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Maestro - Schweizer Blasmusikverband

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16 unisono 2-2008MAESTRO Nr. 1/2008Fortsetzung aus <strong>Maestro</strong> Nr. 4/2007Gefragte Musiker – kurz befragtMaurice Hamers, Urmond (NL)und Augsburg (D), MusikprofessorMaurice Hamers, Sie wurden 1962 im niederländischenValkenburg geboren. WelchenWeg haben Sie nach Abschluss IhrerVolksschulzeit gewählt? Anfänglich studierteich an der Hochschule für Musikin Maastricht Trompete und Hafa-Direktion.Im Alter von 19 Jahren begann ich mit demDirigieren verschiedener Harmonie-, Fanfareorchestersowie Brass Bands. 1995wurde ich zum Chefdirigenten der «KöniglichenMarinekapelle» in Rotterdam ernannt.Konzerttourneen erfolgten in weite Teileder Welt: Russland, Japan, Arabien, USA undKaribik. Im Jahr 2000 wurde ich zum Professoran der neuen Deutschen Gesamthochschulefür Musik Nürnberg/Augsburg ernannt.Dort unterrichte ich die beiden FächerInstrumentation und Dirigieren für SinfonischeBlas orchester sowie Brass Bands. Ausserdemleite ich das grosse BO der Musikhochschule.Die rund 90 Musiker stehen auch den Studentender Dirigentenklasse zur Verfügung.Seit 1991 komponiere ich für alle drei Besetzungstypen.Weil meine Werke beispielsweiseoft bei holländischen Wettbewerbengespielt werden, bitten mich viele Kollegenum Mithilfe bei der Vorbereitung. Das machtunheimlich Spass. So gelange ich immer wiederzu meinen eigenen Wurzeln.Erst war ich der kleine Bub, der mit seinemFlügelhorn zur Probe ging, wurde dannzum Dirigenten und bin jetzt der Komponistoder Wertungsrichter. Ich habe alles selbererlebt und verstehe deshalb auch die Problematiken,mit denen die jungen Dirigenten zu«kämpfen» haben.Also Musiker durch und durch! Wiesosind Sie nicht Philosoph, Psychiater,Mönch oder Arzt geworden? Weil alldiese zusammen in meinem Beruf beinhaltetsind! Philosoph deshalb, weil wir Dirigentenund Komponisten über die Fragen desLebens nachdenken müssen, welche dannmeistens in die Partituren zurückkehren.Psychiater, weil wir mit unserem Instrument,dem Orchester, das aus Menschen be -steht, mit vielen unterschiedlichen Charakterenumgehen müssen. Mönch, weil man sichab und zu zurückziehen muss, um in der«Mitte» zu bleiben und sich ständig neu zuerden. Arzt sind wir auch ein bisschen, weileine gute Probe oder ein schön gespieltesMaurice Hamers anlässlich der Weltpremiereseines audio-visuellen Gesamterlebnisses.Werk Menschen gesünder und positiverstimmt.Im Millennium hatten Sie die Marinekapelleverlassen und waren – nach derErnennung zum Professor – «ins Deutscheabgewandert»? Es war für mich ein Sprungins kalte Wasser, weil ich die bläserische Szenein Deutschland und Österreich überhauptnicht einschätzen konnte. Nach siebenjährigerArbeit weiss ich jetzt, dass es für mich – alseinziger Professor für Sinfonisches Blasorchesterund Brass-Band-Dirigat in Deutschland– eine enorme Herausforderung ist, denStellenwert dieser Welt zu erhöhen. Dies gehtnur, wenn die Dirigenten professionell ausgebildetwerden, die jungen Musiker die bestenLehrer bekommen und die guten, sprich tiefenWerke, von guten Komponisten geschaffen,von guten Orchestern gespielt und vonguten Dirigenten geleitet werden. Auch ist eswichtig, dass das ganze Management und dieRäumlichkeiten wie Konzert- und Probe-Sälehöchstes Niveau aufweisen!Da gibt es, wie wir alle wissen, noch vielzu tun, und dazu möchte ich meinen Teil beitragen,ohne das «Alte» zu kritisieren.Keine Mär von der altbekannten «Puppenkiste»:Anscheinend gibt es in Augsburgneue und für die Bläserszene interessanteund wichtige Entwicklungen. Können Sieuns darüber informieren? In Augsburg istgerade das neue «Deutsche Bläserinstitut»im Entstehen. Diese in Europa einzigartigeIns titution für Bläser und Schlagwerk hat dasZiel, Top-Instrumentallehrer, Top-Dirigentenund Top-Komponisten auszubilden.Es stehen interne Arbeitsorchester zurVerfügung und alle Studenten bekommenneben einer Instrumental- eine Dirigier-,Instrumentier- und Komponierausbildung.Somit «trägt» jeder Student so viel Wissenund Können mit sich herum, dass er stetigarbeiten muss, was im heutigen System inDeutschland leider nicht immer der Fall gewesenist. Momentan werden noch viele zumInstrumentalisten für eine nicht existierendeStelle im Sinfonieorchester ausgebildet. Beider Tatsache, dann eben doch unterrichtenund dirigieren zu müssen, stellen sie fest, dasssie es gar nicht können! Für diese 95 Prozentmüssen wir was tun. In Augsburg.Übrigens habe ich bei der Entstehungdieses «Deutschen Bläserinstitutes» auch Hilfevon Sir Simon Rattle, Chefdirigent der BerlinerPhilharmoniker, bekommen. Er nenntdas Augsburger Institut sogar «eine Notwendigkeitfür die deutsche Musiklandschaft»!Derzeit soll keine weitere Musiksparte soinnovativ sein wie die sinfonische Blasmusik.Werden Sie bitte konkreter! Auf derganzen Welt entstehen neue, ausdrucksstarkeKompositionen in dieser Kunstform; nichtohne Grund finden weltweit die meisten Uraufführungenim Bläserbereich statt. Einfach,weil viele Blasorchester und Brass Bands mittlerweileso gut sind, dass es für Komponistenimmer interessanter wird, ihre Werke vonTop-Formationen spielen zu lassen! TalentierteMusikerinnen und Musiker sollen zunehmenddie Möglichkeit haben, sich dieserKunstform der Blasmusik zu widmen und aktiv,gemeinsam mit anderen, zu praktizieren.Sie sind ein erfolgreicher Tonschöpfer. Habenbekannte Kollegen Ihrer Gilde schonfür Sie oder Ihre Formationen komponiert?Ja! Als ich im Jahre 1989 mit meiner FanfareSt. Martinus Urmond an der Weltmeisterschaftin Kerkrade teilnehmen wollte, bat ichPhilip Sparke, sein erstes Werk für Fanfare zukomponieren: «The Sunken Village». Aus Versehennannte der Moderator am Wettbewerbsabenddas Werk «The Drunken Village»,und das realisierten wir nach dem grossemErfolg im Wettbewerb dann auch …Nach dieser tollen Erfahrung durfte ichals Chef der «Marineband Of The Royal NetherlandsNavy» in Rotterdam einige Auftragskompositionenvergeben: «The Wait OfThe World» an Steven Melillo, «A Night OnCulbin Sands» an Ed de Boer …Das Ziel war und ist immer, das Gesamtwerkder Bläserliteratur mit guten und bedeutungsvollenWerken zu erweitern!Maurice Hamers, Sie offenbaren sich erneutals musikalisch weitsichtiger Visionärund hartnäckiger Vollstrecker in Personalunion!Ganz herzlichen Dank, Herr Professor,für unsere beiden unkonventionellenund hochinteressanten Gespräche.rené messmer

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