Schirmherr - Wallenstein Festspiele
Schirmherr - Wallenstein Festspiele
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Der Regiseur:<br />
Michael Abendroth<br />
Michael Abendroth lebt in Wien.<br />
Er ist in Hamburg geboren, wuchs in München auf<br />
und studierte am Mozarteum in Salzburg.<br />
Seine beruflichen Stationen waren u.a. Mannheim,<br />
Frankfurt, Bochum, Nürnberg, Düsseldorf,<br />
Hamburg, nochmals Frankfurt und Wien.<br />
Seit 2010 arbeitet er freiberuflich als Schauspieler<br />
und Regisseur und wirkte in zahlreichen Film- und<br />
Fernsehproduktionen mit. Derzeit spielt er am<br />
St. Pauli Theater in Hamburg und am Berliner<br />
Ensemble.<br />
1988 übernahm er die Regie für das Volksschauspiel<br />
„<strong>Wallenstein</strong> in Altdorf“.<br />
Im gleichen Jahr inszenierte er Szenen aus<br />
„<strong>Wallenstein</strong>s Lager“,„Die Piccolomini“ und<br />
„<strong>Wallenstein</strong>s Tod“, die unter dem Titel „In <strong>Wallenstein</strong>s<br />
Lager“ in den folgenden Jahren erfolgreich<br />
gespielt wurden.<br />
Im Festspieljahr 2000 stellte er erstmals seine<br />
Fassung der gesamten Trilogie vor. Diese Bearbeitung<br />
wurde in den letzten Jahren zusammen<br />
mit seinem Hauptdarsteller Richard Winter immer<br />
weiterentwickelt und wird in diesem Festspieljahr<br />
nun zum 5. Mal gezeigt.<br />
Der große Kelch<br />
Schiller Die Piccolomini, 4. Aufzug, 5. Auftritt<br />
Kellermeister:<br />
Den großen Kelch verlangt man,<br />
Das schöne Prachtstück aus der Prager Beute<br />
Den reichen, güldnen, mit dem böhm’schen Wappen,<br />
Von Golde schwer und in erhabner Arbeit<br />
Sind kluge Dinge zierlich drauf gebildet.<br />
Gleich auf dem ersten Schildlein seht<br />
Die stolze Amazone da zu Pferd<br />
Die übern Krummstab setzt und Bischofsmützen,<br />
Auf einer Stange trägt sie einen Hut,<br />
Nebst einer Fahn’, worauf ein Kelch zu sehn.<br />
Die Weibsperson, die ihr da seht zu Roß,<br />
Das ist die Wahlfreiheit der böhm’schen Kron’.<br />
Das wird bedeutet durch den runden Hut<br />
Denn wer den Hut nicht sitzen lassen darf<br />
Vor Kaisern, der ist kein Mann der Freiheit.<br />
Die Fahn’ mit Kelch bezeugt die böhm’sche Kirchenfreiheit.<br />
Die Väter im Hussitenkrieg erstritten<br />
Sich dieses schöne Vorrecht übern Papst,<br />
Der keinem Laien gönnen will den Kelch.<br />
Die Rolle, die da drüber schwebt<br />
Den böhm’schen Majestätsbrief zeigt sie an,<br />
Der frei Geläut’ und offenen Gesang<br />
Dem neuen Glauben sichert wie dem alten.<br />
Doch seit der Österreicher über uns regiert,<br />
Hat das ein End’, denn es zerschnitt der Kaiser selbst<br />
Den Majestätsbrief mit der Schere.<br />
Und hier noch auf dem zweiten Schildlein ist zu sehn<br />
Das ist, wie auf dem Prager Schloß des Kaisers Räte<br />
Wie sie Kopf unter sich, herabgestürzet werden.<br />
Es war der dreiundzwanzigste des Mais,<br />
Da man eintausendsechshundert schrieb und achtzehn.<br />
Und mit dem Unglückstag fing’s an,<br />
Das große Herzeleid des Landes.<br />
Seit diesem Tag, es sind jetzt sechzehn Jahr,<br />
Ist nimmer Fried’ gewesen auf der Erden.<br />
Der große Kelch – angefertigt zur Krönung Friedrichs V., der von den Böhmen 1619 als Haupt der protestantischen<br />
Union zum König gewählt worden war – dient Schiller zur Vermittlung der geschichtlichen Ereignisse<br />
S E I T 1 8 9 4<br />
WALLENSTEIN<br />
FESTSPIELE<br />
ALTDORF 2012<br />
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