Finnland-Exkursion 2007 - Hochschule Rottenburg
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Nach einem kürzeren Fußmarsch erreichten wir<br />
einen Jungbestand, der sich aus Kiefern und<br />
Fichten zusammensetzte. Raimo erklärte uns,<br />
dass es sich hierbei um eine Probefläche<br />
handelt, auf der eine verspätete Pflanzung nach<br />
einem Kahlschlag erfolgte. Beabsichtigt war es,<br />
eine Verjüngung zu zeigen, die erst fünf Jahre<br />
nach der Hiebsmaßnahme durchgeführt wurde.<br />
Da die Konkurrenzflora stark ausgeprägt war<br />
empfahl Raimo unmittelbar nach einer<br />
Hiebsmaßnahme im Winter, spätestens im<br />
darauf folgenden Sommer, eine Pflanzung oder<br />
Saat durchzuführen. Aufgrund des<br />
Entwicklungsvorsprungs des Unkrauts lag die<br />
Anzahl der Jungkiefern bei nur 1.100 Stück pro<br />
ha und damit deutlich unter dem Optimum von<br />
1.800 bis 2.000 Stück pro ha.<br />
Raimos Aussage nach spielen Gefahren wie<br />
Stürme, Insekten oder Pilze gegenwärtig in<br />
<strong>Finnland</strong> keine bedeutende Rolle. Er stellte<br />
noch einmal unmissverständlich klar, dass nach<br />
einem Kahlschlag sofort gepflanzt werden<br />
sollte, um der Konkurrenzflora keine<br />
Möglichkeit zur Entwicklung zu bieten.<br />
Als Vergleichsfläche wurde ein ehemaliger<br />
Kahlschlag von 1,8 ha Größe der vorherigen<br />
Fläche gegenübergestellt. Die frühzeitige<br />
Pflanzung hatte zum Ausschuss der<br />
Konkurrenzflora und zusätzlich zur Ansamung<br />
der Birke geführt. Mit Hilfe eines Baggers<br />
wurde auf einem 80 cm breiten und 1 m langem<br />
Streifen der Mineralboden freigelegt um den ca.<br />
1.800 Jungpflanzen pro ha (1 bis 2 jährige<br />
Ballenpflanzen ohne Wände) oder den<br />
keimenden Samen gute Ausgangsvoraussetzungen<br />
zu bieten. Außerdem erklärte<br />
uns Raimo eine neue Methode, bei der mit<br />
Einsatz eines Baggers ein flacher Hügel<br />
entsteht, in den die Fichtenpflanzen tief gesetzt<br />
werden und dadurch gut mit Wärme, Wasser<br />
und Nährstoffen versorgt werden. Die Kosten<br />
der Bodenbearbeitung liegen bei 250 € pro ha.<br />
Dieses Verfahren wird erst seit 10 Jahren in<br />
<strong>Finnland</strong> praktiziert und wurde von der Firma<br />
Joensuu, <strong>Finnland</strong>, 23.-30.09.<strong>2007</strong><br />
UPM entwickelt. Nur die schlechtesten<br />
Bodenbonitäten sind von einer<br />
Bodenbearbeitung vor der Pflanzung oder Saat<br />
ausgenommen.<br />
Im Anschluss hatten wir die Gelegenheit, einen<br />
finnischen Privatwaldbesitzer kennen zu<br />
lernen. Sein Forstbetrieb ist 200 ha groß, den er<br />
hauptsächlich alleine bewirtschaftet und von<br />
dessen Erträgen er seinen Lebensunterhalt<br />
bestreitet. Pro Jahr schlägt er daher ca. 500 bis<br />
600 Festmeter Holz ein. In diesem<br />
Zusammenhang ist zu erwähnen, dass jeder<br />
private Waldbesitzer einem Waldbesitzerverband,<br />
der auf Gemeindeebene organisiert<br />
ist, angehört. Der Waldbesitzerverband leistet<br />
Hilfe und berät Privatpersonen in allen<br />
forstlichen Fragen.<br />
Zum Abschluss des heutigen <strong>Exkursion</strong>stages<br />
konnten wir ein entwässertes Moorgebiet in<br />
Augenschein nehmen. In <strong>Finnland</strong> gibt es<br />
Moore in einer Größenordnung von ca. 10<br />
Millionen ha, wovon die Hälfte mittels<br />
künstlicher Gräben entwässert wird. Der<br />
vorgefundene Bestand ist mit Kiefern bestockt<br />
und weist ein geringes Wachstum auf.<br />
Die Gräben sollen offen gehalten werden, um<br />
wiederum Einfluss auf den Wasserspiegel<br />
nehmen zu können. Durch die Anlage der<br />
Entwässerungsgräben in den 60er und 70er<br />
Jahren, die in einem Abstand von 30 bis 40<br />
Metern verlaufen, wurden zusätzliche<br />
Holzproduktionsflächen geschaffen. In der<br />
heutigen Zeit entstehen keine neuen<br />
Entwässerungssysteme mehr.<br />
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