20Jahre Mauerfall - Katholische Akademie
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22 Tagungsdokumentation<br />
kritischen Gruppen zu engagieren begannen oder doch jedenfalls im innerkatholischem<br />
Gespräch zu einem solchen Engagement innerlich unterwegs waren. Es war<br />
zugleich Lernen im geschichtlichen Prozess. Was damals in der <strong>Katholische</strong>n Kirche<br />
an Laienengagement über die Grenzen der eigenen Gemeinde hinaus begann oder<br />
sich verstärkte, bedarf noch der Aufarbeitung. Zu vergessen wäre dabei nicht, dass<br />
die Kolpingfamilien, die Akademikerkreise und die Studentengemeinden immer<br />
schon einen DDR-weiten Zusammenhang aufrecht erhalten hatten, natürlich nur inoffiziell<br />
und vom MfS argwöhnisch beobachtet und behindert. Daneben oder daraus<br />
entstand jetzt Neues. Hier will ich nur beispielhaft für den Ostteil des Bistums Berlin<br />
erwähnen, dass die Konferenz der Dekanatsräte schon Anfang 1989 alle Pfarrgemeinderäte<br />
dazu aufgerufen hatte, sich intensiv mit den Beschlüssen der Ökumenischen<br />
Versammlung zu beschäftigen und dabei auch die Möglichkeit zu bedenken, wie sie<br />
in die Öffentlichkeit hineinwirken könnten.<br />
Als Abschluss dieses Gesprächsvorgangs wurde für den Oktober 1989 in Berlin ein<br />
Diözesantag aller Pfarrgemeinderäte angekündigt. In der zweiten Hälfte des Jahres<br />
entstanden in Berlin und Potsdam katholische Gruppierungen, die ihre Aufgabe ganz<br />
ausdrücklich im gesellschaftlichen Engagement sahen, nämlich das <strong>Katholische</strong> Gesprächsforum<br />
und die Studiengruppe Kirche und Welt in Berlin und die <strong>Katholische</strong><br />
Laieninitiative in Potsdam. Als sich die Pfarrgemeinderäte im Ostteil des Bistums<br />
Berlin am 28. Oktober 1989, also zwischen dem bedeutsamen 9. Oktober in Leipzig<br />
und dem Berliner <strong>Mauerfall</strong> am 9. November, im Berliner Bernhard-Lichtenberg-Haus<br />
zu der schon Anfang 1989 geplanten Versammlung trafen, stand die öffentliche Verantwortung<br />
der Katholiken im Mittelpunkt und die eben genannten Gruppen präsentierten<br />
zu diesem Thema ihre programmatischen Vorschläge. Von hier aus nahm die<br />
Formierung einer neuen katholischen Laienbewegung im Bistum Berlin ihren Anfang,<br />
die schließlich am 28. November 1989 zur Bildung des Berliner Aktionsausschusses<br />
katholischer Christen führte. Zeitgleich entstanden Initiativen und Zusammenschlüsse<br />
katholischer Laien in den Bistümern Erfurt, Dresden-Meißen und Görlitz sowie<br />
in Schwerin, die sich rasch miteinander vernetzten und beim Zentralen Runden<br />
Tisch durch Beobachter vertreten waren. In Magdeburg hatte man entschieden, sich<br />
zunächst ganz auf die gesellschaftliche Bewegung zu konzentrieren und deren Erfolg<br />
als Voraussetzung für ein eigenes katholisches Engagement anzusehen.<br />
Am 13. Januar 1990 kam es dann in Dresden zur Gründung des Gemeinsamen Aktionsausschusses<br />
katholischer Christen in der DDR, welcher am 17. Februar in Berlin<br />
durch seinen Aufruf zu den geplanten Volkskammerwahlen in die Öffentlichkeit trat.<br />
Es war ein Bekenntnis zur Freiheit im Geist ökumenischer Gemeinsamkeit und nicht<br />
ohne kritischen Rückblick auf uns selbst. Dieser Aufruf, dem sich dann auch unsere<br />
Bischöfe anschlossen, ist ein Text, zu dessen Weitsicht und Realismus wir uns auch<br />
fast zwanzig Jahre später bekennen können, was ganz gewiss nicht für alles gilt, was