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50 Jahre Cusanuswerk

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Elite! Das Wort darf erst seit kurzem wieder offenausgesprochen werden. Es hatte in Deutschlandviele <strong>Jahre</strong> einen schlechten Ruf. Elite sei nichtnötig, wenn nur die Masse gut ausgebildet ist, solautete das Credo. Und dann – so müssen wir unsselber eingestehen – waren wir zu lange überzeugt,dass unser Bildungssystem zu den weltweitbesten gehört, wenn nicht sogar das Beste ist.Cusanus: Wie tragisch. Hochmut kommt vor demFall, so sagt man doch? Ich habe mich auf unserGespräch natürlich vorbereitet und weiß, dass Sieauf PISA anspielen, wobei dieses PISAnichts gemein hat mit der schönen Stadt„in meiner Wahlheimat Italien. Bildungder Masse und Bildung der Elite sindkein Widerspruch. Beides ist fruchtbarund bedingt sich gegenseitig. Umes mit einem Beispiel aus meiner Zeitzu sagen: Für den Bau einerKathedrale bedarf es hervorragenderHandwerker und Künstler. Doch waswären sie ohne den Baumeister, der ihrerKunst den Weg weist?Ich will nicht verhehlen, dass ich mit Neid daraufschaue, welchen Zugang zu Wissen Eure Jugendhat. Doch vieles ist allzu technisch und bewahrtnicht vor Barbarei. Euer Förderwerk ist gut beraten,sich begabten jungen Menschen zuzuwendenund sich ihrer anzunehmen. Sie sollen eintreten indie Elite des Staates und der Kirche und Verantwortungübernehmen für die Gestaltung dieser Welt.Gut gesprochen, Eure Eminenz. Doch, verzeiht,mir scheint, der Glaube führt ein Schattendaseinin Eurer Argumentation.Ich warein Abenteurer,einer, derUnerhörtes dachteund auchsprach.Cusanus: Das mir! Dem Mann des Kirchenrechts,der als Kardinal zwei Päpsten diente und seinDenken dem Erfassen Gottes widmete! Doch ichwill Euch verzeihen. Schon oft wurde mir vorgehalten,nicht als frommer Christ gedacht zu haben.Doch was ist das Christentum, was ist der Glaube,anderes als eine Philosophie? Und wo zeigen sichPhilosophie und Gott, wenn nicht in der konkretenPolitik, im Handeln?Ein Blick in Eure Zeit zeigt mir, dass dieser BezugEuch fehlt. Deshalb erscheint und fühlt ihr Euch sohaltlos, schwankt Ihr zwischen Willkür und Beliebigkeit.Es mangelt Euch an Werten! WennIhr an junge, dem Christentum zugewandteMenschen Eure Gelder gebt,macht Ihr sie unabhängig vom Geistder Zeit. Damit sichert Ihr den Glaubenab, die Wurzel, aus der die JugendKraft ziehen wird, um neugierig und„kritisch sich dort einzumischen, wo esnötig ist. Für mich gilt: Ich muss denGlauben nicht auf meiner Zunge tragen, erruht in mir und ist doch ständig inBewegung.Ihr galtet selbst unter Euren Freunden als unbequemerund eigensinniger, also kritischerGeist…Cusanus: So ist es, und so muss es wohl auchsein. Meine Zeitgenossen wollten Wissen festhaltenund verwalten. Ich aber wusste: Wissen istForschen, ist Unruhe und damit ist auch Wissenschaft– man stelle sich das Geschrei unsererProfessoren vor – nie fertig. Und dann mein Angriffauf die Theologie! Ich brachte Gott in Berührung,16

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