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ScHWERER MARKT WARTET AUF ERScHLIESSUNG

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So wird das Handwerk auch für Hochschulabgänger interessant: Die Firma Philipps GmbH & Co. KG verleiht seit<br />

1996 gemeinsam mit der Hochschule Bochum einen „Transferpreis Handwerk“ für Bachelor- und Masterarbeiten,<br />

die herausragenden Praxisbezug aufweisen oder eine besonders gelungene Zusammenarbeit zwischen Hoch-<br />

schule und Unternehmen darstellen (v.r.: Geschäftsführerin Christina Philipps, Preisstifter Johann Philipps,<br />

Prof. Susanne Stark, Preisträgerin Jeannette Arnoldi, Preisträgerin Nora Voß und Präsident der Hochschule<br />

Bochum Prof. Martin Sternberg).<br />

Einige wichtige Ergebnisse:<br />

Der Anteil der jungen Bevölkerung im Alter<br />

von 15 bis 20 Jahren wird in den kommenden<br />

acht Jahren um fast ein Viertel zurückgehen.<br />

Deshalb kommt es darauf an, dass möglichst<br />

viele Schulabgänger die Schulen ausbildungsreif<br />

verlassen und ins Arbeitsleben integriert<br />

werden.<br />

Die Fachkräftesicherung im Bereich der<br />

Altersgruppe 50+ wird immer wichtiger.<br />

Denn dies ist die einzige Altersgruppe im<br />

erwerbsfähigen Alter, die auf absehbare Zeit<br />

noch Zuwächse verbuchen kann.<br />

Die Fachkräftesicherung in der Region bedarf<br />

auch der Einbeziehung derjenigen, die bisher<br />

seltener erwerbstätig sind. Die Region weist<br />

die niedrigste Beschäftigungsquote in NRW<br />

aus, sowohl allgemein als auch bei Frauen,<br />

Älteren sowie Migranten. Dieses Potenzial<br />

könnte genutzt werden.<br />

Aber: von mehr als 57.280 SGB II­Empfängerinnen<br />

und Empfängern (Stand Januar<br />

2012) in den Jobcentern Bottrop, Gelsenkirchen<br />

und dem Kreis Recklinghausen haben<br />

nur 923 „Marktprofil“, d. h. große Chancen,<br />

innerhalb von sechs Monaten wieder in den<br />

Arbeitsmarkt integriert zu werden. Über<br />

44.600 hingegen, also fast 78 Prozent, gelten<br />

als „marktferne Gruppen“, haben also besonderen<br />

Entwicklungs­, Stabilisierungs­ und<br />

Unterstützungsbedarf.<br />

Das Handwerk muss mit seinen<br />

Stärken punkten<br />

Um bei den beiden letztgenannten Gruppen<br />

verstärkt Erfolge zu erzielen, kulturelle und<br />

sprachliche Barrieren abzubauen, bedarf es vor<br />

allem geeigneter schul­, bildungs­ und arbeitsmarktpolitischer<br />

Maßnahmen. Auch Vorbilder<br />

von Persönlichkeiten – Männern wie Frauen –,<br />

die es geschafft haben, sich aus schwierigen Verhältnissen<br />

hochzuarbeiten und im Handwerk<br />

Karriere zu machen, können Anreize setzen.<br />

Der Recklinghauser Kreishandwerksmeister<br />

Heinrich Kinzler ist zudem überzeugt, dass sich<br />

das Handwerk auch für unkonventionelle Wege<br />

stark machen muss: „Warum soll man nicht einem<br />

Ausbildungs abbrecher, der seinen Fehler<br />

eingesehen hat, eine zweite Chance geben?<br />

Warum sollen nicht Mitarbeiter auf dem Bau,<br />

die nie eine Gesellenprüfung absolviert, aber<br />

dafür als Hilfsarbeiter Erfahrung gesammelt<br />

haben, die Möglichkeit erhalten, die Prüfung<br />

nachzuholen? Sie könnten doch ergänzende<br />

Kurse in Kooperation mit der Agentur für<br />

Arbeit und den Berufsschulen absolvieren.“<br />

Um jedoch im Wettbewerb um qualifiziertes<br />

Personal zu punkten, wird es für das Handwerk<br />

mehr denn je darauf ankommen, seine besonderen<br />

Stärken deutlich herauszustreichen. Zu<br />

diesen Stärken zählen insbesondere die überschaubaren<br />

Betriebseinheiten mit einem oft<br />

familiären, von hohem Teamgeist geprägten<br />

Betriebsklima; die Eigenständigkeit, mit der<br />

handwerkliche Fachkräfte in der Kundenberatung,<br />

im Service, auf den Bau stellen, in<br />

den Werkstätten und Ateliers ihre Arbeit ausführen;<br />

die vielfältigen Möglichkeiten der Fort­<br />

und Weiterbildung, insbesondere auch die<br />

wachsende Durchlässigkeit der handwerklichen<br />

Berufsausbildung für weiterführende Studiengänge;<br />

die hohe Bereitschaft des Handwerks,<br />

seine Mitarbeiter auch in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten zu halten; und die Familienfreundlichkeit<br />

der Handwerksunternehmen. So<br />

forderte die Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen<br />

im Handwerk (UfH), Heidi Kluth, auf<br />

dem Bundeskongress des Verbandes 2010 in<br />

Saarbrücken die Unternehmerfrauen auf, diese<br />

Stärken in die Öffentlichkeit zu tragen und<br />

verwies auf eine Studie des Ludwig­Fröhler­<br />

Instituts, nach der knapp 15 Prozent der Mitarbeiter<br />

in Handwerksbetrieben Familienangehörige<br />

sind und der Anteil der weiblichen<br />

mitarbeitenden Lebenspartner sogar bei<br />

90 Prozent liegt.<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

Da immer mehr jungen Paaren die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf wichtig ist, muss<br />

das Handwerk seine besonderen Chancen in<br />

diesem Bereich noch stärker nutzen. Eine<br />

Familienfreundlichkeit<br />

ist ein Erfolgsfaktor<br />

für das Handwerk<br />

von der Prognos­AG im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />

und des ZDH durchgeführte<br />

Untersuchung zum Thema „Familienfreundliche<br />

Maßnahmen im Handwerk“<br />

kommt zu dem Schluss:<br />

„Familienfreundlichkeit ist ein Erfolgsfaktor<br />

für das Handwerk. Es zeigt sich deutlich, dass<br />

Handwerksbetriebe mehr von familienfreundlichen<br />

Maßnahmen profitieren, als sie dafür<br />

aufwenden müssen. Der Nutzen für Handwerksbetriebe<br />

besteht dabei vor allem<br />

­ in der langfristigen Bindung wertvoller<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den<br />

Betrieb,<br />

­ der Vermeidung des Ausscheidens qualifizierter<br />

Beschäftigter, denen Familie und<br />

Beruf nicht vereinbar erscheinen, wobei<br />

der Aufwand und die Kosten für die<br />

18 KH Aktuell // Nr. 114 //2/2012<br />

Fotos: kkgas/istockphoto.com, Philipps/Objektivpress

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