Diagnostik und Evaluation - hannahdenker.de
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vorgelegt von:<br />
Hannah Denker<br />
SS 2008<br />
Veerßer Str. 20<br />
29525 Uelzen<br />
<strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong><br />
in <strong>de</strong>r Schule<br />
Textzusammenfassungen<br />
Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um einen wissenschaftlichen Text, son<strong>de</strong>rn um eine<br />
Lernzusammenfassung!<br />
1
Inhaöltsverzeichnis<br />
Gr<strong>und</strong>begriffe..............................................................................................................................3<br />
Pädagogische <strong>Diagnostik</strong>............................................................................................................4<br />
Gr<strong>und</strong>formen <strong>de</strong>r <strong>Diagnostik</strong>......................................................................................................5<br />
Verfahren zur Leistungsbeschreibung........................................................................................7<br />
Selbstbeurteilung <strong>de</strong>r Schüler...................................................................................................10<br />
Selbst- <strong>und</strong> Fremdbeurteilung...................................................................................................13<br />
Gruppenarbeit in Projekten.......................................................................................................14<br />
Systemisch-konstruktivistischer Perspektive auf Beobachtung................................................17<br />
Literatur.....................................................................................................................................24<br />
Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich nicht um einen wissenschaftlichen Text, son<strong>de</strong>rn um eine<br />
Lernzusammenfassung!<br />
2
För<strong>de</strong>rung von Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozessen als pädagogische Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
Gr<strong>und</strong>begriffe<br />
Leistungsmessung: Erfassung von Wissensbestän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Reflexionsfähigkeit zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt. Der Leistungsstand wird ohne Interpretation erfasst. Instrumente:<br />
Klausuren, Prüfungen, usw.<br />
Leistungsbewertung:<br />
Aussagen über konkret erbrachte <strong>und</strong> beobachtete sowie zugleich über weiterhin zu<br />
erwarten<strong>de</strong> Arbeitsergebnisse. Bewertung nach bestimmten Merkmalen mit Hilfe von<br />
Qualifikationsstrategien, Fragebogen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r Schätzung. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine qualitative<br />
Einordnung.<br />
Die Leistungsbewertung ist Ausgang für die Personalbeurteilung, Laufbahnbeurteilung,<br />
Verwendungsbeurteilung. Sie hat dabei über Fähigkeiten, Interessen, Motivationen, über<br />
Kenntnisse, Fertigkeiten, Ausbildungen <strong>und</strong> Erfahrungen zu entschei<strong>de</strong>n. (Dorsch1998)<br />
Pädagogische <strong>Diagnostik</strong>:<br />
„Pädagogische <strong>Diagnostik</strong> umfasst alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen<br />
Lernen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Gruppe Lernen<strong>de</strong>n … Lernprozesse analysiert <strong>und</strong> Lernergebnisse<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n, um individuelles Lernen zu optimieren.“ (Ingenkamp, K.; 1988)<br />
Pädagogische Beobachtung:<br />
Pädagogische Beobachtung umfasst die gesamten Erkenntnisbemühungen, die <strong>de</strong>m Ziel<br />
dienen aktuelle pädagogische Entscheidungen zu treffen. Lehren<strong>de</strong> sind am Prozess <strong>de</strong>r<br />
Beobachtung <strong>und</strong> <strong>Diagnostik</strong> aktiv beteiligt. Interaktionskontexte, unterschiedliche<br />
theoretische Hintergrün<strong>de</strong> <strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utungszuschreibungen führen zu<br />
ganz unterschiedlichen Beobachtungen bzw. Bewertungen von Beobachtungen. Pädagogische<br />
Beobachtung ist sich dieses Sachverhaltes bewusst. Im Gegensatz zu <strong>Diagnostik</strong> im<br />
traditionellen Sinne liegt die professionelle Kompetenz von Lehren<strong>de</strong>n in einer kompetenten<br />
Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsför<strong>de</strong>rung, die nicht durch Typisierung <strong>und</strong> Klassifikation, son<strong>de</strong>rn<br />
durch Individualisierung <strong>und</strong> Kooperation gekennzeichnet ist. (vgl. Horstkemper 2006,<br />
Werning 2006)<br />
<strong>Evaluation</strong>:<br />
<strong>Evaluation</strong> als Vorgang einer bewerten<strong>de</strong>n Bestandsaufnahme anhand festgelegter<br />
Wertkriterien mittels wissenschaftlicher Verfahren. Die wissenschaftliche <strong>Evaluation</strong> dient<br />
<strong>de</strong>r Überprüfung <strong>und</strong> Verbesserung praktischer Maßnahmen, sie dient als Planungs- <strong>und</strong><br />
Entscheidungshilfe <strong>und</strong> ist somit handlungsorientiert. Sie ist in ihrer Konzeption <strong>und</strong><br />
Konstruktion <strong>de</strong>m jeweiligen aktuellen Stand wissenschaftlicher Forschungsmetho<strong>de</strong>n<br />
angepasst.<br />
Die <strong>Evaluation</strong> von Bildungsmaßnahmen hat – je nach gewähltem Ansatz – folgen<strong>de</strong><br />
Funktion:<br />
� Entscheidungsfunktion<br />
� Steuerungs- <strong>und</strong> Orientierungsfunktion<br />
� Weiterbildungsfunktion<br />
� Motivationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Funktion<br />
� Integrieren<strong>de</strong> <strong>und</strong> kommunikationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Funktion
Pädagogisch-psychische <strong>Evaluation</strong>sansätze (auch qualitative bzw. nicht-monitäre<br />
<strong>Evaluation</strong>) befassen sich vorwiegend mit <strong>de</strong>r <strong>Evaluation</strong> von Än<strong>de</strong>rungsprozessen <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmer einer Bildungsmaßnahme. Eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>r <strong>Evaluation</strong>sansätze stellen<br />
die handlungsorientierten Ansätze unter Einbindung aller Beteiligten <strong>und</strong> mit einem hohen<br />
Praxisbezug dar. (Dorsch 1998)<br />
Fazit: Leistungsbewertung dient im Schwerpunkt einer qualitativen Beurteilung anhand einer<br />
Bezugs- o<strong>de</strong>r Kriteriennorm, wohingegen pädagogische <strong>Diagnostik</strong> im Schwerpunkt<br />
prozessorientierte För<strong>de</strong>rmöglichkeiten aus genauen Beobachtungsprozessen abzuleiten <strong>und</strong><br />
dialogisch zu validieren versucht <strong>und</strong> sich eher an einer individuellen Bezugsnorm orientiert.<br />
För<strong>de</strong>rn heißt diagnostizieren<br />
– Pädagogische <strong>Diagnostik</strong> als wichtige Voraussetzung für individuellen Lernerfolg<br />
(Marianne Horstkemper 2006)<br />
Definition:<br />
Pädagogische <strong>Diagnostik</strong><br />
Orientiert an Klauer (1978) versteht Horstkemper (2006) unter pädagogischer <strong>Diagnostik</strong>, die<br />
gesamten Erkenntnisbemühungen, die <strong>de</strong>m Ziel dienen aktuelle pädagogische Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
Charakteristisch für pädagogische Diagnosen sind:<br />
• Systematisches & methodisches Vorgehen<br />
• Analyse von Lernprozessen <strong>und</strong> Lernergebnissen (mehr als reine<br />
Leistungsbeurteilung)<br />
• Begleiten<strong>de</strong> Überprüfung von Motivation, Emotion, Kognition, Motorik, Sensorik,<br />
Soziale Beziehungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Wechselwirkung<br />
• Einbettung in das aktuelle Unterrichtsgeschehen<br />
• Ziel: För<strong>de</strong>rung<br />
Unterschie<strong>de</strong> von pädagogischer <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> traditioneller Leistungsbeurteilung:<br />
Die traditionelle Leistungsbeurteilung orientiert sich eher an einer Form <strong>de</strong>r statischen<br />
<strong>Diagnostik</strong>, die auf die Erfassung <strong>de</strong>s Ist-Zustan<strong>de</strong>s einer Person abzielt, um daraus –explizit<br />
o<strong>de</strong>r implizit- Selektionsentscheidungen abzuleiten.<br />
Die pädagogische <strong>Diagnostik</strong> verwen<strong>de</strong>t eher prozessbegleiten<strong>de</strong> Diagnosestrategien, um<br />
daraus För<strong>de</strong>rmöglichkeiten abzuleiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Unterricht <strong>de</strong>m Leistungsstand <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r SuS anzupassen. Dazu bedient sie sich häufig psychologischer<br />
<strong>Diagnostik</strong>metho<strong>de</strong>n. Der berühmteste Vertreter pädagogischer <strong>Diagnostik</strong> ist Ingenkamp.<br />
„Voraussetzungen <strong>und</strong> Bedingungen planmäßiger Lehr- <strong>und</strong> Lernprozesse wer<strong>de</strong>n ermittelt,<br />
Lernprozesse analysiert <strong>und</strong> Lernergebnisse festgestellt“ (Ingenkamp 1992)
Grün<strong>de</strong> für die verstärkte Anwendung pädagogischer <strong>Diagnostik</strong> in <strong>de</strong>r Planung,<br />
Durchführung <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong> von Lehr- <strong>und</strong> Lernanarrangements:<br />
• Unterricht ist ein höchst komplexes Geschehen<br />
• <strong>Diagnostik</strong> ist die Gr<strong>und</strong>lage für die Lehr-Lern-Prozess-Steuerung, um <strong>de</strong>n Unterricht<br />
<strong>de</strong>n Lernausgangslagen <strong>de</strong>r SuS anpassen zu können<br />
• <strong>Diagnostik</strong> hat weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen: Statusdiagnostik kann die Schul- <strong>und</strong><br />
Berufskarriere langfristig beeinflussen, Prozessdiagnostik kann zu gezielten<br />
För<strong>de</strong>rungsschwerpunkten führen <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r zur Variation <strong>de</strong>r Umweltbedingungen,<br />
umgekehrt kann das fehlen prozessbegleiten<strong>de</strong>r <strong>Diagnostik</strong> zu spät (o<strong>de</strong>r sogar gar<br />
nicht) eingeleiteten Hilfsmaßnahmen führen.<br />
• Ganz konkret hat die <strong>Diagnostik</strong> Auswirkungen auf<br />
o die Selbsteinschätzung,<br />
o das Selbstbewusstsein,<br />
o auf die Schulfreu<strong>de</strong>,<br />
o auf die Motivation<br />
o Anstrengungsbereitschaft<br />
• Zutreffen<strong>de</strong> Diagnosen sind nach Horstkemper unverzichtbar, weil…<br />
o … sie die Gr<strong>und</strong>lage für die Passung sind<br />
o … sie die Gr<strong>und</strong>lage für präventive Maßnahmen sind<br />
o … sie die Gr<strong>und</strong>lage für gezielte Interventionen sind<br />
o … sie die Gr<strong>und</strong>lage für integrative Begabtenför<strong>de</strong>rung darstellen<br />
Gr<strong>und</strong>formen <strong>de</strong>r <strong>Diagnostik</strong><br />
Horstkemper unterschei<strong>de</strong>t zwischen (systembedingter) Selektionsdiagnostik <strong>und</strong><br />
För<strong>de</strong>rdiagnostik o<strong>de</strong>r Modifikationsdiagnostik. Pädagogische <strong>Diagnostik</strong> umfasst<br />
För<strong>de</strong>rdiagnostik, Modifikationsdiagnostik <strong>und</strong> Selektionsdiagnostik.<br />
Je<strong>de</strong> Form <strong>de</strong>r <strong>Diagnostik</strong> sollte eigentlich <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rung dienen.<br />
Diagnostische Strategien<br />
Die Statusdiagnostik nutzt dabei die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Selektion-, bzw. Auslese, in <strong>de</strong>m Sie<br />
Personen bestenfalls in die für sie günstigste Lernumgebung versetzt. Die Statusdiagnostik hat<br />
<strong>de</strong>mnach noch stärker eine doppelte Funktion: einerseits För<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Schaffung optimaler<br />
Lernbedingungen, an<strong>de</strong>rerseits auch die Vergabe von (gesellschaftlichen)<br />
Partizipationschancen (Steuerung <strong>de</strong>s weiteren Bildungsgangs).<br />
Die Prozessdiagnostik legt <strong>de</strong>n Fokus auf die Verän<strong>de</strong>rungspotentiale <strong>und</strong> begleiten<strong>de</strong><br />
Überprüfung <strong>und</strong> versucht über Maßnahmen zur Lern-/ Verhaltensän<strong>de</strong>rung einen<br />
Lernzuwachs zu erzielen. Sie dient <strong>de</strong>r Prävention <strong>und</strong> ggf. Intervention <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Suche nach<br />
Unterstützungsfunktionen. Sie weniger an gesellschaftlicher Plazierung, als an individueller<br />
För<strong>de</strong>rung interessiert.<br />
Insgesamt gibt es aber Überschneidungen zwischen bei<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen, insbeson<strong>de</strong>re dann,<br />
wenn im Zuge <strong>de</strong>r Prozessdiagnosen Schwächen festgestellt wer<strong>de</strong>n, die eine Überführung in<br />
eine an<strong>de</strong>re Lernumgebung notwendig erscheinen lassen (Gefahr <strong>de</strong>r Etikettierung o<strong>de</strong>r/<strong>und</strong><br />
Kompetenzprobleme).
Die (systembedingte) Selektionsdiagnostik bedient sich eher <strong>de</strong>r Statusdiagnostik (IST-<br />
Zustand einer Person) <strong>und</strong> die pädagogische <strong>Diagnostik</strong> eher <strong>de</strong>r Prozessdiagnostik<br />
(Verän<strong>de</strong>rungsprozess einer Person).<br />
Ebenen pädagogischer <strong>Diagnostik</strong><br />
Ebene 1: <strong>Diagnostik</strong> als didaktische Herausfor<strong>de</strong>rung (Unterrichtsgestaltung, Zeitaufwand,<br />
Anleitung)<br />
Ebene 2: <strong>Diagnostik</strong> als selbstreflexiver Prozess (Spannungen, Selbstzweifel)<br />
Ebene 3: <strong>Diagnostik</strong> als dialogischer <strong>und</strong> kooperativer Prozess (Kollegiale Zusammenarbeit,<br />
Prozesse <strong>de</strong>r Selbstbeurteilung <strong>de</strong>r SuS, Feedback, Auswertung)<br />
Voraussetzungen für diagnostische Kompetenzen <strong>de</strong>r Lehren<strong>de</strong>n<br />
• Zeiten für Teamkonferenzen<br />
• Zeit für Kooperative För<strong>de</strong>rplanung<br />
• Zeit für pädagogische Fallbesprechungen<br />
• Insgesamt: Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Systembedingungen<br />
• Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
• Akzeptanz eigener Schwächen (Selbstwert)<br />
• Neue Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lle<br />
• Kooperation mit externen Experten<br />
• Ausbildungsmodifikation<br />
Leistungsbewertung als Lernhilfen<br />
Leistungsbewertung als pädagogische Diagnose<br />
(Winter 2004)<br />
� Optimierung <strong>de</strong>r Lehr-/Lernprozesse (Voraussetzungen, Bedingungen, Konsequenzen):<br />
Nützlichkeit für das Lernen & <strong>de</strong>n Unterrichtsprozess (Rückmeldung an <strong>de</strong>n<br />
Lehren<strong>de</strong>n, SchülerInnen-Lernhilfe, Lernergebnisse <strong>de</strong>r SuS als Selbstevaluation für<br />
<strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>n, Erkenntnisse über för<strong>de</strong>rrelevante Lehr-/Lernbedingungen,<br />
Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung <strong>de</strong>s individuellen Lernens (geeignete<br />
Aufgaben, Lernhandlungen <strong>und</strong> Lernarrangements)<br />
� Individuelle För<strong>de</strong>rung möglich<br />
� Systemisch-interaktinistische Sichtweise (Abhängigkeit von Leistung von sozialer<br />
Situation)<br />
� Verwendung von Leistungsbewertung als Kontrollinstrument kann eine diagnostische<br />
Sichtweise behin<strong>de</strong>rn<br />
� Schulnoten sind diagnostisch nicht nützlich, da sie nur die relative Leistungshöhe<br />
angeben<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r neuen Lernkultur (Systemisch-konstruktivistische Didaktik)<br />
� Demokratisierung<br />
� Orientierung an Lernprozessen<br />
� Selbststeuerung
� Lernen an komplexen Aufgaben<br />
Verfahren zur Leistungsbeschreibung<br />
Schülerbeobachtungsbögen:<br />
Sehr allgemein gehaltener Beobachtungsbogen über soziale Kompetenzen, kognitive<br />
Merkmale <strong>und</strong> Arbeitsverhalten. Beinhaltet z. B. Konfliktfähigkeit, Frustrationstoleranz,<br />
logisches Denken, Sorgfalt etc. (Ziegenspeck u.a.)<br />
Vorteile Nachteile<br />
Breite <strong>de</strong>r Wahrnehmungsebenen Abstraktionsniveau <strong>de</strong>r Begrife<br />
Kontinuierliche Beschreibung<br />
(Prozessbegleitung)<br />
Geringere zeitlicher <strong>und</strong> inhaltlicher Abstand<br />
<strong>de</strong>r Rückmeldung<br />
Enge Verknüpfung mit Unterrichtsgeschehen<br />
Ganzheitlichkeit Zeitaufwand<br />
Latente Eigenschaften<br />
Lehrer als <strong>Diagnostik</strong>er: Kompetenzen?<br />
Komplexität<br />
Lernentwicklungsberichte:<br />
Lernentwicklungsberichte enthalten in <strong>de</strong>r Regel Ergebnisse fachlichen Lernens<br />
gleichermaßen wie freie Beschreibungen von Lernverhalten orientiert an individuellen<br />
Lernfortschritten <strong>und</strong> bil<strong>de</strong>n somit einen wesentlichen Beitrag zur Lerndiagnostik. Die freien<br />
Beschreibungen berücksichtigen auch Aussagen zu überfachlichen Kompetenzen, wie z. B.<br />
Kooperations-, Konflikt- <strong>und</strong> Teamfähigkeit, sowie Toleranz <strong>und</strong> Kompromissbereitschaft im<br />
Umgang mit Mitschülerinnen <strong>und</strong> Mitschülern. Der Lernentwicklungsbericht gibt<br />
<strong>de</strong>mentsprechend konkrete Hinweise zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Lernverhaltens. Dazu<br />
gehören beispielsweise die Gestaltung von Wochenplanarbeit <strong>und</strong> Freier Arbeit, die<br />
Teilnahme an Kursen <strong>de</strong>s Wahlbereichs <strong>und</strong> am För<strong>de</strong>runterricht.<br />
Vorteile Nachteile<br />
Prozessbegleitung Subjektiv<br />
Enges Wechselverhältnis zwischen Prozess- kompetenzabhängig vom Lehren<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> Bewertung<br />
Individuelle Lernhilfe/ Motivierung Problematische Notenvergabe<br />
(� Scheingenauigkeit von Noten generell)<br />
Dokumentation von Lernfortschritten<br />
Erkennung von Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
Klare Defintion von Entwicklungszielen<br />
Gemeinsame Entwicklung mit SuS/<br />
Partizipation (evtl. Lernkontrakte)<br />
Verbalzeugnisse:<br />
Ziel <strong>de</strong>r verbalen Beurteilung sollte es sein, Kin<strong>de</strong>rn zu helfen, sich selbst realistisch<br />
einzuschätzen, sich in ihrer Individualität anzunehmen sowie Impulse zu geben, an <strong>de</strong>r<br />
Entfaltung eigener Fähigkeiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beherrschung gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>r Fähigkeiten<br />
weiterzuarbeiten. Verbalbeurteilungen <strong>und</strong> sog. Verbalzeugnisse sind Formen <strong>de</strong>r<br />
Lernerfolgsrückmeldung.
Vorteile Nachteile<br />
Individuelle Darstellung Schwierige Vergleichbarkeit<br />
Soziale Kompetenzen beschreibbar Gefahr <strong>de</strong>r Entwicklung von Textbausteinen<br />
eigene Reflexionsfähigkeit<br />
Testgütekriterien <strong>und</strong> ihre Anwendbarkeit bei <strong>de</strong>r pädagogischen <strong>Diagnostik</strong><br />
Objektivität:<br />
Die Ergebnisse sind unabhängig vom Bewerten<strong>de</strong>n. Vollständige objektivität ist nicht<br />
erreichbar. Lernprozesse sind Interaktionsprozesse.<br />
Reliabilität:<br />
Die gemessenen Werte sind unabhängig von Zufällen. Wird <strong>de</strong>r Test wie<strong>de</strong>rholt, dann kommt<br />
man zu <strong>de</strong>m gleichen Ergebnis. Wenn man einen Schultest schreiben lässt <strong>und</strong> ihn dann später<br />
wie<strong>de</strong>rholt, dann sollte <strong>de</strong>r Test möglichst besser ausfallen (Ziel: Lernzuwachs).<br />
Validität:<br />
Gibt <strong>de</strong>n grad <strong>de</strong>r Genauigkeit an, mit <strong>de</strong>r eine Messmetho<strong>de</strong> das erfasst, was sie erfassen soll<br />
bzw. zu erfassen vorgibt. (Misst <strong>de</strong>r Test das, was er messen soll.) Validität ist auch in <strong>de</strong>r<br />
pädagogischen <strong>Diagnostik</strong> weiterhin ein zentrales Gütekriterium. Es sollte in einer Prüfung<br />
das abgefragt wer<strong>de</strong>n, was auch im Unterricht drangenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Ökonomie:<br />
Unter Ökonomie versteht man einen geringen Aufwand (Ressourcen). Der Aufwand<br />
pädagogischer Diagnosen hängt vom Diagnosegegenstand ab <strong>und</strong> kann dieses Kriterium<br />
daher meist nicht erfüllen. Statt <strong>de</strong>ssen sollten Transparenz <strong>und</strong> Verständlichkeit als kriterien<br />
an seine Stelle treten.<br />
Nützlichkeit:<br />
Die Lehr-/ Lernaarangements sollten für <strong>de</strong>n Lernprozess för<strong>de</strong>rlich <strong>und</strong> sinnvoll geplant sein.<br />
Dies sollte als neues Gütekriterien eingeführt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> prozessbegleitend reflektiert,<br />
geplant <strong>und</strong> überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Merkmale von Lernprozessanalysen bzw. pädagogischer <strong>Diagnostik</strong><br />
� Beobachtung<br />
� Analyse<br />
� Abkehr von statusorientierten Test- <strong>und</strong> Zuweisungsdiagnostik<br />
� Einbeziehung <strong>de</strong>rSituation, <strong>de</strong>r Bedingungen, <strong>de</strong>r Voraussetzungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
Lernbiographien<br />
� Suche nach Lernbehin<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> för<strong>de</strong>rlichen Momenten <strong>de</strong>r Situation<br />
� Konzentration auf die Lernhandlungen <strong>und</strong> die Vorgehensweise<br />
� Ressourcenorientierung<br />
� Akzeptanz qualitativer Metho<strong>de</strong>n<br />
Ziel: För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Individuums
Verfahren: Strukturdiagnostik, Lerndiagnosen, Lernför<strong>de</strong>rdiagnostik, Lernbegleitung,<br />
Kooperative Lernbegleitung, Individualpädagogische <strong>Diagnostik</strong>, Lernprozessanalysen<br />
Gr<strong>und</strong>züge <strong>de</strong>s Dialog-Konsens-Verfahren<br />
• Mo<strong>de</strong>ll von Groeben <strong>und</strong> Scheele<br />
• Forschungshaltung<br />
• Subjektorientierung<br />
• Explanative Validierung/ dialogischer Austausch<br />
• Ernstnehmen von subjektiven Konstrukten (<strong>de</strong>r Befragten)<br />
• Symmetrische Beziehungsgestaltung � kommunikative Validierung (beson<strong>de</strong>rs<br />
geeignet als I<strong>de</strong>e für die Schule)<br />
Problematische Annahmen bei <strong>de</strong>r didaktischen Planung <strong>und</strong> ihre Korrektur<br />
Anstrengungsthese: Anstrengung führt zum Erfolg. Diese Annahme ist<br />
situationsunabhängig <strong>und</strong> berücksichtigt nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>r SuS.<br />
Wie<strong>de</strong>rholungsthese: Ständige Wie<strong>de</strong>rholung führt zu besseren Leistungen. Wenn dieselbe<br />
Art <strong>de</strong>r Aufgabenstellung iun gleicher weise wie<strong>de</strong>rholt wird, dann wird nicht auf die Passung<br />
zwischen Erklärung, Übungsart <strong>und</strong> Lerntechnik geachtet. Es han<strong>de</strong>lt sich dann um eine<br />
inadäquate Art <strong>de</strong>r rein quantitativen Wie<strong>de</strong>rholung.<br />
Defizitthese: Lehren<strong>de</strong> konzentrieren sich (ausschließlich) auf Fehler <strong>und</strong> Schwächen. Dies<br />
führt zu Stigmatisierungen <strong>und</strong> Stärken wer<strong>de</strong>n nicht gesehen <strong>und</strong> gewürdigt.<br />
Insgesamt: Vernachlässigung <strong>de</strong>r materiellen <strong>und</strong> sozialen Lernsituation.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen sollten bei <strong>de</strong>r didaktischen Planung folgen<strong>de</strong> Punkte berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
(nach Winter 2004):<br />
• Kooperative Unterrichtsgestaltung mit <strong>de</strong>n Lernen<strong>de</strong>n (Dialog)<br />
• Sachliche <strong>und</strong> persönliche Voraussetzung in Beziehung bringen (Passung)<br />
• Ökologischer Ansatz in <strong>de</strong>r <strong>Diagnostik</strong> (Bedingungsanalysen)<br />
Ansätze zur didaktischen Planung<br />
Zone <strong>de</strong>r nächsten Entwicklung<br />
Eine für die Pädagogik zentrale Aussage Wygotskis ist die "Zone <strong>de</strong>r nächsten Entwicklung".<br />
Dieses Konzept geht von <strong>de</strong>r Annahme aus, dass Lernen, das über die Zone <strong>de</strong>r aktuellen<br />
Entwicklung hinausgeht, also im Bereich <strong>de</strong>r Zone <strong>de</strong>r nächsten Entwicklung, in sozialen<br />
Bezügen möglich ist. In Konsequenz heißt das für die Pädagogik konkret, die Didaktik stets<br />
an <strong>de</strong>r Zone <strong>de</strong>r nächsten Entwicklung zu orientieren. Eine einfache Umschreibung dafür ist:<br />
Der Lernen<strong>de</strong> sollte we<strong>de</strong>r unter- noch stark überfor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die Aufgabenstellung sollte<br />
stehts ein klein bisschen höher als das höchste Niveau <strong>de</strong>r SuS liegen <strong>und</strong> durch Anregungen<br />
von Außen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Entwicklungslogische Didaktik<br />
Entwicklungslogische Didaktik berücksichtigt interaktionistische, kommunikative,<br />
interkulturelle <strong>und</strong> systemtheoretische Sachverhalte. Sie ist persönlichkeitstheoretisch <strong>und</strong>
entwicklungspsychologisch f<strong>und</strong>iert. Es geht um eine nicht selektieren<strong>de</strong> <strong>und</strong> segregieren<strong>de</strong><br />
Form <strong>de</strong>r Pädagogik.<br />
Voraussetzungsanalyse<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r individuelle <strong>und</strong> soziokulturelle Voraussetzungen <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong>n<br />
( Kursgröße, Sozialverhalten, mündliche Beteiligung am Unterricht, Lehrer-Schüler-<br />
Kommunikation, Vorwissen hinsichtlich <strong>de</strong>s zu bearbeiten<strong>de</strong>n Themas, Motivation).<br />
Bedingungen <strong>de</strong>s Lernortes (Raum, Schulgebäu<strong>de</strong>, Lage <strong>de</strong>r Schule, Zeit, Kooperationsorte,<br />
usw.)<br />
Interaktion von Didaktik <strong>und</strong> Diagnose<br />
Die didaktische Planung beinhaltet die Entscheidung über die Formulierung geeigneter<br />
Aufgaben, Lernhandlungen <strong>und</strong> Lernarrangements. Diese Entscheidungen bedürfen einer<br />
genauen Kenntnis <strong>de</strong>r Voraussetzungen <strong>de</strong>r SuS <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Umgebungsbedingungen, sie<br />
erfor<strong>de</strong>rn also diagnostische Informationen, um begrün<strong>de</strong>t gefällt wer<strong>de</strong>n zu können. Die<br />
Diagnose muss dabei einen engen Bezug zur didaktischen Planung erhalten. Das Ziel ist dabei<br />
Kin<strong>de</strong>r zu studieren, in <strong>de</strong>m man sie unterrichtet. Diagnose <strong>und</strong> pädagogisches Han<strong>de</strong>ln sind<br />
dabei miteinan<strong>de</strong>r verschränkt <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n wechselseitig ineinan<strong>de</strong>r überführt.<br />
Selbstbeurteilung <strong>de</strong>r Schüler<br />
Werner Sacher (2004)<br />
Definition (Selbstbeurteilung):<br />
Selbstbeurteilung <strong>de</strong>r SuS ist ihre eigene Reflexion <strong>und</strong> Kommunikation über Lernprozesse &<br />
Leistungen (sowohl Selbst- als auch durch Mitschüler), diese muss nicht notwendigerweise<br />
wertend sein <strong>und</strong> be<strong>de</strong>utet nicht, dass sich die SuS selbst ihre Noten geben. Selbstbeurteilung<br />
setzt Selbstbeobachtung voraus, wobei dies zur Selbstrückmeldung <strong>und</strong> Selbstdiagnose führen<br />
soll. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Prozessorientierung.<br />
Selbstbeurteilungen wer<strong>de</strong>n von folgen<strong>de</strong>n Gruppen getroffen:<br />
� SchülerInnen selbst<br />
� Mitschüler<br />
� Lehrkräfte<br />
Grün<strong>de</strong> für Selbstbeurteilungen<br />
• wichtige Rückmeldung über die Gestaltung ihre Lehr- & Lehrarrangements für<br />
Lehren<strong>de</strong><br />
• Selbstbeurteilung muss schrittweise erlernt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>shalb kann es hilfreich<br />
sein sich zunächst aus einer Fremdperspektive beurteilen zu lassen, weil bsp.<br />
Mitschüler eine größere Distanz zur Leistung haben als die SuS selbst<br />
• evtl. höhere Akzeptanz, wenn die Beurteilung von <strong>de</strong>n SuS erbeten wur<strong>de</strong>n<br />
(Motivation)<br />
Definition (Selbstbewertung)<br />
Selbstbewertung ist eine beson<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r Selbstbeurteilung (erst Recht, wenn es sich um<br />
Notengebungen han<strong>de</strong>lt). Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Produktorientierung.
Formen <strong>de</strong>r Selbstbeurteilung<br />
� produktorientiert vs. Prozessorientiert (handlungsorientiert)<br />
� Verschie<strong>de</strong>ne Beurteilungsobjekte: Leistungen o<strong>de</strong>r Urteile über frühere<br />
Leistungen<br />
� Unterschiedliche Personen<br />
� Unterschiedliche Stellen <strong>de</strong>s Lern- & Arbeitsprozesses (vorausschauen, begleitend,<br />
nachfolgend)<br />
� konkrete Aufgaben o<strong>de</strong>r allgemeine erfahrungsbezogene Selbstbeurteilung<br />
� Vorgegebene o<strong>de</strong>r selbstentwickelte Kriterien<br />
� Vergleichend o<strong>de</strong>r nicht-vergleichend<br />
� Privat vs. im Austausch mit an<strong>de</strong>ren<br />
� Freiwillig vs. verpflichtend<br />
Mögliche Probleme von Selbstbeurteilung<br />
� Zu mil<strong>de</strong>/ zu nachrichtig (SuS sind eher selbstkritisch)<br />
� Intellektuelle Voraussetzungen (SuS sollten dosiert herangeführt wer<strong>de</strong>n)<br />
� (Problematische) soziale Bezugsnormen � sollten sowieso<br />
Lernziele/Leistungsentwicklung sein <strong>und</strong> nicht die Bezugsnorm<br />
� Lob <strong>de</strong>r Lehrkraft unwichtig (nur extrinsische Motivation � Kultur <strong>de</strong>r<br />
gegenseitigen Wahrnehmung von Leistungen)<br />
� Keine vollständige Kenntnis über die Sache (nicht gleich zu Beginn)<br />
� Abzug <strong>de</strong>r Lernaufmerksamkeit<br />
� Fehlen<strong>de</strong> SuS Motivation<br />
Bedingungen für Selbstbeurteilungen<br />
� SuS müssen Schule als gestaltbar erleben<br />
� Selbsteurteilung im Zusammenhang mit Inhalten praktizieren, <strong>de</strong>ren Aneignung <strong>de</strong>n<br />
SuS wichtig ist<br />
� Beratungsgespräch mit <strong>de</strong>m Lehrer<br />
� Tonband- & Vi<strong>de</strong>oaufzeichnungen<br />
� Selbsterbeten<strong>de</strong>s Mitschülerurteil<br />
� Zeit & Hilfe für das Aufarbeiten von Lücken<br />
� gut beobachtbare Handlungen & Operationen<br />
� zunächst: „Vereinseitigung“, d.h. geson<strong>de</strong>rter Teilbereich selbst-beurteilen bzw.<br />
Fremdbeobachtungsauftrag<br />
� nicht zu einfache Aufgaben � eher Aufgaben bei <strong>de</strong>nen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Herangehensweisen möglich sind<br />
� erst Alleinarbeit, dann Gruppenarbeit beurteilen<br />
� Verwendung von Handlungsmo<strong>de</strong>llen, - Mustern, Checklisten, Musterlösungen<br />
(Konkretisierung)<br />
� Zwischen Ergebnisse selbst beurteilen („Halbfabrikate“)
Umsetzung von „Systematischer Fehlerarbeit“ (!)<br />
� Fehler sind wertvolle Einblicke in die Denk- & Arbeitsweisen von SuS<br />
1. Sensibilisierung für Fehler: SuS sollen ihre Fehler selbst erkennen (z.B. selbst<br />
geführte Fehlerlisten)<br />
2. Reflexion über Fehler<br />
o Klassifizierung von Fehlern: Art <strong>de</strong>r Fehler (z.B. Wahrnehmungsfehler,<br />
Missverständnisse, systematische Fehler, verbreitete Fehler, typische Fehler)<br />
o Kausalhypothese: Vermutungen über die Ursache (z.B. Konzentrationsmängel,<br />
Arbeitstempo, unbekannte o<strong>de</strong>r unverstan<strong>de</strong>ne Regeln, fehlen<strong>de</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lagenkenntnisse)<br />
3. Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern: Lerntechniken<br />
4. Evaluierung <strong>de</strong>r ergriffenen Maßnahmen: Überprüfung, ob eine fehlerreduzierung<br />
eingesetzt hat.<br />
Umsetzung: Zunächst durch Unterstützung <strong>de</strong>s Lehrers, dann zunehmend selbstständig.<br />
Regelmäßige Besprechung <strong>de</strong>r angewandten Metho<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Lehrer. Die Arbeit kann<br />
Bestandteil eines Lerntagebuchs o<strong>de</strong>r eines Portfolios sein. Für <strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>n stellt diese<br />
Rückmeldung die Gr<strong>und</strong>lage weiterer didaktischer Planung dar.<br />
Exkurs<br />
Portfolio: Mappenprinzip zur Dokumentation von Leistungen sowie Lern- <strong>und</strong><br />
Arbeitsprozesse. Sammlung <strong>und</strong> Darstellung von Ergebnissen <strong>und</strong> Produkten. Arten:<br />
Vorzeigeportfolio, Entwicklungsportfolio, Prüfungsportfolio, Bewerbungsportfolio.<br />
Vielseitiges Instrument zur Etablierung einer neuen Lernkultur.<br />
Lerntagebuch: Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sitzungen, eigenen Erlebens <strong>und</strong> Nachgedanken. Ziel ist die<br />
Abbildung persönlicher Lernprozesse <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schreibkompetenz. Es kann zur <strong>Evaluation</strong> <strong>de</strong>r<br />
SuS <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Lehren<strong>de</strong>n dienen.<br />
Stärken & Schwächen <strong>de</strong>r Selbstbeurteilung<br />
Verwirklichung von <strong>de</strong>mokratischen<br />
Gr<strong>und</strong>sätze<br />
Vorteile Nachteile<br />
Intellektuelle Voraussetzungen � dosiertes<br />
Vorgehen<br />
Reduktion von Prüfungsangst Keine vollständige Kenntnis über die Sache<br />
� nicht gleich zu Beginn<br />
Schnellere, bessere Rückmeldungen Abzug <strong>de</strong>r Lernaufmerksamkeit<br />
Eigene Struktur <strong>de</strong>r Leistungserbringung Fehlen<strong>de</strong> SuS Motivation<br />
Wahrnehmung auch kleiner Lernfortschritte<br />
Selbstbewusstsein
Kontingenzbeziehungen (Verhalten-<br />
Konsequenzen)<br />
Aufbau von Metakognition (Wissen über<br />
eigene Denk- & Lernprozesse)<br />
Aufhebung <strong>de</strong>r Entfremdung von<br />
Schüllerleistungen<br />
Gemeinsame Qualitätsfürsorge<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Akzeptanz <strong>de</strong>r<br />
Lehrerbeurteilung<br />
Prozessdiagnostik<br />
Symmetrischer LuSuS-Beziehung �<br />
kommunikative Validierung<br />
Verbesserung/ Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Unterrichtsgestaltung<br />
Verbesserte Kommunikation zwischen<br />
Schüler, Lehrern, Eltern<br />
Selbst- <strong>und</strong> Fremdbeurteilung<br />
(Hahn 2007)<br />
Ziel:<br />
� Lernen<strong>de</strong> aktiv in <strong>de</strong>n Bewertungsprozess einbeziehen (Partizipation)<br />
� Berufliche Handlungskompetenz erfor<strong>de</strong>rt die Fähigkeit zur kritischen<br />
Selbsteinschätzung<br />
� Frühwarnsystem<br />
� Rückmeldung an die Teilnehmer <strong>und</strong> an <strong>de</strong>n Ausbil<strong>de</strong>r/ Lehren<strong>de</strong>n<br />
� Gr<strong>und</strong>lage konstruktiver Feedbackgespräche<br />
� Kenntnis über Entwicklungsprozesse<br />
Metho<strong>de</strong>n:<br />
� Selbst- <strong>und</strong> Fremdbewertungsbögen<br />
� Checklisten<br />
� <strong>Evaluation</strong>sbögen<br />
Selbstbewertungsbögen:<br />
• Raster bestimmter Kompetenzen o<strong>de</strong>r Verhaltensweisen<br />
• Evtl. Abstufung einer Fertigkeit in verschie<strong>de</strong>ne Qualitätsgra<strong>de</strong><br />
• Tipps zur Konstruktion:<br />
� überschaubarer Bereich, plausible Glie<strong>de</strong>rung
Geltungsbereich:<br />
Allgemeine Kritik an Gruppenarbeiten<br />
� motivieren<strong>de</strong>s Layout<br />
� einfach, schnell ausfüllbar<br />
� formale Angaben (Name, Fach, Thmea, etc.)<br />
� Einbezug <strong>de</strong>r SuS in die Konzeption,<br />
� ICH-Form,<br />
� Positive Formulierung (Erfolgskriterien),<br />
(Ressourcenorientierung)<br />
� ein<strong>de</strong>utig, präzise, verständlich, keine doppelte Verneinung, pro<br />
Item ein Aspekt,<br />
� maximal 15 Items,<br />
� drei bis fünf Bewertungskriterien,<br />
� Selbst- <strong>und</strong> Frem<strong>de</strong>inschätzungen (Selbsteinschätzung vor<br />
Frem<strong>de</strong>inschätzung)<br />
� Deskrptive Aussagen<br />
� Subjektive Einschätzung<br />
� Ebenso wie Zeugnisnoten, Klausuren, mündliche Prüfungen<br />
Gruppenarbeit in Projekten<br />
(Hahn 2008)<br />
� Bewertungsproblematik<br />
� „objektive / gerechte“ Bewertung <strong>de</strong>s einzelnen Schülers <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gruppe nicht<br />
möglich<br />
� Lehren<strong>de</strong> hat keine ausreichen<strong>de</strong> Kontrolle über die in <strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />
ablaufen<strong>de</strong>n Prozesse (Implikation: sonst Kontrolle vorhan<strong>de</strong>n)<br />
� Präsentation <strong>und</strong> Diskussion <strong>de</strong>r Arbeitsergebnisse keine ausreichen<strong>de</strong> Gr<strong>und</strong>lage für<br />
(schriftliche) Lernerfolgskontrollen<br />
� Lernerfolgskontrollen / Klausuren dürfen sich nur auf <strong>de</strong>n Kollektivunterricht stützen<br />
Bewertungsgr<strong>und</strong>lagen für Gruppenarbeiten<br />
� Arbeitsplan <strong>de</strong>r Gruppe<br />
� Arbeits(zwischen)ergebnisse, z. B. Entwurf eines Fragebogens, eines<br />
Werbeplakats etc.<br />
� Produkte in Form von Plakaten, Fotos, Zeitungsartikeln o. ä.,<br />
ausstellungsgerecht gestaltet <strong>und</strong> / o<strong>de</strong>r schriftlich ausformuliert<br />
� Vortrag aller Gruppenmitglie<strong>de</strong>r (Projektpräsentation) mit anschließen<strong>de</strong>r<br />
Diskussion<br />
� individueller Arbeitsprozessbericht (Leitfragen zum Projekt, Beschreibung <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Arbeitsschritte, Schwierigkeiten, Erfolge usw.)
Bewertungskriterien <strong>de</strong>s Arbeitsprozesses<br />
� vollständige, chronologische, realistische Darstellung <strong>de</strong>s Arbeitsprozesses<br />
� Darstellung <strong>de</strong>r Schwierigkeiten <strong>und</strong> Erfolge <strong>de</strong>s Arbeitsprozesses anhand von<br />
Leitfragen<br />
� reflektierte Einschätzung <strong>de</strong>s eigenen Lernprozesses<br />
� realistische Selbsteinschätzung <strong>de</strong>s eigenen Arbeitsanteils in <strong>de</strong>r Gruppe<br />
� evtl. Vergleich mit früheren Unterrichts- / Lernerfahrungen<br />
Bewertungskriterien für das Produkt<br />
� sachliche Richtigkeit / Informationsgehalt<br />
� ansprechen<strong>de</strong>, übersichtliche, <strong>de</strong>n vorab vereinbarten Kriterien entsprechen<strong>de</strong><br />
Gestaltung<br />
� Darstellung <strong>und</strong> Reflexion inhaltlicher <strong>und</strong> methodischer Gesichtspunkte<br />
� selbstkritische Einschätzung <strong>de</strong>s Produkts / Verbesserungsvorschläge<br />
Hinweise zur Bewertung von Gruppenarbeiten<br />
� Gemeinsame Leistung <strong>de</strong>r Gruppe als auch die Einzelleistung bewerten<br />
� Einzelleistungen: individuelle Bezugsnorm in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> stellen<br />
� Einschätzung <strong>de</strong>s Lehren<strong>de</strong>n mit einer Selbsteinschätzung <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong>n kombinieren<br />
� Bewertung mit Noten durch an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>r Rückmeldung ergänzen (z. B.<br />
Auswertungs- /Beratungsgespräche, schriftliche Rückmeldungen in Form von<br />
Verbalgutachten, Briefen usw.).<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Note<br />
50% Bewertung <strong>de</strong>r individuellen Arbeitsleistung & 50% Gruppenprodukt<br />
o<strong>de</strong>r<br />
individuelle Arbeitsleistung <strong>und</strong> Gruppenprodukt in unterschiedlichen Gewichtungen, die <strong>de</strong>n<br />
Teilnehmern vorab bekannt gegeben bzw. mit ihnen gemeinsam festgelegt wer<strong>de</strong>n<br />
Vorgehen bei <strong>de</strong>r Konzeption einer Gruppenbewertung<br />
• Geeignete Gruppenaufgabe<br />
• Erwartungshorizont: Ausgangspunkt 4, dann aufsteigend<br />
• Kriterien <strong>de</strong>r Bewertung (Objektivität, Reliabilität, Validität) <strong>und</strong><br />
Gewichtung festlegen<br />
• Kriterien zur Bewertung <strong>de</strong>s Gruppenprozesses (Fachkompetenz/<br />
Schlüsselqualifikation)<br />
• Selbst- <strong>und</strong> Frem<strong>de</strong>inschätzungsbogen konzipieren & einführen<br />
• Bewertung <strong>de</strong>r Einzelleistungen: Erwartungshorizont, Kriterien,<br />
Gewichtung, Beurteilungsinstrumente (z.B. Lerntagebuch,<br />
Selbst-/Frem<strong>de</strong>inschätzungsbögen, etc.)
Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse för<strong>de</strong>rn – Pädagogische Beobachtung im Alltag<br />
Werning 2006<br />
<strong>Diagnostik</strong>: In <strong>de</strong>r klassischen Psychometrie hat <strong>Diagnostik</strong> die Aufgabe von Klassifikation<br />
<strong>und</strong> Typologisierung mit Hilfe von spezifische Testverfahren.<br />
Pädagogische Beobachtung: Lehren<strong>de</strong> sind am Prozess <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>und</strong><br />
<strong>Diagnostik</strong> aktiv beteiligt. Interaktionskontexte, unterschiedliche theoretische Hintergrün<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utungszuschreibungen führen zu ganz unterschiedlichen<br />
Beobachtungen bzw. Bewertungen von Beobachtungen. Pädagogische Beobachtung ist sich<br />
dieses Sachverhaltes bewusst. Im Gegensatz zu <strong>Diagnostik</strong> im traditionellen Sinne liegt die<br />
professionelle Kompetenz von Lehren<strong>de</strong>n in einer kompetenten Lern- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsför<strong>de</strong>rung, die nicht durch Typisierung <strong>und</strong> Klassifikation, son<strong>de</strong>rn durch<br />
Individualisierung <strong>und</strong> Kooperation gekennzeichnet ist.<br />
Ziele pädagogischer Beobachtung:<br />
� Ermittlung <strong>de</strong>r Lernausgangslage: Durch pädagogische Beobachtung, soll die<br />
Weltsicht <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r (Vorerfahrungen, Fragen, Hypothesen, Strategien) erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ihre Lernstän<strong>de</strong>, Lernstrategien <strong>und</strong> Lernmotivation. Beson<strong>de</strong>rs bei<br />
schulischen Übergangsentwicklungen (z.B. Lehrerwechsel). Metho<strong>de</strong>n:<br />
Screeningverfahren, (z.B. Hamburger Schreibprobe), Beobachtung <strong>und</strong><br />
Dokumentation (z.B. Lerntagebuch). Ziel: das Denken <strong>de</strong>r SuS sichtbar machen.<br />
Kooperation von Lehrern, Eltern, Erziehern, usw. – ohne Stigmatisierung, durch<br />
Ressourcenorientierung.<br />
� Lernbegleitung: reflektieren<strong>de</strong> Begleitung von Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozessen<br />
(z.B. Lerntagebücher, Portfolios)<br />
� Bearbeitung von spezifischen Problemsituationen: Anwendung angemessener <strong>und</strong><br />
effektiver Verfahren, Teamarbeit mit Son<strong>de</strong>rpädagogen, Psychologen. Metho<strong>de</strong>n:<br />
kooperative Lernbegleitung, Kind-Umfelt-Analyse, kollegiale Fallberartung<br />
Unterrichtsverfahren zur Realisierung einer gelungenen Beobachtung:<br />
Hamburger Schreibprobe: Die HSP dient <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>s orthographischen<br />
Strukturwissens <strong>und</strong> <strong>de</strong>r gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Rechtschreibstrategien: Orthographische Strategie<br />
kooperative Lernbegleitung:<br />
Vorstellungskonferenz, Informationsphase, Vorbereitung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rkonferenz,<br />
För<strong>de</strong>rkonferenz, Umsetzen <strong>de</strong>r geplanten Maßnahmen <strong>und</strong> prozessbegleiten<strong>de</strong> Reflexion.<br />
(Unterrichtsbeobachtung: Erfassung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen Unterrichten<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Kind,<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Lernkultur in <strong>de</strong>r Klasse/ Gespräche mit externen Beteiligten,<br />
z.B. mit einem Therapeuten, Gespräche mit <strong>de</strong>n Eltern, Gespräche mit <strong>de</strong>m<br />
Kind/Jugendlichen, Einbeziehung von externen Experten: Schulpsychologe, Son<strong>de</strong>rpädagoge<br />
etc.)<br />
Kind-Umfelt-Analyse: Sammlung von Information über die Lebenswelt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s.
Beobachtung nach Werning<br />
Gr<strong>und</strong>lage je<strong>de</strong>r Beobachtung ist eine Unterscheidung: das Setzten einer Differenz <strong>und</strong> die<br />
Bezeichnung einer Seite dieser Differenz. Beobachtung setzt dabei die<br />
Diskriminationsfähigkeit <strong>de</strong>s beobachten<strong>de</strong>n Systems voraus. Welche Unterscheidungen man<br />
treffen kann, hängt von <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Beobachtung genauso ab wie von <strong>de</strong>r Theorie <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />
Instrumentarium, mit <strong>de</strong>m man beobachtet. Beobachtungen sind <strong>de</strong>shalb niemals unabhängig<br />
von <strong>de</strong>m beobachten<strong>de</strong>n System zu betrachten – niemals objektiv. Die Frage ist: ‚Was<br />
beobachte ich?’<br />
Das Treffen einer Unterscheidung <strong>und</strong> die Bezeichnung einer Seite wird dabei als<br />
Beobachtung I. Ordnung <strong>de</strong>finiert. Hier wird davon ausgegangen, dass sich Objekte,<br />
Subjekte <strong>und</strong> Konstrukte in <strong>de</strong>r Außenwelt beobachten lassen. Es han<strong>de</strong>lt sich um einen nichtkonstruktivistischen<br />
Standpunkt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Beobachtung II. Ordnung versteht sich <strong>de</strong>r Beobachter als Teil <strong>de</strong>ssen, was er<br />
beobachtet, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Konstruktionsprozess von Wirklichkeit durch die<br />
Beobachtungshandlung I. Ordnung reflektiert. Die Frage ist: ‚Wie beobachte ich?’ Er<br />
beobachtet die Wahl seiner Unterscheidung, die die Beobachtung I. Ordnung erzeugt (Warum<br />
beobachte ich so <strong>und</strong> nicht an<strong>de</strong>rs? Was wür<strong>de</strong> ich bei einer an<strong>de</strong>ren Unterscheidung<br />
beobachten können?). Es wird immer davon ausgegangen, dass es mehrere<br />
Unterscheidungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Wirklichkeitskonstruktionen gibt. Das WIE <strong>de</strong>r<br />
Beobachtung <strong>de</strong>finiert das WAS <strong>de</strong>r Beobachtung. Ziel ist dabei nicht die Selektion <strong>und</strong><br />
Klassifizierung, son<strong>de</strong>rn die Reflexion <strong>de</strong>r bisherigen För<strong>de</strong>rmaßnahmen<br />
Systemisch-konstruktivistischer Perspektive auf Beobachtung<br />
Gr<strong>und</strong>thesen<br />
Die Welt in <strong>de</strong>r wir leben ist durch unsere Kommunikationen <strong>und</strong> Interaktionen, durch<br />
unser Erfahren, Wahrnehmen <strong>und</strong> unser Han<strong>de</strong>ln konstruiert. Je<strong>de</strong> Aussage, je<strong>de</strong><br />
Wahrnehmung ist damit eine Beobachterkonstruktion. Unser psychiches System hat keinen<br />
direkten Zugang zu einer von uns unabhängigen Wirklichkeit. Unsere „Wahr“-nehmungen<br />
sind geb<strong>und</strong>en an <strong>de</strong>n Möglichkeitsraum unserer Beobachtungen, <strong>de</strong>finiert durch <strong>de</strong>n<br />
sozialen Kontext, durch unser psychisches System, durch die Instrumente <strong>de</strong>s Beobachtens<br />
(z.B. Testverfahren, Vi<strong>de</strong>oaufzeichnungen)“ (vgl. Willke 1994).<br />
„Pädagogische <strong>Diagnostik</strong> ist Situationsdiagnostik <strong>und</strong> zugleich auch immer<br />
Lernprozessdiagnostik. Eine so verstan<strong>de</strong>ne <strong>Diagnostik</strong> hat nicht mehr <strong>de</strong>n einmaligen<br />
Charakter einer Querschnittserhebung, einer norm-orientierten Statusdiagnose, son<strong>de</strong>rn<br />
beinhaltet eine historische Dimension, einen Entwicklungsaspekt <strong>und</strong> geht generell von <strong>de</strong>n<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Lernwillen bei Schülern aus.“ (Eberwein/Knauer 1998)<br />
Aus <strong>de</strong>r Sicht einer verstehensorientierten För<strong>de</strong>rdiagnostik wür<strong>de</strong> man sich gegen die<br />
Anwendung eines starren, normfixierten Verständnisses von <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Glauben an<br />
<strong>de</strong>ssen Objektivität verwahren. Solche Verfahren (so die Kritik) „implizieren die Gefahr,<br />
Verhalten von Kin<strong>de</strong>rn auf Teil- bzw. Funktionsbereiche zu reduzieren. ´Defizite´ <strong>und</strong><br />
´Normabweichungen´ zu fokussieren <strong>und</strong> damit verstärkt zur Vorurteilsbildung <strong>und</strong><br />
Stigmatisierung beizutragen“ (B<strong>und</strong>schuh 1998). Die Komplexität <strong>de</strong>s „Gegenstan<strong>de</strong>s“
erfor<strong>de</strong>rt im Rahmen einer prozess-orientierten För<strong>de</strong>rdiagnostik die Anwendung qualitativer<br />
Verfahren: Kind/Jugendliche als Dialogpartner, Berücksichtigung <strong>de</strong>s biographischen <strong>und</strong><br />
ökologischen Kontextes, Entwicklungsmöglichkeiten. Die Basis einer <strong>de</strong>rartigen <strong>Diagnostik</strong><br />
bil<strong>de</strong>n hermeneutische Verfahren <strong>und</strong> ein Wahrheitsverständnis, das sich nicht mit „objektiv<br />
feststellbaren“ Tatsachen zufrie<strong>de</strong>n gibt. Die Möglichkeit menschlichen Verstehens schließt<br />
auch die Subjektivität <strong>de</strong>s Forschers <strong>und</strong> die <strong>de</strong>s „Objektes“ bewusst ein. Jetzt-Situationen<br />
wer<strong>de</strong>n behutsam analysiert. Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n nicht auf Messergebnisse reduziert,<br />
son<strong>de</strong>rn intersubjektiv validiert. Im Rahmen einer verstehensorientierten <strong>Diagnostik</strong> geht es<br />
um „ökologische Validität“, die Einbeziehung <strong>de</strong>s Umfel<strong>de</strong>s als Validitätskriterium (siehe<br />
Bronfenbrenner 1980).<br />
Kennzeichen einer systemisch-konstruktivistischen Beobachtungsperspektive:<br />
• menschliches Han<strong>de</strong>ln wird nicht isoliert, son<strong>de</strong>rn im Kontext <strong>de</strong>r sozialen <strong>und</strong><br />
materiellen Beziehungen gesehen <strong>und</strong> verstan<strong>de</strong>n.<br />
• Lernschwierigkeiten/-erfolge <strong>und</strong> positive <strong>und</strong> negative Verhaltensauffälligkeiten<br />
wer<strong>de</strong>n als in ein Netz von Beziehungsgefügen wahrgenommen.<br />
• Nicht isolierte Daten, son<strong>de</strong>rn Muster <strong>und</strong> Strukturen wer<strong>de</strong>n in ihren sozialen<br />
Kontexten berücksichtigt.<br />
• Lernen fin<strong>de</strong>t in einem komplexen Netzwerk sich gegenseitig bedingen<strong>de</strong>r,<br />
miteinan<strong>de</strong>r interagieren<strong>de</strong>r sowie zirkulärer <strong>und</strong> damit auf sich selbst<br />
zurückwirken<strong>de</strong>r Faktoren statt.<br />
• Eine systemische Beobachterperspektive bezieht sich auf die biographische<br />
Entwicklungsgeschichte <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren lebensweltliche Einbettung.<br />
• Erst die Analyse <strong>de</strong>r Beziehungsstrukturen zwischen Kind <strong>und</strong> seiner je individuellen<br />
Lebenswelt, Familie, Schule, Fre<strong>und</strong>esgruppe erlaubt Aufschlüsse über<br />
Bedingungsfaktoren, die die kindliche/jugendliche Entwicklung beeinträchtigen <strong>und</strong><br />
för<strong>de</strong>rn.<br />
Fazit aus systemisch-konstruktivistischer Sicht<br />
• Personen müssen für ihre Konstruktionen von Wirklichkeit Verantwortung<br />
übernehmen.<br />
• Die Präferenzen für Konstruktionen müssen begrün<strong>de</strong>t sein.<br />
• Statt objektive Wahrheit zu proklamieren, kann zwischen alternativen Konstrukten nur<br />
die Praxis entschei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m überprüft wird, welches Konstrukt besser passt, welches<br />
die pädagogische Handlungsfähigkeit erhöht <strong>und</strong> welches mit <strong>de</strong>n gewählten ethischmoralischen<br />
Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen zu vereinbaren ist.<br />
• Pädagogische Beobachtungen sollten immer im Team entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
• Im interaktionistischen Prozess pädagogischen Han<strong>de</strong>lns können gemeinsame<br />
Beobachterperspektiven entwickelt wer<strong>de</strong>n, die Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten<br />
eröffnen.<br />
• Pädagogische Beobachtung <strong>und</strong> pädagogische För<strong>de</strong>rung sind direkt miteinan<strong>de</strong>r<br />
verknüpft.
Empfehlungen für die pädagogische Beobachtung:<br />
� Pädagogische Beobachtungen erfolgen im Kontext einer Selbstbeobachtung<br />
<strong>de</strong>s Beobachters: Beobachtungen <strong>und</strong> Erkenntnisse hängen von <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
theoretischen <strong>und</strong> methodischen Herangehensweisen ab. Lehrkräfte sind keine<br />
unabhängigen <strong>Diagnostik</strong>er, son<strong>de</strong>rn aktive Interaktionspartner, die durch ihre<br />
Handlung an <strong>de</strong>r Beobachtung beteiligt sind. Eine Reflexion <strong>de</strong>r Beobachtung ist<br />
nötig – also eine Beobachtung II. Ordnung.<br />
� Pädagogische Beobachtung erfolgt hypothesengeleitet: Beobachtung wird als<br />
Prozess <strong>de</strong>s hypothesengeleiteten Suchens verstan<strong>de</strong>n. Hypothesen haben<br />
Ordnungsfunktion: Reduktion <strong>de</strong>r Komplexität <strong>und</strong> Anregungsfunktion:<br />
Entwicklung von neuen pädagogischen Handlungs- <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rmöglichkeiten. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Praxis validiert.<br />
� Pädagogische Beobachtung dient <strong>de</strong>r Erk<strong>und</strong>ung, Nutzung <strong>und</strong> Aktivierung<br />
von Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen: Allumfassen<strong>de</strong>r Blick auf das Kind in<br />
seinem lebensweltlichen Kontext – Verzicht auf einen <strong>de</strong>fizitorientierten Blick. Es<br />
wird an <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten angesetzt. Gr<strong>und</strong>lage ist<br />
ein produktiver Umgang mit Fehlern auf <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>lage einer Fehleranalyse, um<br />
sog. Systematische Fehler zu ent<strong>de</strong>cken. Fehler sind erlaubt!<br />
� Pädagogische Beobachtung <strong>und</strong> pädagogische För<strong>de</strong>rung gehören zusammen:<br />
Sensible Beobachtung inklusive Reflexion sind Gr<strong>und</strong>lage einer<br />
prozessbegleiten<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rung – möglichst im kollegialen Austausch. Dabei sind<br />
Beobachtung, Planung, Umsetzung <strong>und</strong> <strong>Evaluation</strong> Beginn <strong>und</strong> Ausgangspunkt<br />
zugleich, d.h. zirkulär (systemisch).<br />
� Pädagogische Beobachtung im Team entwickeln: Im interaktionistischen<br />
Prozess pädagogischen Han<strong>de</strong>lns sollen gemeinsam Beobachtungsperspektiven<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n, die Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsmöglichkeiten für das Kind in<br />
seiner Lebenswelt eröffnen <strong>und</strong> Lernstörungen minimieren. Team-Strukturen mit<br />
spezifischen Verfahren <strong>de</strong>r kollegialen Bearbeitung von För<strong>de</strong>rprozessen ist<br />
Gr<strong>und</strong>lage einer professionellen pädagogischen Beobachtungskompetenz.<br />
Stärken Schwächen<br />
Selbstbeobachtung <strong>de</strong>s Beobachters:<br />
Erkennen <strong>de</strong>r Begrenzung <strong>de</strong>r<br />
Wahrnehmungsprozesse durch Theorien <strong>und</strong><br />
Metho<strong>de</strong>n.<br />
Hypothesengeleitet:<br />
Hypothesenorientierte Prozesssuche ist eine<br />
Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wissenschaft <strong>und</strong> bietet sich z.B.<br />
bei Fehleranalysen usw. an.<br />
Erk<strong>und</strong>ung, Nutzung <strong>und</strong> Aktivierung von<br />
Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen:<br />
Ressourcenorientierung bietet die Möglichkeit<br />
zu motivieren, zu interessieren <strong>und</strong> gezielt<br />
För<strong>de</strong>rungsprozesse anzuregen. Validierung<br />
an <strong>de</strong>r Praxis: Überprüfung <strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Erkennung eigener didaktischer Fehler!<br />
Pädagogische Beobachtung <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rung<br />
gehören zusammen:<br />
Die Annahme <strong>de</strong>r Zirkularität gilt für<br />
Selbstbeobachtung erfor<strong>de</strong>rt Selbstkritik <strong>und</strong><br />
Selbstreflexion (Zugeständnis eigener<br />
Schwächen)<br />
Reduktion <strong>de</strong>r Komplexität über Hypothesen<br />
verführt leicht. Validierung von Hypothesen<br />
erfor<strong>de</strong>rt ebenfalls Metho<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
Instrumente <strong>de</strong>r Validierung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />
effektiven Einsatz. (Kompetenz?)<br />
Allumfassen<strong>de</strong>r Blick wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>r<br />
Reduktion von Komplexität, die je<strong>de</strong>r<br />
Mensch anstrebt. (Überfor<strong>de</strong>rung?)<br />
Defizitorientierung bietet sich leicht an <strong>und</strong><br />
ist manchmal von einer Fehleranalyse scher<br />
trennbar.
Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> sollte damit<br />
auch Standard in <strong>de</strong>r Praxis wer<strong>de</strong>n.<br />
Pädagogische Beobachtung im Team<br />
entwickeln:<br />
Teamarbeit: gemeinsame<br />
Beobachtungsperspektiven, mehr Augen<br />
sehen mehr<br />
Beobachtung im Prozess<br />
nach Felix Winter (2004)<br />
Reibungsverluste,<br />
Kommunikationsprobleme, Zeitprobleme,<br />
Differenzen in <strong>de</strong>r Weltsicht<br />
Nicht je<strong>de</strong>s Team ist besser als <strong>de</strong>r Einzelne.<br />
Lösung: Interdisziplinäre Arbeit mit<br />
Schwerpunktsetzungen<br />
Ziele von Beobachtungen im Sinne einer pädagogischen <strong>Diagnostik</strong>:<br />
� Prozessbegleitung im Sinne einer pädagogischen <strong>Diagnostik</strong>: Leistung im Vollzug<br />
erfassen<br />
� Selbstständig- <strong>und</strong> Selbsttätigkeit <strong>de</strong>r SuS steigern<br />
� Lernstrategien erkennen <strong>und</strong> evaluieren<br />
� Lösungshandlungen erkennen, überprüfen<br />
� Gr<strong>und</strong>lage für die Fehleranalyse<br />
� Erkennung <strong>de</strong>r Ziele <strong>und</strong> Motive <strong>de</strong>r SuS<br />
Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Beobachtung von Lernprozessen<br />
Lösungsansätze<br />
� Mangeln<strong>de</strong> SuS-Motivation<br />
� Lernprozesse basieren auf inneren (<strong>und</strong> äußeren) Lernhandlungen� kognitive<br />
Prozesse sind nicht beobachtbar <strong>und</strong> z.T. nicht einmal verbalisierbar<br />
� Fehlen<strong>de</strong> Übung <strong>und</strong> Erfahrung mit <strong>de</strong>r Selbstbeobachtung<br />
� Teilung <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />
� Angst vor <strong>de</strong>r Notenbeurteilung<br />
� Gelegenheiten das eigene Nach<strong>de</strong>nken zu ergrün<strong>de</strong>n & zu erklären: „laut zu <strong>de</strong>nken“<br />
� Wechselseitige Erklärung <strong>de</strong>r Lösungswege durch die SuS<br />
� Durch Handlungsmuster (Beispiele) <strong>und</strong> Handlungsmo<strong>de</strong>lle (Schemata) Anregungen<br />
<strong>und</strong> Vergleichsmaßstäbe bereitstellen<br />
� Motivation <strong>de</strong>r SuS anregen, die eigene Leistung zu beobachten, d.h. mit <strong>de</strong>n Zielen<br />
<strong>und</strong> Motiven einverstan<strong>de</strong>n sein: Umstellung <strong>de</strong>r Perspektive vom Ziel zu <strong>de</strong>n Mittel<br />
(„wie gehe ich vor“)<br />
� Motivation durch Hilfestellung an<strong>de</strong>rer: von <strong>de</strong>r Fremd- zur Selbsbeobachtung<br />
� Lehrer-Schüler-Reflexionsgespräche anbieten<br />
Anregungen zur wechselseitigen Beobachtung <strong>de</strong>r SuS<br />
� Vorteil: Teilung <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit auf zwei Personen, Befragung nach<br />
handlungsstrategien durch <strong>de</strong>n Partner<br />
� Erweiterung <strong>de</strong>r Selbstkontrolle & Selbstbeobachtung durch die Rückmeldungen <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren
� Erweiterung <strong>de</strong>r Lernkompetenz <strong>de</strong>r SuS<br />
� Sozialkompetenz: Berücksichtigung <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> & <strong>de</strong>r Haltung <strong>de</strong>r SuS<br />
untereinan<strong>de</strong>r (Respekt, Selbstvertrauen) � Feedbackregeln erlernen<br />
� Verwendung von Arbeitsjournalen o<strong>de</strong>r Lerntagebüchern zur Dokumentation <strong>de</strong>r<br />
Ergebnisse<br />
� Arbeit in Kleingruppen zur konsensuellen Validierung (dialogisches Lernen)<br />
� Zwischenfazits im Plenum<br />
Anregungen zur Selbstbeobachtung durch SuS<br />
� Vorlage von Handlungsmustern o<strong>de</strong>r Handlungsmo<strong>de</strong>llen (verallgemeinertes Schema<br />
<strong>de</strong>s Ablauf einer Lösung) zum Vergleich & Kontrastierung<br />
� Hinführung zur Fremdbeobachtung <strong>und</strong> Selbstbeobachtung:<br />
o Anweisungen<br />
o Beobachtungskategorien<br />
o Handlungsmuster o<strong>de</strong>r Handlungskategorien<br />
Anregungen zur Beobachtung <strong>de</strong>r SuS durch Lehren<strong>de</strong><br />
� Förerdiagnostik: schauen, fragen, erklären lassen, wie die SuS vorgehen<br />
� Beobachtungskategorien zur Schärfung <strong>de</strong>r Wahrnehmung (z.B. offene<br />
schemata), aber: Gefahr <strong>de</strong>r Ablenkung von <strong>de</strong>r konkreten Aufgabe &<br />
Lernsituation (SuS ganz im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>)<br />
� Eigenarten <strong>de</strong>r SuS nachzugehen – ohne vorschnell zu werten<br />
� Gezielte Beobachtungsvariation nach <strong>de</strong>m Konzept von Kornemann<br />
(Hypothesen aufstellen <strong>und</strong> überprüfen):<br />
o Fehleranalyse<br />
o Testähnliche Überprüfung von Einzelsituationen<br />
o Analyse von Produkten<br />
o Unterrichtsbeobachtungen<br />
� Kommunikative Validierung <strong>de</strong>r Beobachtungsergebnisse<br />
� Beobachtungen müssen langfristig angelegt wer<strong>de</strong>n<br />
� Kooperationen mit an<strong>de</strong>ren Lehren<strong>de</strong>n (Multiperspektivität)<br />
Funktionen von Beobachtungen im Prozess<br />
� Prozessbeobachtung ist ein wichtiges Mittel <strong>de</strong>r pädagogischen <strong>Diagnostik</strong>!<br />
� Anhaltspunkte für Lernhandlungen & Lernstrategien die SuS bei Aufgaben einsetzten<br />
� För<strong>de</strong>rliche & hin<strong>de</strong>rliche Bedingungen herausfin<strong>de</strong>n<br />
� Selbstbeteiligung <strong>de</strong>r SuS an <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>s Lernprozesses hat folgen<strong>de</strong><br />
Funktionen:<br />
o Bewusstheit för<strong>de</strong>rn & Verallgemeinerungen zu treffen<br />
o Fähigkeiten auf kognitiver <strong>und</strong> metakognitiver Ebene ausbil<strong>de</strong>n<br />
o Kontrolle & Reduzierung unerwünschter o<strong>de</strong>r ineffektiver Verhaltensweisen<br />
im Unterricht (erzieherische Funktion)<br />
o Verringerung <strong>de</strong>r Auftretungswahrscheinlichkeit unerwünschten Verhaltens<br />
durch <strong>de</strong>n Beobachtungsvorgang selbst<br />
� Erhöhung <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
� Erschließung <strong>de</strong>r Lernprozesse für die Bewertung
� Demokratisierung<br />
� Rekonstruktion & a<strong>de</strong>quates Verstehen von Lernvorgängen<br />
� Voraussetzung für die prozessbezogene Leistungsbeschreibung & Leistungsbewertung<br />
� Überprüfung <strong>de</strong>r Diagnosekompetenz von Lehren<strong>de</strong>n � wechselseitige Validierung<br />
von Lehren<strong>de</strong>n <strong>und</strong> SuS<br />
Be<strong>de</strong>utung für eine neue Lernkultur<br />
� Demokratisierung: Demokratisierung & Partizipation sind zentrale Elemente einer<br />
neuen Lernkultur<br />
� Selbststeuerung<br />
� Lernen an komplexen Aufgaben<br />
� Orientierung an Lernprozessen: Reflexion, Bewertung <strong>und</strong> Diagnose im Dialog<br />
entspricht <strong>de</strong>m Leitbild einer neuen Lernkultur. Verstehensprozesse sind ohne<br />
Mitwirkung <strong>de</strong>r SuS nicht möglich<br />
� Notwendigkeit für eine Reform <strong>de</strong>r Leistungsbewertung ohne SuS-Beteiligung nicht<br />
möglich<br />
� Qualitätssicherung<br />
Begriffsbestimmung<br />
Selbstbewertung:<br />
SuS lernen ihre eigene Arbeit einzuschätzen <strong>und</strong> zu beurteilen.<br />
Wechselseitige Bewertung:<br />
Beurteilung durch an<strong>de</strong>r SuS (z.B. Lernpartnerschaften)<br />
Beauftrage Beurteilung:<br />
Eine Person wird gebeten die Arbeit o<strong>de</strong>r das Halbfabrikat zu bewerten <strong>und</strong> eine<br />
Rückmeldung zu geben – durch die SuS selbst.<br />
Ziele <strong>de</strong>r Selbstbewertung, wechselseitigen Beurteilung <strong>und</strong> beauftragter Beurteilung:<br />
� Erhöhung <strong>de</strong>r Leistungsreflexion<br />
� Erhöhung kommunkativer Kompetenzen (Feedbackkultur)<br />
� Bewertungs-, Rückmeldungs- <strong>und</strong> Diagnosefähigkeiten <strong>de</strong>r SuS<br />
� Metakognition<br />
� Selbstregulation beim Lernen<br />
� Allgemeine Urteilsfähigkeit<br />
� Beurteilung <strong>de</strong>r Angemessenheit <strong>de</strong>r Lernstrategien <strong>und</strong> Lernhandlungen: Effektivität,<br />
Motivation & Sinnbildung<br />
� Merperspektivität<br />
Allgemeine Leitlinien zur Selbst- <strong>und</strong> Fremdbewertung<br />
• Sorgfältige Planung, Einübung <strong>und</strong> Anleitung<br />
• mündliche, besser schriftliche Anweisungen<br />
• Regelmäßiger Austausch über die Selbst- & Fremdbewertungen<br />
• Eher geschlossene, vorgegebene Kategorien zu Anfang, um die Aufmerksamkeit zu<br />
fokussieren<br />
• Wenn bereits Erfahrungen mit Selbstbewertung gemacht wur<strong>de</strong>n: offene Beobachtung,<br />
um Gedanken, Motive & Aufmerksamkeitspunkte zu erschließen
• Berücksichtigung <strong>de</strong>s Altersstufe<br />
• Selbst- <strong>und</strong> Fremdbewertung relativ offen & breit anlegen<br />
• Einsatz Handlungsorientierter Metho<strong>de</strong>n (ohne diese macht Selbstbewertung keinen<br />
Sinn)<br />
• Von <strong>de</strong>r Fremdbewertung zur Selbstbewertung (suksessives Erlernen von<br />
Selbstbewertungen)<br />
• Ausbildung durch Vereinseitigung: zunächst geson<strong>de</strong>rte Beobachtungsaufgaben o<strong>de</strong>r<br />
bewerten eines Teilbereichs eigener o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>r Leistungen<br />
• Erhöhung <strong>de</strong>r Motivation durch LSG<br />
• mit „kleinen Formen“ anfangen (z.B. Lerntagebuch, Arbeitsjournale, Tagebücher o<strong>de</strong>r<br />
Portfolio)<br />
• Vertrauensbasis schaffen (z.B. Ich-Aussagen bei wechselseitiger Beurteilung)<br />
• Sog <strong>de</strong>r Notengebung: Selbstbeobachtung <strong>und</strong> Selbstbewertung darf sich nicht auf die<br />
Notengebung beschränken<br />
Anregungen zur Selbstbewertung:<br />
• Selbstbewertung: zunächst die Eigendimension <strong>de</strong>r Leistung sichtbar machen <strong>und</strong> erst<br />
dann Suche nach einer Norm<br />
• Verknüpfung privater Reflexion mit öffentlichen Diskursen (z.B. Schreibkonferenzen,<br />
LSG)<br />
• Anweisungen, Beobachtungskategorien <strong>und</strong> Handlungsmuster o<strong>de</strong>r Handlungsmo<strong>de</strong>lle<br />
geben<br />
Anregungen zur wechselseitigen Bewertung:<br />
• Beginn mit <strong>de</strong>r Fremdbewertung durch an<strong>de</strong>re SuS bis zur Selbstbewertung<br />
• Definierte & operationalisierte Kriterien<br />
• Beschreibung <strong>de</strong>s „Was & Wie“ <strong>de</strong>r Arbeit<br />
• Kategorien soweit möglich mit <strong>de</strong>n SuS entwickeln<br />
Hinweise zu Aufträgen <strong>und</strong> zur Bewertung:<br />
• Sukssesive Erhöhung <strong>de</strong>s Eigenanteils: von <strong>de</strong>r „kleinen Form“ zur „großen Form“<br />
• Von einfacheren Beobachtungs- <strong>und</strong> Bewertungsbedingungen zu komplexeren<br />
• Offene Formen: Gästebuch, Wandzeichnung<br />
• Formalisierte Verfahren: Beobachtungs- & Bewertungskategorien<br />
• Einsatz von „Berichterstattern“: Personen die mit Beobachtungsaufgaben im unterricht<br />
beauftragt wer<strong>de</strong>n<br />
Zentrales Argument für die Schülerselbstbeobachtung <strong>und</strong> –bewertung:<br />
Die neue Lernkultur legt an die Bewertung <strong>de</strong>n Maßstab, dass es zur För<strong>de</strong>rung von<br />
Lernprozessen, zur pädagogischen <strong>Diagnostik</strong>, beiträgt. Dazu ist es notwendig, dass SuS<br />
<strong>Diagnostik</strong>er ihrer selbst wer<strong>de</strong>n. Ziel ist es dabei SuS zu befähigen ihre eigene Arbeit<br />
selbstständig überprüfen <strong>und</strong> verbessern zu können. Dafür ist es notwendig, dass <strong>de</strong>n SuS ihre<br />
Arbeitsweise, ihre Motive <strong>und</strong> ihre Ziele bewusst sind. Um diese Bewusstheit <strong>und</strong><br />
verbalisierte Reflexionsfähigkeit zu erreichen wer<strong>de</strong>n Fremd- <strong>und</strong> Selbstbewertungen<br />
eingesetzt, die von niedrigschwelligen Teilbewertungen bis zur Bewertung komplexer<br />
Handlungen reichen. Diese Partiztipation für SuS führt zu nachhaltigerem <strong>und</strong><br />
übertragbareren Lerntechniken <strong>und</strong> zu einer Demokratisierung <strong>de</strong>s Unterrichts.
Literatur<br />
Horstkemper,<br />
Marianne (2006):<br />
Sacher, Werner<br />
(2004):<br />
Winter, Felix<br />
(2004):<br />
För<strong>de</strong>rn heißt diagnostizieren. Pädagogische <strong>Diagnostik</strong> als wichtige<br />
Voraussetzung für individuellen Lernerfolg. In: Friedrich Jahresheft<br />
XXIV: Diagnostizieren <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rn, S. 4-7<br />
Leistungen entwickeln, überprüfen <strong>und</strong> beurteilen. Bewährte <strong>und</strong> neue<br />
Wege für die Primar- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe. 4. Aufl. Bad Heilbrunn/ Obb<br />
Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen an<strong>de</strong>ren<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n Schülerleistungen. Baltmannsweiler-Hohengehren:<br />
Schnei<strong>de</strong>r Verlag