Beispielseiten - JOVIS VERLAG Architektur Fotografie Berlin
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Abb. S. 176:<br />
Südostseite. Das<br />
Grundstück lag<br />
linksrheinisch an<br />
einem Südosthang<br />
über Bad Godesberg,<br />
dem Siebengebirge<br />
gegenüber.<br />
Ansicht Gartenseite,<br />
Blick von Westen,<br />
Rheinisches Bildarchiv,<br />
Kölnisches<br />
Stadtmuseum<br />
Haus Feist,<br />
Südostseite,<br />
Rheinisches Bildarchiv,<br />
Kölnisches<br />
Stadtmuseum<br />
haus Feist in godesBerg.<br />
der Bauherr: Zu meinem haus<br />
Dem Architekten wurde aufgetragen, ein Haus zu bauen,<br />
dessen Gestalt in erster Linie durch die Funktionen, denen<br />
es dienen sollte, zweitens durch die Erfordernisse der Hygiene<br />
und drittens durch die Wirtschaftlichkeit im Gebrauch<br />
bestimmt wurde.<br />
Erst wurden die Funktionen analysiert und festgelegt.<br />
Es wurde dafür Sorge getragen, daß für jede Funktion und<br />
für jede Teilfunktion der notwendige Raum nach Form,<br />
Lage und Größe vorgesehen war, daß er auch die nötigen<br />
Gegenstände aufnehmen konnte, daß die zusammengehörigen<br />
Funktionsplätze durch den kürzesten Weg miteinander<br />
verbunden waren und bei der Abwicklung der Funktionen<br />
sich zwei Personen nicht stören. Es wurde erspart: bei der<br />
Morgentoilette bei gleicher Sorgfalt eine Viertelstunde, beim<br />
Tischabräumen und beim Geschirrspülen die halbe Zeit, bei<br />
der Kinderbeaufsichtigung und beim Kochen mindestens<br />
ein Viertel der Zeit. Im Büro wird in sieben Stunden soviel<br />
wie vorher in zehn Stunden bei geringerer Ermüdung<br />
geleistet usw. Die Räume sind hell und luftig, jeder Raum<br />
erhält einmal am Tag Sonne, und da jeder Aufenthaltsraum<br />
Ausgang in den Garten hat, ist jeder Bewohner des Hauses<br />
jährlich mehrere hundert Stunden mehr im Freien als er<br />
es sonst wäre. Durch die Lage des Hauses und die Dreiteilung<br />
in Fremdenteil (Arbeitszimmer, Diele und Gastzimmer),<br />
Wohn- und Schlafteil wird ein Höchstmaß von<br />
Ruhe, besonders da, wo sie am nötigsten ist (Schlafraum<br />
und Arbeitszimmer), erzielt. Das reibungslose Abwickeln<br />
der Funktionen gibt ebenfalls Ruhe. Es wurde mehr Wert<br />
darauf gelegt, die laufenden Unkosten niedrig zu halten als<br />
die Bausumme. [...]<br />
Der Flachbau ersparte das Treppenhaus. Die eingebauten<br />
Schränke gestatteten, die Räume kleiner zu halten, da eine<br />
Reihe von Möbeln unnötig wird. Der Raum 2,20/3,30 m<br />
wurde viermal angewandt. Dieser Raum gibt eine geeignete<br />
Diele, ein Wohn- und Schlafzimmer für einen Erwachsenen<br />
oder ein Schlafzimmer für zwei Erwachsene. Er gibt<br />
ein brauchbares Büro, ein ideales Kinderzimmer, eine sehr<br />
günstige Lösung für Bad und Toilettenraum. Die vier Räume<br />
zusammen ergeben mit ihren 26 qm 2 Wohnfläche einen<br />
Nutzeffekt, der gewöhnlich mit dem Doppelten an Raum<br />
erzielt wird. Die Raumersparnis wurde nicht, wie so oft, auf<br />
Kosten der Bequemlichkeit erzielt. Umgekehrt – mehr Raum<br />
würde dieser Abbruch tun. Der Weg bei der Morgentoilette<br />
beträgt 14–18 Meter, bei größerem Raum würde er länger<br />
und die Funktion unbequemer auszuführen sein.<br />
Die vorteilhaften physiologischen und psychologischen<br />
Wirkungen der straffen Ordnung des Grundrisses und der<br />
fröhlichen Haltung der Räume und des Hauses zahlenmäßig<br />
zu bezeichnen, dürfte kaum möglich sein.<br />
Ludwig Feist<br />
aus: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit. 7. Jahr,<br />
Heft 8, 1932, S. 255–256<br />
178 179<br />
Klebelayout mit<br />
Skizzen und<br />
Fotos von Hans<br />
Schwippert aus<br />
einem Fotoalbum,<br />
DKA NL<br />
Schwippert