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Musik und Gefühl als Objekt und Gestaltqualität ... - Herbert Bruhn

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MUSIK UND GEFÜHL ALS OBJEKT UND GESTALTQUALITÄT EINER WAHRNEHMUNGSHANDLUNGDer dritte Akkord ergänzt die beiden vorigen zur Gestalt einerKadenz.Bereits diese Erlebenseinheit von zwei physikalischgetrennten (oder zumindest trennbaren) Ereignissen zeigt inder Wahrnehmung durch den <strong>Musik</strong>hörer letztlich mehr Eigenschaften<strong>als</strong> die physikalischen nacheinander angeeigneten Ereignisse für sichbesitzen: Die Verbindung eines Tones mit tieferer Frequenz mit einemanderen, der eine höhere hat, wird <strong>als</strong> ‚nach oben‘ empf<strong>und</strong>en,umgekehrt ‚fällt‘ ein Intervall vom hohen auf den tiefen Ton. DerSchritt vom tiefen Ton zum oberen wird <strong>als</strong> ‚mehr‘ empf<strong>und</strong>en. Überdie Adjektive zu Ereignissen verbinden sich verschiedeneSinnesmodalitäten. Natürlich handelt es sich bei dem nach obengerichteten Intervall nicht tatsächlich um ein Mehr, sondern um eineQualität der Tonfolge, die aus der Konstruktion desWahrnehmungserlebnisses entsteht. Die Tonfolge ‚mutet mich an‘, siewürde eine Entwicklung von wenig zu mehr bewirken. DieseAnmutung ist eine Eigenschaft, die über die Summe der Eigenschaftenaller Bestandteile hinausgeht.Hiermit hat sich Christian von Ehrenfels beschäftigt. Erformulierte drei Prinzipien, denen die Wahrnehmung folgt. 181. Gestaltwahrnehmung: Angeeignete Umweltreize schließen sichzu einer Gestalt zusammen. Das heißt, dass zwei Töne <strong>als</strong>Intervall <strong>und</strong> drei Töne <strong>als</strong> Dreiklänge wahrgenommen werden.2. Übersummenhaftigkeit: Die wahrgenommene Gestalt hat mehrEigenschaften <strong>als</strong> die Summe der angeeigneten Teile. Einebestimmte Folge von Tönen wird <strong>als</strong> Melodie wahrgenommen<strong>und</strong> erhält so <strong>als</strong> zusätzliche Eigenschaft den Namen eines Liedes(eine fallende kleine Terz zum Beispiel ‚Hänschen klein‘). Dreiabwärts fallende Töne können so auch die Eigenschaft ‘Dur’ oder‘Moll’ erhalten.3. Transponierbarkeit: Die Gestalt definiert sich nicht aus denphysikalischen Eigenschaften, sondern aus den Relationen, den18 Siehe Ehrenfels 1960 [1890].13

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