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Rückengerechtes Verhalten – ein Ratgeber <strong>für</strong> Patienten<br />

<strong>MediClin</strong> <strong>Reha</strong>-Zentrum am Hahnberg<br />

Bad Wildungen<br />

Fachklinik <strong>für</strong> Konservative Orthopädie<br />

mit Zentrum <strong>für</strong> Amputationsnachsorge<br />

Prävention l Akut l <strong>Reha</strong> l Pfl ege


02 l<br />

Inhalt<br />

Vorwort l 02<br />

Einführung l 04<br />

Ergotherapeutische Hinweise l 05<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Zu guter Letzt... l 33<br />

Literatur l 34<br />

© <strong>MediClin</strong><br />

Stand: September 2010<br />

Z/Öffentlichkeitsarbeit, Offenburg<br />

Erarbeitet <strong>und</strong> herausgegeben von der Abteilung Orthopädie<br />

des <strong>MediClin</strong> <strong>Reha</strong>-Zentrums am Hahnberg<br />

Chefarzt Dr. med. Gunther A. Schladitz<br />

Unter Mitarbeit von Anette Riechmann, Leitende Ergotherapeutin<br />

Satz <strong>und</strong> Layout: Tine Klußmann, www.TineK.net<br />

Vorwort<br />

Rückenschmerzen sind eine der häufi gsten Ursachen <strong>für</strong> Krankschreibungen,<br />

stationäre Heilverfahren <strong>und</strong> Berentungen, insbesondere<br />

in der westlichen Welt. Die Ursachen hier<strong>für</strong> sind sehr<br />

vielfältig. Erkrankungen <strong>und</strong> Veränderungen sowie Fehl- <strong>und</strong><br />

Überbelastungen der Wirbelsäule werden dabei am häufi gsten –<br />

wenn auch in überschätzender Weise – angegeben.<br />

Gleichwohl liegt in diesen Faktoren der Ansatzpunkt <strong>für</strong> die<br />

RÜCKENSCHULE.<br />

Aus Schweden (in den 70er Jahren) kam die „back school“ erst Mitte<br />

der 80er Jahre über die USA nach Deutschland. Inzwischen hat sie<br />

unter Leitung von Orthopäden im Team mit Krankengymnasten,<br />

Ergotherapeuten <strong>und</strong> Diplom-Sportlehrern weite Verbreitung<br />

gef<strong>und</strong>en.


Dr. med.<br />

Gunther A. Schladitz<br />

Chefarzt<br />

In unserer orthopädischen RÜCKENSCHULE werden neben ergotherapeutischen<br />

Hinweisen vor allem auch praktische Verhaltenstipps<br />

gegeben. Dabei wird gezeigt, wie die aktiv steuerbare Haltung<br />

unseres Achsenorgans zu Fehlbelastungen führen kann <strong>und</strong> wie<br />

sich daraus ergebende Probleme durch wirbelsäulenschonendes<br />

Verhalten vermeiden oder minimieren lassen. Bei körperlichen<br />

Ursachen können durch Gewichtsreduktion, durch eine verbesserte<br />

Rumpfhaltung im Gehen, Stehen, Sitzen <strong>und</strong> Liegen, durch<br />

optimierte Hebe- <strong>und</strong> Tragetechniken sowie durch ein geeignetes<br />

Muskeltraining mit Dehnungsübungen wesentliche Erfolge in der<br />

Linderung von Rückenschmerzen erzielt werden.<br />

Darüber hinaus muss aber unsere Körper- <strong>und</strong> Wirbelsäulenhaltung<br />

auch als möglicher Ausdruck unserer inneren, seelischen Haltung<br />

begriffen werden. Insoweit kann die RÜCKENSCHULE nur die evtl.<br />

vorhandenen ungünstigen äußeren Faktoren positiv beeinfl ussen<br />

– entscheidend ist die Motivation des Patienten, aktiv mitzuwirken<br />

<strong>und</strong> Veränderungen eine Chance zu geben.<br />

Das Kreuz mit dem Kreuz ist nämlich vor allem ein Wohlstandsproblem<br />

unserer Zeit <strong>und</strong> oft mehr ein psychisches, als ein körperliches<br />

Belastungsproblem. Deshalb sollten Rückenprobleme immer<br />

ganzheitlich betrachtet werden, denn sollte die psychosomatische<br />

Komponente entscheidend <strong>für</strong> die Schmerzen sein, kann die<br />

RÜCKENSCHULE eher unangebracht sein, da sie einer Fixierung<br />

auf körperliches Kranksein Vorschub leisten könnte.<br />

In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmern nicht nur<br />

Spaß, sondern vor allem anhaltenden Erfolg mit unserer<br />

RÜCKENSCHULE.<br />

Dr. med. G. A. Schladitz<br />

Chefarzt<br />

l 03


In dieser Broschüre ist bewusst auf einen Anatomie-, Sport- <strong>und</strong><br />

Gymnastikteil verzichtet worden.<br />

Unsere Körperhaltung <strong>und</strong> unser Bewegungsverhalten können den<br />

natürlichen Alterungsprozess der Wirbelsäule beschleunigen oder<br />

verlangsamen. Es liegt also in Ihrer Hand, Ihre Wirbelsäule gut oder<br />

schlecht zu beeinfl ussen. Mangelnde Bewegung beeinträchtigt den<br />

Stoffwechsel. Schlackenstoffe werden ungenügend ausgeschieden.<br />

Auch unsere Bandscheiben leben von der Bewegung. Nur so ist ihre<br />

Ernährung gewährleistet.<br />

04 l<br />

Einführung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gelten <strong>für</strong> alle Verrichtungen<br />

folgende 10 Regeln:<br />

01 Aufrecht sitzen.<br />

02 Nicht mit überstreckten Knien stehen.<br />

03 Unter Belastung die Wirbelsäule<br />

nicht drehen <strong>und</strong> seitwärts neigen.<br />

04 Keine Dreh- <strong>und</strong> Bückbewegung gleichzeitig.<br />

05 Hohlkreuz vermeiden.<br />

06 Eine Körpersymmetrie aufrechterhalten.<br />

07 Einseitige Belastung vermeiden.<br />

08 Körpernah tragen.<br />

09 Bauch- <strong>und</strong> Rückenmuskulatur<br />

gleichermaßen kräftigen.<br />

10 Sport treiben, am besten Kraul- oder<br />

Rückenschwimmen, Laufen oder Radfahren.<br />

Alle im Bild- <strong>und</strong> Textteil aufgezeigten Arbeitshaltungen<br />

sollen Anregungen geben, die aufgeführten Beispiele in den<br />

eigenen Lebensbereich auszuweiten <strong>und</strong> zu übertragen.<br />

Annette Riechmann, Leitende Ergotherapeutin


Ergotherapeutische Hinweise<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zur richtigen Körperhaltung<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Sitzen<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zur Arbeitshöhe<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Arbeitssektor<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Bücken, Heben, Tragen<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Liegen<br />

l 05


Die im folgenden ergotherapeutischen Teil aufgezeigten Beispiele weisen auf rückengünstige Bewegungen in Alltagssituationen hin.<br />

Auch geeignete Hilfsmittel können <strong>für</strong> eine rückengerechte Beanspruchung hilfreich sein. Die zahlreichen Beispiele sollen Ihnen als<br />

Anregung dienen, gr<strong>und</strong>sätzlich bei alltäglichen Situationen rückengünstiges Verhalten anzuwenden, um es möglichst zu verinnerlichen.<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zur richtigen Körperhaltung<br />

Leider verlernen häufi g viele Menschen im Laufe ihres Lebens die<br />

guten Bewegungsmuster der ersten Kindheitsjahre. Nach <strong>und</strong> nach<br />

werden durch vorgegebene Arbeits- <strong>und</strong> Sitzpositionen ungünstige<br />

Bewegungsmuster eingeschliffen. Diese belasten den Rücken <strong>und</strong><br />

lassen ihn vielleicht auch schmerzen. Häufi g werden beim<br />

längeren Stehen, aber auch beim Bücken <strong>und</strong> Heben, die Knie<br />

durchgedrückt. Dieses Bewegungsmuster fällt zwar leicht, blockiert<br />

aber auch die Beckenbeweglichkeit <strong>und</strong> führt zur R<strong>und</strong>ung des<br />

Rückens. Nur ein bewegliches Becken ermöglicht es dem Rücken,<br />

bei Aktivitäten aufrecht (lang) zu bleiben. Das Becken ist also ein<br />

wichtiger Schlüsselpunkt <strong>für</strong> die Beweglichkeit des Oberkörpers. Es<br />

kann als die Querachse betrachtet werden, um die der Rücken lang<br />

aufgerichtet vor- oder zurückbewegt werden kann. Bei durchgedrückten<br />

Knien dauert es im Alltag viel zu lang, diese „Sperre“<br />

06 l<br />

erst wieder zu lösen, um die Drehung des Oberkörpers im Becken<br />

beginnen zu lassen; dadurch wird dann der untere Rücken (LWS)<br />

gedreht <strong>und</strong> unnötig belastet. Den Beinen mehr Muskelarbeit zu<br />

überlassen, kann anfangs sehr anstrengend sein. Aber es lohnt sich!<br />

Um den Rücken nicht unnötig zu belasten, muss eine bessere Aufmerksamkeit,<br />

ein Bewusstsein <strong>für</strong> den ganzen Körper entwickelt<br />

werden. Demnach müssen auch die nachfolgenden Abschnitte über<br />

das Sitzen, die Arbeitshöhe, den Arbeitssektor, das Bücken/Heben/<br />

Tragen <strong>und</strong> das Liegen immer miteinander verknüpft werden. Erst<br />

wenn diese neuen Bewegungsabläufe vom Körper wieder<br />

„verinnerlicht“ ausgeführt werden, kann die Aufmerksamkeit<br />

verstärkt auf die eigentliche Tätigkeit <strong>und</strong> weniger auf die dabei<br />

eingenommenen Körperhaltungen gerichtet werden.


Machen Sie es sich bei allen Tätigkeiten so leicht wie möglich:<br />

Stehhilfen, (Roll-) Hocker, Kniepolster, Sitzkissen oder Lordose<br />

(Rücken-) kissen können dabei helfen, sich den Alltag zu erleichtern.<br />

Unterschiedliche Tätigkeiten bedingen unterschiedliche Arbeitshöhen.<br />

Daher ist es sinnvoll, die Arbeitshöhen der jeweiligen<br />

Tätigkeit anzupassen.<br />

So ist z.B. aus einem Reststück Küchenarbeitsplatte (60 x 40 cm)<br />

<strong>und</strong> vier montierten Füßen schnell eine Erhöhung <strong>für</strong> die Küche<br />

gebaut. Je tiefer die Arbeitshöhe oder je kürzer die Stiele von<br />

Arbeitsgeräten sind, umso anstrengender wird es auf Dauer, sich<br />

rückengerecht zu bewegen.<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Sitzen<br />

Sitzhöhe<br />

Bei gerader Sitzfl äche: Oberschenkel waagerecht, 90° Winkel<br />

zwischen Oberschenkel <strong>und</strong> Oberkörper<br />

Bei schräg nach vorn abfallender Sitzfl äche, z.B. Keilkissen:<br />

Knie sind tiefer als das Becken,110°-Winkel zwischen Oberschenkel<br />

<strong>und</strong> Oberkörper<br />

Bei schräg nach hinten abfallender Sitzfl äche, z.B. Auto: Knie<br />

sind höher als das Becken,110°-Winkel zwischen Oberschenkel<br />

<strong>und</strong> Oberkörper; bei anderen Sitzmöbeln kann der Winkel<br />

noch größer werden (Entspannungsfunktion)<br />

Sitztiefe<br />

Bei Benutzung der Rückenlehne so weit wie möglich mit dem<br />

Gesäß an diese heranrutschen, zwischen Kniekehle <strong>und</strong> Stuhlkante<br />

sollten ca. 7 cm Platz sein (Handbreite Finger)<br />

Rückenlehne<br />

sollte wenigstens bis zu den Schulterblättern reichen <strong>und</strong> die Lordosestütze<br />

sollte sich der natürlichen Einwölbung des unteren<br />

Rückens anpassen (der Bereich, in dem sich bei hängendem<br />

Oberarm der Handrücken in den Hohlbereich des unteren<br />

enigstens Rückens bis legt) zu den Schulterblättern reichen<br />

sollte bei Bürostühlen nicht breiter als die Schulterbreite sein<br />

(Arme lassen sich noch nach hinten bewegen)<br />

l 07


08 l<br />

Ergotherapeutische Hinweise <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

Armlehnen<br />

enigstens sind vorwiegend bis zu den nur Schulterblättern <strong>für</strong> Pausen gut reichen<br />

auf Höhe des hängenden Oberarms bei rechtwinklig angebeugtem<br />

Unterarm einstellen (dies ist gleichzeitig die optimale<br />

Tischhöhe u. a. zum Schreiben, Essen; die Armlehnen sollten<br />

nicht länger als der Körperumfang sein, um zum Arbeiten<br />

dicht an den Tisch heranfahren zu können<br />

Laufrollen<br />

eerleichtern<br />

unter Sitzmöbeln schnellere Veränderungen des<br />

Arbeitssektors (abhängig vom Bodenbelag wählen)<br />

Synchronmechanismus<br />

bewirkt bei Bürostühlen eine Entspannung der Muskulatur, wenn<br />

nigstens der Stuhl bis zu nach den hinten Schulterblättern gekippt wird reichen (Pausensituation)<br />

Tipps <strong>für</strong> weniger optimal gestaltete Sitzmöbel<br />

Sitzen nur auf der vordersten Stuhlkante (so geht es ohne Lehne<br />

am leichtesten – in der Mitte des Stuhles oder noch weiter hinten<br />

ist freies aufrechtes Sitzen fast unmöglich); das Becken ist über<br />

den beiden Sitzhöckern aufgerichtet (die Mittelstellung zwischen<br />

enigstens ganz nach bis vorn zu den <strong>und</strong> Schulterblättern ganz nach hinten reichen gekippt)<br />

Brett unter die Füße legen, wenn die Sitzhöhe zu hoch ist<br />

chulterblättern (bei kurzen Unterschenkeln)<br />

reichen<br />

Sitzkissen auf den Stuhl legen, wenn die Sitzhöhe zu niedrig ist<br />

(bei langen Unterschenkeln), dadurch verändert sich auch die<br />

Rückenlehnenhöhe<br />

Lordose (Rücken-) kissen in den unteren Rücken legen<br />

Keilkissen benutzen (freies Sitzen ohne Rückenlehne, ermöglicht<br />

leichteres Vorbeugen zum Tisch, erfordert aber immer gutes<br />

Abstützen mit den Füßen; Achtung: verstärkt oder fördert evtl.<br />

ein „Hohlkreuz“ bei falscher Anwendung!)


Sitzen:<br />

01 Auf der vordersten Kante sitzend, z.B. zum Lesen am Tisch vorgebeugt.<br />

02 Beim Sitzen auf Keilkissen ist das Abstützen mit den Beinen unbedingt nötig.<br />

03 Auf der dargestellten Art des Bürostuhles nimmt man in der Regel einen offeneren Beckenwinkel als 110° ein.<br />

Die dritte Tastaturreihe ist die optimale Arbeitshöhe am PC.<br />

01 02 03<br />

l 09


10 l<br />

01 Mit Hilfe einer schrägen Ebene muss der Kopf zum Arbeiten nicht so stark vorgebeugt werden (Größe 60 x 40 cm).<br />

Ohne schräge Aufl age ist die Körper- /Kopfhaltung ungünstig.<br />

02 Mit Rückenlehnenkontakt <strong>und</strong> schräger Ebene (Winkel zum Schreiben max.15 – 20°) ist die Kopfhaltung besser.<br />

01 02


Sitzen im Auto<br />

Zunächst Sitzabstand zu den Pedalen einrichten, dann<br />

Neigung der Rückenlehne so einstellen, dass der Winkel<br />

zwischen Sitzfl äche <strong>und</strong> Lehne ca. 110° beträgt. Die Schultern<br />

haben Kontakt zur Rückenlehne. In dieser Sitzhaltung<br />

können sich die Gr<strong>und</strong>gelenke der Finger (Fingeransätze)<br />

so eben oben an das Lenkrad legen. Beim Fahren sind<br />

die Arme dann leicht gebeugt. Sitzhöhe möglichst nach<br />

Körpergröße einstellen, die Oberschenkel sollten aufl iegen.<br />

Die Kopfstütze ist ca. 2 cm vom Kopf entfernt, die Oberkante<br />

der Kopfstütze befi ndet sich auf Höhe des obersten Punktes<br />

des Kopfes.<br />

Achtung:<br />

Ein zusätzlich notwendiges Lordosekissen kann evtl. den<br />

Halt durch die Seitenführungen des Sitzes aufheben!<br />

l 11


Gr<strong>und</strong>prinzipien zur Arbeitshöhe<br />

(sitzend <strong>und</strong> stehend)<br />

12 l<br />

Bei aufrechter Körperhaltung die Arme locker hängen lassen <strong>und</strong><br />

die Unterarme im rechten Winkel zu den Oberarmen anwinkeln<br />

(plus/minus 1– 2 cm Höhe je nach eigenem Empfi nden)<br />

Eingesetzte Arbeitsgeräte wie Bügeleisen, Hobel etc. werden<br />

davon abgezogen, d. h. die optimale Arbeitshöhe wird um diese<br />

Höhen reduziert<br />

Zu niedrige Arbeitshöhen können durch Anpassung der Körperhaltung<br />

(Schrittstellung – durch Gewichtsverlagerung vor <strong>und</strong><br />

zurück bewegen – „tanzend in Bewegung“ sein, Ausfallschritt,<br />

gebeugte gegrätschte Beine, Einbeinkniestand, kniend, Hocke)<br />

ausgeglichen werden (wird evtl. schnell anstrengend!)


01 Mit einem Aufsatz nur einen Küchenbereich auf optimale Höhe anpassen; zum Mixen, Rühren etc. ist diese Höhe viel zu hoch;<br />

optimale Arbeitshöhe unter Berücksichtigung des Arbeitsgerätes, wird Druck benötigt noch 4 – 5 cm tiefer; auf fl exiblen Stand achten.<br />

02 Durch gebeugte, gegrätschte Beine den Oberkörper auf Kinderwagenhöhe anpassen.<br />

01 02<br />

l 13


01 02<br />

14 l<br />

01 Ermittlung der Arbeitshöhe; hier: deutlich zu niedrig.<br />

02 Zu niedrige Arbeitshöhe z.B. durch große Schrittstellung kompensieren; auf Dauer sehr anstrengend; optimale Arbeitshöhe<br />

(mit Werkstück einbezogen) ermöglicht leichtes rückengerechtes Arbeiten.


Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Arbeitsradius<br />

(sitzend <strong>und</strong> stehend)<br />

Die Stellung der Beine begrenzt den Arbeitssektor, in welchem<br />

man ohne Verdrehung der unteren Wirbelsäule hantieren kann<br />

Durch Drehen eines Fußes auf der Ferse kann der Arbeitsradius<br />

im Stand schnell angepasst/erweitert werden, ebenfalls durch<br />

Schrittstellungen<br />

Voraussetzung sind immer bewegliche Knie, die nie durchgedrückt<br />

oder eingerastet sind <strong>und</strong> so ein bewegliches Becken<br />

ermöglichen. Bei blockiertem Becken leitet der nächste Abschnitt<br />

(also der untere Rücken) die Drehung ein. Dieser Abschnitt ist<br />

da<strong>für</strong> aber nicht vorgesehen – Verspannungen <strong>und</strong> Schmerz können<br />

auftreten! Erst die sich anschließende Brustwirbelsäule ist<br />

<strong>für</strong> die großen Drehbewegungen ausgelegt.<br />

l 15


01 02<br />

16 l<br />

Ergotherapeutische Hinweise<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

01 Körpergröße durch Grätschen auf Ladehöhe anpassen;<br />

Beine können sich an der Stoßstange abstützen;<br />

mit langem Rücken anheben; evtl. die Last auf der<br />

Ladekante noch einmal absetzen.<br />

02 Last so dicht wie möglich zum Körper bringen.


01 Drehbewegung durch Veränderung der Beinstellung einleiten; immer die Füße beim Drehen mitbewegen; zum Absetzen der Last<br />

(bleibt noch am Körper) mit langem Rücken wieder die Beine grätschen.<br />

02 Mit langem Rücken die Last absetzen (beim anschließenden Aufrichten die Knie nicht aus Versehen durchdrücken).<br />

01 02<br />

l 17


01<br />

18 l<br />

01 Anpassung an die Arbeitshöhe durch gegrätschte Beine; zur Erleichterung sich evtl. mit der Hand am Waschbecken oder Bein abstützen.<br />

02 Bei unzugänglichen Stellen: Aufhocken auf das Bett <strong>und</strong> mit Körperspannung die Matratze anheben.<br />

03 Bei guter Erreichbarkeit sich in Schrittstellung der Betthöhe anpassen.<br />

02 03


01 Reinigen der Badewanne aus (seitlicher) Schrittstellung heraus; mit beiden Beinen an die Wanne anlehnen; eine Hand stützt sich ab.<br />

02 Alternativ: kniend auf einer Fußbank oder stehend die Wanne mit einem langen Wischmop reinigen; Abstützen mit einer Hand<br />

erleichtert das Arbeiten, bewegliche, gegrätschte Beine vergrößern den Arbeitsradius.<br />

01 02<br />

l 19


01 02<br />

20 l<br />

Ergotherapeutische Hinweise<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

01 In Schrittstellung <strong>und</strong> durch Gewichtsverlagerung lässt<br />

sich der Arbeitssradius schnell verändern.<br />

02 Im Einbeinkniestand <strong>und</strong> durch Abstützen mit einer<br />

Hand kann der Rücken lang bleiben.


Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Bücken, Heben, Tragen<br />

Bücken ist auf unterschiedliche Arten möglich<br />

(je nach Situation <strong>und</strong> körperlichen Voraussetzungen)<br />

Mit weit gegrätschten Beinen<br />

Über Schrittstellung bis Ausfallschritt/Einbeinkniestand<br />

Kniend oder im Vierfüßlerstand<br />

Über die Hocke<br />

Sitzend auf vorderster Stuhlkante mit lang vorgebeugtem<br />

Oberkörper<br />

l 21


01<br />

22 l<br />

Ergotherapeutische Hinweise<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

01<br />

Mit weit gegrätschten Beinen <strong>und</strong> „Po nach hinten<br />

schieben“; Oberkörper vorbeugen; Beinstellung<br />

grenzt den Arbeitssektor ein (wenn man jeweils eine<br />

gedachte Linie vom Knie zum Fuß am Boden weiter<br />

verlängert – innerhalb dieser gedachten Linien ist das<br />

Arbeiten erlaubt); in Schrittstellung ist der Arbeitssektor<br />

am leichtesten zu verändern (ein Fuß kann<br />

immer in der Position verändert werden); je länger<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich die Stiele der Arbeitsgeräte sind, umso<br />

leichter geht das Arbeiten damit


02 Arbeitsradius beim Einbeinkniestand nur vorne, bedingt durch die Beinstellung<br />

03 Eine Oberkörperlänge vom Tisch entfernt den Vierfüßlerstand einleiten (sonst r<strong>und</strong>et sich der Rücken beim Heruntergehen).<br />

02 03<br />

l 23


01 02<br />

24 l<br />

01 Gegrätschte, gebeugte Beine, schräg zum Arbeitsobjekt; seitlich zum Arbeitsbereich mit gegrätschten, gebeugten Beinen.<br />

02 Sitzend auf einem Hocker, schräg zum Arbeitsobjekt; weit gegrätschte Beine.


01 Frontal vor Arbeitsobjekt stehend, gegrätschte Beine, Po weit nach hinten geschoben.<br />

02 Oberkörper lang aufgerichtet, hier z.B. vor der Waschmaschine.<br />

01 02<br />

l 25


01 02<br />

26 l<br />

01 In der Hocke; Wäschekorb hier einmal hochgestellt (empfi ehlt sich besonders zum Wäsche aufhängen).<br />

02 Beim „Überkopfarbeiten“ nicht unbedingt den Kopf in den Nacken bringen (blind arbeiten), Oberkörper bleibt lang; aus der Schritt-<br />

stellung kann durch Gewichtsverlagerung <strong>und</strong> Beckenbewegung (Kippen nach hinten) das Blickfeld nach oben erweitert werden.


Heben <strong>und</strong> Tragen sollte erfolgen<br />

Körpernah (mit Körperkontakt)<br />

Beidseitig gleichmäßig verteilt, evtl. Lasten aufteilen<br />

(oder zu zweit tragen)<br />

Schwere Gegenstände wie Putzeimer, Wäschekorb oder<br />

Arbeitsmaterialien lassen sich leichter bewegen, indem<br />

man sie auf einem Rollhocker oder Ähnlichem abstellt<br />

(Vorteil: man muss die Gegenstände nicht ständig tragen<br />

oder sich so tief bücken)<br />

Bei Koffern mit Rollen oder Einkaufstrolleys etc. auf einen<br />

langen Ziehgriff achten<br />

Umhängetaschen quer zum Körper tragen oder Rucksack<br />

benutzen; nur über einer Schulter getragen, wird diese<br />

Schulter meist unnötig hochgezogen (unbewusste Angst<br />

vorm Herunterrutschen).<br />

l 27


01 02<br />

28 l<br />

01 Mit weit gegrätschten Beinen <strong>und</strong> langem Oberkörper zum Gegenstand herunterbeugen (über die Hocke ist es auch möglich);<br />

immer nur so viel Gewicht anheben, wie es mit langem Rücken möglich ist (Schultern gehen nicht vor).<br />

02 Sich über die Beinkraft aufrichten, dabei zügig den Gegenstand an den Körper heranholen <strong>und</strong> fi xieren.


01 Nach dem Aufrichten (Beine bleiben beweglich) unbedingt innerhalb des Arbeitssektors bleiben, wenn man sich dann zum<br />

gewünschten neuen Abstellplatz hinwenden möchte.<br />

02 Eine schwere Tasche (oder Wäschekorb) entweder am Bauch fi xiert tragen oder seitlich am/auf Beckenkamm abstützen<br />

(die Seiten auch mal wechseln).<br />

01 02<br />

l 29


30 l<br />

Ergotherapeutische Hinweise<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen<br />

01 02<br />

01 Mit zwei Taschen ist die Gewichtsverteilung ausgeglichen.<br />

02 Hier ist der Ziehgriff lang genug; kurze Griffe erzwingen<br />

eine Verdrehung des Rückens.


01 Um die Füße mit langem Oberkörper zu erreichen, kann der Fuß hochgestellt werden (auf Stuhl, Bett, Heizung) oder sich sitzend<br />

einen Fuß auf den anderen Oberschenkel/Knie hochziehen (das hochgezogene Knie zeigt nach außen).<br />

02 Auf der vorderen Stuhlkante sitzend (gegrätschte Beine) den langen Oberkörper vorbeugen oder stehend den ganzen Rücken an eine<br />

Wand anlehnen <strong>und</strong> ein Bein anheben bis die Hände den Fuß erreichen.<br />

01 02<br />

l 31


32 l<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien zum Liegen<br />

Ein fl exibler Lattenrost <strong>und</strong> eine darauf abgestimmte Matratze<br />

sollten den gesamten Körper optimal abstützen – nirgendwo<br />

sollte Luft zwischen Körper <strong>und</strong> Matratze sein, d.h. keine Hand<br />

passt dazwischen. Aber auch Latexmatratzen oder hochwertige<br />

Federkernmatratzen können diese Voraussetzungen erfüllen.<br />

Wasserbetten bieten nicht unbedingt eine gute Körperabstützung<br />

trotz gutem Liegegefühl. Ein vereinbartes Rückgaberecht<br />

direkt beim Kauf vermeidet unnötige Kosten.<br />

In Seitenlage benötigt man ein dickeres Kopfkissen (Abstand<br />

Ohr bis Schulter) als in Rückenlage (nur der Nackenbereich<br />

benötigt Unterstützung vom Kopfkissen).<br />

Größe 40 x 80 cm ist völlig ausreichend.<br />

Das Kissen sollte nur bis zu den Schultern reichen (Schultern<br />

liegen nicht auf dem Kissen).<br />

Ein Kissen zwischen den Knien gleicht die Differenz zwischen dem<br />

breiteren Beckenbereich <strong>und</strong> den aufeinander liegenden Knien<br />

aus, um die leichte Verdrehung auszugleichen, die sonst durch<br />

das obere Knie entsteht, das ein wenig nach innen fällt. Auch<br />

ein Seitenschläferkissen (oder Stillkissen) kann dies verhindern<br />

<strong>und</strong> dadurch auftretende Verspannungen im Rücken vermeiden.<br />

Verliert man in der Nacht öfter das Kissen (der Mensch dreht<br />

sich ca. 20 – 60 Mal pro Nacht) kann man sich auch ein Stück<br />

der Bettdecke (am besten von der Rückenseite her) zwischen die<br />

Knie klemmen. Die Bettdecke hat man beim Aufwachen meist<br />

noch zwischen den Knien, wenn man sich daran gewöhnt hat.<br />

Treten Rückenschmerzen besonders am Morgen nach dem<br />

Schlafen auf <strong>und</strong> werden im Laufe des Tages schwächer, so<br />

sollte man sein Bett <strong>und</strong> seine Liegegewohnheiten vielleicht<br />

überprüfen.


Zu guter Letzt...<br />

Nutzen Sie den Therapie-Aufenthalt in unserer Fachklinik, um weitere<br />

Fragen, die Sie in diesem Zusammenhang persönlich betreffen,<br />

im Gespräch mit den behandelnden Ärzten <strong>und</strong> Therapeuten zu<br />

klären. Diese Zeit lässt sich auch gut nutzen, um die Vorschläge <strong>für</strong><br />

den Alltag unter fachlicher Anleitung zu erproben.<br />

Wir hoffen, dass Sie viele Anregungen in Ihr Leben integrieren<br />

können. Sie werden feststellen, Bewegung macht Spaß, verbessert<br />

das Lebensgefühl <strong>und</strong> lässt Rückenbeschwerden vergessen.<br />

l 33


Aktion Ges<strong>und</strong>er Rücken e.V. (Hrsg.) (2004):<br />

Rückensignale.<br />

Praktische Tipps <strong>für</strong> den rückengerechten Alltag.<br />

16. Aufl . Selsingen: AGR.<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong><br />

Arbeitsmedizin (Hrsg.) (1998):<br />

Sitzen – alles o.k.? Info-Reihe Ges<strong>und</strong>heitsschutz 7.<br />

Caimi, Marco (1999):<br />

Bandscheibendruckverhältnisse unter<br />

Lebendbedingungen. In: TONUS.<br />

Informationen der Gesellschaft <strong>für</strong> Medizinische<br />

Kräftigungstherapie (GMKT), Nr. 6/März 1999.<br />

34 l<br />

Literatur<br />

Cotta, Horst (1982):<br />

Der Mensch ist so jung wie seine Gelenke:<br />

Haltung, Bewegung, Sport, Ernährung, Behandlung.<br />

München u.a.: Piper.<br />

Feldenkrais, Moshé (1996):<br />

Bewusstheit durch Bewegung: der aufrechte Gang.<br />

1. Aufl . Frankfurt am Main u.a.: Suhrkamp.<br />

Illi, Urs (Hrsg.) (1994):<br />

Sitzen als Belastung: Aspekte des Sitzens.<br />

Ismaning: PMSI.<br />

Krämer, Jürgen (1997):<br />

Bandscheibenbedingte Erkrankungen: Ursachen,<br />

Diagnose, Behandlung, Vorbeugung, Begutachtung.<br />

4. unveränd. Aufl . Stuttgart (u.a.): Thieme.<br />

Laser, Tom (1994):<br />

Lumbale Bandscheibenleiden:<br />

Diagnostik <strong>und</strong> konservative Behandlung.<br />

Ein Handbuch <strong>für</strong> Ärzte <strong>und</strong> Krankengymnasten.<br />

3. neubearb. <strong>und</strong> erw. Aufl . München (u.a.):<br />

Zuckschwerdt.


Reinhard, Bernd (Hrsg.) (1993):<br />

Das Bewegungssegment der Wirbelsäule im Blickfeld<br />

der orthopädischen Rückenschule.<br />

Uelzen: Med.-Literarische Verl.-Ges.<br />

Sobotta, Johannes (1998):<br />

Atlas der Anatomie des Menschen.<br />

München: Urban <strong>und</strong> Schwarzenberg.<br />

Stiftung Warentest /Verbraucher Zentrale<br />

Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2004):<br />

Das Rückenbuch: aktiv gegen Schmerzen.<br />

Berlin: Stiftung Warentest (u.a.).<br />

Ullrich, Carl-Heinz (1998):<br />

Training ohne Reue: trainiere (Dich) ges<strong>und</strong>!<br />

Funktionsgerechte Gymnastik nach<br />

Rückenschule, Knieschule <strong>und</strong> Schulterschule.<br />

München (u.a.): Zuckschwerdt.<br />

l 35


Die Präsenz der <strong>MediClin</strong><br />

www.mediclin.de/hahnberg<br />

<strong>MediClin</strong> <strong>Reha</strong>-Zentrum am Hahnberg<br />

Fachklinik <strong>für</strong> Konservative Orthopädie<br />

mit Zentrum <strong>für</strong> Amputationsnachsorge<br />

Ziergartenstraße 9, 34537 Bad Wildungen<br />

Tel.0 56 21/796-0, info.hahnberg@mediclin.de<br />

<strong>MediClin</strong> integriert.<br />

© <strong>MediClin</strong>, 09/2010<br />

Satz <strong>und</strong> Layout: Tine Klußmann, TineK.net

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