SÜSSWASSERMANGELWeltweit haben nach Angaben <strong>der</strong> Vereinten Nationenmehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugangzu sauberem Trinkwasser. Gleichzeitig kann eine hoheProduktivität <strong>der</strong> Landwirtschaft nur mit intensiverBewässerung erreicht werden. Die Landwirtschaft wirdZahl von Menschen mit sauberem Trinkwasser sicherzustellen,dürfte deshalb eine <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Zukunft sein. Um dies zu bewältigen,sind sowohl Innovationen als auch angepasste Technologienund Dienstleistungen gefragt., ENTWICKLUNG VON WASSERENTNAHME UND -NUTZUNG NACH SEKTOREN3200Landwirtschaft in km 3 Haushalte in km 3 Industrie in km 32800240020001600120080040001900 1925 1950 1975 2000 20251900 1925 1950 1975 2000 2025 1900 1925 1950 1975 2000 2025EntnahmeVerbrauchVerlustQuelle: UNEPdamit zum größten Wasserverbraucher weltweit. Aberauch <strong>der</strong> Verbrauch <strong>der</strong> Haushalte und <strong>der</strong> Industriesteigt kontinuierlich. Die weltweiten Süßwasserreservensind zwar groß, die Schwerpunkte <strong>der</strong> Reserven liegenallerdings nicht dort, wo die Schwerpunkte desVerbrauchs liegen. In einigen Län<strong>der</strong>n geht die Trinkwasserversorgungmit einer übermäßigen Nutzung vonschwindenden Grundwasserreserven einher.Hinzu kommt, dass immer mehr Süßwasserreservenmit unterschiedlichen Stoffen (z.B. Schwermetalle,Düngemittel, Medikamentenrückstände) kontaminiertsind. In China führt dies bereits zu bedrohlicher Wasserknappheit.Die Versorgung einer stetig wachsendenWeiterführende Informationen3 World Business Council for Sustainable Development(Hrsg.): Business in the world of water: WBCSD WaterScenarios to 2025, Genf 2006 (Download):www.wbcsd.orgChancen und RisikenWasserversorgung: Allein zur Erreichung des UN-Milleniumsziels,die Zahl <strong>der</strong> Menschen ohne Wasser- undAbwasserversorgung bis 2015 zu halbieren, sind weltweitjährlich Investitionen in Höhe von zehn Mrd. Euronötig. Schon die heutige Marktgröße für Wasserversorgungwird auf 160 Mrd. Euro pro Jahr veranschlagt undwird bei einem jährlichen Wachstum von 5 Prozent bis2020 ein Volumen von 335 Mrd. Euro erreichen.Wasserspartechnologien: Technologien zur Einsparungvon Wasser in <strong>der</strong> Industrie, in Haushalten o<strong>der</strong>auch in <strong>der</strong> Landwirtschaft sind für die von Wassermangelbedrohten Regionen <strong>der</strong> Welt von großerBedeutung. Auch hier gibt es einen wachsenden Markt,<strong>der</strong> heute bei acht Mrd. Euro pro Jahr liegt.Dezentrales Wassermanagement: Technologien füreine dezentrale Wasserversorgung und Abwasserreinigungwird ein großes Potenzial zugeschrieben, denn ineinigen ländlichen Gebieten sind zentrale Anlagen zuaufwändig weshalb noch keine mo<strong>der</strong>ne Technik eingesetztwird. Für 2020 wird ein Volumen von 40 Mrd.Euro prognos tiziert und bis dahin Wachstumsratenvon 15 Prozent.10
MEGATRENDS DER NACHHALTIGKEITIN DER UNTERNEHMENSSTRATEGIEIn Zukunftsstudien wurde den <strong>Megatrends</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>bislang oft eine weit geringere Bedeutungzugemessen als beispielsweise technologischen Trends.Auch wenn man aktuelle Produkte einiger Brancheno<strong>der</strong> die intensive Lobbyarbeit gegen einzelne Klimaschutzmaßnahmenbetrachtet, drängt sich <strong>der</strong> Verdachtauf, dass diese <strong>Megatrends</strong> bislang nicht durchgängigerkannt o<strong>der</strong> gar für irrelevant gehaltenwerden. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Unternehmen scheint eherkurzfristig markt- und technologieorientiert zu agieren.Das wird sich in naher Zukunft vor allem unterdem Einfluss des Klimawandels än<strong>der</strong>n müssen.Einige Unternehmen setzen Maßnahmen, die sichaus den <strong>Megatrends</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> ergeben,bereits jetzt erfolgreich um. Sie schieben dabei ausstrategischem Kalkül gezielt bestimmte Innovationenan, um Zukunftsmärkte zu erschließen. Ebenso lässtsich beobachten, dass herausragende Inventionen zuvöllig neuen Strategien geführt haben. So nimmt dieEnergiebranche gegenwärtig die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>dezentralen Erzeugung regenerativen Stroms durchvielfältige neue Technologien an und bieten Alternativenzum bislang auf zentrale Großkraftwerke ausgerichtetenstrategischen Modell an.Märkte <strong>der</strong> Zukunft können sowohl über die Strategieentwicklungals auch über das Innovationsmanagementerschlossen werden – eine strategische Ent -scheidung stellt die verstärkte Berücksichtigung <strong>der</strong><strong>Megatrends</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> allemal dar. Dabei gehtes nicht darum, diese <strong>Megatrends</strong> über alles an<strong>der</strong>e zustellen, son<strong>der</strong>n darum, ihnen einen höheren Stellenwertals bisher beizumessen. Denn nur dann könnendie Chancen, die sich aus den <strong>Megatrends</strong> <strong>der</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>ergeben, genutzt werden. Ein grundlegendesVerständnis dieser Trends ist dafür <strong>der</strong> erste Schritt.Die eigentliche Herausfor<strong>der</strong>ung besteht jedoch in <strong>der</strong>Ableitung von Konsequenzen, die sich für das eigeneUnternehmen daraus ergeben. Hierfür stellt dieZukunftsforschung einige Methoden zur Verfügung.Zur Anregung wird im Kasten das „integrierte Roadmapping“beschrieben., INTEGRIERTES ROADMAPPINGRoadmapping ist eine Methode <strong>der</strong> Zukunfts forschung, dieseit Beginn <strong>der</strong> 1990er Jahre zur Identifizierung zukünftigertechnischer Produkt- und Prozesseigenschaften genutzt wird.Über eine systematische Bündelung von Einzelthemen stelltsie mittel- und langfristiges Orientierungswissen in Formeiner Roadmap bereit, das als Grundlage für die Erarbeitungvon Handlungsoptionen und Prioritäten dient. Dabei werdenökonomische Anfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Regel integriert, die Vorausschaubasiert meist auf <strong>der</strong> Extrapolation gegenwärtigertechnologischer Trends.Das Konzept des integrierten Roadmappings, wie es beispielsweisevom Zentralverband <strong>der</strong> Elektroindustrie e.V. (ZVEI)erfolgreich zur Unterstützung <strong>der</strong> Strategieentwicklung <strong>der</strong>Mitgliedsunternehmen eingesetzt wurde, berücksichtigt politische,ökonomische, ökologische, technologische, wissenschaftlicheund gesellschaftliche Trends. Am ehesten mit demvorherrschenden Innovationsmanagement kompatibel ist es,die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sdimensionen quasi als „Leitplanken“ einzubeziehenund an passenden Stellen zu integrieren. Hierzumuss einerseits auf Ergebnisse <strong>der</strong> Zukunftsforschung zurückgegriffenwerden. An<strong>der</strong>erseits erscheint eine relativ offeneMethode am aussichtsreichsten, da sie die verschiedenenUnternehmensbereiche und Akteure kommunikativ vernetztund so einen Lernprozess auslöst. Neben Experteninterviewso<strong>der</strong> Delphi-Befragungen sind hier auch Gruppen gesprächemit Stakehol<strong>der</strong>n und Anwen<strong>der</strong>n wichtig.Quelle: ZVEI 2007Eine interessante Variante ist die Erstellung einer Roadmapgemeinsam mit mehreren Unternehmen, beispielsweise imRahmen von Verbandsaktivitäten. Die Vielzahl <strong>der</strong> einfließendenErfahrungen verbessert nicht nur das Ergebnis, vielmehrbietet eine gemeinschaftlich erarbeitet Roadmap auchallen Beteiligten eine gewisse Verlässlichkeit. Das methodischeKonzept des Roadmapping stellt sich wie folgt dar:HeuteEinflußfaktorenGesellschaft 3Wirtschaft 3Politik 3Umwelt 3Technologie 3TechnologienAnwendungenProdukteBranchenMärkteZukunftVerän<strong>der</strong>ungspotentialeHerausfor<strong>der</strong>ungenROADMAPExtraportionTrendanalyseRetropolationZukunftsbil<strong>der</strong>Mit Hilfe <strong>der</strong> Integrierten Technologie-Roadmap Automation2015+ gelang es den Unternehmen des ZVEI eine Reihe vonHerausfor<strong>der</strong>ungen in den Bereichen <strong>der</strong> Auslandsmärkte,<strong>der</strong> Nutzerintegration in die Entwicklung, <strong>der</strong> Standardisierungund <strong>der</strong> Qualifizierung zu identifizieren.11