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Lern- und Entwicklungsprozesse fördern – Pädagogische Beobachtung im Alltag
Werning 2006
Diagnostik: In der klassischen Psychometrie hat Diagnostik die Aufgabe von Klassifikation
und Typologisierung mit Hilfe von spezifische Testverfahren.
Pädagogische Beobachtung: Lehrende sind am Prozess der Beobachtung und
Diagnostik aktiv beteiligt. Interaktionskontexte, unterschiedliche theoretische Hintergründe
und die daraus resultierende Bedeutungszuschreibungen führen zu ganz unterschiedlichen
Beobachtungen bzw. Bewertungen von Beobachtungen. Pädagogische Beobachtung ist sich
dieses Sachverhaltes bewusst. Im Gegensatz zu Diagnostik im traditionellen Sinne liegt die
professionelle Kompetenz von Lehrenden in einer kompetenten Lern- und
Entwicklungsförderung, die nicht durch Typisierung und Klassifikation, sondern durch
Individualisierung und Kooperation gekennzeichnet ist.
Ziele pädagogischer Beobachtung:
� Ermittlung der Lernausgangslage: Durch pädagogische Beobachtung, soll die
Weltsicht der Kinder (Vorerfahrungen, Fragen, Hypothesen, Strategien) erkannt
werden. Ihre Lernstände, Lernstrategien und Lernmotivation. Besonders bei
schulischen Übergangsentwicklungen (z.B. Lehrerwechsel). Methoden:
Screeningverfahren, (z.B. Hamburger Schreibprobe), Beobachtung und
Dokumentation (z.B. Lerntagebuch). Ziel: das Denken der SuS sichtbar machen.
Kooperation von Lehrern, Eltern, Erziehern, usw. – ohne Stigmatisierung, durch
Ressourcenorientierung.
� Lernbegleitung: reflektierende Begleitung von Lern- und Entwicklungsprozessen
(z.B. Lerntagebücher, Portfolios)
� Bearbeitung von spezifischen Problemsituationen: Anwendung angemessener und
effektiver Verfahren, Teamarbeit mit Sonderpädagogen, Psychologen. Methoden:
kooperative Lernbegleitung, Kind-Umfelt-Analyse, kollegiale Fallberartung
Unterrichtsverfahren zur Realisierung einer gelungenen Beobachtung:
Hamburger Schreibprobe: Die HSP dient der Erfassung des orthographischen
Strukturwissens und der grundlegenden Rechtschreibstrategien: Orthographische Strategie
kooperative Lernbegleitung:
Vorstellungskonferenz, Informationsphase, Vorbereitung der Förderkonferenz,
Förderkonferenz, Umsetzen der geplanten Maßnahmen und prozessbegleitende Reflexion.
(Unterrichtsbeobachtung: Erfassung der Beziehungen zwischen Unterrichtenden und Kind,
der Kinder untereinander, der Lernkultur in der Klasse/ Gespräche mit externen Beteiligten,
z.B. mit einem Therapeuten, Gespräche mit den Eltern, Gespräche mit dem
Kind/Jugendlichen, Einbeziehung von externen Experten: Schulpsychologe, Sonderpädagoge
etc.)
Kind-Umfelt-Analyse: Sammlung von Information über die Lebenswelt des Kindes.