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INTERVIEWHaben Sie Ihre Karriere systematisch geplant?Kurzak: Nein, so bin ich eigentlich nicht. Meinerstes Gastieren war in New York an der Met, dannLondon im Covent Garden, das heute so etwaswie mein Stammhaus ist. Es hat sich alles ergeben,ganz natürlich und unkompliziert. Ich finde dasschön. Ein planender „Erst das, dann das unddann das“-Typ bin ich nicht.Aber Sie setzen sich dennoch Ziele?Kurzak: Ja, aber eher im Sinne von Träumen. ZumBeispiel: In meiner Jugend konnte man bei unseinzelne Aufführungen aus der Met im Fernsehenanschauen. Ich träumte immer davon, dass icheines Tages auch an diesem Haus sein möchte,vielleicht nicht als Sängerin, aber wenigstens meinenFuß auf die Bühne stellen! Das schien aberein eher unwahrscheinlicher Traum zu sein, weilja damals im Polen der Kommunismus herrschteund die Grenzen geschlossen waren. Aber es hatgeklappt, und ich habe im Grunde alles bekommen,was ich mir gewünscht habe: beruflich undprivat. Manchmal habe ich aus Aberglauben fastAngst, es so auszusprechen, weil ich einfach sosehr glücklich bin.Auch stolz?Kurzak: Natürlich! Aber in einem positiven Sinne.Stolz-sein ist ja nichts schlechtes, an sich. Manmuss nur richtig damit umgehen und immer amBoden bleiben. Aber ich sehe, dass meine Familiestolz auf mich ist: das gibt mir Kraft, weiterzumachen.Ihre Karriere planen Sie also nicht. Aber lässt sichzumindest eine stimmliche Entwicklung planen?Kurzak: Nein. Anfangs war ich ein echter Koloratursopran.Mit den Arien der Königin der Nachtbin ich zu Wettbewerben gefahren, habe meineVorsingen gemacht. Dann aber ist die Stimmerunder, voller geworden und ich musste viele bereitsunterschriebene Verträge auflösen. SolcheEntwicklungen lassen sich nicht voraussagen. ImMoment denke ich, dass ich in den nächsten Jahrendie Belcanto-Partien, die auch eine Höhe erfordern,singen werde.Es heißt, dass eine Sängerin für die Violetta dreiunterschiedliche Stimmtypen braucht. In welcherfühlen Sie sich am wohlsten?Kurzak: Eigentlich während der gesamten Oper!Ich weiß ja nicht genau, ob es wirklich drei unterschiedlicheStimmen sind, die man braucht. ImGrunde wird eine schöne runde, lyrische Stimmebenötigt, die Koloraturen bieten kann; das Dramatische,eine Spinto-Stimme hingegen ist hierfalsch. Man braucht im Vergleich als Gilda mehrKraft in der Stimme: Im dritten Akt, während desSturmes, da ist das Orchester schon sehr dick unddie Sängerin muss Power geben. Violetta ist indiesem Punkt weniger anstrengend.Sehen Sie Violetta von Beginn an als tragische Figuroder sind wirklich unbeschwerte Momente auchgegeben?Kurzak: Ich finde, dass sie im ersten Akt einfachnur verliebt ist und nicht wahrnehmen möchte,wie ihr Leben eigentlich aussieht. Dieser Aspektist für mich wichtig, damit die Figur eine Charakter-Vielfältigkeiterhalten kann. Die Tragik folgtdann später …Liegt Ihnen ein solcher tragischer Charakter?Kurzak: Unbedingt! Ich leide sehr gerne auf derBühne. Leiden und sterben im Theater ist einfachschön! Und in eine Violetta kann man so vieleEmotionen packen. Ganz allgemein finde ich eswunderschön, Menschen im Publikum so berührenzu können, dass sie Tränen in den Augen haben.Warum opfert sich Violetta eigentlich? Steht dasnicht im Widerspruch zu ihrer Liebe zu Alfred? Siemacht ihn ja auch unglücklich!Kurzak: Das ist eine Frage, die aus heutiger Sichtnur sehr schwer zu beantworten ist. Heute würdeniemand mehr so handeln. Aber damals, im 19.Jahrhundert, herrschten andere gesellschaftlicheGegebenheiten. Aus diesem historischen Blickwinkelist ihr Verzicht zu verstehen.Und ist Alfredo ernst zu nehmen? Sie ist doch dieerwachsenere, oder?Kurzak: Ja, unbedingt. Sie kennt das Leben, hatihr Dasein mit reichen, älteren Männern verbracht.Daher nimmt Violetta Alfredo anfangs jaauch nicht ganz ernst. Allerdings dann … kommtdie Liebe. Unerwartet. Sie kann es sich nicht erklären,aber das ist eben so im Leben. Man kanndie Liebe nicht verstehen …Das Gespräch führte Oliver LángTermine:La traviata3., 6., 9., 12. SeptemberDiese Produktionwird unterstützt vonwww.wiener-staatsoper.at N° 171 7

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