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Journal 1/08 - BSLA

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nimmt die Waldfläche im Alpengebiet stetig zu.Gleichzeitig haben die Ansprüche an die Landschaftenzugenommen. Längst ist es nicht mehr nur die Primärproduktion,die die Basisressourcen – vor allem Boden,Wasser und Vegetation – der Landschaften nutzt. DieLandschaften erfüllen viel mehr auch weitere Leistungen:Sie bieten Schutz vor Naturgefahren und Raumfür die Biodiversität ebenso wie für Erholung, Sport undKontemplation. Beispielsweise haben Sicherheits- undKomfortbedürfnisse, Marketingstrategien und insbesonderedie technischen Anforderungen der Sportberichterstattungdes Fernsehens die Nachlandschaft desAlpenlandraumes massiv erhellt. Die wachsende Zahlvon Ansprüchen an die Landschaften, aber auch diezunehmende Intensität der Landschaftsnutzung etwain der Landwirtschaft oder in der Erholungsnutzung– etwa weg von kontemplativen und hin zu konsumtivenSportarten – führt zunehmend zu latenten und akutenLandschaftskonflikten.Landschaft gemeinsam gestaltenDie Vielzahl der Ansprüche und die damit verbundenenLandschaftskonflikte erfordern, dass die Landschaftennicht länger einfach als Kulisse behandelt werden, sondernihnen als Hauptdarsteller eine zentrale Funktionbeigemessen werden. Um ihnen in diesem Sinne gerechtzu werden, braucht es eine generelle Vorstellungdavon, in welcher Richtung die Landschaftsentwicklunggehen soll. Es ist zu diskutieren, «welches Stück aufgeführtwerden soll». Dazu müssen sich zum einen dieverschiedenen Akteure einer Region mit der Frage befassen:«Welche Landschaft(en) wollen wir eigentlich?».Dabei gilt es etwa zur Kenntnis zu nehmen, dass mehrWildnis heute in der Schweizer Bevölkerung durchausakzeptiert wird.Im Weiteren müssen die verschiedenen, die Landschaftbetreffenden Aktivitäten von Bund, Kantonen, Gemeinden,Unternehmen und Privaten auf das gemeinsamentwickelte Ziel hin ausgerichtet werden. Diese Aufgabeverlangt insbesondere von den Kantonen, dass sie Landschaftsaspektein ihren verschiedenen Verantwortungsbereicheneine weit grössere Bedeutung beimessen alsbisher und auch die notwendigen Ressourcen dafürbereitstellen. Gleiches gilt natürlich auch für die Gemeinden,die sich zusammen mit ihren Nachbarn, den ansässigenUnternehmen, aber auch mit den Vertretern derAgglomerationen mit der Frage befassen müssen, wiesie das Potenzial ihrer Landschaften stärken und dieseweiterentwickeln und gestalten wollen. Die Aufgabe greiftweiter als die Festlegung von Landschaftsschutzzonenfür von «besonders schönen Landschaften». Gefordertist eine umfassende Betrachtung des Raumes aus derPerspektive der Landschaft. Dies betrifft insofern vorallem auch das gesamte Landwirtschaftsgebiet wie auchdas Siedlungsgebiet.«Leistungsauftrag Landschaft»Auf kantonaler und kommunaler Ebene ist die integraleLandschaftspolitik in der Schweiz, wie sie auf Bundesebenemit dem «Landschaftskonzept Schweiz»sowie mit «Landschaft 2020» angestrebt wird, wenigausgeprägt und kaum institutionalisiert. Zwar existierenzahlreiche Instrumente verschiedener Politikbereichmit Landschaftsbezug, doch sind sie nicht aufeinanderabgestimmt und insbesondere jene mit eigentlichemKoordinationspotenzial verfügen kaum über griffige Umsetzungsmöglichkeiten.Potente Instrumente wie etwadie Direktzahlungen der Landwirtschaft, Subventionender Forstwirtschaft usw. nehmen wenig Rücksicht aufdie regionalen und lokalen Gegebenheiten und sinduntereinander nicht kohärent. Das NFP 48 schlägtdeshalb einen «Leistungsauftrag Landschaft» vor, derein landschaftliches, auf Partizipation basierendesGesamtkonzept als Vorbedingungen für bestimmte,zu definierende Transferzahlungen einfordert. Durchdie Verknüpfung des gestalterischen Auftrags «Landschaft»mit den Finanzflüssen sollen zum einen dieLeistungen für das Kollektivgut «Landschaft» effizienterund effektiver abgegolten werden und zum anderen dieKohärenz der Landschaftspolitik in den verschiedenenPolitikbereichen gestärkt werden.Potenziale identifizieren und nutzenDie Wertschöpfung spielt dabei für die Regionen desAlpenraumes stets eine wichtige Rolle. Sie ist aberebenfalls in langfristiger Perspektive und in Rücksichtauf die an die Landschaften gestellten Ansprüche zubetrachten. Die einzelnen Regionen müssen dazu einenauf das vorhandene Potenzial angestimmten Mixentwickeln zum einen aus Angeboten und Leistungen,die sich über den Markt absetzen lassen, zum anderenaus Angeboten an Kollektivgütern wie schönen Landschaften,Biodiversität, Schutz vor Naturgefahren usw.,für welche eine gesellschaftliche Nachfrage besteht,ohne dass dafür ein Marktpreis gelöst werden kann.Die Bereitschaft, den Aufwand für diese Kollektivgüterin Form von Transferzahlungen (Direktzahlungen, Subventionen)abzugelten, ist weiterhin vorhanden. Daraufweisen Untersuchungen zur Zahlungsbereitschaftebenso hin, wie Umfragen und etwa die Solidarität, diesich in Sammlungen und Unterstützungen äussert. Die«Schönheit der Landschaft», aber auch die Identifikationmit der Alpenregion sind dabei nebst anderen eine zentraleMotivation für die Solidarität der Schweizerinnenund Schweizer mit der Bergbevölkerung. Sie hat jedochauch einen Wandel hin zu einer bedingten Solidaritäterfahren, indem erwartet wird, dass im Gegenzug zuden öffentlichen Transferzahlungen die Nutzungs- undSchutzanliegen der Bevölkerung des Flachlandes stärkerberücksichtigt werden.Das Nationale Forschungsprogramm 48Als Nationales Forschungsprogramm befasste sich dasNFP 48 im Auftrag des Bundesrates in den vergangenenfünf Jahren mit der Frage «welche Entwicklungen imAlpenraum erkennbar, gesellschaftlich wünschbar, ökologischvertretbar und wirtschaftlich tragbar sind» oder:«Was bedeutet nachhaltige Entwicklung im Alpenraumund was ist notwendig, um sie in Gang zu bringen?» DieErgebnisse und Erkenntnisse der 35 Forschungsprojektesind zusammengefasst in fünf thematischen Synthesensowie im Buch «Landschaften und Lebensräume derAlpen – zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung»,das die Empfehlungen zu Handen von Politik undPraxis formuliert und gleichzeitig die Ergebnisse derverschiedenen thematischen Synthesen und Projekteerschliesst (mit CD).Thematische Synthesen:– N. Backhaus, C. Reichler, M. Stremlow, Alpenland-11

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