschuhe – tun,<br />
was kann ich nicht tun, wie wasche ich sie<br />
oder auch nicht. Je komplexer <strong>das</strong> Produkt<br />
ist, desto mehr muss ich mich immer wieder<br />
aufs Neue damit beschäftigen, um sicher zu<br />
gehen, <strong>das</strong>s z. B. der Anlegevorgang eines<br />
Chemikalienschutzanzuges auch im Einsatzfall<br />
schnell und reibungslos funktioniert.<br />
<strong>Homeland</strong>: Das heißt auch, vor Ort bei den<br />
Feuerwehren zu üben, wenn kein Einsatz<br />
ist?<br />
Gäding: Absolut. Das sind Produkte, die im<br />
schlimmsten Fall über die eigene Gesundheit<br />
und <strong>das</strong> eigene <strong>Leben</strong> entscheiden können.<br />
Es ist ungemein wichtig, <strong>das</strong>s ich mir<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit 100 prozentig<br />
sicher bin, <strong>das</strong>s ich, wenn ich den Pressluftatmer<br />
aufsetze, genau weiß, was ich tue,<br />
wo welcher Handgriff wie zu sitzen hat, damit<br />
alles richtig funktioniert.<br />
<strong>Homeland</strong>: Im Internet berichtet Florian<br />
Büh als Dräger Feuerwehr-Reporter in aktuellen<br />
Videoreportagen über den Alltag<br />
deutscher Feuerwehrleute. Was bewegt die<br />
beruflich oder freiwillig tätigen Frauen und<br />
Männer in den Wehren? Welche Herausforderungen<br />
haben sie zu meistern und welche<br />
Geschichten zu erzählen? Wie kam es zu dieser<br />
Idee?<br />
Gäding: Florian Büh ist selbst Feuerwehrmann<br />
und steht mit einer sehr großen Leidenschaft<br />
hinter der Reportagereihe. Wir<br />
wollten die Feuerwehren dabei unterstützen,<br />
sich mehr der Öffentlichkeit vorzustellen –<br />
mit allen Besonderheiten und tollen Dingen,<br />
die in den Feuerwehren entstehen. Ganz oft<br />
ist es <strong>das</strong> eigene persönliche Engagement,<br />
<strong>das</strong> eine Feuerwehr voranbringt. Wir wollten<br />
diesen Feuerwehren ein Sprachrohr<br />
vermitteln. Florian Büh besucht die Feuerwehren,<br />
hört sich ihre Geschichten an und<br />
macht sie anschließend einer breiten Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Mittlerweile erreichen<br />
uns auch Geschichten aus Österreich und<br />
der Schweiz.<br />
<strong>Homeland</strong>: Besteht ein Ziel auch darin,<br />
Nachwuchs für die Arbeit der Feuerwehr zu<br />
begeistern?<br />
Gäding: Absolut. Es ist ganz wichtig, auch<br />
für die Nachwuchsgewinnung in der Öffentlichkeit<br />
<strong>das</strong> richtige Bild der Feuerwehren<br />
zu vermitteln. Das schwankt häufig zwischen<br />
„Die löschen nur <strong>das</strong> Feuer!“ oder<br />
„Auf dem Dorf: Feuerwehr = Feierwehr!“.<br />
Uns war wichtig, die Geschichten drumherum<br />
zu erzählen, <strong>das</strong>s die Feuerwehr professionelle<br />
Arbeit bei der Brandbekämpfung<br />
und der Menschenrettung leistet und sie<br />
eben auch eine Gemeinschaft<br />
ist und daraus tolle<br />
Dinge entstehen. Heute<br />
ist es wichtiger denn je,<br />
den Menschen außerhalb<br />
der Feuerwehren zu zeigen,<br />
welche einzigartigen<br />
Erfahrungen man bei der<br />
Feuerwehr machen kann,<br />
um sie motivieren zu können,<br />
viel freie Zeit – denn<br />
<strong>das</strong> ist bei der Freiwilligen<br />
Feuerwehr der<br />
Fall – zu investieren, um<br />
dieser Gemeinschaft beizutreten<br />
und an diesen<br />
Erfahrungen teilzuhaben.<br />
<strong>Homeland</strong>: Sie sind aktiv<br />
bei der Freiwilligen<br />
Chemikalienschutzanzug<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 27
<strong>Technik</strong><br />
Feuerwehr. Gab es in der Vergangenheit<br />
Schwierigkeiten mit Ihrem Arbeitgeber?<br />
Gäding: Nein, glücklicherweise ist Dräger<br />
natürlich sehr aufgeschlossen gegenüber<br />
der Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr.<br />
Es gab nie Probleme, wenn es um<br />
die Freistellung zu Einsätzen, zu Übungen<br />
aber auch zu Lehrgängen ging. Ich habe dieses<br />
Jahr einen zweiwöchigen Gruppenführerlehrgang<br />
absolviert. So wünscht man es<br />
sich eigentlich von allen Arbeitgebern. Viele<br />
Freiwillige Feuerwehren hätten eine Sorge<br />
weniger, wenn man sich nicht ständig entscheiden<br />
muss zwischen der Freiwilligen<br />
Feuerwehr und dem Arbeitgeber. Erfahrungsgemäß<br />
fällt die Entscheidung für den<br />
Arbeitgeber aus.<br />
Natürlich hat der Arbeitgeber ein Interesse<br />
daran, <strong>das</strong>s der Arbeitnehmer seinen Job<br />
macht, für den er bezahlt wird. Umso wichtiger<br />
ist es, den Feuerwehren ein Sprachrohr<br />
zu geben und damit auch zu verdeutlichen,<br />
welche Rolle die Freiwilligen Feuerwehren<br />
im Gesamtsystem in Deutschland spielen.<br />
Dass sie eben nicht die lustigen Typen vom<br />
Bierwagen auf dem Volksfest sind, sondern<br />
eine tragende Rolle in dem gesamten Rettungs-<br />
und Hilfeleistungssystem in Deutschland<br />
einnehmen. Es gibt über eine Million<br />
Feuerwehrleute in Deutschland. Das sind<br />
25.000 Freiwillige Feuerwehren und lediglich<br />
knapp über 100 Berufsfeuerwehren.<br />
Wenn man dieses Größenverhältnis versteht,<br />
gewinnt man ein Verständnis dafür, wie<br />
wichtig Freiwillige Feuerwehren in Deutschland<br />
sind. Es ist eine der Kernaufgaben, <strong>das</strong><br />
Verständnis dafür zu schärfen und damit Arbeitgebern<br />
ein Signal zu geben: „Das, was<br />
die Leute tun, wird nicht aus Jux und Dollerei<br />
getan“.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wo sehen Sie den Zukunftsmarkt?<br />
Gäding: In Zukunft wird es immer mehr darauf<br />
hinauslaufen, bestehende Gerätschaften<br />
stärker zu integrieren und noch kleiner,<br />
leichter und leistungsfähiger zu machen.<br />
Als Beispiel die Wärmebildkamera: Egal von<br />
welchem Hersteller, es sind immer Kameras,<br />
die handgeführt sind oder mit einem<br />
Trageriemen oder an der Bekleidung getragen<br />
werden. Also immer ein Zusatzinstrument.<br />
Ich kann mir gut vorstellen, <strong>das</strong>s wir<br />
in fünfzehn Jahren darüber sprechen, <strong>das</strong>s<br />
eine Kamera im Helm integriert ist und <strong>das</strong><br />
Bild per Head-Up-Display in die Maske eingespiegelt<br />
wird. Ich glaube, <strong>das</strong>s neue Technologien<br />
wie integrierte Sensoren in der<br />
Bekleidung oder Bewegungssensoren dafür<br />
sorgen werden, noch mehr Kontrolle über<br />
den Einsatz zu bekommen und sich weniger<br />
in Gefahr begeben zu müssen. Das wird allerdings<br />
von den Feuerwehren nur akzeptiert,<br />
wenn dadurch keine Mehrbelastung<br />
im Vergleich zu heute entsteht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was war Ihr schönstes, berührendstes<br />
Erlebnis als Feuerwehrmann?<br />
Gäding: Berührende Erlebnisse hat man<br />
sehr viele – gerade dann, wenn man sehr eng<br />
mit dem Leid von betroffenen Menschen im<br />
Feuerwehreinsatz konfrontiert wird. Schön<br />
ist es dann, wenn man aus diesen eher negativ<br />
und mit Leid behafteten Situationen am<br />
Ende etwas Positives ziehen kann. Es tut gut,<br />
wenn jemand nach einem Einsatz auf die<br />
Feuerwache kommt und sich bedankt. Das<br />
muss keine große Geste sein. Mein schönstes<br />
Erlebnis war dieses: Ein junger Mann,<br />
den wir nach einem Verkehrsunfall aus seinem<br />
Auto gerettet hatten, ist nach einem<br />
längeren Krankenhausaufenthalt abends bei<br />
uns vorbeigekommen und hat sich bei der<br />
Truppe bedankt, <strong>das</strong>s wir ihm geholfen haben.<br />
Diese Reaktion ist sehr selten. Umso<br />
schöner ist es – und <strong>das</strong> macht viele negative<br />
Erfahrungen wieder weg – wenn jemand<br />
vorbeikommt. Man sieht, <strong>das</strong>s alles, was man<br />
getan hat, mit Übungsdiensten und Einsatzvorbereitungen,<br />
was man geleistet hat, die<br />
Gesundheit eines Menschen gerettet hat.<br />
Nicolai Gäding, Jahrgang<br />
1985, Abitur<br />
2005, Wehrdienst<br />
2005-2006, Duales<br />
Studium bei Dräger<br />
zum Wirtschaftsingenieur<br />
(Bsc.) 2006-2010,<br />
Business Development<br />
Manager Fire &<br />
Emergency Services<br />
seit 2010, seit 1996 Jugendfeuerwehr, 2004<br />
Übertritt in die aktive Feuerwehr, heute in<br />
den Funktionen: Stv. Gruppenführer Gefahrguterkundung,<br />
Jugendfeuerwehr-Ausbilder,<br />
Fachwart Atemschutz.<br />
28 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Sicherheitstechnik<br />
Schicht für Schicht<br />
mehr Sicherheit<br />
Das Erfolgsgeheimnis ist <strong>das</strong> Material, aus dem<br />
geschnitzt wird<br />
Die KRD Gruppe ist Hersteller von Sicherheitsverscheibungen<br />
und Kunststoffveredelungen.<br />
Ein Spezialgebiet ist<br />
die Funktionsbeschichtung von transparenten<br />
Kunststoffen: Kunststoffscheiben<br />
und Kunststoffplatten werden<br />
mit speziellen Lacken zum Schutz<br />
vor Abrieb und schädigenden Einflüssen<br />
beschichtet. Aus den beschichteten<br />
Platten werden diverse Produkte wie<br />
Lärmschutzwände, Haltestellenhäuschen,<br />
Verkleidung von Großtransparenten,<br />
Fahrradunterstände, Straßenlampen<br />
oder Bahnsteigüberdachungen und<br />
Sicherheitsscheiben für die Polizeifahrzeuge<br />
hergestellt. Der Bereich Sicherheitstechnik<br />
bildet die stärkste Säule im<br />
Unternehmen. Seit den 1980er Jahren<br />
beliefert die KRD-Sicherheitstechnik<br />
die deutsche Polizei mit ihrem Produkt<br />
KASIGLAS ® , schlagfeste und weitestgehend<br />
unzerbrechliche Scheiben aus<br />
Kunststoff für die Einsatzfahrzeuge.<br />
Mit Denni Hinrichsen, Leiter Forschung<br />
& Entwicklung, Stefan Kindsvater, Produktmanager<br />
Sicherheitsscheiben und<br />
Petra Kröncke, Marketing Manager,<br />
sprachen Dr. Nadine Seumenicht und<br />
Michael Zacher.<br />
Anfänge<br />
Fahrzeuge der Hamburger Polizei noch Gitter<br />
vor den Scheiben. Es wurde nach einer<br />
verbesserten Lösung gesucht und sie wurde<br />
auch in den 1980er Jahren gefunden, die Polycarbonat<br />
(PC) Scheibe. Daraufhin wurde<br />
ein Fahrzeug der Hamburger Polizei bemustert.<br />
Damals geschah <strong>das</strong> mit so genannten<br />
Vorsatzscheiben; vor die Glasscheibe wurde<br />
eine Polycarbonatscheibe montiert.<br />
Das fand großen Zuspruch; die Polizei konnte<br />
auf die Gitter verzichten und hatte erstmalig<br />
eine uneingeschränkte Sicht nach außen.<br />
Das war der Startschuss. Wir waren<br />
damit die Ersten am Markt!<br />
<strong>Homeland</strong>: Wer gehört hauptsächlich zu Ihrem<br />
Kundenkreis?<br />
Petra Kröncke, Denni<br />
Hinrichsen und Stefan<br />
Kindsvater im Gespräch<br />
mit Dr. Nadine<br />
Seumenicht<br />
<strong>Homeland</strong>: Was war <strong>das</strong> erste Produkt?<br />
Hinrichsen: Eine neu entwickelte Polycarbonatscheibe<br />
für die Hamburger Polizei.<br />
KRD war zu Anfangszeiten eine Kfz-<br />
Werkstatt und Bosch Service und später<br />
zusätzlich eine Handelsvertretung für<br />
FIAT-Transporter. Die Hamburger Polizei<br />
hat spezielle Einsatzfahrzeuge bei Familie<br />
Brammer in der Werkstatt aufbauen und<br />
umbauen lassen, z. B. Schutzfahrzeuge für<br />
die Sondereinsatzkomandos.<br />
In den Anfangszeiten hatten die<br />
Kindsvater: Im Bereich der Sicherheitstechnik<br />
ist es die Landes- und die Bereitschaftspolizei;<br />
sie hat Einsätze vor Ort, wie<br />
z. B. Demonstrationen, und benötigt Ersatzlieferungen.<br />
Zum Kundenkreis gehören auch<br />
die Erstausrüster. Wir liefern die Scheiben<br />
an den Erstlieferanten, der die Originalscheiben<br />
entfernt und unsere einsetzt. Wir<br />
liefern aber auch ans Werk. So ist der Auftragnehmer<br />
z. B. ein Automobilhersteller,<br />
der den Bereich „Sonderfahrzeugausstattung“<br />
an einen Unterauftragnehmer, einen<br />
Karosseriebauer, vergibt. Der kauft unsere<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 29
Sicherheitstechnik<br />
Hinrichsen: Am Chassey müssen sie in den<br />
meisten Fällen nichts verändern, aber es<br />
müssen ganz spezielle Klebstoffe eingesetzt<br />
werden. Bei Kunststoff muss man immer die<br />
Längenausdehnung beachten, diese entsteht,<br />
wenn sich die Temperaturen ändern.<br />
<strong>Homeland</strong>: Die Scheibe, die Sie heute einsetzen,<br />
unterscheidet sich erheblich von der<br />
Vorsatzscheibe, die Sie in den 1970er Jahren<br />
eingesetzt haben. Wie ist diese bis heute<br />
weiterentwickelt worden?<br />
Notausstieg in einem<br />
Polizeifahrzeug (Dach)<br />
Scheiben und baut sie ein. So hat jeder seine<br />
eigene Philisophie.<br />
Weiterentwicklung<br />
<strong>Homeland</strong>: Welches Entwicklungspotenzial<br />
weisen die Scheiben auf?<br />
Hinrichsen: Im Rahmen der weiteren Entwicklung<br />
der Kunststoffscheiben für die<br />
Hamburger Polizei kam die Frage auf, wie es<br />
zu vermeiden wäre, <strong>das</strong>s die Scheiben zerkratzten?<br />
Es musste eine Lösung gefunden<br />
werden, die Scheiben mit einer kratzfesten<br />
Oberfläche zu veredeln. Auch diese Lösung<br />
stand kurzfristig zur Verfügung, durch eine<br />
entsprechende abriebfeste Beschichtung.<br />
Es war ab dem Zeitpunkt möglich, gebogene<br />
PC Scheiben inklusive abriebfester Beschichtung<br />
zu verbauen. Dieses war bis dato<br />
nur in planer Ausführung möglich. Daraus<br />
hat sich <strong>das</strong> Kunststoffgeschäft entwickelt.<br />
Und zwar so massiv letztendlich, <strong>das</strong>s die<br />
Kfz-Sparte nicht mehr lukrativ genug war.<br />
Der Kfz-Betrieb wurde geschlossen; man hat<br />
sich komplett auf Kunststoff fixiert. Und natürlich<br />
– <strong>das</strong> ist heute in der Tat immer noch<br />
so – durch neue Aufträge oder Zeitungsartikel<br />
kommt ein ganz neuer Kunde aus einem<br />
ganz anderen Markt auf uns zu und fragt:<br />
„Könnt ihr nicht?“ Ähnlich war es mit den Stadiondächern<br />
und auch den Schiffsverscheibungen.<br />
2004 haben wir die Dachscheiben<br />
für <strong>das</strong> Stadion der 28. Olympischen Sommerspiele<br />
in Athen produziert. Die Basis bildet<br />
immer die Polizeikunststoffscheibe.<br />
<strong>Homeland</strong>: Kann ich die Scheibe 1:1 austauschen<br />
oder muss ich Anpassungen am<br />
Rahmen vornehmen?<br />
Hinrichsen: Die Initialzündung war die Vorsatzscheibe.<br />
Danach folgte die weitere Optimierung.<br />
Das hat uns immer getrieben und<br />
beschäftigt uns auch heute noch; wir reagieren<br />
immer auf neue Kundenanforderungen.<br />
Bei der Polizei kam z. B. die Frage auf: Warum<br />
verzichten wir nicht auf die Glasscheibe<br />
in Kombination mit der Vorsatzscheibe?<br />
KRD hat sich also Gedanken gemacht, wie<br />
die Glasscheibe durch eine Kunststoffscheibe<br />
zu ersetzen wäre, und hat eine Kunsstoffscheibe<br />
entwickelt und gefertigt, die mit<br />
der Glasscheibe 1:1 ausgetauscht werden<br />
konnte.<br />
<strong>Homeland</strong>: Ist die Scheibe beschussfest?<br />
Hinrichsen: Die bei der Polizei im Einsatz<br />
befindlichen Scheiben sind überwiegend<br />
nicht beschusshemmend. Wir haben aber<br />
heute auch eine Scheibenvariante, die beschusshemmend<br />
ist. Es handelt sich hier um<br />
eine reine Kunststoffverbundscheibe. Hier<br />
haben wir den großen Vorteil, <strong>das</strong>s unsere<br />
Kunststoffscheiben ca. 50 % weniger Gewicht<br />
aufweisen gegenüber der beschusshemmenden<br />
Variante aus Silikatglas.<br />
Uns treibt also nicht nur unsere Geschäftsführerin<br />
Korinna Brammer, sondern<br />
auch die Kreativität der Demonstranten<br />
bzw. der Markt. Wir fertigen heute<br />
auch weitere Verbundscheiben, ähnlich wie<br />
die Frontscheiben beim Pkw – zwei dünne<br />
Glasscheiben, die vollflächig mit einer Folie<br />
verbunden sind. Dieses Verfahren aus<br />
der Glasindustrie haben wir adaptiert, optimiert<br />
und weiterentwickelt für Kunststoffscheiben.<br />
Durch diese neue Technologie erreichen<br />
wir eine viel höhere Festigkeit mit<br />
der gleichen Dicke, so<strong>das</strong>s die Scheibe nun<br />
extrem widerstandsfähig ist. Es gibt weitere<br />
Vorteile: In diesem Verbund können<br />
wir jede Menge Funktionen einbinden; <strong>das</strong><br />
30 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Sicherheitstechnik<br />
können Heizsysteme, Antennen oder Folien<br />
mit unterschiedlichen Funktionen sein.<br />
Die Bandbreite ist groß. Heute erkennt ein<br />
Demonstrant nicht mehr, ob er die Scheibe<br />
mit einem Backstein zerschlagen kann oder<br />
nicht. Mittlerweile sind die Scheiben zum<br />
Teil auch tiefdunkel eingefärbt.<br />
Dachausstieg<br />
<strong>Homeland</strong>: Für Fahrzeuge der Polizei und<br />
des Grenzschutzes wurde ein spezieller Notfalldachausstieg<br />
entwickelt. Seit wann gibt<br />
es diesen Dachausstieg? Wie kam es zu dieser<br />
Idee?<br />
Hinrichsen: Den Kasiglas ® Sicherheitsdachausstieg<br />
gibt es seit 2006. Er ist die notwendige<br />
Ergänzung zum Insassenschutz.<br />
Ein Dachausstieg, der es in jeder Situation<br />
ermöglicht, <strong>das</strong> Fahrzeug zu verlassen und<br />
weiterhin den hohen Anforderungen der Polizei<br />
entspricht. Den gab es aber nicht zu<br />
kaufen; wir haben einen entwickelt, getestet<br />
und optimiert. Sowohl die Größe der Luke<br />
als auch die technischen Eigenschaften entsprechen<br />
anerkannten Normen (ECE R36<br />
und TRL-SchGlPolFz). Eine Innenverriegelung<br />
verhindert <strong>das</strong> Öffnen von außen.<br />
Während von innen ungestörter Durchblick<br />
garantiert ist, verhindert ein Rollo Blicke<br />
ins Fahrzeug. Durch ein gutes Belüftungssystem<br />
und Wärmedämmung durch Doppelverglasung<br />
sind auch die klimatischen<br />
Bedingungen im Inneren ideal. Für den Notausstieg<br />
wird ein Teilbereich aus dem Dach<br />
ausgefräst. Dieses führt der Karosseriebauer<br />
aus, der auch die Scheiben einklebt. Er<br />
baut auch den Sicherheitsdachausstieg ein.<br />
Fast in jedem Polizeifahrzeug wird mittlerweile<br />
ein Dachausstieg eingebaut.<br />
Beschusssicheres Helmvisier<br />
<strong>Homeland</strong>: Sie haben auch beschusssichere<br />
Visiere im Portfolio. Wie kam es zu<br />
der Entwicklung eines beschusssicheren<br />
Helmvisiers?<br />
Hinrichsen: Irgendwann haben wir uns gefragt,<br />
ob unsere Scheiben auch „beschussfest“<br />
sind. Wir haben entsprechende Testmuster<br />
zusammengestellt und sind zum<br />
Beschussamt gefahren. Nebenbei gesagt:<br />
Glas konnte hier aufgrund des Gewichts<br />
nicht zum Einsatz kommen. Der Beschuss<br />
war nicht erfolgreich. Wir haben weiterentwickelt,<br />
andere Materialien und Dicken ausprobiert.<br />
Und wir realisierten eine beschussfeste<br />
Scheibe – es kommt natürlich auf die<br />
Beschussklasse an. So haben wir heute z. B.<br />
<strong>das</strong> beschusssichere Helmvisier am Markt.<br />
Das Helmvisier hat einen Mehrschicht-Aufbau.<br />
Die Schichten aus unterschiedlichen<br />
Materialien halten einem 9 mm Para Projektil<br />
stand.<br />
Unsere Kunden sind z. B. Helmanbieter<br />
und wir sind Zulieferer für diese Helmanbieter.<br />
Kunststoff hat viele Vorteile, z. B. ist er<br />
sehr leicht. Man muss wissen, in welchem<br />
Bereich man welche speziellen Vorteile nutzen<br />
kann. Vorteile sind z. B. „Schlagsicherheit“,<br />
„Durchschlagsicherheit“, „breiter<br />
thermischer Einsatzbereich“ und die „sehr<br />
guten optischen Eigenschaften“.<br />
Forschung & Entwicklung<br />
<strong>Homeland</strong>: Herr Hinrichsen, Sie sind für<br />
den Bereich Forschung & Entwicklung zuständig.<br />
Dieser hat einen hohen Stellenwert<br />
bei Ihnen. Welchen Raum nimmt dieser Bereich<br />
bei KRD ein?<br />
Hinrichsen: Wir haben derzeit zehn Mitarbeiter<br />
in der Abteilung Forschung &<br />
Entwicklung. Wenn man KRD als mittelständisches<br />
Unternehmen sieht, ist dieser<br />
Bereich schon recht groß. Frau Brammer<br />
als Geschäftsführerin und Inhaberin<br />
der KRD-Gruppe legt sehr viel Wert auf diesen<br />
Bereich. Das Credo ist: Nur wenn wir<br />
gegenüber dem Mittbewerber mindestens<br />
zwei Schritte voraus sind, können wir weiterhin<br />
so gut sein wie bisher. Wir entwickeln<br />
kundenseitig sehr viel, aber wir entwickeln<br />
auch viel aus Eigeninitiative heraus.<br />
Es gibt den Bereich Optimierung – bezogen<br />
z. B. auf <strong>das</strong> Visier: Je dünner, desto<br />
Mit dem T2 "Bulli"<br />
begann die Erfolgsgeschichte<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 31
Sicherheitstechnik<br />
besser. Je leichter, desto besser, da der Benutzer<br />
weniger belastet wird. In diesem speziellen<br />
Markt gibt es durchaus weitere Anbieter.<br />
Wir sind nicht dünner, aber wir sind<br />
auch nicht dicker, aber unseren optischen<br />
Eigenschaften sind wesentlich besser. Wenn<br />
wir aber nur halb so dick wären wie der<br />
Wettbewerb, hätten wir einen Riesenvorteil.<br />
Die Chance, <strong>das</strong>s dieser kurzfristig nachzieht,<br />
wäre relativ gering.<br />
Die Produktneuentwicklung ist ein anderer<br />
Bereich. In diesem Bereich kümmern<br />
wir uns um neue Innovationen sowohl im<br />
Bereich der Beschichtungslacke als auch in<br />
dem Bereich der Scheibenentwicklungen.<br />
Bitte haben Sie Verständnis, <strong>das</strong> ich ihnen<br />
speziell zu diesem Breich keine Beispiele<br />
nennen kann. Nur soviel kann ich Ihnen sagen,<br />
im Jahr 2013 werden wir eine weitere<br />
neue Technologie vorstellen.<br />
<strong>Homeland</strong>: 2006 ist KRD auch im Brandschutzbereich<br />
für die Luftfahrtindustrie erfolgreich.<br />
Polyphenylensulfon (PPSU) ist<br />
Grundlage für transparente Bauteile bei<br />
Flugzeugen. Diese PPSU-Platten mit Beschichtung<br />
von KRD erfüllen die strenge<br />
Luftfahrt-Norm FAR 25.853. KRD mit dem<br />
Geschäftsbereich Coatings hat die Lackproduktion<br />
kontinuierlich weiterentwickelt.<br />
Was sind <strong>das</strong> für Lacke?<br />
Hinrichsen: Auch hier ist es so, <strong>das</strong>s der<br />
Kunde eine entsprechende Anforderung an<br />
uns stellt und wir überprüfen, ob wir diese<br />
erfüllen können. Wir entwickeln Lacke für<br />
die Anforderungen unserer Kunden. Ein großer<br />
Bereich sind „Kratzfestigkeit“ und „Abriebfestigkeit“.<br />
Polycarbonat zerkratzt sehr<br />
schnell. So schnell, <strong>das</strong>s die Scheibe sogar<br />
zerkratzt, wenn man mit einem Stofflappen<br />
über die Platte wischt. Ein großer Bereich<br />
ist auch der UV-Schutz. Polycarbonatscheiben<br />
vergilben unter Sonneneinstrahlung.<br />
Wir arbeiten verschiedenste UV-Absorber in<br />
unsere Lacke ein, die die Langlebigkeit der<br />
Kunststoffscheiben garantieren. Ganz wichtig<br />
ist, <strong>das</strong>s wir mit unseren Lacken nicht die<br />
Materialeigenschaften ändern. Das ist ein<br />
großer Pluspunkt. So können wir die Lacke<br />
z. B. mit Eigenschaften wie „antistatik“, „antigraffiti“<br />
oder „div. farben“ versehen.<br />
Vernetzte Sicherheit<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie wird <strong>das</strong> Thema „Vernetzte<br />
Sicherheit“ in Ihrem Unternehmen gelebt?<br />
Hinrichsen: Das hat einen ganz großen<br />
Stellenwert bei uns und ist sicher darin begründet,<br />
<strong>das</strong>s wir Mittelständler sind. Die<br />
(Entscheidungs-)Wege sind entsprechend<br />
kurz. Die Zusammenarbeit zwischen Produktion<br />
und Forschung & Entwicklung ist<br />
sehr eng. Wir aus der F & E wollen natürlich<br />
immer ein bisschen bremsen, wenn es um<br />
neue Produkte geht. Da schauen wir, <strong>das</strong>s<br />
wir nicht zu früh kommunizieren; – z. B. herausfinden,<br />
welches Potential die eine odere<br />
andere Produktidee in sich birgt. Das müssen<br />
wir zunächst einschätzen. Dass eine Abteilung<br />
autark arbeitet, gibt es bei uns nicht.<br />
Wir denken durchweg vernetzt. Im Moment<br />
sind wir ca. 110 Mitarbeiter.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft? Wo sehen Sie den Zukunftsmarkt?<br />
Hinrichsen: Das Potential schätzen wir als<br />
sehr hoch ein. Das Thema Schutz bzw. Sicherheit<br />
– nicht nur von Polizeibeamten –<br />
wird zunehmen. Diese Sparte überdauert.<br />
Die schützenden, sicheren Produkte wollen<br />
wir am Markt vertreiben. Dort sehen wir uns<br />
in einer sehr starken Position.<br />
Stefan Kindsvater:<br />
Geboren im Jahre 1979, ist seit April 2012<br />
im Unternehmen und betreut die Landesund<br />
Bundespolizei deutschlandweit. Als<br />
Produktmanager für KASIGLAS ® - Sicherheitsscheiben<br />
ist er Bindeglied zwischen<br />
Produktanfragen der Polizei und der Abteilung<br />
Forschung & Entwicklung.<br />
Petra Kröncke:<br />
Nach ihrer Ausbildung zum Bankkaufmann<br />
hat Frau Kröncke viele Jahre in internationalen<br />
Unternehmen in den verschiedensten<br />
Funktionen gearbeitet. Seit 2011 ist sie als<br />
Marketing Managerin bei KRD tätig. Ihr obliegt<br />
die Organisation von Messen und anderen<br />
Events. Weiterhin ist sie für die Gestaltung<br />
der Broschüren sowie die Darstellung<br />
in der Presse und anderen Medien im Inund<br />
Ausland verantwortlich.<br />
Denni Hinrichsen:<br />
Herr Hinrichsen arbeitet seit vielen Jahren<br />
als Leiter der Abteilung Forschung- und Entwicklung<br />
bei KRD.<br />
32 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Historie<br />
Gerd Brammer, Gründer der KRD-<br />
Firmengruppe, lernte von 1952 bis<br />
1955 <strong>das</strong> Kraftfahrzeugelektrikerhandwerk<br />
und schloss die Ausbildung<br />
als Landessieger ab. In diesem<br />
Beruf blieb er bis 1958 in seinem<br />
Lehrbetrieb als Kraftfahrzeugelektrikergeselle<br />
tätig. Gleichzeitig besuchte<br />
er die staatliche Abendschule<br />
und erwarb die Mittlere Reife.<br />
1958 nahm Brammer eine Stelle in<br />
der Finanzverwaltung der Freien<br />
und Hansestadt Hamburg an. Als<br />
Beamter auf <strong>Leben</strong>szeit entschloss<br />
er sich, in seinen zunächst erlernten<br />
Beruf zurückzukehren. Er trat<br />
seinen Dienst bei einer Autoelektrikund<br />
Schiffselektrikfirma an den Landungsbrücken<br />
in Hamburg an, in der<br />
er Schiffsinstallationen aller Spannungs-<br />
und Stromarten herstellte.<br />
Er setzte auch Großgeneratoren und<br />
Starter instand. 1966 legte Brammer<br />
die Meisterprüfung im Kraftfahrzeugelektrikerhandwerk<br />
vor<br />
der Innung des Kraftfahrzeugelektrikerhandwerks<br />
Hamburg ab; 1976<br />
erfolgte dann die Meisterprüfung im<br />
Kraftfahrzeugmechanikerhandwerk.<br />
1967 machte sich der Firmengründer<br />
mit einem Partner als Kraftfahrzeugelektriker<br />
in Hamburg<br />
selbstständig. Repariert wurden<br />
Fahrzeuge, Motoryachten, Schlepper<br />
und Binnenschiffe. Bald gingen<br />
jedoch beide getrennte Wege und<br />
die Firma bekam den Namen Autoelektrik<br />
Gerd Brammer. Der Betrieb<br />
zog 1973 um. Der Umzug war erforderlich,<br />
um den wachsenden Geschäften<br />
gerecht zu werden. Durch<br />
die Übernahme eines Fahrzeugbaubetriebes<br />
wurde die Firma Handel u.<br />
Service GmbH gegründet.<br />
1987, nach sechs Jahren Entwicklungsarbeit,<br />
wurde die KRD Sicherheitstechnik<br />
GmbH gegründet. Sie<br />
war spezialisiert auf die Produktion<br />
von Verscheibungen für Fahrzeuge<br />
der Polizei und des Grenzschutzes.<br />
Beide Betriebe zogen 1989 erneut<br />
um, um Ausdehnungsmöglichkeiten<br />
zu haben. Im neuen Betrieb<br />
wurden von der Firma KRD Handel<br />
u. Service GmbH Transportfahrzeuge<br />
der Marke Fiat verkauft und von<br />
der KRD Sicherheitstechnik GmbH<br />
Schutzscheiben für Mannschaftsfahrzeuge<br />
hergestellt. Bereits 1992<br />
wurde eine Vergrößerung der KRD<br />
Sicherheitstechnik GmbH erforderlich.<br />
Dieses Unternehmen zog nach<br />
Geesthacht. Die KRD Handel u. Service<br />
GmbH verblieb in Hamburg.<br />
Am 1. April 1994 wurde in Geesthacht<br />
der erste Bauabschnitt fertig<br />
gestellt und bezogen. 1998 und<br />
2003 wurden zwei weitere Produktionshallen<br />
angebaut. Damit ist die<br />
Beschichtung von Platten bis zu einer<br />
Größe von 3.000 mm x 7.000<br />
mm möglich geworden.<br />
2004 wurden die Dachscheiben für<br />
<strong>das</strong> Stadion der 28. Olympischen<br />
Sommerspiele in Athen bei KRD<br />
produziert. Dieser Auftrag umfasste<br />
4.750 Platten für 25.000 m² Polycarbonat-Verscheibungen<br />
mit Sonderbeschichtung.<br />
Die Platten wurden<br />
fertig zugeschnitten einbaufähig<br />
nach Athen geliefert. Das vom spanischen<br />
Architekten Santiago Calatrava<br />
entworfene Dach gilt als<br />
<strong>das</strong> Größte der Welt und hat eine<br />
Spannweite von 304 x 207 m über<br />
eine Höhe von bis zu 72 m.<br />
2005 wurden von KRD beschichtete<br />
meterhohe PMMA-Lärmschutzwände<br />
nach Japan geliefert: Damit<br />
hat sich KRD als Beschichtungsspezialist<br />
gegen weltweite Konkurrenz<br />
durchgesetzt. Ein Teil dieser Platten<br />
wurde auch erstmalig mit einer<br />
selbstreinigenden Beschichtung<br />
gefertigt.<br />
Ende 2011 ist der erste Spatenstich<br />
für eine neue Produktionsstätte in<br />
Bardowick erfolgt.
Katastrophenschutz<br />
Volle Funktionalität und<br />
Einsatzfähigkeit bei minimaler<br />
Fahrzeuggröße<br />
Alles ist machbar!<br />
Miran Percic im<br />
Gespräch mit Dr. Nadine<br />
Seumenicht<br />
Die Weltbevölkerung<br />
wächst. Immer mehr<br />
Menschen drängen<br />
sich in immer dichter<br />
besiedelten Stadtgebieten.<br />
Großveranstaltungen<br />
wie Konzerte,<br />
Stadtfeste oder Weihnachtsmärkte<br />
finden<br />
in den Zentren der<br />
Ballungsräume statt.<br />
Menschenmassen auf<br />
begrenztem Raum bedeuten<br />
ein erhöhtes<br />
Gefahren- und Unfallpotenzial.<br />
Dieser Thematik<br />
widmet sich<br />
C&S und stellt Sonderfahrzeuge<br />
für Feuerwehr und Rettungswesen<br />
her. Ein Notfall in der urbanen<br />
Praxis: Menschenmengen drängen<br />
sich durch die engen Gassen auf einem<br />
Weihnachtsmarkt. Plötzlich benötigt ein<br />
Besucher dringend medizinische Betreuung.<br />
Der Notarzt wird angefordert,<br />
doch mit dem Rettungswagen ist ein<br />
Durchkommen fast unmöglich. Minuten<br />
um Minuten vergehen, <strong>das</strong> Blaulicht ist<br />
in Sichtweite, doch der Rettungswagen<br />
kommt nicht an die hilfsbedürftige Person<br />
heran. Sekunden entscheiden nicht<br />
selten über <strong>Leben</strong> und Tod. <strong>Homeland</strong><br />
<strong>Security</strong> sprach mit Miran Percic, Geschäftsführer<br />
C&S, über die Besonderheiten<br />
seiner Fahrzeuge, die in diesem<br />
Szenario zum Einsatz kommen.<br />
All Terrain Vehicles<br />
Es sind Spezialaufbauten auf All Terrain Vehicles<br />
(ATV), die den Unterschied ausmachen.<br />
Percic erklärt: „Wir ändern alles an<br />
dem Serienfahrzeug, verbessern und passen<br />
an die Anforderungen an ein Rettungsfahrzeug<br />
an. Zunächst haben wir für Bergwachten<br />
im Schwarzwald produziert, dann für<br />
Kunden auf den großen Nordseeinseln – Spezialfahrzeuge<br />
mit Spezialanhängern. Seit<br />
2003 arbeiten wir mit Gimaex-Schmitz zusammen,<br />
Feuerwehraufbauhersteller und<br />
Erfinder der One Seven ® Löschtechnik. Wir<br />
haben <strong>das</strong> erste Feuerwehr-ATV mit dieser<br />
Löschtechnik gebaut. Kurz darauf kamen<br />
größere Aufträge. So haben wir 2004<br />
zehn Fahrzeuge nach Shanghai geliefert<br />
und anschließend die Produkte ausgebaut.<br />
Die Fahrzeugkonzepte wurden etwas vergrößert.<br />
Die so genannten Side-by-side-<br />
Fahrzeuge, bei denen man nebeneinander<br />
sitzt, enstanden, mit etwas mehr Nutzlast,<br />
etwas stabiler, etwas größer. Darauf folgte<br />
<strong>das</strong> Produkt CS FORESTER, ursprünglich<br />
konzipiert für eine schnelle Waldbrandbekämpfung.<br />
Danach wurden die Autos größer.<br />
Mit einem VW Tiguan haben wir erstmalig<br />
eine neue Idee umgesetzt: einen Hydraulikantrieb<br />
konzipiert, der 40 PS leistet. Dieser<br />
Antrieb sollte die benötigten Aggregate antreiben.<br />
Es funktionierte. Es folgte der VW<br />
Amarok, unser Wunschfahrzeug. Mit diesem<br />
haben wir <strong>das</strong> Konzept verbessert, einen<br />
neuen Aufbau entwickelt und die Hydraulik<br />
optimiert. Die ist der Dreh- und Angelpunkt<br />
der Entwicklung, denn ohne diesen hydraulischen<br />
Nebenantrieb wäre ein Aufbau in<br />
dieser Leistungsklasse mit diesem Gewicht<br />
nicht möglich.“<br />
Dieser Nebenantrieb ist eine Eigenentwicklung<br />
von C&S und als Patent angemeldet.<br />
Mit ihm lassen sich u. a. Löschanlage<br />
und Hydraulik-Trafos bei den Feuerwehrfahrzeugen<br />
bedienen. Er ist nicht nur für<br />
den Feuerwehreinsatz konzipiert, sondern<br />
kann auch gewerblich genutzt werden. „Jeder,<br />
der ein hydraulisches Werkzeug zu betreiben<br />
hat – ob Erdbohrer, Schneeschild<br />
34 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Katastrophenschutz<br />
oder Zapfwellenantrieb in der Landwirtschaft<br />
– kann diese Hydraulik nutzen“ ergänzt<br />
Percic.<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
Die Sonderfahrzeuge werden in den Bereichen<br />
Feuerwehr, Rettungswesen und Transport<br />
eingesetzt. „Es war eine Riesenfreude<br />
für uns, zu sehen, <strong>das</strong>s ein deutscher Hersteller<br />
den Mut gefasst hat und trotz der<br />
übermächtigen asiatischen Konkurrenz gesagt<br />
hat: Ich baue einen Pick-Up. Das Basisfahrzeug<br />
Amarok ist hervorragend. Es ist<br />
sehr stabil, verfügt über die neuesten technischen<br />
Möglichkeiten und hat einen sehr<br />
leistungsstarken 2,0-l-Bi-Turbo-Dieselmotor.<br />
Das Auto braucht zwei bis drei Liter weniger<br />
Diesel als die Wettbewerber. Ganz wichtig<br />
für uns als Aufbauhersteller ist, <strong>das</strong>s es<br />
der europäische Pick-Up mit dem größten<br />
Platzangebot ist. Baut man dieses Fahrzeug<br />
für eine Feuerwehr um, ist der Nebenantrieb<br />
enorm wichtig. Wir können hinten auf<br />
dem Aufbau die wichtigen Zubehöre unterbringen<br />
wie Wassertank, Pumpe, Kompressor,<br />
Antrieb für hydraulische Werkzeuge und<br />
Antrieb für einen Stromgenerator. Wir können<br />
bis zu neun kVA Strom erzeugen. Zwei<br />
Feuerwehrmänner können gleichzeitig löschen<br />
und <strong>das</strong> Fahrzeug kommt überall hin:<br />
Es ist voll geländegängig mit Allradantrieb,<br />
mit Sperren, hat sämtliche Assistenten an<br />
Bord, Anfahr- und Bergabfahrhilfe. Zudem<br />
ist es sehr sicher im Umgang – <strong>das</strong> ist wichtig<br />
für die Rettungskräfte“, erklärt Percic.<br />
Neben der Waldbrandbekämpfung ist <strong>das</strong><br />
Fahrzeug auch für die Brandbekämpfung<br />
im Straßenverkehr einsetzbar, in Altstädten,<br />
engen Gassen und auf Autobahnen. Es kann<br />
Treppen herauf- und herunterfahren. Als Vorauslöschfahrzeug<br />
führt es die erste Brandbekämpfung<br />
durch bis der nachfolgende<br />
Zug eintrifft. Mit der integrierten One Seven<br />
Löschtechnik wird eine Wurfweite von 20<br />
Metern erreicht mit 1.400 Litern Löschmittel<br />
pro Minute. Von Vorteil bei einem Unfall<br />
auf Autobahnen mit Stau ist, <strong>das</strong>s der Amarok<br />
neben der Autobahn fahren kann und<br />
über die Böschung schnell an die Unfallstelle<br />
gelangt. Integrierte Rettungsgeräte<br />
wie Spreizer, Scheere und Notfallrucksack<br />
unterstützen die Hilfe vor Ort. Die Bauhöhe<br />
des Fahrzeugs ist niedriger als zwei Meter;<br />
so kann auch in Tiefgaragen gelöscht<br />
werden. „Es geht immer um <strong>das</strong> Thema: Je<br />
schneller, desto besser. Und vor Ort zählt<br />
die Effektivität“, ergänzt Percic.<br />
Ein umgebautes ATV ist auch für die Rettung<br />
und den Transport von Personen nutzbar.<br />
Das von C&S optimierte und verstärkte<br />
Offroad-Fahrwerk unterstützt in schwer<br />
zugänglichem Gelände, <strong>das</strong> herkömmliche<br />
Rettungswagen nicht passieren können.<br />
Bergwachten kommt diese Eigenschaft zugute.<br />
„Wie komme ich hin? Wie schnell komme<br />
ich hin? Komme ich überhaupt hin?“ sind<br />
Fragen, die sich viele Rettungskräfte stellen.<br />
Percic fügt hinzu: „Durch einen intelligenten<br />
Aufbau kann ich aus einem Patiententransportfahrzeug<br />
ein Materialtransportfahrzeug<br />
mit einem großen Laderaum machen.<br />
Das ist wichtig, wenn schnell Personen bei<br />
CS GECCO: Im Patientenraum<br />
ist ausreichend<br />
Platz für den Patienten,<br />
eine Begleitperson und<br />
die Ausstattung.<br />
CS AMAROK: Optimierter<br />
Platzbedarf ohne<br />
Zusatzaggregate, von<br />
drei Seiten schnell<br />
zugänglich.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 35
Katastrophenschutz<br />
einem Lawinenunglück z. B. zu bergen und<br />
zu retten sind. Bis zu zehn Personen finden<br />
dort Platz“.<br />
Fahrertraining<br />
Bevor ein ATV in der Praxis genutzt werden<br />
kann, ist ein Fahrertraining zu absolvieren<br />
– auch wenn <strong>das</strong> Fahren nur einen üblichen<br />
Pkw-Führerschein voraussetzt. Ein Rettungs-ATV<br />
erreicht eine Leistung von 1.000<br />
Kubik bis fast 100 PS. Beschleunigungen<br />
von Null auf 100 sind in vier Sekunden möglich.<br />
„Das muss man lernen und üben. Ohne<br />
Training wäre die Gefahr für die Rettungskräfte<br />
zu groß, <strong>das</strong>s sie unter Umständen<br />
auf dem Weg zum Unfallort selbst verünglücken<br />
könnten, weil sie <strong>das</strong> Fahrzeug nicht<br />
im Griff haben“, erklärt Percic. Auf einem<br />
Übungsgelände in Bad Kissingen wird daher<br />
Folgendes trainiert: Wie starte ich ein<br />
Fahrzeug? Wie stelle ich es ordnungsgemäß<br />
ab, damit es schnell wieder einsatzfähig ist?<br />
Wie funktioniert sicheres Kurvenfahren? Wie<br />
bremse ich sicher und gezielt? „Danach geht<br />
es ins Gelände mit steilen Bergauffahrten.<br />
Nachdem die Fahrer unterschiedliche Situationen<br />
durchfahren haben, werden sie in<br />
die Bedienung des Fahrzeugs und der eingebauten<br />
Gerätschaften eingewiesen. Bei den<br />
Feuerwehrfahrzeugen werden Löschübungen<br />
durchgeführt: Wie setze ich One Seven ®<br />
ein? Wie befülle und betanke ich richtig?<br />
Wie bekämpfe ich ein Feuer? Die Teilnehmer<br />
erfahren, was es bedeutet, es richtig zu machen<br />
oder eben nicht“, betont Percic.<br />
Die Sonderlösungen schließen Lücken<br />
zwischen bereits vorhandenen Einsatzfahrzeugen,<br />
modernster Rettungstechnologie<br />
und neuen Herausforderungen auf engem<br />
Raum und in jeder Situation. Percic: „Wir<br />
sagen: Alles ist machbar. Mit ständigen Verbesserungen,<br />
Weiter- und Neuentwicklungen<br />
werden wir auch in Zukunft alles tun,<br />
um die Wünsche und Anforderungen unserer<br />
Kunden zu erfüllen.“<br />
Sicherheit in der Lieferkette<br />
Unsere Leistungen<br />
■ Bestandsaufnahmen<br />
■ Erstellen von Sicherheitskonzepten<br />
■ Begleitung bei Zertifizierungen und<br />
Zulassungen<br />
■ Begleitung bei der Ausschreibung von<br />
Sicherheitsdienstleistungen<br />
■ Risikoanalysen<br />
■ jährliche Überwachungsaudits<br />
■ Penetrationstests<br />
■ Notfallkonzepte<br />
Unsere Themen<br />
■ Sicherheit in der Lieferkette<br />
■ Luftfrachtsicherheit<br />
■ Außenhandel<br />
■ TAPA (FSR, TSR & TACSS)<br />
■ ISO 28000:2007<br />
■ Unternehmenssicherheit<br />
AOB GmbH | Opmünder Weg 50 | DE 59494 Soest | Tel.: +49-2921-350995-0 | info@aob-consulting.de | www.aob-consulting.de<br />
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Katastrophenschutz<br />
Kritische Infrastrukturen<br />
Udo Vallender<br />
Schutz mit Druckluftschaum<br />
Vorbeugend – Abwehrend – Nachhaltig<br />
Besonders in kritischen Infrastrukturen gilt<br />
es Unterbrechungen im Betrieb zu verhindern<br />
oder bei deren Eintreten, diese möglichst<br />
schnell zu beseitigen. Andernfalls<br />
können erhebliche Schäden resultieren. Daher<br />
ist in diesen Strukturen ein besonderer<br />
Schutz erforderlich – der auch den Brandschutz<br />
sowie die Brandbekämpfung betrifft.<br />
Die One Seven ® Druckluftschaum-Löschsysteme<br />
sind nicht nur als eine Investition<br />
in den abwehrenden Brandschutz, sondern<br />
auch in den vorbeugenden Brandschutz zu<br />
sehen. Vorbeugend sind stationäre Löschanlagen<br />
aus folgenden Beweggründen: Im<br />
Brandfall muss den bedrohten Menschen<br />
der Weg zur Selbstrettung ermöglicht werden,<br />
bis zum Eintreffen der Feuerwehr muss<br />
eine Brandausbreitung verhindert werden<br />
und die Bauwerke müssen geschützt<br />
werden.<br />
Als Vorreiter im Straßenverkehr für den<br />
anlagentechnischen Brandschutz in einem<br />
Straßentunnel kann <strong>das</strong> Land Thüringen<br />
genannt werden. Dieses hat den Straßentunnel<br />
Pörzberg mit einer stationären One<br />
Seven ® Druckluftschaum-Löschanlage ausgestattet.<br />
Zudem ist bei der ortsansässigen<br />
Feuerwehr ein Löschfahrzeug mit dieser<br />
Löschtechnik im Einsatz.<br />
Aber auch zahlreiche andere Installationen<br />
in Kraftwerken, Recyclingbetrieben,<br />
Stadtwerken oder auf Hubschrauberlandeplätzen<br />
in Kliniken sowie Löschfahrzeuge<br />
mit diesen Löschsystemen stellen lohnenswerte<br />
Investitionen für einen nachhaltigen<br />
Brandschutz dar.<br />
Das Druckluftschaum-Löschsystem ermöglicht<br />
eine schnelle und effektive Brandbekämpfung.<br />
Damit ist es im Krisenmanagement<br />
ein starker Partner bei abwehrenden<br />
Maßnahmen zur Brandbekämpfung.<br />
Nachhaltige Investition<br />
Die Löschtechnik ist für den Schutz vieler<br />
kritischer Infrastrukturen gut geeignet.<br />
Da sich der Druckluftschaum bei fast allen<br />
Bränden einsetzen lässt und so bei Bränden<br />
wie beispielweise Fahrzeugbränden, Kohlenwasserstoffbränden,<br />
Ethanolbränden,<br />
Metallbränden oder Bränden an elektrischen<br />
Anlagen effektiv einsetzbar ist.<br />
Der Druckluftschaum ist eine sichere,<br />
kostensparende und umweltschonende<br />
Möglichkeit der Brandbekämpfung. Die<br />
Vorteile in der Sicherheit von Druckluftschaum-Löschsystemen<br />
sind, <strong>das</strong>s beim Innenangriff<br />
eine schnelle Abkühlung des<br />
Brandguts erlangt wird und somit ein Flash-<br />
Over verhindert werden kann, wodurch sich<br />
die Sicherheit für die Einsatzkräfte erhöht.<br />
Zudem können die Einsatzkräfte durch große<br />
Wurfweiten, einfache<br />
Bedienbarkeit sowie<br />
ein gutes Handling des<br />
Löschsystems genügend<br />
Abstand zum Brand einhalten.<br />
Auch wenn die<br />
Anschaffungskosten für<br />
ein Löschsystem dieser<br />
Art eine hohe Investition<br />
darstellen, können damit<br />
Brände schnell unter<br />
Kontrolle gebracht<br />
werden und somit die<br />
Schäden gering gehalten<br />
Straßentunnel Pörzberg<br />
Installation Hubschrauberlandeplatz<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 37
Katastrophenschutz<br />
Einsatz mobiles<br />
Löschsystem<br />
HLF 10 mit One Seven ®<br />
werden. Dieses erlaubt in der nachhaltigen<br />
Betrachtungsweise eine Kostenersparnis.<br />
Es handelt sich bei diesen Systemen um ein<br />
umweltfreundliches Löschverfahren, da für<br />
den Einsatz nur geringe Mengen Schaummittel<br />
und Wasser benötigt werden. Somit<br />
können große Anteile an Rauchemissionen<br />
und kontaminiertes Löschwasser vermieden<br />
werden.<br />
Besonderheiten<br />
Ausschlaggebend für die Effektivität des<br />
Druckluftschaums ist die einzigartige<br />
Schaumstruktur. Der homogene Schaum mit<br />
reproduzierbaren Eigenschaften bewirkt<br />
die besonderen Löscheffekte: besonders guter<br />
Kühleffekt, sehr gute Durchfeuchtungsfähigkeit<br />
und sehr gute Hafteigenschaften<br />
sowie hohe Wurfweiten mit bis zu 25 m.<br />
Für die Erzeugung von Druckluftschaum<br />
wird unter fest eingestellten Durchflüssen<br />
und Druckverhältnissen dem Wasser <strong>das</strong><br />
One Seven ® Schaummittel beigemischt. Die<br />
sehr geringen Zumischraten des Schaummittels<br />
liegen zwischen 0,3 % und 0,6 %.<br />
Dann erfolgen die Injektion der Luft und<br />
die Verschäumung des Wasser-Schaummittel-Gemisches<br />
in den Kompaktschaumerzeugern.<br />
Damit erfolgt die Erzeugung des<br />
Druckluftschaums bereits im Löschsystem<br />
und nicht erst beim Ausbringen des Löschmittels.<br />
Die Mischkammern sind damit für<br />
die besondere Schaumqualität verantwortlich<br />
und daher eine wesentliche Komponente<br />
des Löschsystems.<br />
Einsatzgebiete im Überblick:<br />
--Mobile Systeme<br />
Kommunal, Flughafen, Industrie,<br />
Waldbrand<br />
--Stationäre Systeme<br />
Straßentunnel, Hubschrauberlandeplätze,<br />
Industriebetriebe, Recyclingbetriebe,<br />
technische Anlagen und weitere<br />
Unternehmensvorstellung<br />
Das One Seven ® System wurde bereits Mitte<br />
der 1990er Jahre entwickelt. In den letzten<br />
Jahren wurden bereits über 1.500 mobile<br />
Systeme im internationalen Markt<br />
vertrieben sowie zahlreiche stationäre Systeme<br />
installiert. Die Produktion der Systeme<br />
erfolgt in der One Seven of Germany<br />
GmbH in Luckenwalde. Die One Seven of<br />
Germany GmbH gehört zu dem international<br />
tätigen Konzern Gimaex. In Deutschland<br />
wird Gimaex weiterhin durch die<br />
Gimaex-Schmitz GmbH in Wilnsdorf vertreten.<br />
Die Gimaex-Schmitz GmbH bietet mit<br />
den Produkten für Brandbekämpfung, Umweltschutz,<br />
Rettung, Kommunikation und<br />
Hubrettung <strong>das</strong> komplette Sortiment mobiler<br />
Feuerwehrtechnik an.
Logistik<br />
Sicherheit in der Lieferkette<br />
Marcus<br />
Hellmann<br />
Ein Thema der Zukunft für die Logistik und Unternehmen<br />
Das Thema Sicherheit in der Lieferkette<br />
wird künftig neben Themen wie Umweltund<br />
Energiemanagement ein zentrales<br />
Thema in der Logistik. Vorkommnisse<br />
wie die so genannte „Jemen Bombe“<br />
im Oktober 2010 zeigen, <strong>das</strong>s die Terroristen<br />
erkannt haben, welch labiles<br />
Konstrukt die Lieferkette ist und <strong>das</strong>s<br />
sie leicht und mit wenig Aufwand manipulierbar<br />
ist. Der weit verbreitete Glaube<br />
bzw. die Hoffnung darauf, <strong>das</strong>s die<br />
Bekämpfung des Terrorismus ein Thema<br />
der Regierungen sei, ist nicht mehr<br />
haltbar. Viele Standards, teils behördlich,<br />
teils durch die Wirtschaft, wurden<br />
geschaffen, aber wie passen sie zusammen?<br />
Wie stehen sie zueinander? Welcher<br />
Status ist für ein Unternehmen der<br />
richtige?<br />
Aktuelle Situation<br />
Auf Grund verschiedenster Ereignisse aus<br />
Politik und Wirtschaft sowie zum Schutz<br />
vor weltweitem Terrorismus wurden in den<br />
vergangenen zehn Jahren eine ganze Reihe<br />
von Gesetzen und Verordnungen erlassen,<br />
Sicherheitsstandards und neue Zertifizierungen<br />
definiert, die zu teils gravierenden<br />
Änderungen in der Lieferkette führen. Die<br />
verschiedenen globalen und regionalen Sicherheitsinitiativen<br />
z. B. seitens der Zollbehörden<br />
(AEO oder C-TPAT), in der Luftfracht<br />
(der bekannte Versender und reglementierte<br />
Beauftragte), allgemein in der Logistik<br />
(TAPA oder ISO 28000) oder in der maritimen<br />
Welt (ISPS, CSI) belegen den eindeutigen<br />
und nicht mehr weg zu diskutierenden<br />
Trend hin zu mehr Sicherheit in der<br />
Lieferkette.<br />
Warum Sicherheit in der Lieferkette?<br />
Die globale Lieferkette ist die <strong>Leben</strong>sader<br />
der Wirtschaft und aus heutiger Sicht betrachtet,<br />
ein sehr labiles Konstrukt mit<br />
Millionen offener Zugänge. Wie labil die<br />
Lieferkette ist, zeigte der Ausbruch des isländischen<br />
Vulkans „Eyjafjallajökull“ im<br />
Frühjahr 2010. In diesem Fall zwar „nur“<br />
ein natürliches Ereignis, aber eines, dessen<br />
Resultate durchaus auch durch einen terroristischen<br />
Anschlag verursacht werden<br />
könnten.<br />
Es ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Terroristen<br />
nicht mehr nur die großen, medienwirksamen<br />
Anschläge wie 9/11 planen,<br />
sondern viel mehr die Politik der „1.000-Nadelstiche“<br />
verfolgen. Eines der kommunizierten<br />
Ziele von Terrororganisationen wie<br />
Al Kaida ist es, die westliche Welt in ihren<br />
Prozessen zu lähmen und somit „auszubluten“.<br />
Die Lieferkette ist ein geeignetes Element,<br />
dieses Ziel zu erreichen.<br />
In den Gremien der EU-Kommission sowie<br />
in anderen Staaten und der Wirtschaft<br />
selbst werden daher permanent Konzepte<br />
zur Umsetzung sicherer Lieferketten im internationalen<br />
Handel diskutiert und vorbereitet.<br />
Diese zielen sowohl auf die vollständige<br />
Sicherung aller Landverkehre als auch<br />
auf die Sicherung der Vor- und Nachläufe aller<br />
Seeverkehre hin.<br />
Daraus lässt sich ableiten, <strong>das</strong>s Unternehmen,<br />
die sich nicht mit den vorhandenen<br />
und künftigen Sicherheitsanforderungen internationaler<br />
Lieferketten beschäftigen und<br />
die zur Teilnahme erforderlichen Zertifikate,<br />
Sicherheitsprogramme und -einrichtungen<br />
nicht nachweisen können, künftig als unsichere<br />
Partner in der internationalen Lieferkette<br />
angesehen werden.<br />
Ihre Waren müssen zusätzlichen Kontrollen<br />
unterzogen werden, was immer mit<br />
zusätzlichen Kosten und möglicherweise<br />
Zeitverlust verbunden sein wird. Zudem<br />
droht die Gefahr, <strong>das</strong>s die Waren beim Öffnen<br />
durch Dritte beschädigt oder qualitativ<br />
beeinträchtigt werden können, was bis<br />
zum Totalverlust führen kann. Solche Schäden<br />
hat dann ausschließlich <strong>das</strong> versendende<br />
Unternehmen zu tragen, was sich aktuell<br />
z. B. dadurch äußert, <strong>das</strong>s Unternehmen,<br />
die nicht als bekannter Versender für Luftfracht<br />
zugelassen sind, ihre Ware nur dann<br />
an einen Spediteur/Transporteur übergeben<br />
können, wenn sie diesem eine Enthaftungserklärung<br />
unterschreiben und damit von allen<br />
Schadensersatzansprüchen aufgrund<br />
von Kontrollen freistellen.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 39
Logistik<br />
Versicherungskonzerne und Ministerien<br />
weisen darauf hin (www.hdi-gerling.de),<br />
<strong>das</strong>s jährlich rund 200.000 Transporte von<br />
Frachtdiebstählen betroffen sind, Tendenz<br />
steigend. Zugleich werden bis zum Jahr<br />
2025 die Transportmengen um 27 % steigen<br />
und der Durchschnittswert je transportierter<br />
Ware pro Tonne um 53 % zunehmen.<br />
Es fehlt an sicheren Parkplätzen und Fahrzeugen,<br />
geschulten Fahrern und umfassenden<br />
Sicherheitskonzepten. Zudem werden<br />
Frachten immer häufiger auf anonymen<br />
Plattformen angeboten und innerhalb der<br />
Lieferkette an völlig unbekannte Transporteure<br />
zu Dumpingpreisen weitergereicht.<br />
Konsequenzen sind immer häufiger gestohlene<br />
Ladungen, entführte oder verletzte<br />
Fahrer bis hin zu gestohlenen Fahrzeugen.<br />
Sicherheit wird global<br />
Die im Jahr 2009 gestarteten Gespräche<br />
zwischen der EU und den Vereinigten Staaten<br />
von Amerika hinsichtlich der gegenseitigen<br />
Anerkennungen der jeweiligen Zoll-<br />
Sicherheitsinitiativen auf Basis des WCO<br />
SAFE-Frameworks sind erfolgreich abgeschlossen<br />
worden. Mit Wirkung zum 1. Juli<br />
2012 erkennen die USA den europäischen<br />
Status AEO F (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter)<br />
als Gegenstück zum US C-TPAT-<br />
Verfahren an.<br />
Mit anderen Ländern wie z. B. Japan oder<br />
Schweiz gelten diese Anerkennungen des<br />
AEO schon seit längerem.<br />
Ebenfalls anerkannt wurden die Sicherheitsinitiativen<br />
in der Luftfracht zwischen<br />
der TSA und der EU-Kommission (in<br />
Deutschland der bekannte Versender). Unternehmen,<br />
die aktiv und erfolgreich an den<br />
Sicherheitsprogrammen teilnehmen, werden<br />
zukünftig die gewohnten Vereinfachungen<br />
beim Handel mit den USA aufrechterhalten<br />
können.<br />
Generell kann <strong>das</strong> Ziel einer sicheren Lieferkette<br />
nur erreicht werden, wenn es international<br />
möglichst vieler solcher Anerkennungen<br />
für alle Verkehrsträger geben wird.<br />
In Zeiten der Globalisierung ist dies unumgänglich,<br />
denn wie bereits erwähnt, sind die<br />
Lieferketten schon lange nicht mehr national<br />
begrenzt. Es wäre also fahrlässig, in diesem<br />
Umfeld die Internationalität außenvorzulassen.<br />
Die Anerkennungen des AEO und des<br />
bekannten Versenders werden vermutlich<br />
dazu führen, <strong>das</strong>s weitere Anerkennungen,<br />
z. B. mit asiatischen Ländern folgen werden.<br />
Die Gespräche dazu laufen.<br />
Die Standards/Programme im Überblick<br />
und Vergleich<br />
Im Folgenden werden einige für Europa/<br />
Deutschland wichtige Standards genauer<br />
vorgestellt, erläutert und in Verhältnis zueinander<br />
gesetzt.<br />
WCO SAFE-Framework of Standards<br />
Viele Sicherheitsprogramme, die im Umfeld<br />
von Zollaktivitäten umgesetzt wurden,<br />
basieren auf dem Grundlagenwerk der<br />
Weltzollorganisation (WCO). Es ist ein freiwilliger<br />
Sicherheitsstandard für Zoll und<br />
Wirtschaft.<br />
Das von der WCO herausgegebene SAFE Package<br />
enthält:<br />
--SAFE Framework<br />
--Integrated Supply Chain Management<br />
Guidelines<br />
--AEO Implementation Guide<br />
--AEO Compendium<br />
--Model AEO Appeal Procedures<br />
--AEO Benefits<br />
--Guidelines for Purchase<br />
--Deployment of Scanning/Imaging<br />
Equipment<br />
--SAFE Data Element Maintenance<br />
Mechanism<br />
--Trade Recovery Guidelines<br />
--FAQ für Small an Medium Enterprises<br />
Das SAFE-Framework enthält vier<br />
Kernelemente:<br />
--Elektronische Vorabinformation (advance<br />
electronic cargo information)<br />
--Risikomanagement (risk management)<br />
--Inspektionen im Abgangsland (outbound<br />
inspection of containers and cargo)<br />
--Unternehmenspartner-schaft und best<br />
practice (business partnership and best<br />
practices)<br />
die in 17 Standards zwischen<br />
--Zoll und Zoll<br />
--Zoll und Unternehmen<br />
aufgeteilt sind. Die Aufteilung soll die Anwendbarkeit<br />
erleichtern und eine schnellere<br />
Implementierung ermöglichen.<br />
Das Konzept der Zusammenarbeit<br />
40 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Logistik<br />
zwischen Zollorganisationen unterschiedlicher<br />
Länder enthält folgende Standards:<br />
--Integriertes Supply Chain Management<br />
--Ladungsinspektionen<br />
--Moderne Technologien bei Inspektionen<br />
--Risikomanagement-Systeme<br />
--Risiko-Fracht oder Container<br />
--Elektronische Vorabinformation<br />
--Kommunikation<br />
--Gemeinsame Bewertungsmaße<br />
--Sicherheitsbewertungen<br />
--Mitarbeiterintegrität<br />
--Export Sicherheitsinspektionen<br />
Die Maßnahmen zwischen Zoll und Unternehmen<br />
umfassen die Standards:<br />
--Partnerschaft<br />
--Sicherheit<br />
--Administrative Vorteile<br />
--Technologie<br />
--Kommunikation<br />
--Erleichterungen<br />
Entscheidend sind bei der Umsetzung des<br />
SAFE-Frameworks, wie bei anderen Normen<br />
und Standards auch, die Best Practices.<br />
Dabei schließt <strong>das</strong> Programm neben den<br />
in der EU bekannten AEO-Elementen auch<br />
Teile der amerikanischen Programme CSI<br />
(Container <strong>Security</strong> Initiative) und C-TPAT<br />
ein. Als Best Practises haben sich etabliert:<br />
--Eine ordnungsgemäße Führung der<br />
Geschäftsbücher<br />
--Ausreichende Liquidität<br />
--Korrekte Zusammenarbeite/Kommunikation<br />
mit den Behörden (z. B. Zoll)<br />
--SCM-Sicherheitsmaßnahmen innerhalb<br />
der Lieferkette<br />
--Einfache und überschaubare Verfahren<br />
und Abläufe<br />
--Gezielte Personalauswahl, -überprüfung<br />
und -schulung<br />
--Elektronischer und sicherer Datenaustausch<br />
mit Behörden und Partnern<br />
--Sicherheit der Liegenschaften, Waren<br />
und Fracht<br />
--Transportsicherheit<br />
--Integration der Handelspartner in die<br />
Sicherheitskonzeption<br />
Der Authorised Economic Operator<br />
(AEO)<br />
Der AEO basiert in seinen Grundlagen auf<br />
der VO (EG) Nr. 648/2005 sowie der Durchführungsverordnung<br />
(ZK DVO) VO (EG) Nr.<br />
1875/2006. Ziel ist es, die Sicherheit in der<br />
internationalen Lieferkette, insbesondere in<br />
Bezug auf zollrelevante Aspekte, zu gewährleisten.<br />
Integriert wurden aber auch physische<br />
Sicherheitsaspekte.<br />
„Die zunehmende Globalisierung und<br />
die veränderte internationale Sicherheitslage<br />
haben die Weltzollorganisation (WZO)<br />
veranlasst, mit einem „Framework of Standard<br />
to Secure and Facilitate Global Trade“<br />
(SAFE) weltweite Rahmenbedingungen für<br />
ein modernes effektives Risikomanagement<br />
in den Zollverwaltungen zu schaffen.“ (Quelle:<br />
TAXUD 2006/1450, Leitlinie Zugelassene<br />
Wirtschaftsbeteiligte, Seite 8)<br />
Dazu sollen vorhandene andere Programme<br />
zur Sicherheit in der Lieferkette berücksichtigt<br />
werden.<br />
„Weitere Standards, die bei der Ausarbeitung<br />
der AEO-Sicherheitsanforderungen<br />
geprüft und nach Möglichkeit berücksichtigt<br />
wurden, sind <strong>das</strong> Rahmenabkommen,<br />
<strong>das</strong> die Weltzollorganisation zur Sicherung<br />
des Welthandels (WCO-SAFE) geschlossen<br />
hat, sowie vorhandene Sicherheitsstandards<br />
für den See- und Luftverkehr und<br />
der ISO/PAS Standard 28001.“ (Quelle: TA-<br />
XUD 2006/1450, Leitlinie Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte,<br />
Seite 8)<br />
Der AEO zielt darauf ab, möglichst die<br />
gesamte Supply Chain inkl. aller am Prozess<br />
beteiligten Partner als sicher einstufen<br />
zu können. Das kann entweder dadurch geschehen,<br />
<strong>das</strong>s alle Prozessbeteiligten über<br />
eine eigene Zertifizierung verfügen oder<br />
Frachtröntgenanlage<br />
(Quelle: a.hartrodt<br />
(GmbH & Co) KG)<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 41
Logistik<br />
solche Partner, die nicht eigenständig zertifiziert<br />
sind, von sicheren AEO-Partnern über<br />
Sicherheitserklärungen anerkannt und regelmäßig<br />
überprüft werden.<br />
Der AEO selbst wird in die drei Varianten<br />
unterteilt:<br />
C = zollrechtliche Vereinfachungen<br />
S = Sicherheit<br />
F = zollrechtliche Vereinfachungen/Sicher<br />
heit (Full).<br />
Problematik des AEO-C<br />
Es ist insbesondere zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s<br />
der Status C ausschließlich die zollrelevanten<br />
Prozesse betrachtet und bewertet und<br />
somit als Sicherheitsstatus im Hinblick auf<br />
physische Sicherheit keinerlei Relevanz hat.<br />
Er erleichtert den Unternehmen ausschließlich<br />
den Umgang mit der zuständigen Zollverwaltung<br />
(und andersherum) und wird,<br />
auch weil die Umsetzung für die meisten<br />
Unternehmen am leichtesten realisierbar ist,<br />
gern als „AEO light“ bezeichnet. In jedem<br />
Fall spielt der AEO-C bei internationalen Sicherheitsbetrachtungen<br />
keinerlei Rolle.<br />
Internationale Betrachtung<br />
Im Umfeld von übergreifenden Sicherheitsinitiativen<br />
wird, wenn überhaupt, nur der<br />
Status AEO F (ggf. S) anerkannt. Bezeichnend<br />
ist, <strong>das</strong>s in den Hinweisen der Leitlinien<br />
im Kapitel 5 unter dem Punkt „Verweis<br />
auf international anerkannte Normen“ häufig<br />
auf die Sicherheitsstandards der ISO<br />
28000/28001, 9001, 27001 sowie spezieller<br />
Sicherheitsprogramme, wie CSI, ISPS oder<br />
TAPA, verwiesen wird.<br />
Hieran wird deutlich, <strong>das</strong>s dem EU-Arbeitskreis<br />
bei der Entwicklung der Verordnung<br />
durchaus daran gelegen war, vorhandene<br />
Normen und Sicherheitsinitiativen<br />
aufzugreifen und zu integrieren. Dies hätte<br />
auch eine EU-Verordnung zur Sicherheit<br />
in der Lieferkette sein können, welche dem<br />
Rat als Vorschlag der Kommission unter der<br />
Kennzeichnung KOM(2006)79 vorlag. Ziel<br />
der Verordnung war die „Verbesserung der<br />
Sicherheit des gewerblichen Güterverkehrs<br />
zu Land und in der Binnenschifffahrt innerhalb<br />
der EU zum Schutz vor terroristischen<br />
Anschlägen“. Diese Verordnung kam letztlich<br />
nicht zur Umsetzung, weil sie zwei wesentliche<br />
Schwachstellen im Konzept hatte:<br />
1. Die EU besitzt keine Regelungskompetenz<br />
für die VO.<br />
2. Die Umsetzung der Maßnahmen beruhte<br />
auf Freiwilligkeit und war damit nicht wirklich<br />
geeignet, die Sicherheit in der Lieferkette<br />
zu erhöhen.<br />
In seinen Grundsätzen hatte der Entwurf<br />
viele Elemente zum Inhalt, die auch in der<br />
2006 veröffentlichten ISO 28000 und 28001<br />
zum Tragen kommen.<br />
Bestehende Anerkennungen des AEO<br />
mit Sicherheitsprogrammen auf Basis des<br />
WCO-SAFE-Frameworks anderer Länder,<br />
z. B. dem der Schweiz, Japans oder der USA,<br />
können hinsichtlich der Sicherheitsstandards<br />
nur auf den Status S oder F aufbauen.<br />
Sicherheitsanforderungen des AEO-S<br />
Betrachtet man nun die Sicherheitsanforderungen<br />
des Kapitels 5 des Selbstbewertungsfragebogens<br />
zum AEO, werden<br />
diese in folgende Bereiche aufgeteilt:<br />
--Allgemeine Anforderungen zur Organisation<br />
und den Kontrollverfahren (2 Fragen)<br />
--Zutritt zum Firmengelände (5 Fragen)<br />
--Physische Sicherheit auf dem Firmengelände<br />
und bei den Gebäuden (Tore,<br />
Schließsysteme, Beleuchtung, Zäune,<br />
etc.) – (8 Fragen)<br />
--Ladeeinheiten (5 Fragen)<br />
--Beförderungsmittel (1 Frage)<br />
--Nichtfiskalische Anforderungen (2<br />
Fragen)<br />
--Eingehende Waren (6 Fragen)<br />
--Lagerung von Waren (4 Fragen)<br />
--Fertigung (4 Fragen)<br />
--Verladung von Waren (6 Fragen)<br />
--Sicherheitsanforderungen an die Handelspartner<br />
(3 Fragen)<br />
--Personalbezogene Sicherheitsaspekte (3<br />
Fragen)<br />
--Externe Dienstleistungen (1 Frage)<br />
Insgesamt muss <strong>das</strong> Unternehmen nachweisen,<br />
<strong>das</strong>s und wie es die o. g. Punkte umsetzt<br />
und die zugehörigen Verfahren dokumentiert<br />
hat und überprüft. Vieles davon<br />
ähnelt oder gleicht den Inhalten der ISO<br />
28001, und auch die Dokumentation und die<br />
Validierungspflichten sind ähnlich.<br />
Insofern kann man viel eher den Schluss<br />
ziehen, <strong>das</strong>s die Umsetzung des AEO F eine<br />
gute Vorbereitung auf die ISO 28001 ist<br />
oder <strong>das</strong>s Unternehmen, die im Besitz der<br />
ISO 28001 sind, im Bereich des Kapitels<br />
5 des AEO-Fragebogens mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
keine Defizite oder zusätzliche<br />
Anforderungen haben werden.<br />
42 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Logistik<br />
Customs Trade Partnership against Terrorism<br />
(C-TPAT)<br />
Customs Trade Partnership Against Terrorism<br />
(C-TPAT) ist ein freiwilliges Partnerschaftsprogramm<br />
zwischen dem US-Zoll<br />
(Customs and Border Protection, CBP) und<br />
der privaten Wirtschaft. Dabei haben die<br />
Unternehmen auf freiwilliger Basis die Möglichkeit,<br />
ihre unternehmensinternen Sicherheitsmaßnahmen<br />
durch CBP prüfen und bewerten<br />
zu lassen. C-TPAT ist also in erster<br />
Linie ein Sicherheitsprogramm für amerikanische<br />
Unternehmen.<br />
Grundlage der Überprüfung ist eine<br />
Selbstvalidierung der Unternehmen. Dazu<br />
hält CBP unterschiedliche Validierungschecklisten<br />
für Hersteller, Lagerhalter, Spediteure<br />
oder Importeure bereit.<br />
Antrieb zur Selbstvalidierung und damit<br />
Teilnahme am Verfahren sind auf der einen<br />
Seite erhoffte Vereinfachungen (insbesondere<br />
schnellere Abwicklung) bei der Einfuhr<br />
von Waren in die und auf der anderen Seite<br />
Anfragen oder Vorgaben durch Geschäftspartner<br />
innerhalb der sicheren Lieferkette.<br />
Firmen außerhalb der USA sind nur in<br />
seltenen Fällen eigenständige Teilnehmer<br />
des Verfahrens. Sie wurden und werden<br />
aber noch immer als ausländische Hersteller<br />
oder Transporteure in <strong>das</strong> Programm<br />
einbezogen („business partner requirement“).<br />
Insofern werden sie jährlich aufgefordert,<br />
ein „self assessment“ bzw. „annual<br />
security profile review“ durchzuführen.<br />
Seit dem 1. Juli 2012 besteht die gegenseitige<br />
Anerkennung (http://eur-lex.europa.<br />
eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:201<br />
2:144:0044:0047:DE:PDF) der Status AEO<br />
S/F und C-TPAT zwischen den USA und der<br />
EU. Die EU-Firmen müssen sich, wenn sie<br />
von der Anerkennung profitieren wollen,<br />
in den USA registrieren, damit die amerikanische<br />
Risikoanalyse, welche auf Basis<br />
der „Manufacturer’s Identification Number“<br />
(MID) arbeitet, mit der „Economic Operators’<br />
Registration and Identification Number“<br />
(EORI-Nummer) verknüpft wird. Zur<br />
Registrierung hat CBP eine entsprechende<br />
Webseite eingerichtet:<br />
https://mrctpat.cbp.dhs.gov<br />
Was enthält nun ein solcher Selbstbewertungsfragebogen?<br />
Am Beispiel des Fragebogens für<br />
Hersteller kann dies verdeutlicht werden:<br />
--<strong>Security</strong> Management System (13 Fragen)<br />
--Physical <strong>Security</strong> and Access Controls (27<br />
Fragen)<br />
--Human Ressources, Education & Awareness<br />
(10 Fragen)<br />
--Container <strong>Security</strong> (9 Fragen)<br />
--Procedural, Documentation Processing,<br />
Manifest and Information <strong>Security</strong> (9<br />
Fragen)<br />
--Shipping and Receiving (14 Fragen)<br />
Viele der abverlangten Informationen haben<br />
eine hohe Übereinstimmung mit den<br />
Anforderungen und Fragen aus dem Teil 5<br />
der AEO-Selbstbewertung. Allerdings werden<br />
im Rahmen der C-TPAT-Selbstbewertung<br />
zahlreiche Details genauer erfragt und<br />
vorgegeben. Zudem wird eine Dokumentation<br />
nahezu aller Prozesse erfragt und<br />
abgefordert.<br />
Die Praxis zeigt, <strong>das</strong>s Unternehmen, die<br />
bereits mehrfach an einer C-TPAT-Selbstvalidierung<br />
teilgenommen haben, die meisten<br />
Anforderungen des Kapitels 5 des deutschen<br />
AEO-Selbstbewertungsfragebogens<br />
bereits erfüllen. Insofern ergeben sich hohe<br />
Synergien bei der Teilnahme an beiden Verfahren,<br />
sofern die Dokumentation entsprechend<br />
aufbereitet wurde.<br />
Erschwerend kommt bei C-TPAT allerdings<br />
hinzu, <strong>das</strong>s eine Beantwortung und<br />
Dokumentation in englischer Sprache erforderlich<br />
ist. Diese liegt in vielen deutschen<br />
Unternehmen nicht vor und muss ggf. erst<br />
erstellt/übersetzt werden. In diesen Fällen<br />
ist besonderes Augenmerk darauf zu legen,<br />
<strong>das</strong>s auch die kontinuierliche Pflege und<br />
Weiterentwicklung der betroffenen Dokumente<br />
zweisprachig erfolgt.<br />
Der bekannte Versender (bV)<br />
Der bV basiert auf der VO (EG) Nr. 300/2008<br />
sowie der Durchführungsverordnung VO<br />
(EU) Nr. 185/2010 und mehreren Ergänzungsverordnungen.<br />
Abgelöst wird damit<br />
die Vorgängerverordnung VO (EG) Nr.<br />
2320/2002, welche nach den Anschlägen<br />
des 11. September 2001 zur Schaffung von<br />
mehr Sicherheit ins <strong>Leben</strong> gerufen wurde.<br />
Das Anliegen der Verordnung wird in<br />
deren Erläuterung/Einleitung beschrieben:<br />
„zum Schutz von Personen und Gütern in<br />
der Europäischen Union sollten unrechtmäßige<br />
Eingriffe im Zusammenhang mit<br />
Zivilluftfahrzeugen, die die Sicherheit der<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 43
Logistik<br />
Warenumschlag<br />
Zivilluftfahrt gefährden, durch die Festlegung<br />
gemeinsamer Vorschriften für die Gefahrenabwehr<br />
in der Zivilluftfahrt verhindert<br />
werden“ (Quelle: VO (EG) Nr. 300/2008).<br />
Beim AEO, Teil 5, ist die allgemeine<br />
Grundsicherheit des Unternehmens ein<br />
wichtiger Punkt. Es soll niemand unkontrolliert<br />
ins Unternehmen gelangen, Ware soll<br />
nicht allgemein zugänglich im Freien gelagert<br />
werden, Handwerker und Dienstleister<br />
sind zu begleiten und zu beaufsichtigen,<br />
und die Mitarbeiter gegen die EU-Sanktionslisten<br />
zu prüfen. Die einzelnen Prozesse<br />
sollen so dokumentiert und abgesichert sein,<br />
<strong>das</strong>s Manipulation und Fehler ausgeschlossen<br />
werden können.<br />
Tiefergehende Details zur Verpackung<br />
und Lagerung von Waren regelt der AEO<br />
allerdings nicht. Er stellt auch keine erhöhten<br />
Zuverlässigkeitsanforderungen an einzelne<br />
Mitarbeiter und macht keine Schulungsvorgaben<br />
in Bezug auf <strong>Security</strong> für <strong>das</strong><br />
Personal. Zudem wird beim AEO keine Unterscheidung<br />
in der Behandlung von Waren<br />
unterschiedlicher Versandarten gemacht.<br />
Sicherheitsanforderungen des bV<br />
In genau diesen Punkten liegt der wesentliche<br />
Unterschied zum bV. Dieser fordert<br />
ausschließlich bezogen auf die Abfertigung<br />
von Luftfracht deutlich höhere Sicherheitsanforderungen<br />
als der AEO. Dies greift ab<br />
dem Punkt, an dem Luftfracht zum ersten<br />
Mal im Unternehmen identifiziert wird, z. B.<br />
durch die Festlegung der Versandart auf der<br />
Kundenauftragsbestätigung, dem Lieferschein<br />
oder der Rechnung.<br />
Von dem Moment an müssen alle Personen,<br />
die Kenntnis von der Luftfrachtbestimmung<br />
und Zugang zur Ware haben zuverlässigkeitsüberprüft<br />
und vier Stunden<br />
geschult sein (nach Kap. 11.2.3.9. VO (EU)<br />
Nr. 185/2010).<br />
Alle anderen Personen des Unternehmens<br />
sowie alle Betriebsfremden dürfen<br />
sich nur in Begleitung und unter Aufsicht<br />
von zuverlässigem und geschultem Personal<br />
im Umfeld der Ware aufhalten.<br />
Luftfracht muss so verpackt werden, <strong>das</strong>s<br />
eine spätere Manipulation ausgeschlossen<br />
bzw. erkannt werden kann. Dazu zählt z. B.<br />
<strong>das</strong> „flachenbündige Verkleben“ von Kartons,<br />
<strong>das</strong> Einschrumpfen in Folie, der Einsatz<br />
von Siegeln, Plomben oder spezieller<br />
Sicherheitsklebebänder. Identifizierte und<br />
verpackte Luftfracht muss bis zur Abholung<br />
separat gelagert und gegen unbefugten Zugriff<br />
wirksam verschlossen werden, z. B.<br />
durch einen Gitterverschlag oder einen separaten,<br />
verschlossenen Lagerraum.<br />
Die Abholung der Luftfracht darf nur<br />
von sicheren Spediteuren/Transporteuren<br />
durchgeführt werden. Dies ist vom Versender<br />
vor der Beauftragung zu prüfen und<br />
zu dokumentieren. Die Abholung ist ebenfalls<br />
zu dokumentieren. Dabei müssen der<br />
Fahrer und <strong>das</strong> Fahrzeug eindeutig identifiziert<br />
werden und der Versender hat sicherzustellen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Fahrzeug verschlossen<br />
(Schloss, Siegel, Plombe) <strong>das</strong> Gelände<br />
verlässt.<br />
Ausnahme: „Nur-Fracht-Flugzeuge“<br />
beim AEO S/F<br />
Einzige Ausnahme derzeit ist die Versendung<br />
von Fracht auf Nur-Fracht-Flugzeugen<br />
als geschäftlicher Versender. Hier reicht ein<br />
AEO S/F-Zertifikat als Sicherheitsnachweis<br />
aus, und die Fracht darf ohne weitere Kontrollen<br />
in <strong>das</strong> Luftfahrzeug verladen werden.<br />
Damit entspricht die Umsetzung des<br />
geschäftlichen Versenders weitgehend der<br />
bisherigen Praxis der bV gem. VO (EG) Nr.<br />
2320/2002.<br />
In der Praxis wird dieser Zustand derzeit<br />
nur von wenigen Firmen angestrebt, da zum<br />
einen nur begrenzt Kapazitäten auf reinen<br />
Frachtflugzeugen zur Verfügung stehen und<br />
zum anderen die Disposition für die Luftfrachtspediteure<br />
weniger flexibel ist, was<br />
zu längeren Wartezeiten und ggf. höheren<br />
44 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Logistik<br />
Kosten führen kann. Zudem können nicht<br />
alle Destinationen über reine Frachtflugzeuge<br />
erreicht werden.<br />
Alle Prozesse müssen in einem Sicherheitsplan<br />
dokumentiert werden. Dazu gehören<br />
auch Notfallpläne und Abstimmungen<br />
mit den lokalen Behörden. Im Rahmen eines<br />
internen Audits ist <strong>das</strong> gesamte Sicherheitsprogramm<br />
mit allen Prozessen mindestens<br />
einmal jährlich intern zu auditieren, ähnlich<br />
wie bei einem ISO-Audit.<br />
Dokumentation des<br />
Sicherheitsprogramms<br />
Ein Sicherheitsprogramm enthält mindestens:<br />
--Beschreibung der Unternehmensstruktur,<br />
Betriebsstätten und Kontaktdaten sowie<br />
der Verantwortlichkeiten<br />
--Beschreibung der Tätigkeit des<br />
Unternehmens<br />
--Beschreibung der internen Qualitätskontrollen,<br />
der baulichen Gegebenheiten<br />
sowie der Zutritts- und Sicherungs-/<br />
Alarmmaßnahmen<br />
--Darstellung der Personalpolitik (Personalauswahl,<br />
Personalüberprüfung und<br />
-schulung)<br />
--Beschreibung des Umgangs mit<br />
Dienstleistern<br />
--Beschreibung der Luftfrachtabwicklung<br />
von der Entstehung über die Lagerung<br />
bis zum Versand inkl. der getroffenen<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
--Beschreibung der Kontrollmechanismen<br />
und -maßnahmen<br />
--Darstellung des Ablaufs bei Pro-blemen<br />
--Darstellung der Dokumentation und Anlagen<br />
des Antrags<br />
Es kann sehr hilfreich sein, ein solches Sicherheitsprogramm<br />
mit geeigneten EDV-<br />
Tools zu erstellen und zu verwalten, die<br />
dann auch <strong>das</strong> kontinuierliche Monitoring<br />
erleichtern.<br />
Warum die Detailtiefe beim bV?<br />
Vergleicht man die Sicherheitsanforderungen<br />
des AEO mit denen des bV wird deutlich,<br />
<strong>das</strong>s der bV erheblich mehr in der Tiefe,<br />
aber weniger in der Breite, der Sicherheitsanforderungen<br />
verlangt. Damit kann ein Unternehmen,<br />
<strong>das</strong>s AEO F zertifiziert ist, nicht<br />
automatisch als bV zugelassen werden und<br />
umgekehrt. Unternehmen, die AEO F zertifiziert<br />
sind, erfüllen aber viele grundsätzliche<br />
Sicherheitsanforderungen und tun sich<br />
i. d. R. mit der bV-Zulassung erheblich leichter,<br />
da bei ihnen <strong>das</strong> Sicherheitsempfinden<br />
schon deutlich besser ausgeprägt ist.<br />
Hintergrund der erheblich höheren Sicherheitsanforderungen<br />
in der Luftfracht<br />
ist die Tatsache, <strong>das</strong>s bis zu 80 % der Fracht<br />
in Passagiermaschinen geflogen wird. Um<br />
ein Flugzeug zu gefährden oder abstürzen<br />
zu lassen, genügt die Menge von 100-150<br />
Gramm modernen Sprengstoffs, was ungefähr<br />
der Größe eines Handys entspricht.<br />
Ziel ist zu verhindern, <strong>das</strong>s solche und ähnliche<br />
Gegenstände verbotenerweise in die<br />
Luftfracht und damit an Bord von Luftfahrzeugen<br />
gebracht werden.<br />
Eine bV-Zulassung reicht andersherum<br />
für die AEO F-Zulassung nicht aus, da viele<br />
allgemeine Aspekte beim bV nicht zwingend<br />
berücksichtig werden müssen.<br />
Beiden Programmen gemeinsam ist allerdings,<br />
<strong>das</strong>s die dokumentierten Maßnahmen<br />
regelmäßig überprüft werden<br />
müssen (Audit/Monitoring) und<br />
<strong>das</strong>s die Mitarbeiter und Partner zuverlässig<br />
sein müssen (Sanktionslisten/<br />
Zuverlässigkeitsüberprüfung).<br />
Transported Asset Protection Association<br />
(TAPA)<br />
Transported Asset Protection Association<br />
(TAPA) ist ein einzigartiger Zusammenschluss<br />
von internationalen Herstellern, Logistikdienstleistern,<br />
Frachtunternehmen,<br />
Strafverfolgungsbehörden und anderen Beteiligten<br />
mit dem gemeinsamen Ziel, Verluste<br />
in der internationalen Lieferkette zu reduzieren.<br />
(vgl. www.tapaemea.com).<br />
Das TAPA-Netzwerk vereint derzeit rund<br />
600 Mitglieder (Hersteller, Lagerhalter und<br />
Transporteure) in den Regionen EMEA, USA<br />
und ASIA mit einem jährlichen Umsatz von<br />
rund 900 Mrd. US-Dollar.<br />
Existierende Sicherheitsstandards reichten<br />
den Gründungsmitgliedern nicht aus.<br />
Hinzu kam, <strong>das</strong>s Standards in ihrer Auslegung<br />
oft unterschiedlich interpretiert wurden<br />
und damit sehr oft erst im Schadensfall<br />
die unterschiedlichen Erwartungen deutlich<br />
wurden. Neben klaren Sicherheitsanforderungen<br />
versucht TAPA auch eine klare<br />
Vertragsgrundlage zu schaffen – jeder Beteiligte<br />
soll eindeutig wissen, was von ihm<br />
gefordert wird bzw. was er erwarten kann.<br />
TAPA unterscheidet derzeit drei verschiedene<br />
aktive Standards:<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 45
Logistik<br />
--FSR (Freight <strong>Security</strong> Requirements)<br />
(seit 2006 zertifizierbar)<br />
--TSR (Truck oder Trucking <strong>Security</strong> Requirements)<br />
(seit 2012 zertifizierbar)<br />
--TACSS (TAPA Air Cargo <strong>Security</strong> Standards)<br />
(seit 2012 zertifizierbar)<br />
Damit können die Lieferkettenelemente<br />
Herstellung und Lagerhaltung, Transport<br />
und Umschlag am Flughafen sicher abgedeckt<br />
werden. Was derzeit noch fehlt, sind<br />
Rastplätze, auf denen die LKW-Fahrer in absolut<br />
sicherer Umgebung übernachten können.<br />
Derzeit sind nach Auskunft von Versicherungskonzernen<br />
und Ministerien jährlich<br />
rund 200.000 Transporte von Frachtdiebstählen<br />
betroffen – die meisten wurden verübt,<br />
während die LKW-Fahrer ihre Ruhezeiten<br />
auf völlig überfüllten und ungesicherten<br />
Parkplätzen einhielten.<br />
TAPA reagiert derzeit darauf und bereitet<br />
den vierten Standard PSR (Parking <strong>Security</strong><br />
Requirements) vor. Eine Umsetzung wird<br />
aber frühestens in 2013 erfolgen können.<br />
TAPA arbeitet mit ESPORG (European Secure<br />
Parking Organisation, www.esporg.eu)<br />
zusammen, die bereits in der Umsetzung sicherer<br />
Parkplatzkonzepte in Europa ist. 33<br />
Parkplätze wurden bereits als sichere Parkplätze<br />
in Europa zertifiziert, vier davon in<br />
Deutschland.<br />
Die Umsetzung eines TAPA-Standards<br />
basiert auf einer Selbstbewertung, die dann<br />
durch einen der unabhängigen und zugelassenen<br />
Zertifizierer Lloyd‘s Register Quality<br />
Assurance, SGS TAPA EMEA Centre, TÜV<br />
Rheinland Cert GmbH, Germanischer Lloyd<br />
SE, DNV Certification B.V. oder Bureau Veritas<br />
Head Office vor Ort überprüft und bestätigt<br />
wird. Ein TAPA-Status ist jährlich<br />
in Form einer Selbstbewertung zu validieren<br />
und die Ergebnisse sind dem Zertifizierer<br />
mitzuteilen. Dieser entscheidet, ob ggf.<br />
eine zusätzliche Validierung vor Ort zur Aufrechterhaltung<br />
des Zertifikates erforderlich<br />
ist. Im Turnus von drei Jahren erfolgt die<br />
generelle Überprüfung und Neubewertung<br />
durch den Zertifizierer.<br />
Der Standard TAPA FSR hat die größte<br />
Übereinstimmung mit den AEO-, bV- und<br />
C-TPAT-Anforderungen. Er existiert in drei<br />
Qualitätsstufen (A, B, C). Zur Umsetzung<br />
gehört ein Kriterien-/Fragenkatalog mit folgenden<br />
Inhalten:<br />
--Perimeter <strong>Security</strong> (14 Fragen)<br />
--Access Control Office Areas (3 Fragen)<br />
--Facility Dock/Warehouse (8 Fragen)<br />
--<strong>Security</strong> Systems (11 Fragen)<br />
--<strong>Security</strong> Procedures (26 Fragen)<br />
--Standard Truck <strong>Security</strong> Requirements (9<br />
Fragen)<br />
--Pre-Alerts (2 Fragen)<br />
--Enhanced <strong>Security</strong> Requirements (5<br />
Fragen)<br />
Jede Anforderung wird mit 0-2 Punkten bewertet.<br />
Um die Stufe A erreichen zu können,<br />
müssen 100 % der möglichen Punkte<br />
erreicht und 25 Mindestanforderungen erfüllt<br />
werden. Für die Stufe B müssen 80 %<br />
erreicht und 22 Mindestanforderungen erfüllt<br />
werden. Für die Stufe C müssen 60 %<br />
erreicht und neun Mindestanforderungen<br />
erfüllt sein.<br />
Die TAPA-Anforderungen decken sich,<br />
bezogen auf die Stufe A, in hohem Maße<br />
mit den Sicherheitsanforderungen von AEO,<br />
bV und C-TPAT; sie gehen in einigen Fällen<br />
noch deutlich darüber hinaus und definieren<br />
viele Anforderungen und Details exakt<br />
(z. B. die Höhe des äußeren Zaunes oder die<br />
Anzahl der Bilder/Sekunde, die eine Kameraüberwachung<br />
mindestens haben muss,<br />
damit die Bilder später auch tatsächlich ausgewertet<br />
werden können. Insofern ist die<br />
Erfüllung der Anforderungen für Unternehmen<br />
nicht leicht – eine Vergleichbarkeit der<br />
Ergebnisse und damit eine sichere Vertragsgrundlage<br />
ist in jedem Fall gegeben. Zudem<br />
wird ein größtmögliches Maß an Schutz vor<br />
Diebstahl, Manipulation und Beschädigung<br />
erreicht.<br />
ISO 28000 und 28001 – der Standard<br />
zur Sicherheit in der Lieferkette<br />
Ziel dieser ISO-Norm ist es, den Sicherheitsstandard<br />
der Unternehmen und damit die Sicherheit<br />
in den Lieferketten zu verbessern.<br />
Die Norm lässt sich auf alle Organisationsgrößen<br />
anwenden, von kleinen bis zu multinationalen,<br />
in der Produktion, in Dienstleistung,<br />
Lagerung oder Transport, und dies auf<br />
jeder Stufe der Produktion oder der Lieferkette,<br />
wenn Folgendes angestrebt wird:<br />
a) ein Sicherheitssystem aufbauen, umsetzen,<br />
aufrecht erhalten oder verbessern;<br />
b) die Konformität mit einem festgelegten<br />
Sicherheits-Management gewährleisten;<br />
c) diese Konformität nach außen<br />
nachweisen;<br />
d) <strong>das</strong> Sicherheits-Management durch<br />
einen akkreditierten Zertifizierer<br />
46 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Logistik<br />
zertifizieren lassen oder<br />
e) die Konformität mit diesem internationalen<br />
Standard selbst festlegen und erklären.<br />
(vgl. 1. Scope, der Norm)<br />
Die Organisation muss also ein wirksames<br />
Sicherheits-System einrichten, dokumentieren,<br />
umsetzen, aufrecht erhalten und ständig<br />
verbessern, um Sicherheits-Bedrohungen<br />
zu identifizieren, Risiken einzuschätzen<br />
und deren Konsequenzen zu kontrollieren<br />
und abzuschwächen.<br />
Inhalte der ISO 28001:<br />
4 Anwendungsbereich<br />
4.1 Anwendungsbericht<br />
4.2 Geschäftspartner<br />
4.3 International akzeptierte Zertifikate<br />
oder Bewilligungen<br />
4.4 von der Sicherheitserklärung befreite<br />
Geschäftspartner<br />
4.5 Sicherheitsbeurteilung von<br />
Geschäftspartnern<br />
5 Sicherheitsprozess der Lieferkette<br />
5.1 Allgemein<br />
5.2 Identifizierung des Umfangs der<br />
Sicherheitsbewertung<br />
5.3 Durchführung der<br />
Sicherheitsbewertung<br />
5.3.1 Beurteilung des Personals<br />
5.3.2 Bewertungsprozess<br />
5.4 Entwicklung des Plans zur<br />
Gefahrenabwehr<br />
5.5 Umsetzung des Gefahrenabwehrplans<br />
5.6 Dokumentation und Überwachung des<br />
Sicherheitsprozesses für die Lieferkette<br />
5.6.1 Allgemein<br />
5.6.2 Kontinuierliche Verbesserung<br />
5.7 Notwendige Maßnahmen nach einem<br />
Zwischenfall<br />
5.8 Schutz der Sicherheitsinformationen<br />
Outputs, die sich aus dieser Internationalen<br />
Norm ergeben, sind u. a.:<br />
--Definition/Erklärung zum Abdeckungsbereich,<br />
der durch den Plan zur Gefahrenabwehr<br />
abgedeckten Grenzen der Supply<br />
Chain.<br />
--Eine Sicherheitsbewertung, in der die<br />
Schwachstellen in der Lieferkette zu definierten<br />
Bedrohungsszenarien dokumentiert<br />
sind. Sie beschreibt auch die Auswirkungen,<br />
mit denen realerweise von jedem<br />
der potentiellen Bedrohungsszenarien<br />
auszugehen ist.<br />
--Einen Plan zur Gefahrenabwehr, der die<br />
vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen beschreibt,<br />
um die in der Sicherheitsbewertung<br />
identifizierten Bedrohungsszenarien<br />
zu kontrollieren.<br />
--Ein Trainingsprogramm, welches darlegt,<br />
wie Sicherheitskräfte geschult werden,<br />
damit sie ihre zugewiesenen sicherheitsrelevanten<br />
Aufgaben durchführen<br />
können.<br />
Risiko- und Kontinuitätsmanagement<br />
Die erforderliche Risikobewertung stellt<br />
den wesentlichen Unterschied zu allen anderen<br />
Sicherheitsprogrammen dar. Zur Erstellung<br />
eines Plans zur Gefahrenabwehr ist<br />
sie zwingend notwendig. Ein Unternehmen,<br />
<strong>das</strong>s diese Norm anwendet, muss<br />
--die Bedrohungen ermitteln (Bedrohungsszenarien)<br />
und<br />
--bestimmen, wie wahrscheinlich es ist,<br />
<strong>das</strong>s jedes durch die Sicherheitsbewertung<br />
identifizierte Bedrohungsszenario<br />
sich durch Zutun von Personen zu einem<br />
Sicherheitsvorfall entwickeln kann.<br />
Quelle: AOB GmbH<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 47
Logistik<br />
Einher mit dem Themenkomplex Risikomanagement<br />
geht immer auch <strong>das</strong> Thema<br />
Kontinuitätsmanagement. In der Vergangenheit<br />
wurden beide Bereiche im Hinblick<br />
auf Forderungen aus der Finanzwelt (Kon-<br />
TraG, BilMoG, Basel II, Solvency II oder Ma-<br />
RISK) sehr stark auf finanzielle Risiken und<br />
Sicherheitskriterien oder aber bezogen auf<br />
IT-Kontinuitätsmanagement (BS25999) im<br />
Hinblick auf IT-technische Notwendigkeiten<br />
bewertet.<br />
Ein erster Ansatz, diese Themen ineinander<br />
zu überführen und einen größer gewählten<br />
Rahmen des Risikomanagements umzusetzen,<br />
bildet die ONR 49000, die auch als<br />
Leitfaden zur Umsetzung der ISO 31000<br />
verstanden werden kann. Beide beschäftigen<br />
sich mit dem Risikomanagement als<br />
Kernthema. Die Frage, ob Kontinuitätsmanagement<br />
Teil des Risikomanagements ist<br />
oder eher als eigenständiges Konzept verstanden<br />
werden muss, ist dabei eine eher<br />
philosophische. Risikomanagement ohne<br />
eine Lösung zum Kontinuitätsmanagement<br />
ist in jedem Fall wenig zielführend.<br />
Problem der ISO 31000 ist, <strong>das</strong>s diese<br />
Norm zur internen Organisation und Optimierung<br />
vorgesehen ist, nicht aber zur<br />
neutralen Überprüfung durch eine akkreditierte<br />
Zertifizierungsstelle. Damit fehlt den<br />
anwendenden Firmen die Möglichkeit, die<br />
betriebliche umgesetzte Konformität zur<br />
Norm Kunden und Geschäftspartnern gegenüber<br />
nachzuweisen. Der wirtschaftliche<br />
Nutzen, geprägt durch eine entsprechende<br />
Außenwahrnehmung, ist daher eher gering.<br />
Ein neuer Versuch, die Komplexität des<br />
Risikomanagements in Verbindung mit dem<br />
Kontinuitätsmanagement und der Unternehmenssicherheit<br />
auf Basis einer ISO Norm<br />
abzubilden, ist die ISO 22301:2012. In diesem<br />
Fall eine Norm, die zur Zertifizierung<br />
durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle<br />
ausdrücklich vorgesehen ist.<br />
Inhalte der ISO 22301:2012:<br />
4 Kontext der Organisation<br />
4.1 Verständnis der Organisation und ihres<br />
Kontextes<br />
4.2 Verständnis der Notwendigkeiten und<br />
Erwartungen der Beteiligten<br />
4.3 Festlegen des Rahmens des<br />
Managementsystem<br />
4.4 System des betrieblichen<br />
Kontinuitätsmanagements<br />
5 Führung<br />
5.1 Allgemeines<br />
5.2 Pflicht des Managements<br />
5.3 Richtlinie<br />
5.4 Rollen, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten<br />
im Unternehmen<br />
6 Planung<br />
6.1 Maßnahmen zur Bearbeitung und Nutzung<br />
von Risiken bzw. Chancen<br />
6.2 Ziele des betrieblichen Kontinuitätsmanagements<br />
und Pläne, um diese zu<br />
erreichen<br />
7 Support<br />
7.1 Ressourcen<br />
7.2 Kompetenz<br />
7.3 Bewusstsein<br />
7.4 Kommunikation<br />
7.5 Dokumentierte Information<br />
8 Betrieb<br />
8.1 Betriebliche Planung und Kontrolle<br />
8.2 Geschäftsauswirkungsanalyse und<br />
Risikoeinschätzung<br />
8.3 Strategie für betriebliches<br />
Kontinuitätsmanagement<br />
8.4 Erstellen und Umsetzen von<br />
verfahren des betrieblichen<br />
Kontinuitätsmanagements<br />
8.5 Ausübung und Prüfung<br />
9 Leistungsbewertung<br />
9.1 Überwachung, Messung, Analyse und<br />
Bewertung<br />
9.2 Internes Audit<br />
9.3 Managementprüfung<br />
10 Verbesserung<br />
10.1 Nichteinhaltung und<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
10.2 Kontinuierliche Verbesserung<br />
Die Auflistung der wesentlichen Inhalte dieser<br />
Norm macht deutlich, <strong>das</strong>s ein Schwerpunkt<br />
auf den Komplex des Kontinuitätsmanagements<br />
gelegt wurde.<br />
Integriertes Managementsystem<br />
Betrachtet man nun all diese Anforderungen,<br />
Standards und Normen, stellt sich immer<br />
wieder die Frage, wie soll <strong>das</strong> im Unternehmen<br />
am besten umgesetzt werden. Das<br />
ganze muss einfach genug sein, damit die<br />
Mitarbeiter, von denen jedes System zum<br />
Großteil getragen wird, es auch noch verstehen<br />
und anwenden können.<br />
Auf der anderen Seite muss es vollständig<br />
sein, damit Audits durch Dritte erfolgreich<br />
absolviert werden können.<br />
Und letztlich muss es pflegbar sein und<br />
48 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Logistik<br />
bleiben, damit Doppelarbeit vermieden und<br />
der erforderliche Personal- und Ressourcenaufwand<br />
möglichst knapp gehalten werden<br />
kann.<br />
Sinnvolle Alternative zur separaten Umsetzung<br />
jedes einzelnen der hier beschriebenen<br />
Sicherheitsprogramme kann die<br />
Umsetzung der Anforderungen der ISO<br />
28000/28001 im Rahmen eines integrierten<br />
Managementsystems sein – dies schafft ein<br />
umfassendes und international anerkanntes<br />
Sicherheitsmanagementsystem (SMS), in<br />
<strong>das</strong> alle existierenden Sicherheitsanforderungen<br />
und auch alle künftigen Anforderungen<br />
sauber und mit minimalem Aufwand integriert<br />
werden können.<br />
Gerade Unternehmen, die sowohl AEO<br />
als auch bV werden wollen/müssen, z. B. als<br />
Zulieferer, da dies neuerdings immer häufiger<br />
eine Voraussetzung für die Auftragsvergabe<br />
durch große Unternehmen wird, ist die<br />
Beschäftigung mit der ISO 28000 bzw. ISO<br />
28001 zu empfehlen. Das nachfolgende Bild<br />
verdeutlicht die Zusammenhänge der Normen<br />
und Standards:<br />
Viele Sicherheitsprogramme basieren in<br />
wesentlichen Teilen auf den Standards der<br />
ISO 28001 und des SAFE-Frameworks. Wenig<br />
beachtet ist ebenfalls die Tatsache, <strong>das</strong>s<br />
in dem Standard der ISO 28001 ein QM-<br />
System nach ISO 9001 (Qualität) enthalten<br />
ist und die ISO 14001 (Umwelt) und 18001<br />
(OHSAS, Arbeitssicherheit) integrierbar<br />
sind. Ebenso die Normen zum Risiko- und<br />
Kontinuitäts-management ISO 31000 oder<br />
ISO 22301. Auch sonstige Sicherheitsstandards<br />
und Verordnungen sind relativ einfach<br />
einzubinden.<br />
Ein einheitlicher Managementstandard<br />
hilft, den Aufwand der Pflege verschiedener<br />
Managementsysteme, Handbücher, Fragenkataloge,<br />
Sicherheitsprogramme oder Arbeits-<br />
und Organisationsanweisungen zu minimieren<br />
und <strong>das</strong> Unternehmen optimal für<br />
die Zukunft aufzustellen.<br />
Im Hinblick auf die erforderliche Kostenreduzierung<br />
wird dieser Prozess vor allem<br />
für international agierende Unternehmen<br />
zunehmend interessant sein.<br />
Aus unternehmensinterner Organisationssicht<br />
bildet er einen absolut sinnvollen<br />
Schritt zur ganzheitlichen und damit einheitlichen<br />
Dokumentation und trägt damit auch<br />
zur Risikominimierung bei Personalwechsel<br />
oder Umstrukturierung bei.<br />
Dieses muss nicht in einem Großprojekt<br />
erstellt werden: Ist die Grundausrichtung<br />
klar, kann man jedes Einzelprojekt nutzen<br />
und jede Einzeldokumentation so erstellen,<br />
<strong>das</strong>s sie im Rahmen des Gesamtkonzeptes<br />
wiederverwendbar ist. So entsteht Schritt<br />
für Schritt und ohne Zusatzaufwand ein Gesamtsystem,<br />
<strong>das</strong> dann auch nach ISO-Norm<br />
durch einen Zertifizierer bestätigt werden<br />
kann.<br />
Marcus Hellmann<br />
Seine Erfahrungen beruhen<br />
auf militärischer Sicherheit,<br />
mehr als 20 Jahren Erfahrung<br />
in Außenhandel und IT.<br />
Hellmann ist ausgebildeter<br />
Beauftragter für die Sicherheit,<br />
Strahlenschutzbeauftragter,<br />
Datenschutzbeauftragter (IHK), Risikomanagementbeauftragter<br />
(VdS), TAPA<br />
FSR-LeadAuditor, Auditor ISO 28000:2007<br />
und LBA zugelassener Trainer für die Kapitel<br />
11.2.5, 11.2.7, 11.2.3.9 und 11.2.3.10 der<br />
VO (EU) Nr. 185/2010.<br />
Er arbeitet als Geschäftsführer der AOB<br />
Außenwirtschafts- und Organisationsberatung<br />
GmbH und der EUWISA Europäische<br />
Wirtschafts- und Sicherheitsakademie<br />
GmbH mit Sitz in Soest.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 49
Informationssicherheit<br />
Integrierte Konzepte mit<br />
Mehrwert<br />
360-Grad-Analyse von TÜV Rheinland<br />
Olaf Siemens,<br />
Geschäftsführer TÜV<br />
Rheinland i-sec (Mitte),<br />
Sabine Rieth, Pressesprecherin<br />
Informationssicherheit<br />
(li.) und<br />
Dr. Nadine Seumenicht<br />
(re.)<br />
TÜV Rheinland bietet Unternehmen<br />
ganzheitliche Informationssicherheit<br />
an, von der strategischen Beratung<br />
über Konzeption und Prozessoptimierung<br />
bis zu Implementierung, Betrieb<br />
oder Zertifizierung der Systeme. Exzellente<br />
Technologie-Expertise, umfassendes<br />
Branchen-Know-how und strategische<br />
Partnerschaften mit Marktführen<br />
ermöglichen die Entwicklung standardisierter<br />
und individueller Sicherheitslösungen.<br />
Kerngeschäftsfelder sind die<br />
Strategische Informationssicherheit,<br />
Qualität und Sicherheit für Online-Anwendungen<br />
und Portale, Mobile und<br />
Network <strong>Security</strong> sowie die IT-Sicherheit<br />
in der Produktion. TÜV Rheinland<br />
ist in 65 Ländern an 500 Standorten<br />
vertreten, 220 davon allein in Deutschland.<br />
Mit Olaf Siemens, Geschäftsführer<br />
von TÜV Rheinland i-sec, sprachen Dr.<br />
Nadine Seumenicht und Michael Zacher.<br />
<strong>Homeland</strong>: Den TÜV kennt jeder, aber<br />
nicht ganz so bekannt ist, <strong>das</strong>s TÜV nicht<br />
gleich TÜV ist und was die einzelnen Prüforganisationen<br />
im Einzelnen leisten. Was unterscheidet<br />
TÜV Rheinland in der Informationssicherheit<br />
von den Mitbewerbern und<br />
was persönlich reizt Sie daran?<br />
Siemens: Der klassische Einstieg ist normalerweise:<br />
Ein Geschäftsführer oder der<br />
Leiter einer Behörde möchte sich vergewissern,<br />
wie es um die IT-Sicherheit in seinem<br />
Unternehmen bzw. seiner Verwaltung bestellt<br />
ist. Wir bieten als erstes eine so genannte<br />
360-Grad-Analyse an. Sie betrachtet<br />
die Informationssicherheit aus vier wesentlichen<br />
Blickwinkeln: <strong>Technik</strong>, Organisation,<br />
Mitarbeiter und Prozesse.<br />
Nehmen wir zunächst die <strong>Technik</strong>: Dazu<br />
setzen wir ein Team von eigenen Hackern<br />
und <strong>Security</strong> Spezialisten ein – in einem legalen<br />
Rahmen natürlich. Im Auftrag des<br />
Kunden versuchen wir, von außen in Systeme<br />
einzubrechen und die technischen Sicherheits-Schwachstellen<br />
zu identifizieren.<br />
Daneben haben wir Mitarbeiter, die sich<br />
um die beiden anderen Aspekte kümmern:<br />
Organisation und Prozesse. Wie gut hat ein<br />
Unternehmen oder eine Behörde, vom Management<br />
aus gesehen, <strong>das</strong> Thema IT-Sicherheit<br />
im Griff? Inwieweit ist IT-Sicherheit<br />
in den Köpfen der Mitarbeiter vorhanden?<br />
Man kann nicht alles im Detail anweisen, regeln,<br />
fassen. Deshalb sind Unternehmer und<br />
Führungskräfte darauf angewiesen, <strong>das</strong>s<br />
Mitarbeiter mitentscheiden, mitdenken –<br />
und Informationen auch nicht herausgeben,<br />
sobald ihnen etwas suspekt vorkommt.<br />
Siemens: TÜV Rheinland ist eine von drei<br />
führenden TÜV-Organisationen. TÜV Rheinland<br />
geht im Bereich Informationssicherheit<br />
sehr viel stärker über <strong>das</strong> reine Prüfgeschäft<br />
hinaus und begleitet Kunden aus<br />
den Bereichen Behörden, Banken und Versicherungen<br />
sowie Kommunikation, Transport,<br />
Logistik, Industrie sehr viel früher in<br />
der Beratung zu IT-Sicherheitsthemen. Dieses<br />
Angebot und <strong>das</strong> hohe Maß an unternehmerischer<br />
Freiheit haben mich gereizt. Es<br />
macht großen Spaß.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie sieht eine Beratung für Informationssicherheit<br />
aus?<br />
<strong>Homeland</strong>: Ist der Mitarbeiter <strong>das</strong> Tüpfelchen<br />
auf dem „i“ oder der Wackelkandidat?<br />
Siemens: Es ist häufig so, <strong>das</strong>s unsere Kunden<br />
die Mitarbeiterschulung oft für <strong>das</strong> Tüpfelchen<br />
auf dem „i“ halten, „<strong>das</strong> letzte bisschen,<br />
<strong>das</strong> man dann vielleicht auch noch<br />
machen kann“. Wir glauben: Informationssicherheit<br />
ist nicht nur eine Frage aktueller<br />
Technologien. Im Kampf gegen Schussel<br />
und Schurken kommt dem Faktor Mensch<br />
eine große Bedeutung zu. Meines Erachtens<br />
wird <strong>das</strong> Thema „awareness“, wie wir<br />
<strong>das</strong> nennen, in der Praxis sowohl in Unternehmen<br />
als auch in Behörden noch sehr unterschätzt.<br />
Es ist wichtig, Menschen für die<br />
50 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Informationssicherheit<br />
Gefahren des Social Engineering zu sensibilisieren,<br />
sie darüber aufzuklären, wie sie für<br />
kriminelle Angriffe instrumentalisiert werden<br />
können, um sie zur Preisgabe vertraulicher<br />
Informationen, zum Kauf eines Produkts<br />
oder zur Freigabe von Finanzmitteln<br />
zu bewegen. Parallel zu notwendigen leistungsstarken<br />
technischen Schutz-Lösungen<br />
wird es immer häufiger auch um die Vermittlung<br />
von Bewusstsein für sicheres Verhalten<br />
im Umgang mit sensiblen Daten und<br />
Informationen gehen müssen. Auch auf diesem<br />
Gebiet engagieren wir uns. Bei unseren<br />
Awareness-Kampagnen geht es darum, Mitarbeiter<br />
für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren<br />
und sie darin zu schulen, diese<br />
Risiken zu erkennen und ihnen selbst aktiv<br />
vorzubeugen.<br />
unsere Kunden interne Mitarbeiterschulungen<br />
durchführen können. Solche einmaligen<br />
Anstöße reichen unserer Erfahrung nach<br />
allerdings nicht aus. Wir empfehlen, ein<br />
Jahr später einen erneuten Awareness-Test<br />
durchzuführen, also E-Mails zu verschicken<br />
oder Mitarbeiter telefonisch auf die Probe<br />
zu stellen. Denn tritt in der Belegschaft Routine<br />
ein, fällt <strong>das</strong> Niveau der Aufmerksamkeit<br />
– <strong>das</strong> Risiko für die IT-Sicherheit steigt.<br />
Bevor sich eine echte Attacke ereignet, halten<br />
wir es für besser, im Kundenauftrag lieber<br />
einen Angriff zu simulieren, damit die<br />
Aufmerksamkeit in der Belegschaft wieder<br />
den notwendigen Stand erreicht.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie erstellen Sie ein<br />
IT-Sicherheitskonzept?<br />
Spüren im Auftrag<br />
des Kunden technische<br />
Sicherheits-<br />
Schwachstellen auf:<br />
legale Hackerteams von<br />
TÜV Rheinland.<br />
Routine beeinflusst die<br />
Aufmerksamkeit negativ<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie gehen Sie vor, um den Kunden<br />
davon zu überzeugen, <strong>das</strong>s etwas mehr<br />
„awareness“ gut täte?<br />
Siemens: Viele Kunden sind der Ansicht,<br />
<strong>das</strong>s unter ihren Mitarbeitern bereits ein<br />
sehr ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein<br />
herrscht. Einer unserer Kunden zum Beispiel<br />
hatte sehr klare Richtlinien im Unternehmen<br />
dazu ausgegeben, <strong>das</strong>s E-Mails aus<br />
unbekannter Quelle nicht beantwortet werden<br />
dürfen. Das hatte die Geschäftsführung<br />
den Mitarbeitern sehr deutlich gemacht.<br />
Um zu überprüfen, ob diese Anordnung befolgt<br />
wird und die Mitarbeiter tatsächlich so<br />
sicherheitsbewusst sind, haben wir im Auftrag<br />
des Kunden E-Mails verschickt. Dazu<br />
haben wir E-Mailadressen zur Verfügung<br />
gestellt bekommen und zu einer so genannten<br />
fiktiven Phishing-Konferenz eingeladen,<br />
die sich ausgerechnet damit beschäftigte,<br />
wie mit E-Mailattacken umzugehen ist.<br />
Wenn ich <strong>das</strong> richtig in Erinnerung habe,<br />
haben zehn Prozent der Mitarbeiter ihre Daten<br />
eingetragen. Mit diesem Ergebnis kann<br />
man den Kunden konfrontieren und daraus<br />
Empfehlungen zur Verbesserung seiner Sicherheitslage<br />
ableiten. Natürlich können<br />
wir nicht alle über einen Kamm scheren. Je<br />
nach Zielgruppe ist eine andere Ansprache<br />
erforderlich: Sind es Führungskräfte oder IT-<br />
Mitarbeiter, informieren wir im Rahmen von<br />
Schulungen oder via Webinar? Wir haben<br />
ein Web-based-Training erarbeitet, mit dem<br />
Siemens: Für uns ist es wesentlich, die jeweilige<br />
Organisation und ihren Schutzbedarf<br />
wirklich zu verstehen. Wir befassen<br />
uns mit den strategischen Zielen eines Unternehmens<br />
oder einer Behörde und leiten<br />
daraus die Schutzziele ab. Niemand wird<br />
ein finanzielles Maximum für Sicherheit<br />
ausgeben, sondern es geht immer um <strong>das</strong><br />
Optimum. Das Optimum kann ich aber nur<br />
bestimmen, wenn ich weiß, gegen welchen<br />
Schaden ich mich schützen muss und wie<br />
hoch die Wahrscheinlichkeit ist, <strong>das</strong>s dieser<br />
Schaden auch tatsächlich eintritt. Der<br />
Schutz sollte in der Regel kostengünstiger<br />
sein als der angenommene wahrscheinliche<br />
Schaden, der eintreten kann. Das aus einer<br />
Geschäftsstrategie abzuleiten, ist eine sehr<br />
schwierige Aufgabe. Man identifiziert die<br />
Systeme, die Informationen, die Patente, die<br />
Geschäftsbeziehungen, die eines besonderen<br />
Schutzes bedürfen. Sind diese Schutzziele<br />
definiert, haben wir <strong>das</strong> Soll. Dann<br />
schauen wir uns im Unternehmen oder in<br />
der Verwaltungsorganisation um und überprüfen<br />
den Ist-Zustand. Wo gibt es Abweichungen<br />
zum Soll? Eine Abweichung kann<br />
auch darin bestehen, <strong>das</strong>s an einer Stelle<br />
zu viel Schutz existiert. Dort sehen wir aber<br />
keine Gefahr. In der Regel ist es genau andersherum:<br />
Der Schutz ist zu gering. Diese<br />
Differenzen zum Soll zeigen wir auf. Der<br />
Kunde entscheidet dann über <strong>das</strong> weitere<br />
Vorgehen. Wir geben Empfehlungen ab, wie<br />
Schwachstellen zu schließen sind, kategorisieren<br />
sie nach „besonders kritisch“, „dringlich“<br />
und „weniger dringlich“. Einige orientieren<br />
sich an unserem Bericht und setzen<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 51
Informationssicherheit<br />
die Empfehlungen selbst um, andere bitten<br />
uns, sie bei der Umsetzung zu unterstützen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie sieht die Begleitung konkret<br />
aus?<br />
Siemens: Die ISO 27001 als international<br />
maßgebliche Norm definiert, wie ein Managementsystem<br />
(ISMS) aufzubauen ist, um<br />
dauerhafte Informationssicherheit sicherzustellen.<br />
Unter anderem geht es darum, im<br />
Unternehmen oder in der Behörde bestimmte<br />
Richtlinien und Rollen zu definieren. Wichtig<br />
sind auch Prozesse: Es muss klar sein,<br />
was bei einem Vorfall zu tun ist. Unternehmen<br />
und öffentliche Verwaltungen mit einem<br />
ISMS haben bereits einen wesentlichen<br />
Schritt in die richtige Richtung getan: Sie<br />
sind in der Lage, kontinuierlich zu messen,<br />
wie hoch ihre IT-Sicherheit tatsächlich ist.<br />
Die ISO 27001 schreibt vor, welche Maßnahmen<br />
zu implementieren sind, welche<br />
Dokumente man haben muss, welche Verfahren,<br />
welche Rollen besetzt sein müssen<br />
und – eine der ganz wesentlichen Maßnahmen<br />
– es muss ein Beauftragter für IT-Sicherheit<br />
benannt werden. Dieser IT-Sicherheitsbeauftragte<br />
muss im Unternehmen<br />
bekannt sein und er muss seine Aufgaben<br />
kennen. Er muss unmittelbaren Zugang zur<br />
Geschäftsführung oder der Leitung der Behörde<br />
haben. Wie ein ISO 27001-kompatibles<br />
Managementsystem in einem Unternehmen<br />
oder in einer Verwaltung jeweils<br />
optimal auszugestalten ist, da gibt es einen<br />
großen Spielraum, aber jede Organisation<br />
ist eben individuell – und hier bieten wir den<br />
Mehrwert: Wir begleiten den Kunden bei<br />
der ganzheitlichen Implementierung – aktuell<br />
übrigens bei einer großen Bundesbehörde.<br />
Die Erfahrungen, die wir bei anderen<br />
Kunden gesammelt haben, bringen wir natürlich<br />
bei neuen Projekten mit ein, so <strong>das</strong>s<br />
keiner unserer Mandanten bei Null anfangen<br />
muss.<br />
Kleinere Kunden unterstützen wir übrigens<br />
mit einem so genannten Coaching,<br />
ein im Mittelstand recht beliebter Ansatz.<br />
Um Geld einzusparen, nehmen diese Unternehmen<br />
möglichst viele Dinge selbst in<br />
die Hand. So setzen unsere Coaches gemeinsam<br />
mit den Verantwortlichen den Prozess<br />
zunächst einmal auf und ziehen sich<br />
dann für eine Weile zurück. Sind zuvor definierte<br />
Meilensteine erreicht, stoßen unsere<br />
Experten dann wieder dazu und helfen<br />
dem Projektleiter bei der Optimierung der<br />
Implementierung.<br />
Auf Wunsch übernehmen wir die Implementierung<br />
auch komplett, erstellen die<br />
Gesamtdokumentation und bringen Unternehmen<br />
und Institutionen der öffentlichen<br />
Hand zur Zertifizierungsreife.<br />
<strong>Homeland</strong>: Stichwort „Mobile Device Management“:<br />
Wie löst TÜV Rheinland hier die<br />
aktuellen Sicherheitsfragen?<br />
Siemens: Bei der Sicherheit im klassischen<br />
Büro mit einer PC-Umgebung hat sich mittlerweile<br />
ein gewisser Standard etabliert,<br />
der gut funktioniert. Smartphones und Tablet-PCs<br />
stellen IT-Verantwortliche allerdings<br />
vor eine Herausforderung: Zum einen gibt<br />
es viele Anwendungen und zum anderen ist<br />
es z. B. für Kundenberater angenehmer, einen<br />
kleinen Bildschirm und ein schlankes<br />
Tablet zu nutzen als ein Notebook aufzustellen,<br />
<strong>das</strong> die Sicht zum Kunden verstellt. Bei<br />
der elektronischen Visite in Krankenhäusern<br />
ist ein Tablet-PC mit dem mobilen Zugriff<br />
auf Patientendaten ebenfalls prädestiniert.<br />
Auch ein Teil unserer Auditoren nutzt<br />
bei der Durchführung von Prüfungen einen<br />
Tablet-PC. Überall dort, wo Daten mobil erfasst<br />
werden, wo Menschen unterwegs sind,<br />
kann es sinnvoll sein, Tablets einzusetzen.<br />
Das ist <strong>das</strong> Eine.<br />
Das Andere ist: Tablets werden mehr und<br />
mehr zum Statussymbol, gerade auch bei<br />
Vorständen und Führungskräften. Sobald<br />
der Vorstand ein Tablet nutzt, weckt <strong>das</strong><br />
auch Begehrlichkeiten in den nachfolgenden<br />
Management-Ebenen. So wächst der Druck<br />
auf die IT-Abteilungen, diesem unausweichlichen<br />
Trend auch auf der Sicherheitsseite<br />
zu begegnen, damit die Schutzwälle der Organisation<br />
nicht völlig durchlöchert werden.<br />
Wir unterstützen Unternehmen und Behörden,<br />
indem wir die IT-Sicherheitsverantwortlichen<br />
strategisch rund um <strong>das</strong> Mobile<br />
Device Management beraten, aber wir stellen<br />
auch technologische Lösungen bereit,<br />
um mobile Geräte sicher in <strong>das</strong> Netzwerk<br />
des Unternehmens zu integrieren, ohne<br />
den Benutzer zu sehr in seinem Komfort<br />
einzuschränken.<br />
Das übrigens halte ich für ein ganz wesentliches<br />
Paradigma: IT-<strong>Security</strong> sollte<br />
die Benutzbarkeit von Systemen immer im<br />
Auge behalten und kann kein Selbstzweck<br />
sein. Treibt man die Sicherheit zu weit und<br />
52 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Informationssicherheit<br />
beschränkt den Komfort für den Benutzer zu<br />
sehr, finden Kundige ohnehin immer Wege,<br />
um die Sicherheitsregelungen zu umgehen.<br />
Das gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Ja,<br />
gewisse Kompromisse muss man eingehen,<br />
so ist <strong>das</strong> eben im <strong>Leben</strong>. Allerdings ist eine<br />
80-prozentige Lösung auf dem Tablet PC immer<br />
noch besser als gar keine Lösung.<br />
Anforderungen an<br />
Sicherheitsarchitektur<br />
<strong>Homeland</strong>: Vergleichen wir eine Verwaltung<br />
mit einem Industrieunternehmen – ist<br />
<strong>das</strong> Anforderungsprofil an die komplexe Sicherheitsarchitektur<br />
ähnlich oder gibt es<br />
Unterschiede?<br />
Siemens: Nein, es gibt keine gravierenden<br />
Unterschiede. Überall da, wo Daten erfasst<br />
und verarbeitet werden, sind die Schutzziele<br />
gleichermaßen anspruchsvoll. Und Großindustrieunternehmen<br />
wie der Bund ziehen<br />
auch die Konsequenzen daraus und investieren<br />
sehr stark in ihre IT, erfreulicherweise<br />
auch in die IT-Sicherheit. Etwas anders<br />
sieht es im Handel und im Bereich Logistik<br />
und Transport aus. Dort wird tendenziell etwas<br />
weniger Geld ausgegeben. Ein großes<br />
Gefälle dazu finden wir im Mittelstand und<br />
bei der öffentlichen Hand. Bundesbehörden<br />
beschäftigen sich in vorbildlicher Art<br />
und Weise mit dem Thema IT-Sicherheit. Je<br />
mehr man sich der kommunalen Ebene nähert,<br />
desto rudimentärer werden Lösungen<br />
und Prozesse in der Informationssicherheit.<br />
Und: Wir haben in Deutschland mittelständische<br />
Unternehmen, die auf dem Weltmarkt<br />
eine wichtige Rolle spielen, durchaus<br />
sehr interessante Technologien vertreiben<br />
und ein großes Interesse daran haben sollten,<br />
ihr geistiges Eigentum, ihr sogenanntes<br />
„intellectual property“ zu schützen. Pauschal<br />
lässt sich leider sagen, <strong>das</strong>s viele Unternehmen<br />
diesen Schutzbedarf unterschätzen:<br />
Die Investitionen in <strong>Technik</strong>, aber auch in<br />
Prozesse oder in die Awareness der Mitarbeiter<br />
finden nicht in dem Maße statt, wie es<br />
angesichts der tatsächlichen Bedrohungslage<br />
erforderlich wäre. Zumindest nehmen<br />
wir <strong>das</strong> in unserer laufenden Beratung so<br />
wahr.<br />
<strong>Homeland</strong>: Welche Gründe gibt es dafür?<br />
Siemens: Im Mittelstand gibt es viele<br />
inhabergeführte Unternehmen. Der Inhaber<br />
ist in einer Zeit aufgewachsen und mit seinem<br />
Unternehmen erfolgreich geworden, in<br />
der IT noch keine große Rolle gespielt hat.<br />
Die heutige Bedeutung der Informationssicherheit<br />
für die Zukunft des Betriebs haben<br />
noch nicht alle Unternehmer verinnerlicht.<br />
Deshalb sind auch nicht alle IT-Abteilungen<br />
auf dem professionellen Stand, der im ureigensten<br />
Interesse von Unternehmen und<br />
Unternehmer wäre.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wird sich <strong>das</strong> ändern?<br />
Siemens: Es wird sich herauswachsen. Die<br />
Lösungen werden mittelstandstauglicher<br />
werden, davon bin ich überzeugt. Es gibt immer<br />
mehr Angebote, die auf den Mittelstand<br />
oder auch auf Kommunen zugeschnitten<br />
sind, auch wir richten unser Augenmerk auf<br />
praktikable Lösungen für diese Zielgruppen.<br />
Die Entwicklung wird aber auch durch Vorfälle<br />
getrieben sein. Es ist oftmals so, <strong>das</strong>s<br />
<strong>das</strong> Bewusstsein erst durch Vorkommnisse<br />
geschärft wird. Aktuell etwa sehen sich immer<br />
mehr Unternehmen und Behörden mit<br />
der Gefahr von Advanced Persistent Threats<br />
(APT) konfrontiert. Das sind komplexe, zielgerichtete<br />
Angriffe auf unternehmenskritische<br />
Infrastrukturen und Daten, die in der<br />
Regel einen wirtschaftskriminellen oder<br />
politischen Hintergrund haben. Allein seit<br />
2011 haben sie weltweit um 400 Prozent<br />
zugenommen.<br />
Herkömmliche Virenscanner und<br />
Firewalls sind machtlos gegenüber diesen<br />
mehrstufigen Attacken, weil sie individuell<br />
auf einzelne Unternehmen oder Institutionen<br />
zugeschnitten sind. Leider gibt es noch<br />
Unternehmen, die glauben, sie seien „nicht<br />
interessant genug“ oder „zu klein“ für derlei<br />
Attacken. Ein fataler Irrtum! Viele Organisationen<br />
sind längst kompromittiert<br />
und wissen nichts davon! Allerdings wächst<br />
<strong>das</strong> Bewusstsein für eine wachsende und<br />
sich ständig wandelnde Bedrohungslage.<br />
TÜV Rheinland bietet dafür ein integriertes<br />
Threat-Management: Neben einer performanten<br />
technischen Lösung betreiben wir<br />
eine sorgfältige Schadens-Analyse und empfehlen<br />
dem Kunden auch nachhaltige strategische<br />
Schritte. Nur so können Betriebe<br />
und Behörden Angriffe frühzeitig erkennen<br />
und weitere Offensiven effektiv abwehren,<br />
Einzelmaßnahmen bringen hier meiner Meinung<br />
nach gar nichts.<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 53
Informationssicherheit<br />
Vernetzte Sicherheit<br />
<strong>Homeland</strong>: Sie betrachten <strong>das</strong> Thema Informationssicherheit<br />
ganzheitlich. Wie sehen<br />
Sie <strong>das</strong> Thema „Vernetzte Sicherheit“<br />
allgemein und im Speziellen auf TÜV Rheinland<br />
bezogen?<br />
Siemens: Einen wichtigen Aspekt habe ich<br />
schon genannt. Es geht darum, nicht nur<br />
einen Teilaspekt wie etwa die <strong>Technik</strong> herauszugreifen,<br />
sondern eine Sicht auf die<br />
Gesamtheit der Dinge zu haben. Stellen Sie<br />
sich einen Parkplatz mit einer Schranke vor.<br />
Die Schranke ist unten, aber weil es keinen<br />
Zaun gibt, fahren die Autos rechts und links<br />
um diese Schranke herum. Die Schranke<br />
funktioniert, aber auf die Lücken rechts und<br />
links achtet niemand. Die Schranke wird damit<br />
wirkungslos! Eine solche Lücke kann<br />
eben auch ein Mitarbeiter sein, der einem<br />
Angreifer, der sich als Kollege aus der eigenen<br />
IT-Abteilung ausgibt, arglos sein Passwort<br />
verrät, weil „gerade ein gravierendes<br />
Problem“ in der IT zu beheben sei… Es ist<br />
immer wieder erschreckend, wie einfach es<br />
ist, sich unautorisiert solch sensible Daten<br />
anzueignen. Wir wissen <strong>das</strong> aus der eigenen<br />
Praxis, weil diese „gestellten“ Telefonate bei<br />
Mitarbeitern im Auftrag der Kunden auch<br />
zu unseren Aufgaben gehören. Ziel ist es, zu<br />
überprüfen, wie der Mitarbeiter reagiert…<br />
In solchen Fällen gilt es, Unternehmen und<br />
Behörden klarzumachen, nicht nur in die IT-<br />
<strong>Security</strong> zu investieren, sondern auch <strong>das</strong><br />
Richtige zu tun! Was nützt <strong>das</strong> Investment,<br />
wenn an anderer Stelle offene Flanken bestehen?<br />
Auch Angreifer arbeiten in einer<br />
ökonomischen Art und Weise; sie suchen<br />
immer den für sie einfachsten und billigsten<br />
Weg. Hinzu kommt: Unternehmen können<br />
sich ja heutzutage nicht mehr einfach<br />
abschotten. Die Organisation in der Automobilindustrie<br />
ist beispielhaft für viele andere<br />
Branchen: Bei den Zulieferern besteht ein<br />
hoher Integrationsgrad, aber auch zwischen<br />
eigentlich konkurrierenden Automobilunternehmen<br />
gibt es an vielen Stellen Kooperationen:<br />
Ein Motor wird gemeinsam gebaut<br />
oder ein Bauteil wird gemeinsam entwickelt.<br />
Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit besteht.<br />
Das heißt, bei der Vernetzung muss<br />
man sich u. a. auch <strong>das</strong> Thema Lieferantenaudits<br />
anschauen: Wie kann man mit vernünftigem,<br />
finanziellem Aufwand sicherstellen,<br />
<strong>das</strong>s nicht der Lieferant <strong>das</strong> schwächste<br />
Glied ist, der seine IT nicht im Griff hat und<br />
man sich darüber die Probleme ins Haus<br />
holt? Der dritte Aspekt ist: Der Druck, <strong>das</strong>s<br />
staatliche Stellen und Privatwirtschaft besser<br />
und intensiver zusammenarbeiten müssen,<br />
wird in Zukunft noch steigen. Das zeichnet<br />
sich heute bereits bei den Kritischen<br />
Infrastrukturen ab, wo die gesamtstaatliche<br />
Aufgabe darin besteht, sicherzustellen,<br />
<strong>das</strong>s Wasser-, Strom- und Telefonnetz sowie<br />
Sicherheit, Versorgung, Logistik und Verkehr<br />
funktionieren. All diese Bereiche wachsen<br />
zusammen, durch einen immer höheren<br />
Automatisierungsgrad sowie zunehmende<br />
Durchdringung und Steuerung mit Informationstechnologie.<br />
Das wird meines Erachtens<br />
in Zukunft noch viel weiter reichen – bis<br />
hin zu intensiven Kooperationen zwischen<br />
Staat und Privatwirtschaft, gerade und vor<br />
allem auch in der IT-Sicherheit.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie steht Deutschland im internationalen<br />
Vergleich da, besonders mit Blick<br />
auf den Westen?<br />
Siemens: Derzeit gibt die öffentliche Hand<br />
in den USA, gerade im Hinblick auf <strong>das</strong><br />
Stichwort „<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>“, nach unserem<br />
Dafürhalten sehr viel mehr Geld aus<br />
als Behörden in Deutschland. Das ist signifikant.<br />
Im Bereich der Privatwirtschaft sehe<br />
ich kaum Unterschiede. Einen sehr angenehmen<br />
kulturellen Unterschied, den ich bei<br />
meinen letzten Arbeitgebern immer wieder<br />
bestätigt bekommen habe: Deutsche Unternehmen<br />
nähern sich Sicherheitsthemen aus<br />
einem gesunden Menschenverstand heraus,<br />
weil sie einsehen, <strong>das</strong>s es sinnvoll ist, z. B.<br />
Notebooks zu verschlüsseln, wenn sie Kundendaten<br />
enthalten. In den USA haben wir<br />
dagegen einen sehr starken „Compliance-<br />
Druck“ wahrgenommen. Unternehmer investieren<br />
erst in Sicherheit, wenn sie vom<br />
Gesetzgeber dazu gezwungen werden. Beispielhaft<br />
war hier <strong>das</strong> Thema Festplattenverschlüsselung.<br />
Erst als Unternehmen gesetzlich<br />
gezwungen wurden, darüber zu<br />
informieren, wenn Kundendaten in falsche<br />
Hände geraten sind – was natürlich ein großes<br />
Imageproblem ist – ist der Markt für<br />
Verschlüsselungssysteme in den USA explodiert.<br />
In Deutschland hatten sich zu diesem<br />
Zeitpunkt DAX-Unternehmen, aber auch<br />
größere Mittelständler bereits Jahre zuvor<br />
sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt.<br />
Diese Herangehensweise finde ich gut und<br />
54 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Informationssicherheit<br />
richtig. Im Bereich der öffentlichen Hand<br />
hinken wir im Vergleich zu den USA allerdings<br />
hinterher.<br />
Nachwuchsgewinnung<br />
<strong>Homeland</strong>: Wie werben Sie Nachwuchs an?<br />
Siemens: Es gibt Hochschulen, die sich auf<br />
IT-Sicherheit spezialisiert haben. Dort sind<br />
wir auf entsprechenden Recruitingmessen<br />
vertreten und versuchen zu vermitteln, wie<br />
viel Spaß es machen kann, bei TÜV Rheinland<br />
seinen Instinkt mit Know How und<br />
Kompetenz zu kombinieren und Schwachstellen<br />
zu finden sowie passende Lösungen<br />
zu entwickeln. Wir haben damit auch Erfolg.<br />
Es gibt nicht sehr viele Hochschulen, die in<br />
Richtung IT <strong>Security</strong> Engineering und „Hacking“<br />
ausbilden. Auf diesem Gebiet sind<br />
wir zunehmend gut vernetzt, vergeben Diplomarbeiten<br />
und halten Vorträge. Wir unterscheiden<br />
in unserem Unternehmen übrigens<br />
ganz klar zwischen Beratern und Hackern.<br />
Man muss dieses Interesse und den Drang<br />
haben, den Schwachstellen auf die Spur zu<br />
kommen. Man muss in gewisser Weise wie<br />
ein Hacker vorgehen und nicht wie der herkömmliche<br />
Informatiker, <strong>das</strong> heißt, auch<br />
mal völlig verquere Wege probieren und<br />
die vielleicht erst einmal vermeintlich unlogische<br />
Herangehensweise in den Vordergrund<br />
stellen. Das ist einer unserer großen<br />
Mehrwerte: Unsere Mitarbeiter denken wie<br />
Hacker und finden damit Schwachstellen,<br />
die ein Unternehmen vielleicht nie aufdeckt.<br />
Übrigens, unsere Mitarbeiter sind sicherheitsüberprüft.<br />
Wir sind geheimschutzbetreut.<br />
Das ist auch ein wesentlicher Mehrwert<br />
für Kunden.<br />
<strong>Homeland</strong>: Stichwort „Bring your own device“,<br />
Kamera und Scanner habe ich in Form<br />
meines Mobiltelefons immer bei mir. Wie<br />
wollen Sie einen unerwünschten Datenabfluss<br />
verhindern?<br />
Siemens: Man kann heute sehr gut kontrollieren,<br />
welche Geräte an einen PC angeschlossen<br />
wurden. Sie können mit zusätzlichen<br />
Programmen verhindern, <strong>das</strong>s jemand<br />
ein nicht autorisiertes Gerät über ein USB-<br />
Kabel z. B. an einen PC anschließt, um dann<br />
Daten zu überspielen. Es gibt Kunden, die lösen<br />
<strong>das</strong> auf die harte Tour: Sie füllen die Anschlussbuchsen<br />
mit Epoxidharz. Verhindern<br />
können Sie <strong>das</strong> aber auch mit der weichen<br />
Methode – mit Software. Es gibt mittlerweile<br />
gute Lösungen, die z.B. verhindern, <strong>das</strong>s<br />
sich ein Besucher an einen LAN-Anschluss<br />
anschließt. Das wird vom Netzwerk erkannt.<br />
Das Gerät müsste sich erst authentifizieren,<br />
damit es sich ins Netzwerk einklinken darf.<br />
Schwer in den Griff zu bekommen ist <strong>das</strong> Abfotografieren<br />
irgendwelcher Dinge – es sei<br />
denn, Mobiltelefon und Notebook mit Kamera<br />
werden am Eingang abgegeben. „Bring<br />
your own device“ wird in der Privatwirtschaft<br />
übrigens sehr kontrovers diskutiert,<br />
bei Behörden ist <strong>das</strong> noch kein Thema, wird<br />
aber sicher auch noch kommen. Gemäß der<br />
aktuellen Diskussion soll es Mitarbeitern<br />
erlaubt sein, PCs, Smartphones oder Tablet<br />
PCs aus dem Privatbesitz für dienstliche<br />
Zwecke zu nutzen. Dabei verlangen immer<br />
mehr Chefs auch, <strong>das</strong>s Mitarbeiter zuhause<br />
arbeiten, <strong>das</strong>s sie unterwegs für die Firma<br />
im Einsatz sind, <strong>das</strong>s sie ständig erreichbar<br />
sind. Und: Für junge Hochschulabsolventen<br />
ist <strong>das</strong> oft selbstverständlich. Sie sind mit<br />
dem Internet aufgewachsen, mit Facebook<br />
und Apple. Sie haben ganz andere Ansprüche<br />
an Benutzbarkeit, an Benutzeroberflächen.<br />
Hier schlägt die Stunde von Technologien<br />
wie z. B. den so genannten Sandboxes.<br />
Das sind sichere Bereiche, wo E-Mails und<br />
dienstliche Dokumente gespeichert, aber<br />
auch ausgetauscht werden. Diese sind nicht<br />
zu „knacken“. Drumherum befindet sich sozusagen<br />
der Privatbereich des Nutzers. Das<br />
sind Ansätze, die versöhnen – die Interessen<br />
der Organisation und die des Anwenders.<br />
<strong>Homeland</strong>: Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft?<br />
Siemens: Datensicherheit braucht Datenschutz.<br />
Der Gesetzgeber sollte etwas klarer<br />
die Verantwortung von Behörden und<br />
Unternehmen definieren und die IT-Sicherheit<br />
auf der Prioritätenliste etwas weiter<br />
nach oben setzen. Das würde dem Standort<br />
Deutschland gut tun und natürlich auch den<br />
IT-Sicherheitsunternehmen am Standort<br />
Deutschland. Wir profitieren davon.<br />
<strong>Homeland</strong>: Welche Herausforderungen<br />
kommen noch auf uns zu?<br />
Siemens: Da sehe ich zwei Dinge. Cloud<br />
Computing ist ein großes Thema. Es gibt die<br />
ersten Cloud-Projekte z. B. in öffentlichen<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 55
Informationssicherheit<br />
Firmensitz der<br />
TÜV Rheinland i-sec,<br />
Köln<br />
Verwaltungen, wo immer mehr Anwendungen,<br />
die in jeder Kommune gleich sind, von<br />
lokalen Rechenzentren auch über die Cloud,<br />
d. h. über <strong>das</strong> Internet, zur Verfügung gestellt<br />
werden. Was bedeutet <strong>das</strong> für die Sicherheit?<br />
Was können Unternehmen von<br />
einem Cloud-Anbieter verlangen, um überzeugt<br />
zu sein, <strong>das</strong>s ihre Daten dort gut aufgehoben<br />
sind?<br />
Da noch keine international verbindlichen<br />
Prüfnormen für Cloud <strong>Security</strong> existieren,<br />
haben wir von TÜV Rheinland einen<br />
eigenen Prüfkatalog entwickelt, der<br />
sich sowohl an den hohen Anforderungen<br />
des deutschen Datenschutzrechts als auch<br />
an internationalen Normen orientiert. Als<br />
„Geprüfter Cloud Service Provider“ haben<br />
wir bereits erste Unternehmen zertifiziert.<br />
Grundsätzlich halten wir auch hier eine<br />
strategische Sicherheitsberatung für sinnvoll.<br />
Außerdem unterstützen wir in der Auswahl<br />
von Cloud Providern und erstellen Sicherheitskonzepte<br />
für die Private Cloud von<br />
Unternehmen wie Organisationen.<br />
Das zweite Thema, <strong>das</strong> auch viel mit den<br />
Wurzeln von TÜV Rheinland zu tun hat, ist<br />
die Integration von IT-Technologien in Industrieanlagen.<br />
Wir befinden uns gewissermaßen<br />
bereits mitten in der vierten industriellen<br />
Revolution, bei der Automation<br />
und IT zunehmend miteinander verschmelzen.<br />
Die zunehmende Vernetzung birgt natürlich<br />
Risiken, die sich allerdings nicht so<br />
lösen lassen wie im Büro. Man kann nicht<br />
einfach mitten in der Produktion einen neuen<br />
Virenscanner installieren. Um eine hohe<br />
Verfügbarkeit der Anlagen sicher zu stellen<br />
und wirtschaftlich schwerwiegende Ausfälle<br />
zu vermeiden – und damit sind nicht nur<br />
Fertigungsanlagen, sondern auch Kraftwerke<br />
gemeint –, befassen wir uns bereits heute<br />
mit konkreten IT-Sicherheitslösungen für<br />
Produktionsumgebungen. Die Stichworte<br />
„Sichere Produktionsnetze“ und „Sichere<br />
Kritische Infrastrukturen“ werden uns und<br />
die gesamte IT-Branche in den nächsten<br />
Jahrzehnten ganz sicher noch beschäftigen.<br />
<strong>Homeland</strong>: Wir bedanken uns für <strong>das</strong><br />
Gespräch.<br />
E_210x145_<strong>Homeland</strong>_Sec_20120718:1 18.07.2012 10:14 Uhr Seite 1<br />
EAGLE V<br />
Höchster Schutz und beste Zuverlässigkeit<br />
gdels.com
Geschützte Fahrzeuge<br />
Ein Eagle und sein Revier Benjamin Maiorano<br />
Die neue Geländefahrstrecke des Lazarettregimentes<br />
21 „Westerwald“ für<br />
Militärkraftfahrer wurde auf einem<br />
Teilareal des Standortübungsplatzes<br />
Rennerod erstellt. Unter der Federführung<br />
von Hauptfeldwebel Michael<br />
Hilmes, Schirrmeister der Krankentransportkompanie<br />
des Verbandes,<br />
wurde – in Zusammenarbeit mit der Geländebetreuung<br />
Daaden – die ehemalige<br />
Teststrecke für Krankenkraftwagen<br />
umfangreich aus- und umgebaut. Damit<br />
können die Kraftfahrer des Regimentes<br />
die bisher ausschließlich in Baumholder<br />
verfügbare einsatzvorbereitende<br />
Ausbildung für Militärkraftfahrer<br />
direkt am Heimatstandort absolvieren.<br />
Auch Einweisungs- und Überprüfungsfahrten<br />
sowie Weiterbildungen werden<br />
jetzt in Rennerod angeboten.<br />
„Mit dem Ausbau der Geländefahrstrecke<br />
haben wir nun auch in Rennerod die Möglichkeit,<br />
die Fahrer auf den Einsatz in anspruchsvollstem<br />
Gelände vorzubereiten“, so<br />
Hauptfeldwebel Hilmes.<br />
Die Strecke ist von beiden Seiten befahrbar<br />
und bringt mit extremen Steigungen bis<br />
45 Grad, einer Wasserstellung und robusten<br />
Geröllstrecken Fahrzeug und Fahrer in<br />
Extrembereiche, die sie auch im Auslandseinsatz,<br />
etwa in Afghanistan oder im Kosovo,<br />
erwarten können. Zusammen mit zwei<br />
Wald- und Wiesenwegen decken insgesamt<br />
sechs Abschnitte mit unterschiedlichsten<br />
Bodenbeschaffenheiten und Schwierigkeitsgraden<br />
auf einer Gesamtdistanz von zehn<br />
Kilometern alle aktuell relevanten Einsatzszenarien<br />
für die Einsatzfahrzeuge des Sanitätsdienstes<br />
– sei es <strong>das</strong> gepanzerte Transportfahrzeug<br />
„Boxer“, <strong>das</strong> Fahrzeug für den<br />
geschützten Verwundetentransport „Eagle“<br />
oder auch der in den Einsatzländern häufig<br />
eingesetzte „Dingo“ – ab. Die Geländefahrstrecke<br />
ist aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades<br />
gedacht für Fahrzeuge ab einem<br />
Gewicht von zwei Tonnen. Dazu Hauptfeldwebel<br />
Hilmes: „Die Geländefahrstrecke soll<br />
Fahrer und Fahrzeug fordern, ohne Unfälle<br />
oder gefährliche Situationen zu provozieren.<br />
Der Sicherheitsaspekt stand bereits bei der<br />
Planung immer im Vordergrund.“<br />
Neben dem Training des fahrtechnischen<br />
Könnens ist auch <strong>das</strong> Zusammenspiel zwischen<br />
Fahrer und Beifahrer entscheidend<br />
für <strong>das</strong> Bestehen im Einsatz. Besonders bei<br />
dem in der Regel eingeschränkten Sichtfeld<br />
des Fahrers müssen alle dazu beitragen,<br />
Hindernisse und Bedrohungen rechtzeitig<br />
zu erkennen und sich auch in schwierigem<br />
Gelände sicher zu bewegen. Dementsprechend<br />
soll die Strecke auch bei Ausbildungsabschnitten<br />
außerhalb der Kraftfahrerausbildung<br />
genutzt werden, beispielsweise im<br />
Rahmen des Teamtrainings Taktische Verwundetenversorgung,<br />
bei dem die erste sanitätsdienstliche<br />
Versorgung nach einem<br />
Anschlag in Gefechts- und anderen militärischen<br />
Gefahrensituationen geübt wird.<br />
Der Kommandeur des Verbandes, Oberfeldarzt<br />
Dr. Kai Schmidt, freut sich über die<br />
neuen Möglichkeiten am Standort: „Mit der<br />
neuen Geländefahrstrecke haben wir ein<br />
weiteres Element für die Verbesserung der<br />
einsatzvorbereitenden Ausbildung unserer<br />
Soldatinnen und Soldaten gewonnen. Nur<br />
wer einsatznah übt, kann im Einsatz auch in<br />
Grenzsituationen erfolgreich bestehen.“<br />
Testfahrt - Grollend, mächtig,<br />
beschützend<br />
Eindrucksvoll schauen wir auf den mächtigen<br />
Kühlergrill und lauschen gespannt dem<br />
Grollen des drehmomentstarken Dieselmotors.<br />
EAGLE IV BAT (BAT = Beweglicher Arzttrupp)<br />
nennt sich dieser allradgetriebene<br />
EAGLE IV BAT<br />
(BAT = Beweglicher<br />
Arzttrupp)<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 57
Geschützte Fahrzeuge<br />
Im Härtetest<br />
Teilabschnitt Gefälle<br />
„Sanitätsvogel“. Der EA-<br />
GLE IV nutzt bewährte<br />
Komponenten des Lkw<br />
DURO von der Firma<br />
General Dynamics European<br />
Land Systems, so<strong>das</strong>s<br />
eine schnelle Markteinführung<br />
gewährleistet<br />
werden konnte. Ende November<br />
2012 musste er<br />
sich auf der bereits Anfang<br />
Oktober 2012 eröffneten<br />
Geländefahrstrecke des Lazarettregimentes<br />
21 „Westerwald“ beweisen.<br />
In der Bundeswehrversion kann der<br />
EAGLE IV bis zu vier Personen transportieren<br />
– inklusive des zu rettenden verwundeten<br />
Kameraden. Durch <strong>das</strong> 5-Gang-Automatikgetriebe<br />
ist die Bedienung sehr einfach.<br />
Der permanente Allradantrieb und <strong>das</strong> so<br />
genannte De-Dion-Achssystem mit patentiertem<br />
Wankstabilisator erlauben die Mobilität<br />
im Gelände und hohe Fahrstabilität<br />
auf der Straße. Die kompakte Fahrzeugbreite<br />
von 2,16 m erlaubt <strong>das</strong> Befahren von äußerst<br />
schmalen Wegen sowie engen Gassen.<br />
Und <strong>das</strong>, obwohl der EAGLE die Schutzklasse<br />
4 erfüllt und neben der Fahrzeugkabine<br />
auch der Unterboden und weitere Teile des<br />
Fahrzeug, wie z. B. Türen und Scheiben, gepanzert<br />
sind. Zudem ist der EAGLE mit einem<br />
Bordcomputer, einer Reifendruckregelanlage<br />
und Reifen mit Notlaufeigenlagen,<br />
einer ABC-Schutzbelüftungsanlage, einer<br />
Klimaanlage etc. ausgestattet.<br />
Wie nah kommt die Ausbildung des<br />
EAGLE IV Fahrers an den realen Einsatz<br />
heran? Hauptfeldwebel Hilmes: „Die Geländefahrstrecke<br />
soll Fahrer und Fahrzeug fordern<br />
und diese beiden zusammenschmelzen<br />
zu einer Einheit.“ „Auch der EAGLE IV war<br />
mit ausschlaggebend, die bereits bestehende<br />
Geländefahrstrecke anzupassen und<br />
so einsatznah wie möglich weiterzuentwickeln“,<br />
so der Kommandeur Dr. Kai Schmidt.<br />
Im nächsten Jahr ist <strong>das</strong> Lazarettregiment<br />
21 Leitverband für die deutschen Sanitätskräfte<br />
in Afghanistan und neben der Planung<br />
des Einsatzes kommt hinzu, <strong>das</strong>s auch<br />
verstärkt eigene Kräfte in den Einsatz gehen.<br />
„Da ist es für uns selbstverständlich,<br />
<strong>das</strong>s unsere Kameraden top ausgebildet in<br />
den Einsatz gehen“, so Dr. Schmidt.<br />
Geschützte Fahrzeuge sind insbesondere<br />
im militärischen Bereich stets ein aktuelles<br />
Thema, denn gerade dieser Bereich<br />
wird permanent von der angespannten Sicherheitslage<br />
in den Einsätzen beeinflusst.<br />
So ist es ein gutes Gefühl, <strong>das</strong>s unsere Kameraden<br />
gut geschützt und von Hightech<br />
umgeben sind. Im Inland und in der Einsatzvorbereitung<br />
werden auf diesem Kraftpaket<br />
unsere Kameraden intensiv geschult<br />
und fit für den Einsatz gemacht. Die beiden<br />
Komponenten „Geschütztes Fahrzeug“ und<br />
die richtige Nutzung und Bedienung dieses<br />
Fahrzeug, wie z. B. auf der neuen herausfordernden<br />
Geländefahrstrecke, sind integraler<br />
Bestandteil des Schutzkonzeptes.<br />
Ziel ist <strong>das</strong> Zusammenschmelzen von<br />
Fahrer und Fahrzeug. Dass <strong>das</strong> so ist, wurde<br />
eindrucksvoll bewiesen. Zudem „ist der<br />
EAGLE sehr komfortabel mit viel Equipment“,<br />
so Stabsgefreiter Ohrendorf.<br />
Oberleutnant Benjamin<br />
Maiorano, Jahrgang<br />
1980, ist Stabsabteilungsleiter<br />
der<br />
Abteilung Militärische<br />
Sicherheit des Lazarettregiments<br />
21 „Westerwald“.<br />
Nach seiner<br />
Ausbildung zum Feldjägeroffizier<br />
und dem<br />
Studium der Diplom-Pädagogik an der Helmut-Schmidt-Universität<br />
Hamburg wurde<br />
er zum Offizier Militärisches Nachrichtenwesen,<br />
Sicherheitsbeauftragten und IT-Sicherheitsbeauftragten<br />
ausgebildet. Seit Juni<br />
2012 ist er nebenamtlicher Presseoffizier<br />
des westerwälder Verbandes und berät den<br />
Kommandeur des Verbandes in Fragen der<br />
Presse- und Medienarbeit, koordiniert die<br />
Arbeit mit Medienvertretern und verfasst<br />
die Presseberichte des Regimentes<br />
58 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Industrie<br />
Übungspuppen im Einsatz<br />
Puppen machen Übungsszenarien realistisch<br />
Übungs- und Rettungspuppen werden in<br />
Deutschland in verschiedenen Organisationen<br />
eingesetzt, wie z. B. Feuerwehren,<br />
Feuerwehrschulen, Heißausbildungsstätten,<br />
DLRG, Wasserwacht, THW, Rettungshundestaffeln,<br />
Bundeswehr, US-<br />
Army und Sondereinsatzkommandos<br />
der Polizei. Als Trainingspartner werden<br />
sie verwendet, um „freiwillig Verunglückte“<br />
nicht unnötigen Gefahren oder<br />
Unfallrisiken auszusetzen. <strong>Homeland</strong><br />
<strong>Security</strong> sprach mit Michael Benack,<br />
zuständig für Marketing bei rescue-tec,<br />
über die unterschiedlichen Varianten<br />
und Einsatzszenarien der Puppen.<br />
Die erste Ruth Lee Übungspuppe wurde<br />
vor über 30 Jahren entwickelt. „Schon damals<br />
sahen die Puppen den heutigen sehr<br />
ähnlich; allerdings waren sie ohne haltgebende<br />
Verstärkungen und die korrekte anatomische<br />
Gewichtsverteilung fehlte. Sie waren<br />
mit Stroh gefüllt“, beschreibt Benack.<br />
50, 70 und 100 kg sowie<br />
als adipöse Übungspuppe<br />
mit einem Gewicht von<br />
180 kg. Die Wasserrettungspuppen<br />
als Jugendlicher<br />
und Erwachsener<br />
gibt es in den Gewichtsklassen<br />
20 und 40 kg. Die<br />
Multi Trauma Puppen,<br />
bei denen sich Amputationen<br />
von Arm/Bein oder<br />
Pfählungsverletzungen<br />
simulieren lassen, haben ein Gewicht von 30<br />
und 50 kg. Zusätzlich können hitzebeständige<br />
Übungspuppen aus Spezial-Materialien<br />
bei Temperaturen bis 160° C eingesetzt<br />
werden.“ Mittels einer zusätzlichen Ballastweste<br />
mit z. B. 20 kg Gewicht kann <strong>das</strong> Gewicht<br />
einer Übungspuppe an die jeweilige<br />
Übungssituation angepasst werden.<br />
Unterschiedliche Einsatzszenarien<br />
Wasserrettungspuppe<br />
im Einsatz<br />
Modelltypen<br />
Heute sind die Puppen realistisch in Größe,<br />
Gewicht und Beweglichkeit; sie bestehen<br />
aus einer Außenhaut und einem inneren<br />
Kern. Die Außenhaut ist aus robustem Leinengewebe,<br />
die Nähte sind doppelt gesäumt<br />
und an besonders beanspruchten Stellen<br />
mit Polypropylengewebe verstärkt. Der innere<br />
Kern imitiert <strong>das</strong> menschliche Körpergewicht<br />
und hat eine Granulatfüllung. Die<br />
Gewichtspakete sind auf den ganzen Körper<br />
verteilt und derart befestigt, <strong>das</strong>s sie nicht<br />
verrutschen können und die Puppen während<br />
und nach dem Einsatz in Form halten.<br />
Um Übungen erfolgreich durchführen zu<br />
können, ist es wichtig, <strong>das</strong>s Gewichtsverteilung<br />
und Beweglichkeit der Arme und Beine<br />
dem menschlichen Körper sehr ähnlich sind.<br />
Ruth Lee Ltd ist heute Europas führender<br />
Hersteller von Rettungs- und Trainingspuppen<br />
und seit mehr als 30 Jahren Ausrüster<br />
für den Britischen Rettungsdienst. Benack:<br />
„Es gibt vier verschiedene Modelltypen. Die<br />
Standard-Puppen zur Imitation von Kindern<br />
haben ein Gewicht von 5, 10 und 20 kg. Die<br />
Erwachsenen-Puppen mit einer Größe von<br />
1,83 m gibt es in den Gewichtsklassen 30,<br />
Die Einsatzvielfalt reicht von Brandeinsatz,<br />
technischer Hilfeleistung über Bergung<br />
aus Höhen und Tiefen sowie eingestürzten<br />
Gebäuden bis hin zu räumlich begrenzten<br />
Notlagen. Benack erklärt: „In der Ausbildung<br />
der technischen Hilfeleistung werden<br />
Übungspuppen als eingeklemmte Unfallopfer<br />
in Fahrzeugen eingesetzt. Die Puppen<br />
Übungspuppe im<br />
Einsatz bei der Höhenrettung<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013 | 59
Industrie<br />
Übungspuppe im<br />
Einsatz bei der<br />
Hilfeleistung<br />
Michael Benack mit<br />
einer Übungspuppe<br />
halten einem Überrollen<br />
stand und können auf ein<br />
Sprungpolster herabgestürzt<br />
werden. Nationale<br />
und internationale Bergungsteams<br />
sowie Hunderettungsstaffeln<br />
nutzen<br />
die Trainingspuppen, um<br />
verschüttete Personen in<br />
eingestürzten Gebäuden<br />
zu orten und zu bergen.<br />
Im Bereich der Höhenrettung<br />
sind die Puppen<br />
ideal für Übungen zum<br />
Abseilen vom Kran, von<br />
Gerüsten und Industrieanlagen.<br />
Im Bereich der<br />
Rettung aus Tiefen wird<br />
die Rettung aus Kanalisationen,<br />
Gruben, Tankanlagen,<br />
Schluchten und<br />
Höhlen geübt. Die Wasserrettungspuppen<br />
simulieren<br />
bewusstlos im Wasser<br />
treibende Personen.<br />
Sie sind derart konstruiert,<br />
<strong>das</strong>s sie in annähernd<br />
senkrechter Position im Wasser schwimmen,<br />
so<strong>das</strong>s nur Kopf und Schulter sichtbar sind.<br />
Gefüllt mit Gewichten sind die Puppen auch<br />
für Tauchübungen geeignet. Bei Brandeinsatzübungen<br />
werden Trainingspuppen aller<br />
Gewichtsklassen eingesetzt. Mit ihnen kann<br />
Suchen und Retten aus verrauchten Gebäuden<br />
trainiert werden. Auch für <strong>das</strong> Atemschutz-Notfalltraining<br />
werden sie verwendet.<br />
Die hitzebeständige Übungspuppe kann<br />
in der Heißausbildung näher am Brandherd<br />
positioniert werden. Im Bereich der Nationalen<br />
Sicherheit werden die Puppen bei z. B.<br />
Wie alles begann<br />
Die Übungs- und Rettungspuppen bilden<br />
nur einen Teilbereich des umfangreichen<br />
Produktsortiments von rescue-tec, zu dem<br />
auch persönliche Schutzausrüstung und<br />
Ausbildungsmaterialien gehören. Begonnen<br />
hat rescue-tec mit der Entwicklung von<br />
Holstern für den Feuerwehrhaltegurt. Während<br />
der Löscharbeiten eines Brandes im<br />
Kreiskrankenhaus in Limburg 1997 hatte<br />
Jörg Hergenhahn, Inhaber von rescue-tec,<br />
die Idee, Holster zu entwickeln, die Platz für<br />
ein Rettungsmesser oder ähnliches Equipment<br />
bieten. Die ersten Holster entstanden<br />
und hatten sich in der Praxis gut bewährt.<br />
Bundeswehr und Sondereinsatzkommandos<br />
in Szenarien wie Terroranschlag, Geiselnahme<br />
und Amoklauf eingesetzt.“ Benack unterstreicht:<br />
„Der Phantasie der Übungsleiter<br />
sind hier nur wenig Grenzen gesetzt.“ So<br />
kann der Einsatz einer so genannten Wärmeweste<br />
bei den Übungspuppen z. B. <strong>das</strong><br />
Training im Zusammenhang mit einer Wärmebildkamera<br />
unterstützen.<br />
Weiterentwicklung<br />
Die Weiterentwicklung findet in engem Kontakt<br />
mit den Kunden sowie Behörden und<br />
Organisationen statt. Änderungswünsche<br />
und Verbesserungsvorschläge werden direkt<br />
an Ruth Lee weitergegeben. „So ist z. B.<br />
auch die Kopfform bei den Erwachsenen-<br />
Modellen optimiert worden: Sie ermöglicht<br />
<strong>das</strong> Anbringen einer Halskrause sowie <strong>das</strong><br />
Aufziehen einer Atemschutzmaske“, ergänzt<br />
Benack.<br />
Übungspuppen der Zukunft<br />
In Zukunft könnten die Übungs- und Rettungspuppen<br />
technische Ausstattungen<br />
besitzen. „Denkbar wäre hier eine Integration<br />
von Herz-Lungen-Wiederbelebung,<br />
Pulsschlag und Vitalfunktionen. Somit könnte<br />
bei einer technischen Hilfeleistung die<br />
eingeklemmte Person direkt auch beatmet<br />
werden. Da hier Robustheit und Strapazierfähigkeit<br />
auf feinfühlige <strong>Technik</strong> treffen,<br />
wäre z. B. auch die Reinigung der Puppen<br />
aufwendiger als bisher“, prognostiziert Benack.<br />
Lösungen für eine sprechende Puppe,<br />
die per Funkkontakt mit dem Ausbilder<br />
in Verbindung steht, existieren und werden<br />
derzeit vom Hersteller erprobt.<br />
Die Möglichkeit, Ausrüstung für die eigene<br />
Sicherheit – gerade im Atemschutzeinsatz<br />
– mitzuführen, gefiel den Feuerwehren.<br />
Sie testeten die Produkte in der Praxis<br />
und Ihre Ergebnisse wurden in der weiteren<br />
Entwicklung berücksichtigt. Inzwischen<br />
umfasst <strong>das</strong> Sortiment eine umfangreiche<br />
Kollektion mit Holstern, Taschen und Rucksäcken<br />
für den Brand- und Hilfeleistungseinsatz,<br />
Produkte zur Technischen Hilfeleistung,<br />
Einsatzbekleidung, Messer und<br />
Werkzeuge, Strahlrohre, Fachliteratur und<br />
vieles mehr.<br />
60 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013
Impressum<br />
Chefredakteurin: Dr. Nadine Seumenicht<br />
Herausgeberin: Dr. Nadine Seumenicht<br />
Beirat<br />
Vernetzte Sicherheit: Harald Kujat, General a. D.;<br />
Vernetzter Einsatz: Dr.-Ing. Andreas Groth; Ralph. D.<br />
Thiele, Oberst i. G<br />
Internationales Redaktionsteam<br />
Ressort Vernetzte Sicherheit: Dr. Stefan Queisser,<br />
Fregattenkapitän d. R.; Michael Hartung, Oberleutnant<br />
d. R.<br />
Ressort Zivil-Militärische Zusammenarbeit: Hauke<br />
Muck, Oberstleutnant d. R.; Michael Zacher, Oberstleutnant<br />
d. R.<br />
Ressort Innere Sicherheit: Niels Czajor, Dipl.-Verw-<br />
Wiss., Hauptmann d. R., Polizeifreiwilliger<br />
Ressort IT-<strong>Security</strong>: Georg Wenner, EDS-CSO Germ.<br />
Gov. a. D. Jim Litchko, CISSP-ISSEP, MBCI, MAS<br />
Ressort Robotics Unstructured Environments: Prof.<br />
Dr.-Ing./Univ. Tokio Thomas Bock<br />
Ressort Internationale Kriminalwissenschaften:<br />
Robert F. J. Harnischmacher<br />
Ressort Ausbildung und Training für die Sicherheit<br />
in der Wirtschaft: Klaus-Dieter Jörn; Robert F. J.<br />
Harnischmacher<br />
Ressort Canada: Prof. Dr. Darryl Plecas<br />
Ressort China: Prof. Dr. Gu Minkang<br />
Ressort Japan, Korea: Prof. Dr. Minoru Yokoyama;<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Haruo Nishihara; Prof. Dr.-Ing./<br />
Univ. Tokio Thomas Bock<br />
Ressort Mexiko: Walter M. McKay, M.A.<br />
Ressort Norwegen: Superintendent Prof. Rune Glomseth;<br />
Prof. Dr. Petter Gottschalk<br />
Ressort Österreich: Hofrat Mag. Maximilian<br />
Edelbacher<br />
Ressort Polen: Prof. Dr. Dr. h.c. Brunon Holyst<br />
Ressort Südafrika: Prof. Dr. Cornelis Roelofse<br />
Ressort USA: Prof. Dr. Dilip K. Das; Prof. Dr. Otwin<br />
Marenin; Prof. Dr. Linda Keena<br />
Hauptstadtbüro Berlin: Heike Barnitzke<br />
Ressort Geschichte: M. A. Volker Hollmann<br />
Ressort Politik: Dipl. Verw. Joachim Zacher<br />
Ressort Wissenschaft: Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke,<br />
Dr. Nadine Seumenicht<br />
Design und Layout: Christian Prünte<br />
Verlag:<br />
HOMELAND SECURITY UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
Deilinghofer Straße 2, D-58675 Hemer<br />
Tel.: 02372-9 35 26 10<br />
Fax: 02372-9 35 26 19<br />
redaktion@homeland-sec.de<br />
www.homeland-sec.de<br />
Einzelbezugspreis:<br />
10,- EURO (inkl. Versand)<br />
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Der Aktion Deutschland Hilft e. V. kommt pro Abo 1,-<br />
EURO zugute.<br />
Auflage:<br />
16.000 Exemplare<br />
ISSN 1614-3523 (Print)<br />
ISSN 2194-4849 (Online)<br />
Bildnachweis:<br />
Titelbild: HELLA<br />
a.hartrodt (GmbH & Co) KG, AOB GmbH, Archiv Flughafen<br />
Leipzig/Halle GmbH, Bundeswehr/Florian Pridöhl,<br />
C&S, Drägerwerk, General Dynamics European Land<br />
Systems, Gimaex-Schmitz Fire and Rescue, HELLA,<br />
<strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong>, KRD Sicherheitstechnik, Narda Safety<br />
Test Solutions, rescue-tec, Rosenbauer International,<br />
Securitas, szenaris, TÜV Rheinland i-sec<br />
Wir übernehmen keine Verantwortung für die Inhalte aller durch Angabe einer<br />
Linkadresse genannten Internetseiten. Dies gilt auch für alle Seiteninhalte, zu<br />
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62 | <strong>Homeland</strong> <strong>Security</strong> 2013