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Dr. Christina Norra<br />

Von Hirnphysik und Psyche<br />

Wer es mit dieser Frau zu tun bekommt, der steht nicht<br />

selten unter Strom — natürlich nur in übertragenem Sinne,<br />

wenn es darum geht, die minimalen elektrischen<br />

Aktivitäten des Gehirns mit Hilfe der Elektroenzephalographie<br />

(EEG) abzuleiten. Dr. Christine Norra, die seit dem<br />

Sommer 2007 als Oberärztin in der LWL-Universitätsklinik<br />

Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik<br />

und Präventivmedizin beschäftigt ist, wechselte nun mit<br />

einem Stipendium der Ruhr-Universität Bochum in die<br />

Forschung und untersucht seitdem gemeinsam mit ihrem<br />

Team hirnelektrische Potenziale.<br />

Genau genommen betreibt Dr. Christine Norra reine<br />

Grundlagenforschung, die von Bedeutung für alle psychiatrischen<br />

Erkrankungen ist und damit Patienten mit verschiedenen<br />

psychiatrischen Störungsbildern betrifft. Zu ihren wissenschaftlichen<br />

Tätigkeiten zählen Untersuchungen im Bereich<br />

der klinischen Neurophysiologie und Schlafforschung, v.a. mit<br />

Hilfe von elektrophysiologischen Methoden (EEG, evozierte<br />

Potenziale, Schlafpolygraphie). Mit ihrer Forschungsarbeit<br />

möchte sie so dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen<br />

psychischen Störungen und Veränderungen zentralnervöser<br />

Botenstoffe im Gehirn (sog. Neurotransmitter wie Serotonin<br />

oder Dopamin) aufzudecken. „Ich möchte einfache elektrophysiologische<br />

Marker für die Diagnostik und Therapie psychischer<br />

Störungen finden“, bringt Dr. Norra das Ziel ihrer wissenschaftlichen<br />

Arbeit auf den Punkt.<br />

Affektive Spektrumserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen,<br />

aber auch komorbide somatische Erkrankungen – z.B. leiden<br />

Patienten mit Schlafapnoe oder Herzinsuffizienz oft an einer<br />

Depression, die bei der Behandlung nicht übersehen werden<br />

sollte – stehen dabei im Mittelpunkt ihrer klinisch-wissenschaftlichen<br />

Schwerpunkte. Darüber hinaus leitet Dr. Norra<br />

verschiedene wissenschaftliche Projekte und nimmt an Multicenterstudien<br />

teil, u.a. innerhalb des Kompetenznetzes „Depression/Suizidalität“<br />

oder in dem EU-Projekt „My Heart“.<br />

Gemeinsam mit ihrem Team, zu dem neben einer EEG-Assis-<br />

LWL-Universitätsklinik Bochum<br />

Von der Forschung in die Praxis<br />

Die LWL-Universitätsklinik Bochum ist seit ihrer Gründung vor<br />

nahezu 25 Jahren Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der<br />

Ruhr-Universität Bochum (RUB) und damit gleichzeitig für die<br />

Ausbildung von Medizinstudenten, aber auch Psychologiestudenten<br />

auf diesem Fachgebiet zuständig. Ihren guten Ruf verdankt<br />

sie dem großen Engagement bei der Betreuung und<br />

Ausbildung ihrer Studenten.<br />

Zu den originären Aufgaben einer Universitätsklinik gehört die<br />

Forschung. Mit Übernahme des Lehrstuhls durch Prof. Dr. Georg<br />

Juckel, Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik Bochum, hat<br />

sich die Klinik neu ausgerichtet und forscht im Rahmen zahlreicher<br />

verschiedener wissenschaftlicher Kooperationen an der<br />

RUB, national wie international. Im Vordergrund stehen zahlreiche<br />

empirische Studien hinsichtlich psychobiosozialer Bedingungen<br />

psychischer Störungen.<br />

„Wir gehen von der Tatsache aus, dass bei der Entstehung psychiatrischer<br />

Erkrankungen das Zusammenspiel von neurobiologischen<br />

und psychosozialen Faktoren von zentraler Bedeutung ist –<br />

sowohl hinsichtlich des Verlaufs als auch der Behandlung“, erläutert<br />

Prof. Dr. Martin Brüne, Forschungsleitender Oberarzt an der<br />

Klinik, die Grundannahme der Forschungsarbeit. „Auf dieser Basis<br />

versuchen die wissenschaftlichen Gruppen der Klinik phänomenologische<br />

und sozialpsychiatrische mit neurobiologischen<br />

Aspekten zu verbinden.“<br />

Die Wissenschaftler wenden in ihren Forschungsprojekten primär<br />

Methoden der Bildgebung, Neurophysiologie, Neurochemie und<br />

Genetik an, mit deren Hilfe vorzugsweise die Frühverläufe von<br />

tentin wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden gehören,<br />

befasst sie sich zur Zeit hauptsächlich damit, wie sich<br />

spezifische Komponenten evozierter Potenziale durch pharmakologische<br />

und nicht-pharmakologische Einflussnahmen<br />

(beispielsweise unter Schlafentzug) verändern. Für den Laien<br />

erklärt sie dies an einem Beispiel: „Wir untersuchen mittels<br />

EEG und modernen Auswerteverfahren u.a. die Auswirkungen<br />

von Medikamenten auf bestimmte Hirntätigkeiten.“<br />

Erfahrungen als Oberärztin und Wissenschaftlerin bringt die<br />

Medizinerin im übrigen aus ihren vorangegangenen Tätigkeiten<br />

mit, v.a. am Universitätsklinikum Aachen sowie zuletzt am<br />

Max-Planck-Institut Göttingen für Experimentelle Medizin, wo<br />

sie als Senior Researcher (übers. Forscherin) tätig war.<br />

Bis Mitte 2009 reichen vorerst ihre Forschungsverpflichtungen.<br />

Weiterhin geplant ist der Aufbau einer Schlafmedizinischen<br />

Sprechstunde an der Klinik.<br />

Oberärztin Dr. Christine Norra (rechts) arbeitet bei ihren Untersuchungen sowohl<br />

mit gesunden Probanden als auch mit Patienten, hier mit EEG-Assistentin Elke<br />

Köhler und Doktorand Gerrit Fischer<br />

psychotischen und affektiven Erkrankungen nachvollziehbar<br />

gemacht werden sollen. „Wir möchten damit so nah wie möglich<br />

am pathophysiologischen Geschehen psychiatrischer Erkrankungen<br />

„dran“ sein, wenn eine pharmakologische Behandlung noch<br />

nicht erfolgt ist“, macht Prof. Martin Brüne deutlich. Denn ein diagnostisches<br />

und neurobiologisches Verständnis des Frühverlaufes<br />

beeinflusst die Behandlungsmethoden. Mit frühzeitig einsetzenden<br />

Therapien und Interventionen lassen sich oftmals chronische<br />

Verläufe psychiatrischer Erkrankungen abmildern oder gar verhindern.<br />

Weitere wissenschaftliche Schwerpunkte der LWL-Universitätsklinik<br />

sind Klinik und Neurobiologie für Persönlichkeitsstörungen,<br />

hier insbesondere das ADHS-Syndrom im Erwachsenenalter, die<br />

Suizid- und Suizidpräventionsforschung, Projekte im Bereich der<br />

Altersmedizin und Gerontopsychiatrie sowie suchtmedizinische<br />

Fragestellungen. Wissenschaft und Forschung in der Klinik haben<br />

sich in den vergangenen drei Jahren ausgesprochen günstig entwickelt.<br />

Die sog. Impact-Punkte für wissenschaftliche Veröffentlichungen,<br />

ein Maß für wissenschaftliche Exzellenz, haben sich in<br />

dieser Zeit verdreifacht. Darüber hinaus konnten gegenüber dem<br />

Vorjahr 2007 mehr als doppelt so viele Drittmittel eingeworben<br />

werden.<br />

Neben den für Forschung freigestellten Ärztinnen und Ärzten,<br />

Psychologinnen und Psychologen arbeiten viele der akademischen<br />

Mitarbeiter der Klinik – mit Unterstützung aller Berufsgruppen<br />

im Hause – derzeit an über 20 Forschungsprojekten.<br />

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