Ritter 200 Bände KSG

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14 14 Gerhard R. Ritter Die Studie von Heinz Reif über den westfälischen Adel 1770 bis 1860 (Bd. 35, 1979) gab der von den professionellen Sozialhistorikern lange vernachlässigten Adelsforschung in Deutschland wesentliche Impulse. Entsprechende Gruppenbiographien befassten sich mit Bauern und ländlichen Unterschichten, katholische Priestern, Handwerkerchirurgen, Gruppen von Unternehmern, Bankiers, Ärzten, Journalisten, Beamten, Volksschullehrern, Richtern, Professoren, Nationalökonomen, Studenten, kalifornischen Goldgräbern und schließlich auch Soldaten. Daneben wurden soziale Proteste, der Wandel der Agrargesellschaft, die Geschichte der Familie zwischen Tradition und Moderne und das Heiratsverhalten thematisiert. Christoph Conrad hat in einer bahnbrechenden Studie den »Strukturwandel des Alters in Deutschland zwischen 1830 und 1930« (Bd. 104, 1994) untersucht. Der von Heinrich-August Winkler 1974 herausgegebene Band von Aufsätzen über »Voraussetzungen und Anfänge des organisierten Kapitalismus« (Bd. 9, 1974) hat zu einer lebhaften, die Forschung weiterführenden kontroversen Diskussion geführt. Wichtige wirtschaftshistorische Themen behandelte der Deutschland, Frankreich, England und die Vereinigten Staaten vergleichende Sammelband über »Recht und Entwicklung der Großunternehmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert« (Bd. 40, 1979). Doch auch die Untersuchung von Hannes Siegrist über den Übergang vom »Familienbetrieb zum Managerunternehmen« am Beispiel einer Schweizer Firma (Bd. 44, 1981) ist hier zu nennen. Die frühe Durchsetzung der Marktbeziehungen in England behandelte Christiane Eisenberg in einer bis auf die normannische Eroberung 1066 zurückgehenden Studie, 17 Die politische Geschichte im engeren Sinne wurde nur in vergleichsweise wenigen Arbeiten behandelt, etwa in der Untersuchung der »Reformpolitik des preußischen Staatskanzlers Hardenberg« von Barbara Vogel (Bd. 57, 1983)oder die Studie von Hans-Werner Hahn über die hessischen Staaten und den Deutschen Zollverein (Bd. 52, 1982). Der Begriff »Parlamentarismus« kam in den Titeln und Untertiteln der 200 Bände nur in meinem Sammelband, der des Begriffes »Partei« oder der Name ————— 17 Christiane Eisenberg, Englands Weg in die Marktgesellschaft, Bd.187, 2009.
200 Bände »Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft« einer Partei kommt nur in diesem sowie in dem Band über »Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–33)« von Reinhard Neebe (Bd. 45, 1981) oder der Studie von Sebastian Prüfer über »Die deutsche Sozialdemokratie vor der religiösen Frage 1863 bis 1890« (Bd. 152, 2002) vor. Die Arbeiterbewegung oder die Gewerkschaften wurden nur selten thematisiert, etwa in den bereits erwähnten Bänden von Mommsen und Ritter und in den Arbeiten von Rudolf Boch 18 und Christiane Eisenberg 19 und Wolfgang Renzsch 20 . Dagegen hatten Studien über Interessenverbände, wahrscheinlich angeregt durch die schon in der Mitte der 1960er Jahre veröffentlichten Berliner Dissertationen von Hans Jürgen Puhle über den Bund der Landwirte 21 , von Hartmut Kaeble über den Centralverband der Industriellen, 22 in den Kritischen Studien eine starke Beachtung in den insgesamt sechs Arbeiten, darunter denen von Siegfried Mielke über den Hansa- Bund (Bd. 17, 1976) und von Hans-Peter Ullmann über den Bund der Industriellen (Bd. 21, 1976) gefunden. Sehr wenig findet sich zur Wissenschaftsgeschichte, wenn wir von den insgesamt zehn Studien zur Geschichte der Geschichtswissenschaft und der Beschäftigung mit Max Weber in allein drei Bänden absehen. Zu den Arbeiten zur Geschichtswissenschaft zählt die viel beachtete Untersuchung von Willi Oberkro- ————— 18 Rudolf Boch, Handwerker-Sozialisten gegen Fabrikgesellschaft. Lokale Fachvereine, Massengewerkschaft und industrielle Rationalisierung in Solingen 1870- 1914, Bd. 67, 1985. 19 Christiane Eisenberg, Deutsche und englische Gewerkschaften. Entstehung und Entwicklung bis 1878 im Vergleich, Bd. 72, 1986. 20 Wolfgang Renzsch, Handwerker und Lohnarbeiter in der frühen Arbeiterbewegung. Zur sozialen Basis von Gewerkschaften und Sozialdemokratie im Reichsgründungsjahrzehnt, Bd. 43, 1980. 21 Hans-Jürgen Puhle, Agrarische Interessen, Politik und preußischer Konservativismus im wilhelminischen Reich (1893–1914). Ein Beitrag zur Analyse des Nationalismus in Deutschland am Beispiel des Bundes der Landwirte und der Deutsch-Konservativen Partei, Hannover 1966. Inzwischen in zweiter verbesserter Auflage Bonn-Bad Godesberg 1975. 22 Hartmut Kaelble, Industrielle Interessenpolitik in der Wilhelminischen Gesellschaft. Centralverband Deutscher Industrieller 1895–1914, Berlin 1967. 15 15
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