14 unisono 2-2008MAESTRO Nr. 1/2008MAESTROOFFIZIELLES MITTEILUNGSORGAN DES SCHWEIZER BLASMUSIK-DIRIGENTENVERBANDES (BDV).ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH IM UNISONO.AtempauseAGENDADaten■ 17. Mai 2008BDV-Kongress in Düdingen■ 14. und 15. Juni 200815. <strong>Schweizer</strong> Jugendmusikfestin Solothurn■ 10.–12. Oktober 20082. <strong>Schweizer</strong> Blasmusikfestival in MelsKamerade wemmer sii!Kameradschaft wird bekanntlich in allen Vereinensehr gross geschrieben. Für viele Vereinsmitgliederkommt noch vor der Musik dieKameradschaft an erster Stelle. Mit Kameradschaftwird vor allem das gemütliche Beisammenseinnach der Probe oder nach einemAuftritt, ein urchiger Jass oder ein angeregtesGespräch bei einem Kaffee verstanden. Diesist gerade in der heutigen Zeit, wo viele Personenin einer immer anonymeren Gesellschaftvereinsamen, von grösster Wichtigkeit. In Vereinentreffen verschiedene Berufsgruppen undsoziale Schichten zusammen, die sich ohnediesen Verein nur selten an den gleichen Tischsetzen würden. Es ist deshalb entscheidend,dass für die Pflege der Kameradschaft auchgenügend Zeit und Platz bleibt.Für mich persönlich geht die Kameradschaftnoch viel weiter. In allen Musikvereinengibt es Mitglieder, die im Vorstand oder inder Musikkommission eine unermüdliche Arbeitleisten. Nur schon die Verwaltung derInstrumente und Noten sowie der Unterhaltaller Uniformen haben eine enorme Dimension.Kameradschaft pflegen würde hier bedeuten,die verschiedenen Noten ordentlichund in der gewünschten Frist abzugeben.Aussenstehende Personen können sich kaumvorstellen, wie umfangreich die Aufgaben desNotenarchivars wirklich sind. Eine gelebteKameradschaft könnte dazu beitragen, dassdiese Arbeit nicht nur Nerven kostet, sondernauch viel Freude bereitet. Wie oft habe ichschon an Vorstandssitzungen erlebt, dass derPräsident von Mitgliedern weder über denWohnortwechsel noch über den geplantenAuslandaufenthalt orientiert worden ist. Einekurze schriftliche Mitteilung an den Präsidentenwäre im elektronischen Zeitalter eine einfacheSache. Und wie steht es mit der Kameradschaftin den Proben? Wer so oft wie nurmöglich an den Proben teilnimmt oder sichrechtzeitig abmeldet, wer zu Hause ab und zusein Instrument und die Noten zur Handnimmt, übt natürlich Kameradschaft gegenüberseinen Kolleginnen und Kollegen ingrösstem Masse aus. Auch die Pünktlichkeitdarf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.Später eintreffende Musikantinnen und Musikantenstören nicht nur die Probekonzentration,sie stören ebenso mit ihrem kaltenInstrument die erarbeitete Intonation. Kameradschaftkann also auch bedeuten, seineMitspielerin und Mitspieler auf der linkenoder rechten Seite nicht im Stich zu lassenund so Mitverantwortung für eine gelungeneProbe (oder Auftritt) zu tragen. Und wie ist esmit den vielen (un)wichtigen kleinen Auftritten?Gelebte Kameradschaft bedeutet, sich inder Probe vorher mit den Kollegen abzusprechen,damit zumindest eine 1. Trompete oderein Bass anwesend ist.Kameradschaft in einem Verein zu pflegen,bedeutet also nicht nur gemütliches Beisammensein.Jede Dirigentin und jeder Dirigentfreut sich daran, in den wöchentlichenProben einen harten Kern von Musikantinnenund Musikanten begrüssen zu dürfen,die bereit sind, Verantwortung zu übernehmenund das kulturelle Dorfleben aktiv zuunterstützen. Vielleicht lässt sich ja dieserharte Kern mit ein bisschen gutem Willen –oder eben Kameradschaft – noch vergrössern?emil wallimannKongress zur UnterhaltungsmusikDer <strong>Schweizer</strong> Blasmusik-Dirigentenverbandsetzt an seinem nächsten Kongress auf dasMotto «Unterhaltungsmusik gut gespielt undprofessionell präsentiert». Zum Tagungsprogrammgehören deshalb nicht nur Konzertemit dem Höchstklass-Blasorchester La ConcordiaFribourg (Jean-Claude Kolly), derRegional Brass Band Bern (Daniel Bichsel,1. Stärkeklasse) und der Swiss Army ConcertBand (Major Christoph Walter). Die Tagungsteilnehmerwerden dank zwei Workshopsauch viele Inputs und Ideen zur Neugestaltungihrer Jahreskonzerte mitnehmen. Zudemwerden die Pflichtstücke für das <strong>Schweizer</strong>Blasmusikfestival in Mels vorgestellt. DerKongress wird am 17. Mai 2008 in Düdingenstattfinden.Zum Thema Ton- und Lichttechnik werdenfolgende Referate angeboten: Ivo Mühleisbeschreibt den Weg «vom normalen Jahreskonzertzur Unterhaltungsshow». Über«Pleiten, Pech und Pannen in der Tontechnik»referiert Andi Baumann. Seit Herbst 2004 ister einer der Tontechniker der Swiss ArmyConcert Band.Die Mitglieder des <strong>Schweizer</strong> Blasmusik-Dirigentenverbandes bekommen die Anmeldungsunterlagenper Post zugestellt. Alleübrigen Interessierten können sich anmeldenunter www.dirigentenverband.ch. Es ist auchmöglich, nur die Konzerte zu besuchen. ZumTagungskongress gehört auch ein Nachtessenmit magischer Verführung durch ChristophBorer & Lou.tmVox HumanaWer von der Arbeit nach Hause fährt, mussdas Autofenster aufmachen, das Radio so lautstellen, dass an der roten Ampel der ganzeWagen im Beat hüpft. Sonst würde ja keiner(keine!) schauen.Hermann Regner in clarino.printMorendoMeine Arien liessen mich abheben, als wäreich auf einem Trampolin. jessye normanImpressumChefredaktor■ Theo MartinKirchweg 4a, 2553 Safnern BEtmartin@bielertagblatt.chRed. Mitarbeiter■ René Messmer, 8572 Berg TG■ Emil Wallimann, 6373 Ennetbürgen NW■ Christian Marti, FL-9494 Schaan15. JahrgangDie nächste Ausgabe des MAESTROerscheint in der Nr. 8-2008.www.dirigentenverband.ch
MAESTRO Nr. 1/20082-2008 unisono 15Marschbuchliteratur, Platzkonzerteund anderes…Der BDV hat im Anschluss an die Umfragebetreffend den Jahresablauf der Musikvereinein der Schweiz auf seiner Homepage (www.dirigentenverband.ch) eine zweite Umfragelanciert. Wir wollten in Erfahrung bringen, wiesich die Literatur aus dem Marschbüchlein beiden verschiedenen Vereinen zusammensetztund wie dieses eingesetzt wird. Der Begriff«Marschbüchlein» hat sich historisch etabliert,ist aber an sich zu differenzieren. Es gibt Vereine,die sprechen beispielsweise von Ständchenbuch,und da alle Vereine nicht nur Märschein ihrem «Marschbüchlein» haben, ist dieBezeichnung offensichtlich nicht (mehr) ganzkorrekt. Da sich unter diesem Begriff jedochalle wohl das Gleiche vorstellen, verwende ichdiesen hier ebenso wie die Abkürzung «MB».BeteiligungAllgemein muss vorausgeschickt werden,dass leider nicht so viele Vereine wie beimersten Mal an der Umfrage teilgenommenhaben. Die Mehrheit der Rückmeldungen erfolgtevon Harmoniemusikvereinen aus der2. und 3. Stärkeklasse. Nur gerade zwei Vereineder 1. Klasse Harmonie und insgesamtdrei Brassbands aus der 2. und 3. Klasse habendie Fragen beantwortet.Aufbau des MarschbuchesSchon die Dimensionen der verschiedenenRepertoires sind sehr unterschiedlich. Sie reichenvon 16 bis zu 40 Titeln. Im Schnitt umfassendie Büchlein 20 Titel.Mit 29% ist die Sparte «<strong>Schweizer</strong> Märsche»am häufigsten in den MB zu finden.Anschliessend folgen mit 26% die «Unterhaltungsmusik»,mit rund 21% die «volkstümlicheMusik» und zum Schluss mit 17% dieMärsche ausländischer Komponisten. Diessind Rundungswerte. Die Differenz zu den100% ergibt sich aus der Tatsache, dass einzelneVereine noch weitere Literatur in ihrenBüchlein haben, die nicht unter die vier gefragtenGruppen fallen. Es sind dies hauptsächlichChoräle, der <strong>Schweizer</strong>psalm undProzessionsmärsche.Einzelne Vereine setzen einen Schwerpunktauf einen Musikstil. So gibt es solche,deren MB-Literatur zu mehr als der Hälfteaus Unterhaltungsmusik besteht. Nur ein Vereinhat mehr ausländische als <strong>Schweizer</strong>Märsche in seinem Repertoire. Zudem habenmehrere Musikgesellschaften kein Werk ausder einen oder anderen Sparte in ihrem MB.Literaturaustausch/ProbenDie Handhabung der Aktualisierung der MB-Literatur ist sehr unterschiedlich. Während diemeisten Vereine regelmässig, jährlich oder alle2 bis 3 Jahre, einige wenige Stücke auswechseln,gibt es einzelne Vereine, die alle 4 bis5 Jahre das ganze MB erneuern. Diese Literaturwird von den meisten Vereinen geprobt,wenn neue Werke ins MB kommen oder wenngerade ein grösserer Auftritt vor der Türe steht.Wenige Vereine proben die MB-Literatur regelmässigoder überhaupt nicht.AuftritteDie Anzahl der Auftritte, an welchen Literaturaus dem MB präsentiert wird, ist sehr unterschiedlich:Von einigen wenigen bis weit über20 Gelegenheiten werden angegeben.Die meisten Auftritte dieser Art dauern 20bis 30 Minuten und es werden dabei 5 bis 8Stücke gespielt. Einige Rückmeldungen zeigen,dass einzelne Stücke aus dem MB nurselten gespielt werden, weil sie für spezifischeAnlässe gedacht sind (Prozessions-, Trauermarsch,<strong>Schweizer</strong>psalm), oder aber auch, weildie Besetzung es nicht zulässt, wenn beispielsweiseeinzelne Register Lücken aufweisen.VerlageAus den Rückmeldungen lässt sich keine eindeutigeVerlagsempfehlung abgeben. Esscheint so, als ob regionale Beziehungen einebestimmte Rolle spielen. Man bestellt «vorOrt», da man dort den besten Service, diekompetenteste Beratung hat – sich oft auchpersönlich kennt. Es kann grundsätzlich festgehaltenwerden, dass die traditionellen, «alten<strong>Schweizer</strong> Verlage» eher etwas in denHintergrund geraten sind. Zudem profitierenviele Vereine von ihren zum Teil doch rechtgrossen Archiven, auf die gerade im Bereich«<strong>Schweizer</strong> Märsche» zurückgegriffen werdenkann. Bei der Unterhaltungsmusik sind dieamerikanischen Verlage und jene aus den Beneluxstaatenführend.Zum SchlussEs wird darauf hingewiesen, dass die Literaturim MB insofern eine besondere Rolle spielt, alsdie Besetzung nicht immer bei jedem Geburtstagsständchengarantiert werden kann.Erneuerung des MarschbuchsU-Musik (26%)MarschbuchliteraturMarsch CH (29%)Volkstümlich (21%) ausl. Marsch (17%)In diesem Zusammenhang wird empfohlen,einfachere Literatur, zum Teil aus demBereich der Jugendmusik, zu verwenden undrunterkopiert ins MB zu stellen. Diese Werkeklingen auch mit einer kleineren Besetzungmeist noch recht ansprechend.Im Bereich der Unterhaltungsmusik wirdbemängelt, dass die Wirkung ohne Schlagzeug(Set) nicht so gut sei und man deshalbauf die Aufführung dieser Werke am Ständchenverzichte.Meine Erfahrung zeigt, dass sich mit einergrossen und einer kleinen Trommel sowieeinem Becken, sei dies nun auf einem Ständeroder notfalls auch nur ein «hängendesBecken», das vom Kollegen am Lederbändelin der Luft gehalten wird, recht viel erreichtwerden kann. Das hängt natürlich von derKompetenz des Spielers ab. Es lohnt sich fürgrössere Ständchen sicher auch, ein Set mitzubringen.Bei derartigen Auftritten kannauch mit Notenständern gearbeitet werden,was die Möglichkeit bietet, ebenfalls grossformatigeWerke zu spielen.Sicherlich muss die Literatur dem Anlassangepasst werden. Beim Ständchen am Muttertagwerden rockige Nummern wohl aufeine breitere Resonanz stossen als beim Geburtstageiner 90-jährigen Jubilarin.Interessant ist, dass die meisten Vereineein Werk haben, das sie jahrelang, vereinzeltmehr als 20 Jahre, in ihrem MB haben. ZumTeil sind dies Werke wie etwa der Geburtstagsmarsch– hier gäbe es sicher mehrere Varianten– oder ein regionaler Marsch, der fürdefinierte Anlässe eingesetzt wird: BernerMarsch, Zürcher Sechseläuten-Marsch etc.Andere Werke scheinen sich über die Jahreeinfach etabliert zu haben. Mehrheitlich handeltes sich dabei um <strong>Schweizer</strong> Märsche,aber nicht nur.Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieseso lange nicht ausgewechselt worden sind.Wahrscheinlich spielen dabei verschiedensteFaktoren eine Rolle. Jedenfalls zeigt auch dieserPunkt, wie vielfältig und spannend die<strong>Schweizer</strong> Blasmusikszene ist.christian martiDie Handhabung der Aktualisierung der MB-Literatur ist sehr unterschiedlich. Währenddie meisten Vereine regelmässig, jährlich oderalle 2 bis 3 Jahre einige wenige Stücke auswechseln,gibt es einzelne Vereine, die alle4 bis 5 Jahre das ganze MB erneuern. DieseLiteratur wird von den meisten Vereinen geprobt,wenn neue Werke ins MB kommen oderwenn gerade ein grösserer Auftritt vor der Türesteht. Wenige Vereine pro ben die MB-Literaturregel mässig oder überhaupt nicht.