Foyer lesen - Foyer-Kulturjournal
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15.09.2012 bis 15.11.2012 3,10 Euro H12719<br />
foyer<br />
Das <strong>Kulturjournal</strong><br />
für Bremen und den Nordwesten<br />
96<br />
Koloraturen mit Goldglanz<br />
Weltstar JOYCE DiDONATO<br />
erstmals in Bremen
Editorial<br />
Toi, toi, toi!<br />
Sie hätten es sich einfach machen können,<br />
die neuen Leute am Bremer Theater. Zu<br />
Beginn vielleicht die niedliche Humperdinck-Oper<br />
„Hänsel und Gretel“ und Bizets<br />
rassige „Carmen“, dazu im Schauspiel<br />
Dürrenmatts komödiantisch-braver „Besuch<br />
einer alten Dame“ und die fröhlichanarchische<br />
„Offene Zweierbeziehung“<br />
von Dario Fo – fertig wäre ein besucherfreundlicher<br />
Spielzeitstart gewesen.<br />
Diese Stücke gehören nämlich, da immer<br />
wieder gern gesehen, zu den meistgespielten<br />
an deutschen Bühnen und würden<br />
– „ordentliche“ Inszenierung vorausgesetzt<br />
– zweifellos auch das Goetheplatz-<br />
Publikum beglücken. Einige der ewig nörgelnden<br />
Kritiker hätten dann vielleicht<br />
„einfallslos“ oder „hasenfüßig“ in ihren<br />
Rezensionen untergebracht, wären jedoch<br />
mit Verweis auf volle Abendkassen rasch<br />
zum Schweigen gebracht worden.<br />
Weil der neue Generalintendant und seine<br />
junge Truppe aber auf Konformität gepfiffen<br />
haben, bietet der Spielplan ein ganz<br />
anderes Bild. Die Ära Börgerding startet<br />
mit einer Kinderoper, mit flippigem Tanztheater<br />
und düster anmutenden Dramen<br />
á la „Sickster“, gefolgt vom Agitprop-Singspiel<br />
über die Stadt Mahagonny.<br />
Daraus folgt: Michael Börgerding macht<br />
es sich nicht leicht, will es auch gar nicht.<br />
Theater, so schreibt er in der aktuellen<br />
Programmübersicht, sei „selbstverständlich<br />
auch ein Ort der Unterhaltung, des<br />
Spiels, des Lachens.“ Theater sei aber zuvörderst<br />
verpflichtet, sich der Welt „da<br />
draußen“ zu stellen, „einer Welt der harten<br />
sozialen Realitäten und scheiternden<br />
Biographien.“<br />
Börgerdings erste Saison mit 39 (!) Premieren<br />
entspricht diesem Ansatz. Das kann<br />
ungemein spannend werden, aufrüttelnd,<br />
die Augen öffnend. Das kann aber auch…<br />
– doch das wollen wir uns lieber nicht<br />
ausmalen.<br />
Peter Schulz<br />
Redaktionsleitung<br />
foyer<br />
im Internet <strong>lesen</strong><br />
Ganz bequem, wann<br />
immer Sie möchten unter<br />
foyer-kulturjournal.de<br />
inhalt<br />
inhalt 3 foyer<br />
.................................................<br />
Theater<br />
04 aUFtaKt „Mahagonny“ am Goetheplatz<br />
06 WEitES FElD Getanzte Premierenfolge<br />
08 aKZEntE Uraufführung von „Sickster“<br />
09 hElD OhnE ZiEl „Hamlet“ im Kleinen Haus<br />
10 MaRitiMER KRiMi Oper im Schiffahrtsmuseum<br />
12 nEUE DEUtUnG Vanaev interpretiert „Schwanensee“<br />
13 PlEitE-ShOW Bitterböses Wirtschafts-Drama<br />
14 tÖDliChER tanZ „Salome“ in Oldenburg<br />
16 SinnEnFROh Szenische „Carmina Burana“<br />
17 StROlChE aUF tOUR Erfolgsstück „Tschick“<br />
18 ZU nEUEn UFERn Packhaus-Theater verkauft<br />
18 SChaUSPiElRÄtSEl<br />
19 SZEnE Neues von Bühnen der Region<br />
20 OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn<br />
22 KOlUMnE Da CaPO! Signale aus Bremen<br />
24 MEnSChEn iM FOYER<br />
.................................................<br />
Musik<br />
26 MUSiKFESt BREMEn Schwungvolle Eröffnung<br />
28 KUltURStaDt WilhElMShaVEn<br />
30 JUBilÄUM Orchester feiert „ganz phil bremen“<br />
32 BREMER PhilhaRMOniKER Mahler & mehr<br />
34 PORtRÄt Hübner-Preis für Steffi Lehmann<br />
36 KOnZERttiPPS<br />
36 OPERnRÄtSEl<br />
38 KiRChEnMUSiK Oratorien-Festival<br />
39 JaZZtiPPS<br />
40 KOnZERtE in DER GlOCKE<br />
42 ROllEnSPiEl<br />
44 SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD Talentschmiede<br />
.................................................<br />
Kunst<br />
46 nEUE FREUnDE Leihgaben in der Kunsthalle<br />
48 ÜBERFÄlliG Große Hundertwasser-Ausstellung<br />
50 BallRaUSCh Werke von Ida Gerhardi in Oldenburg<br />
51 PROVOKatEUR Wunderlich im Janssen-Museum<br />
52 ViElSChiChtiG Rolf Kröger im Haus der Bauindustrie<br />
54 KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien<br />
54 KUnStRÄtSEl<br />
56 litERatUR Buchbesprechungen<br />
58 BUCh UnD MUSiK Vesselina Kasarova erzählt<br />
60 KinOtiPPS<br />
63 KOlUMnE naChGEDaCht Verirren ist menschlich<br />
64 REiSE Melchers: Fernost-Touren für Solisten<br />
66 WiRtSChaFt „Oscar“ für Hellmann Worldwide Logistics<br />
68 WiRtSChaFt Wege zur Unternehmensnachfolge<br />
69 WiSSEnSChaFt Universität Bremen ist exzellent!<br />
70 KUltURKalEnDER Premierendaten<br />
74 KUltUR FORUM Kurz notiert<br />
78 GlOSSE | FOYER-aUtOREn | iMPRESSUM
foyer 4 thEatER BREMEn Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny<br />
Fressen, Saufen,<br />
Geld und Sex als<br />
einzige Inhalte<br />
menschlicher Existenz<br />
in einer Welt, in<br />
der es keine moralischen<br />
Werte mehr gibt<br />
– Kurt Weill und Bert<br />
Brecht entwickeln in<br />
ihrer 1929 uraufgeführten Oper „Aufstieg<br />
und Fall der Stadt Mahagonny“ ein Sodom<br />
und Gomorrha des modernen Kapitalismus,<br />
in dem der Einzelne immer unwichtiger<br />
wird.<br />
Dieses Credo von Zockern und Spekulanten,<br />
bei dem Mörder freigesprochen werden,<br />
aber „kein-Geld-Haben“ mit dem Tode<br />
bestraft wird, erscheint derzeit höchst aktuell.<br />
Allerdings ist es nicht einfach, die<br />
ironische Jonglage mit den Elementen des<br />
„kulinarischen“ Musiktheaters ohne moraline<br />
Besserwisserei zu inszenieren. Der<br />
„Vogel Mahagonny“ (Brecht) muss behutsam<br />
zum Fliegen gebracht werden.<br />
Dass die neue Spielzeit im Bremer Musiktheater<br />
mit diesem Werk eröffnet<br />
wird, spricht für den Mut des neuen Leitungsteams<br />
um den Intendanten Michael<br />
Börgerding. Benedikt von Peter, einer<br />
der beiden künstlerischen Leiter der Sparte<br />
Musiktheater, erläutert in einem foyer-Interview<br />
seine Regiekonzeption.<br />
Benedikt von Peter inszeniert mit<br />
„Mahagonny“ die erste Oper dieser<br />
Spielzeit am Bremer Goetheplatz<br />
Text: Michael Pitz-Grewenig<br />
Benedikt von Peter<br />
ironischE<br />
JonglagE<br />
Sie haben<br />
schon<br />
in Berlin,<br />
Köln, Hamburg,Baselinszeniert<br />
und<br />
einige renommierte<br />
Preise eingeheimst, waren in Frankfurt<br />
Professor für Regie an der Hochschule für<br />
Musik und darstellende Kunst. Wie fühlen<br />
Sie sich nun in Bremen als leitender Regisseur?<br />
In den letzten Jahren ist in ziemlich kurzer<br />
Zeit viel passiert. Und ich freue mich, dass<br />
ich jetzt in eine Phase komme, die mehr<br />
mit kontinuierlichen Bindungen zu tun hat<br />
und einer Verantwortung, die nicht nur<br />
den „eigenen Bauch“, das heißt „nur“ die<br />
eigenen Produktionen betrifft. Die Stadt<br />
Bremen, das Theater und das Team – das<br />
sind wunderbare Aussichten!<br />
Der Inhalt der mittlerweile 80 Jahre alten<br />
Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“<br />
erscheint im Jahre 2012 (leider)<br />
noch immer hochaktuell. Soll damit die<br />
Maxime von Intendant Börgerding erfüllt<br />
werden, der Bremen in der neuen Spielzeit<br />
ein junges und schnelles Theater verordnet<br />
hat, das auf aktuelle Themen reagiert?<br />
Wir verordnen uns das in der Oper ja auch<br />
selbst... Ja, Mahagonny ist auf jeden Fall in<br />
mehrfacher Hinsicht ein gutes Eröffnungsstück.<br />
Vor allem ist es ein großes und sehr<br />
berührendes Ensemblestück. Und sicher<br />
immer noch eine Art Stück der Stunde. Es<br />
kommuniziert nicht nur über den Sinn der<br />
Institution von Theater an sich, sondern<br />
beschäftigt sich vor allem mit einer unserer<br />
zentralen Fragen – damit, wie wir leben<br />
wollen und welche Werte jenseits der ökonomischen<br />
Verwertung wirklich zählen. Es<br />
ist eine Art „Gesellschaftsversuch in actu“<br />
und es hat uns gereizt, mit den Menschen,<br />
die ins Theater kommen, gemeinsam diese<br />
fiktive Stadt Mahagonny zu gründen und<br />
deren Niedergang nachzuvollziehen.<br />
Kurt Weill begriff seine Opern als Reaktion<br />
gegen die zunehmende Realitätsentfremdung<br />
und den gesellschaftlich isolierten<br />
Status der Oper: „In einer Zeit gewaltiger<br />
sozialer Umwälzungen haben wir genug<br />
damit zu tun, um die Existenzberechtigung<br />
unserer Kunst nachzuweisen!“<br />
Das Stück wird von den Autoren als eine Art<br />
Antioper bezeichnet. Es erzählt von einer<br />
Realität, der die Utopie fehlt, in der es keine<br />
Möglichkeit gibt, in eine bessere Welt zu<br />
entfliehen. Von Fluchtwelten aber erzählt<br />
Theater seit jeher. Brecht und Weill dekonstruieren<br />
insofern das Theater als Ort der<br />
gedachten Alternative. Aber nur, damit wir<br />
uns am Ende umso mehr nach dieser Alternative<br />
sehnen. Der Pessimismus des Stückes<br />
ist also dialektisch gemeint.
Die bürgerliche Welt erscheint hier als absurd.<br />
Bertolt Brecht verstand sie als Parabel<br />
des Kapitalismus, der politisch eher<br />
gemäßigte Kurt Weill als Parabel der<br />
menschlichen Habgier. Wie verstehen Sie<br />
dieses Werk?<br />
Die etwas einseitige Negativ-Beschreibung<br />
eines „Bürgertums“ in seiner Raffgierigkeit<br />
ist sicherlich eine Farbe des Stückes, die etwas<br />
aus der Zeit gefallen ist. Denn wir alle<br />
sind Bürger und auch habgierig, müssen<br />
in unserer Gesellschaftsform ja vielleicht<br />
habgierig sein. Uns interessiert an dieser<br />
Stelle ein Schulterschluss zwischen den<br />
Darstellern und Zuschauern, ein „Wir“, das<br />
sich über seine Hilflosigkeit in Bezug auf<br />
die letztgültigen und -möglichen Werte des<br />
Menschen verständigt. Der Abend wird inmitten<br />
der Zuschauer gespielt und wir verstehen<br />
das Kollektiv der Darsteller und das<br />
der Zuschauer als eine Einheit. Das umgeht<br />
das „Zeigefingerhafte“ der Vorlage.<br />
Fressen, Geld, Sex und Saufen werden als<br />
die eigentlichen Inhalte menschlicher<br />
Existenz dargestellt. Wer kein Geld hat,<br />
wird zum Tode verurteilt, wer mordet,<br />
wird frei gesprochen. Wollen Sie das Bremer<br />
Publikum schocken?<br />
Nein, ums Schocken geht es gar nicht. Das<br />
Stück spitzt Dinge zu. Natürlich spiegeln<br />
diese Gedanken nicht unsere Realität wider,<br />
sondern es sind Metaphern, die davon<br />
erzählen, dass wir nicht aufhören dürfen<br />
nach einer Erlösung zu suchen, nach einem<br />
gemeinsamen gesellschaftlichen Gedanken,<br />
der überindividuell funktioniert.<br />
Dem Duo Brecht/Weill schwebte ein sparsames<br />
Bühnenbild vor, das eher andeutet.<br />
Was dürfen wir erwarten?<br />
Ein karges Bühnenbild, großartige Kostüme<br />
und das ganze Theater Bremen, das räumlich<br />
bespielt wird. Außerdem: viel menschliche<br />
Wärme und kollektives Zusammen-Sein<br />
im Vollzug eines Stückes, das von der Unmöglichkeit<br />
menschlicher Wärme und kollektiven<br />
Zusammen-Seins erzählt.<br />
Eine zeitgenössische Kritik an der Oper bestand<br />
darin, dass man es als unpassend<br />
empfand, Arbeiter als Darstellung kapitalistischen<br />
Fehlverhaltens zu verwenden.<br />
Kurt Tucholsky sprach dem Stücke jegliche<br />
Relevanz ab und konstatierte in gewohnter<br />
Ironie: „Das ist stilisiertes Bayern!“<br />
Da sind wir vielleicht ein Stück weiter. Natürlich<br />
sind wir alle immer auch Arbeiter,<br />
weil wir unser Geld verdienen müssen. Der<br />
Text des Stückes ist da übrigens metaphorisch<br />
sehr offen, Jim Mahoney ist in seinem<br />
Sprechen keineswegs plump, sondern<br />
ein Visionär. Und zu Beginn wird von einer<br />
„wüstenhaften Realität“ gesprochen,<br />
aus der heraus die Menschen zur Glücksstadt<br />
Mahagonny pilgern, um ihr Glück zu<br />
finden. Ich finde das auf unsere Situation<br />
hin sehr zutreffend gedacht. Auch wir wür-<br />
thEatER BREMEn Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny 5 foyer<br />
den nach Utopia pilgern, wenn es irgendwo<br />
den Versuch zu solch einer Stadt gäbe.<br />
Und auch wir wären – wie die vier Arbeiter<br />
im Stück – enttäuscht, wenn wir bemerken<br />
würden, dass diese Stadt gar keine Utopie<br />
hat, sondern dass es dort nur ums Geld-<br />
Verdienen geht.<br />
Die Naturkatastrophe, die die Einwohner<br />
Mahagonnys nur medial im Radio erleben,<br />
da aus numinosen Gründen Mahagonny<br />
verschont wird, bewirkt, dass das Verhalten<br />
der Menschen noch asozialer wird.<br />
Der Sturm ändert die Realität. Die Suche<br />
nach dem Glück wird existentiell. Jim Mahoney<br />
formuliert ein Programm, das verhelfen<br />
soll, das Fühlen zu entfesseln. Aber nur das<br />
Geld und der Tod sind Werte, an die man<br />
sich wirklich halten kann. Purer Nihilismus,<br />
aber in seiner apokalyptischen Kraft enorm<br />
verstehbar. Eine fiktive Parabel rund um die<br />
letzten Tage der Menschheit. Und eine ungeheure<br />
Sehnsucht nach einer Stunde Null,<br />
nach einem Moment, in dem die „Genesis<br />
einer humanen Menschheit“ beginnen<br />
kann, wie es Ernst Bloch formuliert hat.<br />
Premiere am 7. Oktober, 18 Uhr, im Theater<br />
am Goetheplatz. Musikalische Leitung:<br />
Markus Poschner. Bühne: Katrin<br />
Wittig, Kostüme: Geraldine Arnold. – Unterstützt<br />
von der Bremer Landesbank.<br />
Weitere Aufführungen: 9., 20. Oktober; 4.,<br />
29., 30. November.
foyer 6 thEatER BREMEn Tanztheater<br />
EmotionalEs<br />
minEnfEld<br />
Street Art und Urbana Culture,<br />
politische Diskurse, afrikanische<br />
Elemente, philosophische Fragen:<br />
Intendant Michael Börgerding zeigt zu<br />
Beginn seiner ersten Spielzeit am Bremer<br />
Theater, wie weit das Feld Tanz ist. Den<br />
Beweis führen gleich mehrere Protagonisten:<br />
Samir Akika und seine Compagnie<br />
„Unusual Symptoms“, Gintersdorfer/Klaßen<br />
und Laurent Chétouane.<br />
Samir Akika, der Franzose mit den algerischen<br />
Wurzeln, ist der Neue, der jetzt mit<br />
seiner Kompanie „Unusual Symptoms“ die<br />
Tanzsparte am Theater Bremen leitet. Es<br />
ist sein erstes langfristiges Engagement<br />
an einem Stadttheater und damit für den<br />
Weltbürger, der<br />
so gern mit Film,<br />
Jazz-Dance, Akrobatik<br />
und Subkultur<br />
arbeitet, ein Experiment. In Bremen<br />
startet er mit seiner Erfolgsproduktion „Me<br />
& my Mum“ (Premiere 20. September).<br />
Damals, als die Mutter eines Performers<br />
einen Hirnschlag hatte und nichts mehr so<br />
war wie vorher, begann Akika auch über<br />
sich selbst nachzudenken, zum Beispiel<br />
über die Scheidung seiner Eltern. Erinnerungen<br />
wurden wach: „Meine Mutter lebte<br />
plötzlich weit weg. Das war für mich und<br />
meinen jüngeren Bruder nicht einfach.“ So<br />
entstand die Idee zum Stück.<br />
„Me & my Mum“ – das sind die Musik von<br />
David Bowies „Heroes“ und das Minenfeld<br />
großer Emotionen. Es geht um Liebe<br />
und Schuldkomplexe, Abnabelung und<br />
Angst. Und um „die Mutter des deutschen<br />
Tanztheaters“, Pina Bausch, die Akika an<br />
der Folkwang Hochschule inspiriert und<br />
gefördert hat.<br />
In Bremen präsentiert Akika kurz darauf<br />
seine international erfolgreiche Produktion<br />
„Extended Teenage Era“ (Premiere 22.<br />
September). „Ich war knapp 40 Jahre alt, als<br />
ich bemerkte,<br />
dass meine<br />
Mitschüler<br />
schon die<br />
zweite Scheidung durchlebten, drei Kinder<br />
hatten und ihr fünftes Auto. Ich selbst lebte<br />
nach wie vor wie ein Student“, erinnert<br />
sich Akika. „Extended Teenage Era“ sei also<br />
ebenfalls ein Stück, das mit seiner eigenen<br />
Lebensbalance zu habe. Trotzdem ist es<br />
nicht autobiografisch.<br />
Es geht um Liebe und Schuldkomplexe,<br />
Abnabelung und Angst.<br />
Geradlinigkeit, Planung, Verantwortung<br />
– das erwarten viele Erwachsene von<br />
Premierenreigen: Theater Bremen<br />
zeigt sich zum Start der neuen Spielzeit<br />
tanzwütig<br />
Text: Sabine Komm<br />
Jugendlichen. Akikas Ensemble spielt da<br />
nicht mit. In dieser Hip-Hop-Soap stürzen<br />
sich die Tänzer in ein Chaos aus Holzplatten,<br />
Pappkartons und Klebeband und<br />
flippen auf einer selbstgebauten Bühne<br />
zu Musik von Schubert, Bob Marley und<br />
Justin Timberlake aus. Alles in allem ein<br />
rasender Parcours, in dem Schauspiel und<br />
moderner Tanz auf Jugendkultur wie B-<br />
Boying, Popping und Locking treffen.<br />
Gintersdorfer/Klaßen, die jetzt für zwei<br />
Jahre „Artists in Residence“ am Theater<br />
Bremen sind, arbeiten anders. Seit 2005<br />
mischen Regisseurin Monika Gintersdorfer<br />
und Künstler Knut Klaßen mit ihren oft<br />
politisch geprägten Arbeiten die Tanzszene<br />
auf. Ihre Tänzer kommen aus Europa<br />
und von der Elfenbeinküste.<br />
Am 17. Oktober zeigen sie in Bremen die<br />
Premiere „Der internationale Strafgerichtshof“.<br />
Die junge Institution in Den<br />
Haag ist für viele ein Sinnbild für den<br />
Traum von einer weltumfassenden Gerechtigkeit.<br />
In ihrer Tanzperformance loten<br />
Gintersdorfer/Klaßen jetzt die Spanne<br />
zwischen Idee und Wirklichkeit aus.<br />
Die Choreografin und ihr Team verfolgen<br />
seit 2002 die politischen Entwicklungen in
Côte d’Ivoire und produzieren seitdem in Serie. Ihr erstes Stück<br />
hieß „Am Ende des Westerns“. Jetzt, in der Produktion „Der Internationale<br />
Strafgerichtshof“, geht es um Laurent Gbagbo, den<br />
als Kriegsverbrecher angeklagten Ex-Präsidenten der Elfenbeinküste.<br />
Die juristische Konfrontation spiegeln Gintersdorfer/Klaßen<br />
in einem Wechsel von Solo und synchronisierter Gruppenchoreografie.<br />
Dabei soll ihre Inszenierung künftig von Aufführungsblock<br />
zu Aufführungsblock verändert werden: „Wir<br />
wollen möglichst zeitgleich zu den Ereignissen Stellung beziehen<br />
und somit Theater als Medium rasant beschleunigen“,<br />
sagt Monika Gintersdorfer. Ziel sei zudem, dass die Zuschauer<br />
während der Aufführung protestieren. Sie sollen sich einmischen:<br />
„Das Publikum ist unser Mitdenker.“<br />
Tanz in Bremen – das bedeutet in diesem Herbst zudem ein<br />
Gastspiel von Laurent Chétouane. Am 26. und 27. Oktober ist<br />
hier seine Arbeit „Sacré Sacre du Printemps“ zu sehen, die kurz<br />
zuvor auf der Ruhrtriennale Premiere hatte. In dem zweiteiligen<br />
Abend setzt der 39-jährige Choreograf seine Tänzer in ein musikalisches<br />
Spannungsfeld zwischen Strawinskys Werk „Le Sacre<br />
du Printemps“ und einer neuen Komposition des Musikers Leo<br />
Schmidthals. Die Videos sind von dem Künstler Tomek Jeziorski.<br />
Fast 100 Jahre nach der Uraufführung 1913 des Strawinsky-Balletts<br />
in Paris stellt sich diese Neuinszenierung des Frühlingsopfers<br />
die Frage, wie die westliche Gesellschaft mit Fremden<br />
umgeht. Warum werden diese nur dann geduldet, wenn sie sich<br />
anpassen? Tänzerisch und musikalisch entwirft Chétouane die<br />
Vision eines Zusammenlebens, in dem das Fremde erhalten<br />
bleibt und so zur Bestätigung des Eigenen wird.<br />
thEatER BREMEn Tanztheater 7 foyer
foyer 8 thEatER BREMEn Sickster<br />
Thomas Melle<br />
YuppiEs im<br />
laufrad<br />
Mancher sagt, die Welt drehe sich<br />
um Geld und Gauner. Und so soll<br />
auch im Spielplan des neuen Bremer<br />
Schauspiels einiges auf finanziell bedingte<br />
Verformungserscheinungen ausgerichtet<br />
werden. Mit dem „Aufstieg und<br />
Fall der Stadt Mahagonny“ wird das Musiktheater<br />
Bertolt Brechts Vision einer kapitalen<br />
Ruinenstadt neu befragen, während<br />
man im Schauspiel verstärkt auf<br />
aktuelle Texte junger Autoren setzt.<br />
Eines dieser programmatischen neuen<br />
Stücke heißt „Sickster“ und entstammt aus<br />
dem etwas zeitgeistigen Debüt-Roman des<br />
36-jährigen Thomas Melle, der bereits für<br />
den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.<br />
Unter der Regie von Felix Rothenhäusler<br />
soll der Text nun auf der Bühne des<br />
Bremer Schauspiels zum Theaterstück umgearbeitet<br />
werden.<br />
Wer aber sollen diese „Sickster“ sein? Der<br />
Ausdruck zielt auf eine angekränkelte Modulation<br />
von „Hipster“ ab, jenem Spottwort<br />
für Trendsetter, welche sich modisch<br />
und gesellschaftlich ideal positioniert fühlen.<br />
Doch die schicken jungen Leute sind<br />
in Melles Roman nun gewissen<br />
seelischen Infekten ausgesetzt:<br />
Der eine schreibt für das<br />
Kundenblatt eines Ölkonzerns,<br />
fühlt sich dennoch als Versager<br />
und hasst seine Arbeit mit eisiger<br />
Wut. Der andere, Jung-Manager<br />
und Frauenheld, leidet<br />
am Hochglanzleben und betäubt<br />
sich mit Alkohol, schnellem Sex und<br />
Party-Exzessen. Generation Leistungsbereit<br />
kriegt den Koller.<br />
Mit beachtlichen kulturgeschichtlichen Exkursen<br />
können Melles Figuren jederzeit aufwarten.<br />
Etwa wenn sie sich als „Hedonisten<br />
und Augenblicksjongleure“ begreifen oder<br />
ihren stressbedingten Tinitus zur „Sphärenmusik<br />
der alten Griechen“ schön reden. Ihre<br />
Sprache ist dabei flüssig mit<br />
den Dynamisierungsmoden<br />
des Marketings verschaltet:<br />
Chic, hip, lieblos: Uraufführung von<br />
„Sickster“ setzt programmatische<br />
Akzente am Theater Bremen<br />
Text: Sven Garbade<br />
„Multifacing sorgt für Warendruck“<br />
heißt es an einer Stelle, und der „nervöse<br />
Supertasker“, der dies sagt, verschluckt<br />
in der Diskothek dabei tanzend den Lichtstrahl<br />
eines Spots in seinem Mund. Man<br />
spielt eben „totale MTV-Ästhetik“ nach; hier<br />
gibt es rein gar kein echtes Gefühl mehr, nur<br />
noch leere, tanzende Kopien.<br />
Wo die Leistungsgesellschaft immer perfekter<br />
nach den Ressourcen ihrer Zuträger<br />
greift, da machen sich, folgt man Melles Erzählduktus,<br />
gewisse Hohlräume in Herzen<br />
und Hirnen bemerkbar. Ein Jugend-<br />
Drama? Nicht wirklich, denn seine Figuren<br />
sind so jung nicht mehr, ungefähr Anfang<br />
Dreißig. Auf dem Weg nach oben scheinen<br />
sie irgendwo in der Mitte durchzudrehen,<br />
weil ihre Antriebsmittel, Ehrgeiz und<br />
Talent, immer schlechter greifen. Doch die<br />
Drehzahl taktet in beständigem Selbstdesign<br />
immer höher. Und wenn nichts mehr<br />
voran geht, muss umso exzessiver mit Alkohol<br />
und Dauerparty aufgedreht werden.<br />
Energieverschwendung, Funkenflug und<br />
emotionale Ausgebranntheit lauern in letzter<br />
Konsequenz.<br />
Melles Figuren, die man durchaus als Yuppies<br />
empfinden kann, leiden also auf einem<br />
gewissen Niveau und vieles in ihrer<br />
Lieblosigkeit erinnert an den Skeptizismus<br />
eines Michel Houellebecq. Die Optimierung<br />
des Marktes scheint auch bei Mel-<br />
Auf dem Weg nach oben scheinen sie<br />
irgendwo in der Mitte durchzudrehen ...<br />
le jede Humanität zu parzellieren. Melles<br />
„Sickster“ kranken dabei an einem zuviel<br />
an Möglichkeiten, wie es der neue Bremer<br />
Schauspielchef Benjamin von Blomberg<br />
beschreibt: „Um mitzuspielen, geht man<br />
über eigene moralische Instanzen, und der<br />
Zwang, immer oben auf zu sein, verhindert<br />
jeden menschlichen Kontakt. Man läuft –<br />
aber weiß nicht wohin.“<br />
Premiere am 30. September, Theater Bremen,<br />
Kleines Haus. Regie: Felix Rothenhäusler,<br />
Bühne: Michael Köpke, Kostüme:<br />
Anja Sohre.
Shakespeares „Hamlet“ aus der<br />
„Sickster“-Perspektive am Theater<br />
Bremen<br />
Text: Sven Garbade<br />
hEld<br />
ohnE ZiEl<br />
auch wenn das Bremer Schauspiel<br />
vorrangig mit zeitgenössischen<br />
Dramen in die neue Ära stürmen<br />
will, so dürfen profunde Klassiker doch<br />
nicht fehlen. „Woyzeck“ von Büchner und<br />
die immerlauten „Räuber“ von Schiller<br />
hat man sich für die zweite Jahreshälfte<br />
vorgenommen, wobei die Auswahl als<br />
nicht besonders originell empfunden werden<br />
kann, da sich doch an beiden Polit-<br />
Klassikern bereits die Vorgänger etwas<br />
mühevoll abgearbeitet hatten.<br />
Bereits im Oktober wird zudem ein neuer<br />
„Hamlet“ durch das dann renovierte Kleine<br />
Haus geschickt. In der Inszenierung von<br />
Alexander Riemenschneider stürzt sich das<br />
Ensemble um Nikolai Plath in der Titelrolle<br />
mit allem gebotenen Eigensinn in das Grübel-Drama,<br />
geht den Fragen nach Sinn und<br />
Zweck, Wesen und Form des menschlichen<br />
Daseins nach – so wie diese vor rund 400<br />
Jahren mit der Zauberfeder eines William<br />
Shakespeares skizziert wurden. Gleichzeitig<br />
will man aus der Perspektive der „Sickster“<br />
auf Hamlet blicken. Denn auch in Thomas<br />
Melles Roman verkümmern ein paar<br />
aktivistische Zweifler bis hin zu komplett<br />
handlungsunfähigen Problemfällen.<br />
Nun ist Shakespeares „Hamlet“ von einer<br />
sonderbaren dramaturgischen Stagnation<br />
umflort, die einerseits die Tatkraft seines<br />
Helden zur philosophischen Generalpause<br />
befördert, andererseits kaum greifbare<br />
Deutungen in der Schwebe hält. In keinem<br />
seiner Stücke scheint der elisabethanische<br />
Meister sein magisches Stilprinzip<br />
Schloss Hedingham Castle<br />
so konsequent anzuwenden wie hier: Alle<br />
Rätsel der Welt, sämtliche menschlichen<br />
Affekte und zahlreiche relevante Konflikte<br />
werden zwar vorgespielt, doch niemals<br />
lässt sich eine eindeutige Position aus dem<br />
Gezeigten ableiten. Immer scheinen zwei<br />
gegensätzliche Kräfte an beiden Armen<br />
des Protagonisten zu zerren; Hamlet, das<br />
ist ein Riss ohne Bewegung.<br />
Und dann dieser lästige Zwang zur Rache!<br />
Der Welt seines Vaters, die einer mittelalterlichen<br />
Burgen- und Ritterzeit entstammt,<br />
galt die blutige Vergeltung noch<br />
als formgebend und sinnstiftend. Die Rachetragödie<br />
war das gängige Schema, dem<br />
englischen Publikum seiner Zeit in derber<br />
Schwarz-Weiß-Zeichnung vertraut. Den<br />
Blutdurst der Schaulustigen kannte Shakespeare<br />
gut, und so stellt er die morschen<br />
Kulissen von Brudermord und Rachedurst<br />
auf, wie es dem Volk gefiel.<br />
Aber Shakespeare lässt in alten Gemäuern<br />
einen neuen Geist frei laufen; einen Geist<br />
ohne Taten, einen Helden ohne Ziel, einen<br />
Sprecher mit Toten. Es scheint, als hätte<br />
dieser Shakespeare, dem man kaum einen<br />
persönlichen Bezug zu seinem größten Stoff<br />
nachweisen kann, hier die offene Dramaturgie<br />
erfunden: Jede denkbare Bewertung<br />
wird an den Betrachter zurück gereicht. Was<br />
wir im Hamlet sehen, ist stets unser eigenes<br />
Problem. Hamlet ist der Spiegel.<br />
Premiere am 11. Oktober im Kleinen<br />
Haus, Theater Bremen. Regie: Alexander<br />
Riemenschneider, Ausstattung: Rimma<br />
Starodubzeva.<br />
thEatER iM nORDEn Hamlet 9 foyer<br />
Inhaberin: Hildegard Christiansen<br />
Fon 0421 - 25 57 35<br />
Oberneulander Heerstraße 26 - 28<br />
28355 Bremen<br />
Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr<br />
Sa. 10.00 - 13.30 Uhr
foyer 10 thEatER BREMERhaVEn Der Leuchtturm<br />
Ulrich Mrokusch inszeniert die Oper „Der<br />
Leuchtturm“ von Peter Maxwell Davies im<br />
Deutschen Schiffahrtsmuseum<br />
Text: Karin Hiller<br />
Die karge, von schroffen Felsen umsäumte<br />
Küstenlandschaft Schottlands<br />
ist Schauplatz des mystischen<br />
Opernkrimis „Der Leuchtturm“. Der Engländer<br />
Peter Maxwell Davies verarbeitet<br />
in seinem bekanntesten Bühnenwerk, das<br />
1980 in Edinburgh uraufgeführt wurde,<br />
eine wahre Begebenheit.<br />
Zwei Tage nach Weihnachten in einer<br />
stürmischen Nacht des Jahres 1900 fährt ein<br />
Versorgungsschiff mit drei Offizieren zur<br />
schottischen Insel Flannan, um die Wärter<br />
des Leuchtturms zu verpflegen. Doch der<br />
Leuchtturm ist<br />
leer, die Männer<br />
sind verschwunden,<br />
ohne eine<br />
Spur zu hinterlassen. Wegen ihrer widersprüchlichen<br />
Berichterstattung werden die<br />
Offiziere nach ihrer Rückkehr vor Gericht<br />
gestellt. Hier setzt die Handlung der Kammeroper<br />
ein.<br />
In zwei Teilen, einem Prolog und dem Akt<br />
„Der Schrei des Biests“, baut Davies in<br />
Musik und Text verschiedene Wahrnehmungsebenen<br />
auf. In einem ständigen<br />
Wechsel zwischen Realität und Imagination<br />
wird der Zuschauer in eine gespenstische<br />
Atmosphäre hinein gezogen. Drei<br />
Sänger verkörpern sowohl die Offiziere als<br />
auch die drei Leuchtturmwärter.<br />
Ulrich Mokrusch hat für seine Inszenierung<br />
des „Leuchtturms“ in Bremerhaven einen<br />
passenden maritimen Ort gefunden: die<br />
Fläche vor der Kogge im Deutschen Schiffahrtsmuseum.<br />
Dort sitzen auf einer Spielinsel<br />
die Zuschauer und zwölf Musiker des<br />
Städtischen<br />
Die Musik ist von unwiderstehlicher<br />
Kraft und musikalischer Dramatik.<br />
maritimEr Krimi<br />
Orchesters<br />
(Musikalische<br />
Leitung:<br />
Stephan Tetzlaff). Den Prolog, mit dem die<br />
Oper beginnt, verlegt Mokrusch auf die<br />
Empore über der Kogge. Dort korrespondieren<br />
während der Gerichtsverhandlung die<br />
Offiziere mit dem Horn des Orchesters, das<br />
die Stimme des Anklägers repräsentiert.<br />
Maxwell Davies ist tief vertraut mit der<br />
schottischen Abgeschiedenheit. Seit Jahren<br />
wohnt er auf den Orkney Inseln in einem<br />
Bauernhaus auf einem Kliff oberhalb des<br />
Meeres: „Ich fand es erregend, von Sturm<br />
und Wetter umgeben zu sein und spürte,<br />
dass ich dort bessere Musik schrieb, weil<br />
ich Zeit zur Konzentration hatte.“<br />
Die Handlung der Oper spielt abwechselnd<br />
im Gerichtssaal und im Leuchtturm. Während<br />
die Offiziere vor Gericht anfangs noch<br />
versuchen, objektiv zu berichten, werden sie<br />
zunehmend von den Phantasien ihrer Erinnerung<br />
überwältigt. Die Sänger verwandeln<br />
sich in die drei Leuchtturmwärter und wir<br />
sehen die Männer auf engem Raum, isoliert,<br />
den Stürmen des Meeres ausgesetzt.<br />
In dieser extremen Situation entstehen<br />
zwischenmenschliche Spannungen und<br />
die Männer versuchen sich mit Kartenspiel<br />
und Liedersingen abzulenken. Nebel,<br />
Dunkelheit und Sturm verzerren die Realität.<br />
In ihren Wahnvorstellungen sehen<br />
die Leuchtturmwärter eine Bestie mit<br />
leuchtenden Augen, die sie bedroht. Von<br />
panischer Angst befallen, an den Rand des<br />
Wahnsinns getrieben, rufen sie Gott um<br />
Hilfe an. „Nebelhorn und Bestie sind hier“,<br />
bemerkt Mokrusch, „Symbole für Naturmystik<br />
und die Kraft der Naturgewalten.“
Die Musik von Peter Maxwell Davies ist<br />
von unwiderstehlicher Kraft und musikalischer<br />
Dramatik. Die Instrumente imitieren<br />
Geräusche, die Lichtblitze des Leuchtturms<br />
und erzeugen mit starken Rhythmen<br />
und viel Schlagwerk eine subtile Gruselatmosphäre.<br />
Im musikalischen Kontrast<br />
dazu stehen die Charakterisierungen der<br />
drei Leuchtturmwärter. Ein von Banjo und<br />
Honky-Tonk-Piano begleiteter Folksong,<br />
ein Choral und ein Liebeslied erzählen<br />
von drei sehr unterschiedlichen Lebensformen.<br />
„Sind das wirklich Geschichten<br />
aus ihrem eigenen Leben, die sie besin-<br />
Meine Versicherung<br />
sponsert lieber<br />
Action als Aktionäre.<br />
Die Bremen Arena<br />
heißt jetzt ÖVB Arena.<br />
gen?“ fragt sich Mokrusch. „Man erfährt<br />
es nicht, die wahren Geschichten werden<br />
nicht geklärt. In dieser Nacht werden die<br />
Geister der Vergangenheit beschworen.<br />
Die Bestie ist auch ein Symbol für das<br />
Unbewusste, für verdrängte Schuld, die in<br />
dieser Nacht aufbricht.“<br />
Was geschah wirklich in jener Sturmnacht?<br />
Die Oper bietet keine Lösung des Rätsels,<br />
so Mokrusch: „Man bekommt ständig Angebote,<br />
wie es hätte sein können und wird<br />
permanent auf eine falsche Fährte geführt.<br />
Dieses Ungewisse verstärken wir durch<br />
thEatER BREMERhaVEn Der Leuchtturm foyer 11<br />
ein schwankendes Element, auf dem die<br />
Sänger sich bewegen.“<br />
Am Ende werden die Offiziere aus Mangel<br />
an Beweisen freigesprochen. Seit dieser<br />
mysteriösen Geschichte ist der Leuchtturm<br />
auf Flannan unbesetzt und sendet seine<br />
Signale automatisiert in die Nacht.<br />
Premiere am 23. September, 20.30 Uhr,<br />
im Deutschen Schiffahrtsmuseum. Ausstattung:<br />
Okarina Peter, Timo Dentler.<br />
Weitere Aufführungen: 30. September, 7.,<br />
9., 14., 21. Oktober.
foyer 12 thEatER BREMERhaVEn Schwanensee<br />
dYnamischE<br />
dEutung<br />
Die erste „Schwanensee“-Inszenierung<br />
1877 in Moskau war bekanntlich ein<br />
Misserfolg. Der leicht schwerhörige<br />
Ballettmeister Wenzel Raisinger hatte bei<br />
Tschaikowsky eine Ballettkomposition in<br />
Auftrag gegeben und war mit der komplexen,<br />
sich dramatisch entwickelnden<br />
Musik sichtlich überfordert. Die Urauf- Urauf<br />
führung glänzte durch Dilettantismus in<br />
Choreographie und Ausstattung. Erst als<br />
die Choreographen Petipa und Iwanow<br />
1895 in St. Petersburg den Stoff für sich<br />
entdeckten und die Musik anspruchsvoll<br />
in Tanzformen umsetzten, begann für<br />
„Schwanensee“ eine Erfolgsgeschichte,<br />
die bis zum heutigen Tag ungebrochen ist.<br />
Im Zeitalter von Neoklassik, Tanztheater<br />
und Performance gibt es zwei Möglichkeiten,<br />
sich dem Mythos „Schwanensee“<br />
anzunähern. Entweder man führt das<br />
„Ballett der Ballette“ der Tradition verpflichtet<br />
konservativ klassisch auf oder<br />
man versucht, die Musik Tschaikowskys<br />
choreographisch neu zu deuten. Sergei<br />
Vanaev wählt in seiner Bremerhavener Inszenierung<br />
den zweiten Weg und kündigt<br />
seine „Schwanensee“-Interpretation als<br />
Choreograph Sergei Vanaev interpretiert<br />
den Ballett-Klassiker „Schwanensee“<br />
am Stadttheater Bremerhaven<br />
Text: Karin Hiller<br />
ein erwachsenes Märchen<br />
über die komplizierte<br />
menschliche Natur an,<br />
mit einer Geschichte, die<br />
wesentlich dynamischer<br />
ist als das Original. Thema<br />
ist die ewige Suche des<br />
Menschen nach sich selbst.<br />
„Es gibt zwei Prinzen am Hof“, beginnt<br />
Vanaev zu erzählen, „Siegfried und seinen<br />
jüngeren Bruder. Als der König stirbt,<br />
hat Siegfried Anspruch auf den Thron,<br />
aber kein Interesse. Er möchte sich selbst<br />
erfahren. Sein jüngerer Bruder ist zwar<br />
moralisch verdorben, hat aber Führungsqualitäten.“<br />
Vanaev spielt mit den gleichen Situationen,<br />
die im Original vorkommen, lässt jedoch<br />
Siegfried als gespaltene Persönlichkeit<br />
auftreten: „Siegfried hat einen genetischen<br />
Defekt, er verwandelt sich nachts in ein anderes<br />
Wesen. Es ist für ihn wie eine zweite<br />
Natur und er möchte begreifen, ob er der<br />
Einzige ist, dem so etwas passiert.“ Und er<br />
begibt sich auf die Suche nach Menschen,<br />
die ihn und seine psychische Anomalie<br />
verstehen. Als der jüngere Prinz im Kampf<br />
um den Thron von Siegfrieds Besonderheit<br />
erfährt, beauftragt er eine Hofdame, seinen<br />
Bruder zu bespitzeln. Sie wird später<br />
zu Odile, dem schwarzen Schwan.<br />
Die Stimmung des zweiten Akts, so Vanaev,<br />
ist „animalisch, nicht menschlich.“ Auf<br />
der Jagd entdeckt Siegfried in den Tiefen<br />
des Waldes einen See, an dem mit weißen<br />
Federn bedeckte Wesen leben. „Vogelähnliche<br />
Freigeister“, erklärt der Choreograph,<br />
„die keinen Kontakt mit dem Menschen<br />
haben wollen, der in ihr Reich eingedrungen<br />
ist.“ Odette, der weiße Schwan, ist<br />
eines dieser Wesen und Siegfried erkennt,<br />
dass sie seiner Seele verwandt ist.<br />
Eine große Spiegelfläche als Instrument<br />
der Selbsterkennung markiert den See,<br />
dahinter sieht man drei hohe Türme, die<br />
innen beklettert werden können, die Zufluchtsorte<br />
für die Wesen. Die Ausstattung<br />
entstand, wie schon in den vergangenen<br />
Produktionen, in Zusammenarbeit von<br />
Sergei Vanaev mit Johannes Bluth. „Die<br />
Ästhetik geht in Richtung Edgar Allan<br />
Poe“, beschreibt Vanaev, „die Kostüme<br />
zeigen viel Haut und sind monochrom in<br />
schwarz, weiß und silber gehalten.“<br />
Zu Musik und Bewegung setzt Vanaev<br />
eine weitere Dimension: die Sprache.<br />
Die Gedanken der Protagonisten sind<br />
in Form von Dialogen, gesprochen von<br />
Schauspielern des Stadttheaters, aus dem<br />
Off zu hören. Das tragische, dramatische<br />
Ende inszeniert Vanaev im Palast des<br />
Hofes: „Siegfried, der Sympathieträger der<br />
Geschichte, trägt seine doppelte Natur wie<br />
ein Kreuz, er ist nicht überlebensfähig.“<br />
Premiere am 6. Oktober, 19.30 Uhr, im<br />
Großen Haus. Musikalische Leitung:<br />
Stephan Tetzlaff. Nächste Aufführung: 20.<br />
Oktober.
diE grossE<br />
plEitE-show<br />
Die „Enron“-Pleite, bei der 2001 über<br />
20.000 Menschen ihren Arbeitsplatz<br />
verloren, zählt zu den spektakulärsten<br />
Finanzskandalen der amerikanischen<br />
Wirtschaftswelt. Die britische Autorin Lucy<br />
Prebble hat den Höhenflug und den folgenden<br />
katastrophalen Zusammenbruch<br />
des Energiekonzerns als bitterbösen Wirtschaftskrimi<br />
für die Bühne dramatisiert.<br />
Regisseurin Elina Finkel bringt das Stück<br />
nun ans Stadttheater Bremerhaven.<br />
Lucy Prebble begibt sich in ihrem Buch<br />
mitten in die Schaltzentrale der Macht. Die<br />
Hauptfiguren ihrer Mischung aus Dokumentation,<br />
Realityshow und surrealen Szenen<br />
vom Börsenparkett sind die Topmanager,<br />
die in unvorstellbarem Ausmaß Zahlen<br />
manipulierten, Bilanzen fälschten, Schulden<br />
vertuschten und sich selbst Millionen<br />
Dollars in die eigene Tasche schoben.<br />
Elina Finkel bringt Prebbles ebenso intelligentes<br />
wie unterhaltsames Schauspiel als<br />
große Show auf die Bühne. Zwei Ratten,<br />
die als Puppenfiguren von professionellen<br />
Puppenspielern bewegt werden, führen<br />
als Moderatoren durch die Show. Auf<br />
einer goldenen Treppe (Ausstattung Hannah<br />
Landes) können sich die Finanzjongleure<br />
zu Musik wie „Big Spender“ als Stars<br />
präsentieren. Surreale Elemente wie der<br />
von einem Schauspieler dargestellte Aktienkurs<br />
führen das Ganze ad absurdum.<br />
„Durch die Überzeichnung, das Plakative<br />
hat man die Chance Zusammenhänge zu<br />
begreifen“, erklärt Finkel.<br />
Trotz aller Showelemente will sie die Charaktere<br />
der handelnden Personen genau<br />
und psychologisch herausarbeiten. „Es<br />
sind Menschen ohne moralische Verantwortungsgefühle,<br />
die sich zu Göttern über<br />
thEatER BREMERhaVEn Enron foyer 13<br />
Tricksen, fälschen und kassieren – Elina<br />
Finkels Version des Enron-Skandals am<br />
Stadttheater Bremerhaven<br />
Text: Karin Hiller<br />
Welten erklären. Hybris gepaart mit verschobener<br />
Realitätswahrnehmung.“<br />
Premiere am 22. September, 20 Uhr, im<br />
Großen Haus. Weitere Vorstellungen: 29.<br />
September; 7., 10., 12., 21. Oktober.<br />
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Verneigungen<br />
12.10.2012 - 6.01.2013
foyer 14 thEatER OlDEnBURG Salome<br />
tödlichEr tanZ<br />
Richard Strauss‘ Skandaloper „Salome“ in<br />
einer neuen Inszenierung am Staatstheater<br />
Oldenburg<br />
Text: Ute Schalz-Laurenze<br />
Ella Ferris Pell: Salome<br />
Die Uraufführung der Oper „Salome“<br />
von Richard Strauss nach dem gleichnamigen,<br />
einaktigen Text von Oscar<br />
Wilde 1905 war für die Mehrheit der Musikkritik<br />
ein Skandal, für das Publikum allerdings<br />
ein enormer Erfolg mit unzähligen<br />
Folgeaufführungen. Der 1864 geborene<br />
Komponist behauptete sich mit diesem<br />
Werk als die Speerspitze der Moderne, etablierte<br />
mit „Salome“ und „Elektra“ (1908)<br />
im Musiktheater einen neuen, expressiven<br />
Stil mit unerhörten Instrumentaltechniken<br />
und führte die Harmonik an die Grenzen<br />
der Tonalität. Die Partitur ist „eine der<br />
meisterlichsten und originellsten des Jahrhunderts“<br />
(William Mann). Strauss hat seine<br />
„Salome“ ein „Scherzo mit tödlichem<br />
Ausgang“ genannt.<br />
Die Oper – die erste deutschsprachige Literaturoper<br />
– basiert auf dem Kapitel 14 des<br />
Matthäus-Evangeliums und spielt im Palast<br />
des Herodes Antipas unmittelbar vor<br />
der Lebenszeit Jesus‘. Gefangen lebt im Palast<br />
der Prophet Johannes der Täufer, der<br />
die nahe Ankunft des Messias verkündet<br />
und der das Interesse der 16jährigen Stieftochter<br />
Herodes‘ auf sich ziehen kann: sie<br />
will ihn küssen, was er verweigert. Herodes,<br />
dessen Blicke Salome kaum ertragen<br />
kann, bietet ihr an, jeden Wunsch zu erfüllen,<br />
wenn sie nur für ihn tanze: der „Tanz<br />
der sieben Schleier“ ist das Zentrum der<br />
Oper. Salome tanzt und fordert dafür auf<br />
einer Silberschale den Kopf des Jochanaan.<br />
Entsetzt lässt Herodes sie töten.<br />
Ob wir auch entsetzt sein können, mit welcher<br />
durch und durch verführerischen<br />
Musik Strauss uns die grauenvolle Tat der<br />
Salome schmackhaft macht, dürfen wir<br />
überlegen. Nach Theodor W. Adorno jedenfalls<br />
„ergreift die Musik offen die Partei der<br />
hübschen Prinzessin, die sich mit dem abgehackten<br />
Asketenkopf ergötzt.“ Und Romain<br />
Rolland schrieb an Strauss: „Ihr Werk<br />
ist ein Meteor, dessen Kraft und Glanz alle<br />
in seinen Bann zieht.“ Und weiter: „Ich<br />
glaube nicht, dass man einen offenkundigeren<br />
Beweis Ihrer Schöpferkraft erleben<br />
kann.“<br />
Der „Tanz der Musikanten“ beginnt<br />
„schnell und heftig“ ohne Salome. Dann
halten die Musiker auf ihr Zeichen inne<br />
und sie beginnt ihren Tanz „ziemlich langsam“,<br />
begleitet von der Solobratsche. Die<br />
Musik mit der von Wagner übernommenen<br />
Leitmotivtechnik – alle Themen kommen<br />
in der Oper vor –, die Strauss mit weit über<br />
hundert Instrumenten schafft, sind von<br />
unerhörter klangfarblicher Neuheit, von<br />
zwingender dramaturgischer Logik, indem<br />
die pflichtbewussten<br />
Rhythmen für Herodes<br />
wechseln mit Salomes<br />
wilder Ekstase<br />
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Ausgang“<br />
ihres Begehrens in einer schwülen orientalischen<br />
Atmosphäre. Schleiertänze gibt<br />
es sowohl in der europäischen als auch der<br />
orientalischen Tanzszene, sie haben aber<br />
keinen historisch nennbaren Ursprung.<br />
„Als aber Herodes seinen Geburtstag beging,<br />
da tanzte die Tochter der Herodi-<br />
as vor ihnen. Das gefiel dem Herodes gut“,<br />
heißt es bei Matthäus.<br />
Was erwartet uns mit der Aufführung des<br />
Staatstheaters, die der Leiter des Oldenburger<br />
Schauspiels, K.D. Schmidt, inszenieren<br />
wird? Der Dramaturg Lars Gebhardt erläutert:<br />
„Es geht um die Geschichte einer Zeitenwende<br />
und spielt eher heute, wir machen<br />
es nicht historisch.“ „Salome“<br />
spiele am Ende einer<br />
Machtgesellschaft, nämlich<br />
jener des Herodes, der „etwas<br />
operettenhaftes“ habe. Gebhardt: „Salomes<br />
perverse Forderung ist am Ende – im<br />
Monolog erkennt sie das dann auch – ein politischer<br />
Akt.“<br />
Darauf darf man ebenso gespannt sein wie<br />
auf die Sicht der Salome, die – so sagt Lars<br />
thEatER OlDEnBURG Salome foyer 15<br />
Gebhardt – das Gegenteil von Adornos Verdikt<br />
ist: „Salome ist ja ein Kind dieser Gesellschaft,<br />
sie hat gelernt und nutzt das, um<br />
zum Beispiel Männer zu manipulieren. Am<br />
Ende ist sie dagegen, die Musik ist da überwältigend,<br />
sie ist die Utopie auf eine andere<br />
Gesellschaft. Jochanaan und Salome<br />
sind sozusagen ein heilbringendes Paar.“<br />
Der neue Generalmusikdirektor Roger Epple,<br />
der die Spätromantik und besonders die<br />
Opern von Strauss als einen seiner Schwerpunkte<br />
nennt, kann sich dem Oldenburger<br />
Publikum mit der nach wie vor unerhörten<br />
„Salome“-Partitur sicher bestens vorstellen.<br />
Premiere am 11. Oktober am Oldenburgischen<br />
Staatstheater im Großen Haus.<br />
Musikalische Leitung: Roger Epple, Inszenierung:<br />
K.D. Schmidt, Bühne: Maren<br />
Greinke, Kostüme: Britta Leonhardt.
foyer 16 thEatER OlDEnBURG Carmina burana<br />
Die „Carmina burana“ von Carl Orff<br />
in einem neuen szenischen Versuch<br />
am Staatstheater Oldenburg<br />
Text: Ute Schalz-Laurenze<br />
Carl Orff war mit sich zufrieden. Nach<br />
der Uraufführung der „Carmina<br />
burana“ 1937 in Frankfurt schrieb<br />
er an seinen Verleger: „Alles, was ich bisher<br />
geschrieben und Sie leider gedruckt<br />
haben, können Sie nun einstampfen! Mit<br />
den ‚Carmina burana’ beginnen meine<br />
gesammelten Werke.“<br />
Tatsächlich war mit den „Carmina burana“<br />
der musikalische Stil erreicht, dem Orff<br />
fortan treu bleiben sollte: Kaum Harmonik,<br />
sondern primitive modale Klangformen,<br />
deren vitale Grundlage der Rhythmus ist.<br />
Es gibt keinerlei entwickelnde Konstruktionen,<br />
in die der Hörer einbezogen wird.<br />
Das Werk stellte weiterhin eine erste Lösung<br />
für Orffs „Gesamtkunstwerk“-Anliegen dar,<br />
in dem Tanz, Theater, Bild und Musik einander<br />
bedingen. Mit den „Carmina burana“<br />
fängt jenes mächtige Thema an, das den<br />
Dramatiker ein Leben lang beschäftigt hat:<br />
Die Stellung des Menschen im Kräftespiel<br />
der Geschichte und der überirdischen Kräfte,<br />
denn „in allem geht es mir schließlich<br />
nicht um musikalische, sondern um geistige<br />
Auseinandersetzungen.“<br />
Solch hoher Anspruch wird sich allerdings<br />
immer auch und immer noch die Frage<br />
stellen müssen, welche Sorte von zeitlosem<br />
Menschenbild das ist, die derart mühelos<br />
das Naziregime überstanden hat. Der<br />
wahrhaft einzigartige Siegeszug der „Carmina<br />
burana“ über die ganze Welt hat eben<br />
auch von 1937 bis 1944 wenigstens zehn repräsentative<br />
Aufführungen in Deutschland<br />
als Grundlage. Zu der halbszenischen Auf<br />
führung, die jetzt in Oldenburg vorbereitet<br />
wird, sagt der Dramaturg Lars Gebhardt:<br />
„Natürlich wird die Zeit Orffs reflektiert.“<br />
Bei den „Carmina burana“ handelt es sich<br />
um 24 Gedichte aus dem Liederkodex von<br />
Benediktbeuren (um 1300), der 55 moralische<br />
Spottgesänge, 131 Liebeslieder, 40<br />
Trinklieder und 2 Theaterstücke enthält.<br />
Die sinnenfrohen, moralisch-satirischen<br />
Lieder entstammen der Goliarden- und<br />
Vagantenpoesie. Mönchs- und Scholarenlatein<br />
wechselt mit drastischem Mittelhochdeutsch.<br />
Der Natur- und Liebesidylle<br />
von „Primo vere“ und „Uf dem Anger“ folgt<br />
mit „In taberna“ das Lob des Essens und<br />
Trinkens, das mittelalterliche Liebesfest<br />
„Cours d’amour“ schließt als dritter Teil<br />
die Kantate ab. „Hier gibt es eine szenische<br />
Einrichtung im Raum, es gibt bayerische<br />
Bierseligkeit und Lebensart, Video und<br />
Projektionen“ erläutert Gebhardt.<br />
Der Eingangs- und der Schlusschor, der in<br />
elementaren und ostinaten Rhythmen der<br />
Foto: Orff-Zentrum<br />
sinnEnfrohE gEsängE<br />
Weltherrscherin Fortuna huldigt, bildet die<br />
formale Klammer des Werkes, das Orff mit<br />
dem Untertitel „Weltliche Gesänge für Soli<br />
und Chor mit Begleitung von Instrumenten<br />
und Bildern“ versah. „Es gibt in der Partitur<br />
keinerlei Angaben für szenische Lösungen“,<br />
erklärte er mit Blick auf spätere Aufführungen.<br />
Zwar habe er selber „verschiedene<br />
Vorstellungen“ entwickelt, wolle „aber keine<br />
bindenden Hinweise geben, sondern mit<br />
verschiedenen Aufführungsstilen experimentieren.“<br />
Gustav Rudolf Sellner versuchte 1968 an der<br />
Deutschen Oper Berlin, die mittelalterlichen<br />
Gesänge als einen Protest der Jugend<br />
zu aktualisieren. Ein buntes drastisches<br />
Welttheater (mit dem Mittelpunkt Fortuna<br />
als überdimensionaler Puppe und Mutter)<br />
gestaltete Bohumil Herliscka 1970 in München.<br />
Und Jean Pierre Ponelle schöpfte 1975<br />
die filmischen Möglichkeiten der Thematik<br />
aus. Die Oldenburger Aufführung ortet sich<br />
„sozusagen in einem bayerischen Konzertsaal,<br />
der Patina und Geschichte hat“,<br />
sagt Lars Gebhardt und verrät: „Flügel und<br />
Schlagzeug werden auf der Bühne sein.“<br />
Premiere am 9. November am Staatstheater<br />
Oldenburg. Szenische Einrichtung:<br />
Sebastian Ukena, musikalische Leitung:<br />
Thomas Dorsch.
Wolfgang Herrndorfs<br />
Erfolgsstück „Tschick“ im<br />
Staatstheater Oldenburg<br />
Text: Sven Garbade<br />
ZwEi strolchE<br />
auf tour<br />
Kommt einem die Geschichte nicht<br />
bekannt vor? Zwei Jungs, die zwar<br />
keine Kinder mehr sind, aber auch<br />
noch nicht erwachsen, hauen in den<br />
Schulferien von Zuhause ab, zischen mit<br />
einem wackeligen Gefährt einem undefinierten<br />
Ziel entgegen und sind am Ende<br />
ihrer Odyssee vom Strom des Lebens<br />
kräftig mitgerissen worden.<br />
Ein bisschen erinnert Wolfgang Herrndorfs<br />
Roman „Tschick“ (erschienen 2010) tatsächlich<br />
an die Abenteuer von Tom Sawyer und<br />
Huckleberry Finn. Nur wird bei Herrndorf<br />
im heutigen Berlin gestartet und seine<br />
Ausreißer schaukeln nicht per Floß den Mississippi<br />
hinab, sondern brettern mit einem<br />
geklauten Lada Richtung Osten. Ein Road-<br />
Movie, ein ziemlich aufregender Trip, der<br />
für kleine und große Strolche ab 13 Jahren<br />
spannend zu verfolgen ist.<br />
Wer diese beiden Draufgänger sind? Nun,<br />
der 14-jährige Maik ist eigentlich ein<br />
halbwegs ordentlicher Kerl, der aus bürgerlichem<br />
Haus stammt. Im Gegensatz zu<br />
seinem Kumpel Andrej, einem Jungen aus<br />
einer russischen Aussiedler-Familie, der<br />
aufgrund seines Nachnamens von allen nur<br />
„Tschick“ genannt wird und in der Schule<br />
allein deswegen auffällt, weil er betrunken<br />
im Unterricht einschläft. Und plötzlich steht<br />
dieser komische Typ dann vor Maiks Haus<br />
mit einem „entliehenen“ Lada und hat eine<br />
Idee: Urlaub machen wie normale Leute,<br />
den Opa besuchen in der Walachei…<br />
Eine Schnapsidee, gewiss, aber auch ein<br />
fulminanter Auftakt zu einer Expedition,<br />
die mit spektakulärer Action, aber auch<br />
mit realistischen Nuancen die Leser in<br />
ihren Bann zieht. Sei es die Schilderung<br />
von Maiks angeknackster Familie (Vater<br />
Baulöwe, Mutter Alkoholikerin) oder<br />
sein Werben um die gleichaltrige Tatjana,<br />
der er in einer gewaltigen Fleißarbeit ein<br />
handgemaltes Beyoncé-Poster schenken<br />
will: Maiks Leben scheint nicht aus einem<br />
Kitschroman zu stammen.<br />
Herrndorf schildert die Story ohne pädagogischen<br />
Zeigefinger, dafür aber mit einer<br />
leisen, optimistischen Moral. Maiks Fazit,<br />
nachdem die Reise mit einem blauen Auge<br />
und sogar etwas Blutvergießen zu Ende gegangen<br />
ist: „Wenn man Nachrichten guckte:<br />
Der Mensch ist schlecht. – Und vielleicht<br />
stimmte das ja auch, und der Mensch war<br />
zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame<br />
war, dass Tschick und ich auf unserer Reise<br />
fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten,<br />
das nicht schlecht war.“<br />
Nachdem Herrndorfs Buch lange Zeit auf<br />
den Bestseller-Listen stand und nicht nur<br />
unter jugendlichen Lesern begeisterte Fans<br />
gefunden hat, ist der Text von vielen Theatern<br />
als Spielmaterial entdeckt worden.<br />
In der Reihe Junges Staatstheater zeigt das<br />
Oldenburger Theater nun eine Bühnenfassung<br />
von Robert Koall.<br />
Premiere am 15. September in der<br />
Exerzierhalle. Regie: Markolf Naujoks,<br />
Ausstattung: Marina Stefan.<br />
Wolfgang Herrndorf<br />
thEatER OlDEnBURG Tschick foyer 17
foyer 18 thEatER BREMEn Packhaus Theater<br />
Schauspielrätsel<br />
(SN). Heute kann man darüber nur ungläubig<br />
den Kopf schütteln. Aber die<br />
Schwangerschaft einer Ledigen galt bis<br />
ins vergangene Jahrhundert insbesondere<br />
auf dem Lande als Schande, verletzte<br />
die Ehre sogar der gesamten Familie.<br />
In diesem Drama des heutigen Rätsels<br />
zwingt der Vorfall der Familie eines ehrbaren<br />
Handwerkmeisters eine tödlich endende<br />
Katastrophe auf. Zwar schien zunächst<br />
das Glück Einzug gehalten zu haben,<br />
als die Mutter von langer Krankheit<br />
genas und die Tochter sich wieder mit ihrem<br />
Verlobten vertrug und dem Eheglück<br />
fröhlich entgegen sah.<br />
Aber dann: Der Sohn wurde (fälschlich)<br />
des Juwelen-Diebstahls bezichtigt und<br />
verhaftet, die Mutter erkrankte erneut,<br />
und der Bräutigam, ein zynischer Karrierist,<br />
nahm die „Schande“ zum Anlass, die<br />
Verlobung aufzukündigen. Auch der Jugendfreund<br />
zog sich zurück, als er von<br />
der Schwangerschaft erfuhr. Und der Vater<br />
zürnte, erinnerte seine Tochter nachdrücklich<br />
an den Schwur am Grabe der<br />
Mutter: Ihm nie eine Schande zu machen.<br />
Die Tragödie nahm ihren Lauf, endend<br />
mit der Erkenntnis des biederen Mannes:<br />
„Ich verstehe die Welt nicht mehr“.<br />
Wie lautet der Titel dieses „bürgerlichen<br />
Trauerspiels“? Und wer hat es geschrieben?<br />
Antworten bitte bis zum 15. Oktober 2012<br />
an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte<br />
43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch<br />
online möglich:<br />
www.rolandverlag.de (Publikationen/<strong>Foyer</strong>)<br />
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das<br />
Bremer Schauspiel. Die Auflösung des<br />
Schauspielrätsels in foyer 95 lautet:<br />
„Franz Werfel“<br />
Gewonnen haben:<br />
Frank Böttjer, Bremen<br />
Rolf Kothe, Bremen<br />
Franziska Roth, Göttingen<br />
Hansjörg Schwartz, Oldenburg<br />
Maureen Stevenot, Delmenhorst<br />
„Käpt’n Knut“<br />
gEht an land<br />
Eine gewisse Genugtuung konnte er<br />
nicht verheimlichen, der neue Besitzer<br />
des Packhaus Theaters im<br />
Schnoor. Knut Schakinnis, erfolgreicher<br />
Manager der Theaterschiffe in Bremen<br />
und Lübeck, der Komödie Kassel und der<br />
Alten Molkerei Worpswede, stand die Zufriedenheit<br />
ins Gesicht geschrieben, als er<br />
am 9. August den Kauf der seit einem Jahr<br />
verwaisten Spielstätte gegenüber den Medien<br />
vermelden konnte. Schließlich hatte<br />
Schakinnis das Haus bereits zwei Jahre,<br />
von 2006 bis 2008, künstlerisch mit Erfolg<br />
geleitet und dann im Streit verlassen.<br />
„Alte Geschichten“ seien das, die er nicht<br />
mehr erzählen mag. Lieber blickt der gelernte<br />
Schauspieler, der momentan in dem Stück<br />
„Sei lieb zu meiner Frau“ auf der Bühne des<br />
Theaterschiffs steht (Foto oben), nach vorn.<br />
Denn am 4. Oktober soll sich im bis dahin<br />
aufgehübschten Packhaus wieder der Vorhang<br />
heben. „Landeier“ heißt die Produktion,<br />
die von „Käpt’n Knut“ vom Travestrand<br />
an die Weser verholt wird.<br />
Auf dem Theaterschiff in Lübeck löst „Landeier“<br />
nämlich bereits seit Monaten Lachsalven<br />
aus, weshalb Schakinnis fest damit<br />
rechnet, damit auch im Schnoor zu reüssieren.<br />
Bis zum Jahresende will er das Stück<br />
hier spielen. Danach, Anfang Januar, soll<br />
mit „Machos auf Eis“ die erste echte Premiere<br />
im „neuen“ Packhaus gefeiert werden,<br />
Wie Theaterschiff-Betreiber Knut<br />
Schakinnis das Packhaus Theater<br />
flottmachen will<br />
Text: Peter Schulz<br />
um dann im Anschluss<br />
nach<br />
Kassel oder Lübeck<br />
zu wandern.<br />
„So mache<br />
ich das immer,<br />
um die Produktionskostenebenso<br />
niedrig halten<br />
zu können wie<br />
das Risiko bei einem eventuellen Flop“, bestätigt<br />
Knut Schakinnis.<br />
Auch beim Packhaus-Kauf wurde augenscheinlich<br />
mit großer Sorgfalt darauf geachtet,<br />
möglichen Risiken aus dem Weg zu<br />
gehen. Denn anders als der Bremer Unternehmer<br />
Rolf Specht, der vor Jahresfrist quasi<br />
in letzter Minute vom unterschriftsreifen<br />
Kaufvertrag zurücktrat, will Schakinnis das<br />
marode, unter Denkmalschutz stehende Gebäude<br />
nur sanieren und dabei in erster Linie<br />
den geltenden Brandschutzvorschriften<br />
anpassen, nicht aber aufwändig umbauen.<br />
Das sei deutlich kostengünstiger, sagt der<br />
neue Besitzer und beziffert den dafür zur<br />
Verfügung stehenden Betrag mit 300.000<br />
bis 350.000 Euro.<br />
Das Packhaus Theater wird als eigenständige<br />
GmbH und nicht als Dependance des<br />
Theaterschiffs geführt. Auch dies gehöre<br />
ebenso wie der Verzicht auf eigene Werkstätten<br />
(„Ob Bühne, Kostüme oder Requisiten<br />
– alles wird durch den jeweils<br />
kostengünstigsten Anbieter geliefert“) zum<br />
„Schakinnis-System“, das er mit den Worten<br />
„gemeinsame Strukturen nutzen, aber die<br />
Betriebe eigenständig führen“ umschreibt.<br />
Programmatisch will er im Schnoor an die<br />
alten Zeiten anknüpfen, das Haus also mit<br />
Komödien, Musicals und Revuen bespielen.<br />
Wer dafür im Vorverkauf eine Karte erwerben<br />
will, wird sich künftig auf’s Theaterschiff<br />
begeben müssen.
lEErEs<br />
puppEnhaus<br />
Die Fäden sind gerissen: Erst verabschiedete<br />
sich der einstige Mitgründer<br />
Detlef Heinichen in Richtung<br />
Dresden, dann spaltete sich „Mensch Puppe!“<br />
ab. Als der verbliebene Rest des Ensembles<br />
schließlich noch in finanzielle<br />
Schieflage geriet, war das Puppentheater<br />
Theatrium nicht mehr zu retten. Seit dem<br />
Sommer ist die seitens der Stadtgemeinde<br />
mit großem finanziellen Aufwand errichtete<br />
und speziell auf die Anforderungen<br />
einer Puppenbühne zugeschnittene Spielstätte<br />
im Waller „Volkshaus“ verwaist.<br />
Neuheiten von den Bühnen der Region<br />
Text: Peter Schulz<br />
und streben eine feste Spielstätte an. Die<br />
Kulturdeputation hat eine entsprechende<br />
Vorlage bereits „durchgewinkt“, weshalb<br />
nun in konkreten Gesprächen eine entsprechende<br />
vertragliche Vereinbarung abgestimmt<br />
werden kann.<br />
Petrus und die bremer shakespeare compa-<br />
ny<br />
haben scheinbar ihren Frieden gemacht.<br />
Denn ihr tradionelles Festival „Shakespeare<br />
im Park“ blieb in diesem Sommer bis auf einen<br />
Abend von Wolkenbrüchen verschont.<br />
Dafür öffneten sich unmittelbar nach dem<br />
Richtfest für das umgebaute und sanierte<br />
Doch das soll nach dem Willen des Kultur- Stammhaus am Leibnizplatz die Himmelsressorts<br />
nicht lange so bleiben. Bereits im schleusen. Gerade hatte Peter Lüchinger,<br />
November könnte es einen Neustart geben, der den Zimmermann gab (Foto oben), hoch<br />
weshalb gegenwärtig mit dem „Theaterla- über den Gästen die obligatorische Kornbor“<br />
und der im Buntentor angesiedelten buddel zerschmettert, da prasselte der Re-<br />
„Wilden Bühne“ über eine künftige Nutgen los. Im Januar soll sich in dem mit mehr<br />
zung verhandelt wird. Beide Ensembles Platz und besserer Technik ausgestatteten<br />
möchten sich gern räumlich vergrößern Theater der erste Vorhang heben.<br />
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Eine besondere Ehre gab es für die Company<br />
obendrein: Das Ensemble wurde für<br />
seine Inszenierung des „Sommernachtstraums“<br />
mit dem Monica Bleibtreu-Preis<br />
ausgezeichnet, der im Rahmen der ersten<br />
Privattheatertage in Hamburg vergeben<br />
worden ist.<br />
490 Vorstellungen, 44.600 Besucher, Platzauslastung<br />
91,5 Prozent – auf dem Bremer<br />
Theaterschiff<br />
konnte eine ausgesprochen<br />
positive Bilanz der abgelaufenen Spielzeit<br />
gezogen werden. Zur neuen Saison ging die<br />
Leitung der schwimmenden Bühne auf Nadine<br />
Steil und Racine Saupe über. Knut<br />
Schakinnis (siehe nebenstehenden Bericht)<br />
will sich ganz auf die künstlerische Leitung<br />
und die Geschäftsführung konzentrieren.<br />
Die nächste Premiere steht am 17. Oktober<br />
auf dem Spielplan: In der turbulenten Revue<br />
„Sehnsucht“ treffen vier Damen im Wartezimmer<br />
eines Frauenarztes aufeinander.
foyer 20 thEatER iM nORDEn Opernpremieren<br />
: Opernpremieren<br />
Aktuelle Inszenierungen auf<br />
Bühnen der Region<br />
Text: Markus Wilks<br />
Theater Bremen<br />
„Tosca“<br />
Zum Abschluss der Spielzeit 2011/12 verwöhnte<br />
das Theater Bremen sein Publikum<br />
doch noch einmal mit Oper, wie man sie<br />
sich im All-<br />
gemeinen<br />
wünscht:<br />
Mit sehr guten Sängern und einer stringenten,<br />
spannenden Inszenierung von Puccinis<br />
„Tosca“, die sich nicht wichtiger nimmt<br />
als die Musik.<br />
Dass Vera Nemirova in erster Linie Charaktere<br />
formte und die Handlung in emotionsgeladene<br />
Bilder packte, war nicht unbedingt<br />
vorhersehbar, denn die Regisseurin,<br />
die zuletzt in Frankfurt einen viel beachteten<br />
„Ring des Nibelungen“ inszeniert hatte,<br />
besitzt hinreichend Erfahrung in Sachen<br />
„Regietheater“. Unterstützt durch das<br />
Bühnenbild von Jens Kilian (ein aktweise<br />
veränderter Raum im Stil einer Konzerthalle)<br />
und Marie-Luise Strandts farben-<br />
prächtige Kostüme bot Vera Nemirova den<br />
Bremern hingegen eine große Show.<br />
Nachdem Patricia Andress in bewährter<br />
Form die Premiere gesungen hatte, übernahm<br />
Nadja Stefanoff in der besuchten<br />
dritten<br />
Vorstellung<br />
die Titelpartie<br />
– und bot die eigentliche Überraschung<br />
dieser Produktion. Dass sich die<br />
am Theater Bremen im Mezzofach „groß“<br />
gewordene Sängerin an eine typische Sopranrolle<br />
gewagt hat, ist ein interessantes<br />
Experiment mit gelungenem Ausklang,<br />
das aber nicht zu oft wiederholt werden<br />
sollte. Nadja Stefanoffs dunkle, schlank<br />
geführte Stimme verfügt über das technische<br />
Rüstzeug, um auch gefährliche Höhen<br />
weitgehend gekonnt in die Gesangslinie<br />
einbringen und manche Phrasen<br />
besser als genuine Soprane gestalten zu<br />
können – eine Tosca bisweilen mit Starqualitäten.<br />
... eine Tosca bisweilen mit Starqualitäten.<br />
Foto: Jörg Landsberg<br />
Endlich bekommt nun auch Loren Lang<br />
die Partien, die seiner großen Stimme gut<br />
tun und in denen er sein Potenzial zeigen<br />
kann. Den abgrundtief bösen Charakter<br />
des nach außen hin durchaus charmanten<br />
Scarpia spielte er blendend aus, seinen<br />
markanten Bassbariton konnte er mit vollem<br />
Einsatz intonieren, aber auch zu vielen<br />
dezenten Momenten zurücknehmen. Luis<br />
Olivares Sandoval wird als Cavaradossi für<br />
seinen typisch „italienischen“ Tenor voller<br />
Klang und Schmelz viele Bewunderer<br />
finden, allerdings beachtete er Puccinis<br />
dynamische Vorgaben nicht immer ganz<br />
genau und ging deutlich an seine stimmlichen<br />
Grenzen.<br />
Die von Daniel Montané gewohnt sicher<br />
geleiteten Bremer Philharmoniker komplettierten<br />
mit ihrem wohlklingenden<br />
Spiel eine der glücklichsten Produktionen<br />
der zweijährigen Interims-Intendanz. Die<br />
„Tosca“ wird am 30. Dezember wieder aufgenommen.
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foyer 22 KOlUMnE Da capo!<br />
Da capo!<br />
Erinnerungen des foyer-Kritikers<br />
Simon Neubauer<br />
„D<br />
verstehe, wer will“ räsoniert<br />
Generalintendant Klaus Pier-<br />
„Das<br />
woß, „da bringen wir die Urauf<br />
führung einer Oper mit brisantem lite lite-<br />
rarischen Libretto, inszeniert von einem<br />
jungen, doch schon viel gefragten Regisseur,<br />
und keiner der bundesdeutschen<br />
Kritiker kommt“. „Zu uns kommt ohnehin<br />
nie einer“, resigniert der Bremerhavener<br />
Schauspielchef. „Viele wissen ja<br />
nicht einmal, das es in Bremerhaven ein<br />
Theater gibt“.<br />
In der Tat: Die reisenden Starkritiker verirren<br />
sich selten in norddeutschen Gefilden.<br />
Aus Geringschätzung? Aus Bequemlichkeit?<br />
Jedenfalls muss Bremen schon<br />
kräftige und möglichst schrille Signale<br />
aussenden, um auf kulturellem Gebiet<br />
wahrgenommen zu werden. Gepflegte Inszenierungen<br />
auf beachtenswertem Niveau<br />
oder gar von hoher künstlerischer<br />
Qualität finden selten überregionales Gehör,<br />
weit mehr sorgen die Arbeiten der Bilderstürmer<br />
und rabiaten Dekonstrukteure<br />
für bundesdeutsche Aufmerksamkeit.<br />
Die turbulentesten Zeiten am Bremer<br />
Theater explodierten während der nun<br />
schon legendären Hübner-Spielzeiten<br />
1962-1972. Denn damals stürzte das bis<br />
dahin doch recht brave, bildungsbewusste<br />
Besuchervolk von einer Verunsicherung<br />
in die nächste, konfrontiert mit einem die<br />
gesamte Bühnenkunst erschütternden<br />
Aufbruch, nachfolgend als „Bremer Stil“<br />
signalE aus<br />
BrEmEn<br />
in die deutsche Theatergeschichte eingegangen.<br />
Kreative Regisseure wie Peter Zadek, Johannes<br />
Schaaf, Peter Stein, Rolf Becker<br />
und der Brecht-Spezialist Peter Palitzsch<br />
wirkten zusammen mit dem genialen Bühnenbildner<br />
Wilfried Minks und überraschten,<br />
begeisterten, „beleidigten“ und<br />
provozierten ohne Unterlass die tradionellen<br />
Hör- und Sehgewohnheiten. Diese<br />
Spektakel wollte natürlich niemand versäumen,<br />
weshalb es an Kritikern der Fach-<br />
und Tageszeitungen nicht mangelte, aber<br />
auch die auswärtigen Theaterleiter und<br />
Schauspieler aller Coleur ereiferten sich<br />
über „Die Räuber“ und „Maß für Maß“, die<br />
frechen Musicals und die Novitäten aus<br />
dem Sozialmilieu Englands, bestaunten<br />
Sperrs „Jagdszenen aus Niederbayern“,<br />
Handkes „Kaspar“ oder Goldonis „Kaffeehaus“,<br />
bearbeitet und in Szene gesetzt von<br />
Rainer Werner Fassbinder.<br />
Der Chronist dieser Zeilen braucht hier<br />
nicht „da capo“ zu verfahren, denn die<br />
Bühnenkunst der Ära Hübner ist längst<br />
„aktenkundig“ und in Büchern nachzu<strong>lesen</strong>.<br />
Aber nicht nur das Sprechtheater, sondern<br />
auch, obwohl weniger gepriesen, in<br />
der Oper vollzog sich ein gewaltiger Umbruch:<br />
Weg von der Rampenartistik, weg<br />
von den festgefahrenen, alles und nichts<br />
ausdrückenden Standardgesten, weg<br />
vom Als-ob-Spiel. Hübner war es gelungen,<br />
Götz Friedrich, damals schon eigen-<br />
Die letzten Tage der Menschheit<br />
gewichtiger Musterschüler Walter Felsensteins<br />
an der Komischen Oper Ostberlin,<br />
loszueisen und zu Gastinszenierungen<br />
nach Bremen zu holen. Friedrich erarbeitete,<br />
meist zusammen mit dem Dirigenten<br />
Hans Wallat, in den Jahren von 1963 bis<br />
1968 nicht weniger als acht Inszenierungen<br />
von „Rigoletto“ über „Carmen“, „Die Macht<br />
des Schicksals“, „Don Giovanni“, „La<br />
Bohème“ und „Salome“ bis zur „Hochzeit<br />
des Figaro“. Mit letztgenannter Produktion<br />
wurde die Bremer Oper zu den Festspielen<br />
im norwegischen Bergen eingeladen.<br />
Doch die weithin sichtbaren Brandzeichen<br />
entzündete ein anderer, nämlich der vom<br />
Schauspiel kommende Michael Grüber. Mit<br />
seiner höchst subjektiven Auslegung präsentierte<br />
er Alban Bergs „Wozzeck“ 1971<br />
in doppelter Besetzung, sowohl mit Sängern<br />
wie mit Schauspielern, übertrug das<br />
Werk aus der doch sehr signifikanten Umgebung<br />
in eine alpenländisch-idyllische<br />
Gartenzwerg-Idylle. „Die Aufführung gehört<br />
rechtens vor ein Großstadtpublikum,<br />
das mit „Wozzeck“ vertraut ist“, lautete<br />
ein auswärtiger Kritiker-Kommentar, doch<br />
die meisten Bremer, offenbar kein „Großstadtpublikum“,<br />
quittierten die Premiere<br />
mit lautstarkem Protest. Und ein Jahr später<br />
verursachte Grüber mit seiner Sicht auf<br />
Händels „Julius Cäsar“ einen den Fortgang<br />
der Aufführung stark gefährdenden Skandal,<br />
als er Golgatha-Kreuze aufrichten ließ.<br />
Inzwischen hatte sich Generalintendant<br />
Kurt Hübner auch im Bereich des Balletts
vom Akademischen gelöst: Hans Kresnik<br />
hieß nun nach Richard Adama der neue<br />
Mann, und der überzog lange und bis über<br />
die gesamte Stolzenberg-Ära hinaus mit<br />
unablässig loderndem Furor der aggressiven<br />
gesellschaftskritischen Bilder das<br />
Theater am Goetheplatz. Doch auch nach<br />
seinem „Choreographischen Theater“ übte<br />
die Bremer Tanzszene unter der Ägide von<br />
Reinhild Hoffmann, Gerhard Bohner, Susanne<br />
Linke und Urs Dietrich Kritiker aus<br />
nah und fern an.<br />
Klaus Pierwoß bezog seine eingangs zitierte<br />
Meinung auf die Uraufführung von<br />
Stanley Waldens „Liebster Vater“, eine literaturgeschichtlich<br />
spannende Auseinandersetzung<br />
zwischen dem charakterlich<br />
labilen Franz Kafka mit seinem dominanten<br />
Vater. Tilman Knabe deutete das Stück<br />
instinktiv fesselnd im Dämmerlicht des<br />
Concordia.<br />
Pierwoß postulierte ganz richtig, dass moderne<br />
Oper nur dann existiert, wenn sie aufgeführt<br />
wird. Und handelte ganz entschieden<br />
nach dieser Erkenntnis: Während seiner<br />
zwölf Jahre währenden Intendanz wagte er<br />
im Musiktheater elf meist lohnende Uraufführungen,<br />
nicht etwa aus ehrsüchtigem<br />
Pflichtgefühl, sondern, wie Besetzung und<br />
Ausstattung bewiesen, als Highlights der<br />
Spielpläne. Da ragen etwa Battistellis „Die<br />
Entdeckung der Langsamkeit“ (1997) und<br />
„Der Herbst des Patriarchen“ (2004), „Joseph<br />
Süss“ von Detlev Glanert (1999), je zwei<br />
Werke von Sidney Corbett („Noah“ 2001)<br />
und „Keine Stille außer der des Windes“<br />
(2007) sowie von Johannes Kalitzke „Moliére<br />
oder Die Henker der Komödianten“ (1998)<br />
und „Inferno“ (2005) heraus.<br />
Heftige Diskussionen entfachten viele andere<br />
Produktionen während der Pierwoß-<br />
Zeit, erinnert sei zum Beispiel an Beethovens<br />
„Fidelio“, den Hans Kresnik in das<br />
Gelände der aufgelösten „Use Akschen“<br />
angesiedelt hatte, und des gleichen Regisseurs<br />
ungewöhnliche Deutung von Nonos<br />
„Intolleranza“, ferner Ullmanns „Kaiser<br />
von Atlanta“ (08) und, leider nur in wenigen<br />
Aufführungen, „Das Bankett“ von<br />
Marcello Pani, eine süffisante Parade der<br />
Künstler-Bohème der Zwanziger Jahre.<br />
Meine Erinnerungstour erfordert natürlich<br />
auch während der zwei Jahrzehnte zwischen<br />
den Regierungszeiten von Hübner<br />
und Pierwoß eine stattliche Reihe von Stationen,<br />
an denen man sich weit länger aufhalten<br />
müsste als eine bloße Erwähnung<br />
zuzulassen. Denn auch sie sendeten häufig<br />
Bremer Signale in die bundesdeutsche<br />
Kulturlandschaft. Erinnert sei wenigstens<br />
an Adriana Hölszkys „ Bremer Freiheit“<br />
(1994), an „Die Verfolgung und Ermordung<br />
J.P. Marats“ von Peter Weiss, mit dessen Inszenierung<br />
sich Andrej Woron vorstellte,<br />
an Schostakowitschs „Lady von Mzensk“<br />
in der packenden Realisierung Konstanze<br />
Lauterbachs (2002), ferner an die Tobias-<br />
Richter-Inszenierungen in der Ausstattung<br />
KOlUMnE Da capo! 23 foyer<br />
Inferno Keine Stille außer der des Windes; Fotos: Jörg Landsberg<br />
bekannter Bildender Künstler wie Jörg Immendorff,<br />
und an Pfitzners „Palestrina“<br />
in der Kirche Unser Lieben Frauen; mit<br />
dieser Produktion wurde das Bremer Theater<br />
nach Montpellier eingeladen (1991).<br />
Im Gedächtnis haftet natürlich auch die<br />
einzige Schlachthof-Inszenierung: Frank<br />
Patrick Steckel präsentierte dort „Die Krönung<br />
König Heinrichs III“ von Hans Henny<br />
Jahnn als Stationendrama (1978), Arno<br />
Wüstenhöfers Wiederentdeckung von Manfred<br />
Gurlitts „Wozzeck“ (1987), jener Oper<br />
des mit Bremen verbundenen Komponisten,<br />
die von Bergs „Wozzeck“ fast total<br />
verdrängt worden war. Und unvergessen<br />
bleiben die „Letzten Tage der Menschheit“<br />
von Karl Kraus, mit denen Hans Kresnik im<br />
U-Boot-Bunker Valentin eine schaurig-beklemmende<br />
Performance installierte.<br />
Auch nachmals berühmte Regisseure „verirrten“<br />
sich an das Bremer Theater: Peter<br />
Konwitschny zum Beispiel (Prokofjews „Der<br />
feurige Engel“), Claus Guth („Ariadne auf<br />
Naxos“) und vor allem der heute vielfach begehrte<br />
Christoph Loy, der sich hier mit Ponchiellis<br />
„La Gioconda“, Berlioz „Damnation<br />
de Faust“ und Tschaikowskys „Pique Dame“<br />
zur weiteren steilen Karriere empfahl.<br />
Nach den Intermezzi Hans-Joachim Freys<br />
und den eifrigen, auch erfolgreichen Bemühungen<br />
der „Fünferbande“ liegt das Signalhorn<br />
jetzt für Michael Börgerding bereit.<br />
Kein Zweifel: Es wird in den nächsten<br />
Jahren sicher oft benutzt werden.
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Bremer Philharmoniker<br />
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Vereins der Freunde des<br />
Focke-Museums<br />
Fotos: Birte Ahlers<br />
Verleihung des<br />
Stadtmusikantenpreises<br />
2012 im BLG Forum<br />
Fotos: Michael Bahlo<br />
Dr. Klaus Sondergeld und Frau Bürgermeister Jens Böhrnsen und Frau Birgit Rüst Barbara und Michael Grobien<br />
v.l.: Pago Balke, Dr.Frauke von der Haar, Norbert Kölle, Stefan Storch, Albert Schmitt
Peter Siemering, Michael Frieß, Preisträger Wilfried Minks zwischen Judith Rakers und<br />
Michael Börgerding, Erik Roßbander<br />
Dr. Hans-Dietrich Genscher und Judith Rakers<br />
Durch den Abend im BLG-Forum<br />
führte die Entertainerin Gayle Tufts.<br />
Urs Jenny, Wilfried Minks, Michael Börgerding<br />
MEnSChEn iM FOYER 25 foyer<br />
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Rockwinkeler Heerstraße 159<br />
28355 Bremen-Oberneuland<br />
Telefon 0421-253101
foyer 26 MUSiK 23. Musikfest Bremen<br />
paradE dEr stars<br />
Marie-Nicole Lemieux ©Yves Renaud Jérémie Rhorer ©CDoutre Christophe Rousset ©Eric Larrayadieu<br />
23. Musikfest Bremen feierte mit der „Großen<br />
Nachtmusik“ einen Auftakt nach Maß<br />
Text: Peter Schulz<br />
Sie kam, sang und riss das Publikum<br />
zu Beifallsstürmen hin.<br />
Marie-Nicole Lemieux gehörte zu<br />
den herausragenden Interpreten bei der<br />
stimmungsvollen „Großen Nachtmusik“<br />
zum Beginn des 23. Bremer Musikfestes.<br />
Mit kecker Komödiantik und überzeugender<br />
Bühnenpräsenz trug die Kanadierin<br />
in der „Glocke“ – begleitet vom blendend<br />
aufgelegten „Ensemble Matheus“ unter<br />
der Leitung von Jean-Christophe Spinosi<br />
– im ersten Drittel des Abends Arien<br />
von Vivaldi vor, um während der beiden<br />
nachfolgenden Kurz-Auftritte mit einigen<br />
Paradestücken aus Rossini-Opern zu<br />
brillieren. Ob als bis ins Mark gekränkte<br />
„Asteria“ oder als wutschnaubender<br />
„Orlando“ – ihr stimmgewaltiger Alt blieb<br />
im Ohr während dieser an Höhepunkten<br />
reichen Musikfest-Gala.<br />
Idomeneo<br />
Marie-Nicole Lemieux, die auf Anhieb<br />
viele Fans an der Weser gewonnen haben<br />
dürfte (wie wäre es mal mit einem abendfüllenden<br />
Konzert in der „Glocke“?), eröffnete<br />
den Reigen der herausragenden Solisten,<br />
Dirigenten<br />
und Orchester,<br />
die Musikfest-Intendant<br />
Thomas<br />
Albert auch dank der großzügigen Unterstützung<br />
durch die regionale Wirtschaft<br />
für dieses Festival gewinnen konnte. Dass<br />
er dabei in besonderem Maß Künstler aus<br />
Frankreich wie etwa Patricia Petibon, Jérémie<br />
Rhorer mit Le Cercle de l’Harmonie<br />
oder Christophe Rousset und sein in authentischer<br />
Praxis musizierendes Ensemble<br />
Les Talens Lyriques verpflichtete, verrät<br />
durchaus die frankophile Neigung des<br />
Trägers der hohen französischen Auszeichnung<br />
„Ordre des Arts et des Lettres“.<br />
Es zeugt aber auch davon, wie aufmerksam<br />
Thomas Albert die Musikszene in unserem<br />
Nachbarland beobachtet (man denke nur<br />
an die Kooperation mit dem Festival in<br />
Aix-en-Provence!), ohne dabei das Ge-<br />
schehen etwa<br />
in Italien oder<br />
England aus den<br />
Augen zu lassen.<br />
Dafür sprechen zum Beispiel Konzerte mit<br />
dem in Ravenna gegründeten Ensemble<br />
Accademia Bizantina oder dem Dunedin<br />
Consort aus Edinburgh. Sie und viele<br />
andere, darunter ausgewiesene Weltstars<br />
wie Rolando Villazón, Nina Stemme oder<br />
Murray Perahia, folgten dem guten Ruf des<br />
Bremer Musikfestes, das am 22. September<br />
mit einer von Marc Minkowski und Les<br />
Musiciens du Louvre Grenoble präsentierten<br />
Offenbach-Gala in der „Glocke“ endet.<br />
Sie kam, sang und riss das Publikum<br />
zu Beifallsstürmen hin.<br />
Foto: fotoetage
Foto: Marianne Menke<br />
Im Nordwesten spielt die Musik<br />
Wir machen uns stark für die Kultur in der Region<br />
Eine Region ist wie eine gelungene Komposition: Harmonie ensteht<br />
durch Vielfalt. Deshalb setzen wir uns nicht nur für unsere Kunden,<br />
sondern auch für die Musik und die Kultur im Nordwesten ein.<br />
Und das mit hörbarer Leidenschaft.<br />
Wir wünschen allen Musikern und Zuhörern ein inspirierendes<br />
Musikfest Bremen!<br />
Energie. Kommunikation. Mensch. | www.ewe.de<br />
Foto: Tobias Tanzya
foyer 28 KUltURStaDt WilhElMShaVEn Sinfoniekonzerte<br />
JungE gardE<br />
Sie sind um die 30 Jahre alt, wurden<br />
schon im Kindesalter entdeckt und<br />
konsequent gefördert und haben<br />
ihre außerordentlichen musikalischen<br />
Fähigkeiten nun bereits zur Meisterschaft<br />
entwickelt. Arabella Steinbacher (Violine),<br />
Sergei Nakariakov (Trompete) und<br />
Martin Grubinger (Schlagzeug) gelten<br />
in der internationalen Klassikszene<br />
als „Senkrechtstarter“, spielen mit den<br />
besten Orchestern der Welt, arbeiten mit<br />
renommierten Dirigenten. Mit ihnen gehen<br />
die Sinfoniekonzerte Wilhelmshaven<br />
in die Saison 2012/13.<br />
Den Beginn macht am 17. September<br />
Arabella Steinbacher, die 1981 in München<br />
geboren wurde und bereits mit drei Jahren<br />
ihren ersten Geigenunterricht erhielt. Die<br />
Tochter einer japanischen Sängerin und des<br />
Pianisten Alexander Steinbacher kam mit<br />
neun Jahren als jüngste Studentin zu Ana<br />
Chumachenko an die Münchner Musikhochschule,<br />
nahm an Meisterkursen bei<br />
Dorothy DeLay und Kurt Sassmannshaus<br />
teil, gewann rasch ihre ersten Wettbewerbspreise<br />
und trat 2003 in Moskau endgültig ins<br />
Rampenlicht, als sie beim Konzert zum 100.<br />
Geburtstag von Aram Chatschaturjan unter<br />
der Leitung von Wladimir Fedossejew Publikum<br />
und Kritik gleichermaßen begeisterte.<br />
Es folgten Gastspiele in Europa und Übersee<br />
sowie erste CD-Einspielungen, wobei<br />
ihre Interpretation der Violinkonzerte von<br />
Darius Milhaud, aufgenommen mit dem<br />
Drei „Senkrechtstarter“ prägen den<br />
Saisonstart der Sinfoniekonzerte in<br />
der Stadthalle Wilhelmshaven<br />
Text: Peter Schulz<br />
Arabella Steinbacher Sergei Nakariakov<br />
Münchner Rundfunkorchester unter der<br />
Leitung des früheren Bremer Generalmusikdirektors<br />
Pinchas Steinberg, 2005 mit<br />
dem Preis der deutschen Schallplattenkritik<br />
ausgezeichnet wurde. Zuletzt veröffentlichte<br />
sie 2011 eine CD mit allen Brahms-<br />
Sonaten für Violine und Piano. Arabella<br />
Steinbacher, die als Leihgabe der Nippon<br />
Music Foundation die „Booth“-Violine von<br />
Antonio Stradivari (Cremona 1716) spielt,<br />
wird dabei von Robert Kulek begleitet.<br />
In Wilhelmshaven tritt sie gemeinsam mit<br />
der Camerata Salzburg auf, die vor genau<br />
60 Jahren von Bernhard Paumgartner gegründet<br />
wurde und heute zu den renommiertesten<br />
Kammerorchestern Europas<br />
gehört. Geleitet wird das Ensemble, zu<br />
dessen Chefdirigenten unter anderem Sir<br />
Roger Norrington zählte, seit 2011 von<br />
Louis Langrée, der auch Musikdirektor<br />
des Cincinnati Symphony Orchestras ist.<br />
Vorgesehen ist unter anderem Mozarts<br />
Violinkonzert Nr. 5 A-Dur.<br />
„Ein Engel mit Trompete glühte durch den<br />
Raum“ hieß es in der „Welt“, die ihn auch<br />
als „russischen Wundertrompeter“ feierte.<br />
Gemeint ist Sergei Nakariakov, der 1977<br />
in Gorki geboren wurde und – noch ein<br />
Superlativ – gern als „Paganini der Trompete“<br />
bezeichnet wird. Kein Wunder: Dank<br />
seiner verblüffenden Spieltechnik ist er in<br />
der Lage, atemberaubende Bearbeitungen<br />
hochvirtuoser Instrumentalkonzerte zu<br />
bewältigen.<br />
Bei einem Autounfall im Jahr 1986 erlitt der<br />
damals Neunjährige eine schwere Verletzung<br />
der Wirbelsäule, musste das Klavierspielen<br />
aufgeben und fand mit der Trompete<br />
ein Instrument, das ihn rasch in seinen<br />
Bann zog. Der Erfolg stellte sich bald ein:<br />
Anfang der 90-er Jahre debütierte Nakariakov<br />
bei den Salzburger Festspielen und<br />
gastierte beim Schleswig-Holstein Musik<br />
Festival, wo ihm prompt der „Prix Davidoff“<br />
verliehen wurde. Zu seinem Repertoire<br />
gehören neben der Originalliteratur auch<br />
zahlreiche Transkriptionen, die bisher auf<br />
der Trompete als unspielbar galten.<br />
In Wilhelmshaven ist er am 8. Oktober zu<br />
erleben. Mit der Russischen Kammerphilhamonie<br />
St. Petersburg unter der Leitung<br />
von Juri Gilbo spielt der in Paris lebende<br />
Nariakov das Konzert für Trompete und<br />
Orchester des unlängst verstorbenen<br />
Komponisten Alexander Arutjunjan, der<br />
nach Chatschaturjan als bedeutendster<br />
armenischer Komponist gilt. Außerdem im<br />
Programm: Tschaikowskys 4. Sinfonie.<br />
„Neues vom Hexer“ titelte „Der Spiegel“,<br />
als Martin Grubinger vor wenigen Monaten<br />
gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern<br />
unter der Leitung von Pierre Boulez<br />
eine Aufnahme mit dem „Konzert für<br />
Schlagzeug und Orchester“ veröffentlichte.<br />
Komponiert hat es der Wiener Friedrich<br />
Cerha, den der trommelnde Tausendsassa<br />
2008 kurzerhand gefragt hatte, ob er ihm<br />
nicht ein neues Schlagzeug-Konzert schrei-
Martin Grubinger<br />
ben könne. Cerha sagte zu und verfasste<br />
ein dreisätziges Werk, in dem sich – so „Der<br />
Spiegel“ – „Erfahrung und Jugend zu einem<br />
Wirbel von Energie und Präzision“ verbinden<br />
und das „in Sachen Komplexität und<br />
Anspruch so ziemlich alles bisher Dagewesene<br />
in den Schatten stellt.“<br />
Was der 1983 in Salzburg geborenen Grubinger<br />
an Trommeln und Pauken, Klangschalen<br />
und Röhrenglocken alles kann,<br />
hatte er schon zuvor eindrucksvoll unter<br />
Beweis gestellt. Etwa beim „Schlagzeug-<br />
Marathon“, mit dem er 2006 den Wiener<br />
Musikverein nahezu auf den Kopf stellte.<br />
Oder während einer siebenstündigen<br />
Schlagzeugnacht im Rahmen des Beethoven-Festes<br />
2006. Oder beim Rheingau Musik<br />
Festival 2011, als er sein vierstündiges<br />
Projekt „The Percussive Planet“ vorstellte.<br />
2007 war Grubinger, der auch das Musikmagazin<br />
„KlickKlack“ im Bayerischen<br />
Fernsehen moderiert und sich mehrfach<br />
vehement gegen Rassismus, Antisemitismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit engagierte,<br />
der Solist bei der Uraufführung von Avner<br />
Dormans Schlagzeug-Konzert „Frozen in<br />
Time“, begleitet von den Hamburger Philharmonikern<br />
unter Leitung von Simone<br />
Young. Mit diesem Stück wird er auch am 7.<br />
November in Wilhelmshaven zu hören sein,<br />
nun gemeinsam mit dem Bournemouth<br />
Symphony Orchestra mit Kirill Karabits am<br />
Pult, das zudem Tschaikowskys 5. Sinfonie<br />
spielen wird.<br />
Die nächsten Termine<br />
Montag, 17. September, 20 Uhr<br />
Camerata Salzburg<br />
Arabella Steinbacher, Violine<br />
Programm:<br />
J. Haydn: Sinfonie Nr. 27 G-Dur Hob. I:27<br />
W.A. Mozart: Violinkonzert Nr. 5<br />
A-Dur KV 219<br />
A. Schönberg: Walzer für Streichorchester<br />
W.A. Mozart: Sinfonie Nr. 28 C-Dur KV 200<br />
Dienstag, 9. Oktober, 20 Uhr<br />
Russische Kammerphilharmonie<br />
St. Petersburg<br />
Juri Gilbo, Dirigent<br />
Sergei Nakariakov, Trompete<br />
Programm:<br />
M.I. Glinka: Ouvertüre aus<br />
„Ruslan und Ludmila“<br />
I. Strawinsky: „Der Feuervogel“<br />
A. Arutjunjan:<br />
Konzert für Trompete und Orchester<br />
P.I. Tschaikowsky:<br />
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36<br />
Mittwoch, 7. November, 20 Uhr<br />
Bournemouth Symphony Orchestra<br />
Kirill Karabits, Dirigent<br />
Martin Grubinger, Perkussion<br />
Programm:<br />
A. Dorman: Konzert für Schlagzeug und<br />
Orchester „Frozen in Time“<br />
P.I. Tschaikowsky:<br />
Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64<br />
KUltURStaDt WilhElMShaVEn Sinfoniekonzerte 29 foyer<br />
Überraschende<br />
„Meisterwerke“<br />
Nachschöpfungen bekannter Bildmotive<br />
alter Meister wie etwa Botticellis „Venus“<br />
oder Dürers „Feldhase“ zeigt die Kunsthalle<br />
Wilhelmshaven unter dem Titel<br />
„100 Meisterwerke – Inszenierte Malerei<br />
im Raum. Von Botticelli bis Rothko“. Die<br />
jungen Künstler Katja Aufleger, Heike<br />
Gallmeier, Ralf Peters und Johanna Reich<br />
interpretieren die „Ikonen“ der Kunstgeschichte<br />
mit erfrischender Lebendigkeit.<br />
16. September bis 18. November.<br />
Premieren-Reigen<br />
Mit Shakespeares „Macbeth“ beginnt<br />
die Landesbühne Niedersachsen Nord<br />
am 15. September die Saison 2012/13 in<br />
Wilhelmshaven. Regie führt Gerhard Hess,<br />
Christian Simon ist in der Titelrolle zu<br />
sehen. Eine Woche später (22. September)<br />
folgt „Clavigo“ von Johann Wolfgang Goethe.<br />
Am 28. September hebt sich der erste<br />
Vorhang für das Musical „Toll trieben es<br />
die alten Römer“ von Stephen Sondheim,<br />
der dafür einen „Tony Award“ erhalten hat.<br />
Beckmann & Band<br />
Man kennt ihn als Sportreporter und<br />
Talkmaster. Doch Reinhold Beckmann hat<br />
noch viel mehr zu bieten. Mit seiner vierköpfigen<br />
Band bringt er ein musikalisches<br />
Programm über den verrückten Charme<br />
der kleinen Dinge auf die Bühne. Titel:<br />
„Verrenkter Geist, verrenkte Glieder...“.<br />
26. Oktober, 21 Uhr. Pumpwerk<br />
Herrscher der Lüfte<br />
Flugsaurier, Urvögel, Fledermäuse und<br />
andere Vertreter aus dem fliegenden Tierreich<br />
präsentiert das „Wattenmeer Besucherzentrum“<br />
im Rahmen der Sonderausstellung<br />
„Herrscher der Lüfte“. Anhand<br />
verblüffender und zum Teil naturgetreuer<br />
Exponate wird aufgezeigt, warum Tiere<br />
fliegen können – von der Fledermaus bis<br />
zum Flugsaurier mit bis zu 10 Metern<br />
Spannweite.<br />
Bis 14. Oktober.
foyer 30 MUSiK Jubiläum Bremer Philharmoniker<br />
Intendant Christian Kötter-Lixfeld<br />
mitmachEn Erwünscht<br />
Rückblick: John Cage, der in diesem<br />
Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert<br />
hätte, inszenierte 1982 im Übersee-<br />
Museum während der damaligen „Pro<br />
Musica Nova“ sein „House full of Music“.<br />
In allen Räumen des Museums spielten<br />
hunderte von Jugendlichen und semiprofessionellen<br />
Musikern kleine Konzerte jeder<br />
Art Musik, alles ging ineinander über.<br />
Der Meister saß derweil an einem riesigen<br />
Mischpult und schickte ausgesuchte Kombinationen<br />
in den Äther. Ein Konzert, das<br />
unvergessen bleibt.<br />
Eindeutig hat John Cage auch für den „ganz<br />
phil bremen“-Tag Impulse gegeben, den das<br />
Orchester am 13. Oktober zum 10. Jahrestag<br />
seiner so erfolgreichen Existenz als „Bremer<br />
Philharmoniker“<br />
„nicht an der gesellschaftlichen<br />
Realität vorbeizugehen.“<br />
feiert. Nicht unter<br />
sich, sondern für<br />
und mit allen Bremerinnen<br />
und Bremern. Gern darf an einem<br />
solchen Tag noch einmal daran erinnert<br />
werden, dass Intendant Christian Kötter-<br />
Lixfeld und GMD Lawrence Renes (seit 2007<br />
GMD Markus Poschner) damals eine Zeit<br />
beendeten, in der man über keinen Bleistift<br />
und kein eigenes Büro verfügte. Seitdem<br />
„explodiert“ das Orchester: In der vergangenen<br />
Spielzeit lag die Platzauslastung bei<br />
nahezu 90 Prozent.<br />
Bremer Philharmoniker feiern zehnjähriges<br />
Bestehen mit einem „ganz phil bremen“-Tag in<br />
der Glocke<br />
Text: Ute Schalz-Laurenze<br />
John Idomeneo Cage, der sein Leben lang darum gekämpft<br />
hat, dass jedes Geräusch Musik sein<br />
kann und jeder Mensch ein Künstler ist,<br />
steht nun mit seinem 1940 entstandenen<br />
Stück „Living Room“ für vier Schlagzeuger<br />
Pate für explodierende und faszinierende<br />
Ideen während des „ganz phil bremen“-Tages.<br />
In „Living Room“ dürfen nur Materialien<br />
eines Wohnzimmers verwendet werden.<br />
Um 11 Uhr geht’s los, in allen fünf <strong>Foyer</strong>s<br />
der Glocke sind ganztägige Aktivitäten<br />
geplant: Informationen, Instrumentenausstellung,<br />
CD-Verkauf, Tombola, Geschichte<br />
des Orchesters und vieles mehr.<br />
Im Kapitelsaal kann man Instrumente ausprobieren,<br />
im kleinen Saal sind Talkrunden<br />
geplant. Die verschiedenen Zeitschienen<br />
werden auf der<br />
<strong>Foyer</strong>-Bühne und<br />
im großen Saal mit<br />
Ereignissen gefüllt,<br />
die noch längst nicht alle feststehen. Wer<br />
wusste, dass sich aus den Reihen der Bremer<br />
Philharmoniker vier Streichquartette<br />
gebildet haben? Sie alle werden im Laufe<br />
des Tages spielen. Ein Schulorchester aus<br />
Grolland wird ebenso auftreten wie ein<br />
Blechbläserquintett. Und einzelne Musiker<br />
bieten verschiedene Experimente bis hin<br />
zu elektronisch verfremdeter Musik für<br />
Streichinstrumente. Auch die Kleinsten<br />
Percussionsgruppe der Bremer<br />
Philharmoniker by Henning Koepke<br />
dürfen innerhalb ihrer Reihe „Musik mit<br />
Pfiff“ in der Musikwerkstatt auftreten.<br />
Ein Mitmachorchester (Mitwirkung nur<br />
nach vorheriger Anmeldung! Informationen<br />
unter www.bremerphilharmoniker.de) wird<br />
den vierten Satz von Antonín Dvoráks Sinfonie<br />
„Aus der neuen Welt“ unter der Leitung<br />
von Markus Poschner aufführen. Und die<br />
Mutigsten haben die Möglichkeit, für gut<br />
drei Minuten das Orchester zu dirigieren.<br />
Den Abschluss des „ganz phil bremen“-<br />
Tages bildet schließlich ein Wunschkonzert,<br />
das die Bremerinnen und Bremer aus 15<br />
Vorschlägen zusammengestellt haben.<br />
Mit diesen Aktivitäten unterstreicht das<br />
Orchester – so Intendant Christian Kötter-<br />
Lixfeld – erneut seine nun ein Jahrzehnt<br />
währende Grundhaltung, „nicht an der<br />
gesellschaftlichen Realität vorbeizugehen.“<br />
Man müsse sich immer fragen, „wie Musik<br />
als gesellschaftliche Notwendigkeit unmittelbar<br />
erlebbar gemacht wird.“ Alle Ideen<br />
entspringen der Grundauffassung „Das<br />
Orchester ist für alle da!“ und entsprechen<br />
damit John Cage: „Kunst ist keine Flucht,<br />
sondern bedeutet eher eine Einführung in<br />
das Leben.“<br />
www.bremerphilharmoniker.de<br />
(„Aktuelles“)
THINKING AHEAD – MOVING FORWARD<br />
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foyer 32 MUSiK Bremer Philharmoniker<br />
mahlEr &<br />
mEhr<br />
Generalmusikdirektor Markus Poschner<br />
gehört zu einer neuen Generation<br />
von Dirigenten, die einen kollegialen<br />
Umgang mit dem Orchester pflegen.<br />
Absolute Ernsthaftigkeit bei der Suche<br />
nach einer stimmigen Interpretation vor<br />
dem Hintergrund substantieller Kenntnis<br />
des Notentextes sind die Basis seiner künstlerischen<br />
Autorität. Kein Wunder also, dass<br />
Poschner derzeit ein gefragter Mann ist.<br />
Die Dresdener Philharmoniker und das<br />
Deutsche Kammerorchester Berlin haben<br />
ihn als ersten Gastdirigenten verpflichtet.<br />
Auch bei den Bamberger Symphonikern,<br />
dem Konzerthausorchester Berlin, dem<br />
Orchestre Philharmonique de Monte Carlo,<br />
dem NHK Symphony Orchestra Tokio<br />
und dem Danish National Orchestra kann<br />
Poschner regelmäßig beweisen, welch einen<br />
hervorragenden Chef die Bremer Philharmoniker<br />
haben. Beethovens „Fidelio“<br />
kommt 2012 in Köln und 2015 an der Oper<br />
Zürich unter seiner Stabführung zur Aufführung;<br />
Puccinis „Tosca“ an der Hamburger<br />
Staatsoper ist für 2013, Mozarts „Figaro“<br />
an Oper Frankfurt 2016 fest vereinbart.<br />
Dass er sich bei diesem vollen Programm<br />
noch die Zeit nimmt, an der Bremer Universität<br />
zu unterrichten, beweist neben<br />
seiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />
(Stichwort: Musikwerkstatt), wie<br />
wichtig ihm die Vermittlung von Musik<br />
ist. foyer hat mit Markus Poschner über<br />
die Schwerpunkte der Spielzeit 2012/13,<br />
über seine Vorstellungen zum Programm<br />
und seine Pläne gesprochen.<br />
Markus Poschner<br />
Die Konzerte haben mit der Platzauslastung<br />
von 88 Prozent ein exzellentes Ergebnis<br />
erreicht. Glauben Sie, dass sich das<br />
in der neuen Spielzeit noch steigern lässt?<br />
Natürlich, zu den 100 Prozent ist ja immer<br />
noch Luft. Aber im Ernst: Sicherlich sind<br />
wir mit den bisherigen Zahlen sehr zufrieden<br />
und auch ein wenig überrascht. Mit<br />
einer derart rasanten Entwicklung hatten<br />
wir tatsächlich nicht gerechnet.<br />
Seit Sie den Posten des Generalmusikdirektors<br />
übernommen haben, hat sich die<br />
Qualität des Klangkörpers stetig verbessert.<br />
Und das Schöne dabei ist, dass dies<br />
an den Besucherzahlen abzu<strong>lesen</strong> ist.<br />
Neue Vermittlungsformen allein können<br />
nicht der Grund dafür sein. Was ist das<br />
Besondere Ihrer Herangehensweise?<br />
Das Wesentliche für mich ist, verstanden<br />
zu werden. Wir können mittlerweile inhaltlich<br />
viel riskieren und dennoch kommen<br />
die Menschen zu uns, weil sie uns<br />
vertrauen. Sie wissen, da wird gut gearbeitet,<br />
man hat sich etwas dabei gedacht,<br />
man kann sich auf die Philharmoniker<br />
verlassen, auch, wenn man als Zuhörer<br />
immer wieder ziemlich beansprucht und<br />
herausgefordert wird.<br />
Sie werden mittlerweile weltweit von<br />
namhaften Orchestern eingeladen. Wie<br />
lange bleiben Sie noch Bremen erhalten<br />
bzw. was macht Bremen für Sie reizvoll?<br />
Bremen ist doch eine großartige Stadt.<br />
Eine einzigartige Kulturszene und sehr offene<br />
Menschen. Für einen Künstler kann<br />
es nichts Besseres geben. Für mich ist das<br />
meine Basis geworden. Natürlich bin ich<br />
viel auf Reisen und freue mich über andere<br />
große Aufgaben. Aber das Zurückkehren<br />
nach Bremen zu meinen Philharmonikern,<br />
zu diesem herrlichen Klangkörper,<br />
den ich mittlerweile in- und auswendig<br />
kenne, das ist etwas ganz Besonders.<br />
Es fällt auf, dass auch in der nächsten<br />
Spielzeit wieder interessante Dirigenten<br />
bei den Bremer Philharmonikern zu Gast<br />
sind. Können Sie erklären, wie es zu dieser<br />
Auswahl kommt?<br />
Das sind allesamt keine leichten Entscheidungen.<br />
Wir diskutieren im Team oft über<br />
Monate hinweg. Wer passt zu uns, wer<br />
kann die gewünschten Impulse setzen? All<br />
das muss ja spielzeitübergreifend zueinander<br />
passen, zum Repertoire, zum Gesamtkonzept<br />
und natürlich zu unseren Musikern.<br />
Da steht für uns sehr viel auf dem<br />
Spiel.<br />
Auf welche Konzerte freuen Sie sich besonders?<br />
Da bin ich total egoistisch. Grundsätzlich<br />
plane ich immer so, dass ich selbst<br />
die meisten Gründe habe, mich auf das jeweilige<br />
Konzert zu freuen. Mit am spannendsten<br />
kommende Saison wird sicherlich<br />
unser Mahler-Festival im Rahmen von<br />
„phil intensiv“. Das liegt mir sehr am Herzen.<br />
Mit Gustav Mahler beschäftige ich<br />
mich ja jetzt schon seit Jahren besonders<br />
ausführlich und mache trotzdem ständig<br />
neue Entdeckungen in Werken, die ich<br />
eigentlich in- und auswendig zu kennen<br />
glaubte. Das fasziniert mich einfach. Auch,
Was Generalmusikdirektor Markus Poschner<br />
für die neue Spielzeit und die Zukunft plant<br />
Text: Michael Pitz-Grewenig<br />
dass wir dann Gelegenheit haben werden<br />
mit Mahlers Musik so richtig frei zu experimentieren.<br />
Die Programmgestaltung ist sicherlich<br />
reizvoll, aber wäre es nicht auch mal<br />
spannend, wieder vermehrt Konzerte mit<br />
modernen, noch lebenden Komponisten<br />
zu gestalten.<br />
Ja, das gehört allein aus der Geschichte heraus<br />
schon für die Bremer Philharmoniker<br />
zur absoluten Pflicht. Nach unserem letzten<br />
Uraufführungszyklus, der sich ja über<br />
vier Jahre erstreckte, sind wir gerade dabei,<br />
neue Ideen in ein geeignetes Konzept<br />
zu verwandeln. Da bin ich der festen Überzeugung,<br />
dass es nicht einfach damit getan<br />
ist, zeitgenössische Musik als bloße<br />
Zutat zu programmieren. Es braucht dafür<br />
einen besonderen Rahmen, einen erhöhten<br />
Platz sozusagen.<br />
Schön ist ja auch, dass Konzerte in der<br />
Glocke mit Produktionen im Musiktheater<br />
kombiniert werden, wie der Schwerpunkt<br />
Mahler beweist. Wirkt sich der szenische<br />
Umgang mit Mahler auch auf die<br />
„normalen“ Konzerte aus?<br />
Das kann ich jetzt noch nicht sagen, da<br />
wir es auf diese unkonventionelle Art und<br />
Weise noch nie ausprobiert haben. Ich<br />
denke aber schon, dass uns da eine ziemlich<br />
spannende Reise bevorsteht. Eine<br />
Mahler-Symphonie szenisch zu begreifen<br />
ist nun mal eine unglaubliche Herausforderung.<br />
Danach wird das Werk auch im<br />
Konzertsaal für uns sicherlich ein komplett<br />
anderes sein. Wenn man einmal die<br />
Alpen zu Fuß überquert hat, wird danach<br />
keine Fahrt mit dem Auto nach Italien<br />
mehr so sein, wie zuvor.<br />
Über Geld redet man nicht. – Oder doch?<br />
Wenn Sie einen Wunsch hätten…<br />
…würde ich mir wünschen, die Zeit immer<br />
wieder einmal anhalten zu können. Die Musik<br />
hilft uns Menschen ja dabei, dennoch<br />
hätte ich eigentlich gern die volle Kontrolle.<br />
Und das hat Gott sei Dank nicht das Geringste<br />
mit Geld zu tun…<br />
Der neue Generalintendant Michael Börgerding<br />
gestand bei seinem Amtsantritt,<br />
dass Sie ein „Argument“ dafür gewesen<br />
wären, nach Bremen zu kommen.<br />
Wirklich? Das freut mich ja sehr. Das Kompliment<br />
kann ich aber gleich postwendend<br />
zurückgeben. Mit dem neuen Team zu arbeiten<br />
ist einfach prima. Ich glaube, dass da<br />
jetzt in Bremen etwas Wunderbares entstehen<br />
kann.<br />
Michael Börgerding will ein Theater, das<br />
sich „der ganzen Stadt öffnet“. Wird sich<br />
das auch auf die Programmplanung der<br />
Bremer Philharmoniker auswirken?<br />
Mit Sicherheit. Und das ist auch in Ordnung<br />
so. Gemeinsam haben wir ein berauschendes<br />
Potential, in der Stadt wirklich<br />
etwas zu bewegen. Es gibt da inhaltlich so<br />
viele Anknüpfungspunkte, denken Sie beispielsweise<br />
nur an unsere Jugendprojekte.<br />
Wir haben da viele Ideen und Möglichkeiten,<br />
die wir jetzt sortieren und strukturieren.<br />
MUSiK Bremer Philharmoniker 33 foyer<br />
Spannendes Format,<br />
ungewöhnliche Uhrzeit,<br />
großes Glück – Für Sie!<br />
Dienstag, 16.10.2012<br />
Werke von Schumann, Strauss und Bach<br />
Dienstag, 18.12.2012<br />
Werke von Beethoven und Mozart<br />
Mittwoch, 27.2.2013<br />
Werke von Berg und Mahler<br />
Mittwoch, 10.4.2013<br />
Werke von Dvorak und Bach<br />
Mittwoch, 15.5.2013<br />
Werke von Mahler<br />
18.05 Uhr / Glocke<br />
Infos unter:<br />
www.5nachsechs.de
foyer 34 Porträt<br />
Sopranistin Steffi Lehmann<br />
mit dem Kurt-Hübner-Preis<br />
ausgezeichnet<br />
Text: Christine Krause<br />
Geboren wurde Steffi Lehmann<br />
1984 in Räkelwitz in der sächsischen<br />
Oberlausitz, einem kleinen<br />
sorbischen Dorf im Landkreis Bautzen<br />
mit knapp 500 Einwohnern. Einer von<br />
ihnen heißt – so wie der 2007 verstorbene<br />
einstige Intendant des Bremer Theaters<br />
– Kurt Hübner und hat sich ebenso wie<br />
alle Nachbarn mächtig darüber gefreut,<br />
dass die kleine Steffi im fernen Bremen<br />
einen Preis seines Namens erhalten hat,<br />
nämlich den Kurt-Hübner-Preis.<br />
Eine Auszeichnung, die Steffi Lehmann als<br />
„ganz große Ehre“ empfindet, weshalb sie<br />
„völlig aus dem Häuschen“ gewesen sei. Die<br />
„Bremer Theaterfreunde“ haben ihr den<br />
Preis für ihr „unglaubliches Talent“ zugesprochen,<br />
nachdem sie die erstaunliche<br />
Breite ihres Könnens in zwei Produktionen<br />
bewiesen hatte, die unterschiedlicher nicht<br />
sein können: Franz Hummels Oper „Blaubart“<br />
und zuvor der „Vetter aus Dingsda“.<br />
In der Operette von Eduard Künneke sang<br />
sie den Part der Julia und brachte damit sogar<br />
gestandene Rezensenten zum Schwärmen.<br />
(Die foyer-Redaktion gesteht, dass<br />
auch sie dazu gehörte: Sie widmete Steffi<br />
Lehmann das Titelfoto der Ausgabe 88.)<br />
In der kommenden Saison wird sie das<br />
Ännchen in Webers „Freischütz“ singen,<br />
Steffi Lehmann<br />
mit dEr Julia Kam<br />
dEr Erfolg<br />
die Jenny (als Zweitbesetzung) in „Aufstieg<br />
und Fall der Stadt Mahagonny“, aber auch<br />
wieder in einer Operette zu erleben sein. In<br />
den „Banditen“ von Jacques Offenbach ist<br />
sie als die Räuberhauptmannstochter Fiorella<br />
besetzt, die sie „mit viel Schmackes“<br />
auf die Bühne zu bringen gedenkt. Sagt sie<br />
und lacht ihr herzlich-heiteres Lachen.<br />
Seit wann hat eigentlich ihre Familie gesagt:<br />
Das Kind muss zur Bühne? Ach, das sei früh<br />
gewesen, schon mit fünf habe sie nichts<br />
lieber getan als sich zu verkleiden, zu tanzen<br />
und zu singen! Und die Familie musste<br />
sich auf dem Sofa drängen, um zuzusehen<br />
und zu<br />
„unglaubliches Talent“<br />
applaudieren.<br />
Auch habe sie früh Klavier gespielt, ohne<br />
Noten zu kennen. Also: mit sieben zum<br />
Klavierunterricht! Sechs Jahre lang, doch ihr<br />
Fach sei das nicht gewesen.<br />
Deshalb sang sie an der Musikschule in Kamenz<br />
(der „Lessing-Stadt“, in der sie groß<br />
geworden ist) vor und wurde sofort genommen.<br />
Es folgte mit 19 Jahren der Sprung an<br />
die Musikhochschule in Leipzig, wo sie das<br />
Fach „lyrischer Koloratursopran“ studierte.<br />
Noch heute fährt sie regelmäßig zu ihrem<br />
damaligen Lehrer Dirk Schmidt, einem<br />
Bass-Bariton, der die Ausbildung ihrer<br />
Stimme seit dieser Zeit begleitet. Hat sie<br />
Vorbilder? Oh ja: Edita Gruberova und Lucìa<br />
Popp, der sie sich fast verwandt fühlt, weil<br />
diese Sängerin „einen Katzensprung von<br />
ihrer Heimat entfernt“ in Tschechien aufgewachsen<br />
sei. Oder die Sopranistin Edith<br />
Wiens, mit der sie in Meisterkursen, aber<br />
auch im Privatunterricht gearbeitet habe<br />
und die sie ebenfalls sehr bewundert.<br />
Bremen ist die erste Station ihrer Karriere<br />
– „von der Hochschule direkt ins Engagement:<br />
das tollste, das ein Sänger sich vorstellen<br />
kann!“ Deshalb werde Bremen für<br />
sie immer einen ganz besonderen Stellenwert<br />
haben. Und später? „Ich glaube, jeder<br />
Sänger hat seine Wunschvorstellungen“,<br />
sagt Steffi Lehmann munter und nennt<br />
die ihren: Bayerische Staatsoper, Wiener<br />
Staatsoper, New Yorks Metropolitan!<br />
Hier lacht sie wieder auf die ihr eigene Art,<br />
um aber ernsthaft zu betonen, was ihr<br />
wichtiger als die Erfüllung dieser Wünsche<br />
sei. Nämlich dass man sich an einem Haus<br />
wohl fühle, das Klima stimme und man<br />
sich mit den Kollegen gut verstehe. Und<br />
dass sie „mit Liebe das machen könne, was<br />
sie gern macht.“ So wie am Bremer Theater.
HÖHEPUNKTE DER KULTUR ...<br />
Das Bremer Kulturleben ist reich und vielfältig. Dafür engagieren<br />
wir uns gern.<br />
www.swb-gruppe.de<br />
Kultursommer 35 foyer
foyer 36 MUSiK Konzerttipps<br />
Opernrätsel<br />
(SN) Der Komponist gab dieser Oper<br />
im Titel den Namen einer berüchtigten<br />
Shakespeare-Figur. Jekaterina lebte jedoch<br />
Jahrhunderte später in einer russischen<br />
Kleinstadt, verheiratet mit einem Weichei<br />
von Mann, der oft unterwegs ist.<br />
Ein Arbeiter des Guts hat als attraktives<br />
Mannsbild leichtes Spiel bei der einsamen<br />
Frau voll unerfüllter Sehnsüchte. Aber<br />
solche Liaisons werden gerade im engen<br />
gesellschaftlichen Milieu hinterlistig<br />
beobachtet. Der Ehebruch wird entdeckt,<br />
doch der Denunziant von den Ertappten<br />
kaltblütig ermordet. Und als der heimkehrende<br />
Ehemann das Paar in flagranti<br />
überrascht, wird auch er ins Jenseits beför-<br />
dert und im Keller verscharrt.<br />
Just am Hochzeitstag der beiden in Gier<br />
Verstrickten werden die Morde entdeckt.<br />
Der Weg ins sibirische Straflager kann da<br />
nicht mehr ausbleiben. Aber das Benehmen<br />
des immer noch heiß Geliebten treibt Jekaterina<br />
in die Wolga.<br />
Die Oper hatte zuerst großen Erfolg, bis<br />
der Diktator des großen Landes eine<br />
Vorstellung besuchte und alle weiteren<br />
Aufführungen sofort verbot. Wie lautet der<br />
Titel des großartigen Werkes, wie heißt der<br />
Komponist?<br />
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum<br />
15. Oktober 2012 an foyer, Roland Verlag<br />
GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die<br />
Teilnahme ist auch online möglich:<br />
www.rolandverlag.de (Publikationen/<strong>Foyer</strong>)<br />
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Theater<br />
Bremen, das Stadttheater Bremerhaven<br />
und das Oldenburgische Staatstheater.<br />
Die Auflösung des Opernrätsels in foyer<br />
94 lautet: „Aufstieg und Fall der Stadt<br />
Mahagonny“ von Brecht-Weil.<br />
Gewonnen haben:<br />
Manfred Barth, Bremen<br />
Lilo Cordes, Bremen<br />
Heidi Ernston, Oldenburg<br />
Ellen Groß, Bremen<br />
Sibylle Kerskes, Bremen<br />
Odile Ketter, Wilhelmshaven<br />
Heike Koehler, Loxstedt<br />
Heidemarie Leihbecher, Thedinghausen<br />
Klaus Lingenberg, Bremerhaven<br />
Jürgen Otto, Bad Zwischenahn-Ofen<br />
Gabriele Schiller, Bremen<br />
Thomas Schmidt-Nowag, Nordhorn<br />
Henry Spradau,, Bremen<br />
Antje Urban, Ritterhude<br />
Marlies Wessels, Oldenburg<br />
Exkursion nach Spanien<br />
: Konzerttipps<br />
(SN) Welch ein Kontrast! Nach der vorjährigen<br />
Prozession entlang der Weichsel, um<br />
Barockmusik am polnischen Königshof aufzuspüren,<br />
zieht es Manfred Cordes (Foto)<br />
und sein renommiertes Ensemble „Weser-<br />
Renaissance Bremen“ in der kommenden<br />
Saison auf die Iberische Halbinsel. Dabei<br />
erinnert der ja auch forschende Leiter der<br />
Formation an eine besonders schön leuchtende<br />
Epoche, nämlich an Spaniens Goldenes<br />
Zeitalter. Auf musikalischem Gebiet<br />
wurde „Siglo de Oro“ besonders berühmt<br />
durch großartige Vokalpolyphonie, hervorragende<br />
Madrigals und Motetten, überhaupt<br />
durch die Pracht der Kirchenmusik.<br />
Natürlich wird Manfred Cordes in vier Konzerten<br />
der neuen Reihe vor allem Schatztruhen<br />
mit fast vergessenen Werken öffnen.<br />
So zum Beispiel mit der Marienvesper<br />
vom Tomás Luis de Victoria, Preziosen von<br />
Christóbal des Morales, virtuoser Instrumentalmusik<br />
zum Teil mit folkloristischem<br />
Einschlag und mit einer lyrisch geprägten<br />
Messe von Francisco Guerrero. Die Werke<br />
werden, wie stets bei den Konzerten der<br />
„Weser-Renaissance“, von optimal zusammengestellten<br />
Ensembles interpretiert.<br />
Erstes Konzert am 8. November, 20 Uhr,<br />
in Unser Lieben Frauen Kirche.<br />
Viel gefragter Järvi<br />
(SN) Nach neuesten Meldungen wird Paavo<br />
Järvi (Foto) ab Saison 2015/15 Chefdirigent<br />
des NHK Symphony Orchestra der japanischen<br />
Hauptstadt Tokyo. Ob er dann eine<br />
andere seiner Spitzenpositionen (Sinfonieorchester<br />
des Hessischen Rundfunks,<br />
Ochestre de Paris, Cincinnati Symphony<br />
Orchestra) aufgibt, steht noch nicht fest.<br />
Wohl kaum dürfte sich der viel Gefragte<br />
von der Deutschen Kammerphilharmonie<br />
Bremen trennen, weil er wiederholte, mit<br />
diesen hoch motivierten Musikern besonders<br />
gern zu arbeiten.<br />
Jetzt jedenfalls dirigiert Järvi das Ensemble<br />
im 6. Premierenabo, das nach mehreren<br />
Jahren eine Wiederbegegnung mit Steven<br />
Isserlis bringt. Der inzwischen grauhaarige<br />
Lockenkopf, gefeiert stets als ein Ass<br />
der Cello-Zunft, interpretiert das komplexe<br />
a-Moll-Konzert op. 129, ein spätes<br />
Werk Robert Schumanns mit einer Fülle<br />
klassizistischer Einfälle, die bekanntlich<br />
auch manchen Widerhaken enthalten. Zu<br />
Beginn huldigt der Dirigent seinem estnischen<br />
Landsmann Erkki-Sven Tüür mit der<br />
hier noch unbekannten „Action-Passion-Illusion“.<br />
Haydns spritzige „Militärsinfonie“<br />
(Nr. 100, G-Dur, Hob. I:100) bildet an beiden<br />
Abenden des Ausklang.<br />
21. und 28. November, 20 Uhr, Glocke
Schräge Brass-Band<br />
(ps) Die etablierte und geschätzte Reihe<br />
der „Meisterkonzerte“ führt mit schöner<br />
Regelmäßigkeit Musiker der internationalen<br />
Spitzenklasse in die Bremer „Glocke“. So<br />
auch in dieser Spielzeit, denn zu erwarten<br />
sind etwa Martin Grubinger (6. 11.), Sol Gabetta<br />
und Hélène Grimaud (20. 12.), Janine<br />
Janssen und die Academy of St Martin in the<br />
Fields (5. 2.) oder gleich zweimal (2. 3./28.<br />
4.) das NDR-Sinfonieorchester mit Thomas<br />
Hengelbrock bzw. Michael Gielen am Pult.<br />
Klangvolle Namen, gewiss. Gleichwohl sei<br />
an dieser Stelle auf ein „Meisterkonzert<br />
Extra“ hingewiesen, das die Serie auf sehr<br />
spezielle Weise bereichert. Denn die sieben<br />
Herren der österreichischen Brass-Band<br />
„Mnozil“ ( Foto) rühmen sich, „angewandte<br />
Blechmusik“ zu machen, die – obschon<br />
perfekt gespielt – stets so schräg daherkommt<br />
wie die kuriose Truppe, die sich gern<br />
als „Monty Pythons der Musik“ bezeichnen<br />
lässt. Dass die nach ihrem Stammkneipier<br />
Josef Mnozil benannte Band ihren jazzigfetzigen<br />
Nummern abgefahrene Titel wie<br />
„Pudding für Hansi“ oder „Schnapsodie“<br />
gibt, weist spätestens darauf hin, was bei<br />
„Mnozil Brass“ neben handgemachter Musik<br />
zu erwarten ist: grenzenlose Heiterkeit.<br />
18. Oktober, 20.30 Uhr, Congress Centrum.<br />
Foto: Jenny Sieboldt<br />
Musikalische Späße<br />
(che) Musikliebhabern, die das Schräge und<br />
Ulkige lieben, ist der Name Mark Scheibe<br />
(Foto) sicher noch in Erinnerung. Jahrelang<br />
hat der Komponist, Arrangeur, Entertainer,<br />
Pianist und Sänger die hiesige Szene mit<br />
immer neuen Band-Kreationen und lustigen<br />
Einfällen überrascht. Inzwischen lebt<br />
Scheibe in Berlin, hält aber die Verbindung<br />
zu Bremen via Kammerphilharmonie, ist<br />
nämlich an deren Projekten an der Gesamtschule<br />
Ost beteiligt, wo er eine eigene Reihe<br />
mit jungen Show-Talenten betreut.<br />
Weil Mark Scheibe nun ohnehin häufig<br />
in Bremen ist, tritt er seit einiger Zeit im<br />
Steintor-Club Moments auf. „Weserlust-<br />
Revue“ hat er das kunterbunte Spektakel<br />
getauft, bei dem er wiederum von der<br />
Kammerphilharmonie profitiert, denn ab<br />
und an bereichern deren Mitglieder seine<br />
Revue. Diese ist ein Programm ohne Programm,<br />
das komplett von den Einfällen des<br />
Tausendsassas, seinen humorvollen Conferencen<br />
und Instant-Kompositionen lebt.<br />
Zur nächsten Ausgabe im Moments (24.<br />
September, 20 Uhr) erwartet Scheibe die<br />
Sängerinnen Astrid North (Ex-Cultured<br />
Pearls) und Maria Schuster (Ex-Schön<br />
Blond). Weitere Ausgaben im Oktober und<br />
November am letzten Montag des Monats,<br />
nur im Dezember ist der 28. 12. anvisiert.<br />
MUSiK Konzerttipps 37 foyer<br />
Birgit Graupner · Mode & Style<br />
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38 KiRChEnMUSiK<br />
Vier große Werke und ein Rekordversuch<br />
im „Hallelujah“-Singen<br />
Text: Ulrich Matyl<br />
Das Jahr der Kirchenmusik erreicht<br />
in Bremen mit einem Oratorien-Festival<br />
und einer großen Chornacht<br />
in den Innenstadtkirchen zwei seiner Höhepunkte.<br />
Wohl nur selten ist es möglich,<br />
innerhalb so kurzer Zeit ein so großes<br />
Spektrum geistlicher Musik von den Anfängen<br />
bis zum 21. Jahrhundert live zu<br />
erleben. Allein vier Oratorien stehen zwischen<br />
dem 30. September und dem 10.<br />
Oktober auf dem Programm.<br />
Den Auftakt bildet Felix Mendelssohn-<br />
Bartholdys „Paulus“ in der Kulturkirche<br />
St. Stephani mit dem KulturKirchenProjektchor<br />
unter der Leitung von Tim Günther<br />
(30. 9., 20 Uhr). Uraufgeführt während<br />
des Niederrheinischen Musikfestes<br />
1836, spiegelt es den Enthusiasmus, das<br />
Oratorium als eine auf eherner Tradition<br />
fußende Gattung bürgerlicher Bildung zu<br />
verankern. Mit Satztechniken Bachs, Händels<br />
und Haydns changierend und mit eigenen<br />
romantischen Ideen verschmelzend,<br />
schuf Mendelssohn am Beispiel des<br />
Apostels Paulus ein musikalisches Monument<br />
christlichen Bekenntnisses.<br />
Wie diese Tradition aussah, ist in den Tagen<br />
danach an gleich drei Oratorien Händels<br />
zu studieren. Los geht es am 3. Oktober<br />
(19 Uhr) mit „Israel in Egypt“, aufgeführt<br />
von der Capella St. Martini Lesum<br />
und der Bremer Rathsmusik unter der Leitung<br />
von Hans-Dieter Renken in der Kirche<br />
Unser Lieben Frauen. In vieler Hinsicht<br />
oratoriEnfEstival<br />
das Schlüsselwerk für Händels Oratoriumschaffen.<br />
Die dichtgedrängte dramatische<br />
Erzählung im ersten Teil und die verinnerlichten<br />
Reflexionen im zweiten inspirierten<br />
den Komponisten zu einer Fülle mitreißender<br />
musikalischer Erfindungen, die bis<br />
heute ihre Faszination nicht eingebüßt haben.<br />
Etwas geschlossener als diese aufgewühlte<br />
Experimentalmusik erscheinen die späteren<br />
Oratorien „Samson“ und „Belshazzar“.<br />
Die anrührende Dramatik der Samson-Geschichte<br />
wurde – immer auch<br />
politisch verstanden – eines von Händels<br />
erfolgreichsten Oratorien. Zu Unrecht im<br />
Schatten dagegen stand „Belshazzar“ mit<br />
seinen gewaltigen Massenchören und der<br />
sensiblenmusikalischen<br />
Charakterisierung etwa der Nitocris-Figur,<br />
der Mutter des tyrannischen<br />
enthemmten Königs. Ganz dem Stoff zugewandt,<br />
schuf Händel hier eine Schlüssigkeit<br />
und Tiefe, die spätere, gefälligere<br />
Werke kaum noch erreichten.<br />
Live zu hören ist „Belshazzar“ am 6. Oktober<br />
(20 Uhr) mit dem Bremer Domchor<br />
und dem Concerto Bremen unter der Leitung<br />
von Tobias Gravenhorst. „Samson“<br />
folgt am 10. Oktober (19 Uhr) mit der Kantorei<br />
St. Ansgarii und dem Norddeutschen<br />
Barock-Collegium unter der Leitung von<br />
Landesjugendorchester<br />
Kai Niko Henke. Beide Aufführungen finden<br />
in der Kirche Unser Lieben Frauen<br />
statt, die der Künstler Wolfgang Graemer<br />
eigens dafür illuminieren wird.<br />
Am 13. Oktober schließlich wird es zwischen<br />
18 und 22 Uhr bei freiem Eintritt eine<br />
musikalische Nacht geben, in der alle großen<br />
Bremer Kantoreien in den Kirchen der<br />
Innenstadt mit einem Programm aufwarten,<br />
das von Guillaume de Machaut über<br />
Barockmotetten und romantischen Psalmvertonungen<br />
bis zu Karlheinz Stockhausen<br />
und einem Rockmusical einen musikalischen<br />
Bogen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert<br />
spannt. Wie das ganze Jahr schon<br />
bilden Kompositionen rund um die Choräle<br />
von Martin Luther einen Schwerpunkt.<br />
Wohl nur selten ist es möglich, innerhalb so kurzer Zeit<br />
ein so großes Spektrum geistlicher Musik ive zu erleben<br />
Den grandiosen Schlusspunkt wird ab 22<br />
Uhr das Abschlusskonzert im St. Petri Dom<br />
mit dem „Hallelujah“ aus Händels Messias<br />
setzen. Dabei sollen so viele Menschen wie<br />
niemals zuvor das „Hallelujah“ gemeinsam<br />
singen. Wenn es klappt, wäre ein neuer Rekord<br />
aufgestellt.<br />
Last but not least wird übrigens in Kürze<br />
eine CD erscheinen, die als Rückblende<br />
an das Jahr der Kirchenmusik einen vielfältigen<br />
Querschnitt aus den aufgeführten<br />
Werken rund um die Choräle Luthers repräsentieren<br />
wird.
JaZZtipps<br />
Holly Cole<br />
Meisterin des Coverns<br />
Holly Cole & Band in Worpswede<br />
Seit sie 1996 hier ihr erstes Konzert in<br />
Deutschland gab, ist Bremen für Holly Cole<br />
so etwas wie ihr europäisches Basislager<br />
geworden. Ihr langjähriges Plattenlabel<br />
„Tradition und Moderne“ ist hier beheimatet<br />
und das Publikum ist ihr über die Jahre<br />
treu geblieben. Die kanadische Sängerin<br />
ist eine Ausnahmeerscheinung auf der<br />
Jazz-Szene. Keine kann wie sie einen bekannten<br />
Song auf seine Essenz reduzieren<br />
und ihn sich dann mit ganz eigenen Nuancen<br />
und Stimmungen zu eigen machen.<br />
In ihrem ersten Erfolgsalbum „Temptation“<br />
tat sie dies mit Songs von Tom Waits, später<br />
interpretierte sie Lieder, die durch Doris<br />
Day, Joni Mitchell, die Beatles oder Brian<br />
Jones bekannt wurde. Sie tat dies so brillant<br />
und eigenwillig, dass ihre Fassungen<br />
neben den vorher als „endgültig“ geltenden<br />
Versionen mehr als nur bestehen können.<br />
In ihrem neuen Konzeptalbum „Night“<br />
hat sie Klassiker und Standards mit nächtlichen<br />
Grundstimmungen bearbeitet, darunter<br />
eine wunderbare, zugleich sinnliche<br />
und ironische Version des James-<br />
Bond Titelsongs „You Only Live Twice“.<br />
Laut FAZ hat Cole mit dieser „von gehöriger<br />
Entdeckerfreude“ zeugenden CD „ihren<br />
Meister in Cover-Versionen“ gemacht.<br />
17. November, 20 Uhr, Music Hall Worpswede<br />
Yuri Honing Quartett<br />
Jazz aus Amsterdam<br />
Zwei Abende im Sendesaal Bremen<br />
v(che) Unter dem Motto „Focus NL“ rücken<br />
zwei herausragende Formationen unseres<br />
Nachbarn Niederlande in den Blickpunkt:<br />
Am 27. September ist es der diesjährige Träger<br />
des renommierten holländischen Boy-<br />
Edgar-Preises, der Alt- und Tenorsaxofonist<br />
Yuri Honing mit seinem Quartett (Foto).<br />
Einen Abend später ist der Sopransaxofonist<br />
Paul van Kemenade, Boy-Edgar-Preisträger<br />
2000, im Duo mit dem Pianisten Stevko<br />
Busch zu erleben.<br />
Beide Holzbläser sind seit langem in der<br />
niederländischen Jazzszene aktiv, und gemeinsam<br />
ist ihnen, dass sie jeweils eine<br />
Zeit lang mit Misha Mengelberg, dem Nestor<br />
und großen Innovator des niederländischen<br />
Jazz, zusammengearbeitet haben.<br />
Yuri Honing hat sich längere Zeit mit interkulturellem<br />
Jazz auseinandergesetzt, wobei<br />
er sich vor allen Dingen mit arabischen<br />
Metren und Melodien befasst hat. Zu seinem<br />
exzellent besetzten akustischen Quartett<br />
gehört auch der Pianist Wolfert Brederode,<br />
der erst im Januar einen beeindruckenden<br />
Auftritt im Sendesaal hatte.<br />
Paul van Kemenade, der ausschließlich Sopransaxofon<br />
bläst, und Stevko Busch kennen<br />
sich schon aus Willem van Manens<br />
Gruppe Contraband, und haben immer<br />
wieder auch Duo-Auftritte absolviert.<br />
27./28. September, jeweils 20 Uhr, Sendesaal<br />
Bremen<br />
MUSiK Jazztipps 39<br />
Der Audi A1<br />
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foyer 40 MUSiK Glocke<br />
glocKE<br />
Koloraturen mit Goldglanz<br />
Joyce DiDonato erstmals in Bremen<br />
(SN) Cecilia Bartoli und Vesselina Kasarova,<br />
wohl die populärsten Koloratur-Königinnen<br />
der Gegenwart, ist eine unüberhörbare<br />
Konkurrenz erwachsen: Die Amerikanerin<br />
Joyce DiDonato beansprucht zu<br />
Recht einen sicheren Platz im Hoheitsgebiet<br />
der herausragenden Mezzosopranistinnen.<br />
Bislang ist allerdings kein femininer<br />
Sängerkrieg ausgebrochen, denn die<br />
Römerin bevorzugt klingende Ergebnisse<br />
ihrer Forschungen in heimatlichen Archiven,<br />
und die „kleine Bulgarin“ von einst<br />
wendet sich mehr und mehr reiferen Damen<br />
der Opernliteratur wie etwa Carmen,<br />
Eboli und Tannhäuser-Venus zu.<br />
Also Platz genug für die Jüngere, sich in<br />
die Kostüme der smarten Hosenrollenträger<br />
vom verliebten Romeo bis zum Rosenkavalier<br />
Octavian zu kleiden und mit dem<br />
Ziergesang der Belcanto-Mädchen à la Rosina<br />
(Barbier von Sevilla) zu brillieren.<br />
Aber das sprühende Temperament dieser<br />
in Kansas geborenen Sängerin konnte sich<br />
mit den sanften, auch mal schelmischen<br />
Liebenden nicht zufrieden geben. Deshalb<br />
drängte es sie hin zu tragischen Konflikten,<br />
etwa zu Händels vielfach geprüftem<br />
Ariodante, zu Joseph Haydns erschütternder<br />
Klage der Berenice und sogar zu<br />
den Gewissenskämpfen der Adalgisa, die<br />
sie neben Edita Gruberovas Norma (Bellini)<br />
überzeugend interpretiert hat.<br />
Joyce DiDonato (Foto Sheila Rock)<br />
Obwohl Joyce DiDonato schon an den renommiertesten<br />
Opernhäusern der Welt<br />
Beifallsstürme auslöste, blieb sie in<br />
Deutschland relativ unbekannt. Das änderte<br />
sich schlagartig, als sie 2010 als<br />
„Sängerin des Jahres“ mit dem „Echo<br />
Klassik“-Preis ausgezeichnet und bei der<br />
Verleihungs-Gala durch Ovationen geadelt<br />
wurde. Im Frühjahr folgte dann schließlich<br />
auch noch ein Grammy Award für<br />
ihr Album „Diva Divo“. Auftritte im Fernsehen,<br />
nicht zuletzt durch die Übertragungen<br />
der Silvestergala aus Baden-Baden,<br />
rückten sie mit Macht in das Blickfeld<br />
der Opernfreunde.<br />
Und nicht nur diese bezirzt sie mit ihrer<br />
farbenreich glitzernden Stimme, ihrer<br />
Darstellungskunst und vor allem auch mit<br />
bravourösen Koloraturen, die sie nicht als<br />
virtuoses Kunstprodukt serviert, sondern<br />
mit wohldosierter Emotion als Ausdrucksmittel<br />
beglaubigt. In der Reihe „GLOCKE<br />
Vokal“ kommt es nun zu einer Live-Begegnung<br />
mit der gefeierten „Diva in müheloser<br />
Kombination von Glamour, Charisma,<br />
Intelligenz und bemerkenswertem<br />
Talent“ (wie die New York Times schreibt)<br />
und mit einer „Stimme nicht weniger als<br />
24-karätigem Gold“ (Times). Begleitet von<br />
dem Spezialisten-Orchester Il Complesso<br />
Barocco bietet Joyce DiDonato in ihrem<br />
neuen Programm „Drama Queens“ einen<br />
Arienreigen von Monteverdi bis Gluck.<br />
5. November, 20 Uhr, Glocke<br />
Madredeus (Foto Pedro Cláudio)<br />
Fado mit einem Hauch Pop<br />
Madredeus kommt mit neuer Besetzung<br />
(che) Bevor der portugiesische Fado bei uns<br />
bekannt wurde, sorgte ein Ensemble dafür,<br />
dass diese Musik das restliche Europa erreichte:<br />
Madredeus. Die Formation des Gitarristen<br />
Pedro Ayres Magalhães ist kein<br />
reines Fado-Ensemble, verwendet aber seit<br />
der Gründung 1985 gewisse Elemente dieser<br />
Musik und kombiniert sie mit fragilen<br />
Pop-Anleihen. In der Sängerin Teresa Salgueiro,<br />
die 1986 blutjung zu Madredeus<br />
stieß, fand das Ensemble eine Stimme, die<br />
das Publikum fortan verzauberte.<br />
Es dauerte einige Jahre, bis die charmante<br />
Musik von Madredeus auch Deutschland<br />
erreichte, wozu der von Wim Wenders gedrehte<br />
Film „Lisbon Story“, zu dem die<br />
Gruppe den Soundtrack lieferte, einiges<br />
beitrug. Das Ensemble eilte von Erfolg zu<br />
Erfolg, zog sich aber 2006 überraschend<br />
von der Bühne zurück. Teresa Salgueiro<br />
verließ die Gruppe und widmete sich ihrer<br />
Solo-Karriere.<br />
Pedro Ayres Magalhães und Carlos Maria<br />
Trindade, die verbliebenen Originalmitglieder,<br />
verkündeten voriges Jahr die Gründung<br />
einer neuen Madredeus-Formation,<br />
die sich wieder auf den akustischen Sound<br />
von Gitarre, Violinen und Cello neben Trinidades<br />
Keyboards verlässt und mit der in<br />
Jazz und klassischem Gesang ausgebildeten<br />
Beatriz Nunes eine neue Stimme hat.<br />
14. Oktober, 20 Uhr, Glocke
Al Jarreau Joe Sample<br />
Starparade des Jazz<br />
NDR Bigband feat. Al Jarreau & Joe Sample<br />
(hip) Gegründet wurde es 1945 unter dem<br />
schönen Namen Radio-Tanzorchester Hamburg.<br />
Seitdem ist dieses große Ensemble<br />
unter verschiedenen Namen aufgetreten,<br />
spielte ab den 60-er Jahren immer ambitionierter<br />
modernen Jazz und zählte Szenegrößen<br />
wie Christoph Lauer, Herb Geller, Wolfgang<br />
Schlüter, Howard Johnson und Nils<br />
Landgren zu seinen Solisten. Die NDR-Bigband<br />
produzierte gefeierte Projekte über<br />
die Musik von Jimi Hendrix, Astor Piazzolla,<br />
Frank Zappa oder Carla Bley, allein in diesem<br />
Jahr hatte sie schon Auftritte mit dem<br />
italienischen Pianisten Stefano Bollani sowie<br />
unter der Leitung von Quincy Jones.<br />
Das Orchester zählt zu den wenigen großen<br />
Klangkörpern des Jazz, die heute noch<br />
auf Tourneen gehen können. Die 18-köpfige<br />
Bigband wird in diesem Herbst 16<br />
Konzerte zwischen der Schweiz und<br />
Schweden geben und dabei zwei renommierte<br />
Jazzstars aus den USA präsentieren,<br />
nämlich Joe Sample und Al Jarreau.<br />
Der Pianist und Keyboarder Joe Sample<br />
war das vielleicht produktivste Mitglied<br />
der Souljazzband The Crusaders. Er<br />
schrieb deren größten Hit „Street Life“ und<br />
gab mit dessen Sängerin Randy Crawford<br />
vor ein paar Jahren in der Glocke ein umjubeltes<br />
Konzert. Eigens für die NDR-Big-<br />
band hat er das Projekt „Children of the<br />
Sun“ komponiert, das der Chefdirigent der<br />
Formation, Jörg Achim Keller, arrangierte.<br />
Sample wurde dazu durch einen Besuch<br />
auf der Karibikinsel St. Croix inspiriert, wo<br />
einst Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen<br />
und in den Rum-Destillerien arbeiten<br />
mussten. Ihre Geschichte regte Sample an,<br />
sich mit seinen eigenen familiären und<br />
kulturellen Wurzeln auseinanderzusetzen.<br />
Wie Sample hatte auch Al Jarreau in den<br />
70-er Jahren großen Erfolg mit Pop-orientiertem<br />
Jazz. Der mittlerweile 72-Jährige<br />
war einer jener Vokalisten, die ihre Stimme<br />
virtuos wie ein Instrument einsetzten.<br />
Sein rhythmisch sehr einfallsreicher Scat-<br />
Gesang war damals einzigartig, Bobby Mc-<br />
Ferrin hat viel von ihm gelernt. Weltweit<br />
bekannt wurde der einstige Sozialarbeiter<br />
1977 mit seiner Version des Dave Brubeck-<br />
Klassikers „Take Five“, im gleichen Jahr erhielt<br />
er seinen ersten „Grammy“.<br />
Im zweiten Teil des Abends wird Jarreau<br />
mit der NDR Bigband Stücke aus George<br />
Gershwins Oper „Porgy & Bess“ mit eigenen<br />
Kompositionen mischen. Schließlich<br />
werden beide Gaststars zusammen mit der<br />
Bigband jammen, wobei dann auch deren<br />
Solisten viel Raum für ihre Improvisationen<br />
bekommen werden.<br />
7. November, 20 Uhr, Glocke<br />
MUSiK Glocke 41 foyer<br />
Weitere Veranstaltungen<br />
in der Glocke<br />
Fr 21.09.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
23. Musikfest Bremen: Murray Perahia<br />
Werke von L. van Beethoven, F. Schubert,<br />
R. Schumann und F. Chopin<br />
Sa 22.09.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
23. Musikfest Bremen: Offenbach-Gala<br />
Les Musiciens du Louvre Grenoble,<br />
Sabine Devieilhe/Sopran, Ann Hallenberg/Mezzosopran,<br />
Paul Gay/Bassbariton<br />
Marc Minkowski, Dirigent<br />
Werke von J. Offenbach<br />
Mo 01.10.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
Di 02.10.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
1. Philharmonisches Konzert –<br />
»Don Eulenspiegel«<br />
Frank Peter Zimmermann, Violine<br />
Bremer Philharmoniker<br />
Markus Poschner, Dirigent<br />
Werke von R. Strauss und<br />
D. Schostakowitsch<br />
Mi 03.10.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
Olli Dittrich – Das wirklich wahre Leben<br />
Eine Leseschau<br />
Mi 10.10.2012 | 20 Uhr | Großer Saal<br />
2. Philharmonisches Kammerkonzert<br />
Bläserensemble Sabine Meyer<br />
Werke von W. A. Mozart und L. van Beethoven<br />
So 14.10.2012 | 18.45 Uhr | Kleiner Saal<br />
GLOCKE Ohrwurm für Familien:<br />
»¡Viva Portugal!«<br />
Konzerteinführung zum Konzert von<br />
Madredeus (Mindestalter 8 Jahre)<br />
Sa 20.10.2012 | 15 Uhr | Kleiner Saal<br />
GLOCKE Lesung mit Musik:<br />
»200 Jahre Brüder Grimm«<br />
Mathias Kroll, Sprecher<br />
Júlia Veto, Gamben/historische Volksinstrumente<br />
Mo 29. bis Mi 31.10.2012<br />
10-13 Uhr | <strong>Foyer</strong><br />
GLOCKE Ferienprogramm:<br />
»Gospelchor«<br />
mit Gospelcoach Chris Lass und dem<br />
Glocke-Team<br />
So 04.11.2012 | 11 Uhr | Kleiner Saal<br />
GLOCKE Familienkonzert:<br />
»Jakobs Manege«<br />
Eine musikalische Weltreise
foyer 42 ROllEnSPiEl<br />
: Rollenspiel<br />
(usl) Die Bielefelder Philharmoniker<br />
können sich freuen, ihre Bremer Kollegen<br />
sind etwas traurig: Evelyn Bertz<br />
(28), Referentin der Geschäftsführung<br />
bei den Bremer Philharmonikern, wechselt<br />
nach Ostwestfalen und wird dort Geschäftsführerin<br />
des 1901 gegründeten Orchesters.<br />
Dass ein solcher Sprung gelingen konnte,<br />
liegt auch an der außerordentlich guten<br />
Betreuung, die Evelyn Bertz beim Bremer<br />
Orchester, zunächst in ihrer Eigenschaft<br />
als Volontärin, seit 2009 genießen konnte.<br />
„Ich hatte das Glück, einen umfassenden<br />
Einblick in alle Abteilungen und sehr<br />
schnell eigene Projekte zu bekommen“,<br />
urteilt die Diplom-Kulturwirtin rückblickend.<br />
So entwickelte sie unter anderem<br />
eine Social Media-Strategie für das<br />
Orchester und baute das orchestereigene<br />
Internet-Tagebuch „phil blog“ auf.<br />
Als Orchestergeschäftsführerin in<br />
Bielefeld ist sie zuständig für Konzertvorbereitung,<br />
Marketing sowie Etatplanung.<br />
„Ich freue mich sehr und bin gespannt,<br />
habe aber auch Respekt vor der neuen<br />
Aufgabe.“<br />
(ps) Journalist, Barsänger, Werbetexter,<br />
Schauspieler – was hat Werner Schneyder<br />
nicht schon alles gemacht! Dem breiten<br />
Publikum dürfte der 75-jährige als TV-Kommentator<br />
von Boxkämpfen oder aus dem<br />
ZDF-Sportstudio bekannt sein, vielleicht<br />
auch als Kabarettist vor allem an der Seite<br />
von Dieter Hildebrandt. Doch Schneyder<br />
trat auch als Theaterregisseur in Erscheinung,<br />
brachte insbesondere Komödien oder<br />
Operetten auf die Bühne. So inszenierte<br />
er am Bremer Theater 2010 Yasmina Rezas<br />
„Gott des Gemetzels“ und 2007 Emmerich<br />
Kálmáns „Csárdásfürstin“.<br />
Daneben stellt der Österreicher regelmäßig<br />
neue Kabarett-Programme zusammen,<br />
mit denen er durch die Lande tourt.<br />
Sein neuestes Werk ist „Das ultimative<br />
Solo“, mit dem Schneyder am 10. November<br />
(20 Uhr) im „Kito“ in Bremen-Vegesack<br />
gastiert. Die Mischung aus „Wutrede und<br />
Kabarett beinhaltet die besten Soli des<br />
Allrounders, ergänzt durch Satiren aus<br />
seinem Buch „Manchmal gehen mir meine<br />
Meinungen auf die Nerven, aber ich habe<br />
keine anderen.“<br />
(ps) Er lehrt als Professor an der Bremer<br />
Hochschule für Künste, gab Konzerte in<br />
aller Welt und und spielte unter anderem<br />
das Gesamtwerk von Dieterich Buxtehude<br />
ein. Harald Vogel ist für Thomas Albert,<br />
Intendant des Bremer Musikfestes,<br />
schlicht der „Orgel-Papst“. Jetzt wird ihm<br />
der renommierte „Echo Klassik Preis“ in<br />
der Kategorie „Instrumentalist des Jahres“<br />
verliehen. Am 14. Oktober kann der gebürtige<br />
Ottersberger in Berlin die Auszeichnung<br />
für seine Aufnahme mit Werken von<br />
J.P. Sweelinck entgegen nehmen.<br />
Harald Vogel, „gelernter“ Kirchenmusiker<br />
und Kantor, gründete 1972 die Norddeutsche<br />
Orgelakademie, die bis heute internationale<br />
Meisterkurse anbietet. Mit<br />
großer Leidenschaft setzt sich der 71-jährige<br />
zudem für den Erhalt und die Sanierung<br />
der mittelalterlichen Orgeln von<br />
Arp Schnitker ein, dessen Werk im Rahmen<br />
des Musikfestes Bremen mit einem<br />
eigenen Festival gewürdigt wird. Die<br />
Technische Universität im schwedischen<br />
Lulea verlieh Vogel 2008 die Ehrendoktorwürde.
(ps) Die roten Boxhandschuhe, scherzhaft<br />
„Faust I“ und „Faust II“ genannt, hatte<br />
Klaus Pierwoß in seinem Büro stets griffbereit.<br />
Denn er nutzte sie im übertragenen<br />
Sinne immer wieder, legte sich (verbal,<br />
wohlgemerkt!) während seiner von 1994<br />
bis 2007 währenden Intendanz am Bremer<br />
Theater mit nicht weniger als acht (!)<br />
Kultursenatoren an. Grund genug hatte er,<br />
wurde der Theateretat doch mehr als einmal<br />
gekürzt, der Bestand des Vier-Sparten-<br />
Hauses in Frage gestellt.<br />
Doch Pierwoß hinterließ auch in künstlerischer<br />
Hinsicht Spuren. Er holte den<br />
Regisseur Helmut Baumann und mit ihm<br />
gefeierte Musicals nach Bremen, ließ Hans<br />
Kresnik „Die letzten Tage der Menschheit“<br />
im U-Boot-Bunker Farge aufführen und<br />
wetterte den öffentlichen Proteststurm gegen<br />
dessen Inszenierung der „Zehn Gebote“<br />
ab. Am 29. August hat Klaus Pierwoß,<br />
der inzwischen in Berlin lebt, seinen 70.<br />
Geburtstag gefeiert. foyer gratuliert nachträglich<br />
und erinnert sich gern an viele<br />
spannende Theatererlebnisse aus seiner<br />
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Die Zukunft kommt. Und man kann<br />
einiges dafür tun dass sie bunter<br />
wird und besser klingt. Alle Menschen,<br />
besonders aber diejenigen, denen<br />
die Zukunft gehört, sollten hierfür die<br />
Chance zum Experimentieren haben, also<br />
Kinder und Jugendliche. Deswegen hat die<br />
von der Sparkasse Bremen unterstützte<br />
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
vor fünf Jahren einen Ort geschaffen, an<br />
dem geprobt werden kann: das „Zukunftslabor“.<br />
An einem Ort, in einer Schule mit der<br />
Aufschrift „Labor“, würde man Arbeit<br />
erwarten, aber es geht an diesem Treffpunkt<br />
ausgesprochen munter zu. An der<br />
Gesamtschule Ost, wo die Kammerphilharmonie<br />
ihre Proberäume hat, sind durch das<br />
Zukunftslabor viele Projekte angestoßen<br />
worden, die das Prädikat „Soziokultur“ auf<br />
ein bis dahin in Bremen nicht gekanntes<br />
Niveau gehoben haben. Die Reihe „Melodie<br />
des Lebens“, bei der Schülerinnen und<br />
Schüler Lieder, Videos und Texte zu ihrem<br />
Leben produzieren und vor ein großes Publikum<br />
bringen, gehört ebenso dazu wie das<br />
Benefizkonzert der Deutschen Kammerphilharmonie<br />
Bremen mit jungen Talenten.<br />
Den Höhepunkt in der „Forschungsarbeit“<br />
des Zukunftslabors bildet aber seit<br />
vier Jahren das große Stadtteil-Projekt in<br />
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
macht ihr „Labor“ zur Talentschmiede<br />
Text: Stephan Cartier<br />
Anna Wassenberg „Iolanta“<br />
forschEn<br />
nach notEn<br />
Osterholz-Tenever. Nach den fulminanten<br />
Auftritten mit „Faust II“, „Afrika“ und dem<br />
„Polski Blues“ steht dieses Mal Russland<br />
mit Peter Tschaikowskys Oper „Iolanta“ im<br />
Mittelpunkt der lokalen Landeskunde. „In<br />
Tenever leben Menschen aus 90 Nationen.<br />
Das ist bunt, aber eben auch manchmal<br />
vielstimmig und unverständlich. Damit alle<br />
die Chance haben, sich durch ein Projekt<br />
näher zu kommen, versuchen wir diese<br />
Kraftanstrengung mit allen“, beschreibt<br />
Albert Schmitt, Geschäftsführer der Deutschen<br />
Kammerphilharmonie Bremen, den<br />
Gedanken hinter der Oper.<br />
Rund 400 Menschen aus Tenever werden<br />
ihren Teil zu den Aufführungen am 20. und<br />
21. September auf dem „grünen Hügel“<br />
in Osterholz beitragen. Damit alle trotz<br />
unterschiedlicher Aufgaben wissen, was<br />
sie zu tun haben, gibt es Julia Huebner. Die<br />
junge Regisseurin arbeitet mit den Schülern<br />
und allen anderen guten Geistern der<br />
Aufführung seit Monaten an „Iolanta“. Die<br />
Absolventin der Hamburger Hochschule<br />
für Musik und Theater wird in der neuen<br />
Saison unter anderem am Deutschen Nationaltheater<br />
in Weimar inszenieren. Dort<br />
erwarten sie große Namen der deutschsprachigen<br />
Bühne – in Tenever gilt es aber,<br />
ein ganz neues Genre weiterzuentwickeln:<br />
die Stadtteil-Oper.<br />
Schauspieler, Sänger, Tänzer, Bühnenbildner,<br />
Musiker, Maskenbildner – alle rekrutieren<br />
sich aus dem Umfeld der Gesamtschule<br />
Ost und damit auch den Profis der<br />
Kammerphilharmonie. Nur durch großen<br />
ehrenamtlichen Einsatz sei das Projekt zu<br />
realisieren, betont Schmitt, „sonst würde<br />
das ganze ungefähr viermal so viel kosten.“<br />
Die Produktionskosten von 250.000<br />
Euro einzuwerben ist in jedem Jahr ein<br />
schier unvorstellbarer Kraftakt. Ohne<br />
die Spenden vieler einzelner „Visionäre“<br />
und die regelmäßigen Unterstützer des<br />
Zukunftslabors wie die Sparkasse Bremen<br />
wäre das Gelingen überhaupt nicht denkbar.<br />
In diesem Jahr hat der Staatsminister<br />
für Kultur, Bernd Neumann, den Löwenanteil<br />
übernommen.<br />
Für die Sparkasse Bremen, die sich der<br />
Kinder- und Jugendförderung in besonderem<br />
Maße verschrieben hat, nimmt die Kooperation<br />
mit der Kammerphilharmonie<br />
und damit verbunden die Entwicklung des<br />
Zukunftslabors einen hohen Stellenwert<br />
ein. „Wir freuen uns, dass mit der Sparkasse<br />
eine namhafte Bremer Institution die<br />
Projekte unserer Initiative ‚Zukunftslabor’<br />
unterstützt. Seit 1825 zählt die Sparkasse<br />
zu den großen gemeinwohlorientierten<br />
Einrichtungen hier in Bremen, der das<br />
Engagement für Kinder und Jugendliche<br />
ganz besonders am Herzen liegt“, so
Schmitt. „Dank ihrer Unterstützung ist<br />
es möglich, fantastische Projekte wie die<br />
Stadtteil-Oper oder Melodie des Lebens zu<br />
realisieren.“<br />
Dass bei „Iolanta“ allein das gute Wollen<br />
nicht den guten Ton ersetzen wird, dafür<br />
stehen alle Beteiligte mit ihrem Namen ein.<br />
Auch das Werk selbst, um das es geht, verträgt<br />
keine nur „gut gemeinten“ Versuche.<br />
In diesem Jahr wird in Tenever erstmals<br />
echte Oper geboten. Natürlich nicht ohne<br />
angemessene Ausflüge in andere Bereiche,<br />
wie beispielsweise R’n’B. Peter Tschaikowskys<br />
letztes Bühnenwerk, das er Ende 1891<br />
schrieb, hat zwar einen märchenhaften,<br />
aber ungemein ernsten Plot. Die Königstochter<br />
Iolanta ist blind, doch ihr Vater<br />
will diesen Verlust des Augenlichts vor ihr<br />
selbst und allen Menschen um sie herum<br />
verheimlichen. Der König sucht den blinden<br />
Fleck des Blindseins.<br />
Für Albert Schmitt ist dies eine Geschichte,<br />
die nahe der Menschen spielt, die an<br />
der Aufführung beteiligt sind: „Es ist ein<br />
Bewusstwerdungs- und ein Erweckungsprozess,<br />
um den es hier geht. Das ist ein<br />
tolles Bild, das mit dem Suchen nach den<br />
Möglichkeiten übersetzt werden kann, die<br />
Menschen haben, ohne dass sie sie sofort<br />
erkennen.“<br />
Die Bezüge zum Hier und Jetzt werden in<br />
der Inszenierung fein heraus gearbeitet.<br />
Das Heer des Königs beispielsweise stellt<br />
in der Tenever „Iolanta“ eine Fahrradgang<br />
dar. Im Umkehrschluss verbreitet<br />
„Iolanta“ Optimismus, wenn man ihr<br />
Schicksal auf sich beziehen möchte. Ein<br />
junger Mann, der ihr aus Liebe die Augen<br />
über ihre Blindheit öffnet, schafft es, dass<br />
die Prinzessin am Ende der Oper wieder<br />
sehen kann. Ein Happy End, das sich alle<br />
Beteiligte an diesem großartigen Projekt<br />
verdient haben.<br />
Nicht immer um einen glücklichen, aber<br />
stets um einen ehrlichen Umgang mit<br />
seiner Umwelt geht es im zweiten großen<br />
soziokulturellen Projekt der Deutschen<br />
Kammerphilharmonie, der „Melodie des<br />
Lebens“. Die nächste Folge der Show am<br />
22./ 23. November in der Gesamtschule Ost<br />
macht bereits das Dutzend voll. So wie auch<br />
bei „Iolanta“ setzt man auf die Kombination<br />
von begeisterungsfähigen Laien und begeisternden<br />
Profis.<br />
Zu letzteren gehört Mark Scheibe, als<br />
Komponist, Theaterregisseur, Moderator<br />
und Texter ein Multitalent. Unter anderem<br />
SPaRKaSSE KUltUR SChaFFEnD 45 foyer<br />
„Melodie des Lebens“ „Iolanta“<br />
Ein Happy End, das sich alle Beteiligte an<br />
diesem großartigen Projekt verdient haben.<br />
mischte der Mann bei der NDR-Satirereihe<br />
„Extra 3“ mit und betreute auch die<br />
Talkshow „Dickes B“. Scheibe hilft Schülern,<br />
ihre Ideen, Probleme und Fragen in<br />
Lieder fassen. Die Ergebnisse sind in einer<br />
rasanten Show zu erleben, zu denen die<br />
Musiker der Kammerphilharmonie das<br />
Fundament bereiten. Als Multimediapro-<br />
jekt ist die Show durch<br />
die Unterstützung von<br />
Sponsoren auch unter<br />
“www.unsereshow.de“<br />
im Internet als Livestream mitzuerleben.<br />
Die Karten für die Bühnenaufführung<br />
sind ohnehin schnell ausverkauft, wie die<br />
Erfahrung zeigt.<br />
Wohin so viel Lust und frühes Engagement<br />
für die Musik führen kann, zeigt dann das<br />
Benefizkonzert mit jungen Talenten, das<br />
die Kammerphilharmonie eine Woche<br />
zuvor am 15. November in der Glocke veranstaltet.<br />
Die in der Region beheimatete<br />
elfjährige Geigerin Anna Wassenberg und<br />
die Querflötistin Konny Chen (20) werden<br />
dann mit der Kammerphilharmonie<br />
unter dem gebürtigen Bremer Nachwuchs-<br />
Dirigenten Clemens Schuldt zu hören sein.<br />
Die beiden Sieger beim Bundeswettbewerb<br />
„Jugend musiziert“ sind bester Beleg dafür,<br />
dass Nachwuchsarbeit auf jedem Niveau<br />
wichtig ist. Die Melodie des Lebens komponiert<br />
sich dann von allein.
foyer 46 KUnSthallE BREMEn Sammlung Sal. Oppenheim<br />
Kunstsinnig sind<br />
beide. Reich an<br />
Traditionen ebenso.<br />
Die Kunsthalle Bremen,<br />
getragen von einem der<br />
ältesten Kunstvereine<br />
bundesweit, und die über<br />
220 Jahre alte Privatbank<br />
Sal. Oppenheim. Als das<br />
Kölner Unternehmen jetzt an der Weser<br />
eine Niederlassung unter der Leitung von<br />
Marlies Brune eröffnete, setzten sich die<br />
Chefs beider Institutionen auf der Suche<br />
nach Berührungspunkten und möglichen<br />
Synergien zusammen. Mit Erfolg. Gregor<br />
Broschinski, Vorstandsmitglied von Sal.<br />
Oppenheim, spricht seitdem von Verbundenheit,<br />
sogar von Freundschaft.<br />
„Die Kunsthalle Bremen steht für bürgerliches<br />
Engagement. Dazu wollen wir<br />
einen Beitrag leisten“, sagt Broschinski. Im<br />
Klartext: Das 1789 gegründete Bankhaus<br />
unterstützt das Museum nicht nur finanziell,<br />
sondern – wenn das Konzept passt<br />
– auch mit Leihgaben der Kunstsammlung<br />
Sal. Oppenheim. Und zauberhafter Zufall:<br />
Gleich die erste Ausstellung von Kunsthallen-Direktor<br />
Christoph Grunenberg mit<br />
dem Titel „Zauberspiegel: Die Sammlung<br />
nach 1945“ passte perfekt zum Sammlungsschwerpunkt<br />
des Geldinstituts. „Was<br />
uns verbindet, ist die mutige Kunst der<br />
Moderne“, sagt Broschinski.<br />
Also gingen elf Werke aus Bankbesitz auf die<br />
Reise nach Bremen. Darunter Robert India-<br />
Kunsthalle Bremen inszeniert Leihgaben<br />
der Sammlung Sal. Oppenheim<br />
Text: Sabine Komm<br />
nEuE<br />
frEundschaft<br />
nas plakative „Numbers“ von 1968, ein Spiel<br />
mit Ziffern im Pop-Art-Look. Zudem James<br />
Wellings wolkige Farbnebel auf Plexiglas<br />
und Michael Craig-Martins Serie „Book“,<br />
die mit poppiger Farblust an aufgeblätterte<br />
Buchseiten erinnert. Neben Arbeiten von Sol<br />
LeWitt, Gilbert & George sowie Josef Albers’<br />
Hommage an das Quadrat haben hier Albrecht<br />
Schniders „Köpfe ohne Gesicht“ die<br />
Fantasie der Betrachter anregt.<br />
„Durch die Leihgaben von Sal. Oppenheim<br />
konnten wir den Blick auf die Kunst nach<br />
1945 verstärken und wunderbare Akzente<br />
setzen“, sagt Christoph Grunenberg. „Es ist<br />
eine mutige Kunstsammlung, weil es bei<br />
Sal. Oppenheim nicht vorrangig um Kommerz,<br />
sondern trotz aller Risiken zuallererst<br />
um eine Investition in zeitgenössische<br />
Kunst geht.“<br />
Christina Kreuzberg, Sammlungskuratorin<br />
bei Sal. Oppenheim, erzählt, dass ihr<br />
Bankhaus nie zuvor so viele Werke auf einen<br />
Schlag entliehen habe: „In einigen Niederlassungen<br />
gab es enttäuschte Gesichter, als<br />
Bilder und Objekte dort plötzlich fehlten.“<br />
Denn die Kunst hängt bei Sal. Oppenheim<br />
The Four Sides of Tower, blau, schwarz und gelb<br />
dort, wo gelebt und gearbeitet<br />
wird, in den Büros und Konferenzräumen<br />
des Kölner Stammhauses<br />
und seinen Niederlassungen.<br />
Viele Geldhäuser setzen auf<br />
den Imagefaktor Kunst. Bei Sal.<br />
Oppenheim, heute eine hundertprozentige<br />
Tochter der Deutschen<br />
Bank, wird allerdings erst seit 15 Jahren<br />
kontinuierlich gesammelt. Der Fokus liegt<br />
auf moderner und zeitgenössischer Kunst,<br />
vor allem auf Informel und Pop Art. Sigmar<br />
Polke, Roy Lichtenstein, Christo, Günther<br />
Uecker, Julian Opie, Tim Eitel, die Fotografen<br />
Boris Becker und Andreas Gursky – sie<br />
alle sind in der Sammlung vertreten. Eingekauft<br />
werde in internationalen Galerien,<br />
sagt die Kuratorin, die sich aktuell um<br />
Werke des deutsch-französischen Künstlers<br />
Eric Decastro kümmert. Er ist in der<br />
Kölner Sammlung mit zwei abstrakten Arbeiten<br />
vertreten, die im vergangenen Jahr<br />
für ein neues Kunstkonzept in der Frankfurter<br />
Niederlassung angekauft wurden.<br />
Rund 2300 Kunstwerke sind mittlerweile<br />
im Besitz von Sal. Oppenheim. Darunter<br />
Jack Piersons Schriftzug „Enough“. Die<br />
Zusammenstellung bunter Buchstaben<br />
erinnert an Werbebotschaften an Fassaden,<br />
ohne Werbung zu sein. In der Bremer<br />
Sonderausstellung war „Enough“ kategorischer<br />
Schlusspunkt und zugleich – so<br />
scheint es – Auftakt zu einer kreativen<br />
Zusammenarbeit zwischen Bankhaus und<br />
Kunsthalle.
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Tausendsassa, naturverbunden,<br />
skurril, exzentrisch. Irgendwann<br />
ist er hineingeraten in einen Strudel aus<br />
Kunst, Kitsch und Kommerz. Christoph<br />
Grunenberg wagt trotzdem eine große<br />
Sonderausstellung mit zwischen 1949 und<br />
1970 entstandenen Arbeiten des Österreichers,<br />
denn: „Gerade seine frühen Werke<br />
sind eine absolute Offenbarung.“<br />
„Hundertwasser ist ein bekannter und<br />
gleichzeitig ein erstaunlich unbekannter<br />
Künstler“, sagt der Direktor der Kunsthalle<br />
Bremen. Problematisch sei in der Tat sein<br />
Spätwerk. Die bisweilen oberflächliche Fassadenarchitektur<br />
mit ihren schönen Farben,<br />
bunten Fliesen und verspielten Säulchen<br />
überschatte die eigentliche Bedeutung des<br />
Künstlers. Die Bremer Ausstellung geht hier<br />
auf Distanz. „Friedensreich Hundertwas-<br />
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ser: Gegen den Strich“ konzentriert sich auf<br />
den jungen Pionier und sein vielfältiges, feinfühliges<br />
Frühwerk. Grunenberg findet diese<br />
Wiederentdeckung überfällig: „Wenn es in<br />
jüngster Zeit Präsentationen gab, dann in etwas<br />
seltsamen Häusern und Institutionen,<br />
nicht unbedingt in wichtigen Museen. Aber<br />
es lohnt sich, einen frischen Blick auf sein<br />
Werk zu werfen.“<br />
Die chronologische Bilderschau ordnet<br />
Hundertwasser (1928-2000) als wichtiges<br />
Mitglied der internationalen Avantgarde<br />
der 50er und 60er Jahre ein. Der Rundgang<br />
beginnt mit frühen geometrischen<br />
Arbeiten und der<br />
Auseinandersetzung mit<br />
Informel und Taschismus<br />
in Paris. Es folgen Bilder zum Thema der<br />
Spirale sowie auf Reisen entstandene Artbooks.<br />
Fotos und Videos zeigen Hundertwassers<br />
Nackt-Reden. Das „Verschimmlungsmanifest<br />
gegen den Rationalismus in<br />
der Architektur“ von 1958 erinnert an seinen<br />
Feldzug gegen die gerade Linie.<br />
Im Fokus aber stehen die Bilder. Rund 100<br />
Groß- und Kleinformate sind auf hellem<br />
Grund inszeniert. Darunter die Collage „Die<br />
Werte der Straße“ von 1952. Hundertwasser<br />
hat Fundstücke wie Verpackungen, Etiketten,<br />
Zigarettenschachteln, Fahrscheine<br />
und Papierschnipsel aufgehoben und neu<br />
zusammengesetzt. So ist eine Momentaufnahme<br />
eines Ortes entstanden. Grunenberg<br />
spricht von „Poesie der Armut“.<br />
Auch bei Arbeiten wie „Lineare Strukturen<br />
mit grauem Zentrum“ von 1952 geht der<br />
Künstler sehr sorgfältig mit Bildgrund und<br />
Materialien um. Er aquarelliert auf Packpapier,<br />
verschwendet keinen Tropfen Farbe zu<br />
viel. Farbe ist für ihn kostbar wie ein Laib<br />
Brot zu Zeiten des Krieges. Hundertwasser:<br />
„Es ist erstaunlich, mit wie wenig man auskommen<br />
und unabhängig sein kann.“<br />
Und dann ist da natürlich die Auseinandersetzung<br />
mit der Wiener Moderne, mit<br />
Gustav Klimt, mit Ornament und Oberflächenästhetik.<br />
Hundertwasser, der die gerade<br />
Linie verteufelt, entdeckt 1953 für sich<br />
das Motiv der Spirale, dieses Jahrhunderte<br />
alte Symbol für Leben und Tod. In seiner<br />
Arbeit „Garten der glücklichen Toten“<br />
taucht es auf. Es ist der Blick von oben auf<br />
einen ganz besonderen Friedhof. Auf den<br />
Gräbern wachsen Bäume. Ihre Kronen, einige<br />
sehen aus wie Spiralen, stehen für üppiges<br />
Wachstums. Die Toten, so Hundertwassers<br />
prophetisches Konzept, können in den<br />
auf ihren Gräbern gepflanzten Bäumen weiter<br />
leben.<br />
Auch in den Körper seiner „Politischen<br />
Gärtnerin“ von 1954 schreibt der Maler Spiralen<br />
ein. Zudem Fenster und Gesichter. In<br />
den Armbeugen tauchen politische Symbole<br />
wie Hammer und Sichel und Hakenkreuz<br />
auf. Hundertwasser<br />
will solche<br />
Politsymbole<br />
durch diese Ästhetisierung entschärfen.<br />
Das Hakenkreuz soll wieder als Ornament<br />
gesehen werden oder aber in seiner Bedeutung<br />
als Lebensrad. Der Mann mit den jüdischen<br />
Wurzeln konnte es sich leisten, dieses<br />
extrem belastete Motiv wieder zu beleben.<br />
„Gerade seine frühen Werke sind<br />
eine absolute Offenbarung.“<br />
Dieser scharfsinnige Beobachter ist gegen<br />
ein Nachkriegs-Österreich, in dem so viele<br />
Menschen so vieles verdrängen und vergessen<br />
wollen und sich alles nur um Konsum<br />
und Wirtschaftswunder dreht. Dazu passt,<br />
dass er sich mit vielen erzieherischen Institutionen<br />
anlegt.<br />
1959 überrascht er mit der Aktion „Die Linie<br />
von Hamburg“. Zwei Tage lang legen er,<br />
Freunde und einige Studenten ohne Unterbrechung<br />
mit Pinsel und Farbe los. Zum<br />
Schluss sind Wände, Fenster, Türrahmen<br />
und Waschbecken im Atelier 213 mit einer<br />
endlosen Linie überzogen. Die unangemeldete<br />
Aktion endet mit einem Polizeieinsatz<br />
und einem Eklat. Hundertwasser tritt zurück.<br />
Grunenberg spricht heute von der Geburtsstunde<br />
der europäischen Aktionskunst.<br />
Diese Performance wird in Bremen neu<br />
inszeniert. Im Geiste des Originals ziehen<br />
Kunststudenten in einer etwa 50 Stunden<br />
dauernden Aktion erneut eine Linie<br />
über Wände, Türen und Fenster der Großen<br />
Galerie der Kunsthalle. So lange, bis<br />
die Menschen mittendrin von einer dreidimensionalen<br />
Spirale umgeben sind, die an<br />
Höhlenmalerei und Graffiti erinnert, ohne<br />
Anfang und Ende und damit weltumspannend.
Detail aus „178 Die politische Gärtnerin“, Melun, April 1954<br />
Die Kunsthalle Bremen zeigt vom<br />
20. Oktober bis 17. Februar frühe Werke<br />
von Friedensreich Hundertwasser<br />
Text: Sabine Komm<br />
KUnSt Kunsthalle Bremen 49 foyer
foyer 50 KUnSt Landesmuseum Oldenburg<br />
„ Ballrausch und Farbenpracht“: Landesmuseum<br />
Oldenburg zeigt Werke von Ida Gerhardi<br />
Text: Berit Böhme<br />
vErgEssEnE<br />
pioniErin<br />
„W<br />
hat eine große Frau,<br />
Annette Droste, hervorge-<br />
„Westfalen<br />
bracht, nun will ich die zweite<br />
sein.“ An Selbstvertrauen mangelte es Ida<br />
Gerhardi nicht. Obwohl von den Männern<br />
als „Malweib“ belächelt, verfolgte sie um<br />
1900 unbeirrt ihre künstlerische Laufbahn,<br />
glänzte vor allem mit Szenen aus<br />
dem Pariser Nachtleben. Viele davon sind<br />
unter dem Motto „Ballrausch und Farbenpracht“<br />
vom 16. September bis zum 30.<br />
Dezember im Oldenburger Landesmuseum<br />
für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.<br />
Ida Gerhardi wurde 1862 in Hagen/Westfalen<br />
geboren und verbrachte den Großteil<br />
ihrer Kindheit in Detmold. Frauen blieb im<br />
Kaiserreich der Zugang zu Kunsthochschulen<br />
verwehrt, sie mussten mit Privatunterricht<br />
vorlieb<br />
nehmen.<br />
Gerhardi<br />
ging deshalb<br />
an die „Damenakademie des Münchener<br />
Künstlerinnenvereins“. 1891 zog sie nach<br />
Paris, in die „Hauptstadt der Moderne“, und<br />
besuchte wie die Worpsweder Malerkollegin<br />
Paula Modersohn-Becker die in Montpar-<br />
Ida Gerhardi: Tanzbild VIII, um 1904<br />
nasse gelegene, als liberal<br />
geltende „Academie Colarossi“.<br />
Auf dem Lehrplan<br />
stand dort – anders als an<br />
der deutschen Damenakademie<br />
– auch das Aktzeichnen<br />
am lebenden Modell.<br />
Die in Oldenburg gezeigten<br />
Werke spiegeln das frivole nächtliche Treiben<br />
in den Pariser Nachtlokalen. „Ida Gerhardi<br />
war Abend um Abend da, um Skizzen<br />
zu machen“, so Gerhardis Ateliernachbarin<br />
Käthe Kollwitz. „Die Kokotten kannten sie<br />
und gaben ihr immer ihre Sachen, während<br />
sie tanzten, zur Aufbewahrung.“ Zu<br />
den Glanzstücken der Ausstellung zählen<br />
die zwischen 1903 und 1905 entstandenen<br />
spätimpressionistischen „Tanzbilder<br />
I-XII“. Gerhardi bannte hier ebenso die<br />
dynamischen Bewegungen der Can-Can-<br />
Tänzerinnen auf die Leinwand wie die<br />
behäbig mit Zylinder und Frack dastehenden,<br />
graumelierten Herren.<br />
Die Westfälin bezeichnete sich selbst als<br />
„Impressionistin“ und war auch jenseits<br />
von Pinsel und Palette Neuerungen<br />
„Die Kokotten kannten sie und gaben ihr immer ihre<br />
Sachen, während sie tanzten, zur Aufbewahrung.“<br />
gegenüber aufgeschlossen. So soll sie Rad<br />
gefahren sein und ihre Brille selbstbewusst<br />
getragen haben. Dennoch stand sie<br />
sozialdemokratischen Ideen und der Frauenbewegung<br />
skeptisch gegenüber.<br />
Weder in Deutschland noch in Frankreich<br />
konnte Gerhardi die männlichen Kritiker<br />
überzeugen. Gerhardis Traum, durch die<br />
Malerei ihren Lebensunterhalt zu bestreiten,<br />
erfüllte sich nicht. Notgedrungen<br />
verdingte sie sich auch als Porträtmalerin<br />
und bezeichnete den Job als „erlaubte<br />
Prostitution“. Dank ihrer vielfältigen Kontakte<br />
zur kreativen Szene baute sie sich ein<br />
zweites Standbein als Kunsthändlerin und<br />
-vermittlerin auf. Unter anderem organisierte<br />
sie Ausstellungen in Deutschland<br />
und Frankreich. Einer ihrer wichtigsten<br />
Kunden war der Hagener Sammler Karl<br />
Ernst Osthaus.<br />
1913 kehrte die gesundheitlich angeschlagene<br />
Gerhardi nach Deutschland zurück<br />
und zog zu ihrem Bruder nach Lüdenscheid.<br />
Sie litt den Rest ihres Lebens an<br />
den Folgen einer Lungen- und Rippenfellentzündung<br />
und starb 1927, als sich die<br />
Meinung der Kritiker zu ihrem Oeuvre<br />
gerade zu wandeln begann. Und heute gilt<br />
sie als „Pionierin der Moderne“.<br />
Die Ausstellung „Ballrausch und Farbenpracht“<br />
zeigt auch Arbeiten weiterer Malerinnen,<br />
die um 1900 nach Paris gingen:<br />
Paula Modersohn-Becker, Käthe Kollwitz,<br />
Sonia Delaunay, Adele von Finck, Annemarie<br />
Kruse, Ottilie Wilhelmine Roederstein,<br />
Jelka Rosen, Maria Slavona und Julie<br />
Wolfthorn.<br />
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
poEt und provoKatEur<br />
Horst-Janssen-Museum Oldenburg zeigt<br />
Lithografien von Paul Wunderlich<br />
Text: Berit Böhme<br />
Mit seinen homoerotischen Szenen<br />
sorgte er 1960 für einen Ausstellungseklat.<br />
Heute ernten seine Lithografien<br />
Bewunderung. Unter dem Titel<br />
„Paul Wunderlich – Zwischen Provokation<br />
und Poesie“ zeigt das Horst-Janssen-Museum<br />
Oldenburg jetzt 70 frühe Blätter des<br />
2010 verstorbenen Künstlers. Flankierend<br />
sind 20 Janssen-Grafiken zu sehen (23.<br />
September 2012 bis 6. Januar 2013).<br />
Die Ausstellung ist nicht zufällig im Horst-<br />
Janssen-Museum gelandet. Denn zwischen<br />
Janssen und Wunderlich bestand in den<br />
Nachkriegsjahren eine enge künstlerische<br />
Beziehung. Die beiden trafen sich in Hamburg<br />
an der Landeskunstschule Lerchenfeld,<br />
der heutigen Kunsthochschule. Paul<br />
Wunderlich leitete dort eine Radierklasse,<br />
die Horst Janssen besuchte. Janssen bezeichnete<br />
Wunderlich später als „Vorbild,<br />
Lehrer und Gegensatz.<br />
Paul Wunderlich gilt heute als einer der<br />
eigenwilligsten und wichtigsten Grafiker<br />
seiner Zeit. Er war experimentierfreudig,<br />
entwickelte innovative Drucktechniken.<br />
Die dominierenden Themen seines<br />
Oeuvres sind Liebe und Tod. Als er 1960<br />
die Lithografie-Reihe „qui s‘explique“ mit<br />
homoerotischen Motiven zeigte, beschlagnahmte<br />
die Staatsanwaltschaft die Blätter.<br />
Wunderlich wurde zu einer Geldstrafe<br />
verdonnert und soll die Skandal-Mappe<br />
erst 1985 zurückbekommen haben. Was<br />
die deutschen Gemüter erhitzte, erregte<br />
internationales Aufsehen: Das New Yorker<br />
Museum of Modern Art kaufte Wunderlichs<br />
Lithografien an.<br />
Paul Wunderlich: Bosomfriends II (Goldfinger), 1965<br />
Die vor gut 50 Jahren als „unzüchtige Abbildungen“<br />
angeprangerten Grafiken sind<br />
ebenso Teil der Oldenburger Ausstellung<br />
wie durch „kühle Erotik“ geprägte Frauenakte.<br />
Zudem sind die neun Blätter „20.<br />
Juli 1944“ zu sehen, eine Reminiszenz an<br />
die Hitler-Attentäter um Graf Stauffenberg.<br />
KUnSt Paul Wunderlich 51 foyer<br />
Die insgesamt 70 zwischen 1949 und 1975<br />
entstandenen Lithografien zeigt das Horst-<br />
Janssen-Museum in Kooperation mit der<br />
Hamburger Kunsthalle, die eine beachtliche<br />
Druckgrafik-Schenkung vom Berliner<br />
Kunsthändler Dieter Brusberg erhalten hat.<br />
www.horst-janssen-museum.de
foyer 52 KUnSt Rolf Kröger<br />
Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen<br />
zeigt ab 13. November Bilder von Rolf Kröger<br />
Text: Sabine Komm<br />
stEinKrustEnBildEr<br />
Rolf Kröger arbeitet, wo andere<br />
Menschen Urlaub machen, rund<br />
1000 Kilometer südlich von Bremen,<br />
am Westufer des Lago Maggiore in der<br />
Schweiz. Dass seine neuesten Bilder jetzt<br />
in einer klassizistischen Villa in Bremen<br />
zu sehen sind, hat auch mit dem neuen<br />
Gotthard-Tunnel zu tun, der nicht allzu<br />
weit von seinem Atelier in Brissago entfernt<br />
gebaut wird.<br />
Dreimal hatte Dr. Wolfgang Bayer, Hauptgeschäftsführer<br />
des Bauindustrieverbands<br />
Niedersachsen-Bremen, die Großbaustelle<br />
dieses Tunnels besichtigt. Im Anschluss<br />
besuchte er Krögers Galerie in Ascona<br />
und kaufte ein Bild. „Wie der Künstler das<br />
Material auf die Leinwand bringt, dieses<br />
Irdische, Erdige, Verdichtete, die Farbintensität<br />
– das hat mich sofort beeindruckt“,<br />
erklärt der Jurist, für den schnell feststand,<br />
dass er Arbeiten des Künstlers im „Haus<br />
der Bauindustrie“ ausstellen wird.<br />
40 Werke sind in Bremen zu sehen. Quadratische<br />
Kleinformate und große Farbtafeln<br />
lassen den aufwändigen Werkprozess erahnen.<br />
Mit dem Spachtel trägt Kröger unterschiedlichste<br />
Materialien auf die Leinwand:<br />
Steinmehl, Baumharz, oft und viel Sand<br />
aus dem Lago Maggiore, manchmal auch<br />
Büttenpapier. Zudem Farbpigmente und<br />
Eisenoxyd, die den Bildtafeln die charakte-<br />
ristischen Gelb-, Braun- und Rottöne geben.<br />
Spachteln, wischen, trocknen, schleifen –<br />
wochenlang geht das so. Zum Schluss sind<br />
es bis zu 15 Materialschichten übereinander,<br />
die den Bildern diese Farbtiefe geben.<br />
„Kröger ist kein abgehobener Künstler“,<br />
urteilt Wolfgang Bayer. Er sei ein Mann von<br />
großer Gelassenheit, souverän, selbstsicher.<br />
Vielleicht, weil er sehr spät und sehr<br />
bewusst Maler und Bildhauer geworden<br />
ist. Mit 50 Jahren hatte der Techniker aus<br />
Bad Homburg keine Lust mehr, Industrieanlagen<br />
zu bauen. Jetzt erst wagte er, alle<br />
Brücken abzubrechen und ins Steinland<br />
Tessin zu ziehen.<br />
Der Tessiner Gneis mit seiner Marmorierung,<br />
der grüne Serpentin vom Comer<br />
See, der tief schwarze Nero Assoluto aus<br />
Zimbabwe – solche Werkstoffe reizen ihn:<br />
„Der Stein ist mein Ding.“ Wie Michelangelo<br />
reist auch Kröger persönlich zu<br />
Steinbrüchen und Steinhändlern, um die<br />
Bruchstücke vor Ort zu begutachten. Form,<br />
Steinkrusten, Einschlüsse von Eisenoxyden<br />
und Mineralien, Verwitterungsspuren<br />
machen die Persönlichkeit des Naturmaterials<br />
aus. Später wird er diese Steine Tage<br />
und Wochen lang fräsen und schleifen und<br />
mit Holz, patiniertem Messing oder aber<br />
Edelstahl konfrontieren.<br />
Etwa 400 Skulpturen hat Kröger bisher geschaffen.<br />
An der Promenade des Lago Maggiore<br />
in Brissago stehen einige davon. Sie<br />
haben Titel wie „Kraftvolles Wachstum“<br />
und „Konzentrierte Kraft“. Eingearbeitete<br />
Metallteile spiegeln das Licht. Der Stein<br />
selbst hat nichts von dieser Leichtigkeit, er<br />
steht für Kraft und Ewigkeit.<br />
Krögers bekannteste Arbeit, das „Concorde<br />
Mémorial“, erinnert auf dem Pariser<br />
Flughafen an die 113 Opfer des Concorde-<br />
Absturzes. Die Großskulptur aus Tessiner<br />
Granit und Edelstahl wiegt 25 Tonnen.<br />
Menschen dürfen sich anlehnen. Der Stein<br />
ist Sinnbild für die enorme Kraft der Natur,<br />
der Stahl hingegen symbolisiert die technische<br />
Machbarkeit und ihre Grenzen.<br />
Die Strukturen, Farbigkeit und Zeichnung<br />
solcher Steine ist auch in den in Bremen ausgestellten<br />
Bildern wiederzufinden. Furchen<br />
und Linien, vom Künstler mit Werkzeugen<br />
in die Farbschichten geritzt, wirken wie<br />
Narben und erinnern so an die verwitterte<br />
Oberfläche von Felsblöcken. Farbwolken,<br />
geometrischen Akzente und Verletzungen<br />
machen diese „Steinkrustenbilder“, wie sie<br />
Kröger nennt, zu einer Entdeckungsreise.<br />
Haus der Bauindustrie in Bremen,<br />
Bürgermeister-Spitta-Allee 18<br />
Montag bis Donnerstag 10-16 Uhr<br />
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foyer 54 KUnSt Ausstellungen<br />
: Kunstwerke<br />
Text: Sabine Komm<br />
Kunsträtsel<br />
Der neue Direktor der Kunsthalle Bremen,<br />
Christoph Grunenberg, wirft in seiner ers-<br />
ten Sonderausstellung einen frischen Blick<br />
auf einen bedeutenden, aber umstritte-<br />
nen österreichischen Künstler. Mit einer<br />
beeindruckenden Auswahl kaum bekann-<br />
ter Arbeiten aus seinem Frühwerk sowie<br />
klassischen Meisterwerken wird sein<br />
künstlerisches Schaffen als Mitglied der<br />
internationalen Avantgarde neu interpre-<br />
tiert. Sein bahnbrechendes ökologisches<br />
Engagement, sein Glauben an die Kraft der<br />
Natur und individuelle Kreativität zeich-<br />
nen die Werke aus den Jahren 1949-1970<br />
aus. Das wiederkehrende Schlüsselmotiv<br />
ist die Spirale – als Symbol des Lebens, der<br />
Schöpfung und des kreativen Akts.<br />
Angeregt von Bazon Brock führte der<br />
Künstler 1959 die Aktion: „Die Linie von<br />
Hamburg“ durch, welche noch heute<br />
als Geburtsstunde der Aktionskunst in<br />
Deutschland gilt. Als Auftakt zur Ausstellungseröffnung<br />
inszenieren Studierende<br />
der HfK gemeinsam mit Bazon Brock „Die<br />
Linie“ neu. Vom 17. Oktober 2012 werden<br />
sie mehr als 50 Stunden in der Kunsthalle<br />
Bremen – im Sinne des Originals – eine<br />
endlose Linie ziehen und die Räume in<br />
eine begehbare Spirale verwandeln.<br />
Wie heißen der ab dem 20. Oktober ausgestellte<br />
Künstler und die Ausstellung?<br />
Antworten bitte bis zum 15. Oktober 2012<br />
an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte<br />
43, 28195 Bremen.<br />
Die Teilnahme ist auch online möglich:<br />
www.rolandverlag.de (Publikationen/<strong>Foyer</strong>)<br />
Zu gewinnen sind 5 × 2 Eintrittskarten<br />
für die Sonderausstellung in der Kunsthalle<br />
Bremen.<br />
Forschern auf der Spur<br />
Eine Zeitreise vom Mittelalter bis in die<br />
Zukunft: „Abenteurer, Entdecker, Forscher“<br />
im Übersee-Museum Bremen führt<br />
zu Persönlichkeiten wie James Cook und<br />
Charles Darwin. Eine Schmetterlingswand<br />
lässt erahnen, wie Anna Sybilla Merian in<br />
den Tropen Pflanzen und Tiere zeichnete,<br />
trocknete und erfasste. Aus China wurde<br />
das Groß-Modell des Schatzschiffs entliehen,<br />
mit dem Admiral Zheng He im 15.<br />
Jahrhundert – lange vor dem Europäer Vasco<br />
da Gama – die afrikanische Küste besegelte.<br />
„Es sind nicht immer geniale Wissenschaftler,<br />
Seefahrer oder Händler, die unseren<br />
Horizont erweitern“, weiß Kurator<br />
Hartmut Roder. So war Jane Goodall Sekretärin,<br />
bevor sie zu einer anerkannten<br />
Schimpansen-Forscherin wurde. Interessant<br />
auch, dass die Physikerin Marie Curie<br />
das Element Radium nicht in einem modernen<br />
Institut, sondern in einem an eine<br />
Baracke erinnernden Labor entdeckte.<br />
Eine begehbare Taucherglocke, Feuchtgläser<br />
mit Fischen und der Unterwasserroboter<br />
der Bremer Forschungseinrichtung marum<br />
schicken die Besucher in Gedanken<br />
auf Expeditionen in die Tiefsee – eine Welt,<br />
die noch weitgehend unerforscht ist.<br />
16. Oktober 2012 bis 17. Februar 2013.<br />
Übersee-Museum Bremen.<br />
Groteske Tonobjekte<br />
Als erstes deutsches Museum würdigt<br />
das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen den<br />
53-jährigen Elmar Trenkwalder aus Tirol<br />
mit einer Einzelausstellung. In Österreich<br />
und Frankreich sei er sehr bekannt,<br />
in Deutschland hingegen habe es noch<br />
niemand gewagt, seine auf die Gotik, indische<br />
Tempel und Phallus-Symbole verweisenden<br />
Keramiken im großen Stil auszustellen,<br />
sagt Kunsthistorikerin Veronika<br />
Wiegartz. Die Bremer Etappe der gemeinsam<br />
mit Museen in der Schweiz und Österreich<br />
erarbeiteten Wanderausstellung „Ornament<br />
und Obsession“ zeigt eine Auswahl<br />
seiner grotesken Objekte, darunter raumfüllende,<br />
mehrere Meter hohe Werke.<br />
„Inhaltlich springen seine Arbeiten zwischen<br />
Baustilen, Epochen, Kulturen und<br />
sexuellen Ansprüchen“, sagt Wiegartz. Die<br />
Betrachter können sich dabei in der Ornamentik<br />
dieser Objekte verlieren. Pflanzenartige<br />
Wucherungen, Architekturteile wie<br />
Säulen, Tore, Türme, aber auch Kreuzblumen,<br />
Knospen und Körperteile verschmelzen<br />
zu einem Kosmos. Trenkwalder, der<br />
seit 26 Jahren mit Ton arbeitet, erschafft<br />
so Traumwelten, die uns zugleich vertraut<br />
und fremd sind<br />
28. Oktober bis 17. Februar 2013. Gerhard<br />
Marcks-Haus Bremen.<br />
Katalog 39,80 Euro.
Der Gelbe Schein<br />
Das Deutsche Auswanderhaus in Bremerhaven<br />
und die Stiftung „Neue Synagoge<br />
Berlin – Centrum Judaicum“ in Berlin zeigen<br />
zeitgleich die Sonderausstellung „Der<br />
Gelbe Schein. Mädchenhandel 1860 bis<br />
1930“ und blättern damit ein nahezu unerforschtes<br />
Kapitel der Geschichte auf. Millionen<br />
Mädchen und junge Frauen aus Europa<br />
hatten um 1900 ihre Heimat verlassen.<br />
Sie reisten von Hessen nach Kalifornien,<br />
von Russland nach New York oder von Galizien<br />
nach Buenos Aires, um ihr Glück zu<br />
machen. Für Zehntausende war es der Weg<br />
in die Prostitution.<br />
Kuratorin Irene Stratenwerth hat nach<br />
Spuren dieser Menschen gefahndet. Fotos,<br />
Polizeiprotokolle, Gerichtsakten, Zeitungsnotizen,<br />
Briefe, Telegramme – anhand solcher<br />
Fundstücke sind jetzt 14 Biografien<br />
zu erleben. Der „Gelbe Schein“, so der Titel<br />
der Ausstellung, war ein umgangssprachlicher<br />
Ausdruck für den Prostituierten-Ausweis<br />
und somit Symbol für die Zwangslage<br />
vieler Frauen aus ärmeren Bevölkerungsschichten.<br />
Sie suchten Arbeit und landeten<br />
im Bordell. Obwohl Initiativen gegen den<br />
internationalen Mädchenhandel kämpfen,<br />
gibt es diese Art der Zwangsprostitution<br />
bis heute.<br />
Bis 28. Februar 2013. Deutsches Auswanderhaus<br />
Bremerhaven.<br />
Künstlerkinder<br />
115 Werke zeigt die Kunsthalle Emden zum<br />
Thema „Künstlerkinder von Runge bis<br />
Richter, von Dix bis Picasso“. Erst seit dem<br />
18. Jahrhundert interessierten sich Wissenschaftler<br />
wie Jean-Jaques Rousseau für<br />
die kindlichen Entwicklungsphasen. Das<br />
spiegelte sich auch in der Kunst. Otto Runge<br />
zeigt in einem Doppelbildnis sein jüngeres<br />
Kind mit glasigen Augen, während<br />
das Ältere interessiert Kontakt mit dem Betrachter<br />
beziehungsweise malenden Vater<br />
aufnimmt. Gerhard Richters Porträt von<br />
Tochter „Betty“ ist eines seiner typischen<br />
verwischten Fotobilder. Zudem malt er<br />
Kleinkind „Moritz“ mit Löffel in der Hand<br />
und Essensresten im Mundwinkel. August<br />
Macke schnitt das Porträt von Sohn Walter<br />
mit Häschen aus einem Bild heraus und<br />
betonte so die Präsenz des eigenen Kindes.<br />
„Ausstellungen über das Kind in der Kunst<br />
von der Antike bis zur Gegenwart hat es<br />
auch schon früher gegeben, aber eine Themenausstellung<br />
mit Künstlerkindern<br />
ist neu“, sagt Museumsdirektor Frank<br />
Schmidt. Und so ist jetzt auch Picassos bisher<br />
kaum gezeigtes Bildnis von Tochter Paloma<br />
mit dabei, das er aus einer Zigarettenpackung<br />
gerissen und mit Bundstiften<br />
bemalt hat.<br />
Bis 20. Januar 2013. Kunsthalle Emden.<br />
Katalog 29 Euro.<br />
KUnSt Ausstellungen 55 foyer<br />
www.atlantic-hotels.de<br />
MItten<br />
IM HeRzen<br />
BReMenS<br />
... lädt das Restaurant „alto“ mit<br />
Wintergarten zum Verweilen ein. Die<br />
Innenhofterrasse besticht durch den<br />
einzigartigen Blick auf die historischen<br />
Fassaden der Böttcherstraße.<br />
Perfekt gegrillte Steaks und frischer<br />
Fisch sind unsere Spezialitäten. Unseren<br />
Lunch können Sie täglich von 12–15 Uhr<br />
genießen. Wir freuen uns auf Sie!<br />
im AtLAntIC Grand Hotel Bremen<br />
Bredenstraße 2 · 28195 Bremen<br />
tel. 0421/ 620 62-533 · Fax -500<br />
alto@atlantic-hotels.de
foyer 56 litERatUR Kronhardt<br />
: Literatur<br />
Text: Inge Zenker-Baltes<br />
Die Leiden des jungen Willem<br />
Ralph Dohrmanns druckfrischer Bremen-<br />
Roman „Kronhardt“<br />
Gibt es neben dem ultimativen Wende-<br />
vielleicht auch den ultimativen Bremen-<br />
Roman, und hat den nicht schon Sven Regener<br />
mit seinem fast 600 Seiten starken<br />
Buch „Neue Vahr Süd“ verfasst? Ralph<br />
Dohrmann, 1963 in Bederkesa geboren und<br />
in Bremen aufgewachsen, übertrifft ihn mit<br />
seinem Erstling – zumindest was den Umfang<br />
anbelangt. Auf sage und schreibe 920<br />
Seiten lässt der Autor seinen introvertierten<br />
Helden in Bremen von der Wirtschaftswunderzeit<br />
bis in die Gegenwart hinein reflektieren,<br />
leiden und schließlich lieben.<br />
„Kronhardt“ ist ein ambitionierter, vielschichtiger<br />
und gesellschaftskritischer<br />
Entwicklungsroman. Im Zentrum steht<br />
eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die in<br />
ihrem wechselvollen Werdegang hin zum<br />
gestandenen Mann hält, was der Junge von<br />
einst versprach. Willem Kronhardt wächst<br />
als einziger Erbe einer traditionsreichen<br />
Bremer Stickerei-Manufaktur auf. Früh ist<br />
sein Vater gestorben, der, weit entfernt von<br />
jeglichem Profitdenken, als Künstler und<br />
Fotograf tätig war und von dem Knaben<br />
schmerzlich vermisst wird.<br />
Über des Vaters mysteriösen Tod darf nicht<br />
gesprochen werden, nur mit dem etwas ver-<br />
schrobenen zynischen Hausarzt Doktor<br />
Blask – wie der progressive Erdkundelehrer<br />
eine Vaterfigur – kann Willem reden. Seine<br />
Mutter hatte sich vom Bruder ihres Ehemanns<br />
heiraten lassen, wie dieser hegt sie<br />
nationalsozialistisches Gedankengut und<br />
nimmt dem sensiblen Sohn mit leistungsorientierter<br />
Dominanz fast die Luft zum Atmen.<br />
Dohrmann porträtiert die beiden „Alten“<br />
und ihren rückwärtsgewandten dümmlichen<br />
Opportunismus in beißender Schärfe,<br />
begleitet die Entwicklung des Jungen<br />
mit verständnisvoller, ja zärtlicher Ironie.<br />
Brav tritt Willem nach dem Studium in die<br />
elterliche Firma ein, findet in der Tuchhändlerin<br />
Barbara die große Liebe und<br />
ideale Geschäftspartnerin, die auch seinen<br />
Hunger nach Büchern und seine intellektuelle<br />
Neugier unterstützt. Und als die<br />
Mutter stirbt, kann er mit Hilfe eines Detektiv-Duos<br />
endlich das Rätsel um den Tod<br />
seines Vaters lösen.<br />
Besondere Stärken dieses brillanten Romandebüts<br />
sind die Gestaltung schillernder<br />
Charaktere vor dem Hintergrund eines<br />
unaufdringlichen Bremer Lokalkolorits<br />
und seine präzise Einbettung in die Zeitgeschichte,<br />
auch wenn manchen akribischen<br />
Beschreibungen und ausufernden Reflexionen<br />
eine leichte Straffung nicht geschadet<br />
hätte. Wirklich außergewöhnlich aber<br />
ist des Autors mal altmodisch verschnörkelter,<br />
dann wieder sprudelnd sprachverliebter<br />
Stil, der sich im Laufe der Lektüre
durch dichte poetische Bilder und orchestrale<br />
Satzmelodien als kurzweilig und originell<br />
gegen den Strich gebürstet erweist.<br />
Zudem zwingt die eigenwillige Dialogregie<br />
zu genauem Lesen und führt zu fast magischer<br />
Spannungssteigerung. Alles in allem<br />
– ein fesselndes, humorvoll-sarkastisches<br />
und bezaubernd weises Buch.<br />
Ralph Dohrmann, Kronhardt. Ullstein,<br />
920 S., Euro 24,99<br />
Leben im Moloch Bombay<br />
Chandrahas Choudhury bezaubert mit<br />
ungewöhnlichem Sujet<br />
Chandrahas Choudhury hat nach dem in<br />
seiner indischen Heimat begeistert aufgenommenen<br />
Debüt „Der kleine König von<br />
Bombay“ in dreijähriger Schreibarbeit einen<br />
ebenso bizarren wie tragischen und<br />
berührenden, immer wieder auch höchst<br />
vergnüglichen Roman vorgelegt. Er handelt<br />
von Arzee, einem jungen Mann von<br />
zwergenhaftem Wuchs mit großen Träumen,<br />
der, wie der Autor selbst, in Bombay<br />
lebt. Seine Befindlichkeit schwankt zwischen<br />
Überheblichkeit – im Bewusstsein,<br />
anders, ja, etwas Besonderes zu sein – und<br />
tiefer Depression und Verbitterung.<br />
Arzees ganzes Glück ist das legendäre<br />
Filmtheater „Noor“ („Licht“). Dorthin<br />
kann er aus der für ihn oft bedrohlichen<br />
Wirklichkeit fliehen, dort kann er seine<br />
Träume leben – etwa die von köstlichen<br />
Delikatessen, von einer Frau, die ihn liebt<br />
und begehrt, von einem würdevollen Dasein.<br />
Vor allem aber träumt Arzee davon,<br />
Nachfolger des alten Filmvorführers Phiroz<br />
zu werden und sein weiteres Leben in<br />
dem geliebten Kino zu verbringen.<br />
Dann lernt er die attraktive Monique kennen,<br />
und es geschieht das Wunder. Sie liebt<br />
den kleinwüchsigen Mann so wie er ist –<br />
auch seinen Körper. Das kann eigentlich<br />
nicht gut gehen, und tatsächlich droht Arzee<br />
bald der Absturz ins Bodenlose.<br />
Das Zentrum von Chandrahas Choudhurys<br />
niveauvoller, nachdenklich stimmender<br />
Geschichte bildet der gefährliche<br />
wie verführerische Moloch Bombay, heute<br />
auch Mumbai. Nie schläft diese gigantische<br />
Millionenstadt, scheint immer bedrohlich<br />
auf der Lauer zu liegen, auf Beute<br />
zu warten – ganz besonders auf Beute wie<br />
Arzee. Choudhury inszeniert das Geschehen<br />
um eine vielfach geächtete Randfigur<br />
der Gesellschaft mit großer erzählerischer<br />
Eleganz und schier unerschöpflich scheinendem<br />
Fantasiereichtum.<br />
Chandrahas Choudhury, Der kleine König<br />
von Bombay. Aus dem Englischen von Kathrin<br />
Razum. dtv premium, 253 S.,<br />
Euro 14,90<br />
litERatUR Der kleine König von Bombay 57 foyer<br />
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Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen<br />
Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr
foyer 58 litERatUR Hotel Lux<br />
: Literatur<br />
Text: Inge Zenker-Baltes<br />
Menschenfalle<br />
Ruth von Mayenburgs Erinnerungen an<br />
das unheimliche Moskauer Hotel Lux<br />
Schon Wolfgang Leonhard berichtete in<br />
seinem 1955 erschienen Standardwerk „Die<br />
Revolution entlässt ihre Kinder“ vom berüchtigten<br />
Hotel Lux in Moskau. In einem<br />
FAZ-Interview von 2005 erzählt er: „Das<br />
Hotel Lux war die Zitadelle der Weltrevolution.“<br />
Auch Ruth von Mayenburg war<br />
Zeitzeugin. Die 1907 in Böhmen geborene,<br />
einst engagierte Kommunistin floh 1934<br />
mit ihrem Mann von Wien zunächst nach<br />
Prag, dann nach Moskau, wo sie von 1938<br />
bis 1945 zusammen mit anderen prominenten<br />
Exilanten im Hotel Lux lebte.<br />
In ihrem fast 390 Seiten umfassenden, jetzt<br />
wiederentdeckten und erweiterten Werk<br />
„Hotel Lux. Die Menschenfalle“ setzt sie<br />
sich kritisch mit der riesigen Moskauer<br />
Polit-<br />
Herberge<br />
und<br />
deren<br />
erschütternder Geschichte auseinander.<br />
Großenteils gutgläubige Idealisten, von der<br />
Heilswirkung des Kommunismus’ überzeugt,<br />
wurden hier von Häschern Stalins<br />
ausspioniert, viele verhaftet, gefoltert<br />
oder liquidiert. „Unter dem Dach des Lux<br />
wurde in Dutzenden Sprachen gesprochen,<br />
politisiert, konspiriert, diskutiert – und<br />
bisweilen in Agonie geschwiegen“, schreibt<br />
Ruth von Mayenburg, „hier gab es Tränen,<br />
Träume und Tragödien. Kein menschliches<br />
Schicksal ist denkbar, das nicht im Lux zu<br />
finden wäre.“<br />
Nur wenige Namen weltberühmter<br />
Kommunistenführer fehlen auf der Liste<br />
der „Gäste“: Ho Tschi Minh logierte hier,<br />
ebenso Dr. Sorge, Tito, Togliatti, Dimitroff,<br />
Tschou Enlai, Ulbricht und Herbert<br />
Wehner unter dem Pseudonym Kurt Funk.<br />
„Wehner gab es überhaupt nicht in der<br />
Sowjetunion“, so Wolfgang Leonhard,<br />
„von Kurt Funk hörte ich Ende 1942 in der<br />
Kominternschule in Baschkirien.“ Wehner<br />
war in die Verfolgungsmaschine der KPD<br />
eingebunden und suchte im Wirrwarr der<br />
Ränkespiele dieser Jahre zu überleben.<br />
Nicht nur ihm vergehen in jenen Nächten,<br />
als man unliebsame Genossen aus den<br />
Zimmern holt,<br />
„Kein menschliches Schicksal ist denkbar,<br />
das nicht im Lux zu finden wäre.“<br />
die großen Hoffnungen<br />
seiner<br />
Jugend. In dem<br />
Film „Wehner – die unerzählte Geschichte“<br />
dokumentiert Heinrich Breloer eine Reise,<br />
die er 1991 zusammen mit Ruth von Mayenburg<br />
nach Moskau ins Hotel Lux unternahm<br />
– für die greise Frau der erste Besuch seit<br />
1945. Bewegend schildert der Regisseur<br />
als Beobachter diese Spurensuche, den<br />
gemeinsamen Gang durch die langen Flure,<br />
die Erschütterung ob aufflammender Erinnerungen.<br />
„Es riecht hier nach Vergangenheit?“<br />
fragt er seine Begleiterin. „Ja, das geht<br />
nicht weg“, antwortet sie.<br />
Ruth von Mayenburgs Augenzeugenbericht<br />
gilt als eine der wichtigsten dokumentarischen<br />
Quellen jener Vorgänge und jener<br />
Zeit. Die 1993 gestorbene Autorin analysiert<br />
nicht die politischen Hintergründe<br />
der blutigen stalinistischen Säuberungsaktionen,<br />
zu sehr bleibt sie in ihrem damaligen<br />
angstbesetzten klaustrophobischen<br />
Dasein gefangen. In dichten Schilderungen<br />
entwirft sie ein vielschichtiges<br />
Panorama des Lebens der mehr als 600<br />
unterschiedlichen Menschen in einer eher<br />
einem Gefängnis denn einem Hotel gleichenden<br />
Bleibe, vermag, neben durchaus<br />
auch schönen und gar heiteren Passagen,<br />
die latente Bedrohung zu vermitteln, die<br />
nicht wenige der Exilkommunisten in den<br />
Selbstmord trieb, andere zu Denunzianten<br />
werden ließ. Die ersten etwa 60 von Heinrich<br />
Breloer verfassten Seiten runden das<br />
unter die Haut gehende Dokument ab.<br />
Ruth von Mayenburg: Hotel Lux. Die Menschenfalle.<br />
Elisabeth Sandmann Verlag,<br />
383 S.,Euro 24,80.<br />
Wolfgang Leonhard: Die Revolution entlässt<br />
ihre Kinder. KiWi (Neuauflage), 698<br />
S., Euro 12,99.
: Buch und<br />
Musik<br />
Bekenntnisse eines Stars<br />
Text: Simon Neubauer<br />
„<br />
singe mit Leib und Seele“, bekundet<br />
Vesselina Kasarova schon<br />
„ich<br />
„Hinzufügen<br />
im Titel ihrer ersten Biografie.<br />
Hinzufügen möchte man von Seite zu<br />
Seite: Und mit Köpfchen. Denn was die<br />
berühmte Mezzosopranistin zu sagen hat,<br />
was sie mit Mut und selten anzutreffender<br />
Offenheit von ihrer Kunst preisgibt, ist<br />
nicht nur dank ihrer Interviewerin Marianne<br />
Zelger-Vogt trefflich formuliert,<br />
sondern auch absolut ehrlich im angestrebten<br />
Fazit: Kunde zu geben von „der<br />
Kunst, Sängerin zu sein.“<br />
Natürlich sind die Bekenntnisse der Kasarova<br />
nicht pauschal auf jede Sängerin zu<br />
übertragen. Aber im Kern so wichtig und<br />
wahr, dass dieses Buch allen, die Gesang<br />
„produzieren“ oder gern hören, sehr zu<br />
empfehlen ist. Freilich hatte die „kleine<br />
Bulgarin“ Vesselina (übersetzt: die Fröhliche)<br />
das entsprechende Glück, zur rechten<br />
Zeit am richtigen Ort die entsprechenden<br />
Leute zu treffen, nachdem sie aus ihrer<br />
ziemlich abgeschotteten Heimat in den<br />
Westen gekommen war und den ersten<br />
kurzen Auftritt gleich an der Wiener Staatsoper<br />
hatte. Der bald danach die Intendanz<br />
am Zürcher Opernhaus übernehmende<br />
Christoph Groszer nahm sie schützend und<br />
aufbauend unter seine Direktoren-Fittiche.<br />
Denn es ist ja nach der Wahl der ersten<br />
Lehrer, der Festlegung des Stimmtyps, der<br />
selektierten Teilnahme an Wettbewerben<br />
ungeheuer wichtig, dass man nicht gleich<br />
(oft der Gagen wegen) so überfordert wird,<br />
dass die Stimme schon nach wenigen Jahren<br />
ihren Glanz verliert und erlischt. Nicht<br />
unerheblich ferner die Fähigkeit, Disziplin,<br />
Fantasie und Spiellust zu entwickeln, die<br />
Gefühlslagen von selbst dem eigenen Ich<br />
fremden Figuren zu erkennen und stimmlich<br />
einzufangen, schließlich mit dem Ergebnis,<br />
Singen und Spielen als untrennbar<br />
Ganzes und Glaubwürdiges zu kreieren.<br />
Doch Vesselina Kasarova wendet sich auch<br />
Tatsachen zu, die sie oft nicht unmittelbar<br />
beeinflussen kann: Sinnlos lange Probezeiten,<br />
plötzlich während der Aufführung die<br />
Tempi wechselnde Dirigenten, die Versuche,<br />
mit Hilfe von Alkohol, Schlaf-, Beruhigungs-<br />
oder Aufputschmitteln die künstlerische<br />
Leistung zu beeinflussen, schreiende Regisseure,<br />
Kostüm- und Bühnenbildner, die,<br />
verliebt in ihre Designs, nicht bedenken,<br />
dass die Akteure nicht nur herumstehen,<br />
sondern mit Spiel und Stimme einen Menschen<br />
glaubwürdig charakterisieren sollen.<br />
Im zweiten, nicht minder lesbaren Teil<br />
befasst sich die Interviewerin Marianne<br />
Zelger-Vogt mit der klug und stimmgerecht<br />
aufgebauten Weltkarriere der Kasarova.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder einmal<br />
in die von ihr so hoch geschätzte Glocke<br />
kommt!<br />
Vesselina Kasarova: „Ich singe mit Leib<br />
und Seele“. Bärenreiter-Verlag/Henschel<br />
Verlag. 217 Seiten, Euro 24,95.<br />
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gegenüber der Bremer Kunsthalle)<br />
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foyer 60 KinO Lore<br />
Kinotipps<br />
Text: Wilfried Hippen<br />
Der Untergang<br />
„Lore“ von Cate Shortland<br />
So ist noch nie vom Ende des Dritten Reiches<br />
erzählt worden: Die 15-jährige Titelheldin<br />
ist die Tochter eines ranghohen SS-<br />
Offiziers und wird nach Kriegsende aus<br />
ihrem privilegierten Leben gerissen. In einer<br />
der ersten Szenen hüpft sie noch mit<br />
ihren Geschwistern vor der elterlichen Villa,<br />
doch spätestens als der Vater überraschend<br />
nach Hause kommt, im Garten<br />
Uniform und Papiere verbrennt und nach<br />
einem überstürzten Abschied bald endgültig<br />
verschwindet, wird Lore klar, dass dies<br />
der Untergang ihrer bisherigen Welt und<br />
Kindheit ist.<br />
„Er ist tot“ sagt bald darauf ihre völlig verstörte<br />
Mutter. „Vater?“ fragt das Mädchen<br />
zurück, doch die Mutter macht eine abschätzige<br />
Geste und klagt dann: „Nein,<br />
der Führer!“ Noch lange danach wird Lore<br />
auf den Endsieg hoffen, auch wenn inzwischen<br />
längst die Alliierten mit ihren Jeeps<br />
und Transportern über die heimatlichen<br />
Wege fahren und die Mutter geflüchtet ist<br />
und ihre fünf Kinder alleine ließ. Mit ihrer<br />
jüngeren Schwester, den achtjährigen<br />
Zwillingsbrüdern und einem Säugling<br />
auf dem Arm macht sich Lore nun auf eine<br />
Reise durch das zertrümmerte Deutschland.<br />
Vom Schwarzwald bis zu einer Hallig<br />
bei Husum, auf der die Großmutter wohnt,<br />
geht ihre Irrfahrt durch die Sektoren. Oh-<br />
ne Passierscheine müssen sie den ständigen<br />
Militärkontrollen ausweichen und<br />
da in solchen Krisenzeiten jeder sich selbst<br />
der nächste ist, hilft ihnen kaum jemand,<br />
sodass sie ständig Hunger, Kälte und noch<br />
schlimmeren Gefahren ausgesetzt sind.<br />
Ein älterer Junge schließt sich ihnen an<br />
und als sich herausstellt, dass dieser Thomas<br />
ein Jude und Überlebender aus einem<br />
Konzentrationslager ist, beginnt das Weltbild<br />
von Lore langsam zu wanken. Zuerst<br />
beschimpft sie ihn noch als „minderwertig“,<br />
wird aber immer mehr durch seine<br />
Freundlichkeit und Sanftheit irritiert. Sie<br />
stößt ihn fort und klammert sich gleichzeitig<br />
an ihn und so entwickelt sich zwischen<br />
ihnen eine eigentümliche Hassliebe.<br />
Während andere Deutsche, denen sie<br />
in Lagern und auf Zügen begegnen, die<br />
Fotos und Filme von Gräueltaten der Nazis<br />
als Propaganda abtun („Das sind alles<br />
Schauspieler!“), findet Lore unter ihnen<br />
ein Bild, das beweist, dass ihr Vater sich<br />
schuldig gemacht hat. Die australische<br />
Regisseurin Cate Shortland hat als Vorlage<br />
den Roman von Rachel Seiffert „Die<br />
Dunkle Kammer“ genutzt. Sie kann selber<br />
kein Deutsch, hat aber durch die deutschjüdische<br />
Familie ihres Mannes einen Zugang<br />
zu diesem Thema gefunden. In ihrem<br />
international gefeierten Spielfilmdebüt<br />
„Somersault“ von 2004 nannte sie ihre<br />
ähnlich zwischen den Welten und Zeiten<br />
hängende Protagonistin „Heidi“, und<br />
auch dort gab es schon Anspielungen auf<br />
die Märchen der Brüder Grimm. In „Lore“<br />
<strong>lesen</strong> die Kinder „Aschenputtel“ und<br />
in einem Wald stoßen sie auf eine Art von<br />
Knusperhäuschen, in das sie von einer alten,<br />
bedrohlich wirkenden Frau gelockt<br />
werden, die alle Kleidungstücke schwarz<br />
färbt, weil das ganze Land Trauer trägt.<br />
Während ihrer Reise stoßen die Kinder<br />
noch auf andere archetypische Figuren<br />
wie einen Fährmann, doch diese mythologische<br />
Ebene kontrastiert Shortland durch<br />
ihre Bilder. Diese wirken erstaunlich zeitgenössisch,<br />
weil die Regisseurin keine der<br />
gängigen historisierenden Stilmittel nutzt.<br />
Also kein Schwarzweiß (wie zuletzt bei Hanekes<br />
„Das weiße Band“, als dessen thematische<br />
Fortsetzung einige Kritiker „Lore“<br />
bereits eingeordnet haben), keine Farbfilter,<br />
um die Patina einer vergangenen Zeit<br />
heraufzubeschwören, und auch kein möglichst<br />
detailgenaues Nachempfinden von<br />
Dokumentaraufnahmen aus jener Zeit.<br />
Stattdessen arbeitet der australische Kameramann<br />
Adam Arkapaw mit einer erdig<br />
satten Farbgebung, einer sehr beweglichen<br />
Kamera und vielen extremen Nahaufnahmen<br />
der Protagonisten. Dadurch<br />
kommt man ihnen sehr nah, und weil<br />
man spüren kann, was die Torturen der<br />
Reise mit ihren Körpern anstellt (die Wanzenstiche<br />
werden schmerzhaft deutlich),<br />
fehlt hier völlig die sonst übliche Distanz
zu den historischen Figuren. Durch diesen<br />
eher poetischen als epischen Blickwinkel<br />
erspart sich die Regisseurin natürlich<br />
auch große und teure Ausstattungen.<br />
Es gibt kaum Totalen, dafür irrt man mit<br />
den Filmfiguren ohne genaue Orientierung<br />
durch die deutschen Trümmerlandschaften.<br />
Umso erstaunlicher ist, wie authentisch<br />
hier alles wirkt. Auch in den Nuancen<br />
konnte sich die Regisseurin gut in<br />
Zeit, Ort und Menschen einfühlen. Und<br />
die 18jährige Saskia Rosendahl ist die<br />
große Entdeckung des Films, der überwiegend<br />
mit bislang eher unbekannten Darstellern<br />
besetzt worden ist. Sie spielt die<br />
Lore so intensiv, dass ihre innere Wandlung<br />
letztlich spannender und bewegender<br />
ist als die abenteuerliche Reise der<br />
Kinder durch Deutschland.<br />
Die deutsch-australisch-britische Koproduktion,<br />
die in Görlitz sowie an kleineren<br />
Orten in Baden-Württemberg, Hessen<br />
und Schleswig-Holstein entstand, ist vor<br />
kurzem beim 65. Internationalen Filmfestival<br />
in Locarno mit dem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Kinostart: 1. November<br />
Demnächst im Kino<br />
(hip) Bei dem brasilianischen Regisseur<br />
Walter Salles schien die Adaption<br />
des Kultromans „On the Road – Unterwegs“<br />
(Kinostart 4. 10.) von Jack Kerouac<br />
in guten Händen zu sein, doch nicht nur<br />
die Kritikerin der FAZ fand zu viele Klischees:<br />
„Weizenfelder im Sonnenuntergang,<br />
Baumwollpflücker bei Sonnenaufgang,<br />
weite Schneelandschaften oder Kakteenalleen,<br />
wohin die Reise gerade geht.“<br />
Eine ungewöhnliche Wahl des Regisseurs<br />
macht dagegen die Verfilmung von Daniel<br />
Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“<br />
(25. 10.) interessant. Detlev Buck hat sich<br />
zwar bisher eher als Komödienmacher einen<br />
Namen gemacht, doch einerseits war<br />
er immer ein abenteuerlicher Filmemacher<br />
und zum anderen hat die Geschichte über<br />
die Beziehung des Weltenbummlers Alexander<br />
von Humboldt und des Stubenhockers<br />
Carl Friedrich Gauß ja auch ihre komischen<br />
Elemente. Zudem ist dies die erste<br />
große deutsche Kinoproduktion in 3D.<br />
In Sciencefiction-Filmen kann man gut gesellschaftlich<br />
aktuelle Konflikte durchspielen.<br />
„Robot und Frank“ (25. 10.) von Jake<br />
Schreiber ist dafür ein Paradebeispiel. Es<br />
geht darum, dass ein Roboter die häusliche<br />
Pflege eines alten Mannes übernimmt. Der<br />
Film behandelt alle moralischen, psychologischen<br />
und technologischen Fragen dieser<br />
ja in Ansätzen heute schon praktizierten<br />
Lösung des Problems der Überalterung. Da<br />
aber Frank ein professioneller Einbrecher<br />
ist, nutzt er seinen neuen Helfer für eher<br />
kriminelle Tätigkeiten und so ist dies auch<br />
eine sanft erzählte und dennoch spannende<br />
Kriminalkomödie.<br />
Geschmackvoll Einrichten!<br />
KinO Demnächst 61 foyer<br />
Wohnen<br />
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Nachgedacht:<br />
Text: Stephan Cartier<br />
Man kann sich in diesem Jahrtausend<br />
nicht mehr verirren. Selbst<br />
bei größter Orientierungslosigkeit<br />
erklingt die stets gleichmäßig freundliche<br />
Stimme aus dem Navigationsgerät, die im<br />
richtigen Augenblick auffordert: „Bei der<br />
nächsten Abfahrt bitte rechts abfahren!“<br />
Nun sollte man auf Autobahnen ohnehin<br />
nie links abbiegen, aber sicher ist sicher.<br />
Die Frau sorgt sich eben.<br />
Neben der Liaison mit der elektronischen<br />
Dame ohne Unterleib bietet die moderne<br />
Erdbeobachtung noch so manchen anderen<br />
Kompass. Dank GPS verrät das Smartphone<br />
(früher Telefon) stets, wo man sich<br />
befindet, und die Software „Map24“ plant<br />
Routen von Tür zu Tür selbst von Klein<br />
Henstedt bis nach Islamabad in die Talibanstraße<br />
3. Wer sich gar der Illusion hingeben<br />
will, aus dem Weltall auf jeden Quadratmeter<br />
des blauen Planeten schauen zu<br />
können, dem hilft „Google Earth“. Nur der<br />
liebe Gott hat einen besseren Logenplatz.<br />
Da also das Jahrhundert der totalen Satellitenaufklärung<br />
angebrochen ist, sollte<br />
man doch hoffen, dass die Menschheit<br />
rundum orientiert ist. Doch in vielen Lebenslagen<br />
scheinen die Zeitgenossen so<br />
verloren zu sein wie selten zuvor in der Geschichte.<br />
Die Vielzahl an Möglichkeiten in<br />
der viel beschworenen Pluralität moderner<br />
Gesellschaften wird als Belastung empfunden:<br />
Soll mein Sohn Tischler werden<br />
oder Quantenphysik studieren? Welchem<br />
Bio-Siegel traue ich? Verlasse ich meine<br />
Frau und heirate nach der Scheidung ei-<br />
vErirrEn ist<br />
mEnschlich<br />
nen Mann? Anything goes. Diese Freiheit<br />
an Freiheiten bereitet als Beliebigkeit<br />
Kopfschmerzen. Die Inquisition war nicht<br />
schön, aber man wusste wenigstens, woran<br />
man war.<br />
Der Wildwuchs der Lebensführungs-Ratgeber<br />
in den Buchläden ist das offenkundige<br />
Indiz für eine grassierende Unsicherheit.<br />
Der Mensch sucht sich hier selbst, wie die<br />
israelische Soziologin Eva Illouz in ihrem<br />
Buch über „Die Errettung der modernen<br />
Seele“ vermutet: „Die Tatsache, dass das<br />
moderne Selbst an vielen sozialen Schauplätzen<br />
eine Eigenkreation ist, macht es<br />
wahrscheinlich, dass die Ratgeberliteratur<br />
eine wichtige Rolle bei der Ausprägung jener<br />
öffentlichen Vokabulare gespielt hat, in<br />
deren Medium sich das Selbst versteht.“<br />
Doch weil der Fragebogen in der „Brigitte“<br />
oder die Tipps aus „Astro-TV“ nicht in jeder<br />
Lebenslage weiter helfen, kehren Ratlosigkeit<br />
und Zukunftsangst irgendwann<br />
zurück. Da wär’ ein „Navi“ für die Seele<br />
praktisch! Eine Damenstimme, die leise,<br />
aber bestimmt die Richtung angibt: „Bitte<br />
nehmen Sie die Abfahrt zum zweiten Bildungsweg<br />
und werden Sie Innenarchitekt!“<br />
KOlUMnE Nachgedacht 63 foyer<br />
Solange dieses Gerät<br />
noch nicht erfunden<br />
ist, bleibt nur, sich der<br />
Überzahl an Lebensmöglichkeiten<br />
freudig<br />
zu ergeben. Denn mit<br />
der Vorstellung, nach<br />
dem einzigen, dem richtigen<br />
Weg suchen zu<br />
müssen, ist auch unweigerlich<br />
verbunden, dass jeder andere falsch<br />
sein muss. Genau das ist es, was Ehemänner<br />
so sehr fürchten, wenn sie sich in der fremden<br />
Stadt verfahren: nicht den Umweg, sondern<br />
den stummen Verwurf der Beifahrerin,<br />
wenn ihre Augen sagen: „Du hattest deine<br />
Chance. Und hast versagt!“<br />
Dabei sollte doch der intellektuelle Fortschritt<br />
nach reichlich 200 Jahren absolvierter<br />
Aufklärung darin liegen, dass die Wahl<br />
der Qual an Beliebigkeiten den Menschen<br />
von eben aller Qual der Wahl befreit. Lebensentscheidungen<br />
teilen sich nicht in<br />
„richtig“ oder „falsch“, sondern allenfalls<br />
in „getroffen“ oder „verschoben“. Der Philosoph<br />
Odo Marquart hat dies einmal als<br />
„Entlastung vom Absoluten“ gefeiert, also<br />
die Möglichkeit, von der Vorstellung letzter,<br />
allmächtiger Richter wie dem Schicksal<br />
oder dem Finanzamt Abschied nehmen zu<br />
können. „Die Menschen halten das Absolute<br />
nicht aus, sie müssen Distanz zu ihm gewinnen…“<br />
Das tun sie am besten, indem sie das Navigationsgerät<br />
ausschalten. Nur Götter verfahren<br />
sich nicht. Verirren ist menschlich.
foyer 64 REiSE Melchers Travel<br />
„Reisekonfigurator“ von Melchers Travel hilft<br />
Einzelreisenden bei der Planung<br />
fErnost für solistEn<br />
individuelles Reisen in Fernost gestaltet<br />
sich angesichts unbekannter Sprachen<br />
und Schriftzeichen durchweg schwierig.<br />
Wer dennoch die „Verbotene Stadt“<br />
in Beijing oder die Terrakotta-Armee bei<br />
Xian besuchen möchte, kann mit tatkräf- tatkräf<br />
tiger Unterstützung des Bremer Unternehmens<br />
Melchers Travel rechnen. Der<br />
neu entwickelte „Reisekonfigurator“ auf<br />
der Homepage www.melchers-travel.de<br />
hilft bei der Planung einer perfekten Tour<br />
nach eigenen Wünschen durch China und<br />
Vietnam.<br />
Auf eigene Faust nach – sagen wir: Australien?<br />
Kein Problem angesichts der effizienten<br />
touristischen Infrastruktur, guter<br />
Verkehrsverbindungen und hilfsbereiter<br />
Einwohner. Erheblich schwieriger ist es in<br />
Ländern, wo die lateinische Schrift nicht<br />
verwendet und Englisch nur selten gesprochen<br />
wird. Etwa in Laos. Oder in Russland.<br />
Geradezu sportlich kann es jedoch werden,<br />
wenn das Land der Urlaubsträume zum<br />
Beispiel China heißt. Denn hier ist die<br />
Orientierung für Einzelreisende nahezu<br />
unmöglich, wird selbst der Kauf einer<br />
Bahnfahrkarte oder die Bestellung in einem<br />
Restaurant durchweg zum Abenteuer.<br />
Die Alternative wäre natürlich das Buchen<br />
einer Gruppenreise, was freilich nicht<br />
jedermanns Sache ist. Eine Zwangsgemeinschaft<br />
mit nicht immer sympathi-<br />
schen Zeitgenossen, die sich unentwegt<br />
unterhalten und nahezu ständig zu spät<br />
zum Bus kommen – Szenarien wie diese<br />
kommen häufig zur Sprache, wenn<br />
Reiseerinnerungen ausgetauscht werden.<br />
Individualisten bleibt also nur, entweder<br />
in den sauren Apfel zu beißen oder auf das<br />
Besteigen der „Großen Mauer“ zu verzichten<br />
und somit niemals als „kleiner Held“<br />
zu glänzen. Denn so nennen die Chinesen<br />
scherzhaft alle Menschen, die auf dem<br />
wohl monumentalsten Bauwerk der Welt<br />
gewandert sind.<br />
Als Ausweg bieten sich individuelle Touren<br />
an, zusammengestellt von darauf spezialisierten<br />
Unternehmen, die ihren Kunden<br />
persönliche Reisebegleiter, Mietwagen<br />
mitsamt Chauffeur oder Taxis vermitteln<br />
und natürlich auch die entsprechenden<br />
Flüge, Transfers oder Hotels buchen. Jörn<br />
Burmeister, Geschäftsführer beim Bremer<br />
Veranstalter Melchers Travel, bringt die<br />
Vorteile dieser Art des Reisens so auf den<br />
Punkt: „Selbst bestimmen, was man wann<br />
und wie lange sehen und erkunden will<br />
und dabei die Gewissheit haben, dass für<br />
alles gesorgt ist.“<br />
Vor diesem Hintergrund entwickelte<br />
das Melchers-Team ein Angebot für<br />
Individualreisende, das auf einem mit<br />
großer Sorgfalt zusammengestellten<br />
„Baukasten“-System und dem langjährigen<br />
Erfahrungsschatz des Unternehmens im<br />
China-Handel basiert. Carl Melchers, seit<br />
1854 an der Spitze der 1806 gegründeten<br />
Firma, hat diese Tradition einst begründet<br />
und erfolgreich ausgebaut. Seither kennt<br />
sich das Handelshaus im „Reich der Mitte“<br />
bestens aus, verfügt in nahezu allen größeren<br />
Städten über Niederlassungen oder<br />
Handelsagenten und natürlich über die<br />
unerlässlichen Kontakte zu Behörden und<br />
offiziellen Stellen.<br />
Melchers Travel, erklärter Fernreise-Spezialist<br />
mit Schwerpunkt Ostasien, knüpft<br />
an diese Verbindungen an und organisiert<br />
seit Jahrzehnten Gruppenreisen auch<br />
durch China. Dementsprechend breit ist<br />
das Angebot, das „China klassisch“ mit<br />
den Zielen Peking, Xian und Shanghai<br />
ebenso umfasst wie eine Tibet-Tour oder<br />
die Reise auf der „Route der Minderheiten“,<br />
die abseits der üblichen „Trampelpfade“<br />
von Guilin über Longsheng nach Guyang<br />
führt. Darüber hinaus zählen Indien, Myanmar,<br />
Vietnam, Kambodscha, Laos oder<br />
Thailand zu den angebotenen Ländern im<br />
Melchers Travel-Programm.<br />
Daneben organisieren die Fernost-Profis<br />
des Hauses auf Wunsch auch China-Fahrten<br />
für kleine und kleinste Gruppen, was<br />
natürlich mit einem entsprechenden Organisationsaufwand<br />
verbunden ist. „Dabei<br />
gehen wir im Rahmen des Machbaren bis
ins Detail auf die Wünsche unserer Kunden<br />
ein“, berichtet Jörn Burmeister und<br />
verweist auf umfangreiche Vorschlagslisten<br />
mit interessanten Sehenswürdigkeiten<br />
und Museen oder lohnenswerten Ausflügen<br />
in den ausgewählten Städten und<br />
Regionen.<br />
Wer also zum Beispiel Shanghai ansteuert,<br />
kann bei der durchweg deutschsprachigen<br />
Reiseleitung vor Ort neben einer abendlichen<br />
Bootsfahrt entlang der historischen<br />
Prachtstraße „Bund“ auch eine Besichtigung<br />
des hochmodernen VW-Werks oder<br />
einen Tagesausflug zum Westsee mit anschließendem<br />
Besuch in einer Teeplantage<br />
buchen. „Und wer einfach nur in Shanghai<br />
shoppen oder den Aufenthalt in der Stadt<br />
für ein Treffen mit einem Geschäftspartner<br />
nutzen möchte, wird natürlich ebenso<br />
durch unsere persönlichen Ansprechpartner<br />
vor Ort unterstützt“, versichert der<br />
Reise-Experte und verweist auf organisierte<br />
Taxi-Transfers, die Vermittlung von Dolmetschern<br />
oder Empfehlungen ausgesucht<br />
guter Restaurants.<br />
Um die Vorbereitung der jeweiligen<br />
„Traumreisen“ kümmern sich bei Melchers<br />
Travel speziell geschulte Expedienten, die<br />
sich um Visa, Flüge und Hotels kümmern<br />
und entsprechende Vorschläge zusammenstellen.<br />
Doch weil es im Zeichen des<br />
Internets zunehmend Kunden gibt, die<br />
gern in aller Ruhe am heimischen Computer<br />
ihre eigene Auswahl treffen, entwickelte<br />
das Unternehmen auf seiner Homepage<br />
ein neues Angebot, das als entsprechende<br />
Plattform dienen soll.<br />
Und die funktioniert so: Wer unter<br />
www.melchers-travel.de auf „Reisekonfigurator“<br />
klickt, gelangt mit wenigen<br />
Schritten zu seiner individuellen Privatreise,<br />
wobei gegenwärtig nur China und Vietnam<br />
angeboten werden. „Weitere Zielländer<br />
wie etwa Indien oder Myanmar sind in<br />
Vorbereitung“, erklärt Jörn Burmeister mit<br />
Blick auf den sich abzeichnenden Trend in<br />
Richtung „Self-made-Trip“. Der Internet-<br />
Nutzer wählt nun Abflugsdatum, Reiseziele<br />
und alle Details wie Fluglinien, Hotels<br />
oder Ausflüge aus und fügt sie wie bei<br />
einem Puzzle zum Gesamtbild seiner ganz<br />
persönlichen „Entdeckertour“ zusammen.<br />
Ganz auf sich allein gestellt ist er dabei<br />
freilich nicht: Wer Fragen hat, kann wie eh<br />
und je auf die Beratungskompetenz des<br />
Melchers-Teams bauen, das – so versichert<br />
der Geschäftsführer – „alle im Programm<br />
angebotenen Ziele aus eigener Anschauung<br />
kennt.“ Und wenn einmal trotz optimaler<br />
Vorbereitung etwas schief gehen sollte, stehe<br />
der Kunde nie allein vor dem Problem.<br />
Jörn Burmeister: „Ob China oder Vietnam<br />
– ein Melchers-Kontaktmann ist immer in<br />
der Nähe und nimmt sich der Sache an.“<br />
Die neue Art, Luxus entspannt zu genießen:<br />
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Bereich Asienreisen berät Melchers Travel<br />
Sie gerne bei der Wahl Ihrer Ausflüge<br />
und eines individuellen Vor- oder Nachprogramms.<br />
Buchung und Beratung bei:<br />
Melchers Travel GmbH<br />
Schlachte 39/40<br />
28195 Bremen<br />
Telefon: 0421-1769 2333<br />
Mail: travel@melchers.de<br />
www.melchers-travel.de<br />
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foyer 66 WiRtSChaFt Hellmann Worldwide Logistics<br />
Weltweit tätiger Logistikdienstleister mit<br />
dem höchsten deutschen Wirtschaftspreis<br />
„Goldjupiter®“ geehrt<br />
v. l.: Karl Engelhard, Klaus Hellmann, Jost Hellmann<br />
Die deutsche Musikszene kennt den<br />
„Echo“, an Theatern ist der „Faust“<br />
begehrt. Und Literaten wünschen<br />
sich den Büchner-Preis. Eine vergleichbare<br />
Auszeichnung in der Wirtschaft ist der<br />
„Goldjupiter®“, mit der Hellmann Worldwide<br />
Logistics soeben geehrt worden ist.<br />
Klaus Hellmann und Jost Hellmann,<br />
Geschäftsführende Gesellschafter des<br />
Unternehmens, nahmen Deutschlands<br />
höchsten Wirtschaftspreis im Rahmen<br />
einer Festveranstaltung im Osnabrücker<br />
Theater entgegen. Zugleich wurde der Generalbevollmächtigte<br />
des Unternehmens,<br />
Karl Engelhard, mit dem Titel Senator h. c.<br />
geehrt.<br />
Der auch „Wirtschafts-Oscar“ genannte<br />
„Goldjupiter®“ wird seit 2006/2007 durch<br />
das Wirtschaftskomitee Deutschland<br />
e.V. WBA Sozialer Bundesverband für<br />
Wirtschaft-Bildung-Arbeit verliehen. Das<br />
Komitee würdigt mit dem Ehrenpreis die<br />
vorbildlichen Qualifikationsmaßnahmen,<br />
das soziale Engagement sowie den wirtschaftlichen<br />
Erfolg des weltweit tätigen<br />
Logistikdienstleisters. Die Trophäe wird<br />
in Europa insgesamt nur 100 Mal verliehen.<br />
Sie stellt ein signalstarkes Symbol dar<br />
für innovative und hohe wirtschaftliche<br />
Leistungen in Verbindung mit der Fokussierung<br />
auf qualifizierte sowie nachhaltige<br />
Ausbildung und sozialem Wirken mithilfe<br />
der Wirtschaftskraft.<br />
Vor diesem Hintergrund betonten Klaus<br />
Hellmann und Jost Hellmann in ihren<br />
Dankesreden, dass die Auszeichnung
hEllmann hat<br />
dEn „oscar“<br />
besonders die Leistung ihrer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter widerspiegele.<br />
Klaus Hellmann verwies dabei auf die Firmenphilosophie<br />
von Hellmann Worldwide<br />
Logistics. Sie stelle die Menschen in den<br />
Vordergrund und biete ihnen ein attraktives<br />
und förderndes Umfeld. „Die Auszubildenden<br />
sollen ihre Talente in einem Klima<br />
gegenseitigen Vertrauens und Respekts<br />
entwickeln, denn sie beeinflussen maßgeblich<br />
den Erfolg des Unternehmens“,<br />
erklärte er.<br />
Ein Urteil, das Jost Hellmann nachdrücklich<br />
bestätigte: „Durch wirtschaftlichen Erfolg<br />
und die Optimierung unserer Leistungen<br />
wollen wir die Arbeits- und Lebensqualität<br />
stetig verbessern sowie Arbeitsplätze<br />
langfristig sichern.“ Dieses Engagement<br />
beschränke sich jedoch nicht allein auf die<br />
Mitarbeiter. Jost Hellmann: „Seit vielen Jahren<br />
schaffen und erhalten wir auch soziale<br />
und gemeinnützige Einrichtungen.“<br />
Im feierlichen Rahmen der Preisverleihung,<br />
bei der Staatssekretär a. D. Friedhelm Ost<br />
die Festansprache hielt, wurde auch Karl<br />
Engelhard, Generalbevollmächtigter bei<br />
Hellmann Worldwide Logistics, eine<br />
außerordentliche Ehre zuteil. Siegfried<br />
Auffermann, der Präsident des Wirtschaftskomitee<br />
Deutschland e. V., zeichnete ihn persönlich<br />
für seine hervorragenden überregionalen<br />
und internationalen Verdienste im<br />
Sinne der unternehmerischen Sozialpartnerschaft<br />
mit dem Titel Senator h. c. aus.<br />
Darüber hinaus wurde Engelhard in den<br />
Bundessenat Wirtschaft und Technologie –<br />
European Senate to promote Economy and<br />
Culture in European Countries des Wirtschaftskomitees<br />
Deutschland e. V. (WBA)<br />
Europäischer Bundesverband berufen.<br />
Im Anschluss erklärte Karl Engelhard:<br />
„Diese Berufung ist für mich eine große<br />
Ehre. Wir von Hellmann haben es uns zur<br />
Aufgabe gemacht, nicht nur wirtschaftlich<br />
zielgerichtet zu handeln, sondern auch<br />
unserer Verantwortung gegenüber den<br />
Mitarbeitern gerecht werden, um unseren<br />
Kunden weltweit und nachhaltig erfolgversprechende<br />
Lösungen bieten zu können.“<br />
Hellmann Worldwide Logistics ist auf<br />
europäischer Ebene der 35. Preisträger<br />
seit Beginn der Verleihung des „Goldju-<br />
WiRtSChaFt Hellmann Worldwide Logistics 67 foyer<br />
piters®“. Die goldene Statuette soll das<br />
Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit<br />
darauf lenken, dass mittelständische Unternehmen<br />
eine staatspolitische Bedeutung<br />
als Triebfeder für den Wohlstand in<br />
der Bundesrepublik Deutschland haben.<br />
Die stets öffentliche Verleihung erfolgt nur<br />
„vor Ort“, also in den Städten und Gemeinden,<br />
in denen die verdienten Preisträger<br />
ihren Unternehmenssitz haben.<br />
Das Unternehmen Hellmann Worldwide<br />
Logistics war 1871 in Osnabrück von Carl<br />
Heinrich Hellmann gegründet worden.<br />
Der Logistiker begann mit einem Pferdefuhrwerk<br />
und entwickelte den Betrieb,<br />
der heute in der vierten Generation durch<br />
seine Urenkel Jost und Klaus Hellmann<br />
geführt wird, zielstrebig weiter. Mittlerweile<br />
beschäftigt Hellmann weltweit rund<br />
10.000 Mitarbeiter. Das Netzwerk des<br />
Unternehmens bilden 443 Büros in 157<br />
Ländern. Eine der 221 Niederlassungen<br />
in 54 Ländern befindet sich in Bremen.<br />
Hellmann wickelt pro Jahr 15 Millionen<br />
Sendungen ab, das sind etwa 60.400 am<br />
Tag. Der jährliche Nettoumsatz des Unternehmens<br />
lag 2011 bei 2,58 Mrd. Euro.
foyer 68 WiRtSChaFt Unternehmensnachfolge<br />
dEr wEg Zum<br />
üBErgang<br />
Klaus Ahlers, Konrad Pollmann,<br />
Rolf Mählmann (Hansa Beratung)<br />
Die Roland-Mühle gehört dazu. Und<br />
der Raumfahrt-Spezialist OHB. Oder<br />
die Vitakraft-Werke. Sie und viele<br />
andere Bremer Unternehmen werden von<br />
Familien geführt, mitunter schon seit<br />
Generationen. Sie befinden sich in bester<br />
Gesellschaft: 90 Prozent aller deutschen<br />
Unternehmen werden laut Angaben des<br />
Verbandes „Die Familienunternehmer“<br />
von Familien geleitet.<br />
Eine stattliche Säule unserer Wirtschaft<br />
also, die gleichwohl von Erosion bedroht<br />
ist. Denn der Wechsel von Vater oder<br />
Mutter auf Kinder und Enkelkinder klappt<br />
nicht immer reibungslos: In 67 Prozent<br />
der Familienunternehmen gelingt der<br />
Übergang vom Firmengründer auf die<br />
Nachkommen, in jedem dritten wird der<br />
Staffelstab an die dritte Generation weitergereicht.<br />
Doch nur in 16 Prozent aller<br />
Familienunternehmen übernimmt auch<br />
noch die vierte Generation Verantwortung.<br />
Die Gründe dafür sind vielschichtig.<br />
Manchmal verspüren die Kinder wenig<br />
Lust, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu<br />
treten und sich ebenso wie sie mit Herzblut<br />
und bis an die Grenzen der Belastbarkeit<br />
für die Firma zu engagieren. Oder sie orientieren<br />
sich mangels Interesse beruflich<br />
in eine ganz andere Richtung. Doch nicht<br />
wenige potentielle Nachfolger kapitulieren<br />
angesichts der Standhaftigkeit, mit der<br />
so mancher Patriach seinen Chefsessel<br />
verteidigt und es vehement ablehnt, sein<br />
Lebenswerk in andere Hände zu legen.<br />
„Die Senioren lassen nicht los“, urteilt die<br />
Marco Fuchs (OHB System AG), Jens Lütjen (Robert<br />
C. Spies), Janina Marahrens-Hashagen (Marahrens<br />
Group), Norbert Schmelzle (Kaefer), Britta Harren<br />
(Harren & Partner), Günther Hörbst (Moderator)<br />
Deutsche Unternehmerbörse (DUB) vor<br />
dem Hintergrund einer Emnid-Studie und<br />
sieht darin ein gravierendes Problem für<br />
die deutsche Wirtschaft. Denn bis 2014 stehen<br />
nach einer Einschätzung des Instituts<br />
für Mittelstandsforschung über 100.000<br />
Familienunternehmen mit etwa 1,4 Millionen<br />
Arbeitsplätzen vor der Entscheidung<br />
über die Nachfolge. Besonders alarmierend:<br />
Fast jeder fünfte Unternehmer über<br />
50 Jahre hat sich noch gar nicht mit diesem<br />
Thema auseinandergesetzt.<br />
DUB-Geschäftsführer Michael Grote<br />
nimmt daher kein Blatt vor den Mund: „Wir<br />
registrieren, dass Unternehmen im Mittelstand<br />
grob fahrlässig mit der Nachfolgefrage<br />
umgehen. Viele Unternehmer arbeiten,<br />
bis sie krankheitsbedingt aufgeben müssen,<br />
oder sogar bis zum Tod – ohne entsprechende<br />
Nachfolgeregelungen getroffen<br />
zu haben. Das heißt, nicht nur die Existenz<br />
zahlreicher Betriebe ist in Gefahr, sondern<br />
auch hunderttausende Arbeitsplätze!“<br />
Vor diesem Hintergrund hält es Rolf Mählmann<br />
für „eine der großen unternehmerischen<br />
Leistungen eines Unternehmers, seine<br />
eigene Nachfolge zeitgerecht und sinnvoll<br />
zu regeln.“ Der Geschäftsführer der Bremer<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Hansaberatung“<br />
referierte im Rahmen einer gemeinsam<br />
mit Frank-Torsten Thomas und Ulrich<br />
Sprenger – dem für die Nordregion zuständigen<br />
Leiter von HSBC Trinkaus – über das<br />
Thema Unternehmens- und Vermögensübergabe<br />
vor über 150 Besuchern. Seine<br />
Empfehlung: Frühzeitig im Familienkreis<br />
Unternehmensnachfolge: Hansaberatung<br />
und die Bank HSBC Trinkaus empfehlen<br />
rechtzeitige Planung<br />
Gabriele und Georg Strangemann (Lestra),<br />
Ulrich Spenger (HSBC Trinkaus)<br />
darüber sprechen, ein Übernahmemodell<br />
entwickeln und den Übergang schrittweise,<br />
aber konsequent vollziehen.<br />
Dabei gebe es keine Patentrezepte, jede<br />
Nachfolgeregelung berge eigene Konfliktpotentiale.<br />
Und der Entwicklungsprozess könne<br />
durchaus schmerzhaft ausfallen, denn<br />
niemand beschäftige sich gern mit seinem<br />
Ableben. Gleichwohl sei es keine Alternative,<br />
das Thema auf die lange Bank schieben,<br />
denn die Zeitspanne von den ersten Gesprächen<br />
bis zur Umsetzung betrage erfahrungsgemäß<br />
zwei bis drei Jahre. Rolf Mählmann<br />
rät deshalb, rasch zu handeln: „Wer zu lange<br />
zögert, gerät irgendwann unter Druck,<br />
macht Fehler und ist im schlimmsten Fall<br />
vielleicht gar nicht mehr in der Lage, seine<br />
Vorstellungen umzusetzen.“<br />
Frau Dr. Natusch, Leiterin Portfolio Strategie<br />
bei HSBC Trinkaus, hob hervor, dass es<br />
besonders wichtig sei, nach Festlegung der<br />
rechtlichen Struktur auch den Anlagerahmen<br />
– eingebettet in die Gesamtsituation<br />
– professionell zu gestalten.<br />
Dies umfasse sowohl das Anlageziel als<br />
auch die dazugehörigen Instrumente. Die<br />
sorgfältige Festlegung der Anlagerichtlinien<br />
und – darauf aufbauend – die professionelle<br />
Managerauswahl seien unabdingbar,<br />
um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.hansaberatung.de<br />
www.hsbctrinkaus.de
Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter<br />
Einfach ExZEllEnt<br />
Die Universität Bremen hat mit Bernd<br />
Scholz-Reiter einen neuen Rektor und<br />
einen neuen Status: Mit der Aufnahme<br />
in den er<strong>lesen</strong>en, nur elf Hochschulen<br />
umfassenden Kreis der deutschen Exzellenz-Universitäten<br />
ist der erst 1971 gegründeten<br />
Einrichtung der Sprung an die Spitze<br />
der deutschen Universitätslandschaft<br />
gelungen. Damit verbunden sind nicht nur<br />
internationale Reputation, sondern auch<br />
Forschungsgelder in Höhe von 86 Millionen<br />
Euro, die mit dieser Auszeichnung verbunden<br />
sind und ab November für die kommenden<br />
fünf Jahre fließen werden.<br />
Als die Wahl Mitte Juni bekannt gegeben<br />
wurde, war die Freude auf dem Bremer<br />
Campus groß. Ein weiter, mit viel Ausdauer<br />
und Engagement bewältigter Weg hat<br />
schließlich zum Ziel geführt. Die Bremer<br />
Uni ist an die absolute Spitze im nationalen<br />
Wissenschaftsbetrieb geklettert, spielt nun<br />
in einer Liga mit München oder Heidelberg.<br />
„Ambitioniert und agil“ ist der Titel des<br />
prämierten Zukunftskonzeptes, in dessen<br />
Projekte allein rund 45 Millionen Euro fließen<br />
werden. Die Uni hat sich in den Jahren<br />
vorab bereits ein Profil um sechs Wissenschaftsschwerpunkte<br />
geschaffen. Dies<br />
sind Kernthemen von hoher gesellschaftlicher<br />
wie auch wirtschaftlicher Relevanz,<br />
zu denen interdisziplinär wie auch insti-<br />
tutionsübergreifend geforscht wird. Dazu<br />
gehören Epidemiologie und Gesundheitswissenschaften,<br />
Informations-, Kognitions-<br />
und Kommunikationswissenschaften,<br />
Logistik, Materialwissenschaften<br />
und deren Technologien, Meeres-, Polar-<br />
und Klimaforschung sowie die Sozialwissenschaften<br />
mit dem Fokus auf dem sozialen<br />
Wandel, der Sozialpolitik und dem<br />
Staat. Daneben finden das Exzellenzcluster<br />
„MARUM“ sowie die Graduiertenschule<br />
„BIGSSS“ spezielle Förderung.<br />
Mit den finanziellen Mitteln sollen junge,<br />
ambitionierte Wissenschaftler für Bremen<br />
gewonnen werden, speziell auch Frauen.<br />
Zudem werden neue Brückenprofessuren<br />
geschaffen, mit denen die Zusammenarbeit<br />
mit externen Partnern wie dem Alfred-<br />
Wegener-Institut, dem Max-Planck-Institut,<br />
dem Deutschen Forschungszentrum<br />
für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder dem<br />
Fraunhofer-IFAM weiter intensiviert wird.<br />
Außerdem sollen hervorragende Kleingruppen<br />
und Einzelpersonen gezielte Förderung<br />
erfahren, ebenso Forschungsgruppen<br />
in den Geisteswissenschaften. Die Uni<br />
sei für innovative Fragestellungen offen,<br />
betont der Leiter der Pressestelle der Universität,<br />
Eberhard Scholz.<br />
Die Forschungsgelder dürfen allerdings<br />
nicht in die Lehre fließen. Ein Aspekt, der<br />
WiSSEnSChaFt Universität Bremen 69 foyer<br />
Uni Bremen schaffte den Sprung in<br />
den er<strong>lesen</strong>en Kreis der deutschen<br />
Exzellenz-Universitäten<br />
Text: Meike Rotermund<br />
Kritik hervorruft. Doch indirekt profitierten<br />
auch die Studierenden, denn eine starke<br />
Forschung sei die Voraussetzung für<br />
eine starke Lehre, betonte noch der scheidende<br />
Rektor Prof. Dr. Wilfried Müller, der<br />
den „Ritterschlag“ der Uni als krönenden<br />
Abschluss seiner Amtszeit empfunden haben<br />
dürfte.<br />
Für das Land Bremen, das 25 Prozent der<br />
Fördersumme beisteuern muss, bringt die<br />
Auszeichnung einen gewaltigen Imagegewinn.<br />
Nicht nur, dass das Interesse von besonders<br />
Masterstudierenden für die Uni<br />
bereits angestiegen ist. Auch in der Berichterstattung<br />
in überregionalen Medien wird<br />
Bremen seitdem bereits verstärkt wahrgenommen.<br />
„Durch diesen Titel ist es unstrittig,<br />
dass die Bremer Uni eine sehr gute Uni<br />
ist“, hebt der Geschäftsführer der Bremer<br />
Wirtschaftsförderung (WfB), Dr. Klaus Sondergeld,<br />
hervor und freut sich für die Hansestadt:<br />
„Es ist ein unglaubliches Imagepfund,<br />
das die Uni uns beschert. Damit wollen wir<br />
versuchen, gemeinsam zu wuchern.“<br />
So mag man gespannt darauf sein, welche<br />
positiven Impulse sich in Zukunft auch für<br />
die Wirtschaft an der Weser aus diesem<br />
kreativen Potenzial entwickeln mögen.
foyer 70 KUltURKalEnDER<br />
Kultur<br />
tErminE<br />
forum<br />
PREMiEREnDatEn<br />
15. September bis 15. November 2012<br />
...................................................<br />
Bremen<br />
14. 9. (T) Gintersdorfer/Klaßen: Sorbonne Noire. Kleines Haus<br />
15. 9. (S) Theo Fransz: Sophie schläft (UA). Moks<br />
16. 9. (M) Oliver Knussen: Wo die wilden Kerle wohnen.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
20. 9. (T) Samir Akika/Unusual Symptoms: Me&MyMum.<br />
Kleines Haus<br />
21. 9. (S) Faust/Schädler: Für immer, Medea. Brauhauskeller<br />
22. 9. (T) Samir Akika/Unusual Symptoms: Extended Teenage<br />
Era. Kleines Haus<br />
29. 9. (S) Dea Loher: Das Leben auf der Praça Roosevelt.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
30. 9. (S) Thomas Melle: Sickster (UA). Kleines Haus<br />
7. 10. (M) Weill/Brecht: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
11. 10. (S) William Shakespeare: Hamlet. Kleines Haus<br />
17. 10. (T) Gintersdorfer/Klaßen: Der internationale<br />
Strafgerichtshof. Kleines Haus<br />
Abkürzungen:<br />
P = Premiere<br />
WA = Wiederaufnahme<br />
UA = Uraufführung<br />
z.l.M. = zum letzten Mal<br />
w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben<br />
Alle Termine ohne Gewähr!<br />
Terminschluss: 1. September<br />
BREMEn<br />
......................................<br />
Theater Bremen<br />
Tel. 04 21 - 36 53 - 3 33<br />
(Abkürzungen:<br />
Theater am Goetheplatz<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)<br />
Wo die wilden Kerle wohnen Sept. 15. (16<br />
h/Voraufführung), 16. (16 h/P), 23. (18 h);<br />
Okt. 14. (11+17 h); Nov. 3. (16 h)<br />
Das Leben auf der Praca Roosevelt Sept.<br />
27. (Voraufführung), 29. (P); Okt. 13.<br />
Gastspiel Mütter (Moeders) Sept. 28., 30.<br />
Konzert Dillon und Special Guest Okt. 3.<br />
(20 h)<br />
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny<br />
Okt. 7. (18 h/P), 9., 20.; Nov. 4. (18 h)<br />
Die Banditen Okt. 21. (18 h/P), 28. (15.30<br />
h), 29.; Nov. 2., 9.<br />
Sacré sacre du Printemps Okt. 26., 27.<br />
21. 10. (M) Jacques Offenbach: Die Banditen.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
26. 10. (T) Laurent Chétouane: Sacré Sacre du Printemps.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
9. 11. (S) David Greig: Monster. Kleines Haus<br />
10. 11. (M) Leoš Janácek: Die Sache Makropulos.<br />
Theater am Goetheplatz<br />
...................................................<br />
Bremerhaven<br />
15. 9. (M) Arrigo Boito: Mefistofele. Großes Haus<br />
22. 9. (S) Lucy Prebble: Enron. Großes Haus<br />
23. 9. (M) Peter Maxwell Davies: Der Leuchtturm.<br />
Deutsches Schiffahrtsmuseum<br />
29. 9. (S) Dirk Laucke: Cargonauten (UA). Kleines Haus<br />
6. 10. (T) Tschaikowsky/Vanaev: Schwanensee. Großes Haus<br />
27. 10. (M) Webber/Rice: Jesus Christ Superstar. Großes Haus<br />
3. 11. (S) Henrik Ibsen: Ein Volksfeind. Großes Haus<br />
...................................................<br />
Oldenburg<br />
13. 9. (S) Moira Buffini: Willkommen in Theben. Großes Haus<br />
14. 9. (S) Marc Becker: Männer mit Krone (UA). Kleines Haus<br />
15. 9. (S) Wolfgang Herrndorf: Tschick. Exerzierhalle<br />
11. 10. (M) Richard Strauss: Salome. Großes Haus<br />
12. 10. (S) Mass & Fieber: Fall Out Girl (UA). Exerzierhalle<br />
21. 10. (S) Otfried Preußler: Krabat. Kleines Haus<br />
9. 11. (M) Carl Orff: Carmina Burana. Großes Haus<br />
10. 11. (S) Dufek/Kruckemeyer: Sturmkind (UA). Kleines Haus<br />
M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)<br />
Alle Termine ohne Gewähr!<br />
Statt Theater Dance Okt. 27. (23 h)<br />
Die Sache Makropulos Nov. 10. (P), 15.<br />
Gastspiel Opa warrt verköfft Nov. 11. (18 h)<br />
Kleines Haus<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Gastspiel Insistieren, ich Sept. 15. (19 h)<br />
Gastspiel Jede Minute mit einem Illegalen<br />
ist besser als wählen Sept. 15. (20 h)<br />
Gastspiel Warum Gott Afrika verlassen<br />
hat Sept. 15. (22 h)<br />
Gastspiel Dedicasse New Black Sept. 15.<br />
(22.30 h)<br />
Gastspiel Othello c’est qui Sept. 16.<br />
Me & MyMum Sept. 20. (P), 23. (16 h), 29.;<br />
Okt. 7. (18.30 h)
Extended Teenage Era Sept. 22. (P), 23.<br />
(21 h); Okt. 21. (18.30 h), 27. (22 h)<br />
Sickster (UA) Sept. 30.; Okt. 3. (18.30 h), 6.,<br />
12., 19., 28. (18.30 h)<br />
Hamlet Okt. 11. (P), 13., 20., 24., 31.<br />
Gastspiel 7 % Hamlet Okt. 14.<br />
Der internationale Strafgerichtshof Okt.<br />
17. (P), 18., 26. (22 h)<br />
Gastspiel Betrügen Okt. 25.<br />
Konzert Christian Naujoks Okt. 25. (22 h)<br />
Monster Nov. 7. (P)<br />
......................................<br />
Moks<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Sophie schläft (UA) Sept. 15. (16 h/P),<br />
17.+18.+20.+21.+25.+26.+27.+28. (10.30 h),<br />
22.+23. (16 h)<br />
Genial Sept. 27. (18 h); Okt. 18. (18 h)<br />
Weiße Magie (WA) Okt. 4., 5. (10.30 h), 7.<br />
Geheim (WA) Okt. 10.+11.+12.+15.+16.+17.+<br />
18. (10.30 h), 14. (16 h)<br />
Struwwelpeter (WA) Nov. 13. (10.30 h)<br />
......................................<br />
Brauhauskeller<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 19 h)<br />
Für immer, Medea Sept. 21. (P), 22., 25.,<br />
26., 27., 28., 29.; Nov. 9.<br />
Die Durstigen (WA) Okt. 2.+6. (20 h), 8.+9.<br />
(10.30 h)<br />
Gipfeltreffen Okt. 9.; Nov. 13.<br />
......................................<br />
Glocke<br />
Tel. 04 21 – 33 66 99<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Musikfest Bremen Maddalena ai piedi di<br />
Cristo Accademia Bizantina; Ottavio Dantone,<br />
Dirigent + Solisten. Sept. 15.<br />
Musikfest Bremen Los pájaros perdidos<br />
Gesang: Raquel Andueza, Vincenzo<br />
Capezzuto, Luciana Mancini; Ensemble<br />
L‘Arpeggiata; Christina Pluhar, Leitung<br />
und Theorbe. Sept. 18.<br />
Musikfest Bremen Murray Perahia, Klavier.<br />
Sept. 21.<br />
Musikfest Bremen Offenbach-Gala Sabine<br />
Devielhe, Sopran; Ann Hallenberg, Mezzosopran:<br />
Paul Gay, Bassbariton; Les Musiciens<br />
du Louvre-Grenoble; Marc Minkowski,<br />
Dirigent. Sept. 22.<br />
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
Steven Isserlis, Violoncello; Paavo<br />
Järvi, Dirigent. Sept. 27., 28.<br />
Wiener Klassik Klassische Philharmonie<br />
Bonn; Heribert Beissel, Leitung. Sept. 29.<br />
Glocke Backstage Sept. 29.; Okt. 27. (jew.<br />
14 h)<br />
Das Bremer Kaffeehaus-Orchester Sept.<br />
30. (15.30 h/Kleiner Saal)<br />
1. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker;<br />
Frank-Peter Zimmermann, Violine;<br />
Markus Poschner, Dirigent. Okt. 1., 2.<br />
Olli Dittrich Okt. 3.<br />
Puhdys Okt. 5.<br />
KUltURKalEnDER 71 foyer<br />
2. Philharmonisches Kammerkonzert<br />
Bläserensemble Sabine Meyer. Okt. 10.<br />
Bremer Philharmoniker Wohltätigkeitskonzert<br />
des Bürgerparkvereins. Okt. 12.<br />
Pago Balke Okt. 12. (Kleiner Saal)<br />
Bremer Philharmoniker „Ganz phil Bremen“.<br />
Okt. 13. (11 h)<br />
Glocke Spezial Madredeus Okt. 14.<br />
Glocke Ohrwurm „!Viva Portugal!“ Okt.<br />
14. (18.45 h)<br />
5nachSechs Bremer Philharmoniker; Markus<br />
Poschner, Dirigent + Solisten. Okt. 16.<br />
(18.05 h)<br />
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
Tamara Stefanovic, Klavier; Pierre-<br />
Laurent Aimar, Dirigent. Okt. 18., 19.<br />
Wise Guys Okt. 20. (21 h), 21. (18 h)<br />
2. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker;<br />
Denis Patkovic, Akkordeon;<br />
Michael Hofstetter, Dirigent. Okt. 22., 23.<br />
Chris Barber and The Big Chris Barber<br />
Band Okt. 27.<br />
musica viva Okt. 28. (15.30 +19.30 h)<br />
Herman van Veen Nov. 1., 2., 3.<br />
Glocke Familienkonzert Nov. 4. (11 h/Kleiner<br />
Saal)<br />
Glocke Vokal Joyce DiDonato Nov. 5.<br />
1. Meisterkonzert Martin Grubinger,<br />
Schlagzeug; Bournemouth Symphony Orchestra;<br />
Kirill Karabits, Dirigent. Nov. 6.<br />
Glocke JAZZnights NDR Bigband feat. Al<br />
Jarreau & Joe Sample Nov. 7.<br />
The Dubliners Nov. 8.<br />
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Das Gedächtnis der Stadt<br />
Fotografi egeschichte in Oldenburg<br />
15. September - 25. November 2012<br />
Stadtmuseum Oldenburg<br />
Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg<br />
www.stadtmuseum-oldenburg.de
foyer 72 KUltURKalEnDER<br />
EuropaChorAkademie Nov. 9.<br />
Klaus Hoffmann Nov. 9. (Kleiner Saal)<br />
Glocke Jugendkonzert Landesjugendorchester<br />
Bremen; Stefan Geiger, Dirigent.<br />
Nov. 10. (19 h)<br />
Orchester der Musikfreunde Bremen;<br />
Brahms-Chor; Benjamin Gordon, Dirigent.<br />
Nov. 11. (19 h)<br />
3. Philharmonisches Kammerkonzert<br />
Daedalus Quartet. Nov. 12. (Kleiner Saal)<br />
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen<br />
Benefizkonzert. Nov. 15.<br />
......................................<br />
bremer shakespeare company<br />
Tel. 04 21 – 50 03 33<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)<br />
Spielort Concordia<br />
Kabale und Liebe für zwei Sept. 15.; Okt. 9<br />
Ein Sommernachtstraum Sept. 18.<br />
Mundtot Sept. 21., 23.<br />
Verlorene Liebesmüh Sept. 28.; Okt. 12., 26.<br />
Viel Lärm um nichts Sept. 29.; Okt. 20.<br />
Zinke liest „Ein gutes Wort ist nie verschenkt“.<br />
Sept. 30.<br />
Ende gut, alles gut Okt. 4.<br />
Hamlet Okt. 5., 19.<br />
Mario und der Zauberer Okt. 6., 13.<br />
Macbeth Okt. 10.<br />
Der Sturm Okt. 11., 27.<br />
Ein Sommernachtstraum Okt. 18.; Nov. 3.<br />
Zinke liest „Adressat unbekannt“. Okt. 21.<br />
Warten auf Godot Okt. 31.<br />
Timon aus Athen Nov. 2..<br />
„Umgedrehte Kommode“,<br />
Stadtwerder<br />
Living ON AIR Sept. 22. (20 h)<br />
Haus des Reichs<br />
„Im Lager hat man mich zum Verbrecher<br />
gemacht“ Okt. 1., 2.<br />
......................................<br />
Musical Theater Bremen<br />
Tel.: 0421 – 3337 590<br />
Tickets: www.musicaltheater-bremen.de<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr)<br />
B.E.G.I.N Gründungstag Okt. 10. (12-19 h)<br />
René Marik Nov. 2., 3.<br />
Ballet Revolución Nov. 6. bis 11. (10. 15+20<br />
h; 11. 14+18 h)<br />
Perpetuum Jazzile Nov. 16.<br />
Nussknacker Nov. 18. (16 h)<br />
Karmen-Suite & Walpurgis Nacht Nov. 18.<br />
Dornröschen Nov. 25. (15 h)<br />
Schwanensee Nov. 25. (19 h)<br />
THE DOME 64 Nov. 30. (17.30 h)<br />
Schwanensee Dez. 13. (19.30 h)<br />
Lauras Stern Dez. 15. (14 h)<br />
The Original Cuban Circus Dez. 16. (16 h)<br />
Roncalli’s Circus meets Classic 2012: Väterchen<br />
Frost Dez. 25. bis 31.<br />
MAGIE, Träume erleben Jan. 2.<br />
Sweet Soul Music Jan. 6.<br />
Blues Brothers Jan. 8.<br />
Nussknacker Jan. 11. (19.30 h)<br />
Schwanensee Jan. 12. (19.30 h)<br />
PILOBOLUS präsentiert Shadowland 15.<br />
bis 20. Jan. (19.+20. jew. 15+20 h)<br />
Voca People Jan. 22.+23.<br />
......................................<br />
Unser Lieben Frauen Kirche<br />
Ensemble Weser-Renaissance Bremen; Leitung:<br />
Manfred Cordes<br />
Siglo de Oro Marienvesper. Nov. 8. (20 h)<br />
Venezianische Mehrchörigkeit Nov. 21. (20 h)<br />
......................................<br />
DKV-Residenz in der Contrescarpe<br />
Tel. 04 21 - 3 22 90<br />
Weltklassik am Klavier (jew. 17 h)<br />
Marina Baranova spielt Schumann Sept. 30.<br />
Monumentale Werke um Beethovens Monument<br />
Mit Marc Toth. Okt. 28.<br />
......................................<br />
Gerhard-Marcks-Haus<br />
Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00<br />
www.marcks.de<br />
Di-So 10-18 h<br />
Ina Raschke „Ich kann mich nicht erinnern,<br />
wie Natur aussieht“. Bis 4. November<br />
Mirsad Herenda Flüchtige Natur. 26. September<br />
bis 14. Oktober<br />
Gerhard Marcks „Die Natur überwinden“.<br />
26.9. bis 14.10.12<br />
Museumsarbeit live Kustoden arbeiten<br />
zwischen den Exponaten und verlegen ihren<br />
Arbeitplatz direkt in die Ausstellungsräume.<br />
26. September bis 14. Oktober (jew.<br />
Di., Mi. und Do., 10-12 h)<br />
......................................<br />
Moments<br />
Vor dem Steintor 65<br />
Tel: 0421 7 92 66 33<br />
www.club-moments.de<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20h )<br />
Local Heroes Landesfinale Bremen. Sept. 15.<br />
jazzmoments/MIB Uli Piontek Quintett<br />
Sept. 19.<br />
Mark Scheibe WESERLUST Revue. Sept. 24.<br />
Jazzmoments/MIB Ground Green Finest<br />
Urban Jazz – Funk. Sept. 26.<br />
Songs & Whispers Okt. 7.<br />
jazzmoments Ed Kröger Quartett Okt. 17.<br />
(20.30 h)<br />
The Byrd-Variations Stephan Schrader &<br />
Felix Elsner. Okt. 24.<br />
RB/NWR Anthony-Joseph-Sextett Okt. 28.<br />
Mark Scheibe WESERLUST Revue. Okt. 29.<br />
jazzmoments/MIB Oli Poppe Trio Okt. 31.<br />
Songs & Whispers Nov. 4.<br />
jazzmoments/MIB Joe Dinkelbach Trio<br />
Nov. 14.<br />
Music Academy Bremen-Festival Modern<br />
Rock & Jazz School. Nov. 25.<br />
......................................<br />
KunstWerk im Viertel 2012<br />
Nov. 3./4. (11-18 h)<br />
Offene Ateliers im Viertel. Über 60 Ateliers<br />
und Werkstätten im Bremer Viertel öffnen<br />
sich. Treffpunkt: Info-Stand „Ziegenmarkt“<br />
(Vor dem Steintor 74) oder „Zum<br />
Lustigen Schuster“ (Ostertorsteinweg 67).<br />
Dort gibt es den Viertelstadtplan und gekennzeichnete<br />
Routen zu den Ateliers.<br />
......................................<br />
swb-Kundencenter<br />
Sögestraße/Am Wall<br />
(im Fachberatungsbereich Telekommunikation<br />
im Erdgeschoss)<br />
Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt)<br />
Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz)<br />
Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino)<br />
LeseArt (jew. 19 h)<br />
Sept. 20.: Prof. Dr. Hans-Wolf Jäger liest<br />
aus „Alte Meister“ von Thomas Bernhard<br />
Okt. 18.: Dr. Kerstin Decker liest aus ihrem<br />
Buch „Lou Andreas-Salomé – Der bittersüße<br />
Funke Ich“<br />
Nov. 15.: Dr. Michael Tillmann liest aus<br />
Gerhart Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“<br />
hörkino (jew. 20 h):<br />
Okt. 3.: „Mein Vater und das liebe Vieh –<br />
Milchbauern zwischen Tradition und Globalisierung“<br />
von Julia Schäfer<br />
Nov. 7.: „Verteidigung des Zölibats – Fragmente<br />
zu den Missbrauchfällen in der katholischen<br />
Kirche“ von Michael Lissek<br />
......................................<br />
Mensch, Puppe!<br />
Das Bremer Figurentheater<br />
Tel. 04 21 – 794 783 18<br />
www.menschpuppe.de<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Träume, die auf Reisen führen Sept. 22.<br />
Die Bremer Stadtmusikanten Okt. 5.<br />
Der Alchimist Okt. 6.
Irrungen – Ein Schauspiel Okt. 12.; Nov. 10.<br />
Der kleine Prinz Okt. 20.<br />
Geburtstagsfestival 1 Jahr Mensch, Puppe!:<br />
Anna Karenina Nov. 1.<br />
Ein Sommernachtstraum Nov. 2.<br />
Zwischenfälle Nov. 3.<br />
Sonntagssoirée (jew. 18.30 h): Musen-<br />
TriDusen (Sept. 23.), anuraag (Okt. 7.),<br />
Schieflage (Okt. 14.), Rampenfieber (Okt.<br />
21.), Tourjours la Piaf (Nov. 11.)<br />
......................................<br />
Kulturkirche St. Stephani<br />
www.kulturkirche-bremen.de<br />
Herzkeime Ein Abend zwischen den<br />
Welten zweier Frauen. 20. Sept. (19.30 h)<br />
Theaterpredigt „Theater trifft Kirche –<br />
Kirche trifft Theater.“ Mit Intendant Michael<br />
Börgerding. 23. Sept. (18 h)<br />
Konzert Felix Mendelssohn-Bartholdy:<br />
Paulus. 30. Sept. (20 h)<br />
Istanbul Kulturgeschichtlicher Bildervortrag.<br />
2. Okt. (19.30 h)<br />
Autorenlesung Zülfü Livaneli – Serenad.<br />
3. Okt. (20 h)<br />
Maria Farantouri & Zülfü Livaneli „live<br />
in concert.“ 6./7. Okt. (jew. 20 h)<br />
Theaterpredigt zum Schauspiel „Das Leben<br />
auf der Praça Roosevelt“ von Dea Loher.<br />
14. Okt. (18 h)<br />
Filmgottesdienst zur Filmreihe „Nebenwirkungen<br />
– Krankheit im Leben.“ 21.<br />
Okt. (18 h)<br />
Lesung Ralph Giordano „Von der Leistung,<br />
kein Zyniker geworden zu sein.“ 2. Nov. (19 h)<br />
„Von deinem Gott war die Rede“ Lyrik und<br />
Briefe. 3. Nov. (19 h)<br />
Theaterpredigt zum Schauspiel „Sickster“<br />
von Thomas Melle. 4. Nov. (18 h)<br />
Manessierprojekt Fensterbilder Eine experimentelle<br />
Hommage an Alfred Manessier.<br />
Vernissage 7. Nov. (19 h), Ausstellung<br />
bis 31. Jan. 2013<br />
15. Bremer Klezmernacht Jubiläumskonzert:<br />
Die Bremer Formation „Klezgoyim“<br />
lädt ein. 9. Nov. (20 h)<br />
Die Würde des Menschen ist unantastbar<br />
Benefizkonzert für „Refugio“. 11. Nov.<br />
(19.30 h)<br />
„Syriens Kinder“ Porträtkonzert des syrischen<br />
Komponisten Rami Chahin. 15.<br />
Nov. (20 h)<br />
......................................<br />
Café K<br />
Rotes Kreuz Krankenhaus<br />
Tel. 04 21 – 55 99-0<br />
Tägl. 7.15-19.30 h<br />
Welten bauen – In Konstruktionen leben.<br />
Plastiken von Rainer Weber und Malereien<br />
von Martin Koroscha. 23. September 2012<br />
bis 20. Januar 2013.<br />
......................................<br />
Overbeck-Museum<br />
Tel. 04 21 – 66 36 65<br />
KUltURKalEnDER 73 foyer<br />
Tägl. 11-18 h außer Mo<br />
„Ich wollte, ich könnte meine sehenden<br />
Augen vererben“ – Josef Pollak zum 100.<br />
Geburtstag. 14. Oktober 2012 bis 13. Januar<br />
2013<br />
......................................<br />
Galerie Havanna<br />
Alte Hafenstr. 20 – Mi. 15-19 h + tägl. Tel.<br />
nach Vereinbarung<br />
www.Galerie-Havanna.de<br />
Sommerausstellung Künstler der Galerie.<br />
Bis Ende September<br />
Harold Lopez | Rigoberto Mena Bilder. Oktober/November<br />
Andrés Aguiar Achi Bilder. Dezember/<br />
Januar<br />
......................................<br />
Kulturbüro Bremen Nord<br />
Tel. 0421 – 65 48 48<br />
www.kulturbuero-bremen-nord.de<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Kito<br />
MIB Jazzfestival Sep 22.<br />
Tina Teubner Sep 29.<br />
Songs and Whispers Okt 2.<br />
Crémant & Chardonnay Okt 5.<br />
John Doyle Okt. 12.<br />
Abi Wallenstein & Blues Culture Okt. 13.<br />
Podium Gitarre Okt. 14. (11 h)<br />
Martin Großmann Okt. 19.<br />
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Kultur Forum<br />
(ps) Die Inszenierung der Händel-Oper<br />
„Saul“ von Lydia Steier am Oldenburgischen<br />
Staatstheater ist für den deutschen<br />
Theaterpreis „Der Faust“ nominiert worden,<br />
der am 10. November in Erfurt vergeben<br />
wird. Das Stück steht ab 20. Oktober<br />
wieder auf dem Spielplan.<br />
Der Schauspieler Thomas Sarbacher liest<br />
am 22. September (19.30 Uhr) im Worpsweder<br />
Rathaus aus Tagebüchern und Schriften<br />
von Heinrich Vogeler. Die Veranstaltung<br />
findet im Rahmen des Literaturfestes<br />
Niedersachsen der VGH-Stiftung statt.<br />
„Zwanzig12“ heißt eine Ausstellungsreihe,<br />
die das Künstlerhaus Bremen gegenwärtig<br />
aus Anlass seines 20-jährigen Bestehens an<br />
verschiedenen Orten veranstaltet. Nähere<br />
Infos unter www.kuenstlerhausbremen.de<br />
Janis E. Müller, Meisterschüler an der<br />
Hochschule für Künste Bremen, hat den mit<br />
15.000 Euro dotierten Karin Hollweg-Preis<br />
2012 erhalten. Einige seiner Arbeiten sind<br />
bis 7. Oktober in der Gemeinschaftsausstellung<br />
„Out Now“ in der Weserburg zu sehen.<br />
Zeichnungen und Gemälde von Henning<br />
A. Christiansen werden bis zum 21.<br />
Oktober im „Alten Fundamt“ im Bremer<br />
Steintor ausgestellt.<br />
Fotos von Anton Corbijn unter dem Titel<br />
„Private Passion“ zeigt die Städtische Galerie<br />
Delmenhorst noch bis zum 28. Oktober.<br />
Die Kunsthalle Bremen stellt auf Einladung<br />
des Förderkreises für Gegenwartskunst<br />
im Kunstverein Bremen bis zum 25.<br />
November aktuelle Arbeiten des Bildhauers<br />
Wolfgang Wagner-Kutschker aus.<br />
Bereits zum 43. Mal wird der mit 30.000<br />
Euro dotierte Kunstpreis der Böttcherstraße<br />
verliehen, einer der bedeutendsten<br />
Preise für junge Kunst in Deutschland. Die<br />
Werke der zehn vorgeschlagenen Künstler<br />
werden vom 16. September bis 16. Dezember<br />
in der Kunsthalle Bremen ausgestellt.<br />
Mit einem Festival endet das im Frühjahr<br />
in Bremen angelaufene Kulturprojekt<br />
„zuhause.anderswo“. Vom 20. bis 30. September<br />
sind mehrere Veranstaltungen an<br />
verschiedenen Orten geplant. Mehr unter<br />
www.zuhauseanderswo.com<br />
Der Rezitator und Schauspieler Lutz Görner<br />
tritt vom 19. bis 23. September mit mehreren<br />
Programmen in der Kunsthalle Bremen auf.<br />
Für den Bremer Jazzpreis, der am 28.<br />
September erstmals verliehen wird, sind 15<br />
Bands nominiert worden. Sie geben am Tag<br />
der Preisverleihung ein Konzert im „Fritz“.<br />
Am 30. September läuft im Ostfriesischen<br />
Landesmuseum Emden der zweite Teil der<br />
Sonderausstellung „Phantasie an die Macht“<br />
an. Zu sehen sind politische Plakate u.a. von<br />
Robert Rauschenberg, Joan Miró und Pablo<br />
Picasso. Ab dem 7. Oktober wird gemeinsam<br />
mit der Johannes a Lasco Bibliothek<br />
Emden eine kulturhistorische Ausstellung<br />
über den Reformator Menso Alting im Zeitraum<br />
von 1550 bis 1650 gezeigt. Mehr Infos<br />
und Termine im Kulturkalender.<br />
Die Galeristin und langjährige Sprecherin<br />
des Bremer Kulturrats, Brigitte Seinsoth,<br />
ist am 8. August in Bremen gestorben.<br />
Die jeweils von Hanjo Kesting moderierte<br />
Reihe über „Grundschriften der europäischen<br />
Literatur“ in der Stadtbibliothek Bremen<br />
wird mit drei Lesungen fortgesetzt.<br />
Die Termine: 17. Oktober, 14. November<br />
und 12. Dezember, jeweils 19 Uhr.<br />
Der Pianist Stanislav Boianov tritt am 28.<br />
Oktober (15.30 und 19.30 Uhr) in der Bremer<br />
Glocke im Rahmen der Konzertreihe<br />
von musica viva auf.<br />
60 kreativ Schaffende, die sich unter dem<br />
Namen KunstWerk im Viertel zusammengetan<br />
haben, öffnen am 3. und 4. November<br />
ihre Ateliers. Ratschläge für mögliche Rundgänge<br />
gibt es an zwei Infoständen unweit<br />
des Goetheplatzes sowie am „Ziegenmarkt“.<br />
214.500 Besucher verzeichnet die Staatsoper<br />
Hannover für die Spielzeit 2011/12.<br />
Damit lag die Platzauslastung bei 82 %.
Aldona Okt. 21.<br />
Robbi Pawlik Okt. 27.<br />
Songs and Whispers Okt. 30.<br />
Mo Blow & Oliber Poppe Trio Nov. 2.<br />
Annlaug Borsheim & Rannveig Djonne<br />
Nov. 6.<br />
Werner Schneyder Nov. 10.<br />
Podium Gitarre Nov. 11. (11 h)<br />
Kulturbahnhof<br />
Henning Venske & Kai Magnus Sting Okt. 2.<br />
Ensemble Noisten Okt. 6.<br />
Reiner Kröhnert Okt. 26.<br />
Matthias Deutschmann Nov. 1.<br />
Sekt and the City Nov. 9.<br />
Jochen Busse Nov. 13.<br />
Jango Edwards Nov. 15.<br />
......................................<br />
HAVEN HÖÖVT Vegesack<br />
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Wind, Wasser und Mee(h)r Arbeiten von<br />
Bärbel Kock mit regelmäßig wechselnden<br />
Künstlern. 9.30 – 20 h<br />
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50 internationale Künstler aktuelle Kunst<br />
der Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Grafik,<br />
Objekte und Medien-Kunst. Für das beste<br />
Kunstwerk wird ein Publikumspreis vergeben.<br />
Der Eintritt ist frei. Nov. 25. (11 – 17 h)<br />
VERDEn<br />
......................................<br />
CasarettoArt<br />
Brückstr. 4-6, Tel. 0 42 31 – 21 44<br />
www.casaretto-art.de<br />
Werner Heinze Landschaftsmalerei. Bis<br />
13. Oktober<br />
Deutsche Klassische Moderne 10. November<br />
2012 bis 12. Januar 2013<br />
haGEn<br />
......................................<br />
Kultur- und Heimatverein<br />
Burg zu Hagen<br />
Tel. 0 47 46 - 60 43, www.burg-zu-hagen.de<br />
Veranstaltungen<br />
Klavierabend „Jubiläumskonzert“ mit<br />
Wolfgang Leibnitz. Sept. 30. (19h)<br />
Burg in Concert HAGEN ALLSTARS Okt.<br />
13. (20h)<br />
Ausstellungen<br />
Deutschlandbilder Das vereinigte<br />
Deutschland in der Karikatur des Auslands.<br />
Bis 3. Oktober<br />
Zarte Seelen in hartem Stein Skulpturen<br />
aus Simbabwe. 7. Oktober bis 14. November<br />
BREMERVÖRDE<br />
Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 987-142<br />
......................................<br />
Haus am See<br />
Angels Blue Autorenlesung mit Musik.<br />
Nov. 9. (20 h)<br />
BEVERStEDt<br />
......................................<br />
Freie Künstlervereinigung<br />
DIE ARCHE e.V.<br />
40. Jahresausstellung in Beverstedt,<br />
Schulstr. 500 aktuelle Werke von 50 Künstlern<br />
. Eröffnung: So., 21. Oktober, 11 h. Bis<br />
28. Oktober<br />
www.kuenstlerarche.de<br />
DElMEnhORSt<br />
......................................<br />
Nordwestdeutsches Museum<br />
für IndustrieKultur<br />
Tel.: 0 42 21 – 29 85 8-20<br />
Di-Fr + So 10-17 h, Mo + Sa geschlossen<br />
Messe „handmade“ Die Ausstellung für<br />
kreatives Gestalten. 6./7. Oktober<br />
WortReich Schriftfragmente in textilen<br />
Bildern. Werkschau von Juliette Eckel. 6.<br />
Oktober bis 18. November<br />
BRUChhaUSEn-VilSEn<br />
......................................<br />
Forum des Schulzentrums<br />
Bruchhausen-Vilsen<br />
Auf der Loge 5<br />
www.sinfonietta-aller-weser.de<br />
Sinfonietta Aller-Weser Serenadenkonzert<br />
mit Werken von Smetana, Sibelius und Victor<br />
Ullmann (Klavierkonzert). Okt. 14. (16 h)<br />
SYKE<br />
......................................<br />
Syker Vorwerk – Zentrum für<br />
zeitgenössische Kunst<br />
www.syker-vorwerk.de<br />
Mi 15-19 h, Sa 14-18 h, So 11-18 h<br />
residence Junge Kunst aus Niedersachsen.<br />
Bis 18. November<br />
KUltURKalEnDER 75 foyer<br />
O. Cardoso & H. Fröhling<br />
Augenchirurgie,<br />
Lasertherapie &<br />
Ambulante OPs<br />
Mo 8 - 12, 15 - 18<br />
Di 8 - 12, 15 - 18<br />
Mi 8 - 11, 13 - 17<br />
Do 8 - 12, 14 - 17<br />
Fr 9 - 13<br />
Im Medicum<br />
Schwachhauser Heerstr. 50<br />
28209 Bremen<br />
Telefon 0421. 347 94 75<br />
Telefax 0421. 347 94 76<br />
info@augenarztpraxis-bremen.de<br />
www.augenarztpraxis-bremen.de<br />
OPTIKER GRETEN<br />
Dobbenweg 3<br />
28203 Bremen<br />
Telefon 0421- 70 09 31<br />
GMBH
foyer 76 KUltURKalEnDER<br />
Wolfgang Leibnitz<br />
SChWaRME<br />
......................................<br />
Kulturzentrum Robberts<br />
Huus EULE e.V., Hoyaer Str. 2<br />
0 42 58 – 98 35 74, www.robberts-huus.de<br />
Feuer-Farbe-Form eigenARTige Vielfalt<br />
Ausstellungseröffnung Nov. 2. (19 h), Nov.<br />
3. bis 4. (14-18 h)<br />
TierTorTour Kabarett mit Pago Balke. Nov.<br />
10. (19 h)<br />
OlDEnBURG<br />
......................................<br />
Oldenburgisches Staatstheater<br />
Tel. 04 41 – 22 25 111<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)<br />
Willkommen in Theben Sept. 16., 22., 26.;<br />
Okt. 3., 23.<br />
Musikfest Bremen Il Ritorno d’Ulisse in<br />
Patria Sept. 19.<br />
Song of my Life Sept. 29. (WA); Okt. 6., 12.<br />
Salome Okt. 11. (P), 14., 21.<br />
Saul (WA) Okt. 20.<br />
Plafona (WA) Okt. 26.<br />
2. Sinfoniekonzert Okt. 28. (11.15 h), 29.<br />
Kleines Haus<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Männer mit Krone Sept. 18., 22., 27.; Okt.<br />
2., 10., 17., 26., 31.<br />
Kabale und Liebe Sept. 19., 28.; Okt. 4., 5.,<br />
7., 11., 14., 18., 20., 27.<br />
Hamlet Sept. 21. (WA), 30.; Okt. 13., 24.<br />
1. Kammerkonzert Sept. 23. (11.15 h)<br />
1. Familienkonzert Sept. 23. (16 h)<br />
Niederdeutsches Schauspiel Charleys Tante<br />
Sept. 29.<br />
Große Pianisten: Bertrand Chmayou Okt.<br />
7. (11.15 h)<br />
Niederdeutsches Schauspiel Krabat Okt.<br />
21. (P), 28.<br />
Exerzierhalle<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)<br />
Tschick Sept. 15. (P), 19. (10.30 h), 22.+26. (20<br />
h); Okt. 1.; 7. (11.30 h), 8. (11 h), 9. (10.30 h)<br />
Avanti Infantilitanti Sept. 27. (WA); Okt.<br />
2., 10., 16.<br />
Fall Out Girl (UA) Okt. 12. (P), 13., 19., 20.<br />
Gastspiel Der Internationale Strafgerichtshof<br />
Okt. 27., 28.<br />
Spielraum<br />
Verschwunden Sept. 23.+30. (16 h),<br />
25.+26.+28. (10 h), 27. (10.30 h); Okt. 9.<br />
(10.30 h)<br />
Die kleine Zoogeschichte (WA) Okt. 14., 17.<br />
Heinrich-Kunst-Haus<br />
Niederdeutsches Schauspiel Sopa-o-Mania<br />
Sept. 15. (20 h/WA), 16. (15 h)<br />
Weser-Ems-Halle<br />
1. Sinfoniekozert Sept. 16. (11.15 h), 17.<br />
(19.30 h)<br />
Offizierscasino Fliegerhorst<br />
Der Kirschgarten Okt. 6., 12., 19. (jew.<br />
19.30 h)<br />
......................................<br />
Oldenburger Kunstverein<br />
Tel. 04 41 – 27 109<br />
www.kunstverein-oldenburg.de<br />
Thomas Zipp „England attacked by the<br />
Americas“. Bis 28. Oktober<br />
Att Poomtangon „Occupy Oldenburg“. 27.<br />
Oktober bis 18. November<br />
Laurenz Berges 23. November 2012 bis 20.<br />
Januar 2013<br />
......................................<br />
Landesmuseum für Kunst<br />
und Kulturgeschichte<br />
Oldenburg, Schloss<br />
Tel. 04 41 – 2 20 73 00<br />
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de<br />
Di-So 10-18 h<br />
Elger Esser Stille Wellen. Bis 30. September<br />
Ballrausch und Farbenpracht Ida Gerhardi<br />
in Paris. 16. September bis 30. Dezember<br />
......................................<br />
Landesmuseum Natur und<br />
Mensch<br />
Tel. 04 41 – 92 44-300<br />
www.naturundmensch.de<br />
Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h<br />
Meteoriteneinschlag Außerirdische Steine<br />
im Landesmuseum. Bis 16. September<br />
Mensch, Fisch! 10. November 2012 bis 7.<br />
April 2013<br />
......................................<br />
Horst-Janssen-Museum<br />
Tel. 04 41 – 2 35 28 91<br />
www.horst-janssen-museum.de<br />
Di-So 10-18 h<br />
Paul Wunderlich Zwischen Provokation<br />
und Poesie. Frühe Lithografien. 23. September<br />
2012 bis 6. Januar 2013<br />
Horst Janssen als Angeber X Flegeleien<br />
und Verneigungen. 12. Oktober 2012 bis 6.<br />
Januar 2013<br />
......................................<br />
Stadtmuseum Oldenburg<br />
Tel. 04 41 – 2 35 28 81<br />
www.stadtmuseum-oldenburg.de<br />
Di-So 10-18 h<br />
Das Gedächtnis der Stadt Fotografiegeschichte<br />
in Oldenburg. Bis 25. November<br />
......................................<br />
Edith-Russ-Haus für<br />
Medienkunst<br />
Tel. 04 41 – 2 35 32 08<br />
www.edith-russ-haus.de<br />
Di-Fr 14-18 h, Sa + So 11-18 h<br />
Hörner/Antlfinger: Concrete Farms „Irgendwo<br />
muss das Fleisch doch herkommen“.<br />
Bis 25. November<br />
......................................<br />
Weser-Ems-Halle Oldenburg<br />
NOSTALGA Kunst & Antiquitätenmesse |<br />
Mineralien- & Edelsteinbörse. 12. bis 14.<br />
Okt. (11-18 h)<br />
BaD ZWiSChEnahn<br />
......................................<br />
Galerie Moderne<br />
Am Delft 37, Tel. 0 44 03 – 54 29<br />
www.galeriemoderne.de<br />
Puck Steinbrecher Neue Bilder, neuer Katalog.<br />
Bis 11. November<br />
RaStEDE<br />
......................................<br />
Palais Rastede<br />
Tel. 0 44 02 – 8 15 52<br />
www.palais-rastede.de<br />
Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V.<br />
Wilhelm Tegtmeier (1895-1968) „Fortuna<br />
und schwere See“. Grafik und Malerei. 30.<br />
September bis 9. Dezember<br />
EMDEn<br />
......................................<br />
Kunsthalle Emden<br />
Tel. 0 49 21 – 97 50 0<br />
www.kunsthalle-emden.de<br />
Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,<br />
Feiertage 11-17 h<br />
Künstlerkinder von Runge bis Richter, von<br />
Dix bis Picasso. 15. September 2012 bis 20.<br />
Januar 2013
Theater Bremen: Wo die wilden Kerle wohnen<br />
......................................<br />
Ostfriesisches Landesmuseum<br />
Emden<br />
Tel. 0 49 21 – 87 20 58<br />
www.landesmuseum-emden.de<br />
Di-So 10-18h<br />
Sonderausstellung Phantasie an die<br />
Macht – Politik im Künstlerplakat (Teil 2).<br />
30. September bis 9. Dezember<br />
Sonderausstellung Michael Francis Podulke<br />
– Wanderer zwischen den Welten<br />
(Malerei, Druckgraphik, Collage). 23. September<br />
bis 2. Dezember<br />
(Pelzerhäuser11+12)<br />
Sonderausstellung Menso Alting und seine<br />
Zeit – Glaubensstreit, Freiheit, Bürgerstolz<br />
(Kulturgeschichte um 1600). 7. Oktober<br />
2012 bis 31. März 2013<br />
Durchgehend Sammlungsausstellung<br />
und Emder Rüstkammer<br />
......................................<br />
Johannes a Lasco Bibliothek<br />
Tel. 0 49 21 – 91 50-0, www.jalb.de<br />
Mo-Fr von 14-17h, So. von 14-17h<br />
Sonderausstellung Menso Alting und seine<br />
Zeit – Glaubensstreit, Freiheit, Bürgerstolz<br />
7. Oktober 2012 bis 31. März 2013<br />
WilhElMShaVEn<br />
......................................<br />
Kunsthalle Wilhelmshaven<br />
Tel. 0 44 21 – 4 14 48<br />
www.kunsthalle-wilhelmshaven.de<br />
Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h. Mo. geschlossen.<br />
100 Meisterwerke – Inszenierte Malerei<br />
im Raum Von Botticelli bis Rothko. 16.<br />
September bis 18. November<br />
BREMERhaVEn<br />
......................................<br />
Stadttheater Bremerhaven<br />
Tel. 04 71 – 49 00 1<br />
Großes Haus<br />
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)<br />
Mefistofele Sept. 15. (P), 26.; Okt. 11., 13.,<br />
28.; Nov. 4.<br />
Enron Sept. 22. (P), 29.; Okt. 7., 10., 12., 21.<br />
1. Familienkonzert „Die Moldau“ Sept.<br />
30. (11 h)<br />
Schwanensee Okt. 6. (P), 20.; Nov. 10.<br />
1. Sinfoniekonzert Okt. 15. (20 h), 16.<br />
Jesus Christ Superstar Okt. 27. (P); Nov. 2.<br />
Ein Volksfeind Nov. 3. (P)<br />
2. Sinfoniekonzert Nov. 5. (20 h), 6., 7.<br />
Kleines Haus<br />
Cargonauten (UA) Sept. 28. (P); Okt. 4.,<br />
26., 27.<br />
Pferdestall<br />
Tschick Okt. 2. (P), 6., 8. (10 h), 9., 10. (10<br />
h); Nov. 5. (10 h), 6. (10 h)<br />
Nennt mich Pip (WA) Okt. 14. (15 h), 15.<br />
(10 h), 16. (10 h)<br />
Deutsches Schiffahrtsmuseum<br />
Der Leuchtturm Sep. 23. (P), 30.; Okt. 7.,<br />
9., 14., 21. (jew. 20.30 h)<br />
......................................<br />
Kunsthalle Bremerhaven<br />
Tel. 04 71 – 4 68 38<br />
www.kunstverein-bremerhaven.de<br />
Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h<br />
Ekrem Yalcindag „Impressions From The<br />
Streets“. Bis 7. Oktober<br />
Für Künste Yumi Jung, Franziska Keller, Lu<br />
Nguyen, Silke Parras, Z. Schmidt, Anna Roberta<br />
Vattes. 18. Oktober bis 4. November<br />
......................................<br />
Kirchenkreis Bremerhaven<br />
Christuskirche Bremerhaven, Schillerstraße<br />
1, Tel. 04 71 – 20 02 90<br />
Henry Purcell „King Arthur“ Bremerhavener<br />
Kammerchor; Main-Barockorchester Frankfurt;<br />
Eva Schad, Leitung. Sept. 23. (18 h)<br />
Herbstliche Orgelmusiken 2. Konzert:<br />
Dirk Böttger, Lesung; Eva Schad, Orgel.<br />
Sept. 30. (19 h). Eintritt: Euro 5,-<br />
Bremerhavener Kammerorchester Okt.<br />
7. (17 h)<br />
Benjamin Britten: „War Requiem“ Evangelische<br />
Stadtkantorei Bremerhaven;<br />
Städtisches Orchester Bremerhaven + Solisten;<br />
Eva Schad, Stephan Tetzlaff, Leitung.<br />
Nov. 18. (18 h)<br />
......................................<br />
Deutsches Auswandererhaus<br />
Tel. 04 71 - 90 220-0<br />
täglich 10-18 h, ab Nov. 10-17 h<br />
Sonderausstellung „Der Gelbe Schein.<br />
Mädchenhandel 1860 bis 1930“. Bis 28.<br />
Feb. 2013<br />
......................................<br />
Hist. Museum Bremerhaven<br />
Tel. 04 71 - 38 81 6-0<br />
www.historisches-museum-bremerhaven.de<br />
Di-So 10-18 Uhr<br />
Retrospektive Paul Kunze Ein norddeutscher<br />
Expressionist (1892-1977). Bis 4. Nov.<br />
KUltURKalEnDER 77 foyer
FOYER-tiPP<br />
für Theater-Freunde<br />
Diese Oper dürfte nicht nur Kinder in ihren<br />
Bann ziehen: „Wo die wilden Kerle<br />
wohnen“, basierend auf einem Text von<br />
Maurice Sendak und vertont von Oliver<br />
Knussen, erzählt die Geschichte vom kleinen<br />
Max, der sich auf eine Insel flüchtet,<br />
auf der alles anders ist als zu Hause.<br />
Premiere am 16. September im Bremer<br />
Theater.<br />
Findet Goethe!<br />
Heute hier, morgen dort – Johann Wolfgang<br />
von Goethe ging zeitlebens gern auf<br />
Reisen. Mal zum Vergnügen, mal im Dienste<br />
seines Herzogs. Und durchweg mittels<br />
einer Kutsche, was ihn jedoch nicht daran<br />
hinderte zu behaupten: „Nur wo du zu Fuß<br />
warst, bist du auch gewesen.“<br />
Wie auch immer, der Geheimrat kam<br />
mächtig rum. Im Goethe-Nationalmuseum<br />
in Weimar hängt eine Europakarte, die alle<br />
seine Reisen von 1765 bis 1801 verzeichnet.<br />
Schweiz, Böhmen, Frankreich und Italien<br />
bis runter nach Sizilien – der Dichterfürst<br />
als Kilometerfresser! Nur mit dem Norden<br />
hatte er es nicht so: Mal nach Berlin, gern<br />
mal in den Harz, aber andere Ziele hat er<br />
offenbar nicht angesteuert.<br />
Nun heißt es plötzlich, Goethe habe 1779<br />
das niedersächsische Exten bei Rinteln besucht<br />
und in zwei Briefen an seine Freundin<br />
Charlotte von Stein erwähnt. Mehr<br />
noch: Er habe das Dorf sogar gezeichnet,<br />
das Bild sei im Besitz des Museums der<br />
Bildenden Künste in Leipzig.<br />
Goethe in Exten – warum dann nicht auch<br />
in Bremen? Schließlich wohnte hier sein<br />
Brieffreund Dr. Nicolaus Meyer, der seinem<br />
großen Idol mit schöner Regelmäßigkeit<br />
wohlmeinende Gaben zukommen ließ.<br />
Hier ein Fässchen Heringe, da ein Korb<br />
Austern, auch Ratskeller-Wein kam stets<br />
gut bei Goethe. Könnte es deshalb nicht<br />
sein, dass der ausgewiesene Gourmet irgendwann<br />
mal einen Abstecher nach Bremen<br />
gemacht hat, um „Goethe-Meyer“,<br />
wie ihn das Bremer Lexikon würdigt, persönlich<br />
zu danken?<br />
Also Leute: Findet Goethe, sucht nach seinen<br />
Spuren! Bei allen Meyers oder anderswo.<br />
Die Feuilletons im nächsten Sommerloch<br />
wollen schließlich gefüllt werden.<br />
Peter Schulz<br />
1 15<br />
2 12<br />
4<br />
7<br />
9<br />
10<br />
3<br />
18<br />
22<br />
25<br />
20<br />
16<br />
8<br />
6<br />
5<br />
11<br />
17<br />
14<br />
23<br />
24<br />
imprEssum<br />
Herausgeberin<br />
Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1<br />
Redaktionsleitung Peter Schulz 2<br />
Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14<br />
Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23,<br />
Inge Sasse 25<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16,<br />
Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17,<br />
Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4,<br />
Wilfried Hippen 5, Dr. Sabine Komm 6,<br />
Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8,<br />
Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10,<br />
Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9,<br />
Peter Schulz 2, Markus Wilks 24,<br />
Inge Zenker-Baltes 12<br />
Verlag, Vertrieb, Redaktion und<br />
Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH,<br />
Schlachte 43, 28195 Bremen,<br />
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17<br />
E-mail info@rolandverlag.de<br />
www.rolandverlag.de<br />
Gestaltung und Satz<br />
Birgit Holtkötter 20,<br />
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Telefon 025 32 - 200 709<br />
www.bueroholtkoetter.de<br />
Basislayout Haase & Knels, Bremen<br />
Druck ASCO STURM DRUCK Bremen<br />
Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen<br />
Bremen, Bremerhaven und Oldenburg,<br />
Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros,<br />
Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb,<br />
Fach-Zeitschriftenhandel Bremen,<br />
Bremerhaven und Oldenburg<br />
Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro<br />
Jahresabonnement 15,00 Euro<br />
Auflage 10.000 Exemplare<br />
Erscheinungsweise zweimonatlich<br />
Nächste Ausgabe 15. November 2012<br />
Redaktionsschluss 15. Oktober 2012<br />
ISSN-Nr. 1618-0852<br />
Titelmotiv Joyce DiDonato<br />
Foto: Josef Fischnaller, Virgin Classics<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur<br />
mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird<br />
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eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr.<br />
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Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.