Kolping Europa - Kolpingwerk Südtirol

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8 EUROPA Zukunft gelingt die Verschiedenheit von Kolping Europa auch im Vorstand zum Ausdruck zu bringen würde ich das sehr begrüßen. Ansonsten müsste man sich die Frage stellen: Ist der Kontinentalrat für Kolping Europa ein echtes Bedürfnis? Beata Harasimowicz (Zentralsekretärin Kolping Polen): Noch bevor der Beitritt der Länder aus Mittel- und Osteuropa zur Europäischen Union und die Integration im politischen und wirtschaftlichen Sinne erfolgte, gab es schon die Integration auf der zwischenmenschlichen Ebene unter den Kolpingmittgliedern aus verschiedenen Ländern. An den in Strasbourg von Kolping veranstalteten Seminaren „Integration Europas“ konnten die Vertreter aus meinem Land schon im Jahre 1994 teilnehmen, 10 Jahre vor dem Beitritt. Es ist wichtig, dass sich bei Kolping die Menschen aus verschiedenen Ländern treffen konnten um ihre Erfahrungen auszutauschen, auch unabhängig von den politischen Strukturen, obwohl die politische Union diese Kontakte sehr erleichtert hat. Kolping Europa ist für mich auch deshalb wichtig, da wir zusammen viel mehr schaffen können als alleine und wir uns gegenseitig helfen können.. Es können gemeinsame Projekte durchgeführt werden, wobei es nicht nur vom Know-how Transfer von West nach Ost geht. In der letzten deutsch-polnischen Treffen habe ich erfahren, dass die Deutschen von uns auch viel lernen (neue Ideen und Projekte). Die Kontinentalversammlung ist für mich auch ein solches Gremium, wo man Ideen und Wissen zu Kolpingtätigkeit austauschen kann, wodurch einzelne Länder das Potenzial eigenes Verbandes stärken können. Aus der letzten Kontinentalversammlung habe ich z.B. einige Ideen von Kolping Rumänien und Kolping Schweiz nach Hause gebracht und schon ein Projekt vorgelegt, um ähnliche Aktivitäten mit den polnischen Kolpingsfamilien realisieren zu können. Wir können von den Lösungen profitieren, die andere Verbände angewandt haben. Die Kontinentalversammlung könnte man auch dazu nutzen um mehr an die Wurzel zu kommen und Ansichten von Adolph Kolping zu verschiedenen Themen kennenzulernen. Eduard Dobre (Zentralsekretär Kolping Rumänien): Vor 1989 dachte ich, ich sei außerhalb von Europa. Man las darüber, hörte darüber, träumte davon. Ich dachte, Westeuropa sei Europa... Mit der Zeit entdeckte ich, dass Rumänien, aus dem Osten, doch ein Teil Europas war. Ich merkte, dass ich dazugehörte. EUROPA bedeutet für mich Öffnung, Vielfalt, Entwicklung, Hoffnung... Kolping Europa sehe ich als einen hilfreichen Zusammenschluss von Verbänden, die in verschiedener Tradition stehen und unterschiedliche Entwicklungen durchmachen, einander jedoch im Sinne des Evangeliums und des Werkes von Adolph Kolping verbunden bleiben. Die Kontinentalversammlung sehe ich als ein notwendiges Gremium, das sich, einerseits, als Sprachrohr der unterschiedlichen europäischen Verbände im Rahmen der Generalversammlung versteht – sozusagen als „Stimme Europas“ im Weltenchor und, andererseits, auch den „Schutzraum“ bietet, innerhalb dessen die Vertreter der einzelnen europäischen Länder ihren eigenen „europäischen Gesangspart“ einüben... Hier, im „Übungsraum“ würde ich mir mehr Zeit für „Dialog zwischen West und Ost“ innerhalb Europas wünschen, und auch mehr „Ost mit Ost- Gespräche“. Ohne Kommunikation - kein Kennenlernen; ohne Kennenlernen - kein Ver- stehen; ohne Verstehen, kein Zusammenarbeiten... Rechtsanwalt Dr. Robert Tezzele (Vertreter Kolping Südtirol in der Kontinentalversammlung): In habe nun an diversen Kontinentalversammlungen teilgenommen. Zuerst als Mitglied der Kolpingjugend Europa und nun als Delegierter des Zentralverbandes Südtirol. Meine ersten Erfahrungen, dass sich hinter dem „eisernen“ Vorhang eine andere Welt befand, die mir bis dato so nicht bewusst war, habe ich zunächst in der Kolpingjugend Europa gemacht. Im Rahmen der alljährlichen Jugendbegegnungswochen hatte ich die Möglichkeit viele Kontakte zu knüpfen und neue interessante Personen und Persönlichkeiten kennenzulernen. Im Gespräch mit Kolpingmitgliedern aus dem ehemaligen Ostblock konnte ich Einblick in eine andere Weltanschauung und ein anders Staatssystem gewinnen und merkte sehr schnell, dass für uns als selbstverständlich erachtete demokratische Abläufe und die Ausübung von entsprechenden Rechten, für einen beachtlichen Teil des geografischen Europas völlig neu waren. Dementsprechend bewegten sich die Vertreter aus den ehemaligen Ostblockstaaten sehr vorsichtig, was sich auch darin zeigte, dass sie ihre Meinung zu bestimmten Themen zunächst für sich behielten. Dies nicht zuletzt weil sie von den sog. „reichen“ Kolpingländern auch tatkräftig finanziell unterstützt wurden. Im Laufe der letzten Jahre hat sich allerdings viel geändert. Mit Freude stelle ich fest, dass sich nun alle Teilnehmer der Kontinentalversammlung auf gleicher Ebene begegnen und dass sich jeder getraut offen seine Meinung zu äußern. Die kulturelle und geistige Bereicherung und das Selbstbewusstsein als Mittel-
europäer ein gemeinsames kulturelles abendländisches christliches Erbe zu haben, das weit mehr darstellt und postuliert als eine Währungsunion, tut unserem Kolpingwerk gut und hilft uns jene Ziele zu erreichen, die uns Adolph Kolping vorgegeben hat und sich in der Aussage zusammenfassen lassen „Die Nöte der Zeit werden euch lehren was zu tun ist.“ Reg. Rat Anton Salesny (Europabeauftragter des Internationalen Kolpingwerkes): Europa eine Herausforderung für Kolping? Das Europäische Kolpingwerk versteht seine Aufgabe beim Thema Europa nicht darin, die Europaidee hochzujubeln, sondern einen Beitrag zu leisten, dass der Bürger mit den Europavorstellungen der Politik zurechtkommt und ihm durch die Bildungsarbeit im Kolpingwerk die Fähigkeit verliehen wird, wenn es notwendig ist, diese Politik auch kompetent zu kritisieren. Es ist der mündige Bürger in Europa gefragt, welcher sich mit seiner christlichen Werthaltung in die Europapolitik einmischen soll. Alle geistigen Strömungen versuchen in dieser Zeit, ihren Platz beim Bau des Hauses Europa zu finden. Wir Christen sind leicht verleitet durch unsere über 2.000-jährige Geschichte auf diesem Kontinent zu glauben, dass unsere Wertvorstellungen im Hause Europa gesichert sind. Das bedeutet somit, dass Führungskräfte und Mitglieder des Kolpingwerkes, welche in einer globalisierten Welt heute den uns aufgegebenen gesellschaftspolitischen Auftrag erfüllen wollen, zur Kenntnis nehmen müssen, dass viele politische Entscheidungen nicht mehr im nationalen Staate fallen, sondern auf europäischer Ebene getroffen werden. Die Konsequenz kann daher nur sein, dass wir Christen uns für unsere gesellschaftspolitischen Vorstellungen bzw. für die christlichen Werte in Europa stark zu machen haben. Einen Teil dieser Anforderungen versucht das Kolpingwerk durch eine engagierte Europaarbeit zu leisten. Seit 1974 besitzt das Kolpingwerk den Beobachterstatus beim Europarat und nimmt mit seinen Möglichkeiten Einfluss auf die Politik des Europarates, welcher 47 europäische Staaten umfasst. In gleicher Weise beobachtet das Kolpingwerk die Politik der Europäischen Union und versucht auch dort in den vielfältigsten Formen unsere Wertvorstellungen einzubringen. In der europäischen Bildungsarbeit des Kolpingwerkes im Rahmen der Europaseminare haben über 2.500 engagierte Kolpingmitglieder das Wirken des Europarates, des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte und des Europäischen Parlaments in Strasbourg kennengelernt, wobei sich eine Vielzahl von europäische Aktivitäten daraus entwickelte. Daniela Stehlik (Kolping International, Referat Europa): Mir sind zwei Themen der Kontinentalversammlung in besonders lebhafter Erinnerung: zum einen der Vortrag von Hubert Tintelott über Adolph Kolping. Dabei ist deutlich geworden, dass Adolph Kolping ein Mensch mit Höhen und Tiefen – Stärken und Schwächen war. Das macht ihn zu einem greifbaren Vorbild – kein Überflieger, der unerreichbar bleibt. Das nächste Jahr – der 200. Geburtstag - bietet eine gute Gelegenheit, sich abermals intensiv mit der Person Adolph Kolpings auseinander zusetzen. Außerdem habe ich den bunt gestalten Tagungsraum vor Augen: an vielen Stellwänden haben die Kolpingverbände ihre Aktionen im Rahmen von „Kolping tut was“ präsentiert. Die Bandbreite der Initiativen ist beeindruckend und bietet viele Chancen, um sich von EUROPA dem Austausch inspirieren zu lassen. Eine Kolpingsfamilie in der Schweiz trägt Sorge dafür, dass in einem Krankenhaus bettlägerige Menschen nicht alleine sind, in Polen werden Kinder für den Umweltschutz sensibilisiert, in Südtirol wird ein Campingplatz ausgebaut, in Slowenien werden Philosophiekurse und Themenabende zur katholischen Soziallehre angeboten und in Rumänien tragen die Kolpingsfamilien einen gesunden Wettbewerb aus über die kreativsten sozialen und gesellschaftlichen Aktionen. Die Bilder und Berichte sind eine inspirierende und spannende Grundlage, um die eine oder andere gute Idee auch in der eigenen Kolpingsfamilie auszuprobieren! Herbert Dorfmann (Mitglied des Europäischen Parlaments): Netzwerk Europa - Europa lebt durch grenzübergreifendes Zusammenleben und Zusammenarbeiten von Menschen. Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturen, Religionen und Hautfarben lernen in der Europäischen Staatengemeinschaft von- und miteinander. Ein wesentlicher Punkt, dass dies klappt, sind funktionierende grenzübergreifende Netzwerke. Die Kolpingsfamilie ist Vorbild in dieser Netzwerkarbeit, sie fördert die Mobilität unter den Menschen in Europa. Besonders freut es mich, dass die Kolpingsfamilie auch jenen Menschen zur Seite steht, die sich in Europa auf den Weg machen, um außerhalb der Heimat Arbeit und Einkommen zu suchen. Aber auch in Bereichen wie der Gestaltung der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union bringt sich die Kolpingsfamilie aktiv und konstruktiv ein und ihre Ideen sind wertvoll für meine Arbeit. Dafür danke ich allen Mitgliedern herzlich. 9
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