PDF-Dokument herunterladen - AWO Kreisverband Goslar
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Fehlende politische Konzepte mit praktischem<br />
Tiefgang versucht Kallweit hinter Angriffslustigkeit<br />
und aufgesetzter Intellektualität zu verbergen.<br />
So erwiderte er bereits 2005 bei „kandidatenwatch“<br />
auf die Frage eines Interessenten, wie er eine verbesserte<br />
Ausbildungsstellensuche schaffen wolle,<br />
ausweichend: „Die NPD möchte eine Stärkung des<br />
Gemeinsinns erreichen. Das wird ihr oft angekreidet.<br />
Aber schon Rousseau hat festgestellt, daß die Menschen<br />
nur eine sinnlose Ansammlung seien, wenn sie<br />
nichts miteinander verbinden würde. Deutsches Geld<br />
für deutsche Aufgaben – dann ist auch genug für die<br />
Jugend da. Mit freundlichem Gruß P. Kallweit.“<br />
Zitate und selbstbewusstes Auftreten sollen effektive<br />
Politik ersetzen. Nationalismus und NS-orientierte<br />
„Volksgemeinschaft“ halten dabei oft als<br />
Scheinlösung für soziale Probleme her. Kallweit beherrscht<br />
die Tarnung. Ende Juli 2008 schult der fast<br />
23-Jährige seine Anhänger im Unterbezirk zum Thema<br />
„Die Wortergreifungsstrategie und die Angst der<br />
Gegner.“ In einem „gut 45 minütigem Referat“ 4 will<br />
er erörtert haben, „wie Aktivisten auf verschiedenen<br />
Veranstaltungen des politischen Gegners in Erscheinung<br />
treten können um die Standpunkte der Partei<br />
»ungefiltert« an die Zuhörer zu bringen.“ Kallweit<br />
schärft sein Leuten ein, dass sei wichtig, weil „es<br />
über nationaldemokratische Aktivitäten vor Ort stets<br />
nur negative oder gar überhaupt keine Presseberichterstattung<br />
gibt.“<br />
Kallweit möchte Politik „zum anfassen machen“ 5 ,<br />
wie er gegenüber seinen „Kameraden“ einräumt, und<br />
diese dann „hervorragend verkaufen.“ So würden<br />
auch in Vienenburg „mächtig Punkte“ im Rat erzielt<br />
werden, prahlt er innerhalb der eigenen Reihen.<br />
Im Herbst 2008 ist Kallweit in szeneinterne Pläne<br />
zur Gründung einer „Festung Harz“ involviert. Gemeinsam<br />
mit „Kameraden“ aus dem Ostharz soll an<br />
einer verbesserten Kooperation gefeilt werden.<br />
Fehlende Mobilisierung<br />
Doch Patrick Kallweit und seine großen Vorhaben<br />
scheitern immer wieder - wohl auch bedingt<br />
durch eigene hölzerne Parteistrukturen. So gelang es<br />
dem agilen Neonazi bereits im Landtagswahlkampf<br />
nicht, als „Organisationsleiter“ das nötige Potential<br />
an Anhängern auf die Straße zu locken. Intern soll<br />
auch Unmut über Kallweits organisatorisches Chaos<br />
im Vorfeld von geplanten Aktionen geäußert worden<br />
sein. An einer Kundgebung in <strong>Goslar</strong>, kurz vor der<br />
Wahl im Januar 2008, beteiligten sich trotz Anwesenheit<br />
des NPD-Bundesvorsitzenden Voigt nur knapp<br />
4) Fehler im Original<br />
5) Fehler im Original<br />
50 Rechte. Auch im November des Jahres scheitern<br />
Bemühungen, eine Mahnwache „gegen Kapitalismus<br />
und Globalisierung“ durchzuführen. Noch vor<br />
Beginn wird die Veranstaltung durch Ordnungsamt<br />
und Polizei aufgelöst. Mitte Dezember dann scheint<br />
der Kreisbereich <strong>Goslar</strong> eine erneute Aktion in der<br />
Altstadt geplant zu haben. „Ich zähle auf Euch alle!<br />
Aktiviert zu diesem politischen Jahresabschluss noch<br />
einmal alle Kameraden in Eurem Umfeld!!!“, mahnte<br />
Eng verbunden: Patrick Kallweit und der „Kameradschaftssprecher“<br />
Simon Basista von der „Nationalen Kameradschaft<br />
Harz“� NPD-Aufmarsch am 18� Februar 2009 in Osnabrück�<br />
Foto: AR<br />
Kallweit zuvor eindringlich. Doch auch diese Kundgebung<br />
kam letztendlich nicht zustande. Doch Kallweit<br />
gibt nicht auf. Das Interesse von Behörden und<br />
Presse an ihren Aktionen und eine mögliche Zersplitterung<br />
des „Bündnis gegen Rechts“ in <strong>Goslar</strong> seien<br />
gute Vorzeichen, glaubt er und treibt seine Anhänger<br />
weiter an. Wenn eben nicht die Mahnwache Mitte Dezember<br />
durchgeführt werden könne, dann wolle man<br />
sich dennoch morgens um neun Uhr wie üblich auf<br />
dem Parkplatz vor dem Marktkauf in Jerstedt treffen,<br />
um eine „umfangreiche Verteilaktion“ durchzuführen.<br />
Auch „hierfür“, so Kallweit eindringlich, „wird<br />
jede Hand gebraucht!“<br />
Andrea Röpke