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Sprich uns von der Liebe... von Osho. Abdruck erfolgt ... - PranaHaus

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Leseprobe aus: <strong>Sprich</strong> <strong>uns</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>... <strong>von</strong> <strong>Osho</strong>. <strong>Abdruck</strong> <strong>erfolgt</strong> mit freundlicherGenehmigung des Verlages. Alle Rechte vorbehalten.InhaltVorwort 41 Seiner Zeit eine Morgenröte 92 Ein grenzenloser Tropfen in einem grenzenlosen Ozean 313 Ein Sucher <strong>der</strong> Stille 514 Erst in <strong>der</strong> Stunde <strong>der</strong> Trennung 715 Mach, daß wir <strong>uns</strong> selbst erkennen 916 <strong>Sprich</strong> <strong>uns</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> 1137 <strong>Liebe</strong> besitzt nicht 1358 Laßt Raum zwischen euch 1599 Eure Kin<strong>der</strong> sind nicht eure Kin<strong>der</strong> 17710 Wenn ihr <strong>von</strong> euch selber gebt 20111 Das Leben das dem Leben gibt 22512 Der Wein und die Kelter 24913 <strong>Sprich</strong> <strong>uns</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Arbeit 27914 Arbeit ist sichtbar gemachte <strong>Liebe</strong> 30315 Jenseits <strong>von</strong> Freude und Leid 32316 Vom Haus zum Heim, vom Heim zum Tempel 34717 Was grenzenlos in euch ist 37318 Scham war sein Webstuhl 39919 Die Gaben <strong>der</strong> Erde 42320 Verbrechen–ein psychologisches Phänomen <strong>der</strong> Masse 45321 Blätter vom selben Baum 47322 Sün<strong>der</strong> und Heilige: Das Drama <strong>der</strong> Schlafenden 49723 <strong>Liebe</strong>, das einzige Gesetz 529Über <strong>Osho</strong> 555Dann sprach Almitra abermals und sagte:Und was ist mit <strong>der</strong> Ehe, Meister?Und er antwortete und sprach:Ihr wurdet zusammen geboren, und ihr werdet auf immer zusammen sein.Ihr werdet zusammen sein, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.Aber laßt Raum zwischen euch.Und laßt die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.Liebt einan<strong>der</strong>, aber macht die <strong>Liebe</strong> nicht zur Fessel: Laßt sie eher ein wogendes Meerzwischen den Ufern eurer Seelen sein.Füllt einan<strong>der</strong> den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.Gebt einan<strong>der</strong> <strong>von</strong> eurem Brot, aber eßt nicht vom selben Laib.Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber laßt jeden <strong>von</strong> euch allein sein,


So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch <strong>von</strong> <strong>der</strong>selben Musik erzittern.Gebt eure Herzen, aber nicht in des an<strong>der</strong>en Obhut.Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.Und steht zusammen, doch nicht zu nah:Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en.Almustafa hat <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> gesprochen. Nun liegt es nahe, daß er als nächstes die Ehebetrachtet–aber nicht die Ehe, wie ihr sie kennt. Nicht die Ehe, wie die ganze Welt siebefolgt hat, denn sie beruht nicht auf <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>, sie wurzelt nicht in <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>. Ganz imGegenteil, die Ehe ist eine Strategie <strong>der</strong> berechnenden Gesellschaft, <strong>der</strong> Priester und <strong>der</strong>Politiker, um <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> aus dem Weg zu gehen.Darum hat es in früheren Zeiten–und in den alten Län<strong>der</strong>n des Ostens bis heute–dieKin<strong>der</strong>ehe gegeben. Kin<strong>der</strong> wissen nichts vom Leben, sie wissen nichts <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ehe. Durchihre Unschuld haben sie allen Kulturen und Zivilisationen eine gute Gelegenheit geboten, sieauszubeuten. Noch bevor die <strong>Liebe</strong> in ihrem Herzen erwacht, sind sie schon gebunden.Die Ehe, wie sie heute existiert, beruht nicht nur nicht auf <strong>Liebe</strong>, sie ist gegen die <strong>Liebe</strong>. Esgibt kaum etwas Destruktiveres für die menschliche Seele, für die Freude und Verspieltheitdes Menschen, seinen Sinn für Humor, als die Ehe.In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ehe werden die Kin<strong>der</strong>, die verheiratet werden sollen, nicht einmal gefragt. Manbefragt die Astrologen, die Hand- leser, konsultiert das I Ging, schaut in die Tarotkarten. Aberausschlaggebend ist nicht das Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die miteinan<strong>der</strong> verheiratet werden;ausschlaggebend sind die Eltern auf beiden Seiten. <strong>Liebe</strong> steht überhaupt nicht zur Debatte.Die Eltern stellen ihre eigenen Überlegungen an: die Familie, das Prestige <strong>der</strong> Familie, dasgesellschaftliche Ansehen, das Geld, das die Eltern des Mädchens an die Eltern des Jungenzahlen. Es ist son<strong>der</strong>bar, aber die Menschen, die miteinan<strong>der</strong> verheiratet werden und denenein langes gemeinsames Leben bevorsteht, werden dabei völlig übergangen. Alles an<strong>der</strong>e wirdberücksichtigt. Es ist ein Geschäft.O<strong>der</strong> zum Beispiel die königlichen Familien: Sie lassen ihre Kin<strong>der</strong> nur in an<strong>der</strong>e königlicheFamilien heiraten. Es ist Politik, die reine Politik. Seht euch nur die europäischenKönigshäuser an: Sie sind alle irgendwie miteinan<strong>der</strong> durch Heirat verbunden. So vermeidetman Konflikte, verhin<strong>der</strong>t eine Invasion–und es macht sie stärker. Wenn vier o<strong>der</strong> fünfKönigshäuser untereinan<strong>der</strong> durch ihre Kin<strong>der</strong> verbunden sind, besitzen sie fünfmal sovielMacht. Obwohl es absolut gegen die Physiologie ist, gegen alle medizinischen Erkenntnisse,wird es weiterhin so gemacht–als ob königliches Blut eine ganz beson<strong>der</strong>e Eigenschaft hätte,verglichen mit dem Blut <strong>von</strong> normalen Sterblichen!Wenn ihr Hindus seid, heiratet nie einen Hindu! Ein Mohammedaner wäre besser, ein Christwäre besser. Wenn du Jüdin bist, suche dir einen Hindu. Und macht euch keine Sorgen, dennsie waren einmal sehr nahe beisammen, in ferner Vergangenheit. Heute scheint es, als wärensie getrennt wie die Äste eines großen Baumes o<strong>der</strong> die kleineren Zweige, die weitauseinan<strong>der</strong> liegen. Wenn man tiefer geht, findet man aber denselben Stamm. Sie haben alledenselben Ursprung.Meine Vision ist: Wenn die Menschen zu Übermenschen werden wollen, sollten sieherausfinden, ob es Bewohner auf dem Mars o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>en Planeten gibt. Eine Ehezwischen ihnen und den Menschen auf <strong>der</strong> Erde würde den Übermenschen hervorbringen. Erwürde ein langes Leben haben, eine hervorragende Gesundheit und hohe Intelligenz.


Statt dessen entscheiden es die Eltern, und sie richten sich dabei nach <strong>der</strong> Meinung dummerAstrologen. Was haben die Sterne mit euch zu schaffen? Wir leben auf einem so kleinenPlaneten; die Sterne haben vermutlich keinen blassen Schimmer, daß <strong>uns</strong>er Planet existiert.Und sie sind so weit weg! Manche Sterne sind so weit entfernt, daß die Kunde <strong>von</strong> <strong>der</strong>Existenz <strong>uns</strong>eres Planeten sie nie erreichen kann.Licht hat eine enorme Geschwindigkeit, die höchste Geschwindigkeit überhaupt. Selbst als esdie Erde noch nicht gab–denn sie ist erst vier Milliarden Jahre alt–, haben bereits Millionen<strong>von</strong> Sternen ihre Strahlen ausgesandt–nicht speziell zur Erde, denn es ist ihre natürlicheStrahlung. Aber sie sind so weit entfernt! Selbst wenn man berücksichtigt, daß ihr Licht sichmit <strong>der</strong> höchsten Geschwindigkeit fortpflanzt… Ein Lichtstrahl bewegt sich mit dreihun<strong>der</strong>ttausendKilometern pro Sekunde. Denkt euch eine Minute–das Sechzigfache dieser Zahl;denkt euch eine Stunde, einen Tag–diese Zahl mal sechzig, mal vierundzwanzig. Denkt euchein ganzes Jahr– diese Zahl mal dreihun<strong>der</strong>fünfundsechzig…Wir können <strong>uns</strong> das nicht vorstellen, und Kilometer sind nicht das richtige Maß, sonst müßtenwir Tausende und Abertausende <strong>von</strong> Nullen schreiben, ein ganzes Buch voll, nur um denStern anzugeben, <strong>der</strong> <strong>uns</strong> am nächsten liegt. Er braucht vier Jahre, um sein Licht zur Erde zuschicken. Man darf nicht vergessen, daß er gar nicht mehr da ist, wo ihr ihn seht; dort war ervor vier Jahren. Was man in <strong>der</strong> Nacht sieht, ist eine absolute Illusion. Kein einziger Stern istan <strong>der</strong> Stelle, wo man ihn sieht. Vielleicht war er vor tausend Jahren, vor einer Million Jahren,vor vier Millionen Jahren an dieser Stelle, aber inzwischen hat er möglicherweise Millionen<strong>von</strong> Kilometern zurückgelegt.Und es gibt noch viel weiter entfernte Sterne, <strong>der</strong>en Strahlen die Erde noch gar nicht erreichthaben. Wenn ihr Licht endlich die Erde erreicht, wird die Erde vielleicht gar nicht mehrexistieren!(An dieser Stelle fällt <strong>der</strong> Strom aus, und damit auch die Audio- und Videoaufzeichnung.Nach ein paar Augenblicken <strong>der</strong> Stille fährt <strong>Osho</strong> zu reden fort.) Wenn man versucht, sich dasvorzustelen… –Das war sicher <strong>der</strong> Polizeichef! Nach seinen Regeln dürfen wir in <strong>uns</strong>erenVorträgen keine Pausen machen!In diesem unermeßlichen Universum ist die Erde so verschwindend klein. Selbst im Vergleichzur Sonne ist sie winzig. Die Sonne ist tausendfach größer als die Erde, und dabei ist <strong>uns</strong>ereSonne nur ein mittelmäßiges Exemplar. Es gibt Sonnen, die tausendfach größer sind und diewir als Sterne sehen. Sie wirken nur so klein, weil sie so weit weg sind. Unsere Erde ist soklein, aber wir haben sie in Hun<strong>der</strong>te <strong>von</strong> kleinen Stücken aufgeteilt. Und aus jedemMenschen haben wir für an<strong>der</strong>e einen Auslän<strong>der</strong> gemacht.Seht nur die Stupidität des ganzen: Bis 1947 waren die Menschen in Pakistan keineAuslän<strong>der</strong>; jetzt sind sie Auslän<strong>der</strong>. Die Menschen in Bangladesh waren keine Auslän<strong>der</strong>;jetzt sind sie Auslän<strong>der</strong>.Politiker können nicht leben, ohne Konflikte, Kampf und Krieg zu erzeugen. Dafür sind alldiese Unterteilungen nötig, und je<strong>der</strong> Teil trachtet, sein Volk in <strong>der</strong> Herde zusammenzuhalten.Das ist <strong>der</strong> Grund, warum ihr nicht eine mohammedanische Frau heiraten könnt, o<strong>der</strong> einenHindu-Mann. Eure Gesellschaft wird nach Blut lechzen: Ein Mann o<strong>der</strong> eine Frau verläßt dieHerde–eine Stimme weniger! Es zählt we<strong>der</strong> die Wahrheit noch das Glück des Menschen.Alles, was zählt, ist Macht. Und Macht ist ein Bedürfnis <strong>der</strong> min<strong>der</strong>wertigsten Menschen.Macht kann man nicht essen, Macht kann man nicht trinken–warum gibt es ein solchesStreben danach? Warum will ein Mensch an die Spitze kommen und die Kontrolle über alleshaben? Er leidet an einem Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplex. Tief in seinem Inneren weiß er, daß erein Niemand ist. Er hat Angst, wenn er sich nicht selbst beweist, daß er etwas Beson<strong>der</strong>es,etwas Außergewöhnliches ist, dann werden die an<strong>der</strong>en entdecken, daß er nur ein Niemandist, daß er gewöhnlich ist.Ein wirklich überlegener Mensch hat keine Machtgelüste. Der Drang nach Macht entsteht ausinnerer Armut, <strong>der</strong> Drang nach Geld entsteht aus innerer Armut. Darum sind die Eltern nicht


daran interessiert, daß ihre Kin<strong>der</strong> ein Leben voller Freude leben. Sie sind daran interessiert,daß sie reich werden und gute Verbindungen haben, denn die Verbindungen, die Kontaktesind hilfreich, um auf <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Macht höher emporzusteigen.Aus diesem Grund gibt es seit Jahrtausenden eines <strong>der</strong> häßlichsten Dinge, die Ehe, und siewurde <strong>von</strong> den machthungrigen Leuten erfunden. Almustafa spricht nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ehe, wie ihrsie kennt. Er spricht nicht einmal <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>sehe, die eine neuere Erscheinung in denhöherentwickelten Län<strong>der</strong>n ist. Dort ist die Kin<strong>der</strong>ehe verschwunden, und die Leute heiraten,weil sie sich verlieben. Aber sie wissen nichts <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>; das Geheimnis <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong> istihnen absolut unbekannt. Vielmehr nennen sie etwas an<strong>der</strong>es <strong>Liebe</strong>, sie nennen die Lust»<strong>Liebe</strong>«. Eure sogenannten <strong>Liebe</strong>sehen sind nichts an<strong>der</strong>es als blinde Lust.<strong>Liebe</strong> ist nie blind. Und weil diese Verwirrung besteht und ihr keinen Unterschied macht,haben die Leute angefangen, <strong>von</strong> »blin<strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>« zu sprechen. Die <strong>Liebe</strong> gibt euch denklarsten Blick, ungetrübte Augen. Die Lust ist ganz gewiß blind, denn sie ist biologisch; siehat nichts mit eurer Spiritualität zu tun.Dann sprach Almitra abermals und sagte:Und was ist mit <strong>der</strong> Ehe, Meister?Zum ersten Mal redet sie Almustafa mit »Meister« an… denn die Zeit <strong>der</strong> Trennung kommtnäher. Und alles, was er über die <strong>Liebe</strong> gesagt hat, kann nur ein Meister sagen–einer, <strong>der</strong>weiß; einer <strong>der</strong> es aus eigener Erfahrung weiß.Und er antwortete und sprach: Ihr wurdet zusammen geboren…Ihr dürft diese Aussage nicht mißverstehen. Er sagt nicht, daß für jeden Mann irgendwo dierichtige Frau geboren wird. Was er sagt, ist etwas völlig an<strong>der</strong>es. Er sagt: Ihr wurdetzusammen geboren… Durch die <strong>Liebe</strong> seid ihr gemeinsam geboren worden, denn ihr seidneu, ihr seid frisch, ihr seid jung geworden, ihr seid ein Lied, ihr seid ein Tanz geworden–was ihr vorher nie wart.…und ihr werdet auf immer zusammen sein.Wenn ihr durch die <strong>Liebe</strong> geboren werdet, wenn euer Zusammensein nicht durch die Lustbestimmt wird, wird eure <strong>Liebe</strong> sich mit jedem Tag vertiefen. Lust nimmt jeden Tag mehr ab,weil es <strong>der</strong> Biologie egal ist, ob ihr zusammenbleibt o<strong>der</strong> nicht. Ihr Interesse ist dieFortpflanzung, und dafür ist keine <strong>Liebe</strong> nötig. Man kann immer weiter Kin<strong>der</strong> produzieren,ganz ohne <strong>Liebe</strong>.Ich habe die verschiedensten Tiere beobachtet. Ich habe in den Wäl<strong>der</strong>n, in den Bergengelebt, und ich habe mich immer gewun<strong>der</strong>t: Immer wenn Tiere <strong>Liebe</strong> machen, schauen siesehr traurig drein. Ich habe nie Tiere gesehen, die sich freudig geliebt hätten. Es ist, als obeine unbekannte Gewalt sie zwingt, es zu tun. Es kommt nicht aus ihrer eigenen freienEntscheidung, es ist nicht ihre Freiheit, son<strong>der</strong>n ihre Abhängigkeit. Das macht sie traurig.Das gleiche habe ich beim Menschen beobachtet. Habt ihr einen Ehemann mit seiner Ehefrauauf <strong>der</strong> Straße gesehen? Ihr wißt vielleicht nicht, ob sie Mann und Frau sind, doch wenn beidetraurig sind, könnt ihr sicher sein, daß sie verheiratet sind....Was läuft schief zwischen Ehemännern und Ehefrauen?–und selbst dann, wenn sie aus <strong>Liebe</strong>geheiratet haben!


Es ist keine <strong>Liebe</strong>, aber alle dachten das, so als ob sie wüßten, was <strong>Liebe</strong> ist. Es ist bloß Lust,und darum habt ihr bald genug <strong>von</strong>einan<strong>der</strong>. Die Biologie hat euch um <strong>der</strong> Fortpflanzungwillen getäuscht, doch bald ist <strong>der</strong> Reiz des Neuen vorbei: immer dasselbe Gesicht, dieselbeGeographie, dieselbe Topographie… Wie oft habt ihr das alles schon erforscht!Die ganze Welt ist traurig–und daran ist die Ehe schuld. Und niemand ist sich über dieUrsache im klaren.Die <strong>Liebe</strong> ist eines <strong>der</strong> geheimnisvollsten Phänomene. Von dieser <strong>Liebe</strong> spricht Almustafahier.Ihr wurdetzusammen geboren… in dem Augenblick, als die <strong>Liebe</strong> in euch erwachte. Das wareure wahre Geburt. …und ihr werdet auf immer zusammen sein, weil es nicht Lust ist. Ihrkönnt euch nicht langweilen, weil es nicht Lust ist.Wenn ihr erst einmal Kin<strong>der</strong> gezeugt habt, läßt euch die Biologie im Stich, und dann findetihr es befremdlich, mit einem Fremden zu leben. Diese Frau ist euch unbekannt; dieser Mannist euch unbekannt. Und ihr wißt nichts an<strong>der</strong>es, als zu streiten, herumzu- nörgeln und euchgegenseitig das Leben schwer zu machen. Das ist keine <strong>Liebe</strong>.<strong>Liebe</strong> ist das Erblühen <strong>der</strong> Meditation. Die Meditation bringt viele Schätze, undwahrscheinlich ist die <strong>Liebe</strong> die schönste Rose, die am Strauch <strong>der</strong> Meditation erblüht.Ihr werdet zusammen sein, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.Aber laßt Raum zwischen euch…Merkt euch diese Sätze: Laßt Raum zwischen euch in eurem Zusammensein. Seid zusammen,aber versucht den an<strong>der</strong>en nicht zu dominieren, versucht den an<strong>der</strong>en nicht zu besitzen undzerstört nicht die Individualität des an<strong>der</strong>en. Doch so geschieht es überall.Warum sollte die Frau den Namen des Mannes annehmen? Sie hat ihren eigenen Namen, siehat ihre eigene Individualität. Stellt euch vor, <strong>der</strong> Mann würde den Namen <strong>der</strong> Frau annehmen–welcher Mann wäre dazu bereit? Ihr habt die Frau kaputtgemacht, denn sie istzurückhaltend, zart und zerbrechlich.Weshalb sollte die Frau in das Haus des Mannes ziehen? Warum kann nicht <strong>der</strong> Mann in dasHaus <strong>der</strong> Frau ziehen? Hier und da kommt es vor, daß ein Mann eine Frau unter <strong>der</strong>Bedingung heiratet, daß er in ihrem Haus leben wird, weil <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Frau selbst keinenSohn hat, <strong>der</strong> sich um sein Eigentum, um seinen Besitz kümmert. Doch habt ihr bemerkt?–wenn ein Mann ins Haus seiner Frau zieht, verurteilen ihn alle. Man lacht über ihn, als ob erseine Männlichkeit verloren hätte, aber keiner lacht über die Frau.In <strong>der</strong> Tat würde es dem Mann viel leichter fallen, im Haus seiner Frau zu leben. Sie istzerbrechlicher. Sie aus dem Garten, in dem sie aufwuchs, wegzuholen, sie zu entwurzeln,bedeutet den Anfang ihrer Zerstörung. Im Haus des Mannes kann sie nie ein Individuumwerden. Sie wird nur eine Sklavin sein–ohne Wurzeln, mit niemandem verbunden. Sie istnur eine Dienerin. So hat man sie überall auf <strong>der</strong> Welt behandelt.Mein Vorschlag ist, daß ein Mann und eine Frau, die zusammenleben wollen, ihr eigenesHaus haben sollten. Keiner sollte in das Haus des an<strong>der</strong>en ziehen, denn <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> in dasHaus des an<strong>der</strong>en zieht, wird ein Sklave sein, und Sklaven können keine Freude haben. Siehaben ihre Integrität verloren, ihre Individualität. Sie haben sich selbst verkauft.Aber wenn ihr zusammenlebt, laßt Raum zwischen euch… Der Ehemann kommt spät nachHause. Es ist nicht notwendig, absolut unnötig, daß die Ehefrau ihn fragt, wo er gewesen istund weshalb er so spät kommt. Er hat seinen Freiraum; er ist ein freier Mensch. Zwei freieIndividuen leben zusammen, und keiner beeinträchtigt den Freiraum des an<strong>der</strong>en. Wenn dieFrau spät nach Hause kommt, ist es unnötig, sie zu fragen, wo sie gewesen ist. Wer seid ihrdenn?–Sie hat ihr eigenes Leben, ihre eigene Freiheit.Aber so geschieht es tagtäglich, in jedem Heim. Sie streiten sich über Kleinigkeiten, aber imGrunde geht es immer darum, daß einer dem an<strong>der</strong>en nicht genug Raum läßt.


Es gibt unterschiedliche Vorlieben. Vielleicht hat dein Ehemann eine Vorliebe für etwas, dasdu nicht magst. Das bedeutet aber nicht, daß ihr Streit anfangen müßt. Nur weil ihr Mann undFrau seid, bedeutet das nicht, daß ihr die gleichen Dinge mögen müßt. Und diese ständigeFragerei! Auf dem Heimweg ist je<strong>der</strong> Mann in Gedanken damit beschäftigt, was sie ihn wohlfragen wird und was er ihr antworten soll. Und die Frau weiß genau, was sie ihn fragen wirdund was er ihr antworten wird. Und all diese Antworten sind falsch, erfunden. Er belügt sie.Was ist das für eine <strong>Liebe</strong>, die ständig mißtrauisch ist, die ständig Angst hat vor Eifersucht?Wenn deine Frau sieht, wie du dich lachend mit einer an<strong>der</strong>en unterhältst, genügt das schon,um dir die ganze Nacht zu vermiesen. Du wirst es bereuen! Der Preis ist zu hoch für einbißchen Spaß. Und wenn <strong>der</strong> Ehemann seine Frau mit einem an<strong>der</strong>en sieht, und sie siehtfröhlicher und glücklicher aus, dann reicht das schon, um ihr eine Szene zu machen.Die Menschen sind sich nicht bewußt, daß sie überhaupt nicht wissen, was <strong>Liebe</strong> ist. <strong>Liebe</strong> istnie mißtrauisch, <strong>Liebe</strong> ist nie eifersüchtig. <strong>Liebe</strong> mischt sich nie in die Freiheit des an<strong>der</strong>enein. <strong>Liebe</strong> drängt sich dem an<strong>der</strong>en nie auf.<strong>Liebe</strong> gibt Freiheit, und Freiheit ist nur möglich, wenn genug Raum ist zwischen euch.Das ist die Schönheit <strong>von</strong> Khalil Gibran–seine ungeheure Einsicht. <strong>Liebe</strong> bedeutet, daß dufroh bist, wenn deine Frau mit jemandem glücklich ist, denn wenn du liebst, möchtest du dieeigene Frau glücklich sehen. Wenn du liebst, möchtest du deinen Mann fröhlich sehen. Wenner mit einer an<strong>der</strong>en Frau redet und seinen Spaß hat, wird seine Frau sich freuen. Es bestehtkein Anlaß zum Streit. Sie sind zusammen, um ein glücklicheres Leben zu führen, aber genaudas Gegenteil passiert ständig. Es sieht so aus, als wären Ehefrauen und Ehemänner nurzusammen, um sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und sich zu ruinieren. Und <strong>der</strong>Grund ist, daß sie nicht einmal die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Liebe</strong> verstehen.Aber laßt Raum zwischen euch… Es ist kein Wi<strong>der</strong>spruch. Je mehr Raum ihr euchgegenseitig gebt, um so mehr seid ihr zusammen. Je mehr ihr euch gegenseitig Freiheit laßt,um so intimer werdet ihr sein. Nicht intime Feinde, son<strong>der</strong>n intime Freunde.Und laßt die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.Es ist ein existentielles Grundgesetz: Wenn ihr zuviel zusammen seid und keinen Raum fürFreiheit laßt, zerstört ihr die Blüte <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong>. Ihr erdrückt sie und laßt ihr keinen Raum zumWachsen....

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