steht der Himmel offen - 800 Jahre Kloster Oberschönenfeld - a3kultur
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Konzerte für Hörer<br />
Die Sinfoniekonzert-Saison 2011/12 des Philharmonischen Orchesters Augsburg,<br />
vorgestellt von Tilmann Böttcher<br />
Wie plant man eine Konzertsaison für viele monischen Orchesters Augsburg kommt er voll<br />
Tausend Menschen – zum Beispiel die Sinfonie- zu seinem Recht: Die Geigerin Antje Weithaas<br />
konzerte des Philharmonischen Orchesters Augs- begeistert ihr Publikum auf <strong>der</strong> ganzen Welt<br />
burg? Kann GMD Kaftan die Zuhörer alle im Blick schon seit vielen <strong>Jahre</strong>n, genau wie die Grande<br />
haben, wenn er Programme zusammenstellt, Dame des Horns, Marie-Luise Neunecker, die in<br />
Solisten einlädt, große Linien und Schwer- Augsburg sogar ein ihr gewidmetes Werk spielt,<br />
punkte festlegt? Sicherlich gibt es doch so viele nämlich György Ligetis »Hamburger Konzert«.<br />
verschiedene Hörer, wie es Köpfe im Saal hat! Anna Maria Sturm ist ein Nachwuchsstar <strong>der</strong><br />
Wie schafft man es, mit möglichst vielen von Schauspielszene, <strong>der</strong> auch in Augsburg schon<br />
ihnen spannende musikalische Begegnungen auf den Brettern stand, die die Welt bedeuten,<br />
möglich zu machen? Vielleicht kann man sich und mittlerweile im Fernsehen auf Verbrecher-<br />
drei typische Hörer vorstellen, die auf ihre jagd geht. Der Dirigent Adrian Prabava bewegt<br />
Weise Sinfoniekonzerten lauschen.<br />
sich auf internationalem Parkett, hat sogar schon<br />
sein Filmdebüt hinter sich – wenn auch nur<br />
Da kommt auch schon <strong>der</strong> erste herein: Der unsichtbar als Dirigent des Soundtracks zum<br />
Bewun<strong>der</strong>er (Melomanus admirativus) ist ein Fan Film »Das Orchester«, <strong>der</strong> gerade erfolgreich im<br />
<strong>der</strong> Künstler. Er sitzt gerne nahe an <strong>der</strong> Bühne, Kino lief. Ganz nah wird <strong>der</strong> bewun<strong>der</strong>nde Fan<br />
um die Musiker hautnah zu erleben, hat CDs h<strong>offen</strong>tlich an zwei Superstars kommen, die<br />
<strong>der</strong> Solisten zu Hause, kennt Orchestermusiker GMD Kaftan für die kommende Saison ver-<br />
mit Namen und hofft auf Autogramme nach pflichten konnte: Der Pianist Bernd Glemser<br />
dem Konzert. In <strong>der</strong> neuen Saison des Philhar- gehört zu den echten Klaviertitanen und stellt<br />
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01 August. bis 11. September 2011<br />
04<br />
Die soeben zu Ende gegangene Spielzeit des Theaters Augsburg trug das Motto »… es geht noch heller«. Bildlich dargestellt war es durch den Lindauer Leuchtturm.<br />
Auf seiner Uhr war es fünf vor zwölf. Auf dem Titel des vor einigen Wochen vorgestellten Programms für die im September beginnende Spielzeit 2011/2012<br />
prangt neben dem Slogan »… es geht noch weiter …« ein antiker Meilenstein. Er wurde dem Römischen Museum als Symbol <strong>der</strong> Hoffnung entliehen, auf dass<br />
die Stadt sich auf etwas Neues, Großes und Starkes zubewegen möge. Es geht bei diesen Codes wohl nicht zuletzt um den Container. Die dringend benötigte,<br />
schon lange geplante und noch immer nicht realisierte Ersatzspielstätte für das Theater. Wir werden sehen, wie sich diese Geschichte weiterspinnt und ob das<br />
nächste Programmheft eher ein Grundstein o<strong>der</strong> ein Grabstein zieren könnte.<br />
Vor <strong>der</strong> Sommerpause baten wir vier Mitglie<strong>der</strong> des Theaters darum, unseren Lesern die Spielzeit 2011/2012 vorzustellen. Den Anfang machen in dieser Ausgabe<br />
die neue Chefdramaturgin und Geschäftsführerin <strong>der</strong> Sparte Musiktheater Katharina John und Tilmann Böttcher, <strong>der</strong> seit Januar als Musikdramaturg und<br />
persönlicher Referent von GMD Dirk Kaftan im Haus am Kennedyplatz arbeitet. Im zweiten Teil <strong>der</strong> Spielzeitpräsentation lassen wir in <strong>der</strong> kommenden Ausgabe<br />
von a 3kultur Schauspieldirektor Markus Trabusch und Ballettchef Robert Conn zu Wort kommen.<br />
sich dem Augsburger Publikum auch mit titanischen<br />
Werken von Liszt und Rachmaninow<br />
vor. Gilles Apap, geigerischer Tausendsassa und<br />
Wan<strong>der</strong>er zwischen allen musikalischen Welten,<br />
zieht im Dezember alle Register mit einem komplett<br />
auf ihn zugeschnittenen Programm zwischen<br />
Bluegrass und Brasilien.<br />
Betrachten wir den zweiten Hörer, <strong>der</strong> uns mit<br />
Stethoskop und Schmetterlingsnetz entgegenkommt:<br />
Der Forscher (Melomanus explorator)<br />
will im Sinfoniekonzert Entdeckungen machen,<br />
neue Welten kennenlernen, Unerhörtes in sein<br />
Album kleben. Er wird die musikalischen Überraschungseier<br />
aus den 1960er-<strong>Jahre</strong>n goutieren,<br />
die <strong>der</strong> Augsburger GMD in jedem Konzert versteckt,<br />
wird Bekanntschaft mit dem wichtigsten<br />
Melodram des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts schließen (Bendas<br />
»Medea«: Mozart war begeistert!) und in die<br />
Tiefen <strong>der</strong> dunklen »Lie<strong>der</strong> und Tänze des Todes«<br />
von Mussorgsky tauchen. Bartóks »Mandarin«<br />
nimmt ihn (im Rahmen des Festivals <strong>der</strong> 1000<br />
Töne) mit nach China, Strawinskys »Petruschka«<br />
nach Russland und Karl Amadeus Hartmann in<br />
die Weiten menschlicher Einsamkeit. Reiseleiter<br />
Dirk Kaftan bietet, nach orientalischem und<br />
jüdischem Schwerpunkt in <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
nun einen Trip in die Steppen und Wäl<strong>der</strong> Russlands<br />
mit mehreren Haltestellen an – so<br />
manches, was man über dieses riesige Land zu<br />
wissen glaubte, wird dabei infrage gestellt …<br />
Und schließlich: Der traditionsbewusste Klassikliebhaber<br />
(Melomanus territorialis). Er ist oft schon<br />
seit <strong>der</strong> Kindheit eine Stütze seines Orchesters<br />
und kennt weite Teile des klassischen Repertoires.<br />
Er findet großes Vergnügen daran, zentrale<br />
Werke immer wie<strong>der</strong> neu zu entdecken, Details<br />
herauszuhören, die ihm bislang verborgen waren,<br />
und schon im Parkhaus das erste Thema<br />
freudig vor sich hin zu summen. Tschaikowskys<br />
5. Sinfonie mit ihrem schwär me rischen Hornthema,<br />
Beethovens trotzige »Co rio lan«-Ouvertüre<br />
und Brahms’ 3. Sinfonie (»L’Aimez-vous …?«) sind<br />
in seinem Herzen genauso verankert wie »Till<br />
Eulenspiegels lustige Streiche« samt dessen kecker<br />
Klarinette und die dröhnenden Glocken von<br />
Berlioz’ »Symphonie fantastique«.<br />
Gelebte Vielfalt, spannende Mischungen: ein<br />
Orchester <strong>der</strong> Stadt für die Menschen dieser<br />
Stadt. Die schwungvolle Wie<strong>der</strong>eröffnung <strong>der</strong><br />
alten, neuen Kongresshalle, Mahlers 7. Sinfonie<br />
in Gersthofen und spannende Kammermusik<br />
im Theaterfoyer. Regionale Bezüge und Inspiration<br />
aus den Kulturen <strong>der</strong> Welt. Und wie passt<br />
das alles nun zu unseren drei herbeifantasierten<br />
Hörern, die gerade im Foyer stehen und sich die<br />
Köpfe über das eben Gehörte heißreden? Vielleicht<br />
sind ja die meisten von uns eine Mischung<br />
dieser Hörertypen. Oft ist ja die Wirklichkeit<br />
noch farbiger als die Fantasie – gerade das<br />
macht auch immer wie<strong>der</strong> das Live-Erlebnis aus!<br />
Sinfoniekonzerte 2011/12<br />
Virtuosen und Dämonen:<br />
26. und 27. September 2011<br />
Solist: Bernd Glemser, Klavier<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Hermann, Rachmaninow, Liszt, Berlioz<br />
Russische Seele – russische Farben:<br />
14. und 15. November 2011<br />
Solist: Wieland Satter, Bass<br />
Dirigent: Matthias Foremny<br />
Glasunow, Mussorgsky, Tschaikowsky<br />
Babylon – hin und zurück (zum Festival<br />
<strong>der</strong> 1000 Töne):<br />
12. und 13. Dezember 2011<br />
Solist: Gilles Apap, Violine<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Bartók, Vaughan Williams, Milhaud,<br />
Traditionals<br />
Wünsch dir was – Silvester- und<br />
Neujahrskonzert:<br />
31. Dezember 2011 und 1. Januar 2012<br />
Dirigentin: Carolin Nordmeyer<br />
Volksfest und Narrenkappe:<br />
23. und 24. Januar 2012<br />
Solist: Friedrich Kleinhapl, Violoncello<br />
Dirigent: Rudolf Piehlmayer<br />
Strauss, Rota, Strawinsky<br />
Alles im Fluss:<br />
27. und 28. Februar 2012<br />
Solistin: Marie-Luise Neunecker, Horn<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Bach, Ligeti, Brahms<br />
Fatale Frauen:<br />
26. und 27. März 2012<br />
Rezitation: Anna Maria Sturm<br />
Dirigent: Adrian Prabava<br />
Benda, Tschaikowsky, Strauss<br />
Heroisches und Funebres:<br />
23. und 24. April 2012<br />
Solistin: Antje Weithaas, Violine<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Beethoven, Hartmann<br />
Welcome back! Festliches Konzert zur<br />
Wie<strong>der</strong>eröffnung <strong>der</strong> Kongresshalle:<br />
20. Mai 2012<br />
Philharmonischer Chor Augsburg<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Sommernachtstraum:<br />
11. und 12. Juni 2012<br />
Dirigent: Dirk Kaftan<br />
Mahler<br />
Tilmann Böttcher<br />
Verbindungen aufzuspüren, Verbindungen zu<br />
knüpfen: zwischen Menschen und Musik, zwischen<br />
Musikstücken – das ist das große Anliegen<br />
von Tilmann Böttcher, <strong>der</strong> seit Januar als<br />
persönlicher Referent des Generalmusikdirektors<br />
und als Musikdramaturg am Theater Augsburg<br />
arbeitet. Der ausgebildete Pädagoge,<br />
Musikwissenschaftler und Geiger weist eine<br />
abwechslungsreiche und erfolgreiche Biografie<br />
auf, durch die sich das Thema <strong>der</strong> Musikvermittlung<br />
als roter Faden zieht: Am Nationaltheater<br />
Mannheim half er mit, eine Orchesterakademie<br />
für junge Leute auf die Beine zu stellen. Bei den<br />
Bielefel<strong>der</strong> Philharmonikern war er als Orchestergeschäftsführer<br />
die Schnittstelle zwischen<br />
Kunst und Verwaltung, und als Akademieleiter<br />
und Bildungsreferent <strong>der</strong> traditionsreichen Jeunesses<br />
Musicales Deutschland kam er in Kontakt<br />
mit Musikern aller Altersstufen, Sparten<br />
und Niveaus.