50 Jahre Cusanuswerk

Unsere Gesellschaft braucht Menschen mit Überblick50 Jahre Cusanuswerk. Dieses Jubiläum fällt in eine Zeit,in der Bildung und Wissenschaft in unserem Landeerneut eine besondere Aufmerksamkeit in der öffentlichenDiskussion gefunden haben – und zwar zu Recht.Das war aber auch in der Gründungszeit desCusanuswerks der Fall. Nachdem das neue politischeNachkriegssystem etabliert war und der wirtschaftlicheWiederaufbau rasche Fortschritte machte, traten immerdeutlicher auch die Fragen nach der weiteren Entwicklungin den Vordergrund. Bildung und Wissenschaftwurden dabei zunehmend als„zentrale Quellen nicht nur für dieBewältigung der Vergangenheit,sondern ebenso fürDie Bereitschaftdie Gestaltung der Zukunftzur Verantwortung erkannt.ist für das Profil derUnd diese Erkenntnis gewannauch in der katho-Cusanerinnen und„Cusaner wichtig. lischen Kirche immer mehrBedeutung. Man erkanntezunehmend: So wichtig die bisdahin im Vordergrund stehendeGestaltung des Schulwesens, der Gemeinde- undVerbandsarbeit auch war und ist, sie allein reicht nichtaus, um hinreichende Orientierung für die Entwicklungund Gestaltung der Zukunft der Welt zu gewinnen.Diese Einsicht war der Hintergrund für die Gründung derBischöflichen Studienförderung, für die es zunächstunterschiedliche Konzepte gab. Nachdem der frühereStuttgarter Studentenpfarrer Hanssler zum ersten Leiterberufen war, verschaffte er dem Förderwerk jedochschon bald ein deutliches Profil, das trotz aller berechtigtenzwischenzeitlichen Änderungenund Weiterentwicklungen bisheute erkennbar ist. Im Mittelpunktstand und steht die Förderung von besonders begabtenStudentinnen und Studenten, damit sie ihr geistigesund moralisches Potenzial voll entwickeln und späterauch für die Gesellschaft nutzen und einsetzen können.Und diese Aufgabe des Cusanuswerkes ist heuteebenso aktuell wie damals. Unsere Gesellschaftbraucht mehr denn je fachlich besonders qualifizierte,geistig interessierte und von der Bereitschaft zu Verantwortunggetragene Menschen. Vor allem daszuletzt genannte Charakteristikum – die Bereitschaft zuVerantwortung – ist für das Profil der Cusanerinnen undCusaner wichtig und muss es auch bleiben. Nebenwissenschaftlichen Spitzenleistungen braucht unsereGesellschaft zunehmend Menschen, die in den von Umbrüchengezeichneten Zeiten im humanistischen Sinnegebildet sind, den notwendigen Über- und Durchblickbehalten sowie gewillt sind, die Welt mitzugestalten.In meiner beruflichen Vergangenheit bin ich oft Frauenund Männern begegnet, denen erfreulicherweise dieEindimensionalität im Denken und Handeln fehlte. Nichtselten stellte sich dann später heraus, dass sie frühereinmal Stipendiaten des Cusanuswerks waren. Dieszeigt mir: Die Förderung des Werkes war und ist wichtig,wobei neben der materiellen und ideellen Förderungsicher auch das Miteinander der Geförderten oftseine prägende Kraft entfaltet.Prof. Dr. Dr. Hans Tietmeyer,Vorsitzender des Cusanuswerks e.V.6