Musik und Gefühl als Objekt und Gestaltqualität ... - Herbert Bruhn
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HERBERT BRUHNUnabhängig davon ist das Wesen der Handlung ‚<strong>Musik</strong>hören‘ für deneinzelnen Menschen bestimmt. Wesentlich für die Entstehung vonGefühl <strong>und</strong> Emotionen ist der Gegenstandsbezug. Der <strong>Musik</strong>höreroder der <strong>Musik</strong>er nimmt seine Beziehung <strong>als</strong> Qualität derWahrnehmungshandlung – ein nicht von der Handlung lösbaresWesensmerkmal im Sinne der Gestaltpsychologie. Das Gefühl ist <strong>als</strong>onicht Teil des <strong>Musik</strong>objekts, sondern Teil des Handlungsgeschehens,des Wahrnehmungsprozesses, der zwischen dem Menschen <strong>und</strong> demGegenstand abläuft.Wollte man hier weiterarbeiten, so sei auf dasWahrnehmungsmodell von Rolf Oerter verwiesen. 32 Wesentlich istdarin die Unterscheidung von subjektiver, objektiver <strong>und</strong> abstrakterValenz, die aus dem Gegenstandsbezug eines <strong>Musik</strong>hörers entsteht.Sehr persönlich <strong>und</strong> individuumsbezogen ist die subjektiveValenz. Die objektive Valenz ist Bezeichnung für die Kulturgüter, dieder Gesellschaft etwas bedeuten. Und schließlich ist die abstrakteValenz die Anerkennung eines Wertes unabhängig vomGebrauchswert eines Gegenstands. Abstrakte Valenz ist daspsychologische Analogon zur Ästhetik.SchlussbemerkungSeit mehr <strong>als</strong> dreißig Jahren beschäftigt sich der Autor dieses Artikelsmit den Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Musik</strong>wahrnehmung. Der Impuls ging vonder Begegnung mit dem Dirigenten Sergiu Celibidache <strong>und</strong> demEinblick in dessen <strong>Musik</strong>phänomenologie aus. Gleichzeitig mit demvorliegenden Artikel entsteht ein Buch über die Theorie vonCelibidache. Vorlage für dieses Buch sind die Aufzeichnungen desAutors aus den Vorlesungen zur <strong>Musik</strong>phänomenologie der Jahre1977 bis 1982 an der Mainzer Universität. Insbesondere die Aspekteder Anschaulichkeit <strong>und</strong> Antreffbarkeit von Wahrnehmungserleb-32 Vgl. Oerter 1993 <strong>und</strong> 2005.22