28 | Donnerstag, 12. Dezember 2013FRONTALwww.rz-online.ch«Ich bin lieber hinter demMikrofon <strong>als</strong> vor der Kamera»Brig-Glis / Zürich Er ist die WalliserStimme beim Radiosender SRF 1.Michael Brunner (34) über seinegrosse Leidenschaft <strong>als</strong> Radiomacher,den Walliser Dialekt undwarum er nach einem Radiospotein schlechtes Gewissen hatte.Wie oft jassen Sie pro Woche?Wie man gesehen hat, nicht allzu oft (lacht).Beim «Samschtig-Jass» haben Sie nicht gerade geglänzt…Es war spassig, in der Sendung mitzumachen undes war auch nicht mein Ziel, die Jasstrophäe zugewinnen.Folgen Sie solchen Einladungen gerne oder ist dasfür Sie mehr eine Verpflichtung?Eigentlich lasse ich mich gerne zu solchen Sachenüberreden. Aber grundsätzlich bin ich lieber hinterdem Mikrofon <strong>als</strong> vor der Kamera.Hatten Sie Reaktionen auf die Sendung?Oh ja, viele Leute wollten mir einen Jasskurs anbietenund mir ein paar Tricks beibringen. Aberich musste diese Angebote leider ausschlagen,weil mir schlicht die Zeit dazu fehlt.Kommen wir zu dem, was Sie wirklich gut können –die Leute am Radio unterhalten. Was reizt Sie an derRadioarbeit?Die Abwechslung macht es aus. Man ist immer amPuls des Geschehens und kommt mit vielen Menschenins Gespräch. Das macht die Arbeit extremspannend. Zudem bekommt man auch einen anderenBlick in einzelne Themenbereiche.Ihre ersten Radioversuche haben Sie schon <strong>als</strong> kleinerJunge gemacht. Sie haben sich in einem Werbespot<strong>als</strong> Botschafter für ein Kinder-Konzert versucht…Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Vorden Aufnahmen war ich sehr nervös und angespannt.Und ich wollte es natürlich sehr gut machen,nicht zuletzt deshalb, weil mein Vater <strong>als</strong>Werbeleiter beim Radio tätig war.Ihr erster Auftritt war ein mässiger Erfolg – das Konzertmusste wegen geringer Nachfrage abgesagtwerden…Das war das Schlimmste für mich. Am Schlussdes Spots musste ich sagen: «Chum doch öi.» Manbleute mir richtig ein, diesen Satz überzeugend zusagen, damit ich möglichst viele Leute damit anspreche.Entsprechend oft musste ich diese Aufnahmewiederholen. Als ich dann später erfahren«Ich finde ‹z’Eini äsgeils Programm›»habe, dass das Konzert wegen mangelndem Interesseabgesagt werden musste, hatte ich total einschlechtes Gewissen. Ich dachte mir, dass ich denSpot zu wenig überzeugend gesprochen hatte.Waren Sie immer schon vom Radiovirus infiziert?Ja, ich habe mich schon <strong>als</strong> kleiner Bub <strong>als</strong> Radiomoderatorversucht und habe auf einem KassettenrecorderInterviews aufgenommen und geübt.Darum habe ich später auch gerne <strong>als</strong> freier Radiomitarbeiterbei rro gearbeitet. Wenn ich meineSchularbeiten vernachlässigt habe und stattdessenim Radiostudio war, hat mir meine Mutterimmer gesagt: «Wier wellä de ämal lüägä, obd äsTagsch dini Brotjini mim Radio verdienscht.» Darüberlachen wir heute noch gemeinsam.Sie haben es angesprochen, vor Ihrer Festanstellungbei rro waren Sie freier Mitarbeiter beim OberwalliserLok<strong>als</strong>ender…Ich war ganz lange <strong>als</strong> Werbesprecher bei rro tätig.Weil ich in meiner Freizeit <strong>als</strong> DJ im Jugendzentrumauflegte, habe ich mit dem Geld, dasich <strong>als</strong> Werbesprecher verdiente, immer CDs gekauft.Später durfte ich dann für die Sommerserie«Eifach Feriä mit rro» ans Mikrofon. Mein ersterEinsatz war auf der Hannigalp mit dem heutigenBundeshaus-Fernsehredaktor Adrian Arnold.Das erste Interview hatte ich mit dem damaligenGrächner Tourismusdirektor Fredy Miller. Dabeiwar ich so nervös und habe dermassen mit demFunkmik gezittert, dass mich Miller gefragt hat,ob er mir das Mikrofon halten solle (grinst).Später wurden Sie eine der prägnanten Radiostimmenund waren viele Jahre lang Moderationschef bei rro.Wie haben Sie die Zeit beim Oberwalliser Lok<strong>als</strong>endererlebt?Das war eine echt coole Zeit. Weil wir ein kleinesTeam waren, hatte das Ganze schon fast einen familiärenCharakter. Ich fühlte mich für Alles undJedes verantwortlich und habe sogar einmal mitgeholfen,den Sender «Seehoru» zu reparieren. Sowaswäre heute ja undenkbar.
www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dezember 2013 | 29FRONTALVor sechs Jahren wechselten Sie zu SRF 1. Was warder Grund für Ihren Wechsel?Ich hatte immer den Traum, bei einem gros senSender zu arbeiten. Als eine Stelle bei SRF 1 ausgeschriebenwar, habe ich die Bewerbung geschrieben,schliesslich aber gezögert, ob ich sie wirklichabschicken soll. Dann hat meine Mutter aber ohnemein Wissen die Bewerbung abgeschickt.Warum haben Sie sich gerade beim ersten Programmdes Schweizer Radios beworben?Weil ich «z’Eini äs geils Programm» finde. Das ersteProgramm legt viel Wert auf den sprachlichen Inhalt.Das ist genau mein Ding. In jungen Jahren findetman die Hitparade und die ganze Technik amRadio spannend, aber mit der Zeit legt man mehrWert auf den sprachlichen Inhalt.«Ich sprecheein radiotaugliches‹Wallisertitsch›»Ihr Wechsel ging nicht ganz reibungslos über dieBühne?Anfangs hatte ich in Zürich keine Wohnung undmusste in einem Hotelzimmer wohnen. Später habeich dann eine WG gefunden. Obwohl ich dankbargewesen bin, Unterschlupf zu finden, war dasfür mich die schlimmste Wohnsituation, die ich jeerlebt habe. Ich bin einfach nicht WG fähig. Erstnach vier Monaten habe ich dann eine eigene Wohnunggefunden.Haben Sie sich schnell an Ihren neuen Arbeitsplatzgewöhnt?Man hat es mir leicht gemacht. Ich hatte sehr netteArbeitskollegen und durfte mich gleich von Anfangan einbringen. Natürlich muss man sich erstan die neue Umgebung und die technischen Gegebenheitengewöhnen. Anfangs habe ich währendder Nacht gearbeitet und muss gestehen, dass ichvor meinem ersten Auftritt doch recht nervös gewesenbin.Das Musikprogramm auf SRF 1 ist sehr durchmischt.Wie kommen Sie damit klar?Das sehe ich nicht so. Das Musikprogramm vonSRF 1 ist sehr breit, aber durchdacht und qualitativhochstehend. In meiner ersten Phase bei SRF 1musste ich noch die Sendung «Fiirabigmusig» moderieren.Darin war Blasmusik genauso zu hörenwie volkstümliche Musik oder Chorgesang. Daswar überhaupt nicht mein Ding. Mit der Zeit habeich aber gemerkt, dass auch diese Art Musik ihrenReiz hat und auch qualitativ hörbar ist. Ich binzwar nicht in Tränen ausgebrochen, <strong>als</strong> diese Musiksendungabgesetzt wurde, aber ich habe sie amSchluss nicht ungern moderiert.Sie sind nicht nur <strong>als</strong> Moderator tätig, sondern produzierenauch Jingles. Eine spannende Aufgabe?80 Prozent meiner Arbeit bin ich <strong>als</strong> Moderatortätig. Die restlichen 20 Prozent arbeite ichfür das Audio-Layout, das heisst, ich bin für dieProduk tion von Jingles und Trailern mitverantwortlich.Ich finde beide Aufgaben sehr spannend.Ich möchte nicht 100 Prozent <strong>als</strong> Moderatorarbeiten, da verlangt man sich selber zuvielab. Die Jingles- und Trailer-Produktionen sindeine willkommene Abwechslung und ich kannauch da sehr kreativ arbeiten.Wie sind Sie <strong>als</strong> Walliser Stimme beim SRF-Publikumangekommen?Eigentlich sehr gut, aber es gibt auch Stimmen,die «z’Wallisertitsch» nicht so gut finden. Aberdie positiven Reaktionen sind ganz klar in derÜberzahl. Wir Walliser unterschätzen immer, wasfür einen grossen Sympathiebonus wir in derDeutschschweiz geniessen. Es gibt viele Leute,die das extrem gerne haben. Zudem hatte ich dasGlück, dass die grossen Walliserdialekt-Diskussionen schon vor meiner Zeit geführt wurden.Mussten Sie auch sprachliche Kompromisse eingehen?Im Gegenteil: Mein erster Chef Walter Kälin hatmir dazu geraten, mich sprachlich nicht anzupassenund «Wallisertitsch» zu sprechen. Ich habedann von mir aus ein paar extreme Wörteraus meinem Vokabular gestrichen, zum Beispiel«Ell». Viele Hörer haben das Wort nicht verstanden.Also habe ich mich angepasst und sage «Öl».Ich sage auch nicht «a schuppu», sondern «viel».Aber das sind wirklich kleine Anpassungen. Ichspreche quasi ein radiotaugliches «Wallisertitsch».Apropos Dialekt, Sie haben eine Thurgauer Freundin.Das erfordert einen sprachlichen Spagat vonbeiden Seiten...Das geht ganz gut. Meine Freundin versteht inzwischenjedes Wort «Wallisertisch». Als sie einmalhier ins Wallis zu mir nach Hause kam, hatsich meine Mutter eine Stunde mit ihr unterhalten.Später kam meine Freundin zu mir und hatgesagt, sie habe kein Wort verstanden (lacht).Inzwischen gibt es keine sprachlichen Barrierenmehr.Sie kochen gerne, verbringen viel Zeit auf dem Segelbootoder sind oft auf dem Modellflugplatz anzutreffen.In dieser Reihenfolge?Das ist recht unterschiedlich. Im Sommer binich viel auf dem Segelboot und auf dem Modellflugplatzanzutreffen, im Winter stehe ich gernein der Küche. Kochen ist meine grosse Leidenschaft.Walter BellwaldZUR PERSONVorname: Michael Name: Brunner Geburtsdatum:18. September 1979 Familie: ledig Beruf: RadiomoderatorHobbys: Kochen, Modellflug, Segeln,FilmenNACHGEHAKTIch bin ein Morgenmuffel.Walliser «Bohnuchoch», ein Eintopfgericht,ist mein Lieblingsrezept.Mein Lieblingsradiosender ist SRF 1.(Der Joker darf nur einmal gezogen werden.)JokerNeinJa
- Seite 1 und 2: Nr. 49 - Donnerstag, 12. Dezember 2
- Seite 3 und 4: 10CFXKIQ4DMQwEwBc52rWdOKlhFRYVVMdDT
- Seite 5 und 6: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 7 und 8: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 9 und 10: Jahresrechnung:Prüfung oder Opting
- Seite 11 und 12: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 13 und 14: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 15: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 18 und 19: 10CFWMIQ7DQAwEX-TT7tq-RjWswqKCKtwkK
- Seite 20 und 21: Jede Tag redunt meh derfa. Das cha
- Seite 22 und 23: 22 | Donnerstag, 12. Dezember 2013B
- Seite 24 und 25: Ihr Kinderlein kommetIhr Kinderlein
- Seite 28 und 29: 30 | Donnerstag, 12. Dezember 2013F
- Seite 30 und 31: Die RZ sucht: Den«Oh Tannenbaum, o
- Seite 32 und 33: www.rzmovies.chDer beste Weg, Filme
- Seite 35 und 36: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 37 und 38: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 39 und 40: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 41 und 42: www.rz-online.chDonnerstag, 12. Dez
- Seite 43 und 44: www.rz-online.ch/piazzaDonnerstag,
- Seite 45 und 46: 10CFXKIQ7DMAwF0BM5-t-O7aSGU1k1MI2HT