Technik für das Leben - Homeland Security

Sicherheitstechnik
Hinrichsen: Am Chassey müssen sie in den
meisten Fällen nichts verändern, aber es
müssen ganz spezielle Klebstoffe eingesetzt
werden. Bei Kunststoff muss man immer die
Längenausdehnung beachten, diese entsteht,
wenn sich die Temperaturen ändern.
Homeland: Die Scheibe, die Sie heute einsetzen,
unterscheidet sich erheblich von der
Vorsatzscheibe, die Sie in den 1970er Jahren
eingesetzt haben. Wie ist diese bis heute
weiterentwickelt worden?
Notausstieg in einem
Polizeifahrzeug (Dach)
Scheiben und baut sie ein. So hat jeder seine
eigene Philisophie.
Weiterentwicklung
Homeland: Welches Entwicklungspotenzial
weisen die Scheiben auf?
Hinrichsen: Im Rahmen der weiteren Entwicklung
der Kunststoffscheiben für die
Hamburger Polizei kam die Frage auf, wie es
zu vermeiden wäre, dass die Scheiben zerkratzten?
Es musste eine Lösung gefunden
werden, die Scheiben mit einer kratzfesten
Oberfläche zu veredeln. Auch diese Lösung
stand kurzfristig zur Verfügung, durch eine
entsprechende abriebfeste Beschichtung.
Es war ab dem Zeitpunkt möglich, gebogene
PC Scheiben inklusive abriebfester Beschichtung
zu verbauen. Dieses war bis dato
nur in planer Ausführung möglich. Daraus
hat sich das Kunststoffgeschäft entwickelt.
Und zwar so massiv letztendlich, dass die
Kfz-Sparte nicht mehr lukrativ genug war.
Der Kfz-Betrieb wurde geschlossen; man hat
sich komplett auf Kunststoff fixiert. Und natürlich
– das ist heute in der Tat immer noch
so – durch neue Aufträge oder Zeitungsartikel
kommt ein ganz neuer Kunde aus einem
ganz anderen Markt auf uns zu und fragt:
„Könnt ihr nicht?“ Ähnlich war es mit den Stadiondächern
und auch den Schiffsverscheibungen.
2004 haben wir die Dachscheiben
für das Stadion der 28. Olympischen Sommerspiele
in Athen produziert. Die Basis bildet
immer die Polizeikunststoffscheibe.
Homeland: Kann ich die Scheibe 1:1 austauschen
oder muss ich Anpassungen am
Rahmen vornehmen?
Hinrichsen: Die Initialzündung war die Vorsatzscheibe.
Danach folgte die weitere Optimierung.
Das hat uns immer getrieben und
beschäftigt uns auch heute noch; wir reagieren
immer auf neue Kundenanforderungen.
Bei der Polizei kam z. B. die Frage auf: Warum
verzichten wir nicht auf die Glasscheibe
in Kombination mit der Vorsatzscheibe?
KRD hat sich also Gedanken gemacht, wie
die Glasscheibe durch eine Kunststoffscheibe
zu ersetzen wäre, und hat eine Kunsstoffscheibe
entwickelt und gefertigt, die mit
der Glasscheibe 1:1 ausgetauscht werden
konnte.
Homeland: Ist die Scheibe beschussfest?
Hinrichsen: Die bei der Polizei im Einsatz
befindlichen Scheiben sind überwiegend
nicht beschusshemmend. Wir haben aber
heute auch eine Scheibenvariante, die beschusshemmend
ist. Es handelt sich hier um
eine reine Kunststoffverbundscheibe. Hier
haben wir den großen Vorteil, dass unsere
Kunststoffscheiben ca. 50 % weniger Gewicht
aufweisen gegenüber der beschusshemmenden
Variante aus Silikatglas.
Uns treibt also nicht nur unsere Geschäftsführerin
Korinna Brammer, sondern
auch die Kreativität der Demonstranten
bzw. der Markt. Wir fertigen heute
auch weitere Verbundscheiben, ähnlich wie
die Frontscheiben beim Pkw – zwei dünne
Glasscheiben, die vollflächig mit einer Folie
verbunden sind. Dieses Verfahren aus
der Glasindustrie haben wir adaptiert, optimiert
und weiterentwickelt für Kunststoffscheiben.
Durch diese neue Technologie erreichen
wir eine viel höhere Festigkeit mit
der gleichen Dicke, sodass die Scheibe nun
extrem widerstandsfähig ist. Es gibt weitere
Vorteile: In diesem Verbund können
wir jede Menge Funktionen einbinden; das
30 | Homeland Security 2013