12.07.2015 Aufrufe

download - Wiener Staatsoper

download - Wiener Staatsoper

download - Wiener Staatsoper

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ENSEMBLEEltern, die ihren Sohn wohl lieber als Arzt oder Juristengesehen hätten, erkannten bald, dass sie ihnseiner Berufung folgen lassen sollten und so wiederholtesich, was so oft zu beobachten ist: Der Talentierte,der Berufene kann stets Ressourcen und Kräftefreisetzen, die ihn ans Ziel bringen, auch ohne odervielleicht gerade auf Grund des Fehlens irgendwelcherverbissen-ruhmsüchtiger Erziehungsberechtigterdie mit Zwang eine künstlerische Karriere des Sprösslingserreichen wollen.Für Alexandru Moisiuc ging es dann Schlag auf Schlag:1984 gab er sein Bühnendebüt, ungefähr ein Jahrspäter sang er erstmals an der Bukarester Oper, ander Moisiuc dann bis 1991 als Solist blieb. Von dortengagierte ihn der Talentensucher Hans Gábor alsDon Giovanni an die <strong>Wiener</strong> Kammeroper bzw. an dasSchönbrunner Schlosstheater (inklusive einer ausgedehntenTournee quer durch Japan und Südkorea).Bei einem Auftritt an der Temesvárer Oper hörte ihnwiederum Ioan Holender – und damit war der Wegan die <strong>Wiener</strong> <strong>Staatsoper</strong> gebahnt.Möglichkeiten stehen ihm offen? Die entsprechendenAntworten, die seine Interpretationen mit aus machen,lassen seine Auftritte so einprägsam werden.Moisiucs persönliches Credo lautet: Für den Interpretenist die Partitur ein unumstößlicher, ein immer zurespektierender Gesetzestext, auf dem der gesamteBeruf des Musikers oder Sängers aufgebaut ist. EinGesetzestext der für den aufmerksamen, kundigen,erfahrenen und künstlerisch begabten Leser unendlichviele facettenreiche Vorgaben enthält, um diejeweilige Rolle plastisch umsetzen zu können. Undder zugleich viel Freiraum lässt, um Eigenes auf derBühne entstehen zu lassen. Wer Alexandru Moisiuc inein und derselben Partie mehrmals erlebt, wird feststellen(was Moisiuc durchaus als Intention bestätigt),dass sich seine Interpretation, nicht eben zur Freudeder Inspizienten und Regieassistenten, immer wiederverändert, andere Details und Farben auftauchen,neue Gewichtungen in den Vordergrund treten – auchwenn das unverwechselbare seines Timbres, dasUnverwechselbare seines Charismas nichtsdestotrotzklar erhalten bleiben.Termine:Schließer in Tosca5., 8., 11., 15. SeptemberLodovico in Otello14., 17., 20., 23. SeptemberWer Moisiuc hier als Gesler, Großinquisitor, KardinalBrogni, Ramfis, Philippe II. oder Fouquier-Tinvillehört, wird sofort feststellen wollen: Moisiuc ist auf derBühne der ideale nicht zu erweichende Erzböse -wicht – undurchdringlich, angsteinflößend, omnipräsent.Doch ihn auf solche Partie beschränken zu wollen,wäre ein Irrtum: Denn der feige Schließer, dergerechte Herrscher, der weise Priester, der jovialeKumpane, der abgestumpfte Soldat oder der göttlichbegnadete Seher gelingen ihm nicht weniger glaubwürdig.Denn Moisiuc geht nie vor das Publikumhinaus ohne Antworten auf Fragen zu finden, die dalauten: Wie ist derjenige, den ich darzustellen habeninnerlich beschaffen? Was treibt ihn an? WelcheÄngste, welche Wünsche prägen sein Tun? Was fürAngetrieben wird er von seiner Liebe zur Musik undseiner Liebe zur Opernbühne, denn beides – die Musikund die Bühne – empfindet er als Lebensgrundlagewie das Atmen, Essen und Trinken. Und so gehörter nicht zu jenen Künstlern, die stets behaupten,ihren Beruf dem Publikum zuliebe zu machen. Nein,Alexandru Moisiuc bereitet sich als Diener derKomponisten, die er interpretiert, bei jedem Auftrittselbst ein großes Glück. Auch dann, wenn er mitseiner Leistung nie wirklich zufrieden ist. Die Zustimmungder Zuschauer empfindet er dann alszusätzliches Plus seines Künstler daseins – oder wieman es heutzutage ausdrückt: der Beifall ist einnice-to-have, aber nicht das Wesentliche.Andreas LángSERIEwww.wiener-staatsoper.at N° 171 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!