Liebe <strong>Frauen</strong>, liebe Leserinnen,Editorialdie vorliegende Ausgabe unserer Josefa istganz dem weiten Thema Frau und Gesundheitgewidmet.Gesundsein an Leib und Seele bedeutet nachder WHO (Weltgesundheitsbehörde) vollkommeneskörperliches, geistiges und sozialesWohlbefinden.Voraussetzung für menschliche Gesundheitnach dieser weiten und ganzheitlichen Begriffsdefinitionsind Frieden, angemesseneökonomische Mittel, Nahrung, Wohnmöglichkeiten,ein stabiles Ökosystem und eine nachhaltigeRessourcennutzung, so zu lesen in derJakarta Erklärung zur Gesundheitsförderungfür das 21. Jahrhundert, 1997. Gesundheitsförderungist somit ein sehr komplexer sozialerund politischer Prozess.Wir haben uns in diesem Jahr verstärkt aufdas Thema Frau und Gesundheit eingelassen(<strong>Verein</strong>snews unserer Geschäftsführerin RenateHolpfer, Seite 4).Gesundheitsbildung ist ein wichtiges Elementim Gesamtkonzept von Gesundheitsförderungund Prävention. Frau im eigenen Haus sein, daswir bewohnen und für das wir Sorge tragen,ist ein Kerngedanke in Claudia GriemannsLeitartikel (Seite 7).Dr. in Ines Stamm vom Bundesministerium fürGesundheit und <strong>Frauen</strong> schreibt in ihrem Artikel"<strong>Frauen</strong>gesundheit im Rahmen der österreichischenEU-Präsidentschaft im 1. Halbjahr<strong>2006</strong>" über spezifische Erkrankungen bei<strong>Frauen</strong> und geschlechtsspezifische Unterschiedein Gesundheitsfragen, die im Rahmender österreichischen EU-Präsidentschaft diskutiertwurden (Seite 9). Es bleibt zu hoffen, dassdie Umsetzung der Ergebnisse im Bezug aufeine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgungrasch und europaweit umgesetzt, undeine geschlechtsspezifische Forschung vorangetriebenwird.Auch Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezarfordert in seinem Beitrag eine spezifische Behandlungfür <strong>Frauen</strong> in der Medizin (Seite 11).Dr. in Rosemarie Sattler greift zwei für <strong>Frauen</strong>typische Krankheiten auf und stellt uns dieweniger bekannte Endometriose und die Osteoporoseaus medizinischer Sicht vor (Seite 12).Die Arbeitsmedizinerin Dr. in Renate Schein wirftdie Frage auf, ob die betriebliche Gesundheitsförderungmännlich sei. In ihrem Artikelwerden Ungerechtigkeiten und Ungleichheitenzwischen Männern und <strong>Frauen</strong>, die denGesundheits- bzw. Krankheitsbereich berühren,besonders deutlich (Seite 15).Auch in der Psychiatrischen Ambulanz lassensich frauenspezifische psychische Problemeausmachen. Dr. Gerhard Miksch beschreibt diebei <strong>Frauen</strong> und Männern unterschiedlichenAuswirkungen von Depressionen und Abhängigkeitserkrankungenund stellt die PsychiatrischeAmbulanz im Krankenhaus Oberwartvor (Seite 17).Dort mit im Team arbeitet die DiplomsozialarbeiterinRomana Bauer, die von ihrer praktischenArbeit in der Ambulanz berichtet (Seite 18).Einen ganzheitlichen frauengerechten Ansatzbeschreibt die Hartberger Internistin Dr. inClaudia Furian in ihrem Beitrag „Reparierenoder heilen?". Sie definiert ihre ärztlicheArbeit als Erkennende, Helfende, Aufzeigendeund Unterstützende und weist auf das Paradoxonhin, dass durch stets genauere Diagnosenund immer ausgefeiltere Forschungenauch neue und mehr Krankheiten zwar ausgemachtwerden, es aber einer Heilung, "die ausder Quelle des Herzens" kommt, bedarf, umGesundheit zu erlangen (Seite 19).Wie wichtig Sexualität für unsere Gesundheitist, schreibt die DiplomsexualpädagoginRenate Schuch (Seite 21). Ein körperlich undemotional erfülltes Liebesleben mit einerbefriedigenden Sexualtiät ist der beste Garantfür Gesundheit.In unserem Herbstprogramm finden Sie wiederdie beliebten, von Ibtisam Fekete geleitetenBauchtanzkurse, die das weibliche Wohlbefinden,unsere Erotik und Ausstrahlung stärken.Beweglichkeit fördern auch die "Wohlfühlstunden"mit Wellnesstrainerin Liesi Seperund das "Osteoporose-Präventionsturnen"mit Meggie Hartmann, die in Oberwart angebotenwerden. Was wir längst schon am eigenenLeib erfahren haben, ist durch eine wissenschaftlicheStudie inzwischen belegt:Aktives Singen stärkt das menschlicheImmunsystem! Unsere Chorabende werdenwir mit 2. Mittwoch im Oktober fortsetzenund freuen uns schon darauf, gemeinsam mitder Musikpädagogin Mag. a Beatrix Schiller zusingen. Auch das <strong>Frauen</strong>-Klub-Kaffee FKKsteht im Herbst ganz im Zeichen von <strong>Frauen</strong>gesundheit(Seite 28).In Güssing wird Jasmin Jost, diplomierte Wellnesstrainerin,an sechs Abenden ihre Entspannungstechnikenvorstellen. Neu im Programmist die "Traditionelle Chinesische Medizin",die von Birgit Hoffendahl vorgestellt und ineinem Workshop praktiziert wird (Seite 30).Alle anderen angebotenen Veranstaltungen inden Beratungsstellen dienen letztendlich auchder sozialen und geistigen Gesundheit vonuns <strong>Frauen</strong>.Wir freuen uns, dass wir Ihnen ein so vielseitigesund buntes Programm zum Thema Gesundheitin den beiden Beratungsstellen bietenkönnen.Über strukturelle Gewalt im <strong>Frauen</strong>gesundheitsbereichschreibt Mag. a Andrea Winkelbauerund fordert eine Bewusstseins- undVerhaltensänderung durch die <strong>Frauen</strong> selbstund auch eine Verbesserung der veraltetenStrukturen (Seite 25).Unsere Juristin Mag. a Karin Gölly erklärt inihrer gewohnten klaren und verständlichenSprache die PatientInnenrechte (Seite 22) undstellt das neue Anti-Stalking-Gesetz vor (Seite24). Opfer von Stalking sind überwiegend<strong>Frauen</strong>. Dieser Bereich, die Aufklärung durchjuristische Beratung, hat viel mit einem Sich-Sicher- und in Folge einem Sich-Wohlfühlen-Können zu tun. Beides sind wichtige Voraussetzungenfür Gesundheit. Aus diesemGrund haben wir beispielhaft einige Rückmeldungenvon <strong>Frauen</strong> nach einer juristischenBeratung durch Mag. a Karin Gölly abgedruckt(Seite 26).Wir danken allen Fachkräften, die uns mitihrem Beitrag in der Josefa unterstützt haben,und wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeitzum Wohl all unserer Besucher-Innen und LeserInnen.Zu unseren Veranstaltungen laden wir rechtherzlich ein und freuen uns auf Ihre Diskussionsbeiträge.In Einzelberatungen stehen wir Mitarbeiterinnengerne zur Verfügung und hoffen, dass wirmit unserer Arbeit ein Stück zu Ihrer sozialenGesundheit und Ihrem Wohlbefinden beitragenkönnen.Ich wünsche Ihnen mit unserer Zeitung undder Auswahl der Beiträge eine anregende undfruchtbare Auseinandersetzung.Meggie Hartmann23
Liebe Leserinnen!Jene, die unsere <strong>Frauen</strong>beratungsstellenOberwart und Güssing mit den AußenstellenJennersdorf und Bildein im letzten Halbjahrbesucht haben, wissen um die Qualität derBeratungsarbeit und die Vielfältigkeit derGruppen, Workshops und Veranstaltungen.Die Rückmeldungen vieler <strong>Frauen</strong> bestätigenuns laufend in unserer Arbeit, ebenso die Einladungenvon SchuldirektorInnen, mit Schülerinnenoder im Rahmen von Elternveranstaltungen,Workshops durchzuführen.Das Jahr <strong>2006</strong> steht im Zeichen der <strong>Frauen</strong>gesundheit.Dieses für uns <strong>Frauen</strong> oft mitsehr unterschiedlichen Gefühlen besetzteThema war seit der Gründung des <strong>Verein</strong>eseiner der wichtigsten Arbeitsschwerpunkte.Aus- und laufende Fortbildungen unsererMitarbeiterinnen auf diesem Gebiet ermöglichtenAngebote für <strong>Frauen</strong> wie PsychotherapeutischeBeratung, Selbsterfahrungsgruppen,Initiierung von Selbsthilfegruppen,Turn-, Tanz- und Bewegungsgruppen.So konnten sich dieBeratungsstellen Oberwart und Güssing in derRegion als wichtige Einrichtung zur <strong>Frauen</strong>gesundheitsförderungetablieren.Niedergelassene ÄrztInnen, das KrankenhausOberwart, Einrichtungen und Behörden deslokalen sozialen Netzwerkes informieren<strong>Frauen</strong> über unsere Angebote. Der Erfolg zeigtsich durch steigende Beratungszahlen, sowieden Anstieg an Teilnehmerinnenzahlen an denangebotenen Gruppen.<strong>Verein</strong>snewsDurch die transnationale Vernetzung mitOrganisationen aus Norwegen, Irland undWien im Rahmen des SOKRATES GrundvigII Projektes "Women’s health and equalOportunities in adult education" bekamdas Thema eine europäische Dimension.Im Mai dieses Jahres besuchten uns unserePartnerinnen in Oberwart. Drei Tage lang lerntendie Kolleginnen aus den genannten Ländern die<strong>Frauen</strong>beratungsstelle und umliegende in<strong>Frauen</strong>sachen engagierte Einrichtungen wiedas Sozialhaus, die Interventionsstelle und dieRoma Beratungsstelle kennen und diskutiertenmit Politikerinnen und Professionistinnenzu Thema <strong>Frauen</strong>gesundheit. Teilnehmerinnenund Politikerinnen waren sich einig, dass• Bildung eine gewichtige Voraussetzung fürGesundheit ist• den Angeboten ein emanzipatorischer undstärkenorientierter Ansatz zugrunde gelegtwerden muss• dass es <strong>Frauen</strong>räume und Parteilichkeit für<strong>Frauen</strong> braucht und• dass die Öffentlichkeit für die Schaffung guterRahmenbedingungen verantwortlich ist.Bürgermeister und Vizebürgermeisterin unterstütztendas internationale Treffen durch dieSpende eines Buffets bzw. eine Einladung insRathaus. Ein Besuch von Stadtschlaining undder Therme Bad Tatzmannsdorf rundeten dasMeeting ab und begeisterten unsere Besucherinnenvollends.Im September reisen die drei MitarbeiterinnenMag. a Meggie Hartmann, Mag. a Claudia Griemannund DSA in Renate Holpfer, sowie FrauHilde Hadl (Vertreterin der Selbsthilfegruppe"<strong>Frauen</strong> nach Krebs") und Manuela Horvath(<strong>Verein</strong> Roma) zu den Partnerinnen nach Osloan.Information, Diskussion und kritische Auseinandersetzungmit Gesundheits- und Krankheitsthemen,sowie eigenständiger und verantwortungsvollerUmgang mit sich selbst bildenden roten Faden des Projektes "LILith",das einerseits die inhaltliche und materielleBasis für das Erscheinen dieser umfangreichenZeitung darstellt, andererseits den Rahmen fürden Großteil unserer Herbstveranstaltungenbilden wird. "LILith" wird vom Bundesministeriumfür Gesundheit und <strong>Frauen</strong> finanziertund vom Amt der BurgenländischenLandesregierung unterstützt.Das wöchentliche <strong>Frauen</strong>-Klub-Kaffee-FKK wurde mehr und mehr zum öffentlichen<strong>Frauen</strong>raum, in dem Besucherinnen zu wichtigenThemen Stellung bezogen, Filme gemeinsamanschauten, Malerinnen ihre Bilder ausstellten,<strong>Frauen</strong> ihre Texte einem interessiertenPublikum vortrugen. Der <strong>Frauen</strong>monat Märzstand im Zeichen von Kunst, Literatur undTanz. Bemerkenswert in jeder Hinsicht war dieVielfalt an Themen und die unterschiedlichenBesucherinnen. So erzählte an einem MontagAbend eine afrikanische Studentin an derEuropäischen Friedensuniversität Stadtschlainingvom Leben in ihrem Land Kenia und vomengagierten Kampf der dort lebenden <strong>Frauen</strong>für Rechte und mehr Chancengleichheit.Im Zusammenhang mit dem <strong>Frauen</strong>monatMärz <strong>2006</strong> wollen wir besonders auf denersten Burgenländischen <strong>Frauen</strong>kongresshinweisen, der, federführend von unsererKollegin Doris Horvath aus Oberpullendorfund unter Beteiligung des unabhängigen<strong>Frauen</strong>forums, sowie aller Burgenländischen<strong>Frauen</strong>beratungsstellen durchgeführt wurde.Als zentrale Idee und frauenpolitische Forderungkristallisierte sich die Etablierungeines unabhängigen <strong>Frauen</strong>beirates im Burgenlandheraus, ähnlich dem in der Steiermark.Die gemeinsam mit dem abz.austria durchgeführtenund vom AMS finanzierten Berufsorientierungskurse"Wiedereinstieg mitZukunft" waren ein großer Erfolg. Auch indiesem Jahr wurden wieder zwei Kurse abgeschlossen,wobei mehrere <strong>Frauen</strong> schon währenddes Kurses eine Arbeitsstelle fanden odersich für eine Ausbildung anmeldeten.Im Frühling erhielten die Burgenländischen<strong>Frauen</strong>-, Mädchen- und Familienberatungsstellenim Rahmen eines Gespräches in der45