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50 Jahre Cusanuswerk

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gar in Einheit mit dem Alltag und hielt fest am Satzdes Protagoras, dass der Mensch das Maß allerDinge sei. Ich war ein Abenteurer, einer, der Unerhörtesdachte und auch sprach. Dabei ging es mirum Frieden und um Einheit, nicht um Streit. Dochdie Welt ist so – das war zu meiner Zeit nichtanders als zu Eurer –, dass sie leichter begreift,was sich unterscheidet.Mein Anliegen war es immer, Übereinstimmung,concordia, herbeizuführen. Das Wesen der Dingeist nicht zu erfassen, wenn wir das Trennendebetonen. Das mag am Anfang gut und richtig sein,um die Vielfalt zu begreifen. Doch sie führtzu Stillstand.„Eure Schriften, ich denke zum Beispielan die „Docta ignorantia“,aber auch an „De visione dei“, sindberühmt, und schon zu Eurer Zeitblieben sie nicht unbeachtet. Dabeihabt Ihr Euren Zeitgenossen Schwierigeszugemutet.Cusanus: Das ist gewiss wahr. Wieder und wiedersuchte ich den Weg, verständlich mich zu machen.Wahrlich viel Mühe habe ich mir gegeben, wie Ihrmir zugestehen werdet, wenn Ihr meine Schriftengelesen habt.Doch die Einsamkeit blieb mir nicht erspart. Fliehenmusste ich, weil ich um mein Leben bangte. Denjungen Cusanerinnen und Cusanern sage ich: Nichtjene bringen die Welt voran, die wenig Widerstanderregen. Es sind stets die, die souverän vorangehen. Eines solltet Ihr dabei beachten: Trachtetstets danach, verstanden zu werden. Seid konkretund anschaulich und flüchtet nicht in abstrakteDas Wesender Dingeist nicht zu erfassen,wenn wirdas Trennendebetonen.Sprache. Für die Menschen denkt und redet Ihr,nicht für die Archive.Ein Letztes möchte ich noch fragen: Ihr seidviel gereist. Auch das <strong>Cusanuswerk</strong> regt seineStipendiaten an, eine Zeit im Ausland zu verbringen.Was hat es Euch genützt?Cusanus: Genützt? Das klingt mir doch sehr kapitalistisch.Ich weiß, ich weiß… Das ist heute so. Einhalbes Jahr im anderen Land, und schon öffnensich die Türen etwas eher, hinter denen mansich Macht und Geld erhofft.Doch überlegen wir und fragen uns:Was bedeutet es, fremde Orte aufzusuchen?Es ist wie im Denken auch:Man tritt nicht auf der Stelle.Heidelberg zum Beispiel behagte mir„nicht, zu eng und zu dogmatisch wardie Lehre dort. Ich ging zum Studiumnach Padua, dem Zentrum des zu meinerZeit modernen Wissens. GiulianoCesarini traf ich dort und schloss Freundschaftmit einem, der mir den Weg in die Politikzeigte.Und dann Florenz! Paolo, der geniale Mathematiker,wurde mir ein treuer Freund und heftiger Diskutant.Trier, Köln, Koblenz, Basel, Venedig, Byzanz,Brixen, Rom … Am Puls der Zeit zu sein, dort, woWissen sich entwickelt, das ist der Sinn desReisens. Meinte nicht auch Euer großer Goetherund 300 <strong>Jahre</strong> nach mir, die beste Bildung findeman auf Reisen?Ein fiktives Interview nach einer Ideevon Inge Michels, Bonn17

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