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Fallstricke der Endokrinologie in der Hausarztpraxis - Winterthurer ...

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IIVorwort zum 31. W<strong>in</strong>terthurer FortbildungskursLiebe Freunde und treue Besucher <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terthurer FortbildungskurseZum 31. W<strong>in</strong>terthurer Fortbildungskurs ist das Thema neu e<strong>in</strong>mal nicht nur e<strong>in</strong> Gebiet<strong>der</strong> <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e bunte Mischung aus verschiedenen Gebieten. Dasverb<strong>in</strong>dende Element s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en <strong>Fallstricke</strong>. Es handelt sich praktischdurchgehend um Themen, bei denen es immer wie<strong>der</strong> zu Fehl<strong>in</strong>terpretationen o<strong>der</strong>kniffligen Fragen zum Vorgehen kommen kann. Beispielsweise, dass bei e<strong>in</strong>emACTH-abhängigen Cush<strong>in</strong>g nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> MRI <strong>der</strong> Hypophyse gemacht und e<strong>in</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> Bildgebung vielleicht gefundenes Adenom operiert werden kann, son<strong>der</strong>n mittelsaufwändigem ACTH-Sampl<strong>in</strong>g die wirkliche Quelle des ACTH-Exzesses gesuchtwerden muss.Solche und an<strong>der</strong>e knifflige, aber für den Praxisalltag relevante Spezialsituationensollen <strong>in</strong> diesem Jahr das Mediz<strong>in</strong>ische Programm am W<strong>in</strong>terthurer Fortbildungskursprägen. Ich hoffe daher, dass es für alle etwas Interessantes und Lehrreich-Nützliches dabei haben wird. Und natürlich wird <strong>der</strong> übrige Rahmen mit e<strong>in</strong>erabwechslungsreichen Ausstellung durch die Chemische Industrie im Foyer, dieKaffee- und Mittagspause und das kulturelle Programm zu Beg<strong>in</strong>n des Nachmittagsauch <strong>in</strong> diesem Jahr nicht fehlen.Ich hoffe daher, dass Sie Alle den Tag <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthur geniessen werden und freuemich über Ihre rege Teilnahme.Herzliche GrüsseDirk Kappeler


IIInhaltsverzeichnisSeitenDr. med. B. SchweglerAbklärung des Hypercortisolismus 1 - 5PD Dr. med. M. BrändleInzidentalom <strong>der</strong> Nebenniere 6 - 10Dr. med. B. MüllerEchte und falsche Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie 11 - 15Prof. Dr. med. P. M. SuterEndokr<strong>in</strong>e Abklärung bei arterieller Hypertonie 16 - 22PD Dr. med. P. WiesliHypoglykämie beim Nichtdiabetiker 23 - 25Prof. Dr. med. U. KellerUpdate zur Therapie <strong>der</strong> Hyperlipidämie 26 - 31Frau Dr. med. K. SchiesslAndrogenüberschuss <strong>der</strong> Frau 32 - 36Dr. med. V. PavliekAndrogenmangel beim Mann 37 - 41Prof. Dr. med. U. EiholzerKle<strong>in</strong>wuchs beim K<strong>in</strong>d 42 - 47PD Dr. med. K. Lae<strong>der</strong>ach-HofmannPolydipsie und Diabetes <strong>in</strong>sipidus 48 - 52Frau Dr. med. M. Maier-WölfleS<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Langzeitthyreostatikagabe 53 - 56Prof. Dr. med. E. ChristHypercalcämieabklärung 57 - 61Dank an die Sponsoren 62


1Abklärung des Hypercortisolismus (Cush<strong>in</strong>g-Syndrom)Beat Schwegler; <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie, Zuger KantonsspitalE<strong>in</strong>leitungDer Hypercortisolismus (Cush<strong>in</strong>g-Syndrom) fasst e<strong>in</strong>e grosse Gruppe von verschiedenenkl<strong>in</strong>ischen Zeichen und Symptomen zusammen, welche e<strong>in</strong>e verlängerte und hoheExposition von Glukokortikoiden am Gewebe reflektieren. Der häufigste Grund für e<strong>in</strong>enHypercortisolimus ist iatrogen, verursacht durch das Verschreiben von Kortikosteroiden,währenddem das endogene Cush<strong>in</strong>g-Syndrom e<strong>in</strong>e seltene Störung darstellt. Die Inzidenzbeträgt zwischen zwei bis drei Fälle /1 Mio E<strong>in</strong>wohner pro Jahr (1,2). Obwohl das Cush<strong>in</strong>gSyndrom bei ausgeprägtem Krankheitsbild unverwechselbar ist, zeigt sich e<strong>in</strong> breitesSpektrum bei <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Präsentation, und die Diagnose kann <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> mildenFällen e<strong>in</strong>e Heraufor<strong>der</strong>ung darstellen.Gute kl<strong>in</strong>ische H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong> Cush<strong>in</strong>g Syndrom s<strong>in</strong>d Striae rubrae > 1 cm, Mondgesicht,Plethora, proximale Muskelschwäche und easy bruis<strong>in</strong>g.Häufig jedoch bestehen auch bei <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung gewisse Zeichen e<strong>in</strong>esHyperkortisolismus, welche aber nicht mit e<strong>in</strong>er endogenen Cortisolüberschuss e<strong>in</strong>hergehen(Adipositas, Depression, Diabetes mellitus o<strong>der</strong> Menstruationsunregelmässigkeiten). Diesund die Tatsache, dass unter gewissen Bed<strong>in</strong>gungen (siehe Tab 1) wohl e<strong>in</strong> gewisserHypercortisolismus ohne eigentliches Cush<strong>in</strong>g-Syndrom (Pseudocush<strong>in</strong>g) bestehen kann,verlangt nach e<strong>in</strong>er sorgfälltigen Evaluation <strong>der</strong> notwendigen Abklärungsschritten.Screen<strong>in</strong>g und Diagnostik bei Verdacht auf Cush<strong>in</strong>g-Syndrom (Fig. 1)Bevor erste diagnostische Schritte unternommen werden, muss e<strong>in</strong>e exogeneGlukokortikoid-Exposition ausgeschlossen werden.In <strong>der</strong> Diagnostik muss primär das Cush<strong>in</strong>g-Syndrom laborchemisch gesucht und bestätigtwerden. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wird (primär ebenfalls laborchemisch) die Quelle desendogenen Hypercortisolismus gesucht.Wer sollte gestestet werden ?E<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g sollte nur bei Patienten mit kl<strong>in</strong>ischen H<strong>in</strong>weisen durchgeführt werden. Meistist e<strong>in</strong> Vergleich mit älteren Fotos hilfreich. E<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g ist somit empfehlenswert bei:- Patienten mit vielen und progressiven Zeichen e<strong>in</strong>es Hypercortisolismus,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Zeichen, die prädiktiv für e<strong>in</strong> Cush<strong>in</strong>g-Syndrom s<strong>in</strong>d (s.o).- Patienten mit für das Alter untypischen Befunden (z.B. Osteoporose, arterielleHypertonie)- Patienten mit e<strong>in</strong>em Inzidentalom im Bereich <strong>der</strong> Nebenniere ?- K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Gewichtszunahme und verlangsamtem Wachstum ?Wie sollte primär getestet werden ?Die Bestimmung des Plasma Cortisol ist ke<strong>in</strong> geeigneter Screen<strong>in</strong>g-Test. Zur Abklärungkann e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> folgenden Tests gewählt werden:- Cortisol im 24 h Ur<strong>in</strong> (normal < 250 – 300 nmol/l)- 1 mg Dexamethason Hemmtest (normal < 50 – 140 nmol/l)- Late night Speichelkortisol (normal < 4 – 6 nmol/l)


4Fig 1: Algorithmus bei Verdacht auf Cush<strong>in</strong>g-SyndromVerdacht auf Cush<strong>in</strong>g-Syndrom(Konsultation beim Endokr<strong>in</strong>ologen <strong>in</strong> Betracht ziehen)Ausschluss von exogener GlukokortikoidgabeDurchführung e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> folgenden TestsCortisol im 24 h Ur<strong>in</strong> 1 mg Dexamethason Late night Speichel-( 2 Tests) Hemmtest Cortisol ( 2 Tests)Abnormale Resultate normal: Cush<strong>in</strong>g-Syndromunwahrsche<strong>in</strong>lichAusschluss Pseudo-Cush<strong>in</strong>g (Tab 1)Konsultation ti beim Endokr<strong>in</strong>ologenNochmalige Durchführung von 1 o<strong>der</strong> 2 Tests (s.o)Diskrepante TesteAbnormale Resultatetnormal: Cush<strong>in</strong>g-Syndrom(zusätzliche Abklärungen)unwahrsche<strong>in</strong>lichCush<strong>in</strong>g-Syndrommodifziert nach 3


5Tab.2: Aetiologie des Cush<strong>in</strong>g-SyndromsUrsachen % Frau : MannACTH-abhängigMorbus Cush<strong>in</strong>g (Hypophyse) 70 35 3,5 : 1ektopisches ACTH 10 1:11nbekannte Q elle des ACTH 5 5 1unbekannte Quelle des ACTH 5 5 : 1ACTH-unabhängig ggNebennierenadenome 10 4:1Nebennierenkarz<strong>in</strong>ome 5 1 : 1makronoduläre Hyperplasie


6Inzidentalom <strong>der</strong> NebennierePD Dr. med. Michael Brändle, M.Sc., Fachbereichsleiter <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie,Kantonsspital St. Gallen1. E<strong>in</strong>leitungUnter e<strong>in</strong>em Inzidentalom <strong>der</strong> Nebenniere versteht man e<strong>in</strong>en Nebennierentumor, <strong>der</strong> zufällig imRahmen e<strong>in</strong>er nicht auf die Nebenniere zielenden Diagnostik entdeckt wird. Aus diesem Grundwird im englischen Sprachraum für e<strong>in</strong> sogenanntes Nebennieren-Inzidentalom auch <strong>der</strong> Begriff‚cl<strong>in</strong>ically <strong>in</strong>apparent mass‘ verwendet. Mit <strong>der</strong> weitverbreiteten Anwendung von Abdomen-Sonographie, Computertomographie und Magnet-Resonanz-Tomographie hat die Inzidenz <strong>der</strong>Nebennieren-Inzidentalome deutlich zugenommen und e<strong>in</strong> neues diagnostisches undtherapeutisches Dilemma geschaffen.In zahlreichen Autopsie-Studien wurde die Häufigkeit von Nebennieren-Inzidentalomen untersucht.Dabei betrug die Prävalenz – je nach Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> m<strong>in</strong>imalen Knotengrösse – zwischen 1.4 bis8.7%. Mit den neuen Schnittbildverfahren können bei 0.6 bis 4.4% aller untersuchten Personenadrenale Raumfor<strong>der</strong>ungen detektiert werden. Die Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu. So istbei Personen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>enNebennierentumor bei e<strong>in</strong>er CT-Untersuchung zu f<strong>in</strong>den mit 0.2% sehr tief. Bei Personen, die über70 Jahre alt s<strong>in</strong>d, beträgt die Prävalenz e<strong>in</strong>er zufällig entdeckten Nebennierenraumfor<strong>der</strong>ung fast7%.Die Differentialdiagnose adrenaler Raumfor<strong>der</strong>ungen ist sehr breit. Mit Abstand am häufigstenhandelt es sich dabei um Nebennierenadenome, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrheit endokr<strong>in</strong> <strong>in</strong>aktiv s<strong>in</strong>d (Tabelle1).Tabelle 1: Histologische Ursachen von Nebennieren-Inzidentalomen (Mantero F et al. JCEM, 2000)• Nebennierenadenom 52%• Phäochromozytom 11%• Myelolipom 8%• Ganglioneurom 4%• Nebennierenzyste 5%• Nebennierenkarz<strong>in</strong>om 12%• Metastase 2%• An<strong>der</strong>e (u.a.Hämatom,Tbc, Zysten) 6%2. DiagnostikBei <strong>der</strong> diagnostischen Abklärung e<strong>in</strong>es Nebennieren-Inzidentaloms stellen sich zweiKard<strong>in</strong>alfragen:1. Produziert und sezerniert <strong>der</strong> Tumor zu viel Hormone – ist <strong>der</strong> Tumor endokr<strong>in</strong> aktiv?2. Ist <strong>der</strong> Tumor maligne o<strong>der</strong> benigne?Endokr<strong>in</strong>ologische DiagnostikCirca 5-12% aller Inzidentalome <strong>der</strong> Nebenniere s<strong>in</strong>d endokr<strong>in</strong> aktiv. Am Anfang je<strong>der</strong>endokr<strong>in</strong>ologischen Diagnostik steht die sorgfältige Anamnese und kl<strong>in</strong>ische Untersuchung umH<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong>es Hormonexzesses zu f<strong>in</strong>den. Damit wird die Interpretation <strong>der</strong> anschliessend


7erhobenen Laborresultate e<strong>in</strong>facher bzw. können die Laborbestimmungen e<strong>in</strong>geschränkt werden.Insbeson<strong>der</strong>e sollte nach Anhaltspunkten für e<strong>in</strong> Cush<strong>in</strong>g-Syndrom, e<strong>in</strong> Phäochromozytom o<strong>der</strong>e<strong>in</strong>en primären Hyperaldosteronismus gesucht werden (Tabelle 2).Tabelle 2: Anamnestische und kl<strong>in</strong>ische H<strong>in</strong>weise auf adrenalen HormonexzessErkrankung Symptome BefundeCush<strong>in</strong>g-Syndrom Gewichtszunahme, v.a. stammbetont;Proximale Muskelschwäche, vermehrteVerletzlichkeit <strong>der</strong> Haut, psychischeVerän<strong>der</strong>ungen, Schwitzen, Nykturie-Polyurie; Infertilität, ImpotenzArterielle HypertonieStriae rubrae, Ekchymosen,Hirsutismus. Rubeosis faciei,supraklavikuläre Fettpolster,Knöchelödeme; Osteoporose,Diabetes mellitusPhäochromozytomAnfallsartige Kopfschmerzen,Palpitationen, Schwitzen. Blässe,<strong>in</strong>nere Unruhe, Angst, TremorArterielle Hypertonie:anhaltend o<strong>der</strong> paroxysmalHyperaldosteronismus Bei Hypokaliämie: Muskelkrämpfe Arterielle Hypertonie;Eventuell HypokaliämieNach <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Beurteilung werden verschiedene Screen<strong>in</strong>g-Untersuchungen zum Ausschlusse<strong>in</strong>es Hormon-Exzesses empfohlen. Diese Screen<strong>in</strong>g-Untersuchungen sollten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beikl<strong>in</strong>ischem Verdacht auf e<strong>in</strong>en Hormonexzess durchgeführt werden.Zum Screen<strong>in</strong>g nach e<strong>in</strong>em Hypercortisolismus kann e<strong>in</strong> Dexamethason-Hemmtest (1mgDexamethason zwischen 23.00h und 24.00h) durchgeführt, e<strong>in</strong>e Cortisol-Bestimmung im 24h-Ur<strong>in</strong>veranlasst o<strong>der</strong> das Speichel-Cortisol um Mitternacht bestimmt werden. S<strong>in</strong>d folgende Grenzwerteüberschritten sollte e<strong>in</strong>e Cush<strong>in</strong>g-Diagnostik <strong>in</strong> die Wege geleitet werden und e<strong>in</strong> Endokr<strong>in</strong>ologebeigezogen werden: Morgen-Cortisol nach 1mg Dexamethason > 140 nmol/l; Speichelcortisol-Wertum Mitternacht >6.0 nmol/l (2x bestimmt); Cortisol im 24h-Ur<strong>in</strong> > 90 µg/24h (>250 nmol/24h) (2xbestimmt). Wird nach E<strong>in</strong>nahme von 1mg Dexamethason am Vorabend e<strong>in</strong> Morgen-Cortisol-Wert 90 pmol/mU bzw. > 150 pmol/ngsollten weitere diagnostische Untersuchungen nach e<strong>in</strong>em primären Hyperaldosteronismuse<strong>in</strong>geleitet werden.Bei je<strong>der</strong> hormonellen Diagnostik ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von gleichzeitig e<strong>in</strong>genommenen Medikamentenzu beachten. Diese sollten wenn möglich abgesetzt bzw. bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Testergebnisseberücksichtigt werden. Es sollten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Aldosteronantagonisten 4 Wochen und β-Blockerm<strong>in</strong>destens 2 Wochen vor Bestimmung von Aldosteron und Ren<strong>in</strong> gestoppt werden. TrizyklischeAntidepressiva, Neuroleptika, nicht-selektive α-Blocker, MAO-Hemmer, Sympathomimetika undKoffe<strong>in</strong> und Teophyll<strong>in</strong>-haltige Substanzen bee<strong>in</strong>flussen die Bestimmung <strong>der</strong> Katecholam<strong>in</strong>e undMetanephr<strong>in</strong>e.


9Figur 1: Diagnostik und Therapie des Nebennieren-Inzidentaloms4. Offene Fragen – AusblickBis anh<strong>in</strong> besteht ke<strong>in</strong>e solide Evidenz bezüglich <strong>der</strong> Häufigkeit und <strong>der</strong> Zeitspanne <strong>der</strong>Verlaufskontrollen bei endokr<strong>in</strong> <strong>in</strong>aktiven, benigne ersche<strong>in</strong>enden Nebennieren-Inzidentalomen.Die meisten Gesellschaften bzw. Review-Artikel geben me<strong>in</strong>es Erachtens zu extensiveEmpfehlungen für die Diagnostik und Nachkontrolle <strong>der</strong> Nebennieren-Inzidentalome ab, obwohl nursehr wenige Personen im Verlauf e<strong>in</strong>en Hormonexzess o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> adrenokortikales Karz<strong>in</strong>omentwickeln. Der Nutzen und die Kosten-Effektivität dieser Empfehlungen s<strong>in</strong>d bis jetzt nicht geklärt.Aus diesem Grund sollte versucht werden, folgende Punkte <strong>in</strong> den nächsten Jahren zu klären:1. Wie ist <strong>der</strong> natürliche Verlauf von endokr<strong>in</strong> <strong>in</strong>aktiven, radiologisch unauffälligen Nebennieren-Inzidentalomen?2. Was ist die optimale Strategie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verlaufskontrolle für Personen mit Nebennieren-Inzidentalomen?3. Können Personen mit e<strong>in</strong>em hohen Risiko für e<strong>in</strong> adrenokortikales Karz<strong>in</strong>om frühzeitigidentifiziert werden?


10Literatur1. Mansmann G, Lau J, Balk E, Rothberg M, Miyachi Y, Bornste<strong>in</strong> SR. The cl<strong>in</strong>ically <strong>in</strong>apparentadrenal mass: update <strong>in</strong> diagnosis and management. Endocr Rev. 2004;25:309-40.2. Grumbach MM, Biller BM, Braunste<strong>in</strong> GD, Campbell KK, Carney JA, Godley PA, Harris EL, LeeJK, Oertel YC, Posner MC, Schlechte JA, Wieand HS. Management of the cl<strong>in</strong>ically <strong>in</strong>apparentadrenal mass ("<strong>in</strong>cidentaloma"). Ann Intern Med. 2003;138:424-9.3. Young WF. Cl<strong>in</strong>ical practice. The <strong>in</strong>cidentally discovered adrenal mass. N Engl J Med. 2007 Feb8;356:601-10.4. Nawar R, Aron D. Adrenal <strong>in</strong>cidentalomas -- a cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g management dilemma. Endocr RelatCancer. 2005;12:585-98.5. Mantero F, Terzolo M, Arnaldi G, Osella G, Mas<strong>in</strong>i AM, Alì A, Giovagnetti M, Opocher G, AngeliA. A survey on adrenal <strong>in</strong>cidentaloma <strong>in</strong> Italy. Study Group on Adrenal Tumors of the ItalianSociety of Endocr<strong>in</strong>ology. J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab. 2000;85:637-446. Barzon L., Son<strong>in</strong>o N, Fallo F., Palu` G., Boscaro M. Prevalence and natural history of adrenal<strong>in</strong>cidentalomas. Eur J Endocr<strong>in</strong>ology. 2003;149: 273–2857. E. Vassilatou, A. Vryonidou, S. Michalopoulou, J. Manolis, J. Caratzas, C. Phenekos, I.Tzavara. Hormonal activity of adrenal <strong>in</strong>cidentalomas: results from a long-term follow-up study.Cl<strong>in</strong>ical Endocr<strong>in</strong>ology. 2009;70, 674–679.8. Bulow B; Jansson S; Juhl<strong>in</strong> C; Steen L; Thoren M; Wahrenberg H; Valdemarsson S; WangbergB; Ahren B; Adrenal <strong>in</strong>cidentaloma - follow-up results from a Swedish prospective study. Eur JEndocr<strong>in</strong>ol. 2006;154:419-23


11Echte und falsche Hyperprolakt<strong>in</strong>ämieBruno Müllerwww.DerEndokr<strong>in</strong>ologe.chAllgeme<strong>in</strong>esDie Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie kann asymptomatisch o<strong>der</strong> mit Symptomen verbunden se<strong>in</strong>. KlassischeSymptome s<strong>in</strong>d: Zyklusstörungen bei <strong>der</strong> Frau, Amenorrhoe, Galaktorrhoe undLibidoverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Die Differentialdiagnose ist breit. Physiologische Hyperprolakt<strong>in</strong>ämienwerden gesehen bei Stress, ekzessivem Körpertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Schwangerschaft. Häufigste Ursachene<strong>in</strong>er unphysiologischen Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie s<strong>in</strong>d Hypophysenerkrankungen (Mikro- undMakroprolakt<strong>in</strong>ome, Hypophysenstielkompression bei nicht prolakt<strong>in</strong>bildendenHypophysentumoren, Empty-sella-Syndrom) und Medikamente (Neuroleptika, Antidepressiva,Metoclopramid, Domperidon, östrogenhaltige Präparatenpräparate, u.a.). Seltenere Ursachen s<strong>in</strong>ddie Hypothyreose, die Nieren<strong>in</strong>suffizienz, das Polycystische Ovarsyndrom PCO, und an<strong>der</strong>es. In ca.5% aller Fälle kann ke<strong>in</strong>e Ursache festgestellt werden (sogenannt idiopathischeHyperprolakt<strong>in</strong>ämie). E<strong>in</strong>e kaum bekanntes Krankheitsbild ist die Makroprolakt<strong>in</strong>ämie, def<strong>in</strong>iert alsProlakt<strong>in</strong>erhöhung als Folge von endogener Antikörperbildung gegen Prolakt<strong>in</strong>. DieMakroprolakt<strong>in</strong>ämie wird auch als falsche Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie bezeichnet.Methoden zur Bestimmung von Makroprolakt<strong>in</strong>E<strong>in</strong> Beispiel: Bestimmung <strong>der</strong> Autoantikörper mittels PEG-Präzipitationstest: 200 lPolyethylenglycol (PEG; Molekulargewicht 6000) werden mit e<strong>in</strong>em identischen Volumen Serumgemischt und während 30 M<strong>in</strong>uten auf 3000 rpm zentrifugiert. Prolakt<strong>in</strong> wird vor sowie (imÜberstand) unmittelbar nach PEG-Präzipitation bestimmt. Die sogenannte Prolakt<strong>in</strong>-Recovery wirddanach nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnet: [immunoreaktives Prolakt<strong>in</strong> nach PEG-Präzipitation /


12immunoreaktives Prolakt<strong>in</strong> vor PEG-Präzipitation] x 100. Die Diagnose Makroprolakt<strong>in</strong>ämie giltdann als gesichert, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Serum das Prolakt<strong>in</strong>-Recovery < 40% beträgt.In ausgewählten Fällen basiert die Diagnose Makroprolakt<strong>in</strong>ämie zusätzlich auf e<strong>in</strong>er durch Gel-Filtrationschromatographie-Methode.Was ist Makroprolakt<strong>in</strong>?Das Glykoprote<strong>in</strong> Prolakt<strong>in</strong> zirkuliert im Kreislauf zur Hauptsache als 23 kDa schweresmonomerisches Molekül. Interessanterweise haben chromatographische Untersuchungen abergezeigt, dass 2 weitere, davon abweichende Prolakt<strong>in</strong>-Moleküle zirkulieren, die e<strong>in</strong> erheblichhöheres Molekulargewicht aufweisen (50 respektive >100 kDa Molekulargewicht), und daher „bigprolact<strong>in</strong>“und „big-big-prolact<strong>in</strong>“ genannt werden. Diese Prolakt<strong>in</strong>e werden auch alsMakroprolakt<strong>in</strong> bezeichnet. Die (chromatographische) Heterogenität ist seit 1974 bekannt [1,2,3].Der Makroprolakt<strong>in</strong>entstehung liegen gegen Prolakt<strong>in</strong> gerichtete Autoantikörper zugrunde, wie1992 gezeigt werden konnte. Es wurden bei Patienten mit „big-big-prolact<strong>in</strong>“ Anti-Prolakt<strong>in</strong>-Antikörper <strong>der</strong> Klasse IgG mit niedriger Rezeptoraff<strong>in</strong>ität festgestellt [4,5,6,7]. DerartigeAutoantikörper führen zur Zusammenlagerung von Prolakt<strong>in</strong>-Monomeren zu makromolekularemProlakt<strong>in</strong> (Makroprolakt<strong>in</strong> o<strong>der</strong> „big-big-prolact<strong>in</strong>“). Problematischerweises bee<strong>in</strong>flusstMakroprolakt<strong>in</strong> die herkömmlichen Radio-Immunoassays für quantitative Prolakt<strong>in</strong>-Bestimmung,wobei das Ausmass <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung von <strong>der</strong> Messmethode abhängig ist [8,9]. Zur Illustrationdient die <strong>in</strong> Tabelle 1 analysierte Serumprobe mit e<strong>in</strong>em effektiven Wert für monomerischesProlakt<strong>in</strong> von 7.1 g/L und e<strong>in</strong>em Makroprolakt<strong>in</strong>anteil von 93%. Die mittels 5 verschiedenenRadio-Immunoassays bestimmten Prolakt<strong>in</strong>werte schwanken zwischen 26 und 143 g/L (sieheTabelle 1.).


13Tabelle 1. Prolakt<strong>in</strong>werte aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Serumprobe mit e<strong>in</strong>em Makroprolakt<strong>in</strong>anteilvon 93% (und e<strong>in</strong>em tatsächlichen Wert für monomerisches Prolakt<strong>in</strong> von 7.1 g/L),bestimmt mit 5 verschiedenen Radio-Immunoassays (Fahie-Wilson, persönliche Mitteilung).AssayProlakt<strong>in</strong>-Wert(g/l)Bayer/Chiron ACS 26BioMerieux Vidas 37Roche Cobas Core 47Abbott AxSYM 95Roche Elecsys 143Wie aus <strong>der</strong> Tabelle 1 hervorgeht, werden nicht alle Radio-Immunoassays durch Makroprolakt<strong>in</strong>gleich stark bee<strong>in</strong>flusst. 2 <strong>der</strong> 3 grössten privaten Mediz<strong>in</strong>laboratorien und 4 <strong>der</strong> 5Universitätslaboratorien <strong>der</strong> Schweiz verwenden aber Assays für qantitativeProlakt<strong>in</strong>bestimmungen, welche durch Makroprolakt<strong>in</strong> stark bee<strong>in</strong>flusst werden und zu falschhohenProlakt<strong>in</strong>werten führen können.Aus – allerd<strong>in</strong>gs nur wenigen – epidemiologischen Untersuchungen geht hervor, dass es sich bei <strong>der</strong>Makroprolakt<strong>in</strong>ämie <strong>in</strong>sgesamt um e<strong>in</strong> seltenes Phänomen handelt. Kl<strong>in</strong>isch eigentlich <strong>in</strong>teressanters<strong>in</strong>d Daten zur Prävalenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em selektionierten Patientengut mit Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie. Gestütztauf e<strong>in</strong> Kollektiv von 1430 Patienten mit Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie umfassende gepoolte Daten kanngeschätzt werden, dass <strong>in</strong> etwa 19% <strong>der</strong> Fälle mit erhöhtem Prolakt<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e echteHyperprolakt<strong>in</strong>ämie son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Makroprolakt<strong>in</strong>ämie vorliegt (siehe Tabelle 2.). Insgesamt darfalso davon ausgegangen werden, dass <strong>in</strong> spezialisierten Sprechstunden das PhänomenMakroprolakt<strong>in</strong>ämie vergleichsweise häufig ist, oft aber verkannt und beispielsweise alsidiopathische Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie verkannt wird.


14Tabelle 2. Untersuchungen zur Prävalenz <strong>der</strong> Makroprolakt<strong>in</strong>ämie bei (selektionierten)Patienten mit bekannter Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie (gemischter Aetiologie)NPrävalenzHattori, 1992 (Ref. 4 ) 20 a) 25%Hattori, 1994 (Ref. 7 ) 208 b) 8%Hattori, 1996 (Ref. 11 ) 105 c) 3%Fahie-Wilson, 1997 (Ref.14 ) 69 25%Ahlquist, 1998 (Ref. 15 ) 340 16%Olukoga, 1999 (Ref. 16) 188 15%Total 1430 19%a)alle Patienten mit idiopatischer Hyperprolakt<strong>in</strong>ämieb)75 <strong>der</strong> 205 Patienten hatten e<strong>in</strong>e idiopatische Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie: darunter 16% mit Makroprolakt<strong>in</strong>ämiec)unselektionierte schwangere FrauenKl<strong>in</strong>ische RelevanzWelches ist nun die kl<strong>in</strong>ische Relevanz von Makroprolakt<strong>in</strong>? In vivo hat Makroprolakt<strong>in</strong> - wennüberhaupt - nur e<strong>in</strong>geschränkte Aktivität. Zahlreiche Patienten mit dokumentierterMakroprolakt<strong>in</strong>ämie haben ke<strong>in</strong>e Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie-spezifischen Symptome. An<strong>der</strong>seits s<strong>in</strong>dauch Fälle beschrieben, bei welchen e<strong>in</strong>e Makroprolakt<strong>in</strong>ämie mit Zyklusstörungen und/o<strong>der</strong>Galaktorrhoe vergesellschaftet gewesen ist. Grund für die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te o<strong>der</strong> gar fehlendeBioaktivität könnte se<strong>in</strong>, dass Endothelverbände für Makroprolakt<strong>in</strong> nicht durchlässig s<strong>in</strong>d.Möglicherweise also verbleibt Makroprolakt<strong>in</strong> im <strong>in</strong>travasalen Kompartiment und gelangt gar nichterst an die Prolak<strong>in</strong>rezeptoren. E<strong>in</strong>e Makroprolakt<strong>in</strong>ämie muss deshalb vor allem dann vermutetwerden, wenn bei erhöhtem Prolakt<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e assoziierbaren kl<strong>in</strong>ischen Symptome vorliegen, o<strong>der</strong>wenn die vorhandenen Leitsymptome durch die Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie nicht befriedigend erklärtwerden können.Von sehr grosser kl<strong>in</strong>ischer Relevanz ist sicher die Vernachlässigung <strong>der</strong> Makroprolakt<strong>in</strong>ämie <strong>in</strong><strong>der</strong> Differentialdiagnose <strong>der</strong> Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie. Selbst endokr<strong>in</strong>ologische Textbücher erwähnendie Makroprolakt<strong>in</strong>ämie kaum und <strong>in</strong> Übersichtsarbeiten wird nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen darauf


15e<strong>in</strong>gegangen [17,18], was dazu führt, dass selbst Spezialisten wie Gynäkologen undEndokr<strong>in</strong>ologen die Makroprolakt<strong>in</strong>ämie kaum je <strong>in</strong> den work-up e<strong>in</strong>er Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie mite<strong>in</strong>beziehen. Naheliegende und nachteilige Folgen s<strong>in</strong>d unnötige Weiterabklärungen wiebeispielweise Hypophysen-MR-Untersuchungen, falsche Behandlungsansätze und überflüssigeNachsorgeuntersuchungen.Es muss davon ausgegangen werden, dass e<strong>in</strong>e erhebliche Zahl von Fällen mit Makroprolakt<strong>in</strong>ämienoch heute unentdeckt bleibt. Warum ist dem so? Hauptgrund dürfte sicher se<strong>in</strong>, dass dasPhänomen Makroprolakt<strong>in</strong> zuwenig bekannt ist. E<strong>in</strong> weiterer Grund stellt die Diagnostik dar. Bisvor kurzem konnte Makroprolakt<strong>in</strong> nur mit vergleichsweise teuren und aufwendigenLabormethoden nachgewiesen werden (wie beispielsweise die Gel-Filtrationschromatographie),was <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen möglicherweise entscheidende Weiterabklärungen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t hat. Mit <strong>der</strong> PEG-Präzipitationstechnik steht nun aber e<strong>in</strong>e im Vergleich zum Goldstandard (chromatographischeMethoden) e<strong>in</strong>fache, rasche und günstige Methode zum Nachweis von Makroprolakt<strong>in</strong> zurVerfügung.Zusammenfassend ist die Makroprolakt<strong>in</strong>ämie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em selektionierten Patientengut mitHyperprolakt<strong>in</strong>ämie relativ häufig, wird aber kaum je <strong>in</strong> den work-up, respektive dieDifferentialdiagnose mit e<strong>in</strong>bezogen, was problematische Folgen wie Fehlbehandlung, unnötigeAbklärungen und Nachsorgeuntersuchungen nach sich zieht. Alle Patienten mit sogenannteridiopathischer Hyperprolakt<strong>in</strong>ämie sollten auf Makroprolakt<strong>in</strong> h<strong>in</strong> untersucht werden. Laboratorien,welche Prolakt<strong>in</strong>-Bestimmungen anbieten, sollten die technischen Voraussetzungen für dieMakroprolakt<strong>in</strong>abklärung schaffen, wobei e<strong>in</strong>fache Methoden wie PEG-Präzipitationstechnikausreichend s<strong>in</strong>d.Literatur: beim Autor


16Endokr<strong>in</strong>ologische Abklärungen bei arteriellerHypertoniePaolo M. Suter, Hypertonie-Sprechstunde, Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong>,Universitätsspital, 8091 Zürichpaolo.suter@uszDie arterielle Hypertonie gehört zu den häufigsten Diagnosen im Praxisalltag. Dabeihandelt es sich meist um essentielle Hypertonien, d.h. primäre Hypertonien, ohnee<strong>in</strong>e identifizierbare Ursache. Bei letzteren Formen <strong>der</strong> Hypertonie erübrigt sich <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e endokr<strong>in</strong>ologische Aufarbeitung. Ob zusätzliche endokr<strong>in</strong>ologischeAbklärungen bei e<strong>in</strong>em Hypertonie Patienten gemacht werden müssen, wird je nachdem Verdachtsmoment betreffs dem Vorliegen e<strong>in</strong>er sekundären Hypertonieformbestimmt. Die Liste <strong>der</strong> sekundären Hypertonieformen umfasst e<strong>in</strong>e Vielzahl anursächlichen Krankheitsbil<strong>der</strong>n, welche jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>in</strong>ternmediz<strong>in</strong>ischen Aufarbeitung des Patienten meist diagnostiziert werden.Probleme machen eigentlich nur die sogenannten „häufigen sekundärenHypertonieformen, welche verpasst werden“, weil sich diese e<strong>in</strong>erseits ohnebeson<strong>der</strong>e Begleitsymptome o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em atypischen kl<strong>in</strong>ischen Bild e<strong>in</strong>hergehen.Zu dieser Gruppe gehören 3 sekundäre Hypertonieformen:1) Nierenarterienstenose (NAS)2) Primäre Hyperaldosteronismus3) PhäochromocytomInzidentalom Abklärung (Young WF NEJM 2007)


17Zusammenfassende Take-Home Messages: Bei allen Analysen Präanalytik beachten (allenfalls Zuweisung für dieBlutentnahme <strong>in</strong> die Hypertoniesprechstunde KPIM, USZ) Endokr<strong>in</strong>ologische Laboranalysen ergänzen kl<strong>in</strong>ische Befunde und denkl<strong>in</strong>ischen Verdacht Immer Ren<strong>in</strong> & Aldosteron gleichzeitig bestimmen, nach Möglichkeit unterNormokaliämie E<strong>in</strong>e Normokaliämie schliesst e<strong>in</strong>en primären Hyperaldosteronismus nicht aus Medikamentöse Interaktionen beachten Plasma o<strong>der</strong> Ur<strong>in</strong> Metanephr<strong>in</strong>e zur Diagnostik des Phäochromocytoms(sobald allgeme<strong>in</strong> verfügbarer wird die Plasma-Analyse die Ur<strong>in</strong>analysewahrsche<strong>in</strong>lich ersetzen) Sensitivität Metanephr<strong>in</strong>e > Katecholam<strong>in</strong>e Macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n die Plasma und Ur<strong>in</strong> Metanephr<strong>in</strong>-Bestimmungengleichzeitig zu bestimmen Vanill<strong>in</strong>mandelsäure soll mit <strong>der</strong> Fragestellung Phäochromocytom Screen<strong>in</strong>gnicht bestimmt werden Mehrmalige Analyse s<strong>in</strong>d allenfalls notwendig zum sicheren Ausschluss von„falsch positiven“ Resultaten Mehrmalige Ergänzung und Vervollständigung <strong>der</strong> AnamneseLiteratur: Young WF. 2007. The <strong>in</strong>cidentally discovered adrenal mass. NEJM 356:601 Pivonello R, De Mart<strong>in</strong>o MC, de Leo M et al. 209. Cush<strong>in</strong>g’s Syndrome.Endocr<strong>in</strong>ol Metab Cl<strong>in</strong> N Am 37:135 Pacak K, Eisenhofer G, Ahlman H e al. 2007. Pheochromocytoma:recommendations for cl<strong>in</strong>ical practice from the First International Symposium.Nature Cl<strong>in</strong> Pract Endocrionology & Metabolism 3:92 Fun<strong>der</strong> JW, Carey RM, Fardella C et al. 2008. Case detection, diagnosis, andtreatment of patients with primary aldosteronism: An Endocr<strong>in</strong>e SocietyCl<strong>in</strong>ical Practice Guidel<strong>in</strong>e. J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab 93:3266 Grouzmann E, Drouard-Troalen L, Baud<strong>in</strong> E et al. 2009. Performance of freeand total metanephr<strong>in</strong>es <strong>in</strong> plasma and fractionated metanephr<strong>in</strong>es <strong>in</strong> ur<strong>in</strong>e forthe diagnosis of pheochromocytoma. (<strong>in</strong> press) Yu R, Nissen NN, Chopra P et al. 2009. Diagnosis and treatment ofpheochromocytoma <strong>in</strong> an academic hospital from 1997 to 2997. Am J Med122:85 Hickmann PE, Leong M, Chang J et al. 2009. Plasma free metanephr<strong>in</strong>es aresuperior to ur<strong>in</strong>e and plasma catecholam<strong>in</strong>es and ur<strong>in</strong>e catecholam<strong>in</strong>emetabolites for the <strong>in</strong>vestigation of pheochromocytma. Pathology 41:173 Koneth I, Suter PM, Vetter W. 2000. Arterielle Hypertonie und erhöhte Ur<strong>in</strong>-Katecholam<strong>in</strong>e. Praxis 89:1252-1256


18ENDOKRINE HYPERTONIEEndokr<strong>in</strong>e Abklärungen bei HypertonieBild d–Manometer erFFrauSkizzePaolo M. SuterKl<strong>in</strong>ik & Polikl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong>UniversitätsSpital Zürichpaolo.suter@usz.ch044 - 255 56 611Screen<strong>in</strong>g für sekundäre endokr<strong>in</strong>eHypertonieformenDaran denken bei……• Schwierig e<strong>in</strong>stellbare HT• Therapieresistenz• Plötzlicher BlutdruckanstiegHT bei Jungen• Kl<strong>in</strong>ik endokr<strong>in</strong>er Erkrankungen• (unprovozierte Hypokaliämie)• An<strong>der</strong>e2SEKUNDÄRE HYPERTONIE„Endokr<strong>in</strong>e“ Hypertonie-Formen• Katecholam<strong>in</strong> Exzess• M<strong>in</strong>eralokortikoid Exzess• Glukokortikoid Exzess• Hyperparathyreoidismus• Hyper- / Hypothyreose• Akromegalie• Diabetes mellitus / Adipositas• Östrogen-<strong>in</strong>duzierte HT• Schwangerschafts-HT• Ren<strong>in</strong>om• Kongenitale adrenale Hyperplasie• An<strong>der</strong>e3HYPERTONIE ABKLÄRUNGLaborchemische BasisdiagnostikLabor Parameter Konstellation KrankheitNatrium / Kalium Na / K HyperaldosteronismusKalzium Ca HyperparathyreoidismusKreat<strong>in</strong><strong>in</strong> (Cystat<strong>in</strong> C)Glukose Diabetes mellitusTot Chol / HDL / LDL / TGTSH (fT4 / fT3) TSH & fT4 HyperthyreoseMikroalbum<strong>in</strong>urie /SedimentHämatologie4Prof. PM Suter - W<strong>in</strong>terthur 4. Juni 2009 1t


19Biochemische Basis-Work-up Cush<strong>in</strong>g SyndromCUSHING VERDÄCHTIGE KLINIKPrimärer Hyperaldosteronismus (pHA)Normalsupprimiertnicht erhöhterhöhtnicht supprimierterhöhtEngramm„Hypokaliämische Hypertonie“• > 20–40% <strong>der</strong> pHA Patienten haben Normokaliämie• > 20% <strong>der</strong> essenzielle Hypertoniker haben Hypokaliämie5MERKE: Normokaliämie6schliesst e<strong>in</strong>en Hyperaldosteronismus nicht ausINDIKATIONBestimmung von Plasma Ren<strong>in</strong> & Aldosteron• (nicht-provozierte) Hypokaliämie (mit HT)• Schwer e<strong>in</strong>stellbare Hypertonie (Th-Resistenz)• NN Inzidentalom• Schwere Hypertonie (Stufe 2 & 3)• Junge Hypertoniker („early onset HT“ – FA+ für CVI)• 1. gradige Verwandte e<strong>in</strong>es 1° Hyperaldo• Verdacht sekundäre Hypertonie• An<strong>der</strong>e7ABKLÄRUNG Primärer HyperaldosteronismusProce<strong>der</strong>e• (nicht-provozierte) Hypokaliämie (mit HT)• Schwierig e<strong>in</strong>stellbare Hypertonie (Th-Resistenz)• NN Inzidentalom• Schwere Hypertonie• Junge Hypertoniker• Verdacht sekundäre HypertoniePlasma Ren<strong>in</strong> Aktivität (PRA)Plasma Aldosteron (PA)BestättigungTypisierungCase-F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gZentrum:- Aldosteron Suppressions Tests- Nebennieren-Venen-Blut Bestimmung- Subtypisierung (GRA) vor 10:00 h liegend (>30 M<strong>in</strong>) normales KaliumPRA & Aldosteron (PA : PRA – Ratio)Bildgebung (CT / MRI)Adenom ?Hyperplasie ?8Prof. PM Suter - W<strong>in</strong>terthur 4. Juni 2009 2


20Hyperaldosteronismus AbklärungDD Ren<strong>in</strong> (PRA)„Verdächtiger Patient“PRA & AldosteronKonfirmationstestKEINE CHIRURGIENN - CTBilateralCHIRURGIEAVS• Orales Salzload<strong>in</strong>g• IV Salzlaod<strong>in</strong>g• Fludrocortison Suppression• Captopril TestUnilateral• Adenom• Hyperplasie• unilateral• bilateralERHÖHT ERNIEDRIGT• „High Ren<strong>in</strong>“ Hypertonie(„trockener Patient“)• Sek. Hyperaldosteronismus• Nierenarterienstenose• Diuretika (Diuretika / Spironolakton /Eplerenon)• Antihypertensiva (ACEI / AT2A)• Ren<strong>in</strong>om• An<strong>der</strong>e• „Low Ren<strong>in</strong>“ Hypertensie(„feuchter Patient“)• Primärer Hyperaldosteronismus• Pharmaka: beta-Blocker• „Alter“• Salzreiche Kost• Prolongierte Bettruhe• Liddle SyndromAldosteron Antagonist Adrenalektomie910AVS: Adrenal-Venöse Bestimmung Young et al / Fun<strong>der</strong> et al / Rossi et alPharmaka & Ren<strong>in</strong>-Angiotens<strong>in</strong>-AldosteronSystemWann soll man e<strong>in</strong> Phäochromocytomsuchen?PharmakaHormonACE-I ARB DRI(Aliskiren)Ang-I Ang-II Ren<strong>in</strong> PRA Aldosteron • Kl<strong>in</strong>ischer Verdacht !• Blutdruck Krisen / Anfälle• Schwer e<strong>in</strong>stellbare Hypertonie• Inzidentalom• Trias (HT-Kofpschmerz-Schwitzen)• Spezifische Begleitkonstellation (FA+ e<strong>in</strong>esSyndroms welches mit Phäo assoziiert ist)ACE-I ACE-HemmerARB Angiotens<strong>in</strong> II rezeptor BlockerPRA Plasma Ren<strong>in</strong> AktivitätDRI Direkte Ren<strong>in</strong> Inhibitoren1112Prof. PM Suter - W<strong>in</strong>terthur 4. Juni 2009 3


21COMT: Catecholam<strong>in</strong>e-O-Methyl-Transferase (.........)MAO: Monoam<strong>in</strong>eoxidase (----------)Katecholam<strong>in</strong>abbauDiagnostische SensitivitätMetanephr<strong>in</strong>e > Katecholam<strong>in</strong>e13Verteilung von Metanephr<strong>in</strong> u. Normetanephr<strong>in</strong>PLASMA URINDg Phäo od ParaganglionNormale (Tu ausgeschlossen)14Pacak et al (2007)METANEPHRIN BESTIMMUNGUr<strong>in</strong> versus Plasma?Labordiagnostik beim PhäochromozytomFraktionierte Ur<strong>in</strong>Metanephr<strong>in</strong>eEtabliert / verfügbar„E<strong>in</strong>fache“ MethodeBilligNachteile:Dekonjugation: konjugierteMetabolite24h-Ur<strong>in</strong> Zuverlässigkeit?Nieren<strong>in</strong>suffizienz(Diät)Freie PlasmaMetanephr<strong>in</strong>e„relativ“ neue MethodeFreie MetaboliteFür Patienten „e<strong>in</strong>fach“Auch bei Nieren<strong>in</strong>suffizienz(Diät)„Nachteile“:„Schwierige“ AnalyseAufwändige PräanalytikLimitierte Verfügbarkeit 15Aktueller Consensus: BEIDE MEDIEN für SCREENINGReisch et al (2009), Len<strong>der</strong>s et al (2002), Pacak et al (2007), Rossi et al (2008), Whit<strong>in</strong>g et al (2009)16Prof. PM Suter - W<strong>in</strong>terthur 4. Juni 2009 4


22Präanalytik Metanephr<strong>in</strong>e / Katecholam<strong>in</strong>eFraktionierte Ur<strong>in</strong>Metanephr<strong>in</strong>ePatienten<strong>in</strong>struktionAngesäuerter Ur<strong>in</strong>Vollständigkeit <strong>der</strong>Sammlung(mmol/Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>)Nierenfunktion?(Diät / Ernährung)Freie PlasmaMetanephr<strong>in</strong>eRuhenüchtern (> 4h)< 15 M<strong>in</strong> liegende VenflonAuf Eis & zentrifugierenAnalytische Interferenzen?(Nierenfunktion / Diät)Plasma Metanephr<strong>in</strong>e & Katecholam<strong>in</strong>e:Überweisung <strong>in</strong> Hypertonie Sprechstunde zur Blutentnahme17(KEIN FREITAG) (Analysen bei PD Dr. Grouzmann, CHUV)SPEZIALTESTS18adaptiert nach Reisch et al (2009)PHARMAKA„Falsch Positive“ Metanephr<strong>in</strong>e/Katecholam<strong>in</strong>eParacetamol-assoziierte Interferenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emHPLC-ECD Assay2/3 des zirkulierenden Normetanephr<strong>in</strong>s ausNoradrenal<strong>in</strong> des sympathischen NervensystemOhne ParacetamolParacetamol 2 x 500 mg• Noradrenal<strong>in</strong>-Reuptake Hemmung• Adrenerge Rezeptor Blockade• Monoam<strong>in</strong>o-Oxidase (MAO) Hemmer• Freizeit-Drogen• An<strong>der</strong>e19Davidson DF (2004)20Prof. PM Suter - W<strong>in</strong>terthur 4. Juni 2009 5


23Hypoglykämien beim Nicht-DiabetikerPD Dr. Peter Wiesli, Leiten<strong>der</strong> Arzt Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik, Kantonsspital FrauenfeldIn <strong>der</strong> Therapie des Diabetes mellitus s<strong>in</strong>d Hypoglykämien für Patienten und Aerztee<strong>in</strong> häufiges, wichtiges und zum Teil unterschätztes Problem. Dagegen s<strong>in</strong>dHypoglykämien bei Patienten ohne Diabetes sehr selten. Die Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong>Hypoglykämie als Whipple`sche Trias ist auch heute noch gültig. Die Whipple`scheTrias beschreibt, dass neben e<strong>in</strong>er erniedrigten Blutglukose auch Symptome e<strong>in</strong>erHypoglykämie bestehen müssen, welche nach Zufuhr von Glukose reversibel s<strong>in</strong>d.Aus diesem Grund ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anamnese bei Patienten, bei welchen e<strong>in</strong>eHypoglykämie vermutet wird, die Symptomatik beson<strong>der</strong>s wichtig. Berichtet e<strong>in</strong>Patient über neuroglykopene Symptome, ist e<strong>in</strong>e Weiterabklärung bezüglichmöglicher Hypoglykämie gerechtfertigt und unbed<strong>in</strong>gt zu empfehlen. Berichtet e<strong>in</strong>Patient h<strong>in</strong>gegen ausschliesslich über autonome Symptome, ist e<strong>in</strong>e relevanteHypoglykämie als Ursache <strong>der</strong> Beschwerden unwahrsche<strong>in</strong>lich und e<strong>in</strong>eWeiterabklärung meist unergiebig. Oft handelt es sich dabei um Patienten mitausschliesslich autonomen Symptomen postprandial; diese sogenannten reaktivenHypoglykämien haben ke<strong>in</strong>en Krankheitswert. Wenn nicht Symptome son<strong>der</strong>n tiefeBlutzuckerspiegel das Motiv für e<strong>in</strong>e Abklärung auf Hypoglykämie s<strong>in</strong>d, muss primärdie Validität <strong>der</strong> tiefen Blutzuckerspiegel <strong>in</strong> Frage gestellt werden. Die Bestimmung<strong>der</strong> Blutglukose mit ambulanten Blutzuckermessgeräten ist im tiefen Bereichungenau; tiefe Blutzuckerwerte bei asymptomatischen Patienten (ohne Diabetes)s<strong>in</strong>d daher meist Fehlmessungen. Idealerweise wird bei Verdacht auf e<strong>in</strong>eHypoglykämie die Plasmaglukose aus e<strong>in</strong>en Natriumfluorid-Röhrchen (Vacuta<strong>in</strong>ergrau) bestimmt. Die Bestimmung <strong>der</strong> Plasmaglukose aus Hepar<strong>in</strong>röhrchen kannebenfalls zu falsch tiefen Glukosewerten führen, wenn die Probe nicht sofortverarbeitet wird (Glykolyse).Besteht aufgrund <strong>der</strong> Anamnese <strong>der</strong> Veracht auf neuroglykopene Symptome imZusammenhang mit erniedrigten Blutzuckerwerten, ist <strong>der</strong> 72Stunden Fastentest <strong>der</strong>erste Schritt <strong>der</strong> Weiterabklärung. Der Fastentest erfolgt ausschliesslich stationär.Dabei ist es das Ziel, die Whipple`sche Trias zu dokumentieren. Während demFastentest ist <strong>der</strong> Patient sorgfältig auf das Vorliegen neuroglykopener Symptome zuuntersuchen, z.B. mit dem M<strong>in</strong>iMental Status o<strong>der</strong> dem Uhrentest. Beim Auftretene<strong>in</strong>er kognitiven Verschlechterung wird e<strong>in</strong>e Blutentnahme zur Bestimmung <strong>der</strong>


24Plasmaglukose (Vacuta<strong>in</strong>er grau) sowie Insul<strong>in</strong>, C-Peptid und Sulfonylharnstoffedurchgeführt und erst danach Glukose zugeführt. Mit den Resultaten <strong>der</strong>Blutentnahme zum Zeitpunkt <strong>der</strong> symptomatischen Hypoglykämie kannunterschieden werden, ob die Hypoglykämie durch Insul<strong>in</strong> vermittelt wird o<strong>der</strong> nicht.S<strong>in</strong>d die Insul<strong>in</strong>spiegel während <strong>der</strong> Hypoglykämie supprimiert, reagiert dasPankreas des Patienten adäquat auf die Hypoglykämie und e<strong>in</strong> Insul<strong>in</strong>om istausgeschlossen. In diesen Fällen kommen Krankheiten wie e<strong>in</strong>e Nebennieren-,Hypophysenvor<strong>der</strong>lappen- o<strong>der</strong> Leber<strong>in</strong>suffizienz, Urämie, Mangelernährung, Alkoholo<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Tumorhypoglykämie (big IGF II) als Ursache <strong>der</strong> Hypoglykämie <strong>in</strong> Frage.S<strong>in</strong>d die Insul<strong>in</strong>spiegel während <strong>der</strong> Hypoglykämie <strong>in</strong>adäquat hoch (also nichtsupprimiert), muss <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Insul<strong>in</strong>om als Ursache vermutet werden(Ausschluss Sulfonylharnstoffe, Gl<strong>in</strong>ide, Insul<strong>in</strong><strong>in</strong>jektion). Die Bestimmung vonInsul<strong>in</strong>, C-Peptid und Sulfonylharnstoffen während <strong>der</strong> Hypoglykämie erlauben dieDifferenzierung. Erhöhte Insul<strong>in</strong>- und C-Peptid-Spiegel während <strong>der</strong> Hypoglykämieohne H<strong>in</strong>weise für die E<strong>in</strong>nahme von Sulfonylharnstoffen o<strong>der</strong> Gl<strong>in</strong>iden s<strong>in</strong>dsuggestiv für das Vorliegen e<strong>in</strong>es Insul<strong>in</strong>oms. Die präoperative Lokalisation desInsul<strong>in</strong>oms erfolgt mittels CT und/o<strong>der</strong> MRI. Mit dem ASVS-Test (arterielle CalciumStimulation und venöses Sampl<strong>in</strong>g) erlaubt e<strong>in</strong>e funktionelle Lokalisation <strong>der</strong>Insul<strong>in</strong>quelle, dabei kann auch e<strong>in</strong>e diffuse Inselzellhyperplasie o<strong>der</strong> Nesidioblastoseals seltene Ursache e<strong>in</strong>er Hypoglykämie erkannt werden. Therapie <strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>esInsul<strong>in</strong>oms ist die chirurgische Resektion des meist gutartigen Adenoms.Sehr selten berichten Patienten über neuroglykopene Symptome ausschliesslichpostprandial. Meistens s<strong>in</strong>d dies Patienten, welche sich e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff am oberenGastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt (<strong>in</strong>klusive bariatrische Chirurgie) unterzogen haben. Es kannauch vorkommen, dass Patienten mit e<strong>in</strong>em Insul<strong>in</strong>om o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en endokr<strong>in</strong>enTumoren (z.B. Somatostat<strong>in</strong>om) ausschliesslich postprandial (neuroglykopene)Symptome haben. Hypoglykämien durch Insul<strong>in</strong>-Autoantikörper treten meist nur beiPatienten mit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Autoimmunkrankheit auf (z.B. Lupus erythematodes)ReferenzenCryer PE, Axelrod L, Grossman AB, Heller SR, Montori VM, Seaquist ER, Service FJ(2009) Evaluation and Management of Adult Hyppglycemic disor<strong>der</strong>s: An Endocr<strong>in</strong>eSociety Cl<strong>in</strong>ical Practice Guidel<strong>in</strong>e. J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab 94:709-728.


25Wiesli P, Brändle M, Schwegler B, Lehmann R, Sp<strong>in</strong>as G A, Schmid C (2002) Aplasma glucose concentration below 2.5 mmol/L is not an appropriate criterion to endthe 72-hour fast. J. Intern. Med. 252:504-509Wiesli P, Schwegler B, Schmid B, Sp<strong>in</strong>as GA, Schmid C (2005) M<strong>in</strong>i-Mental StateExam<strong>in</strong>ation is superior to plasma glucose concentrations <strong>in</strong> monitor<strong>in</strong>g patients withsuspected hypoglycaemic disor<strong>der</strong>s dur<strong>in</strong>g the 72-hour fast. Eur. J. Endocr<strong>in</strong>ol.152:605-610Wiesli P, Brändle M, Schmid C, Krähenbühl L, Furrer J, Keller U, Sp<strong>in</strong>as G A,Pfammatter T (2004) Selective arterial calcium stimulation and hepatic venoussampl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the evaluation of hyper<strong>in</strong>sul<strong>in</strong>emic hypoglycemia: potential andlimitations. J. Vasc. Interv. Radiol. 15:1251-1256Giger U, Michel JM, Wiesli P, Schmid C, Krahenbuhl L (2006). Laparoscopic surgeryfor benign lesions of the pancreas. J Laparoendosc Adv Surg Tech A. 16:452-457Wiesli P, Schmid C, Perren A, Pfammatter T, Sp<strong>in</strong>as G A, Keller U (2004)Hypoglycaemia <strong>in</strong> response to glucose and glucagon <strong>in</strong> <strong>in</strong>sul<strong>in</strong>oma patients with anegative prolonged fast: functional and morphological properties. J. Endocr<strong>in</strong>ol.Invest. 27:832-838


26Update zur Therapie <strong>der</strong> Hyperlipidämie31. W<strong>in</strong>terthurer Fortbildungstag, 4. Juni 2009Ulrich Keller, Prof. Dr. med.FMH <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>-Diabetologie, 4055 Basel;ulrich.keller@unibas.chBedeutungErhöhtes LDL-Cholester<strong>in</strong> und erniedrigtes HDL-Cholester<strong>in</strong> sowie erhöhte Triglyzeride s<strong>in</strong>dunabhängige kardiovaskuläre Risikofaktoren. E<strong>in</strong>e medikamentöse Lipidsenkung,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit Stat<strong>in</strong>en, verr<strong>in</strong>gert die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität und dieGesamtmortalität bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko.Erhöhte Serumtriglyzeride (>10 mmol/l) bedeuten e<strong>in</strong> Risiko für akute Pankreatitis.Diagnostik zur Klassifikation <strong>der</strong> DyslipidämienUnterscheidung <strong>in</strong> isolierte Hypercholester<strong>in</strong>ämien (Erhöhung von Gesamtcholester<strong>in</strong> undLDL-C), komb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämien (Gesamtcholester<strong>in</strong>- und Triglyzeri<strong>der</strong>höhung) undisolierte Hypertriglyzeridämien.Zusätzlich soll zwischen primären o<strong>der</strong> sekundären Dyslipidämien unterschieden werden.Abklärung mittels Bestimmung von Gesamtcholester<strong>in</strong> [TC], Triglyzeriden [TG], und HDL-Cholester<strong>in</strong>. Das LDL-Cholester<strong>in</strong> wird meist aus TC, TG und HDL-C berechnet (Friedewald-Formel).Bei TG > 4.5 mmol/l ist die Anwendung dieser Formel nicht mehr zulässig.E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> HyperlipidämienPrimäre HyperlipidämienHypercholester<strong>in</strong>ämie(TC > 5 mmol/l, TG < 1.7mmol/l)Familiäre Hypercholester<strong>in</strong>ämieund Familiär defektes Apoprote<strong>in</strong>BAutosomal-dom<strong>in</strong>ant vererbt,LDL-Rezeptor o<strong>der</strong> Apo B DefektHeterozygote: 1:500KHK-Risiko ↑↑↑Dg: LDL-C > 7.5 & Familienanamnese;tend<strong>in</strong>öse Xanthome.Polygene Hypercholester<strong>in</strong>ämieHäufig (10% <strong>der</strong> Bevölkerung.)Polygene ErkrankungLDL-C und Gesamtcholester<strong>in</strong>erhöht.Komb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämie(TC > 5 mmol/l, TG > 1.7)Familiär Komb<strong>in</strong>ierteHyperlipidämieAutosomal-dom<strong>in</strong>ant vererbt.VLDL-Überproduktion10-20% mit frühzeitiger KHKDg: Apoprote<strong>in</strong> B > 1.25 g/l, TG> 2.0 mmol/l & positiveFamilienanamnese (FA).Familiäre Dysbetalipoprote<strong>in</strong>ämie(Remnant Disease)Selten (1:10'000)KHK-Risiko ↑↑TC. und TG ~ gleichsam erhöhtHandl<strong>in</strong>ienxanthomeDg: Apo E Genotyp (E2/E2)Hypertriglyzeridämie(TG > 1.7, normales LDL-C)Familiäre HypertriglyzeridämieAutosomal-dom<strong>in</strong>ant vererbt,selten.TG-ÜberproduktionKHK-Risiko umstrittenDg: TG > 2.0 mmol/l, pos. FAbzgl. Isolierter Hypertriglyzeridämie,(Apo B < 1.25 g/l).Lipoprote<strong>in</strong>lipase undApoprote<strong>in</strong> CII MangelSehr selten, Manifestation imK<strong>in</strong>desalterChylomikronensyndrom(Pankreatitisgefahr)Ger<strong>in</strong>ges KHK-Risiko1


27Wichtig s<strong>in</strong>d auch die Familienanamnese und die kl<strong>in</strong>ische Untersuchung.In ausgewählten Fällen können auch Apoprote<strong>in</strong> B-Konzentration, Apoprote<strong>in</strong> E –Genotypisierung (V.a. Fam. Dysbetalipoprote<strong>in</strong>ämie [Remnant-Hyperlipidämie]) bestimmtwerden.Suche nach sekundärer Dyslipidämie bei Verdacht (z.B. TSH, Glukose, Ur<strong>in</strong>status,Leberwerte).Sekundäre HyperlipidämienHypercholester<strong>in</strong>ämieHypothyreose:TC bis 10 mmol/l !CholestaseLpX ↑, massive TC-Erhöhung möglichNephrotisches Syndrom; Nieren<strong>in</strong>suffizienzTC↑↑, TG↑↔Akute <strong>in</strong>termittierende PorphyrieMedikamente:Cyclospor<strong>in</strong>Thiazide (hohe Dosen); SchleifendiureticaKomb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämie o<strong>der</strong>HypertriglyzeridämieMetabolisches Syndrom und DM Typ2TG ↑, HDL↓, LDL↔, aber “small, dense;LDL” → “Dyslipidämie; KHK-Risiko ↑↑. Häufig !Alkoholabusus; exzessiver Zuckerkonsum(Fruktose!)Lipodystrophien HämatologischeSystemerkrankungen;Medikamente:SteroideProteasehemmerIsoret<strong>in</strong>o<strong>in</strong>Oestrogene (hohe Dosen),Tamoxifen,Betablocker (unselektive)Abschätzung des kardiovaskulären Risikos:Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es hohen Risikos:Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Herz<strong>in</strong>farktes o<strong>der</strong> Tod <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es koronaren Ereignisses > 20%<strong>in</strong> 10 Jahren (Def<strong>in</strong>itionen <strong>der</strong> AGLA und IAS).Patienten mit e<strong>in</strong>em hohem kardiovaskulären Risiko haben die grösste Risikoreduktion beiBehandlung, d.h. Patienten mit atherosklerotischen Erkrankungen (Sekundärprävention -KHK, PAVK, CVI), Diabetes mellitus (Typ 2, Typ 1 mit Mikroalbum<strong>in</strong>urie), multiplenRisikofaktoren o<strong>der</strong> sehr ausgeprägtem e<strong>in</strong>zelnen Risikofaktor (z.B. FamiliäreHypercholester<strong>in</strong>ämie).Das Risiko kann mit e<strong>in</strong>em Rechner (www.agla.ch) geschätzt werden. Es braucht dazu<strong>in</strong>dividuelle Angaben (Daten) zum kardiovaskulären Risiko.Das Risiko ist die Grundlage zur Therapie-Indikationsstellung. Neben den Lipiden werdenzur Abschätzung des Gesamtrisikos aktueller Nikot<strong>in</strong>abusus, Hypertonie, HDL-Cholester<strong>in</strong> 45 J., Frauen > 55 Jahre, Familienanamnese für frühzeitige KHKals Risikofaktoren e<strong>in</strong>gerechnet.Risikorechner beruhen auf Daten aus prospektiven Kohortenstudien. Der AGLA-Scoreberuht auf Daten <strong>der</strong> PROCAM-Studie (Deutschland). Wegen des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweizger<strong>in</strong>geren kardiovaskulären Risikos wird jeweils das PROCAM-Risiko mit Faktor 0.7multipliziert- dieser Faktor wurde aus epidmemioloigschen Vegleichsdaten abgeleitet.Therapieziel je nach Gesamtrisiko und Ausgangs-LDL-C:Bei e<strong>in</strong>em 10-J Risiko (gemäss AGLA-Score www.agla.ch) von:• >20% (hohes Risiko)*:→LDL-Zielwert unter Therapie:


28• 10-20% (mittleres Risiko):→LDL-Zielwert unter Therapie:


29E<strong>in</strong>e Metaanalyse von 4 Studien zeigte, dass die E<strong>in</strong>haltung dieser Ernährungsformkardiovaskuläre Ereignisse und Tod signifikant um 23%verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t (Abb unten).Adhärenz zu e<strong>in</strong>er mediterranen Ernährung undkardiovaskuläre Inzidenz und/o<strong>der</strong> MortalitätStudieGewichtung (%)Rel. Risiko (95% CI)Trichopoulou et al. 20036.05 0.67 (0.47–0.95)Knoops et al. 200416.72 0.71 (0.58–0.87)Mitrou et al. 2007 (males)54.180.78 (0.69–0.88)Mitrou et al. 2007 (females)23.050.81 (0.68–0.97)Total (95% CI) 100 0.77 (0.70-0.84)0.1 0.2 0.5 1 2Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes Risiko Erhöhtes RisikoMediterrane Ernährung Kontroll-ErnährungSofi et al., BMJ (Sept 20, 2008)E<strong>in</strong>e mediterrane Ernährung bei „gesunden“ Übergewichtigen führte zu e<strong>in</strong>er Senkung <strong>der</strong>Serumtriglyzeride im Vergleich zu e<strong>in</strong>er „Low Fat Diet“ , das HDL-C war höher.Gleichzeitig waren die Blutzucker- und Insul<strong>in</strong>spiegel bei Probanden mit Diabetes untermediterraner Ernährung tiefer (Shai et al).Elemente dieser Ernährung s<strong>in</strong>d: Reichlich pflanzliche Nahrungsmittel, Obst, Gemüse,Vollkornprodukte, Oliven- o<strong>der</strong> Rapsöl, wenig rotes Fleisch, Fisch, Geflügel. Ev. 2-3 dlRotwe<strong>in</strong> pro Tag.Die Ernährungsumstellung soll auch e<strong>in</strong>e Gewichtsreduktion bei Übergewicht anstreben;zudem soll sie weitere Lebensstilelemente be<strong>in</strong>halten, wie vermehrte körperliche Aktivität beiBewegungsmangel. Schon e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Gewichtsabnahme von 4-6 kg und vermehrteBewegung senken bei metabolischem Syndrom die Triglyzeride und steigern das HDL-C.2. Medikamentöse LipidsenkungStat<strong>in</strong>e haben heute e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> lipidsenkenden Therapie; sie zeichnen sich ausdurch e<strong>in</strong>e hohe Wirksamkeit und e<strong>in</strong>e meist gute Verträglichkeit.Die unten stehende Abbildung zeigt die Ereignisrate (KHK-Komplikationen) <strong>in</strong> Abhängigkeitvom erreichten LDL-C-Wert unter Therapie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grossen Zahl von Studien (Primär- undSekundärprävention, PP resp. SP).LDL-Cholester<strong>in</strong> ist primäres Therapieziel. Stat<strong>in</strong>en senken <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das LDL-C;daneben haben sie „ pleiotrope“ Effekte, d.h. Wirkungen ausserhalb des Lipidstoffwechsels(z.B. Senkung des CRP). Die Rolle dieser Effekte ist immer noch relativ unklar.Stat<strong>in</strong>e senken die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität (Herz<strong>in</strong>farkt, Tod <strong>in</strong>folge KHK,Re<strong>in</strong>terventionen nach PTCA und AKB, ischämischen Schlaganfall) und Gesamtmortalität.4


3030 –25 –Stat<strong>in</strong>-groups (PP, SP)Placebo-groups (PP, SP)4S20 –4SEvent-rate (%)LIPID15 –LIPIDCAREPROVE-ITPROVE-ITIDEALHPSGREACE10 –IDEALCAREPROSPERHPS TNT ALLHAT AF-TEXCAPS5 – TNT ALLHAT AF-TEXCAPSWOSCOPSGREACEASCOTASCOTWOSCOPS0 –1.6 2.1 2.6 3.1 3.6 4.1 4.7 5.2LDL-chol (mmol/L)AG Olsson Cl<strong>in</strong> Ther 2006; 28: 1747-63Nebenwirkungen von Stat<strong>in</strong>enNiedrig dosiertes Stat<strong>in</strong> (z.B. 10 mg Sortis):Risiko für Myopathie*, für 100 000 Patienten pro Jahr 97 (81–113)(Median und 95% Konfidenz-Intervall)Risiko für Hepatitis**, für 100 000 pro Jahr 110 (88–132)Hoch dosiertes Stat<strong>in</strong> (z.B. 80 mg Sortis):Risiko für Myopathie*, für 100 000 Patienten pro Jahr 194 (163–225)Risiko für Hepatitis**, für 100 000 pro Jahr 220 (176–264)*Risiko für Myopathie: persistierende Myalgie**Risiko für Hepatopathie: >3x Erhöhung von ALAT o<strong>der</strong> ASAT.Die JUPITER-Studie ergab e<strong>in</strong>e tendenzielle Zunahme von Diabetesfällen unterCrestortherapie- an<strong>der</strong>e Stat<strong>in</strong>studien haben dies jedoch nicht gezeigt.Preise von Stat<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz (2007):Stat<strong>in</strong> 5 10 20 40 80mg/dCrestor ® 1.40 1.60 2.24 - -Lescol® - 1.02 1.55 2.00Prava (generic) - 0.79 1.04 -Selipran® - 1.64 2.13 -Simcora® - 1.00 1.00 1.00Simvast<strong>in</strong>® 0.62 1.05 1.05 -Sortis® 2.24 2.24 2.24 2.24Zocor® - 1.49 1.49 1.49Die fettgedruckten Zahlen entsprechen ungefähr äquipotenten Dosen bezüglich LDL-C-Senkung. Die Tabelle zeigt, dass das generische Simvastat<strong>in</strong> die kostengünstigste Therapiedarstellt.5


31Auch Fibrate (z.B. Lipanthyl®) bewirken e<strong>in</strong>e Triglyzeridsenkung und e<strong>in</strong>e HDL-Anhebung,sie verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch die kardiovaskuläre Morbidität- es gibt diesbezüglich jedoch wenigerStudienresultate.Nur wenige Studien zeigen bisher e<strong>in</strong>e kardiovaskuläre Risikoreduktion durchTriglyzeridsenkung und/o<strong>der</strong> durch HDL-Anhebung.Medikamentöse AlternativenTC> 5.0, TG < 2.0 mmol/TC>5.0 & TG>2 5.0 mmol/l1. Wahl Stat<strong>in</strong> Stat<strong>in</strong> Fibrat-DerivatAlternative Ezetimibe, Fibrat Fibrat; retardierte.Nikot<strong>in</strong>säureFischöl, retardierteNikot<strong>in</strong>säureKomb<strong>in</strong>ationen Stat<strong>in</strong> & Ezetimibe Stat<strong>in</strong> & Fibrat* Fischöl & FibratEzetimibe (Ezetrol ®) senkt das LDL-C durch Hemmung <strong>der</strong> Cholester<strong>in</strong>-Reabsorption imDarm. Es fehlt bis jetzt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutige Nachweis, dass kardiovaskuläre Komplikationenverh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.Retardierte Nikot<strong>in</strong>säure (z.B. Niaspan®) soll beson<strong>der</strong>s das HDL-C anheben. Es gibt nurältere Studien, die zeigten, dass mit Nikot<strong>in</strong>säure e<strong>in</strong>e Prävention von Herzkomplikationenerreicht werden kann.*Cave: erhöhtes Risiko für Myopathie- <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei höherem Alter, NI, hohenStat<strong>in</strong>dosen, an<strong>der</strong>en Erkrankungen/an<strong>der</strong>en Medikamenten.Literatur, Websites• Harmonized Guidel<strong>in</strong>es on Prevention of Atherosclerotic Vascular disease. ExecutiveSummary, International Atherosclerosis Society, March 2003 (www.athero.org)• De Backer et al. European guidel<strong>in</strong>es on cardiovascular disease prevention <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>icalpractice. Executive Summary. Atherosclerosis 170, 145-55, 2003 (www.escardio.org)• Ridker PM, Danielson E, Fonseca FA, Genest J, Gotto AM Jr, Kastele<strong>in</strong> JJ, Koenig W,Libby P, Lorenzatti AJ, Macfadyen JG, Nordestgaard BG, Shepherd J, Willerson JT,Glynn RJ; JUPITER Trial Study Group. Reduction <strong>in</strong> C-reactive prote<strong>in</strong> and LDLcholesterol and cardiovascular event rates after <strong>in</strong>itiation of rosuvastat<strong>in</strong>: a prospectivestudy of the JUPITER trial. Lancet. 2009 Apr 4;373(9670):1175-82. Epub 2009 Mar 28.• Jackson et al. Treatment with drugs to lower blood pressure and blood cholesterol basedon an <strong>in</strong>dividual’s absolute cardiovascular risk. Lancet 365: 434-41, 2005.• Baigent C, Keech A, Kearney PM, Blackwell L, Buck G, Pollic<strong>in</strong>o C, Kirby A, Sourj<strong>in</strong>a T,Peto R, Coll<strong>in</strong>s R, Simes R; Cholesterol Treatment Trialists' (CTT) Collaborators. Efficacyand safety of cholesterol-lower<strong>in</strong>g treatment: prospective meta-analysis of data from90,056 participants <strong>in</strong> 14 randomised trials of stat<strong>in</strong>s. Lancet. 2005 Oct8;366(9493):1267-78. Epub 2005 Sep 27.• Law M, Rudnicka AR. Stat<strong>in</strong> safety: a systematic review. Am J Cardiol. 2006;97:52C-60C. Arbeitsgruppe Lipide und Atherosklerose (www.agla.ch).• Shai I et al, Weight loss with a low-carbohydrate, Mediterranean, or low-fat diet. N Engl JMed. 2008 Jul 17;359(3):229-41.6


32Androgenüberschuss <strong>der</strong> FrauDr. Kathar<strong>in</strong>a SchiesslKl<strong>in</strong>ik für Reproduktions-<strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>UniversitätsSpital ZürichDer Verdacht auf e<strong>in</strong>en Androgenüberschuss ergibt sich meist aus den kl<strong>in</strong>ischenSymptomen, den dieser <strong>in</strong> den verschiedenen weiblichen Lebensaltern verursachenkann. Im K<strong>in</strong>desalter s<strong>in</strong>d das vor allem <strong>in</strong>tersexuelle Verän<strong>der</strong>ungen des Genitaleo<strong>der</strong> die vorzeitige Pubertät. Im Zeitraum von Pubertät bis Menopause geltenZyklusstörungen, Akne, Hirsutismus u. Alopezie als Leitsymptome. In <strong>der</strong>Postmenopause kommen die weiterh<strong>in</strong> ovariell produzierten Androgene kl<strong>in</strong>isch alsdurchaus zum Tragen, ohne das dies primär pathologisch se<strong>in</strong> muss. AusgeprägtereVirilisierungsersche<strong>in</strong>ungen wie Stimmvertiefung, Klitorishypertrophie undandrogenetische Alopezie vom männlichen Typ deuten allerd<strong>in</strong>gs aufunphysiologisch hohe Testosteronspiegel h<strong>in</strong>.Hyperandrogenämie?Die bei <strong>der</strong> Frau wesentlichen Androgene entstammen physiologisch entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong>Nebenniere o<strong>der</strong> dem Ovar, aber auch peripherer Konversion z.B. im Fettgewebe.Als Steroidhormone entstehen sie über verschiedene Vorstufen aus dem Cholester<strong>in</strong>.Wirksam werden sie an den Zielorganen über <strong>in</strong>trazelluläre Androgenrezeptoren,dabei weist nur Testosteron und <strong>der</strong> stark wirksame Metabolit Dihydrotestosteron(DHT) e<strong>in</strong>e nachweisbare Aktivität auf. DHEAS und Androstendion wirken über ihreMetabolisierung zu Testosteron bzw. e<strong>in</strong>e Stimulierung <strong>der</strong> Testosteronsyntheseo<strong>der</strong> durch heute noch unklare Mechanismen.Peripher gemessene Androgenwerte entsprechen daher e<strong>in</strong>er Mischung ausverschiedenen Quellen und lassen nur sehr bed<strong>in</strong>gt Rückschlüsse auf ihrenUrsprung zu. Dazu kommt, dass nur ungebundenes, sogenanntes freies Testosteronbiologisch wirksam werden kann, die Höhe des vorwiegend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber gebildetenTransportprote<strong>in</strong>s SGBG bee<strong>in</strong>flusst daher die Symptomatik. Insul<strong>in</strong>resistenz undHypothyreose senken beispielsweise die SHBG-Produktion. Physiologisch ist bei <strong>der</strong>zyklischen Frau ca. 1 % des Testosterons ungebunden und damit frei wirksam.Ursprungsort peripher gemessener Androgene:DHEAS ca. 90 % NNR 5 % Ovar 5 % periph. KonversionAndrostendion ca. 45 % NNR 45 % Ovar 10 % periph. KonversionTestosteron ca. 25% NNR 25 % Ovar 50 % periph. KonversionAndrogenwerte im Blut sollten frühzyklisch (2.-5. Zyklustag) gemessen werden, dasie u.a. ovarielle Funktionszustände wi<strong>der</strong>spiegeln und damit zu späterenZeitpunkten physiologisch deutlich höher se<strong>in</strong> können. Zur orientierendenErstdiagnostik bei Verdacht auf Hyperandrogenämie erfolgt zunächst lediglichBestimmung von Testosteron und DHEAS.Die Bezeichnung Kl<strong>in</strong>ische Hyperandrogenämie def<strong>in</strong>iert das Auftreten vonSymptomen wie Hirsutismus, Akne, Seborrhoe und Alopezie ohne messbare


33Androgenerhöhung, sie kommt im Alltag am häufigsten vor. Ursächlich wird e<strong>in</strong>eerhöhte lokale Empf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> Endorgane auf Testosteron bzw. DHT postuliert.Wichtig ist die Objektivierung <strong>der</strong> Situation: aus heutigen Schönheitsvorstellungenwird schnell e<strong>in</strong>e eigentlich normale Behaarung als krankhaft gesehen.Therapeutisch ist dies e<strong>in</strong> vorzüglicher E<strong>in</strong>satzort für komb<strong>in</strong>ierte oraleOvulationshemmer mit und ohne antiandrogenetische Komponente: schon diedeutliche Induktion von SHBG <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t den Testosteronpool, dazukann die Wahl e<strong>in</strong>es antiandrogenen Gestagens wie Cyproteronacetat dieUmwandlung von Testosteron <strong>in</strong> DHT verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> blockieren.Hirsutismus-Scorenach Ferriman-Gallwey 1961OberlippeK<strong>in</strong>nArmeBrustBe<strong>in</strong>eBauchRückenPubesGesäss8 – 12 leicht 13 –25 mittelschwer > 25 schwerJ Cl<strong>in</strong> endocr<strong>in</strong> Metab 1961;21:1440 SchiesslPCOS und Metabolisches SyndromDas Syndrom <strong>der</strong> Polyzystischen Ovarien ist e<strong>in</strong>e Art Chamäleon unter denHyperandrogenämien: wahrsche<strong>in</strong>lich vere<strong>in</strong>en sich verschiedene Entitäten unterdemselben symptomatischen Bild. Entsprechend schwierig ist es <strong>in</strong> Klassifikationenzu fassen und jede <strong>der</strong> Klassifikationen bleibt <strong>in</strong> Teilaspekten unbefriedigend. Seit2003 gelten die sogenannten ROTTERDAM-KRITERIEN als allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicheKlassifikation.


34PCO-S: Rotterdam-Kriterien 2003• Chronische Anovulation (Oligo-, Amenorrhoe)• Hyperandrogenismus (kl<strong>in</strong>isch o. laborchemisch)• Polyzystische Ovarien12 o<strong>der</strong> mehr Follikel von 2 – 9 mm Durchmesser <strong>in</strong> jedem Ovarund/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> erhöhtes Ovarialvolumen > 10 mlM<strong>in</strong>destens zwei Kriterien müssen erfüllt undan<strong>der</strong>e Ursachen ausgeschlossen se<strong>in</strong>SchiesslGleichzeitig stellt das PCOS heute die häufigste Ursache fürAndrogenisierungsersche<strong>in</strong>ungen (Akne, Hirsutismus, seltener Alopezie) dar. Es gehthäufig mit e<strong>in</strong>er Insul<strong>in</strong>resistenz e<strong>in</strong>her und zeigt Überschneidungen mit demsogenannten Metabolischen Syndrom.Labordiagnostisch zeigt sich häufig erhöhter LH/FSH-Quotient als Ausdruck <strong>der</strong>Zyklusstörung, es kommt aufgrund e<strong>in</strong>er zwar niedrigen, aber persistierendenÖstrogenisierung ohne Progesterone<strong>in</strong>wirkung zur e<strong>in</strong>seitigen Stimulation desEndometriums ohne geregelte Umwandlung. Das unbehandelte PCO ist daherlangfristig als Risikofaktor für Endometriumshyperplasien bis h<strong>in</strong> zumEndometriumkarz<strong>in</strong>om zu sehen.Die permanente LH-Stimulation von Thekazelle und Ovarstroma führt zu e<strong>in</strong>erpersistierenden Hyperandrogenämie, meist nur wenig über dem oberen Normwert(1,5-2fach) für Testosteron. Typisch f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> erniedrigtes o<strong>der</strong> niedrig-normalesSHBG, auch als Ausdruck <strong>der</strong> Insul<strong>in</strong>resistenz.Therapeutisch wirksam gegen die Androgenisierungsersche<strong>in</strong>ungen s<strong>in</strong>d wie obenangeführt komb<strong>in</strong>ierte Ovulationshemmer, wobei hier möglichst e<strong>in</strong> antiandrogenwirksames Gestagen gewählt werden sollte. Die Zyklusstörung alle<strong>in</strong> bzw. dieÖstrogendauerstimulation verlangen m<strong>in</strong>destens den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es zyklischenGestagens, wenn Kontra<strong>in</strong>dikationen o<strong>der</strong> Bedenken zum Ovulationshemmere<strong>in</strong>satzbestehen. Dabei sollten ke<strong>in</strong>e Testosteronabkömml<strong>in</strong>ge zum E<strong>in</strong>satz kommen, umdie androgene Symptomatik nicht noch zu verstärken.


35Gestagene<strong>in</strong>satz bei AndrogenisierungAntiandrogene Wirkung:Ke<strong>in</strong>e Androgenwirkung:Androgene Wirkung:CyproteronacetatChlormad<strong>in</strong>onacetatDrosper<strong>in</strong>on( Progesteron)Dydrogesteron, ProgesteronNorethisteron(acetat)LevonorgestrelNorgestimatDesogestrelGestodenSchiesslAdrenogenitales Syndrom (AGS)Das Vollbild des AGS mit o<strong>der</strong> ohne Salzverlust führt bei betroffenen Mädchen zurEntwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tersexuellen Genitales unterschiedlicher Ausprägung und wird <strong>in</strong>den ersten Lebenstagen kl<strong>in</strong>isch auffällig.Häufig und frühestens mit <strong>der</strong> Pubertät auffällig ist <strong>der</strong> heterozygote 21-Hydroxylasedefekt (CYP21B-Mangel, late-onset-AGS), bei dem dieNebennierenr<strong>in</strong>denfunktion überwiegend gesichert ist. Gleichzeitig kommt es durchden Enzymdefekt zu e<strong>in</strong>er adrenalen Überproduktion an Androgenen, die zuPubertas präcox, Zyklusstörungen, Fertilitätsstörung und kutanen Symptomen führt.Diagnostisch wegweisend s<strong>in</strong>d adrenale Androgenwerte am oberen Grenzwert o<strong>der</strong>mässig darüber (DHEAS, Androstendion) bei basal erhöhtem 17-Hydroxyprogesteron und dessen deutlicher Anstieg im sogenannten ACTH-Test.Gensequenzierungen des CYP21B auf Chromosom 6 können die Störunglokalisieren.Tumoren als Ursache <strong>der</strong> HyperandrogenämieUrsächlich kommen zwei Szenarien tumorabhängiger Hyperandrogenämie <strong>in</strong>Betracht:1. Hormonaktive Tumoren, die die Androgenbildung anregen(Hypophysenadenome, ACTH-,LH- o<strong>der</strong> hCG-sezernierende Tumoren)2. Androgensezernierende Tumoren (NNR, Ovar)Insgesamt s<strong>in</strong>d sie alle mit Ausnahme des Prolakt<strong>in</strong>oms eher selten. Tumorverdachtbesteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei schnell progredienter Androgenisierung o<strong>der</strong> garVirilisierung. Die Behandlung ist, wenn immer möglich, ursächlich.


36Fazit für die Praxis:• E<strong>in</strong>e relevante Hyperandrogenämie führt immer zu Zyklusstörungen• Hirsutismus und Alopezie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> stark vonsubjektiven Faktoren abhängig und bedürfen e<strong>in</strong>er objektiven Klassifizierung• Leichter Hirsutismus ohne weitere Symptome benötigt ke<strong>in</strong>eAndrogenbestimmung• Bei leichter ovariell bed<strong>in</strong>gter Androgenisierung ist je<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierteOvulationshemmer wirksam• Echte Virilisierungsersche<strong>in</strong>ungen wie Stimmvertiefung,Körperformverän<strong>der</strong>ung und Klitorishypertrophie müssen unbed<strong>in</strong>gt abgeklärtwerden• Plötzlich auftretende o<strong>der</strong> schnell progredienteAndrogenisierungsersche<strong>in</strong>ungen müssen ursächlich geklärt werden• Bei Hirsutismus u. Alopezie kann e<strong>in</strong> Therapieerfolg/misserfolg erst nach 6Monaten sicher beurteilt werden, Akne nach 2-3 Monaten.LiteraturMart<strong>in</strong> K et al. Kl<strong>in</strong>ische Guidel<strong>in</strong>es <strong>der</strong> US-amerikanischen Endocr<strong>in</strong>e Society zurHirsutismusabklärung. JCEM 2008;93(4):1105-20Franks S. Polycystic Ovary Syndrome. N Eng. J Med 1995; 333(13): 853 – 861S<strong>in</strong>gh A. Effect of Insul<strong>in</strong>-like Growth Factor-TypeI (IGF-I) and Insul<strong>in</strong> on theSecretion of Sex Hormon B<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g Globul<strong>in</strong> and IGF-I-b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g Prote<strong>in</strong> (IBP-I) byHuman Hepatoma Cells. Journal of Endocr<strong>in</strong>ology (1990) 124, R1-R3Christakou CD, Kiamanti-Kandarakis E. Role of andogen excess on metabolicaberrations and cardiovascular risk <strong>in</strong> women with polycystic ovarysyndrome.Womens Health (Lond Engl).2008 Nov;4(6):583-94Lujan ME, Chizen DR, Pierson RA. Diagnostic criteria for polycystic ovary syndrome :pitfalls and controversies. J Obstet Gynaecol Can. 2008;30(8)671-9.Somani N et al. The cl<strong>in</strong>ical evaluation of hisutism. Dematol ther.2008;21(5):376-91


37Androgenmangel beim MannVojtech Pavlicek, <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie, Kreuzl<strong>in</strong>genE<strong>in</strong>führungDas wichtigste männliche Androgen ist das Testosteron. Es wird zu 95% <strong>in</strong> denHoden aus Androgenvorstufen synthetisiert. Neben se<strong>in</strong>er Bedeutung für e<strong>in</strong>enormale Fortpflanzungs- und Sexualfunktion übernimmt es im Köper des Mannesweitere wichtige Aufgaben. Es spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Knochenbildung, hate<strong>in</strong>en grossen E<strong>in</strong>fluss auf die Psyche und das psychische Wohlbef<strong>in</strong>den sowie diekognitive Leistungsfähigkeit, auf die Verteilung von Muskel- und Fettgewebe sowieauf den Lipidstoffwechsel. Bei e<strong>in</strong>em Mangel können deshalb unterschiedlicheKrankheitsbil<strong>der</strong> auftreten. Die Gründe des männlichen Androgenmangels, <strong>der</strong> <strong>in</strong> denLehrbüchern meistens Hypogomadismus heisst, liegen auf unterschiedlichenNiveaus des Organismus. Ursachen s<strong>in</strong>d Erkrankungen des Hodens, <strong>der</strong> Hypophyseo<strong>der</strong> des Hypothalamus, die durch genetische, endokr<strong>in</strong>e, entzündliche,umweltbed<strong>in</strong>gte o<strong>der</strong> eventuell auch alterbed<strong>in</strong>gte Prozesse bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d. Ob beimälter werden Mann e<strong>in</strong> Testosteronmangel, <strong>der</strong> auch als Andropause, Klimakteriumvirile, ADAM o<strong>der</strong> PADAM (partielles Androgendefizit des alternden Mannes)bezeichnet wird tatsächlich e<strong>in</strong>en Krankheitswert hat o<strong>der</strong> Ausdruck des natürlichenAlterungsprozessses ist, wird kontrovers diskutiert.Folgen des Testosteronmangels Reduktion <strong>der</strong> Spermienproduktion / Infertilität Hodenvolumenabnahme Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Libido, Erektionsstörungen und Abnahme <strong>der</strong>nächtlichen/morgendlichen Spontanerektionen Abnahme <strong>der</strong> Muskelkraft und Muskelatrophie, Reduktion <strong>der</strong> körperlichenLeistungsfähigkeit Zunahme des Körperfetts Abnahme <strong>der</strong> Knochendichte mit konsekutiver Osteoporose Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Bartwuchs Atrophie <strong>der</strong> Haut mit Hautfältelung, trockene und spröde Haut <strong>in</strong>folgefehlen<strong>der</strong> Sebumproduktion.


38Leichte AnämieMüdigkeit, Lustlosigkeit, depressive Verstimmung, Antriebsstörungen,e<strong>in</strong>geschränkte kognitive Funktion mit KonzentrationsstörungenVerm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes Selbstbewusstse<strong>in</strong>, ReizbarkeitSchlafstörungenHitzewallungen und SchweißausbrücheAbklärungen bei Verdacht auf TestosteronmangelAnamnese Störungen im Wachstums- und Pubertätsverlauf Testikuläre Lageanomalien Entzündliche Erkrankungen Geschlechtskarankheiten Hoden- o<strong>der</strong> Schädeltraumata Unerfüllter K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch Libido, Erektionsstörungen, fehlende morgendliche Erektionen Drogen und Alkohol Schwere Allgeme<strong>in</strong>erkrankungen Muskelkraft, Leistungsfähigkeit, Müdigkeit Knochendichte Bartwuchs, trockene und spröde Haut Hitzewallungen und Schweißausbrüche Schlaf- und Antriebsstörungen Stimmungslage, Selbstwertgefühl, KonzentrationMedikamentedie zu e<strong>in</strong>em Hypogonadismus führen könnenPsychopharmakaBluthochdruckmittel, HerzmedikamenteSteroide


39Status Geschlechtsorgane Körperproportionen Körperbehaarung Stimme Geruchss<strong>in</strong>n Körpergewicht, AdipositasLaboranalysen Screen<strong>in</strong>g: 2 x totales Testosteron morgens um 8:00 !Hypogonadismus falls totales Testosteron < 12 nmol LH, FSHPrimär: LH , FSHSekundär: FSH , LH Prolakt<strong>in</strong> TSH Transam<strong>in</strong>asen Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> b- HCG Ggf. KariotypisierungTotale Testosteronwerte < 12 nmol/l gelten als behandlungsbedürftigaberdie Testosteronwerte s<strong>in</strong>d altersabhängig und beg<strong>in</strong>nen ab dem 40Lebensjahr abzufallen !!Es besteht e<strong>in</strong>e ausgeprägte zirkadiane RhythmikDie Testosteronwerte s<strong>in</strong>d am morgen am höchsten und fallen im Laufedes Tages stark ab !!


40Altersadapierte Normwerte des Totalen „Morgen“ Testosterons 40-50LJ: >9 nmol/L 50-60LJ: >8 nmol/L 60-70LJ: >7 nmol/L >70LJ: >6 nmol/LBehandlung:Nebido® i.m. alle 10-14 Wochen, je nach Kl<strong>in</strong>ik, alternativ Testogel® (50 mg) .Testoviron® ist wie Testogel® nicht mehr kassenpflichtig. Andriol® 40mg Tbl 1-2 Tbl2-3x/dMonitor<strong>in</strong>g <strong>der</strong> TherapieInitial: Rektale Palpation (Prostata)PSA, Hkt, LipideWährend <strong>der</strong> Therapie:nach 3 Monaten, dann alle 6-12 Monate: Hkt, PSA, digit. Prostata Palpation,Kontra<strong>in</strong>dikationen• Prostata Karz<strong>in</strong>om• Obstruktive BPH• Schlaf Apnoe SyndromAndropause: Fact or FictionOb es die Andropause wirklich gibt und diese auch wirklich behandelt werden sollo<strong>der</strong> um es sich um profanes Anti-Ag<strong>in</strong>g handelt wird kontrovers diskutiert. Es könnte<strong>in</strong> vielen Studien gezeigt werden, dass die Testosteronspiegel im Alter abnehmen, obes sich um e<strong>in</strong>en physiologischen o<strong>der</strong> pathologischen Prozess handelt ist fraglich.Bei e<strong>in</strong>em pathologischen Prozess würde man allerd<strong>in</strong>gs erwarten, dass man ihnbehandeln kann, zumal die Substitutionstherapie e<strong>in</strong>fach ist.Bisher konnte allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Studie e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischer relevanter Effekt aufParameter wie Lebensqualität, Muskelmasse, körperliche Leistungsfähigkeit,Knochendichte o<strong>der</strong> Insul<strong>in</strong>sensitivität gezeigt werden.


41Bei den meist unspezifischen Symptomen e<strong>in</strong>es Androgenmangels im Alter unde<strong>in</strong>em 2x erniedrigten totalen Testosteron, hilf zur Beurteilung ob e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischrelevanter Hypogonadismus vorliegt <strong>der</strong> ADAM (androgen deficiency of the ag<strong>in</strong>gmale) Score:1) Haben Sie e<strong>in</strong>e Abnahme <strong>der</strong> Libido ?2) Haben Sie weniger Energie ?3) Haben Sie weniger Kraft und / o<strong>der</strong> Ausdauer ?4) S<strong>in</strong>d Sie kle<strong>in</strong>er geworden ?5) Haben Sie weniger Lebensfreude ?6) S<strong>in</strong>d Sie traurig und / o<strong>der</strong> launisch ?7) Haben Sie weniger starke Erektionen ?8) Haben sich ihre Fähigkeiten Sport zu treiben verschlechtert?9) Schlafen Sie nach dem Nachtessen e<strong>in</strong> ?10) Hat sich ihre Arbeitsfähigkeit verschlechtert ?Wenn die Fragen 1 und 7 o<strong>der</strong> 3 an<strong>der</strong>e Fragen mit „ja“ beantwortet werden, sprichtdas für e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch relevanten Hypogonadismus. In diesen Fällen kann e<strong>in</strong>eSubstitution nach abwägen <strong>der</strong> Vorteile und Risiken sowie Kontra<strong>in</strong>dikation <strong>in</strong>Betracht gezogen werden.LiteraturChrist-Cra<strong>in</strong> M. et al., Schweiz Med Forum. 2002: 38 -41Bremner WJ et al. J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab. 1983 Jun;56(6):1278-81Stewart PM. N Engl J Med. 2006 Oct 19;355(16):1724-6.Emmelot-Vonk M.H. et al. JAMA. 2008 Feb 13;299(6):634Nair K.S. et al. N Engl J Med. 2006 Oct 19;355(16):1647-59.Morley J.E.et al, Metabolism. 2000 Sep;49(9):1239-42Rhoden E.L. et Morgentaler A., N Engl J Med. 2004 Jan 29;350(5):482-92Brill K.T. et al., J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab. 2002 Dec;87(12):5649-57Kunelius P. et al., J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab. 2002 Apr;87(4):1467-72Christ-Cra<strong>in</strong> et al, J Urol. 2004 Aug;172(2):624-7Mohr et al, Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol (Oxf). 2005 Jan;62(1):64-73


42Kle<strong>in</strong>wuchs <strong>in</strong> <strong>der</strong> pädiatrischen Praxis - vom Symptom zur DiagnoseProf. Urs Eiholzer, PEZZ Pädiatrisch-Endokr<strong>in</strong>ologisches Zentrum Zürich, ZürichDas k<strong>in</strong>dliche Wachstum spielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> pädiatrischen Sprechstunde e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Viele Elternhaben Angst, ihr K<strong>in</strong>d würde nicht richtig wachsen und könnte deshalb im Erwachsenalter unterKle<strong>in</strong>wüchsigkeit leiden. Und auch für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> selbst ist Wachsen und Grosswerden von ganzentscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Im Weiteren ist das Wachstum und die Gewichtszunahme nicht nur beimSäugl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> wichtiger Parameter für dessen Wohlergehen. Auch bei älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n undJugendlichen kann e<strong>in</strong> ungenügendes Wachstum und e<strong>in</strong>e verzögerte Entwicklung e<strong>in</strong> erstes Zeichene<strong>in</strong>er chronischen Allgeme<strong>in</strong>erkrankung darstellen.Die Grösse e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des lässt sich e<strong>in</strong>erseits mit dem Familienrahmen und an<strong>der</strong>erseits mit denGleichaltrigen <strong>der</strong> passenden Bevölkerungsgruppe vergleichen. Beide Vergleiche s<strong>in</strong>d wichtig. DerVergleich mit den Grössen <strong>der</strong> verschiedenen Familienmitglie<strong>der</strong> ergibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck über dasererbte genetische Potential; <strong>der</strong> Vergleich mit den Gleichaltrigen spiegelt die tägliche Realitätausserhalb des Elternhauses.Vergleich mit dem FamilienrahmenDie Körpergrösse wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Rahmen vererbt. Wir tragen dieser Tatsache Rechnung,<strong>in</strong>dem wir aus <strong>der</strong> Elterngrösse die sog. Zielgrösse für das K<strong>in</strong>d nach folgen<strong>der</strong> Formel berechnen:Zielgrösse = Grösse Vater + Grösse Mutter - 6,5cm für Mädchen2 + 6,5cm für KnabenWird die Zielgrösse auf <strong>der</strong> Wachstumskurve e<strong>in</strong>getragen, so sieht man auf e<strong>in</strong>en Blick, ob das K<strong>in</strong>dungefähr <strong>in</strong> die Zielgrösse <strong>der</strong> Eltern h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen wird.Diese Formel spiegelt die Tatsache wie<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> durchschnittliche Grössenunterschied zwischenFrau und Mann 13 cm beträgt. Bei Familien mit sehr unterschiedlichen Körpergrössen, kann dieseFormel etwas irreleiten, weil das K<strong>in</strong>d ja die Grösse zur Hauptsache von <strong>der</strong> vielleicht sehr grossenMutter (o<strong>der</strong> dem riesigen Grossvater) o<strong>der</strong> dem vielleicht eher kle<strong>in</strong>en Vater geerbt haben könnte. Inden meisten Fällen ergibt die Formel aber e<strong>in</strong>e sehr gute Arbeitsgrundlage. Die Art <strong>der</strong> Vererbung <strong>der</strong>Körpergrösse ist weitgehend unbekannt.Vergleich mit den GleichaltrigenDie e<strong>in</strong>fachste Methode herauszuf<strong>in</strong>den, ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Jugendlicher für se<strong>in</strong> Alter zu gross o<strong>der</strong>zu kle<strong>in</strong> ist, besteht dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Grösse auf <strong>der</strong> Perzentilenkurve e<strong>in</strong>zutragen und zu verfolgen.Die Perzentilenkurven dienen dem Vergleich mit den Gleichaltrigen. E<strong>in</strong> Platz auf <strong>der</strong> 10. Perzentilebedeutet beispielsweise, dass 9 gleichaltrige gesunde K<strong>in</strong><strong>der</strong> kle<strong>in</strong>er und 90 gleichaltrige gesundeK<strong>in</strong><strong>der</strong> des gleichen Geschlechtes grösser s<strong>in</strong>d. Am besten ist es, für jeden im Wachstum bef<strong>in</strong>dlichenPatienten <strong>in</strong> dessen Krankengeschichte e<strong>in</strong>e Wachstumskurve zu führen. Der Verlauf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellenWachstumskurve ergibt nicht nur e<strong>in</strong>e Aussage über das Hier und Jetzt, son<strong>der</strong>n auch über dieWachstumsdynamik über e<strong>in</strong>en gewissen Zeitraum und damit auch über die Funktion resp. Integritätdes gesamten Wachstumsmechanismus.


43Knochenreifung als Massstab für das biologische AlterNicht nur die Endgrösse, son<strong>der</strong>n auch die Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit welcher diese erreicht wird, wirdvererbt. Man spricht von Frühentwicklern o<strong>der</strong> Spätentwicklern – o<strong>der</strong> von konstitutionellerVerzögerung, resp. Beschleunigung von Wachstum und Pubertätsentwicklung.Die Tatsache zum Beispiel, dass e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong><strong>der</strong> während <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, die Pubertät späterbeg<strong>in</strong>nen und länger wachsen als die durchschnittlichen Gleichaltrigen, um dann schlussendlicheventuell sogar e<strong>in</strong>e überdurchschnittliche Körpergrösse zu erreichen, führte zum Konzept desbiologischen Alters. Es ist offensichtlich, dass das biologische Alter bei e<strong>in</strong>igen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verzögert undbei an<strong>der</strong>en wie<strong>der</strong>um beschleunigt verläuft, ohne dass e<strong>in</strong>e krankhafte Störung vorliegt.Als Mass für das biologische Alter bestimmen wir aus dem Handröntgenbild das Knochenalter. ZweiMethoden stehen zur Verfügung, Greulich-Pyle und Tanner (TW3). Im Atlas von Greulich-Pyle f<strong>in</strong>detman für jedes Alter e<strong>in</strong> typisches Handröntgenbild. Diese Methode ersche<strong>in</strong>t schnell und e<strong>in</strong>fach.Allerd<strong>in</strong>gs ist die Fehlerquelle bei diesem Vorgehen vor allem für den Ungeübten recht gross. DieBestimmung des Knochenalters nach Tanner ersche<strong>in</strong>t schwieriger und aufwendiger, da jedeme<strong>in</strong>zelnen Knochen e<strong>in</strong> Reifestadium zugeordnet werden muss. Bei dieser Methode werden aber <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel weniger Fehler gemacht. Das Knochenalter und damit das biologische Alter kann bezogenauf das chronologische Alter normal, verzögert o<strong>der</strong> akzeleriert se<strong>in</strong>. Da das Knochenalter den biologischenStandort besser reflektiert als das chronologische Alter, können aufgrund des KnochenaltersPrognosen über die zukünftige Erwachsenengrösse berechnet werden. Wichtig ist bei <strong>der</strong>Bestimmung des Knochenalters nach Greulich-Pyle noch zu wissen, dass Schweizer K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e imDurchschnitt um knapp e<strong>in</strong> Jahr verzögerte Knochenreifung haben.Kle<strong>in</strong>wuchs als NormvarianteDie Wichtigkeit <strong>der</strong> Knochenalterbestimmung zeigt sich beispielsweise beim Kle<strong>in</strong>wuchs, wogrundsätzlich zwei verschiedene Muster unterschieden werden:- Kle<strong>in</strong>wuchs mit Verzögerung <strong>der</strong> Knochenreifung- Kle<strong>in</strong>wuchs ohne Verzögerung <strong>der</strong> KnochenreifungBeide Formen kommen als Normvariante o<strong>der</strong> auch als Ausdruck e<strong>in</strong>er Störung vor.Der Kle<strong>in</strong>wuchs mit Knochenalterverzögerung ist e<strong>in</strong> vorübergehen<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>wuchs. Als Normvariantespricht man von e<strong>in</strong>er konstitutionellen Verzögerung von Wachstum und Pubertät. Die Betroffenenwerden auch als Spätentwickler bezeichnet. Bei diesen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n setzt die Pubertätsentwicklungverspätet e<strong>in</strong>, endet später und verzögert dadurch auch den Abschluss des Wachstums. DieseJugendlichen wachsen also länger als <strong>der</strong> Durchschnitt ihrer gleichaltrigen Kameraden und erreichendeshalb später als die an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e normale Erwachsenengrösse. Sie s<strong>in</strong>d also während <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheitund Adoleszenz kle<strong>in</strong>wüchsig und wirken jünger als sie s<strong>in</strong>d. Als Erwachsene s<strong>in</strong>d sie jedoch vonnormaler Körpergrösse. Die <strong>in</strong>tellektuelle Entwicklung verläuft altersgemäss. Solche K<strong>in</strong><strong>der</strong> werdendeshalb mit Recht ihrem chronologischen Alter entsprechend e<strong>in</strong>geschult.Im Gegensatz dazu ergibt <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>wuchs ohne Knochenalterverzögerung e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Erwachsenengrösse.Die Pubertätsentwicklung verläuft dabei altersgemäss. Als Normvariante handelt es sichmeistens um e<strong>in</strong>en familiären Kle<strong>in</strong>wuchs. Typische Vertreter dafür s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> süditalienischer Eltern.Zusammengefasst entspricht also <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>wuchs mit Knochenalterverzögerung <strong>der</strong> NormvarianteVerzögerung von Wachstum und Pubertät, <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>wuchs ohne Knochenalterverzögerung <strong>der</strong>Normvariante familiärer Kle<strong>in</strong>wuchs. Dabei sche<strong>in</strong>en sowohl die Erwachsenengrösse als auch <strong>der</strong>"Fahrplan" (Früh- beziehungsweise Spätentwickler) genetisch fixiert. Früh- und Spätentwickler haben<strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong>en Elternteil, welcher sich ebenfalls früh, respektive spät entwickelt hat.


44Natürlich gibt es auch Komb<strong>in</strong>ationen von beiden Phänomenen. So kann <strong>der</strong> familiäre Kle<strong>in</strong>wuchskomb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>er Verzögerung von Wachstum und Pubertät auftreten.Wichtigkeit <strong>der</strong> Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeitDie Kenntnisse <strong>der</strong> Elterngrösse, des ungefähren Zeitpunktes <strong>der</strong> Pubertät <strong>der</strong> Eltern und dieKnochenreifung ergeben e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck, ob es sich um e<strong>in</strong>e Normvariante (konstitutionelleVerzögerung, familiärer Kle<strong>in</strong>wuchs, konstitutionelle Akzeleration, familiärer Grosswuchs ) handelnkönnte. Falls das Wachstum des K<strong>in</strong>des nicht <strong>in</strong> den Rahmen <strong>der</strong> Familie passt, müssen weitereAbklärungen durchgeführt werden. E<strong>in</strong>e zentrale Grösse bei <strong>der</strong> Frage, ob e<strong>in</strong>e Normvariante o<strong>der</strong>e<strong>in</strong>e Störung mit Krankheitswert vorliegt, ist die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit.Die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit geht normalerweise aus <strong>der</strong> Wachstumskurve hervor. Solange e<strong>in</strong>K<strong>in</strong>d regelmässig entlang o<strong>der</strong> parallel zu e<strong>in</strong>er Perzentilenkurve wächst, ist die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeitnormal. Anzumerken für den Interessierten ist vielleicht noch, dass es e<strong>in</strong>e etwas höhereWachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit braucht, um auf <strong>der</strong> 90. Perzentile zu bleiben als bei e<strong>in</strong>em Wachstumentlang <strong>der</strong> 10. Perzentile. Wenn <strong>der</strong> Wachstumsverlauf nicht schon seit mehreren Jahren bekanntund dokumentiert ist, son<strong>der</strong>n vielleicht nur zwei Werte mit e<strong>in</strong>em Intervall von 6 bis 12 Monatenvorliegen, dann sollte die aktuelle Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit berechnet werden. Auch für dieBeurteilung <strong>der</strong> Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit gibt es Perzentilenkurven. Diese wird aus zweiMessungen, welche m<strong>in</strong>destens 6 Monate (aber höchstens 18 Monate) ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegen sollten,berechnet:Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit (cm/Jahr) = (Grösse 2 - Grösse 1) x 12(Zeitpunkt 2 – Zeitpunkt 1 <strong>in</strong> Monaten)Entscheidend für die Relevanz <strong>der</strong> Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit ist die Genauigkeit <strong>der</strong> beidenMessungen. Wenn die normale, durchschnittliche Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit 5 cm/Jahr beträgt, soliegt das zu erwartende Wachstum über 6 Monate bei 2.5 cm. Wenn <strong>der</strong> Messfehler 1-2 cm beträgt,kann trotz normalem Wachstum die berechnete Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit beispielsweise (falsch)negativ ausfallen! Voraussetzung ist deshalb e<strong>in</strong>e exakte Längenmessung mit e<strong>in</strong>er reproduzierbarenTechnik: Fersen an <strong>der</strong> Wand, respektive am Messstab, Blick geradeaus und Messung bei sanfter,aber maximaler Extension am Kopf. Achtung: (1) 3- bis 7-jährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> treten oft unbemerkt auf dieZehenspitzen. (2) K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Erwachsene s<strong>in</strong>d nach dem Aufstehen durchschnittlich 1 cm grösser alsvor dem <strong>in</strong>s Bett gehen. Auch die Tageszeit muss also berücksichtigt werden.E<strong>in</strong> Perzentilenwechsel (d.h. e<strong>in</strong>e abnorme Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit) ist immer verdächtig auf e<strong>in</strong>ekrankhafte Störung – ausser während <strong>der</strong> ersten beiden Lebensjahre. In dieser Zeit ist e<strong>in</strong>Perzentilenwechsel <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Ausdruck e<strong>in</strong>er physiologischen Anpassung. Geburtslänge und -gewicht s<strong>in</strong>d hauptsächlich Ausdruck des <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>en Wohlergehens. Erst im Verlaufe <strong>der</strong> beidenersten Lebensjahre, manchmal auch noch später, kommt es zu e<strong>in</strong>er Anpassung <strong>der</strong> Grösse an denererbten Perzentilenkanal.Differentialdiagnose des Kle<strong>in</strong>wuchsesDer Kle<strong>in</strong>wuchs mit Knochenalterverzögerung kann die Folge je<strong>der</strong> Art e<strong>in</strong>er chronischen Krankheitse<strong>in</strong>. Dabei steht vor allem <strong>der</strong> Ausschluss e<strong>in</strong>er Zöliakie und e<strong>in</strong>er Nieren<strong>in</strong>suffizienz im Vor<strong>der</strong>grund.An<strong>der</strong>e chronische Krankheiten wie beispielsweise die Mukoviszidose o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Herzfehler, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong>Regel diagnostiziert, bevor <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>wuchs e<strong>in</strong> manifestes Problem wird.Verschiedene endokr<strong>in</strong>e Störungen können mit dem Leitsymptom Kle<strong>in</strong>wuchs mitKnochenalterverzögerung auftreten, wobei die Ursache <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er peripheren Drüse, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hypophyseo<strong>der</strong> im Hypothalamus liegen kann. Relativ e<strong>in</strong>fach auszuschliessen ist e<strong>in</strong>e Hypothyreose.


45Schwieriger ist die Diagnose des Cush<strong>in</strong>g Syndroms und des Wachstumshormonmangels. Die,exogene’ Adipositas führt meist zu e<strong>in</strong>em Grosswuchs mit altersgemässer o<strong>der</strong> beschleunigterKnochenreifung, währendem für das Cush<strong>in</strong>g Syndrom Kle<strong>in</strong>wuchs und verzögerte Knochenreifungtypisch s<strong>in</strong>d. Die Frage, ob e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>wüchsiges K<strong>in</strong>d mit verzögerter Knochenreifung e<strong>in</strong>enWachstumshormonmangel haben könnte, bereitet auch dem Erfahrenen immer wie<strong>der</strong>Schwierigkeiten. Es gibt eben ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne beweisende Untersuchung, die Diagnose wird ause<strong>in</strong>zelnen Puzzleste<strong>in</strong>en zusammengefügt. Neben Kle<strong>in</strong>wuchs mit verzögerter Knochenreifunggehören dazu auch e<strong>in</strong>e ungenügende Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit, e<strong>in</strong> niedriges IGF-I und IGFBP-3,e<strong>in</strong> ungenügen<strong>der</strong> Anstieg <strong>in</strong> den Stimulationstesten, typische Auffälligkeiten im MRI <strong>der</strong> Hypophyseund des Hypothalamus und <strong>der</strong> Ausschluss e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Störung,Beim Kle<strong>in</strong>wuchs ohne Knochenalterverzögerung muss vor allem nach verschiedenen Dysmorphiesyndromenmit Kle<strong>in</strong>wuchs gesucht werden. Unter den chromosomalen Störungen und Dysmorphiesyndromenist bei den Mädchen das Turner-Syndrom <strong>der</strong> häufigste Grund für e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>wuchs(Häufigkeit 1:2500 weibl. Geburten). Natürlich helfen hier die genaue Untersuchung und die Kenntnis<strong>der</strong> entsprechenden Dysmorphiezeichen. Doch es muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass gerade dasTurner-Syndrom vor <strong>der</strong> Pubertät nicht selten nur am Kle<strong>in</strong>wuchs erkannt werden kann. Aus diesemGrunde lässt es sich oft nicht vermeiden, bei Mädchen trotz <strong>der</strong> hohen Kosten e<strong>in</strong>e Chromosomenuntersuchungzu veranlassen.Im Übrigen zeigen frühere Mangelgeburten (sog. SGA) nicht selten e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>wuchs, je nachdem mito<strong>der</strong> ohne Verzögerung <strong>der</strong> Knochenreifung. Sorgen bereiten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e diejenigen Fälle, <strong>in</strong>welchen die Knochenreifung nicht verzögert verläuft. Bei ihnen hat wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e chronischePlazentar<strong>in</strong>suffizienz bereits <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em potentiellen Verlust von Endgrösse geführt.E<strong>in</strong> spezielles Wachstumsmuster ergibt <strong>der</strong> Hypogonadismus, und zwar unabhängig davon ob e<strong>in</strong>edirekte Gonadenstörung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e zentrale Regulationsstörung die Ursache ist. Ungefähr bei e<strong>in</strong>emKnochenalter von 11 Jahren (Mädchen), resp. 13 Jahren (Knaben) beg<strong>in</strong>nt die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeitauf abnormal tiefe Werte abzus<strong>in</strong>ken (2-3cm/Jahr), wenn nicht zusätzlich zumWachstumshormon auch Geschlechtshormone produziert werden. In e<strong>in</strong>igen Fällen ist dieAbgrenzung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e des partiellen Hypogonadismus von e<strong>in</strong>er ausgeprägte Form <strong>der</strong>konstitutionellen Verzögerung sehr schwierig und manchmal erst nach Jahren endgültig möglich.Zum Abschluss Wichtiges <strong>in</strong> KürzeNur sehr wenig K<strong>in</strong><strong>der</strong> leiden effektiv an e<strong>in</strong>er Wachstumsstörung. Die Frage h<strong>in</strong>gegen, obdas Wachstum des K<strong>in</strong>des normal sei, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis aber häufig gestellt.Das Wachstum ist e<strong>in</strong> Gradmesser für das Wohlergehen und die Gesundheit e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Sokann jede chronische Allgeme<strong>in</strong>erkrankung das Wachstum bee<strong>in</strong>trächtigen.Bei auffälligem Wachstum kann es mitunter schwierig se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Normvariante von e<strong>in</strong>erechten Wachstumsstörung zu unterscheiden.Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu gross o<strong>der</strong> zu kle<strong>in</strong> ist o<strong>der</strong> falls die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit nichtnormal ist, ist e<strong>in</strong>e klare Diagnosestellung und aetiologische Zuordnung unumgänglich, wenn<strong>der</strong> Arzt, die Ärzt<strong>in</strong>, nicht Gefahr laufen will, e<strong>in</strong>e behandlungsbedürftige Situation zuverpassen.Je<strong>der</strong> Arzt und jede Ärzt<strong>in</strong>, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> behandeln, s<strong>in</strong>d verpflichtet, diese zu messen und dasWachstum zu kontrollieren.Literaturwww. pezz.ch


46Differentialdiagnose des Kle<strong>in</strong>wuchses1. Kle<strong>in</strong>wuchs mit verzögerter KnochenreifungNormvarianteKrankheit/StörungKonstitutionelle Verzögerung von Wachstumund PubertätChronische KrankheitBeispiel: Zöliakie, Nieren<strong>in</strong>suffizienzHormonstörungenBeispiele: Hypothyreose, Wachstumshormonmangel2. Kle<strong>in</strong>wuchs ohne verzögerte KnochenreifungNormvarianteKrankheit/StörungFamiliärer Kle<strong>in</strong>wuchsDymorphie-Syndrom mit/ohne ChromosomenstörungBeispiel: Turner-Syndrom, Silver-Russel Syndrom, ehemalige MangelgeburtKnochen- und Knorpelbildungsstörung(Skelettdysplasien)Kle<strong>in</strong>wuchs: Labor ‚Screen<strong>in</strong>g’UntersuchungHb, rotes BlutbildLeucocyten, Senkung (CRP)Ur<strong>in</strong> StatusHarnstoff, Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>Kalzium, Phosphor, Alkal. PhosphataseEisen, Ferrit<strong>in</strong>Gliad<strong>in</strong>-AntikörperLH, FSHChromosomenanalyseTSH, FT 4IGF-I, IGFBP-3FragestellungMalabsorption?chronischer Infekt?Nierenproblem?Nierenproblem?KnochenaufbauMalabsorption?Zöliakie?Hypogonadismus, Gonadendysgenesie?Gonadendysgenesie?Schilddrüsenunterfunktion?Wachstumshormonmangel?


47ReferentenverzeichnisProf. Dr. med. Urs EiholzerLeiterPEZZ Pädiatrisch-Endokr<strong>in</strong>ologisches Zentrum ZürichMöhrlistrasse 698006 Zürichurs.eiholzer@pezz.ch


48Polyurie, Polydipsie, Diabetes (<strong>in</strong>sipidus) o<strong>der</strong> das Meer <strong>in</strong> unsKurt Lae<strong>der</strong>ach-HofmannInselspital, Universität BernWeshalb dieses Thema?Vielen Patienten mit Übergewicht o<strong>der</strong> Adipositas wird geraten, häufig und viel zu tr<strong>in</strong>ken. Niemand weiss,ob dies gut o<strong>der</strong> schlecht ist. Häufig wird moniert, dass damit <strong>der</strong> Appetit verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden könne. Nacheigenen Beobachtungen ersche<strong>in</strong>t diese Option jedoch äusserst zweifelhaft. Die Mode des (zuviel)Tr<strong>in</strong>kens sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts entstanden zu se<strong>in</strong> (siehe [2]). Dieserschwert oft das Erkennen von abnorm hohem Konsum von Flüssigkeit aus an<strong>der</strong>en Gründen,beispielsweise wegen Diabetes <strong>in</strong>sipidus (o<strong>der</strong> auch mellitus) [3].Fallgeschichte e<strong>in</strong>er 42-jährigen Patient<strong>in</strong>Aus dem jetzigen Leiden s<strong>in</strong>d folgende Elemente bekannt: Die Patient<strong>in</strong> leidet an e<strong>in</strong>er Angststörung gemischt mit Depression,an e<strong>in</strong>em Colon irritabile, an Spannungskopfschmerzen, saisonaler allergischer Rh<strong>in</strong>itis sowie an Libidoverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. AlsKard<strong>in</strong>alsymptom imponiert jedoch e<strong>in</strong>e chronische Polydipsie (von ca. 10 l /d Wasser, Tee, Diät-Cola) verbunden mit Polyurie.Zudem muss sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht m<strong>in</strong>destens 3 x zum Wasserlösen aufstehen. Diese Symptomatik dauert nun unverän<strong>der</strong>t bereits 4Jahre an. Sie kommt aus eigener Initiative mit dem Wunsch nach e<strong>in</strong>er Gewichtsreduktion <strong>in</strong> unsere Sprechstunde. Ihr BMI istnormal.In <strong>der</strong> Persönlichen Anamnese s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Herpes genitalis, e<strong>in</strong> mikrobiologisch belegbarer Harnwegs<strong>in</strong>fekt vor 10 Jahren, e<strong>in</strong>Perimenstruelles Syndrom sowie e<strong>in</strong>e Brustaugmentation 1992, die Entfernung <strong>der</strong> Implantate im Jahr 2001 sowie e<strong>in</strong>eLiposuction <strong>der</strong> Hüfte & Be<strong>in</strong>e beidseits im 2004 zu erwähnen.Aus <strong>der</strong> Sozialanamnese geht hervor, dass die Patient<strong>in</strong> verheiratet ist, ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> hat und als selbstständige Berater<strong>in</strong> (imBereich F<strong>in</strong>anzen und Immobilien) arbeitet. Die W<strong>in</strong>termonate verbr<strong>in</strong>gt sie im Tess<strong>in</strong> (Zweitwohnung).Die Systemanamnese zeigt auf, dass die Patient<strong>in</strong> 3-4 x pro Woche regelmässig Sport betreibt (walken, biken, Fitnesstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g),ihr Gewicht engmaschig kontrolliert und früher mehr, jetzt nur noch gelegentlich raucht ( (20 p/y). Sie tr<strong>in</strong>kt 5-8 x We<strong>in</strong> pro Woche,nimmt ke<strong>in</strong>e Drogen.Die Familienanamnese ist <strong>in</strong>sofern auffällig, als dass e<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> an Diabetes mellitus erkrankt ist und die Patient<strong>in</strong>befürchtet, dass sie diese Krankheit selber auch hätte. E<strong>in</strong> weiterer Bru<strong>der</strong> leidet an e<strong>in</strong>em Down Syndrom. Ihr Vater waralkoholabhängig und ist an e<strong>in</strong>em Leber-Ca gestorben.Die Medikation <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> sieht bei <strong>der</strong> Erstkonsultation folgen<strong>der</strong>massen aus: Bupropion (Wellbutr<strong>in</strong>) SR 150/75 2x1,Citalopram (Seropram) 20 mg 1x1, Fenoxyfenad<strong>in</strong> (Telfast) 60 mg iR., Rh<strong>in</strong>ocort Nasenspray, Valacyclovir (Valtrex) 5 mg, Estriol(Ovest<strong>in</strong>) n. Bedarf, Testosteron Crème n. Bedarf, Naproxen (Naprosyn) i.R., Acetam<strong>in</strong>ophen (Tylenol) i.R.Den weiteren Verlauf sowie die Diagnose und Katamnese <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> werde ich im Vortrag komplettieren.Die Differentialdiagnose <strong>der</strong> Polyurie - PolydipsieWohl die häufigste Ursache e<strong>in</strong>er Polyurie/ Polydipsie ist e<strong>in</strong> unerkannter Diabetes mellitus Typ 2 mitosmotischer Diurese. In <strong>der</strong> heutigen Zeit <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>formation (siehe oben) kann es sich auch um e<strong>in</strong>esimple psychogene Polydipsie mit konsekutiver Polyurie handeln. An<strong>der</strong>e Ursachen s<strong>in</strong>d selten – wirzeigen <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit auf. In <strong>der</strong> weiteren DD kommen e<strong>in</strong> nephrogener vor e<strong>in</strong>emzentraler Diabetes <strong>in</strong>sipidus <strong>in</strong> Frage sowie Seltenheiten wie das DIDAMOD Syndrom (Wolfram Syndrom)o<strong>der</strong> das Gitelman-Syndrom. Im weiteren s<strong>in</strong>d Krankheiten wie e<strong>in</strong> SIADH o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Schwartz-BartterSyndrom zu beachten [4].Grundsätzlich ist vor <strong>der</strong> Suche nach Seltenheiten <strong>der</strong> Ausschluss von häufigen Kofaktoren wichtig. Dazugehören sämtliche Substanzen, die e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ADH-Sekretion o<strong>der</strong> –wirkung verursachenkönnen wie z.B. Alkohol, Beta-Adrenergica, erhöhte Spiegel des Atrialen Natriuretischen Faktors (ANP)o<strong>der</strong> Medikamente wie Phenyto<strong>in</strong>, Antihistam<strong>in</strong>ika, Lithium und Antichol<strong>in</strong>ergica. Nicht selten ist auch dieNierenschädigung bei obstruktiver Uropathie mit e<strong>in</strong>em nephrogenen DI verbunden. An<strong>der</strong>erseits ist e<strong>in</strong>Missbrauch von Medikamenten wie Diuretica (mit konsekutiver Hypokaliämie) und Laxantien nicht seltenbei Patient<strong>in</strong>nen mit obsessiver Gewichtskontrolle zu f<strong>in</strong>den, die ebenfalls zu erhöhtem Konsum bzw.Ausscheiden von Flüssigkeit Anlass geben können. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird ADH freigesetzt und damitdie Ur<strong>in</strong>produktion verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t, wenn die Plasma-Osmolalität 280 mOsm/ l überschreitet, dasPlasmavolumen abs<strong>in</strong>kt o<strong>der</strong> bei erhöhter emotionaler Belastung, bei Stress, bei Schlafdeprivation undan<strong>der</strong>en Faktoren wie chol<strong>in</strong>ergen o<strong>der</strong> alpha-adrenergen Stimuli, erhöhtem Angiotens<strong>in</strong> II, Erhöhung <strong>der</strong>Prostagland<strong>in</strong> E Spiegel und nicht zuletzt durch Opiate, Nikot<strong>in</strong>, Histam<strong>in</strong>, Phenobarbital und an<strong>der</strong>e.Wie wird die Diagnose des Diabetes <strong>in</strong>sipidus gestellt?Auch heute stellt die Anamnese das wichtigste Instrument zur Diagnosestellung dar. Dazu gehört dieQuantifizierung <strong>der</strong> täglichen Flüssigkeitsaufnahme und –ausscheidung, die Frage nach Nykturie o<strong>der</strong>Enuresis (oft als erstes Symptom von Patienten geäussert), e<strong>in</strong>e ausführliche Ernährungsanamnese und1


49die Frage nach <strong>der</strong> Akutiät des Beg<strong>in</strong>ns <strong>der</strong> Symptomatologie. Viele Patienten berichten über dasVermeiden von Lebensmitteln mit hohem Eiweissgehalt, über den Konsum von Drogen o<strong>der</strong>Medikamenten nur dann, wenn ihnen auch <strong>der</strong> Zweck e<strong>in</strong>er solchen Enthüllung klar gemacht werden kann.Im K<strong>in</strong>desalter s<strong>in</strong>d ferner Än<strong>der</strong>ungen von Wachstum und Entwicklung zusätzlich zu beachten.An Laboranalysen sollten m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e 24-Stunden Ur<strong>in</strong>-Bilanz, die Untersuchung des Ur<strong>in</strong>s mitBestimmung von Osmolalität o<strong>der</strong> spezifischem Gewicht, die Messung <strong>der</strong> Glucosämie und Glucosuriesowie unabd<strong>in</strong>gbar die Bestimmung des Serum-Natriumspiegels und <strong>der</strong> Serum-Osmolalität durchgeführtwerden. Zudem ist zu beachten, dass auch an<strong>der</strong>e endokr<strong>in</strong>e Störungen, beson<strong>der</strong>s die Hypothyreoseo<strong>der</strong> die Hyperkalzämie zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter bzw. vermehrter Ur<strong>in</strong>produktion führen können. Bei dr<strong>in</strong>gendemVerdacht und Ausschluss an<strong>der</strong>er sekundärer Ursachen ist die Durchführung e<strong>in</strong>es Durstversuchsangezeigt.Durstversuch:Die Durchführung e<strong>in</strong>es Durstversuchs ist wichtig zur Unterscheidung von zentralem und nephrogenen DIsowie primärer Polydipsie. Er ist unnötig, für die Diagnosestellung e<strong>in</strong>es DI an und für sich, wird jedochempfohlen zur Sicherung <strong>der</strong> Diagnose bei Verdacht auf Grund von Plasma-Natrium und Anamnese.Beim Gesunden steigt im Durstversuch die Plasma-Osmolalität an. Durch die Ausschüttung von ADHkommt es zu e<strong>in</strong>er Konzentration des Ur<strong>in</strong>s (auf 1000-1200 mOsmol/kg). Falls <strong>in</strong>konklusiv kann alternative<strong>in</strong>e Hickey-Hare Test o<strong>der</strong> Carter-Robb<strong>in</strong>s Test durchgeführt werden. Die beiden Testformenverwenden e<strong>in</strong>e Infusion von hypertoner NaCl-Lösung (2.5% o<strong>der</strong> 5% NaCl 0.05 m/kg/m<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e grosseVene) über weniger als 2 Stunden. Als Bed<strong>in</strong>gung zur korrekten Durchführung ist e<strong>in</strong>Blasenkatheterismus zur kont<strong>in</strong>uierlichen Messung <strong>der</strong> Ur<strong>in</strong>-Osmolalität bzw. des Spez. Gewichts <strong>in</strong>diziert.Der Durstversuch soll beendet werden, wenn das Körpergewicht über 3% abnimmt, das Serum Na >150mmol/L o<strong>der</strong> die Serum Osm > 300 mmol/L, die U osm 850 mmol/kg o<strong>der</strong> mehr <strong>in</strong> 2 konsekutivenBestimmungen erreicht o<strong>der</strong> die U osm stabil bleibt (Zunahme unter 30mmol/kg <strong>in</strong> den letzten 2Bestimmungen). Dies beweist, dass ADH normal sezerniert wird und normal an <strong>der</strong> Niere wirkt.Interpretation:E<strong>in</strong>e normale Antwort ist dann vorhanden, wenn die Ur<strong>in</strong>-Osmolalität auf 500 – 1400 mOsm/kg ansteigt,die Ur<strong>in</strong>menge abnimmt und die Serumosmolalität normal bleibt (< 295 mmol/l). Die Ur<strong>in</strong>/ Serum Ratiobeträgt dann mehr als 2 und auf die Gabe von ADH erfolgt we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Anstieg <strong>der</strong> U-Osmolalität nochAbnahme <strong>der</strong> Ur<strong>in</strong>menge.E<strong>in</strong> Diabetes <strong>in</strong>sipidus liegt dann vor, wenn die Ur<strong>in</strong>-Osmolalität ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung aufweist, dieUr<strong>in</strong>menge nicht abnimmt und die Serum-Osmolalität(Ur<strong>in</strong>/Serum Ratio < 2) ansteigt. Die ADH-Gabe(dDAVP [M<strong>in</strong>ir<strong>in</strong>] 10 g <strong>in</strong>tranasal o<strong>der</strong> 4 gsubkutan) dient zur Unterscheidung von zentralem DI(wenn die Ur<strong>in</strong>menge abnimmt und die Ur<strong>in</strong>-Osmolalität ansteigt) und nephrogenem DI (wennke<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung nachweisbar ist) [5].Die nebenstehende Abbildung (aus Viollier-Laborkartei) zeigt den Zusammenhang zwischenUr<strong>in</strong>-Osmolalität und ADH-Spiegel auf. Von e<strong>in</strong>igenAutoren wird die Messung des ADH als wichtigesElement befürwortet, von an<strong>der</strong>en als unnötigerachtet. Viele neuere Arbeiten zeigen e<strong>in</strong>e bessereVerlässlichkeit <strong>der</strong> Messung des Plasma-Copept<strong>in</strong>s,das e<strong>in</strong>e deutlich e<strong>in</strong>fachere Präanalytik aufweist,jedoch noch nicht überall erhältlich ist [6].2


50Pathophysiologie:Pathophysiologisch ist das Fehlen des ADH (CDI= zentraler Diabetes <strong>in</strong>sipidus) o<strong>der</strong> die fehlendeWirkung an <strong>der</strong> Niere (NDI= nephrogener Diabetes <strong>in</strong>sipidus) zu unterscheiden. Interessant s<strong>in</strong>d vor allemdie kürzlich an <strong>der</strong> Niere entdeckten Effekt des Vasopress<strong>in</strong>s (ADH bzw. AVP, siehe Abbildung).Arg<strong>in</strong><strong>in</strong>e vasopress<strong>in</strong> (AVP) b<strong>in</strong>ds to the V2receptor on the basolateral membraneproduc<strong>in</strong>g activation of the cAMP/PKApathway, which leads to exocytic <strong>in</strong>sertionof aquapor<strong>in</strong> (AQP)2 water channels on thelum<strong>in</strong>al membrane, result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>in</strong>creasedwater transport and ur<strong>in</strong>ary concentration.With suppression of AVP and decreased V2receptor b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g, the AQP2 vesiclesun<strong>der</strong>go endocytic retrieval <strong>in</strong>to cytoplasmwith decreased water transport andur<strong>in</strong>ary dilution.AKAP A-k<strong>in</strong>ase anchor<strong>in</strong>g prote<strong>in</strong>, PDEphosphodiesterase, PKA prote<strong>in</strong> k<strong>in</strong>ase A(c.f. [1].Die osmotische Regulation von Vasopress<strong>in</strong> weist e<strong>in</strong>e Sensitivität von 1-2% Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Plasma-Osmolalität auf. Die nicht-osmotische Regulation ist weniger sensitiv und wird erst bei Än<strong>der</strong>ungen desPlasmavolumens von zwischen 8 und 10% aktiviert. Sie führt aber zu weit höheren ADH (=AVP) Spiegelnals die osmotische Stimulation. Die Sensitivität <strong>der</strong> V2-Rezeptoren ist allerd<strong>in</strong>gs klar altersabhängig mitzunehmen<strong>der</strong> Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung im höheren Lebensalter [7].Ätiologie des Diabetes <strong>in</strong>sipidusAus: [8]3


51Wo vermuten wir sonst e<strong>in</strong> Problem des Wasserhaushalts?Häufig f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik lediglich Anteile e<strong>in</strong>er abnormen Natrium-Wasser-Regulation. Sicherlich s<strong>in</strong>ddabei e<strong>in</strong>e Hyponatriämie, verbunden mit symptomatischer Hypo- o<strong>der</strong> Hypertonie, hie und da zusammenmit Durchfällen zu beobachten. Als Ätiologie kommen Herz<strong>in</strong>suffizienz, Leberzirrhose o<strong>der</strong> Neoplasien <strong>in</strong>Frage. E<strong>in</strong>e Hyponatriämie, wenn sie chronisch ist, weist oft ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> obgenannten Symptome o<strong>der</strong>Zeichen auf. Bei rascherem Entstehen (z.B. durch Diuretica, können Übelkeit, Unwohlse<strong>in</strong> (Na zwischen120-125 mmol/l), dann Kopfschmerzen und Lethargie (bei Na zwischen 115-120 mmol/l) o<strong>der</strong> garKrampfanfälle bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Koma (bei Na


524. Schleich, F., J.M. Krzes<strong>in</strong>ski, and J.J. Legros, [How to explore... <strong>in</strong>sipidus polyuropolydipsia syndrome]. RevMed Liege, 2004. 59(11): p. 664-8.5. Bichet, D.G., Lithium, cyclic AMP signal<strong>in</strong>g, A-k<strong>in</strong>ase anchor<strong>in</strong>g prote<strong>in</strong>s, and aquapor<strong>in</strong>-2. J Am Soc Nephrol,2006. 17(4): p. 920-2.6. Katan, M., et al., Anterior and posterior pituitary function test<strong>in</strong>g with simultaneous <strong>in</strong>sul<strong>in</strong> tolerance test anda novel copept<strong>in</strong> assay. J Cl<strong>in</strong> Endocr<strong>in</strong>ol Metab, 2007. 92(7): p. 2640-3.7. Tian, Y., R. Ser<strong>in</strong>o, and J.G. Verbalis, Downregulation of renal vasopress<strong>in</strong> V2 receptor and aquapor<strong>in</strong>-2expression parallels age-associated defects <strong>in</strong> ur<strong>in</strong>e concentration. Am J Physiol Renal Physiol, 2004.287(4): p. F797-805.8. Ball, S.G., Vasopress<strong>in</strong> and disor<strong>der</strong>s of water balance: the physiology and pathophysiology of vasopress<strong>in</strong>.Ann Cl<strong>in</strong> Biochem, 2007. 44(Pt 5): p. 417-31.9. Ellison, D.H. and T. Berl, Cl<strong>in</strong>ical practice. The syndrome of <strong>in</strong>appropriate antidiuresis. N Engl J Med, 2007.356(20): p. 2064-72.5


53S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Langzeit-ThyreostatikatherapieMargarete Maier-WölfleDie Prävalenz <strong>der</strong> Hyperthyreose wird mit 1% angegeben, bei älteren Patienten mit bis zu5%. Frauen s<strong>in</strong>d dabei 5x häufiger davon betroffen als Männer. Als häufigste Ursache <strong>der</strong>Schilddrüsenüberfunktion ist <strong>der</strong> Morbus Basedow (je nach Literaturquelle <strong>in</strong> bis zu 50-80%;Brent G.A.: 2008) zu nennen, gefolgt von <strong>der</strong> dekompensierten mult<strong>in</strong>odulären Struma unddem toxischen solitären Schilddrüsenadenom – um die drei wichtigsten und häufigstenUrsachen zu nennen. Die Diagnose des Schilddrüsenhormonexzess wird anhand <strong>der</strong>Anamnese (Wärme<strong>in</strong>toleranz, Palpitationen, Anstrengungsdyspnoe, Gewichtsverlust trotzgesteigertem Appetit, Schlaflosigkeit, Exophthalmus etc.) und Kl<strong>in</strong>ik (feucht-schweissigeHaut, Tachykardie, systolische Hypertonie, Tremor, Hyperreflexie, proximale Muskelschwäche,starrer Blick, Lidretraktion etc) gestellt und mittels Labordiagnostik (TSH, fT4, fT3)bestätigt; e<strong>in</strong>e Zusatzdiagnostik wie spezifische Auto-Antikörperbestimmungen (Anti-TPO,TRAK), e<strong>in</strong>e Schilddrüsensonographie bzw. Sz<strong>in</strong>tigraphie kann entsprechend <strong>der</strong>vermuteten, zugrunde liegenden Pathologie ergänzend durchgeführt werden.Ziel <strong>der</strong> Therapie ist primär, die Symptome <strong>der</strong> Hyperthyreose - ungeachtet <strong>der</strong>er Aetiologie- zu reduzieren (-Blocker) und den Patienten baldmöglichst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en euthyreoten Zustand(Thyreostatika) zu br<strong>in</strong>gen. In zweiter L<strong>in</strong>ie wird dann die für den Patienten und se<strong>in</strong>Grundleiden passende Therapiestrategie angestrebt, welche den Status <strong>der</strong> Euthyreosestabilisiert und somit als kurativer Therapieansatz anzusehen ist. Die Radiojodtherapie unddie totale Thyreoidektomie stellen dabei die zwei klassischen, gut etablierten Behandlungsmöglichkeitendar (Törr<strong>in</strong>g O. et al. 1996). Die Literaturrecherche zeigt, dass sich diefavorisierte Therapieform an den Richtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> entsprechenden Fachgesellschaftenorientiert, die sehr gegensätzlich ausfallen (American Thyroid Association: 1. TherapiewahlRadiojodablation versus European Thyroid Association: 1. Therapieoption Thyreostatika).Ebenso wird ersichtlich, dass die Therapiewahl „Zentrum-abhängig“ ist und heutzutage auchimmer mehr entsprechend dem Patientenwunsch ausgewählt wird.Unter dem speziellen Gesichtspunkt, die Euthyreose zu erhalten, stellt auch dieDauertherapie mit Thyreostatika bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Autoimmunthyreopathie MorbusBasedow e<strong>in</strong>e erfolgreiche und sichere Therapieoption dar (Laurberg P. 2006; Cooper D.S.2003). Beim Vorliegen e<strong>in</strong>er mult<strong>in</strong>odösen Struma (hier handelt es sich meist um betagte,multimorbide Patienten) kann als Kompromisslösung – solange die Medikamentenverträglichkeitgut ist - e<strong>in</strong>e niedrig dosierte Thyreostase e<strong>in</strong>geleitet werden. Ziel ist, dieEuthyreose und somit die Risiken für kardiovaskuläre Nebewirkungen <strong>der</strong> Hyperthyreose(Vorhofflimmern , kardiale Dekompensation) zu reduzieren. Man muss sich aber bewusst


54se<strong>in</strong>, dass diese Therapieform nicht kurativ ist. Die chronische Abgabe von Thionamiden beidekompensierten, autonomen Schilddrüsenadenom ist nicht s<strong>in</strong>nvoll.Als Thyreostatika stehen uns Carbimazole (Neo-Mercazole R ) und Propylthiouracil(Propycil R ) zur Verfügung. Beide Substanzen blockieren die <strong>in</strong>trathyreoidale Schilddrüsenhormonsynthesemittels Inhibition <strong>der</strong> Peroxidase; Propycil <strong>in</strong>hibiert zusätzlich die periphereKonversion von T4 <strong>in</strong> T3 (Cooper D.S. 2005).Die grosse Streitfrage „wie lange soll die Thyreostase durchgeführt werden“ ist auch heute,im Jahr 2009 – 60 Jahre nach Erstverabreichung <strong>der</strong> Thionamide noch nicht klarbeantwortet. Abraham P. et al. (2005) fasste <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Metaanalyse 23 kontrolliertrandomisierte Studien zusammen, die folgenden Fragen Rechnung trugen: welchesMedikament, welche Dosierung, welches Therapieregime, welche Therapiedauer? Esbesteht e<strong>in</strong>e klare Evidenz, dass e<strong>in</strong>e Therapie m<strong>in</strong>destens über 12-18 Monate durchgeführtwerden muss; danach wird e<strong>in</strong> Hyperthyreoserezidiv mit 50% angegeben (die Angabenvariieren von 30 - 70%: Garcia-Mayor RVPC et al. 1992; Maugendre D et al. 1999). E<strong>in</strong>Therapiestopp nach 6 monatiger Behandlung kann aufgrund <strong>der</strong> Datenlage grundsätzlichnicht empfohlen werden. Langzeittherapien von bis zu 11 Jahren Therapie<strong>in</strong>tervall zeigten,dass e<strong>in</strong>e solche Dauertherapie auch effektiv und für den Patienten sicher ist (Lippe BM etal. 1987). Auch die Daten <strong>der</strong> Arbeitsgruppe um Azizi F. et al. (2005) belegen, dass e<strong>in</strong>eLangzeit-low-dose-Thyreostase e<strong>in</strong>e sichere und zugleich günstige Behandlungsstrategiedarstellt. In <strong>der</strong> zuletzt aufgeführten Studie wurden <strong>in</strong>sgesamt 85 Patienten (Alter > 40 Jahre,Morbus Basedow), die nach abgeschlossener 18monatiger Methimazole-Therapie <strong>in</strong>nerte<strong>in</strong>em Jahr e<strong>in</strong> Rezidiv aufwiesen, <strong>in</strong> zwei Gruppen randomisiert: Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong>Thyreostase (MedikamentenGruppe) bzw. Durchführung e<strong>in</strong>er Radiojodtherapie(RadioJodGruppe). 78% <strong>der</strong> Patienten <strong>der</strong> Medikamentengruppe wurden über 10 Jahreunter low-dose Methimazole (5mg) verlaufskontrolliert, sie waren euthyreot, die Medikationwurde nebenwirkungsfrei toleriert. In <strong>der</strong> RadioJodGruppe waren nach 10 Jahren Follow-up39% <strong>der</strong> Patienten euthyreot, 61% wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von drei Monaten bis 8 Jahrennach RadioJodtherapie hypothyreot.Aus den Ausführungen ergeben sich folgende therapeutische Empfehlungen für die Praxis:- liegt e<strong>in</strong>e Hyperthyreose bei Morbus Basedow vor, wird primär die Thyreostase über18 Monate durchgeführt. Liegt dabei das TSH während 1 Jahr im Normbereich, kanndie Medikation gestoppt werden. Kommt es nach Stoppen <strong>der</strong> Therapie zu e<strong>in</strong>emRezidiv, ist bei kle<strong>in</strong>volumigen Schilddrüsen mit echohomogenem Parenchympr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong> weiteres medikamentöses Therapie<strong>in</strong>tervall möglich. Therapie <strong>der</strong> Wahlist aber auch die Radiojodtherapie – bei Patienten im gebärfähigen Alter muss jedoch


55über 6-12 Monate nach <strong>der</strong> Bestrahlung e<strong>in</strong>e sichere Antikonzeption angewendetwerden. Liegt e<strong>in</strong>e Struma mit Knoten vor, kann auch e<strong>in</strong>e Strumektomie alsTherapieoption angeboten werden.- Liegt <strong>der</strong> Hyperthyreose e<strong>in</strong>e Struma mult<strong>in</strong>odosa zugrunde, wird ebenfalls primäre<strong>in</strong>e Thyreostatikatherapie e<strong>in</strong>geleitet, bis dass dann die Entscheidung zurThyreoidektomie gefällt wurde . Haben wir e<strong>in</strong>en multimorbiden Patienten vor uns,kann die medikamentöse Therapievariante - bei guter Verträglichkeit – auch alsDauertherapie <strong>in</strong> möglichst niedriger Dosierung fortgeführt werden.- Die Hyperthyreose,bei toxischem Schilddrüsenadenom wird zu Beg<strong>in</strong>n thyreostatischanbehandelt, bis dass dann die def<strong>in</strong>itive Radiojodtherapie o<strong>der</strong> bei Knoten >4cm die(Hemi)Thyeiodektomie angeschlossen wird.Referenzen:Abraham P. et al.: A systematic review of drug therapy for Graves hyperthyroidism.European Journal of Endocr<strong>in</strong>ology (2005); 153: 489-498Azizi F. et al.: Effect of long-term cont<strong>in</strong>uos methimazole treatment of hyperthyroidism.European Journal of Endocr<strong>in</strong>ology (2005); 152: 695-701Brent G.A.: Graves Disease. NEJM (2008); 358; 24Cooper D.S.: Antithyroid Drugs. NEJM (2005); 352; 9Cooper D.S.: Antithyroid drugs <strong>in</strong> the management of Graves disease: an Evidence-basedapproach to therapeutic controversies. JCEM (2003); 88 (8): 3474-3481Cooper D.S.: Hyperthyroidism. The Lancet (2003); 362Garcia-Mayor R.V. et al.: Antithyroid drug and Graves hyperthyreoidism. Significancetreatment duration and TRAb determ<strong>in</strong>ation on last<strong>in</strong>g remission. J of Endocr<strong>in</strong>ol Invest(1992); 11


56Laurberg P.: Remission of Graves disease dur<strong>in</strong>g anti-thyroid drug therapy. Time toreconsi<strong>der</strong> the mechanism? European Journal of Endocr<strong>in</strong>ology (2006); 155 783-786Leech N.J. et al.: Controversies <strong>in</strong> the management of Graves disease. Cl<strong>in</strong>icalEndocr<strong>in</strong>ology (1998); 49(3)Lippe B.M. et al.: Hyperthyroidism <strong>in</strong> children treated with long-term medical therapy: twentyfivepercent remission every two years. JCEM (1987), 64Maugendre D. et al.: Antithyroid drugs and Graves disease – a prospective randomizedassessment of long-term treatment. Cl<strong>in</strong>ical Endocr<strong>in</strong>ology (1999); 50 (1)Törr<strong>in</strong>g O. et al.: Graves Hyperthyroidism: Treatment with antithyroid drugs, surgery orradioiod<strong>in</strong>e – a prospective, randomized study. JCEM (1996); 82 (8)Weetmann AP: Graves hyperthyroidism: how long should antithyroid drug therapy becont<strong>in</strong>ued to achieve remission. Nature Cl<strong>in</strong>ical Practice (2006); 2 (1):2-3


57Prof. Dr. med. Emanuel Christ, Polikl<strong>in</strong>ik für <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>, Diabetologie und Kl<strong>in</strong>ische Ernährung,Inselspital, 3010 BernAbklärung <strong>der</strong> HypercalcämieE<strong>in</strong>leitungBei e<strong>in</strong>er 63-jährigen Patient<strong>in</strong> wird anlässlich e<strong>in</strong>er Rout<strong>in</strong>e-Blutentnahme e<strong>in</strong>eHYpercalcämie diagnostiziert (Totales Serum-Ca 2+ : 2.72 mmol/L, normal: 2.10 - 2.55).Die Patient<strong>in</strong> wird hausärztlich betreut wegen e<strong>in</strong>er essentiellen arteriellen Hypertonie(Therapie: Co-Diovan ® ), e<strong>in</strong>es grenzwertigen Nüchtern-Blutzuckers (6.5 mmol/L,vor<strong>der</strong>hand nur diätetische Intervention) sowie e<strong>in</strong>es Übergewichtes (BMI 30 kg/m 2 ).Welche Überlegungen können <strong>in</strong> diesem Falle angestellt werden ?1. Gibt es Faktoren, die die Messung des Calciums bee<strong>in</strong>flussen ?Wie ist <strong>der</strong> Fehlerbereich <strong>der</strong> Calcium-Bestimmung ?2. Ist dieser Befund häufig ?3. Welche häufigen Pathologien kommen als Ursache <strong>in</strong> Frage ?Gibt es kl<strong>in</strong>ische Anhaltspunkte, welche die Differentialdiagnose ermöglichen?4. Welche zusätzlichen Abklärungen sollten zur def<strong>in</strong>itiven Diagnose durchgeführtwerden ?1. E<strong>in</strong>ige Gedanken zur Calcium-BestimmungEs lohnt sich immer, bei Laborbefunden den Fehlerbereich <strong>der</strong> Methode zu kennen, damitnicht unnötige und teure weitere Abklärungen bei Grenzbefunden durchgeführt werden. DerFehlerbereich e<strong>in</strong>er totalen Calcium-Bestimmung liegt bei max. 2%Bei <strong>der</strong> oben genannten Patient<strong>in</strong> kann man bei repetitiven Calcium-Messungen<strong>der</strong>selben Blutentnahme mit Werten zwischen 2.66 - 2.77 mmol/L rechnen. DieserBereich ist <strong>in</strong> jedem Falle höher als <strong>der</strong> Normwert, weshalb von e<strong>in</strong>er relevantenHypercalcämie ausgegangen werden muss.Calcium ist zu ca. 40-45% an Prote<strong>in</strong>, va. Album<strong>in</strong> gebunden. Der physiologische aktive Teilist frei und ionisiert im Serum verfügbar. Die meisten Rout<strong>in</strong>e-Labors messen das totaleCalcium. Deshalb kann e<strong>in</strong>e Erhöhung des totalen Calciums bei Hyperalbum<strong>in</strong>ämievorkommen (z.B. bei schwerer Dehydratation) o<strong>der</strong> sehr selten bei Patienten mit MultiplenMyelom (das Paraprote<strong>in</strong> kann ebenfalls Calcium b<strong>in</strong>den).Umgekehrt kann bei e<strong>in</strong>er Hypalbum<strong>in</strong>ämie (z.B. Malnutrition, chronische Krankheiten) e<strong>in</strong>normales totales Calcium vorliegen, obwohl das ionisierte Calcium erhöht ist.Die Korrektur-Formel lauten wie folgt:Korrigiertes Calcium (mmol/L) = gemessenes totales Calcium + 0.02x(40 – Serum Album<strong>in</strong>g/L)1 g Reduktion <strong>in</strong> Album<strong>in</strong>-Konzentration resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erhöhung von ionisierten Calciumum 0.02 mmol/L)O<strong>der</strong> Rechner auf dem Internet: http://www.globalrph.com/calcium.htmIm stationären Bereich wird die Messung des ionisierten Calciums angeboten, was natürliche<strong>in</strong>e Alternative zur Korrektur darstellt.Bei <strong>der</strong> oben genannten Patient<strong>in</strong> kann davon ausgegangen werden, dass ihr Album<strong>in</strong>-Spiegel wahrsche<strong>in</strong>lich normal se<strong>in</strong> wird. Dies unterstützt weiterh<strong>in</strong> die Hypothese,dass e<strong>in</strong>e Hypercalcämie vorliegt.


582. Häufigkeit des BefundesDie Prävalenz e<strong>in</strong>er Hypercalcämie beträgt im ambulanten Bereich etwa 0.3% und ca. 0.6%im stationären Sektor. Damit ist e<strong>in</strong>e Störung des Calcium-Stoffwechsels e<strong>in</strong> relativ häufigePathologie.In diesem Zusammenhang ist es wichtig anzufügen, dass die 1970 e<strong>in</strong>geführteautomatischen Bestimmung des Calciums zur Diagnose des primärenHyperparathyreoidismus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zunehmend a- bis oligosymptomatischen Stadium führte.Früher häufige Symptome Polyurie, Polydypsie, Nephrolithiasis und schwereKnochenkrankheit (Osteitis fibrosa-cystica), f<strong>in</strong>det man heute nur noch selten. Alternativwerden heute Calcium-Stoffwechsel-Störungen bei pathologische Knochendichte-Messunggezielt gesucht.Bei oben genannter Patient<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ischen Symptome erHypercalcämie, h<strong>in</strong>gegen hat sie e<strong>in</strong>ige Zeichen des sog. „Metabolischen Syndroms“.Epidemiologischen Studien, va. aus Europa zeigen, dass das metabolische Syndromgehäuft bei primärem Hyperparathyreoidismus vorkommt und dass daskardiovaskuläre Risiko bei diesen Patienten erhöht ist. Diese Daten harren aber noch<strong>der</strong> Bestätigung.3. Mögliche Ursachen <strong>der</strong> Hypercalcämiea) Pathophysiologische GrundlagenAllgeme<strong>in</strong> kommt es zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Calcium-Konzentration, wenn die Calcium-E<strong>in</strong>strom <strong>in</strong> die Zirkulation den Ausstrom (über Ur<strong>in</strong>-Ausscheidung und Knochene<strong>in</strong>bau)übersteigt. Deshalb ist es nützlich, die verschiedenen Regulatoren <strong>der</strong> Calcium-Homeostasezu kennen.Das PTH wirkt am Knochen und mobilisiert Calcium. Gleichzeitig stimuliert PTH die 1-Hydroxilierung von 25-OH Vitam<strong>in</strong> D 3 . 1,25-OH Vitam<strong>in</strong> D 3 stimuliert den aktiven Transportvon Calcium im Dünndarm und die distal tubuläre Kalzium Rückresorption. Beides wie<strong>der</strong>umerhöht ebenfalls den Calcium-Spiegel.Die Hauptquelle von Vitam<strong>in</strong> D 3 ist die Haut, welche unter dem E<strong>in</strong>fluss von Sonnenlicht (UV-B, cave verschleierte Patient<strong>in</strong>nen) aus e<strong>in</strong>er Vorstufe (7-Dehydrocholesterol) gebildet wird.Vitam<strong>in</strong> D 3 wird zwar auch nutritiv zugeführt. Doch mit Ausnahme von fetten Fischen (v.a.Lachs) ist <strong>der</strong> Vitam<strong>in</strong> D- Gehalt <strong>in</strong> den Nahrungsmitteln ger<strong>in</strong>g und kann den Bedarf alle<strong>in</strong>enicht decken.Oberstes Ziel des Organismus ist es, den Calcium-Spiegel im Normbereich zu halten. Diesbed<strong>in</strong>gt aber a) e<strong>in</strong>e genügende Aktivierung von Vitam<strong>in</strong> D, b) e<strong>in</strong>e adäquate Sekretion undWirkung des PTHs und c) e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Nieren-Funktion zur Regulation <strong>der</strong> Calcium-Ausscheidung resp. Hydroxilierung des 25-OH Vitam<strong>in</strong> Ds.Bei e<strong>in</strong>em Vitam<strong>in</strong> D Mangel wird <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das PTH ansteigen, um die tiefe Zufuhr anCalcium zu kompensieren. Dadurch kommt es zu e<strong>in</strong>em Calcium-Abbau aus dem Knochen,was schlussendlich im Extremfall <strong>in</strong> <strong>der</strong> Osteomalazie enden kann.E<strong>in</strong>e Nieren-Insuffizienz führt durch die verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te 1-Hydroxilierung von 25-OH - Vitam<strong>in</strong>D 3) 1,25-Hydroxilierung ebenfalls zu e<strong>in</strong>er Hypocalcämie, was wie<strong>der</strong>um das PTH anstiegenlässt. In beiden Situationen ist das PTH erhöht, das Calcium aber tendenziell tief. Somithandelt es sich um e<strong>in</strong>en sekundären Hyperparathyreoidismus.Vom sekundären Hyperparathyreoidismus ist <strong>der</strong> primäre Hyperparathyreoidismusabzugrenzen, welcher def<strong>in</strong>iert ist durch e<strong>in</strong>e im Vergleich zum Calcium-Spiegel <strong>in</strong>adäquathohen PTH-Sekretion. Die Ursache hierfür ist meist e<strong>in</strong> gutartiges Adenom <strong>der</strong>Nebenschilddrüse.


59Gemischte Aetiologien wie Vitam<strong>in</strong>-D Mangel und primärer Hyperparathyreoidismus kommenvor. Dabei kaschiert <strong>der</strong> Vitam<strong>in</strong> D Mangel möglicherweise e<strong>in</strong>e klare Erhöhung <strong>der</strong> Calcium-KonzentrationDie Tabelle 1 fasst die wichtigsten Befunde zusammen, Figur 1 zeigt diepathophysiologischen Mechanismen. Wichtig ist, dass bei Vitam<strong>in</strong> D Mangel, bei Nieren-Insuffizienz und beim primären Hyperparathyroidismus das Parathormon erhöht ist. Auf <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Seite ist das PTH supprimiert bei Tumor assoziierter Hypercalcämie (Lymphome,Mamma-Ca etc). Nur die gleichzeitige Evaluation <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Laborparameter des Calcium-Stoffwechsel erlaubt es, die Ursache <strong>der</strong> Parathormon-Erhöhung weiter zu differenzieren.Tabelle 1Nieren – Prim. Hyperpara. Vitam<strong>in</strong> D Mangel Tumor assoziiertInsuffizienzCalcium Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> PTH 25-OH Vit-D () () () = erniedrigt; = erhöht; normalFigur 1Pathophysiologische Mechanismen (Legende siehe Text)Prim. Hyperpara.Sek. Hyperpara.b) Häufigste Ursachen <strong>der</strong> HypercalcämieFigur 2 fasst die Differentialdiagnose <strong>der</strong> Hypercalcämie zusammen. In 90% <strong>der</strong> Fälle wirddie Hypercalcämie durch e<strong>in</strong>en primären Hyperparathyreoidismus (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ambulantePatienten) o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en malignen Tumor (prädom<strong>in</strong>ant Patienten im stationären Bereich)verursacht. Alle an<strong>der</strong>en Ursachen s<strong>in</strong>d selten.


60Die Differenzierung zwischen e<strong>in</strong>er Hypercalcämie verursacht durch e<strong>in</strong>en primärenHyperparathyreoidismus o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> assoziiertes Tumorleiden kann kl<strong>in</strong>isch e<strong>in</strong>erseitsdurch den zeitlichen Verlauf, an<strong>der</strong>erseits durch das Ausmass <strong>der</strong> Hypercalcämie erfolgen:Der primäre Hyperparathyreoidismus ist häufig asymptomatisch, kann jahrelang stabilverlaufen und zeigt e<strong>in</strong>e mässiggradige Erhöhung des Calcium-Spiegels (typischerweisezwischen 2.6 – max. 3.2 mmol/L). Die Tumor-assoziierte Hypercalcämie hat e<strong>in</strong>en raschprogredienten Verlauf und zeigt häufig höhere Calcium-Spiegel (> 3.2 mmol/L)Neben den oben erwähnten Ursachen, müssen an dieser Stelle Medikamente erwähntwerden. In erster L<strong>in</strong>ie Hydrochlorthiazide, welche die renale Rückresorption von Calciumför<strong>der</strong>t. Bei adäquater PTH-Sekretion führt dies im Allgeme<strong>in</strong>en nicht zu e<strong>in</strong>erHypercalcämie; bei Patienten mit primärem Hyperparathyroidismus kann dies allerd<strong>in</strong>gs zue<strong>in</strong>er zusätzlichen Erhöhung <strong>der</strong> Calcium-Konzentration führen.Figur 2Ursachen e<strong>in</strong>er HypercalcämieSekundärerHyperpara.HyperparathyreoidismusHypoparathyreoidismusThiazide,Vit D- Intox, Sarkoidose,Hyperthyreose,Tumor ass.Nach Villiger L. et al 1993, JCEMObwohl diese Arbeit schon etwas älter ist, zeigt dieses Nomogramm die normale Relationzwischen Calcium und PTH-Messung (schraffierter Bereich): Die Relation zwischen Calcium-Konzentration und PTH <strong>in</strong> verschiedenen pathophysiologischen Situationen s<strong>in</strong>d angegeben,wobei es natürlich zu gewissen Überlagerungen kommen kann.Zurück zu unserer Patient<strong>in</strong>: Sie ist asymptomatisch, hat e<strong>in</strong>e leichte, zufälligentdeckte Hypercalcämie im ambulanten Sett<strong>in</strong>g. Deshalb kommt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>primärer Hyperparathyreoidismus <strong>in</strong> Frage. E<strong>in</strong> möglicher Faktor, <strong>der</strong> zurHypercalcämie beitragen kann, ist die Medikation mit Hydrochlorthiazid (Co-Diovan ).Bei dieser Patient<strong>in</strong> kann zur weiteren Abgrenzung (nach Absetzen des Hydrochlorthiazidsfür ca. 1-2 Wochen) die Untersuchung von folgenden Laborparametern empfohlen werden:


61Calcium total, Album<strong>in</strong>, PTH, 25-OH Vitam<strong>in</strong> D, Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>Das Calcium zur Bestätigung <strong>der</strong> Diagnose, das Album<strong>in</strong> zur Berechnung des freienCalciums, das 25-OH Vitam<strong>in</strong> D und das Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> zum Ausschluss e<strong>in</strong>es sek.Hyperparathyreoidismus und das PTH zur Abgrenzung zwischen e<strong>in</strong>er Tumor assoziiertenHypercalcämie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em primären Hyperparathyreoidismus.Unsere Patient<strong>in</strong> zeigte folgende Werte:Calcium total (mmol/L) 2.69 (Normwert: 2.10 – 2.55)Album<strong>in</strong> (g/L) 40 (Normwert: 30 – 52)PTH (pg/mL) 90 (Normwert: 10 – 73)25-OH Vitam<strong>in</strong> D (nmol/L) 50 (Normwert: > 50)Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> (umol/L) 77 (Normwert: 45 – 85)Zur Interpretation dieser Werte sei angefügt, dass <strong>der</strong> Fehler <strong>der</strong> Messung für Calcium,Album<strong>in</strong>, Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong>in</strong> etwa bei 2% liegt, <strong>der</strong> Fehler bei Hormonanalysen im Allgeme<strong>in</strong>en bei5-10% anzusetzen ist, d.h. <strong>der</strong> PTH-Spiegel dieser Patient<strong>in</strong> liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereichezwischen 81 und 99 pg/mL, d.h. er ist auch <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> mögliche Fehlerquellesignifikant erhöht. Damit ist die Diagnose des primären Hyperparathyreoidismus bei dieserPatient<strong>in</strong> gestellt. E<strong>in</strong> sekundärer Hyperparathyreoidismus ist aufgrund des erhöhtenCalciums, des normalem 25-OH Vitam<strong>in</strong> D und Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>s ausgeschlossen.Take home messages:1. E<strong>in</strong>e Hypercalcämie ist ke<strong>in</strong> seltener Befund2. Heute wird e<strong>in</strong>e Hypercalcämie meist bei asymptomatischen Patientengefunden. Alternativ wird bei <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>er Osteoporose e<strong>in</strong>eHypercalcämie gezielt gesucht.3. In 90% <strong>der</strong> Fälle wird die Hypercalcämie durch e<strong>in</strong>en primärenHyperparathyreoidismus verursacht o<strong>der</strong> ist Tumor assoziiert.4. Hypercalcämien, welche durch e<strong>in</strong>en primärenHyperparathyreoidismus verursacht werden, s<strong>in</strong>d mild, könnenjahrelang stabil bleiben und s<strong>in</strong>d kl<strong>in</strong>isch häufig asymptomatisch.Tumor assoziierte Hypercalcämien s<strong>in</strong>d rasch progredient, schwererund führen häufiger zu Symptomen.5. Erhöhung des PTH primärer Hyperparathyreoidismus6. Calcium total, Album<strong>in</strong>, PTH, 25-OH-Vitam<strong>in</strong> D und Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> (ev.Phosphat) s<strong>in</strong>d weitere empfohlenen Laborbestimmungen zurBestätigung/weiteren Diagnostik bei HypercalcämieFrau Dr. R. Sahli, Oberärzt<strong>in</strong>, Polikl<strong>in</strong>ik für <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>, Diabetologie und Kl<strong>in</strong>ischeErnährung sei an dieser Stelle herzlich für die kritische Durchsicht des Manuskriptesgedankt.


62Der 31. W<strong>in</strong>terthurer Fortbildungskurs wird vollumfänglich durch die folgendenFirmen f<strong>in</strong>anziert:ABBOTT AG Primary Care, BaarABBOTT Diabetes Care, BaarAXIS-SHIELD AG, WädenswilBAYER (Schweiz) AG, Diabetes Care, ZürichBIOFORCE AG, RoggwilELI LILLY (Suisse) S. A., VernierESSEX Chemie AG, LuzernGLAXO SMITH KLINE AG, MünchenbuchseeIBSA S. A., LuganoILAMED-Futurelab AG, FrauenfeldLABOR TEAM W AG, GoldachLIFE SCAN, Johnson & Johnson C., ZugMEPHA Pharma AG, Aesch BLMERCK Schweiz AG, DietikonMERCK SHARP & DOME-CHIBRET AG, (Schw.) GlattbruggNOVARTIS Pharma (Schweiz) AG, BernNOVO NORDISK Pharma AG, Küsnacht-ZürichNYCOMED Pharma AG, DübendorfPERMAMED AG, TherwilPFIZER AG, ZürichROCHE Diagnostics (Schweiz) AG, RotkreuzROCHE Pharma (Schweiz) AG, Re<strong>in</strong>ach/BLSANOFI - AVENTIS Pharma (Suisse) S. A., Meyr<strong>in</strong>SERVIER (Suisse) S. A., Meyr<strong>in</strong>TAKEDA - PHARMA AG, LachenVIOLLIER W<strong>in</strong>terthur AG, W<strong>in</strong>terthurDen oben genannten Firmen möchten wir von Herzen danken, dass Sie immer bereits<strong>in</strong>d, die ärztliche Fortbildung zu unterstützen.Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. D. KappelerDer nächste 32. W<strong>in</strong>terthurer Fortbildungskurs f<strong>in</strong>det statt:Donnerstag, den 03.06.2010


IIIReferentenverzeichnisPD Dr. med. Michael BrändleLeiten<strong>der</strong> ArztDepartement Innere Mediz<strong>in</strong><strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/DiabetologieKantonsspital St. Gallen9007 St. Gallen Michael.Braendle@kssg.chProf. Dr. med. Emanuel ChristUniversitätspolikl<strong>in</strong>ik für <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>Diabetologie und kl<strong>in</strong>ische ErnährungInselspital3010 Bern emanuel.christ@<strong>in</strong>sel.chProf. Dr. med. Urs EiholzerFMH PädiatrieLeiter pädiatrische <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>PEZZ Pädiatrisch-Endokr<strong>in</strong>ologischesZentrum ZürichMöhrlistr. 698006 Zürich urs.eiholzer@pezz.chProf. Dr. med. Ulrich Keller<strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie FMHGeme<strong>in</strong>schaftspraxisDres. med. Kränzl<strong>in</strong> & MeierMissionsstr. 244055 Basel ulrich.keller@unibas.chPD Dr. med. Kurt Lae<strong>der</strong>ach-HofmannLeiten<strong>der</strong> ArztPolikl<strong>in</strong>ik für <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologieund Kl<strong>in</strong>ische ErnährungInselspital / Universitätsspital BernMurtenstr.213010 Bern Kurt.Lae<strong>der</strong>ach@sec.<strong>in</strong>sel.chFrau Dr. med. Margarete Maier-WölfleFachärzt<strong>in</strong> <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie FMHKantonsspital St. GallenRorschacherstr.9007 St. Gallen margarete.maier@kssg.chDr. med. Bruno MüllerFacharzt für <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/Diabetologie FMHThunstr. 133005 Bern b.mueller@h<strong>in</strong>.ch


IVDr. med. Vojtech Pavlicek<strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong> und Diabetologie FMHInnere Mediz<strong>in</strong> FMHKlosterhofstr. 18280 Kreuzl<strong>in</strong>gen v.pavlicek@bleuw<strong>in</strong>.chFrau Dr. med. Kathar<strong>in</strong>a SchiesslKl<strong>in</strong>ik für Reproduktions<strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>Departement FrauenheilkundeUniversitätsspitalFrauenkl<strong>in</strong>ikstr. 108091 Zürich Kathar<strong>in</strong>a.Schiessl@usz.chDr. med. Beat SchweglerLeiten<strong>der</strong> Arzt<strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>/DiabetologieMediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ikZuger Kantonsspital AGLandhausstr. 116340 Baar beat.schwegler@zgks.chProf. Dr. med. Paolo SuterLeiten<strong>der</strong> ArztMediz<strong>in</strong>ische Polikl<strong>in</strong>ikUniversitätsspital ZürichRämistr. 1008091 Zürich paolo.suter@usz.chPD Dr. med. Peter WiesliAbteilung <strong>Endokr<strong>in</strong>ologie</strong>Kantonsspital Frauenfeld8500 Frauenfeld peter.wiesli@stgag.ch

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