01.12.2012 Aufrufe

Schirmherr - Wallenstein Festspiele

Schirmherr - Wallenstein Festspiele

Schirmherr - Wallenstein Festspiele

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64<br />

Bereits 1622 trat Nürnberg aus der protestantischen<br />

„Union“ aus. Dies war die Voraussetzung<br />

dafür, dass die Altdorfer Hochschule von Kaiser<br />

Ferdinand II., dem Führer der katholischen<br />

Liga, zur Universität mit allen Rechten und<br />

Pflichten erhoben werden konnte.<br />

Im November 1631 hatte Tilly im Süden<br />

Nürnbergs ein Lager errichtet. Dessen Oberst<br />

Heinrich Holck zog mit etwa tausend Reitern<br />

vor Altdorf um eine Zahlung zu erpressen. Die<br />

Stadt sollte sich als „Freund oder Feind“<br />

erklären, wobei eine Salva Guardia den Ort vor<br />

Kampfhandlungen schützen sollte. Obwohl sich<br />

die Gesamtforderungen über 4000 Reichstaler<br />

beliefen, musste die Universitätsstadt letztendlich<br />

nur etwas mehr als 550 Reichstaler begleichen.<br />

Zwei Monate später erschien sogar Tilly<br />

selbst mit drei Kompanien vor der Stadt, nahm<br />

im Pflegschloss Quartier und ließ nach seinem<br />

Abzug Richtung Lauf 50 Mann Salva Guardia<br />

zurück. Auch das war für Altdorf nicht umsonst<br />

zu haben. Zahlreiche derartige Schutzbriefe<br />

wurden ausgestellt, auf die im Ernstfall<br />

aber keine Armee Rücksicht nahm.<br />

Da im Juni 1632 Gustav Adolf in Nürnberg<br />

einen großen Einzug hielt, machte sich von<br />

Altdorf aus eine Abordnung von zwölf Personen<br />

auf, um an diesem Festakt teilzunehmen.<br />

Auf dem Rückweg passierte Schreckliches. An<br />

der Fischbachbrücke beim Dutzendteich wurde<br />

die Abordnung von kaiserlichen Kroaten, die<br />

sich aus Neumarkt der Reichsstadt genähert<br />

hatten, überfallen. Dabei wurde ein Student,<br />

der sich heftig wehrte, getötet, die anderen<br />

Personen ins Hauptquartier nach Neumarkt<br />

verbracht. Gegen Lösegeld kamen alle frei.<br />

Nur Rektor Nößler, der als Arzt einen guten<br />

Ruf hatte, musste für ein knappes halbes Jahr<br />

bei der <strong>Wallenstein</strong>ischen Armee Dienst tun.<br />

Bedenkt man, dass allein in <strong>Wallenstein</strong>s<br />

Lager bei der Alten Veste nahe Zirndorf im<br />

Juli/August 1632 über 50.000 Mann ärztlich<br />

versorgt werden mussten, wird klar, dass man<br />

auf jede ärztliche Hilfe angewiesen war.<br />

Leider gibt es keine genauen Quellen über<br />

den Verbleib <strong>Wallenstein</strong>s in Altdorf. Immerhin<br />

schreibt der große Nürnberger Forscher<br />

Reicke in seinem Werk über die Reichsstadt,<br />

dass „<strong>Wallenstein</strong> mit der vereinigten kaiserlich-bayerischen<br />

Armee von Neumarkt und<br />

Altdorf über Wendelstein und Kornburg nach<br />

Schwabach gezogen“ war und diesen Ort<br />

schrecklich geplündert hatte. Dies ist doch ein<br />

starkes Indiz dafür, dass Altdorf zur Marsch_<br />

richtung <strong>Wallenstein</strong>s gehörte. Rektor Nößler<br />

muss sich ja ebenfalls in diesem Tross befunden<br />

haben.<br />

Die Festnahme der Altdorfer an der Fischbachbrücke<br />

führte schließlich zu einem<br />

Vergeltungsakt durch schwedische Truppen,<br />

die zwischen Feucht und Röthenbach ein<br />

Kroatenlager überfielen. 50 Tote und 100<br />

Versprengte waren in der Folge zu beklagen.<br />

Die Kroaten waren entschiedene Gegner<br />

Nürnbergs. Sie standen auf der Seite des<br />

Kaisers, da dieser u.a. auch als König über<br />

Ungarn, Böhmen und Kroatien regierte.<br />

Deshalb ließ er von diesen Ländern große<br />

Heere requirieren.<br />

Besonders 1634 hatte Altdorf noch einmal<br />

stark zu leiden. Nachdem die Schweden im<br />

Nürnberger Umland weitgehend kapituliert<br />

hatten, zog der bayerische General Wahl mit<br />

400 Mann vor Altdorf und verlangte von der<br />

Stadt die Untertanenschaft. Die Altdorfer nahmen<br />

eine gegnerische Besatzung auf.<br />

Wöchentlich mussten 300 Gulden Kontribution<br />

zur Versorgung der Mannschaften bezahlt<br />

werden.<br />

Nachdem Nürnberg kurz darauf dem Prager<br />

Sonderfrieden beigetreten war, zogen sich die<br />

Bayern aus dem Nürnberger Landgebiet<br />

zurück.<br />

Es herrschte aber noch kein Frieden.<br />

Schwierige Zeiten traten ein. Der Strom der<br />

Durchmärsche und Einquartierungen riss<br />

nicht ab. Oft musste für einen Tross von über<br />

1000 Mann mit hunderten von Pferden<br />

Quartier geschaffen und für Verpflegung<br />

gesorgt werden. Erst nach dem endgültigen<br />

Friedensschluss 1648 kehrte in Altdorf und<br />

seinem Umland wieder Ruhe ein.<br />

Dr. Volker Alberti, ehemaliger Stadtarchivar<br />

Ausschnitt aus einer<br />

Salva Guardia für Nürnberg,<br />

ausgestellt von <strong>Wallenstein</strong><br />

am 13. August 1625<br />

Ausschnitt aus einem<br />

Schreiben an den Pfleger zu<br />

Altdorf, wie die Untertanen<br />

wegen erhöhter Aufschläge<br />

zu Gehorsam ermahnt und<br />

ein Streit auf der Wache<br />

geschlichtet werden können.<br />

Albrecht von <strong>Wallenstein</strong><br />

1583 – 1634<br />

(Radierung, 17. Jahrhundert)<br />

Georg Nößler 1591 – 1650<br />

(Kupferstich, 17. Jahrhundert)<br />

Maximilian I. von Bayern<br />

1573 – 1651<br />

(Kupferstich,<br />

17. Jahrhundert)<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!