Trainingsmanual zur dialektisch behavioralen ... - Hannahdenker.de
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Zusammenfassung<br />
Linehan, Marsha (1993):<br />
<strong>Trainingsmanual</strong> <strong>zur</strong> <strong>dialektisch</strong> <strong>behavioralen</strong> Therapie<br />
<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Persönlichkeitsstörung.<br />
München: CIP-Medien<br />
&<br />
Hautzinger, Martin (2000):<br />
Kognitive Verhaltenstherapie bei psychischen<br />
Störungen<br />
Weinheim: Beltz<br />
zusammengefasst von:<br />
Hannah Uhle<br />
Wentorfer Str. 63<br />
21029 Hamburg
Inhalt<br />
1. Grundkonzepte <strong>de</strong>r Dialektisch-<strong>behavioralen</strong> Therapie...................................................1<br />
2. Behandlungsstruktur............................................................................................................3<br />
3. <strong>Trainingsmanual</strong>: Dialektisch Behaviorale Therapie, Marsha Linehan.......................13<br />
4. Module <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings........................................................................................22<br />
5. Die stationäre Behandlung.................................................................................................26<br />
5. Wirksamkeit........................................................................................................................32
1. Grundkonzepte <strong>de</strong>r Dialektisch-<strong>behavioralen</strong> Therapie<br />
2 Interaktionsmuster:<br />
• Drängen auf Verän<strong>de</strong>rung<br />
• Fokus auf Verän<strong>de</strong>rung kann als Missachtung erlebt wer<strong>de</strong>n und führt zu plötzlichem<br />
Rückzug, Noncompliance und manchmal zu Gegenangriff o<strong>de</strong>r Therapieabbruch<br />
• Das Aufrechterhalten einer Balance zwischen diesen auf <strong>de</strong>n ersten Blick so<br />
wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Interaktionsmustern ist die Voraussetzung einer erfolgreichen<br />
therapeutischen Arbeit mit Bor<strong>de</strong>rline-Patienten.<br />
• Diese Sichtweise wird als „<strong>dialektisch</strong>“ bezeichnet. Damit will Linehan betonen, dass<br />
Spannungen, die sich zwischen Wi<strong>de</strong>rsprüchen generieren, für die Entwicklung von<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprozessen genutzt wer<strong>de</strong>n sollten.<br />
• Die Grundhaltung <strong>de</strong>s Therapeuten besteht also darin, fortwährend<br />
Wi<strong>de</strong>rsprüchlichkeiten zu akzeptieren, zu akzentuieren und die so generierte<br />
Spannung für <strong>de</strong>n therapeutischen Prozess nutzbar zu machen.<br />
Metho<strong>de</strong>n<br />
• DBT kombiniert Metho<strong>de</strong>n wie<br />
o Expositionsverfahren<br />
o Kognitive Umstrukturierung<br />
o Problemlösetechniken<br />
o Vermittlung von Fertigkeiten: erfor<strong>de</strong>rt viel Zeit für praktische Übungen <br />
<strong>de</strong>shalb im Rahmen einer wöchentlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gruppentherapie (Dauer<br />
6 Monate)<br />
o Gruppentherapie:<br />
Spannungstoleranz<br />
Emotionsregulation<br />
Soziale Kompetenz<br />
Innere Achtsamkeit<br />
• DBT Gesamtkonzept besteht aus 4 Modulen:<br />
o „Einzeltherapie“<br />
o „Fertigkeitstraining in <strong>de</strong>r Gruppe“<br />
o „Telefonberatung“<br />
o „Supervisionsgruppe“, die zusammenwirken.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
1
• Die ambulante Einzeltherapie erstreckt sich auf einen Zeitraum von 2 Jahren, 1-2 pro<br />
Woche<br />
• Im Rahmen seiner Möglichkeiten sollte <strong>de</strong>r Einzeltherapeut <strong>zur</strong> Lösung akuter,<br />
eventuell lebensbedrohlicher Krisen telefonisch erreichbar sein.<br />
Supervision<br />
• Kommunikation zwischen Einzel- und Gruppentherapeuten erfolgt im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Supervisionsgruppen, wöchentlich<br />
• Der Einzeltherapeut ist gehalten, die in <strong>de</strong>r Gruppe erlernten Fähigkeiten fortwährend<br />
in seine Therapieplanung zu integrieren Generalisierung<br />
• Unabdingbar: Vi<strong>de</strong>o- o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Tonträgeraufzeichnungen <strong>de</strong>r Therapiestun<strong>de</strong>n<br />
• Grundausrichtung: verhaltenstherapeutisch genaue Kenntnis von Lernmo<strong>de</strong>llen und<br />
<strong>de</strong>ren klinische Be<strong>de</strong>utung:<br />
o Prinzipien <strong>de</strong>r Positiv- und Negativverstärkung<br />
o Intermittieren<strong>de</strong> Verhaltensverän<strong>de</strong>rung<br />
o Löschung<br />
o Bestrafung<br />
• Wann immer Verhaltensmuster zu Tage treten, die <strong>de</strong>n Behandlungszielen <strong>de</strong>s<br />
Patienten entgegenstehen, so lauten die Grundfragen:<br />
o Funktion <strong>de</strong>s maladaptiven Verhaltens?<br />
o Auslösen<strong>de</strong> Ereignisse?<br />
o Verstärkung (u.a. durch Therapeut)?<br />
o Wie kann ich dieses Verhalten löschen und gleichzeitig adäquate Initiativen<br />
verstärken und ab welchem Punkt ist es notwendig, aversive Konsequenzen<br />
einzusetzten?<br />
Therapeutenverhalten<br />
• Wahrnehmung <strong>de</strong>r eigenen Grenzen: sowohl <strong>de</strong>s Einzeltherapeuten, als auch alle<br />
an<strong>de</strong>ren Therapeuten<br />
• Therapeut als Partner & Coach, um bei <strong>de</strong>r adäquaten Problembewältigung außerhalb<br />
<strong>de</strong>s therapeutischen Beziehungsrahmens zu assistieren<br />
• Konflikte zwischen Patient und Therapeut wer<strong>de</strong>n also explizit nicht <strong>zur</strong> Deutung<br />
herangezogen, son<strong>de</strong>rn im Sinne adäquater interpersoneller Verhaltensweisen<br />
möglichst rasch beigelegt<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
2
• Wahrnehmung <strong>de</strong>r eigenen Grenzen: es gilt, die Therapeuten darin zu schulen, die<br />
jeweils <strong>zur</strong> Verfügung stehen<strong>de</strong>n Kapazitäten einschätzen zu lernen und frühzeitig zu<br />
erkennen, wann diese überschritten sind.<br />
• Auch unter stationären Bedingungen hat sich erwiesen, dass dadurch das Arbeitsklima<br />
erheblich verbessert und Überlastungen reduziert wer<strong>de</strong>n können.<br />
2. Behandlungsstruktur<br />
• Ablauf <strong>de</strong>r Therapie ist klar strukturiert:<br />
Vorbereitungsphase:<br />
Aufklärung über die Behandlung<br />
Zustimmung zu <strong>de</strong>n Behandlungszielen<br />
Motivations- und Zielanalyse<br />
Erste Therapiephase<br />
I. Suizidales und parasuizidales Verhalten<br />
II. Therapiegefär<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten<br />
III. Verhalten, das die Lebensqualität beeinträchtigt<br />
IV. Verbesserung von Verhaltensfertigkeiten:<br />
a. Innere Achtsamkeit<br />
b. Zwischenmenschliche Fähigkeiten<br />
c. Bewusster Umgang mit Gefühlen<br />
d. Stresstoleranz<br />
e. Selbstmanagement<br />
Zweite Therapiephase<br />
V. Bearbeitung <strong>de</strong>r Posttraumatischen Belastungsstörung<br />
Dritte Therapiephase<br />
V. Steigerung <strong>de</strong>r Selbstachtung<br />
VI. Entwickeln und Umsetzten individueller Ziele<br />
Die Reihenfolge <strong>de</strong>r Therapiephasen sollte unbedingt berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Therapiephasen sind die zu bearbeiten<strong>de</strong>n Problembereiche bzw. Therapieziele hierarchisch<br />
geordnet.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
3
Wann immer ein höher geordneter Problembereich auftritt, z.B. Suizidalität o<strong>de</strong>r<br />
Parasuizidalität, muss dieser bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Die durchschnittliche Dauer <strong>de</strong>r Behandlung in <strong>de</strong>r ersten Phase beläuft sich je nach<br />
Schweregrad <strong>de</strong>r Erkrankung auf ca. ein Jahr.<br />
Vorbereitungsphase: Aufklärung und Einverständnis<br />
• Diagnostik<br />
• Aufklärung über die spezifische Charaktarikristik <strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Störung. Da die<br />
Psychoedukation während <strong>de</strong>s gesamten Therapieverlaufs eine wichtige Rolle spielt,<br />
sollte <strong>de</strong>r Begriff „Bor<strong>de</strong>rline-Störung“ sehr früh genannt und die typischen<br />
Verhaltensmuster besprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
• Im Allgemeinen erleben die Patienten das diagnostische Gespräch als entlastend. Sie<br />
müssen sich auf eine für Verhaltenstherapien ungewöhnlich lange und z.T erheblich<br />
belasten<strong>de</strong> Therapie einlassen und akzeptieren, dass ihre Symptome durch „an<strong>de</strong>re“<br />
verschul<strong>de</strong>t, jedoch nur durch sie selbst reduziert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
• Infos über Art & Dauer, sowie Bedingungen, Hinweis auf die Möglichkeit von<br />
Telefonkontakten<br />
• I.d.R verpflichtet sich <strong>de</strong>r Therapeut, falls er nicht erreichbar ist, innerhalb eines<br />
festzulegen<strong>de</strong>n Zeitrahmens <strong>zur</strong>ück<strong>zur</strong>ufen<br />
• Die Therapievereinbarungen gelten zunächst für die Dauer eines Jahres. Die<br />
Fortsetzung <strong>de</strong>r Behandlung wird vom erfolgreichen Verlauf <strong>de</strong>r Therapie abhängig<br />
gemacht. Hierdurch wird <strong>de</strong>r latenten Angst <strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rlinepatienten entgegengewirkt<br />
gera<strong>de</strong> im Falle eines raschen Therapiefortschrittes <strong>de</strong>n Therapeuten zu verlieren.<br />
• Als Hauptproblem in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Störung gilt die Ten<strong>de</strong>nz<br />
Therapien abzubrechen und Therapeuten zu wechseln. Ein wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r<br />
Vorbereitungsphase ist daher die Analyse früher erfolgter Therapieabbrüche und die<br />
Etablierung von diesbezüglichen „Frühwarnsystemen“.<br />
• Auch eine <strong>de</strong>taillierte Verhaltens- und Bedingungsanalyse früherer<br />
Suizidversuche sollte bereits in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase erhoben wer<strong>de</strong>n, da relevante<br />
auslösen<strong>de</strong> Ereignisse als Prädiktor für suizidale Krisen im weiteren Verlauf <strong>de</strong>r<br />
Therapie in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Erste Therapiephase<br />
• Vermittlung relevanter Fertigkeiten <strong>zur</strong> Bewältigung von emotionalen<br />
Regulationsstörungen<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
4
• Die Patienten wer<strong>de</strong>n angehalten in Form eines Tagebuchs täglich dysfunktionale<br />
Kognitionen, emotionale Not und maladaptive Verhaltensmuster zu protokollieren.<br />
• Die Wahl <strong>de</strong>s zu bearbeiten<strong>de</strong>n Problembereichs orientiert sich dann an <strong>de</strong>r jeweils<br />
vorherrschen<strong>de</strong>n Symptomatik.<br />
• Ein notwendig erscheinen<strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>s Problembereichs wird jeweils ausführlich<br />
mit <strong>de</strong>m Patienten besprochen und sollte nur mit <strong>de</strong>ssen Zustimmung vollzogen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
I. Suizidales und parasuzidales Verhalten<br />
a. Suizidale Krisen<br />
b. Parasuizidale Handlungen<br />
c. Drängen<strong>de</strong> suizidale Impulse und suizidale Drohungen<br />
d. Suizidale Phantasien<br />
I. Suizidales und parasuizidales Verhalten<br />
• Etwa 70 % aller Bor<strong>de</strong>rline-Patienten weisen regelmäßig parasuizidale<br />
Handlungen auf.<br />
• Parasuizidale Handlungen (Linehan): Je<strong>de</strong> willentlich intendierte<br />
Selbstverletzung ohne suizidale Absicht:<br />
i. Schnei<strong>de</strong>n<br />
ii. Brennen<br />
iii. Blutabnahme<br />
iv. Überdosierung von Medikamenten<br />
• Parasuizidale Handlungen sind bei Frauen häufiger als Männern anzutreffen.<br />
• Die Suizidrate von Bor<strong>de</strong>rline-Patienten, die parasuizidales Verhalten zeigten,<br />
beträgt über 15%, damit kann Parasuizidalität nicht nur als Prädiktorvariable<br />
für <strong>de</strong>n Therapieabbruch, son<strong>de</strong>rn auch für einen Suizid gewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
• Die Behandlung von suizidalem und parsuizidalem Verhalten hat Priorität<br />
innerhalb <strong>de</strong>r hierarchisch geglie<strong>de</strong>rten Therapiestruktur,<br />
• Ziel: Reduktion von Selbstschädigungen, von Suiziddrohungen und<br />
Kommunikation über Suizidabsichten<br />
Parasuizidale Handlungen sind ein eigenständiges Problem<br />
• Differenzierte Verhaltensanalyse<br />
o<br />
Insbeson<strong>de</strong>re ist zu unterschei<strong>de</strong>n, ob das Problemverhalten an auslösen<strong>de</strong><br />
Bedingungen gekoppelt ist o<strong>de</strong>r durch die nachfolgen<strong>de</strong>n Konsequenzen<br />
aufrechterhalten wird.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
5
• (Para)suzidales Verhalten wird grundsätzlich als inadäquates Problemlöseverhalten<br />
betrachtet.<br />
o Konfliktpotential zwischen Therapeut & Patient: Patient sieht das Verhalten<br />
als Konsequenz von zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Problemen, während <strong>de</strong>r Therapeut es<br />
als eigenständiges Problem <strong>de</strong>finiert<br />
• Suizidales und selbstschädigen<strong>de</strong>s Verhalten als Bestandteil eines maladaptiven<br />
„Teufelskreises“. Dieses trägt zum einen <strong>zur</strong> Labilisierung <strong>de</strong>s fragilen emotionalen<br />
Gleichgewichts bei, an<strong>de</strong>rerseits fungiert selbstschädigen<strong>de</strong>s Verhalten als gelernte<br />
Reaktionsbildung <strong>zur</strong> Meidung negativ konnotierter Emotionen. Ohne eine Kontrolle<br />
dieses Verhaltens ist es kaum möglich, die Toleranz situationsadäquater Emotionen zu<br />
verbessern.<br />
(Para)Suizidale Handlungen sofort bearbeiten<br />
• Sofortige Bearbeitung (para)suizidaler Handlungen<br />
• Übersehen bzw. eine unvollständige Verhaltensanalyse o<strong>de</strong>r gar Akzeptanz gilt als<br />
therapeutischer Fehler<br />
• Verhaltensanalyse in Form einer Mikroanalyse, d.h., die Kette zwischen auslösen<strong>de</strong>m<br />
Ereignis, darauf folgen<strong>de</strong>n Emotionen, Kognitionen und Reaktionen sowie<br />
Konsequenzen sollte minuziös und schlüssig nachvollziehbar erfasst wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Bedrohlichkeit <strong>de</strong>r suizidalen Situation strukturiert <strong>de</strong>n weiteren therapeutischen<br />
Prozess: Je weniger Alternativen <strong>de</strong>r Patient zum Suizid sieht, <strong>de</strong>sto stringenter ist an<br />
Verhaltensmustern zu arbeiten, die unmittelbar mit <strong>de</strong>n Suizidi<strong>de</strong>en in Verbindung zu<br />
bringen sind, also am En<strong>de</strong> von dysfunktionalen Verhaltensketten stehen.<br />
o Bei weniger bedrohlicher Symptomatik sollten Verhaltensmuster fokussiert<br />
wer<strong>de</strong>n, die am Anfang maladaptiver Verhaltensketten stehen<br />
• Grundsätzlich sollte <strong>de</strong>r Therapeut versuchen die entwicklungsgeschichtliche und<br />
<strong>de</strong>rzeitige Sinnhaftigkeit <strong>de</strong>s Problemverhaltens herauszuarbeiten und die individuelle<br />
Not <strong>de</strong>s Patienten wahrnehmen.<br />
• Der Vorwurf an <strong>de</strong>n Patienten sich „manipulativ“ o<strong>de</strong>r „agirend“ zu verhalten, ist<br />
nicht hilfreich<br />
o Eine solche Sichtweise <strong>de</strong>s Therapeuten negiert die subjektive Wahrnehmung<br />
<strong>de</strong>s Patienten und wie<strong>de</strong>rholt seine pathogenetische Erfahrung <br />
Aggravierung <strong>de</strong>r Syptomatik<br />
o Wann immer möglich, sollten Krisen genutzt wer<strong>de</strong>n, um die<br />
Problemlösekompetenz <strong>de</strong>r Patienten zu verbessern.<br />
o Nur in Situationen, die ein<strong>de</strong>utig die gegenwärtigen Fähigkeiten <strong>de</strong>r Patienten<br />
übersteigen und vital bedrohlich erscheinen, sollte <strong>de</strong>r Therapeut selbst aktiv<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
6
intervenieren stationäre Einweisung (i.d.R nicht notwendig bei<br />
selbstschädigen<strong>de</strong>m Verhalten<br />
II.<br />
Therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten<br />
Therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten<br />
• Verhaltensweisen von Patienten und Therapeuten, die die Therapie auf Dauer<br />
sehr wahrscheinlich zerstören wer<strong>de</strong>n<br />
• Verhaltensweisen von Patienten o<strong>de</strong>r Therapeut, die die Therapie gefähr<strong>de</strong>n<br />
• Therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten von Patient o<strong>de</strong>r Therapeut, das in<br />
funktionaler Beziehung zu suizidalen Verhalten steht<br />
• Therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten <strong>de</strong>s Patienten, das sozialen Schwierigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Patienten außerhalb <strong>de</strong>r Therapie entspricht<br />
• Mangelhafte Fortschritte in <strong>de</strong>r Therapie<br />
Verhalten <strong>de</strong>s Therapeuten:<br />
• Abbruchquote 50%<br />
• Fokus: Verhaltensmuster, welche die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Therapie gefähr<strong>de</strong>n<br />
o Gefahr: zu lange Toleranz von pathologischem Verhalten<br />
o Zu rigids Drängen auf Verän<strong>de</strong>rung<br />
o Zu geringe Flexibilität<br />
o Zu unklare Strukturen<br />
• Überfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Patienten durch zu frühe und zu starke Fokussierung auf<br />
traumatische Themen, die <strong>de</strong>n Patienten überfluten können<br />
• Unaufmerksamkeit<br />
• Zuspätkommen<br />
• Vergessen von Terminen<br />
• Verhalten das <strong>de</strong>m Patienten Angst macht<br />
• Erschöpfung<br />
• Nicht selten Abbruch durch <strong>de</strong>n Therapeuten<br />
• Gefahr, <strong>de</strong>n Therapieabbruch schuldhaft <strong>de</strong>m Patienten anzulasten Patienten<br />
erleben Therapieabbrüche, die von ihnen nicht verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n suizidale Krisen,<br />
Misstrauen gegenüber neuen Therapeuten<br />
• Variable Grenzen <strong>de</strong>r Belastbarkeit <strong>de</strong>s Therapeuten müssen fortwährend transparent<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
• Leitfrage: „Wie kann ich als Therapeut Ihnen helfen, mit <strong>de</strong>n Grenzen meiner<br />
Belastbarkeit umzugehen?“<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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Verhalten <strong>de</strong>s Patienten<br />
• Ansprechen von Fehlzeiten<br />
• Vereinbarung:<br />
o Versäumnis von 4 Terminen in Folge führt zum Abbruch <strong>de</strong>r Therapie<br />
o Verweigerung von Hausaufgaben führt zum Therapieabbruch<br />
o Verweigerung <strong>de</strong>r Mitarbeit in <strong>de</strong>r Fertigkeitsgruppe führt zum<br />
Therapieabbruch<br />
• Feindseliges und hoch aggressives Verhalten o<strong>de</strong>r die Vermeidung von schwierigen<br />
Problembereichen sollte beim Auftreten sofort thematisiert wer<strong>de</strong>n<br />
• Beschuldigungen vermei<strong>de</strong>n<br />
• Persistiert das Problemverhalten trotz möglicher Alternativen, sollte noch einmal eine<br />
Zielanalyse durchgeführt und ggf auch über Therapiepause nachgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />
III.<br />
Verhalten, das die Lebensqualität beeinträchtig<br />
Verhalten, das die Lebensqualität beeinträchtigt<br />
a) Verhaltensweisen, die unmittelbar Krisen verursachen<br />
b) Leicht zu verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Verhaltensweisen<br />
c) Verhaltensweisen, die mit hierarchisch übergeordneten Problembereichen o<strong>de</strong>r mit<br />
Lebenszielen <strong>de</strong>s Patienten in Zusammenhang stehen<br />
• Breites Spektrum von Verhaltensweisen:<br />
o Dissoziative Phänomene<br />
o Drogen- und Alkoholmissbrauch<br />
o Essstörungen<br />
o Finanzielle Probleme<br />
o Gehäufte Diebstähle<br />
o Antisoziales Verhalten<br />
o Promiskuität<br />
o Vernachlässigung medizinisch notwendiger Behandlungen<br />
Häufig liegen viele dieser Verhaltensmuster vor, die einan<strong>de</strong>r z.T<br />
gegenseitig bedingen.<br />
• Aufgabe <strong>de</strong>s Therapeuten ist daher zunächst die Auswahl eines Problembereichs<br />
und <strong>de</strong>s damit in Verbindung stehen<strong>de</strong>n Therapieziels<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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• DBT Hierarchie: Präferenz <strong>de</strong>s bedrohlichste Verhalten, Notfälle vorziehen,<br />
gefolgt von Verhaltensweisen, die funktionell eng mit hierchisch höher geordneten<br />
Problembereichen verknüpft sind.<br />
• Ansonsten gilt grundsätzlich die Regel, dass einfach zu lösen<strong>de</strong> Problembereiche<br />
komplexeren o<strong>de</strong>r schwierig zu lösen<strong>de</strong>n Problembereichen vorzuziehen sind.<br />
• Zu Verhaltensmustern, welche die Lebensqualität von Bor<strong>de</strong>rline-Patienten<br />
erheblich beeinflussen, zählen auch die Folgen traumatischer Erfahrungen. Die<br />
traumaspezifischen Behandlungszile <strong>de</strong>r DBT während <strong>de</strong>r Phase I <strong>de</strong>r Therapie<br />
glie<strong>de</strong>rn sich in 3 Schritte:<br />
o Reduktion von Reizen, die traumatische Erfahrungen aktivieren<br />
o Verbesserung <strong>de</strong>r Regulation trauma-assoziierter Emotionen<br />
o Behandlung automatisierter dissoziativer Phänomene<br />
Erster Schritt: Reduktion von Reizen, die traumatische Erfahrungen aktivieren<br />
• Erster Schritt: alle auslösen<strong>de</strong>n Reize zu beseitigen, die unkontrollierte alte,<br />
traumatische Erfahrungen aktivieren<br />
• Da es sich um präformierte neuronale Netzwerke han<strong>de</strong>lt, die<br />
Sensitivierungsprozessen unterworfen sind, muss davon ausgegagen wer<strong>de</strong>n, dass<br />
je<strong>de</strong> Aktivierung die Reizschwelle für die nächste traumatische Reaktion senkt.<br />
• Während <strong>de</strong>r ersten Phase sollten möglichst überhaupt keine traumatischen Inhalte<br />
besprochen, geschweige <strong>de</strong>nn aktiviert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn zunächst Stabilisierung auf<br />
<strong>de</strong>r Verhaltens- und Beziehungsebene angestrebt wer<strong>de</strong>n.<br />
• Die Patienten wer<strong>de</strong>n angehalten ein aktuelles, traumatisieren<strong>de</strong>s soziales Umfeld<br />
möglichst zu verlassen und alle Situationen zu vermei<strong>de</strong>n, die als Schlüsselreize für<br />
traumatische Erfahrungen wirken können.<br />
• In gewissen Situationen kann ein aktives Eingreifen <strong>de</strong>s Therapeuten in das real<br />
traumatisieren<strong>de</strong> Umfeld nötig sein. Immer dann, wenn die Problemkapazitäten <strong>de</strong>s<br />
Patienten überfor<strong>de</strong>rt sind, er auch durch minuziöses Coaching <strong>de</strong>s Therapeuten nicht<br />
in <strong>de</strong>r Lage ist gefährliche Situationen zu been<strong>de</strong>n, muss eventuell auch auf Behör<strong>de</strong>n,<br />
wie auf Jugendat und Polizei, <strong>zur</strong>ückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zweiter Schritt: Verbesserung <strong>de</strong>r Regulation trauma-assoziierter Emotionen<br />
• Manchmal ist es nicht möglich, alle trauma-assoziierten Reize zu beseitigen, ohne<br />
extreme Einschnitte in das psychosoziale Umfeld vorzunehmen Verbesserung<br />
<strong>de</strong>rjenigen Kompetenzen, die zu einer Steuerung trauma-assoziierter Emotionen<br />
führen<br />
• Interventionen:<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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o Die Vermittlung von Skills wie Achtsamkeit und Emotionsregulation<br />
o Exposition gegenüber gegenwärtig relevanten Schlüsselreizen:<br />
• Fertigkeiten <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>de</strong>r inneren Achtsamkeit (mindfulness zu skills):<br />
o Entlehnung aus <strong>de</strong>r Zen-Meditation entlehnt und mit <strong>de</strong>n westlichen<br />
meditativen Techniken kompatibel<br />
o Primär geht es darum, die mentale Fertigkeit zu verbessern, aus aktivierten,<br />
emotional belasten<strong>de</strong>n Schemata auszusteigen und sich auf einer neutraleren,<br />
beobachten<strong>de</strong>n Ebene zu reogranisieren.<br />
o Zu<strong>de</strong>m wird die Wahrnehmung für innerpsychische Befindlichkeiten geschärft,<br />
ohne in Bewertungs- und Interpretationsprozesse abzugleiten. Dies ist eine<br />
Grundvoraussetzung für alle Fertigkeiten <strong>zur</strong> Emotionsregulation.<br />
o Im Einzelnen wer<strong>de</strong>n die Patienten zu Übungen ermutigt, die eine Trennung<br />
zwischen Beobachten, Beschreiben und Teilnehmen ermöglichen:<br />
Beobachten: Wahrnehmung äußerer Ereignisse, eigener Gedanken o<strong>de</strong>r<br />
Emotionen, ohne diese in angenehm o<strong>de</strong>r angenehm zu selektieren<br />
Beschreibung: Sprachliche Verarbeitung <strong>de</strong>s Wahrgenommenen, ohne<br />
zu bewerten<br />
Teilnehmen: Ausschließlich eine Sache zu tun, diese bewusst<br />
wahrzunehmen, ohne sich ablenken zu lassen o<strong>de</strong>r fortwährend<br />
Alternativhandlungen zu erwägen<br />
o Der Therapeut soll dafür Sorge tragen, dass täglich geübt wird.<br />
• Bereits in Phase I wer<strong>de</strong>n Expositionsstrategien eingesetzt, um die Anfälligkeit für<br />
traumatische Assoziation zu verringern und die Toleranz aversiver Emotionen zu<br />
verbessern<br />
• Es gelten die Grundregeln <strong>de</strong>r Expositionsbehandlung:<br />
o Reizkonfrontation<br />
o Reaktionsvermeidung<br />
o Korrektur <strong>de</strong>r erwarteten Katastrophe<br />
o Verbesserung <strong>de</strong>r Kontrollkompetenz<br />
• Es geht darum, zu lernen, emotionale Prozese zu steuern. Diese Aufgabe liegt im<br />
Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Therapeuten. Hilfreich ist eine genaue Beobachtung <strong>de</strong>r<br />
nonverbalen Verhaltensmuster, genaue Anweisungen zu<br />
o Körperhaltung<br />
o Atmung<br />
o Kognitiven Schemata<br />
• Exposition ist nur dann sinnvoll, wenn trotz wie<strong>de</strong>rholter Konfrontation mit <strong>de</strong>m<br />
emotionsauslösen<strong>de</strong>n Reiz die aversive Emotion abnimmt, ohne dass <strong>de</strong>r Patient<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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dissoziiert, eine an<strong>de</strong>re aversive Emotion aktiviert (emotional-bypass) o<strong>de</strong>r<br />
dysfunktionales Verhalten einsetzt.<br />
3 Schritt: Behandlung automatisierter dissoziativer Phänomene.<br />
• Selbstmanagement <strong>de</strong>r Dissoziation<br />
• Das neuro-behaviorale Konzept sieht die Dissoziation vornehmlich als eine<br />
Aktivierung opioid- und serotonerg vermittelter zentraler Afferenzkontrollen, die <strong>de</strong>m<br />
Organismus ermöglicht o<strong>de</strong>r ihn zwingt, in Zustän<strong>de</strong>n auswegloser Bedrohnung in <strong>de</strong>n<br />
Totstellreflex (freezing) zu verfallen, um damit seine Überlebenschancen zu erhöhen.<br />
• Diese dissoziativen Programme wirken kurzfristig entlastend und sind daher schwierig<br />
zu löschen.<br />
• Häufig ist die Dissoziation, die ja äußerst selten auf einen Schlag einsetzt, gekoppelt<br />
mit Angst vor Verlust <strong>de</strong>r Kontrolle über die Realität.<br />
• Die Vermittlung von antidissoziativen Fertigkeiten ist aus dieser Sicht Voraussetzung<br />
für erfolgreiche Reizkonfrontationsverfahren.<br />
• Die meisten antidissoziativen Fertigkeiten zielen auf die Aktivierung sensorischer<br />
Systeme. Starke Sinnesreize wie<br />
o Schmerz (Kältereize)<br />
o Laute Geräusche<br />
o Stechen<strong>de</strong> Gerüche (Trigeminusreizstoffe wie Ammoniak)<br />
o Muskelaktivität<br />
o Rasche Augenbewegung können die Dissoziation durchbrechen und eine<br />
Reorientierung in <strong>de</strong>r Gegenwart zu ermöglichen.<br />
• Zunächst: genaue Beobachtung <strong>de</strong>r graduellen Entwicklung von dissoziativen<br />
Zustän<strong>de</strong>n Rechtzeitige Gegenmaßnahmen<br />
o Auch: Wahrnehmung <strong>de</strong>r subjektiven Bereitschaft, sich in <strong>de</strong>n dissoziativen<br />
Zustand „fallen“ zu lassen, sich von <strong>de</strong>r Umgebung <strong>zur</strong>ückzuziehen und von<br />
Außenreizen abzuschotten. Der Patient muss lernen dieser Handlungsten<strong>de</strong>nz<br />
entgegenzuwirken, <strong>de</strong>n Kontakt mit <strong>de</strong>r Realität zu halten und auf die<br />
wirksamen „Notfallskills“ <strong>zur</strong>ückzugreifen.<br />
• Auch in <strong>de</strong>r therapeutischen Sitzung können antisoziale Fertigkeiten trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Man vereinbart mit <strong>de</strong>m Patienten antidissoziative Schlüsselreize, etwa ein<br />
o imaginiertes Bild<br />
o einen Ton<br />
o einen Satz, <strong>de</strong>r in Konditionierungsprozessen an <strong>de</strong>n Ausstiegt aus <strong>de</strong>r<br />
Dissoziation gekoppelt wird.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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o Nach mehrern Wie<strong>de</strong>rholungen sind viele Betroffene in <strong>de</strong>r Lage sich selbst im<br />
dissoziativen Zustand die Schlüsselreize zu vergegenwärtigen und damit<br />
Realitätsorientierung zu erlangen.<br />
• Grundsätzlich sollte während je<strong>de</strong>r Sitzung immer darauf geachtet wer<strong>de</strong>n,<br />
dissoziative Prozesse so rasch als möglich zu been<strong>de</strong>n.<br />
IV.<br />
Verbesserung von Verhaltensfertigkeiten<br />
Verbesserung von Verhaltensfertigkeiten<br />
a) Fertigkeiten, die gegenwärtig im Fertigkeitstraining vermittelt wer<strong>de</strong>n<br />
b) Fertigkeiten, die mit höher rangigen Problembereichen in Zusammenhang stehen<br />
c) Fertigkeiten, die bislang noch nicht gelernt wur<strong>de</strong>n, aber dringend erfor<strong>de</strong>rlich sind<br />
• Def. (Fertigkeiten, skills), Linehan, 1993: kognitive, emotionale und<br />
handlungsbezogene Reaktionen, die sowohl kurz- als auch langfristig vom<br />
Patienten erwünschte Konsequenzen bedingen.<br />
• Unterscheidung zwischen<br />
i. Fehlen<strong>de</strong>n Fertigkeiten<br />
ii. Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r Anwendung (Integration) vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Fertigkeiten<br />
• Zum Teil wer<strong>de</strong>n verhaltenstherapeutische Standardtechniken angewen<strong>de</strong>t,<br />
zum Teil sind sie störungsspezifisch modifiziert:<br />
i. Problemlösetechniken<br />
ii. Stresstoleranz<br />
iii.<br />
Innere Achtsamkeit<br />
iv. Sie fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r „Skills-Trainings-Gruppe“ statt.<br />
• Die DBT bietet ein gut durchstrukturiertes Manual mit zahlreichen<br />
Übungsbeispielen und bor<strong>de</strong>rlinspezifischen Instruktionen an.<br />
• Die Gruppe fin<strong>de</strong>t obligatorisch wöchentlich statt.<br />
• Die Aufgabe <strong>de</strong>s Individualtherapeuten liegt vornehmlich in <strong>de</strong>r Integration<br />
und Generalisierung <strong>de</strong>r erlernten Fähigkeiten<br />
• Die Kompetenz von Bor<strong>de</strong>rline-Patienten wird häufig eher über- als<br />
unterschätzt, da die Verfügbarkeit adäquater Reaktionsmuster sehr stark vom<br />
Ausmaß <strong>de</strong>r emotionalen Belastung abhängt. Gera<strong>de</strong> unter Stress greifen die<br />
Patienten häufig auf alte Reaktionsmuster <strong>zur</strong>ück und bewerten dies als Beleg<br />
für die Dysfunktion <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> erlernten Fähigkeiten.<br />
• Antizipatorische Arbeit, die Vorwegnahme schwieriger, belasten<strong>de</strong>r<br />
Situationen, die Planung adäquaten Verhaltens wichtig<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
12
• Rollenspiele unter Vi<strong>de</strong>okontrolle sollte beständig eingesetzt wer<strong>de</strong>n, aber die<br />
Erprobung <strong>de</strong>r erlernten Fähigkeiten unter Alltagsbedingungen auf keinen Fall<br />
ersetzen<br />
• Fehler bei <strong>de</strong>r Durchführung: Unterschätzung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung dieses<br />
Fertigkeitstrainings durch <strong>de</strong>n Einzeltherapeuten fortwähren<strong>de</strong>r Hinweis auf<br />
Anwendung im sozialen Alltag & Training<br />
3. <strong>Trainingsmanual</strong>: Dialektisch Behaviorale Therapie, Marsha Linehan<br />
Grundlagen psychosozialer Fertigkeitstrainings für Klientinnen mit Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />
• DBT ist eine kognitiv-behaviorale Breitspektrumstherapie, die speziell für die BPS<br />
entwickelt wur<strong>de</strong><br />
• Grundlage sind <strong>dialektisch</strong>e und biosoziale Theorien bzgl. <strong>de</strong>r BPS.<br />
Weltanschauung und Grundannahmen<br />
• Begriff „<strong>dialektisch</strong>“:<br />
o Zum einen bezieht er sich auf das Wesen <strong>de</strong>r Realität<br />
o Zum an<strong>de</strong>ren auf die Art <strong>de</strong>s Dialoges und <strong>de</strong>r Beziehung in <strong>de</strong>r Therapie<br />
• 3 Grundlegen<strong>de</strong> Merkmale:<br />
o grundlegen<strong>de</strong>, wechselseitige Ganzheit <strong>de</strong>r Realität betont, d.h. die Analyse<br />
von einzelnen Teilen hat nur einen begrenzten Wert, wenn nicht die Beziehung<br />
zum ganzen betrachtet wird.<br />
o Realität wird nicht als statisch betrachtet: sie umfasst innere gegensätzliche<br />
Kräfte (These und Antithese), aus <strong>de</strong>ren Sybthese sich wie<strong>de</strong>rrum<br />
gegensätzliche Kräfte entwickeln. Dichotomes & extremes Denken (<strong>de</strong>r BPS)<br />
wer<strong>de</strong>n als Fehler betrachtet. Die Person ist in <strong>de</strong>n Polaritäten festgehalten und<br />
unfähig <strong>zur</strong> Synthese zu gelangen.<br />
Erste Dialektik: sich annehmn wie man ist & Notwendigkeit sich zu<br />
verän<strong>de</strong>rn<br />
Zweite Dialektik: Krankheit verlieren & behalten.<br />
Dritte Dialektik: Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r persönlichen Integrität,<br />
Bestätigung <strong>de</strong>r Sichtweise <strong>de</strong>r Klientin & Erlernen von neuen<br />
Fertigkeiten<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
13
o<br />
Das grundlegen<strong>de</strong> Wesen <strong>de</strong>r Realität besteht eher in Verän<strong>de</strong>rung und Prozeß<br />
als in Inhalt & Struktur. Sowohl das Indiiduum als auch die Umgebung<br />
befin<strong>de</strong>n sich in ständiger Verän<strong>de</strong>rung<br />
Die biosoziale Theorie <strong>de</strong>r BPS<br />
• Störung <strong>de</strong>r Emotionsregulation als zentrales Problem<br />
• Entstehung: Dysregulation durch eine biologische Disposition, spezifische<br />
Umweltbedingungen sowie <strong>de</strong>ren spezifische Wechselwirkungen während <strong>de</strong>r<br />
(kindlichen) Entwicklung<br />
Be<strong>de</strong>utung eines invalidieren<strong>de</strong>n Umfel<strong>de</strong>s für die emotionale Dysregulation<br />
• „invalidieren<strong>de</strong>s Umfeld“: Ein solches Umfeld ist für ein Kind, das von Geburt an<br />
emotional vulnerabel ist, beson<strong>de</strong>rs schädlich. Umgekehrt löst ein emotional<br />
beson<strong>de</strong>rs empfindsamer Mensch invalidieren<strong>de</strong>s Verhalten vermehrt auch aus.<br />
• Ca. 75% <strong>de</strong>r Menschen mit BPS haben irgen<strong>de</strong>ine Form <strong>de</strong>s sexuellen Missbrauchs in<br />
<strong>de</strong>r Kindheit erlebt.<br />
Das Behandlungsprogramm<br />
• Breites Spektrum von kognitiven und <strong>behavioralen</strong> Techniken<br />
• Folgen<strong>de</strong> Aspekte wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs berücksichtigt:<br />
o Fortlaufen<strong>de</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s Verhaltens<br />
o Klare & Präzise Definition <strong>de</strong>r Behandlungsziele<br />
o Eine kooperative Arbeitsbeziehung zwischen Therapeut und Klientin<br />
o Eine För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mitarbeit <strong>de</strong>r Klientin<br />
o Verpflichtung von Therapeutin & Klientin auf die Behandlungsziele<br />
• Viele Bestandteile <strong>de</strong>r DBT:<br />
o Problemlösen<br />
o Expositionstraining<br />
o Fertigkeitstraining<br />
o Kontingenzmanagement<br />
o Kognitive Umstrukturierung wer<strong>de</strong>n seit Jahren in <strong>de</strong>r VT praktiziert.<br />
• Suizidale und an<strong>de</strong>re dysfunktionale Verhaltensweisen wer<strong>de</strong>n als Teil <strong>de</strong>s gelernten<br />
Problemlöseverhaltebns <strong>de</strong>r Klientinnen umge<strong>de</strong>utet. Die Therapie zielt hier auf die<br />
Entwicklung aktiver Problemlösestrategien. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>ren aktuellen<br />
emotionalen, kognitiven und <strong>behavioralen</strong> Reaktionen <strong>de</strong>r Klientin bestätigt.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
14
Modifikation <strong>de</strong>r kognitiven Therapie Verhaltenstherapie bei BPS<br />
• In <strong>de</strong>r DBT wer<strong>de</strong>n 4 Bereiche in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund gestellt:<br />
o Die Akzeptanz und Validierung von Verhalten, so wie es aktuell ist<br />
o Der Umgang mit therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>m Verhalten von Seiten <strong>de</strong>r Klientin o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Therapeuten<br />
o Die therapeutishe Beziehung als wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>r Behandlung<br />
o Der <strong>dialektisch</strong>e Prozeß<br />
• Der Fokus auf <strong>dialektisch</strong>e Prozessse hebt die DBT von <strong>de</strong>r kognitiv-<strong>behavioralen</strong><br />
Standardtherapie ab.<br />
Beziehung zwischen Einzeltherapie und Fertigkeitstraining<br />
• Ein psychosoziales Fertigkeitstraining im notwendigen Ausmaß war in <strong>de</strong>r<br />
Einzeltherapie mit Fokus auf Bor<strong>de</strong>rlinspezifisches Risikoverhalten nicht ausreichend<br />
zu machen. Deshaln die Zweiteilung <strong>de</strong>r Therapie.<br />
Die Beziehung <strong>de</strong>r bor<strong>de</strong>rlinespezifischen Verhaltensweisen zum Fertigkeitstraining<br />
• Die heutigen diagnstischen Kriterien <strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Störung beziehen sich auf ein<br />
spezifisches Muster von behavioraler, emotionaler und kognitiver Instabilität und<br />
Dysregulation. Diese Schwierigkeiten können in 5 Kategorien eingeteilt wer<strong>de</strong>n. Die 4<br />
Module <strong>de</strong>s DBT Fertigkeitstrainings beziehen sich direkt auf diese 5 Kategorien.<br />
o Angemessener Umgang mit Gefühlen<br />
o Vermittlung interpersoneller Kompetenz<br />
o Stresstoleranz<br />
o Achtsamkeit<br />
Praktische Aspekte <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings<br />
Der Ausdruck „Fertigkeit“ wird in <strong>de</strong>r DBT Synonym für „Fähigkeiten“ verwen<strong>de</strong>t. Er<br />
beinhaltet im weitesten Sinne kognitive, emotionale und behaviorale Fertigkeiten sowie <strong>de</strong>ren<br />
Integration, die für ein effektives Funktionieren <strong>de</strong>r Person notwendig ist. In <strong>de</strong>r Terminologie<br />
<strong>de</strong>r DBT kann fast je<strong>de</strong>s erwünschte Verhalten als eine Fertigkeit verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Offene versus geschlossene Gruppen<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
15
• Offene Gruppen sind geeigneter für das Fertigkeitstraining:<br />
o Erstens bieten offene Gruppen die Möglichkeit, in einer relativ stabilen<br />
Umgebung zu lernen mit Verän<strong>de</strong>rung umzugehen Therapeutische<br />
Exposition gegenüber Verän<strong>de</strong>rungen<br />
o Geschlossene Gruppen verleiten dazu, von <strong>de</strong>n Inhaltebn <strong>de</strong>s<br />
Fertigkeitstrainings abzuweichen Gruppenprozeß tritt in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Homogene Gruppe<br />
• Homogen bzgl. <strong>de</strong>r Diagnose<br />
• Bzgl. an<strong>de</strong>rer Aspekte (Alter,, Geschlecht, etc.) nichz<br />
Behandlungsmodule<br />
• 4 Module:<br />
o Innere Achtsamkeit<br />
o Zwischenmenschliche Fähigkeiten<br />
o Bewusster Umgang mit Gefühlen<br />
o Stresstoleranz<br />
• Die Module „Zeischmenschliche Fähigkeit“, „bewusster Umgang mit Gefühlen“, und<br />
„Stresstoleranz“ können jeweils in 8 Wochen durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Das Modul<br />
„Innere Achtsamkeit“ kann zunächst in 2 -3 Sitzungen vermittelt wer<strong>de</strong>n und wird<br />
später zu Beginn je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Moduls immer wie<strong>de</strong>r neu besprochen und vertift.<br />
• In <strong>de</strong>r Arbeit von Linehan bleiben die Klientinnen zumin<strong>de</strong>st 1 Jahr im<br />
Fertigkeitstraining, so dass je<strong>de</strong> Klientin je<strong>de</strong>s 8-Wchen-Modul 2mal mitmacht.<br />
Gruppentherapeutin<br />
• Wichtig: 2 Leiter (Gefahr eines Burnout)<br />
• Hauptfunktion <strong>de</strong>r zweite Leitung ist ein <strong>dialektisch</strong>es Gegengewicht und für<br />
Unterstützung zu sorgen<br />
• Linehan arbeitet mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll einer Haupttherapeutin und einer Co-Therapeutin<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Sitzungen und Beginn <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings<br />
Zeitlicher Aufbau und Struktur <strong>de</strong>r Sitzungen<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
16
• Dauer 2 ½ Stun<strong>de</strong>n<br />
• Nach <strong>de</strong>r Hälfte: Pause (ca. 15 min)<br />
• 1 Stun<strong>de</strong>:<br />
o Begrüßung&Eröffnungsrituale;<br />
o Bericht über <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Fertigkeiten: Der wöchentliche Austausch über<br />
Übungsversuche ist ein wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings. Die<br />
Tatsache, dass nicht nur alle Teilnehmer über ihre Versuche befragt wer<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn dass auch das Nichtüben genau analysiert wird, erhöht die Motivation,<br />
die Fertigkeiten während <strong>de</strong>r Woche zumin<strong>de</strong>st einmal auszuprobieren.<br />
• 2 Stun<strong>de</strong>: Besprechung neuer Fertigkeiten<br />
• Pause: Dieser Teil <strong>de</strong>r Sitzung ist sehr wichtig, weil er <strong>de</strong>n Klientinnen<br />
unstrukturierte Zeit <strong>zur</strong> Interaktion bietet. Die Gruppenleiter bleiben zwar in <strong>de</strong>r Nähe,<br />
aber mit einigem Abstand För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gruppenzusammenhangs<br />
• Letzte 15 min: Wind-down: Verschie<strong>de</strong>ne Metho<strong>de</strong>n:<br />
o Prozeßbeoachtung: Bei dieser Metho<strong>de</strong> tauschen wir unsere Beobachtungen<br />
über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Sitzung aus. Teilnehmer können können über<br />
Wahrnehmungen bei sich selbst, bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Gruppenleitern<br />
berichten.<br />
o Entspannungsübung; Visualisierung, Meditation und Atemübung: Hierbei liegt<br />
<strong>de</strong>r Fokus in <strong>de</strong>r Beobachtung innerer Vorgänge (Körpergefühle, Atem,<br />
Gedanken, Gefühle, etc.)<br />
• Wird ein neues Trainingsmodul eingeführt, dann wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n ersten 30-60 min <strong>de</strong>r<br />
Sitzung die Grundgedanken <strong>de</strong>s jeweiligen Moduls vorgestellt.<br />
Regeln für das Fertigkeitstraining<br />
1. Klienten, die die Therapie vernachlässigen, sind von <strong>de</strong>r Therapie ausgeschlossen<br />
2. Je<strong>de</strong>r Teilnehmer muß sich in fortlaufen<strong>de</strong>r Einzeltherapie befin<strong>de</strong>n<br />
3. klienten dürfen nicht unter Alkohol- o<strong>de</strong>r Drogeneinfluß an Sitzungen teilnehmen<br />
4. Klienten dürfen außerhalb <strong>de</strong>r Gruppe nicht mit an<strong>de</strong>ren Teilnehmern über früheres (o<strong>de</strong>r<br />
aktuelles) parasuizidales Verhalten sprechen.<br />
5. Klienten, die einan<strong>de</strong>r anrufen und um Hilfe bitten, müssen von <strong>de</strong>r angerufenen Person die<br />
Hilfe auch annehmen<br />
6. Informationen aus Sitzungen, auch die Namen <strong>de</strong>r Teilnehmer, müssen vertraulich<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
7. Klienten, die wissen, dass sie zu einer Sitzung später o<strong>de</strong>r überhautpt nicht kommen<br />
wer<strong>de</strong>n, sollten vorher rechtzeitig anrufen.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
17
8. Klienten sollten außerhalb <strong>de</strong>r Sitzungen untereinan<strong>de</strong>r keine privaten Beziehungen<br />
aufbauen<br />
9. Paare können nicht gemeinsam am Fertigkeitstraining teilnehmen<br />
Die Verfahren <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings und die Anwendung struktureller Strategien im<br />
psychosozialen Fertigkeitstraining<br />
Die DBT-Therapiestrategien wer<strong>de</strong>n in 5 Hauptkategorien eingeteilt:<br />
1. Dialektische Strategie<br />
2. Basisstrategie: Problemlösen & Validierung<br />
3. Stilistische Strategie: interpersonelle Stile und<br />
Kommunikationsstile<br />
4. Sozialarbeiterische Strategie: Umgang mit <strong>de</strong>m sozialen<br />
Netzwerk <strong>de</strong>r Klienten<br />
5. Integrative Strategie: Beschreibung wie mit<br />
bor<strong>de</strong>rlinespezifischen Verhaltensweisen umzugehen ist.<br />
„Strategien“: Aktivitäten, Taktiken und Vorgehensweisen, die eine Therapeutin anwen<strong>de</strong>t ,<br />
um das Behandlungsziel zu erreichen (Aneignung psychosozialer Fertigkeiten).<br />
Verfahren <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings<br />
Es gibt 3 Verfahren <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings:<br />
1. Erwerb von Fertigkeiten (z.B. Instruktionen, Mo<strong>de</strong>lle bieten)<br />
2. Verstärkung von Fertigkeiten (z.B. Verhaltensübungen, Feedback)<br />
3. Generalisierung <strong>de</strong>r Fertigkeiten (z.B. Hausaufgaben, Diskussion von Ähnlichkeiten<br />
& Unterschie<strong>de</strong>n in Situationen)<br />
Instruktionen:<br />
Verbale Beschreibungen <strong>de</strong>r Reaktionsweisen, die gelernt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Mo<strong>de</strong>lle anbieten:<br />
• Mo<strong>de</strong>lle können durch Therapeuten, an<strong>de</strong>re Klienten, an<strong>de</strong>re Menschen aus <strong>de</strong>r<br />
Umgebung, Tonaufnahmen, Vi<strong>de</strong>oaufnahmen, Filme o<strong>de</strong>r gedrucktes Material<br />
<strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s Verfahren, dass <strong>de</strong>n Klienten als Anschauungsmaterial für<br />
adäquate alternative Reaktionen dient, ist eine Form von Mo<strong>de</strong>llgebung.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
18
• Die Arbeitsblätter zum Fertigkeitstraining bieten Mo<strong>de</strong>lle für die Anwendung<br />
bestimmter Fertigkeiten.<br />
• Biographien, Romane, etc. können auch als Anregung dienen.<br />
Verstärkung von Fertigkeiten<br />
Verhaltensübungen:<br />
• Verhaltensübungen sid alle Übungen von zu erlernen<strong>de</strong>n Reaktionen<br />
• Rollenspiele<br />
• Entspannungsübungen<br />
• För<strong>de</strong>rliche Selbstaussagen<br />
Verstärkung:<br />
• Eines <strong>de</strong>r wirksamsten Mittel <strong>de</strong>s Shaping und <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von<br />
Verhaltensfertigkeiten<br />
• Auf die Dauer kann die Verstärkung von Fertigkeiten durch die Therapeutin das<br />
Selbstbild <strong>de</strong>s Klienten positiv beeinflussen, die Fertigkeiten erbessern, sowie die<br />
Häufigkeit ihrer Anwendung erhöhen.<br />
• Indirekte Verstärkung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gruppenteilnehmer<br />
Feedback & Coaching<br />
• Feedback liefert <strong>de</strong>n Klienten Infos über ihr Verhalten. Es sollte sich auf das gezeigte<br />
Verhalten beziehen, nicht auf ermutete Motive.<br />
• Feedback sollte spezifisch und konkret auf das Verhalten bezogen sein<br />
• Negatives Feedback in positives einbetten.<br />
Generalisierung von Fertigkeiten<br />
• Transfer <strong>de</strong>r Fertigkeiten anregen und ermutigen.<br />
• Einsatz von Vi<strong>de</strong>oaufnahmen, die zwischen <strong>de</strong>n Sitzungen angeschaut wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
• In-vivo-Verhaltensübungen: Hausaufgaben (nicht nur im Fertigkeitstraining beachten,<br />
son<strong>de</strong>rn auch in die Einzeltherapie miteinbeziehen)<br />
• Ein Umfeld schaffen, dass adaptives Verhalten verstärkt:<br />
• Familien- und Paartherapiesitzungen:<br />
o Zur Unterstützung <strong>de</strong>r Generalisierung bietet es sich an, Personen aus <strong>de</strong>m<br />
sozialen Umfeld <strong>de</strong>r Klienten <strong>zur</strong> Sitzung einzula<strong>de</strong>n<br />
• Prinzipien zum Ausblen<strong>de</strong>n (Fading)<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
19
o<br />
Die Mo<strong>de</strong>llfunktion, Informationsgabe und Rückmeldung durch <strong>de</strong>n<br />
Therapeuten muß schrittweise ausgeblen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
Problemlösestrategien<br />
• Wichtig für das Beschreiben von überdauern<strong>de</strong>n Verhaltensmustern, für das<br />
Analysieren von problematischen Situationen und <strong>zur</strong> Entwicklung effektiver<br />
Bewältigungsstrategien<br />
• Ziel: Klienten <strong>zur</strong> einer Anwendung <strong>de</strong>r Problemlösestrategien bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren uns<br />
sich selbst durchzuführen<br />
• Verhaltensanalyse:<br />
o Anregung, genau zu beschreiben, was zu <strong>de</strong>r Problemsituation und zum<br />
erfolgreichen o<strong>de</strong>r erfolglosen Versuch <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r Fertigkeiten<br />
geführt hat<br />
Validierungsstrategien<br />
• Nichtbewerten<strong>de</strong> therapeutische Haltung<br />
• Kontinuierliche Suche nach <strong>de</strong>r subjektiven „wahrheit“ in <strong>de</strong>n Verhaltensweisen <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Klienten<br />
• Die erste Aufgabe beim Validieren besteht darin, <strong>de</strong>m Kliienten beim Gewahrwer<strong>de</strong>n<br />
und Beschreiben seiner Gefühle und Gedanken und <strong>de</strong>s offenen Verhaltens zu helfen.#<br />
• Die zweite Aufgabe besteht darin, empathisch auf die Gefühle <strong>de</strong>s Klienten<br />
einzugehen, Verständnis (wenn auch nicht unbedingt Zustimmung) für die<br />
Einstellungen und Erwartungen zu zeigen und Beobachtungen zu Verhaltensmustern<br />
zu äußern.<br />
• Die dritte Aufgabe liegt darin, <strong>de</strong>n Klienten zu vermitteln, dass ihre emotionalen<br />
Reaktionen, Einstellungen, Erwartungen und offenen Verhaltensweisen durchaus<br />
verständlich sind und im Kontext seines Lebens einen Sinn ergeben.<br />
• Notwendig: ständiges „cheerleading“: Zure<strong>de</strong>n, Anspornen, Schmeicheln, Loben<br />
• Verstärkung <strong>de</strong>r gegenseitigen Validierung durch die Teilnehmer<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Verän<strong>de</strong>rung<br />
Kontingenzverfahren<br />
• Die wichtigsten therapeutischen Kontinggenzen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r ersten Sitzung im<br />
bezug auf die Regeln diskutiert.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
20
• Kontingenzen bei Regelverstößen:<br />
o Missbilligung durch die Therapeuten/ Teilnehmer<br />
o Fokussierung auf das Verletzen <strong>de</strong>r Regeln<br />
o Distanz zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
o Gefährdung <strong>de</strong>s Therapiefortschrittes<br />
Kontingenzmanagement<br />
• Adaptives Vehalten positive Konsequenzen<br />
• Maladaptives Verhalten aversive Konsequenzen (min<strong>de</strong>stens keine<br />
Konsequenzen)<br />
• Prinzipien <strong>de</strong>s Shapings<br />
Verstärker<br />
• Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Verstärker muss genau analysiert wer<strong>de</strong>n!<br />
• Soweit wie möglich natürliche Verstärker einsetzten (auch im Alltag vorkommend)<br />
Löschung/ Bestrafung<br />
• Bestrafung bei<br />
o Vermeidung (Hausaufgaben, Übungen)<br />
• Löschung bei<br />
o Positivem maladaptiven Verhalten (Aufmerksamkeitheischung, Weinen <br />
Ignorierung)<br />
• Es ist immer das Verhalten, was bestraft wird, nicht die Person!<br />
Shaping<br />
• Shaping ist das wichtigste Element <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings<br />
• BPS verfügen über keine Fähigkeiten <strong>de</strong>s Selbst-shapings. Ihre unrealistischen<br />
For<strong>de</strong>rungen nach Perfektion hin<strong>de</strong>rn sie ständig daran allmählich zu lernen<br />
Expositionsverfahren<br />
• Strukturierte Expositionsverfahren wer<strong>de</strong>n im Fertigkeitstraining nicht angewen<strong>de</strong>t<br />
• Weniger strukturierte Expositionsverfahren schon:<br />
o Verhin<strong>de</strong>rung von Vermeidung<br />
o Vermittlung <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von Expositionen (Verstärkung <strong>de</strong>s Einsatzes)<br />
Verfahren <strong>zur</strong> kognitiven Modifikation<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
21
Kognitive Umstrukturierung<br />
• Übungen <strong>zur</strong> Analyse und Modifikation von dysfunktionalen Annahmen und<br />
Einstellungen<br />
• Geringere Rolle als in an<strong>de</strong>ren kognitiv-<strong>behavioralen</strong> Therapieformen<br />
4. Module <strong>de</strong>s Fertigkeitstrainings<br />
1. Innere Achtsamkeit<br />
• Wegen <strong>de</strong>r zentralen Be<strong>de</strong>utung wird die „Innere Achtsamkeit“ als erstes<br />
vermittelt<br />
• Dies sind die einzigen Fertigkeiten, die während <strong>de</strong>s ganzen Jahres vermittelt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• Zu Beginn je<strong>de</strong>s Moduls besprochen<br />
• Psychologische Variante von Meditationsübungen aus östlichen spirituellen<br />
Disziplinen, beruhend auf <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Zen, sind aber mit <strong>de</strong>n meisten<br />
westlichen kontemplativen Traditionen und östlichen Meditationspraktiken<br />
vereinbar.<br />
• Unterscheidung 3er Anteile:<br />
i. Vernunft<br />
ii. Gefühl<br />
iii.<br />
Intuitives Verstehen und Wissen, d.h. Integration von Vernunft &<br />
Gefühl; über das emotionale Verständnis und die logische Analyse<br />
hinaus, enthält es auch noch ein intuitves Wissen.<br />
• Innere Achtsamkeit ist ein Weg, um Gefühl und Verstand in ein Gleichgewicht<br />
zu bringen und auf diese Weise zu intuitivem Verstehen zu gelangen.<br />
• Unterscheidung:<br />
i. „Was“-Fertigkeiten<br />
ii. „Wie-Fertigkeiten<br />
• „Was“-Fertigkeiten:<br />
i. Wahrnehmen, Beschreiben, Teilnehmen<br />
ii. Ziel: Bewusstheit im Alltag<br />
iii.<br />
Wahrnehmen: Ereignisse, Emotionen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Reaktionen<br />
zuwen<strong>de</strong>n, ohne zu versuchen, ihnen auszuweichen, wenn sie<br />
schmerzhaft sind.<br />
iv. Beschreiben: wesentlich für Kommunikation und Selbstkontrolle<br />
v. Teilnehmen: von <strong>de</strong>r ständigen Betrachtung <strong>de</strong>r eigenen Person<br />
abzulassen und ganz im Hier&Jetzt <strong>de</strong>r Situation teilzunehmen.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche 22<br />
Ausarbeitung
Unachtsamkeit ist Teilnehmen ohne Aufmerksamkeit; Achtsamkeit ist<br />
Teilnehmen mit Aufmerksamkeit<br />
• „Wie“-Fertigkeiten:<br />
i. eine nicht bewerten<strong>de</strong> Haltung einnehmen, sich in je<strong>de</strong>m Moment nur<br />
auf eine Sache konzentrieren und wirkungsvoll han<strong>de</strong>ln<br />
ii. Aufmerksamkeit & Bewusstheit auf die Aktivität <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />
Momentes zu richten und nicht die Aufmerksamkeit zwischen<br />
verschie<strong>de</strong>nen Aktivitäten aufzuteilen.<br />
iii. Das wirkungsvolle Han<strong>de</strong>ln, soll die Neigung <strong>de</strong>r Klienten verringern<br />
sich mehr mit <strong>de</strong>m zu beschäftigen, was „richtig“ ist, als das, was die<br />
Situation erfor<strong>de</strong>rt<br />
2. Training <strong>de</strong>r interpersonellen Wirksamkeit<br />
Ziele <strong>de</strong>s Moduls:<br />
• Ähnlichkeiten mit <strong>de</strong>nen in vielen an<strong>de</strong>ren Selbstsicherheitstrainings<br />
• Zu Beginn <strong>de</strong>s Moduls wer<strong>de</strong>n eine Vielzahl von eher „kognitiven“ Informationen und<br />
Fertigkeiten vermittelt.<br />
• Wie man nach etwas fragt, was man braucht<br />
• Wie man „nein“ sagt<br />
• Wie man mit interpersonellen Konflikten umgehen kann<br />
• Die Fähigkeit, eine Situation zu analysieren und Ziele festzusetzen wer<strong>de</strong>n als<br />
wesentlich für interpersonelle Effektivität betrachtet<br />
• Das Ziel dieses Moduls ist es, <strong>de</strong>n Klienten zu lehren, wie er spezifische<br />
interpersonelle Problemlösefertigkeiten, soziale und Selbstsicherheitsfertigkeiten<br />
einsetzten kann, um eine aversive Umgebung zu beeinflussen und seine Ziele in<br />
interpersonellen Begegnungen zu erreichen.<br />
• Der Inhalt glie<strong>de</strong>rt sich in mehrere Abschnitte:<br />
o Interpersonelle Basisfertigkeiten<br />
o I<strong>de</strong>ntifizierung von Faktoren, die die soziale Kompetenz för<strong>de</strong>rn bzw.<br />
beeinträchtigen<br />
o Faktoren, die man berücksichtigen sollte, bevor man jeman<strong>de</strong>n um etwas bittet,<br />
seine Meinung äußert o<strong>de</strong>r nein-sagt<br />
3. Bewusster Umgang mit Gefühlen: Training <strong>de</strong>r Emotionsregulation<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
23
• Spezifische Fertigkeiten für einen bewussten Umgang mit Gefühlen:<br />
o Gefühle i<strong>de</strong>ntifizieren und benennen<br />
o Folgen<strong>de</strong> Punkte müssen beobachtet und beschrieben wer<strong>de</strong>n können:<br />
Die auslösen<strong>de</strong> Situation für das Gefühl<br />
Das phänomenologische Erleben <strong>de</strong>s Gefühls einschließlich körperliche<br />
Wahrnehmungen<br />
Verhaltensweisen, die das Gefühl ausdrücken<br />
Die Auswirkungen <strong>de</strong>s Gefühls auf weitere Bereiche <strong>de</strong>s Erlebens und<br />
Verhaltens<br />
o Verwundbarkeit gegenüber schmerzhaften Gefühlen verringern<br />
Physischen o<strong>de</strong>r situativen Streß verringern durch: ausgewogene<br />
Ernährung, ausreichen Schlaf, körperliche Bewegung, Behandlung<br />
körperlicher Krankheiten, Verzicht auf Drogen, wachsen<strong>de</strong><br />
Selbstdisziplin durch Aktivitäten, die ein Gefühl von Selbststeuerung<br />
und Kompetenz aufbauen. (Das För<strong>de</strong>rn von Selbstdisziplin hat große<br />
Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>m Planen von Aktivitäten in <strong>de</strong>r kognitiven<br />
Therapie <strong>de</strong>r Depression nach Beck et al., 1979.)<br />
o Positive Ereignisse häufiger wer<strong>de</strong>n lassen<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Anzahl von angenehmen Ereignissen<br />
o Achtsamkeit für gegenwärtige Gefühle steigern<br />
Gefühle wahrnehmen ohne sie zu beurteilen o<strong>de</strong>r zu versuchen sie zu<br />
unterdrücken, zu blockieren o<strong>de</strong>r sich von ihnen abzulenken<br />
o Techniken zu Stresstoleranz anwen<strong>de</strong>n<br />
• Der Inhalt <strong>de</strong>s Moduls ist in folgen<strong>de</strong> Abschnitte unterteilt:<br />
o Das Wesen von Emotionen; Vorstellung eines Mo<strong>de</strong>lls von Emotionen mit<br />
Diskussion<br />
o Wie man lernen kann, Gefühle im Alltag zu i<strong>de</strong>ntifizieren und zu benennen<br />
o I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r Funktion von Emotionen und <strong>de</strong>ren Beziehung zu <strong>de</strong>r<br />
Schwierigkeit, Gefühle zu verän<strong>de</strong>rn<br />
o Möglichkeiten, wie man die Verwundbarkeit durch negative Gefühle<br />
verringern kann<br />
o Wie man positive, emotionale Erfahrungen steiegern kann<br />
o Wie man durch Achtsamkeit für das ggenwärtige Gefühl und eine<br />
gegensätzliche Handlung emotionales Lei<strong>de</strong>n vermin<strong>de</strong>rn kann<br />
4. Stresstoleranz<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
24
Ziele <strong>de</strong>s Moduls<br />
• Die Fähigkeit, Belastungen zu ertragen und anzunehmen ist zentral<br />
• Stresstoleranz ist die Fähigkeit, die eigene Umgebung wahrzunehmen, ohne dabei zu<br />
erwarten, dass sie an<strong>de</strong>rs sein sollte, die Fähigkeit sich <strong>de</strong>s eigenen momentanen<br />
emotionalen Befin<strong>de</strong>ns gewahr zu wer<strong>de</strong>n, ohne zu versuchen, es zu verän<strong>de</strong>rn, und<br />
die Fähigkeit, die eigenen Gedanken und Handlungsmuster zu beobachten, ohne <strong>de</strong>n<br />
Versuch, sie zu stoppen o<strong>de</strong>r zu kontrollieren. Hiermit wird eine Haltung <strong>de</strong>s<br />
Nichtbewertens vertreten.<br />
• Die Stresstoleranz-Fertigkeiten dienen <strong>de</strong>m Ertragen und Überleben von Krisen und<br />
<strong>de</strong>m Annehmen <strong>de</strong>s Lebens, so wie es im Augenblick ist.<br />
• 4 Arten von Krisenüberlebensstrategien wer<strong>de</strong>n vermittelt:<br />
o sich ablenken<br />
o sich beruhigen<br />
o <strong>de</strong>n Augenblick verän<strong>de</strong>rn<br />
o an die Pro & Contras <strong>de</strong>nken<br />
Zweite Therapiephase<br />
V. Behandlung <strong>de</strong>r Folgen traumatischer Erfahrung<br />
• Übergeordnete Ziele <strong>de</strong>r DBT:<br />
o Reduktion <strong>de</strong>r Folgen traumatischer Erfahrung<br />
Diese wer<strong>de</strong>n als Verhaltensmuster <strong>de</strong>finiert und können sich auf<br />
neurophysiologischer, emotionaler, kognitiver o<strong>de</strong>r Handlungsebene<br />
zeigen.<br />
o Ziel <strong>de</strong>r Traumatherapie heißt nicht Vergessenes wie<strong>de</strong>r zu erinnern o<strong>de</strong>r zu<br />
„integrieren“, son<strong>de</strong>rn die Erfahrung zu machen, dass die traumatischen<br />
Ereignisse <strong>de</strong>r Vergangenheit angehören.<br />
o Der Patient soll lernen sich vor Situationen zu schützen, die traumatische<br />
Erinnerung wachrufen.<br />
o Er sollte weiterhin lernen Emotionen o<strong>de</strong>r Spannungsphänomene zu<br />
regulieren, die durch die Aktivierung von traumatischen Erinnerungen<br />
ausgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
o Da häufig negative Selbstkonzepte und dysfunktionale Grundannahmen mit<br />
<strong>de</strong>r traumatischen Erfahrung verknüpft sind, sollten diese kognitiven Schemata<br />
verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
o Wichtige Ressourcen wie Ärger o<strong>de</strong>r Wut, die bislang von Traumaassoziierten<br />
Schemata gebun<strong>de</strong>n waren, <strong>zur</strong> Verwirklichung eigener Ziele und<br />
Pläne genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
25
Voraussetzungen für Traumatherapie in Phase II:<br />
• Ausschließlich von erfahrenen und spezifisch ausgebil<strong>de</strong>ten Fachkräften durchgeführt<br />
• Voraussetzungen:<br />
o Frage <strong>de</strong>r Suizidalität ein<strong>de</strong>utig geklärt<br />
o Patient sollte in <strong>de</strong>r Lage sein seine Emotionen zu modulieren keine<br />
dysfunktionalen Handlungen<br />
o Keine selbstschädigen<strong>de</strong>n Verhaltensmuster mehr <strong>zur</strong> Spannungsreduktion<br />
o Beziehung zum Therapeuten klar und eingespielt<br />
o Zentrale Frage <strong>de</strong>r (Über-)Lebensqualität sollte gelöst sein:<br />
Keine real traumatisieren<strong>de</strong> Umgebung<br />
Drogen- und Alkohol<br />
Tragen<strong>de</strong> soziale Kontakte<br />
Stabilisieren<strong>de</strong> Freizeitaktivitäten<br />
o Im Selbstmanagement dissoziativer Phänomene möglich<br />
o Therapeut sollte wissen, wie schwere, somatische, dissoziative Phasen<br />
während <strong>de</strong>r Therapie been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.<br />
5. Die stationäre Behandlung<br />
Grün<strong>de</strong> für ambulante Therapie<br />
• Verstärkung von Abhängigkeiten dysfunktionales Rollenverhältnis zwischen<br />
Bor<strong>de</strong>rline-Patienten und Therapeuten; Wi<strong>de</strong>rspruch zum kooperativen Konzept <strong>de</strong>r<br />
DBT<br />
• Artifizielle Herauslösung <strong>de</strong>r Patienten aus ihrem sozialen Umfeld erschwert die<br />
Generalisierung neu zu erlernen Verhaltens, ohne welches das Lernen im stationären<br />
Bereich häufig unfruchtbar bleibt.<br />
• Überfor<strong>de</strong>rung durch vielfältige Reize im stationären Bereich<br />
• Überlastetes therapeutisches Team kontrollieren<strong>de</strong> bzw. strafen<strong>de</strong> Strategien;<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch <strong>zur</strong> Betonung <strong>de</strong>r Selbstverantwortlichkeit<br />
• Stationäre Aufnahme kann per se als Verstärker für pathologisches Verhalten wirken<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit von zukünftigem suzidalem o<strong>de</strong>r parasuizidalem<br />
Verhalten<br />
o Überspitzt: Die spezifischen Charakteristika vieler psychiatrischer/<br />
psychotherapeutischer Kliniken tragen entschei<strong>de</strong>nd <strong>zur</strong> sozialen Isolierung<br />
und damit Chronifizierung dieses Störungsbil<strong>de</strong>s bei!<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
26
Indikation für eine stationäre Behandlung<br />
Verhaltensmuster, die lebensbedrohlich sind o<strong>de</strong>r ambulante Therapien unmöglich<br />
machen. Diese sollen bedingt sein durch Umstän<strong>de</strong>, die die Problemlösekompetenz <strong>de</strong>r<br />
Patienten im Augenblick übersteigen und nicht durch ambulante therapeutische o<strong>de</strong>r<br />
sozialarbeiterische Hilfen verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Stationäre DBT-Behandlung:<br />
• Rasche und stringente Bearbeitung <strong>de</strong>rjenigen Bedingungen, die <strong>zur</strong> Aufnahme <strong>de</strong>r<br />
Patienten geführt haben und die Fortsetzung <strong>de</strong>r ambulanten Therapie behin<strong>de</strong>rn.<br />
Die Hierarchie <strong>de</strong>r Behandlungsziele bei <strong>de</strong>r stationären Therapieplanung<br />
• Therapeuten stehen häufig vor <strong>de</strong>r Wahl:<br />
o Entwe<strong>de</strong>r schwer belasten<strong>de</strong> dysfunktionales Verhalten unter Kontrolle zu<br />
bringen<br />
o O<strong>de</strong>r in Ruhe zu explorieren und gründliche Verhaltensanalysen<br />
durchzuführen<br />
• Fehlermöglichkeiten:<br />
o Zu rascher Übergang drängen<strong>de</strong> Probleme zu behan<strong>de</strong>ln<br />
o Besuchsverbote auszusprechen<br />
o Ausgänge zu reduzieren<br />
o Taschen zu kontrollieren usw.<br />
o Die Ten<strong>de</strong>nz, das Verhalten <strong>de</strong>r Patienten zu kontrollieren, führt häufig <strong>zur</strong><br />
Zuspitzung <strong>de</strong>r affektiven Destabilisierung und damit <strong>zur</strong> Verstärkung von<br />
maladaptiver Verhaltensmuster<br />
o Verlust <strong>de</strong>s Überblicks über die Therapieplanung: Die Schwierigkeit, aber<br />
auch die Notwendigkeit einer strukturierten Therapieplanung offenbart sich<br />
selten so klar wie bei <strong>de</strong>r kriseninduzierten stationären Behandlung<br />
• Es sollte ein Verfahren gewählt wer<strong>de</strong>n, dass eine rasche Reduktion gefährlicher<br />
Verhaltensmuster als auch eine grundlegen<strong>de</strong> Analyse <strong>de</strong>r aufrechterhalten<strong>de</strong>n<br />
Bedingungen gewährleistet.<br />
DBT-Behandlungsziele im stationären Bereich<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
27
Vorbereitungsphase<br />
Diagnostik<br />
Zielanalyse<br />
Behandlungsplanung<br />
Behandlungsvertrag<br />
Behandlungsziele <strong>de</strong>r Therapiephasen<br />
Reduktion gegenwärtigen suzidalen Verhaltens<br />
Reduktion von Verhaltensmustern, die die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Therapie bedrohen<br />
Reduktion von hospitalisierungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>m Verhalten<br />
o Bearbeitung von Verhalten, das die gegenwärtige Hospitalisierung bedingte<br />
o Bearbeitung von Verhaltensmustern, die die gegenwärtige<br />
Hospitalisierungsdauer verlängern<br />
o Emtwicklung von Entlassungsbedingungen, die für die Patienten so<br />
stabilisierend wie möglich sind<br />
Verbesserung von „Überlebensfertigkeiten“ sowie <strong>de</strong>ren Erprobung und<br />
Generalisierung im relevanten sozialen Umfeld<br />
Entlassungsplanung ist Bestandteil <strong>de</strong>r Therapieplanung<br />
Behandlungsziele<br />
• Stationäre DBT-Ziele unterschei<strong>de</strong>n sich grundlegend von ambulanten<br />
Behandlungszielen<br />
• Die Vorbereitungsphase beinhaltet<br />
o Diagnostik<br />
o Zielanalyse<br />
o Zustimmung von Seiten <strong>de</strong>s Patienten<br />
o In Einzelfällen kann diese Phase auf 1-2 Tage beschränkt wer<strong>de</strong>n<br />
o Das stationäre DBT-Programm berücksichtigt ein institutionalisiertes<br />
Kontingenzmanagement, das explizit die aufrechterhalten<strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r<br />
Verweigerungshaltung fokussiert und je<strong>de</strong>n Schritt in Richtung<br />
Behandlungscompliance verstärkt.<br />
Fokus auf schweres dysfunktionales Verhalten weisen<br />
• Ziele <strong>de</strong>r Behandlung auf ein realistisches Maß reduzieren<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
28
• Vorwiegend diejenigen Verhaltensmuster, die eine stationäre Behandlung verstärken<br />
und die Bereitschaft schwächen psychosoziale Probleme in ihrem bedingen<strong>de</strong>n<br />
Umfeld zu lösen<br />
Lebensbedrohliche und therapiegefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Verhalten<br />
• Erste Priorität hat die Bearbeitung von lebensbedrohlichem Verhalten o<strong>de</strong>r Verhalten,<br />
das die Fortsetzung <strong>de</strong>r (ambulanten) Therapie gefähr<strong>de</strong>t.<br />
• Es gilt: primär die bedrohlichsten Muster zu fokussieren und die weniger<br />
schwerwiegen<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n ambulanten Therapeuten zu verweisen.<br />
• Außer<strong>de</strong>m Verhaltensmuster, die im großen Feld <strong>de</strong>s hospitalisierungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Verhaltens angesie<strong>de</strong>lt sind:<br />
o Umstän<strong>de</strong>, die zum stätionären Aufenthalt geführt haben<br />
o Problemverhalten, das die Hospitalisierungsdauer unnötig verlängert exakte<br />
Analyse <strong>de</strong>s Szenarios, das <strong>zur</strong> Aufnahme geführt hat und eine frühzeitige,<br />
exakte Planung <strong>de</strong>r Entlassungsbedingungen<br />
• Stationäre Behandlung: ausgezeichnetes Lernfeld für neue Verhaltensfertigkeiten<br />
o Diejenigen DBT-Verhaltensfertigkeiten, die weitere Aufnahmen verhin<strong>de</strong>rn<br />
o Beispiele:<br />
Training <strong>de</strong>r Spannungstoleranz<br />
Problembewältigung unter subjektiven Überflutungsempfin<strong>de</strong>n<br />
Erwerb von Techniken zum Umgang mit Analgesien o<strong>de</strong>r drängen<strong>de</strong>n<br />
Suizidgedanken<br />
Aufbau und Testen eines „Notfallnetzwerkes“<br />
• Verhaltensmuster, die auffallen und länger behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n müssten, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
Entlassungspapieren an <strong>de</strong>n ambulanten Therapeuten weitergegeben<br />
Schwerpunkte <strong>de</strong>s DBT-Programms im stationären Bereich:<br />
• Möglichkeit einer grundlegen<strong>de</strong>n, umfassen<strong>de</strong>n Diagnostik inklusive <strong>de</strong>r Analyse<br />
maladaptiver Verhaltensmuster, die <strong>zur</strong> Hospitalisierung führten<br />
• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>rjenigen Verhaltensmuster, die entwe<strong>de</strong>r unmittelbar lebensbedrohlich<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rart <strong>de</strong>stabilisierend sind, dass sie ein Leben ohne stationären Aufenthalt nicht<br />
möglich machen<br />
• Differenziertes, störungsspezifisch orientiertes Programm <strong>zur</strong> Aneignung und<br />
Verbesserung von Fähigkeiten, die ein Überleben im sozialen Gefüge erleichtern<br />
Weitere Merkmale:<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
29
• Struktur <strong>de</strong>r Behandlungsziele wird <strong>de</strong>m Patienten anfangs ausgehändigt<br />
• Struktur sollte sich am individuellen Patienten orientieren<br />
• Die Behandlungsziele I und II wer<strong>de</strong>n relativ häufig auftreten<br />
• Interventionsmetho<strong>de</strong>n:<br />
o Kooperative Beratung <strong>de</strong>s ambulanten Therapeuten<br />
o Beratung <strong>de</strong>r Familie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s sozialen Umfel<strong>de</strong>s<br />
o Hilfe bei <strong>de</strong>r Lösung von Wohnungs- o<strong>de</strong>r Finanzproblemen<br />
o Entwicklung eines Drogenberatungsprogramms<br />
o Evtl. Vermittlung einer Tagesklinik<br />
o Verbesserung <strong>de</strong>r psychopharmakologischen Behandlung<br />
• Verhältnisse, die zu einer Verlängerung <strong>de</strong>r Hospitalisierung führen:<br />
o Zu rigi<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r zu flexibel<br />
o Missbrauch <strong>de</strong>s stationären Settings <strong>zur</strong> Vermeidung von schwierigen<br />
Situationen im psychosozialen Umfeld<br />
o Patient und Team entwickel eine Art Teufelskreis zwischen Suizidalität und<br />
kontrollieren<strong>de</strong>r Zuwendung, die das Verhaltensmuster verstärkt.<br />
Behandlungsstrategien<br />
• Unterscheidung zwischen<br />
o Basisstrategien: Ausdruck <strong>de</strong>r therapeutischen Grundhaltung<br />
o Spezifischen Strategien: verschie<strong>de</strong>nen Problembereichen zugeordnet<br />
Basisstrategien<br />
• Dialektische Strategien:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Mehr als eine Reflexion und Deutung von Spaltungsprozessen<br />
Die durchgängige Unfähigkeit Wi<strong>de</strong>rsprüche zu ertragen ist ein typisches<br />
Kennzeichen <strong>de</strong>r intrapsychischen und interpersonellen Bor<strong>de</strong>rline-<br />
Organisation Hemmnis von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
Schlüsselstrategie: anhalten<strong>de</strong> Fokussierung von wi<strong>de</strong>rsprüchlichen Prozessen<br />
und Phänomenen. So oft wie möglich Wi<strong>de</strong>rsprüche herausarbeiten, diese zu<br />
bennen bzw. zu aktualisieren<br />
Die Verwendung von Mythen, Geschichten, Metaphern und pardoxen<br />
Interventionen ist inetgraler Bestandteil <strong>de</strong>r Therapie<br />
• Validierungsstrategien:<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
30
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Ohne eine „validieren<strong>de</strong>“ Grundhaltung ist die Anwendung<br />
verhaltenstherapeutischer Techniken kaum möglich<br />
Bor<strong>de</strong>rline-Patienten reagieren extrem sensitiv auf therapeutische<br />
Interventionen, die Zweifel an <strong>de</strong>r subjektiven „Stimmigkeit“ <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Erlebens aufkommen lassen<br />
Es gilt, <strong>de</strong>n jeweiligen Sinn im Erleben und Verhalten herauszuarbeiten und<br />
<strong>de</strong>m Patienten zu vermitteln, dass seine Reaktionen auch zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt nachvollziehbar sind.<br />
Erst diese Validierung eröffnet die Möglichkeit auf an<strong>de</strong>re Ressourcen<br />
<strong>zur</strong>ückzugreifen und neue Verhaltensmuster zu erlernen.<br />
Spezifische Strategien<br />
• Kontingenzmanagement:<br />
o Der therapeutische Umgang mit positiver und negativer Verstärkung sowie<br />
Extinktion, setzt eine exakte, lückenlose Verhaltensanalyse voraus.<br />
o Häufig gestaltet es sich schwierig, die Patienten <strong>zur</strong> Mitarbeit am<br />
Kontingenzmanagement zu motivieren<br />
o Eine umfassen<strong>de</strong> Aufklärung <strong>de</strong>s Patienten über die Grundhaltung <strong>de</strong>r<br />
Lerntheorie ist Basis je<strong>de</strong>r Behandlung immer wird <strong>de</strong>r Patient über<br />
therapeutische Interventionen aufgeklärt, v.a bei aversiven Verstärkern<br />
o Therapeut und Patient sollten wissen, dass Verstärkerentzung zunächst zu einer<br />
Zunahme <strong>de</strong>s dysfunktionalen Verhaltens führt und diese Strategie daher nicht<br />
vorzeitig abgebrochen wer<strong>de</strong>n sollten.<br />
o Die Balance zwischen menschlicher Wärme und Zuneigung und <strong>de</strong>m Einsatz<br />
<strong>de</strong>r therapeutischen Beziehung <strong>zur</strong> Verhaltenssteuerung verlangt hohe<br />
therapeutische Kompetenz und eine verlässliche Supervisionsgruppe.<br />
• Emotions-Exposition:<br />
o Erleben, Akzeptieren und Ausdrücken von situationsadäquaten Emotionen<br />
o Techniken <strong>de</strong>r Exposition und Reaktionsverhin<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>r Behandlung von<br />
Zwangs- und Angststörungen kommen hierbei <strong>zur</strong> Anwendung<br />
o Gefahr <strong>de</strong>r Reaktivierung pathologischer Täter-Opfer-Beziehungen in <strong>de</strong>r<br />
therapeutischen Beziehung, die sich hautsächlich in projektiven Prozessen<br />
vollziehen<br />
o Notwendig: tragfähige, wohlwollen<strong>de</strong> therapeutische Beziehung, nur dann<br />
wird <strong>de</strong>r Patient bereit sein sich schmerzhaften Emotionen auszusetzen<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
31
o Der Patient verfügt über ein breites Repertoire an Vermeidungsstrategien und<br />
wird sich nur zögernd auf das Expositionsverfahren einlassen<br />
o Im Zentrum <strong>de</strong>r Meidungsstrategien stehen kognitive Meidungen und<br />
Dissoziationen. Es bedarf spezifischer Techniken, <strong>de</strong>n Patienten auf das<br />
gegenwärtige Erleben zu fokusieren. Achtung: aufgeschobene Reaktionen<br />
(Selbstschädigung)<br />
o Übergang zum Selbstmanagement ist schwierig<br />
• Kognitive Umstrukturierung:<br />
o Rigi<strong>de</strong> kognitive Schemata<br />
o Bezug zu Beck mit Modifikationen durch Linehan:<br />
Da die Leugnung adäquater Emotionen und fehlerhafter Kognitionen in<br />
einer traumatisieren<strong>de</strong>n Umwelt als Entstehungsbedingungen für Eine<br />
Bor<strong>de</strong>rlinestörung gelten, liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>r kognitiven<br />
Therapie auf <strong>de</strong>r Validierung und Verstärkung adäquater Kognitionen<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Umstrukturierung inadäquater Kognitionen sollte immer<br />
<strong>de</strong>r lebensgeschichtliche Aspekt berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
Sehr häufig wer<strong>de</strong>n pathologische kognitive Schemata als<br />
Überlebensstrategie innerhalb eines vergangenen, traumatisieren<strong>de</strong>n<br />
Kontextes verständlich<br />
Kognitive Umstrukturierung ist bei Bor<strong>de</strong>rline Patienten schwierig.<br />
Nicht selten dienen insbeson<strong>de</strong>re Schuldvorstellungen, die oft magische<br />
Dimensionen annehmen, dazu, die grauenhaften Erlebnisse<br />
einzuordnen, die ihnen im Laufe ihrer Entwicklung wi<strong>de</strong>rfahren sind<br />
Destabilisierung kognitiver Schmemata führt nicht selten <strong>zur</strong><br />
Destabilisierung <strong>de</strong>s gesamten Selbst-Systems und bisweilen zu ernst<br />
zu nehmen<strong>de</strong>n suizidaleb Krisen!<br />
5. Wirksamkeit<br />
• Die DBT gilt <strong>de</strong>rzeit als einzige störungsspezifische Therapieform für chronisch<br />
suizidale Patienten mit Bor<strong>de</strong>rline-Störung, <strong>de</strong>ren Wirksamkeitsnachweis besteht.<br />
• 3 kontrollierte randomisierte Studien: Belegen eine signifikante Überlegenheit <strong>de</strong>r<br />
DBT gegenüber unspezifischen o<strong>de</strong>r tiefenpsychologischen Verfahren.<br />
• Die Verbesserungen betreffen v.a.<br />
o Selbstverletzungen<br />
o Hopitalisierungsraten<br />
o Depressivität<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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o Soziale Integration<br />
• Vergleichen<strong>de</strong> Studien <strong>zur</strong> Wirksamkeit <strong>de</strong>r „Transference Focus Therapie“ (TEP)<br />
nach Kernberg und DBT sind <strong>de</strong>rzeit in Vorbereitung.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Lernzusammenfassung und nicht um eine wissenschaftliche<br />
Ausarbeitung<br />
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