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Lehrbuch der Verhaltenstherapie - hannahdenker.de

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Zusammenfassung<br />

von<br />

Hannah Uhle<br />

Wentorgerstr. 63<br />

21029 Hamburg<br />

Reinecke, Hans (1999):<br />

<strong>Lehrbuch</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

&<br />

Tübingen: dgvt Verlag<br />

Margraf, Jürgen (1996):<br />

<strong>Lehrbuch</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong> (Bd. 1)<br />

Berlin u.a.: Springer<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!


Inhalt<br />

I Verhaltensdiagnostik.............................................................................................................. 1<br />

Ø Indikationsstellung<br />

Ø Problemanalyse<br />

II Grundlagen verhaltenstherapeutischen Metho<strong>de</strong>n................................................................ 9<br />

Ø Kognitionspsychologische Grundlagen<br />

Ø Psychologische Mo<strong>de</strong>lle als Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltentherapie<br />

III Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong>...................................................................................... 26<br />

Ø Klassische Konditionierung<br />

Ø Operante Verfahren<br />

Ø Strategien zum Abbau von Verhalten<br />

Ø Kontingenzmanagement<br />

Ø Bestrafungs- und Aversionsverfahren<br />

Ø Konfrontationsverfahren und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Ø Training in Angstbewältigung<br />

Ø Kognitive Therapien<br />

IV Spezifische Therapien (Margraf 1996)........................................................................... 105<br />

Ø Agoraphobie & Paniksyndrom<br />

Ø Zwangsstörung<br />

Ø Spezifische Phobien<br />

Ø Sozialphobie<br />

Ø Raucherentwöhnung


(I) Verhaltensdiagnostik<br />

Diagnostik und Indikationsstellung<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> war von Anfang an ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von<br />

unterschiedlichen Verfahren, die sich an Lerntheorien orientieren. Es sind Verfahren, durch<br />

die nicht die „Persönlichkeit“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Verhaltensweisen, einschließlich kognitiver,<br />

emotionaler und körperlicher Reaktionen, aufgebaut, reduziert und modifiziert wer<strong>de</strong>n. Es<br />

geht nicht um die Erfassung von Eigenschaften als theoretisch zu erschließen<strong>de</strong>n Konstrukte,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um die Erfassung von direkt beobachtbaren Verhaltensweisen einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> sie<br />

steuern<strong>de</strong>n Umgebungsbedingungen.<br />

Indikationsstellung<br />

Die Diagnostik zur Entscheidung zwischen verschie<strong>de</strong>nen Therapiemetho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verhaltentherapie zunächst unter <strong>de</strong>m Begriff „Verhaltensanalyse“ (behavioral analysis)<br />

diskutiert. Der Begriff stammt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlagenforschung. Er kennzeichnet die<br />

Skinner’sche Lerntheorie, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> das Verhalten durch die vorausgehen<strong>de</strong>n und<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Stimuli gesteuert wird. Die Analyse dieser verhaltenssteuern<strong>de</strong>n Stimuli war<br />

auch das Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> diagnostischen Verhaltensanalyse in <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Anwendung.<br />

Indikationsstellung meint die prinzipielle Zuordnung von therapeutischen Metho<strong>de</strong>n im<br />

weitesten Sinne – pharmakologisch-medizinische Metho<strong>de</strong>n, soziale o<strong><strong>de</strong>r</strong> psychologischtherapeutische<br />

Verfahren – zu Problem <strong>de</strong>s Patienten.<br />

Indikationskriterien:<br />

• Störungsursachen bzw. aufrechterhalten<strong>de</strong> Bedingungen � funktionale Analyse<br />

• Diagnostische Strategie (DSM bzw. ICD-Diagnosen) � störungsspezifische<br />

Verfahren<br />

• „keystone target behavior stragy“ (Nelson, 1988): nach <strong><strong>de</strong>r</strong> primär dasjenige<br />

Verhaltensproblem behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>de</strong>ssen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung am ehesten eine<br />

Generalisierung erwarten lässt<br />

Indikationsprüfung:<br />

• Indikationskriterien für das zu lösen<strong>de</strong> Problem sind als zutreffend und gültig<br />

nachgewiesen<br />

• Entspricht <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>nregeln genannten Ausgangsbedingungen<br />

• Erzielter Effekt ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erwünschte Zielzustand o<strong><strong>de</strong>r</strong> zumin<strong>de</strong>st einem Teil- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zwischenziel entspricht<br />

• Durch die Maßnahme die Barrieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ursachen – zumin<strong>de</strong>st teilweise – beseitigt<br />

wer<strong>de</strong>n können<br />

1


Bei einer vollständigen Prüfung auf prinzipielle Anwendbarkeit einer Metho<strong>de</strong> sind also die<br />

drei das Problem beschreiben<strong>de</strong> Merkmale:<br />

� Ausgangszustand<br />

� Barrieren/ Ursachen<br />

� Ziel<br />

Mit <strong>de</strong>n drei Merkmalen <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong><br />

� Ausgangsbedingungen<br />

� Operation<br />

� Erzielbarer Effekt<br />

Zu vergleichen.<br />

Problemanalyse<br />

2


Die Problemanalyse umfasst zwei Teilprozesse:<br />

1. Problemstrukturierung zur Formulierung und Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen, von<br />

ihm zu lösen<strong>de</strong>n Teilprobleme durch Angabe <strong>de</strong>s jeweiligen Ist- und Sollzustan<strong>de</strong>s<br />

2. Bedingungsanalyse zur I<strong>de</strong>ntifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursachen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bedingungen <strong>de</strong>s<br />

gegenwärtigen, unerwünschten Istzustan<strong>de</strong>s bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> für die Zielerreichung<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Bedingungen.<br />

Diagnostische Problemanalyseschemata: diagnostische Metaregeln, die Hinweise geben,<br />

welche Analyse- und Prüfschritte in welcher Reihenfolge unter welchen Voraussetzungen<br />

3


vorgenommen wer<strong>de</strong>n sollen. Sie sorgen für eine gewisse Standardisierung <strong>de</strong>s<br />

diagnostischen Prüf- und Entscheidungsprozesses.<br />

Problemstrukturierung<br />

Strategien <strong><strong>de</strong>r</strong> Strukturierung:<br />

Zustandsanalyse: setzt am gegenwärtigen, beklagten Zustand <strong>de</strong>s Patienten an.<br />

Zielanalyse: setzt an <strong>de</strong>n Wünschen und Zielen <strong>de</strong>s Patienten an<br />

Die zentralen, störungsspezifischen Teilprobleme ergeben sich aus <strong>de</strong>n Schwierigkeiten <strong>de</strong>s<br />

Patienten, <strong><strong>de</strong>r</strong>etwegen er die Behandlung aufsucht. Aus Sicht <strong>de</strong>s Therapeuten liegen<br />

unabhängige Teilprobleme vor, wenn die Lösung eines Teilproblems nicht „automatisch“<br />

auch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Teilprobleme löst. Kriterium für die Abgrenzung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Teilprobleme ist <strong>de</strong>mnach <strong><strong>de</strong>r</strong>en Unabhängigkeit.<br />

Teilprobleme: Im Zentrum <strong><strong>de</strong>r</strong> diagnostischen uns planerischen Tätigkeit <strong>de</strong>s Therapeuten<br />

steht die Definition und Formulierung von „Teilproblemen“. Das sind Sachverhalte, die nach<br />

Meinung <strong>de</strong>s Therapeuten im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Therapieziele:<br />

� Im Sinne erwünschter Endziele<br />

� Rückgriff auf Störungs- und Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswissen � konkrete Teilziele, Zusatzziele,<br />

Zwischenziele<br />

� Methodisch bedingte Zwischenziele (z.B. lernen eines Entspannungsverfahren als<br />

Voraussetzung für systematische Desensibilisierung)<br />

� Klinische Diagnosen als Indikationskriterien für Metho<strong>de</strong>nwahl<br />

Bedingunganalyse<br />

• Unterscheidung zwischen Entstehungsbedingungen und aufrechterhalten<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen<br />

• Bedingungsanalyse: nach Barrieren, <strong>de</strong>n aufrechterhalten<strong>de</strong>n bzw. zielverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen suchen<br />

• Funktionale Verhaltensanaylse: Lindsley (1964) S-R-C-K, Erweiterung durch<br />

Kanfer et a. um O (Stimulus-Organismus-Reaktion-Konsequenz-Kontingenz) �<br />

SORCK<br />

• Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltentherapie um die Kognitionsanalyse: zielen auf die<br />

unmittelbare Modifikation von Kognitionen ab und dysfunktionale Kognitionen<br />

unterschiedlicher Art sind das Indikationskriterium für diese Metho<strong>de</strong><br />

Multiple Bedingungsanalyse<br />

Je<strong>de</strong> Theorie macht eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Suchstrategie für die Analyse <strong>de</strong>s Einzelfalls erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. Die<br />

Bedingungsanalyse sollte daher nacheinan<strong><strong>de</strong>r</strong> aus jeweils einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en theoretischen<br />

4


Blickwinkel durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wobei zum Teil neue, zusätzliche Sachverhalte in das<br />

Blickfeld geraten, zum Teil aber auch gleiche Sachverhalte aus unterschiedlicher theoretischer<br />

Sicht betrachtet wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> dieser Analysen ist unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Die Ergebnisse<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Analyse sollten für sich betrachtet und zunächst die Schlussfolgerung für das<br />

weitere Vorgehen ziehen, als lägen nur die Ergebnisse dieser Bedingungsanalyse vor. Es wird<br />

also nach je<strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse entschie<strong>de</strong>n, welche Metho<strong>de</strong> – aus diesem Blickwinkel gesehen –<br />

indiziert wäre.<br />

Erst bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapieplanung wer<strong>de</strong>n dann die verschie<strong>de</strong>nen Therapiemetho<strong>de</strong>n, die für die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Teilprobleme zusammengetragen. Im Therapieplan ist dann festzulegen,<br />

welches Verfahren tatsächlich in welcher Reihenfolge zur Anwendung kommen soll.<br />

Therapieplanung<br />

Wahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong><br />

• Bewertung<br />

o Fachlich angemessen<br />

o Ethisch vertretbar<br />

• Machbarkeit<br />

o Institution<br />

o Therapeuten<br />

o Therapiemotivation<br />

• Kontraindikationen<br />

Therapieplanung umfasst folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

• Indikationsstellung<br />

• Metho<strong>de</strong>nwahl<br />

• Ablaufplanung, Reihenfolge<br />

• Konkretisierung<br />

Therapiedurchführung und Evaluation<br />

Realisationsentscheidungen: Das Verhalten <strong>de</strong>s Therapeuten ist durch die geplanten<br />

Absichten nicht festgelegt. Es kann modifiziert und konkretisiert wer<strong>de</strong>n und neue Absichten<br />

generiert wer<strong>de</strong>n. Die Be<strong>de</strong>utung solcher Realisationsentscheidungen wird durch Ergebnisse<br />

einer Untersuchung von Vogel (1994) dokumentiert: danach wechselt o<strong><strong>de</strong>r</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t ein<br />

Therapeut während einer Sitzung häufiger als alle zwei Minuten seine Absichten.<br />

Die Güte solcher Entscheidungen steht und fällt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Güte <strong><strong>de</strong>r</strong> Prognose <strong>de</strong>s<br />

Therapieerfolgs durch <strong>de</strong>n Therapeuten. Tatsächlich scheint jedoch die Fähigkeit von<br />

Therapeuten, <strong>de</strong>n Therapieerfolg richtig vorauszusehen, nicht sehr gut zu sein. Im Rahmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bochumer Angsttherapiestudie (Schulte, et al., 1991) wur<strong>de</strong> nach je<strong><strong>de</strong>r</strong> Therapiesitzung<br />

die Zuversicht <strong>de</strong>s Therapeuten erfragt und mit <strong>de</strong>m Therapieerfolg korreliert. Ergebnisse: 0,2<br />

bis 0,35; selbst gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie steigt die Korrelation auf maximal 0.5.<br />

5


Fazit: Wichtigkeit objektiver Testverfahren zur Therapieevaluation, während <strong>de</strong>s<br />

Therapieverlaufs. Entsprechen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong>n zur therapiebegleiten<strong>de</strong>n Ergebnisevaluation sind<br />

zu Behandlungsbeginn zu planen.<br />

Im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessevaluation muß <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut fortlaufend registrieren, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<br />

das Basisverhalten in ausreichen<strong>de</strong>m Maße zeigt. Sind hier Störungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme<br />

festzustellen, so sind die prozeßbezogenen Teilprobleme zu formulieren, und ihre Analyse<br />

rückt – vorübergehend – in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Therapeuten.<br />

Basisverhalten <strong>de</strong>s Patienten<br />

• Therapienachfrage (Anwesenheit)<br />

• Mitarbeit<br />

• Selbstöffnung<br />

• Erprobung neuer Verhaltensweisen („Hausaufgaben“)<br />

• Aktivität und Initiative (Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in <strong>de</strong>n Alltag übertragen)<br />

Prozessanalyse<br />

Die Determinanten <strong>de</strong>s Basisverhaltens sind im Rahmen einer Prozessanalyse zu überprüfen.<br />

Motivationsanalyse<br />

Motive <strong>de</strong>s Patienten<br />

• Aversive Aspekte: Lei<strong>de</strong>n, Normabweichung, Hilflosigkeit<br />

• Aversive Folgen: Beeinträchtigung, Ablehnung, sozialer Druck<br />

• Positive Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie: hilfreiche beziehung<br />

• Positive Folgen: äußerer Störungsgewinn, psychologischer Störungsgewinn<br />

Erwartung an die Therapie<br />

• Zuversicht<br />

• Kompetenz<br />

• Verständnis<br />

• Unterstützung<br />

• Vertrauenswürdigkeit<br />

• Notwendikeit <strong><strong>de</strong>r</strong> „Patientenrolle“<br />

• Autonomie<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Therapeuten ist es, daraus Handlungs-Ergebnis-Erwartungen zu machen, also<br />

<strong>de</strong>m Patienten <strong>de</strong>utlich zu machen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie davon abhängt, dass er in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Therapie mitarbeitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeiner: das Basisverhalten zeigt.<br />

Im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivationsanalyse prüft <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut, ob fehlen<strong>de</strong> Motivation für eine<br />

eingeschränkte Therapiemotivation und damit ein unzureichen<strong>de</strong>s Basisverhalten vorliegen.<br />

Beziehungsanalyse<br />

6


Eine Möglichkeit zur Beeinflussung <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapiemotivation <strong>de</strong>s Patienten: die Gestaltung<br />

einer för<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen therapeutischen Beziehung. Die therapeutische Beziehung bestätigt o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

modifiziert die Therapieerwartungen <strong>de</strong>s Patienten und damit:<br />

• Seine Therapiemotivation<br />

• Sein aktuelles Basisverhalten<br />

• Schafft er die Voraussetzungen für die erfolgversprechen<strong>de</strong> Durchführung spezifischer<br />

Therapiemetho<strong>de</strong>n<br />

Therapeutische Beziehung: Dasjenige, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient am Verhalten <strong>de</strong>s Therapeuten<br />

wahrnimmt und mit seinen Erwartungen vergleicht: die subjektive Sicht <strong>de</strong>s<br />

Therapeutenverhaltens durch <strong>de</strong>n Patienten – also die ursprüngliche Sicht von Carl Rogers<br />

(1959).<br />

Nach <strong>de</strong>m hier vorgestellten Mo<strong>de</strong>ll sollte die verlaufsbezogene Strategie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel kein<br />

primäres Anliegen <strong>de</strong>s Therapeuten sein. Sie ist nur dann zu realisieren, wenn ansonsten die<br />

Verwirklichung <strong><strong>de</strong>r</strong> metho<strong>de</strong>nbezogenen Strategie, also <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz effektiver Metho<strong>de</strong>n für<br />

die gezielte Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> speziellen Störung, erschwert wäre.<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ungspunkte für die Problemanalyse und Therapieplanung<br />

Eingangdiagnostik<br />

1. Allgemeine Informationen<br />

a. Daten zur Person<br />

b. Schwierigkeiten und Auffälligkeiten<br />

c. Genese und Vorbehandlungen<br />

d. Auftreten und Interaktionsverhalten<br />

2. Problemstrukturierung<br />

a. Zustandsanalyse: Diagnosen und Ressourcen<br />

b. Zielanalyse: Therapieziele<br />

c. Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilprobleme<br />

d. Verhaltensdiagnostik<br />

3. Bedingungsanalyse<br />

a. Störungsanalysen<br />

i. Analyse äußerer Rahmenbedingungen<br />

ii. Analyse körperlicher Rahmenbedingunen<br />

iii. Störungsspezifische Analyse o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensanalyse<br />

b. Kognitionsanalyse<br />

Prozessanalysen I: Motivationsanalysen<br />

i. Analyse <strong>de</strong>s subjektiven Störungsmo<strong>de</strong>lls<br />

ii. Analyse äußerer Folgen<br />

iii. Analyse psychologischer Folgen<br />

Prozessanalysen II: Beziehungsanalysen<br />

iv. Analyse <strong>de</strong>s interaktiven Therapeutenverhaltens<br />

v. Analyse <strong>de</strong>s interaktiven Patientenverhaltens<br />

7


Für je<strong>de</strong> Beziehungsanalyse:<br />

Therapieverlauf<br />

1. Zusätzliche analysespezifischen Informationen<br />

2. Interpretation/Bedingungsmo<strong>de</strong>lle<br />

3. Strukturierung<br />

4. Therapiemetho<strong>de</strong>n<br />

5. Beziehungsgestaltung<br />

6. Bedingungsmo<strong>de</strong>lle zur Genese<br />

4. Therapieplanung<br />

5. Therapieverlauf<br />

6. Therapiebegleiten<strong>de</strong> Diagnostik<br />

a. Prozessevaluation<br />

b. Ergebnisevaluation<br />

7. Zusätzliche Störungsanalyse o<strong><strong>de</strong>r</strong> Prozessanalyse<br />

a. Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilprobleme<br />

b. Bedingungsanalyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilprobleme<br />

c. Adaptive Therapieplanung<br />

Therapieabschluß<br />

8. Therapieabschluß<br />

a. Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung<br />

b. Abschlussdiagnosen<br />

c. Erfolgsbeurteilung<br />

d. Prognose<br />

e. Kommentar<br />

8


II Grundlagen verhaltenstherapeutischen Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> basiert auf lerntheoretischen Mo<strong>de</strong>llen, weil therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

im Kern als ein Prozess <strong>de</strong>s Lernens aufgefasst wird. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s be<strong>de</strong>utsam für die<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezug zur Grundlagenforschung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie, damit eine<br />

prinzipielle theoretische, methodologische und empirische Fundierung möglich wird. Ein<br />

Kernbereich für die psychologische Orientierung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong> bil<strong>de</strong>n seit jeher die<br />

Lerntheorien.<br />

Verhalten:<br />

� Beobachtbare Äußerungen <strong>de</strong>s Organismus<br />

� Kognitive Prozesse<br />

� Psychophysiologische Prozesse<br />

Credo <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong>: „Menschliches Verhalten ist in wesentlichen Aspekten<br />

gelernt, kann also auch ver-, um—o<strong><strong>de</strong>r</strong> neu gelernt wer<strong>de</strong>n!<br />

Therapie als Lernprozeß<br />

- Vom S-R- zum System-Mo<strong>de</strong>ll menschlichen Verhaltens<br />

Prozeß:<br />

• Einzelne Elemente in einem kontinuierlichen Ablauf lassen sich<br />

unterschei<strong>de</strong>n<br />

• Unter einem gewissen Gesichtspunkt sind sie zusammengehörig<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong>de</strong>s verhaltenstherapeutischen Prozesses hat es sich als sinnvoll erwiesen,<br />

folgen<strong>de</strong> Elemente zu differenzieren:<br />

• Verhaltensweisen (Reaktionen) � R<br />

• Situationen komplexer Natur (Stimuli) � S<br />

• Situationen, die einem Verhalten zeitlich nachfolgen (Konsequenzen) � C<br />

• Variablen <strong>de</strong>s Organismus, als relativ konstante Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>atoren <strong>de</strong>s Verhaltens; in<br />

neuerer Zeit wer<strong>de</strong>n darunter oft auch kognitive Verarbeitungsmechanismen,<br />

Standards, Erwartungen, biographische Ereignisse etc. subsumiert, die das Verhalten<br />

mit <strong>de</strong>terminieren; aus diesem Grun<strong>de</strong> wird diese Variable als Selbstregulationssystem<br />

bezeichnet (O)<br />

Die Analyse <strong>de</strong>s Verhaltensablaufs in einzelne unterscheidbare Ereignisse nach diesem<br />

Schema hat zum Ziel das Verhalten (R) eines Menschen als abhängig von Situations-,<br />

Selbstregulations- und Konsequenzbedingungen zu beschreiben (Kanfer et al., 1996). Dies<br />

macht auch <strong>de</strong>n Kernbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> sog. Funktionalen Verhaltensanalysen aus. Resultar:<br />

Verhaltensgleichung.<br />

9


Erweiterung <strong>de</strong>s Ursprungsmo<strong>de</strong>ll um verschie<strong>de</strong>ne Ebenen (nach Kanfer, 1979):<br />

α-Variablen: externe situative Bedingungen sowie beobachtbare Merkmale <strong>de</strong>s Verhaltens,<br />

wenn sie ein Element <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenskette darstellen.<br />

β-Variablen: ver<strong>de</strong>ckte, gedankliche Prozesse, die ebenfalls als Auslöser, als Merkmale o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

als Konsequenzen <strong>de</strong>s menschlichen Verhaltensablaufs gesehen wer<strong>de</strong>n können<br />

γ-Variablen: überdauern<strong>de</strong> biologische und physiologische Ausstattung <strong>de</strong>s Menschen,<br />

aktuelle somatische und physiologische Aspekte<br />

Klassisches Konditionieren<br />

Pawlow (1927) hat gezeigt, dass durch eine zeitliche und räumliche Koppelung eines<br />

biologisch relevanten Stimulus (unkonditionierter Stimulus: UCS) mit einem zunächst<br />

neutralen Stimulus (neutraler Stimulus: NS) dieser neue Reiz Hinweis- und Auslösefunktion<br />

für eine früher unbedingte (unbedingte Reaktin: UCR), nun mehr aber bedingte Reaktion<br />

(konditionierte Reaktion: CR) erhalten kann.<br />

Im Prinzip han<strong>de</strong>lt es sich um ein S-R-Mo<strong>de</strong>ll, weil<br />

1. spezielle Aspekte von S in ihrer Wirkung auf R untersucht wer<strong>de</strong>n<br />

2. S zeitlich vor R gelagert ist<br />

3. Konsequenzen © <strong>de</strong>s Verhaltens ®, also nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführung einer Reaktion nicht im<br />

Blickwinkel stehen.<br />

UCS: Im Humanbereich nicht nur ein punktuell traumatisches Ereignis, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

chronische Belastungen, unlösbare Konflikte und interpersonale Stresssituationen<br />

Das Prinzip <strong>de</strong>s klassischen Konditionierens beruht auf sog. Assoziation: Durch zeitliche und<br />

räumliche Kopplung erwirbt ein vorher neutraler Reiz auch die Funktion als Auslöser für eine<br />

ursprünglich unbedingte Reaktion (Kontiguitätsprinzip). Durch klassische Konditionierung ist<br />

keinesfalls eine vollständige Erklärung gegeben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur bestimmte Aspekte.<br />

Operantes bzw. instrumentelles Konditionieren<br />

Innerhalb einer Verhaltenskette lassen sich Reaktionen unterschei<strong>de</strong>n, die offensichtlich von<br />

ihren Konsequenzen <strong>de</strong>terminiert sind. Das Mo<strong>de</strong>ll lässt sich in Abhebung zum klassischen<br />

Konditionieren als R-S-Mo<strong>de</strong>ll beschreiben, weil<br />

1. in erster Linie Merkmale von Stimuli in ihrer Wirkung auf die zukünftige<br />

Auftretungswahrscheinlichkeit von Verhalten untersucht wird<br />

2. Stimuli, also Konsequenzen nach einem Verhalten ® liegen<br />

3. Auslöser <strong>de</strong>s Verhaltens (also Stimuli vor <strong>de</strong>m Auftreten <strong>de</strong>s Verhaltens) zwar<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n, in ihrer Relevanz jedoch eine untergeordnete Rolle spielen. Ein<br />

erneutes Auftreten einer Reaktion hängt davon ab, ob die vorherige Reaktion<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben operanten Klasse verstärkt wird<br />

10


Man unterschei<strong>de</strong>t folgen<strong>de</strong> Komponenten:<br />

C+: positive Verstärkung (<strong>de</strong>m Verhalten folgt eine positive Konsequenz)<br />

/C-: negative Verstärkun (aversive Konsequenz wird entfernt)<br />

C-: direkte Bestrafung<br />

/C+: indirekte Bestrafung (angenehme Konsequenz entfernt)<br />

SD: Hinweis auf Verstärkung<br />

S^: Hinweis auf Bestrafung<br />

Welche <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsequenzen als kontingent anzusehen sind, hängt nicht nur von <strong><strong>de</strong>r</strong> bloßen<br />

Kontiguität, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Merkmalen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammengehörigkeit ab. Darüber hinaus bil<strong>de</strong>t das<br />

Individuum aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge von Vehaltenskonsequenzen offenbar eine Art „Bilanz“: Positive,<br />

negative und neutrale Konsequenzen wer<strong>de</strong>n im Sinne <strong>de</strong>s „relativen Effekts“ aufsummiert<br />

und im Repertoire <strong>de</strong>s Verhaltens eines Organismus wird dasjenige herausgefiltert, das in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Summe die relativ besten Ergebnisse erzielt.<br />

Verstärkerpläne:<br />

Zur Ausformung von Verhalten sollte Verhalten kontinuierlich verstärkt wer<strong>de</strong>n; zur<br />

Stabilisierung von Verhalten sollte auf intermittieren<strong>de</strong> Verstärkung (Quote, Intervall)<br />

übergegangenen wer<strong>de</strong>n, weil solchermaßen variabel verstärktes Verhalten beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

löschungsresistent ist.<br />

Zwei-Faktoren bzw. Zwei-Prozeß-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Der Grundgedanken <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls besteht darin, dass man sich die Entstehung von psychischen<br />

Störungen i<strong>de</strong>alerweise nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s klassischen Konditionierens, die<br />

Aufrechterhaltung jedoch nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s operanten Konditionierens vorstellen kann.<br />

Das Zwei-Faktoren-Mo<strong>de</strong>ll besagt also, dass Angst durch eine Kopplung einer tatsächlich<br />

aversiven Situation (UCS) und <strong>de</strong>m Erleben aversiver Konsequenzen (UCR) mit einem<br />

zunächst neutralen (NS) und später konditionierten Situation (CS) enstehen. Durch mehrfache<br />

Kopplung von CS und UCS erwirbt <strong><strong>de</strong>r</strong> CS die Funktion eines bedingten Auslösers, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

(nunmehr konditionierten Situation ) Angstreaktion (CR) = Erster Faktor<br />

Der CS bekommt gleichzeitig Signalfunktion (=S^) für die aversive Situation und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Kosequenzen (UCS und UCR), so dass das Individuum aus dieser Situation fliehen bzw. sie<br />

künftig vermei<strong>de</strong>n kann. Die Vermeidungsreaktion (Ř) hält das Individuum von <strong>de</strong>n erneuten<br />

traumatischen Situationen fern das Entfallen <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Situation (/C-) bietet eine sofortige<br />

(negative) Verstärkung für die Vermeidungsreaktionen, so dass diese im Repertoire <strong>de</strong>s<br />

Individuums stabilisiert wird. Die Vermeidungsreaktion weist <strong>de</strong>shalb eine hohe<br />

Löschungsresistenz auf, weil für das Individuum keinerlei „Überprüfung“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefährlichkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglich traumatischen Situation mehr erfolgt (= zweiter Faktor)<br />

Flucht: Das Individuum ist noch im Kontakt mit <strong>de</strong>m aversiven Reir und entflieht diesem<br />

Vermeidung: schon aufgrund bestimmter diskriminiativer Hinweisreize kann das Individuum<br />

<strong>de</strong>m aversiven Stimulus entkommen, somit erfolgt kein Kontakt mehr mit <strong>de</strong>m aversiven<br />

Stimulus<br />

11


Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie:<br />

• Annahme, dass beliebige neutrale Stimuli die Funktion konditionierter Stimuli (CS)<br />

übernehmen können<br />

• Nachweis von Konditionierungsbedingungen bei psychischen Störungen<br />

• Teilweise überholt<br />

Entwicklung und Differenzierungen im Rahmen klassischer Lerntheorien<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Preparedness (Seligman)<br />

Die Frage ist, warum nicht alle neutralen Stimuli zu Auslösern von Störungen wer<strong>de</strong>n<br />

(Äquipotenzannahme).<br />

• Lernprozesse sind Biologisch-evolutionär eingebettet<br />

• Bestimmte Verknüpfungen müssen rasch und stabil gelernt wer<strong>de</strong>n (z.B. Dunkelheit-<br />

Gefahr)<br />

• Rasche Verknüpfbarkeit bezeichnet man als „prepareness“<br />

Preparness bezieht sich also nicht auf spezielle Stimuli (bzw. Reaktionen), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf <strong>de</strong>n<br />

Umstand, dass es für <strong>de</strong>n Organismus von ihrer biologischen Ausstattung her günstig ist,<br />

bestimmte Verknüpfungen rasch und stabil zu erlernen (dies begünstigt Anpassung und<br />

Überleben).<br />

Von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Be<strong>de</strong>utung erscheint das Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Prepareness, vor allem zur Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entstehung von Angststörungen, während die Relevanz zur Therapieplannung wohl<br />

eingeschränkt bleibt. Aber: Ergänzung zum Zwei-Faktoren-Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Typ A- und Typ B-Konditionierungen (Eysenck)<br />

Typ A-Konditionierung: UCS und CS sind verschie<strong>de</strong>n und extreme motivationale<br />

Bedingungen (z.B. Hunger) sind für die Schaffung einer entsprechen<strong>de</strong>n Koppelung<br />

ausschlaggebend.<br />

Typ B-Konditionierung: Hier ist <strong><strong>de</strong>r</strong> UCS <strong>de</strong>m CS sehr ähnlich und <strong><strong>de</strong>r</strong> UCS besitzt<br />

seinerseits selbst motivationale Eigenschaften (z.B. Aversivität). Durch die Ähnlichkeit löst<br />

bereits <strong><strong>de</strong>r</strong> CS ununterbrochen die CR aus. Diese besitzt selbst aversive<br />

Stimuluscharakteristika, so dass es zu einer ständigen Aufschaukelung von Angst kommt.<br />

Eysenck (1979) hat diesen Prozess auch als „Inkubation“ bezeichnet.<br />

Speziell zur Erklärung komplexer Ängste (Herzphobien, Krankheitsängste) o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch im<br />

Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Panikstörungen und verschie<strong>de</strong>ner psychophysiologischer Störungen bietet das<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Inkubation eine Erweiterung <strong>de</strong>s Zwei-Faktoren-Mo<strong>de</strong>lls. Man kann sich hier<br />

Inkubation bzw. Typ B-Konditionierungen als kontinuierlichen Aufschaukelungsprozess von<br />

kognitiven, Verhaltens- und physiologischen Prozessen vorstellen.<br />

12


Kontiguität und Kontingenz (Garcia)<br />

Es können nicht beliebige Stimuli (in zeitlicher und räumlicher Nähe eines UCS) die Funktion<br />

eines CS annehmen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Individuum sucht die Umgebung auf diejenigen Stimuli ab,<br />

die am besten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind, einen UCS (und damit eine potentielle UCR) vorherzusagen.<br />

Konditionierung be<strong>de</strong>utet damit nicht eine passive o<strong><strong>de</strong>r</strong> zufällig Koppelung zwischen<br />

Ereignissen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Lernen von Beziehungen zwischen Ereignissen; die Kontiguität<br />

bil<strong>de</strong>t sicher eine günstige Voraussetzung für dieses Lernen von Beziehungen ähnlich wie<br />

beim Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Attribution. Das Individuum sucht seine Umgebung daraufhin ab, welche<br />

Ereignisse als zusammengehörig angesehen wer<strong>de</strong>n können (= Bildung von Kontingenzen).<br />

Aufgrund biologischer Voraussetzungen etwa ist es wahrscheinlich, dass in <strong>de</strong>n<br />

Tierexperimenten von Garcia Geruch und Geschmack eher einen Prädiktor für die Wirkung<br />

von Futter (z.B. Übelkeit vs. Sättigung) darstellen als dies Röntgenbestrahlung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bestimmte Lichtverhältnisse gegeben wären.<br />

Kontiguität stellt eine günstige Voraussetzung für das Lernen da, das Individuum bil<strong>de</strong>t aber<br />

nicht zufällig Zusammenhänge (irrelevante Assoziationen), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es erfolgt eine aktive<br />

Koppelung zwischen Reizen (bzw. zwischen Verhalten und Konsequenzen), die in Relation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kontingenz zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stehen.<br />

Sicherheits-Signal-Hypothese (Rachman)<br />

Grundlage ist die Annahme, dass Organismen nicht nur eine Verknüpfung zwischen<br />

belasten<strong>de</strong>n Ereignissen (UCS) und entsprechen<strong>de</strong>n Prädiktoren (CS) für eine potentielle<br />

Gefahr (UCR bzw. CR) erlernen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Signale für Sicherheit erlernen.<br />

Patienten erlernen also gewissermaßen auch diejenigen Prädiktoren, die ihnen (subjektiv) die<br />

Gewähr einer gewissen Sicherheit bieten. Im Falle pathologischer Ängste besitzen<br />

Sicherheitssignale eine problematische Funktion insofern, als sie <strong>de</strong>n Patienten scheinbare<br />

Sicherheit vorgeben und aktive Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dieser passive Aspekt<br />

engen <strong>de</strong>n Verhaltensspielraum eines Patienten weiter ein und führen nicht zu einer<br />

Bewältigung von Angst. Eine wichtige therapeutische Implikation <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls besteht darin,<br />

aktive Bewältigungsstrategien im Repertoire <strong>de</strong>s Individuums auszuformen; die bisherigen<br />

passiven Sicherheitssignale bieten insofern eine nur scheinbare Sicherheit, als sie eine echte<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst gera<strong>de</strong>zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Kognitive Komponente: Das Erwartungs-Mo<strong>de</strong>ll von Tolman<br />

Tolman (1932) hat das Konstrukt <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartung als beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s einfache, klare und sparsame<br />

Version <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung von Verhalten vorgeschlagen.Erwartung als Konstrukt kann<br />

Zusammenhänge zwischen Umweltbedingungen und <strong>de</strong>m Lernen erklären. Erwartungen im<br />

Sinne von Hypothesen steuern und filtern unsere Wahrnehmung und Erwartungen bil<strong>de</strong>n für<br />

Patienten einen unverrückbaren Teil ihrer Realität.<br />

13


Kognitionspsychologische Grundlagen<br />

Kognitionspsychologische Vorstellungen ziehen sich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Lerntheorien, im Grun<strong>de</strong> seit Tolman (1932) und seinen Überlegungen zu einer<br />

Erwartungstheorie <strong>de</strong>s Lernens. Die Grenzen verschwimmen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in neueren<br />

lerntheoretischen Mo<strong>de</strong>llen, wo Lernen als „komplexe Informationsverarbeitung“ gesehen<br />

wird (Eelen, 1982)<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Self-efficacy von Bandura<br />

„self-efficacy“: nach diesem Mo<strong>de</strong>ll bil<strong>de</strong>t eine Person zwei Typen von Erwartungen:<br />

� Zunächst eine Erwartung, ob und inwiefern sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sein wird, angesichts einer<br />

Situation ein bestimmtes Verhalten zu realisieren (Erwartung <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbst-Effizienz)<br />

� Erwartung darüber, inwiefern das gezeigte Verhalten bstimmte (erwünschte)<br />

Ergebnisse erzielen wird (Erwartung einer Verhalten-Effektivität)<br />

Bandura (1977) konnte zeigen, dass die Erwartung einer Selbst-Effizienz für eine<br />

Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von ausschlaggeben<strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung ist. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung, er<br />

könne sowieso wenig o<strong><strong>de</strong>r</strong> nichts zur Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung seines Problems beitragen, so ist es<br />

zumeist die Aufgabe <strong>de</strong>s Therapeuten, auf dieser Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartungen zu intervenieren.<br />

Konkrete Möglichkeiten dazu bieten sich mit Beispielen von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Klienten, die eine<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>barkeit vor Augen führen; eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient in<br />

kleinsten Schritten selbst die Erfahrung macht, dass seine Sichtweise einer Situation für <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Wirkung und sein Verhalten für entsprechen<strong>de</strong> Effekte ausschlaggebend sind. Hier zeigt sich<br />

die enge Verzahnung von konkreten Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensebene und einer<br />

Umstrukturierung kognitiver Muster (Erwartungen).<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungsprozesse bei R.S. Lazarus<br />

Lazarus (1981) spricht von zwei Stufen von Bewertungsprozessen:<br />

Primary appraisal: angesichts einer Situation erfolgt zunächst eine Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr<br />

einer Situation<br />

Secondary appraisal: bei „Gefahr“ kommt es zu einer zweiten Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertung, nämlich<br />

einer Einschätzung eigener Bewältigungsmöglichkeiten<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll von Lazarus ver<strong>de</strong>utlicht eine enge Vernetzung von kognitiven Prozessen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bewertung mit emotionalen Aspekten (z.B. Angst) und Möglichkeiten zur<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung und Bewältigung belasten<strong><strong>de</strong>r</strong> Situationen und Emotionen. Das Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungsprozesse bei Lazarus wur<strong>de</strong> zwar weitgehend unabhängig von klinischpsychologischen<br />

Interventionsverfahren entwickelt, die <strong>de</strong>m Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> „kognitiven<br />

Therapien“ (z.B. Beck, Ellis, Meichenbaum…) zuzuor<strong>de</strong>nen sind; die inhaltlichen und<br />

wissenschaftlichen Vernetzungen sind allerdings nicht zu übersehen: Bei allen Vertretern<br />

kognitiver Therapien spielen Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung kognitiver<br />

Aspekte eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle.<br />

14


Die spezielle kognitive Ätiologiemo<strong>de</strong>lle gehen davon aus, dass beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s Panikpatienten<br />

interozeptive Stimuli in spezieller Weise wahrnehmen und bewerten. Diese Bewertung und<br />

Verknüpfung mit <strong>de</strong>m Gedanken an „Gefahr“ bzw. an eine antizipierte Schädigung führen zu<br />

interner körperlicher (psycho-physiologischer) Erregung, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um als<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bedrohlich wahrgenommen wird usw. Eine therapeutische Implikation dieser<br />

theoretischen Mo<strong>de</strong>llannahmen besteht darin, nicht nur konkrete Verhaltensmuster, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

spezielle Bewertungsprozesse zum Ansatzpunkt <strong>de</strong>s therapeutischen Vorgehens zu erheben.<br />

Theorie assoziativer Netzwerke (P. Lang)<br />

Im Prinzip han<strong>de</strong>lt es sich um ein Mo<strong>de</strong>ll, das eine wesentliche Determinante menschlicher<br />

Emotionen in ihrer kognitiv-psychophysiologischen Repräsentation sieht. Hierbei spielen<br />

Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsverarbeitung eine ausschlaggeben<strong>de</strong> Rolle. Informationen,<br />

Wahrnehmung über externe und interne Ereignisse wer<strong>de</strong>n nach Lang (1979) in Form<br />

assoziativer Netzwerke verarbeitet; zu unterschei<strong>de</strong>n sind dabei:<br />

� Informationen über semantische Be<strong>de</strong>utungen<br />

� Informationen über Merkmale einer komplexen Situation<br />

� Informationen über eigene Reaktionsmöglichkeiten<br />

Komplexe � semantische Bewertung --- Vorerfahrungen --- Bezug eigene Person<br />

Externe � Beurteilung d. Situation --- Gefahr<br />

Situationen � Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reaktion --- Hilflosigkeit --- Angst<br />

System-Mo<strong>de</strong>ll menschlichen Verhaltens<br />

Für die <strong>Verhaltenstherapie</strong> muß man die funktionale Analyse nach wie vor als eine ganz<br />

zentrale Grundlage ansehen. Gemeint ist damit die Annahme, dass man menschliches<br />

Verhalten (=R) als eingebettet in auslösen<strong>de</strong> (=S) sowie aufrechterhalten<strong>de</strong> Bedingungen (=C)<br />

ansehen muß.<br />

S αβγ � Selbstregulationssystem (βγ) � R αβγ � C αβγ<br />

Α-,β-,γ-Variablen<br />

Lang (1971) unterschei<strong>de</strong>t verschie<strong>de</strong>ne Ebene – sowohl auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ebene <strong>de</strong>s Verhaltens (R),<br />

von Situationen (S) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsequenzen (C). Neben <strong>de</strong>m Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse-Ebenen<br />

besitzen α, β und γ gleichzeitig die Funktion von Determinanten <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

(gewissermaßen also als unabhängige Variable).<br />

Ein gedanklicher Prozeß (Vorstellung, Erwartung …) bil<strong>de</strong>t nicht nur einen speziellen Aspekt<br />

einer komplexen Situation (Sβ); dieser Gedanke wird möglicherweise zu einem höchst<br />

be<strong>de</strong>utsamen Auslöser für eine Verhaltenskette (z.B. im Sinne einer Planung…). Ein<br />

Merkmal <strong><strong>de</strong>r</strong> System-Analyse besteht somit darin, nicht nur einzelne Elemente (α, β und γ) zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ihre Funktion in <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerung menschlichen Verhaltens zu<br />

berücksichtigen.<br />

Selbstregulationssystem (β γ)<br />

15


Situationen lösen Reaktionen nicht unvermittelt aus, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es erfolgt eine Vermittlung<br />

zumin<strong>de</strong>st über sogenannte Organismus-Variablen. Das SORKC-Mo<strong>de</strong>ll bil<strong>de</strong>te über lange<br />

Zeit hinweg die Grundstruktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensanalyse.<br />

Selbstregulation: Die Regulation menschlichen Verhaltens ist nicht nur durch externe<br />

Determinanten erklärbar. Zur Erklärung müssen –speziell nach Kanfer (1971)-<br />

Gesichtspunkte innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Person als entschei<strong>de</strong>nd angesehen wer<strong>de</strong>n. Dazu zählen<br />

zunächst stabile und variable somatisch-physiologische Merkmale (� γ-Variablen), daneben<br />

müssen auch psychologische Strukturen als be<strong>de</strong>utsam angesehen wer<strong>de</strong>n (z.B.<br />

Lerngeschichte, selektive Wahrnehmung, etc.) � β-Variablen<br />

Dynamik: Interaktion und Rückkoppelung<br />

Die Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Interaktion be<strong>de</strong>utet eine zentrale Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Welt- und<br />

Menschenbil<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenstheorie: Menschliches Verhalten wird nicht nur als Re-Aktion<br />

auf situationale Bedingung gesehen. Situative Bedingungen, Umgebung, etc. sind vielmehr<br />

auch Ergebnisse eines aktiven Eingriffs von Menschen in externe (und zum Teil interne)<br />

Bedingungen. � „reziproker Determinismus (Bandura, 1977)<br />

Die einzelnen Ebenen interagieren sehr rasch, teilweise kann es zu Prozessen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abschwächung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkung o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Aufschauekelns kommen; somit ist das einzelbe<br />

Element nicht als bloßer Stimulus zu sehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in seiner Wirkung auf das Verhalten als<br />

Ergebnis <strong>de</strong>s komplexen Zusammenspiels unterschiedlicher Ebenen zu verstehen.<br />

Den zweiten Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkoppelung machen Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Elementen aus: Als typisches Beispiel lässt sich auf <strong>de</strong>n Punkt <strong>de</strong>s Selbstregulationssystems<br />

verweisen; hier wer<strong>de</strong>n auf kognitiver Ebene (β) Konsequenzen vorweggenommen und sie<br />

bil<strong>de</strong>n ganz spezielle Determinanten für das nachfolgen<strong>de</strong> Verhalten. Konsequenzen <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens besitzen im weiteren Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenskette eine wichtige Funktion für die<br />

neuerliche Auftrittswahrscheinlichkeit usw.<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

16


Psychische Probleme sind durch drei Komponenten zu kennzeichnen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Analogie zum<br />

Problemlösen entliehen sind: zu unterschei<strong>de</strong>n ist zunächst <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangszustand, <strong><strong>de</strong>r</strong> vom<br />

Klienten mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger präzise beschrieben wer<strong>de</strong>n kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm allerdings als<br />

problematisch und belastend erlebt wird. Eine therapeutische Intervention beabsichtigt eine<br />

Überführung in einen Zielzustand, <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Klienten zunächst negativ charakterisiert wird<br />

(Abwesenheit von Beschwer<strong>de</strong>n und Problemen). Therapie sollte drittens die Mittel<br />

(Metho<strong>de</strong>n) zur Verfügung stellen, die eine Überführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme <strong>de</strong>s Klienten in einen<br />

erwünschten Zielzustand erlauben.<br />

Phase 1: Rollenstrukturierung und Aufbau einer therapeutischen Allianz<br />

17


• Aufbau einer kooperativen Therapeut-Klient Beziehung<br />

• Erste, problembezogene Informationssammlung<br />

• Organisatorisches <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapiesituation<br />

Phase 2: Aufbau von Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmotivation<br />

• Wie wird mein Leben sein, falls ich mich än<strong><strong>de</strong>r</strong>e?<br />

• Wer<strong>de</strong> ich besser dastehen, falls ich mich än<strong><strong>de</strong>r</strong>e?<br />

• Kann ich es schaffen?<br />

• Was muß ich für eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung tun?<br />

• Kann ich auf die Unterstützung dieses Therapeuten vertrauen?<br />

Phase 3: Verhaltensanalyse<br />

• Beschreibung <strong>de</strong>s Problems � Verhaltensanalyse (αβγ)<br />

• Bedingungsmo<strong>de</strong>ll<br />

Phase 4: Vereinbaren therapeutischer Ziele und Behandlungsinhalte<br />

• Ziele: normativ<br />

• Zielorientierte Analyse<br />

• Lebenskuchen <strong>de</strong>s Patienten<br />

• Positive Aspekte <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>s Patienten<br />

• Zukunftsprojektion<br />

Phase 5: Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung<br />

• Auswahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsstrategien<br />

• Metho<strong>de</strong>neinsatz<br />

Phase 6: Evaluation <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Für eine konkrete Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie ist ein Registrieren von Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s<br />

Problemverhaltens einerseits und von situativen Bedingungen an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits unerlässlich<br />

(=zielabhängige Evaluation).<br />

Notwendig:<br />

1. Für die prinzipielle Evaluation ist ein Vergleich <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Patienten zu<br />

Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie mit seiner Situation nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich.<br />

2. Für die Feinsteuerung <strong>de</strong>s therapeutischen Prozesses innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie sind<br />

Schwankungen, Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen etc. festzuhalten und zu registrieren.<br />

Die kontinuierliche Evaluation ist auch aus motivationalen Grün<strong>de</strong>n – und zwar für<br />

Therapeuten ebenso wie für Patienten – von großer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Phase 7: Beendigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung/Generalisierung<br />

• Stabilisierung/ Transfer bisher erzielte Fortschritte<br />

18


• Arbeit an offenen Fragen, restlichen Problembereichen<br />

• Beendigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung<br />

Psychologische Mo<strong>de</strong>lle als Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

Mo<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeit<br />

Eine gewisse Anerkennung interindividueller Differenzen erfolgte mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> O-<br />

Variable in die sog. Verhaltensgleichung (SOR). Dieses Element diente zur Erklärung<br />

interindividuell unterschiedlicher Reaktionen angesichts ähnlicher o<strong><strong>de</strong>r</strong> i<strong>de</strong>ntischer<br />

Situationen. Organismen reagieren auf eine Situation unterschiedlich, je nach<strong>de</strong>m, welche<br />

Vorerfahrungen sie mit dieser o<strong><strong>de</strong>r</strong> ähnlichen Situation gemacht haben. Das System dieser<br />

Vorerfahrungen eines Organismus macht im klassisch-verhaltenstherapeutischen Verständnis<br />

das aus, was man unter „Persönlichkeit“ verstehen kann.<br />

Sehr konsequent hat man sich innerhalb dieser Auffassung („Situationismus“) von<br />

traditionellen Annahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeitstheorie distanzieren, die <strong>de</strong>m sog. „Trait-<br />

Konzept“ verpflichtet waren. Der inhaltlich-epirische Grund für die Abgrenzung gegenüber<br />

Trait-Mo<strong>de</strong>llen besteht nach Auffassung <strong>de</strong>s Situationismus darin, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> größte Teil<br />

menschlichen Verhaltens durch situative Bedingungen und nicht durch Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong> Person<br />

<strong>de</strong>terminiert wer<strong>de</strong>n. Der methodologische Grund nimmt darauf Bezug, dass in Trait-<br />

Theorien nach Auffassung <strong>de</strong>s Situationismus zirkulär argumentiert wird: Eine Stichprobe<br />

beobachtbarer Verhaltensweisen wird dazu herangezogen, um Schlüsse auf ein (nicht<br />

beobachtbares) Persönlichkeitsmerkmal zu ziehen; dieses Persönlichkeitsmerkmal dient dann<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Vorhersage und zur Erklärung von Verhalten in Situationen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Situationismus wer<strong>de</strong>n differentielle Merkmale unterschiedlicher Personen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Situation durch die unterschiedliche Lerngeschichte erklärt; im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong> versucht man konsequenterweise, das Verhalten einer<br />

Person in <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Situation zu beobachten. Situationsspezifische Merkmale<br />

interagieren aber insofern mit individuumsspezifischen Verhalten, als eine Situation nicht<br />

unabhängig vom menschlichen Verhalten betrachtet wer<strong>de</strong>n kann – mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Worten:<br />

Situation wird auch durch menschliches Verhalten gestaltet bzw. neu strukturiert und<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Die Person reagiert damit nicht nur auf eine externe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise<br />

auch auf eine von ihr selbst gestaltete Situation.<br />

Lazarus (1980) spricht in diesem Zusammenhang von „Transaktionismus“. In einem<br />

interaktionistischen Mo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n sowohl die Situationsspezifität von Verhalten, als auch<br />

spezielle individuelle Kompetenzen berücksichtigt.<br />

Sozial-kognitive Persönlichkeitstheorie (nach Mischel, 1973)<br />

1. Konstruktive Fähigkeiten <strong>de</strong>s Individuums: Diese Fähigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> aktiven<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt wer<strong>de</strong>n nicht in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Situation neu gebil<strong>de</strong>t<br />

(erlernt), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stellen ein relativ stabiles Muster <strong><strong>de</strong>r</strong> Interaktion dar.<br />

2. Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung: Information wird intern verglichen, so<br />

dass dann Transformationen möglich sind. Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Speicherung, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Transformation etc. sind bei einzelnen Menschen unterschiedlich und machen einen<br />

Teil <strong>de</strong>ssen aus, was wir als „Persönlichkeit“ bezeichnen.<br />

19


3. Fähigkeit zur Bildung von Erwartungen: Erwartungen, kognitive Vorstellungen<br />

etc. <strong>de</strong>terminieren unsere Wahrnehmung (Selektion) <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung, d.h. wir bil<strong>de</strong>n<br />

Erwartungen hinsichtlich verschie<strong>de</strong>ner Situationen.<br />

4. Subjektive Bewertung von Situationen: „Persönlichkeit“ be<strong>de</strong>utet in diesem<br />

Kontext die je nach Individuum unterschiedliche, aber für das Individuum stabile<br />

Wahrnehmung und Bewertung einer Situation.<br />

5. Fähigkeit zur Selbstregulation und planvollem Han<strong>de</strong>ln: Selbstregulation meint,<br />

dass Menschen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind, das eigene Verhalten bis zu einem gewissen Grad zu<br />

steuern. Im System-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s menschlichen Verhaltens wur<strong>de</strong>n Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstregulation als entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Determinante menschlichen Verhaltens<br />

angesehen: β- und γ-Variablen stehen gewissermaßen zwischen situativen<br />

Merkmalen und Reaktionen <strong>de</strong>s Individuums. Als β-Variablen sind Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwartung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Lerngeschichte und <strong><strong>de</strong>r</strong> planvollen Steuerung eigenen Verhaltens<br />

anzusehen. Auch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> biologischen (o<strong><strong>de</strong>r</strong> γ-) Ebene muß von Fähigkeiten <strong>de</strong><br />

Selbstregulation ausgegangen wer<strong>de</strong>n. Menschen planen außer<strong>de</strong>m unterschiedliche<br />

Maßnahmen. Kennzeichnend für planvolles Han<strong>de</strong>ln ist das Verhaltensmuster mit<br />

Hinblick auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet und bewusst gesteuert wer<strong>de</strong>n. Ziele<br />

können untereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Verhaltensmustern in Konflikt stehen.<br />

6. Interaktion zwischen Verhalten und Situationen: Menschliches Verhalten<br />

interagiert in komplexer und dynamischer Weise mit situativen Merkmalen:<br />

Situationen wer<strong>de</strong>n selektiv und aktiv wahrgenommen, Situationen sind Auslöser<br />

unseres Verhaltens. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite gestalten Menschen ihre Umwelt selbst,<br />

nehmen also aktiv Einfluss auf Situationen, die dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Determinanten unseres<br />

Verhaltens darstellen usw.<br />

Das interaktionistische persönlichkeitstheoretische Mo<strong>de</strong>ll von Mischel (1973) wur<strong>de</strong> als<br />

typisches Beispiel eines Ansatzes angeführt, <strong>de</strong>m für die Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

größte Be<strong>de</strong>utung zukommt; gera<strong>de</strong> diees Mo<strong>de</strong>ll zeigt aber auch, dass es zwischen<br />

klassischen Trait-Ansätzen einerseits und rein situationistischen Mo<strong>de</strong>llen an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

offenbar zu einer <strong>de</strong>utlichen Annäherung gekommen ist.<br />

Exkurs: Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörungen<br />

Persönlichkeitsstörungen sollten nicht als Störung von „Persönlichkeit“ angesehen wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als eine Dysfunktion <strong>de</strong>s Gefüges <strong><strong>de</strong>r</strong> Person in Interaktion mit ihrer Umgebung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mit sich selbst!<br />

Emotionspsychologische Grundlagen<br />

Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Emotionen von Plutchik, 1990<br />

1. Emotionen dienen <strong>de</strong>m Überleben <strong>de</strong>s Menschen und sind somit komplexe<br />

Kommunikations- und Informationsmuster im Austauschprozeß <strong>de</strong>s Menschen mit<br />

seiner Umgebung.<br />

2. Emotionen sind genetisch angelegt und damit allen Menschen gemeinsam<br />

3. Emotionen liefern einen Beitrag zum Überleben von Individuuen und <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten<br />

Art<br />

4. Emotion ist ein hypothetisches Konstrukt<br />

5. Emotionen tragen zur komplexen Steuerung von Verhaltensketten bei. Durch<br />

verschie<strong>de</strong>ne Feedbach-Schleifen liefern sie einen Beitrag zur Homöostase <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

menschlichen Funktionen.<br />

6. Unterscheidung:<br />

20


a. Primäre Emotionen: Angst/Furcht, Ärger/Wut, Neugier/Interesse<br />

b. Sekundäre Emotionen sind Gefühle über Emotionen, z.B. Angst vor<br />

unkontrollierter Wut; Scham wegen Angstgefühlen<br />

7. Das komplexe Gefüge <strong><strong>de</strong>r</strong> Emotionen steuert die jeweils verschie<strong>de</strong>nen Strategien, die<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufrechterhaltung <strong>de</strong>s Selbstbil<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Selbstwertes bzw. Der<br />

Verteidigung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Person dienen. Die jeweils zentrale Funktion ergibt sich aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse ihrer Be<strong>de</strong>utung für das Leben und Überleben <strong><strong>de</strong>r</strong> Person.<br />

Emotionen und Information nach Lang, 1986<br />

Emotionen haben auch Informationscharakter und sind in „netzwerkartiger“ Form im<br />

Gedächtnis gespeichert. Viele emotionale Prozesse laufen <strong>de</strong>mnach automatsiert ab, wenn<br />

„Knoten“ im Netzwerk aktiviert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Möglichkeiten zur Aktivierung von Emotionen haben verschie<strong>de</strong>ne<br />

Implikationen für <strong>de</strong>n therapeutischen Prozeß:<br />

a) Therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen besitzen nur dann persönliche Relevanz und sind<br />

entsprechend stabil, wenn es im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie zu einer emotionalen<br />

Verarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Emotionen gekommen ist.<br />

b) Bei vielen psychischen Störungen spielen emotional belasten<strong>de</strong> Erinnerungen eine<br />

zentrale Rolle (z.B. PTSD).<br />

c) Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zielführen<strong>de</strong> und effektive Möglichkeit zur Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit<br />

belasten<strong>de</strong>n Emotionen besteht darin, die Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefühle schriftlich festzuhalten<br />

(z.B. Tagebücher). Das Nicht-Sprechen über belasten<strong>de</strong> Ereignisse bil<strong>de</strong>t einen Teil<br />

psychischer Störungen. Wenn Personen emtional be<strong>de</strong>utsame, belasten<strong>de</strong> Begriffe<br />

verwen<strong>de</strong>n, so führt dies langfristig (und zwar in objektiven Maßen) zu positiven<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen.<br />

Sozialpsychologische Grundlagen<br />

Therapeutische Intervention fin<strong>de</strong>t jeweils in einem sozialen Kontext statt; die sozialen,<br />

ethischen und normativen Rahmenbedingungen sollten dabei beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s berücksichtig wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Verhalten geht auch mit <strong>de</strong>m Abgehen von Gewohnheiten und<br />

Einstellungen einher, dies ist ungewohnt und be<strong>de</strong>utet Aufwand. Patienten lei<strong>de</strong>n zwar an<br />

ihren Problemen, halten aber <strong>de</strong>nnoch an <strong>de</strong>n schädlichen, aber eingeschliffenen<br />

Verhaltensmustern fest. Damit fällt es ihnen oft schwer, neue Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Problemlösung zu akzeptieren. Wir bezeichnen dies oft als Reaktanz und meinen damit <strong>de</strong>n<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand, <strong>de</strong>n ein Patient gegenüber einer therapeutischen Beeinflussung zeigt.<br />

Der geleistete Aufwand, muß gerechtfertigt wer<strong>de</strong>n und die Erreichung <strong>de</strong>s Ziels kann eine<br />

solche sein. Wenn das Ziel aber nicht erreicht wird, be<strong>de</strong>utet dies eine kognitive Dissonanz:<br />

Die Person befin<strong>de</strong>t sich über lange Zeit in Therapie, sie hat Mühe und Aufwand auf sich<br />

genommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch das Ergebnis wenig gerechtfertigt erscheint. Eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgerungen für<br />

die Person bestün<strong>de</strong> nun darin, entsprechend hohe Motivation in die Richtung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zielerreichung aufzubringen, damit sich daraus zumin<strong>de</strong>st eine gewisse Erklärung für <strong>de</strong>n<br />

Aufwand ergibt.<br />

Für <strong>de</strong>n Therapeuten bestün<strong>de</strong> eine <strong><strong>de</strong>r</strong> Implikationen darin, <strong>de</strong>n Patienten frühzeitig aktiv am<br />

therapeutischen Prozess zu beteiligen.<br />

Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Beziehung<br />

21


Die Herstellung einer akzeptieren<strong>de</strong>n Interaktion, die Klärung von Rollen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufbau einer<br />

vertrauensvollen Allianz und die Anregung eines Patienten zu Eigenaktivitäten bil<strong>de</strong>n<br />

wichtige Bestandteile <strong>de</strong>ssen, was heute als unabdingbare Voraussetzungen und Elemente<br />

einer gelingen<strong>de</strong>n verhaltenstherapeutischen Beziehung gesehen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Wirkfaktoren: Wirkfaktoren sind im Kontrast zu therapeutischen Metho<strong>de</strong>n (Techniken)<br />

prinzipiell nicht beobachtbar; sie wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m beobachtbaren Wirkungsspektrum eines<br />

Verfahrens erschlossen und sind also theoretischer Natur.<br />

Die therapeutische Interaktion galt <strong>de</strong>shalb als unspezifischer Faktor, weil sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umsetzung therapeutischer Maßnahmen zwangsläufig mit gegeben war. Man stellte ihre<br />

empirische Wirkung gewiß nicht in Abre<strong>de</strong>, aber die effizienten therapeutischen<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen wer<strong>de</strong>n mit spezifischen und nicht mit spezifischen Faktoren erklärt.<br />

Frank (1985): Allen therapeutischen Ansätzen gemeinsame Faktoren:<br />

� Realisierung einer therapeutischen Beziehung<br />

� Therapeutisches Setting<br />

� Spezielle Übungen und Maßnahmen<br />

� Theoretische Erklärung, ein „Mythos“ (d.h. Erklärungen übergeordneter Art, etwa im<br />

Sinne eines philosophischen weltanschaulichen Hintergrundmo<strong>de</strong>lls/ vErmittlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Grundgedanken <strong>de</strong>s therapeutischen Ansatzes<br />

Die Unterscheidung von Faktoren als spezifisch versus unspezifisch ist abhängig vom Stand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Forschung und <strong><strong>de</strong>r</strong> theoretischen Entwicklung.<br />

Die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Beziehung in ihrer Funktion für Prozess und Ergebnis von<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> lässt sich heute nicht mehr von <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie trennen.<br />

Therapeutische Beziehung ist keine zusätzliche Technik, auf die Verhaltenstherapeuten nun<br />

offenbar auch vermehrt zurückgreifen. Es stellt einen sogenannten kategorialen Fehler dar<br />

davon zu sprechen, man wolle zunächst eine „gute therapeutische Beziehung“ herstellen und<br />

darauf aufbauend eine Reihe spezieller Techniken realisieren. Die Qualität einer<br />

therapeutischen Beziehung zeigt sich nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung von therapeutischen Techniken,<br />

so wie sich umgekehrt therapeutische Techniken nur innerhalb <strong>de</strong>s Rahmens einer<br />

therapeutischen Beziehung realisieren lassen. Nur das gleichsinnige Zusammenwirken bei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Komponenten bewirkt einen zielgerichteten therapeutischen Fortschritt. Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle<br />

spielt die Gestaltung einer günstigen therapeutischen Beziehung natürlich in <strong>de</strong>n ersten<br />

Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie: hier ist es Aufgabe <strong>de</strong>s Therapeuten, <strong>de</strong>m Klienten konzentriert und<br />

aktiv zuzuhören und das Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinsamen Arbeit möglichst bald und präzise zu klären.<br />

Empirische Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Beziehung (Schindler, 1991):<br />

Unter kontrollierten Bedingungen zeigte sich, dass Merkmale <strong>de</strong> therapeutischen Interaktion<br />

gemeinsam mit therapeutische spezifischen Wirkfaktoren für diese Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung hoch<br />

be<strong>de</strong>utsam sind. In einer aufwendigen sequenziellen Interaktionsanalyse konnten auf seiten<br />

<strong>de</strong>s Therapeuten beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die konkrete Unterstützung; Klarheit und Transparenz, auf seiten<br />

<strong>de</strong>s Patienten insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivation, also Offenheit und Bereitschaft zu<br />

konkreten Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsschritten sowie erste Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmaßnahmen als Prädiktoren für <strong>de</strong>n<br />

therapeutischen Erfolg gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

22


Zur Rolle ethischer und normativer Determinanten sowie kultureller Werte<br />

Therapie ist als soziale Beeinflussung zu verstehen: Normative Vorstellungen, implizite<br />

Menschenbil<strong><strong>de</strong>r</strong> und ethische Prinzipien bil<strong>de</strong>n – auch wenn sie häufig unausgesprochen<br />

bleiben – ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Determinanten menschlicher Handlungen. Diese Vorstellungen<br />

schlagen selbstverständlich auch und zwar im Wege über implizite und explizite<br />

Zielvorstellungen auf die therapeutische Tätigkeit durch.<br />

• Schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> Definition von <strong>Verhaltenstherapie</strong> wird betont, dass sich<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> an allgemein akzeptierten Vorstellungen über Ethik und Normen<br />

orientiert.<br />

• <strong>Verhaltenstherapie</strong> stützt sich nicht auf ein eigenes Normensystem; dies sollte aber<br />

nicht unbedingt heißen: „anything goes“<br />

• Umso wichtiger ist Reflexion impliziter und expliziter Werte und Normen!<br />

Attribution, Health-Beliefs-Mo<strong>de</strong>l und „plausibles Mo<strong>de</strong>l“<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong>n Untersuchungen aus <strong>de</strong>m weiten Feld <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Atttributionstheorie für die <strong>Verhaltenstherapie</strong> nutzbar gemacht. Attributionstheorien gehen<br />

davon aus, dass unser Verhalten auch dadurch beeinflusst wird, dass wir für ein Ereignis in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung eine bestimmte Ursache annehmen (Kausalattribution, Hei<strong><strong>de</strong>r</strong>, 1958)<br />

Attribution: Zuschreibung von Ursachen, Grün<strong>de</strong>n und Erklärungen zu bestimmten<br />

Ereignissen. Aus diesen Zuschreibungen (und nicht so sehr aus <strong>de</strong>n tatsächlichen Grün<strong>de</strong>n)<br />

ergeben sich für das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> Person klare Konsequenzen. Attribution leistet eine<br />

wichtige Funktion in unserer Orientierung in <strong><strong>de</strong>r</strong> komplexen Welt: Wir reduzieren die<br />

Informationsmenge auf bewältigbare und für uns relevant erscheinen<strong>de</strong> Dimensionen.<br />

Der Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach <strong>de</strong>n Ursachen von Ereignissen wird mit <strong>de</strong>m Begriff „Attribution“<br />

bezeichnet und bil<strong>de</strong>t einen Eckpfeiler <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Attributionstheorien. Im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Attribution sollte man grundsätzlich zwischen<br />

a. Der Entstehung von Attributionen, also Attributionen als abhängige Variable und<br />

b. Den Auswirkungen von Attributionen, also aufgefasst als unabhängige Variable,<br />

unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Generell unterschei<strong>de</strong>n wir:<br />

Kausalattribution: die Suche nach möglichen Ursachen eigenen und frem<strong>de</strong>n Verhaltens<br />

Kontrollattribution: Frage nach einer vermeintlichen Kontrolle und Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>barkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ursachen<br />

Healthi-Beliefs-Mo<strong>de</strong>l (HBM)<br />

23


„Health-Beliefs-Mo<strong>de</strong>l“ meint im Kern, welche Annahmen und Erklärungen eine Person sich<br />

für die Entstehung und Aufrecherhaltung einer gesundheitlichen Störung zurechtlegt. Die bei<br />

Patienten mit psychischen Störungen anzutreffen<strong>de</strong>n Erklärungsmo<strong>de</strong>lle lassen sich vielfach<br />

auf einem Kontinuum von rein medizinischen Annahmen bis hin zu sozialen Lerntheorien<br />

einzuordnen.<br />

Health-Beliefs-Mo<strong>de</strong>lle stehen in engem Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten<br />

Kontrollattribution. Rotter (1966) unterschied zunächst zwischen internaler und externaler<br />

Kontrolle:<br />

� Internale Kontrolle: das Individuum schreibt die Kontrolle überwiegend <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Eigeninitiative zu<br />

� Externale Kontrollw: das Schicksal wir abhängig von externen Faktoren (Glück,<br />

Zufall) gesehen. Die Umgebung wird als höchst komplex und unbeeinflussbar erlebt.<br />

Die Beeinflussbarkeit von Handlungen auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrollierbarkit, stellt<br />

für die klinische Forschung einen be<strong>de</strong>utsamen Faktor dar:<br />

Wenn man Gesichtspunkte <strong><strong>de</strong>r</strong> Attribution berücksichtigt, sollte die Therapie dazu beitragen,<br />

dass Personen einerseits nach <strong>de</strong>n Ursachen ihres Problems selbst zu suchen angeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n (Kausalattribution), an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits aber auch dazu angehalten wer<strong>de</strong>n, die betreffen<strong>de</strong><br />

Störung nicht als unbeeinflussbar und unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>bar zu sehen (Kontrollattribution).<br />

Eine spezielle Facette <strong><strong>de</strong>r</strong> Attribution bil<strong>de</strong>t das Health-Belief-Mo<strong>de</strong>l. Es lassen sich folgen<strong>de</strong><br />

Merkmale unterschei<strong>de</strong>n:<br />

• Das Wissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person um die Anfälligkeit für eine Störung sowie Annahmen über<br />

die Gefahr einer Störung.<br />

• Vermutungen und Annahmen über eine möglicherweise gegebenen Effektivität einer<br />

Behandlung.<br />

• Die Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Fähigkeit das Problem zu bewältigen („self-efficacy“)<br />

• Fragen über die Einschätzung <strong>de</strong>s Aufwan<strong>de</strong>s für eine Behandlung (zeitlich, finanziell,<br />

emotional)<br />

Die Beurteilung dieser einzelnen Faktoren ist stark subjektiver Art. Die individuelle<br />

Kombination <strong><strong>de</strong>r</strong> Faktoren ergibt das Health-Beliefs-Mo<strong>de</strong>l, das eben entsprechen<strong>de</strong><br />

Implikationen für <strong>de</strong>n therapeutischen Prozess hat und aus diesen Grün<strong>de</strong>n schon frühzeitig<br />

erfasst wer<strong>de</strong>n sollte. Health-Beliefs-Mo<strong>de</strong>ls sind zumeist vage, heterogen und unstrukturiert.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung plausibler Mo<strong>de</strong>lle sollte man zwischen einem Mo<strong>de</strong>ll für die Entstehung<br />

(plausibles Ätiologiemo<strong>de</strong>ll) und einem Mo<strong>de</strong>ll für die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (plausibles<br />

Therapiemo<strong>de</strong>ll) unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Plausibles Ätiologiemo<strong>de</strong>ll: wird aufgrund diagnostischer Informationen und <strong>de</strong>s<br />

theoretischen Hintergrundwissens erarbeitet. Es kann aus prinzipiellen Grün<strong>de</strong>n keinesfalls<br />

Richtigkeit beanspruchen, weil sich die „wirklichen“ Ursachen schon aus logischen und<br />

wissenschaftstheoretischen Grün<strong>de</strong>n nicht mehr klären lassen. Verschie<strong>de</strong>ne Autoren betonen<br />

auch, dass nicht Richtigkeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Plausibilität ein entschei<strong>de</strong>nes Kriterium in diesem<br />

Kontext darstellen.<br />

24


Plausibles Therapiemo<strong>de</strong>ll: knüpft an ätiologische Vorstellungen an und beinhaltet<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e eine Vermittlung grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischer Prinzipien. Auch hier ist<br />

wichtig, an bisherigen Strategien und Selbsthilfeversuchen <strong>de</strong>s Patienten anzuknüpfen.<br />

Gera<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>s Selbstmanagement-Ansatzes (Kanfer, et al., 1996) ist es<br />

wichtig, <strong>de</strong>m Patienten die einzelnen Schritte genau zu erklären, um so die notwendige<br />

Transparenz <strong>de</strong>s therapeutischen Vorgehens zu gewährleisten.<br />

25


III Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

Systemmo<strong>de</strong>ll<br />

S � SR-System � R � C<br />

Konfrontations- und „Kognitive“ Ansätze Mo<strong>de</strong>llernen Operante Verfahren<br />

Bewältigungsverfahren<br />

(Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimulusqualität)<br />

Insgesamt: Selbstkontrolle und Selbstmanagementverfahren<br />

� Die einzelnen Metho<strong>de</strong>n setzten an einzelnen Elementen <strong>de</strong>s Systemmo<strong>de</strong>lls an.<br />

Allgemein:<br />

Konfrontations- und Bewältigungsverfahren<br />

• Setzt an <strong><strong>de</strong>r</strong> „Situation“ an<br />

• Klassisches Anwendungsfeld: Angststörungen<br />

• Neuerdings auch bei Essstörungen, Abhängigkeiten<br />

Verhaltensanalytische Analyse von Angst<br />

Angststörung: Gruppe von Störungen, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zentrum das subjektive, verhaltensmäßige und<br />

körperliche Erleben einer unangenehmen Emotion (Angst).<br />

Beispiele DSM-IV:<br />

� Panikstörung mit Agoraphobie (300.21)<br />

� Spezifische Phobie (300.29)<br />

� Soziale Phobie (300.25)<br />

� Zwangsstörung (300.3)<br />

� Posttraumatische Belastungsstörung (309.81)<br />

� Generalisierte Angststörung (300.02)<br />

Drei Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst:<br />

• Subjektiv-verhaltensmäßige Ebene: (Kognitive Komponenten, Antizipation,<br />

Erwartung)<br />

• Verhaltensebene: (Motorische Reaktionen, komplexe Verhaltensmuster)<br />

• Physiologische Ebene: (Reaktionen <strong>de</strong>s autonomen Nervensystems)<br />

26


Pathologische Angst:<br />

• Der Situation nicht angemessen<br />

• Zeitlich überdauernd (chronisch)<br />

• Erklärungs- und Bewältigungsversuche führen nicht zum Ziel einer Reduktion<br />

• Deutliche Beeinträchtigung<br />

Verhaltenstherapeutische Konfrontationsverfahren:<br />

• Zunächst zur Behandlung von situationsabhängigen Ängsten (Phobien)<br />

• Neuerdings: Panikstörungen, generalisierte Anhsstörungen, PTSD<br />

Systematische Desensibilisierung<br />

• J.D. Wolpe, 1958<br />

• Früher mit „<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong>“ gleichgesetzt<br />

Theoretische und experimentelle Grundlagen<br />

• Experimente zur künstlichen Induktion „neurotischer Störung“ bei Katzen �<br />

„experimentelle Neurosen“<br />

• Antagonistisches Verfahren: Er fütterte die Katzen zunächst in einer Umgebung, die<br />

sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> traumatischen Situation unterschied, danach wur<strong>de</strong> in hierarchischen<br />

Stufen, die Umgebung <strong><strong>de</strong>r</strong> belasten<strong>de</strong>n Umgebung angenähert � schrittweise<br />

Annäherung <strong>de</strong>s früheren Verhaltens <strong><strong>de</strong>r</strong> Katzen<br />

• Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong> Hemmung: seiner Auffassung nach kann eine Angstreaktion gehemmt<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn gleichzeitig mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angstreaktion eine antagonistische Reaktion<br />

hervorgerufen wird<br />

• Angst-Antagonistisches Verfahren: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson,<br />

1938<br />

• Darbietung angstauslösen<strong><strong>de</strong>r</strong> Szenen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung mit antagonistischer Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Entspannungsverfahrens � schrittweiser Angstabbau nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

konditionierten Hemmung<br />

• Je<strong>de</strong> Dämpfung einer Angstreaktion trägt zum Aufbau dieser konditinierten Hemmung<br />

bei<br />

Darstellung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

Drei technische Elemente<br />

• Erstellen einer individuellen Hierarchie angstauslösen<strong><strong>de</strong>r</strong> Situationen<br />

• Einübung eines angstantagonistischen Verfahrens (PME)<br />

• Stufenweise Darbietung <strong><strong>de</strong>r</strong> Items unter Entspannung<br />

27


Ablauf<br />

• Detaillierte funktionale Analyse <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

• Besprechung <strong>de</strong>s Therapieablaufs (Prinzipien, Funktion einer Hierarchieerstellung,<br />

PME)<br />

• Betonung einer aktiven, kontinuierlichen Mitarbeit (Selbstbeobachtung zu Hause,<br />

Notizen über belasten<strong>de</strong> Situationen)<br />

1) Erstellung einer Angsthierarchie<br />

• Daten von <strong><strong>de</strong>r</strong> Exploration<br />

• Sammlung von einzelnen Situationen<br />

• Angstbereiche aufgeschlüsselt � Angsthierarchie<br />

• Reizsituationen nach qualitativen und quantitativen Merkmalen analysiert<br />

• Erstellung einer o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrerer Angsthierarchien:<br />

i. Kontinuum von <strong><strong>de</strong>r</strong> schwierigsten bis zur leichtesten Situation<br />

ii. Von 100 bis 0<br />

iii. Rangreihen von 10 bis 15 Situationen<br />

• Vor die Darbietung wird häufig eine Ruheszene gestellt, die keinen Bezug zur<br />

Angsthierarchie hat und zur Einführung und Entspannung verwen<strong>de</strong>t wird<br />

• Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Items sollte nicht zu groß sein und etwa<br />

gleich<br />

• Items sollten konkret sein<br />

• Szenen sollten lebhaft vorstellbar sein<br />

• Bei komplexen Angststörungen besteht muss man meistens mehrere<br />

Angsthierarchien aufstellen<br />

2) Training in progressiver Muskelentspannung<br />

• Jacobson, 1938<br />

• Vielseitig und flexibel einsetzbar<br />

• Erlernen willkürlicher Kontrolle von Spannung und Entspannung<br />

• Nach Training: Klient sollte in <strong><strong>de</strong>r</strong> lage sein auf die Therapeuteninstruktion mit<br />

allgemeiner körperlicher Entspannung zu reagieren � angenehmer Zustand<br />

• Übungen zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen durchführen � optimaler Lernerfolg<br />

• Auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Entspannungsverfahren möglich<br />

3) Darbietung <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Items<br />

• Zunächst ausschließlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung<br />

• Lebhafte Vorstellung muss manchmal geübt wer<strong>de</strong>n<br />

• Ruhiger Therapieraum, Entspannungsstuhl, Zeichen für anhalten<strong>de</strong> Angst<br />

• Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung: kurzer Überblick über bevorstehen<strong>de</strong> Aufgabe<br />

• Beginn mit geringsten Item<br />

• Wenn trotz<strong>de</strong>m Angst auftritt � Vorstellung abbrechen und zur Entspannung<br />

übergeleitet<br />

28


• Einzelne Szenen wer<strong>de</strong>n mehrmals durchgearbeitet, bis die Situation angstfrei<br />

erlebt wird und zum nächsten Item übergegagenen wer<strong>de</strong>n kann<br />

• Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung: 10-20 Sekun<strong>de</strong>n<br />

• Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Entspannung: 10-40 Sekun<strong>de</strong>n<br />

• Min<strong>de</strong>stens dreimal angstfrei<br />

• Dauer einer Desensibilisierungssitzung: ca. 15-30 Minuten<br />

• 3 bis 5 Items pro Sitzung<br />

• am En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzung immer eine angstfreie Szene<br />

• falls nicht möglich: Ruheszene<br />

• Protokollierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen durch <strong>de</strong>n Therapeuten (Item, Anzahl, Dauer,<br />

Vorliegen eines Angstsignals, Bemerkungen)<br />

• Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung: Besprechung<br />

• Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzungen: 15-20<br />

Varianten und Entwicklungen<br />

Variante 1:<br />

• Systematische Dessinsibilisierung in vivo: Darbietung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität (mit<br />

Bearbeitung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung nachher o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorher)<br />

• Items, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung schon erfolgreich bewältigt wur<strong>de</strong>n<br />

• Effektive Metho<strong>de</strong><br />

• Ziel: Angstreduktion in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität<br />

• Spezielle Indikation: Ängste bei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Vorteile:<br />

• Situationen bearbeitbar, die im Alltag schwierig sind<br />

• Keine Generalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung auf die Realität notwendig<br />

• Gefühl subjektiver Kompetenz und Kontrolle � Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivation<br />

Variante 2:<br />

• Systematische Desensibilisierung in Gruppen<br />

• Ökonomische Grün<strong>de</strong><br />

o Gruppe mit ähnlichen Ängsten � gemeinsame Angsthierachie mit mehr Items<br />

als eine individuelle, Orientierung am schwächsten Mitglied<br />

o Individuelle Hierarchien auf Karten � Therapeut for<strong><strong>de</strong>r</strong>t auf die Karten zu<br />

lesen, nach dreimaligen Erfolg wird zur nächsten Karte übergegangen, Vorteil:<br />

unterschiedliche Ängste zusammenfassbar<br />

Praktische Schwierigkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung<br />

• Entspannung kann Angstreaktionen auslösen<br />

• Gedankliches Einlassen auf die oberste Ebene nicht möglich (� motivationales<br />

Problem) � Items auf unterer Ebene differenzieren<br />

• SD sollte als generelle Strategie zur Lösung von Problemen gesehen wer<strong>de</strong>n<br />

29


Kontroverse um Theorie und Praxis <strong><strong>de</strong>r</strong> Systematischen Desensibilisierung<br />

Hierarchiestellung<br />

• Scheint nicht zentral zu sein<br />

• Krapfl et al, 1969: kein Unterschied, ob man die Items in ab- o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufsteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Form<br />

darbietet o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar eine Zufallsordnung wählt<br />

Entspannungstraining<br />

• SD wirkt auch ohne Entspannungstraining<br />

• Erleichtern<strong>de</strong>, keine notwendige Bedingung für Effektivität<br />

Darbietung <strong><strong>de</strong>r</strong> Items<br />

• Verteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Items auf verschie<strong>de</strong>ne Sitzungen nicht nötig<br />

• Robinson et al., 1969: erfolgreiche SD an einem Tag (% einstündige Sitzungen)<br />

• Massierte Darbietung ist also ähnlich effektiv<br />

Mo<strong>de</strong>lle und Erklärungen zur Systematischen Desensibilisierung<br />

Reziproke Hemmung<br />

• Reziproke Hemmung: kurzfristige und leicht umkehrbare Hemmung eines<br />

Innervationsprozesses durch einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

• Von Wolpe als neurologische Erklärung für <strong>de</strong>n Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenkonditionierung<br />

• Gegenkonditionierung: Eliminierung einer S-R-Verbindung durch die Koppelung<br />

einer alternativen Reaktion an <strong>de</strong>n Stimulus, wobei die neue Reaktion größere Stärke<br />

als die ursprüngliche Reaktion besitzt<br />

• Zentrale Theorie: die Hemmung von Angst durch ein angstantagonistisches Verfahren<br />

(i. d. R. Relaxation)<br />

Habituation (= Gewöhnung)<br />

• Zeitweilige und umkehrbare Vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung einer Reaktion als Folge einer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Darbietung eines Stimulus zumeist geringer Intensität<br />

• Erstes Alternativmo<strong>de</strong>ll<br />

• Wird durch 2 Faktoren beeinflusst:<br />

o Durch eine angeborene Habituationsfähigkeit (d.h. durch die unterschiedliche<br />

Fähigkeit eines Organismus, auf einen Reiz hin die Erregung wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

abzusenken)<br />

30


o Durch das aktuelle Erregungsniveau: Habituation wird dann beschleunigt,<br />

wenn das Aktivierungsniveau erniedrigt ist (und umgekehrt)<br />

• SD erhöht die rasche Habituation (durch ein niedriges Aktivierungsniveau)<br />

• Fraglich: Langzeiteffekte von SD ?<br />

Löschung<br />

• Längerfristige Vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung einer Reaktion durch eine mehrfache Auslösung unter<br />

Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtverstärkung<br />

• Sehr langsamer Prozess<br />

• SD begünstigt Löschung durch Hierarchisierung und Entspannung<br />

• Geringe angstauslösen<strong>de</strong> Situation (CS) � Erfahrung: ausbleiben von UCS bzw. UCR<br />

• Fraglich: Hierarchiestellung und Entspannung nicht unabdingbar<br />

• Löschung ist nach neueren Auffassungen ein aktiver Prozess <strong>de</strong>s Lernens, d.h. das<br />

Individuum bil<strong>de</strong>t Erwartungen darüber, welche Ereignisse mit welchen Stimuli<br />

verbun<strong>de</strong>n sind<br />

Soziale Verstärkung<br />

• Durch shaping wird kompetentes Verhalten ermutigt<br />

• Verstärkung kleiner und kleinster Schritte wer<strong>de</strong>n als zentral erachtet<br />

• Soziale Verstärkung (z.B. durch <strong>de</strong>n Therapeuten)<br />

• Schwierigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung von sozialer Verstärkung von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Wirkmechanismen<br />

• Yates, 1975: Soziale Verstärkung = wichtige Rolle, allein keine Erklärung<br />

• Variante: Mo<strong>de</strong>llernen, Bandura, 1969: allein auch keine Erklärung<br />

Kognitive Mo<strong>de</strong>lle<br />

• Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen von Erwartungen (kognitiven Mustern) bzw. netzwerkartigen<br />

Strukturen <strong>de</strong>s Gedächtnisses (Bower, 1981)<br />

• Therapeutische Erwartungen als zentraler Wirkmechanismus<br />

o Instruktionen <strong>de</strong>s Therapeuten<br />

o Hinweise auf die Wirksamkeit <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

o Beruhigen<strong>de</strong> Versicherungen, etc. � positive Erwartungen<br />

• Empirische Befun<strong>de</strong> uneinheitlich:<br />

o Borkorec, 1973: 9 Studien dafür, 10 Studien dagegen<br />

o Wilson & Thomas, 1973: Erwartungshypothese wird gestützt, wenn man als<br />

Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung subjektive Angaben benutzt, bezieht man sich<br />

jedoch stärker auf das Kriterium <strong>de</strong>s Vermeidungsverhaltens, sprechen die<br />

Studien gegen die Hypothese<br />

• Theoretischer Pluralismus (alle Erklärungen <strong>de</strong>cken Teile ab)<br />

Stellenwert <strong>de</strong>s Verfahrens in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

• Erstes elaboriertes Vt-verfahren (va. Gegen pathologische Angstreaktionen)<br />

• Am <strong>de</strong>tailliertesten untersucht<br />

• Abnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Forschungsaktivität<br />

• Praktisch in <strong>de</strong>n Hintergrund getreten<br />

31


• Einordnung unter <strong>de</strong>n Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimulusqualität (Systemmo<strong>de</strong>ll) bzw.<br />

Konfrontationsverfahren<br />

• Keineswegs falsch o<strong><strong>de</strong>r</strong> überholt:<br />

o Alternativen, die aus <strong><strong>de</strong>r</strong> SD entwickelt wur<strong>de</strong>n<br />

Konfrontation und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Konfrontation und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung („exposure/response prevention“) kann man in<br />

gewisser Weise als eine Weiterentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Systematischen Desensibilisierung verstehen.<br />

Begriffserklärung<br />

Konfrontation:<br />

Aktive Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit einer belasten<strong>de</strong>n (phobischen/ traumatischen Situation)<br />

Exposition („exposure“):<br />

Bezeichnet die Prozedur <strong><strong>de</strong>r</strong> Darbietung einer vom Klienten gefürchteten Situation:<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität (in vivo)<br />

Variationsmöglichkeiten:<br />

• Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Darbietung<br />

• Geschwindigkeit<br />

• Exposition unter Anleitung eines Mo<strong>de</strong>lls (z.T auch in Gruppen)<br />

• Instruktionen über selbstkontrollierte Expositionen<br />

� theoretische Erklärung fast ausschließlich: Löschung von Angst und<br />

Vermeidungsverhalten<br />

Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung („response prevention“):<br />

• Prozedur <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Vermeidungsverhalten<br />

• Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Vermeidungsverhaltens (bei Zwangsstörungen auch<br />

„Neutralisieren“) durch<br />

o Verbale Instruktion<br />

o Anwesenheit eines Therapeuten<br />

o Selbstmanagement<br />

• Löschung<br />

• Ersetzung <strong>de</strong>s Begriffs durch das Konzept <strong>de</strong>s „Reaktions-Management“<br />

o Kein passives Unterdrücken von unangemessener Vermeidungsreaktion<br />

o Aktiver Aufbau von alternativen Bewältigungsreaktionen<br />

Reizüberflutung („flooding“):<br />

• Spezielle Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation<br />

• Eine rasche und intensive Darbietung gefürchteter Items<br />

• i.d.R. erfolgt bereits zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie die Präsentation <strong>de</strong>s sog. „top items“<br />

32


• sowohl in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung als auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität (bevorzugt)<br />

Theoretische Erklärungen:<br />

• Theorien <strong><strong>de</strong>r</strong> Habituation <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst (lange Darbietungszeiten)<br />

• Theorien <strong><strong>de</strong>r</strong> Löschung<br />

• Drastische Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nötig<br />

• Für <strong>de</strong>n Klienten eine starke Belastung<br />

• Starke Motivierung nötig<br />

Implosion:<br />

• Ausschließlich vorstellungsmäßige Darbietung<br />

• Szenen wer<strong>de</strong>n meist übertrieben (d.h. <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität nicht mehr entsprechend)<br />

• Psychodynamische Grundlagen und Interpretationen be<strong>de</strong>utsam<br />

Habituation:<br />

• Erklärungsansatz für die sehr langsame Abnahme von Angst- und<br />

Orientierungsreaktionen<br />

• Spezifische Bedingungen betreffen<br />

o Individuelle Habituationsfähigkeit<br />

o Momentanes Aktivierungsniveau<br />

o Scheint be<strong>de</strong>utsam, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimulus in nicht zu hoher (keinesfalls<br />

maximaler), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher geringer und gleichförmiger Intensität dargeboten<br />

wird<br />

Löschung:<br />

Zwei Aspekte:<br />

• Verfahren, das ebenfalls speziell zur Bewältigung von Angst- und<br />

Vermeidungsreaktionen entwickelt wur<strong>de</strong> (Schrittweise Konfrontation mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gefürchteten Situation: „graduierte Löschung“)<br />

o Graduierte Löschung:<br />

� Kein antagonistisches Verfahren<br />

� Feedback wichtig<br />

� Geringe angstauslösen<strong>de</strong> Situationen � keine Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

nötig<br />

� Theoretischer Hintergrund: Löschung<br />

• Theoretischer Aspekt: Erklärung für die Reduktion von Angstreaktionen mit<br />

unterschiedlichen theoretischen Mo<strong>de</strong>llen:<br />

o Hemmungstheorie (Hull, 1943)<br />

o Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Generalisierungs-Abnahme<br />

33


o Interferenztheorie<br />

o Frustrationstheorie<br />

o Erwartungstheorie (Tolmann, 1932)<br />

Prinzipien und Grundlagen von Konfrontation und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Grundlagen in experimentellen Studien zur Ausformung und Löschung von<br />

Vermeidungsverhalten bei Tieren<br />

o Ausformung von aktivem/passiven Vermeidungsverhalten führt rasch zur CS<br />

als diskriminiative Funktion für stabile Vermeidung<br />

o Sehr löschungsresistent<br />

o Tiere unternahmen keine Realitätstestung mehr<br />

o Verweis auf das Zwei-Faktoren-Mo<strong>de</strong>ll von Mowrer (1950)<br />

• Experimentelle „Behandlung“:<br />

o Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermeidung<br />

o Anfangs große Erregung � dann lernen<br />

o Schließlich: konnte auch die Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aufgegeben wer<strong>de</strong>n<br />

o Vermeidung und Angstreaktion waren gelöscht<br />

• Analogien zum Humanbereich:<br />

o Über Jahre andauern<strong>de</strong>s Vermeidungsverhalten<br />

o Erst Konfrontation und Erlernen ihrer Ungefährlichkeit führen zur Löschung<br />

• Hinweis von Kanfer (1985):<br />

o Im Humanbereich spezielle Aspekte<br />

o Spezieller sozialer Kontext<br />

o Individuelle Be<strong>de</strong>utungsmuster#Kompexität und Vernetzung mit kognitiven<br />

Komponenten<br />

Zur Anwendung von Konfrontation und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Konfrontation mit einem Item löst Angstreaktion (auf mehreren Ebenen) aus<br />

• Erwartungen spielen eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle („Katastrophengedanken“)<br />

• Überschreitung einer subjektiven Toleranzschwelle � Vermeidungsverhalten (R-)<br />

• Verbleiben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation ist unabdingbar<br />

Praktische Hinweise:<br />

• Tragfähige therapeutische Beziehung<br />

• Dauer: zu kurz führt zu Angststeigerung,<br />

o wenigstens 30 min<br />

o Gibt Expositionszeiten von 100 bis 120 min<br />

o „Plateau“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst muss überschritten sein<br />

o Reduktion während <strong><strong>de</strong>r</strong> Expo muß erlebt wer<strong>de</strong>n<br />

o Angsttherapie kann nicht erfolgen, ohne einen kurzfristigen Angstanstieg<br />

34


o Therapie mit Menschen unter angstreduzieren<strong>de</strong>n Medikamenten: Anxiolytika<br />

und Tranquilizer (BEzodiazepine) wer<strong>de</strong>n manchmal dazu verwen<strong>de</strong>t, die<br />

unangenehme Komponente <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie abzuschwächen<br />

• Entschei<strong>de</strong>nd ist aber die effektive Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Gegen <strong>de</strong>n Einsatz von Medikamenten spricht die Attributionsforschung<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s be<strong>de</strong>utsam: auf die emotionale Be<strong>de</strong>utung seiner Angst einlassen:<br />

o Foa& Kozak (1986): „emptional processing“ (emotionale Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung)<br />

Ausmaß und Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung:<br />

• Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Flucht- und Vermeidungsreaktion geht über:<br />

o Verbale Instruktion<br />

o Leichtes Drängeln<br />

o Bis körperlicher Einschränkung<br />

• Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Vermeidung (nicht in vivo) schwer kontrollierbar<br />

• Übertragung in <strong>de</strong>n Alltag wichtig („home-based-treatment“: Marks, 1978)<br />

• Co-Therapeuten, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen aus <strong>de</strong>m sozialen Umfeld können bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Exposition<br />

und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung beistehen<br />

• Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewältigung sollte zunehmend <strong>de</strong>m Klienten selbst übergeben wer<strong>de</strong>n<br />

Effektivität:<br />

• Ausgesprochen befriedigend<br />

• Unter günstigen Bedingungen profitieren 80-85% <strong><strong>de</strong>r</strong> massiv beeinträchtigten<br />

Patienten <strong>de</strong>utlich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung (Marks, 1987)<br />

• Rechte hohe Stabilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Effekte, etwas niedriger bei Zwangsstörungen und<br />

Abhängigkeiten<br />

• Konsequenter Aufbau von Alternativen<br />

• Fälle von Verschlechterung wur<strong>de</strong>n nicht berichtet<br />

• Einschränkung: nur 1-3% aller Patienten kommen zu einer zielführen<strong>de</strong>n Therapie<br />

(Margraf & Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong>, 1995)<br />

Anwendung:<br />

• Objektbezogene Ängste (Phobien)<br />

• Panikstörungen<br />

• Posttraumatische Belastungsstörungen<br />

• Essstörungen<br />

• Abhängigkeiten wie Alkoholismus<br />

Exkurs: „Bereavement Therapy“ als Variante von Konfrontation und<br />

Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Anwendung <strong>de</strong>s Konfrontationsmo<strong>de</strong>lls auf extreme und andauern<strong>de</strong> Trauerreaktionen<br />

(Ramsay, 1979)<br />

• Vermeidung <strong><strong>de</strong>r</strong> (kognitiven) Be- und Verarbeitung eines Verlusterlebnisses<br />

35


• Erinnerung als Hinweisreiz für Vermeidung, so dass eine Verarbeitung (Trauer,<br />

Weinen, usw.) nicht erfolgen kann<br />

• Nachträgliche Konfrontation mit <strong>de</strong>m Verlustereignis<br />

• Nachholen <strong><strong>de</strong>r</strong> Trauerarbeit ist Löschung möglich<br />

• Wenig Erfahrungen mit diesem Ansatz<br />

Modifikation von Konfrontationsverfahren:<br />

Flooding/ Implosion/ Graduierte Konfrontation<br />

Die im Folgen<strong>de</strong>n anzusprechen<strong>de</strong>n Varianten sind in theoretischer Hinsicht in theoretischer<br />

Hinsicht im Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation und Löschung chronischer Angstreaktion zuzuordnen.<br />

Auf technologischer Ebene ergeben sich verschie<strong>de</strong>ne Abwandlungen und Varianten:<br />

Flooding („Reizüberflutung“):<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s intensive Konfrontation <strong>de</strong>s Patienten mit <strong><strong>de</strong>r</strong> gefürchteten Situation<br />

• „top items“ � maximale Angst<br />

• meist in Realität<br />

• hohe Motivation und Belastbarkeit nötig<br />

• Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> Ungefährlichkeit � Durchbruch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie<br />

• An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Items wer<strong>de</strong>n dann durchaus leichter bewältigt<br />

• Massierte Konfrontation günstig als Rückfallprophylaxe:<br />

o Lernen sich auch in Zukunft kritischen, schwierigen Situationen zu stellen,<br />

keine Vermeidung<br />

o Günstige Follow-up-Daten<br />

• Falls Konfrontation in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität nicht möglich:<br />

o Konfrontation in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung<br />

o Zentrales Erklärungsprinzip:<br />

� Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Habituation � mehere Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen nötig<br />

Implosion:<br />

• Folgen<strong>de</strong> Elemente sind zentral:<br />

o Eine Konfrontation erfolgt nur in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung<br />

o Die Situation wird z.T. massiv übertrieben<br />

o Sowohl auf theoretischer, als auch auf technischer Ebene sind<br />

psychodynamische Mo<strong>de</strong>llvorstellungen zentral<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie selbst: lerntheoretische Mechanismen:<br />

o Durch eine intensive, übertriebene Vorstellung � lernen das Situation<br />

ungefährlich<br />

• Psychodynamischer Hintergrund:<br />

o Nicht nur angegebene Szenen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Szenen, von <strong>de</strong>nen man aufgrund<br />

theoretischer Überlegung annimmt, dass sie für <strong>de</strong>n Patienten entsprechen<strong>de</strong><br />

Relevanz haben (z.B. Aggressivität, Oralität, Analität, Sexualität etc.)<br />

36


Grün<strong>de</strong> für das in <strong>de</strong>n Hintergrundtreten <strong><strong>de</strong>r</strong> Implosionstechnik:<br />

• Ungenaue Beschreibung <strong>de</strong>s Verfahrens, das verschie<strong>de</strong>ne Varianten, aber auch<br />

Fehlern bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung Tür und Tor öffnet<br />

• Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellungsfähigkeit von Klienten, die wenig o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht prüfbar<br />

sind<br />

• Theoretische Ungereimtheiten, was vor allem die Relevanz psychodynamischer<br />

Faktoren betrifft; diese sind selbst innerhalb <strong>de</strong>s Verfahrens <strong><strong>de</strong>r</strong> Implosionstechnik<br />

ausgesprochen umstritten<br />

Graduierte Konfrontation („graduierte extinction“):<br />

• Speziell zur Bewältigung von klinischen Angst- und Vermeidungsreaktionen<br />

entwickelt<br />

• Mittelstellung zwischen Systematischer Desensiblisierung und Flooding<br />

• Schrittweise und systematische Darbietung <strong><strong>de</strong>r</strong> „top items“<br />

• Beginn mit extrem schwachen Reizen � die keinerlei Abwehr- und<br />

Vermeidungsreaktion auslösen<br />

• Ausschließliche Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermeidung durch zu schwache Reize (!)<br />

• Grundlage:<br />

o Befun<strong>de</strong> zur Bestrafung: wenn minimal aversive Stimuli geboten wer<strong>de</strong>n, dann<br />

wer<strong>de</strong>n etwas „gefährlichere“ Reize nicht mehr als solche erlebt<br />

o Minimal aversive Stimuli lösen nun Alternativen zum Vermeidungsverhalten<br />

aus � neue Reaktionen wer<strong>de</strong>n generalisiert und interferieren mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst<br />

(� Interferenztheorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Löschung, Kimble 1961)<br />

o Expliziter Einsatz von Feedback (Fortschritt beim Annäherungsverhalten):<br />

operanter Faktor<br />

• Anwendung:<br />

o Behandlung von Angst- und Vermeidungsverhalten<br />

• „graduiert“, weil es abhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbsteinschätzung <strong>de</strong>s Klienten ist<br />

• Wirkfaktoren:<br />

o Konkrete Erfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewältigung<br />

o Kognitive Mechanismen (Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartungen, stabiler kognitiver,<br />

emotionaler Schemata)<br />

• Experimentelle Fundierung:<br />

o Poppen, 1979: Vergleich in Tierverschen von graduierter Löschung, Flooding,<br />

Gegenkonditionierung und regulärer Löschung<br />

o Ergebnisse:<br />

37


� Reguläre Löschung: am wenigsten effektiv zum Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbau <strong>de</strong>s<br />

Annäherungsverhaltens<br />

� Graduiertes Gegenkonditionieren und graduierte Konfrontation zeigten<br />

die raschesten Effekte<br />

� Nach 10 Sitzungen hatten die 3 Verfahren ähnliche Löschung <strong>de</strong>s<br />

Vermeidungsverhaltens und Aufbau <strong>de</strong>s Annäherungsverhatens wie<br />

graduierte Verfahren<br />

• Effektivitätsnachweise sind recht kompliziert:<br />

o Graduierte Konfrontation häufig Kontrollbedingung<br />

o Effekte sind geringer, wenn die kLienten nicht über ihre Verbesserungen<br />

regelmäßig informiert wer<strong>de</strong>n<br />

• Parallelen zur „ver<strong>de</strong>ckten Löschung“ (Cautela, 1971):<br />

o Gesamtes Verfahren könnte im Prinzip auch „ver<strong>de</strong>ckt“ durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

o Sinnvoll erscheint dieses Verfahren eventuell als Vorstufe <strong><strong>de</strong>r</strong> realen<br />

(graduierten) Konfrontation, wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient zum erst einmal die<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit einer von ihm befürchteten Situation vorstellt, bevor<br />

er diese in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität aufsucht.<br />

Training in Angstbewältigung<br />

Bewältigung:<br />

Lernen mit belasten<strong>de</strong>n Situationen und damit verbun<strong>de</strong>nen Emotionen umzugehen<br />

Angstbewältigung Allgemein:<br />

• Täuscht eine Einheitlichkeit in therapeutischen Verfahren vor, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität nicht<br />

existiert<br />

• Heterogene Menge an therapeutischen Strategien (auch außerhalb<br />

verhaltenstherapeutischen Settings, z.B. Meditationsverfahren)<br />

• kognitive Komponente wird in allen Verfahren eine wichtige Rolle zugebilligt:<br />

gedankliche Prozesse <strong>de</strong>terminieren weitgehend die Färbung von menschlichen<br />

Emotionen, sie sind zugänglich und verän<strong><strong>de</strong>r</strong>bar<br />

• aber auch klassisch-verhaltenstherapeutische Übungen nötig<br />

Diskrimantionstraining:<br />

• frühzeitiges Erkennen einer Angstreaktion � Diskrimination dieser Reaktion<br />

• einsetzten effektiver Bewältigungsmetho<strong>de</strong>n<br />

• Differenzierung auf einer subjektiven Skala (0-100) hilft erste Unterscheidungen zu<br />

treffen � Feststellung, dass Angst ist nicht immer gleich stark ausgeprägt � erstes<br />

subjektives Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrolle<br />

Strategien zur Bewältigung von Angst:<br />

• Angst soll nicht mehr vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n � erste Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung damit<br />

38


• Patient muß eine prinzipielle Bereitschaft zur Selbstkontrolle haben (Ertragen<br />

kurzfristiger aversiver Situationen)<br />

• Viele Patienten setzten Strategien ein, die nur einer gewissen Korrektur o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Optimierung bedürfen<br />

Üben im therapeutischen Setting:<br />

• Ziel: schrittweise Übertragung auf natürliche Situationen<br />

• Absichtliches provozieren von Angst (z.B. Hyperventilation) � teil einer „paradoxen<br />

Intervention) � erleben von Kontrolle<br />

• Angst beinhaltet nicht eine von ihm unabhängige Pathologie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<br />

kommt selbst in die Lage, Angst auszulösen und er kann selbständig lernen mit dieser<br />

Angst umzugehen<br />

• Gelungene Bewältigung: Im pragmatischen Kontext könnte man von gelungener<br />

Bewältigung dann sprechen, wenn es zu einer relativen Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Lebensvollzugs anhand selbstgesetzter Zielvorstellungen<br />

gekommen ist.<br />

Trainings in Selbstsicherheit<br />

• Früher: gegen soziale Unsicherheit<br />

• Heute: Aufbau von sozialen Fertigkeiten, von sozialer Kompetenz mit <strong>de</strong>m Ziel einer<br />

Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Interaktion<br />

Historischer Hintergrund:<br />

• Begrün<strong><strong>de</strong>r</strong>: A. Salter, 1949<br />

• Gehemmter Mensch (nach Salter):<br />

o Unsichere Persönlichkeit<br />

o Nicht spontan<br />

o Schwierigkeiten im Ausdruck von Gefühlen<br />

o Nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage nach <strong>de</strong>n eigenen Bedürfnissen zu leben<br />

• Selbstsichere Mensch (nach Salter):<br />

o Ehrlich und offen im Gefühlsausdruck<br />

o Spontan und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage flexibel zu han<strong>de</strong>ln<br />

• „Expressive Training“ nach Salter:<br />

o Ausdruck von Gefühlen<br />

o Mimischer Ausdruck<br />

o Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen und Angreifen, wobei erlebte Differenzen im interpersonalen<br />

Bezug explizit zum Ausdruck gebracht wer<strong>de</strong>n<br />

o Gezielter Gebrauch <strong>de</strong>s Pronomens „ich“<br />

o Fähigkeit zur Improvisation und zur Flexibilität<br />

39


• Realisierung einer o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrerer Regeln führt zur Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong> Selbstsicherheit:<br />

o Aktualisierung von Emotionen<br />

• Ansatz wur<strong>de</strong> erst 10 Jahre später rezipiert (Wolpe, 1958)<br />

Wolpe, 1958:<br />

• Ursache von Selbstunsicherheit ist soziale Angst<br />

• Angstreaktionen verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n sozial angemessenes und <strong>de</strong>n eigenen Gefühlen und<br />

Bedürfnissen entsprechen<strong>de</strong>s Verhalten<br />

• Angst verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t:<br />

o Ärger auszudrücken<br />

o Selbstsichere Reaktionen zu zeigen<br />

• Angstantagonistisches Verhalten zu sozialer Angst durch Entspannung &<br />

selbstsicheres Verhalten � inkompatibel mit Angst<br />

• Operante VEstärkung <strong>de</strong>s neuen Verhaltens:<br />

o durch Therapeuten,<br />

o durch Gruppe<br />

o soziale Umwelt<br />

Be<strong>de</strong>utsame Techniken für das Selbstsicherheitstraining:<br />

1. Ermutigung zur Selbstbehauptung durch <strong>de</strong>n Therapeuten, verbale Instruktionen und<br />

Information<br />

2. Verhaltensübungen, die nach Schwierigkeiten hierarchisch zu ordnen sind. In <strong>de</strong>n<br />

Verhaltensübungen sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient schrittweise die bisher gehemmten Gefühle direkt<br />

äußern.<br />

3. Soziale Verstärkung bei Äußern neuen Verhaltens. Dieses neue Verhalten sollte auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> „Lebensphilosophie“, <strong>de</strong>m Recht auf die Duchsetzung adäquater For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

entsprechen.<br />

Kritik von Lazarus:<br />

• Gegen Selbstsicherheitstraining als bloße Vermittlung aggressiver, rücksichtsloser<br />

Verhaltensweisen<br />

• Reines Training in „Durchsetzungsfähigkeit“ führt zwar zu gesteigerter<br />

Selbstbehauptung, gleichzeitig jedoch zu zwischenmenschlicher Distanz und<br />

Entfremdung<br />

Lazarus Begriff „Soziale Kompetenz“:<br />

• Die Fähigkeit, nein zu sagen<br />

40


• Die Fähigkeit, Bitten, Wünsche und For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu äußern<br />

• Die Fähigkeit, positive und negative Gefühle zu äußern<br />

• Die Fähigkeit, Gespräche anzuknüpfen, sie fortzuführen und zu been<strong>de</strong>n.<br />

• Unabhängige Bereiche<br />

• Für je<strong>de</strong> Person indivividuelle Analyse und ein eigenes Training<br />

• Nicht nur auf Verhaltensebene, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch im Zusammenhang mit<br />

o Kognitiven Mustern<br />

o Einstellungen<br />

o Bewertungen<br />

o Lebensphilosophie<br />

Folgen<strong>de</strong> weitere Quellen als historische uns konzeptionelle Vorläufer <strong>de</strong>s<br />

Selbstsicherheitstrainings:<br />

� Moreno, 1946: „Psychodrama“: Möglichkeit zum direkten (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

nonverbalen) Ausdruck von Gefühlen geschaffen<br />

� Kelly, 1955: „Fixed-Role-Therapy“: Verbindung zwischen Verhaltens- und<br />

kognitiver Therapie (Vorstellen eines Mo<strong>de</strong>lls als Vorbereitung einer<br />

Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung).<br />

� Ellis, 1962: „Rational-Emotive-Therapie“: Betonung problematischer Funktion<br />

bestimmter Kognitionen und Fehleinstellungen für die Ausformung und<br />

Aufrecherhaltung problematischer Verhaltensweisen<br />

Begriffsklärung<br />

Gemeinsame Elemente von selbstsicherem (assertives) Verhalten:<br />

• Assertives Verhalten ist interpersonales Verhalten, da es in einer ehrlichen und relativ<br />

direkten Äußerung von Gefühlen und Gedanken besteht.<br />

• Assertives Verhalten ist sozial angemessenes Verhalten.<br />

• Assertives Verhalten einer Person berücksichtigt sowohl die eigenen Bedürfnisse, als<br />

auch die Gefühle und das Befin<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Personen.<br />

Richtlinien für die Unterscheidung von Alberti et al., 1978:<br />

a) Non-assertivem = passivem, unsicherem<br />

b) Assertivem = selbstsicherem, <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation angemessenem<br />

c) Aggressivem Verhalten<br />

Definition (Assertives Verhalten), Rich et al., 1976:<br />

„Assertives Verhalten beinhaltet die Fähigkeit, in einer interpersonalen Situation nach<br />

Verstärkung zu streben, sie aufrecht zu halten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu vermehren. Dies geschieht durch <strong>de</strong>n<br />

direkten Ausdruck von Gefühlen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wünschen, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausdruck solcher Wünsche<br />

mit <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>s Verlustes von Verstärkung o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar mit Bestrafung verbun<strong>de</strong>n ist.“<br />

41


Verschie<strong>de</strong>ne Bereiche:<br />

Ansatzpunkte und Komponenten von Selbstsicherheitstrainings<br />

1. Die subjektive Einstellung einer Person zu sich selbst<br />

2. Der Aspekt sozialer Fertigkeiten und die Fähigkeit, diese auch adäquat einzusetzten<br />

3. Die Komponente <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Angst und Hemmung<br />

1. Subjektive Einstellung<br />

• Negatives Selbstkonzept, entstan<strong>de</strong>n durch:<br />

i. Erleben von sozialer Unsicherheit<br />

ii. Erziehungseinflüsse<br />

iii. Fortlaufen<strong>de</strong> Misserfolge<br />

• � Min<strong><strong>de</strong>r</strong>wertigkeitsgefühlen<br />

• ähnlich: „Schemata“ nach A.T. Beck, 1976 (Strukturierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung<br />

und Speicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Erlebnisse)<br />

• Verweis auf Konzepte <strong><strong>de</strong>r</strong> „Self-efficacy“ (Bandura, 1977)<br />

Spezifische Indikation für die Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> subjektiven Komponente im<br />

Selbstsicherheitstraining:<br />

• Probleme <strong>de</strong>s Kontrollverlustes bei aggressiven Gefühlen<br />

• Ungeduldige, überaus irritierbare Personen, die sich in unterschiedlichsten Situationen<br />

angegriffen fühlen und meinen, ihrerseits durch Angriff reagieren zu können. In einem<br />

solchen Fall steht das Erlernen adäquater, sensibler Stimulusdiskrimination im<br />

Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund<br />

• Impulsive Personen � Erlernen angemessener Reaktionen<br />

• Selbstunsichere Personen � adäquate Strategien <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchsetzung eigener Wünsche<br />

und Bedürfnisse<br />

2. Soziale Fertigkeiten<br />

• Soziale Fertigkeiten:<br />

o Verbale<br />

o Motorische<br />

o Mimisch-gestische Fähigkeiten (Verhaltensweisen)<br />

o … die an die soziale Umwelt gerichtet sind und von diesen Verstärkt wer<strong>de</strong>n<br />

• dazu gehört: soziales Diskriminationslernen<br />

• Selbstsicherheit zeichnet sich dadurch aus, dass zwar die eigenen Gefühle und<br />

Bedürfnisse wahrgenommen und direkt geäußert wer<strong>de</strong>n, dies aber nicht in<br />

anklagen<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> verletzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Form erfolgt<br />

• Soziale Problem konstruktiv lösen<br />

• Adäquate Form <strong>de</strong>s aggressiven Ausdrucks von aggressiven Gefühlen<br />

42


• Schulung in sozialer Wahrnehmung und Differenzierung bil<strong>de</strong>t einen ersten Schritt zu<br />

Aufbau adäquaten sozialen Verhaltens; weitere wichtige Elemente sind die<br />

Instruktionen und Informationen über adäquates Verhalten in neuen Situationen,<br />

Rollenspielen und Mo<strong>de</strong>llernen<br />

3. Soziale Angst und Hemmung<br />

Soziale Angst als das erleben unangenehmer Gefühle in sozialen Situationen kann sich auf<br />

verschie<strong>de</strong>ne Bereiche beziehen:<br />

a) Auslösen<strong>de</strong> Situation:<br />

a. Angst vor öffentlicher Beachtung<br />

b. Vor Misserfolg und Kritik<br />

c. Angst vor Versagen<br />

d. Angst und Befangenheit im sozialen Kontext<br />

e. Angst, For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Bitten abzuschlagen („nein“-sagen)<br />

f. Angst vor eigenen Ansprüchen<br />

b) Gefürchtete Reaktionen:<br />

a. Antizipation von unangenehmen Reaktionen<br />

c) Vermeidungsstrategien:<br />

a. Die gefürchtete Situation wird nicht mehr aufgesucht, weil aversive<br />

Konsequenzen antizipiert wer<strong>de</strong>n<br />

b. Vermei<strong>de</strong>n wird verstärkt, weil gefürchtete aversive Konsequenzen ausbleiben<br />

c. Unterscheidung aktive Vermeidung (Flucht) und passive Vermeidung<br />

(Gedankliche Abwesenheit, Schweigen)<br />

d) Kreislauf:<br />

a. Antizipation negativer Gefühle � Vermeidung �Isolation (keine neuen<br />

Erfahrungen)<br />

Mo<strong>de</strong>lle von Selbstsicherheitstrainings<br />

43


Historische Entwicklung:<br />

Salter (1949), Wolpe (1958), Lazarus (1963)<br />

� verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schwerpunkten<br />

Assertiveness-Training-<br />

Programm (ATP)<br />

Ullrich <strong>de</strong> Muynck &<br />

Ullrich, 1976<br />

4 Themenbereiche sozialer<br />

Kompetenz:<br />

• For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung stellen<br />

• Neinsagen<br />

Kritisieren<br />

und<br />

• Herstellen<br />

Kontakten<br />

von<br />

• Sich öffentlicher<br />

Beachtung aussetzen<br />

und Fehler erlauben<br />

Verhaltenstrainingsprogramm<br />

zum Aufbau sozialer<br />

Kompetenz (VTP)<br />

Gruppentherapie sozialer<br />

Kompetenz (GSK)<br />

Feldhege & Krauthan, 1979 Hinsch & Pfingsten, 1983<br />

4 Verhaltensbereiche:<br />

• Die Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Beziehung zu Partner,<br />

Freun<strong>de</strong>n und Bekannten<br />

(Bereich<br />

Kommunikation)<br />

• Das Aufnehmen und<br />

Aufrechterhalten von<br />

Kontakten zu frem<strong>de</strong>n<br />

Personen (Bereich<br />

Kontakt)<br />

• Das Durchsetzen von<br />

berechtigten Ansprüchen<br />

und For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

(Bereich<br />

Selbstbehauptung)<br />

• Die Bewältigung von<br />

Belastungssituationen<br />

(Bereich Belastung)<br />

3 Teile:<br />

• Teil A: „Formen,<br />

Entstehung und<br />

Therapie“ sozial<br />

inkompetenten<br />

Verhaltens<br />

• Teil B: Konzeption,<br />

Metho<strong>de</strong> und<br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>s<br />

GSK“: Unterteilung<br />

<strong>de</strong>s Konstruktes<br />

„Soziale<br />

Kompetenz“ in 3<br />

Teile: Recht<br />

durchsetzen (Typ<br />

R), Beziehungen<br />

(Typ B), Um<br />

Sympathie werben<br />

(Typ S)<br />

• Teil C:<br />

Durchführungsmater<br />

ialen (Rollenspiele,<br />

Entspannungstraining,<br />

Fragebögen)<br />

• Weniger aufwendig<br />

44


Therapeutische<br />

Wirkfaktoren:<br />

• Verhaltensübungen<br />

und Rollenspiele<br />

• In-vivo-Training/<br />

Hausaufgaben in<br />

konkreten<br />

Situationen<br />

• Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verstärkung,<br />

operantes/<br />

instrumentelles<br />

Lernen<br />

• Vermittlung von<br />

unmittelbaren<br />

Vi<strong>de</strong>o-Feedbacks<br />

• Sukzessive<br />

Annäherung an<br />

problematische<br />

Situationen<br />

• Instruktion/ direkte<br />

Anweisung <strong>de</strong>s<br />

Therapeuten<br />

• Liste von zu<br />

erlernen<strong>de</strong>n und zu<br />

verlernen<strong>de</strong>n<br />

Bereichen<br />

• Therapiekontrakte/<br />

Verträge<br />

• Mo<strong>de</strong>llernen<br />

• Durchführung <strong>de</strong>s<br />

ATP in Gruppen<br />

• Selbstinstruktionen<br />

ATP ist standardisiert:<br />

Die damit verbun<strong>de</strong>ne<br />

Inflexibilität wird allerdings<br />

dadurch aufgehoben, dass es<br />

sich bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Situationen um Bereiche<br />

han<strong>de</strong>lt, die von allen<br />

Personen geübt wer<strong>de</strong>n<br />

sollen � Einschränkung<br />

von Vermeidung<br />

Vorteile von<br />

Gruppentherapie, Grawe,<br />

1980:<br />

• Gruppe als Mo<strong>de</strong>ll<br />

Reihe von<br />

verhaltenstherapeutischen<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprinzipien:<br />

• Mo<strong>de</strong>llernen<br />

• Verhaltensinstruktionen<br />

• Gezielte Hilfestellung<br />

• Praktische Anleitung<br />

• Suksessive Ausformung<br />

<strong>de</strong>s Verhaltens<br />

• Kognitive<br />

Umstrukturierung<br />

• In-vivo-Übungen/<br />

Hausaufgaben<br />

Die Items wer<strong>de</strong>n selbständig in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe erarbeitet<br />

Defizite im sozialen Verhalten<br />

sollen durch<br />

• sog. Wissens- und<br />

• Verhaltenstechniken<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n<br />

als ATP<br />

Gleiche Ziele wie ATP<br />

Dem Konzept <strong>de</strong>s GSK<br />

liegt ein Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

zugrun<strong>de</strong>, das das<br />

Zusammenwirken von<br />

kognitiven, emotionalen<br />

und beobachtbarem<br />

Verhalten bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bewältigung sozialer<br />

Situationen beschreibt:<br />

1) Trainingselemente<br />

auf kognitiver Ebene<br />

(Diskrimination)<br />

2) Trainigselemente<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> emotionalen<br />

Ebene (PME)<br />

3) Trainingselemente<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> motorischen<br />

Ebene (Rollensoiele<br />

mit Vi<strong>de</strong>ofeedback)<br />

1)<br />

Von vornherein als<br />

Gruppentherapie konzipiert<br />

45


sozialer<br />

Interaktionen<br />

• Aktive Beteiligung<br />

in einer sozialen<br />

Situation<br />

• Nicht nut Werte und<br />

Normen <strong>de</strong>s<br />

Therapeuten,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gruppe<br />

Spielregeln für effektive<br />

Gruppenarbeit (Fiedler,<br />

1975):<br />

• Akzeptierend und<br />

freundlich<br />

• Positives Verhalten<br />

verstärken<br />

• Gefühle von<br />

Langeweile und<br />

Ärger sollten<br />

a<strong>de</strong>quat<br />

angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• Organisatorische<br />

Aspekte ein<strong>de</strong>utig<br />

festgelegt<br />

Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe:<br />

Abhängig von<br />

Therapeutenerfahrung;<br />

möglichst 2 Therapeuten,<br />

nicht zu heterogen<br />

Die Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verhaltenstechniken erfolgt<br />

i.d.R. in <strong><strong>de</strong>r</strong> Interaktion<br />

mehrerer Individuuen (Gruppe)<br />

Nicht zu heterogene Gruppen,<br />

7-9 Teilnehmer, gemischtgeschlechtlich,<br />

alter homogen<br />

Ablauf:<br />

1) Einführung in <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen<br />

Verhaltensbereich<br />

2) Erarbeiten von<br />

Wissenstechniken für<br />

<strong>de</strong>n Verhaltensbereich<br />

3) Erarbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Übungssituationen zu<br />

<strong>de</strong>n Verhaltenstechniken<br />

<strong>de</strong>s Verhaltensbereichs<br />

(Rollenspiele)<br />

4) Weitere<br />

Übungssituationen mit<br />

ansteigen<strong>de</strong>m<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

5) In-vivo-Übungen<br />

Ca. 8-10 Teilnehmer, 2<br />

Therapeuten<br />

Ablauf:<br />

1) Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Trainingsinhalte<br />

2) Einführung <strong>de</strong>s<br />

Erklärungsmo<strong>de</strong>lls<br />

3) Diskrimination<br />

selbsticher/aggressiv<br />

; Einführung <strong>de</strong>s<br />

Mo<strong>de</strong>llrollenspiels<br />

(Typ R)<br />

4) Bewusstmachen von<br />

Selbstverbalisation<br />

anhand <strong>de</strong>s<br />

projektiven<br />

Vi<strong>de</strong>ofilms und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstlobübung<br />

5) Einführung von<br />

46


6) Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung <strong>de</strong>s<br />

Lernstoffs <strong>de</strong>s<br />

Verhaltensbereichs<br />

7) Interaktionszentrierte<br />

Gruppensitzungen<br />

Modifikationen:<br />

• Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reihenfolge<br />

• Einsatz<br />

standardisierter<br />

Übungssituatione<br />

n<br />

• Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung<br />

während <strong>de</strong>s<br />

Trainings<br />

• Auch in<br />

„offenen“<br />

Gruppen möglich<br />

• Anwendung in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Einzeltherapie<br />

• Einbezug <strong>de</strong>s<br />

Sozialpartners<br />

Situationstyp B (Teil<br />

I)<br />

6) Einführung von<br />

Situationstyp B (Teil<br />

ii); Rollenspiel und<br />

Vi<strong>de</strong>ofeedback<br />

7) Einführung <strong>de</strong>s<br />

Situationstyp S;<br />

Rollenspiel mit<br />

Vi<strong>de</strong>ofeedback<br />

8) Diskrimination <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Situationstypen und<br />

abschließen<strong>de</strong>s<br />

Rollenspiel mit<br />

Vi<strong>de</strong>ofeedback,<br />

wobei die Wahl <strong>de</strong>s<br />

Situationstyps<br />

freigestellt wird<br />

9) Zusätzlich:<br />

Entspannungstraining<br />

Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> „minimal effektiven Verhaltensweise:<br />

Die minimal effektive Verhaltensweise ist dasjenige Verhalten, das mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit zur gewünschten Zielerreichung führt und das gleichzeitig mit einem<br />

Minimum an Aufwand und negativen Emotionen verbun<strong>de</strong>n ist.<br />

Bewertung von Trainings in Selbstsicherheit<br />

• Die Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung beinhaltet eine schrittweise Konfrontation mit bisher<br />

gemie<strong>de</strong>nen sozialen Situationen Die graduierte Annäherung am komplexe und<br />

schwierige Interaktionsmuster erleichtert die Überwindung bisherigen<br />

Vermeidungsverhaltens.<br />

• Das Ziel <strong>de</strong>s Trainings besteht nicht nur im Abbau von Vermeidungsverhalten,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch im aktiven Erwerb von sozialen Fertigkeiten (positive Konsequenzen<br />

erleben).<br />

• Normative Gesichtspunkte und gesellschaftliche Standards fließen ein,<br />

Zielbestimmungen än<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich mit gesellschaftlichem Wan<strong>de</strong>l<br />

• Mit <strong>de</strong>m Erlernen sozialer Kompetenz erwirbt die Person einen Verhaltensspielraum,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> es ihr ermöglicht, das ihr zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Verstärkerpotential optimal zu<br />

nutzen<br />

47


Grundlagen:<br />

Thorndike, 1898<br />

Skinner, 1938<br />

Operante Metho<strong>de</strong>n<br />

Zentrales Lerngesetz:<br />

Instrumentelleles Verhalten wird in erster Linie durch seine Konsequenzen kontrolliert.<br />

(Thornedike)<br />

Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernprinzipien (S-R) und <strong>de</strong>s operanten Konditionierens (R-S). Skinner<br />

hat speziell <strong>de</strong>m operanten Lernen die größere Be<strong>de</strong>utung für die Stabilisierung <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens zuerkannt.<br />

(Skinner)<br />

Operante Metho<strong>de</strong>n = Konsequenzkontrolle<br />

Unterscheidung:<br />

Positiver Stimulus (C+): Positive Verstärkung<br />

↑R � C+<br />

Aversiver Stimulus (C-) Bestrafung<br />

↓R � C-<br />

Bedingungen für operantes Lernen:<br />

Bestrafung/ Löschung<br />

↓R � /C+<br />

Negative Verstärkung<br />

↑R � /C-<br />

• Kein automatischer, passiver Prozess<br />

• Eine Reihe von intermittieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Variablen (Module) <strong>de</strong>terminieren die operante<br />

Konditionierung:<br />

o Prädisponieren<strong>de</strong> Faktoren<br />

o Motivationale Bedingungen<br />

o Evolutionäre Variablen<br />

o Frequenz <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

48


Metho<strong>de</strong>n zum Aufbau von Verhalten<br />

Positive Verstärkung:<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für die Wirksamkeit ist die Kontingenz zwischen Verhalten und Konsequenz.<br />

Kontingenz: Relation <strong>de</strong>s Verhaltens zu einer zugehörigen Konsequenz dieses Verhaltens.<br />

Dies ist <strong>de</strong>shalb wichtig, weil Verhalten üblicherweise unter multipler Kontingenzkontrolle<br />

steht – Verhalten ohne Konsequenzen ist schwer <strong>de</strong>nkbar.<br />

Wenn Stimuli in großer zeitlicher Distanz (verzögerte Verstärkung) dargeboten wer<strong>de</strong>n, so<br />

wird die Erkennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontingenzrelation erschwert.<br />

Garcia et al. (1972):<br />

• Nicht unbedingt die Stimuli, die in zeitlicher und räumlicher Nähe liegen<br />

• Das Individuum sucht die Umgebung nach zugehörigen Stimuli ab<br />

• Nachweis im infrahumanen Bereich<br />

• Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Lerntheorien (Rescola, 1988)<br />

Hinweise für die therapeutische Praxis:<br />

• Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Anwendung positiver Verstärkung bedarf es einer präzisen funktionalen<br />

Analyse und <strong><strong>de</strong>r</strong> Bestimmung relevanter Verstärker (i.d.R durch Beobachtung)<br />

• Als positive Verstärker eignen sich nicht nur primäre und sekundäre Verstärker,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Verhatensweisen <strong>de</strong>s Individuums selbst (Premack-Prinzip)<br />

• Positive Verstärker sollten unmittelbar nach <strong>de</strong>m Auftreten <strong>de</strong>s Zielverhaltens<br />

verabreicht wer<strong>de</strong>n (Kanfer et al., 1970)<br />

• Dem Individuum sollte die Relation zwischen erwünschtem Verhalten und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verabreichung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärker transparent sein<br />

• Zur Vermeidung von Sättigungseffekten sollte die Darbietung von Verstärkern<br />

variabel erfolgen<br />

• Zum Aufbau von Verhalten sollte die positive Verstärkung zunächst kontinuierlich<br />

erfolgen, zur Stabilisierung von Verhalten sollte zu intermittieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkung<br />

übergegangen wer<strong>de</strong>n<br />

• Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auswahl <strong>de</strong>s Zielverhaltens sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass dies<br />

selbstverstärkend wird bzw. eine Vernetzung in <strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen Umgebung erfährt.<br />

Darüber hinaus sollte die Person schrittweise dazu befähigt wer<strong>de</strong>n, die Verstärkung<br />

selbst durchzuführen.<br />

Spezielle Möglichkeiten positiver Verstärkung:<br />

Shaping:<br />

Schrittweise Ausformung von Verhalten, wobei zunächst erste Elemente und Ansatzpunkte<br />

<strong>de</strong>s Zielverhaltens positiv verstärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine Analyse <strong>de</strong>s Zielverhaltens<br />

49


• Schrittweise diskriminitiv verstärkt, d.h. immer größere Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m<br />

Zielverhalten<br />

• Aufwendiges Verfahren<br />

Chaining:<br />

Aufbau einer komplexen Verhaltensweise. Das letzte Element <strong><strong>de</strong>r</strong> Kette wird als erstes<br />

verstärkt und die Verhaltenskette gewissermaßen von „hinten“ aufgebaut. Durch das Prinzip<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Koppelung erwerben die einzelnen Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> Kette schrittweise ebenfalls<br />

(sekundären) Verstärkercharakter.<br />

• Aufglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von komplexem Verhalten in kleine Einheiten (Ketten)<br />

• Bestimmung welche Teile schon vorhan<strong>de</strong>n sind und welche evtl. noch durch Shaping<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n müssen<br />

• Schrittweise Bearbeitung bis die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Verhaltensweise unter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

simuluskontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> vorausgegangenen Reaktion stehen, verstärkt wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschluß<br />

Prompting:<br />

Darunter ist eine verbale o<strong><strong>de</strong>r</strong> verhaltensmäßige Hilfestellung zu verstehen. Durch<br />

Instruktion, durch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand führen usw. sollte die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s lernen<strong>de</strong>n<br />

Individuums überhaupt erst auf das gewünschte Verhalten gelenkt wer<strong>de</strong>n. Prompting ist eine<br />

sehr elegante operante Strategie, die eingesetzt wird, damit positive Verstärkung greifen kann.<br />

Beispiele:<br />

• Vormachen <strong>de</strong>s erwünschten Verhaltens<br />

• Ein<strong>de</strong>utige Instruktionen<br />

• Hinzeigen auf Objekte<br />

Fading:<br />

Schrittweise Ausblen<strong>de</strong>n von Hilfsstimuli bis das Zielverhalten schließlich unter die Kontrolle<br />

natürlicher Konsequenzen gelangt. Zum erlernen komplexen Verhaltens können zunächst<br />

verbale, bildliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> verhaltensmäßige Hilfestellungen gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Alle Strategien gemeinsam:<br />

• Teil komplexer Therapieprogramme<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Kennzeichen: schrittweises vorgehen<br />

• Unterstützung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung<br />

Bestrafung von Verhalten<br />

Strategien zum Abbau von Verhalten<br />

Bestrafung:<br />

kontingente Anwendung eines aversiven Reizes auf ein bestimmtes Verhalten<br />

Funktionale Fassung von Bestrafung:<br />

Prozeß, bei <strong>de</strong>m die Auftrittshäufigkeit eines Verhaltens einer bestimmten operanten Klasse<br />

als Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> reaktionskontingenten Anwendung eines Stimulus sinkt<br />

50


Verzicht auf aversive Verfahren problematisch, weil man <strong>de</strong>n Patienten <strong>de</strong>n aversiven<br />

„natürichen“ Bedingungen überlassen wür<strong>de</strong>.<br />

Hinweise für die Durchführung von Bestrafungsverfahren:<br />

• Nur in Verbindung mit Verstärkung von Alternativverhalten<br />

• Kontingent folgen<br />

• Nur in Absprache mit Klienten<br />

Löschung von Verhalten<br />

Löschung:<br />

Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen Auftrittshäufigkeit von Verhalten einer operanten Klasse durch<br />

das Entfernen <strong><strong>de</strong>r</strong> positiven Verstärker, die dieses Verhalten aufrechterhalten.<br />

• Dem Verhalten sollte in Zukunft lediglich „neutrale“ Konsequenzen folgen<br />

• Keine sofortige Unterdrückung <strong>de</strong>s Verhaltens, steigt zunächst manchmal sogar noch<br />

an<br />

• Löschungskurve eine Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> vorangegangenen Verstärkungsgeschichtte<br />

Durchführung:<br />

• Nur in Verbindung mit Verstärkung von Alternativverhalten<br />

• In Verhaltensanalyse alle Verstärker herausfin<strong>de</strong>n<br />

• Verhalten von allen Personen <strong><strong>de</strong>r</strong> relevanten Umgebung gelöscht<br />

Variante: „covered extinction“, Cautela, 1971<br />

• Vorstellung eines problematischem Verhaltens<br />

• Zieht nicht mehr die erwarteten Konsequenzen nach sich<br />

• Entfallen (Löschen) <strong><strong>de</strong>r</strong> Reaktionen steht Verhalten ohne Konsequenzen da<br />

• Langfristig unter Löschungsbedingunen<br />

Response Cost<br />

Response Cost:<br />

operantes Bestrafungsverfahren, bei <strong>de</strong>m bereits erhaltene generalisierte Verstärker (Token,<br />

Geld, …) für unangemessenes Verhalten entzogen wer<strong>de</strong>n.<br />

51


Voraussetzungen:<br />

• Vorhan<strong>de</strong>nsein eines positiven (generalisierten) Verstärkers<br />

• Klient muß Gelegenheit haben Verstärker zu erwerben<br />

• Erwerb von Verstärkern sollte an erwünschtes Verhalten geknüpft sein<br />

• Sollte <strong>de</strong>n natürlichen Kontingenzen weitgehend entsprechen<br />

• Verlust eines Verstärkers sofort nach <strong>de</strong>m unerwünschten Vehalten folgen<br />

Time-Out<br />

Time-Out:<br />

Reduktion <strong>de</strong>s Problemverhaltens dadurch, dass man alle potentiellen Verstärker <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens unerreichbar macht.<br />

• Response Cost vorzuiehen, wenn die Verstärker nicht i<strong>de</strong>ntifizierbar sind<br />

• Unterschied zu Response Cost: Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, dass die Person für unangemessenes<br />

Verhalten überhaupt Verstärker erhält<br />

Durchführung:<br />

• Immer in Kombination mit positiver Verstärkung von Alternativverhalten<br />

• Neutrale Umgebung sollte keine verstärken<strong>de</strong> Eigenschaft aufweisen<br />

• Klare Instruktionen<br />

Sättigung und Beschränkung<br />

Wenn eine bestimmte Reaktion sehr häufig gezeigt wird und wenn dieser Verhaltensweise<br />

immer <strong><strong>de</strong>r</strong>selbe Verstärker folgt, so tritt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit Sättigung ein. Eine prinzipiell<br />

angenehme Aktivität wird auf diese Weise allmählich zu einer unangenehmen Betätigung.<br />

Beschränkung kann nicht als verhaltenstherapeutische Metho<strong>de</strong> angesehen wer<strong>de</strong>n, weil mit<br />

ihr kaum Lerneffekte zu erwarten sind.<br />

Strategien zur Stabilisierung von Verhalten<br />

• Schrittweiser Übergang von <strong>de</strong>n therapeutischen auf <strong>de</strong>n Alltag<br />

• Übergang von kontinuierlicher auf intermittieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Verhalten<br />

• Verlängerte Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Therapiesitzungen<br />

• Wochenen<strong>de</strong>n zu Hause<br />

52


• Innerhalb <strong>de</strong>s therapeutischen Settings:<br />

• Verstärkung nicht allein durch Therapeuten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durch natürliche Kontingenzen<br />

• Therapie sollte eine Problemlöseperspektiven vermitteln<br />

• Die Problemanalyse, Zielbestimmung und Therapieplanung kann in <strong><strong>de</strong>r</strong> VT so explizit<br />

und transparent gestaltet wer<strong>de</strong>n, dass das allgemeine Vorgehen eine Art flexiblen<br />

Muster für künftige Schwierigkeiten darstellt.<br />

• Umgebungsbedingungen schwer beeinflussbar: Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle<br />

o Selbstkontrolle: <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient lernt, die Kontingenzen seines Verhaltens selbst zu<br />

setzten und dadurch sein Verhalten selbst zu steuern<br />

o Impliziert eine Reihe vermittelbarer und erlernbarer Strategien zur Steuerung<br />

<strong>de</strong>s eigenen Verhaltens<br />

o Ziel: Unabhängigkeit <strong>de</strong>s Patienten von therapeutischen Bedingungen in<br />

Richtung Selbstbestimmung und Selbstmanagement (Kanfer et al., 1982)<br />

Strategien <strong>de</strong>s Kontingenzmanagement<br />

Kontingenzmanagement:<br />

Systematische Darbietung bzw. Entfernung positiver bzw. aversiver Stimuli.<br />

� Vom Therapeuten<br />

� Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person selbst<br />

� Personen <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Umgebung<br />

Kontingenzmanagement setzt eine exakte Verhaltensbeobachtung und Verhaltensanalyse zur<br />

Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Verhaltensexzesse und –<strong>de</strong>fizite voraus.<br />

Token Economies<br />

• Variante <strong>de</strong>s Kontingenzmanagement<br />

• Übersetzt: Münz/Eintausch-Verstärkersystem<br />

• Token = Objekt mit Tauschwert, generalisierte konditieionierte Verstärker<br />

• Vorteil gegenüber primären Verstärkern: kontingent einsetzbar, kaum Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sättigung<br />

• Einführung zunächst in geschlossenen Institutionen (psychiatrische Kliniken, Heime<br />

etc.) � Motivierung <strong><strong>de</strong>r</strong> langzeithospitalisierten Patienten für Aktivitäten<br />

Durchführung eines Token-Programms nach Ayllon&Azrin, 1968:<br />

1. Auswahl und Präzisierung <strong>de</strong>s gewünschten Zielverhaltens<br />

2. Bestimmung von Art und Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Token bezogen auf spezifische Formen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ausprägungen <strong>de</strong>s Zielverhaltens<br />

3. Registrieren <strong>de</strong>s zu bekräftigen<strong>de</strong>n Zielverhaltens<br />

4. Regeln für <strong>de</strong>n Eintausch <strong><strong>de</strong>r</strong> Tokens gegen primäre Verstärker (z.B. zeitlicher<br />

Abstand)<br />

• „niedriges“ Verhaltensniveau � je<strong>de</strong> Marke unmittelbar eintauschen<br />

53


• später zeitlich verzögert<br />

• Einsatz häufig in Schulen und Heimen bei sog. <strong>de</strong>linquenten Jugendlichen �<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Problemverhaltens + Erhöhte Aufmerksamkeit und<br />

Zuwendung durch Lehrer und Erzieher � soziale Verstärkung zentrale<br />

Be<strong>de</strong>utung<br />

• Problem: Token als Verstärker für „angepasstes“ Verhalten, nicht mehr<br />

individuelle Therapie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zur Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung auf einer<br />

Station � Missbrauch <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Möglichkeiten von Token<br />

Kontingenz-Verträge<br />

• „contingency contracting“: spezielle Form <strong>de</strong>s Kontingenz-Managements<br />

• relevante Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Intervention wer<strong>de</strong>n in einer Vereinbarung klar festgelegt<br />

• entwickelt für:<br />

o Partnerprobleme<br />

o Delinquentes Verhalten<br />

o Alkoholismus<br />

o Gewichtskontrolle<br />

• Verstärker müssen verdient wer<strong>de</strong>n, Verpflichtung bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Parteien sollten<br />

ausbalanciert sein<br />

Kontingenzmanagement in <strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen Umgebung<br />

• Interventionsansätze in <strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen Umgebung<br />

• Auffassung, dass Personen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Umgebung besser über relevante<br />

Verstärker bescheid wissen und diese auch kontingent einsetzten können<br />

• Personen <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung von Fachmann eingeführt:<br />

o Erlernen von Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensbeobachtung<br />

o Finktionale Verhaltensanalyse<br />

o Erlernen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fähigkeit, Zielprobleme zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

o Adäquater Einsatz von Verstärkern<br />

• Mediatormo<strong>de</strong>ll nach Tharp et al., 1975:<br />

54


Abschließen<strong>de</strong> Bemerkung zu <strong>de</strong>n operanten Verfahren<br />

• Hohe Be<strong>de</strong>utung für die <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

• Bei fast allen Verfahren (oft implizit) eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle<br />

Exkurs:<br />

Mittelbarer<br />

Therapeut<br />

Bestrafungs- und Aversionsverfahren<br />

• Keine einheitliche Begriffsverwendung<br />

• Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Aversität:<br />

o Eigenschaften eines bestimmten Reizes<br />

o Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensrate<br />

• In funktionaler Fassung versteht man unter Bestrafung eine Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen<br />

Auftrittswahrscheinlichkeit von Verhalten einer bestimmten operanten Klasse als<br />

Folge einer kontingenten Darbietung <strong>de</strong>s Reizes auf diese Reaktion<br />

• Verschie<strong>de</strong>ne Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Verhaltenskontrolle:<br />

o Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen Konditionierung: Attraktivität eines Stimulus durch<br />

Koppelung mit einem aversiven Reiz gesenkt<br />

o Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> operanten Konditionierung: Verringerung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auftrittswahrscheinlichkeit durch kontingente Darbietung eines aversiven<br />

Reizes<br />

Aversionstherapie<br />

Unmittelbarer<br />

Therapeut<br />

Beraten<strong>de</strong> Person Personen mit<br />

Verstärkern aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen<br />

Umgebung<br />

Zielperson<br />

Patient<br />

Aversionstherapie:<br />

Darbietung aversiver Stimuli nach <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen Konditionierung:<br />

55


• Mehrfache Kopplung <strong>de</strong>s CS mit unangenehmen Reaktionen (UCR) � CS = Aversion<br />

• Aufbau von Alternativverhalten durch CS als diskriminantivem Reiz<br />

• Wichtig: UCS wird kontingenz auf <strong>de</strong>n CS gegeben bis er zu Alternativverhalten führt<br />

(Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimulussubstittion)<br />

• Grawe et al. 1994: Effektivität nachgewiesen, trotz<strong>de</strong>m: seltener Einsatz, effektive<br />

Alternativen<br />

Bestrafungsverfahren<br />

• Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> operanten Konditionierung<br />

• Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftrittswahrscheinlichkeit durch kontingente Gabe auf eine Reaktion<br />

Vermeidungstraining<br />

• Klient kann einen aversiven Stimulus vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m er Alternativverhalten zeigt<br />

• Zuerst jedoch Einsatz von Fluchttraining: Einsatz <strong>de</strong>s aversiven Stimulus, solange <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Klient das Problemverhalten zeigt; durch Flucht kann <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Stimulus jedoch<br />

been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

• Ausformung von diskriminativen Hinweisreizen � Vermei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s aversiven Stimuli,<br />

in<strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>n Hinweisreiz Alternativverhalten gezeigt wird<br />

Bandura, 1969:<br />

Mo<strong>de</strong>lllernen<br />

Mo<strong>de</strong>llernen: wenn sich ein Individuum aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s Verhaltens an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Personen und <strong><strong>de</strong>r</strong> darauf folgen<strong>de</strong>n Konsequenzen neue Verhaltensweisen aneignet o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn<br />

schon bestehen<strong>de</strong> Verhaltensweisen in Richtung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Beim Vorgang <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernen (als Prozeß) sind folgen<strong>de</strong> Gesichtspunkte zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

• Der Beobachter erwirbt neue Verhaltensweisen, die in seinem Repertoire bisher nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>n waren<br />

• Durch das Verhalten <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls wer<strong>de</strong>n beim Beobachter vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Verhaltensweisen gestärkt o<strong><strong>de</strong>r</strong> abgeschwächt. Die Beobachtung negativer<br />

Verhaltenskonsequenzen beim Mo<strong>de</strong>ll führt zur Hemmung, die Beobachtung<br />

positiver Konsequenzen zur Enthemmung <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Verhaltens.<br />

• Das Verhalten <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls besitzt lediglich die Funktion eines diskriminativen<br />

Hinweisreizes (SD), <strong><strong>de</strong>r</strong> das Auftreten schon vorher gelernter Verhaltensweisen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>selben Klasse erleichtert<br />

Erklärung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernens:<br />

• Instinkttheorien (Morgan, 1896)<br />

• Assoziationstheorien (Allport, 1924)<br />

• Verstärkertheorien (Skinner, 1953)<br />

• Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>s affektiven Feedback (Mowrer, 1960)<br />

56


Mo<strong>de</strong>llernen aus heutiger Sicht:<br />

• Im Kontext <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Lerntheorien zu sehen<br />

• Lernprozesse in hohem Maße durch soziale und interpersonalen Determinanten<br />

beeinflusst<br />

• Zwischenstellung zwischen klassisch lerntheoretischen bis hin zu kognitiven<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

• Wichtig: Heraustellung <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Bedingungen <strong>de</strong>s Lernenens<br />

• Imitation: lediglich die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung frem<strong>de</strong>n Verhaltens ohne Spezifizierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bedingungen<br />

• Soziale Erleichterung, Verhaltensansteckung: Teilprozesse <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernens<br />

Grundlagen/ Voraussetzungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernens, Bandura, 1977:<br />

1. Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit beinhalten die Wahrnehmung und selektive Filterung<br />

von Information durch einen Beobachter. Gesteuert durch motivationale und<br />

emotionale Bedingungen <strong>de</strong>s Beobachters<br />

2. Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Speicherung von Information: Da eine Nachahmung häufig nicht<br />

unmittelbar stattfin<strong>de</strong>t, muss beim Beobachter ein Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Speicherung<br />

angenommen wer<strong>de</strong>n. Aktiver Vorgang im verbalen und bildlichen<br />

Repräsentationssystem. Gespeichert wer<strong>de</strong>n vom Individuum offenbar jene Aspekte<br />

eines komplexen Vorgangs, die im Kontext eigener Bedürfnisse relevant sind.<br />

3. Verbale, kognitive o<strong><strong>de</strong>r</strong> motorische Reproduktionsprozesse. Dies beinhaltet geistige<br />

und physische Voraussetzungen, ohne die beobachtete Muster nicht reproduzierbar<br />

sind. Gera<strong>de</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> Reproduktionsprozessen scheinen zum Teil enge<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernens zu liegen: Wir können komplexe Verhaltensweisen<br />

offenbar mit größter Aufmerksamkeit verfolgen und entsprechend speichern. Eine<br />

Reproduktion wird zum Teil nur unter hohem Aufwand von Übung gelingen.<br />

4. Motivationale Prozesse: zentrale Bedingung. Unterscheidung<br />

a. „Lernen“ meint die Übernahme von Inhalten, ohne dass diese unbedingt<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

b. „Performance“ be<strong>de</strong>utet, dass Verhalten auch gezeigt wird. Dies setzt<br />

situative Auslösebedingungen wie motorische Determinanten voraus.<br />

Beobachtungseffekt<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernens<br />

57


• Aufbau neuer Verhaltensweisen durch die Nachahmung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llverhaltens<br />

• Neue komplexe Verhaltensweisen können vergleichsweise rasch gelernt wer<strong>de</strong>n<br />

• Strategie <strong>de</strong>s ver<strong>de</strong>ckten Mo<strong>de</strong>llernens (covert mo<strong>de</strong>lling):<br />

o die Person stellt sich vor, wie sie selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Person die<br />

angemessene Reaktion ausführt<br />

o Annahme: Durchführung komplexen Verhaltens in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung geübt �<br />

leichter in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann<br />

• Kazdin, 1973 unterschei<strong>de</strong>t in Anlehnung an Meichenbaum, 1971 zwei Varianten:<br />

o In einem Fall hatte sich die Person ein meistern<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll vorzustellen, das in<br />

je<strong>de</strong>m Fall kompetente Reaktionen zeigt, keine Angst hat und die einzelnen<br />

Lösungsschritte für eine Aufgabe problemlos beherrscht.<br />

o Vorstellung eines bewältigen<strong>de</strong>n (coping) Mo<strong>de</strong>lls, das angesichts einer<br />

Aufgabe zunächst ängstlich reagiert, dann jedoch einzelne Schritte bewältigt<br />

und langsam zu einer erfolgreichen Bearbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe übergeht.<br />

• Für die offene Vorgabe von Mo<strong>de</strong>llen hat sich die Darbietung <strong>de</strong>s bewältigen<strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>lls in vielen Fällen als überlegen erwiesen. Solche Befun<strong>de</strong> stehen für einen<br />

Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Varianten ver<strong>de</strong>ckten Mo<strong>de</strong>llernens noch aus.<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> Konditionierung emotionaler Reaktionen<br />

• Emotionale Reaktionen können stellvertretend über die Darbietung emotionaler<br />

Reaktionen von Mo<strong>de</strong>llpersonen gelernt wer<strong>de</strong>n<br />

• Nicht die eigenen emotionalen Reaktionen auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die von<br />

Mo<strong>de</strong>llpersonen sind die Grundlage für bestimmte eigene emotionale Reaktionen.<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> Löschung<br />

• Verhaltensmuster emotionaler Reaktionen können auch auf stellvertreten<strong><strong>de</strong>r</strong> Basis<br />

gelöscht wer<strong>de</strong>n<br />

• Beobachtete Personen zeigen Annäherungsverhalten an furchtauslösen<strong>de</strong> Objekte und<br />

Situationen<br />

• 3 Prozesse als Grün<strong>de</strong>, Bandura, 1969:<br />

o Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte Darbietung von Annäherungsverhalten senkt das<br />

Erregungspotential aversiver Reaktionen unter die Schwelle entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vermeidungsreaktionen<br />

o Ängstliche Personen wer<strong>de</strong>n dadurch in die Lage versetzt, selbst<br />

annäherungsverhalten zu praktizieren<br />

o Der direkte Kontakt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> bedrohlichen Situation führt zu einer Reihe von<br />

neueren Erfahrungen, die zur Löschung von Vermeidungsverhalten beitragen<br />

• Kontakt-Desensibilisierung: Ein Mo<strong>de</strong>ll führt erwünschtes Verhalten von<br />

zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeit aus. Der Klient sollte das Verhalten nach je<strong>de</strong>m Item<br />

nachvollziehen. Ganz wichtig ist, dass <strong>de</strong>m Klienten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachahmung <strong>de</strong>s<br />

Mo<strong>de</strong>llverhaltens, also bei <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Situation,<br />

Erfolgserlebnisse vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

58


• Mo<strong>de</strong>llernen kann auch genutzt wer<strong>de</strong>n, Verhaltensweisen zu vermitteln, die im<br />

Repertoire <strong>de</strong>s Patienten bisher noch gar nicht vorhan<strong>de</strong>n waren<br />

Hemmen<strong>de</strong> und enthemmen<strong>de</strong> Effekte<br />

• Durch Mo<strong>de</strong>llernen kann die Auftrittswahrscheinlichkeit eines Verhaltens gestärkt<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> abgeschwächt wer<strong>de</strong>n � hemmen<strong>de</strong> bzw. enthemmen<strong>de</strong> Effekte<br />

• Enthemmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Effekt: Verhalten tritt als Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Mo<strong>de</strong>llbeobachtung häufiger auf<br />

� beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n macht man sich die Prinzipien<br />

enthemmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionen eines angstfreien Mo<strong>de</strong>lls zunutze<br />

Reaktionserleichtern<strong>de</strong> Effekte<br />

• Prozesse <strong>de</strong>s Diskriminationslernens wer<strong>de</strong>n durch Mo<strong>de</strong>llernen erleichtert<br />

• Die Vorgabe einer Mo<strong>de</strong>llperson erfolgt unter spezifischen Stimulusbedingungen, die<br />

vom Patienten beobachtet und für eigenes Verhalten übernommen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

• Bei selbsticherem Verhalten geht es häufig darum, welches Verhalten in welchen<br />

Situationen angemessen ist � Diskriminierung und soziale Beurteilung nötig<br />

• Anwendung: rasches und effizientes Diskriminationslernen in komplexen sozialen<br />

Situationen. Dabei geht man davon aus, dass entsprechen<strong>de</strong> Verhaltensweisen im<br />

Repertoire <strong>de</strong>s Individuums im Prinzip vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

• Impliziter Rückgriff auf Mo<strong>de</strong>llernen (z.B. Therapeut) o<strong><strong>de</strong>r</strong> explizit (z.B. Therapie<br />

von Angst). Unverzichtbarer Bestandteil bei Selbstsicherheits- und Kompetenztraining<br />

An<strong><strong>de</strong>r</strong>e therapeutische Anwendungen<br />

• „fixed role therapy“, Kelly (1955): Hier wird enem Klienten das erwüschte<br />

Verhalten in einem Rollenskript vorgegeben. Dieser hat dadurch die Möglichkeit, es in<br />

einer therapeutischen Situation erstmals zu üben und anschließend zu versuchen, es in<br />

<strong>de</strong>n Alltag zu übertragen.<br />

• „Verhaltensübung“, Lazarus (1966) und das Rollenspiel: Das Rollenspiel ist ein<br />

zentraler Bestandteil <strong>de</strong>s Selbstbehauptungs- bzw. Selbstsicherheitstrainings und kann<br />

als eine Standardmetho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> VT angesehen wer<strong>de</strong>n, Fliegel et al (1991). Hier wer<strong>de</strong>n<br />

Variablen wie<br />

o die Mo<strong>de</strong>lleigenschaften<br />

o optimale Anregungsbedingungen einer Gruppe<br />

o Fokussierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit<br />

o Optimale Kodierung<br />

o Ausführung <strong>de</strong>s Verhaltens exakt geplant und therapeutisch eingesetzt.<br />

• Mo<strong>de</strong>llfunktion <strong>de</strong>s Therapeuten: Seit <strong>de</strong>n Untersuchungen von Rosenthal (1955)<br />

über die Annäherung <strong><strong>de</strong>r</strong> moralischen Normen von Klienten an die <strong>de</strong>s Therapeuten ist<br />

diese Frage immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> thematisiert und untersucht wor<strong>de</strong>n.<br />

Mo<strong>de</strong>lle kognitiver Therapien<br />

Kognitive Therapien setzten am Selbstregulationssystem und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ebene <strong><strong>de</strong>r</strong> β-<br />

Kontrolle an , also um Einstellungen, Erwartungen, Mechanismen <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven<br />

Repräsentation und Verarbeitung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstgespräche, <strong><strong>de</strong>r</strong> Standards und Bewertungen. Nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Therapie sind sie entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Determinanten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Regulation<br />

menschlichen Verhaltens.<br />

59


Die Übergänge zwischen „kognitiven Therapien“ und „kognitiver Verhaltentherapie“ sind<br />

fließend, sowohl in theoretischer wie praktischer Hinsicht.<br />

Kognitive Therapieansätze<br />

• Kliniker die zunächst psychodynamischen Ansätzen nahestan<strong>de</strong>n (v.a. Beck, Ellis)<br />

• Entschei<strong>de</strong>nd nicht spezielle Gedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Be<strong>de</strong>utung, die Menschen mit<br />

Gedanken verbin<strong>de</strong>n<br />

• Nach Beck&Ellis sind die Be<strong>de</strong>utungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanken für die Entstehung und<br />

Aufrchterhaltung psychischer Probleme verantwortlich<br />

• Nach Beck&Ellis kommt <strong>de</strong>m Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung, Rationalität und Validität von<br />

Gedanken eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle zu<br />

Kognitiv-verhaltenstherapeutische Mo<strong>de</strong>lle<br />

• Wurzeln in <strong><strong>de</strong>r</strong> systemischen Weiterentwicklung klassisch-verhaltenstherapeutischen<br />

Ansätzen<br />

• Vermittelen<strong>de</strong>, gedankliche Prozesse sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Determinanten normalem<br />

wie pathologischen Verhaltens<br />

• Trotz methodologischer Probleme müssen solche Prozesse berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

(Bandura, Kanfer, Mahoney, Meichenbaum)<br />

• Ziel ist nicht unbedingt die Rationalität von Gedanken zu diskutieren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Ziel<br />

besteht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung funktionaler, zielführen<strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigkeiten auf kognitiver und<br />

Verhaltenebene<br />

Entwicklungen, die zu kognitiven Therapien geführt haben:<br />

• Variabilität menschlichen Verhalten nicht erklärbar mit S-R-Mo<strong>de</strong>llen<br />

• Komplexes menschliches Sprachverhalten (Chomsky (1959) vs. Skinner(1957)):<br />

o Bei<strong>de</strong> Theoretiker hatten unterschiedliche Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache thematisiert.<br />

Chomsky <strong>de</strong>n Spracherwerb und Skinner <strong>de</strong>n Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprach-Verwendung<br />

• Verhaltensbereich: Vielfach machen gedankliche Prozesse <strong>de</strong>n zentralen Gegenstand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Intervention aus (z.B. <strong>de</strong>pressives Grübeln, zwanghafte<br />

Gedanken)<br />

• Unterschiedliche Ebenen menschlichen Verhaltens (Lang, 1971):<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong>: Verhalten � Kognitionen<br />

Kognitive Therapien: Kognitionen � Verhalten<br />

Kognitive <strong>Verhaltenstherapie</strong>: Kognitionen ↔ Vehalten<br />

Grundlegen<strong>de</strong> Vorstellungen auf <strong>de</strong>nen die kognitive <strong>Verhaltenstherapie</strong> basiert<br />

(Mahoney&Arnkoff, 1978):<br />

1. Der menschliche Organismus reagiert v.a. auf die kognitive („innere“) Repräsentation,<br />

also die Darstellung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abbildung seiner Umgebung, und nicht auf die Umgebung<br />

selbst.<br />

2. Diese kognitive Repräsentation sind funktional mit <strong>de</strong>n Lernprozessen verbun<strong>de</strong>n.<br />

3. Menschliches Lernen ist zum Großteil kognitiv vermittelt.<br />

4. Gedanken, Gefühle und Verhalten sind interaktiv, sie bedingen einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

60


Grundlegen<strong>de</strong> Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven <strong>Verhaltenstherapie</strong>:<br />

1. Kognitive Aktivitäten beeinflussen Verhalten<br />

� Systemmo<strong>de</strong>ll menschlichen Verhaltens<br />

� Situationen (Sαβγ) führen erst über Vermittlungsprozesse zu Effekten<br />

� Nicht unbedingt „bewusst“, viele „automatisch“ (therapeutische Aufgabe:<br />

herausfin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Gedanken)<br />

� Vielfach wer<strong>de</strong>n dann nicht die Gedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Bewertung, die<br />

automatischen Beurteilungen, die „beliefs“ zum Gegenstand <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven<br />

Therapie.<br />

2. Kognitive Aktivitäten können erfasst und direkt verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

� Annahme einer direkten Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung kognitiver Prozesse stützt sich eher auf<br />

indirekte Argumente einer Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung kognitiver Inhalte<br />

3. Verhaltensän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen können durch kognitive Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bewirkt wer<strong>de</strong>n<br />

� Basiert auf Grundlagenarbeiten zum Thema:<br />

o Attribution<br />

o Erleben von Kontrolle<br />

o Erlernte Hilflosigkeit<br />

� Demnach sind es nicht so sehr aktuelle Kontingenzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die vom Subjekt<br />

wahrgenommenen Determinanten, die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einfluß auf unser Verhalten<br />

haben<br />

Kognitive Therapien<br />

• Heterogenes Feld<br />

• Unklarheit mit <strong>de</strong>m Begriff „kognitiv“<br />

• Unklarheit: Techniken: Die Beschreibung eines kognitiven Verfahrens kann nicht als<br />

i<strong>de</strong>ntisch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

Ver<strong>de</strong>ckte Verfahre<br />

Cautela<br />

Ganz zentral an <strong>de</strong>n Verfahren ist, dass Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwartung etc. in Analogie zu beobachtbaren Abläufen gesehen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

� Kontinuitätsannahme: Demnach sind die genannten Prozesse zwar nicht direkt<br />

beobachtbar, jedoch durch die klassischen Prinzipien <strong>de</strong>s Lernens zu beschreiben und zu<br />

erklären.<br />

Kognitionen = „vermitteln<strong>de</strong> Prozesse“<br />

Kognitionen wer<strong>de</strong>n in diesem Sinne als „ver<strong>de</strong>ckte Reize“ (S), „ver<strong>de</strong>ckte Reaktionen“ (R)<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> als „ver<strong>de</strong>ckte Konsequenzen“ (C) beschrieben.<br />

„Coverants“ (Homme, 1965): Kombination <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte „covert“ und „operant“. Coverants<br />

meinen eine Beschreibung ver<strong>de</strong>ckter Aktivitäten und bil<strong>de</strong>n i.d.R. wichtige Elemente<br />

komplexer Verhaltensketten.<br />

61


Zur Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung stören<strong><strong>de</strong>r</strong> Coverants benutzte Homme (1965) die Verstärkerhypothese von<br />

Premack (1965): Reaktionen mit hoher Auftrittswahrscheinlichkeit („high probabilitiy<br />

behavior“, HPB) können <strong>de</strong>mnach als Verstärker für Verhaltensweisen mit niedriger<br />

Auftrittswahrscheinlichkeit („low probability behavior“, LPB) eingesetzt wer<strong>de</strong>n (Premack-<br />

Prinzip)<br />

� Weiterentwicklung klassisch-verhaltenstherapeutischer Verfahren: bereits auf theoretischer<br />

Ebene erkennt man <strong>de</strong>n inneren Abläufen, Gedanken usw. eine vermitteln<strong>de</strong> Rolle zu. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n als ebenso verän<strong><strong>de</strong>r</strong>bar angesehen wie beobachtbares Verhalten.<br />

Vom Gegenstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Intervention her sind sie als kognitive Ansätze anzusehen, von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkprinzipien her wären die Metho<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>n klassischen<br />

konditionierungstheoretischen Mo<strong>de</strong>llen zuzuordnen.<br />

Ver<strong>de</strong>cktes Gegenkonditionieren<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

• Therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung beobachtbarer Verhaltensmuster durch die Verwendung<br />

ver<strong>de</strong>ckter Reize (Gedanken, Vorstellungen, z.T. Reaktionen)<br />

• Ähnlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Systematischen Dessensibilisierung<br />

• Hemmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermeidungsreaktion und gleichzeitiger Aufbau von erwünschtem<br />

Verhalten durch die Koppelung mit einer sehr angenehmen Vorstellung.<br />

• Ursprünglich eigene unangenehme Reaktionen positiver „gefärbt“ und von <strong>de</strong>n<br />

Personen häufiger geäußert.<br />

• Gegenkonditionierung nicht durch Muskelrelaxation, son<strong><strong>de</strong>r</strong> durch positive,<br />

emotionsbesetzte vorgestellte Szenen<br />

• Prinzipien <strong>de</strong>s Lernens wer<strong>de</strong>n auf kognitive Strategien übertragen<br />

• Nicht die einzige Therapiestrategie bei komplexen Problemen<br />

Ver<strong>de</strong>ckte Sensibilisierung<br />

• „covert sensitisation“: Koppelung einer Vorstellung angenehmer Szenen (Reize,<br />

Reaktionen) mit einer Vorstellung aversiver Szenen<br />

• In vielen Fällen bil<strong>de</strong>n im Prinzip durchaus angenehme Szemen und Reaktionen<br />

(Alkohol, Rauchen, Essen, Sexualität) eine Quelle massiver Verhaltensprobleme und<br />

psychischer Störungen (Alkoholismus, sexuelle Gewalt). Durch Koppelung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auslöser problematischen Verhaltens sollen diese Szenen für die Person ebenfalls<br />

aversiv besetzt o<strong><strong>de</strong>r</strong> zumin<strong>de</strong>st neutral wer<strong>de</strong>n.<br />

• Schritte:<br />

o Klare, lebhafte Vorstellung<br />

o Vorstellung wird mit unangenehmer Szene gekoppelt<br />

o Mehrfache Koppelung � Konditionierung <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Komponenten auf die<br />

angenehme Verhaltensweise<br />

o Zentral: früh in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenskette angenehme Tätigkeit unterbrechen<br />

o Daraufhin kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient auch die Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> aversiven Szene been<strong>de</strong>n<br />

� angenehm (Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Aversionserleichterung)<br />

o Somit wird die Vorstellung <strong>de</strong>s Trinkens von Alkohol aversiv, das<br />

Unterbrechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung hingegen positiv konditioniert<br />

62


• Entschei<strong>de</strong>nd ist natürlich nicht nur, dass damit die Vorstellungen in ihrer emotionalen<br />

Qualität verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass die an die Vorstellung angeschlossenen<br />

Verhaltensweisen in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

• Stellt u.U. eine gewisse therapeutische Alternative zu offenen Aversionsverfahren dar<br />

Ver<strong>de</strong>ckte Verstärkung<br />

• Verknüpfung von vorgestellten o<strong><strong>de</strong>r</strong> tatsächlichem Verhalten mit einer vorgrestellten<br />

Verstärkung<br />

• Ziel: Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftrittswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s verstärkten Verhaltens<br />

• Analog zur offenen Verstärkung: R � C+<br />

• Vorgestellte Szene o<strong><strong>de</strong>r</strong> Aktivität als symbolischer Verstärker mit erwünschtem<br />

Verhalten gekoppelt<br />

• Der Klient sollte sich das erwünschte Verhalten vorstellen und dann auf Instruktion<br />

<strong>de</strong>s Therapeuten hin auf die besprochene Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> angenehmen Situation<br />

überwechseln � schrittweise selbst übernehmen<br />

• Querverbindung zum Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverstärkung (Kanfer, 1977) einerseits und zum<br />

Vorgehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> „Privatsprache“ (Meichenbaum, 1974)<br />

• Kanfer (1977): Selbstverstärkung besitzt ähnliche therapeutische Effekte wie externe,<br />

offene Verstärkung<br />

• Meichenbaum (!974): Wichtig, nicht nur Verhaltensmuster („Reaktionen“), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch <strong>de</strong>n begleiten<strong>de</strong>n „inneren Monolog“ zu berücksichtigen und ggf. therapeutisch<br />

zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

• Weitere „ver<strong>de</strong>ckte“ Verfahren nach Cautela, 1971:<br />

o Ver<strong>de</strong>ckte Löschung<br />

o Ver<strong>de</strong>cktes Mo<strong>de</strong>llernen<br />

Exkurs: Gedankenstop<br />

• Bain, 1928 � von Wolpe, 1958 in das Repertoire verhaltenstherapeutischer Verfahren<br />

übernommen<br />

• Ziel: Reduktion exzessiver gedanklicher Abläufe (z.B. zwanghafte Gedanken;<br />

aggressive Impulse usw.)<br />

• Annahme einer Kontinuität zwischen beobachtbarem Verhalten und gedanklichen<br />

Prozessen<br />

• Problem: gedankliche Prozesse können schwer extern beeinflusst wer<strong>de</strong>n, oft<br />

situational unabhängig<br />

• Anzeige für Gedankenstop als ein Therapielement:<br />

o wenn aufdringliche Gedanken zielführen<strong>de</strong>, funktionale Gedanken- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Handlungsabläufe stören<br />

o bei impulsiven Gedanken, die im interpersonalen Kontext zu Schwierigkeiten<br />

führen können (z.B. aggressive Impulse)<br />

• Vorteile:<br />

o Situationsunahängigkeit<br />

o Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle<br />

• Nachteile:<br />

o Bei zwanghaften Gedanken kontraproduktiv<br />

o Gedanken sind <strong>de</strong>shalb so aufdringlich, weil die Person unablässig versucht,<br />

sie zu unterdrücken („rebound-Effekt“)<br />

63


o Nur noch mehr „Kontrolle“ für <strong>de</strong>n Patienten, <strong><strong>de</strong>r</strong> ohnehin schon zu viel<br />

Kontrolle ausübt<br />

o Bei Zwangsstörungen sollte sich das Unterbrechen auf die<br />

Vermeidungsreaktion im Kontext <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwangsgedanken („Neutralisieren“),<br />

nicht auf die angsterhöhen<strong>de</strong>n Gedanken selbst richten<br />

Ellis: Die Rational-Emotive Therapie<br />

• Ellis, 1957: Rational-emotive Therapie (RET)<br />

• Annahme: Ursachen psychischer Störungen sind in irrationalen Denkmustern zu<br />

suchen<br />

Philosophische uns weltanschauliche Prinzipien<br />

• Grundlagen: stoische Philosophie: Epiktet: „Nicht die Dinge an sich beunruhigen <strong>de</strong>n<br />

Menschen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n seine Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Dinge!“<br />

• Außer<strong>de</strong>m:<br />

o Kants „Kritik <strong><strong>de</strong>r</strong> reinen Vernunft“: Grundlage für <strong>de</strong>n wissenschafts-logischen<br />

und empirischen Ansatz<br />

o Semantik bei Korzybski (1933): Menschen sollten <strong>de</strong>mnach lernen, explizit zu<br />

<strong>de</strong>nken, d.h. sie sollten Sprache nicht übergeneralisieren und lernen, Begriffe<br />

und Emotionen zu trennen.<br />

o Verknüpfung mit humanistischen I<strong>de</strong>en: ethischen Humanismus von B. Russel<br />

und <strong>de</strong>n existenzialistischen Grundvorstellungen (Hei<strong>de</strong>gger)<br />

• Im psychologischen Bereich:<br />

o K. Horney (1950) mit ihrer Ansicht, dass Menschen sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> „Tyrannei<br />

<strong>de</strong>s Sollens“ befreien sollten<br />

o A. Adler (1927) mit seinen Überlegungen über <strong>de</strong>n Zusammenhang von<br />

Gedanken und Verhalten: Min<strong><strong>de</strong>r</strong>wertigkeitskomplexe als kognitive<br />

Konstrukte führen zu einer verzerrten Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt, zu Angst und<br />

psychischen Störungen.<br />

o Direktiver Ansatz von Herzberg (1945): „active psychotherapy“<br />

Störungsmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> RET<br />

• Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> Rationalität: „Rational“ sind diejenigen Vorstellungen, Gedanken und<br />

Verhaltensmuster eines Menschen, die ihm helfen, zentrale Ziele anzustreben und zu<br />

erreichen.<br />

• Als „irrational“ bezeichnet Ellis diejenigen Verhaltensmuster, die einen Menschen<br />

daran hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, langfristig hedonistische Ziele zu erreichen.<br />

• Ellis kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung von funktionalen bzw. dysfunktionalen Denk- und<br />

Verhaltensmustern von Beck sehr nahe.<br />

• Im Zentrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie für die Entstehung psychischer Störungen steht <strong><strong>de</strong>r</strong> sog.<br />

ABC-Prozess: Dabei sind Kognitionen, Emotionen und Verhaltensmuster nicht als<br />

getrennt anzusehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie beeinflussen einan<strong><strong>de</strong>r</strong> in komplexer Weise<br />

A � B � C<br />

Activating Event Belief Konsequenzen<br />

(externs Ereignis) (Wahrnehmung, Bewertung) (Folgerungen auf<br />

64


Verhaltens- und<br />

emotionaler Ebene)<br />

• Ursache für Störungen: biologische Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Menschen, irrational zu <strong>de</strong>nken:<br />

o Die Haltung <strong>de</strong>s Menschen, in absolutistischen Kategorien zu <strong>de</strong>nken<br />

o Dogmatische Haltung zeigt sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n sog. „must’s“ und „should’s<br />

o Diese dogmatische Haltung verursacht nicht selbst die Störung, sie macht das<br />

Individuum aber anfällig – weil sich diese inflexible Position keinesfalls in<br />

allen Situationen durchhalten lässt.<br />

o Im Zentrum <strong>de</strong>s Belief-Systems stehen sog. „irrationale Annahmen“, die eine<br />

Quelle für Störungen darstellen<br />

• Beispiele für irrationale Annahmen (und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Gegenposition):<br />

o Es ist eine irrationale Annahme, wenn man meint, es sei eine Katastrophe,<br />

wenn Umstän<strong>de</strong> und Situationen nicht nach unseren Vorstellungen gestaltet<br />

sind. Rational wäre es, problematische Zustän<strong>de</strong> durch eigene Anstrengungen<br />

zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n und, falls dies nicht möglich ist, die kognitive Dissonanz<br />

zwischen <strong>de</strong>n eigenen Wünschen und <strong>de</strong>n Tatsachen zu ertragen.<br />

o Es ist eine irrationale Annahme zu meinen, man müsse in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht<br />

kompetent, intelligent und perfekt sein. Rational wäre es, sich selbst als<br />

unvollständigen Menschen mit Stärken, Kompetenzen, aber auch mit Fehlern<br />

und Schwächen und bestimmten Grenzen zu sehen und zu akzeptieren.<br />

o Es ist eine irrationale Annahme zu meinen, man müsse in allen Situationen<br />

Kontrolle über interne und externe Zustän<strong>de</strong> besitzen, und man müsse<br />

diese Zustän<strong>de</strong> immer in die gewünschte Richtung beeinflussen können.<br />

Rational ist vielmehr die Annahme, dass eine Reihe von Dingen in unserem<br />

Leben vom Zufall gesteuert wer<strong>de</strong>n, dass wir aber <strong>de</strong>nnoch gut und glücklich<br />

leben können.<br />

• Die von Ellis (1962) angeführten logischen Fehler, die <strong>de</strong>n irrationalen Beliefs<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen, sind ganz ähnlich <strong>de</strong>n „kognitiven Verzerrungen“ bei A. Beck zu<br />

sehen. Beispiele:<br />

o Alles- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichts-Denken („Wenn ich bei einer wichtigen Aufgabe versagt<br />

habe, so ist dies ein totaler Fehler …“)<br />

o Fokussieren auf negative Aspekte („…ich kann keine positiven Dinge im<br />

Leben sehen…!“)<br />

o Nicht-Beachten positiver Aspekte („man hat mir zwar ein Kompliment<br />

gemacht, aber das war nur Freundlichkeit, um mich zu schonen…“)<br />

o Personalisieren („Ich habe es nicht gut genug gemacht, darum lachen alle<br />

über mich!“)<br />

o Perfektionismus („Ich habe etwas zwar gut gemacht, aber es müsste perfekt<br />

sein und <strong>de</strong>shalb bin ich im Grun<strong>de</strong> inkompetent!“)<br />

• „Sekundärproblematik“: Menschen lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mnach nicht nur unter Ängsten,<br />

Konflikten, Schwierigkeiten, psychischen Störungen etc., son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch unter <strong>de</strong>m<br />

Gedanken, wie schlimm dies alles ist.<br />

• Weitere Determinante für die Entstehung psychischer Störungen:<br />

o Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Erziehung, in <strong>de</strong>nen starre Rituale und Tabus vermittelt wer<strong>de</strong>n �<br />

problematisches Belief-System<br />

o Philosophie <strong><strong>de</strong>r</strong> „geringen Frustrationstoleranz“: Dies beinhaltet lediglich<br />

kurzfristigen Hedonismus und die Einstellung, dass es schlimm wäre,<br />

kurzfristig eine aversive Situation zu ertragen. Diese Position <strong><strong>de</strong>r</strong> geringen<br />

Frustrationstoleranz (LFT-Problem) verstellt vielfach auch eine mögliche<br />

65


Therapie-Theorie<br />

therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, weil Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zunächst immer aversiv ist –<br />

auch wenn die langfristigen Ziele durchaus attraktiv wären.<br />

• Ziel: grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wan<strong>de</strong>l <strong><strong>de</strong>r</strong> philosophischen Einstellungen<br />

• Die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Belief-System gilt als notwendige und hinreichen<strong>de</strong><br />

Voraussetzung für eine therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (d.h. eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Komponente B im ABC-System)<br />

• Durchführung ist direktiv – <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut übernimmt gewissermaßen die Rolle eines<br />

Erziehers<br />

• Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Beziehung wer<strong>de</strong>n als wichtig, aber nicht als<br />

unabdingbar angesehen<br />

• In seiner Rolle übernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut auch die Funktion eines rationalen Mo<strong>de</strong>lls,<br />

das <strong>de</strong>n Klienten stellenweise mit Humor, mit Beispielen und mit Analysen und<br />

Hinweisen durch <strong>de</strong>n therapeutischen Prozess begleitet<br />

• Der therapeutische Prozess beinhaltet folgen<strong>de</strong> Stufen:<br />

o Vermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> RET<br />

o Assesment, d.h. die Erfassung <strong>de</strong>s Belief-Systems, z.T mit Hilfe emotivprovokativer<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

o Disputation irrationaler Annahmen mit <strong>de</strong>m Ziel emotionaler Einsicht<br />

o Durcharbeiten zentraler Themen, Berücksichtigen von Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

o Beendigung und Vermittlung von Strategien zur Selbsthilfe<br />

• Es ist wichtig, dass die Klienten die lebensphilosophischen Annahmen und<br />

Grundpositionen <strong><strong>de</strong>r</strong> RET übernehmen, diese sind so eng mit einer „rationalen<br />

Lebensführung“ verbun<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vermittlung als entschei<strong>de</strong>nd für eine stabile<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung angesehen wird<br />

Therapietechniken<br />

• Pragmatische Grundhaltung: alle Techniken, die zur Erreichung <strong>de</strong>s Ziels dienen<br />

können (breites Spektrum von Verfahren)<br />

• Kogntive, emotive und verhaltensmäßige Verfahren<br />

Kognitive Techniken<br />

• Irrationale Denkmuster erfassen � Differenzierung und Strukturierung von bisherigen<br />

Denkmustern<br />

• Ersetzung durch eine wissenschaftliche, logische und realistische Lebensphilosophie<br />

• Disputation: unlogischer Selbstindoktrinationen<br />

• Nicht nur eine sachliche Diskussion bzgl. <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Sätze, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine<br />

systematisches Ankämpfen gegen die zentralen irrationalen Beliefs<br />

• Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Disputation (D): Klient soll Destruktivcharakter seiner zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Auffassungen erkennen � Ersetzung durch alternative, rationalere Denkmuster<br />

• Hausaufgaben: Hilfe, in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient sich selbst die Sinnlosigkeit und <strong>de</strong>n<br />

problematischen Charakter seiner Annahme vor Augen führen sollte.<br />

• Didaktisch, sokratisches Gespräch<br />

• Therapeut: stark aktive, direktive und pädagogisch-dozieren<strong>de</strong> Rolle. Die<br />

Äußerungen <strong>de</strong>s Therapeuten bestehen in einer Vermittlung von Information, in<br />

66


Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zum Nachvollzug und im Extremfall in direkten Anweisungen und<br />

Befehlen an <strong>de</strong>n Klienten<br />

• Direkte Exploration <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Emotionen, <strong><strong>de</strong>r</strong> irrationalen Sätze und Annahmen<br />

• Gegensuggestion, Gegenpropaganda wird eingesetzt<br />

Weitere be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> kognitive Metho<strong>de</strong>:<br />

• Anwendung von Vorstellungstechniken: <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut kann <strong>de</strong>n Klient dazu<br />

veranlassen, eine bestimmte Aufgabe in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung zu lösen und dabei eventuell<br />

seinen bisherigen Standpunkt zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

• Verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> „negativen Vorstellung“:<br />

o in Gedanken in die Details eines unangenehmen, aktivieren<strong>de</strong>n Ereignisses (A)<br />

hineinzuversetzten und die dabei auftreten<strong>de</strong>n gefühlsmäßigen Konsequenzen<br />

(C) kurzfristig zu ertragen<br />

o Dann wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient dazu angeleitet, das unangehme Gefühl verstan<strong>de</strong>smäßig<br />

so zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass dabei wichtige emotionale Komponenten wegfallen.<br />

o Gelingt <strong>de</strong>m Klienten eine solche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung, so hat er als<br />

nächstes herauszufin<strong>de</strong>n, welche kognitiven Prozesse bei ihm abgelaufen sind,<br />

die ihn eine Emotion nun als angemessener empfin<strong>de</strong>n lassen.<br />

o Der Klient sollte durch diese Technik erkennen, dass er eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

seines Gefühls durch die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung seiner irrationalen Beliefs erreicht hat.<br />

• Ähnlich: „positive Vorstellung“:<br />

o Ausgegangen wird dabei von einer unangemessenen Emotion (C ), wobei sich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Klient nun die damit verbun<strong>de</strong>nen irrationalen Beliefs vor Augen halten<br />

und disputieren sollte<br />

o Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Disputionsphase: möglichst lebhafte Vorstellung, wie sich die<br />

Gefühle verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wenn er die irrationalen Beliefs durch rationale ersetzt<br />

o Wichtig: die neuen Konsequenzen (C) wer<strong>de</strong>n als angemessen und<br />

befriedigen<strong><strong>de</strong>r</strong> erlebt<br />

• Verwendung von Büchern, Tonbän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Filmen und Diagrammen<br />

• Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Technik <strong><strong>de</strong>r</strong> Disputation durch das Instruktionspapier:<br />

o Enthält verschie<strong>de</strong>ne Fragen hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Rationalität und Irrationalität von<br />

Gedanken und Meinungen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen schriftlich<br />

bearbeiten sollte.<br />

o Benutzung <strong>de</strong>s ABC-Schemas und die Zuordnung eigener Gedanken und<br />

Gefühle gehört zu <strong>de</strong>n kognitiven Metho<strong>de</strong>n, anhand <strong><strong>de</strong>r</strong>er ein Klient eine<br />

rationalere Einstellung zu seinem Problem gewinnen kann.<br />

Emotive Techniken<br />

• Verfahren <strong>de</strong>s direkten Erlebens von Gefühlen<br />

• Ziel: langfristige, kognitive Umstrukturierung<br />

• Ellis, 1977: psychische Probleme eines Klienten lassen sich durch emotive Metho<strong>de</strong>n<br />

allein kaum beheben, weil sie nicht <strong>de</strong>n Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> irrationalen Denkmuster erreichen.<br />

• Emotive Techniken bil<strong>de</strong>n einen gewissen Zugang zu <strong>de</strong>n kognitiven Problemen eines<br />

Klienten<br />

• Den Klienten als Person voll Empathie akzeptieren<br />

• Strategien <strong>de</strong>s Humors � Distanzierung von irrationalen Annahmen<br />

• Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbst-Öffnung: berichten Klienten ganz offen, dass auch sie selbst<br />

keineswegs ohne Fehler sind, weisen aber daraufhin, wie es ihnen selbst gelungen ist,<br />

diese Probleme durch rationale Disputation zu bewältigen<br />

67


• Einsatz von Sprichwörtern, Lie<strong><strong>de</strong>r</strong> und Gedichte � spielerischer Umgang mit einen<br />

Problemen (entkrampfte Haltung)<br />

• Gezielte Risikoübungen: befürchtete Konsequenzen weniger problematisch als<br />

erwartet. Zentral an diesen z.T. provokanten Übungen („shame attacking exercises“)<br />

ist das direkte emotionale Erleben unangenehmer Gefühlen – und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Abklingen im<br />

Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit<br />

Behaviorale Techniken<br />

• Üben<strong>de</strong> praktische Erfahrung, konkretes Han<strong>de</strong>ln sind wichtige Elemente in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stabilisierung neuer Gewohnheiten<br />

• Konkrete Übungen in schwierigen Situationen führen dazu, dass eine Habituation<br />

und damit natürliche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Kognitionen und Einstellungen erfolgt<br />

• Gestufte Übungen � verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Erwartungen<br />

• Übungen zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen, Aufgaben und Hausaufgaben spielen in <strong><strong>de</strong>r</strong> RET<br />

eine be<strong>de</strong>utsame Rolle: hier soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient zusätzlich zur Disputation lernen, dass eine<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te (rationalere) Grundhaltung dabei hilft, reale Situationen zu bewältigen<br />

• Belohnung für Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: durch entsprechen<strong>de</strong> positive Rückmeldung kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Klient lernen, welche rationalen Denk- und Verhaltensmuster im Sinne seiner Ziele<br />

wünschenswert und wichtig sind.<br />

• Übernahme fixer Rollen („fixed role therapy, Kelly, 1955) � Ausbruch aus starren<br />

Verhaltensmuster, Übung neuer Verhaltensmuster<br />

• Pragmatische Haltung: selbstverständlicher Rückgriff auf Metho<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />

Repertoire <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong>:<br />

o Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lernens von konkreten Verhaltensmuster<br />

o Training bestimmter Fertigkeiten<br />

Anwendung und Effektivitität<br />

• Anwendung bei einem breiten Spektrum von psychischen Störungen<br />

• Effektivität in einer Reihe von Studien nachgewiesen<br />

Abschließen<strong>de</strong> Bewertungen<br />

• Wegbereiter <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

• Viele Elemente inzwischen Allgemeingut (z.B. ABC-Theorie)<br />

• Entstehung und Durchsetzung hängen in hohem Maße mit einer für die USA typischen<br />

Haltung und Lebenseinstellung zusammen<br />

• Einige Probleme sind im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Ätiologie-Theorie von Ellis zu sehen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Beliefs zum Teil axiomatisch festgehalten und propagiert wird<br />

• Streckenweise wenig prüfbar und daher ebenso problematisch sind die Annahmen<br />

über die biologischen Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Irrationalität <strong>de</strong>s Menschen<br />

Kognitive Therapie: Das Mo<strong>de</strong>ll von A.T. Beck<br />

68


• A.T. Beck: zunächst Psychoanalytiker<br />

• Unzufrie<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie <strong>de</strong>pressiver Patienten und <strong><strong>de</strong>r</strong> zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>llvorstelung (Depression als gegen sich selbst gerichtete Aggressivität)<br />

• Nach ihm ist es bei Depressionen entschei<strong>de</strong>nd, <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s <strong>de</strong>pressiven Denkens<br />

zu analysieren � Ausarbeitung eines eigenen Ansatzes, <strong>de</strong>n Beck als „Kognitive<br />

Therapie“ bezeichnet<br />

• Übernahme in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen Raum (Hautzinger, 1993)<br />

Theoretische Grundlagen<br />

• Kognitive Aspekte sind als entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Komponenten einer <strong>de</strong>pressiven<br />

Entwicklung anzusehen<br />

• Unterschied zu Ellis: be<strong>de</strong>utsam <strong>de</strong>n Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanken zu erfassen<br />

• In Ablehung zu psychoanalytischen Mo<strong>de</strong>llvorstellungen sind nach Beck diese Inhalte<br />

durchaus erfassbar (nicht unbedingt „unbewusst“)<br />

• „Kognitive Tria<strong>de</strong>“ (3 Bereiche, auf die sich die <strong>de</strong>pressiven Gedanken beziehen):<br />

Welt<br />

Selbst<br />

Zukunf<br />

t<br />

• Auch die verschie<strong>de</strong>nen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Begleiterscheinungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Depression<br />

(Antriebslosigkeit, Motivationsverlust, Suizidgedaken) können auf diese drei Bereiche<br />

bezogen wer<strong>de</strong>n<br />

• Kaum Aussagen zur Entstehung von Depressionen; hier wird zumeist ein<br />

multifaktorielles Enstehungsmo<strong>de</strong>ll angenommen (Hautzinger, 1994), in <strong>de</strong>m eine<br />

spezielle Vulnerabilität, negative Erfahrungen, erlebte Verluste etc. eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle spielen<br />

• Aufrechterhaltung und Stabilisierung durch kognitive Mechanismen und ihren<br />

Interaktionen mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ebenen (Beck)<br />

Therapie-Theorie<br />

• Ziel: Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> gedanklichen Muster<br />

• Notwendig: herausarbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Muster und ihrer Verzerrungen<br />

• Komponenten:<br />

o Klärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Attribution <strong>de</strong>s Patienten: Kausalattributionen und<br />

Kontrollattribution (Schon in dieser Phase sollte <strong>de</strong>m Patienten ein plausibles<br />

Mo<strong>de</strong>ll für Entstehung und Aufrechterhaltung seiner problematischen<br />

69


Erwartungen vermittelt wer<strong>de</strong>n � Verringerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilflosigkeit und<br />

Demoralisierung<br />

o Analyse dysfunktionaler Schemata: dabei han<strong>de</strong>lt es sich um kognitive<br />

Strukturen, die die Wahrnehmung und das Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> Person strukturieren.<br />

Die Schemata sind zumeist stark automatosiert (gewissermaßen die „Brille“,<br />

durch die <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient sich selbst, die Welt und die Zukunft sieht). Sie sind im<br />

therapeutischen Prozeß speziell dann zugänglich, wenn sich verschie<strong>de</strong>ne<br />

Konsistenzen (im Sinne zentraler „beliefs“) über verschie<strong>de</strong>ne Situationen<br />

hinweg zeigen).<br />

o „kognitive Fehler“: <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient macht – speziell in emotional be<strong>de</strong>utsamen<br />

Situationen – offenbar ganz typische kognitive Fehler. Beck hat verschie<strong>de</strong>ne<br />

dieser Fehler benannt, sie sollten allerdings im Sinne einer heuristischen<br />

Bezeichnung gesehen wer<strong>de</strong>n. Wichtig ist vielmehr, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient im Laufe<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie lernt, die Fehler zu i<strong>de</strong>ntifizieren, sie auf ihre Validität hin zu<br />

prüfen und sie schließlich durch zielführen<strong>de</strong> Denkmuster zu ersetzen<br />

Beispiele für kognitive Fehler:<br />

1. Willkürliches Schließen: Spezielle Schlussfolgerungen ohne ausreichen<strong>de</strong> Evi<strong>de</strong>nz<br />

2. Selektive Abstraktion: Bezug auf Details aus einer komplexen Situation, ohne Kontext<br />

3. Übergeneralisierung: Entwicklung einer allgemeinen Regel auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage<br />

unzureichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Information o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgrund eines einzelnen,<br />

isolierten Ereignisses<br />

4. Personalisierung: Bezug von Ereignissen auf sich selbst, ohne dass es dafür klare<br />

Hinweise gibt<br />

5. Dichotomes Denken: Denken in Alles-o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichts-Kategorien ohne Abstufungen, wie<br />

sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität gegeben sind, <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient ordnet sich selbst<br />

zumeist am Rand <strong>de</strong>s negativen Spektrums an<br />

• Therapeutische Interaktion: Klient wird als gleichberechtigter Partner gesehen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Experte für seine Probleme ist<br />

• Enge Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Klient<br />

• Aktive Beteilung ist eine unbedingte Voraussetzung<br />

• Während es bei Ellis stärker am Therapeuten liegt, die kognitiven Fehler<br />

herauszufin<strong>de</strong>n, ist dies bei Beck eine gemeinsame Aufgabe<br />

• Unterschied zu Meichenbaum (1974): Kognitionen eher in ihrem funktionalen Kontext<br />

gesehen. Bei Beck spielen die Be<strong>de</strong>utungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanken, d.h. <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhalt u.z. im je<br />

individuellen System eines Patienten, die ausschlaggeben<strong>de</strong> Rolle für die Entstehung<br />

und Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> psychischen Störung<br />

Therapeutische Techniken<br />

• Beginn: Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> theoretischen Grundlagen <strong>de</strong>s kognitiven Depressions-<br />

Mo<strong>de</strong>ll � Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmotivation<br />

• Gewissen Abfolge: erst verhaltenstherapeutische Strategien, dann kognitive<br />

• Enger Verzahnung verhaltensmäßiger und kognitiver Strategien<br />

• Verhaltensmäßige und kognitive Strategien wer<strong>de</strong>n durchaus aktiv und direktiv<br />

eingesetzt, um eine als zentral erachtete kognitive Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung hervorzurufen<br />

(A) Interventionen auf Verhaltensebene<br />

1. Graduierte Aufgabenstellung/ Erfolgstherapie<br />

70


• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie und durch Hausaufgaben<br />

• Ziel: Durchbrechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Inaktivität und Passivität <strong>de</strong>s Klienten bis zum<br />

erreichen eines adäquaten Aktivitätsniveaus<br />

• Wichtig: konkrete Erfolge erleben<br />

• Benennung einer Anzahl von Aktivitäten, die nach und nacjh mehr Zeit und<br />

Aufwand erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n und komplexer wer<strong>de</strong>n<br />

• Sinnvoll: begleiten<strong>de</strong> Kognitionen registrieren lassen � sichtbar machen, wie<br />

einzelne Kognitionen die Erfolge unterhöhlen und subjektiv zunichte machen<br />

� konkrete Erfahrung <strong>de</strong>s Zusammenhangs von Kognitionen und vErhalten<br />

2. Planen und Durchführen von (erfreulichen) Aktivitäten<br />

• Wichtig: Eigenaktivitäten entwickeln<br />

• Ein Aktivitätsplan hilft <strong>de</strong>m Klienten, <strong>de</strong>n Tag zu strukturieren<br />

• Depressive wi<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen sich häufig en Ansätzen zur Aktivierung und es ist <strong>de</strong>shalb<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung, für die Aktivierung eine Reihe von Anreizen zu<br />

setzten<br />

• Aufgaben sind zu erledigen, nicht weil sie Freu<strong>de</strong> machen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um die<br />

Unzufrie<strong>de</strong>nheit zu reduzieren<br />

• Bei Klienten mit einem insgeamt hinreichen<strong>de</strong>n Aktivitätsniveau: Schaffung eines<br />

ausgewogenen Verhältnis von erfreulichen (verstärken<strong>de</strong>n) und weniger erfreulichen<br />

(aber notwendigen) Aufgaben<br />

3. Mastery und Pleasure-Therapie<br />

• Verlust von Verstärkerwirksamkeit: prinzipiell erfreuliche Erfahrungen wer<strong>de</strong>n von<br />

Depressiven nicht mehr als solche erlebt<br />

• Theorie von Beck:<br />

o Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkerwirksamkeit auf kognitive Einstellungen zurückzuführen<br />

o Buchführung: Aufgaben die gemeistert wur<strong>de</strong>n mit einem M (mastery), solche<br />

die Spaß gemacht haben, mit einem P (pleasure) gekennzeichnet<br />

o Beck berichtet, dass <strong>de</strong>pressive sich erst auf diese Weise ihrer positiven<br />

Erfahrungen bewusst wer<strong>de</strong>n, was ein Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufrie<strong>de</strong>nheit nach sich<br />

zieht.<br />

(B) Kognitive Interventionen<br />

1. Sammeln und Aufzeichnen automatischer Gedanken<br />

• Automatische Gedanken: Interpretationen eigener Fähigkeiten, von Ereignissen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umwelt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft (� kognitive Tria<strong>de</strong>). Diese automatischen<br />

Gedanken wer<strong>de</strong>n als Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Depression gesehen. Sie sind:<br />

o Stereotyp<br />

o Irrational<br />

o Voller kognitiver Verzerrungen<br />

• Auftreten<strong>de</strong> automatische Gedanken � unangenehmes Gefühl<br />

• Sammlung von Gedanken � Bewusstwerdung von Selbstverbalisationen und <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Gefühlen<br />

71


• Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammlung:<br />

o Festgesetzte Zeiten an sie zu <strong>de</strong>nken � aufschreiben<br />

o Zum Zeitpunkt gravieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Missstimmung/ Depression<br />

o Erfassung in Abhängigkeit von auslösen<strong>de</strong>n (internen o<strong><strong>de</strong>r</strong> externen)<br />

Situationen. Die Gedanken sollten dann schriftlich festgehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

o In <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Sitzung<br />

• Klient soll Gedanken als psychische Wirklichkeiten erkennen. Der Therapeut soll<br />

darauf hinweisen, dass die Gedanken unrealistisch und vorwiegend negativ sind.<br />

2. Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>de</strong>n Gedanken/ Zwei-Spalten-Technik<br />

• Hausaufgaben: rationale Antwort auf irrationale Gedanken<br />

• Schema: links die Kognition (automatischer Gedanke), rechts rationale Antwort<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie lernen: möglichst viele Antworten auf seine Kognitionen geben zu<br />

können<br />

• Diese Zwei-Spalten-Technik führt <strong>de</strong>m Klienten auch vor Augen, dass es mehrere<br />

Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit automatischen Gedanken gibt �<br />

zusätzliche Spalte: Uminterpretation <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n Ereignisse<br />

• Fragen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>de</strong>n automatischen Gedanken durch <strong>de</strong>n<br />

Therapeuten:<br />

o Worin besteht die Evi<strong>de</strong>nz für <strong>de</strong>n Gedanken?<br />

o Welches sind alternative Interpretationen <strong>de</strong>s Ereignisses?<br />

o Welches wäre die Folge, wenn das Belief zutrifft?<br />

• Klient soll sich durch die letzte Frage mit <strong>de</strong>n Konsequenzen von Gedanken<br />

auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen � Katastrophengedanken � realistische Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgen<br />

• Veranlassung zur realistischen Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>s traumatischen)<br />

Ereignissen<br />

• Bei hinreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl von Kognitionen wer<strong>de</strong>n diese zu einzelnen Themen<br />

zusammengefasst � herauskristallisieren <strong>de</strong> kognitiven Verzerrungen, je<strong>de</strong> Kognition<br />

kann vom Klienten auf logische Fehler in ihrer Entwicklung untersucht wer<strong>de</strong>n<br />

(Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Art <strong>de</strong>s Fehlers)<br />

3. Austesten von Kognitionen<br />

• Strategie zur Modifikation problematischer Kognitionen:<br />

o Unterscheidung von Vorstellung und Fakten:<br />

� Gedanken sind kein Abbild <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität<br />

� Lernen zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen Tatsachen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertung durch<br />

Gedanken<br />

o Überprüfen von Beobachtung: Die Interpretation und Urteile <strong>de</strong>s Klienten<br />

sollten direkt und konkret auf ihre Genauigkeit und Vollständigkeit an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Realität überprüft wer<strong>de</strong>n. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu achten ist auf „willkürliche<br />

Schlussfolgerungen“<br />

• Austesten von Kognitionen: Kombination kognitiver und verhaltensorientierter<br />

Strategien: Durch eine direkte Konfrontation in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient prüfen,<br />

ob seine Kognitionen auch gerechtfertigt sind<br />

• Ein bisher „geschlossenes“ System eines <strong>de</strong>pressiven Menschen beginnt sich zu<br />

öffnen, wenn er seine Denkmuster i<strong>de</strong>ntifiziert hat und Antworten auf seine<br />

Kognitionen gibt.<br />

72


• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle: I<strong>de</strong>ntifikation von kognitiven Schemata, d.h. <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Strukturen,<br />

die die verzerrte Wahrnehmung und kognitive Verarbeitung von Ereignissen<br />

bedingen. Der Klient sollte damit lernen, nicht nur einzelne Situationen präzise und<br />

korrekt zu beurteilen, er sollte vielmehr eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung seiner dysfunktionalen<br />

Schemata vornehmen<br />

4. Umattribution<br />

• Kognitive Muster führen zu Selbstschuldzuweisungen und Verantwortung �<br />

Blindheit gegenüber Zufall o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schuld an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

• Wenn die verzerrten Gedankenmuster i<strong>de</strong>ntifiziert sind � Auflistung und<br />

Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Faktoren, die zu <strong>de</strong>n Situation beigetragen haben könnten<br />

• Umattribution soll <strong>de</strong>n Klienten dazu veranlassen, seine eigenen Wünsche und<br />

Bedürfnisse zu i<strong>de</strong>ntifizieren und sie in Abwägung mit Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Personen zu realisieren<br />

• Attribution stellt im Prinzip einen ganz wichtigen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie dar � wichtig für<br />

Therapieerfolg<br />

5. Aufbau von Erwartungen<br />

• Grundsätzlich pessimistische Vorhersagen<br />

• Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Kognitionen<br />

• Variablen ausfindig machen, die eine positive Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft<br />

ermöglichen<br />

• Annahmen sind durch die Lerngeschichte sehr stabil uns Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen bedürfen großer<br />

Anstrengung von Seiten <strong>de</strong>s Therapeuten<br />

• Kognitive Verzerrungen zeigen im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie unterschiedliche Merkmale,<br />

Beck unterschei<strong>de</strong>t 3 Dimensionen:<br />

o Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit:<br />

� Miss<strong>de</strong>utung einer gegenwärtigen Erfahrung<br />

� Miss<strong>de</strong>utung vergangener und gegenwärtiger Ereignisse<br />

� Miss<strong>de</strong>utung zukünftiger Ereignisse, in<strong>de</strong>m vergangene und<br />

gegenwärtige Einstellungen extrapoliert wer<strong>de</strong>n<br />

o Generalisierung:<br />

� Grad an Verallgemeinerung: Ein Einzelereignis wird hier als allgemein<br />

gültig und unverän<strong><strong>de</strong>r</strong>bar angesehen, wobei sich das Selbstbild <strong>de</strong>s<br />

Klienten immer mehr verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

o Gewissheit:<br />

� Hält stabil an seinen Ansichten und Schlussfolgerungen fest<br />

� Aufgrund seiner Kognitionen macht er problematische<br />

Lernerfahrungen<br />

� Die Gewissheit, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient an seinen selbst<strong>de</strong>struktiven<br />

Gedanken festhält, verhält sich proportional zur Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Störung<br />

Anwendungen/ Effektivität<br />

• Die kognitive Sichtweise hat zur Ausdifferenzierung von psychologischen<br />

Interventionsverfahren geführt<br />

73


• Bewährter Ansatz durch Einzelstudien, multizentrischen Studien und Metaanalysen<br />

(Grawe et al., 1994) nachgewisen<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Verdienst: die Be<strong>de</strong>utung kognitiver Variablen für die Ätiologie,<br />

Aufrechterhaltung und Therapie differenziert zu haben<br />

• Der Rückgriff auf unterschiedlichen Ebenen macht eine differentielle Einschätzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Elemente schwierig<br />

• Anwendung:<br />

o Depressionen<br />

o Angst- und Panikstörungen<br />

o Persönlichkeitsstörungen<br />

o Esstörungen<br />

o Schizophrene Störungen<br />

o Abhängigkeitserkrankungen<br />

• Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Therapien wer<strong>de</strong>n heute als Bestandteile <strong>de</strong>s Vorgehens bei<br />

vielen psychischen Störungen als unabdingbar erachtet (z.B. Zwangsstörungen,<br />

Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Suizidalität, Hypochondrie)<br />

Kognitive <strong>Verhaltenstherapie</strong> (Donald Meichenbaum)<br />

• Kognitive Verhaltensmodifikation („cognitive behavior modification“)<br />

• Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache in ihrer Funktion für die Regulation menschlichen Han<strong>de</strong>lns<br />

(„innerer Monolog“)<br />

• Meichenbaum (1986): Differenzierung und Präzisierung für <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Kognitionen“:<br />

o Kognitive Ereignisse sind i.d.R bewusste Gedanke und Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>:<br />

� Erwartungen<br />

� Attribution<br />

� Schemata<br />

o Sie machen das aus, was Meichenbaum als „inneren Dialog“ bzw. „inneren<br />

Monolog“ bezeichnet. Die sprachlich formulierten Gedanken sind nicht nur<br />

mit <strong>de</strong>n Gedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n natürlich auch mit Emotionen eng verknüpft<br />

o Kognitive Prozesse beinhalten Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsverarbeitung<br />

(theoretische Strukturen, die nicht direkt beobachtbar sind):<br />

� Aufmerksamkeit<br />

� Bewertung bestimmter Wahrnehmungen<br />

� Speicherung im Gedächtnis<br />

o Kognitive Strukturen sind Muster <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweise und<br />

Konstruktion <strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren und inneren Welt. Kelly (1969) versteht darunter<br />

„persönliche Konstrukte“, diese haben eine wichtige selektive Filterfunktion.<br />

Konstrukte beinhalten auch affektive Informationen.<br />

• Grundlagen: entwicklungspsychologische Arbeiten von Luria (1945) und Vygotsky<br />

(1934): Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache für die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> gedanklichen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Handlungsrolle. Externe sprachliche Instruktionen dienen <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerung <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens. Im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung wer<strong>de</strong>n diese Instruktionen von <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

selbst übernommen und dienen später – als Begleitphänomene <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns – zur<br />

Steuerung <strong>de</strong>s eigenen Verhaltens.<br />

Selbstinstruktions-Training<br />

74


• Hilfestellung für impulsive, hyperaktive und aggressive Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

• Sprache als Möglichkeit zur Steuerung <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

• 5 Schritte:<br />

o Mo<strong>de</strong>llernen: Ein Erwachsener führt unter lautem Sprechen eine Aufgabe<br />

durch<br />

o Das Kind versucht anschließend dieselbe Aufgabe zu lösen, in<strong>de</strong>m es <strong>de</strong>n<br />

lauten Instruktionen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls folgt (offene externe Anleitung)<br />

o Das Kind bewältigt die Aufgabe, in<strong>de</strong>m es sich die Instruktionen selbst laut<br />

erteilt (offene Selbstanleitung)<br />

o Das Kind führt die Aufgabe durch, wobei es sich flüsternd instruiert<br />

(ausblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> offene Selbstanweisung)<br />

o Das Kind führt die Aufgabe durch, wobei es sich flüsternd instruiert<br />

(ausblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> offene Selbstanweisung)<br />

o Das Kind geht die Aufgabe durch und lenkt dabei sein Verhalten durch<br />

lautlose Selbstverbalisation (ver<strong>de</strong>ckte Selbstinstruktionen)<br />

• Die einzelnen Instruktionen beinhalten:<br />

o Eine Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe<br />

o Einzelne Schritte <strong><strong>de</strong>r</strong> Planung und <strong>de</strong>s Probierens<br />

o Eine Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchführung einzelner Schritte zur Lösung <strong>de</strong>s<br />

Problems<br />

o Selbstverstärkung<br />

• Einsatz bei einer Reihe kindlicher Verhaltensstörungen:<br />

o Bewältigung von Konfliktsituationen<br />

o Problemlösetechnik in Form eines Selbstinstruktionstrainings (D’Zurilla &<br />

Goldfried, 1971)<br />

o Aufmerksamkeitstraining für impulsive Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> (Wagner, 1976)<br />

o „Schildkrötentechnik“ für impulsiv-aggressive Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> (Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong> et al., 1975)<br />

o „Think aloud-program“ (Camp et al., 1981)<br />

• Notwendig: Kooperation von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n � nicht „verordnen“<br />

• Einbettung in komplexe Treatments<br />

• Zum erlernen solcher „Meta-Kognitionen“ gibt Meichenbaum (1986) folgen<strong>de</strong><br />

Richtlinien:<br />

o Analyse <strong>de</strong>s Zielverhaltens. Voraussetzung: Verhaltens- und situationale<br />

Analyse, I<strong>de</strong>ntifizieren <strong><strong>de</strong>r</strong> Komponenten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Voraussetzungen, die für das<br />

Zielverhalten notwendig sind<br />

o Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen Fertigkeiten eines Klienten, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verhaltensfähigkeiten, affektbezogener Gedanken, Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>, Gefühle, die einer<br />

Durchführung im Wege stehen könnten<br />

o Zusammenarbeit: Stelle sicher, dass Klient und Therapeut in <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse und<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Problems zusammenarbeiten. Dies gilt auch für die<br />

Durchführung, für die Evaluation und für die Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Trainingsmanuals<br />

o Wähle die Aufgaben sehr sorgfältig aus; mache die Übung möglichst ähnlich<br />

<strong>de</strong>m Kriterium<br />

o Stelle sicher, dass die Fähigkeiten im Repertoire <strong>de</strong>s Klienten vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind; lehre dann <strong>de</strong>n Klienten metakognitive und Planungsfertigkeiten<br />

o Stelle sicher, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient Feedback über die Trainingsmaßnahmen erhält<br />

o Überlege genau, welche Gesichtspunkte für eine Generalisierung notwendig<br />

sind; Generalisierung sollte nicht erwartet, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n geplant wer<strong>de</strong>n!<br />

75


o Wenn immer dies möglich ist, so trainiere das Verhalten in mulitplen Settings<br />

mit unterschiedlichen Aufgaben und Therapeuten. Klienten sollten schrittweise<br />

mit immer schwierigeren Aufgaben umgehen lernen (in <strong><strong>de</strong>r</strong> Klinik und in vivo)<br />

o Antizipiere und überlege mögliche und wirkliche Fehler eines<br />

Trainingsprogrammes<br />

o Die Beendigung <strong>de</strong>s Trainingsprogramms sollte auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> Fertigkeiten,<br />

nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis einer bestimmten Zeit überlegt wer<strong>de</strong>n; überlege und plane<br />

Booster-Sessions, Follow-Up und Nachkontrollen<br />

• Effektivität:<br />

o Explizite Untersuchung dieses Trainingselements relativ schwierig<br />

o Positive Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und Verbesserungen in einer Reihe unterschiedlicher<br />

Parameter<br />

Stress-Impfungstraining (Meichenbaum, 1977)<br />

• Existenz weiterer Stressbewältigungsmo<strong>de</strong>llen<br />

o Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong>de</strong>s kgnitiven Stressmo<strong>de</strong>lls von Lazarus (1966) wur<strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>ne Trainings zur Stressbewältigung entwickelt:<br />

� Angstbewältigungstraining (Suinn et al. 1971)<br />

� Selbstkontrolltraining (Goldfried, 1971)<br />

• Stress-Impfungstraining nach Meichenbaum (1977): Verfahren zur Bewältigung von<br />

Stresssituationen<br />

• Impfung: Anlehnung an das biologische Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Immunreaktion: Durch eine<br />

Impfung wer<strong>de</strong>n Schutzreaktionen <strong>de</strong>s Immunsystem gegen zukünftige belasten<strong>de</strong><br />

Einflüsse aufgebaut<br />

• Ähnlich: Erwerb von Strategien zur Bewältigung schwieriger Situationen, als eine<br />

Möglichkeit, auch zukünftig mit belasten<strong>de</strong>n Situationen umzugehen<br />

• Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen Belastung lässt sich durch frühzeitiges Lernen in schwierigen<br />

Situationen vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, so dass spätere Belastungssituationen keine so gravieren<strong>de</strong>n<br />

traumatischen Auswirkungen haben<br />

• 3 Schritte:<br />

o Informationsphase<br />

o Übungsphase<br />

o Anwendungsphase<br />

1. Informationsphase<br />

• Ziel:<br />

i. Klares Verständnis für Entstehung und Aufrechterhaltung von<br />

Stressreaktionen, Ängste, Ärger und Probleme<br />

ii. Detaillierte Problemanalyse (Gedanken bei belasten<strong>de</strong>n Situationen)<br />

• Darstellung <strong>de</strong>s Prinzipis <strong><strong>de</strong>r</strong> emotionalen Erregung bei Schachter (1966):<br />

i. Demnach können für intensive Emotionen 2 Komponenten als<br />

ausschlaggebend angesehen wer<strong>de</strong>n, nämlich:<br />

1. eine erhöhte unspezifische physiologische Erregung und<br />

2. eine Reihe von Gedanken, die zur inhaltlichen Bewertung, zur<br />

„Färbung“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Emotionen beitragen<br />

• Verständnis wie Gedanken zur Aufschaukelung von Stress und negativen<br />

Emotionen beitragen<br />

76


• Selbstverbalisation bil<strong>de</strong>n eine wesentliche Komponente <strong>de</strong>s kognitiven<br />

Anteils im Umgang mit Streß- und Belastungssituationen<br />

• Wenn es gelingt, diese Selbstinstruktionen zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, tritt ebenfalls eine<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s autonomen Anteils und <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Emotion ein<br />

• Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverbalisation: Differenzierung<br />

zwischen Streß-, Angst- und Ärgerreaktionen<br />

2. Übungsphase<br />

• Sammeln von Informationen über eine problematische Situation und eigener<br />

Stressreaktionen<br />

• Erlernen von Bewältigungsreaktionen, speziell im Bereich von Entspannungstrainings<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtig: kognitive Bewältigungsreaktionen<br />

• Der Prozeß lässt sich in 4 zeitlich überlappen<strong>de</strong> Schritte einteilen:<br />

o Vorbereitung auf einen Stressor (Orientierung: „Was ist als nächstes zu tun?“)<br />

o Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation mit <strong>de</strong>m Stressor (Erinnerung, was angesichts einer<br />

stressigen Situation zu tun ist: „Du kannst mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung fertig<br />

wer<strong>de</strong>n!“)<br />

o Phase <strong>de</strong>s Gefühls, überwältigt zu wer<strong>de</strong>n (Vorwegnahme <strong>de</strong>s Ernstfalls:<br />

„Konzentriere dich auf das wesentliche!“)<br />

o Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverstärkung (Selbstverstärkung soll dazu dienen, das<br />

Bewältigungsverhalten im Repertoire <strong><strong>de</strong>r</strong> Person zu stabilisieren: „Es hat<br />

geklappt!“)<br />

• die wirksamsten Bewältigungsstrategien wer<strong>de</strong>n üblicherweise vom Klienten selbst<br />

entwickelt (z.B. im Rahmen von Hausaufgaben) � Inhalte <strong><strong>de</strong>r</strong> Sätze nicht starr festlegen!<br />

• Kleine schriftliche Unterlagen („Zettel“ in einer Brieftasche; Notizen im Kalen<strong><strong>de</strong>r</strong> usw.)<br />

häufig hilfreich<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Übungsphase wird vom Therapeuten üblicherweise eine leichte Stresssituation<br />

hergestellt; <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient kann in dieser Situation konkret üben, wie er Selbstinstruktionen<br />

zur Bewältigung einsetzt � in Absprache mit Klienten<br />

3. Anwendungsphase<br />

• Ziel: Erprobung in realen Situationen; Vermittlung einer gewissen Flexibilität im<br />

Umgang mit realen Problemsituationen<br />

• Gestufte Stresssituationen: Einsatz von Selbstverbalisationen<br />

• Reale Situationen: komplexer, schwerer kontrollierbar als Übungssituationen<br />

• Meichenbaum geht davon aus, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient in <strong><strong>de</strong>r</strong> Übungsphase<br />

Bewältigungsreaktionen erlernt, die für reale Belastungen eine gewisse schützen<strong>de</strong>,<br />

immunisieren<strong>de</strong> Wirkung ausübt<br />

• Stress sollte i<strong>de</strong>alerweise nicht mehr dyfunktionale (bisher automatisierte) Gedanken<br />

auslösen, die die Stresssituation aufschaukeln, durch kontinuierliche Übung wer<strong>de</strong>n<br />

die neu erworbenen Selbstverbalisationen nun automatisiert<br />

• Theoretische und empirische Begründung <strong>de</strong>s Ansatzes:<br />

o Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bestrafung: Aversive Reize (Stresssituationen) mit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Organismus häufig konfrontiert war, lösen <strong>de</strong>utlich geringere emotionale<br />

Reaktionen aus als Neue (Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Habituation).<br />

o Bei früheren Konfrontationen mit aversiven Reizen hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Organismus<br />

entsprechen<strong>de</strong> Bewältigungsreaktionen erlernt, die nunmehr eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

und zu einer Reduktion <strong>de</strong> emotionalen Belastung beitragen<br />

77


Anwendung und Bewertung <strong>de</strong>s Ansatzes<br />

• Ursprünglich: Kontrolle von Stress- und Belastungssituationen<br />

• Inzwischen: breite Anwendung und Evaluation, z.B. Bewältigung problematischer<br />

Ärger-Reaktionen, bei Angststörungen<br />

• 2 Bereiche beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s heraiszugreifen:<br />

o Im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensmedizin: Beispiele: Vorbereitung auf chirurgische<br />

Eingriffe (Kendall et al., 1979), Schmerzbewältigung<br />

o Präventiv bei unterschiedlichen Berufsgruppen:<br />

� Personen im Gesundheits- und Sozialsystem<br />

� Personen in Lehrberufen<br />

� Polizisten<br />

� Fallschirmspringer<br />

� Sportler � Sportpsychologie<br />

� Bewältigung kritischer Lebensereignisse � Umweltkatastrophen,<br />

traumatische Belastungen<br />

• Der Ansatz ist z.T sehr komplex und die Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkfaktoren <strong>de</strong>s Trainings ist<br />

alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als einfach<br />

• Sowohl das Selbstinstruktionstraining als auch das Stress-Impfungs-Training lassen<br />

sich einfach und effizient in komplexe Therapieprogramme integrieren<br />

• Vor allem für Praktiker akzeptabel und nützlich<br />

Problemlösen als kognitive Therapieverfahren (D’Zurilla & Goldfried)<br />

• Patienten mit psychischen Problemen in spezifischen Problemlösefertigkeiten<br />

trainieren<br />

• Die Begründung für dieses Vorgehen bil<strong>de</strong>ten Studien, nach welchen psychiatrischen<br />

Patienten ein Defizit an Fähigkeiten zur Lösung praktischer und lebensnaher<br />

Problemstellungen haben<br />

• An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Klienten verfügen zwar über ein sozial adäquates Repertoire von<br />

Verhaltensweisen, es mangelt ihnen doch an selbständigen Problemlösefähigkeiten.<br />

Ziel: Fertigkeiten zur selbständigen Lösung von Problemen trainieren<br />

• Training in allgemeiner Problemlösestrategien � möglichst verschie<strong>de</strong>ne,<br />

komplexe Schwierigkeiten <strong>de</strong>s alltäglichen Lebens selbständig meistern<br />

• Geht nicht um Vermittlung spezifischer Verhaltensweisen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um das Einüben<br />

von Strategien, die zur Lösung unterschiedlicher Probleme einsetzbar sind<br />

Theoretische Grundlagen<br />

• Befun<strong>de</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Allgemeinen und kognitiven Psychologie (Newell & Simon, 1972)<br />

Problem:<br />

Lebenssituation, die vom Individuum effizientes Han<strong>de</strong>ln verlangt, für die die Person aber<br />

zumin<strong>de</strong>st kurzfristig keine entsprechen<strong>de</strong>n Reaktionen zur Verfügung hat � Diskrepanz<br />

zwischen „IST“ und „SOLL“-Zustand.<br />

78


Problemlösen:<br />

Prozeß, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf eine Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong> in einer Problemsituation gegebenen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

abzielt.<br />

Kognitive, affektive und verhaltensmäßige Strategien:<br />

• Das Problem kann für <strong>de</strong>n Patienten darin bestehen, dass er nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, einen<br />

Ausgangszustand klar und präzise zu analysieren<br />

• Die Schwierigkeit besteht eventuell darin, dass keine präzise Vorstellung über <strong>de</strong>n<br />

Zielzustand vorliegen<br />

• Probleme können auch dadurch charakterisiert sein, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient zwar über <strong>de</strong>n<br />

Ausgang- und Zielzustand klare Vorstellungen hat, dass er aber nicht über die Mittel<br />

(Metho<strong>de</strong>n) verfügt, um eine Überführung zu bewerkstelligen<br />

Lösung:<br />

Einzelne Reaktionen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein ganzes Muster an Reaktionen, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sind, eine<br />

Problemsituation so zu transferieren, dass sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person nicht mehr als Problem<br />

angesehen wird<br />

I<strong>de</strong>almo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Problemlösens<br />

D’Zurilla & Goldfried, 1971<br />

Problemlöseprozess als Abfolge folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Stufen:<br />

• Allgemeine Orientierung<br />

• Beschreiben <strong>de</strong>s Problems<br />

• Erstellen von Alternativen<br />

• Treffen einer Entscheidung<br />

• Anwendung und Überprüfung<br />

1. Allgemeine Orientierung<br />

• I<strong>de</strong>ntifikation einer Situation als „Problem“<br />

• Akzeptieren, dass Probleme zum täglichen Leben gehören<br />

• Rasch und sensibel erkannt und nicht übergangen wer<strong>de</strong>n; eigene emotionale<br />

Reaktionen können dabei ein Hinweis auf solche Probleme sein<br />

• Ineffektive Reaktionen („automatisches Reagieren“) sollten ausbleiben, weil<br />

überstürztes Reagieren eine effiziente Problemlösung erschwert. Dies schließt zum<br />

Beispiel das kurzfristige Ertragen einer unangenehmen Problemsituation mit ein<br />

• Merkmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Orientierungsphase: Problem als eine Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und nicht als<br />

Bedrohung zu sehen (Lazarus & Folkmam, 1984)<br />

2. Beschreibung <strong>de</strong>s Problems<br />

• Präzise Beobachtung und Erfassung einzelner Bestandteile einer Problemsituation<br />

(möglichst von mehreren Standpunkten aus)<br />

79


• Trennung von relevanten uns irrelevanten Informationen; Unterscheidung in<br />

vorranginge und nachrangige Problembereiche<br />

3. Entwickeln von Alternativen<br />

• Entwicklung möglichst vieler Lösungen<br />

• Noch keine Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Lösungsmöglichkeiten � „Brainstorming“<br />

(Osborn, 1963)<br />

o Kritik und Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>en sollte unterbleiben<br />

o Ausgefallene und „verrückte“ I<strong>de</strong>en sind erwünscht<br />

o Quantität statt Qualität<br />

o Kombination bzw. Verbesserung möglicher Lösungen sind erwünscht<br />

• Merkmale <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Flexibilität und Variation besoners be<strong>de</strong>utsam<br />

4. Treffen einer Entscheidung<br />

• Auswahl nach Optimierungsprinzipien<br />

• Grundlage: Bestimmung <strong>de</strong>s Nutzens einer Strategie im Hinblick auf die<br />

Zielvorstellungen <strong>de</strong>s Klienten � langfristige Folgen wer<strong>de</strong>n berücksichtigt<br />

(komplexer Prozess)<br />

• Die Kombination <strong>de</strong>s Wertes mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftrittswahrscheinlichkeit können in einer<br />

Matrix festgehalten wer<strong>de</strong>n, so dass ein Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Alternativen<br />

möglich wird<br />

• Grundlage: Theorie <strong>de</strong>s erwarteten Nutzens (Edwards, 1961), nach <strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

Wahlverhalten einer Person auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage einer rationalen Analyse von Kosten<br />

und Gewinn erfolgen sollte.<br />

• Vollzug schwierig � neue Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung<br />

5. Anwendung und Überprüfung<br />

• Überprüfung, ob sich die gewählte Alternative als so zielführend herausstellt, wie dies<br />

angenommen wor<strong>de</strong>n ist<br />

• Im Fall einer suboptimalen Lösung: Schritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkoppelung und ein neuer<br />

Durchlauf<br />

• Möglichst viele Konsequenzen eines neuen Verhaltens beobachten und registrieren,<br />

damit die Effektivität neuer Problemlösungen beurteilt wer<strong>de</strong>n kann<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s Problemlöseprozesses:<br />

• I<strong>de</strong>alisierung<br />

• Orientierungshilfe für die Praxis<br />

• Rückkoppelungsschleifen wichtig � mehrfach durchlaufen<br />

Einsatz von Problemlösen bietet sich unter 2 Gesichtspunkten an:<br />

(1) als eine spezielle Therapiemaßnahme (eingebettet in Therapieprogramm)<br />

(2) gesamtes Verhaltenstherapeutisches Verfahren unter Problemlöseperspektive sehen<br />

(Kognitive Restrukturierung, Strategien zur Angstbewältigung,<br />

80


Anwendung:<br />

Selbstkontrollstrategien) Hier bietet Problemlösen ein Meta-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s<br />

therapeutischen Prozesses.<br />

• breites Spektrum von Stötungsbil<strong><strong>de</strong>r</strong> (Agoraphobien, Depressionen, …), zu speziellen<br />

Prblemstellungen (Gewichtskontrolle, Partnerprobleme, Stressprobleme, Soziale<br />

Defizite), sowie zu klinischen Gruppen (Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>, Jugendliche, Erwachsene,<br />

psychiatrische Patienten…)<br />

Kognitionen, Emotionen und Verhalten im Problemlösen<br />

Der Prozeß <strong>de</strong>s Problemlösens darf nicht als rein intellektueller Prozeß verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n besteht aus einer engen Vernetzung von kognitiven, emotionalen und<br />

verhaltensmäßigen Prozessen.<br />

Kognitive Aspekte<br />

• kognitive Fähigkeiten notwendig<br />

• sog. „Metakognitive Fähigkeiten“ im Sinne einer allgemeinen Orientierung, d.h. eine<br />

allgemeine Einstellung, dass Schwierigkeiten zum Ablauf <strong>de</strong>s menschlichen Lebens<br />

gehören (Meichenbaum & Asarnow., 1979)<br />

• Annahme persönlicher Kontrolle, eine spezielle Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Attribution und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

allgemeinen Haltung speziellen Schwierigkeiten gegenüber<br />

Emotionale Aspekte<br />

• Schon die Wahrnehmung einer Situation kann mit unangenehmen Gefühlen verknüpft<br />

sein<br />

• Die mit <strong>de</strong>m Problemlösen verbun<strong>de</strong>nen (meist intensiven und stark schwanken<strong>de</strong>n)<br />

Emotionen bil<strong>de</strong>n für das effiziente Problemlösen wichtige Bestandteile<br />

• Für das klinische Problemlösen ist es notwendig, Emotionen gebührend zu<br />

berücksichtigen.<br />

• Zur Bewältigung von Emotionen bieten sich 2 Strategien aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stressforschung an:<br />

o Kognitive Bewältigung im Sinne einer Umstrukturierung meint eine<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Komponenten von Emotionen (Um-Bewertung)<br />

o Emotionale Bewältigung meint eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> emotionalen<br />

(autonomen) Komponenten <strong>de</strong>s Gefühls, z.B. durch eine Intervention wie<br />

Entspannungsverfahren etc.<br />

Verhaltensebene<br />

• Problemlösen verlangt spezielle Fertigkeiten<br />

• Aufgabe <strong>de</strong>s Trainings im Problemlösen ist es die einzelnen Komponenten dieser<br />

Fertigkeiten auszuformen und zu einer zielführen<strong>de</strong>n Kette zusammenzufügen<br />

Bewertung und Resümee<br />

81


• Höchste Relevanz innerhalb <strong>de</strong>s Spektrums <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

• Gute empirische Befundlage<br />

• Neben <strong>de</strong>m engeren klinisch-psychologischen Kontext sind Problemlöseansätze auch<br />

in vielen außerklinischen Fel<strong><strong>de</strong>r</strong>n eingesetzt wor<strong>de</strong>n, z.B.<br />

o Personalschulung<br />

o Management<br />

o Betriebsführung<br />

• Kontraindikation:<br />

o Bei Krisenintervention<br />

o Sofortige Maßnahmen bei Depressionen und Angststörungen<br />

„Paradoxe“ Interventionsansätze<br />

Historische Wurzeln:<br />

Allgemein:<br />

• „Alle Kreter sind Lügner“ (Kreter Epimeni<strong>de</strong>s): Der Satz ist falsch, wenn er wahr ist<br />

und er ist wahr, wenn er falsch ist. Solche Paradoxien gehörten lange Zeit zu unlösbar<br />

scheinen<strong>de</strong>n Rätseln <strong><strong>de</strong>r</strong> Logik und Mathematik<br />

• Whitehead & Russel (1910): unterschie<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m Mitglied einer Menge und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Menge selbst und for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten, dass die Aussagen über ein Mitglied einer Menge<br />

nicht gleichzeitig Aussagen über die Menge selbst sein dürfen.<br />

Psychologie & Psychotherapie:<br />

• Vorläufer waren zum Beispiel:<br />

• Alfred Adler: ein Patient will seine Symptomatik gleichzeitig beibehalten und<br />

verlieren<br />

• Dunlap (1932): Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> „negativen Praxis“: willentliche Versuche, Tics zu<br />

produzieren führt zu einer Unterbindung <strong>de</strong>s Verhaltensablaufs<br />

• Eigentlicher Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s paradoxen Verfahrens: Viktor Frankl<br />

o Schule <strong><strong>de</strong>r</strong> Logotherapie<br />

o Existenzielle Ansätze<br />

o Seiner Ansicht nach spielen bei vielen psychischen Störungen Gesichtspunkte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> antizipatorischen Angst eine verhängnisvolle Rolle (z.B. Sexualstörungen).<br />

Gera<strong>de</strong> die Antizipation <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst und die Vermeidung halten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge die<br />

Pathologie aufrecht. Dieser Zirkel lässt sich nach Frankl (1975) nur<br />

durchbrechen, wenn die antizipatorische Angst ausgeschaltet wird. Das erfolgt<br />

– und darin besteht die „Paradoxie“ – durch das Zugehen auf die Angst und<br />

ihre anschließen<strong>de</strong> Bewältigung<br />

• Neuere Überlegungen: L.M. Ascher (1981): Zusammentragen und für kognitivverhaltenstherapeutisches<br />

Vorgehen Systematisierung einzelner Mo<strong>de</strong>lle<br />

Merkmale paradoxer Intervention<br />

• Genau genommen könnte je<strong>de</strong> therapeutische Metho<strong>de</strong>, die auf eine Konfrontation<br />

und Bewältigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptomatik abhebt, als „paradox“ bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />

• Engeres Verständnis nach Ascher, 1989:<br />

82


o Paradoxien beinhalten ein Merkmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Überraschung, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

gegen die Erwartung einer helfen<strong>de</strong>n, mitleidvollen Beziehung läuft. Der<br />

Patient selbst und seine Umgebung haben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel in aufwendiger Weise<br />

versucht, Hilfestellung zu leisten, die <strong>de</strong>n Patienten zumeist noch stärker in<br />

seine Abhängigkeit, Hilflosigkeit etc. verstrickt hat.<br />

o Paradoxe Interventionen beinhalten kein Drängen nach Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n geben <strong>de</strong>m Patienten die Erlaubnis, zum Teil sogar die Anweisung zur<br />

Beibehaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptomatik. Dies bringt <strong>de</strong>m Patienten eine erste<br />

Erleichterung, weil dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck von ihm genommen wird.<br />

o Aus diesem Vorgehen resultieren emotionale Reaktionen <strong>de</strong>s Patienten, die<br />

eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erleichtern; erst wenn eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht mehr<br />

gewaltsam in Angriff genommen wird, ist sie für die Patienten möglich.<br />

Theoretischer Hintergrund<br />

• Heterogene theoretische Begründungen<br />

• Vertreter stammen aus unterschiedlichen therapeutischen Schulen (Psychoanalyse,<br />

Familientherapie, <strong>Verhaltenstherapie</strong> …)<br />

• Größtenteils pragmatisches Vorgehen<br />

• Die Einordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Paradoxen Intervention in <strong>de</strong>n Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitivverhaltenstherapeutischen<br />

Verfahren hängt damit zusammen, dass die Vermittlung<br />

einer paradoxen Anweisung per se wohl nur kognitiv erfolgen kann. Der Modus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Intervention läuft damit vorwiegend auf kognitiver Ebene.<br />

• Omer, 1981: Folgen<strong>de</strong> Aspekte für paradoxe Interventionen:<br />

o Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> antizipatorischen Angst von Frankl (1947): Angst verstellt<br />

für <strong>de</strong>n Patienten <strong>de</strong>n unvoreingenommenen Blick auf seine Probleme<br />

einerseits und seine Ressourcen an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits.<br />

o Systemtheoretische Überlegungen: Diese orientieren sich weitgehend am<br />

Mo<strong>de</strong>ll von Watzlawik et al. (1974) bzw. an strategischen Ansätzen<br />

(Haley, 1963): Durch die Paradoxe Intervention bekommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient eine<br />

Wahlmöglichkeit, die er bisher nicht mehr wahrgenommen hatte<br />

o Lerntheoretische Konzepte, die sich insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e am Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

konditionierten Hemmung orientieren: Durch eine paradoxe Intervention<br />

wird <strong>de</strong>mnach eine Hemmung <strong>de</strong>s bisherigen Verhaltensablaufs entwickelt,<br />

die eine neue Gestaltung <strong>de</strong>s Verhaltensablaufs ermöglicht.<br />

• Durch eine paradoxe Intervention wird ein Problem aus seinem bisherigen Kontext<br />

genommen, wodurch für <strong>de</strong>n Patienten eine völlig neue Sichtweise entstehen kann.<br />

• Dabei spielen sozialpsychologische Aspekte von Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand und Compliance<br />

ebenso eine Rolle wie Prinzipien einer funktionalen Sichtweise.<br />

• Unterschiedliche Zielvorstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong> paradoxen Intervention:<br />

o Lösung erster und zweiter Ordnung (Watzlawik et al., 1974):<br />

� Lösung erster Ordnung: Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung „innerhalb“ <strong>de</strong>s Rahmens<br />

einer Person; therapeutische Hilfestellungen versuchen hier <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Person Erleichterung im Umgang mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Schwierigkeiten zu vermitteln (z.B. Entspannungstraining)<br />

� Lösung zweiter Ordnung: Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Rahmens selbst: Hier<br />

wer<strong>de</strong>n die Regeln <strong>de</strong>s Systems selbst verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t und gera<strong>de</strong> die<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regeln führt zur Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Problematik: Es liegt<br />

83


Interventionsmetho<strong>de</strong>n<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Hand, dass die Lösung zweiter Art für paradoxes Vorgehen<br />

eine zentrale Rolle spielt<br />

• Heterogene Ansätze, begrifflichliche Uneinheitlichkeit<br />

• Gemeinsam ist <strong>de</strong>n Verfahren das Prinzip, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient auf eine nicht<br />

erwartete Weise auf seine Problematik einlassen sollte und dass daraus eine<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Problems ensteht.<br />

Dowd & Trutt (1988) listen folgen<strong>de</strong> unterschiedliche Interventionsprinzipien auf:<br />

Symptomverschreibung<br />

• Hier wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient angeleitet, ein Symptom willkürlich zu produzieren (meist<br />

begrenzte Zeit)<br />

• Ziel: Kontrolle über die Probleme zu gewinnen o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Problem „aufzugeben“<br />

• „paradoxe Instruktion“ (Frankl, 1985)<br />

• 2 Aspekte sind nach Frankl elementar:<br />

o Den Einsatz von Humor („<strong><strong>de</strong>r</strong> Angst ins Gesicht lachen“)<br />

o Distanzierung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptoatik, wodurch <strong><strong>de</strong>r</strong> Zyklus <strong><strong>de</strong>r</strong> antizipatorischen<br />

Angst unterbrochen und eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathologie erleichtert wird<br />

Reframing<br />

• Be<strong>de</strong>utung eines Problems dadurch zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass es in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kontext<br />

gestellt wird<br />

• Diese Vermittlung einer alternativen Sichtweise hilft <strong>de</strong>m Patienten, seine Probleme in<br />

einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Licht zu sehen<br />

• Ähnliche Metho<strong>de</strong> RElabeling: einem Problem wird eine verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Bezeichnung<br />

gegeben; hier bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Rahmen bestehen, und eine verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Sicht kommt durch<br />

eine verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Sichtweise und Benennung <strong>de</strong>s Problems zustan<strong>de</strong> (z.B. Regen als<br />

„feuchter Sonnenschein“)<br />

Einschränkung/ Restraining<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand angezeigt<br />

• Therapeut versucht eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n (Koitus Verbot bei<br />

Sexualstörungen)<br />

• Variation: Klient bei Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu bremsen – damit diesen gewissermaßen das<br />

Tempo <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung selbst bestimmen zu lassen<br />

Position <strong>de</strong>s Klienten<br />

• Therapeut übernimmt für eine gewisse Zeit die negative Sichtweise <strong>de</strong>s Patienten,<br />

damit er selbst positive Aspekte sieht<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Patienten, die ihr Problem in „klagen<strong><strong>de</strong>r</strong>“ Weise artikulieren<br />

• Notwendig: Vorsicht & Sensibilität<br />

84


Nutzungs-Technik („Utilization“)<br />

• Strategie, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> VT immer schon ausgiebig genutzt wur<strong>de</strong><br />

• Selbstaufzeichnungen – lediglich um zu sehen … was passiert<br />

• Technik <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktivitäten <strong>de</strong>s Patienten, d.h. was immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient tut,<br />

kann als ein Schritt in die richtige Richtung gesehen wer<strong>de</strong>n<br />

• Man überlässt es <strong>de</strong>m Klienten, in welche Richtung Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfolgt und erlaubt<br />

ihm selbstverständlich auch das Beibehalten seines Problems<br />

Konfusionstechnik<br />

• Ursprünglich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Hypnotherapie<br />

• Klient wird mit einer verwirren<strong>de</strong>n Vielfalt an Aussagen & Meinungen konfrontiert,<br />

da <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient i.d.R versucht, einen Sinn zu fin<strong>de</strong>n, wird er versuchen, sich diejenige<br />

Position zu eigen zu machen, die ihm in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise entspricht<br />

• Technik in paar- und familientherapeutischen Ansatz von DeShazer (1979)<br />

aufgegriffen<br />

Forschung<br />

• Viele Studien zur Effektivität bei unterschiedlichen Störungen<br />

• Im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlafstörungen gibt es mittlerweile bereits Meta-Analysen<br />

(Dod&Trutt, 1988)<br />

• Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Forschung:<br />

o Untersuchungen an subklinschen Stichproben (Stu<strong>de</strong>nten)<br />

o Geringe Fallzahlen<br />

o Geringere, aber be<strong>de</strong>utsame Effektstärken, als in <strong><strong>de</strong>r</strong> klassischen VT<br />

o Verwendung von weiteren Techniken außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> paradoxen Intervention<br />

o Am besten in Kombination mit <strong>Verhaltenstherapie</strong> und kognitiver Therapie<br />

untersucht<br />

Resümee<br />

• Ethik � Manipulation<br />

• Während für therapeutisches Vorgehen entsprechen<strong>de</strong> Transparenz verlangt wird,<br />

können paradoxe Verfahren nicht gänzlich transparent sein, das hängt ganz explizit<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Struktur <strong>de</strong>s Vorgehens zusammen<br />

Selbstkontrolle<br />

• Selbstkontrolle und Selbstmanagement (Kanfer 1970)<br />

• Uneinheitliche Begriffsverwendung<br />

• We<strong><strong>de</strong>r</strong> Einigkeit über die Intention, noch über die Extension dieses Begriffes<br />

85


• Unterschiedliche theoretische Ansätze und technische Verfahren unter <strong>de</strong>m Dach<br />

„Selbstkontrolle“ vereinigt<br />

Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle<br />

• Klassisch-verhaltenstherapeutische Prinzipien: Skinner (1953) hat das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstkontrolle im klassisch behavioristischen Kontext gesehen. Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> externen<br />

Kontrolle menschlichen Verhaltens durch Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Kontingenzen können<br />

seiner Ansicht nach auch Reaktionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Person selbst die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerung<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Verhaltensmuster <strong>de</strong>s Individuums übernehmen.<br />

• Unter Selbstkontrolle ist <strong>de</strong>mnach die Fähigkeit eines Individuums zu verstehen,<br />

eigenes Verhalten durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Verhaltensweisen zu steuern.<br />

• Zentral: Unterscheidung in kontrollieren<strong>de</strong> unf in kontrollierte Reaktionen:<br />

o Kontrollieren<strong>de</strong> Verhaltensweisen: diejenigen Verhaltensweisen, die<br />

geeignet sind, die zukünftige Auftrittswahrscheinlichkeit eines<br />

Problemverhaltens zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

o Kontrollierte Verhaltensweise: Verhaltensmuster, <strong>de</strong>ssen<br />

Auftrittswahrscheinlichkeit man in Zukunft zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n wünscht<br />

• Mit behavioristischen Mo<strong>de</strong>llen, zentrale Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle nicht erklärbar:<br />

o Wieso kann eine Person eine Reaktionskette mit hoher<br />

Auftrittswahrscheinlichkeit unterbrechen und durch eine kontrollieren<strong>de</strong><br />

Reaktion ersetzen?<br />

Kognitive und motivationale Kontrolle<br />

• Kognitive Prozesse spielen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Steuerung menschlichen Verhaltens eine<br />

zentrale Rolle (� β-Ebene)<br />

• Wenn man von „Selbst“ spricht, meint das keineswegs eine Art „Geist in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Maschine“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Annahme unterschiedlicher Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regulation<br />

mebschlichen Verhaltens<br />

• Die Rolle bewusster Handlungen sind entschei<strong>de</strong>nd bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle<br />

• Motivationaler Aspekt:<br />

o Wissen stellt i.d.R nur eine unzureichen<strong>de</strong> Voraussetzung für Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

von Problemverhalten dar<br />

o Anzunehmen iszt vielmehr eine Hierarchie von Präferenzen, von Zielen<br />

und von motivationalen Bestrebungen, die unsere Entscheidungen in<br />

hohem Maße <strong>de</strong>terminieren (Heckhausen, 1980, Kanfer, 1993)<br />

Hierarchische Struktur<br />

• Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstregulation wird häufig auf <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung Bezu<br />

genommen. Mit diesem Begriff wird gesagt, dass mebschliches Verhalten:<br />

o Absichtsvoll<br />

o zielgerichtet<br />

o von komplexer Natur ist � hierarchische Organisation von Verhalten<br />

• Kernbereich einer Handlung, Mo<strong>de</strong>ll von Miller et al., 1960:<br />

o TOTE-Einheit (Test-Operate-Test-Exit)<br />

o Einfache Rückkoppelungsschleife<br />

86


o Test: Vergleichsprozeß mit einer binären Entscheidungsmöglichkeit<br />

o Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidungsgrundlage wird eine Operation begangen, die <strong>de</strong>n IST-<br />

in einen SOLL-Wert überführen soll<br />

o Neue Prüfung <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s (Test), um zu sehen, ob die Operation<br />

befriedigend verlaufen ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> noch mal durchlaufen wer<strong>de</strong>n muß, sonst Exit<br />

• Gera<strong>de</strong> für die Selbstregulation ist es sinnvoll, von dieser hierarchischen Organisation<br />

menschlichen Verhaltens auszugehen:<br />

o Möglichkeit konflikthafte Strategien zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

o Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle Rechnung tragen<br />

Interaktion<br />

• Bandura, 1969<br />

• Menschliches Verhalten nicht bloßes Produkt von Umwelteinflüssen<br />

• Untersuchungen im Rahmen kognitiver Lerntheorien haben gezeigt, dass kognitive<br />

Prozesse be<strong>de</strong>utsame intervenieren<strong>de</strong> Variablen für menschliches Verhalten sind<br />

• Selbstkontrolle: Vorstellung eines Menschen als eines informationsverarbeiten<strong>de</strong>n<br />

Wesens<br />

• „Interaktionismus“:<br />

o es gibt zwar einen be<strong>de</strong>utsamen Einfluß von Umgebungsbedingungen, aber<br />

auch unser Verhalten beeinflusst die Umgebung<br />

o Ohne die Annahme eines reziproken Interaktionsismus wird eine Analyse<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle sehr schwierig: Erst wenn man davon ausgeht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mensch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage ist, seine Umgebung selbst zu strukturieren und zu<br />

han<strong>de</strong>ln, kann man von Selbstkontrolle sprechen.<br />

o Für diese interaktionistische Sichtweise hat Kanfer eine Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verschie<strong>de</strong>nen Einflußgrößen in α-,β-,γ-Variablen vorgeschlagen<br />

• Externe Kontrolle und Selbstkontrolle sind in einen sozialen und biologischen<br />

Rahmen eingebettet, so dass man auch von einem Kontinuum zwischen<br />

Selbstkontrolle („Freiheit“) einerseits und externer Kontrolle („Abhängigkeit“)<br />

auszugehen hat.<br />

• Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle sind in hohem Maße mit evolutionären Aspekten<br />

vernetzt<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozietät und <strong>de</strong>s Individuums bil<strong>de</strong>t aber Selbstkontrolle eine<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle, hier spielen Faktoren <strong><strong>de</strong>r</strong> intellektuellen, sozialen und vor allem<br />

sprachlichen Entwicklung eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle<br />

Begriffserklärung: Selbstregulation, Selbstkontrolle, Selbstmanagement<br />

• Grundlage: Das von F.H. Kanfer entwickelte Systemmo<strong>de</strong>ll menschlichen<br />

Verhaltens:<br />

o Unterscheidung zwischen α-, β-, und γ-Kontrolle<br />

• Nach <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> multiplen Regulation lassen sich folgen<strong>de</strong> drei Ebenen<br />

unterschei<strong>de</strong>n:<br />

o α: Dies meint die multiplen Einflüsse durch die externe Umgebung;<br />

darunter sind sowohl konkrete situative Bedingungen, aber auch eigene<br />

Verhaltensmuster o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltensmuster an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Personen zu verstehen.<br />

Auch invariante situative Bedingungen im Sinne von Makro-Variablen<br />

87


sind hier anzuführen (Wohn- und Arbeitssituation; Lebensumwelt,<br />

Kulturelle Einflüsse etc.)<br />

o β: Dies umschließt vielfältige psychische Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme,<br />

Verarbeitung, Speicherung und Aktivierung von Information.<br />

o γ: Steht für individuelle ebenso wie für überindividuelle biologische,<br />

somatisch-physiologische Bedingungen; diese können aktueller Natur<br />

(Müdigkeit, Medikamenteneinflüsse etc.) sein, o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch im Sinne<br />

überdauern<strong><strong>de</strong>r</strong> Einflüsse eine wichtige Rolle für menschliches Verhalten<br />

spielen (z.B. konkrete Behin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung; geschlechtsspezifische Merkmale<br />

usw.)<br />

α: Situation, konkretes Verhalten<br />

I<br />

β: Gedankliche Prognose, Erwartungen, etc.<br />

I<br />

γ: Biologisch-somatische Bedingungen<br />

• Interaktion von <strong>de</strong>n Variablen<br />

• Im konkreten Verhaltensablauf stehen die einzelnen Variablen mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger<br />

im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Hintergrund: Keine <strong><strong>de</strong>r</strong> Variablen ist völlig ohne Einfluß.<br />

• Das relative Ausmaß, in <strong>de</strong>m die β-Variablen im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen, ist die<br />

Voraussetzung dafür, von Selbstkontrolle sprechen zu können.<br />

1. Selbstregulation<br />

Unter Selbstregulation versteht man versteht man eine Beschreibung und theoretische<br />

Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Vorgänge, mit <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hilfe eine Person eigenes Verhalten steuert.<br />

• Kanfer (1977) unterschei<strong>de</strong>t 3 Stufen:<br />

o Selbstüberwachung (Selbstbeobachtung)<br />

o Selbstbewertung<br />

o Selbstverstärkung<br />

• Regulation: Für die Regulation ist es zunächst zentral, von einem Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Antizipation auszugehen; dies be<strong>de</strong>utet, dass die Person in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage sein muß, sich<br />

zukünftige Zustän<strong>de</strong>, Ziele, etc. vorzustellen und im Sinne eines „Feed-Forward“ zu<br />

han<strong>de</strong>ln.<br />

• Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Kenntnis (vorläufiger) Resultate <strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns erfolgt<br />

sowohl eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Beibehaltung kognitiver Konzepte sowie<br />

konkreter Verhaltensweisen.<br />

• Notwendig: Fähigkeit <strong>de</strong>s Individuums zum Vergleich gegenwärtiger mit vergangenen<br />

und zukünftigen Zustän<strong>de</strong>n und Verhaltensweisen (Prozesse <strong>de</strong>s Gedächtnisses, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abstraktion)<br />

• Das Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstregulation beschreibt diejenigen Prozesse, die eine Person beim<br />

Unterbrechen einer Verhaltenskette von sich aus in Gang setzt: In einer<br />

Entscheidungssituation richtet sich die Aufmerksamkeit vermehrt auf eigenes<br />

Verhalten, auf <strong>de</strong>ssen Bedingungen und Konsequenzen (Selbstbeobachtung)<br />

• Das Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstüberwachung wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> 2 Stufe mit einem bestimmten<br />

Kriterium verglichen, d.h. es setzt ein Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbewertung (Self-evaluation)<br />

88


ein.Selbstbewertung beinhaltet einen Vergleich <strong>de</strong>ssen, was man gera<strong>de</strong> tut mit <strong>de</strong>n<br />

ursprünglichen Zielen <strong>de</strong>s Verhaltens. Wichtiges Element: Standards<br />

• 3 Phase: Motivationaler Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverstärkung (Self-reinforcement): Je<br />

nach Übereinstimmung <strong>de</strong>s eigenen beobachteten Verhltens mit bestimmten Standards<br />

wird die Person zufrie<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> unzufrie<strong>de</strong>n sein. Im Falle großer Diskrepanz mit <strong>de</strong>n<br />

Standards wer<strong>de</strong>n jedoch eine Reihe von Verhaltensweisen eingesetzt, um <strong>de</strong>n<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Fehler zu korrigieren.<br />

2. Selbstkontrolle<br />

Selbstkontrolle mein einen Spezialfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstregulation; auch hier wird eine<br />

Verhaltenskette unterbrochen. Kennzeichnend dafür ist allerdings das Vorliegen eines<br />

Konfliktes.<br />

1. Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen einer Versuchung<br />

Hier führt die Person eine Verhaltensweise nicht aus, obgleich diese eine hohe<br />

Auftrittswahrscheinlichkeit besitzt.<br />

2. Hel<strong>de</strong>nhaftes Verhalten<br />

Hel<strong>de</strong>nhaftes Verhalten meint <strong>de</strong>n Umstand, dass eine Person ein Verhalten ausführt, obwohl<br />

dieses Verhalten kurzfristig aversive Konsequenzen nach sich ziehen wird.<br />

3. Selbstmanagement<br />

Selbstmanagement bezeichnet ganz allgemein die Fähigkeit einer Person, eigenes Verhalten<br />

durch <strong>de</strong>n Einsatz konkreter Strategien zu steuern bzw. zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

• Selbstmanagement bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Oberbegriff für <strong>de</strong>n dynamischen Interaktionsprozeß<br />

von α-, β-, γ- Variablen im Repertoire eines Individuums.<br />

• Selbstmanagement ist im Kontext kognitiver Therapieansätze zu sehen, da β-<br />

Variablen im Sinne einer Strukturierung zukünftiger Abläufe zumin<strong>de</strong>st zeitweilig im<br />

Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen.<br />

• Selbstmanagement ist keineswegs eine Bezeichnung für ein abgegrenztes, konkretes<br />

Therapieverfahren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Sinne Kanfers als eine Art „Meta-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s<br />

therapeutischen Prozesses“ zu verstehen<br />

• Therapie als Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozess in verschie<strong>de</strong>nen Phasen mit aktiver Beteiligung <strong>de</strong>s<br />

Klienten<br />

• Gera<strong>de</strong> Prinzipien <strong>de</strong>s Selbstmanagements überschreiten die Grenzen konkreter<br />

therapeutischer Richtungen; Selbstmanagement als Ansatz einer „allgemeinen<br />

Psychotherapie“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> als prinzipiell orientiertes Therapieverfahren<br />

• Ein ganz allgemeines und wichtiges Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstmanagementtherapie besteht darin,<br />

Klienten zur Bewältigung eigener Probleme zu bewegen<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle<br />

• Prozessmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Intervention:<br />

o Klärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rollen von Klient und Therapeut<br />

o Optimierung motivationaler Voraussetzungen<br />

89


o Präzisierung von Zielen<br />

o Therapeut = professioneller Helfer<br />

• Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle sind zu <strong>de</strong>njenigen Verfahren innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> zu zählen, in <strong>de</strong>nen die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Selbstregulationssystems<br />

(β-Kontrolle) im Zentrum <strong>de</strong>s Ansatzes steht<br />

• Selbstmanagement – als Oberbegriff – umfasst dabei alle klinisch relevanten<br />

Strategien, die ein Klient einsetzen kann.<br />

• Der Einsatz von Selbstkontrolltechniken bietet sich bei folgen<strong>de</strong>n Problemstellungen<br />

an:<br />

o Konflikthafte Kontingenzen<br />

o „kontrollieren<strong>de</strong> Reaktionen“ eines problemhaften Verhaltensmusters; solche<br />

Metho<strong>de</strong>n haben das Ziel, die Auftretenswahrscheinlichkeit in Richtung eines<br />

festgelegten Zieles zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

o Das Selbstkontrollverhalten steht nicht unter externer Kontrolle von<br />

Kontingenzen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wird durch selbsterzeugte Bedingungen eingeleitet und<br />

aufrechterhalten (Kanfer, 1977)<br />

• Bei einem Selbstkontrollprogramm besteht die Aufgabe <strong>de</strong>s Therapeuten darin, <strong>de</strong>n<br />

Klienten zu motivieren, das Selbstkontrollprogramm in Angriff zu nehjmen �<br />

ausblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hilfestellung<br />

• Der Therapeut versucht, <strong>de</strong>m Klienten verschie<strong>de</strong>ne Selbstkontrollmetho<strong>de</strong>n<br />

(Strategien) zu vermitteln, die sich zur Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung seiner Problematik als zielführend<br />

herausstellen könnten.<br />

• Wichtigste Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle:<br />

o Ansatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbeobachtung/ Selbstaufzeichnung eigenen Verhaltens<br />

o Selbstverstärkung und Selbstbestrafung (Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontingenzkonztrolle)<br />

o Strategien <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimuluskontrolle<br />

o Contract Management<br />

1. Selbstbeobachtung und Selbstaufzeichnungen eigenen Verhaltens<br />

• Erste Stufe <strong>de</strong>s Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsprozesses: Selbstbeobachtung <strong>de</strong>s Problemverhaltens und<br />

seiner Bedingungen<br />

o Probleme näher spezifizieren<br />

o Erstmals veranlasst ein Problemverhalten genau zu erfassen � Erfassung von<br />

Merkmalen und Schwankungen<br />

o Präzisierung von Zielen<br />

o Fin<strong>de</strong>n von Ansatzpunkten für eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

• Verhaltensnahe Beschreibung eines Problems � wertvolle Voraussetzung für eine<br />

gemeinsame funktionale Analyse<br />

• Technische Aspekte und Hilfsmittel:<br />

o Verhaltenstagebuch: Hier wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient angeleitet, das Problemverhalten in<br />

Stichworten zu beschreiben; dazu sollten situative Merkmale (z.B. Tageszeit,<br />

Ort, Umgebungsbedingungen etc.) mit erfasst wer<strong>de</strong>n. Möglichst einfache<br />

handhabe � im Alltag umsetzbar<br />

o Strichlisten: Hier sollte die Auftrittshäufigkeit kritischer Verhaltensweisen (in<br />

einer Zeiteinheit) festgehalten wer<strong>de</strong>n; die Vorgabe einer Strichliste empfiehlt<br />

sich insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e dann, wenn das Verhalten klar und abgrenzbar vorgegeben<br />

ist<br />

90


o Stoppuhren: eignen sich zum Registrieren <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitlichen Dauer eines<br />

Problemverhaltens bzw. <strong>de</strong>ssen Alternativen. Hier lässt sich die Dauer <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens unter Umstän<strong>de</strong>n auch kumulativ registrieren.<br />

o Graphische Schemata: Hier wird die Auftretenshäufigkeit eines Verhaltens<br />

im zeitlichen Verlauf festgehalten; in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel gibt die Abszisse die Zeitachse<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordinate wird das Kriteriumsverhalten eingetragen. (�<br />

Baseline <strong>de</strong>s Verhaltens)<br />

• Der Klient lernt, wesentliche Bestandteile einer Verhaltensanalyse eigenstndig<br />

durchzuführen. Auf diese Weise wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient mit <strong>de</strong>n Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> funktionalen<br />

Analyse vertraut.<br />

• Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Therapeuten wird i.d.R. ein funktionales Bedingungsmo<strong>de</strong>ll<br />

erstellt<br />

Reaktive Effekte<br />

• Reaktivität: Beobachten und Registrieren eigenen Verhalten führt zu einer<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dieses Verhaltens. In <strong>de</strong>n meisten Fällen kommt es zu einer<br />

Konfundierung von Effekten <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbeobachtung mit Effekten <strong>de</strong>s<br />

Selbstkontrollverfahren.<br />

• Reaktive Effekte lassen sich unterschei<strong>de</strong>n in:<br />

o Eine Unterbrechnung einer Verhaltenskette durch <strong>de</strong>n Akt <strong>de</strong>s Aufzeichnens<br />

o Verstärken<strong>de</strong> und bestrafen<strong>de</strong> Effekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbeobachtung als Konsequenz<br />

eines erfassten Verhaltens<br />

• Bei<strong>de</strong> Effekte lassen sich gezielt als Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong> Intervention nutzen<br />

• Effekte von Selbstaufzeichnung:<br />

o Die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Problemverhaltens als reaktive Folge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstbeobachtung verläuft i.d.R in die Richtung <strong>de</strong>s therapeutischen Ziels.<br />

Somit stellt dies einen wichtigen ersten Schritt in einem<br />

Selbstkontrollverfahren dar.<br />

o Die reaktiven Effekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbeobachtung sind i.d.R zeitlich begrenzt; das<br />

Registrieren kann als neues Verhalten im Repertoire einer Person angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n, das seinerseits Anfangseffekte erzielt. Zur Stabilisierung müssten für<br />

dieses Verhalten allerdings eigene Kontingenzen zur Verfügung stehen. Dies<br />

hat die Konsequenz, das Selbstbeobachtung allein zwar sehr be<strong>de</strong>utsame<br />

Initialeffekte besitzt, in <strong>de</strong>n wenigsten Fällen jedoch eine ausreichen<strong>de</strong><br />

therapeutische Strategie darstellt<br />

• Was <strong>de</strong>n Zeitpunkt angeht, so lässt sich aus heutiger Sicht sagen, dass man Klienten<br />

dazu anleiten sollte, Problemverhalten vor <strong>de</strong>m Auftreten zu registrieren, um <strong>de</strong>n<br />

Effekt <strong>de</strong>s Unterbrechens eines Problemverhaltens zu nutzen.<br />

• Erwünschtes Verhalten sollten nach <strong>de</strong>m Auftreten registriert wer<strong>de</strong>n, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Akt<br />

<strong>de</strong>s Aufzeichnens als operante Verstärkung genutzt wer<strong>de</strong>n kann<br />

2. Selbstverstärkung und Selbstbestrafung<br />

• Von Selbstverstärkung spricht man dann, wenn sich eine Person selbst als<br />

Konsequenz eines erwünschten Verhaltens einen realen o<strong><strong>de</strong>r</strong> symbolischen<br />

(ver<strong>de</strong>ckten) Stimulus darbietet, so dass die zukünftige Auftrittswahrscheinlichkeit<br />

von Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong>selben operanten Klasse ansteigt<br />

91


• Unter Selbstbestrafung versteht man die kontingente Darbietung eines aversiven<br />

Reizes als Folge eines unerwünschten Verhaltens durch die Person selbst. Dies hat<br />

eine Unterbrechung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verhaltenskette und eine Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Auftrittswahrscheinlichkeit von Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong>selben operanten Klasse zur Folge.<br />

• Unterschied zur externen Verstärkung:<br />

o die Person selbst entschei<strong>de</strong>t über die Verstärkung o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht Verstärkung<br />

o auch solche Verhaltensweisen, die nicht von außen beobachtbar sind<br />

o als Verstärker können auch Reize eingesetzt wer<strong>de</strong>n, die verbal-symbolischen<br />

Charakter haben (z.B ver<strong>de</strong>cktes Selbstlob als Konsequenz einer speziellen<br />

Leistung)<br />

• Kombination von Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverstärkung und Selbstbestrafung (Kanfer,<br />

1977):<br />

Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsequenz Konsequenz<br />

Darbieten Entfernen<br />

positiv Positive Selbstverstärkung Ver<strong>de</strong>ckte Löschung<br />

selbst dargeboten<br />

verbal-symbolisch<br />

negativ Selbstbetrafung<br />

Anwendung von Selbstverstärkung<br />

Selbst dargeboten<br />

Verbal-symbolisch<br />

Selbstauferlegtes time-out<br />

(zeitlich beschränkt)<br />

Negative Selbstverstärkung<br />

Selbst dargeboten<br />

Verbal-symbolisch<br />

• Man kann eine Person dazu anleiten, sich selbst durch einen außergewöhnlichen Reiz<br />

zu verstärken, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht alltäglich ist. Damit ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkung aus <strong>de</strong>m<br />

Alltag herausgebrochen.<br />

• Eine Person kann sich für eine gewisse Zeit bestimmter alltäglicher Verstärker<br />

enthalten, diese wer<strong>de</strong>n erst kontingent für ein einschlägiges Zielverhalten verabreicht<br />

Untersuchungen zur Selbstverstärkung und Selbstbestrafung<br />

• Selbstverstärkung hat ähnliche Effekte erbracht wie Fremdverstärkung<br />

• Eine Analyse <strong>de</strong>s Prozesses <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstverstärkung zeigt, dass sich hier – ähnlich wie<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremdverstärkung – sowohl eine Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rate <strong>de</strong>s verstärkten Verhaltens<br />

als auch eine spezielle Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivation ergibt<br />

• Studien zur Bestrafung zeigen, dass die Bestrafung eines Verhaltens neben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen Auftrittsrate vor allem diskriminative Funktion hat: Durch<br />

einen aversiven Reiz wird eine zumeist automatisierte und unerwünschte<br />

Verhaltenskette unterbrochen; damit können alternative Verhaltensweisen aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Stimuluskontrolle<br />

92


• Das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimuluskontrolle besteht darin, dass die Umgebung (physisch, sozial)<br />

für das Verhalten in einer Weise verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird, dass das Zielverhalten<br />

wahrscheinlicher wird.<br />

• Stimuluskontrolle im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle beinhaltet nun, dass eine Person<br />

selbst ihre Umgebung so modifiziert, dass das Zielverhalten wahrscheinlicher wird<br />

• Physikalische Beschränkung<br />

• Eigentlich sollte die Person, die diskriminativen Hinweisreize für das Zielverhalten<br />

selbst produzieren. Solche Stimulusbedingungen wer<strong>de</strong>n meist (ver<strong>de</strong>ckter) verbaler<br />

Natur sein. Durch verbale Selbstinstruktionen kann die Person selbst eine erwünschte<br />

Verhaltenskette einleiten (Meichenbaum, 1977)<br />

• Die Einführung verbaler Selbstinstruktionen zur Stimuluskontrolle bietet sich<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e dann an, wenn die physikalische o<strong><strong>de</strong>r</strong> soziale Umwelt nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

• Verbale Stimuli, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person selbst produziert wer<strong>de</strong>n können, stellen eine<br />

Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> β-Kontrolle dar.<br />

• Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong> Stimuluskontrolle fin<strong>de</strong>n bei einer ganzen Reihe von<br />

verhaltentherapeutischen Strategien Anwendung: Unter einem funktionalen<br />

Gesichtspunkt sollten durch <strong>de</strong>n Therapeuten o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Klienten selbst Bedingungen<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n, die das Auftreten <strong>de</strong>s Zielverhaltens wahrscheinlicher machen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> erleichtern.<br />

• Stimuluskontrolle allein reicht zur Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung eines stabilen (konflikthaften)<br />

Verhaltens i.d.R nicht aus. Hier bietet sich eine Kombination mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle, mit Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> externen Kontrolle, aber auch<br />

mit Verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Umstrukturierung beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s an.<br />

4. Contract Management<br />

• Durch <strong>de</strong>n Vertrag wer<strong>de</strong>n sowohl die Verhaltensweisen als auch die zukünftigen<br />

Kontingenzen für erwünschtes Verhalten präzisiert.<br />

• Vorteile:<br />

o Spezifische Verhaltensweisen in Gang setzen<br />

o Klare Ziele für die Zielerreichung zu formulieren<br />

o Die Konsequenzen für das Zielverhalten präzise festlegen<br />

• Ein solcher Vertrag kann nicht nur zwischen 2 o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehreren Partnern abgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle spielt auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrag mit sich selbst. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen<br />

wer<strong>de</strong>n dabei oft als zusätzliche Hilfestellung bzw. als Beobachter mit einbezogen.<br />

• Damit nicht nur die Abgabe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die Einhaltung von Kontrakten<br />

gewährleistet ist, sollten einige Bedingungen beachtet wer<strong>de</strong>n (Kanfer, 1977):<br />

o Das zu kontrollieren<strong>de</strong> Verhalten sollte präzise beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />

o Gegenseitigkeit (Bedingungen für alle beteiligten Personen festgelegt)<br />

o Festlegung <strong><strong>de</strong>r</strong> positiven Konsequenzen für die Einhaltung (� Verhalten<br />

langfristig aufrechterhalten)<br />

o Zielverhalten sollte beobachtbar sein<br />

o Der unangenehme Zustand sollte nicht schon durch das Versprechen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

erst bei <strong>de</strong>n ersten Selbstkontrollschritten been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

o Rückgriff auf konstruktive Elemente aus bisherigen Selbstkontrollversuchen<br />

o Erlebter Konflikt sollte dazu benutzt wer<strong>de</strong>n, effektives<br />

Selbstkontrollverhalten zu etablieren. Es ist die Aufgabe <strong>de</strong>s Therapeuten, aus<br />

93


diesem Konflikt heraus durch Informationen und therapeutische Hilfestellung<br />

einen zielführen<strong>de</strong>n Kontrakt erstellen zu helfen<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wichtig bei Kontrakten ist allerdings die motivieren<strong>de</strong> Funktion für <strong>de</strong>n<br />

Klienten<br />

Probleme und offene Fragen<br />

• Ursprünglich eine Weiterentwicklung und Ergänzung von verhaltenstherapeutischen<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

• Man kann Selbstkontrolle zum einen als eine konkrete Metho<strong>de</strong>, als ein spezielles<br />

Therapieverfahren betrachten<br />

• Man kann Selbstkontrolle als ein generelles Ziel therapeutischer Intervention ansehen.<br />

Dann spricht man bevorzugt von „Selbstmanagement-Therapie“, speziell dann,<br />

wenn man das übergeordnete Vorgehen mit speziellen Zielen, einem speziellen<br />

Prozessverlauf und <strong>de</strong>n Einsatz klinisch relevanter Verfahren meint.<br />

Vorzüge von Selbstkontrollverfahren<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle wird die Intervention soweit wie möglich vom Klienten selbst<br />

durchgeführt. Die Mitbestimmung durch <strong>de</strong>n Klienten sowie die Transparenz sind Teil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Intervention, so dass das Machtgefälle zwischen Klient und Therapeut<br />

zumin<strong>de</strong>st minimiert wird.<br />

• Die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle vorgeschaltete Selbstbeobachtung bil<strong>de</strong>t nicht nur eine<br />

Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Motivation <strong>de</strong>s Klienten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch eine Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Datengewinnung für Bereiche, die sonst nur schwer o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht zugänglich wären.<br />

• Durch Selbstkontrollverfahren wer<strong>de</strong>n auch Probleme therapeutisch zugänglich, die<br />

üblicherweise während <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Interaktion nicht auftreten o<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<br />

Beispiel im Rollenspiel beobachtet wer<strong>de</strong>n können. Dazu gehören Probleme privater<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> intimer Natur.<br />

• Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Vorteil, wenn sich bestimmte Umgebungsvariablen als nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>bar<br />

herausstellen, obwohl sie die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Determinanten eines Problems<br />

ausmachen. Selbstkontrolle stellen zumin<strong>de</strong>st einen Ausweg dar, die <strong>de</strong>m Klienten ein<br />

gewisses Maß an subjektiver Kontrolle in einer problematischen Situation vermitteln.<br />

• Sofortige Anwendung in natürlichen Situationen durch <strong>de</strong>n Klienten selbst<br />

• Zur Aufrechterhaltung eines therapeutischen Erfolges sind Strategien <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstkontrolle praktisch die Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl: Im Verlauf eines therapeutischen<br />

Prozesses wer<strong>de</strong>n Fortschritte noch eher extern (durch einen Therapeuten) kontrolliert.<br />

Die Stabilisierung einer Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in <strong><strong>de</strong>r</strong> natürlichen Umgebung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t jedoch<br />

Faktoren, die diese Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aufrechterhalten. Therapie besteht in diesem Sinne in<br />

einer schrittweisen Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrolle durch <strong>de</strong>n Therapeuten und eine ebenso<br />

kontinuierliche Übernahme dieser Verantwortung durch <strong>de</strong>n Klienten.<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient eine Strategie zum Umgang mit seinen Problemen<br />

vermittelt bekommen. Das Erleben von Bewältigungsstrategien, die bei<br />

unterschiedlichen Problemkonstellationen eingesetzt wer<strong>de</strong>n können (�<br />

Rückfallprävention)<br />

Selbstkontrolle und Freiheit<br />

94


• Skinner (1953): Freiheit als Illusion, weil damit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>terministische Rahmen<br />

gesprengt wäre. Verhalten, Han<strong>de</strong>ln und Denken <strong>de</strong>s Menschen wird als von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umgebung <strong>de</strong>terminiert gesehen.<br />

• Innerhalb <strong>de</strong>s reziproken Determinismus (Bandura, 1974): auch Handlungen <strong>de</strong>s<br />

Individuums selbst können als Determinanten neuer Verhaltensmuster angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Im Mo<strong>de</strong>ll einer multiplen Regulation menschlichen Verhaltens (Kanfer, 1970)<br />

können die von einem Individuum selbst produzierten Reize als eine Einflußgröße<br />

aufgefasst wer<strong>de</strong>n. Im Systemmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Regulation ist von einem kontinuierlichen<br />

Einfluß unterschiedlicher Faktoren auszugehen.<br />

• Freiheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle sind also keine Alles-O<strong><strong>de</strong>r</strong>-Nichts-Zustän<strong>de</strong>: Therapie<br />

sollte vielmehr dazu beitragen, das relative Ausmaß von Freiheit und Selbstkontrolle<br />

zu erhöhen.<br />

95


Dimensionen<br />

Allgemein Kognitive Therapie<br />

Beck Ellis, 1977 Meichenbaum, 1974, 1986<br />

bei Depressionen entschei<strong>de</strong>nd, <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>pressiven Denkens zu analysieren<br />

(Übernahme in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen Raum<br />

(Hautzinger, 1993)<br />

Rational-Emotive (Verhaltens)therapie<br />

Entstehung und Durchsetzung hängen in hohem<br />

Maße mit einer für die USA typischen Haltung<br />

und Lebenseinstellung zusammen<br />

Ursachen psychischer Störungen sind in<br />

irrationalen Denkmustern zu suchen<br />

Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> Rationalität: „Rational“ sind<br />

diejenigen Vorstellungen, Gedanken und<br />

Verhaltensmuster eines Menschen, die ihm<br />

helfen, zentrale Ziele anzustreben und zu<br />

erreichen.<br />

Als „irrational“ bezeichnet Ellis diejenigen<br />

Verhaltensmuster, die einen Menschen daran<br />

hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, langfristig hedonistische Ziele zu<br />

erreichen.<br />

Ellis kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorstellung von funktionalen<br />

bzw. dysfunktionalen Denk- und<br />

Verhaltensmustern von Beck sehr nahe.<br />

Kognitionen, Emotionen und Verhaltensmuster<br />

sind nicht als getrennt anzusehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie<br />

beeinflussen einan<strong><strong>de</strong>r</strong> in komplexer Weise<br />

Ursache für Störungen: biologische Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s<br />

Kognitive-<strong>Verhaltenstherapie</strong><br />

Bandura,<br />

Kanfer,<br />

Mahoney, Meichenbaum<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Selbstinstruktionstrainings & <strong>de</strong>s<br />

Stressimpfungstrainings<br />

Ziel ist nicht unbedingt die<br />

Rationalität von Gedanken zu<br />

diskutieren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Ziel<br />

besteht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung<br />

funktionaler, zielführen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fertigkeiten auf kognitiver und<br />

Verhaltenebene<br />

Gedanken, Gefühle und<br />

Verhalten sind interaktiv, sie<br />

bedingen einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wenn sich die Selbstverbalisation<br />

än<strong><strong>de</strong>r</strong>t, tritt eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />

autonomen Anteils <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten<br />

Emotion ein<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 96


Gedanken<br />

Ziel: Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> gedanklichen Muster.<br />

Notwendig: herausarbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven<br />

Muster und ihrer Verzerrungen<br />

Beispiele :<br />

Dichotomes Denken:Denken in Alles-o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nichts-Kategorien ohne Abstufungen, wie<br />

sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität gegeben sind, <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<br />

ordnet sich selbst<br />

zumeist am Rand <strong>de</strong>s negativen Spektrums an<br />

Personalisierung: Bezug von Ereignissen<br />

auf sich selbst, ohne dass es dafür klare<br />

Hinweise gibt<br />

Übergeneralisierung:Entwicklung einer<br />

allgemeinen Regel auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage<br />

unzureichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Information o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgrund<br />

eines einzelnen,isolierten Ereignisses<br />

Willkürliches Schließen:Spezielle<br />

Schlussfolgerungen ohne ausreichen<strong>de</strong> Evi<strong>de</strong>nz<br />

Selektive Abstraktion: Bezug auf Details<br />

aus einer komplexen Situation, ohne Kontext<br />

Menschen, irrational zu <strong>de</strong>nken<br />

Ziel: grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wan<strong>de</strong>l <strong><strong>de</strong>r</strong> philosophischen<br />

Einstellungen<br />

Die Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Belief-System gilt als<br />

notwendige und hinreichen<strong>de</strong> Voraussetzung für<br />

eine therapeutische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung (d.h. eine<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Komponente B im ABC-<br />

System)<br />

Die von Ellis (1962) angeführten logischen<br />

Fehler, die <strong>de</strong>n irrationalen Beliefs zugrun<strong>de</strong><br />

liegen, sind ganz ähnlich <strong>de</strong>n „kognitiven<br />

Verzerrungen“ bei A. Beck zu sehen.<br />

Beispiele:<br />

Alles- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Nichts-Denken („Wenn ich bei einer<br />

wichtigen Aufgabe versagt habe, so ist dies ein<br />

totaler Fehler …“)<br />

Personalisieren („Ich habe es nicht gut genug<br />

gemacht, darum lachen alle über mich!“)<br />

Fokussieren auf negative Aspekte („…ich kann<br />

keine positiven Dinge im Leben sehen…!“)<br />

Nicht-Beachten positiver Aspekte („man hat<br />

mir zwar ein Kompliment gemacht, aber das war<br />

nur Freundlichkeit, um mich zu schonen…“)<br />

Perfektionismus („Ich habe etwas zwar gut<br />

gemacht, aber es müsste perfekt sein und <strong>de</strong>shalb<br />

bin ich im Grun<strong>de</strong> inkompetent!“)<br />

Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache in ihrer<br />

Funktion für die Regulation<br />

menschlichen Han<strong>de</strong>lns („innerer<br />

Monolog“)<br />

Differenzierung und Präzisierung<br />

für <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„Kognitionen“:<br />

Kognitive Ereignisse sind i.d.R<br />

bewusste Gedanke und Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>:<br />

Erwartungen<br />

Attribution<br />

Schemata<br />

Sie machen das aus, was<br />

Meichenbaum als „inneren<br />

Dialog“ bzw. „inneren Monolog“<br />

bezeichnet. Die sprachlich<br />

formulierten Gedanken sind nicht<br />

nur mit <strong>de</strong>n Gedanken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 97


TherapeutischeInteraktion:<br />

Klient wird als gleichberechtigter Partner<br />

gesehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Experte für seine<br />

Probleme ist<br />

Enge Zusammenarbeit zwischen Therapeut und<br />

Klient<br />

Durchführung ist direktiv – <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut<br />

übernimmt gewissermaßen die Rolle eines<br />

Erziehers<br />

Didaktisch, sokratisches Gespräch<br />

Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> therapeutischen Beziehung wer<strong>de</strong>n<br />

natürlich auch mit Emotionen eng<br />

verknüpft<br />

Kognitive Prozesse beinhalten<br />

Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Informationsverarbeitung<br />

Kognitive Strukturen sind<br />

Muster <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sichtweise und Konstruktion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

äußeren und inneren Welt. Kelly<br />

(1969) versteht darunter<br />

„persönliche Konstrukte“, diese<br />

haben eine wichtige selektive<br />

Filterfunktion. Konstrukte<br />

beinhalten auch affektive<br />

Informationen.<br />

Gedanken tragen zur<br />

Aufschaukelung von Stress bei<br />

Selbstverbalisation bil<strong>de</strong>n eine<br />

wesentliche Komponente <strong>de</strong>s<br />

kognitiven Anteils im Umgang<br />

mit Stress- und<br />

Belastungssituationen<br />

Zusammenarbeit:<br />

Es muß sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Klient und Therapeut in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Analyse und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Problems zusammenarbeiten.<br />

Dies gilt auch für die<br />

Durchführung, Evaluation und<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 98


Aktive Beteilung ist eine unbedingte<br />

Voraussetzung<br />

Während es bei Ellis stärker am Therapeuten<br />

liegt, die kognitiven Fehler herauszufin<strong>de</strong>n, ist<br />

dies bei Beck eine gemeinsame Aufgabe<br />

als wichtig, aber nicht als unabdingbar<br />

angesehen<br />

In seiner Rolle übernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut auch die<br />

Funktion eines rationalen Mo<strong>de</strong>lls, das <strong>de</strong>n<br />

Klienten stellenweise mit Humor, mit Beispielen<br />

und mit Analysen und Hinweisen durch <strong>de</strong>n<br />

therapeutischen Prozess begleitet<br />

Es ist wichtig, dass die Klienten die<br />

lebensphilosophischen Annahmen und<br />

Grundpositionen <strong><strong>de</strong>r</strong> RET übernehmen, diese sind<br />

so eng mit einer „rationalen Lebensführung“<br />

verbun<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vermittlung als<br />

entschei<strong>de</strong>nd für eine stabile Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

angesehen wird<br />

stark aktive, direktive und pädagogischdozieren<strong>de</strong><br />

Rolle. Die Äußerungen <strong>de</strong>s<br />

Therapeuten bestehen in einer Vermittlung von<br />

Information, in Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zum Nachvollzug<br />

und im Extremfall in direkten Anweisungen und<br />

Befehlen an <strong>de</strong>n Klienten<br />

Direkte Exploration <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Emotionen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

irrationalen Sätze und Annahmen<br />

Gegenpropaganda<br />

Gegensuggestion, wird eingesetzt<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s Trainingsmanuals<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 99


TherapeutischeTechniken<br />

Kognitive<br />

Techniken<br />

Enger Verzahnung verhaltensmäßiger und<br />

kognitiver Strategien<br />

Verhaltensmäßige und kognitive Strategien<br />

wer<strong>de</strong>n durchaus aktiv und direktiv eingesetzt,<br />

um eine als zentral erachtete kognitive<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung hervorzurufen<br />

Sammeln und Aufzeichnen automatischer<br />

Gedanken<br />

Automatische Gedanken: Interpretationen<br />

eigener Fähigkeiten, von Ereignissen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Umwelt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft (�<br />

kognitive Tria<strong>de</strong>). Diese automatischen<br />

Gedanken wer<strong>de</strong>n als Ursache für die<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Depression gesehen. Sie sind:<br />

Stereotyp<br />

Irrational<br />

Voller kognitiver Verzerrungen<br />

Auftreten<strong>de</strong> automatische Gedanken �<br />

unangenehmes Gefühl<br />

Sammlung von Gedanken � Bewusstwerdung<br />

von Selbstverbalisationen und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Gefühlen<br />

Klient soll Gedanken als psychische<br />

Wirklichkeiten erkennen. Der Therapeut soll<br />

darauf hinweisen, dass die Gedanken<br />

Pragmatische Grundhaltung: alle Techniken, die<br />

zur Erreichung <strong>de</strong>s Ziels dienen können (breites<br />

Spektrum von Verfahren)<br />

Kogntive, emotive und verhaltensmäßige<br />

Verfahren<br />

Ersetzung durch eine wissenschaftliche, logische<br />

und realistische Lebensphilosophie<br />

Disputation: unlogischer Selbstindoktrinationen<br />

Nicht nur eine sachliche Diskussion bzgl. <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

konkreten Sätze, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine systematisches<br />

Ankämpfen gegen die zentralen irrationalen<br />

Beliefs<br />

Selbstinstruktionstraining:<br />

Mo<strong>de</strong>llernen<br />

Offene externe Anleitung<br />

Offene Selbstanleitung<br />

Ausblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> offene<br />

Selbstanleitung<br />

Ver<strong>de</strong>ckte Selbstinstruktion<br />

Stressimpfungstraining:<br />

Informationsphase<br />

Übungsphase<br />

Anwendungsphase<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 100


unrealistisch und vorwiegend negativ sind.<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>de</strong>n Gedanken/<br />

Zwei-Spalten-Technik<br />

• Hausaufgaben: rationale Antwort auf<br />

irrationale Gedanken<br />

• Schema: links die Kognition<br />

(automatischer Gedanke), rechts<br />

rationale Antwort<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie lernen: möglichst viele<br />

Antworten auf seine Kognitionen geben zu<br />

können<br />

Diese Zwei-Spalten-Technik führt <strong>de</strong>m<br />

Klienten auch vor Augen, dass es mehrere<br />

Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit<br />

automatischen Gedanken gibt � zusätzliche<br />

Spalte: Uminterpretation <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Ereignisse<br />

Klient soll mit <strong>de</strong>n Konsequenzen von<br />

Gedanken auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen �<br />

Katastrophengedanken � realistische<br />

Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgen<br />

Veranlassung zur realistischen<br />

Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit (insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

traumatischen) Ereignissen<br />

Bei hinreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Anzahl von Kognitionen<br />

wer<strong>de</strong>n diese zu einzelnen Themen<br />

ABC-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Vorstellungstechniken:<br />

Negative/ positive Vorstellung<br />

Instruktionspapier<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 101


Hausaufgaben<br />

zusammengefasst � herauskristallisieren <strong>de</strong><br />

kognitiven Verzerrungen, je<strong>de</strong> Kognition kann<br />

vom Klienten auf logische Fehler in ihrer<br />

Entwicklung untersucht wer<strong>de</strong>n (Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Art <strong>de</strong>s Fehlers)<br />

Umattribution<br />

Wenn die verzerrten Gedankenmuster<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert sind � Auflistung und<br />

Einschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Faktoren, die zu <strong>de</strong>n<br />

Situation beigetragen haben könnten<br />

Umattribution soll <strong>de</strong>n Klienten dazu<br />

veranlassen, seine eigenen Wünsche und<br />

Bedürfnisse zu i<strong>de</strong>ntifizieren und sie in<br />

Abwägung mit Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Personen zu realisieren<br />

Attribution stellt im Prinzip einen ganz<br />

wichtigen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie dar � wichtig für<br />

Therapieerfolg<br />

Aufbau von Erwartungen<br />

Sammlung automatischer Gedanken<br />

Ziel: Erfassung von Schemata<br />

Aktivitäten:<br />

Ziel: Durchbrechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Inaktivität und<br />

Passivität <strong>de</strong>s Klienten bis zum erreichen eines<br />

adäquaten Aktivitätsniveaus<br />

Wichtig: konkrete Erfolge erleben<br />

Hilfe, in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient sich selbst die<br />

Sinnlosigkeit und <strong>de</strong>n problematischen Charakter<br />

seiner Annahme vor Augen führen sollte.<br />

Übungen zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen, Aufgaben und<br />

Hausaufgaben spielen in <strong><strong>de</strong>r</strong> RET eine<br />

be<strong>de</strong>utsame Rolle: hier soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient zusätzlich<br />

zur Disputation lernen, dass eine verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

(rationalere) Grundhaltung dabei hilft, reale<br />

Situationen zu bewältigen<br />

Ziel: Eigenständige Entwicklung<br />

von Bewältigungsstrategien<br />

Einsatz von Selbstverbalisation<br />

im Alltag � Generalisierung<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 102


Emotive<br />

Techniken:<br />

Austesten von Kognitionen<br />

Strategie zur Modifikation problematischer<br />

Kognitionen:<br />

Unterscheidung von Vorstellung und Fakten<br />

Überprüfen von Beobachtung: Die<br />

Interpretation und Urteile <strong>de</strong>s Klienten sollten<br />

direkt und konkret auf ihre Genauigkeit und<br />

Vollständigkeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu achten ist auf<br />

„willkürliche Schlussfolgerungen“<br />

Austesten von Kognitionen: Kombination<br />

kognitiver und verhaltensorientierter Strategien:<br />

Durch eine direkte Konfrontation in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realität<br />

sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Klient prüfen, ob seine Kognitionen<br />

auch gerechtfertigt sind<br />

Ein bisher „geschlossenes“ System eines<br />

<strong>de</strong>pressiven Menschen beginnt sich zu öffnen,<br />

wenn er seine Denkmuster i<strong>de</strong>ntifiziert hat und<br />

Antworten auf seine Kognitionen gibt.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Rolle: I<strong>de</strong>ntifikation von kognitiven<br />

Schemata, d.h. <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen Strukturen, die die<br />

verzerrte Wahrnehmung und kognitive<br />

Verarbeitung von Ereignissen bedingen. Der<br />

Klient sollte damit lernen, nicht nur einzelne<br />

Situationen präzise und korrekt zu beurteilen, er<br />

sollte vielmehr eine Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung seiner<br />

Verfahren <strong>de</strong>s direkten Erlebens von Gefühlen<br />

Ziel: langfristige, kognitive Umstrukturierung<br />

psychische Probleme eines Klienten lassen sich<br />

durch emotive Metho<strong>de</strong>n allein kaum beheben,<br />

weil sie nicht <strong>de</strong>n Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> irrationalen<br />

Denkmuster erreichen.<br />

Emotive Techniken bil<strong>de</strong>n einen gewissen<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n kognitiven Problemen eines<br />

Klienten<br />

Den Klienten als Person voll Empathie<br />

akzeptieren<br />

Strategien <strong>de</strong>s Humors � Distanzierung von<br />

irrationalen Annahmen<br />

Strategie <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbst-Öffnung: berichten<br />

Klienten ganz offen, dass auch sie selbst<br />

keineswegs ohne Fehler sind, weisen aber<br />

daraufhin, wie es ihnen selbst gelungen ist, diese<br />

Probleme durch rationale Disputation zu<br />

bewältigen<br />

Einsatz von Sprichwörtern, Lie<strong><strong>de</strong>r</strong> und Gedichte<br />

� spielerischer Umgang mit einen Problemen<br />

(entkrampfte Haltung)<br />

Gezielte Risikoübungen: befürchtete<br />

Konsequenzen weniger problematisch als<br />

erwartet. Zentral an diesen z.T. provokanten<br />

Übungen („shame attacking exercises“) ist das<br />

direkte emotionale Erleben unangenehmer<br />

Gefühlen – und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Abklingen im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeit<br />

Entspannungstrainings als<br />

Bewältigungsstrategie<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 103


BehavioraleTechniken:<br />

dysfunktionalen Schemata vornehmen<br />

Benennung einer Anzahl von Aktivitäten, die<br />

nach und nach mehr Zeit und Aufwand<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n und komplexer wer<strong>de</strong>n<br />

Sinnvoll: begleiten<strong>de</strong> Kognitionen registrieren<br />

lassen � konkrete Erfahrung <strong>de</strong>s<br />

Zusammenhangs von Kognitionen und<br />

Verhalten<br />

Wichtig: Eigenaktivitäten entwickeln<br />

Ein Aktivitätsplan hilft <strong>de</strong>m Klienten, <strong>de</strong>n Tag<br />

zu strukturieren<br />

Aufgaben sind zu erledigen, nicht weil sie<br />

Freu<strong>de</strong> machen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um die<br />

Unzufrie<strong>de</strong>nheit zu reduzieren<br />

Bei Klienten mit einem insgeamt hinreichen<strong>de</strong>n<br />

Aktivitätsniveau: Schaffung eines<br />

ausgewogenen Verhältnis von erfreulichen<br />

(verstärken<strong>de</strong>n) und weniger erfreulichen (aber<br />

notwendigen) Aufgaben<br />

Mastery und Pleasure-Therapie<br />

Verlust von Verstärkerwirksamkeit:<br />

prinzipiell erfreuliche Erfahrungen wer<strong>de</strong>n von<br />

Depressiven nicht mehr als solche erlebt<br />

Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstärkerwirksamkeit auf<br />

kognitive Einstellungen zurückzuführen<br />

Buchführung: Aufgabe gemeistert: M<br />

(mastery), solche die Spaß gemacht haben, mit<br />

Üben<strong>de</strong> praktische Erfahrung, konkretes Han<strong>de</strong>ln<br />

sind wichtige Elemente in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stabilisierung<br />

neuer Gewohnheiten<br />

Konkrete Übungen in schwierigen Situationen<br />

führen dazu, dass eine Habituation und damit<br />

natürliche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Kognitionen und<br />

Einstellungen erfolgt<br />

Gestufte Übungen � verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Erwartungen<br />

Belohnung für Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: durch<br />

entsprechen<strong>de</strong> positive Rückmeldung kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Klient lernen, welche rationalen Denk- und<br />

Verhaltensmuster im Sinne seiner Ziele<br />

wünschenswert und wichtig sind.<br />

Übernahme fixer Rollen („fixed role therapy,<br />

Kelly, 1955) � Ausbruch aus starren<br />

Verhaltensmuster, Übung neuer Verhaltensmuster<br />

Pragmatische Haltung: selbstverständlicher<br />

Rückgriff auf Metho<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Repertoire <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong>:<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lernens von konkreten<br />

Verhaltensmuster<br />

Training bestimmter Fertigkeiten<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 104


einem P (pleasure) kennzeichnen.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche Ausarbeitung! 105


IV Spezifische Therapien (Margraf 1996)<br />

Therapeutisches Vorgehen bei Paniksyndrom und Agoraphobie<br />

• Es muss berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, ob die Panikanfälle, das agorische<br />

Vermeidungsverhalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beschwer<strong>de</strong>n im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen<br />

Behandlung von Panikanfällen<br />

• Kombination <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation mit internen Reizen (beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s körperlicher<br />

Symptomen) mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung von Strategien zur Bewältigung von Angst und<br />

körperlichen Symptomen und kognitiven Metho<strong>de</strong>n, die auf eine verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Interpretation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglich als bedrohlich erlebten Angstsymptome abzielen.<br />

• Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm für Panikanfälle, Margraf<br />

& Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong>, 1990<br />

• 15 Sitzungen, je ca. 50 Minuten Länge, als Einzeltherapien<br />

• Die ersten 10 Sitzungen fin<strong>de</strong>n 2x wöchentlich statt. Alle Sitzungen wer<strong>de</strong>n auf<br />

Tonband aufgenommen, und die Patienten erhalten die Aufgabe, diese Bän<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Hause<br />

anzuhören.<br />

• Die Therapie besteht aus <strong>de</strong>n Komponenten<br />

o Informationsvermittlung<br />

o Kognitive Therapie<br />

o Konfrontation mit angstauslösen<strong>de</strong>n Reizen<br />

• Grundprinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie ist es, nicht nur die Angst <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten zu reduzieren,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ihnen Fertigkeiten und Strategien zu vermitteln, die sie auch ohne Therapeuten<br />

selbständig einsetzten können<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

106


Vermittlung eines Erklärungsmo<strong>de</strong>lls<br />

• Grundlage <strong>de</strong>s Erklärungsmo<strong>de</strong>lls ist das obige psychophysiologische Mo<strong>de</strong>ll<br />

• Sowohl „spontan“ auftreten<strong>de</strong> Anfälle als auch starke Angstreaktionen in phobischen<br />

Situationen wer<strong>de</strong>n als Ergebnis eines „Teufelskreises“ aus <strong>de</strong>m individuell relevanten<br />

körperlichen Symptomen (z.B. Herzrasen, Schwin<strong>de</strong>l), Kognitionen (z.B. „Ich könnte<br />

verrückt wer<strong>de</strong>n.“) und Verhaltensweisen (z.B. Hyperventilation) dargestellt.<br />

• „Geleitetes Ent<strong>de</strong>cken“: In <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Autoren hat es sich als sehr be<strong>de</strong>utsam<br />

erwiesen, <strong>de</strong>n Teufelskreis nicht in einer Art „Frontalunterricht“ zu vermitteln, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit<br />

Hilfe gezielter Fragen <strong>de</strong>n Patienten das Mo<strong>de</strong>ll selbst ent<strong>de</strong>cken zu lassen.<br />

• Das Teufelskreismo<strong>de</strong>ll wird dann sowohl auf „spontan“ auftreten<strong>de</strong> Anfälle als auch<br />

auf übermäßige Angstreaktionen in angstauslösen<strong>de</strong>n Situationen angewen<strong>de</strong>t. Die Patienten<br />

wer<strong>de</strong>n darauf hingewiesen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinsame Nenner für ihre Probleme die „Angst vor<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Angst“ sei. Ihre Deutung <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome als Hinweise auf eine körperliche Bedrohung sei<br />

zwar verständlich, wür<strong>de</strong> jedoch eine vErschlimmerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Symptome und damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst<br />

bewirken.<br />

• Das vermittelte Wissen wird durch Rückfragen und Rollenspiele nachgeprüft<br />

• Schriftliche Ausarbeitungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationen wer<strong>de</strong>n mit nach Hause gegeben<br />

Häufige Probleme<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

107


• Mangeln<strong>de</strong> Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung <strong>de</strong>s Patienten mit <strong>de</strong>m psychologischen<br />

Erklärungsmo<strong>de</strong>ll<br />

• Patienten überre<strong>de</strong>n statt überzeugen wollen<br />

• „Therapeutischr Overkill“: Patienten argumentativ in die Enge treiben, „Kreuzverhör“.<br />

Korrektur <strong><strong>de</strong>r</strong> Fehlinterpretationen körperlicher Symptome<br />

Beispiel:<br />

Schwächegefühle � „Ich wer<strong>de</strong> in Ohnmacht fallen.“<br />

• Diese Fehlinterpretationen müssen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n. Dazu wird ein allgemeines<br />

Korrekturschema angewen<strong>de</strong>t, das aus folgen<strong>de</strong>n 8 Schritten besteht:<br />

o I<strong>de</strong>ntifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Fehlinterpretation<br />

o Einschätzung <strong>de</strong>s Ausmaßes, in <strong>de</strong>m die Patienten von <strong><strong>de</strong>r</strong> Fehlinterpretation<br />

überzeugt sind (0-100%), getrennt für <strong>de</strong>n Zeitpunkt während eines Panikanfalls und<br />

außerhalb eines Panikanfalls<br />

o Sammeln aller Daten, die für die Fehlinterpretation sprechen<br />

o Sammeln aller Daten, die gegen die Fehlinterpretation sprechen (diesen Schritt<br />

erst einleiten, wenn wirklich alle Argumente für die Fehlinterpretation vorliegen).<br />

o Erstellen einer alternativen Erklärung.<br />

o Sammeln aller Daten, die für die alternative Erklärung sprechen<br />

o Überzeugungsrating für die Fehlinterpretation<br />

o Überzeugungsrating für die alternativen Erklärungen<br />

• Schwieriges Verfahren<br />

• Die Korrektur <strong><strong>de</strong>r</strong> Fehlinterpretationen darf erst been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn alle wichtigen<br />

Fehlinterpretationen <strong>de</strong>s Patienten besprochen wur<strong>de</strong>n<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel sind dies jedoch nicht mehr als drei.<br />

• Es sollten nie mehrere Fehlinterpretationen gleichzeitig behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

immer nur eine, um möglichst konkret und effektiv die Argumente für und gegen die<br />

Fehlinterpretationen zu formulieren.<br />

Verhaltensexperimente<br />

• Sie dienen dazu, die Fehlinterpretationen <strong>de</strong>s Patienten und die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie<br />

erarbeiteten Erklärungsalternativen im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.<br />

• Können auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation mit <strong>de</strong>n gefürchteten Symptomen dienen<br />

• Ähnlich wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontationsbehandlung im Rahmen von Phobien wer<strong>de</strong>n die<br />

Patienten systematisch <strong>de</strong>n angstauslösen<strong>de</strong>n Reizen ausgesetzt<br />

• Im Unterschied zu <strong>de</strong>n Phobien han<strong>de</strong>lt es sich aber hier nicht um externale Reize,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um internale Reize wie<br />

o Herzklopfen<br />

o Schwin<strong>de</strong>l<br />

o Atemnot<br />

• Weitere Therapieelemente:<br />

o Körperliche Belastungen (Treppensteigen, Kniebeugen, etc.)<br />

o Versuch „ganz normal“ zu <strong>de</strong>nken, fühlen, atmen, um auf diese Weise zu<br />

<strong>de</strong>monstrieren, dass eine übermäßige Beschäftigung mit sich selbst bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage, ob man<br />

noch normal ist verunsichert und sogar das Empfin<strong>de</strong>n abnormer Zustän<strong>de</strong> hervorbringen<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

108


kann. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuch, aktiv nicht an bestimmte Dinge zu <strong>de</strong>nken, ist häufig be<strong>de</strong>utsam. In<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Tat verstärkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuch <strong><strong>de</strong>r</strong> aktiven Gedankenunterdrückung i.d.R <strong>de</strong>n zu<br />

unterdrücken<strong>de</strong>n Gedanken noch. Die Konsequenz aus dieser Übung lautet daher, auch<br />

unangenehme o<strong><strong>de</strong>r</strong> erschrecken<strong>de</strong> Gedanken als Teil <strong>de</strong>s normalen Bewusstseinsstroms zu<br />

akzeptieren und zuzulassen – um so eher verschwin<strong>de</strong>n sie dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Rückfallprophylaxe<br />

• Stark fluktuieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Verlauf<br />

• In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Aspekt <strong>de</strong>s Lernens von Fertigkeiten betont. Die Patienten<br />

sollen die erworbenen Strategien selbständig außerhab <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapiesituation einsetzten<br />

können –Y Generalisierung<br />

• „Vorhersage“ von Fluktuationen im Angstniveau, die aber nicht als Katastrophe<br />

empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sollten. Der Rückschlag sollte nicht als „Alles-o<strong><strong>de</strong>r</strong>-Nichts-Phänomen“<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n. Den Patienten wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied zwischen Rückschlägen (überwindbare<br />

temporäre Schwierigkeiten) und vollständigen Rückfällen erläutert � Diathese-Stress-Mo<strong>de</strong>ll<br />

� Motivation <strong><strong>de</strong>r</strong> Reduktion von Stressoren und Konflikten im Alltag<br />

• Hausaufgaben in möglichst vielen verschie<strong>de</strong>nen, realistischen Situationen zur<br />

Generalisierung und Verhütung von Rückfällen<br />

• Gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie eigene Entscheidungen bzw. Eigenverantwortung in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Therapieplanung<br />

• Selbstverstärkung geübt<br />

• Gegen En<strong>de</strong> noch mal alle früheren Fehlinterpretationen durchgehen und prüfen, on<br />

noch Zweifel an <strong>de</strong>n erarbeiteten Alternativerklärungen bestehen<br />

Wunsch nach 100% Sicherheit<br />

• Gibt es nicht!<br />

Behandlung von Agoraphobien<br />

• Konfrontation mit angstauslösen<strong>de</strong>n Situationen („Exposure“)<br />

• Unterschiedliches Vorgehen gebräuchlich:<br />

o Graduelles Vorgehen: Abstufung nach Schwierigkeit<br />

o Reizüberflutung bei schweren Phobien langfristig wirksamer: Bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reizüberflutung beginnt die Therapie gleich mit Situationen, die mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit starke Angst auslösen wer<strong>de</strong>n. Mehrere Stun<strong>de</strong>n Konfrontation täglich an<br />

aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong>folgen<strong>de</strong>n Tagen (massierte Übung) scheint die schnellsten und stabilsten Erfolge<br />

zu bewirken. Behandlungsdauer: ca. 5 – 10 Tage, je nach Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Sitzungen<br />

o Weiterhin unterschei<strong>de</strong>n sich die einzelnen Ansätze nach Häufigkeit <strong>de</strong>s<br />

Therapeutenkontaktes. So kann ein Großteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Übungen allein o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Partners durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

Vorgehen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> massierten Reizkonfrontation<br />

Kognitive Vorbereitung<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

109


• Erklärungsmo<strong>de</strong>ll für die Angstproblematik vermitteln: Grundlage bil<strong>de</strong>t die Zwei-<br />

Faktoren-Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst, ggf. erweitert um Angaben zu Sicherheitssignalen,<br />

Prädispositionen und „Preparedness“<br />

• Vermeidungsverhalten ist zentral für die Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ängste und stabilisiert<br />

diese.<br />

• Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlaufskurve <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst in phobischen Situationen (Erwartung,<br />

Vermeidung und Habituation)<br />

• Information über die konkrete Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> massierten Reizkonfrontation im<br />

individuellen Fall geben. An dieser Stelle wird betont, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut Fluchtten<strong>de</strong>nzen<br />

während <strong><strong>de</strong>r</strong> Reizkonfrontation nicht unterstützen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n wird.<br />

• Be<strong>de</strong>nkzeit über mehrere Tage, in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient sich für o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegen die Behandlung<br />

entschei<strong>de</strong>n soll � Maximierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapiemotivation<br />

Massierte Reizkonfrontation<br />

• 5-10 Tage, täglich 6 -8 Stun<strong>de</strong>n<br />

• Die Situationen für die Konfrontation in vivo wer<strong>de</strong>n zuvor sehr konkret und<br />

<strong>de</strong>tailliert zusammen mit <strong>de</strong>n Patienten geplant. Dabei muss jeweils genügend Zeit für die<br />

einzelnen Situationen vorgesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die Patienten wer<strong>de</strong>n instruiert, so lange in <strong>de</strong>n einzelnen Situationen zu bleiben, bis<br />

die Angst „von selbst“ geringer wird, ohne zu versuchen, die Angst zu unterdrücken o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich<br />

abzulenken.<br />

• Die Begleitung durch die Therapeuten sollte so bald wie möglich ausgeschlichen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die Patienten wer<strong>de</strong>n für die Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontationsübung (nich für<br />

Angstfreiheit) verstärkt und zur Selbstverstärkung ermutigt.<br />

• Sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut sicher ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient kein Flucht- und<br />

Vermeidungsverhalten mehr zeigen wird, sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient in Absprache mit <strong>de</strong>m<br />

Therapeuten alleine phobische Situationen aufsuchen.<br />

• In dieser Phase fin<strong>de</strong>n noch häufig Therapeut-Patient-Kontakte statt. Diese<br />

Selbstkontrollphase gewährleistet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient auch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie die gelernten<br />

Fertigkeiten alleine anwen<strong>de</strong>n kann.<br />

• Zum Abschluß wird noch mal betont, dass es sich um die Vermittlung von<br />

Fertigkeiten han<strong>de</strong>lt, die selbständig auch bei wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auftreten<strong>de</strong>n Ängsten eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

können, um Rückfälle vorbeugen zu können.<br />

Empirische Überprüfung<br />

Effizienzstudien zur Behandlung von Agoraphobien<br />

• Effektivität von Konfrontationsverfahren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie von Angststörungen und<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Agoraphobien klar belegt (Grawe et al, 1994; u.a.)<br />

• Starke Wirkung auf die Hauptsymptomatik (Ängste & Vermeidungsverhalten), aber<br />

auch auf individuell <strong>de</strong>finierte an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zielsymptome (Wohlbefin<strong>de</strong>n, Arbeit & Freizeit)<br />

• In keiner Studie: Verschlechterung<br />

• Insgesamt weist die massierte Konfrontation in vivo umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wirkungen auf als<br />

graduierte bzw. in-sensu-Konfrontation o<strong><strong>de</strong>r</strong> systmatische Desensiblisierung<br />

• Größtes Problem: Akzeptanz. In Deutschland lehnte 10% die Therapie ab, während<br />

bei graduellem Vorgehen die Ablehnungsquote geringer zu sein scheint<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche 110<br />

Ausarbeitung!


Effizienzstudien zur Behandlung von Panikanfällen<br />

• In allen Studien wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utliche und stabile Verbesserungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> vollständige<br />

Remissionen erzielt<br />

• Meist kam es zu zusätzlichen Besserungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Katamnese, zumin<strong>de</strong>st jedoch<br />

blieben die zum En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie erzielten Fortschritte bestehen.<br />

• Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> großen Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten konnten Panikanfälle langfristig völlig beseitigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

• Tatsächliche Versorgung mit angemessener Behandlung gering<br />

Behandlung von Zwängen mit offenen Zwangshandungen<br />

Konfrontation und Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Vorgehen im Einzelnen<br />

• Willkürliche Konfrontation mit allen bislang vermie<strong>de</strong>nen Situationen<br />

• Direkte Konfrontation mit <strong>de</strong>n gefürchteten Reizen (Zwangsgedanken eingeschlossen)<br />

• I<strong>de</strong>ntifikation und Modifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Interpretationen, die vom Patienten beim<br />

Auftauchen und bezüglich <strong>de</strong>s Inhalts seiner aufdringlichen Gedanken gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

• Unterbindung von Zwangshandlungen und neutralisieren<strong>de</strong>m Verhalten und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ver<strong>de</strong>ckter Reaktionen<br />

• Höchstmöglicher Grad <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfrontation bei gleichzeitiger völliger Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von<br />

Neutralisierung<br />

• An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls hätte die Neutralisierung <strong>de</strong>n Effekt, die Konfrontation vorzeitig zu<br />

been<strong>de</strong>n und die vollständige Konfrontation <strong>de</strong>s Patienten mit seinen Ängsten zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

• Der Erfolg <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitarbeit <strong>de</strong>s Patienten ab<br />

• Ziel ist es, dass die Patienten so früh wie möglich eigene Verantwortung für die<br />

Planung und Durchführung ihrer eigenen Behandlung übernehmen<br />

• Ausführlicher Gebrauch von Hausaufgaben � Verallgemeinerung<br />

• Bei fortgeschrittener Behandlung übernimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient nicht nur die Verantwortung<br />

dafür, die Hausaufgaben sachgerecht durchzuführen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er plant sie auch selbst<br />

Vorstellung <strong>de</strong>s Therapierationals<br />

• Patient ermutigen seine Ängste und Sorgen anzusprechen<br />

• Es wird die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Interpretationen <strong><strong>de</strong>r</strong> aufdringlichen Gedanken hervorgehoben<br />

und dass mit einer Modifikation solcher Überzeugungen auch das zwanghafte Verhalten<br />

beeinflusst wer<strong>de</strong>n kann.<br />

• Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> extremen Konfrontation mit Situationen, die über das alltägliche<br />

Verhalten hinausgehen, muss angesprochen wer<strong>de</strong>n: Die Konfrontation mit schwierigen<br />

Situationen macht es einem leichter, alltägliche Situationen zu meistern.<br />

• Die Komponente <strong><strong>de</strong>r</strong> Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung kann vermittelt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m erklärt<br />

wird, wie wichtig es ist, sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst zu konfrontieren, ohne sie durch die Rituale<br />

einfach abzuschalten<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

111


• Der Patient soll dies mit eigenen Worten beschreiben, um sicherzugehen, dass er<br />

verstan<strong>de</strong>n hat.<br />

• Verhaltensexperimente:<br />

o Ein solches Experiment wird so angelegt, dass man danach sowohl darüber<br />

Aussagen machen kann, wie sich die Angst während<strong>de</strong>ssen verhalten hat als auch darüber,<br />

wie es sich mit <strong>de</strong>n gefürchteten Konsequenzen verhält<br />

o Dazu muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, für eine vorher festgelegte<br />

Zeit (Üblicherweise 2 Stun<strong>de</strong>n) <strong><strong>de</strong>r</strong> Neutralisierung zu wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stehen.<br />

o Diese Verhaltensexperimente können dann als Basis für weitere<br />

Konfrontationen mit Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ausarbeitung eines Behandlungsplans<br />

• Unterscheidung kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele<br />

• Alle Konfrontationen wer<strong>de</strong>n im voraus besprochen, und es wird <strong>de</strong>m Patienten<br />

gegenüber betont, dass es „keine Überraschungen“ geben wird.<br />

• Die Reihenfolge hängt in großem Maße ab<br />

o Von <strong>de</strong>m Vertrauen <strong>de</strong>s Patienten<br />

o Vom Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> Beeinträchtigung durch die verschie<strong>de</strong>nen Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Problematik<br />

o Vom Ausmaß, in <strong>de</strong>m die verschie<strong>de</strong>nen Aspekte im normalen Lebensumfeld<br />

<strong>de</strong>s Patienten auftauchen<br />

o Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bereitschaft <strong>de</strong>s Patienten, sich <strong>de</strong>n Übungen zu unterziehen<br />

• Im allgemeinen sollte diese Konfrontationsbehandlung mit einer Übung eginnen, die<br />

eine In-vivo-Konfrontation beinhaltet<br />

• Die erste Aufgabe sollte eine mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ate Schwierigkeit aufweisen<br />

• Sie sollte für die alltägliche Lebensführung <strong>de</strong>s Patienten relevant sein, so dass ein<br />

Erfolg sofort als Verstärkung dienen kann<br />

• Während allen Übungen sollten permanent die Interpretationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten bzgl.<br />

ihrer Gedanken im Auge behalten wer<strong>de</strong>n<br />

Vorbereitung auf die Konfrontation<br />

• Es darf keine Versuche geben, <strong>de</strong>n Patienten zu versichern, dass die einzelnen<br />

speziellen Übungen völlig ungefährlich sind<br />

• Die Konfrontation mit <strong>de</strong>n gefürchteten Reizen steigt graduell mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeit<br />

an, so dass die Therapie nicht gleich am Anfang als so unangenehm erlebt wird, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Patient nicht mehr weitermachen kann.<br />

• Am besten führt <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapeut vor einer Übung das erwünschte Verhalten <strong>de</strong>m<br />

Patienten im Sinne eines Mo<strong>de</strong>lls vor.<br />

• Mo<strong>de</strong>llernen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie:<br />

o Forschungsergebnisse noch unein<strong>de</strong>utig<br />

o Klarste Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Demonstration, welche Verhaltensweisen während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konfrontation mit Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung genau erwünscht sind<br />

o Bessere Compliance<br />

o Mo<strong>de</strong>llernen schnell ausschleichen, da es <strong>de</strong>n unerwünschten Nebeneffekt hat,<br />

als starke Beruhigung zu wirken<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

112


• In <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Wochen einer ambulanten Behandlung kann es sinnvoll sein,<br />

wenn man min<strong>de</strong>stens 2-3 Sitzungen pro Woche veranschlagt<br />

• Die Fortschritte in dieser frühen Phase sind oft beachtlich<br />

• Konfrontationsübungen in vivo dauern üblicherweise 1 bis 1 ½ Stun<strong>de</strong>n, wobei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Therapeut am Anfang min<strong>de</strong>stens 3 Stun<strong>de</strong>n freihalten sollte, um die Sitzungen verlängern zu<br />

können.<br />

• Es ist nachteilig eine Sitzung auf <strong>de</strong>m höchsten Niveau <strong><strong>de</strong>r</strong> Angst zu been<strong>de</strong>n, die<br />

Sitzung sollte dann verlängert wer<strong>de</strong>n, bis es zumin<strong>de</strong>st zu einer gewissen Reduktion <strong>de</strong>s<br />

Unbehagens gekommen ist<br />

• Nach 2 Wochen können die Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen auf 7 bis 14 Tage<br />

verlängert wer<strong>de</strong>n<br />

• Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Hausaufgaben:<br />

o In allen Sitzungen und bei <strong>de</strong>n Hausaufgaben schätzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient sein<br />

Unbehagen und <strong>de</strong>n Drang zur Neutralisierung anhand eines Ratings ein � Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Compliance, Analyse von Schwierigkeiten<br />

o Zunahme selbstgesteuerter Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Vermeidung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Neutralisierung<br />

• Konfrontation mit Verantwortlichkeit:<br />

o Besprechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Rolle von Sorgen bzgl. <strong>de</strong>m Thema Verantwortung<br />

o Patient muss eine Hausaufgabe vollständig selbst planen ohne Details im<br />

voraus mit <strong>de</strong>m Theraeuten zu besprechen<br />

Rückversicherung<br />

• Die Suche nach Rückversicherung und Beruhigung ist ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Merkmal von<br />

Zwängen<br />

• Auch die Angehörigen sollten z.B. wie folgt han<strong>de</strong>ln, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient nach<br />

Rückversicherung fragt:<br />

o „Die therapeutische Anweisung besagt, dass ich solche Fragen nicht<br />

beantworten soll“<br />

o Dies kann mit Rollenspielen zuvor geübt wer<strong>de</strong>n, damit sie nicht abweisend<br />

wirkt.<br />

Kognitive Behandlung<br />

• Entwicklung eines umfassen<strong>de</strong>n, kognitiv-behavioralen Mo<strong>de</strong>lls <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aufrechterhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwangsproblematik. Dazu gehört die I<strong>de</strong>ntifikation entschei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verzerrter Überzeugungen und die gemeinsame Erarbeitung einer nichtbedrohlichen,<br />

alternativen Sichtweise <strong><strong>de</strong>r</strong> zwanghaften Erfahrungen<br />

• Detaillierte I<strong>de</strong>ntifikation und Selbstbeobachtung von Zwangsgedanken und <strong>de</strong>n<br />

zugehörigen Bewertungen durch <strong>de</strong>n Patienten wer<strong>de</strong>n kombiniert mit Aufgaben, die <strong>de</strong>m<br />

Patienten helfen sollen, die Überzeugungen bzgl. <strong><strong>de</strong>r</strong> Verantwortlichkeit in kleinen Schritten<br />

zu verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

• Diskussionstechniken: Hinterfragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewertungen und <strong><strong>de</strong>r</strong> grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Annahmen, auf <strong>de</strong>nen diese basieren. Ziel ist die Modifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> negativen Überzeugungen<br />

<strong>de</strong>s Patienten bzgl. <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen persönlichen Verantwortlichkeit<br />

• Durchführung von Verhaltensexperimenten, um direkte Bewertungen, annahmen und<br />

Prozesse zu testen, von <strong>de</strong>nen angenommen wird, dass sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwangsproblematik <strong>de</strong>s<br />

Patienten beteiligt sind<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche 113<br />

Ausarbeitung!


• Es wird <strong>de</strong>m Patienten dabei geholfen, grundlegen<strong>de</strong> allgemeine Annahmen, die zur<br />

Fehlinterpretation <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen kognitiven Aktivität führen, zu i<strong>de</strong>ntifizieren und zu<br />

modifizieren<br />

• Diese Therapiemetho<strong>de</strong> ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wirksam bei Patienten, die zu ängstlich sind, um<br />

sich voll auf die Konfrontation mit Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung einzulassen, da die kognitiven<br />

Elemente sich direkt auf die Überzeugungen beziehen, die das Unbehagen verursachen und<br />

die die Zwangshandlungen auslösen und motivieren.<br />

• Die kognitive Therapie versucht, die Fehlinterpretationen, die die Patienten dazu<br />

verleiten, ihre Rituale zu vollziehen, zu i<strong>de</strong>ntifizieren und zu hinterfragen, so dass das<br />

Unterbin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwangshandlungen vom Patienten als weniger gefährlich wahrgenommen<br />

wird.<br />

Mögliche Schwierigkeiten im Therapieverlauf<br />

• Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie können v.a. 3 Schwierigkeiten auftauchen:<br />

o Es fin<strong>de</strong>t keine Habituation (Angstreduktion) in <strong>de</strong>n Konfrontationsübungen<br />

statt � Konfrontation zu kurz, Nebendiagnose Depression<br />

o Trotz völliger Compliance gibt es zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen kaum Fortschritte<br />

� Patienten können sich von <strong>de</strong>n angstauslösen<strong>de</strong>n Reizen ablenken bzw. ihre Angst durch<br />

neutralisieren reduzieren<br />

o Non-Compliance<br />

Behandlung von Zwängen ohne offene Zwangshandlungen<br />

• Schwierige Variante <strong>de</strong>s Zwangssndroms, da die Vermeidung und die Neutralisierung<br />

fast völlig ver<strong>de</strong>ckt ablaufen und <strong>de</strong>shalb beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwer zugänglich und zu kontrollieren<br />

sind.<br />

• Das oben angeführte Therapierational benötigt für diesen Fall nur eine kleine<br />

Erweiterung, nämlich die Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rolle kognitiver Neutralisierung und<br />

Vermeidung, welche schwer zu ent<strong>de</strong>cken und zu kontrollieren sind.<br />

Behandlungselemente<br />

• Die Behandlung besteht zunächst aus einer kognitiven Neubewertung. Dieser folgt ein<br />

Habituationstraining, um damit die kognitive Alternative zum Problem <strong>de</strong>s Patienten zu<br />

bestätigen<br />

• Habituationstraining:<br />

o Training, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt und vorhersagbar bislang gefürchtete Gedanken so lange<br />

zu <strong>de</strong>nken, bis von selbst eine Angstreduktion eintritt, während zur selben Zeit jegliche<br />

ver<strong>de</strong>ckte Vermeidung o<strong><strong>de</strong>r</strong> neutralisieren<strong>de</strong> Verhaltensweisen unterlassen wer<strong>de</strong>n<br />

o Wenn eine Habituation gegenüber vorhersagbaren Reizen erreicht wur<strong>de</strong>, geht<br />

die Behandlung zu weniger vorhersagbaren Reizen über<br />

• Um die Gedanken wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt in einer vorhersagbaren Art und Weise zu präsentieren,<br />

gibt es mehrere Metho<strong>de</strong>n:<br />

o Willkürliches Hervorrufen von Gedanken<br />

o Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holtes Aufschreiben <strong>de</strong>s Gedankens<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

114


o Abhören eines Endlosban<strong>de</strong>s, das <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient selbst mit <strong>de</strong>n Gedanken auf<br />

Kassette gesprochen hat<br />

o Eine Kombination dieser Strategie kann beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s wirksam sein, in<strong>de</strong>m man<br />

mit <strong>de</strong>m Endlosband beginnt.<br />

o Auf <strong>de</strong>m Band darf kein neutralisieren<strong><strong>de</strong>r</strong> Gedanke sein!<br />

o Der Patient wird dazu angehalten, sich das Band so genau wie möglich und<br />

ohne zu neutralisieren 10mal hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> anzuhören.<br />

o Nach je<strong>de</strong>m Durchgang wer<strong>de</strong>n das Unbehagen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Drang zu<br />

neutralisieren auf einer Skala von 0-100 eingeschätzt.<br />

o Nach <strong>de</strong>m Anhören wer<strong>de</strong>n alle Impulse, zu vermei<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu neutralisieren<br />

besprochen.<br />

o Übungen min<strong>de</strong>stens 2x täglich, am besten solange bis sich die Angst auf<br />

min<strong>de</strong>stens 50% <strong>de</strong>s maximalen Niveaus während <strong><strong>de</strong>r</strong> Übungen reduziert hat.<br />

o Zusätzlich wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient angehalten, jegliches neutralisieren während <strong>de</strong>s<br />

Tages zu unterbin<strong>de</strong>n und Aufzeichnungen über das Auftauchen von Gedanken, Unbehagen<br />

und <strong>de</strong>m Drang zu neutralisieren zu führen<br />

o Üblicherweise fin<strong>de</strong>t eine Generalisierung statt.<br />

• Spezifische Techniken, um die Generalisierung zu erhöhen:<br />

o Der Patient hört sich das Band in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwierigen Situationen an<br />

o Der Patient soll sich sein Band anhören, wenn er auch wirklich ängstlich ist,<br />

entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> von natürlichem Stress o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei geplanten Stress<br />

o Willkürliches Variieren <strong>de</strong> Habituation auf <strong>de</strong>m Band, laute Störgeräusche<br />

Alternative Behandlungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Medikamentöse Ansätze<br />

Eine Metaanalyse mehrerer Effekticitätsstudien ergab, dass eine anti<strong>de</strong>pressive Medikation,<br />

insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e SSRI, eine direkte Wirkung auf Zwänge ausüben, Christensen et al., 1987. Hohe<br />

Rückfallquoten nach Absetzten (90% innerhalb von 7 Wochen).<br />

Psychochirurgische Maßnahmen<br />

Rachman, 1979: keine Belege für die Wirksamkeit<br />

Stationäre Behandlung<br />

• Selten notwendig<br />

• Schlechtere Generalisierung in <strong>de</strong>n Alltag<br />

• Aufnahme sollte im voraus geplant wer<strong>de</strong>n und zeitlich begrenzt sein (möglichst nur 1<br />

Woche)<br />

• Zum Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme ist es angezeigt, rund um die Uhr bei gleichzeitiger<br />

Reaktionsverhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu konfrontieren; Generalisierungsübungen für <strong>de</strong>n Alltag sollten<br />

bereits vom 2 Tag an beginnen, und dabei sollten von Anfang an begleitete Besuche zu Hause<br />

auf <strong>de</strong>m Programm stehen.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

115


2. Spezifische Phobien<br />

2.1. Einleitung<br />

Seit <strong>de</strong>n 60er Jahren sind die spezifischen Phobien als eigenständiges Krankheitsbild<br />

anerkannt.<br />

Menschen, die an einer spezifischen Phobie lei<strong>de</strong>n haben Angst vor einem klar<br />

umschriebenen Objekt o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Situation (im Gegensatz zu Agoraphobie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialphobie,<br />

wo eine Vielzahl verschie<strong>de</strong>ner Situationen gefürchtet und gemie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n). Die<br />

Entwicklung von Folgeproblemen (Depression, Abhängigkeit) ist be<strong>de</strong>utend seltener als bei<br />

Agoraphobie und Sozialphobie.<br />

2.2. Diagnostische Kriterien<br />

DSM-IV Kriterien <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Phobie (im DSM-III: einfache Phobien):<br />

A. Durch die Anwesenheit o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Erwartung eines spezifischen Objektes o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />

spezifischen Situation ausgelöste Angst (z.B. Fliegen, Höhen, Tiere, Spritzen, Blut)<br />

B. Die Konfrontation mit <strong>de</strong>m spezifischen Stimulus löst fast immer eine unmittelbare<br />

Angstreaktion aus, die die Form eines Angstanfalls annehmen kann.<br />

C. Die phobischen Stimuli wer<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit starker Angst ertragen.<br />

D. Die Person erkennt, dass die Angst übertrieben o<strong><strong>de</strong>r</strong> unvernünftig ist.<br />

E. Die Vermeidung o<strong><strong>de</strong>r</strong> die ängstlichen Erwartungen verursachen ausgeprägtes Lei<strong>de</strong>n<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> beeinträchtigen die berufliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> soziale Funktionsfähigkeit.<br />

F. Die Angst o<strong><strong>de</strong>r</strong> die phobische Vermeidung steht nicht in Zusammenhang mit einer<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en psychischen Störung, z.B.<br />

- nicht Angst vor Verunreinigung (Zwangssyndrom)<br />

- nicht Vermeidung von Hinweisreizen auf einen vergangenen schweren Stressor<br />

(posttraumatische Belastungsstörung)<br />

- nicht Vermeidung sozialer Situationen aufgrund von Peinlichkeit (Sozialphobie)<br />

- nicht Angst vor unerwartetem Angstanfall (Paniksyndrom)<br />

- nicht agoraphobisches Vermeidungsverhalten<br />

Spezifische Untergruppen:<br />

1. natürliche Umgebung (Tieren, Insekte, Sturm, Wasser)<br />

2. Blut, Spritzen, Verletzungen<br />

3. situativ (Autos, Flugzeuge, Höhne, Aufzüge, Tunnel, Brücken)<br />

4. sonstige (z.B. phobische Vermeidung von Situationen, die zum ersticken, zum Erbrechen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Krampfanfällen führen können.)<br />

2.3. Prävalenz<br />

Die Prävalenzrate <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen Phobien schwankt international betrachtet <strong>de</strong>utlich: 5,9%<br />

in Neuseeland, 15,1% in <strong>de</strong>n USA.. Nach irgendwelchen Daten soll sogar mehr als die Hälfte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung während ihres Lebens einmal eine irgendwie geartete spezifische Phobie<br />

haben.<br />

In allen epi<strong>de</strong>miologischen Studien wur<strong>de</strong>n signifikant höhere Prävalenzraten für Frauen als<br />

für Männer gefun<strong>de</strong>n.<br />

2.4. Überblick über Therapieerfolgsstudien<br />

2.4.1. Spezifische Phobien<br />

Höhenphobie<br />

Die Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl ist das angeleitete Erfolgslernen (WILLIAMS, 1984) (= „gui<strong>de</strong>d<br />

mastery“ = teilnehmen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernen (BANDURA, 1969)). Der Patient soll dabei die<br />

allerschwierigsten Situationen so schnell wie möglich angehen. Der Therapeut kann bei<br />

Bedarf folgen<strong>de</strong> Hilfen geben:<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

116


� Beherrschen von Unteraufgaben (noch etwas weiter weg vom Gelän<strong><strong>de</strong>r</strong> hinsetzen und<br />

sich erst zunehmend nähern)<br />

� Nahziele (in<strong>de</strong>m sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient Zwischenzielen widmet)<br />

� Tätliche Unterstützung (Führen am Arm)<br />

� Gestufte Konfrontationsdauer (Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bearbeitung wird zunehmend erhöht)<br />

� Mo<strong>de</strong>llernen (Therapeut macht es vor)<br />

� Unterbindung von Abwehrmanöver (Patient soll es besser machen und Abwehr<br />

unterlassen)<br />

� Variieren<strong>de</strong> Ausführung<br />

(Studie: 62% (87%) <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten habe in Verhaltenstest nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung alle Übungen<br />

durchgeführt.<br />

Tierphobien<br />

Die meisten Studien zu Tierphobien beschäftigen sich mit Spinnen- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schlangenphobien.<br />

Sie zeigen, dass teilnehmen<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llernen (TM) signifikant besser ist als systematische<br />

Desensibilisierung und Wartelistenkontrollgruppe.<br />

Die im folgen<strong>de</strong>n vorgestellte Behandlungsmetho<strong>de</strong> für Tier- (Spinnen-)phobie entwickelte<br />

ÖST (1989). Sie besteht aus massierter Konfrontation kombiniert mit teilnehmen<strong>de</strong>m<br />

Mo<strong>de</strong>llernen:<br />

- Ausarbeitung eines <strong>de</strong>taillierten Therapierationals<br />

Therapierational = Erklärungsmo<strong>de</strong>ll für ein Problem bzw. eine Störung, aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Interventionsmetho<strong>de</strong>n abgeleitet wer<strong>de</strong>n können und das die Transparenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie für<br />

<strong>de</strong>n Patienten erhöht.<br />

- erste Sitzung kann bis zu 3 Stun<strong>de</strong>n dauern, in <strong><strong>de</strong>r</strong> vier o<strong><strong>de</strong>r</strong> fünf Spinnen zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Größe eingesetzt wer<strong>de</strong>n:<br />

- je<strong><strong>de</strong>r</strong> Schritt wird vom Therapeuten als Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>monstriert �<br />

- 1. Aufgabe: Spinne mit Glas Papier fangen und so tun als ob man sie hinaus bringt<br />

- 2. Aufgabe: Berühren <strong><strong>de</strong>r</strong> Spinne<br />

- 3. Aufgabe: Spinne in die Hand nehmen<br />

- usw. (evtl. bis Spinne im Gesicht)<br />

- Übungen so lange, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient sich mit nur noch wenig o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar keiner Angst mehr<br />

mit <strong>de</strong>n Spinnen befassen kann (Subjective Units of Discomfort Scale SUDS)<br />

- wird auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommen, damit Patient sich an die Übungen besser „erinnern“<br />

kann<br />

� Diese Behandlung ist als 1-Session-Behandlung effektiver als an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Behandlungsformen<br />

Blut-, Verletzungs- und Spritzenphobie<br />

Die Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> angewandten Anspannung („applied tension“) wird am Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Blutphobie erläutert. Das beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e an <strong><strong>de</strong>r</strong> Blutphobie und worin sie sich von allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Typen spezifischer Phobien unterschei<strong>de</strong>t ist, dass viele Patienten eine Geschichte von<br />

tatsächlichen Ohnmachtsanfällen in <strong><strong>de</strong>r</strong> phobischen Situation aufweisen. Sie zeigen bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Konfrontation ein spezifische autonome Reaktion ,bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Herzrate und Blutdruck zunächst<br />

ansteigen (wie bei an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Phobien auch), dann aber rapi<strong>de</strong> abfallen, was gelegentlich zur<br />

Ohnmacht führt. Die angewandte Anspannung richtet sich direkt auf diese physiologische<br />

Reaktion:<br />

- erste Sitzung: Es wird eine Verhaltensanalyse erstellt und <strong>de</strong>m Patienten<br />

Anspannungstechniken beigebracht.<br />

- zweite Sitzung: Diapräsentation von Verletzten. Der Patient soll auf nahen<strong>de</strong><br />

Ohnmachtsanzeichen achten und bei erstem Auftreten Anspannungstechniken einsetzen, aber<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> weiter betrachten und dies so lange tun, bis autonome Reaktion been<strong>de</strong>t ist<br />

- vierte Sitzung: ab in <strong>de</strong>n Blutspen<strong>de</strong>dienst und was gutes für die Volksgesundheit tun.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

117


- fünfte Sitzung: nach <strong>de</strong>m Beiwohnen einer Operation am offene Herzen<br />

� Forschung zeigt, dass es nicht notwendig ist Konfrontation mit blutphobischen Reizen<br />

einzusetzen. Es müssen <strong>de</strong>m Patienten lediglich effektive Coping-Technik beigebracht<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

- die Anspannungstechnik<br />

- wie man die Anzeichen einer nahen<strong>de</strong>n Ohnmacht bemerkt<br />

- wann und wie die Anspannungstechnik eingesetzt wird<br />

Die Spritzenphobie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blutphobie sehr ähnlich, kann aber Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Befürchtungen, z.B. <strong>de</strong>n Schmerz beim Einstechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Na<strong>de</strong>l, aufweisen. Nur bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ten<strong>de</strong>nz in Ohnmacht zu fallen ist die applied-tension Metho<strong>de</strong> angebracht, ansonsten einfach<br />

Konfrontation.<br />

Klaustrophobie<br />

Folgen<strong>de</strong> Therapien sind praktikabel:<br />

- Konfrontation in vivo (für Patienten, die verhaltensmäßig auf die phobische Situation (z.B.<br />

kleines Zimmer) reagieren)<br />

- angewandte Entspannung (für Patienten, die eher körperlich reagieren)<br />

- 1-Session-Konfrontationsbehandlung<br />

Zahnarztphobie<br />

Die am besten entwickelte Behandlungsmetho<strong>de</strong> für die Zahnarztphobie ist das<br />

Breitspektrumprogramm (BERGGREN & CARLSSON, 1984). Diese psychophysiologische<br />

Therapie besteht aus: - systematischer Desensibilisierung<br />

- EMG- Biofeedback<br />

- Mo<strong>de</strong>llernen durch Vi<strong>de</strong>o<br />

Flugphobien<br />

Mögliche (nach Forschung gleich gute) Therapien sind: systematische Desensibilisierung,<br />

Implosion (= Konfrontation in sensu), Flooding (= Reizüberflutung) und Entspannung. Auch<br />

eine Manual gesteuerte Form <strong>de</strong>s Selbstinstruktionstrainings (Therapierational,<br />

Entspannungstraining, Bewältigungsstrategien) schnei<strong>de</strong>t gut ab.<br />

2.5. Kontrollgruppenvergleiche<br />

2.5.1. Vergleich mit Nicht-Behandlung<br />

In 90% <strong><strong>de</strong>r</strong> Studien erzielen die aktiven Behandlungsbedingungen signifikant bessere<br />

Ergebnisse als die Nichtbehandlung.<br />

2.5.2. Vergleich mit Aufmerksamkeitskontrollgruppe<br />

Die Kontrollgruppe erhält z.B. ein Entspannungstraining, das dann mit eigentlichen<br />

Behandlung verglichen wird, aber eben auch eigene Effekte haben kann. So zeigte sich z.B.,<br />

dass ein Entspannungstraining eine effektive Behandlung für Zahnarztphobie ist. Daher sind<br />

hier die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Studien nicht gar so gut.<br />

2.6. Klinisch signifikante Verbesserung (KSV)<br />

Neben Kontrollgruppendifferenzen ist das Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> klinisch signifikanten Verbesserung<br />

(KSV) durch die Behandlungsform entschei<strong>de</strong>nd. Zwei wichtige Kriterien dafür sind:<br />

- Der Unterschied zwischen Vor- und Nachuntersuchung muss für <strong>de</strong>n Patienten statistisch<br />

signifikant sein.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

118


- Der Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachuntersuchung muss im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> normalen Population bzw.<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Bereichs <strong><strong>de</strong>r</strong> Patientenpopulation liegen (<strong>de</strong>finiert als Mittelwert ±2<br />

Standardabweichungen)<br />

Diese Metho<strong>de</strong> wird aber selten angewandt.<br />

2.6.1. Effizienzstudien mit KSV bei spezifischen Phobien<br />

Bei Interesse nachzulesen auf Seite 37/38.<br />

2.7. Schlußfolgerungen<br />

2.7.1. Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl<br />

Aus <strong>de</strong>n Studien wird folgen<strong>de</strong>s abgeleitet:<br />

Legt man die jeweils erfolgreichste Behandlungsmetho<strong>de</strong> zugrun<strong>de</strong>, so läßt sich bei <strong>de</strong>n<br />

spezifischen Phobien in 77-95% <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle eine klinische Verbesserung erzielen.<br />

Behaviorale Behandlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl bei spezifischen Phobien:<br />

Höhenphobie gui<strong>de</strong>d mastery (= teiln. Mo<strong>de</strong>llernen)<br />

Tierphobie gui<strong>de</strong>d mastery (= teiln. Mo<strong>de</strong>llernen)<br />

Blut- & Verletzungsphobien applied tension (angewandte Anspannung)<br />

Spritzenphobie 1-session-Konfrontation in vivo<br />

Klaustrophobie angewandte Entspannung<br />

1-Session-Konfrontation in vivo<br />

Zahnarztphobie Breitspektrumprogramm<br />

systematische Desensibilisierung<br />

Coping-Techniken<br />

Flugphobien Coping-Techniken<br />

1-session-Konfrontation in vivo<br />

3. Sozialphobie<br />

3.1. Beschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> Störung<br />

3.1.1. Definition<br />

Die Definition im DSM-IV ist gegenüber früheren Definitionen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialphobie <strong>de</strong>utlich<br />

erweitert, in<strong>de</strong>m das Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> gefürchteten sozialen Situationen <strong>de</strong>utlich größer und die<br />

durch die Störung bedingten Beeinflussungen umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong> sein können. Für Sozialphobiker,<br />

die die meisten sozialen Situationen fürchten ist ein Generalisierter Subtypus eingeführt<br />

wor<strong>de</strong>n.<br />

Nach ICD-10 ist die Sozialphobie die „Angst in vergleichsweise kleinen Gruppen (im<br />

Gegensatz zu Menschenmengen) im Mittelpunkt zu stehen. Diese Angst führt dazu soziale<br />

Situationen zu mei<strong>de</strong>n.“ Es sind sowohl Ängste vor Beobachtung als auch Ängste vor<br />

Interaktionen aufgeführt. Das Vermeidungsverhalten ist hier wichtiges diagnostisches<br />

Kriterium (während es im DSM-IV „nur“ Symptom ist, hier gibt es auch Sozialphobiker, die<br />

die phobischen Situationen unter großem Unbehagen ertragen).<br />

3.1.2. Prävalenz und Störungsbeginn<br />

Mit einem gemittelten Wert für die Lebenszeitprävalenz von 13,3% stellt die Sozialphobie in<br />

<strong>de</strong>n USA nach Major Depression und Alkoholismus die dritthäufigste psychische Störung dar.<br />

Frauen sind häufiger betroffen, obwohl sich mehr Männer in Behandlung befin<strong>de</strong>n. Dieser<br />

Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch kann mit soziokulturellen Normen erklärt wer<strong>de</strong>n: Männer lei<strong>de</strong>n stärker unter<br />

<strong>de</strong>n Angstsymptomen, weil diese Eigenschaften nicht in die Stereotypen und kulturell<br />

akzeptierten Normen von Männlichkeit passen, während schüchterne Frauen <strong>de</strong>m stereotypen<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

119


Frauenbild entsprechen und somit weniger Bedürfnis verspüren die Problematik ihrer Ängste<br />

zu überwin<strong>de</strong>n.<br />

Häufig mel<strong>de</strong>n sich Sozialphobiker mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Problemen zur Therapie (z.B.<br />

Alkoholmißbrauch), <strong>de</strong>nn viele fürchten, dass eine Offenbarung ihrer Ängste nur in<br />

Peinlichkeit und negativer Beurteilung durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e en<strong>de</strong>n kann.<br />

Nach einer Studie liegt das Erstauftrittsalter bei 91% vor <strong>de</strong>m 25. Lebensjahr (Mittel: 15,5).<br />

Das Erstauftrittsalter hängt von <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweiligen Untergruppe ab: nicht-generalisierte<br />

Sozialphobie 22,6 Jahre; generalisierte Sozialphobie 13 Jahre.<br />

3.2. Kognitiv-verhaltenstherapeutische Störungskonzepte<br />

3.2.1. Bestandteile von Ätiologiemo<strong>de</strong>llen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialphobie<br />

Erhöhte Selbstaufmerksamkeit<br />

Nach BUSS (1980) tendieren Sozialphobiker zu hohen Werten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Dimension<br />

Selbstaufmerksamkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit und sind übermäßig sensibel gegenüber sozialbewerten<strong>de</strong>n<br />

Reizen und reagieren stärker und negativer auf <strong>de</strong>n Ausgang sozialer Ereignisse.<br />

Nach HARTMAN (1983) haben sozial ängstliche Personen exzessive auf sich selbst<br />

gerichtete Metakognitionen. Das be<strong>de</strong>utet, sie überwachen die kognitiven wahrnehmen<strong>de</strong>n,<br />

physiologischen und motorischen Prozesse, die normalerweise automatisch ablaufen, was die<br />

Personen dann von sozialen Interaktionen distanziert, was wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um zu Ängstlichkeit und<br />

inkompetenten Sozialverhalten führt.<br />

Aus <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zwei Ätiologiemo<strong>de</strong>llen können auch Behandlungsziele und -strategien<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n:<br />

Das Selbstdarstellungsmo<strong>de</strong>ll (SCHLENKER & LEARY, 1982)<br />

Angst entsteht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartung o<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m Erleben sozialer Bewertung in wirklichen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorgestellten Situationen. Die Person hat das Ziel, auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e einen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Eindruck<br />

zu machen und bezweifelt seine Fähigkeit dies zu erreichen. Für das Auftreten sozialer Angst<br />

ist die Motivation, einen guten Eindruck zu machen und die Wahrnehmung mangeln<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstwirksamkeit von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Vulnerabilität (BECK & EMERY, 1985)<br />

Ein kognitives Schema ist ein grundlegen<strong>de</strong> kognitive Struktur, die die Informationsverarbeitung<br />

leitet, und wahrgenommene Objekte klassifiziert und interpretiert. Schemata<br />

helfen <strong>de</strong>m Individuum, sich an Situationen anzupassen, selektiv relevante Information<br />

abzurufen und relevante Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> laufen<strong>de</strong>n Situation auszuwählen. Mehrere Schemata<br />

wer<strong>de</strong>n in Modi zusammengefaßt und können selektive Aufmerksamkeit erzeugen.<br />

Personen mit Angststörungen han<strong>de</strong>ln im Vulnerabilitätsmodus. Im Vulnerabilitätsmodus<br />

lenkt die Person ihre Aufmerksamkeit auf die eignen Schwächen o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf früheres Versagen.<br />

Diskrepante Informationen wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m jeweiligen Schema verzerrt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ausgeschlossen<br />

(z.B. durch Minimieren <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenenStärken). Die kognitiven Verzerrungen (z.B. unlogische &<br />

negative Gedanken) hin<strong><strong>de</strong>r</strong>n Sozialphobiker daran, die Bedrohung, die in einer sozialen<br />

Situation besteht, und die eigene Selbstwirksamkeit richtig einzuschätzen, wobei sie sich<br />

dadurch auszeichnen, dass sie übermäßig wachsam gegenüber solchen sozialen Bedrohungen<br />

sind.<br />

Außer<strong>de</strong>m kommt es zu selbsterfüllen<strong>de</strong>n Prophezeiungen (z.B. in einem Gespräch nichts zu<br />

sagen zu haben).<br />

Die antizipierten negativen Erfahrungen halten Sozialphobiker von sozialen Situationen fern<br />

und verstärken so die verzerrten Kognitionen <strong>de</strong>s Vulnerabilitätsmodus.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

120


3.2.2. Ein integriertes kognitiv-behaviorales Mo<strong>de</strong>ll<br />

HEIMBERG (1995) hat ein integriertes kognitiv-behaviorales Ätiologiemo<strong>de</strong>ll<br />

vorgeschlagen, das ein Diathese-Stress-Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialphobie ist (das heißt, dass<br />

genetische Disposition bei entsprechen<strong>de</strong>n Umweltbelastungen zur Störung führt).<br />

Eine genetische Disposition trifft auf eine Sensibilisierung durch Umwelteinflüsse. Das sind<br />

Umgebungsfaktoren wie Eltern, die selbst sozial ängstlich waren und so als Vorbild fungiert<br />

haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn die Eltern ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sozial isolieren. Auch frühe negative Erfahrungen mit<br />

Peers o<strong><strong>de</strong>r</strong> gegengeschlechtlichen Partnern können Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sensibilisieren. Hieraus entwickelt<br />

sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Glaube, dass soziale Begegnungen Bedrohungen <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eigenen sozialen Stellung darstellen. Es wird versucht negative soziale Erlebnisse zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die Personen versuchen sich perfekt zu verhalten. Da sie das (wie niemand<br />

sonst) nicht schaffen können, kommen sie zu <strong>de</strong>m Schluß, dass ihr Verhalten so bewertet<br />

wird, dass es zu Erniedrigung, Verlegenheit, Zurückweisung und Statusverlust kommt. Diese<br />

Überzeugung führt dazu, dass sie sich sozialen Situationen nur besorgt nähern, bzw. sie wenn<br />

immer möglich vermei<strong>de</strong>n. Sie heben die Gefahrenreize in sozialen Situationen verstärkt<br />

hervor und erleben physiologische Erregung. Diese Angstsymptome wer<strong>de</strong>n als „Beweis“ für<br />

die Gefahr ge<strong>de</strong>utet und es besteht die Sorge, dass ihre Angst bemerkt wird und zu negativer<br />

Bewertung führt. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Prozesse kann die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verstärken, sodass es zu einer<br />

raschen Eskalation von Angst kommen kann.<br />

Empirische Befun<strong>de</strong><br />

- Sozialphobiker halten ihre Eltern für eher überbehütend, <strong>de</strong>n Vater zurücksweisend, die<br />

Mutter sozial Ängstlich<br />

- Außer<strong>de</strong>m berichten sie, dass ihre Eltern weniger soziale Aktivitäten gemacht haben, und<br />

sie abhielten eigene Erfahrungen zu machen und großes Gewicht auf die Meinung an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

legten und Scham als Disziplinierungsmaßnahme einsetzten.<br />

- Sozialphobiker befürchten, dass soziale Situationen negative Ergebnisse nach sich ziehen<br />

und sie mit diesen nicht umgehen können<br />

- Attributionsstil: negativer Ausgang einer Situation � auf sich (eigene Unzulänglichkeit)<br />

positiver Ausgang � externe Faktoren (Glück, wohlwollen<strong>de</strong>s<br />

Verhalten an<strong><strong>de</strong>r</strong>er)<br />

- Sozialphobiker haben ein Übermaß an negativen selbstbezogenen Gedanken<br />

- Sie erleben verstärkte Erregung in sozialen Situationen<br />

- Sie überschätzen die Wahrscheinlichkeit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> ihre körperlichen Symptome von<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en wahrgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

3.3. Therapeutisches Vorgehen<br />

3.3.1. Einführen<strong>de</strong> Bemerkungen zur kognitiv-behavioralen Gruppentherapie<br />

(KBGT)<br />

Vorgestellt wird die kognitiv-behaviorale Gruppentherapie, wie sie von HEIMBERG<br />

entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />

Allgemeine Aspekte<br />

Erster Vorteil ist, dass <strong>de</strong>n Teilnehmern bewußt wird, dass sie nicht an einem einzigartigen<br />

Problem lei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn sie selbst haben das nicht erfahren, weil sie zu verlegen waren, ihre<br />

sozialen Ängste zu offenbaren. Die Gruppenmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> stellen für sich gegenseitig eine<br />

bislang unbekannte Quelle an Unterstützung dar. Ein Zussammengehörigkeitsgefühl, das auf<br />

gegenseitiger Wertschätzung und echter Anteilnahme beruht, ist für Sozialphobiker eine<br />

seltene Erfahrung.<br />

Spezifische Aspekte<br />

Die Gruppensitzungen selbst sind schon eine Konfrontationssituation, mit mehreren<br />

gefürchteten sozialen Situationen. Die Gruppensitzungen bieten einen guten Rahmen, um die<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

121


fälschlichen Annahmen (Verzerrte Kognitionen?) zu überprüfen, die zur Aufrechterhaltung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Ängste dienen. Dabei sind korrigieren<strong>de</strong> Rückmeldungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppenmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

entschei<strong>de</strong>nd (für <strong>de</strong>n Patienten oft wichtiger als Therapeutenrückmeldungen). Auch<br />

Rollenspiele (z.B. Partysituation) können gut eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

3.3.2. Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe und vorbereiten<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

Die KBGT-Gruppe besteht aus 6 Patienten und zwei Therapeuten (ein Stu<strong>de</strong>nt) und wird über<br />

zwölf wöchentliche Sitzungen geführt (Richtwerte). In einer vorangegangenen Einzelsitzung<br />

wer<strong>de</strong>n Aufbau einer tragfähigen Beziehung, Durchführung einer Problemananlyse,<br />

Vorstellen <strong>de</strong>s Therapieprogramms sowie Erstellung einer Angst- und Vermeidungshierarchie<br />

vorgenommen. Auf die Hierarchie kann später bei Hausaufgaben o<strong><strong>de</strong>r</strong> Übungen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gruppe zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />

3.3.3. Trainingsphase: erste und zweite Sitzung<br />

Die ersten bei<strong>de</strong>n Sitzungen sind die einleiten<strong>de</strong>n Trainingsphase, in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Patienten<br />

Techniken <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Umstrukturierung und Fertigkeiten im Umgang mit sozialen<br />

Situationen beigebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Erste Sitzung<br />

Patienten sollen lernen automatische Gedanken (AG) zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Automatische<br />

Gedanken sind Gedanken, die wie Tatsachen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n und die Angst in sozialen<br />

Situationen auslösen und aufrechterhalten. Sie repräsentieren vage und außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kontrolle <strong>de</strong>s Patienten liegen<strong>de</strong> Ziele.<br />

Als Hausaufgabe soll eine Liste von angstbesetzten Situationen und eine mit automatischen<br />

Gedanken, die in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Folge auftraten, erstellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zweite Sitzung<br />

Die Listen <strong><strong>de</strong>r</strong> automatischen Gedanken wer<strong>de</strong>n an die Tafel geschrieben und nach BURNS<br />

(1980) und PERSONS (1989) Typologie sortiert und diskutiert:<br />

- Alles-o<strong><strong>de</strong>r</strong>-Nichts-Denken (Einteilen von Situationen nach dichotomen<br />

Gesichtspunkten: interessant vs. langweilig ...)<br />

- Wahrsagen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gedankenlesen (Vorhersage zukünftiger Mißgeschicke o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erwartung negativer Bewertung durch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e)<br />

- Katastrophisieren (kleinere Fauxpas haben große, negative und langfristige<br />

Konsequenzen)<br />

Die anschließen<strong>de</strong> Disputation dient dazu., alternative Erklärungen anzubieten, sich<br />

vergangene Erfahrungen in ähnlichen Situationen objektiv ins Gedächtnis zu rufen und die<br />

Patienten anzuleiten eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Perspektive zu übernehmen. Dabei können Fragen wie „Wie<br />

hoch ist die Wahrscheinlichkeit für diese Konsequenz?“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Gibt es eine alternative<br />

Sichtweise für diese Situation?“ helfen. Bei Erfolg beseitigt die Disputation <strong>de</strong>n Einfluss<br />

eines automatischen Gedankens.<br />

Zum Schluß <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Umstrukturierung wird eine alternative rationale Antwort<br />

entwickelt. Sie soll die situationsspezifischen Ziele <strong>de</strong>s Patienten (soziale Interaktion,<br />

öffentliches Auftreten) berücksichtigen, z.B.: „Ich kann mit dieser Person re<strong>de</strong>n, sogar wenn<br />

ich ängstlich bin.“ (Anm.:Ich hab es so verstan<strong>de</strong>n, dass es eine Antwort pro Patient ist!)<br />

Schritte <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Umstrukturierung:<br />

1. I<strong>de</strong>ntifizieren automatischer Gedanken (die in bestimmten Situationen ausgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n)<br />

2. Benennen <strong><strong>de</strong>r</strong> zugehörigen kognitiven Verzerrungen<br />

3. Infragestellen und Disputieren <strong><strong>de</strong>r</strong> Logik <strong><strong>de</strong>r</strong> automatischen Gedanken<br />

4. Entwicklung einer alternative rationalen Antwort bzw. Setzen von Verhaltenszielen<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

122


3.3.4. Aktive Behandlungsphase: dritte bis zwölfte Sitzung<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> dritten Sitzung beginnen simulierte Konfrontationssituationen, wobei alle Sitzungen<br />

einen ähnlichen Ablauf haben:<br />

- Durchsprechen <strong><strong>de</strong>r</strong> Hausaufgaben, damit je<strong><strong>de</strong>r</strong> Patient individuelle Aufmerksamkeit<br />

bekommt<br />

- zwei bis drei Patienten wer<strong>de</strong>n für Konfrontationsübungen ausgewählt (Vorgehen<br />

nach Hierarchie von leichter zu schwieriger), die mit <strong>de</strong>m Therapeuten o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Mitpatienten ausgeführt (simuliert) wer<strong>de</strong>n.<br />

- Wichtig ist das Festlegen von Verhaltenszielen für die Konfrontationsübungen (sollen<br />

sichtbar, messbar und realistisch sein, bzw. müssen in <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgesehenen Zeit und unter <strong>de</strong>n<br />

gegebenen Umstän<strong>de</strong>n auch erreichbar sein, z.B. sich bekannt machen, eine bestimmte Zahl<br />

an Kommentaren geben o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen stellen)<br />

- Die Konfrontationsübungen dauern etwa 10 Minuten, wobei zu Beginn und dann im<br />

Minutentakt ein subjektives Angstrating vorgenommen wird. (basierend auf SUDS). Im<br />

selben Intervall liest <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient seine rationale Antwort laut vor.<br />

- Die Nachbereitung beginnt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zielerreichung. Dabei können<br />

„ver<strong>de</strong>ckte Ziele“ aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. (Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient trotz Zielerreichung unzufrie<strong>de</strong>n ist<br />

hat er üblicherweise die I<strong>de</strong>e, dass irgen<strong>de</strong>in „Standard“ nicht erreicht wur<strong>de</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong> er keine<br />

Angst haben sollte. Da hilft die Betonung von Verhaltenszielen und einer Unterscheidung<br />

zwischen Nah- und Fernzielen. (Fernziel kann evtl. sein, keine Angst zu haben))<br />

- In <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschlußsitzung, in <strong><strong>de</strong>r</strong> auch noch Übungen stattfin<strong>de</strong>n, wird ein Rückblick<br />

auf die Fortschritte <strong><strong>de</strong>r</strong> Teilnehmer vorgenommen und realistische Ziele für eine fortgesetzte<br />

Arbeit alleine gesetzt<br />

3.4. Empirische Überprüfung<br />

Studien zeigen, dass<br />

- kognitive Umstrukturierung eine effektive Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialphobie ist und die<br />

Effekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Reizkonfrontation verstärkt.<br />

- kognitive Umstrukturierung kombiniert mit Konfrontation die jeweiligen<br />

Einzelbehandlungen übertrifft.<br />

- eine Kombination aus Entspannung, Ablenkung, rationale Selbstgespräche und<br />

Reizkonfrontation effektiver ist als Reizkonfrontation alleine.<br />

- eine Kombination von Konfrontation ins sensu, Rollenspiel, kognitiver<br />

Umstrukturierung und Zuteilung von Hausaufgaben zu einem signifikant besseren Ergebnis<br />

bzgl. sozialer Ängstlichkeit und Angst vor negativen Bewertungen vor und nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Behandlung führt und bis zur sechs-Monats-Katamnese anhält.<br />

- bei einem Vergleich von KGBT mit Placebo, Experten schätzen das Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Patienten als weniger schwerwiegend beeinträchtigt ein, und nach Katamnese 5 Jahre weniger<br />

phobisch, weniger beeinträchtigt durch Symptome.<br />

- beim Vergleich mit Phenelzin (MAO-Hemmer) Phenelzin bei einigen Maßen besser<br />

wirkt, KGBT aber die besser Langzeitwirkung hat.<br />

16 Raucherentwöhnung (bzw. Rauchentwöhnung ;-)<br />

Therapeutisches Vorgehen<br />

Zumeist wer<strong>de</strong>n Gruppentherapien in <strong>de</strong>nen verhaltenstherapeutische Kontrolltechniken<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n angewen<strong>de</strong>t. Gruppentherapien sind ökonomischer als Einzeltherapien.<br />

Außer<strong>de</strong>m haben sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungsaustausch unter Betroffenen und die gegenseitige<br />

Unterstützung bis hin zu Selbsthilfegruppen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachsorge als erfolgssteigernd<br />

erwiesen.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

123


Der Raucher lernt, durch Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Rauchen vorausgehen<strong>de</strong>n und nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Bedingungen (Stimulus- und Konsequenzkontrolle) das Zielverhalten (Rauchen) selbst zu<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />

� operante Verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstkontrolle, wie z.B. eine Selbstverpflichtungserklärung, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Raucher sich verbindl. dazu bereit erklärt, seinen Zigarettenkonsum zu reduzieren und<br />

sich selber belohnt o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Verstoß bestraft.<br />

� Steigerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwöhnungsmotivation. Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong>de</strong>n negativen Folgen<br />

<strong>de</strong>s Rauchens und <strong>de</strong>n positiven Folgen <strong>de</strong>s Nichtrauchens. Dissonanz zum Verhalten <strong>de</strong>s<br />

Noch-immer-Rauchens wird erhöht.<br />

� Selbstbeobachtung. Z.B. durch eine Strichliste, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Raucher vor <strong>de</strong>m Anzün<strong>de</strong>n<br />

einer Zigarette einen Strich auf eine Liste machen soll, damit die Kopplung zwischen<br />

Auslösereiz (z.B. Kaffee) und Zigarette unterbrochen wird. O<strong><strong>de</strong>r</strong> besser noch durch ein<br />

Tagesprotokoll, in <strong>de</strong>m Uhrzeit, situative Umstän<strong>de</strong> und Gefühlslage vor und nach <strong>de</strong>m<br />

Rauchen festgehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

� Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbeobachtung lassen sich Bewältigungsmöglichkeiten ableiten. Hierbei gibt<br />

es keinen Leitfa<strong>de</strong>n. Meistens kommen Gesprächstherapeutische Elemente zum Einsatz o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rollenspiele, Gestaltübungen, imaginative Verfahren, Entspannungsübungen etc..<br />

Ein Programm mit Selbstkontrolltechniken, kogn. Verfahren und Nikotinpflaster als<br />

medikamentöse Begleittherapie ist bei Unland (1994 und 1995) zusammengefasst.<br />

Empirische Belege<br />

Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Raucherentwöhnung ist die dauerhafte Abstinenz. Daher lässt sich erst nach etwa<br />

einem halben Jahr die Wirksamkeit überprüfen, da bis zu diesem Zeitpunkt ca. 90% <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rückfälle auftraten. Neben guten Erfolgsraten sollte die Entwöhnungsmetho<strong>de</strong> für viele<br />

Betroffene erreichbar, anwendbar, finanzierbar und zeitlich machbar sein.<br />

Problem bei <strong>de</strong>n Studien ist, dass die Erfolgsrate steigt, je motivierter die Teilnehmer waren<br />

bzw. je strenger sie selektiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Suggestivtherapien. Bei Akupunktur, Handauflegen, Hypnose und Placebotherapien sind die<br />

spezif. Wirkungsweisen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Raucherentwöhnung nicht bekannt. Wirkung liegt wohl<br />

vorwiegend in <strong>de</strong>n Erwartungen auf Erfolg im Sinne einer selbsterfüllen<strong>de</strong>n Prophezeiung.<br />

Nachteilig ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Raucher sehr passiv bleibt und bei einem Rückfall sich nicht selber<br />

helfen kann. Gibt nur wenig Nachweise für langfristigen Nutzen, aber ist hilfreich in<br />

multimodaler Therapie.<br />

Medikamentöse Therapie. Es gibt zwei Wirkweisen:<br />

1. kann das Rauchen durch das Medikament an negative Reize gekoppelt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschmack <strong><strong>de</strong>r</strong> Zigarette vergällt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwin<strong>de</strong>l / Übelkeit hervorgerufen wird.<br />

2. Medikamente als Substitution <strong>de</strong>s Suchtstoffes können das Verlangen nach Nikotin in<br />

Zigarettenform mil<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Erstere Wirkweise wird kaum mehr angewen<strong>de</strong>t. Bei zweiterer Wirkweise gibt es keine<br />

Studie zur Applikationsform, aber das Nikotinpflaster ist <strong>de</strong>m Nikotinkaugummi usw.<br />

psycholog. vorzuziehen, da es kontinuierlich versorgt. Eine Medikamentöse Therapie allein<br />

bringt nichts.<br />

Selbstkontrollverfahren. Haben sich bewährt und gelten daher als Standardtherapie.<br />

Langfristige Erfolgsraten von 20-25% wer<strong>de</strong>n erreicht, die in Kombi. mit Nikotinpflaster um<br />

10% gesteigert wer<strong>de</strong>n können. Mit Schlusspunktmetho<strong>de</strong> o. schrittweiser Reduktion<br />

verbun<strong>de</strong>n.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

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Kognitive Verfahren. Über Erfolge liegen nur wenige wiss. Ergebnisse vor, di allerdings<br />

erfolgversprechend klingen. "Zusammenfassend haben die Techniken <strong><strong>de</strong>r</strong> kogn.<br />

<strong>Verhaltenstherapie</strong> die besten Erfolge."<br />

Verglichen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Menge an Rauchern ist <strong><strong>de</strong>r</strong> betriebene Forschungs- und Therapieaufwand<br />

sehr gering.<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um eine Lernzusammenfassung, d.h. keine wissenschaftliche<br />

Ausarbeitung!<br />

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